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Die Zukunft, 18. Juni, Bd. 47.

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Berlin, den t8.Juni t904.

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Mirbach.

Mittwoch

am achten TagedesJunomonats, wurde mirviermal die

-« selbeBotschaft durchs Telephon zugerusen;vonvier Aemtern aus

sastin denselbenWorten. »Siehabens endlich erreicht.DieMirbach-Sache ist heuteinMoabit zurSprache gekommen. GroßeSensation.Buddehat ausgepackt.Die Abendblätter werdenJhnen Freude machen.«Oftwaren mir,wenn ichandieseGeschichtedachte, Logaus Verse durchdenKopfge- gangen: ,.Nennemir den weitenMantel,drunter Allessichverstecket;Liebe thuts,die alleMängelgernehülltundfleißigdecket.« Diesmal war der Mantel also dochnichtweit genuggewesen.SeitanderthalbJahren behaupte ich,in derLebensgeschichtederPommerschenHypotheken-Aktien-Banlhabe derFreiherrvonMirbacheinewichtigeRolle gespielt. Jnkeinereinzigen ZeitungwurdedieBehauptungweiterverbreitet. Jtn Juli-1903 sagte ich:

»DashöfischeWeihezeichenhatdenDirektoren derPomrnernbank die Spatzen pfeieresvon denDächern derFreiherrvonMirbachver- schafft...AlsderDirektorSchultzvomStaatsanwalt gefragt wurde, für welche,wohlthätigenZwecke«erdenndiespurlos verschwundeneMillionaus- gegeben habe, verweigerteerhartnäckigdieAussage.Einengroßen,vielleicht denallergrößtenTheil hat sicherdersreiherrlicheKirchenpatron bekommen, der inseiner ArglosigkeitdenurchristlichfrommenHypothekenbanldirektor lieben lernteundin demHochgefühl,eineschöneMenschenseelegtsundenzu haben, ,an.maßgebenderSnllt«besürwortete,demPommerninstitut sürdie

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Dauer derschultzischenAeraden privilegirendenTiteleinerHofbankder KaiserinundzugleichdasnichtminderwichtigeRechtzuverleihen, sich-der ,Staatsaufficht durchdieköniglichpreußischeRegirung«rühmenzudürfen.

Auch wurde,gegen denWunschderKaufmannschastvorftände,HerrSchultz zumKommerzienrathernannt. Das geschahinPreußen, kurzvordem PommernkrachUndein paarTage nachderVerleihungldesHofbanktitels ließendieHerrenSchultzundRomeickfünfzigtausendReichsmarkin dieKasse desKleinenJournals fließen,dasdamalsdasOrgandesFreiherrnvonMir- bachwarundohne neueZuschüfsenichtzuhaltengewesenwäre.Jch behaupte- undderhalbeThiergarten weiß-, daßderBesitzerdesKleinenIournals,Herr Dr.Leipziger,derwitzigeCoupletreimerundVerfasser-der,Ballhausanna«, vondemOberhofmeisterundKabinetschefFreiherrnvonMirbach, Excellenz, derGunstdesPommernbankdirektors empfohlenwordenist.«Daswardeut- lich;wurdeaberwiederum inkeinebourgeoiseZeitung aufgenommenViel- leicht,weil dieRedakteurefürchteten,sichderVerbreitung nicht leichtalswahr erweislicherThatsachenschuldigzumachen;vielleicht,weilsiedie»Zukunft«

darfin denmeistenBlätternja nicht genanntwerden denUrsprungsort derBehauptungnicht angebenwollten. (AufdieErfüllung dieser Pflicht hätteichgernverzichtet;dennichwillnichtcitirtnochgargelobtwerd en,son- dernwirken.)Ohne dieses thörichteTotschweigesyftemwäre dieSachein der vorjährigenHauptverhandlungwiderSchultzundGenossenansLichtge- kommen.Auch seitdem hatte ichsie mehrals einmalerwähnt;zuletztamvier- zehntenMai1904. Abermals tiefes Schweigen.Waressounwichtig,zu wissen,werkurzvordemKrachderBank den Nimbus desHoftitelsverschafft hat?Festzustellen,obdieserTitelderDankfüreineSpendevonetlichenHundert- tausendenwar?Sicher; sonsthättedieehrenwerthe Presse derReichshauptstadt nicht geschwiegen.Dennoch hatteeinGerechternun dasGeheimnißenthüllt.

HerrJustus Budde, Geheimer Staatsrath a.D.,derdieaufden Trümmern desPommerninstitutes errichteteBerlinethpothekenbankleitet und demAuffichtrathderJmmobilienäVerkehrsbanlvorsitzt,erzählteals be-

eideterZeugedemGerichtshof,ausderProvinz seienihm ,,Briefevonge- schädigtenPsandbriefbesitzernzugegangen, die darinbehaupten,dasGeld der Pommernbank sei für Wohlthätigkeitzweckeverschleudertworden,um den HerrenAngeklagtenTitel undEhren dadurchzu erwerben. Dasist nachmei- nenErmittlungen richtig«.Alles vermagalsodochdiePressenochnicht.Nur ausder»Zukunft«können diegeschädigtenProvinzialenerfahren haben,was siedemErbenSchultzens vorstöhnten.Dererzähltenun weiter,dergrößte

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Mirbach. 4 3 l Theil dieses»verschleuderten«GeldesseiandenFreiherrnvonMirbach, OberhofmeisterJhrer Majestät,gelangt;zuerst150000,dann102000,noch etwas später50000 Mark.Dievierte Rate von350000 seiin der Zeitvomelftenbis zumsechzehntenOktober1900ausdasKontodesFreiherrn

,,Konto eingezahltworden. ,,FreiherrvonMirbach hattebei der Banknocheinanderes,persönlichesKonto,ausdemerGeschästemachte,auchin .Wohlthätigkeitsachen,mitGeldbeträgen,diehiergar keineRollespielen.«Jm GanzenhättederOberhosmeisterdanach652000Markerhalten.AlsZeugen benannteHerrVuddesechsBanlbeamte,derenAusenthaltsorterangab.Ge- richtshofundStaatsanwaltschaststelltenihmkeineeinzigeFrage,ludenauch dievonihmbenanntenThatzeugennichtzurAussage.DieAngeklagtenwollten einstweilenkeine»Erklärungabgeben«.AmnächstenTagließensiedurchSello, ihrenHauptvertheidiger,erklären,derOberhofmeister habe aufdenCheck von 350000Marknur25000 Markabgehoben;",,überdieVerwendung desResteswirdnachwievorvondenAngeklagtendasPrinzipderDiskre- tiongewahrt«DerAngeklagteSchultz fügtenoch hinzu: »Ich genießenach wievordasvolle Vertrauen desFreiherrnvonMirbach, habe mich dieses Vertrauens stetswürdiggezeigtundglaube, Anspruch daraufzuhaben.«

HerrBudde nahmvon seiner Aussage nichtszurück.Wiederwurdediesem JustuskeineeinzigeFragegestelltzwedervomGerichtshofnochvondemAnwalt desStaates auchnur derschüchternsteVersuchgemacht,denWiderspruchder Aussagenzubeseitigen.Füruns,sagtederVorsitzende, istderPunkter- ledigt. FürdieVertheidigungauch, riefSellorasch.DieEpisodeerinnerte michaneine StelleausdeinProzeßbericht,dieichschonamvierzehntenMai anführte,heuteaberwiederholenmuß.»AngeklagterSchultz: UnsereVank war zurHofbankernannt worden.VorsitzendenWann warDasP Schultz:

JmOktober 1900. Vorsitzender:Können Sie unsauchdie Gründesagen?

Schultz(nacheinigemVesinnen):Nein.AngeklagterRomeick:Die Gründe sindunsnichtbekannt.VorsitzendenNun,dannverlassenwirdiesenPunkt«.

GegenstanddesVerfahrens,dasseitdreiJahren schwebtundbisherunge- fä hk UchtzigSitzungtageeinerStraskarnmer gefüllthat, istdieFrage,ob die Direktoren derPommernbank desBetruges,derUntreue,lderVilanzver- schleierungschuldigsind. Daß diese Vergehen durchdenalleZweifelbe- schwichtigendenHofbanktitelerleichtertworden wären,brauchtnicht bewiesen zu werden.DieFrage,wie,durch welcheMittelund durchwessenVermittlung dieserTitelerworbenwurde,wirdin Moabitsürunerheblichgehalten.Weildem Gerichtshofdie ZeitzusolcherErörterung fehlt?ErhatZeit,Stunden lang,

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Tage lang AngeklagteundSachverständigeübereinzelneGrundstücktaxen reden zulassen, beidenenesoft schließlichaussubjektiveSchätzung,aufdieVor- aussicht möglicherKonjunkturenankommtunddie«Werthungdtfferenznicht immerhunderttausendMark beträgt. Jetzttritteinglaubwürdiger,in die JnternaderPommernbankeingeweihterMann aufundsagt,unter Be- rufungaufsechslebende,erreichbareZeugen:DieAngeklagten habendas VermögenderBank undderPfandbriefbesitzerum652000Markgeschädigt, diesieverschleuoerten,umsichTitel undEhrenzuverschaffen.UndNiemand fragt,obdieseBehauptung erweislich wahrist.DieRichterkönnten,wennman Auskunft erbäte,antworten: DieAngeklagtenhabenvonvornherein erklärt, derfraglicheBetrag seifür Wohlthätigkeitzweckeausgegeben worden; istdarin dasVergehender Untreue zufinden, so haben siediestrafrechtlichenFolgen zutragen;wievielvonderSumme für diesenoderjenen Zweckverwendet wurde: Das ist fürdierechtlicheBeurtheilungderSache gleichgiltig;und- indiesemprozefsualenSinnist füruns, da wirnichtPolitikzutreiben, nicht zuprüfen haben,ob im Staat PreußenEtwas faul ist,derPunkt erledigt.

Daswäreunanfechtbar,wennHerrBuddenicht behauptetund»glaubhast gemacht«hätte,daßdiesechshunderttausendMarkfürdenErwerbvonTiteln ausgegebenwordenseien,die eineunsoltdeoderbetrügerischeGeschäftsführ- ungerleichtern sollten,konntenunderleichtert haben.Undda dieseAngabe, wenn siealswahr erwiesenwürde,fürUrtheilundStrafmaß wesentlichwäre, durfte siein derBeweisaufnahme nicht,alsunerheblich, mißachtetwerden.

HerrBuddehatsiebeschworenund, nach einigem Zögern, auchdie nachderEntdeckunggethanen Schritte geschildert.Ergingzu demMinister für Landwirthschaft,demChefderAussichtbehörde,der dieHypothekenbanken unterstellt sind, trug ihmdenThatbestandvorundfragte,obesmöglichsei, denFreiherrnvonMirbachzurRückerstattungdesGeldesaufzufordern.

HerrvonPodbielski,dereinungemein tüchtigerGeschästsmannist,zog Er- kundigungenein und antwortete dann: Nichtszumachen; das Geldist längst ausgegeben.DiePrüfungderGesetzbücherüberzeugteHerrn Budoe, daßein Recht auf Rückerstattungnichtzubegründensei,underverzichtetedeshalb darauf, »diesesAnsinnenandenFreiherrnvonMirbachzustellen«.Das ge- schah,,voreinemJahr«.WarumsprachHerrBuddeindervorjährigenHaupt- verhandlungkeinSterbenswörtchenüber dieSache?Erhatte auchdamals geschworen,nichtszuverschweigen.Wußteernochnichtsdavon? Unoentbar.

NachdemKrach, währendderReorganisationsolltederneueLeiterderBank nichtgefragt,nichtausdenihmoffenenBüchernfestgestellthaven,wodie652000

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Markgebliebenseien,über derenVerwendung sechsBeamteAuskunft geben konnten?DaswirdkeinVankdireltorfürglaublichhalten.Undwenners wirk- licherst später,alsderProzeßschonvertagtwar,erfuhr:warum sagteersnicht jetzt wenigstens,in derzweitenHauptverhandlung,beiseiner erstenVerneh- mung? Warum mußtenfünfundzwanzigSitzungtage verstreichen,eheerin -e?nemNachtragzuseiner Aussage enthüllte,wasihm doch selbstwesentlich schienundwaserunterderEidespflichtnichteineStundeverschweigendurfte?

Nicht jedem ZeugenwäresolcheZurückhaltungungerügthingegangen;und begreiflichist, daßderGeheime Staatsrath vordemZugeständnißzauderte, erkenne denSachverhalt schonseiteinemJahr. Dochwirmüssenunsfreuen, daßJustusderJustitia überhauptdenSchleier gelüstethat.Wasersagte, ist sicher Wahrunddie,,Erklärung«derAngeklagtendagegen ohneGewicht.

DiebrauchenwederEide zuleisten noch ihrem wichtigstenRecht,demauf falsche Angaben,zuentsagen.DerenPrivattaktil,erworbenes Vertrauen nicht durchJndiskretionzuverscherzen,kannunsnichtbeirren.ObderOber- hofmeisternurVermittler war,nurfürdieeinemAnderenerwieseneGefäl- ligkeistdenNamenhergab: auf seinKontowurdedasGeldgebuchtunder hatsempfangen. Sonst hätteHerrvonPodbielslidem DirektorBudde ge- antwortet: Siesindschlechtunterrichtet;Mirbach hatausderVankkassenichts, vonSchultzundRomeick imGanzennursünfundzwanzigtausendMarker- halten.SeineAntwort lauteteaber:DieHunderttausendhdieMirbachvon Schultzempfangen hat, sind ausgegeben, also nicht wiederzubekommen

Seitdem neunten Juniwird derOberhofmeisterinbouraeoisenZeit- ungenangefleht, doch giitigst»vor derOeffentlichkeiteineErklärung abzu- geben«.Dabeiwerden ihm Lobhudeleienkredenzt,dieerselbstwohlkaumer- wartet hatte.Erseinatürlichgetäuschtworden. EinemHofbeamtenfehle dieMöglichkeit,zuprüfen,obeineBanksolidoderunsolid sei.Erhättedas Geldsichernichtangenommen, wenn ergeahnt hätte, daß Schultzund Ro- meicknichtreinenHerzensdemGemeinwohldienen, sondern für sichEtwas erreichenwollten. Undsoweiter. Zum Speien.Manlegt ihm förmlichin

»denMund,ersolleSchultzpreisgeben. Dazu scheinter, alsfrommerChrist, mindestensvorSchlußderHauptverhandlungkeineLustzuhaben.Alles Wesentlichewirdvon denGreinern verschwiegenoderentstellt.DerFrei.

herr ist nicht getäuschtworden;ermußtewissen,daßdieBankmorschwar, undhat gewußt,daßdieDirektoren siir ihrGeld-—nein:fürdasGeldihrer Aktionäre Etwas habenwollten: dennerhats ihnen ja, gewißnichtun- gebeten, verschafft.Wassoller nun nocherklären? Ob mit demPommern-

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geldKirchengebaut oderProminenzengestütztwordensind? JackewieHose;

daßersnichtalsTrinkgeldin dieTaschegesteckthat, bezweifeltkeinMensch- DasWinseln nacheinerErklärungstammtnur aus demfeigen Wunsch, derPflichtzurückhaltlosemUrtheilüber dieheille Sache enthobenzusein.

DerThatbcstand ist auch ohneneue Erklärungklar.DerFreiherr vonMirbach hattebeiderPommcrnbankeinpersönlichesKonto.Merkwürdig.

Warum nichtbei einerDepofitenbank,nichtbei der desReiches?Er wollte ja nichtHypotheken-nochJmmobiliengeschäftemachen.Erhatte einzweites Konto,das nichtunter seinemNamen, sondernunter demBuchstabenK ge- führtwurdr. Warum? Geschäftsgeheimniß.Auf diesesKontoKsind—- nichtalserster Betrag—- zwischendemelftenunddemsechzehntenOktober 1900vonderDirektionderPommernbank350000Markeingezahltworden.

AmachtenNovember hatMirbach25000 Mark,amachtundzwanzigsten Dezember327358 Mark »dieRestfummemitZinsen«,sagtBudde abgehobenundquittirt; daßerimGanzen652000Markerhalten hat, ist durchdenDialog Podbielski-Budde erwiesen. Jch bitte, aufdie Daten zu achten. JmOktober1900wird derHauptbetrageingezahlt,imNovember undDezember1900 vornOberhofmeister derKaiserin abgehoben.Zwischen Ein-undAuszahlung liegt derTag,derdieErnennungzur»HosbankJhrer MajestätderKaiserinundKönigin«brachte.(DietechnischmerkwürdigeSeite derSache istnochnicht gezeigtworden:auchdieFraudesKaisers machtjakeine Hypothekengeschäftezwarum wurdealso nichteineDepositenbank für solche Auszeichnunggewählt?)DerTitel wirdandieDirektorialthätigkeitdes HerrnSchultz geknüpft;mitihmwürdeauchdasWeihezeichenverschwinden.

Jeder Unbefangenekannsichnach solchenJndiziendenVerlaufderSache ungefährvorstellen. Schultz sagt:Wennwiruns mit demnieverliehenen TitelderHofbankputzendürften,würdenwirfürdieZweckeEurerExcellenz gern einehalbeMillion odermehrhergeben. DerPutzwirdversprochen,das Geldeingezahlt;dannwird derTitelverliehenund dasGeldausgezahlt.Es wärenichtderersteFall gewesen.Die-HerrenSanden undSchmidt,Direktoren derSpielhagenbanken, habendemOberhofmeisterderKaiserinbeträchtliche Summen für Kirchenbauten gegeben3HerrSandenwurdeKommerzienrath undsollte,alserverhaftet ward, justeinenneuen Orden bekommen;Herr SchmidtkonntesichHofbankierderKaiserinnennen. DerErwähnungwerth istnoch,daßimselbenOktober1900dasKleineJournalvomDirektorSchultz 50000Mark erhielt.VorjährigesZeugnißdesHerrnDr.LeonLeipziger;

»Die ZusagederLeiter derPommernbank istzurGlanzzeitdesInstitutes-

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Mirbach 435 erfolgt,wenigeTage, nachdemeszurHofbankderKaiserinernannt worden war«.Schultz hatte zuerstabgelehnt;ersagtezu, als derOberhofmeifter,dem

ersichgeradeindiesenTagenzu Dankverpflichtetfühlte,ihmdassubsi- dium charitatjvum anstreuePommernherz gelegt hatte. Auch diesefünf- zig Bräunlinge sind eigentlichaufsKontoK zubuchen. Macht zusammen 702000Mark.Habe ich übertrieben,alsichimvorigenJuli sagte,der aller- größteTheilderspurlos verschwundenenMillion werdegewißimBereich desfreiherrlichenKirchenpatrones versickertsein? JmNovember 1900 er- schiendanneinReklameheftderneuenHofbank,dessenTitelblatt dasKönigs- wappenvonPreußen zeigteunddasfflinknamentlichandieVorständeevan- gelischerKirchengemeinden verschicktwurde. Diese Protzerei,wurdein der FrankfurterZeitung getadelt,derTadeloffiziösaber alsunberechtigtzurück- gewiesenund»diemoralischeUnantastbarkeitdesInstitutes«vorAlldeutsch- landslauschendemOhr festgestellt.November 1900. FünfMonate danach gabcskeineHofbankmehr.DasWappenheftwarMakulatnr geworden.Die PfandbriefbesitzerinPreußennndUmgegendklagtenüberschmerzhafteVer- luste.SchultzsaßinUntersuchunghaft. ZweiJahre lang.Dann wurdeerplötz- lich enthaftet,nacheiner Weilewiederverhaftetundnur gegenhoheKaution auffreiem Fuß gelassen. Daßerim ganzenUmfangderAnklagefreigesprochen wird, glaubterwahrscheinlichselbst nicht mehr. Dochpervarios casus, pertotdiscrimina rerum iftdiehöchsteGunftSeiner Excellenzihmer- haltengeblielien.Er,dendieKöniglicheStaatsanwaltschaft, »dieObjektivfte BehördederWelt«, seitdreiJahrenmitschweremGeschützverfolgt, durfte sagen: »Ich genießenachwievordasvolle Vertrauen desFreiherrnvonMir- bachundglaube, Anspruch auf diesesVertrauen zuhaben.«UndderOber- hofmeifterJhrer MajestätwiesdiesenRechtsanspruchmit keinerSilbezurück.

WaswäreanAlledemnun nochzu erklären?Höchstens,daßdieAuf- sichtbehördenicht sah;trotz denWarnungen Voigts,derFrankfurterZeitung, derHerrenGehlsenundBernhard.Doch woher sollteHerrnvonHammer- ftein-Loxten,demMinisterfür Landwirthschaft,ein böserVerdachtgegenJn- ftitute kommen,anderenSpitzediefrommen,vonderHofgunft bestrahlten HerrenSanden undSchultz standen?Alsesbei denSpielhagenleutenund denPommern schonjämmerlichaussah, spracherimLandtag:»Gegendie SicherheitderHypothekenpfandbriefekönnenbegründeteBedenkennichter- hobenWerden.«Königswappen,Hofbanktitel,BürgschastderMinisterial- inftanz:das liebe Vaterland durfte ruhig sein.UndSchultz ließsichdiePro- pagandawaskosten.Breslauer DiskontobankfürdieEinführungderneuen .-

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Pfandbriefe:500000Mark ;Mirbach—s—KleinesJournal: 7 00 000Mark;

VereinBerliner Kaufleute:10 000Mark;BerlinerPresse-Klub:25 000 Mark. Zusammen:1 235000Mark. Dassindauszwei Jahrgängenein paarPosten,die wirzufälligkennen.Jnserate, Schweigegelder,Journalisten- prämienfind nichtdabei. Selbsteine ausfesteremHolzgezimmerteBank könnte unter solcherBelastung brechen.Und dieberühmteOeffentlichkeitsoll nachErklärungenlechzen! Wäre derThatbestandausParis gemeldetworden, dannhättedieMajestätderöffentlichMeinenden dasverdammende Urtheil längstgefällt.Jch wüßteauch wirklichnicht, woraufmannochwarten sollte.

HerrvonMirbach hielt sicheinst füreinenvonderPresseleidenschaft- lich gehaßtenMann. Des Satans Tücke,schrieber nach Empfangdes Pommerngeldes—,streitemitMachtundListwiderihn. »Daß ichmir in meinem Amt und in meinem WirkenMühe gebe, unserem HerrnundHeiland zudienen,darannimmt die WelteinAergerniß.AbergegenalleMächtedes HassesundderLügebleibtesbei demLutherwort:Undwenn die Weltvoll Teufel wär’,essolluns dochgelingenJetzt mußerdenJrrthumerkannt haben;HaßhätteihnindieserWocheschlimmzerzaust. Doch welcherliberale Mann könnte einenOberhofmeister hassen,der gegen Stoeckergesprochen, gegenAntisemiten Prozessegeführt,unzähligenJsraeliten Besuchegemacht unddensozialdemokratischorganisirtenArbeitern feine Bauplätzegesperrt hat? Solcher ExcellenzwerdenmindestensmilderndeUmständezugebilligt.

Mirbachmeintessogut,lesen wir;eristnur weltfremdundhältJedenfür reinenSinnes. ,,SeinfrommerEiferwar größeralsseineMenfchenkennt- niß«,schluchthanteVoßErhatandieReinheitderPommernseele geglaubt.

DerniederträchtigeSchultz hatdenArglosen hinters Lichtgeführt.Den sorquitter Mirbach,denAgrarier,würdedieBörfenprefseanders behandeln.

Jch weißnicht,obHerrSchultzeinschlechterMensch ist, auch nicht, obergegen einStrafgesetz gesündigthat,undhabe nichtdieGewohnheit, Angefchuldigtezuschelten,alsseien siederSchuld schonüberführt.Aber-ich weiß,daßderOberhofmeistergehandelt hat,wie er, alsChristundals Be- amter, nichthandeln durfte; nichtnurimPommernfall. Weiß, daßernicht längerimAmt bleibendürfte.·Und binsicher,daßLuther ihn nichtloben würde.

HerrvonMirbach istdurchaus nichtderWeltfremdling,als dererjetzt derHuldempfohlen wird;garnicht einfältigesKindergemüth.Sonst hätte erfür seinAmtauchnichtgetaugt.DieHofleutehalten ihn füreinenSchlau- kopfundfürchtenseineFeindschaftUndseine eigenen Angelegenheitenhat ermitungewöhnlicherGewandtheitverwaltet. Alserbei denGardefüsilieren

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Mirbach. 43 7

stand,gings noch ziemlichknappbeiihmzu.JetztsollerzwischenPsingstberg undMarmorpalaissovielGrundbesitzhaben, daßdieOsfiziereihnscherzend denKönigvonPotsdamnennen. EinguterHaushalterundPraktikus.Den Status derPommern hätteerleichtzuerforschenvermocht;ihngenau ken- nenzulernen,wäredoppelt seinePflichtgewesen,nachdemandenvonihm protegirtenHerrenSanden undSchmidt mancheKirchenkasseihrGeldver- lorenhatte.Erhatsnichtgethanodergehofft,mithöfischerHilfewerdedie Bank allenFährnissentrotzen. Schultz istkeinekomplizirteNatur;werdem ManninsAuge sieht, ihneinWeilchennurredenhört, mußwissen,daßkein vonfrommerInbrunst ersüllterUrchristvorihm steht. Auchwarraschzuer- sahren,wie derMannhier und,alsJungeselle,ander Rivieragelebt,wieer durch MilliardärtrinkgelderdieverwöhntestenKellnerherzen entzückthat.Ein Herr,derdieEhre hat,dieGeschäftederFraudesKaisers führenzudürfen, ist verpflichtet, sichdie Leutescharf anzusehen,dieerderGunstseiner-Herrin und,mitdernLockzeichensolcherGunst,demVertrauen deutscherKapitalisten undKirchengemeindenempfiehlt. Jsts nichtgroteskzugleichundbeschämend, daßSanden,alserverhaftet wurde, gerade füreinenOrdenvorgeschlagen unddaßderHosbanktitelanSchultzens hehrePerson geknüpftwar?Doches kommtschlimmer.KeineBank, auchdiereichstenicht,kann Summen ver- schenken,wieSchultzsiedemOberhosmeistergab;selbstdieDeutscheBankkönnte esnicht.Wennsieseinmal, vielleichtimTürkenland,thut:JustusBuddehat

.auchhierderKatzedieSchelleumgehängt.»Ichbin inKonstantinopelge- wesenund kenne dieZustände«,sprachervorGericht;,,mannenntesBak- schischundweiß,wozumans giebt.« HerrvonMirbach mußtesichsagen, daßden Aktionären der»Pommerschen«,die nie eineGroßbaukwar, nicht 700000,nicht300000,auchnichtdie50 000MarkfürsKleineJournal foeinfach entzogenwerdendurften:Undnahmsie dennoch;wieesscheint, ohne auchnur zufragen,ob derAufsichtrathdavonwisseund einregulärer Beschlußgefaßtwordensei.EristkeinKnabeund mußtewissen,«daßSchultz, wenn erdasBedürfnißund dasRechthatte,HunderttausendeausderBank- kussezunehmen,ringsumLeid genug lindern konnte,ohne erst lange auf Einenzuwarten,vondemeinAequivalentzuhoffenwar. DerGeruchdes GeldesmußteHerrnvonMirbach,derauch preußischerGeneralmajor ist, abschrecken.EinmilitärischesEhrengerichtwurdeihnwahrscheinlichsanft, Martinus Lutherganzsicherstrengtadeln. Derließfeine fünfundneunzig Zornthesenins Landgehen,weilPapstLeo derZehnteimDeutschenReich gegenAblaßzettelfürdenNeubauderPeterskircheGeld zusammeln befahl.

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DerFreiherrmeintesgut; gewiß.DasMoralischeverstehtsichimmer vonselbst.Erglaubt,demHeilandzu dienen.ObderHerrJesus fichsolchen MühensundMächelnsfreut, mögenTheologen entscheiden;amEndewäre erlieberhienieden obdachlosalsin einervonSanden,Schmidt,Schultz und KonsortenerbautenKirche angebetet.DasfürchtetderOberhofmeister nicht;

ihmheiligtdieGabe den Gebet. Kleine undgroßeFleckebedecktermit dem Mantel konstantinischerChristenliebezwie dieKutten undNonnenmäntel im»Renner« Hugosvon Trimbergmanea untaeteljnzudecktenFUnd nichtnurmit denimBekenntnißihm Nächstenverfährterso. Protestanten undKatholiken,Atheistenund(namentlich)Juden sindvonihmsehr oftund sehr eindringlichummildeSpenden gebetenworden. Einst wähnteman,ein Kirchenbau seinur dannein demGlaubennützliches,Gottwohlgefälliges Werk,wennjederSteinvoninnigerFrommheit gestiftet,jedes winzigsteZier- stückvonfroherInbrunst dargebracht sei,undhättesichgeschämt,einemKatho- liken einScherflein füreinlutherischesHaus abzubetteln.Veraltete Ansicht.

Wernachrechnen könnte,wasKatholiken, Juden, Gottlosczu den berliner Kirchenbautenderletzten Lustren beigesteuerthaben,würdestaunendvorder Ziffernhöhestehen.DasistdasWerkdesFreiherrnvonMirbachSchonvor vierzethahren brachtemireinisraelitischerJnduftriellerdenfolgenden-Brief:

EuerHochwohlgeboren

beehre ich michdavonMittheilungzumachen, daßeinKomiteeunterdemProtektorat Ihrer MajestätderKaiserinundKöniginzumBaueinerKaiser WilhelmGedächtnißs Kirchezusammengetreten ist. Eswerdendaher voraussichtlichim ganzenLandeinallen Kreisen, oftwohl auchunter nichtEvangelischen,sichViele finden, welchediesenPlan gernunterstützenEssollenindessen dazukeine Kollekten veranstaltetwerden,um nicht die bereitsbestehendenzustören.Wirerhoffen auch ohneKollektevonAllen,welche LiebeundInteresse fürdieSache haben, sreiwillige Spenden. Besondersbitten wir die mitirdischenGüternreicher Gesegneten, durcheineeinmalige großeGabedie Aus- führungeinesschönenMonuinentalbaues zuermöglichen.EuerHochwohlgeboren erlaubeichmirnun ganzergebenstzuersuchen, diese Sache gütigst unterstützenzu wollen. MitvorzüglicherHochachtungEuerHochwohlgeboren ergebenster

FreiherrvonMirbach, Oberhofmeister IhrerMajestätderKaiserinundKönigin.

DerMann warinheller Wuth.z»Was soll ichnun machen?DerBrief ist anmichadressirt,mitTintegeschrieben,vomOberhofmeisterpersönlichunter- zeichnet.Und sehenSie? —- oben links in der Ecke Krone undWappen mit derUmschrift,Kabinet Ihrer MajestätderKaiserin undKöniginXDer Kaiserinkannich dochkeinenKorb geben. DaßichJude bin, wissendieLeute;

deshalbderAppellandie,nicht Evangelischen«.Und unter dembeigelegten Aufruf stehenNamen! Unser Munckel,denken Sie,derFortfchrittsmunckel, denwohl nochKeinerfüreinenGottesmann hielt;undHainauer,derschlecht

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