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Die Zukunft, 3. Oktober, Jahrg. XXIII, Bd. 89, Nr 1.

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Academic year: 2022

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XXlll."Zahrg. Berlin,den3.thoberZ1914. III-.1.

Herausgeber-:

Maximilian Karmen-

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Rachdruck verboten-

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ErscheintjedenSonnabend.

Preis vierteljährlich5Mark dieeinzelne-Nummee 50

Berlin.

Verlag der Zukkxxtic

WilhelmstraßeZa.

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Mir Zukunft-Es-

Keraugigebem

Maximilian Hardm

KeunundarlxkxigllerBand.

Berlin.

Verlag der Zukunft

1914.

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(5)

Inhalt.

1806 s.Schlacht d. Schatten.

1814s.Schlacht-d. Schatten.

Adventisten s.Was sollen wir thun?

E. G.s.V.E. WI» s.a.

Bilanzen- Alex-ander Alexandrowitsch s.

Politik im Krieg.

Aller iSeelen s. Engl-änder, a"n die AntwewensDeutscherersse

s.a. Warschau-Ant.w«er- pen.

Ausgebsot, letztes . . . .

Balkanbund s. Sschlacht der -S-sch.att«en.

Valkansko Jaritza s.Sch lacht der Schatten.

Velgien s. Warschau-Ant- wserpen.

Bethmaanollweg s. Letztes 222

349

Aufgebvt.

V.E.W. . · 216

Bilanzen . . . . .. . . .3’5 Baches,Les f. Nach hundert

Tagen.

Vrandzünder s.Was sollen wir thun?

Ganning, George s. Politik im Krieg.

Dardanellen s.Letztes Auf- gebiot."

Deutsch-Südwest,aus Deutsche Klänge Deutsche Lieder. .—· «

Deutsche Soldaten s. Wir hel- fenuns selbst.

Deutsche Verse . . . . . .221 DeutscherKriegs. Wut-schau-

Antwerpen.

DeutscherSiegs. War-schau- Antwerpen.

Devisens."Valut en.

Dreiverband, 1026der,s. Pto- litik im Krieg.

Engl-änder,an dsie. ,129

Englands Politik s. Politik im Krieg.

Feldnsotizen s.Wir helfen uns selbst. «"

Fimbulwinter, der, f.Geht die Welt unter?

Fliegerpfeil s. Letztes Auf- gebot.

Frankreich s. Nach hundert Tiagen.

Franzosen, an die. . . . .

Fritz» Turenne, Bionaparte s.

Wir helfen uns selbst.

Gapon siehe Schlacht der Schatten.

GehtdieWelt unter? . .

Giolitti, Giovanni s.Letztes

»Aufgebiot

lGioetheder KrieginFrankreicheinst aussah,s. Wie s.a.Franzosen, an die.

Hsodlers. Wsir helfen uns selbst.

Hört Jhr dieDotenP . . .

Japan s.Geht die Welt unter?

Fastrow,derFall. . . ; -.

Irrlicht s.Geht die Welt unter?

Jtalien s.Letztes Aufge- b-ot, s.a. Schlacht der Schatten, s.a.Was sol- len wir thun?

»Katharina von Russland siehe Politik imKrieg.

Kiautschau s. Geht die Welt unter?

Kleinstadt und Großstadst.

KönigKarol von Rumänien s.

Hört Jhr die Toten-?

Korea s.Geht die-Wselt unter?

Krieg, Deutscher-, s.War-- s«chau-Antwerpen.

Krieg, der heilige, s.

die Welt unter?

Geht

.223

97

33

42

(6)

,-

Krieg,Russisch-Jiapanifcher- s.

Geht die Welt unter?

Kriegsweihnacht sieh-eWas siollen wsirthun?

Kulturwelt, Aufruf an die, f.

Hört Ihr die c:«k’«««o-ten?,s.

a.Wias sso-llen wir thun?

Kunstdenkmäler im Krieg s.

Franzosen Künstler,die, s. Wir helfen

uns selbst.

Letztes Aufgebot .

Lügennachrichtens.Franz-o- sen, an die, s.a. Geht die Welt unter?, Hört

Jhr die Toten?, Wir

helfen uns selbst.

Mandschurischer Kriegs. Pio- litik im Krieg.

Morituri te salutant s. Hört Jhr die Toten?

Nachhundert Dagen. . . ,

Mchleses.Politikim Krieg.

Aapoleon und England siehe Wir helfen uns selbst.

Nebelnronatzim,s.Wir hel- fenuns selbst.

Nebelung s. Schlacht der Schatten.

Menia sieheHört Jhir die Dosten?

OperaAnglia s. Wir helfen uns selbst.

Papst, zdererste . . . .

Phönix A.-G. s. Bilanzen.

Polens.Warsch-au-Antwer- pen,s.a.PolitikimKrieg Politik im Krieg. . . i . Portugal s.Hört Jhr die

Toten? ,

Presse, die feindlich-e,s. Lü- gennachrichten.

Pwphezeiungen s. Was sol- len wir thun?

Vohftoffe...

Vumänien s.Letztes Auf- gebot

Rassen, die,s.Politik im Krieg, s.a. Schlacht der

»Schattenu.Letztes Aus- gebot.

.349

.-191

381

285

30 Viarzin,in.

.Wahrheit, Russenheer, das, s. Politik

im Krieg.

Rußlands Hausschlüssel siehe Letztes Aufgebsost Scaevsola s. Nach hundert

Tagen. . sScharnhiorsts. Nachhundert

Tsagen.

Schlacht derSchatten. die. .

Schulter anSchulter s.D ent- schse Verse . . . .; 221 Selbst-anzeigen . . . z 43 Simmel, Geiorg . . . . 36 Sonne, die rothe, s.Geht

dieWelt unter?

Stumme Hunde, s. Politik imKrieg.

Tsingtau s. Geht die Welt unter?

Türkei s. Politik im Krieg s.a. Letztes Aufgebsot u.

Wir helfen uns selbst.

Ultimso, Franzosen, an

die «

Valuten undDevisen. -407-

. · . . .394

Verduns.F"ranziosen,andie Victorie in Vlaanderland s.

Wparscha«u-Antwerpen.

VsolksaufstandinNußland1905 s.Schlacht der Schatten-

die, s. Letztes Aufgebot Wsarschsau-Antwerpen . .

s.a.HörtJhr dieToten?

65 JWasistWahrheit? s. Fran-

zosen, an die.

Wias sollen wir thun? . . .317 Weißerund Schwarzer Adler

s.Warscha.u-Antwerpen.

Weltfrieden s.Schlacht der ISchlatthL Wie der Kriegeinstaussah Winters-Anfang, s.Letztes

Aufgehot Wir helfen uns selbst. .

Witte, Juljewitsch, siehe Schlacht der Schatten.

Zsar Aioolai s. Schlacht der Schatten.

Zuckerund Fett . 50

.161

.188

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11

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III-ALLE-

BerlinÆden Z. Oktober 1914.

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An die Franzosen.

Verdun.

»-·;.,»-?eutsc.hlandstausendjährigesJubiläum:sonannte,in einem

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BriefandenGeneral Thile, FriedrichWilhelmder Vierte imMärz1843 denAugusttag,der das tausendfteLebensjahr desViriduner Vertrages beginnenwerde. Des Vertrages,der das WeltreichKarls desGroßenindreiTheilespaltete.Karls schwacher SohnLudwig.dersichgern zwarmitimperatorischer Geberde spreizt,nur aufderJagd aber,beimFischfangundim BuhlbettmännlichemGlücksgefühlnah istunddieHauptbezirke desStaatsgeschäftes derPriesterschaft überläßt, hat817mit dem ReichstageinHausgesetzbeschlossen,dasLothar, seinemAeltesten, denKaiserreifunddieWürde desMitregenten gewährt,diejünge- ren Söhne,LudwigundPippin, zuKönigenvon Bayernund Aquitanien ernennt, doch verpflichtet,aufdemweitenGebiet des Heerwesensund der internationalen Politik auch demkünftigen Kaiser,ihremVruder,unterthan zubleiben.DieserVeschlußsollte dieEinheitdeskarlingischen Weltteiches wahrenund ihmdie- Stoßgewaltunddie innere Kraft sichern,die es imKampfgegen VyzanzundgegendenJslam,alsSchirmerundKünder christ- licherSittlichkeit,braucht.Das HausgesetzistkaumeinJahralt:

dastirbtdieKaiserinergardzund balddanachsührtLudwigdie schöneJudith,desAlamannengrafenWelfTochter, alsKaiserin indiePfalz.SollderKnabe,densie823ihremherrn gebar,dar- ben,weildenSöhnenergards alleReichstheile zugesagt sind?

Die klugeundmachtsüchtigeWelsin,diedesKaisersSinne be- 1

(8)

2 DieZukunft.

herrscht,erstrebtunderlangtdenVruchdesHausgesetzethrem Karl wirdAlamannien sammt dem Elsaß,Rätienund denwelschen StückenderSchweizvorbehalten. JmSommer 840stirbtLud- wig;Vippinüberlebtihn nicht lange.Alsdie dreiThronerbendes Hadersmüdesind,eintfich ihrWillezurTheilungdesUniversal- reiches. LotharnimmtBurgund,dieProvence,Jtalien; Kaerestz Ludwig Ostfranken.DochdasimVertragvonVerdun abgegrenzte Ostfrankenreichumschloßnichtetwa alledeutschen Stämme;die HälftederechtenFranken,alleFriesenunddieelsässischenAla-

mannen blieben draußen. NachdemTodLotharsdesZweiten

entbrennt zwischendenOhmen,demWestfrankenkönigKarl(dem Kahlen)und demOftfrankenkönigLudwig(demDeutschen)der Streit um dasErbe,dasvon FrankenundFriesenbewohnteLos tharingien.Karlläßt sichinMetzalsdenLojhringerkönigkrönen; wirdabervon Ludwig gezwungen, das erraffteLandmitihm(im Vertrag von Mersen, der, 870,das Verdunois denOstfranken giebt)zutheilen.Nach LudwigsTodversuchtJndiths SohnKarl noch einmal,derBrutergards denErbtheil abzujagen.Sein NeffeLudwig(der Jüngere)schlägtihnam erstenOktober 876 bei AndernachundfügtindenfolgendenJahren die in den Verträ- genvonVerdun undMersenausgeschlossenen Theile Lothrins gensinsOstfrankenreich ein.DessenWestgrenzeist nun nichtmehr derNheimsonderndieMaaszNordburgund,Vrabantund Stücke vonFlandern gehörenihman.DieGeburturkunde desDeutschen Reichesdurfteman alsoden Viriduner Vertragniemals nennen.

Dennochleitete denfestfrohen Friedrich Wilhelmeinlöbliches (unsicher nachErkenntniß tastendes) Gefühl,daerdenJubis läumstag durchdieStiftungeines Preises fürWerke aus der vaterländischenGeschichte feierte.UmdieMöglichkeitder Aus- zeichnungvonKünstlern,Forschern,Denkern zuschaffen,deren Brustbisher höchstens,wiedes greifen JakobGrimm,mitdem KreuzderfranzösilchenEhrenlegiongeschmücktwursde,hater1842 demKrieger-»denPourLe Merite(so heißter,leider, noch heute)die Friedensklasseangereiht,diedreißigdeutsche,dreißigfremdeFüh-

rerdesGeistesheeresinsRitterrechtzuläßt.Nun folgtder Ver- dun-Vreis(derHeinrich vonTreitschke,demgroßen Dichterpreu- ßischsdeutscherGeschichte,vorzwanzigJahrengeweigert wurde).

DerKönigträumt sichins Morgenroth einesfrohbeseelten,zu

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AndieFranzosen. 3 jedem Ringen muthigen Deutschlands.Er erlaubt demlangege- vehmten Teutonen Maßmann,dieHörerder berliner Hochschule insDunkel seinerGermanistenlehre Zulocken undaufseinem Turn- platz,inderHasenhaide,eineVerdunfeierzurüsten.Maßmanns Freund Vandel darffürseinen Plan zu einem teutoburgerHer- mannsDenkmal öffentlichwerben: undbewirkt, daßeinitalischer DichterdieLandsmannschaftausruft,denGipfeldes MontCenis miteinemSteinbilddesMariuszukrönemderdräuendseinSchwert schwingtund derGermanenhordezuheischt:»Zurück,Varbaren!«

Der-LärmdesJahrtausendfestes wecktimVolksgemüthkeinen Wi-

derhallHabendietausendJahredenDeutschendennGlückbeschert,

gardas herrlichstenationalen Einheitempsindens? Worte ver-

klingen.Deutschlandhat allzuvielegehört.NunharrtesderThat.

DerWestfälischeFriede hatdem altenReichmitMetzund ToulauchBerdun geraubt. JmSommer desJahres 1792sieht Goethedievon SebastienLePråtredeBauban, demJngenieur undMarschallLudwigsdesVier-zehnten, befestigteStadt. Erist,

fohne Amt,alsNatur- undKulturforscher,imGefolge seines Her- zogsKarlAugust,derpreußischerGeneral istund diehalberstädter Kürassiere führt,in denKriegwider dieJakobinerheere mitge- gangen und schreibtüber die»CampagneinFrankreich«(diebald derHerzogvonVraunschweig,der damals noch»berühmteFeld- herr«,bald derPreußenkönigFriedrichWilhelmderZweitezu leiten scheint)allerlei heute nochMerkwürdigesinseinTagebuch.

UeberTrier kommternachLuxemburgund plaudertmit einem Postmeister. »Er ließ michdie Unbilden bedenken,welchedie PreußenvonWetterundWegüberKoblenzund Trier erlitten, und machteeinefchauderhafte Beschreibung,wieichdas Lager in derGegendvonLongwyfindenwürde. Zuletzt suchteermich aufmerksamzumachen,wiediePreußenbeimEinmarschruhige und schuldlose Dörfergeplündert,esseinun durchdieTruppen geschehenoderdurchPackknechteund Nachzügler;zumSchein habemans bestraft,aber dieMenschenimJnnersten gegen sich aufgebracht.Damußtemirdenn jenerGeneral desDreißigjäh- rigenKrieges einfallen,welcher,alsman sichüber-dasfeindsälige Betragen seinerTruppen in Freundes Landhöchlichbeschwerte, dieAntwort gab: ,Jchkannmeine Armee nichtim Sacktrans- portiren.«Ueberhauptaberkonnteichbemerken, daßunserRücken

ls

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4 DieZukunft.

nicht sehrgesichertsei.«(Schondamals,inGrevenmachern:die bösen Preußen;obwohlauchHessen,KönigischeausFrankreich, sogar manche Oesterreicher imbunten HeerdesBraunschweigers sind-)Seinen Geburtstagverlebt GoetheinLongwy.»Daßder Patriotismus derBürgerschaft nicht allzukräftigsein mochte, sah man daraus, daß fiedenKommandanten sehrbaldgenöthigthatte, dieFestungzuübergeben.«Vondortgehts nachVerdun. »Wir fandendieLagederStadt,alseiner solchen, sehr angenehmvon WiesenundGärten umgeben,in einerheiterenFläche,vonder Maas inmehrerenAesten durchströmt,zwischen näherenund fernerenHügelnzalsFestungfreilicheinem Bombardement von allenSeiten ausgesetzt.UmMitternacht fingesan,sowohlvon

derVatterieaufunseremrechtenUferalsvoneineranderen,welche, näher gelegen und mitVrandraketen spielend,diestärksteWirkung hervorbrachte. Jchwar in eineVatterie getreten,die ebengewalt- samarbeitete ;alleinderfürchterlichdröhnendeKlangabgefeuerter Haubitzenfielmeinem friedlichen Ohrunerträglich:ichmußtemich baldentfernen.«HinterWeinbergsmauerm dievordenKugelnder Velagertenschützen,sprichterzumFürstenReuszvon derFar- benlehre.AmzweitenSeptembermorgenergiebt sichdieFestung (derenKommandantsichim Rathhaussaalerschieszt).»Nach dieser schnellen Eroberung vonBerdun zweifelte Niemand mehr, daß wirbald darüber hinausgelangenundinChalonsundEpernay uns von denbisherigen Leidenangutem Wein bestenserholen sollen.Als diePreußeninVerdun einzogen, fielaus derfranzö- sischenVolksmasseeinFlintenschuß,derNiemand verletzte, dessen Wagestückaber einfranzösischerGrenadier wederleugnenkonnte nochwollte.Aufdersauptwache, wohinergebrachtwurde, habe ich ihn selbstgesehenzeswar einsehrschöner,wohlgebildeterjuns gerMann,festenVlicks undruhigenVetragens VisseinSchicksal entschieden wäre, hieltman ihn läßlich.ZunächstanderWache war eineBrücke,unter der ein ArmderMaas durchzog; ersetzte sich aufsMäuerchen,bliebeineZeit lang ruhig,dannüberschlug ersich rückwärtsindieTiefeundward nur tot aus demWasser herausgebracht.Diese zweiteheroische,ahnungvolleThat erregte leidenschaftlichenHaßbei denfrischEingewandertenundich hörte sonstverständigePersonen behaupten,man möchtewederDiesem nochdem Kommandanten einehrlichVegräbnißgestatten.Grö-

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AndieFranzosen. 5 ßereHeiterkeit verbreitete dieErzählung,wiederKöniginVer- dunaufgenommenworden:vierzehnderschönsten,wohlerzogen- stenFrauenzimmer hattenJhroMajestätmitangenehmenAe- den,Blumen und Früchtenbewillkommt. Seine Vertrautesten riethenihmab,vom GenußVergiftung befürchtendzaber der großmüthigeMonarchversehltenicht,diesewünschenswerthenGa- benmitgalanterWendung anzunehmenund sie zutraulichzu -kosten.Auch unseren jungen Osfizieren scheinendiereizendenKin- dereiniges Vertrauen eingeflößtzuhaben.«Schnell nach Paris:

istdieLosung.DieFestungenMontmedy undSedan mögen fürs Ersteunerobert bleiben. DieDrohungdesMoniteur,diePreußen könntenwohlnachParis, dochnichtlebendherauskommen,schreckt wenigeralsderGebirgsriegeldesArgonnerwaldes, der dieVes wegung desHeeres hemmt.Und den-RegenregnetjeglichenTag.

Dennoch, stöhnteinfranzösischerMarquis, istFriedrich Wilhelm ohneMantel ausdemHauptquartier abgerittenundhatdadurch dieLilienprinzen, dieletzteHoffnungFrankreichs,gezwungen,

»leichtgekleidet,durchunddurchgenäßt,träufelndvonabfließens derFeuchte «,ihresWegeszuziehen.WelcheGrausamkeit! Unser Dichternotirt: ,,DerKriegmacht,alseinBortod,alleMenschen gleich,hebtallenBesitzaufundbedroht selbstdiehöchstePersön- lichkeitmitPeinundGesahr.«ErhörtdieSchelmenliederPreu- ßischerJäger,die in denTodmarschiren; hörtdieMusikder Ka-

nonen (,,Der Ton ist wundersamgenug, alswäreerzusammen-

gesetztausdemBrummen desKreisels,demButteln desWassers unddemPfeier einesVogels «); gräbt sich, auf demWegnach Chalons,fürdieDauer einerwindigenNegennacht,nebenseinem HerzogindenzähenLehmbodenein,wickeltsichindieWolldecke, dieeinJägerihm, fürachtGroschenLeihgeld, überlassenhat,und ruht sobehaglichwie»Ulyssesunter seinem aufähnlicheWeise erworbenen Mantel.« NachdemhäßlichenTagvonValmy,der demFranzos enheer,unter DumouriezundKellermann,denSieg gebrachtunddadurchdenWaffenstillstandunddenRückzugder Berbündeten vorbereitet hatte.AlsdieLeute ausdem Feuerzu- rückgezogenwurden,verbreitete sichdiegrößteVestürzungüber die Armee. »Nocham Morgen hatteman nicht anders gedacht, als diesämmtlichenFranzosen anzuspießenund aufzusveisen.

Nun abergingJedervorsichhinzmansahsichnichtan,oderwenn

(12)

6 DieZukunft.

esgeschah,sowar es,um zufluchenoderzuverwünschen.Wir hatten,ebenals esNachtwerden wollte, zufälligeinenKreis ge- schlossen,indessenMittenicht einmal,wiegewöhnlich,einFeuer angezündetwerdenkonnte.DieMeistenschwiegen,Einigesprachen undesfehlte doch eigentlicheinemJedenVesinnung undUrtheil.

Endlich rief manmich aufzwas ichdazudenke.Dennichhattedie Schaar gewöhnlichmitkurzenSprüchenerheitertund erquickt.

Diesmal sagte ich:Von hierund heute gehteineneue Epocheder Weltgeschichteaus;undJhrkönnt sagen,Jhrseiddabeigewesen!«

Darf auch unsereKriegersolchesBewußtseinstählen?Das DorfBalmyliegtan derOstbahnlinieReimssVerdum Dahat abermals MißmuthdasWort geführt;hatMancher,der nur den Theilerfolg seinerTruppezusehenvermochte,geknirscht,weildas Heervonder Marne an die Aisne wichundRückngschien,was nurdieSuchenachderMöglichkeitwirksamerenVorsprungeswar.

Zehntausend Schüssefielenam TagvonValmyauf jeder Seite;

undGoethe sagt,vonderungeheuren ErschütterunghabederHim- melsichaufgeklärtund dieErdeimeigentlichstenSinn gebebt.

JetztleisteteinfranzösischesFeldgeschützinder Minute vierzig Schüsse,dasstete Gedröhn lähmtdemTapferstenfüreineWeile denAthemundvordemVilde desMillionenringens imFeuer- regen, imEisengewittermüßtedieErinnerung andieamphitheas tralischeStellungderFranzosenvon1792 einKriegsspielausUr- väterzeitinsGedächtnißzurufenscheinen.NiewarsolcherKrieg; daßersein könne, istniegeahntworden. DasGekrachundGe- knatter seiner Mörser,Haubitzem Maschinengewehresprengtdie Erzpforte,hinterder eineneue EpochederErdgeschichtebeginnt.

Ihrvon der Aisne seiddabei. Jhr sollt fürDeutschlandzeugen.

Amlinken Maasufer begrüßtderHerzogvonVraunschweig denDichterals »einenglaubwürdigenund einsichtigen Mann, derbezeugen kann, daßwirnichtvom Feind,sondernvondenEles menten besiegtworden sind-«Jnderzweiten Oktoberwoche kehrt Goethe nach Berdun zurück.DieStadtistverwildert ;wederMilch noch Butter zuhaben; dieSchönen,diedemPreußenkönighul- digten,müssennun für ihrLebenzittern; dasFleisch gefallener Pferde wirdaufgetischt;undderKommandant duldet denTroß derabziehendenFeindenur eineNachtlanginderFestungKels lermann treibtdiePreußendurchdieEhampagne,Custinebricht

(13)

An dieFranzosen. 7

in diePfalz«einundnimmt Speyer, Dumouriez besetztVelgien.

Verdun dämmertinalteOrdnungzurückundbleibtlangeunge- stört. JmJanuar 1814 schreibtVlücheranYorck:»Ein Marsch zwischendenFestungenLuxemburg,Longwy, Thionville,Metz und Verdun durch istindenjetzigenUmständennichtallein ohne Gefahrzuunternehmen, sondern auchzurVerhinderungderPro- viantirung wichtig««FürsErste beobachtetnurNeservekavallerie, unter demGeneralmajor VonJürgaß,dieMaasfestungz Yorck selbstsoll ohne Umweg aufSaint Mihiel losmarschiren.Nur vor Paris kann derentscheidende Schlag fallen. Dorthin mußdie HauptmachtdesHeeres;soschnellwieirgend möglich,ohnesich

von derSorgeum dieVerbindunglinie hemmen noch garineinen Waffenstillstandlockenzulassen,dernurdemFeindnützenwerde.

Gneisenau ruft demFreiherrn vomStein zu:FuParis istAlles centralisirt.Jm BesitzderHauptstadtlähmenwiralle Nerven der Regirung undgebietendenFrieden. Dasist besseralsUnter- ha ndlung.DieDiplomaten sindeineitles Volk;willigtmanin eine Verhandlung mitWaffenstillstand,dannverlängernsie dieseüber GebührundNapoleongewinnt für sichkostbare Zeit.Strategie istdieWissenschaftvon ZeitundRaum. Jchbinwenigergeizig mitdiesemals mitjener.Raum mögenwirwiedergewinnen; verlo- lorene Zeitniemals.DaherzurSchlacht,ehe derFeindsich besinnt!«

VonVerdun wirdinDeutschland erstimSpätherbst1870 wieder gesprochen.Seit demfünftenSeptemberistdas Große HauptquartierinReimsz wohntKönigWilhelmindenRäumen desErzbischofspalastes,aus denen KarlderZehntezurKrönung indieKathedraleschritt. (GrafFredFrankenbergschreibtins Kriegstagebuch:»Der ehrwürdigeDom ist sowunderschön,reich, edelundgroßartig,daßman sichgarnichtdaran satt sehenkann.

DiegotischeFensterroseüberdemMittelportalgiltals dieschönste der Welt. DasInnere besriedigte mich nicht so sehr.Nurwenige bunteGlasfenstergiebtesda ;alleFenster desSchiffes sindaus gewöhnlichemGlas.«)Aus einemKaffeehausist auf westsälische Husarengeschossenworden.Sollman dasHauszerstören?Viel- leicht ist derVesitzer wirklich,wieerbetheuert,unschuldig;ermag derSchwadronzweihundertFlaschenChampagnerspendenund sichdesmildenSpruches freuen.UeberMeaux gehts nach Fer- rieres. DorthinkommtdieMeldung, daßToulgefallenund Ver-

(14)

8 « DieZukunft.

duneingeschlossenist.DieBelagerungzieht sichüber den ganzen Oktoberhin.Amneunten November sitzt,imversailler Hausder FrauJesså, Bismarck mitDelbrück und anderen Herrenbeim Mahl.Alsihm erzähltwird,inEpernay seiderTelegraphendraht vonBauern abgerissenworden, räther,dreiBataillone hinzu- schickenundsechstausendBauern bisans Ende desKriegesin Deutschland einsperrenzulassen.Dann erwähnterdenSchimpf, den diePariser Presse täglichgegen ihnschleudere. »Ich sollGeld unterschlagen,DienstgeheimnissezuBörsengeschäftenmißbraucht, meine Fraumit derReitpeitsche geprügelt,ganze Schaaren ber- linerBürgermädchenin meinen Harem geschleppt haben.Dasgeht dochüber dieVonderHeimathhergewohntenLeistungen hinaus«

JndiesesTischgesprächplatztdieBotschaftvon derKapitulation Berduns »DerNovembermachtsichnichtschlecht.aErbringtnoch Neubreisach, Thionville,LaFåre,Amiens. Nurnicht:die Be- schießungvonParis. Krupp schicktwinzige Kanönchen,deren ex- plosivesGeschoßdieausderHauptstadtaufsteigendenGasballons vernichtensoll.Kanndiesesessener Geschenkdiegrimmen Hüter Lutetiens soerschrecken,daßsiedieThore aufthun? Unwahrschein- lich.UnddieSchwereArtillerieschweigt nochimmer.Umirgend- einen Ertragdaraus zuziehen,könnteman siegegen hohenEnt- geltdenParisernvermiethen, denen dieSorte fehlt. Nocham

fünfzehntenDezembermahnt denGeneralstabschefeinanonymer Briefaus Deutschland:»Lieber Moltke, gehst so stummimmer umdenBreiherum!Bester Moltke, nimms nichtkrumm: Mach doch endlich Vnmm, Bumm,Bumm!«Roon reibtdieHände.

Aus langerWartezeit schweiftdasGedächtniszins Fernste.

AiewarBerdunso wichtigwiejetzt.JstderEisenriegel,derunseres HeeresBordrang hindern soll,an einer Stelle geborsten,dann springtdasThor auf:undFrankreichsSchicksalsstunde schlägt.

Was ist Wahrheit?

»Jn BrüsselisteszwischenPreußenundBayernzu einem Bayonnettegefechtgekommen,dessenUrsprungFeldmarschallBon derGoltzjetztdurcheineUntersuchung feststellen läßt.DerMar- schallempfängt selbstamNordbahnhof diedeutschen Flüchtlinge, Herrenund Damen aus dergutenGesellschaft,dievonderFurcht

vordemEinmarsch derRussenausBerlinvertriebenwordensind.«

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» Arndt stand keine ziehn Schritt von der Veranda Links von ihm wurde ein Resdnerpult hingestellt. Er konnte das Ganze über- sehen. IJn dichten, geordneten Mssen strömten die

Der Jmperator(der, wie Ehampagny an Eaulaincourt schrieb, die Türken nie geliebt, immer für schädliche Barbaren gehalten hat) wurde zwar sentis mental und schien bereit, dem

ringsum nur Schaden stiften konnte). Herr Church,Präsident der pittsburgerCarnegiesGesellschaft und Biograph Cromwells, hat sie verfaßt und an den Professor Schaver,den Schöpfer

men. Der muß, ehe der erste Schuß kracht, zwei Fragen deutliche Antwort suchen: Was will ich und was vermag ich wider den Feind?Kämpft er gegen eine Koalition,dann haktsichin die

Kein Wunder, daß dieser Generalgouverneur von der Szlachta geliebt wurde und daßlihreHoffnung ihn in das höhere Amt be- gleitete. Mirskij nährte die Hoffnung, so gut ers vermochte.

Vom Meer kommt die Botschaft, daß hölzerne Schiffe versenkt, eisernen die Flanken ausgerissen wurden und die Maschinenbe- diener in überkochendem Kesselwass er

Der Familienname ging später auf einen Hiottentotenstamm, dann auf eine Gruppe von Stämmen über. Jm Kapland war ihre Heimath ge- wesen. Bis 1840 wanderten sie nach Norden aus und

(Auch im Leben der Pölker wiederholt sich Alles. Sogar die jetzt so laut durchs Land schnaubende Klage über die Feldpost ist schon hundertJahre alt. Aus Schweidnitz schrieb der