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Zeitschrift des Vereins für Volkskunde, 20. Jahrgang, 1910, Heft 3.

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Academic year: 2022

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ZEITSCHRIFT

des

Vereins für Volkskunde.

Begründet von Karl Weinhold.

Im A ufträge des Vereins

herausgegebon von

Johannes Bolte.

20. Jahrgang. Heft 3. 1910.

(Enthält zugleich Mitteilungen des Vereins der Königlichen Sammlung für deutsche Volkskunde zu Berlin.)

Mit 130 Abbildungen im Teit.

BERLIN.

B E H R E N D & C °.

1910.

Die Z eitschrift erscheint 4 m a l jährlich.

(2)

Seite

D eutsche V olkstrachten. Von Max B a r t e l s f . Mit neun Skizzen

von Ju lie S c h l e m m ... ... 241—249“

R atsch en , K lappern und das V erstum m en der K arfreitag s­

glocken. Von R ichard A n d r e e . Mit 14 A bbildungen . 250—264 B auerntöpferei und volkstüm liche Fayencen. Von K arl B r u n n e r .

Mit 103 A b b i l d u n g e n ... ... 265—289 G eschichte der deutschen V olkskunde. Von Adolf H a u f f e n (III) 290—3OG V olkslieder aus T iro l, gesam m elt von f Adolf D ö r l e r

(Nr. 1 4 - 3 4 ) ... ... 306— 317 K leine M itteilungen:

Der Klingelstock der Hirten. Von 0 . S c h e ll. (Mit 4 Abbildungen) S. 317. — Zu dem christlichen Warnungsbriefe. Von J. B o lte . S. 319. — Das Handschriftenarchiv der Deutschen Kommission der Königlichen Preussischen Akademie der Wissenschaften. Von P. B e h r e n d . S. 321. — Armenische Märchen (Nr. 4—5). Von C. D a n ie l. S. 323. — Die Adventskurrende und die Jutrznia in Masuren. Von H. M a n k o w sk i. S. 326. — Zum Liede auf den Reservemann. Von R. F. A r n o ld . S. 327. — Der Schäfergruss. Von 0 . S c h ü t t e . S. 328.

B erichte und B ücheranzeigen:

Neuere Sagenliteratur. Von J. B o lt e . S. 329. — K. R h a m m , Ethnographische Beiträge zur germanisch-slawischen Altertumskunde II, 1. 2 (0. Schräder) S. 332. — Th. A b e lin g , Das Nibelungenlied und seine Literatur II (H. Michel) S. 33(! — A. H o r g e r ,

■Hetfaluer Osango-Volksmärchen (E. Rona-Sklarek) S. 338. — B. F a b o , Die musikalische Entwicklung des magyarischen Volksliedes (G. Brandsch) S. 340 — Daiji I t c h ik a w a ,

Die Kultur Japans (R. Lange) S. 341. — E. H. van H e u r c k et G. J. B o e k e n o o g e n , Histoire de l’imagerie populaire flamande (J. Bolte) S. 342. — M. A. van A n d e l, Volks- geneeskunst in Nederland (P. Bartels) S. 343.

Notizen:

Arnold u. Wagner, Brunk, Freybe, v. d. Graft, Herrmann, Höfler, Hurt, Koskenjaakko,.

Land, Laographia, Launis, Mansikka, Oberammergauer Passionsspiel, Olrik, Ohnesorge, Playfair, Rabe, Richter, Rolland, Sartori, Schmidt, Schuchardt, Stahl, Steinhausen, Stock­

mayer, Thümmel, Upmark, v. Zingerle S. 344—350.

Aus den Sitzungs - P rotokollen des Vereins für V olkskunde

(K. B r u n n e r ) . . . . . . ... 350—352

B e i t r ä g e f ü r d ie Z e i t s c h r i f t , b ei denen um deutliche Schrift auf Q uartblättern m it R and gebeten w ird, M i t te i l u n g e n im I n t e r e s s e d e s V e r e i n s , K r e u z b a n d s e n d u n g e n beliebe m an an die A dresse des H erausgebers, P rof. D r. Johannes B o l te , B erlin SO. 26, E lisabeth ufer 37, zu richten.

B ücher zur B esprechung in der Zeitschrift wolle m an an die Verlags- B uchhandlung B e h r e n d & Co., B erlin W . 64, U nter den L inden 16, senden.

B eitrittserklärungen zum Verein nehm en der 1. und 2. V orsitzende Geh. R egierung srat Prof. D r. Max R o e d i g e r , B erlin W . 62, B ayreutherstr. 43, und Prof. Dr. Johannes B o l te , sowie der S chatzm eister D r. Max F i e b e l ­ k o r n , B erlin NW . 21, D reysestr. 4, entgegen.

D er Jahresbeitrag, wofür die Zeitschrift an die M itglieder gratis und franko geliefert wird, b e trä g t 12 Mk. und ist bis zum 15. J a n u a r an den Schatzm eister zu zahlen. Nach diesem Term ine w ird er von den B erlin er M itgliedern durch die P aketfahrtgesellschaft eingezogen werden.

(Fortsetzung auf S. 3 des Umschlags.)

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Von Max Bartels f .

Mit neun Skizzen nach Albert Kretschmer von Julie Schlemm.

Als im Ja h re 1888 zu B erlin das ‘Museum für deutsche V olkstrachten und Erzeugnisse des H ausgew erbes’ begründet worden war, da wurde dieser die Zwecke und B estrebungen des Museums sehr bezeichnende, ab er etwas lange und unbequem e T itel in dem gewöhnlichen Sprach- gebrauche sehr häufig in den Namen T r a c h t e n - M u s e u m abgekürzt. Es k nüpfte sich dann hieran die falsche Vorstellung, als ob für das Museum ü berhaup t n u r alte Anzüge gesam m elt w erden sollten; und wir m ussten nicht selten die höhnische B em erkung höreu, dass w ir eine M asken­

garderobe zusam m enbringen wollten. A ber auch sehr ernst zu nehm ende G egner erwuchsen dem ju ngen Institute, und u n ter diesen befanden sich Männer, denen eine S achkenntnis nicht abzusprechen war. Es wurde b e­

hauptet, dass es kein en Sinn habe, deutsche V olkstrachten sam m eln zu wollen, d e n n es g ä b e g a r k e i n e d e u t s c h e n V o l k s t r a c h t e n . Das, was dafür ausgegeben würde, sei w eiter nichts a ls s t e h e n g e b l i e b e n e h ö f i s c h e o d e r h ö c h s t e n s P a t r i z i e r m o d e d e s 17. o d e r 18. J a h r ­ h u n d e r t s . W e ite r als bis in das 17. Jah rh u n d ert reiche keine ländliche T racht zurück.

Um nun zu sehen, was an diesem vielfach nachgesprochenen Satze W ahres ist, müssen wir dasjenige, was wir als V olkstracht anzusprechen pflegen, einm al etwas genauer betrachten. Vor allen D ingen müssen wir uns aber k lar m achen, d a s s s ic h d ie V o l k s t r a c h t d o c h in v e r ­ s c h i e d e n e G r u p p e n s o n d e r t , welche nebeneinander betrachtet werden müssen.

E rstens zerfällt sie in die M ä n n e r - und in die W e i b e r t r a c h t , welche letztere sich sehr häufig noch in die T ra ch t der jun gen Mädchen, der verheirateten F rau en und der W itw en sondert. D ann ist meistens die A l l t a g s t r a c h t von derjenigen bestim m ter F eiertag e zu trennen, S o n n t a g s ­ t r a c h t , A b e n d m a h l s t r a c h t , H o c h z e i t s t r a c h t usw. Zu der Alltags­

1) Die folgenden drei Aufsätze erscheinen gleichzeitig in den ‘Mitteilungen aus dem Verein der Königlichen Sammlung für deutsche Volkskunde zu Berlin’, Bd. 3, S. 125—173.

Zeitschr. d. Vereins f. Volkskunde. 1910. Heft 3. 16

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tracht gesellt sich die T r a c h t f ü r g a n z b e s o n d e r e A r b e i t e n . Ich erinnere h ier an die A lm entracht der Sennerinnen, an die T rach t der F ischerinnen in Cuxhaven usw. Auch die T rach t der K naben und der Mädchen ist nicht selten von der der Erw achsenen unterschieden.

W enn w ir nun finden, dass sich in einem ländlichen G ebiete die Einw ohner in bezug auf die F orm , die F a rb e und die Zusam m enstellung der K leidungsstücke in gleichm ässiger und ü b erein stim m en d erW eise tragen, dass diese T rach t nicht der schleunig w echselnden Mode unterw orfen ist, sondern seit langen Jah rzeh n ten oder selbst seit Jah rh u n d erten sich un­

verän dert erhalten hat, dass sie von der in den S tädten des L andes ge­

bräuchlichen T rach t erheblich abw eicht, so m üssen w ir sie unw eigerlich als eine ländliche Y olkstracht ansprechen. D a w ir nun in verschiedenen T eilen D eutschlands T rachten dieser A rt antreffen, so k ann es keinem Zweifel unterliegen, d a s s es d e u t s c h e V o l k s t r a c h t e n g i b t , und es muss billig w undernehm en, wie es in u nserer reiselustigen Zeit noch M änner geben konnte, welche diese T atsache b estreiten wollten.

S ieht man, dass in einem G ebiete, in welchem eine V olkstracht gebräuchlich gew esen war, diese allm ählich ausser G ebrauch g erät und durch internationale F ab rik w a re ersetzt und v erdräng t wird, so ist es die allerhöchste Zeit, bevor die K om ponenten der alten T racht gänzlich der V ernichtung anheim gefallen sind, P ro b en davon als B elegstücke für die H eim atskunde zu re tte n und sie entsprechenden Sam m lungen zur E r ­ haltung und A ufbew ahrung zu überw eisen. A nstatt T adel und Vorw ürfe einzutragen, sollte ein solches V orgehen vielm ehr als eine B etätigung der V aterlandsliebe und der H ochschätzung der H eim at Beifall und An­

erkennung finden.

D ie F rag e nach dem A lter der betreffenden T racht, ob sie hundert, zw eihundert oder noch viel längere Ja h re in G ebrauch gew esen ist, steht erst höchstens in zw eiter Linie, und auch durch ein geringeres A lter büsst sie nichts von ih rer volkskundlichen B edeutung e in .1) W enn diese T rach t auch erst seit h u n d ert Jah ren in G ebrauch sein sollte, so muss man sie für die betreffende P eriode doch unw eigerlich als die herrschende V olkstracht ansehen, und dam it hat sie Anspruch darauf, dass B elegstücke von ih r für die vaterländische K ulturgeschichte gesam m elt und b ew ahrt w erden müssen.

So, denke ich, ist es hinreichend bew iesen, dass es deutsche V olks­

trachten gibt, und dass wir recht daran getan haben, sie nach M öglichkeit zu samm eln. Das erlä u tert auch deutlich der Um stand, dass unser Museum manche Stücke besitzt, welche als das allerletzte Ü berbleibsel gerade noch aufgetrieben w erden konnten.

1) [Beispiele hierfür bieten der Neudruck von F. Frieses Historischer Nachricht von den Ceremonien der Altenburgischen Bauern 1703 (Schmölln 1887), K. Häberlin, Trauer­

trachten auf der Insel Föhr (Zs. f. Volkskunde 19, 265) und J. Heierli, Basler Trachten des 17. Jahrh. (Schweizer. Archiv f. Volkskunde 14, 117).]

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In dem oben w iedergegebenen Satze, w elcher unsere S am m eltätigkeit als unlogisch und überflüssig zu charakterisieren sucht, wird fernerhin behauptet, dass alles, was m an gew öhnlich als deutsche V olkstracht ausgibt, nichts anderes als stehengebliebene höfische oder P atrizierm ode des 18. oder höchstens des 17. Jahrhunderts s e i 1). Solche m it dem Tone der Sicherheit und S achkenntnis ausgesprochenen B ehauptungen haben für sehr viele H ö rer etwas B estechendes und Überzeugendes. Es will m ir daher nicht ganz unnütz erscheinen, wenn wir

einm al die deutschen V olkstrachten näher in Augenschein nehm en, um zu untersuchen, ob je n e r Satz auf W ahrheit beruht, und ob die Tatsachen für ihn sprechen. Sehr geeignet ist für diese Zwecke das bek an n te W e rk von A lbert K r e t s c h m e r :

‘D eutsche V olkstrachten’ (L eipzig o. J.). Einige seiner schönen F ig u ren w erden hier in leichter Skizze w iedergegeben.

Dass der oben angeführte Satz nun m indestens nicht fü r alle F älle zutreffend ist, das bew eisen m ancherlei T rachten. Ich weise unter anderen nur auf die T racht der A l t e n b u r g e r i n n e n (Fig. 1) und der V i e r l ä n d e r i n n e n (Fig. 2) hin, oder auch auf die der O b e r b a y e r n m it der Ju p p e und der die Knie frei lassenden L ederhose (F ig. 3). W ann sollten diese T rachten höfische Mode gewesen sein? Die Zahl solcher B eispiele liesse sich aber m it grösser L eich tig k eit noch vervielfältigen. Aus den N ach­

barländ ern m öchte ich als Beispiele unhöfischer Mode die bekannte M ädchentracht des A l p b a c h ­ t a l e s bei B rixlegg (U nterinntal) erwähnen, deren weite, in Q uerfalten gelegte Strüm pfe ungeheure

W aden Vortäuschen, und aus dem Schweizer K anton T e s s i n die H irte n ­ m ädchentracht, welche von der höfischen so weit, wie irgend möglich, abweicht. L etztere findet sich in dem schönen W erk e der F ra u Julie H e i e r l i ‘D ie Schweizer T rachten vom 17. bis 19. Jah rh u n d ert nach O riginalien dargestellt’ (1901).

W enn der Satz nun in seiner A llgem einheit nicht gilt, so müssen w ir je tz t der F rag e näher treten, ob es denn überhaupt eine deutsche V olkstracht gibt, welche sich als höfische Mode erkennen liesse. Ich muss das verneinen; m ir wenigstens ist keine solche bekannt. D ie bei vielen Stämmen in Gebrauch befindliche B rautkrone w ird man nicht als Beweis dagegen anführen können. Allerdings hat für sie sicherlich wohl ur­

1) Vgl. Mitt. a. d. Museum f. d. Volkstrachten Heft 7, S. 27Gf.

IG*

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sprünglich eine K önigskrone als V orbild gedient. A ber diese N achbildung ist j a auch n u r so lange in B enutzung, als die B rau t sich in d er W ürde der K önigin des H ochzeitsfestes befindet. In V orarlberg wird die K rone nich t von der B rau t, sondern von den B rautjungfern getragen , aber natürlicherw eise auch n u r w ährend der Hochzeit.

D ehnen w ir die F rag e dahin aus, ob bei den T rach ten d er den D eutschen stam m verw andten N achbarvölker ebenfalls k eine Ü berlebsel

Fig. 2. Vierlande bei Hamburg Fig. 3. Schliersee in Oberbayern (Kretschmer T. G). (Kretschmer T. (J2).

höfischer Mode existieren, so ist dafür allerdings e in Beispiel anzuführen, das sich in dem oben erw ähnten W e rk e der F rau H eierli findet. Es ist ein B auer aus dem L ötschentale in W allis, w elcher m it seinem licht­

gelben F ra c k und gleichfarbigen Kniehosen, m it seiner gestickten W'este und S chnallenschuhen, m it seinem kleinen dreispitzigen H ute ohne w eiteres u nter den K avalieren Ludwigs X V I. auftreten könnte. A ber dieses ist auch der einzige F all, und dieses Gewand ist nicht die tägliche T racht, sondern der H ochzeitsanzug des B räutigam s. Seine B raut aber zeigt in ihrem Anzuge keine Andeutung m ehr an höfische Mode. Dass

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es nun untunlich ist, nach einer solchen Ausnahme, für die noch dazu das gleiche wie für die B rautkrone gilt, die originale B edeutung der Volks­

trachten ableugnen zu wollen, das bed arf wohl kein er w eiteren E rörterung1.O ' O W ie v erhält es sich nun m it der Patrizierm ode? Ist diese in der V olkstracht stecken geblieben? Um diese F rag e zu entscheiden, empfiehlt es sich, die T racht der M änner und die der F rauen gesondert zu be­

trachten. W ir wollen m it der letzteren beginnen. In einem S tudenten­

liede heisst es:

Denn lange Kleider und spitze Schuh | Die kommen keiner Dienstmagd zu.

Fig. 4. Amt Biedenkopf in Hessen Fig. 5. Weissenburg im Eisass (Kretschmer T. 38). (Kretschmer T. 44).

D em entsprechend finden w ir auch, dass die V olkstracht der W eiber ü b er­

wiegend eine kurzröckige ist, und das sehen wir bereits auf Abbildungen aus dem 15. Ja h rh u n d e rt1). H ier gibt es nun allerdings m anche A b­

stufungen. In einer Anzahl von F ällen blickt das Bein nur bis ungefähr h andbreit über dem F ussgelenk unter den K leidern hervor; in anderen F ällen reichen die R öcke n ur bis zur höchsten W ölbung der W ade, wie z .B . bei der V i e r lä n d e r i n in Fig. 2: und in noch anderen bedecken sieö 7 eben noch die K nie, so dass das ganze Strum pfband sichtbar wird. Das letztere sehen wir bei den A l t e n b u r g e r i n n e n (F ig. 1), und bei den H e s s in n e n im Amt B iedenkopf (Fig. 4). D iese T rachten bieten eine

1) [Ygl. z. B. Ad. Bartels, Der Bauer in der deutschen Vergangenheit 1900 S. 22. 86.]

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Fig. (>. Betzingen in Württemberg (Kretschmer T. 55).

reiche G elegenheit, m it geschm ackvoll gestickten Strüm pfen und reichen und zierlichen S trum pfbändern zu prunken. Von einer höfischen oder P atriziertrach t kann h ier keine R ede sein.

Nun gibt es aber einige Gegenden, in denen die W eib er w irklich längere K leider tragen, z. B. in T a n n h a u s e n (Schlesien), in D a n n s t e d t (Sachsen), im E i s a s s (F ig. 5) und in L o t h r i n g e n , in D o n a u e s c h i n g e n (B aden), im O b e r i n n t a l und Z i l l e r t a l in Tirol. A ber h ier sind die K leider w enigstens im m er noch fussfrei, oder zum aller­

m indesten b lick t noch der vordere T eil des Fusses un ter dem langen K leide hervor. Schleppen ab er finden sich niem als. Auch h ier erscheint es mir zweifelhaft, ob von P atrizierm od e gesprochen w erden kann. W enn an vereinzelten P u n k te n auch ein langes K leid m it den H als b ed ecken der T aille sre-O O tragen wird, so ist es doch beinahe die R egel, dass der städtische E indruck, den diese T rach t m acht, durch verschiedenes w ieder illusorisch gem acht wird.

E ntw eder ist es die A rt der U m hüllung und B e­

kleidung des Kopfes, oder die F orm des die S chultern bedeckenden U bertuches, oder eine sehr grosse und lange Schürze oder endlich auch die M ehrfarbigkeit des K leiderrockes, dessen obere H älfte anders als die untere gefärbt ist, welche uns doch w ieder zum Bew usstsein bringen, dass w ir eine B auerntrach t vor uns haben.

In dieser kurzen B esprechung ist nicht der P latz, um alle V olkstrachten D eutschlands zu analysieren; doch will ich ku rz erwähnen, dass bei der B edeckung des Kopfes der W eib er durch T ücher, H auben, Mützen und Kappen, bei der B ekleidung des O berkörpers durch offene oder geschlossene M ieder, durch T aillen, durch ärm ellose, kurzärm elige oder langärm elige Jack en sich, dem G ebrauchszw eck des K leidungs­

stückes entsprechend, vielleicht bisw eilen hier und da ein leichter A nklang an die analogen K leidungs­

stücke des B ürgerstandes w ird auffinden lassen. D e r Schluss aber, dass die ersteren dann die N achahm ungen und stehengebliebenen Ü berreste der letzteren sein m üssten, ist sicherlich voreilig und unrichtig. Denn es könnte ebensogut die S tädterin eine Z eit hindurch die ih r geschm ack-O © voll, kleidsam und prak tisch erscheinende ländliche Mode nachgeahm t haben. Also auch das w äre kein Beweis gegen den W e rt und die B e­

deutung: dieser ländlichen V olkstracht.

Fig. 7. Schwalm in Hessen (Kretschmer T. 36).

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Als Ü berreste patrizischer Mode könnte man allenfalls bei m ancher ländlichen M ännertracht zwei A rten der K leidungsstücke ansehen; das ist einm al der langschössige T uchrock und ausserdem die G ruppe von festen, steifen H üten, welche hier und da noch als D reispitz, als Zweispitz und als hochaufgeschlagener N apoleonshut auftreten. Man sehe Fig. 6— 7 aus B e t z i n g e n in W ürttem berg und aus der S c h w a lm in H essen. D iese H üte sind aber wohl w eniger den K opfbedeckungen der P atrizier, als vielm ehr denen der hohen Offiziere nachgebildet.

Fig. 8. Prechtal in Baden Fig. 9. Betzingen in Württemberg (Kretschmer T. 48). (Kretschmer T. 54).

Als eine N achahm ung patrizischer K opfbedeckung kann man eventuell die absonderlichen V ariationen von Z ylinderhüten ansehen, welche sich in m anchen ländlichen G ebieten Deutschlands noch in G ebrauch finden, z. B. im pom m erschen W eizacker, in Baden, dem P inzgau usw. Es findet sich jedoch schon eine A rt von Z ylinderhut als B auernkopfbedeckung auf bildlichen D arstellungen aus dem Anfänge des 16. Jahrhunderts, z. B. bei D ürer. Müssen w ir nun die G ebiete, wo solche B ekleidungsstücke noch getragen w erden, aus der R eihe derjenigen D istrikte, welche noch im Besitze von V olkstrachten sind, ausscheiden, und diese T racht, weil sie

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nicht von originaler Erfindung ist, als V olkstracht nicht m ehr in B etracht ziehen? H ierzu ist folgendes zu bem erken. In erste r L in ie muss daran e rin n ert w erden, dass der langschössige R ock in den betreffenden G ebieten niem als die ausschliessliche M ännertracht darstellt, sondern dass daneben im m er auch noch andere T rachten gebräuchlich sind, welche unverk enn bar originale B au erntracht sind. N am entlich häufig findet sich daneben die kurze Jac k e. D asselbe g ilt nun auch von den vorher erw ähnten, steifen H üten. Es w erden an den gleichen Stellen, wo sie sich finden, auch allerlei andere K opfbedeckungen getragen: niedere, runde, weiche F ilz ­ hüte, Schirm m ützen, P elzm ützen und dergleichen, und selbst die Z ipfel­

m ütze fehlt m anchm al nicht, welche w ir als K ennzeichen oder A ttrib ut des deutschen Michels zu b etrachten gelernt haben.

W ird der Z ylinderhut nun aber zu einer w eiblichen K opfbedeckung, nim m t er dabei statt des m ännlichen Schwarz eine leuchtend rote oder gelbe oder auch grüne F a rb e an, so ist er doch zur echten V olkstracht gew orden. D as treffen w ir im P r e c h t a l (B aden) F ig. 8, in der J a c h e n a u (B ayern) und in O b e r ö s t e r r e i c h . Im P i n z g a u hat sich allerdings auch der schwarze Z ylinderhut als w eibliche K opfbedeckung erhalten, ab er m it einer grossen, goldenen Quaste.

U nbestreitbar echte V olkstracht w ird auch aus dem von den B auern adoptierten langschössigen R ock, wenn er sich n icht unbeträchtlich in der A nordnung und der Zahl der Knöpfe und nam entlich in seiner F arb e ändert. Ich k an n es m ir nicht vorstellen, dass irgend jem and den weissen R ock des braunschw eiger, w estfälischen oder w ü rttem berger B auern (F ig. 9) m it dem scharlachroten F u tte r nicht als eine echte V olkstracht anerkennen wollte, n u r w eil er lange Schösse besitzt. G ern soll nun zugegeben w erden, dass einzelne T eile der ländlichen T ra ch t in patrizischer Mode des 18. Jah rh u n d erts ihre V orbilder haben. A ber im m er handelt es sich n ur um einzelne Stücke. A ndere K leidungsstücke aber, nam entlich b e­

stim m te Jack en , gewisse M ieder, allerlei M ützen und, wie w ir gesehen haben, selbst der Zylinderhut, reichen bis in den Anfang des 16. und sogar bis in das 15. Ja h rh u n d ert zurück. Und dass das höhere oder ererinofere A lter für das W esen oder den W e rt einer V olkstracht ohne

O Ö

B edeutung ist, das glaube ich oben schon gezeigt zu haben.

Soll man nun V olkstrachten sam m eln einzig und allein aus dem G runde, weil sie uns eine gute V orstellung von der allgem einen E rscheinung einer gewissen B evölkerungsgruppe w ährend einer bestim m ten Z eitperiode zu geben verm ögen? Das allerdings ist in erster L in ie der Zweck solchen Samm elns. A ber w ir lernen daraus auch noch m ehr, als nu r den Schnitt und die Anordnung der Kleidung- kennen. O Ö Interesse bieten auch die Stoffe, aus welchen die K leidungsstücke h ergestellt wurden. D enn in früh eren Zeiten sind sie b ekanntlich stets in dem H ausstande selber an­

gefertigt worden. D er F lachs und die W olle wurden gesponnen, die

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L einw and gew ebt, das Tuch g ew alk t, auch das F ärb e n fand auf dem B auernhöfe statt; das S tricken, das Schneidern, das Putzm achen und das S ticken w urde ebenfalls daselbst ausgeführt. So gibt die Y olkstracht uns gute B elegstücke für die früheren H ausindustrien: Spinnen, W eben, W irken, T uchw alken, F ärb e n usw.

B eachtensw ert ist ferner auch die W ahl und Zusam m enstellung der F arb en , da sie uns eine Y orstellung von dem Geschm ack, von dem F a rb e n ­ sinn und von der F arb en freu d ig k eit des Landvolkes liefern. Yon ganz besonderer W ichtigkeit sind auch die M u s te r ih rer W ebereien und Stickereien, welche für das Studium des O rnam ents ein unschätzbares M aterial zu bieten vermögen. In der letzteren B eziehung ist auch die F orm gestaltung des bäuerlichen Schm uckes nicht zu unterschätzen.

W enn es nun nach den obigen D arstellungen, wie ich hoffe, An­

erken n u n g finden w ird, dass das Sam m eln der R este der deutschen Y olkstrachten keine zwecklose A rbeit ist, sondern dass es zu den not­

w endigen und unabw eislichen Aufgaben eines der vaterländischen Yolks-O O künde gew idm eten Museums gehört, so möge doch auf eines noch h in­

gew iesen werden. U nendlich vieles von diesen D ingen ist bereits durch die F reu d e an neuer Mode, sowie durch die L eichtigkeit der Beschaffung b illiger F a b rik - und Jah rm a rk ts wäre, welche m anche m ühevolle H aus­

industrie überflüssig macht, unw iederbringlich verloren gegangen. D ieser P rozess bedauerlicher Z ersetzung w irk t aber in im m er sich steigerndem Masse fort, je m ehr die B equem lichkeit des Reisens andere Sitten und frem de E rzeugnisse ken n en lehrt.

Noch aber ist hier und da im deutschen Y aterlande manches le h r­

reiche Stück erhältlich, vielleicht schon längere Z eit ausser G ebrauch, a b e r noch nicht verloren und vernichtet. Mögen uns hier recht viele H elfer erstehen, dass es uns glücklich gelingen möge, derartige Zeugen u nserer V ergangenheit für die deutsche V olkskunde zu retten. Dazu ist unser Museum gegründet; aber noch b ietet es m anche L ücke, welche ihrer A usfüllung harrt. N ur die weite T ätig k eit vieler kann h ier das E r ­ strebensw erte erreichen.

B e r l i n .

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Batschen, Klappern und das Verstummen der Karfreitagsglocken.

Von Richard Andree.

In die neuerdings von den E thnographen vielfach besprochenen ‘K ultur- k re ise’ w ird oft re ch t Zweifelhaftes hineingeheim nisst. Solchen m it einem F ragezeichen versehenen K reisen können aber andere gegenübergestellt werden, die durchaus einen sicheren und auch geschichtlich nachw eisbaren Zusam m enhang haben, und dafür liefert uns die grossartigste O rganisation, die w ir kennen, die katholische K irche, ein B eispiel. Ih re G ebräuche und ihre G eräte gehen gleichförm ig durch die ganze W elt, der schwarze P rie ste r auf H a iti liest seine Messe so, wie der weisse in Rom , wobei allerdings bald feinere, bald gröbere A bw eichungen zu bem erken sind, die durch M ilieu und R asse bedingt w erden, ein K apitel, dem einm al nach­

zugehen, eine lohnende Aufgabe für einen Ethnologen wäre. All der Schm uck und P ru n k , den jen e K irche ihren G läubigen bietet, w iederholt sich in der alten, wie in der neuen W elt. W ie anziehend w irken bei uns zur W eihnachtszeit die ‘K r i p p e n ’ der katholischen K irchen, und ins Indianische übersetzt k ann man sie z. B. in Mexiko finden, dessen schöne W achsfiguren auf spanische K rippen zu rü ck g eh en 1). D er R o s e n ­ k r a n z , buddhistischen U rsprungs, ist durch die katholische K irche üb er die E rd e v e rb re ite t worden, und der ‘b ek e h rte’ M elanesier oder In d ian er h at ihn, der ohnehin an seinen Schm uck anklingt, sich zum lieben A lltags­

g erät erkoren. Als K eller-L eu z in g era) den brasilianischen M adeirastrom hinauffuhr, übten sich seine indianischen R u d ere r in der K unst, R osen­

k ran zperlen zu schnitzen und zu durchbohren, eine K unst, die aus längst eingegangenen Jesuitenm issionen stam m te. W ie das eindrucksvolle R itual der katholischen K irche von den Jesu iten im 16. Ja h rh u n d e rt nach J a p a n üb ertragen w urde, wie man dort den G ottesdienst ganz wie in E uropa handhabte, erkennen w ir aus zahlreichen B riefen der dam aligen M issionare;

in der geschicktesten W eise verstanden diese es, alles dem Ja p a n e r zu akkom m odieren, althergebrachte F orm en beizubehalten und m it neuem , christlichen G ehalte zu erfüllen, wobei allerdings auch m anche w eniger nützliche und erbauliche B räuche, wie die Geisselung, m it unterliefen.

A ber auch hier wie in E uropa verstum m ten in der Osterwoche die G l o c k e n , w urden die W ände der K irchen v erhü llt und ertönten u nter

1) Zeitschrift f. Ethnologie 1908, S. 960.

2) Vom Amazonas und Madeira 1874, S. 123.

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dem englischen Lobgesange erst am Karsam stage die Glocken w ied e r1).

E s ist dies ein Brauch, der seit alters ungem indert durch die ganze katholische C hristenheit geht und eine Anzahl volkstüm licher G ebräuche im Gefolge hat, von denen hier die R ede sein soll.

Am D onnerstag vor O stern setzte Jesu s C hristus das A bendm ahl ein und ging dann nach dem Ölberge. Coena domini w ird der T ag zur E r­

innerung von der K irche daher genannt. Bei der Messe läuten, unter dem englischen Lobgesange Gloria in excelsis, noch alle Glocken und die Orgel spielt feierlich. A ber sofort nach dem Schlüsse des Lobgesanges verstum m en allüberall, wo katholische K irchen stehen, die Glocken zum Zeichen der T rauer, um erst am K arsam stag beim G loria in der Messe w ieder freudig zu erschallen. Und als ein w eiteres Zeichen der T ra u er in jen en drei Tagen, w erden nach der Vesper am G rünen D onnerstag alle A ltäre ih rer Zierden beraubt, die B ilder werden verhüllt, und nur ein Kruzifix bleibt sichtbar, als Zeichen, dass Jesus am A bend dieses Tages, seiner Jü n g er beraubt, allein und verlassen war und am folgenden T age entblösst am K reuze hing. T ra u e r und Stille herrscht ringsum , v er­

m isst wird der gew ohnte K lang der Glocken, und die Sage bem ächtigt sich ihrer, fragt, was aus ihnen geworden ist.

G locken haben in der Sage von jeh er eine wichtige Rolle gespielt.

Man h at sie, die j a getauft sind, sich als eine A rt belebter W esen vor­

gestellt, die selbständig handeln können. Sie beginnen von selbst zu läuten, wenn ein wichtiges E reignis bevorsteht, ein hervorragender Mann stirbt, ein F ein d der S tadt naht. Sie haben Stim m en, ihrem K lang legt man W orte unter, sie bannen G ew itter, vertreiben böse G e iste r2). B esonders v erb reitet sind die Sagen von der R o m r e i s e d e r G l o c k e n , welche m it unserm T hem a Zusammenhängen.

Nach Mitte der heiligen Wochen Vom Glöcklein der Waldkapelle Ziehn alle Glocken nach Rom, Bis zur Riesenglocke im Dom.

So heisst es bei uns, und im vläm ischen Belgien sprechen die K in d e r:

Op witten donderdag | Gaan de klokken naar Roomen

All over hagen en boomen, | En Paschavond komen ze te huis.

W ährend, zum Zeichen der T rau er um den Tod des H errn, vom Mittwoch bis zum K arsam stag die Glocken schweigen, erfolgt ih r lautes Getön w ieder zur F e ie r der Auferstehung. W as geschieht m it ihnen in der Zw ischenzeit? H ier und da ist wohl die R ede davon, dass die Glocken dann ‘sterben’8); aber allgem ein ist der Glaube an ihre R om reise, und ihr A ufenthalt in der ewigen Stadt wird sehr verschieden ausgeschm ückt.

1) Haas, Geschichte des Christentums in Japan (Tokio 1902) 2, 322. 324. 326. 327.

2) Zahlreiche Glockensagen hat Sartori gesammelt (Zeitschr. f. Volkskunde 7, 113£f.), aber die hier in Betracht kommende Romreise der Glocken nicht berücksichtigt.

3) [A. John, Sitte im deutschen Westböhmen 1905 S. 59.]

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Nach M einung der P fälzer K inder h alten sie sich dort auf, um zu beichten und M ilchbrote zu esse n 1), und die L othrin ger K inder wissen, dass sie dort sogar M ahlzeit m it dem P apste h a lte n 2). S ehr w eit v erb reitet ist d er K inderglaube, dass bei ih rer H eim k eh r die G locken die O s t e r e i e r m itbringen. In der T uchm acherstadt A achen w ünschen sich die K inder a b e r etwas anderes. W enn die dortige M arienglocke nach Rom reist, w erfen die K inder ihr ein S tückchen Tuch nach und b itten sie, ihnen dafür ein neues K leid am K arsam stag zu rü ck zu b rin g en 3). Selbst zum T ran spo rt von Menschen w erden die Glocken b enu tzt; denn in d er B retagne erzählt m an sich von einem G löckner, der auf einer O sterglocke rittling s die F a h rt nach Rom m achte4).

A ber, wenn auch die G locken verstum m t sind und nicht m ehr die G läubigen zur K irche rufen können, w enn selbst die Schellen und A ltarglöcklein im Innern der K irche nicht m ehr erklingen dürfen, der D ienst der K irche feiert nicht und geht seinen W eg. D a m üssen andere Zeichen für die G läubigen an Stelle des G lockenklanges tre te n ; es er­

tönen, aber niem als harm onisch, andere G eräte, zum T eil u ra lte r H erk u n ft aus d er Y orglockenzeit. Das sind die K l a p p e r n und R a t s c h e n für den H andgebrauch und die grösseren S c h a l l b r e t t e r , T a f e l n und deren N ach­

folger statt der T urm glocken. Ih r G ebrauch geht in das frühe M ittelalter zurück, wofür m ehrere B eispiele vorliegen, von denen n u r eines, au f die K arw oche bezügliches h ier m itgeteilt w erden soll. Es ist uns ü b erliefert durch S y m p h o s i u s A m a l a r i u s von Metz, der, ein F ra n k e von Geburt, Schüler A lkuins war und um 857 starb. In seinem H auptw erke De ecclesiasticis officiis lib ri IV, ‘21, das dem K aiser L udw ig gew idm et war, ist davon die R ede, dass durch den K lang der sehr alten S challb retter das Y olk zur K irche berufen w u rd e5). E ine A ndeutung in der R ichtung, dass schon im 13. Ja h rh u n d ert vor der O sterzeit (und auch vor W eihnachten) K naben auf den Strassen L ärm vollführten, um das F e st anzukündigen, finden w ir bei B e r t h o l d von R e g e n s b u r g 6); wenn auch nicht gesagt wird, dass es w ährend des Schweigens der Glocken geschah und die Instrum ente tubae waren.

1) Bavaria 4, 393.

2) H. Lerond, Lothringer Sammelmappe Heft 5, S. 61 (Metz 1894).

3) H. Boeckeler, Beiträge zur Glockenkunde (Aachen 1882) S. 111.

4) A. Le Braz, Contes du Brume et du Soleil (Paris 1906) p. 213.

5) Necnon etiam altitudo signorum, quae fiebat per vasa aerea, deponitur, et l i g - n o ru m so n u s usquequaque humilior aeris sono, necessario pulsatur, ut conveniat populus ad Ecclesiam. Potest et in hoc humilior usus Ecclesiae Romanae designari antiquis temporibus, quam nunc sit, et praecipue tune, quando latitabat per cryptas propter persecutores: Nam adhuc junior Roma, quae antiquis temporibus sub uno Domino cum antiqua Roma regebatur, usum lignorum tenet, non propter aeris penuriam, sed propter vetustatem (Migne, Patrologia Latina 105, 1201).

6) Bei Schönbach, Studien zur altdeutschen Predigt 2 (Sitzungsberichte der philos.- histor. Klasse der Akademie d. Wissensch. Band 142, V II. Wien 1900) S. 110.

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A llgem ein w erden in der katholischen W elt an jen en drei Tagen heute je n e G eräte als G lockenersatz benutzt, die w ir zusam m enfassend als K lappern und H atschen bezeichnen wollen, und deren B enutzung m it vielerlei volkstüm lichen G ebräuchen verkn üpft ist. Sie führen, je nach V olk und Landschaft, zahlreiche verschiedene B enennungen, m eist onom ato­

poetischer Art, sind m it dem Katholizism us üb er die E rd e gew andert, nach Ost und W est, und bilden den K ulturk reis der R atschen. E he ich zu den seh r verschieden gestalteten G eräten selbst übergehe und die L ied er und G ebräuche bespreche, m it denen die Zeit des Glocken- verstum m ens bei uns ausgefüllt wird, will ich an einem B eispiele zeigen, wie diese katholische Sitte sich in einem fernen L ande äussert, wo sie von christlichen Spaniern zu einem heidnisch-indianischen Y olke gebracht wurde. Auch in M e x ik o schweigen am G ründonnerstag nach der N ach­

m ittagsm esse alle G locken und verschw inden selbst die lärm enden W agen von der Strasse. S tatt dessen w ird auf dem Turm e der K athedrale eine m ächtige hölzerne Maschine gleich einem W asserrade, la M a t r a c a (die R assel), errichtet, welche nun die Stunden angibt und statt des Läutens, bedient von ein paar Sträflingen oder Soldaten, ihren unharm onischen L ärm ertönen lässt. Das R asseln steckt an, und zur F e ie r des O ster­

festes erg reift jederm ann, A lt und Jung, Hoch und N iedrig, eine kleine R assel und zieht dam it durch die Strassen, um dem J u d a s au f diese A rt die Knochen zu zerschlagen; Judaspuppen, entw eder von spanischen oder aztekischen Typus, werden verkauft, man hängt sie oder verbrennt sie.

Es sind alte, einige Jah rh u n d erte zählende Typen, an denen der M exikaner k ein erlei V eränderung vorgenomm en h a t 1). Das Judasbrennen und die O stereier sind aber allenthalben in der katholischen C hristenheit dem O sterfeste folgende volkstüm liche G ebräuche, auf die ich aber hier nich t näher eingehen k a n n 8).

Die Glocken sind also für drei Tage verstum m t, und an ihre Stelle treten die L ärm geräte in zw eierlei Art. E rstens die grosse, m eistens auf dem K irchturm stehende R atsche, welche die Tageszeiten zu ver­

kündigen und den B eginn des G ottesdienstes anzuzeigen hat. Zw eitens statt der im Inneren der K irche beim G ottesdienste benutzten kleinen Schellen und G löcklein eine zumeist hinter dem A ltar versteckte Ratsche oder K lapper. D ie T urm ratsche gewöhnlich vom M esner, die kleinen G eräte von den M inistranten bedient. G enügt aber die grosse T urm ratsche nicht oder ist sie überhaupt nicht vorhanden, dann übernehm en es die M inistranten und ihnen befreundete Schulknaben, in ih rer W eise Stunden­

1) E. B. Tylor, Anahuac (London 1861) p. 49.

2) [Ein Judasliedchen der Kinder aus Köln bei Erk-Böhme, Liederhort 3, 139 nr. 1230.

Im Mieser Bezirk singen die ratschenden Buben nach A. John (Sitte, Brauch und Volks­

glaube im deutschen Westböhmen 1905 S. 64) das alte Lied „ 0 du armer Judas“ ; vgl.

Baumker, Das katholische deutsche Kirchenlied 1, 463f. Erk-Böhme 3, 670 nr. 1963.]

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zeit und B eginn des G ottesdienstes m it H andratschen und H and klap pern im O rte auszurufen, w ährenddem sie nich t vergessen, auch G aben zu heischen, m eistens O stereier. D abei fehlen aber auch from m e E rm ahnungen und from m e L ied e r nicht, die in D eutschland vielfache Ü bereinstim m ung zeigen: dass bei diesen Umzügen auch L ied e r m it unterlaufen, die aus M issverständnis in die O sterzeit verlegt w urden, ab er ursprünglich einem ändern F este oder H eiligen angehören, ist eine häufig beobachtete Sache.

Im nachstehenden L iede d er R atschbuben aus F ried lan d in N ordböhm en1) gehört z. B. n ur der erste Yers d er O sterzeit an, w ährend der R est einem D reikönigsliede entnom m en ist:

Klapper, klapper Gröndodsch! Lasst mich ne zu lange stehn!

Bin ein kleiner König; Muss a Häusl weiter gehn.

Gebt mer ne zu wenig,

S ehr w eit durch S üddeutschland ist der fromme Spruch der R atsch­

buben v erb reitet:

Wir ratschen, wir ratschen den englischen Fallt nieder, fallt nieder auf eure Knie Gruss, Und betet fünf Vaterunser und Avemarie!

Den jeder katholische Christ beten muss.

D ie T ageszeit wTird auch u n ter R atschen m it bestim m ten Sprüchen ausgerufen und dabei gesagt, ob es sich um die Morgen-, M ittags- oder A bendglocke handelt, wie in den O rten an der preussisch-holländischen G re n z e 2). Schon am frühen Morgen sind die R atschbuben bei ih rer A rbeit.

So rufen sie in R anschbach bei L andau in der P falz:

Steht auf ihr Leut! ’s isch Betenszeit, Für die Armen und die Reichen.

Der Tag fängt an zu bleichen B etglock3).

Besonders w ird die M ittagsglocke durch starkes R atschen hervor­

gehoben, dam it je d e r Gläubige dann den H u t ziehen kann.

Mittagsglock Wenns nicht klingelt,

Rosestock. Da rappelts doch,

heisst es in D e u tsch -L o th rin g en am G ründonnerstag, w ährend am K ar­

freitag gerufen w ird:

Mittagsglock Bohneblatt,

Iwermorje ischt Oschtersunntag*).

Zum letzten Male spielen an m anchen O rten die R atscher ihre Rolle in der Nacht vom K arsam stag zum Ostersonntag. Noch einm al ertönen ihre G eräte m it dem R ufe: „H e L eute, stehet auf, es ist O stertag“ in

1) Zeitschrift f. österr. Volkskunde 12,213. — 2) Zeitschr. f. rhein.-westfäl. Yolksk. 3,148.

3) Bronner, Von deutscher Sitt und Art (1908) S. 128. — [E. H. Meyer, Badisches Volksleben 1900 S. 100: Kerren und Bätschen. „S örschte Mole, s ander Mole, zamme, zamme in die Keriche!‘‘ u. ä.]

4) Lerond, Lothring. Sammelmappe 5, 63. Dort ist aus St. Julien bei Metz auch ein französischer Dialektvers der ‘Rätscherknechte’ m itgeteilt.

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den E ifeld ö rfern 1) und zu D elbrück bei P aderb o rn singen dann die ‘K lapp er­

ju n g en ’ laut in die O sternacht hinaus: „Stohet up, ju n g un olt, d ainet Guod, dem h ee ren “ 2)! A nderw ärts übernahm en es die m it den R atschen versehenen N achtw ächter, den A uferstehungsgruss um M itternacht aua- zurufen, so in der alten D eutsch-O rdensstadt Lauchheim in W ürttem berg, wo sie sangen:

Die Glocke hat geschlagen, Zu einem neuen Leben Das ist zur halben Nacht, Macht eure Seel parat!

Der Herr ist auferstanden Bewahret Licht und Feuer, Und hat gross Genad euch bracht. Dass euch beschieht kein Schad3).

A ber w ährend des R atschens wird auch für die M ühewaltung der Lohn verlangt, wobei es m eist die O stereier sind, auf welche es ab­

gesehen ist.

Da komme de arme Rätscherknechte, En dutzend Eier isch nit se viel, Suchen ihre Hasenrechte. Rätschen is ken Kinderspiel,

rufen sie in D e u tsch -L o th rin g en 4), und in Schlesien (N eurode) heisst es:

Gelobt sei Jesus Christus zum grünen Do seit-r-ne schine Muhme;

Donnerschtije! Umrna Ziega-ättr (Ziegeneuter) Seid gebäta ema Honigschnite, Do seit-r-a guder V etter5).

A Usterae derzune,

Mit diesen B eispielen dürften die w esentlichen T ypen der sich ziemlich gleichbleibenden R ätschlieder und Sprüche gekennzeichnet sein.

In p r o t e s t a n t i s c h e n L ändern ist die katholische Sitte des Ver- stum m ens der Glocken in der Osterwoche abgekomm en, dam it sind auch die R atschbuben verschw unden, aber sie leben noch in den m it Versen und L iedern auftretenden O stereiersam m lern. H ier und da haben sich N a c h ­ k l ä n g e a u s k a t h o l i s c h e r Z e i t erhalten, wie ja noch so m ancher katholische B rauch im B ereiche der evangelischen K irche in einzelnen S itten sich, w enigstens rudim entär, erhielt (W allfahrten, Quellenverehrung, Opfer, M ärkte an H eiligentagen, Fastenspeisen u. dgl. — ein besonderes K apitel). W enn im S chaum burger Lande ju nge B urschen den K irchturm besteigen und statt des L äutens die Glocken m it H äm m ern schlagen, was dort ‘bim m eln’ heisst, so ist dieses vielleicht dorthin zu rechnen; es geschieht allerdings nicht zu Ostern, sondern W eih n ach ten 6). In dem evangelischen O rte B euern in H essen Hessen, trotz m ehrfacher Verbote im 18. Jah rh u n d ert, sich die Burschen es nicht nehm en, gewaltsam in die

1) Zeitschrift für rhein.-westfäl. Volkskunde 1, 137.

2) Ebendort 4, 21.

3) A. Gerlach, Die Stundenlieder der Nachtwächter in Lauchheim 1907 S. 14.

4) Lerond, Lothr. Sammelmappe 5, 64.

5) Drechsler, Sitte, Brauch und Volksglaube in Schlesien 1, 79 (1903).

G) Hessler, Hessische Landes- und Volkskunde 2, 579. [In Pommern wird am Abend or den Fasten ‘gebeiert’; Blätter f. pommersche Volkskunde 5, 95. 1897. ZfVk. 15, 93.]

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K irche einzudringen, um am O sterm orgen ‘den H as auszuläuten’, eine E n t­

artung der ursprünglich ernsten S itte 1). U nd auch als N achklang der katholischen O stersitte k ann man es betrachten, wenn die Sage im p rotestantischen V isbeck in O ldenburg und zu N euk irch en in der W iedin g­

harde, H olstein, erzählt, die in Süm pfen oder T eichen versunkenen G locken erhielten am O stertage ihre Stim m en w ie d e r2). Ebenso ist wohl auch als U berlebsel aus katholischer Z eit zu betrachten, wenn am K a r­

freitag in F ish lak e, einem D orfe an der Südostküste von Y orkshire, die G locken früh m orgens um 8 U hr n ich t wie gew öhnlich zur K irche rufen,

„but the great bell of the church is solem nly tolled as for a death or fu n e ral“ 8).

Im katholischen K irchendienst muss man, wie schon kurz b em erk t w urde, nach Grösse und F u n k tio n zw eierlei A rten von R atschen u n ter­

scheiden , die grossen und die kleinen. D ie ersteren dienen dazu, die verstum m te K irchenglocke zu ersetzen, stehen gew öhnlich auf dem T urm e der K irche, zeigen die Stunden an und rufen zum G ottesdienst. D ie k lein eren dagegen sind die H andratschen und H and klappern, die in n e r­

halb der K irche, bei der Messe, W andelung usw. von den M inistranten b edient w erden, w ährend die grossen T urm ratschen m eist vom M esner in Bewegung gesetzt werden. K önnen diese grösseren G eräte aus irgend einem G runde nicht auf dem K irchturm e angebracht w erden, dann stehen sie gew öhnlich vor der Kirche, auf dem F reith ofe usw. Sie heissen dann in B ayern ‘S t a n d r a t s c h e n ’4).

Auch die g r o s s e n T u r m r a t s c h e n sind je nach den verschiedenen L ändern von verschiedener Art. D a es sich n ur darum handelt, die in der Osterwoche verstum m ten Glocken zu v ertreten, so hat m an statt der gew öhnlichen R atschen auch ganz andere L ärm m acher an ih re Stelle gesetzt. Aus der K irche St. C erneuf in Billom (A uvergne) finde ich dafür die Strom busschnecke erw ähnt, anderw ärts in S üdfrankreich eine A rt P osaune und in Spanien die Zam bom ba, eine grosse Trom m el. A uf K orsika schiesst m an sogar, um die Z eit des K irchgangs anzuzeigen.

Gewöhnlich sind die grossen L ärm g eräte auf den T ürm en auch richtige R atschen, die durch D rehen in Bewegung gesetzt werden. E ine solche in H abelschw ert in Schlesien nim m t einen F lächenraum von 0,75 X 1 m e in 5). In München k ann m an sie m itten durch den Strassen- lärm in der Osterwoche hören. Zuweilen handelt es sich um R atschen, die zw eierlei Töne, einen dum pferen und einen helleren, abgeben. E ine solche

1) Hessische Blätter für Volkskunde 8, 187.

2) Strackerjan, Aberglaube aus Oldenburg 2, 212 (= 2. Aufl. 2, 319). Müllenhoff, Sagen aus Schleswig-Holstein 1845 S. 118.

3) W. Henderson, Folk-Lore of the Northern Counties of England 1879 p. 81.

4) Schlicht, Altbayernland (Augsburg 1886) S. 107.

5) Abgebildet bei Otte, Glockenkunde 2. Aufl. S. 31.

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D oppelratsche ertönt z. B. vom K irchturm e zu M ittel-D arching bei H olz­

k irchen in O berbayern. D ie F ig. 1, die ich von ih r hier gebe, lässt er­

kennen, wie die zwei Töne entstehen, für deren H ervorbringung je eine besondere K urbel den A pparat in Bewegung setzt.

Dass ursprünglich statt der m it der H and gedrehten Ratschen die m it K löppeln geschlagenen S c h a l l b r e t t e r benutzt wurden, lässt sich nach- w eisen. Im katholischen T eile W ürttem bergs, R o ttenb urger Gegend, heisst das G erät K arfreitagsratsche oder D o f e l. D er ganze A pparat besteht aus einem kastenförm igen R esonanzgehäuse, ü ber dem eine zackenbesetzte W alze m it einer K urbel gedreht wird, an der langgestielte H äm m er ab­

gleiten, die ein starkes G eräusch herv o rb rin g en 1). A ber die Bezeichnung Dofel (T afel) deutet sicher darauf hin, dass man in je n e r Gegend u r­

sprünglich ein S challbrett an wendete, für welches in Süddeutschland der A usdruck Tafel gebräuchlich ist. Man gebrauchte ‘t ä f e r n ’ geradezu für das L äu ten und Ratschen, wofür S chm eller2) einen Beleg vom Jah re 1519 aus dem K loster T egernsee anführt. Man ‘täferte’ dort in der Karwoche und beim Tode eines K losterinsassen. D ie grösseren Tafeln standen wohl au f dem K irchturm e, und wir haben ein Zeugnis dafür, dass sie geradezu ‘C har-Freytags-G locken’ genannt wurden. So berichtet R eht- m e y e r3), dass u nter den 17 G locken des B raunschw eiger Doms die K ar­

freitagsglocke „eine hölzerne gew esen, davon hängt noch (1707) ein hölzerner H am m er und ist n ur am C har-Freytag, da andere Glocken nicht gezogen werden, im P apstthu m dam it geläu tet.“ W ie der H am m er an ­ deutet, muss es sich um ein geschlagenes S challbrett gehandelt haben, um k ein e hölzerne ‘G locke’. — In der Schweiz heisst (im F re i- und K elleram t) das grosse auf dem K irchturm e aufgestellte K lappergerät, der E rsatz der O sterglocken, R a f e l e . Es ist dort schon im 18. Jah rh u n d ert b e le g t4).

W as nun die k leineren, von den K naben in der Osterwoche benutzten H a n d r a t s c h e n und H a n d k l a p p e r n betrifft, so sind sie, wie schon diese beiden A usdrücke andeuten, gewöhnlich von zw eierlei A rt und im land­

schaftlichen G ebrauche geschieden. D ie Typen beider sind aus den F ig. 2 und 3 erkenntlich. D ie K lapper ist das einfachere Gerät, das u r­

sprüngliche, das aber auch schon eine E ntw icklung durchgem acht haben m uss, da es zunächst n u r aus einem m it einem H am m er oder Klöppel m it der H and geschlagenen B rett bestand. D abei waren zwei H ände nötig;

brachte man ab er den H am m er über dem B rette in einem S charnier b e­

1) Abbildung in den Mitteilungen aus dem Verein der Königlichen Sammlung für deutsche Volkskunde zu Berlin 2, 163 (1906).

2) Bayrisches Wörterbuch 2 1, 587. [T a fe ln , belegt aus dem 14. Jahrh. bei Grimm, DWb. 11, 21.]

3) Der berühmten Stadt Braunschweig Kirchenhistorie 1707 S. 109.

4) Schweizer. Archiv f. Volksk. 9, 144.

Zeitschr. d. Vereins f. Volkskunde. 1910. Heft 3. 17

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weglich an und schwang das B rett an einem Stiele, so w ar die heutige K lapper fertig, die m it einer H and re g ie rt wird. Als schon etwas kom ­ p lizierter Mechanismus ist die R atsche jü n g e r als die einfachere K lapper.

B ei der R atsche entsteht der Ton dadurch, dass eine A nzahl elastischer H olzfedern oder n u r ein dünnes H olzbrettchen gegen ein k leines K am m ­ rad stossen, wobei die Bewegung des letzteren durch D rehen des Stieles m it der HancJ, hervorgebracht wird. B ei beiden G eräten ist der hervor­

gebrachte lärm ende Ton sehr verschieden; er wird durch die B enennungen gekennzeichnet, die som it onom atopoetisch sind (k lapp-k lap p und rätsch­

rätsch). Und solcher A rt sind auch die verschiedenen m undartlichen A u sd rü ck e1) für das G erät, wie aus der nachstehenden Zusam m enstellung ersichtlich, die auch einige A nhaltspunkte für die geographische V er­

b re itu n g der G eräte gibt.

K l e p p e oder R a u s p e l , einfache Klapper oder R a sse l m it K am m rädchen an der deu tsch -h ollän d isch en Grenze Zeitschr. f. rh ein .-w estlal. V olk sk u n d e 3, 148.

K l e n k e l , deutsche G egend von Znaim in Mähren. Zeitschr. f. österr. V o lk s ­ kunde 2, 310.

K l ä t t e r , ‘hölzerne K lapperorgel’ zu D elbrück bei Paderborn. Zeitschr. f.

rhein .-w estf. V olk sk u n d e 4, 21.

K l a p p e r oder R a t z e i n in D eutsch-L othringen, w ogegen in Metz 1716 und 1758 Polizeiverordnungen erlassen w urden. H. Lerond, L othringische Sam m el­

m appe, H eft 5, S. 62 (M etz 1894).

K l i b b e r k l a b e r oder J a r r , hölzerne Klapper in Luxem burg. D e La F on ­ taine, Luxem burger Sitten 1883 S. 37.

C h l o f e l e in Jonen, S ch w eiz, hölzerne Klapper, deren sich der M inistrant statt der K lingel in der K irche bedient. Schw eiz. A rchiv 9, 144.

R ä t s c h e n im Kanton Glarus, der hinter dem H ochalter versteckte K lo p fe r D a selb st 4, 269. [G rim m D W b. 8, 190.]

B i l a p p , ebenso in M erenschw and, S ch w eiz. S chw eiz. Archiv 9, 144.

K l e p a t y , Klappern, ein mit Klöppeln gesch la g en es Brett, w ird von den R uthenen in den Ostkarpaten benutzt statt der in der O sterw oche schw eigenden G locken. Kaindl in der Z eitschr f. österr. V olkskunde 1902 S. w244.

G i p e - G e p , ham m erartige Handklapper in der R ottenburger G egend W ürttem ­ bergs, w ie Fig. 2. Mitt. aus dem V erein der K öniglichen Sam m lung für d eu tsch e V olk sk u n d e zu B erlin 2, 163 (190G).

S c h u b k l a p p e r , R u m p e l , S c h n u r r e i m nordw estlichen D eutsch-B öhm en.

A. John, Sitten in D eu tsch -W estb öh m en 1905 S. 59.

K l e b e r n , das nachstehend näher beschriebene und abgebildete Gerät, w elch es nach G. Z eller (Z eitschr. d. Ver. f. V olkskunde 12, 215) im Salzburgischen haupt­

sächlich als E ssglock e, aber auch während der Karwoche V erw endung findet (w o nicht durch R atsch en verdrängt). Im Brixental h eisst d ieses Schallgerät K l e b e i oder K l a p p e r l . Einem vortrefflichen Kenner der Salzburger V olkskunde, Herrn F achlehrer K. Adrian, verdanke ich nähere A uskunft über die Klebern, die er schon in der Zeitschrift des V erein s für V olkskunde 13, 436 besprochen hat, über d ie aber unter B eifügung von F ig. 4 und 5 nach sein em B riefe noch näheres

1) [Otte, Handbuch der kirchl. Kunstarchäologie 5 1, 367 zitiert die l a t e i n i s c h e n . Bezeichnungen crepitacula ecclesiastica und crecellae.]

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schwanden die Staubwolken, und die Sonne erschien wieder. Da offenbarte ihm die Schöne ihr Geschlecht und versprach ihm, seine Gattin zu werden. Obgleich die aus

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