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Die Landwirtschaft Schlesiens

Von A. v o n S f r y k , wissenschaftlichem Hilfsarbeiter an der Landwirtschaftskammer Schlesien.

Alle drei großen Gebiete des wirtschaftlichen Lebens sind in Schlesien stark vertreten: Landwirtschaft, Handel und Industrie, und doch zählt Schlesien zu den wichtigsten land­

wirtschaftlichen Gebieten Deutschlands. Die große, weite Ebene zu beiden Seiten der Oder und ihrer Nebenflüsse gibt eine vorzügliche Grundlage für erfolgreiche landwirtschaft­

liche Arbeit. Abgesehen von den eigentlichen Küstenforma­

tionen, kommen in Schlesien alle Bodenarten und Höhenlagen vor, in denen in Mitteleuropa Landwirtschaft beirieben wird.

Vom schwersten Letteboden bis zum reinen Sande und zum Moorboden sind alle Bodenarten vertreten. Desgleichen weist Schlesien in bezug auf die Höhenlage die größten Verschiedenheiten auf. Vom Gebirge, in dem jeder Land­

wirtschaftsbetrieb ruhen muß und den Vorgebirgsgegenden, in denen hauptsächlich Viehzucht betrieben wird, gelangt man in Ebenen, die zum Teil hervorragend fruchtbaren Boden auf­

weisen, wie besonders links der Oder und zu ärmeren, sandigen Böden, auf der rechten Uferseite und endlich zur Heide im Westen Schlesiens, die hauptsächlich von Wald bestanden ist.

Troß alledem aber ist der Ackerboden Schlesiens im großen und ganzen als durchaus fruchtbar und ertragsreich zu bezeichnen. Diese Fruchtbarkeit des Bodens findet zu­

gunsten der Landwirtschaft eine weitere, wichtige Unter- stüßung durch das gemäßigte, milde Klima, das eine lang dauernde Arbeitszeit alljährlich gewährt und infolge seltener unzeitiger Spät- und Frühfröste den Pflanzen eine aus­

reichende Wachiumsdauer gibt. Und so sind dann auch bei genügender Bearbeitung und Düngung die Ernten nicht gering. In den leßten Friedensjahren wurden im Durchschnitt in ganz Schlesien etwa 10K Zentner verschiedenes Getreide vom Morgen geerntet und etwa 78K Zentner Kartoffeln.

Während des Krieges gingen unter dem Einfluß der da­

mals vorhandenen ungünstigen Verhältnisse, von denen noch in folgendem des näheren die Rede sein wird, die Erträge stark zurück, so daß die durchschnittliche Getreideernte nur noch etwa 7'A Zentner, die Kartoffelernte nur etwa 58 Zentner vom Morgen betrug. Seitdem ist eine kleine Besserung ein­

getreten. In den Jahren 1919 bis einschließlich 1923 wurden etwa 8 Zentner Getreide, aber doch nur etwa 57 Zentner Kartoffeln vom Morgen geerntet. Es sei nur kurz erwähnt, daß in diesem Zeitraum das Jahr 1921 hineingehört, in dem dank seiner besonders günstigen Witterung eine Getreide­

ernte erzielt werden konnte, die fast an eine gute Friedens­

ernte heranreichte.

Von der gesamten Ackerbaufläche wurden vor dem Kriege etwa sechs Zehntel mit Getreide bestellt, nicht ganz ein Viertel trug Hackfrüchte, der Rest wurde durch Futter­

gewächse, Hülsenfrüchte, Feldgemüse und Handels- und Gespinstpflanzen genußi. Unter dem Einfluß des Krieges und seiner Nöte, die der Landwirtschaft ganz besonders hart zuseßten, da ihr nicht nur die nötigen Arbeitskräfte mangel­

ten, sondern auch Düngemittel und vor allem Viehfulter nicht in erforderlicher Menge zur Verfügung standen, ging der Getreidebau nicht unerheblich zurück. Der Hackfruchtbau stieg unbedeutend, vorzugsweise aber war es der Futterbau, der eine Erweiterung erfuhr und — ein besonderes Zeichen der Zeit — ein Teil des Ackers blieb ungenußt, als Brache liegen.

Charakteristisch für Schlesien in seinen besseren Lagen ist der starke Anbau von Zuckerrüben, die dort in den meisten Gütern die hauptsächlichste Einnahmequelle darstellen.

Eine Folge des Zuckerrübenbaues sind die vielen Zucker­

fabriken, und Schlesien kann sich rühmen, die erste Rübenzuckerfabrik gehabt zu haben. Wichtig aber ist eine Nebenwirkung des Zuckerrübenbaues. Die für ihn verlangte sorgfältige Bearbeitung und reichliche Düngung erhöht stets auch die Erträge der anderen Pflanzenarten.

W o die Rübe, die hohe Ansprüche an den Boden stellt, nicht mehr lohnend ist, tritt der Anbau der bescheideneren

Schlesien, Kultur und Arbeit einer deutschen Grenzmark 91

Kartoffel in den Vordergrund. Sie wird dann meist am Ort zu Spiritus verarbeitet.

Immer mehr und mehr ist der Landwirt gezwungen, seinem Boden Höchsiernten abzugewinnen, wenn er bei der allgemeinen Ungunst der Verhältnisse überhaupt noch weiter bestehen will. Denn die Erzeugungskosien sind infolge Steigens der Löhne und der Preise für die meisten wichtigen Bedarfsartikel stark gestiegen, stärker als die ja auch zeit­

weilig über dem Friedenspreise stehenden Getreide- und Milch­

preise; dazu kommt der schwer zu erlangende, dann aber durch unverhältnismäßig hohen Zinsfuß teuere Kredit und endlich die schwere Steuerlast, unter der der Landwirt mehr leidet als jeder andere Erzeuger, da er ja keinen Einfluß auf die Preisbildung seiner Erzeugnisse hat. Denn diese Preis­

gestaltung ist abhängig nur von der Lage des 'Weltmarktes.

Diese schwierigen Verhältnisse nun bringen den Landwirt zu immer gesteigerter Intensität, zu immer stärkerer Aufwendung von Arbeit und Kapital, was sich vornehmlich in stärkerer Düngung, sorgfältigerer Bearbeitung, besserem Futter und zuverlässigerer, den örtlichen Bedingungen immer mehr an­

gepaßtem Saatgut auswirkt.

Und so ist denn auch gerade in Schlesien die schon seil langem betriebene, seit Beendigung des Krieges stark ver- vollkommnete Saatzucht sehr entwickelt worden. Schlesische Saatzuchten, um nur die von Cimbal, Trog, Janeßki zu nennen, genießen einen altbewährten bedeutenden Ruf weit über die Grenzen Schlesiens hinaus und manche, in allen Kultur­

ländern zum Bestände des Saatenhandels gehörende, viel­

begehrte Art, ist auf Schlesiens Boden erwachsen. Aber aucli abgesehen von diesen eigentlichen Saatzuchtwirt­

schaften wird in ganz Schlesien immer mehr und mehr dafür gesorgt, daß das dem Boden anzuvertrauende Saatgut von wirklich guter, gleichmäßiger und zuverlässiger Beschaffen­

heit sei. Die zu diesem Zweck durchgeführte Saatenanerken­

nung durch Sachverständige nimmt von Jahr zu Jahr einen größeren Umfang an und gewährleistet immer sichere und größere Erträge von der angebauten Fläche.

Eine weitere Förderung erfährt die Landwirtschaft durch die neu eingerichteten Versuchsringe, in denen unter sach­

verständiger Leitung vergleichende Sortenanbau- und Dün­

gungsversuche durchgeführt werden. Hierdurch wird dem Landwirt die Möglichkeit gegeben, das für seine Wirtschaft, sein Klima, seinen Boden Geeignete auszuwählen und so die Wirtsdiaft in ihrer Erfragsfähigkeit zu fördern. Dennoch aber sind bis jeßt die Friedenserträge im Durchschnitt des ganzen Landes noch nicht wieder erzielt. Das hat seine Ursache darin, daß während des Krieges und in der auf ihn folgenden Zeit der Geldentwertung die für das Bedürfnis der Pflanzen notwendige Düngermenge auch nicht annähernd hatte gegeben werden können. Infolgedessen ist diese Zeit über an der alten, im Boden aufgespeicherien Kraft gezehrt worden, was sich natürlich noch lange hinaus, troß normaler Düngung und Bearbeitung geltend machen dürfte. Audi daß während des Krieges die vorhandenen menschlichen und tierisdien Arbeitskräfte teils verringert waren, teils den früheren Ansprüchen nicht genügten, und infolgedessen eine sorgfältige Bodenkultur unmöglich war, zeigt üble Folgen noch heute. Die erhöhten Ansprüche, die heute an gleich- mäßige und tiefe Bodenlockerung gestellt werden, hat mit dafür beigetragen, daß Dampfpflüge und andere durch moto­

rische Kräfte betriebene Pflüge und sonstige Ackergeräte immer mehr in Gebraudi kommen.

Auch auf einem anderen, für die menschlidie Ernährung noch wichtigeren Gebiete zeigen sich audi heute noch die verhängnisvollen Folgen der durch den Krieg veranlaßfen Mißwirtsdiaft: das ist in der Viehhaltung, besonders in der Produktion von Milch und Milcherzeugnissen. Diese ist durch zwei Ursachen stark zurückgegangen. Die Verhältnisse des Krieges und des Friedens von Versailles zwangen dazu, die Viehbestände und besonders die Milchviehbestände stark zu verkleinern, außerdem aber hat infolge mangelhaften Futters audi die Milchergiebigkeit der einzelnen Kühe so sehr nach­

gelassen, daß sie auf zwei Drittel der Vorkriegserzeugung zurückgegangen war. Diese beiden Umstände haben nun aber zusammen dazu geführt, daß in der Zeit nach dem Kriege die

vom Morgen landwirtschaftlich genußter Fläche erzielte Milch­

menge nur noch etwa sechs Zehntel der vor dem Kriege ge­

wonnenen Milchausbeute betrug. Ganz besonders ist natür­

lich durch diesen Ausfall der nicht Landwirtschaft treibende Teil der Bevölkerung in Mitleidenschaft gezogen worden.

Milch- und Butterknappheit und die immer noch unverhältnis­

mäßig hohen Preise für diese Bedarfsartikel werden von der städtischen Bevölkerung aufs schwerste empfunden.

Einen nicht zu unterschäßenden Verlust hat Schlesiens Landwirtschaft als Kriegsfolge dadurch gehabt, daß ihr ein nicht unbedeutender Teil von Polen und der Tschechoslo­

wakei entrissen wurde. Ganz besonders haben, eine Anzahl von Gütern jeßt schon seit Jahren darunter zu leiden, daß ein Teil ihres Bodens im Deutschen Reich ein anderer jenseits der Reichsgrenze gelegen ist. Die dadurch verursachten wirtschaftlichen Schwierigkeiten wirken in den Grenzgebieten erschwerend auf den ganzen Betrieb und üben einen ungünstigen Einfluß auf den wirtschaftlichen Erfolg dieser Güter aus.

Eine schwere Schädigung erlitt die Landwirtschaft und damit zugleich die Volksernährung auch durch die in den Jahren 1922 und 1923 in vielen Teilen Schlesiens stattgehabten Streike. Besonders der vom Jahre 1923 nahm einen gewal­

tigen Umfang an. In 37 Kreisen wurde auf 1687 Gütern ge­

streikt und großer Schaden besonders dadurch angerichtet, daß die Pflegearbeit an den Rüben nicht ausgeführt werden konnte. Große Werte am Volksvermögen wurden dadurch vernichtet und dabei war der Streik ohne jeden berechtigten Grund vom Deutschen Landarbeiterverband in Szene geseßl worden, während der Zeniralverband der Landarbeiter sich einwandfrei verhielt und alle, damals in der Zeil der steigen­

den Geldentwertung immer wieder notwendig werdenden Lohnerhöhungen durch sachliche Verhandlungen erlangte.

Ein Beweis dafür, daß der schlesische landwirtschaftliche Arbeitgeber stets bereit war, den berechtigten Forderungen seiner Arbeiter nachzukommen. Um eine größere Ausnußung der vorhandenen Arbeitskräfte zu erzielen, um sich von den ausländischen Wanderarbeitern möglichst zu befreien und endlich um den Arbeitern ein größeres Einkommen zu ge­

währen, isl der Arbeitgeberverband bestrebt, die allgemeine Anwendung des in der Industrie bewehrten Leistungs- und Pensumlohnes auch in die schlesische Landwirtschaft einzu­

bürgern. Hierzu sind weitgehende, die örtlichen Verhältnisse erfassende Arbeiten auf dem Gebiete der Landarbeitslehre notwendig.

Die Kriegszeit und die auf sie folgenden Jahre bedeu­

teten für die Landwirtschaft, wie ausgeführt, eine Zeit des Stillstandes, ja des Zurückgehens in der Entwicklung und in der Mengenerzeugung. Seildem nun galt es, das Verlorene wieder zu erringen, weiter aber auch von der verkleinerten landwirtschaftlichen Fläche bei nur weniger verringerter Ein­

wohnerzahl dennoch mindestens den gleichen Anteil am Bedarf landwirtschaftlicher Erzeugnisse im eigenen Lande zu gewinnen, wie das vor dem Kriege der Fall war. Und sobald die Verhältnisse sich einigermaßen gefesligt halten, hat audi tatsächlich die Landwirtschaft Schlesiens unverzüglich wieder begonnen, nicht nur die einstige Höhe wieder anzustreben, sondern weiter zu arbeiten auf demselben Wege. Und so ist neues Leben erwacht, eine Regsamkeit, ein Vorwärts­

streben, viel intensiver, als das vor dem Kriege je der Fall war, wenn auch die Erträge, aus den obenangeführfen Grün­

den, die einstige Höhe noch nicht wieder erreicht haben.

Vereine, Genossenschaften und die Landwirtschafts­

kammer arbeiten an der Ausgestaltung und Vorwärtsentwick­

lung der Landwirtschaft. Die ganze gewaltige Organisation der Genossenschaften wird von sachkundiger Seite in diesen Blättern eingehend geschildert werden, so daß hier über sie hinweggegangen werden kann. Aber auch sonst würde es weit über den Rahmen dieser Schilderung herausgehen, wenn all das viele, was neu geschaffen wurde, wie etwa die V er­

suchsringe, oder vieles, was ausgebaut wurde zur Förderung der Landwirtschaft und insbesondere des geistigen Könnens der Landwirte, hier aufgeführt werden wollte. Es sei nur kurz der wichtigsten und charakteristischsten Einrichtungen E r­

wähnung getan.

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Allen zuvor ist es die Landwirischaftskammer, die daran arbeitet, die Landwirtschaft in allen ihren Bestrebungen zu stüßen und zu fördern. Vornehmlich bedient sie sich dazu des Mittels, das am nachhaltigsten zu wirken vermag: der Fachunterricht und die Hebung der Berufsbildung. Die Zahl der Landwirtschaftlichen Schulen (ehemaligen Winterschulen]

wächst von Jahr zu Jahr, 1914 betrug sie 14, 1925/26 waren es 34 Schulen und die Zeit durfte nicht mehr all zu fern sein, daß jeder Kreis eine eigene Landwirtschaftliche Schule hat.

Diese Schulen bereiten den jungen bäuerlichen Landwirt für seinen Beruf vor. Entsprechend dem Anwachsen der Zahl der Schulen und der Schüler wächst auch die Anzahl der fachmännisch vorgebildeten jungen Landwirte, die alljährlich in die Praxis übergehen, ihre Güter besser, als das sonst geschah, bewirtschaften, als auch gleichzeitig befruchtend auf ihre Dorfgenossen einwirken und so immer mehr Kenntnisse heimtragen zum Wohle der heimischen Landwirtschaft. Die Schuldirektoren und Lehrer haben aber neben der Unter­

richtsarbeit noch eine wichtige Aufgabe zu erfüllen, insofern, als sie als Beratungsbeamte gemeinsam mit den über ganz Schlesien verteilten Tierzuchtinspektoren dem praktischen Landwirt beratend bei seiner Berufsarbeit zur Seite stehen.

Auf diese Weise dringt die gewonnene wissenschaftliche Erkenntnis schnell und sicher auch in die bäuerliche Land­

wirtschaft ein und auch der kleinste Bauer hat somit Anteil an all dem, was die „Theorie“ an praktisch Wertvollem zur Förderung der Landwirtschaft auf Versuchsfeldern und in Laboratorien und sonst erarbeitet.

Während die Landwirtschaftlichen Schulen der Förderung der bäuerlichen Landwirisdiaft dienen, sind für den Mittel­

betrieb weitere Schulen vorhanden. Das sind die aus den früheren Landwirtschaftlichen Schulen in Liegniß und Brieg herausgebildeten Landwirtschaftlichen Aufbauschulen. Ihre Aufgabe ist die Heranbildung zukünftiger Leiter mittlerer Betriebe. Gemäß der beruflichen und sozialen Stellung dieser Betriebsleiter muß die Schule ihren Zöglingen eine Vervollkommnung ihrer Allgemeinbildung gewähren und sie muß sie andererseits mit einem solchen Maß von theoretischen Fachkenntnissen ausstatten, wie es zur erfolgreichen Aus­

übung ihres späteren Berufes notwendig ist. Der Unterricht ist verbunden mit praktischen Arbeiten auf dem Versuchs­

felde. Diese Schulen sind in ihrer neuen Form noch zu jung, um eine Wirkung ihrer Arbeit erkennen zu lassen, wertvoll aber ist, daß auch gerade für den Mittelbetrieb eine fach­

männische Ausbildung durch sie ermöglicht wird.

Dem werdenden Wirtschaftsbeamten für Großbetriebe, der ehe er an die wissenschaftliche Weiterbildung gelangt, eine gründliche Kenntnis der landwirtschaftlichen Praxis sich zu eigen machen, stehen über das ganze Land verstreut zurzeit 117 Lehrwirtschaften zur Verfügung, deren Leiter von der Landwirtschaftskammer als geeignete Lehrherren an­

erkannt sind. Nach erledigter zweijähriger Lehrzeit können dann die jungen Landwirte vor der Kammer eine Prüfung über die landwirtschaftliche Praxis ablegen, die sie für die Beamtentätigkeit empfiehlt. Im Jahre 1924 haben im ganzen 281 junge Landwirte sich dieser Lehrlingsprüfung unterworfen und 250 (gleich 88,97 Prozent) sie bestanden. Den Land­

wirten, die sich zu Leitern von Großbetrieben herausbilden wollen, dient dann zur Erlangung der nötigen wissenschaft­

lichen Kenntnisse das Landwirtschaftliche Seminar in Schweidniß, wo in einjährigem Lehrgang alles Wissenswerte vorgetragen und durchgearbeitei wird. Das Studium am Landwirtschaftlichen Institut der Universität Breslau bereitet mehr für Lehr- und Beratungsfätigkeit vor und kommt für die eigentlichen Praktiker weniger in Frage.

Außer diesen allgemeinen landwirtschaftlichen Schulen gibt es dann noch eine von der Kammer unterhaltene Lehr­

anstalt für Obst- und Gartenbau in Proskau (Oberschlesien), deren Ziel es ist, junge Gärtner, die ihre Lehrzeit in einem gärtnerischen Betriebe ordnungsmäßig beendet haben, sich weiter fortzubildcn und die heutigentags zum erfolgreichen Betriebe der Gärtnerei notwendige Fachbildung sidi aneignen wollen. Dieses Ziel sucht die Lehranstalt durch einen schul- mäßigen Unterricht und durch praktische Betätigung in den ausgedehnten gärtnerischen Kulturen zu erreichen.

Die Schlesische Forstschule in Reichenstein sorgt für die Ausbildung von Anwärtern für den Privatforstdienst durch forstlichen und jagdlichen Unterricht und praktische Unter­

weisung, sowie Erweiterung und Vertiefung der Allgemein­

bildung. Die jungen Forstleute werden dort für ihren Beruf gründlich vorbereitet und zu tüchtigen Forstbetriebsbeamten herangebildet.

Den zukünftigen ländlichen Hausfrauen bietet sich in vier Landwirtschaftlichen Hausfrauenschulen Gelegenheit, nach beendeter Schulzeit einen Fortbildungsunterridit zu erhalten, der sie befähigt, dereinst einen ländlichen Haushalt zu führen.

Hier werden sie ein Jahr außer in den eigentlidien Haus­

haltungsangelegenheiten in der Milchwirtschaft, der Sdrweinehaltung, der Federviehzucht und im Gartenbau unterwiesen, so daß sie dann als kenntnisreiche Gehilfin dem Manne in seiner Berufsarbeit zur Seite stehen können.

Während so die Kammer bestrebt ist, dahin zu wirken, daß möglidist viele junge Landwirte aller Arten eine gründ­

liche sachgemäße.Vorbildung für ihren im Hinblick auf W ohl­

stand und Wohlfahrt des gesamten Volkes so wichtigen Berufe sidi aneignen können, steht sie gleichzeitig den Land­

wirten, die bereits in der Berufsarbeit stecken auf das V ie l­

seitigste mif Rat und Tat zur Seite. Auf die beratende Tätigkeit der Direktoren und Lehrer der Landwirtschaftlichen Schulen ist bereits hingewiesen worden. Neben ihnen sind dann noch eine Anzahl besonderer Berater für die all­

gemeine Landwirtschaft tätig und außerdem die Tierzucht­

inspektoren für die so wichtige Beratung und Förderung auf dem umfaßenden Gebiete der Tierzucht.

Eine große Anzahl wissenschaftlicher Institute der Land­

wirtschaftkammer unterstüßen die Tätigkeit des Landwirts auf allen Gebieten, beraten ihn und sichern ihn vor möglicher Uebervorteilung durch gewissenlose oder manchmal auch gutgläubige Händler, die ihnen Minderwertiges für Brauch­

bares anbieten. Auf allen Gebieten der Tierzucht und der Tierhaltung, des Ackerbaues, der Kulturtechnik, des Maschi­

nenbaues, des Molkereiwesens, des Gartenbaues, der Tier­

zucht und des Forstwesens, der Betriebswissenschaft, der Buchführung wird hier wissenschaftlich gearbeitet und der Praxis das Erprobte empfohlen. Auch auf dem Gebiet der Hauswirtschaft finden Fragende in der Kammer Rat und Hilfe.

Endlich vermiftelt die Kammer landwirtschaftliche Arbeits­

kräfte und Beamte und sorgt für Aufdeckung von Schädi­

gungen durch Verbrechen.

Die Zeitschrift der Landwirtschaftskammer Schlesien ver­

mittelt dem Landwirt in leicht faßlicher Form Kenntnisse über die Fortentwicklung in seinem Berufe und sorgt für Anregung auf allen Teilgebieten dieses umfassenden Gewerbes. Neben den Bekanntmachungen der Kammer und anderer Behörden, und Nachrichten aus dem viel gestaltigen Vereinsleben bringt sie wöchentlidi eine Anzahl Aufsäße über die eigentliche Landwirtschaft, ferner einen regelmäßigen Abschnitt über Steuerfragen, über Gartenbau und Haushalt, einen um­

fassenden Marktbericht über alle Waren, die den Landwirt angehen und endlidi werden im „Fragekasten“ der Zeitschrift im Laufe des Jahres tausende Fragen aus allen Gebieten des ländlichen Lebens fachmännisch beantwortet. Zur Aus­

sprache der Fadigenossen untereinander ist ein „Sprechsaal“

vorhanden, der — besonders in den Wintermonaten, wo der Landwirt Zeit hat, eifrig benußt wird. Auch für Unterhaltungs- sfoff ist gesorgt. Die sehr zahlreichen geschäftlichen Anzeigen dienen dem Landwirt als bewährte Führer für den Geschäffs- verkehr. Auf diese Weise wird der Familie des Landwirts für ein ganz geringes Entgelt wöchentlich ein umfassender, belehrender und anregender Lesestoff vermittelt und die Landwirte machen dann auch reichlich Gebrauch, was sich darin zeigt, daß die Zeitschrift in über 52 000 Exemplaren über das ganze Land verbreitet ist.

Außer allem diesen vertritt die Kammer die Belange des landwirtschaftlichen Berufsstandes nach außen hin, besonders der Regierung gegenüber, und hat, zumal in den leßten Jahren, in denen durch die vielen Neugestaltungen leicht der eine oder andere Berufsstand beeinträchtigt werden konnte, viel dazu beitragen, daß die Stellung der Landwirtschaft nicht noch um vieles schlechter wurde, als sie tatsächlich heute ist.

Schlesien, Kultur und Arbeit einer deutschen Grenzmark 93

Aber auch zur inneren Festigung dieses volkswirtschaftlich

Aber auch zur inneren Festigung dieses volkswirtschaftlich