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Die Breslauer M esse in Gegenwart und Zukunft

Von Carl Wilhelm W o l f .

Eine erschöpfende Darstellung der äußeren Verhältnisse und inneren Beweggründe, die zur Neubelebung der Bres­

lauer Messe führten, müßte zu einer Geschichte der wechsel­

vollen Geschicke des schlesischen Wirtschaftslebens werden, das allezeit hart um das bißchen Dasein zu ringen hatte und kaum je in die Lage kam, sorglos vom goldenen Ueberfluß der Welt zu trinken.

Fast unerträglich war die Lage unserer Volkswirtschaft vor Ausbruch des Weltkrieges geworden. Fern vom W eltver­

kehr und dem belebenden Hauche des Meeres, tief versteckt im äußersten Binnenwinkel des Reiches, beengt und bedrängt durch Grenzen und Zollschranken, namentlich nach Osten hin,

— so mußte der wunderbar reich ausgestattete Boden des schlesischen Landes harte Arbeit von seinen Bewohnern ver­

langen, um Handel und Wandel, Kunst und Wissenschaft ge­

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Messegelände (Fliegeraufnahme} A e r o k a r t o g r a p h . insiitul

ewige Kämpfen mit widrigen Gewalten stählte die Kräfte nehmungslust war mächtig emporgeschossen, man glaubte die und schärfte den Geist. So ist es denn gar nicht überraschend, Morgenluft eines wirtschaftlichen und politischen Aufschwun-nügende Nahrung zu geben. Und immerdar war der Schlesier

auf sich selbst angewiesen. Keines Mediceers Güte zauberte hier Werke der schönen Künste hervor. Aber gerade dieses

beziehungen am besten im Wesen und Wirken einer Messe Befriedigung finden könnte. Der Horizont hatte sich im Kriege geweitet, man hatte freieren Ausblick gewonnen, die

Unter-Irn Messehof W a lt e r S il b e r

daß gerade Breslau im Weltkriege die Stadt wurde, in der ges zu wittern und so einte sich alles das zu dem treibenden die erste neue Messe ihren Ursprung hatte, in der man zuerst Momente, das sich schließlich auswirkte in der Begründung erkannte, daß das Bedürfnis nach Erweiterung der Handels- der Messe.

Es kann keine Rede davon sein, daB die Breslauer Messe deutsche Schiffahrt, die deutschen Banken hatten einen nicht eine Inflationsgründung sei; im Jahre 1916 gab es wohl schon geringen Anteil am Levanteverkehr. Ziel und Aufgabe einer eine leise beginnende Entwertung, aber noch keine Inflation weitausschauenden Wirtschaftspolitik muBte es sein, die alten

Eingang zum Messehof P h o i. K ie iie

beziehungen zum nahen und fernen Osten auszunüBen. Lange Jahre vor dem Kriege schon hatte sich die Aufmerksamkeit der deutschen Industrie dem Balkan und Kleinasien zuge­

wandt. Der Bau der Bagdadbahn lag in deutschen Händen.

In Palästina gab es zahlreiche deutsdie Niederlassungen. Die

Banden unerträglicher Zoll- und PaBplackereien der Nach­

barländer.

Breslau hatte den ersten Anspruch darauf, in den Süd­

osteuropaverkehr wieder voll eingeschaltet zu werden; als taugliches Mitfel erkannten seine Kaufleute und Industriellen

P h o i. W a l i r r S il b e r

im späteren Sinne. Der Gründungsgedanke war ausschlieB- lich darauf abgestellt, die groBen Erfolge unserer Heere auch wirtschaftspolitisch für die Ausdehnung unserer

Handels-Zenfralpunkfe des osteuropäischen Handels mit dem Weltver­

kehr wieder aufs innigste zu verflechten, sie zu befreien aus ihrer allzukontinentalen Zwangslage, sie loszulösen von den Im Messehof

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Schlesien, Kultur und Arbeit einer deutschen Grenzmark die Mustermesse, auf der ein zusammenfassender Ueberblick

über die Leistungen der heimischen Gewerbewelt geboten werden sollte. In den wenigen Jahren ihres Bestehens hat sie ganz allgemein treffliche Dienste geleistet und eine erfreu­

liche Entwicklung genommen. Indessen, die Zeit ist noch zu kurz, um ein abschließendes Urteil über ihren Wert oder Un­

wert abgeben zu können. Möglich, daß der Großhandel wieder völlig zum Warenvertrieb durch Reisende und Agenten über­

geht, — daß er sich von den Messen wieder emanzipiert und der Siegeslauf auch der Breslauer Messe zum Stillstand kommt. Die Wahrscheinlichkeit spricht jedoch dafür, daß bei sorgfältiger Auswahl geeigneter Warengruppen und bei kluger Spezialisierung der Reiz der Messe für Aussteller und Einkäufer immer groß genug sein wird, um ihr die volle Lebensfähigkeit zu gewährleisten. Freilich darf die Breslauer Messe nicht zur Inlandsmesse verkümmern, sondern sie muß die Vorausseßungen sich zu eigen machen, die bei ihrer Grün­

dung maßgebend waren: Ein Anziehungspunkt zu sein für die internationale Einfuhr und Ausfuhr, für den völkerverbinden­

den Welthandel.

Zur Stunde sind die Aussichten hierfür recht trübe. Das Verhältnis zu P o l e n ist immer unleidlicher geworden. Seit Monaten lähmt der Zollkrieg jeden größeren Handelsverkehr.

Die Handelsvertragsverhandlungen kommen nicht vom Fleck und werden immer aufs neue durch politische Zwischenfälle gestört. Die polnische Wirtschaft liegt am Boden, der Zloty sinkt ständig weiter, die Zahlungsfähigkeit der polnischen Kaufmannschaft läßt alles zu wünschen übrig. So ist es natür­

lich, daß die Messe ihre große Aufgabe in bezug auf den pol­

nischen Markt zurzeit nur unvollkommen zu erfüllen vermag.

Aber auch auf dem B a l k a n sind die Verhältnisse noch nicht so gefestigt, daß ein ordnungsgemäßer Handelsverkehr einseßen könnte. Nur B u l g a r i e n nähert sich uns mehr und mehr, lieber die Möglichkeit einer deutschen Messe-Ausstel­

lung in Sofia schweben Verhandlungen.

ln der T s c h e c h o s l o w a k e i herrscht die gleiche Wirtschaftskrisis wie in dem größten Teil Europas; die Kauf­

kraft der Bevölkerung ist aufs äußerste geschwächt; A r­

beiterentlassungen und Betriebsstillegungen sind an der Tagesordnung. Die Breslauer Messe ist zu einem beliebten Einkaufszentrum namentlich der deutschen Sudetenbevölke­

rung geworden, doch kann es unter den gegebenen Verhält­

nissen nur in beschränktem Umfange zu einem Warenaus­

tausch kommen.

R u ß l a n d und die seit Jahrhunderten mit Schlesien eng verbundene U k r a i n e spielen wegen des staatlichen Han­

dels- und Einfuhrmonopols zunächst für unsere Messe gar keine Rolle.

So muß immer wieder betont werden, daß die schlesische Wirtschaft aus Mangel an Bewegungsfreiheit, — daß die

Breslauer Messe aus Mangel an Luft und Raum ihre natür­

liche Entwicklung nicht eher wird finden können, als bis Reich und Staat mit starker Hand die Hindernisse hinweggeräumt haben werden, die Schlesiens Grenze zur Abschlußwand des Abendlandes zu machen scheinen.