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Technik und Wirtschaft : Monatsschrift des Vereines Deutscher Ingenieure, Jg. 25, H. 3

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Academic year: 2022

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Technik und Wirtschaft

H e r a u s g e b e r : Dr.-Ing. O tto B re d t und Dr. Ge o rg F re ita g / V DI-V erlag GmbH, B e rlin NW 7 25. J a h rg a n g

I Individualwirtschaft

oder Planbewirtschaftung?

Von Dr.-Ing. O T T O BREDT, Berlin

W er sich heute theoretisch oder praktisch m it den F ragen der W irtsch a ftsfü h ru n g befaßt, sieht zumeist nur, der Vorstellungsw elt der klassischen Nationalökonomie ent­

sprechend, das H in- und H e r der Geld- und Güterbewe­

gung, in deren H andel und W andel irgendw ie aus P reis­

bildung und K ostenanfall die E ntstehung und V erlagerung w irtschaftlicher W erte zwischen den Polen von A rbeit und K a p ita l erfolgt. I s t er Volkswirt, so w ird er ver­

suchen, a u f dem W ege über F reihandel oder Schutzzoll zu einem E xportüberschuß der heimischen H andels- und Zahlungsbilanz zu gelangen. I s t er Betriebswirt, so bleibt er bem üht, im Rahm en der eigenen Vermögens- und E rfolgs­

bilanz einen U msatzgewinn au f dem W ege der P reis­

verbesserung oder K ostennutzung zu finden. In jedem F alle aber ist es die A ktivierung der jeweiligen W irtsch a fts­

bilanz, welche im B rennpunkt der Zwecksetzung steht, ganz gleich a u f welchem W ege m an nun im einzelnen das ein­

mal gesteckte Ziel zu erreichen versucht.

Treten dann im K räftesp iel der W irtsch aft irgendwie oder -wo Störungen oder g a r K risenerscheinungen auf, so liegt es nahe, ihre U rsachen eben im Liefer- und Zahlungsver­

kehr oder in der P reis- und K ostengestaltung zu suchen und ihre W irkungen folgerichtig durch Eingriff und Regelung in M arkt und Betrieb zu bekäm pfen. In welcher Weise ein solcher Eingriff zwecks Regelung der W irt­

schaft erfolgt, w ird zumeist nicht aus der E rkenntnis der tatsächlichen Zusammenhänge des W irtschaftens selber heraus geboren, sondern von der V orstellung bestimmt, welche die jeweiligen T räg er der M acht im G ang der E r ­ eignisse vom Wesen und Zweck gerade ihrer W irtschaft besitzen. E ntsp rich t diese V orstellung nicht oder nicht mehr dem wirklichen Entw icklungsstände der W irtschaft, so sind mehr oder weniger schwerwiegende Fehlschläge in der W irtschaftspolitik nicht zu vermeiden. Um so weniger, je aktiver gerade die W irtschaftsführung ihre Ziele verfolgt oder g a r bis ins einzelne planm äßig durch­

zusetzen bestrebt ist.

Damit aber w ird die E insicht in die Grenzen und Möglich­

keiten der W irtsch a ft sowie die eigene Fähigkeit, sie an dieser oder jen er Stelle zu meistern, in den M ittelpunkt jeder B etrachtung gestellt. W ird doch von hier aus allein der S tandpunkt gefunden, von dem aus eine W irtschaft in W ahrheit beurteilt und im Sinne einer Gesundung und E rstark u n g g efü h rt w erden kann.

Gerade aber die E insicht in die inneren Zusammenhänge des W irtschaftens ist es, welche heute, wie die Geschichte des vergangenen Jah res m it Deutlichkeit lehrt, dringend einer V ertiefung und Vervollkommnung im Rahm en des w irklichen W irtschaftslebens bedarf. Sie im Sinne einer gesunden W irtschaftsführung als praktisch brauchbaren

S tandpunkt zu gewinnen, aber w ird n u r möglich sein, wenn es gelingt, die inneren Bindungen und Wechsel­

wirkungen aufzudecken, in denen sich nun einmal zwischen den Lebensträgem der W irtsch a ft das Leben der W irt­

schaft vollzieht. Die Schaffung einer Lehre von der W irt­

schaftsdynam ik w ird somit zur Notwendigkeit.

I. Die Dynamik der Wirtschaft

W enn der Volkswirt oder B etriebswirt von der Dynamik des W irtschaftens spricht, so m eint er dam it zumeist den Bewegungsvorgang, ganz gleich ob er nun als K o n ju n k tu r­

verlauf in Menge und Preis oder als Strukturw andlung in M arkt und Betrieb zum Ausdruck kommt.

W enn der Ingenieur die Dynamik der W irtsch aft betrach­

tet, geht er von einer anders gearteten E instellung aus.

F ü r ihn ist es nicht der V organg schlechthin, welcher zur A ufdeckung von Ursache und W irkung e rfa ß t werden muß und zur Kennzeichnung des K räftespiels der laufenden E rm ittlung bedarf. W ird doch ein jeder V organg selbst erst durch die Zustandsveränderung bedingt, die ihrerseits wiederum von Zustand zu Zustand im W echselspiele der K rä fte der V eränderung unterliegt. Gerade aber dieser infolgedessen dynamische Zustand ist es, welchen der Ingenieur als K ern p u n k t seiner Dynamik betrachtet. Und zwar nicht n u r deshalb, weil dieser Zustand gerade durch den a u f ihn und in ihm wirkenden K räftep lan , somit also dynamisch bedingt wird, sondern weil er gleichzeitig auch seinerseits die nächste Zustandsfolge, also den Vorgang, durch den in ihm liegenden W irtschaftsim puls (K ra ft­

resultante) in einer ganz bestimmten S innrichtung wieder­

um dynamisch beeinflußt. Und zwar sowohl im Sinne eines Bewegungsvorganges (kinetisch), als auch einer S pannungsveränderung (potentiell), die ihrerseits wieder­

um zu inneren und äußeren Zustandsverlagerungen zu führen vermag.

V ergleicht man die beiden A uffassungen der W irtsch afts­

dynamik, so sieht man, daß die erste sich m ehr au f die Beobachtung der tatsächlich erfolgten Bewegungsvorgänge (dynamische W irkungen) beschränkt, die sie au f ihre Ursachen und Folgen hin zu untersuchen und im Sinne einer Diagnose und Prognose zu verw erten bestrebt ist.

Demgegenüber ist die zweite von vornherein mehr a u f die E rkenntnis der gesetzmäßigen Bindungen und Wechsel­

w irkungen (dynamische Ursachen) zur E rfassu n g und Beherrschung von Zustand (A ufbau) und Zustandsver­

änderung (A blauf) gerichtet und dam it an sich besonders geeignet, die notwendigen V oraussetzungen f ü r eine F ührung und G estaltung der W irtschaft zu schaffen.

Gerade aber hierin liegt gleichzeitig auch eine große Ge­

fahr, die — wie die Entw icklung des letzten Jahrzehntes zeigt — bei einer rein mechanischen A uffassung der W irt­

schaft zu Überspitzungen im A ufbau und Übersteigerungen im A blauf zu führen vermag, um so mehr wenn sie im Rahmen der eingangs skizzierten einseitigen Einstellungen vom Wesen oder Zweck einer W irtschaft a u ftritt.

49

(2)

W ill m an daher a u f dem W ege einer ingenieurm äßig ge­

fa ß te n Dynam ik die V oraussetzungen f ü r die F ü h ru n g und G estaltung der W irtsch a ft gewinnen, so w ird es zunächst einm al notwendig, zu einer in sich harm onischen E rfassu n g der W irtsc h a ft zu kommen. Dieses aber ist n u r möglich, wenn m an — wiederum im Sinne dieser D ynam ik — ver­

sucht, an H a n d eines p raktischen F alles die tatsächlichen Zusam m enhänge eben vom S tan d p u n k t eines bestim m ten Zustandes aufzudecken und daraus die Gesetze der mög­

lichen Z ustandsveränderungen nach dieser oder je n er R ich­

tu n g hin zu entwickeln. D as aber f ü h rt ganz von selber da­

zu, die E rk en n tn is w irtschaftlicher Z usam m enhänge von den U nternehm en aus zu beginnen, aus deren wirklichem Zu­

stand heraus einzig u nd allein sieh die wechselseitigen B indungen u nd A usw irkungen sowie dam it auch die mög­

lichen Z ustandsveränderungen im Sinne einer W irtsch a fts­

dynam ik ergeben. Dabei aber d a rf dann niem als ver­

gessen werden, daß hier im B rennpunkt des U nternehm ens der handelnde Mensch steht, dessen W illens- und W er­

tungsverm ögen letzten Endes die Dynam ik der W irtsch aft im Sin n e d e r im jeweiligen Z ustand vorhandenen Grenzen und M öglichkeiten bestimm t.

II. Das Unternehmen als Ausgang

E s ist bereits m ehrfach im R ahm en dieser Z eitschrift von m ir d a ra u f hingewiesen worden, d aß der Z ustand eines jeden U nternehm ens im Sinne der W irtschaftsdynam ik sich in der Bilanz der K ap italw irtse h aft ä u ß e r t1). D r e i F a k t o r e n b e s t i m m e n d a s U n t e r n e h m e n : U m s c h l a g ( U m s a t z w i r t s c h a f t ) , R i s i k o ( K a p i t a l w i r t s e h a f t i m e n g e r e n S i n n e ) u n d R e n t a b i l i t ä t ( K o s t e n w i r t s c h a f t ) . Alle d rei w erden w iederum f ü r den jeweils zu untersuchenden F all durch die jeweiligen technologischen und ökonomi­

schen V oraussetzungen bedingt, die selbstverständlich nicht beliebig verändert, sondern n u r von einem gegebenen Entw ieklungszustande aus in dieser oder jen er Richtung beeinflußt w erden können. Die Notw endigkeit, hei der E ntw icklung einer W irtschaftsdynam ik von einem be­

stim m ten F a ll auszugehen, w ird hier also aberm als u n ter­

strichen.

Im folgenden seien daher zunächst einmal an H an d eines praktischen F alles der Z ustand u n d die möglichen Zu­

standsveränderungen eines U nternehm ens der K onsum ­ g üterindustrie u n te r dem Gesichtswinkel einer G esundung der K ap italw irtse h aft untersucht. Zugrunde gelegt w ird die P r o d u k t i o n s k a p a z i t ä t ( U m s a t z l e i ­ s t u n g ) , deren A usnutzung ja vom S tan d p u n k t des U nternehm ens die B edeutung des jeweiligen Umsatzes wenigstens m engenm äßig bestimmt.

U m M ißdeutungen von vornherein auszuschließen, is t in jedem F a lle die gleiche Produktionskapazität zum A n satz gebracht.

D . h. also es is t angenommen, daß nicht etwa L eistun gs­

steigerungen über die bisherige Produktionskapazität hinaus zu einer B eeinträch tigu ng der Verbesserungsm aßnahm en von der M arktseite (Ü b ersättigun g) her zu führen vermögen.

Im Bahm en der so einheitlich gew ählten Produktionskapazi­

tä t sind dann die Auswirkungen einer etwa von der Markt­

seite her auftretend en m engenm äßigen Absatzschrum pfung (B elastu n g in % der V olleistu ng) das eine M al (untere B ild ­ reihe) im Sinne des wechselnden K ostenan falles (K osten­

kurve), das andere M al (obere Bildreihe) im Sinne der K apitalbeanspruchung (K apitalbedarfskurve) ausgewertet.

D ie hierbei zugrunde gelegten Um schlagsverhältnisse werden durch die jew eiligen technologischen und ökonomischen V or­

aussetzungen bedingt. Ihre E inzelheiten sind aus der Zalilen- ta fe l 1 ersichtlich. Zur E rm ittlun g der sich a u f Grund be­

stim m ter U m schlagsverhältnisse (hier im Bahm en eines F alles i) K a p it a lw ir t s e h a f t u n d U n te r n e h m e n , T. u. W . H e f t 12 (1931).

als konstant angenommen, was an sich nicht etw a zwangläufig e in tr itt!) für verschiedene Beanspruchungsgrade ergebenden Auswirkungen a u f Bisiko und B en tab ilität is t in der oberen Bildreihe dem K apitalb ed arf die jew eils vorhandene E ig en ­ kapitalbasis, in der unteren Bildreihe dem K osten an fall die jew eils vorhandene P reisbildun g (Stückertrag) gegenüber­

gestellt. Dadurch werden im K a p ita lfeld e diejen igen Zonen ersichtlich, in denen ein Unternehm en Überfluß an E igen ­ k ap ital (unter dem E igenkapitalniveau) oder B ed a rf an Frem dkapital (über dem E igenkapitalniveau) hat, während sich im K ostenfeld e die V erlust- bzw. Gewinnzonen über bzw.

unter dem M arktpreisniveau abzeichnen.

Da von dem jew eils auftretend en G esam tkapitalbedarf norma­

lerweise ein T eil durch den L ieferan ten kred it (hier m it drei M onate Ziel a u f den durchschnittlichen m onatlichen M aterial­

bedarf angesetzt) gedeckt werden kann, ergibt sich in der K apitalzone zwischen dem Schnittpunkt des E igen kap ital­

niveaus m it der G esam tkapitalbedarfskurve und derjenigen nach A bzug der Lieferantenkreditdeckung ein senkrechter S treifen , der die eigentlich e kapitalw irtschaftliche Kemzone des Unternehm ens darstellt. Oder m it ändern W orten, inner­

halb des so erm ittelten W irkungsbereiches kann die Aus­

nutzung des betreffenden L eistungsgrad es im Bahmen der normalerweise einem Unternehmen ohne Inanspruchnahme von weiterem Frem dkapital, z. B. von Bankkrediten, erfolgen.

Innerhalb dieser Kernzone tr itt zwar eb en falls bereits eine F reisetzun g von K a p ita l ein, die jedoch a u f dem W ege über die Verkürzung der L ieferan ten kred ite und der dabei zu er­

zielenden K assaskonti zu einer K ostensenkung bzw. Bentabili- tätssteigeru n g verwandt werden kann. Unterschreitet die U m satzleistu ng die Kernzone, so tr itt ein Überfluß an E igen­

kapital ein. Steigert sich der U m satz über die Kernzone hinaus, so wird die A ufnahm e von frem den M itteln in zu­

nehmendem A usm aße erforderlich. D as Unternehmen wird som it nur unter erhöhtem B isiko arbeiten, da m it der Inan­

spruchnahme der frem den M ittel auch d ie G efahren irgendwie gearteter fremder Einflüsse, sei es unm ittelbar, sei es unter dem Krisendrucke des Marktes, wächst. Solange die in A n­

spruch genommenen frem den M ittel durch die eigenen K assenbestände und ku rzfristigen A ußenstände (liquide Be­

triebsm ittel) gedeckt werden, is t die G efahr normalerweise w eniger drängend. W erden jedoch auch fü r die Finanzierung der W arenbestände oder gar der eigenen A nlagen fremde M ittel in Anspruch genommen, tr itt ein zusätzliches Bisiko auf.

A u f die verwendeten E rm ittlungs- und Darstellungsmethoden kann hier m angels Baum es nicht näher eingegangen werden.

Sie sind bereits in der un ten 2) verm erkten Veröffentlieliung näher beschrieben. Soviel über die Untersuchungsmethode.

Z u r E rö rte ru n g steht nunm ehr als „zu behandelnder F a ll“

das jeweils u n te r a) d er Abb. 1 u nd 2 (vgl. auch Zahlen­

tafel 1) charakterisierte U nternehm en. W ie aus der D ar­

stellung deutlich ersichtlich, ist aus irgendwelchen Gründen, sei es durch eingetretene A bsenkung des Preisniveaus, sei es durch Steigerung der K osten oder dgL die Rentabili­

tätsw ende (vgl. C. K osten) bereits bei 80 % der Volleistung eingetreten. Gleichzeitig ist infolge des langsam en Um­

schlages. der — wie aus der Z ahlentafel 1 ersichtlich — sowohl durch die V erhältnisse in d er F ab rik a tio n als auch in der F ertig u n g bedingt ist, der B e d a rf a n frem den M itteln d erart gestiegen, d aß sich die K apitalan sp an n u n g bereits bei V olleistung einem K risen p u n k te nähert-. An sich bedeutet eine A bsatzschruinpiung zw ar eine k ap ital­

m äßige E ntlastung. Gleichzeitig jedoch treten , sowie der M engenumsatz u n te r 80 % der V olleistung sinkt., V erluste auf, die zu einer w eiteren V erk n ap p u n g der E igenkapital­

basis u nd infolgedessen zu einem zusätzlichen B e d arf an frem den M itteln von dieser Seite her führen.

Typisch f ü r das U nternehm en ist, d a ß nicht n u r die Ren­

tabilitätsw ende sta rk nach rechts, d. h. also nach der V oll­

leistung zu verschoben ist, sondern d aß gleichzeitig auch die k apitalm äßige K em zone u n g efä h r in dem gleichen A us­

m aße nach links, d. h. also nach dem N ullpunkt hin, ver-

2) M e B e t r i e b s u n t e r s u c h u n g , W e g e u n d F o r m e n , V D I - V e r la g 1931.

(3)

a,. Derzubehande/nde F a ll b. Intensivierung der Fabrikation

100 % Leistung q to 20 30 HO ¡Q 60 70 SO 30 jooz, Leistung

IRTroo7-1lmi1

A b b . 1. R atio n a lisie ru n g d es U n te rn eh m e n s durch Intensivierung und K o n zentrierung d e r W irts c h a ft (K o n s u m g ü terin d u s trie )

a . Der zu behandelnde Fall du. Bereinigung des Verkaufs e. Bereinigung der Fabrikation

•~A. Umsatz-1.5 M/U. kn I5.3ttilt RH)im Jahr

20 so ho m so io So so L e ts ru n g

•A U m satz- 1,5 M illk g (2 ,7 M ill. R M ) im J a h r

C. K o sre n

— 0,00

R M /R g 0.00 —

-3 .5 0 3 ,5 0 -

— 3.oo 3 fi0 —

-2 ,5 0 4 5 0 -

— Z.oo e rz ie lte r P re is

2,00—

- l.s o I S O -

0 5 0 -

e rz ie lte r P re is 1,80

\r l5 0

|RT B»Z?laAe)l

A bb. 2. B ereinigung d e r W irts c h a ft durch K o o p e ra tio n und P fle g e d es U n te rn eh m e n s (K o ns um gü terin dus trie )

(4)

la g ert erscheint. D ie beiden f ü r das U nternehm en w ichtig­

sten W irtsch a ftsp u n k te sind nach den jeweils E xtrem en hin abgedrängt. E ine H arm onie zwischen beiden im Sinne einer gesunden W irtsch a ftsfü h ru n g ist zunächst nicht ohne w eiteres zu erzielen. W as also tu n ?

I n der Abb. 1 ist versucht, das U nternehm en durch In te n ­ sivierung der F ab rik atio n ( b ) un d durch K onzentrierung bis zu r letzten V erteilung (c) zu rationalisieren.

F ü r die Intensivierung der F ab rik atio n ist ein technischer A usbau erforderlich, der erhebliche M ittel an Investierun­

gen (A nlagen) erfordert. E s gelingt, den Umschlag in der F ab rik atio n erheblich zu beschleunigen, wodurch eine E n tlastu n g im K ap ita lb e d a rf ein tritt. Demgegenüber w ird jedoch durch die F estlegung w eiterer Teile des E igen­

k ap itals in A nlagew erten die K em zone des U nternehm ens noch w eiter nach links, d. h. zum N ullpunkt hin, ver­

schoben. Zudem verrin g ert sich der in der K em zone ge­

gebene Spielraum , was aus d e r D arstellung deutlich e r­

sichtlich wird. Vom R e n tabilitätsstandpunkt aus w ird eine erhebliche K ostensenkung erreicht. H ierdurch gelingt es, die R entabilitätsw ende m ehr zu r M itte hin zu verlagern. Das U nternehm en ist somit auch noch bei einer Absenkung der L eistung bis etw a 57 % rentabel. Gelingt es, die U m satz­

leistung etwa in dem oberen D rittel der P roduktionskapazi­

tä t dauernd zu erhalten, so w ird es möglich sein, aus den so erzielten Gewinnen nach un d nach die E igenkapital­

basis zu stä rk e n und somit die K ap italw irtsch aft zur Ge­

sundung zu bringen. T reten jedoch w ider E rw a rten zusätzliche U m satzsehrum pfungen ein, die das U n ter­

nehm en in die V erlustzone führen, so w ird der dann a u f­

treten d e V erlust fa st in seiner ganzen Schwere sieh in eine w eitere Inanspruchnahm e frem der M ittel auswirken, da dem U nternehm en eine Reserve an Betriebsm itteln aus Eigen- k a p ita l nicht zu r V erfü g u n g steht. D. h. also m it ändern W orten, ein V erlust m uß durch die Inanspruchnahm e von F re m d k ap ital gedeckt werden.

C harakteristisch f ü r dieses U nternehm en ist, daß es zw ar gelungen ist, bei U m satzsehwankungen die Chancen zu vergrößern. Um dies aber zu erzielen, m ußte eine V er­

m ehrung des Risikos in K a u f genommen w erden, was nam entlich durch die V erlagerung und Verschm älerung der K em zone deutlich zum A usdruck kommt.

E s ist daher n u r verständlich, d aß ein derartiges U nter­

nehm en versucht, sich u n te r allen U m ständen einerseits eine möglichste A usnutzung seiner L eistungsfähigkeit zu sichern. A u f der ändern Seite m uß es aber d a ra u f be­

dacht sein, möglichst schnell in den Besitz von B arm itteln zu kommen. D er S ch ritt zu r K onzentrierung bis zu r letzten V erteilung ist daher eine naheliegende Folge. Um bis zum letzten K onsum enten vorzudringen, m uß das U n t e r n e h m e n sich Ladengeschäfte einrichten. D azu werden w eitere Investitionen erforderlich, und zw ar auch dann, w enn die L äden selbst n u r gem ietet werden. N unm ehr deckt das E igenkapital gerade noch die A nlagen. Die Be­

triebsm ittel m üssen also ganz durch Inanspruchnahm e von F rem d k ap ital aufgebracht werden. Zw ar gelingt es aber­

mals, die R entabilitätszone (vgl. C. K osten) noch weiter zu verbreitern, das U nternehm en also von dieser Seite aus gegenüber A bsatzschwankungen unem pfindlicher zu machen. H ierbei ist jedoch eines die V oraussetzung. D er erzielte P reis, der hier so erm ittelt w orden ist, daß e r den L adenpreis abzüglich der durch die Läden entstehenden K osten deckt, d a r f nicht in besonders starkem M aße durch irgendwelche Einflüsse der K onkurrenz oder des

M arktes gedrückt werden. Sonst w ird die R en tab ilitäts­

zone, wie aus der D arstellung deutlich ersichtlich, schnell verschm älert, um so m ehr als der g rößere A nteil a n fixen K osten hier zu einer Beschleunigung der G ew innm inderung fü h rt. H a t sieh also der U nternehm er, wie dies nicht selten der F a ll ist, da ihm der M aßstab der fre ien P reis­

bildung fehlt, in der Setzung seiner Ladenpreise aus irgendwelchen G ründen zu seinen U ngunsten verrechnet, so h a t er den Schaden in w eit stärkerem A usm aße zu tragen, als dies in frü h e re n F ällen der F a ll w ar. Dem­

gegenüber zeigen die K apitalverhältnisse, d aß das U nter­

nehmen zw ar durch die laufenden K asseneingänge bei V olleistung in den oberen Leistungszonen geringere fremde M ittel in A nspruch nehmen m uß. D as B ild ändert sich jedoch sehr schnell, sowie die L eistung u n te r das obere D ritte l herabsinkt. D. h. also das U nternehm en w ird ge­

rade dann in erheblichem A usm aß a u f die Inanspruchnahm e frem der M ittel angewiesen sein, w enn es ihm Umsatz- und kostenm äßig schlecht zu gehen beginnt. Die durch die R ationalisierungsm aßnahm en a u f dem W ege der Konzen­

trie ru n g bis zur letzten V erteilung erneut erzielte Steige­

ru n g der Chance w ird also aberm als von einer zusätzlichen V erm ehrung des Risikos begleitet, das gerade darum ge­

fährlich ist, weil es in K risenzeiten zu einer zusätzlichen A bhängigkeit von der B ereitstellung frem d er M ittel führt.

I n Abb. 2 ist zu r G esundung des U nternehm ens ein andrer W eg gewählt. Zunächst w ird versucht, durch Zusammen­

arbeit m it G roßabnehm ern zu einer B ereinigung des Ver­

k aufs a u f dem W ege einer Steigerung der mengenmäßigen Einzelabnahm en u n te r A usschaltung des teueren eigenen V erk au fsap p arates zu gelangen. Selbstverständlich ist dies nicht ohne Gegenleistung möglich. D er Großabnehmer verlangt f ü r das, was er bietet, einen zusätzlichen Rabatt, d er sich in einer P reiserm äßigung (vgl. C. Kosten) von z. B. 10 % äu ß ert. D urch die gleichzeitige Kostensenkung gelingt es zw ar, die R entabilitätsw ende des Falles a) bei einer A usnutzung von 80 % beizubehalten. Infolge des Abbaues der fixen K osten im V erk au f w ird aber gleich­

zeitig die P rogressivität der K ostenkurve gem indert, d. h.

also die Gewinnchance bei Leistungssteigerung beschränkt.

Dem steht allerdings gegenüber, daß auch die Verlust- möglielikeit im F alle einer A bsatzschrum pfung geringer w ird, w odurch sieh das E rfolgsrisiko nach dieser Seite hin günstig gestaltet.

D urch die B ereinigung des V erkaufes a u f dem W ege einer K ooperation m it G roßabnehm ern w erden aber vor allen Dingen auch die K apitalverhältnisse des Unternehmens verbessert. D er G roßabnehm er nimmt, als E n tg e lt für seinen R a b a tt in H öhe von 10 % nicht n u r g ro ß ab, son­

dern zahlt a u f der ändern S eite auch Kasse. D adurch wird der durch die A ußenstände der K un d sch aft bedingte K a p ita lb e d a rf des U nternehm ens a u f ein Minimum be­

schränkt. Gleichzeitig aber w erden auch durch die nun­

m ehr nicht m ehr notw endige L ag erh altu n g im Großen weitere K ap italan teile freigesetzt. Die F olge davon ist, d aß sich die K em zone des U nternehm ens verbreitert und nach der M itte hin zu verschiebt. R entabilitätsw ende und K em zone haben sich also bereits einander im Sinne einer G esundung der K a p italw irtsc h aft genähert.

F ü r das U nternehm en t r i t t n u n eine w eitere N otwendigkeit a u f : näm lich seine F ab rik atio n in vorsichtiger W eise so zu entwickeln, daß es auch im R ahm en der gegebenen A bsatzverhältnisse einen eigenen N utzen zu erzielen ver­

mag. E s gelingt, durch einen planm äßigen ab e r m aß­

vollen A usbau des inneren Betriebes nicht n u r den K ap ita l-

(5)

b ed a rf w eiter zu senken, sondern gleichzeitig auch die R entabilitätszone zu verbessern. Der G roßabnehm er er­

möglicht die E instellung au f eine im Sortim ent vereinfachte und in der Absatzmenge geregelte F abrikation.

Die Absatzschwankungen und Be­

lastungsstöße des M arktes, die ja nicht n u r durch die K o njunktur, sondern auch durch die zahlreichen W ünsche der K undschaft bedingt sind, wirken sich nicht mehr unm ittelbar au f das industrielle Unternehmen wie in den F ällen der ersten Bildreihe aus, son­

dern werden durch den dazwischen geschalteten Großabnehm er aufgefan­

gen und bis zu einem gewissen Grade auch ausgeglichen. Infolgedessen ist es w eiter möglich, den Lagerbestand an F ertig fab rik aten zu senken und den Umschlag in der F abrikation in­

folge der Typisierung und Verbesse­

rung der fließenden Arbeit zu be­

schleunigen. A udi hier werden somit in H albfabrikaten und Rohstoffen ge­

bundene K ap italanteile frei.

r*v\vo.xv\ v \\\\\\\m \\ \\m \\\\\\v r \ \\w \v n

C. Waren-fngebot (Preisbildung)

0,1 -

Marktpreis-, niveau mveau

E. Leerlauf-C harakteristik des Unternehmens

Maßstab des M ittelfeldes-- ¿'-1 der Eckfelder

mveau mveau

Nunmein- hat sich die K em zone (vgl.

B. K ap ital) ganz in die M itte des Unternehm ens verlagert. A uf der ändern Seite h at die R entabilitäts­

wende nicht n u r die Kernzone erreicht, sondern sich bereits über die M itte hinaus in die untere H älfte der P ro ­ duktionskapazität verschoben. Je tzt erst ist vom S tandpunkt einer gesun­

den K ap italw irtsch aft eine H arm onie

B. Arbeits-Beschaffung

(Konsumbildung) D. K a p ita l-B ild u n g

(R entabilität)

-MiHKM

A b b . 3. D as U nte rn eh m e n als L e b e n s trä y e r d e r W irts c h a ft

zwischen den H au p tfa k to re n des

Unternehm ens erzielt, die selbstverständlich niemals eine E r­

starrung, sondern stets n u r eine sinnvolle F ü h ru n g zu be­

deuten vermag.

Dam it sind aber auch gleichzeitig die Richtlinien f ü r den jeweiligen A ufbau der W irtschaft im Sinne einer W irt­

schaftspflege gegeben.

Z a h le n ta fe l 1. B e re c h n u n g s g ru n d la g e n zu Abb. 1 bis 3 bei 8 0 % d e r V o lle is tu n g

I. Um satz Fall

t bis c Fall d bis e

III. K osten­

an fall

(in 1000 RM)

Fall

fe s t variabel

Fall b f e s t variabel

Fall c f e s t variab el

Fall d f e s t variabel

Fall

f e s t variab el

M enge in 1000 k g ...

W ert in 1000 R M ...

E rzielter Preis in RM/kg (im Durchschnitt)

1 500 3 000

2,00 1 500 2 700 1,80 II. K a p ita l­

b edarf

(in 1(100 RM) Fall

a Fall

b Fall

c Fall

d Fall

e

Immobilien 110 150 150 110 110

Mobilien . . . 440 650 850 440 490 A nlagen . . . 550 800 1000 550 600 W arenbestände 900 450 670 782 522 A ußenstände . 720 720 288 288 F lü ssig e Mittel 30 30 30 30 30 Betriebsm ittel 1650 1200 700 1100 840 Gesamtbedarf . 2200 2000 1700 1650 1440

B e m e r k u n g : A ls „ feste r K apitalb ed arf“ ist außer den je w e ilig e n A n la g e w e r te n ein feste r B e tr le b sm ilte lfo n d s

v o n 100 000 RM v errechn et

Material . . Lohn usw.

A bschreibung V erzinsung . Reparatur . . Energie . .

100 70 55

1 440 400

110 75

60 100 80

1 440 240

30 100

60 100 80

1 440 240

30 100

100 70 55

1 440 400

110 75

50 80 60

H erstellu ng Verw altung Vertrieb

225 50 250

2 025 100 350

240 50 250

1 810 100 350

240 45 105

1 810 90 110

225 50 10

2 025 100 290

190 50 10 Selbstkosten . 525 2 475

525

540 2 260 540

390 1 960 390

285 2 415 285

250

Insgesam t . 3 000 2 800 2 350 2 700

1 440 300

40 65 1 835

100 290 2 225

250 2 475 E r l ä u t e r u n g z u A b b . 3 : Die „ L e e rla u fc h a ra k te ris tik k e n n ze ic h n e t de je n ig e n Z u sta n d , bei dem d as b e tr. U n te rn eh m e n , v o lk s w irts c h a ftlic h b e tr a e n te t, „nichts s c h a fft“ , und z w a r w e d e r im positiven noch im n e g a tiv e n S in ne A u f d ie große B ed eu tung g e ra d e d ie s e r C h a ra k te ris tik fü r d ie B eu rte ilu n g von U nte rn eh m u n g e n w ird in s p ä te re n A u fs ä tze n noch n ä h e r einzu gehen sein.

53

(6)

III. Die W irtschaft als Ziel

E~ iss u n s selw rväretändlica, d aß die hier dargesteiken Enrw i .-khm gsreü«:. die ja n u r einen bestim m ten Zustand eir.es U nternehm ens K en su sig m erisd asrrie • und die aus ihm steh ergebenden p rak tisch rafigtichen Z ustanas- veränderungen einer näheren N .u riprüt ung unterziehen, noch nicht etwa die W irtschaft in ih rer ganzen M annig­

faltigkeit zu erfassen vermögen. W ill m an h ie rfü r die notwendige Einsicht gewinnen, ■wird es erforderlich sein, das eben dargelegte Beispiel a n H a n d w eiterer praktischer F äh e zu ergänzen u nd im einzelnen auch zu vertiefen.

Im m erhin gestatten die so a ungedeckten wechselseitigen B indungen und A usw irkungen bereits einen Einblick wenigstens in einen ..Z ustand" der W irtschaft und die von hieraus p raktisch möglichen Zustandveränderungen ies industriellen U nternehm ens, wie sie heute nicht zu den Seltenheiten gehören.

Nun genügt es acer nicht, einen solchen Zustand des Unter­

nehmens in dem inneren Zusammenhänge allein zu be­

trachten. Ist doch ein jedes Unternehmen nicht nur ein in sich irgendwie dynamisch bedingtes W esen. sondern gleichzeitig auch einer der Lebensträger der Wirtschaft, der Arbeit schämt und Geld schöpft. Ware anbietet und Kapital bildet, ganz gleich auf welchem Wege und in welcher Form dies nun geschieht. Es kommt also daran!

an. nach der Feststellung, wie sich die vom Markte, d. h.

also von den ändern Trägern wirtschaftlicher Betätigung auseecenden Impulse auf das beobachtete Untemehmeu in diesem oder jenem Falle auszuwirken vermögen, nun auch anderseits naehzuprüfen. welche Impulse umgekehrt nach dem Markte hin jeweils von dem betreffenden t ntemekmen aus auftreten können.

D a te i muß ms.r sich aber vor allen D ingen darüber isla- sein, daß neben den bereits erwähnten, technologischen und ökono­

mischen. Voraussetzungen. insbesondere das jew eilige Ausma ß

".es E igen k ap itals und der sta n d der jew eiligen Preisbildung es sind, welche den M aßstab fü r a lle B eziehungen bilden.

E s würde nun hier zu w eit führen, die g e rad e in diesen beiden R ichtungen vo rh&ndenen G renzen und M öglichkeiten der K a p ita lta ila n z und P reisbildun g zur Beeindussung der W irt­

sch a ft zu untersuchen, so w ich tig diese F ragen an sich anch fü r eine zesunde Führung und Gestaltung von Unternehmen.

Branche und W irtsch aft sind. S ie zu erhellen und zu er­

gründen. muß daher späteren A u fsätzen V orbehalten bleiben.

H ier kommt es im Sinne der FragensteD ung des A u fsatzes zunächst nur d arau f a n zu klären, welche Im pulse u n i welche F eig en im F eld e der W irtsch aft von den einzelnen Zustands­

veränderungen der oben, bezeiohneten Unternehm en auszugehen eermö-zen. Muß m an sieh doch g e ra d e heute darüber klar sein.

3aR jeder einzelne A u fb au und A b lau f, jed e H andlung und U n terlassu ng sieh in jedem F a lle nicht nur n ach innen a u f den Zustand des Unternehm ens P o ten tia l = V erm ögen '. son­

dern auch nach außen a u f die Zustan.lsveränderung der W irt­

sch aft Im puls — V orgaagl auswirkt.

Um mm die Bedeutung der von d en einzelnen Unternehmen aus auf die Wirtschaft ausgehenden Wirkungen im Sinne der hier entwickelten Wirtschaftsdynamik zu erhellen, sind in Abb. 3 die von den einzelnen Fällen ausgehenden Im­

pulse systematisch nach den vier Hauptriehtungen des Wirtschaftens zusammengestellt. .

D i e K a p i t a l k u r v e n kennzeichnen nicht nur. be­

zogen auf das Eigenkapitalniveau, die wertmäßige Be­

deutung der in Anspruch genommenen, d. h. dem Markte entzogenen fremden MitteL die nur durch irgendwelche

„Geld-Schöpfung" ■A • aufgebracht werden können. Sie

weisen um gekehrt auch, bezogen a u f das M arktpreisniveau, die M öglichkeit au f. bis zu welchem G rade ein Unter­

nehmen ans eigener K ra ft zu r ..Arbeitsbeschaffung“ und dam it K onsum bildung i B > beizutragen verm ag. Hierbei ist zunächst davon abgesehen worden, a u f welchem Wege und in welcher F orm die G eldschöpfung und Arbeits­

beschaffung im einzelnen erfolgt, so sehr gerade diese F ra g en der näheren U ntersuchung bedürfen.

D i e K o s t e n k u r v e n bedingen demgegenüber nicht r.ur. bezogen au f das E igenkapital, das Ausmaß der gerade heute so wichtigen „K apitalbildung“ i Rentabilität 1. son­

dern geben gleichzeitig anch um gekehrt, bezogen auf das M arkrpreisniveau. die Möglichkeit an. bis zu welchem G rade ein U nternehm en von sieh aus das „Warenangebot"

P reisbildung und dam it den K a m p f tun den Absatz zu fü h re n vermag.

E s ist n un im R ahm en diese- A ufsatzes nicht möglich, auf alle sich aus den K u rvenfeldem ergebenden Impulse und A usw irkungen einzugehen. N u r a u f das eine sei jedoch in diesem Zusam menhänge hingewiesen. Überall zeigt sich als C harakteristik der betreffenden dynam ischen Zustands- t'ormen des U nternehm ens das. was bereits an Hand der einzelnen F älle gesagt worden ist. U nd dabei ist es dann interessant festzustellen. wie ungünstig nach der Seite der Geldschöpifung und Arbeitsbeschaffung gerade in schlechten Z eiten die Reihe der U nternehm en liegt, welche auf dem W ege d e r Intensivierung u nd Konzentrierung der Wirt­

schaft rationalisiert worden sind. Zwar ist die Gewinn­

chance bei H ochkonjunktur h ier seh r beträchtlich. Wird sie aber nicht tatsächlich erzielt u n d f ü r die Bereinigung der weit überspannten Kapitalverhältnisse, also zur inneren S tärk u n g verw endet, treffen konjunkturelle Rück­

schläge oder g a r krisenhafte \ erlöste ungehemmt und un- geschwächt a u f die viel zu schmale und viel zu einseitige Basis des ü bersteigert«! A ufbaues. Ein Zusammenbruch ist dann meist tro tz der bei ausreichender Belastung vor­

handenen beträchtlichen Chancen nicht zu vermeiden.

Dem gegenüber steht das im Sinne der Abb. 2 ent­

wickelte U nternehm en ( F a ll e t. dessen Führung sieh auf die gerade ih r gegebenen G renzen und Möglichkeiten des W irt S c h a tt e n s besonnen und in diesem Sinne ge wirtschaftet hat. H ie r sind zw ar nicht so g ro ß e Chancen gegeben, aber nicht n u r nach der Gewinn-, sondern auch naeh der Ver­

lustseite hin. D a fü r zeigt aber die Kapitalkurve den natürlichen Z ustandsveriauf des gesunden Unternehmens, das in Zeiten der Absatzschrumpfung Geldflüssigkeit aui- weisr. aus der wiederum im S inne des bekannten Kon- junkturzyklus die E xpan sio n sk räfte sieh entwickeln, welche zur B etätigung und dam it zur Arbeitsbeschaffung und K onsum bildung drängen.

Die Lehren, welche gerade diese K u rv en m ithin für die F ü h ru n g von U nternehm en. B ranche a n d Wirtschaft er­

geben. d ü rfe n nicht nnterschätzt werden.

Es w ird w eiterer U ntersuchungen und Durcharbeitungen bedürfen, tun hieraus die geeigneten Grundlagen und R ichtlinien f ü r eine Wirtschaftsführung im S inne einer Gesundung und E rsta rk u n g der Wirtschaft zu schaffen.

Das eine aber k ann heute bereits als erwiesen betrachtet werden: a u f dem Wege der Planbewirtsehaftung von oben her. noch dazu m it dem Maßstabe reiner Mengenberech- nung. k ann eine derartige Entwicklung der Wirtschaft

niemals erfolgen. [1330]

(7)

Versicherung und Industrie in der Nachkriegs­

entwicklung

Von Generaldirektor Dr. KURT SCHM ITT, Berlin

D ie V ersicherung h a t nach deyn K rieg e f ü r die Iyidustrie erhöhte B e d e u tu n g erlangt. Technische S te ig e ru n g der industriellen E n tw ic k lu n g bedeutet S te ig e ru n g der R isik e n . V ersich eru n g ssch u tz be­

d eu tet f ü r die In d u s trie zudem V erein fa ch u n g der K a lk u la tio n u nd S te ig e ru n g der W e ttb e w e rb sfä h ig ­ keit. I n der gegenwärtigeyi Z e it ko m m t d er V er­

sicherung ei)ie besondre B e d e u tu n g als L iq u id itä ts­

reserve zu . D ie V ersicherung hat sich dem ver­

g rö ß erten A u fg a b e n k r e is a n g e p a ß t durch S te ig e ­ rung und V e rfe in e ru n g d er V ersicherungstechnik.

I n den J a h re n naeh dem K riege h at die Bedeutung der V ersicherung in allen Zweigen der gewerblichen W irt­

schaft gegen frü h e r ganz erheblich zugenommen. Dies beruht zunächst d arau f, daß die Technik des Versiche­

rungsschutzes und dam it die F ähigkeit der Versicherung, Risiken zu übernehmen, in einer Weise gesteigert worden ist, d aß die deutsche V ersicherung in dieser H insicht heute mit an der Spitze aller L änder steht. Diese V erfeine­

rung in der V ersicherungstechnik beruht au f jahrelangen und o ft u n ter großen O pfern erkauften E rfahrungen.

Auch die V ersicherung kann, wie andere W irtschafts­

zweige, sich nicht allein a u f die D urchführung erprobter Geschäfte beschränken. Sie m uß auch einmal entschlossen N euland betreten, sonst wäre ein F o rtsch ritt nicht möglich.

Grenzen der Versicherung

E s gibt natürlich Grenzen der Versicherung. H ie rfü r h at m an folgenden G rundsatz aufgestellt: „Jedes Risiko ist versicherbar, sobald m an den Ausgleich in einer großen Zahl findet und eine angemessene Präm ie erhält.“

Versicherungsschutz soll sein ein Schutz gegen Ungewiß­

heiten und Zufälle, die die sorgfältigste K alkulation nicht zu übersehen vermag. S c h u t z g e g e n R i s i k e n heißt also Schutz gegen Ereignisse, deren E in tritt unge- w iß ist und nicht vom W illen der Versicherten abhängt.

E> ist dagegen nicht A ufgabe der Versicherung, Lasten zu übernehmen, deren Ursache vom Versicherungsnehm er be­

w ußt herbeigeführt wird. Dieser G rundsatz zeigt sich nicht n u r darin, daß bei der vorsätzlichen H erbeifühlung des Sehadenfalles kein Versicherungsschutz gew ährt wird, sondern ebenso darin, daß grundsätzlich die Deckung von Aufwendungen nicht übernommen werden kann, deren E ntstehung lediglich vom W illen des V ersicherungs­

nehmers abhängt.

D as ist die eine Grenze der Versicherung. Das zweite E rfordernis, die A n g e m e s s e n h e i t d e r P r ä m i e , lä ß t sic-h n u r dann feststellen, wenn genügende E rfa h ru n ­ gen über die W ahrscheinlichkeit eines Schadenereignisses vorliegen. K ennen w ir diese W ahrscheinlichkeit, so kön­

nen w ir die B edarfspräm ie feststellen. Diese Grenze, daß der V ersicherer n u r Risiken übernim m t, bei denen er die B edarfspräm ie kennt, lä ß t sich nicht immer enthalten;

sie m uß durchbrochen werden, wenn es sich um die A uf­

nahm e einer neuen Branche oder die Übernahme von R i­

siken handelt, über deren V erlau f keine oder n u r wenig E rfa h ru n g e n vorliegen. W ir müssen bei jeder Aufnahm e einer neuen Branche — ich erinnere hier an die Regen­

oder L uftfahrtversieherung — oder bei der Versicherung

von neuen Risiken — ich erinnere hier an die Versiche­

rung des „G raf Z eppelin“ oder an die Deckung des A u f­

ruhrrisikos — zunächst m it einer P räm ie arbeiten, der keine E rfa h ru n g zugrunde liegt, deren Bemessung viel­

mehr kaufm ännisches W agen und Fingerspitzengefühl verlangt.

So h at die V ersicherung m it der Entw icklung von W irt­

schaft und Technik nicht n u r S chritt halten können, son­

dern sie leistet zusammen mit der W irtschaft P ionier­

arbeit bei der Übernahme neuartiger Risiken, die die W irtschaft allein nicht tragen kann. H ie r ist zu e r­

innern an die Übernahme der R isiken bei dem B au des großen K raftw erkes in Irlan d , der Shannon-River-Pow er- W orks, an den B au des Schiffshebewerkes Nieder-Finow, des größten Schiffshebewerkes der W elt, an den Bau zahlreicher Stickstoffwerke, der A braum -Förder­

brücken der B raunkohlenindustrie und aus der letzten Zeit an den B au der 100 M VA-Transform atoren-Risiken, welche die Allianz zum Teil allein übernommen hat, und an denen sie zum Teil maßgebend beteiligt gewesen ist.

Die W ünsche der In dustrie a u f Übernahme von neuen Risiken durch den V ersicherer gehen jedoch manchmal weiter, als er sie erfüllen kann. Es ist der V ersicherung nicht möglich, die Finanzierung reiner Versuche und E x ­ perim ente zu übernehmen. Eine Z urückhaltung au f diesem Gebiet w ird schon durch die Rücksichtnahme au f die ändern Versicherungsnehm er bedingt, au f die jeder Schadenfall zurüekw irkt, und aus deren Präm ienzahlun­

gen der V ersicherer die M ittel erw irbt, durch die er die in der Gemeinschaft der Versicherungsnehm er anfallenden Schäden ausgleiehen kann. M an kann es dem V er­

sicherer nicht zumuten, daß er Risiken übernim m t, die völlig unübersehbar sind. E s m uß sieh wenigstens um solche handeln, bei denen V orarbeiten und V orerfahrungen vorliegen, die eine Erreichung des Endzieles wahrschein­

lich machen. H ier sind die Grenzen der Versieherungs- mögliehkeiten, und hier werden sie wohl immer bleiben.

Beispiele:

M ontageversicherung

Wie w eit innerhalb dieser Grenzen Versicherungsschutz gew ährt werden kann, m ag gerade an dem Beispiel der die Industrie und die Technik besonders interessierenden A rbeit der M asehinenversieherungsbranehe erläutert w erden:

Aus dem B edürfnis der deutschen W irtschaft heraus ist im letzten Jahrzehnt die M ontageversicherung entstanden.

Infolge des mit der Entw icklung der Technik verbundenen W achsens der Risiken au f der einen Seite, der au f der ändern Seite die S chrum pfung der eigenen M ittel und des K apitalm arktes nach dem W eltkriege gegenüberstand, ist hier ein B edürfnis nach Versicherungsschutz sehr rasch entstanden und angewachsen. Die deutsche In d u strie hat heute die Möglichkeit, alle Risiken, die m it großen M ontageaufträgen verbunden sind, abzudeeken. E s ist gleichgültig, in welchem Lande, in welchem E rdteil die Anlagen errichtet werden. Sämtliche Gefahrenmomente, die hierbei auftreten können, M ontage-Unfälle, höhere Gewalt, wie Erdbeben oder Erdrutsch, K onstruktions­

und M aterialfehler, Diebstahl- u nd H aftpfliehtschäden, werden von dem V ersicherer gegen E n trich tu n g einer h ierfü r angemessenen P räm ie übernommen.

M it der Beendigung der M ontage sind regelm äßig die V erpflichtungen der Lieferfirma noch nicht erschöpft, sondern diese m uß noch a u f eine Reihe von J a h re n eine

55

(8)

W erkgarantie leisten. Auch hier h at sieh in den letzten J a h re n das B edürfnis gezeigt, das aus der G arantie ent­

stehende Risiko a u f die breiten S chultern der V ersiche­

rung zu übertragen. N ach A bschluß dieser V ersicherung kann der L ieferer den A u ftra g m it der Ü bergabe des fertiggestellten M ontageobjektes an den Besteller fü r seine K alkulation als erledigt betrachten und sich voll neuen A ufgaben zuwenden. D er Besteller erhält eine zu­

sätzliche Sicherheit f ü r die E rfü llu n g der G arantiever­

pflichtungen f ü r die Güte des M aterials und der K o n ­ struktion.

M asch in en versicherun g

A n die M ontage- und G arantieversicherung schließt sieh die eigentliche M aschinenversicherung an, durch die die In d u strie in der Lage ist, alle m it dem B etrieb verbunde­

nen Risiken zu decken. Auch diese R isiken m ußten in frü h e re n Zeiten von der In d u strie selbst getragen werden, was n u r dadurch möglich w ar, daß erhebliche Rücklagen f ü r M aschinenschäden gem acht wurden. Die h ie rfü r ge­

bundenen M ittel m ußten flüssig gehalten werden •— sonst v erfehlten sie ihren Zweck — und w aren f ü r die laufenden Zwecke des Betriebes nicht verw endbar. Ob die R ück­

lagen ausreichend Waren, w ar von vornherein nicht mit Sicherheit zu kalkulieren. E s blieb immer ein U nsicher­

heitsfaktor. E ine besonders vorsichtige Reservestellung w ar m it dem N achteil verbunden, daß entsprechend größere B eträge den Betriebszwecken entzogen w erden m ußten.

Aus dieser S ituation heraus ist schon vor rd. 30 Ja h re n die M aschinenversicherung entstanden, jedoch w aren noch vor dem K riege eigene Schadenrüeklagen bei der Groß- und Schw erindustrie gang und gäbe. H ie r h a t sich in der E ntw icklung der letzten Zeit eine grundsätzliche W and­

lung vollzogen. M an h at mehr und m ehr erkannt, und das g ilt f ü r alle durch die V ersicherung abdeckbaren Risiken, daß die Ü bertragung der Risiken au f die breite S chulter der V ersicherung dem vorher schon angedeu­

teten N a c h t e i l d e r S e l b s t v e r s i c h e r u n g vor­

zuziehen ist. E s erübrigt sich die Stellung erheblicher eigener Reserven, die dem Betriebe entzogen werden. Es w ird eine Sicherheit d afü r geschaffen, daß nicht durch unvorhergesehene Ereignisse, die von keiner vorherigen K alkulation e rfa ß t w erden können, G efährdungen des U nternehm ens eintreten oder zum m indesten Schwierig­

keiten, die die D urchführbarkeit eingegangener Liefer- verpfliehtungen in F ra g e stellen.

H a ftp flic h tv e rs ic h e ru n g

D as gilt insbesondere f ü r die Risiken, fü r die sich die eventuell notwendig w erdenden Reserven von vornherein auch nicht annähernd schätzen lassen, z. B. H a f t ­ p f l i c h t r i s i k e n . E in gro ß er unvorhergesehener H a f t­

pflichtschaden k an n die beste K alkulation völlig um ­ stoßen. So dient der Abschluß einer H aftpflichtversiche­

ru n g , indem er die B elastung mit unvorhersehbaren R i­

siken ausschließt, auch der E rh a ltu n g der allgemeinen Reserven. So bedeutet im großen gesehen die Eingehung einer V ersicherung, tro tz der A ufw endung einer Präm ie, die n u r einen kleinen Bruchteil einer sonst notwendig werdenden Reservestellung ausmacht, K ostenersparnis auch f ü r die U nternehm ungen, die das Glück haben, die V er­

sicherung nicht in A nspruch nehm en zu brauchen.

Die Versicherung als Liquiditätsreserve

Die V orteile, die der In d u strie aus der V ersicherung er­

wachsen, haben sich in der Nachkriegsentw icklung und besonders in den Zeiten der K rise, die durch K ap ital-

und K reditm angel gekennzeichnet sind, in erhöhtem M aße gezeigt. S chärfste E insparung bei allen K ostenfaktoren und k n ap p ste K alkulation ist heute m it Rücksicht au f die K onkurrenz des In- und Auslandes notw endiger denn je.

V or allem m uß alles getan werden, um jede S törung der K alkulation und V erlustgeschäfte nach menschlichem E r­

messen auszuschließen. H inzu kommt eine besondere E r ­ höhung des Risikos im Zusam m enhang m it der heutigen W irtschaftslage, die d arin liegt, daß der hohe Zinsfuß einen schnellen Umschlag des B etriebskapitals bedingt, und daß daher die A usführung der L ieferungen o ft in einem überaus schnellen in der V orkriegszeit nicht ge­

kannten Tempo erfolgen muß.

In norm alen Zeiten konnten die meisten Unternehm ungen dam it rechnen, daß sie im F alle des E in tritts unvorher­

gesehener Schäden, wenn eigene Reserven nicht vorhanden w aren oder nicht ausreichten, genügenden K re d it von an­

derer Seite erhielten, um den plötzlich eingetretenen Geld­

b edarf zu überbrücken. H eute ist K re d it schwer zu er­

halten und teuer. H inzu kommt die F ra g e der Sicher­

heiten. Jed er Geldgeber weiß, daß Industrieanlagen in der heutigen Zeit nicht oder doch n u r schwer zu ver­

w erten sind. Im F alle eines größeren Schadens, also im B edarfsfälle eines K redites, w ird der W e rt der Anlagen noch erheblich verm indert sein, also eine noch geringere Sicherheit fü r den K reditgeber bedeuten. U nd selbst wenn es doch gelingt, K re d it zu erhalten, w ird durch die V er­

handlungen zur Ü berbrückung der vorhandenen Schwie­

rigkeiten oft wertvolle Zeit verstreichen.

Ist das W erk dagegen versichert, so stellt ihm der V er­

sicherer sofort nach Feststellung des Schadens und des U m fangs der Entschädigungspflicht die zum W iederaufbau erforderlichen M ittel zur V erfügung. Aus der P raxis meiner Gesellschaft sind m ir F älle bekannt, in denen das betroffene U nternehm en schon in den ersten Tagen nach dem Schadensfälle finanzielle H ilfe erbat, um den großen drohenden Schaden durch P roduktionsstockung oder zeit­

weise Stillegung abzuwenden. Sobald zu übersehen war, in welcher H öhe eine Entschädigungspflicht f ü r den V er­

sicherer mindestens entstehen würde, ist solchen W ünschen a u f sofortige V orschußzahlung entsprochen worden.

Der V ersicherung kommt somit in der gegenw ärtigen Zeit eine besondere Bedeutung als Liquiditätsreserve zu.

U nternehm ungen, die heute noch aus K onjunkturzeiten Reservefonds fü r Schadenfälle angesammelt haben, sind durch A bschluß einer V ersicherung in der Lage, diese R e­

serven aufzulösen und dem B etriebe zuzuführen, der flüssiger M ittel heute dringender denn je bedarf. Dies ist auch schon weitgehend erkannt worden. Gerade in den letzten Ja h re n ist eine Reihe von Selbstversicherungen aufgelöst worden, insbesondere auch von seiten der Städte.

Die K risenzeit h at hier die U nzulänglichkeit der Selbst- versieherung gelehrt. Diese E rkenntnis sollte Allgemein­

gu t werden.

Die finanziellen Leistungen der Versicherung

Als Beispiel f ü r die finanziellen Leistungen, die der V er­

sicherer in industriellen Schadenfällen aufzubringen hat, und die ohne V ersicherungsschutz von den W erken selbst reserviert und aufgebracht werden m üßten, ein p a a r Zahlen, die die größeren Feuerschäden gew erblicher U n ter­

nehm ungen betreffen, die bei den zur A rbeitsgem einschaft

(9)

p riv a te r Feuerversicherungs-Gesellschaften gehörenden V ersicherern in den Ja h re n 1924 bis 1930 angefallen sind.

In diesen Ja h re n sind hier 2928 Feuerschäden von über 30 000 RM angefallen, f ü r die insgesam t 287,6 Mill. RM aufzuwenden waren. H iervon entfallen au f

Schäden von über 100 000 RM

615 m it 172,1 Mill. RM Entschädigungssumme H iervon Schäden von über 500 000 RM bis 1 Mill. RM

54 mit 36,4 RM Entschädigungssumme Schäden von über 1 Mill. RM

21 mit 29,3 Mill. RM Entschädigungssumme.

Die höchste Entschädigung, die den B rand einer Speise­

ölfabrik betraf, betrug 2 760 000 RM.

U nd noch ein Beispiel aus der M aschinenversicherungs­

branche :

H ier h at allein die Allianz seit der Stabilisierung der Reichsm ark f ü r 44 000 Maschinen-, M ontage- und Ga­

rantieschäden einen B etrag von 25 Mill. RM ausgezahlt.

In diesen Zahlen sind u. a. auch Einzelsehäden enthalten, die Vi Mill. RM erreichten.

Je g rößer und mehr zusam m engefaßt U nternehm ungen werden, je mehr sich hierdurch und durch die K om pli­

zierung der technischen Vorgänge Risiken ergeben und erhöhen, um so notwendiger w ird ein ausreichender V er­

sicherungsschutz. In versicherungstechnischer H insicht konnte durch E in fü h ru n g der N e u w e r t v e r s i c h e ­ r u n g einem B edürfnis der Industrie nach Verbesserung des Versicherungsschutzes entgegengekommen werden.

Die V ersicherer sehen es aber nicht n u r als ihre A u f­

gabe an, Schäden auszugleichen, sondern soweit als irgend möglich durch R a t und T at an der V erhütung von Schä­

den mitzuwirken. D er V ersicherer stellt hierbei seine großen E rfah ru n g en in der Schadenpraxis — die nur er sammeln und weitergeben kann — dem Versicherungs­

nehmer zur V erfügung. Seine B eratung w ird dankbar an ­ erkannt. Aus seinen E rfahrungen heraus m acht der V er­

sicherer den Versicherungsnehm ern A uflagen, sei es, daß er die E inhaltung bestimm ter Sicherungsvorschriften oder die A nbringung bestim m ter Schutzvorkehrungen — wie Sprinkler-A nlagen, A larm vorrichtungen usw. — verlangt.

Von der überwiegenden M ehrheit der Versicherungsneh­

m er w ird die Notwendigkeit dieser Auflagen, auch wenn sie K osten und Unbequemlichkeiten verursachen, ohne weiteres eingesehen.

Von besonderm Interesse f ü r die In dustrie ist die tech­

nische B eratung in der Maschinenversicherung. H ier u n terhält die Allianz ein Ingenieurbüro, in dem die Schä­

den nach A rt der Maschinen und U rsachen gesammelt und gesichtet werden, um so in gemeinsamer Zusam menarbeit m it der In dustrie M ittel und W ege zu suchen, Verbesse­

rungen oder V erhütungsm aßnahm en fü r die Z ukunft zu treffen. Diesen Zwecken dient auch die von der Allianz und S tu ttg a rte r V erein Versicherungs-A.-G. schon vor Ja h re n ins Leben gerufene technische Z eitschrift „Der M aschinenschaden“ , die aus der P raxis fü r die P raxis Ratschläge erteilt.

Krise und Kreditversicherung

Im Rahm en einer B etrachtung der Nachkriegsentwicklung d a rf die E rw ähnung eines Versicherungszweiges nicht fehlen, der sich fü r die W irtschaft gerade in den letzten

Ja h re n sehr segensreich erwiesen hat, die K r e d i t v e r ­ s i c h e r u n g . Auch au f diesen Versicherungszweig treffen hinsichtlich seiner Bedeutung f ü r die W irtschaft alle vorstehend bei der Sachschaden-Versicherung behan­

delten Gesichtspunkte zu.

Die W arenkreditversicherung erleichtert dem K aufm ann die K alkulation, indem sie ihm das Delkredere weitgehend abnimmt und ihm dam it erlaubt, gegen Zahlung einer festen P räm ie den E ingang von A ußenständen in der versicherten Höhe als sicher in Rechnung zu stellen. Sie hilft dem Unternehmen gerade infolge der K rise leicht gehäuft eintretende Verluste an Debitoren zu tragen, V er­

luste, die ohne die Versicherung leicht zur Insolvenz des Unternehm ens führen würden. Außerdem dient auch sie in weitgehendem U m fang der Schadenverhütung, da sie durch den von ihr gewonnenen Überblick Inform ationen über ganze G ruppen von Schuldnern sammeln und ihre K unden entsprechend beraten kann. Sie h at insofern ge­

radezu die F unktion einer K reditauskunftsstelle.

Es ist klar, daß gerade u nter den heutigen Umständen der H äu fu n g von Insolvenzen das W aren-Kreditversiche- rungsgeschäft n u r unter erschwerten Bedingungen aufrecht erhalten werden kann, die sowohl was Präm ienhöhe wie Einschränkungen des Schutzes anbetrifft, f ü r den V er­

sicherungsnehmer fühlbar werden. Es h at sieh aber ge­

zeigt, daß trotz dieser Erschwerungen des Versicherungs­

schutzes das B edürfnis fü r diese V ersicherung weiterhin besteht; denn als auch durch Präm ienerhöhungen und E r ­ schwerungen der Bedingungen V erluste in der W aren- K reditversieherung sich nicht vermeiden ließen, und als daraufhin der „Plerm es“ in Übereinstimmung m it seinen Rückversicherern beschloß, das Geschäft einzuschränken, sind K reise der W irtschaft bei der Reichsregierung vor­

stellig geworden, um sie zu M aßnahm en zu veranlassen, die die weitere B etreibung der W aren-K reditversicherung durch den „H erm es“ ermöglichen. Bekanntlich ist d ara u f­

hin das Reich in A nerkenntnis der Notwendigkeit der K reditversicherung fü r die schwerringende W irtschaft als Rückversicherer eingesprungen. Diese M aßnahme be­

deutete also nicht eine Subvention der Versicherung, d. h.

des „H erm es“ , sondern eine Subvention der W irtschaft, der nun w eiterhin die Möglichkeit gegeben ist, die W aren- K reditversicherung in A nspruch zu nehmen, an der sich der „H erm es“ und die Rückversicherer mit Rücksicht au f die zur Zeit verlustbringende Entw icklung des Geschäftes nach kaufm ännischen Grundsätzen nicht m ehr in dem bisherigen Umfange beteiligen können.

Von ähnlicher Bedeutung fü r die W irtschaft ist die eben­

falls vom „H erm es“ betriebene E x p o r t - K r e d i t ­ v e r s i c h e r u n g , an der sieh das Reich ebenfalls in der richtigen E rkenntnis beteiligt hat, daß eine Abnahme der zum Teil schwer übersehbaren Risiken von den Schultern der Exportfirm en notwendig ist, um ihre K onkurrenz­

fähigkeit au f dem W eltm arkt zu sichern.

So findet sich i n . allen Zweigen der W irtsch aft ein ver­

trauensvolles Zusam menarbeiten zwischen V ersicherer und der Industrie, und es ist zu hoffen, daß es der Versiche­

rung in allen ihren Branchen w eiter gelingen wird, au f den m annigfachsten Gebieten nicht n u r Stütze und Liqui­

ditätsreserve der W irtschaft in der K rise zu sein, sondern auch bei dem hoffentlich bald zu erw artenden K o n ju n k tu r­

umschwung an dem W iederaufbau der W irtsch aft zu

ihrem Teil beizutragen. [1324]

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arbeiten, über die eingehenden Anfragen, die abgehenden A ngebote, über deren Erledigung, über die eingehenden Aufträge und die H erstellung g e ­ nau laufend

ständigenkommission. Es ist unausbleiblich, daß bei dieser richterlichen Tätigkeit der Sachverständige auch mit F ragen über den H ergang des U nfalls bemüht wird.

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