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Die Zukunft, 7. Oktober, Jahrg. XX, Bd. 77, Nr 1.

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XX. Jahrg. Itrlity den7.Woher1911. Its1.

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Herausgehen

Maximilian.«--Izarden.

Inhalt.

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Seite Keinworkübt-:TripvligL .,.. -----....".... 1 Kandidgkeuauglesr. PonRichard Jahr-. ...·..,....·.... 2 Kinzmatvgkäpkx UndEitltrunkniäxelxrh PanEduatd Könnt-r .. . . 7

Revllavigmu-. ,von8erthold Merwin .......».-. ... 11

DxrMay-. .Von-EmanuelaVare«nin"Mattl-cöwentreup .—.... 15

Kultur undDust-ists VonsuusxjungsMing .............. 19

EinIrbrugbuclp Vonwilhelm Schmidtbonn ....·....... 28

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Uachdruck verbotejr.

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ErschefinstljedenSonnabend- Preisvierteljähktich5Marr.dieeinzelneNummer soPf.

Verlag»'derZukunft.

WilhelmstraßeZa.

1911.

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Mir Zukunfts-

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Maxjmilian Larven.

Op-

Hieltenundsiebenzigller Bank-.

Berlin.

Verlag der Zukunft.

1911

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(5)

Inhalt.

Aktienkünste....... .168

Aktienoperation .....·.431

Albanien ... .......116

Alles um Liebe ... ....260

Amerika f. Land, das, be- grenzter Möglichkeit Anarchie s. Kultur. Anglo-Deutsche Freundschaft. 233 Aufruhr-, der 15 Vayerifche Disconto- u.Wech- selbankf. Opfer. Beifall links! ........205

Vergmanns Brieer, aus . .327

v.Vethmann s. W(indmond, s.a.Englischses Salz. Vismarckdenkmal beiWinger- brück,das .........357

Bismarck unddieWelt. ..184

Briefe, zwei ........197

Centrum, dass. Wahl. China f. Kultur und An- archie, s.a.Orientalia. Christusmythe . .......284

Deutsch-französischesAbkom- men s. Veifall«links, f. Vorunterfuchung. Dreihund, ders.Trisektion. Einkehr . ..........161

Eifenbahnpolitik .......403

Energetik undhauswirthschast 219 England und Deutschland s. Finifh. EnglischesSalz ....... Erkenntnißlehre f.Kinemcito- 273 graph. Fels,der ...·. ·....124

Finifh ...... . ·«307

Fitger, Arthur ... ....150

Franz Ferdinand f.Finifh. IJ-rühling-"s.;taumel... ...323

Gesetzgeber,Weltfremde s. Briefe. ... . ...197

Gespenst,das quaritzer. ...263

GrabbesDenkmaL ein 85 Großdeutschlands.......349

Grossi,Tommaso 58 Hauswirthfchastf.Energetik. Hearn,Lafcadio ...... .162

Heilpädagogien s. Briefe ..198

Seine, Henri ........z101 v.Heydebrand s.Beifall links. Hoffmann-Gesellschaft f.Ak- tienkünste. v.Hötzendorf f. Finifhi. Hypothekenversicherung .270 Jtalien s. Moritz und Rina. Jtalienische Bundesgenossen- fchaft f. Trifektion. Jtaliens Machtmittel ....199

Juden» die,inderWirthfchaft 103 Judica . ..........239

Kampf umdenStil, der... 77

Kandidatenauslese ...... 2

Kapuzinerpredigt ...... 45

Kartelle .... .......335

Kaukasus ..........223

v.Kiderlen s. TNarokko-Ar- tikel. Kinematograph und Erkennt- nißlehre.. ........ 7

Kleist als Novellist .....29"l Kongo f.Voruntersuch-ung, s.a.Englisches Salz. Konservativ s. Wahl. Kultur undAnarchie .... 19 Kunstfammeln f.P sycholo-

gie.

(6)

,-

Laienjustiz s.Vriefe Land, das, begrenzterDNöglichs

keiten. . . Lebensbuch, ein .......

Licht, das,unddieFinsterniß s.Fels.

Liberals.Wahl v.Lindequift f.Finish-.

Marokko s.Moritz u.Rina, f.a. Trifektion, Wind-- mond-, Worum-ersuch- ung, Beifall links, Ju- dsica, Englisches Salz, cFinish, Paralipomena.

MoritzundNina Platten die... .....

Nabu-Kin Naturschutzpark f.

nerpredigt Aeoslavismus . Offizierauslefe Opfer.’.... .......

Orientalia Paralipomena Petroleumkartelle f.Kart el le.

Polen, dies. Aeoflavism·u.s.

Provinzbanken f. Opfer.

PfychologiedesKunstsammelns Reichstag, derneue s.Kund-i-

dsatenauslese.

Reise inItalien f.Grossi.

Religion f. Wahl Nuskim John .... .· Russische Eisenbahnen s.War-

schau-Wien- Kapuzi-

.197

291 28

35 88 287

1 1 96 66

.235

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(-

351

.253

Schwachfinniger, dieLeitung.147 Selbftanzeigen ·93,129,367 Sicherung dies Rechtes, ein

Wegzur Slaven, die f.Neoflavis-

mus.

Sozialdemokratie f.Wahl.

Spekulanten Spirituscentrale f. Kartelle.

Stahltrusts f. Steels.

177

304

Steels ... ..... 30

Stil, ders. Kampf- Tarnkappe, die .......358 Tripolis, keinWort über .. 1

f.a.Moritz und Rina.

Trifektion ....·. 69

Truppen, Schiwarze .....Z134 Türken, die f.Nioritz und

Rina.

Türkifchen Parlament, im. 51 UnserHaus f.Lebensbuch Verhaerens Abendstunden .323 Verse...... .... .182 Visionen, die,von Colmar .418 Vorunterfuchung ......171 Wahl,dsie.... ......373 Wahlpolitiskf.Beifall links.

Wahlrecht s."Wahl.

WarschausWien ... .369

Wehrmachsts.Finish.

Wiederkunfthn Ewiger· ..424 Windmond ... ......137 WürttembergifcheVereinsbank

f. Opfer-.

Zuckerhauffe . .133

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Berlin, den7.Oktober 1911.

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--Vx-

C

Kein Wort über Tripolist HeitdreiWochenwerden dieFolgenunseres Hochsommerabcms

Hteuers fühlbar; seit achtTagen sichtbar.DieschroffsteKritik fände jetzt,dergrausamste Hohnlauten Beifall. Doch hat nicht

-gerade dasTrauerquartaluns wieder gelehrt,daßdes Politikers wichtigstePflichtist, sichgegen dieLockungderApplaussuchtzu steifen?Italiens jäher Vorstoß nach Nordafrika zwingtdem Deutschen ReicheineWahlauf,dieseinernächstenZukunftSchick- salwerden kann. Wieesoptirthat,werden wirwissen, eheder siebente Oktobertag graut, andem Don Juand’Austria einstdie Türkenschlug,Franz Joseph,einDritteljahrtausend danach,den TürkenzweiProvinzen nahm.DieseWoche muß zeigen,obplan- lose Ruhmgier indieFalle tappt oderob die Maske desAben- teurers denkühnenBlick einesklugen Heldenzubergenhatte-Der weiseste Rath käme zuspätunddiepfiffigsteRede könntenur schaden, nicht nützen.Jetztmußgehandelt,darf nicht geurtheilt werden. Kein Wort solldieVerantwortlichkeitdes Mannes mindern, dersichzurFührungderdeutschenMenschheit berufen glaubt.Nocheinmal wardihmeineFristgegönnt.Versäumter auch diese?DieoftEnttäuschtenselbstdünkt esunmöglich.

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2 - DieZukunft.

Kandidatenauslese.

. urchdieZeitungwelt rauscht seitMonaten eingroßes Hoffen

Maufdenneuen Reichstag. Deralte hat, obwohlwir seine

Geburt einstinbitt-erkalten WinternächtenmitsüdlichenS-erena- denbegrüßt hatten,uns Alleenttåuscht.Nun sollderkommende gutmachen,was der sterbende versäumte:derdeutschen Freiheit endlicheineGasse bahnenunddasBildeiner Bolksvertretung zei- gen,anderdieNation sich erheben kann;der-enLebensäußerungen dieBestennicht mehrmitleisem Spott und stiller Berlegenheit zu überschlagen brauch-en-Es giebtLeute,dieDergleichenwirklich glauben. Wie esja auchMillionen giebt,dieinjeder Silvester- nacht gerührtdemneuen Jahrans Herzsinken und,nichtnur vor Freudetrunken, ihm zuflüstern:eswerde doch sich-erbesser seinals seine sämmtlichen Vorgängen »Nocham Grabe pflanzt er die Hoffnung auf«:Das istmenschlichund ist,wenn man will, auch rührend. Nur istesleider zugleich auch einigermaßen kindlich, wenn beiDingen,diebiszueinem gewissenGrade inunsere Hand gegeben sind, unsereganze Bethätigung sichindem Aufpflanzen von Hoffnungen erschöpft.

Jm deutschenVolk,dasdoch schließlichmehr istalseinNeben- einander vonParteien und politisch organisirten Individuen, lebt (Das wird,auchwerbeimAbschåtzenallgemeiner Strömungen zur Vorsichtneigt,wohl behaupten dürfen) seit manchem Jahr eine starke, ungestillte Sehnsuchtnacheiner wirklich repsråsientativenNe- präsentation. Bewußtoder unbewußt istinuns Allen nochdie Vorstellung wach, daßdieParlamentedieErlesenstenderNation zuvereinigen hätten.Männer vonweitem Blickund umfassendem Wissen;Leute, die, auch aufsichallein gestellt, schonEtwas bie- deuten und alsPersönlichkeitenwiealsCharakterefürdieMil- lionen als Musterbeispielewirken könnten,deren Willen (den

»Bolkswillen«) sie hinterher imParlament darzustellen haben.

Kann sein, daßauchDies nur eineFiktionist;ein-ervon denvie- len»der Wirklichkeit nicht entsprechenden Jdealtypen«, aufdenen nachdesjüngst verstorbenen Jellinek ätzendemWort dieVolks- repräsentsation sich aufbaut. Immerhin sindwirseit Jahren nicht müde geworden,indenStunden dumpferAuflehnung gegen das allzu Triviale,dieuns immer öfter aufsuchten, dieseideale Forde- rung anzumelden. Wer abermitihrinderHanddieListederkom- menden (oderkommen sollend-en)Männer must-ert,Derkehrtvom freudigen Ausblick indieZukunft leicht sichinstille Verzweiflung Eigentlich istesdoch,wiees immer schonwar: derselbe Jahrmarkt

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Kandidatenausleie 3

derMittelmåßigkeiten.Kaum einhalbes Dutzendunter alldiesen Kandidaten, dieder Nation eine Hoffnung sein könnten;keine zwanzig, deren Name überdieCirkel der-soodersopolitisch Thä- tigen hinausdrang. Jchwillannehmen: Leute,diesichinihrem kleinen Kreis allerlei Meriten erwarben und mitdenSchmerzen von Gevatter Schneiderund Handschuhmacher wohlvertraut sind.

Aber inderHauptsache dochebendieavancirten politischenBer- einsmeier, diewirschoninderUeberzahl haben,oder dieErwähls ten desörtlichen Vertrauens, fürdieman diewohllautende Be- zeichnungder,,bodenständigenKandidaten« gefundenhat.

Nun weiß ich wohl, daßman zurNoth auchhier sich aufOtto von Bismarck berufenkann. Der hatte,alser1878 denReichstag auflöste,um dieMachtdesnationalen Liberalismus zuzerbrechen, zur Orientirung derBehörden fürdieWahlen einAktenstückent- werfenlassen,indem eshieß: »Das bisherige Borherrschen der Juristen, Beamten und Gelehrten ohne produktiv-e Beschäftigung hat unserem Parlament eine unpraktische Richtunggegeben.Der Parteihaß,derMachtstreit derFraktionen, derEhrgeiz ihr-er Füh- rer, dieZeitverschwendung mit oratorischen Schaustellungen, die Gleichgiltigkeit gegen wirthschaftlichie Schäden,diephilosophische, humanistische Neigung, den Perbrecher auf Kostendesehrlichen Mann-es zuschützen,diegesammte unpraktischeRichtung unserer Parlamentsverhandlungen hängen wesentlichmit demUmstand zusammen,daßdieMehrzahl derVertreter keinenproduktivenBe- rufhat,weder ein Gewerbe noch- Handel,weder Industrie noch Landwirthschafttreibt oderauchnur einen klaren Begriff davon hat.DieLeiden unsrer ProduktionsinddenHerrennicht fühlbar.

DieMänner sindbeiunsselten, welche, produktiv thätig, dennoch Zeithaben,indenParlamenten zusitzen.DieVertretung unserer wirthschastlichenInteressen istdaherinden Händen Solcher,die von Gehalt, Honorar—,von Diåten und vomPreßgewerbeodervon Zins tragenden Papieren leben.«

Daswar inerregter Stunde dieStimme eines großen,aber auch dämonisch leidenschiaftlichenMannes. DieAutoritåtsuchtder Neudeutschen, diesichinpoliticisgern deseigenenNachdenkens entschlagen,machtedaraus ewige Wahrheiten. Seitdem wurden unsere Parlamente zuTummelplätzen wirthschaftlicher Interessen- kämpfe, ohne daßdarum Ehrgeiz, Parteihaßund Machtstreitder Fraktionen sichminderten. Dafür verschwandendann freilichdie Philosophen und dieHumanistenund nur diePraktiker,diewir riefen, wurden wirnichtlos. (Wenn es auch oft Praktiker von jener besonderenArtwaren, dieman außerhalbdesMachtbereis

1.

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4 - DieZukunft.

chesderpräsidialen Rüge wenig-er ehrerbietig Vanausen zuheißen pflegt.)Mir hateinverehrter,überjedenkleinen Hochmuth erha- bener Mann, dereinJahrzehnt mitan derSpitzederReichsge- schäfte stand, ekzåhltterhabe sichmitunter geradezuüberdieFra- gengeschämt,dieindenKommissionenvon solchen ,,Praktikern«

an ihn gerichtetwurden. So fremdwaren ihnenalle historisch-en und selbstalle wirthschaftlichen ZusammenhängeEs ist nämlich nicht wahr, daßdiePolitik eine Hantirung ist, fürdiejedermit einem geläufigenMundwerk AusgerüstetedenMarschallstab im Tornister trägt.Was sound sovielen reifen,weitüberdenDurch- schnitt begabten Niännern Gegenstand eines sehr ernsthaftenVe- rufesund übereinganzes Lebensich dehnenderStudien ist,kann unmöglichvon HinzundKunz so nebenher aufgelesenwerden. Ge- sunderMenschenverstand und praktische Erfahrungsind gewißsehr nützlicheDingeundesistansichgarnischtsdagegen zusagen,wenn indieParlamente auchLeutedringe-n,deren ganzesRüstzeug sich indiesenQualitäten erschöpft.»Undwas keinVerstand derVer- ständigen sieht,Das übetinEinfalt ein kindlich Gemüth«: zur Kontrole derTheoretiker (Kontrole hier nichtnur imAufpasser- sinnbegriffen)werden sie wohlzubrauchen sein.Sie werden sie aufderErde festhalten,wenn diehöherStrebenden sichinSpe- kulationen zuverlieren drohen,und sie immerfortandieBedingt- heitendes kleinen Lebens gemahnen, diefürdie Mehrzahl von uns schondiegroßenLebensmächtebedeuten. Deshalb taugen der Bauer inmehroderminder-gehobener Lebenslage und derHand- arbeiter abernoch nichtzum Normaltypus desdeutschen Parla- mentariers; und ich«meine: man kann rechtlibseralund aufgeklärt sein (w-as übrigensnoch nicht nothwendig dasSelbe ist),man kann sogarden Demokraten sich zuzählenund wird Das dochalseine Ungeheuerlichkeit empfindendürfen.Esistnichtanders: derPar- lamentarismus, derausdenMillionen einpaar Hunderterwählt,.

damit sie sürdieVielheit denken,reden undstimmen, isteinearisto- kratische Einrichtung und durchdie fortschreitendeDemokratisis rung, dienatürlich nichtblos von demerwähnten bismärckischen Erlaß datirt, vielmehr auch anderswo (inbesonders erschreckenden Formen imstammverwandten Oesterreich) wahrzunehmen ist,ge- räther indieGefahr, sich selberadabsurdum zuführen. Jndie Bolksvertretung gehörendieFührerderNation. Jm Heroenalter unseresParlamentarismus hatman dafür auchdas richtigeGe- fühl gehabt;deshalbwaren selbstbeiLiberalen und Demokraten soviele Träger adeliger und gelehrterNamen zufinden. Heute ziehtman diedurchaus Aamienlosenvor. Diezerrtman aus dem

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Kandidatenauslese. 5 ihnen wohlthåtigenDunkel und stellt sieaneinen Platz,andemsieI zunächstdieungeahnteLichtfülleblendet. Eines schönen Tageser- fahrendiesewackeren Leute, vsermuthlichzuihrer eigenen Ueber- raschung, daß sie auch »wer« sind.Der mittlere Postbeamte, der bisher gewohntwar,inmürrisch-erVerdrossenheit Briefmarkesnzu verkaufen,entdeckt plötzlichinsichdasTalent,seinem höchstenChef inaller Derbhseitdie(nebsenbei: redlich verdienten) Leviten zulesen.

Und derJournalist zehntenbis zwölftenGrades (erkann auch einen anderen Hauptberufhaben),derbisgesternfrohwar,wenn ihmdas HeimathblättchendieSpalten öffnete, findet seineUn- maßgeblichkeiten aufeinmal alsumworbene,,Kulturbeitråge«ge- werthet.KeinWunder, daß sienun nichtwieder indasDunkel zu- rückmöchten.Siewissennur zugenau, daßsieAlles,was siewur- den und gelten,demMandat zuverdanken haben.Darum klam- mern siesichanihren Reichstagssitzund sind,ihnzuvertheidigen, zujedem Opfer fähig.AmLeichtestenzum Opferdeseigenen Jn- tellektes. Was potenteund einflußreiche Wählerschichtenmitstei- gendemRachdruck hieischen, dafür sprichtund dafür stimmtman.

DieBestenmiteinem leisen GefühlderScham.DieAnderen schlu- genauch solche Regungen längst siegreichindieFlucht. Alles;nur nichtwieder insDunkel zurück! Dochsind dieFolgenderdemokra- tischen Kandidatenauslese nichtimmer so demokratisch. Diesevon derAckerfurche,aus derWerkstattunddemKleinbürgerheim hier- beigeholtenAbgeordneten sind nämlichnichtnur nachunten un-

selbständig;sie sindesauch nachoben. Jmgroßen Durch-schnitt werden sievon denMitgliedern derRegirung anKenntnissenund Einsichthoch überragt:und so geschiehtesganzvonselbst, daß,den demokratischen Tendenzen zum Trotz,derEinflußund dieMacht derRegirung ständig wachsen.

DasAlles istimGrunde Gemeingut Aller,dieüberunsere staatlichenZustände ernsthafter nachzudenken bemüht sind.Und dennochbleibt esbeimAlten. Wird es, trotzdemwirnichtmüde werden,Hoffnungen aufzupflanzen, von WahlzuWahleigentlich schlimmer-.Woran liegts? Ein Wenig vielleichtan den Partei- leitungen. Man siehtdieHechte nichtgernimKarpfenteich; scheut wohl auchdenVethåtigungdrang starker Vegabungen, denen, fan- densiedennoch Eingang, man mitVorliebe bescheinigt, daß siebei der,,positivenArbeit versagten«. Als obdiesich schondarin er- schöpfte,daßman in derKommission die gesetzgeberischenAbsichten derRegirung umbiegtundverschlechtert,und(warumhorchtenwir sonst aufbeidenStimmen,diegelegentlichausdem Herrenhaus zuunsherüberdringen ?) nicht auchdaswsuchstigaufrüttelndeWosrt

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6 ,- DieZukunft.

eines Mannes von EigenwuchsundschöpferischenGedanken unter Umständeneine Thatbedeuten könnte.Aber schließlichstößtman überall auf ersessene Besitzrechte,mitdenen man aufirgendein-e Art sich auseinanderzusetzen hat.Piel nachdrücklichseristderWi- derstand, derEinem indenWahlkreisen und beider Masseder Wähler begegnet. Auchdortscheintmanchmal freilich sichdasPer- langenzuregen, einen verdient-en, hervorragenden und bekannten Mann mitdem(so heißtesjawohl nochimmer ?) »höchstenEhren- amt,dasdieNation zuvergeben hat«,zuschmücken.Siehtman dann näherzuundsuchtdieProbeaufdasExempelzumachen,so findetman bald: Das souverainePolk hatdenWsahlkreisderAn- deren gemeint. DiesollendenGraf-enPosadowsky wählen.Oder irgendeinen captainofindustry oderhervorragenden Gelehrten.

Für sich selbstaber willman den»Bodenständigen«; einen, der (wasnochnieeinem selbständigen Kopf gelang)das Parteipro- gramm biszumletzten Vodensatz schluckte.DersichinhundertPer- sammlungen geduldigausfragen läßtundJedem Jedesverspricht.

Jneinem nationallibersalen Blatt lasichvoreinig-erZeit (derKan- didat derPartei,derstraßburger Professorvan Calker,eingrund- geschseiter,vortrefflicherMann und alsStaatsrechtslehrer gerade inpolitisch-en Dingen wohlerfahren, war kurzzuvor unterlegen) diefolgende Betrachtung: »MitAkademikern hatdiePartei bei den letzten Neichstagsersatzwahlen überhauptkeine günstigenEr- fahrungen gemacht.DassindThatsachen,diein einerZeitderFort- dauer heftigster wirthschaftlicher Interessengegensätze nichtüber- sehenwerden sollten.« Diese Interessengegensätzewerden vermuth- lich noch recht lange fortdauern. AberzurNationalliberalenPartei

·zählt vielleichtder größteTheilunseres studirten Bürgerthums Auchdieihr nicht formell Zugehörigen leben, bewußtoderunbe- wußt,indenAnschauungen desgemäßigten deutschenLiberaliss mus. Haben sie,diemitihrenreizbarenNerven demStaat beson- dersintensiv dienen,keinAnrecht,imReichstag gehörtzu werden ? Und istder Reichstagwirklichnur nochdieStätte,anderumVieh- und Getreidezöllegerungen wird?

Natürlich istDas heller Widersinn: was wirals ,,Sinken desparlamentarischen Niveau« beklagen, lehrtesuns alle Tage.

Manche erhoffendie Besserung von einer Fortbildung unserer parlamentarischen Institutionen ; von einem allmählichenUeber- gang in denParlam-entarismus. Daserinnert michandiepersön- lich sehr wohlmeinenden Männer vom selig entschlafenenVolks- wikthfchaftsichen Kongreß,dieals Mittel, dasVolk von desw- zialenNöthenzubefreienund diemärchenhafteHarmonie derJn-

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Kinematograph und Erkenntnißlehrc. 7

teressenzuverwirklichen, Bildung und immer mehr Bildung zu verschreiben pflegten.Einstweilen sehenwirringsum inallen fest- ländischen Parlamenten ähnliche,wenn auch nichtgenau gleich-e ZeichendesNiedergangesz und so istderSchluß nichtganzabzu- weisen, daßesam Ende sichum allgemeine Berfallserscheinungen handeln könnte. Wer sagtuns denn, daßwirdieLeistungfähigkeit derParlamente nicht überschätzten? Daß siegar nichti;nStande sind, fürdasGlück derVölker dieBürgschaftzubieten,dieman vorhundert Jahren ihnenzutraute? Bei Behauptungen, diezu- gleichein Stück noch ungeborener Zukunft vorwegnehmen, soll man vorsichtig sein. Gewiß.Aber man soll, scheint mir, sich auch zurechter ZeitmitderNesignation wafsnen,diedochnun einmal aller menschlichen Weisheit letzter Schlußbleibt.

Dr.Richard Bahr.

G

·Kinematographund Erkenntnißlehre.

Mankann denKinematographen-Theatern denVorwurfnicht

,, ersparen, daß sieneben Lehrreichsemund Ergötzlichemviel SchlechtesundWiderwärtiges bieten. Jnden,,Dramen« pflegtes zwarsehr dramatisch,abersonstnicht schön herzugehen; neben der widerlichverlogenen Rührsäligkeit macht sichdie überspannteste Räuberromantik breit und um denHumoristsauch oftübel be- stellt.Die berliner Urania hatdendankenswerthen Versuchge- macht,denKinematographeri indenDienstderNaturbeobachtung zustellen. Was, alserste Probe dieser Bemühungen,inden»Le- benden Thierbildern« gezeigt wurde, istdeshöchstenLobes werth.

Hierwird dieFreude an derBeobachtung lebendigerNatur ge- wecktund derKinematographie einneues Ziel gewiesen.Könnte denn aberderKinematograph nicht sogarindenDienstderhöch- stentheoretischen Naturerkenntniß,indenDienstderPhilosophie gestelltwerden?

Wirwollen vondergroßen Dhatsache ausgehen, daßuns die Sinnenerfahrung etwas ganzAnderes zeigt,alsdas wissenschaft- lichabstrakte Denken uns lehrt. Für unsere Sinnenerfahrung steht dieErde stillund dieSonne bewegtsich:dieWissenschaft lehrt, daßdieErde sichsum die Sonne dreht.Nehmenwireinnoch näher liegendesBeispiel, unsereneigenenLeib. Erscheint sich für unsere Sinnenerfahrung lange Zeit hindurch nichtzuverändern. Das

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