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Die Zukunft, 11. Juni, Bd. 47.

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Berlin, den-«U. Juni Hof

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Die Pommernpresse.

InderGeneralversammlungderBerlinerBankhatderBankierAdolf s-«JJariglowsly behauptet, diePresfehabedieBerlinerBank mitSchmäh- artikelnverfolgt,derenZweckwar,»Jnseratezuerpressen«,undhatden Di- rektoren-zugerufen:»SchmeißenSiedieseLeuteheraus,wenn siezuIhnen kommen,undmachenSiesie unschädlich!Alle Bankensolltengegendieses ErpresservolkeinKartellschließen«.HerrJarislowslhmeinte,erwerbewegen seinerRede»indennächstenTagenvondenZeitungen heftigangegriffenwer- den«, sichaber mit demBewußtseintrösten,daßer»als ErsterdenMuth hatte,gegendieseLeuteauszutreten«.ErwareinschlechterProphet. Jnall- denberlinerZeitungen,dieich täglichlesen muß, isternicht angegriffen, sinddievonihmgegen diePressegesprochenenSätzegarnichtgedrucktwor--·

den.Daß sie gesprochenwurden,erfuhricherst aus demManuskriptvon Dis,derHerrnJarislowslytadelnundhöhnenzumüssenglaubt.Dasist sein Recht. Jchaberfinde, daßdieserBankier Dankverdient;lautenDank nichtnurvonAktionären,DirektorenundAussichtrath,denenerauchüber dieLebensmöglichkeitkleinerBankgeschäfte,wiemirscheint,Verständige-3sagte,

nein:nochmebrvonallensauberen-Schreibern. Jn seinerSphäre ister wirklichderErste,der denMuth hatte,insWespenncstzugreifen. Schadenur, daßernicht festergriff,nichtdie Namen derErpresserauslieferte Jch glaube nicht, daßeranobskureBlättchendachte;diekönntenselbsteineMittelbank nicht ernstlich»schädigen«.Hierist ja erzähltworden, manchemRedakteur

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desHandelstheils großerberlinerBlätterseivomVerlegerdiePflichtzuge- wiesen, Jnserate herbeizuschaffen,vondenenderAcquisitordannProzente bezieht.Hier ist, nachdemGerichtsverhandlungstenogramm,voreinemJahr festgestelltworden, daßHerrJulius Salomon, ChesredakteurdesBerliner Börsencouriers,von derPommerschenHypotheken-Aktien-Bank tausend Markerbetenunderhalten hat:undimneusten Literaturkalender,imletz- tenTelephonbuchprangt dieserbestocheneRichter nochimmermit seinemChef- titel. DaßindenGeheimbüchernderPommernbank vielmehr Prosti- tuirtederPresse standen,alsbisherbekanntward,isterweislich wahr;und diePommern machtenkeineAusnahmevonderRegel. AufmeineFrage,ob sie wirklichvonSchreibernundZeitungen finanziell bedrängt würden, habenberlinerBankdirektoren mir-geantwortet,dieSache sei unendlichviel schlimmer,alsich siemirvorstelle, dochsiedürftenleidernichtdarüber reden.

Ein Kleinerhatjetztgeredet. Pauschalverdächtigung,ruftmanundrümpft dieLippe·MitsoelenderAussluchtentkommt man uns nicht.Wenndie berliner Aerzte Schwindler,dieGetreidehändlerDiebegenannt werden, wehrensie sichundfordern,erzwingendenBeweisderWahrheit.Berliner RedakteuresindvoneinemunbescholtenenMann öffentlichgeschimpst,der qualifizirtenErpressung geziehenworden: undihreganzeAbwehr besteht darin, daßsiedenSchimpf,dieBeschuldigungweiseverschweigen.

HerrJarislowsky hielt seinetapfereRedeamletzten Maitag. Acht- undvierzigStunden danachwurdeimKleinen Schwurgerichtssaalder alt- moabiter Rechtsfabriküber diefünfundzwanzigtausendMark verhandelt, die derBerlinerPresse-KlubvorsechsJahrenvondenDirektoren derPom- mernbank erbeten underhalten hat.Als dieLiquidationdesKlubsgemeldet wurde,fragte ich,vordreiMonaten,ob dasGeldnun endlichandieNach- folgerderDirektorenSchultzundRomeickzurückgezahltworden sei. Imvo- rigenSommer war instolzenNotizenerklärt worden, dieRückzahlungsei beschlossenunddieReorganisatorenderPommernbankwürden dasKapital- cheninkürzesterFrist wiedersehen.ZwischendiesenNotizenundmeiner höf- lichenFragelagen siebenMonate;eine Antworterhieltichnicht. ErstcnMaa- bit wurdesie,amzweitenJuni,gegeben.Das Geldistnichtzurückgezazlc worden; nachsechsJahrennochimmernicht.Darobstaunten nachgeradenun auchdieRichter.HerrLandgerichtsrath Baucksch,dergescheiteReferentder Strafkammer, fragteden zumZeugnißberufenen früherenSchatzmeisterdes Presse-Klubs:»WaswirdnunausderRückzahlungwerden?Esist schonwie- dereinJahrdarübervergangen.GlaubenSiedenn, daßausderLiquidation

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Etwas von densünsundzwanzigtausendMark zurRückzahlungkommen wird?« Antwort: »Mandenkt,dasGeldzurückzahlenzu können. Eingroßer TheilderHerrenhattesichverpflichtet,dazuBeiträgezugeben,bevordieSache kam;aberichkann mir keinUrtheildarübererlauben,obandenLiquidation- AusschußZeichnungengekommensind.«WörtlichUndHerrGeheimrath Budde,VerweserderüberlebendenPommernbankreste,sagteaus: »Wirk;aben gegenüberdemVereinBerlinerPresseanerkannt, daßwir einRechtzurZu- rücksorderungnicht haben, daßeineVerpflichtungzurRückzahlungnachdem Schuldscheinund denUrkundennicht bestand.Das habenwir anerkennen müssen.DerVerein BerlinerPressehatabereineSammlung veranstaltet,um dieSummeohneZinsenzurückzuzahlen«.FragedesVorsitzenden-«Glauben Sie,HerrZeuge,daßsiezurückgezahltwird?«KeineAntwort.Auchüber dasEr- gebnißdiesesGerichtstages habe ichin den berlinerZeitungen,dieichlese,kein WortgesundenJmvorigenSommer wurdeöffentlicheingeräumt,dieBettel- geschichteseieineSchande,dieschnellausderWeltgeschafftwerdenmüsse.

Seitdem ist siegewachsen,inihrer Blöße nocheinmaldurchdenSchwurge- richtssaalgeschritten:undkeinTadelswörtchenstreift jetztdieSchänderder Standesehre. JnderBossischenZeitung,dienochehrbarerals andere Mei- nungmacherinnen thut,wurdewährenddererstenJunidekadewieder einmal dieUnsittlichkeitdesTotalisators beseufztundJunkernund Staatsbeamten eingeschärft,sie sollten,»umbösenScheinzumeiden«,denAktiengesellschaf- tenfernbleiben.Nichteine Silbeüber dieinMoabiterwiesene,nichteine über dievonJarislowslh behaupteteSchmachderberlinerPresse..TiefesSchwei- genringsum.Jch mußdieDarstellungdesThatbestandes alsowiederholen-

» Vorsechs,siebenJahrenwurdein derPresseundimpreußischenLand- tagdieStaatsregirungaufgefordert,diePfandbriefederHypothenbanken für mündelsicherzu erklären. DerWunsch, dessenErfüllungdenBodenkre- ditbankendas Lebenbeträchtlicherleichtert hätte,stießauf Widerstand.Die Taxe dieserBanken, hießes,sei oftviel zuhochund dieGrenzederBeleih- ungsähigkeitwerdein vielenFällen überschritten.AuchMiquelwar —— viel- leichtnur,weilerdieStaatsanleihenvornoch gesährlichererKonkurrenz schützenwollte einGegnerdesPlanesundsolldenjungen berlinerPrivat- dozenten,derin derstreitigenSachedas Wortergriff,mit Katasterdatenunter- stützthaben. Dieser Dozent,Dr.PaulVoigt,demderTheoretikerSchmoller undderPraktiker MiqueldenWeg gezeigt hatte,bewies in einerguten Brochure, daßbesondersin denneueren StadttheilenundVorortenBerlins ungeheuerlicheUebertaxirungenundUeberbeleihungen vorgekommenwaren,

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undentschleiertemitfestzupackenderHandschondamalsdiefaulenStellen unseresHypothekenwesens,dienachdemZusammenbruchderSpielhagen- banken undnachdemPom mernkrachjedemBlicksichtbarwurden. DerPlan, dieGrenzederMündelsicherheitzuverrücken,mußteeinstweilenwenigstens auf- gegebenwerden·DieAufsichtbehördeschienderSchriftVoigtsaberkeinenGlau- ben znschenken.HerrvonHammerstein-Loxten,derMinister fürLandwirth- schaft,und derzuständigeDezernenterklürten,wie derBerichtder Budgetlom- missiondesLandtages meldet, »diePfandbriefeallerHypothekenbanienfür gleichmäßigsicher,währendmindestensbei einerdieserBankendochdie aller- traurigsten Verhältnisseherrschten«.DasReichsgesetzvomdreizehntenJuli 1899 bestelltedenHypothekenbankenTreuhänder,dieallewichtigenUrkunden undWerthpapierezuprüfenundmitzuverschließenhaben, dafür sorgensollen, daßdievorgeschriebeneDeckungstetsvorhanden ist,unduntersuchenkönnen

nicht: müssen—-,ob derfestgesetztedemwirklichenWerthentspricht.Auch dieseBeamtenwarnten nichtvordernahenGefahr.AusderListeder ber- linerTreuhänderwiesHerrEugen Richter nach, »daßman hierneueSinc- lurenfürdieVortragenden RätheausdenMinisterien einrichtenzu können geglaubt hat«.Erfragte,»ob dieHerren mitihrer StellungimMinisterium dabeinichtunter UmständeninKonfliktkommenmüßten«;und derkonser- vativeHerrvonArnim nannte diesesDoppelverhältnißin,,hohemGrade unetwünschtund demAnsehenderStaatsbehördeschädlich.«Wirerfuhren dannnoch,daßdieTreuhändervondenBanken,derenThunsiealsunbefangene Kontroleure beaufsichtigensollen, »gewöhnlichinsehr honoriger Weisebe- soldetwerden«.Einerlei;dieVortragenden Treuhänderwarnten nicht,fan- dennichts auszusetzen,hättenamEnde garfürdieMündelsicherheitgestirnmt.

HerrSchultz,der damals noch jungeDirektor derPommernbank, waroft,,zuBesprechungen«insLandwirthschaftministeriumgekommen,hatte, alsSandens gelehrigster Schüler,aberauch noch höherhinauf führende Treppenerklettert. Zu seinenGönnerngehörtederFreiherrvonMirbach, OberhofmeisterundKabinetschefderKaiserin,Excellenz,Kammerherr,Ge- neralmajorä. la suitederArmee,RitterhoherOrden. Dadieserinteressante Herr man mußesbedauernundkannsnichtbegreifen—nichtalsZeuge nachMoabitgeladen wurde,werdenwirwahrscheinlichniemals erfahren, welcheSutnmenerfür seinenKirchenbaufondsund andereChristenzweckeaus derPommernkasseempfangenhat;über den Verbleib einer MillionsagtHerr Schultz hartnäckignur,sie sei ,,wohlthätigenZwecken«zugewandtworden.

Dochwirwissen,daßaufMirbachsdrängendeEmpfehlungdasKleineJournal«

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dessengeheimerJnspiratorund Mitarbeiter derFreiherrwarunddessenBe- sitzerfürdiePrachtausgabederoberhofmeifterlichenReisebeschreibungsorgte, gegenPapierscheinevondenPommernfünfzigtausendMarkerhieltund daß ein paarTage danach,abermals aus Mirbachs Empfehlung,dasvonSchultz

.geleiteteInstitut durchVerleihungdes Titels»HofbankIhrerMajestätder KaiserinundKönigin«geehrtwurde. DieserTitelwar neu,nienochver- liehenworden undseine GeltungbliebausdieZeit beschränkt,woHerr Schuld- der,gegen denWunschderKaufmannschaftvorstände,nachunge- wöhnlichkurzerDirektorialthätigkeitzumKöniglichPreußischenKommer- zienrathernannt wordenwar,ausderZinnederPommernburg thronen würde.Lange währte dieseHerrlichkeitnicht:imOktober1900wurde der Hostitelverliehenundim Mai1901 saßSchultz schoninUntersuchunghaft.

Doch sieben, achtMonate lang lasenwir in allenPublikationenderPom- mern: »HosbankJhrerMajestätderKaiserinundKönigin;Staatsaufsicht durchdieKöniglichPreußischeRegirung.«Werdurftedanoch dreistander SoliditätdesUnternehmens zweifeln?Der Köderhatdennauchviele Kun- denherangelockt;hier, dachtensie,sindwirso sicherwie inAbrahams Schoß.

Dann kam derKrach,dasWeber-SystemderVerschachtelungenwurdesicht- bar:undmancherGeköderteglichnunwirklichdemLazarus,den VaterAbra- haminseinem Schoß gehegthatte.Und dieStaatsaufsicht? Minister,De- zernent,Treuhänder:Keiner hatteEtwas gemerkt; auch nachderSpiel- hagenkatastrophenocheine ganze Weilenicht.·Trotzdem ihrer Kritik,wenn siedrauf bestanden,kein Winkelgesperrt werdenkonnte.TrotzdemdieBank längst,mitdenvonVoigt gelieferten Waffen, öffentlichangegriffen und, zumBeispiel,überihreBeleihungdesWaarenhauses Tietz Schlimmesge- munkeltwordenwar. DieAufsichtbehördesah nichts, hörtenichts, priesdie SicherheitderPsandbriefe, hattekeinBedenkengegendenprivilegirenden Titel. DemdurchUnfähigkeitoderFahrlässigkeiteines Staatsbeamten Ge- schädigtengiebtdaspreußischeGesetzkeinenRegreßanspruchOft hats Paul deLagardelautbeseufzt.Daß auchinPreußenaberManches möglichist, lehrtder RückblickaufdenGlanzunddasElend derPommernbank.

Doch auchbei anderen Banken,vielgrößerensogar, gehts ja ohne StaatsaufsichtZurKritik undKontrole istdiePresse berufen.Diehat pfif- fige Leute, erfahrene Sachkenner,die injedesKehrichteckchenhineinleuchten, jedenBilanzschleierbeschnüffelnundzufrühlieber als zuspätLärmschlagen.

DerenWachsamkeit darfman mehrals derarglosenBureaukratie vertrauen...

Darfman? WährendderPommernkrisisbliebensiemerkwürdigstumm.

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Voigts Schrift fandbeiihnen,denensie schonalsSensationstoffwillkom- mensein mußte,nurmatten Widerhall.DieHerrenJoachim Geblsenund Georg Bernhard griffendiePommerscheHypotheken-Aktien-Bankundderen illegitime Tochter,dieJmmobiliensVerkehrsbanh schroffan,blieben aber clamantes in deserto. Die RedakteuredergroßenZeitungenwolltenüber diesesThema nichtreden.Hättensiesgethan, stattalles gegen dieMißbrauche desBodenkreditverkehrsVorgebrachtetotzuschweigen,dannwäreHerrSchultz, trotz höchsterProtektion, nichtKommerzienrath,seianstitut nichtHofbank, derHypothekenkrachnichtzurvolkswirthschaftlichenKatastrophe geworden.

Warum sieschwiegen?Jch weißesnicht; weißja auch nicht,warum die zur AufsichtverpflichteteBehördenicht sah.WirmüssenunsanJndizien halten.

Das GeheimbuchderHerrenSchultzundRomeick,dasvielleichtmanches Räthsel lösenkönnte, istleidernicht aufgeblättertworden. Merkwürdig.

Strafbar ist nachdemBörsengesetzfreilichnur,werJournalisten fürMit- theilungenbezahlt,»durchdieaufdenBörs enpreis gewirktwerdensoll«.Diese Normdeckt denPommernsallnicht.Würdeaber,Herr Oberstaatsanwalt, keinöffentlichesInteresse gewahrt,wenn durchbeeideteAussagen festgestellt werden lönnte, welcheGewalten denZusammenbruchderSchachtelbanken solange aufzuhaltenbermochten,daßderKrach unseren Nationalwohlftand mitgedoppelterWucht treffen mußte? WelcheSündenimprotestantischen Preußen vergebenwerden,wenn dasGeld imKastenderKirchenbauerund Holzpapierpfaffenklingt? Welchen »OrganenderöffentlichenMeinung«

dieFunktionvonbestochenenWichten vorgeschriebenwird? Muß wohlnicht;

sonst hättenwirwährendderProzedur,diejetztdreiJahreüberdauert hat, mehr Preßinternavernommen. Bekannt wurden nur: dieSanirung des KleinenJournals; dreiFälle,in denen Kritiker derHandelsvorgängevonden PommernGeldannahmen3und dieBettelschandedcsBerlinerPresseiKlubs.

Nach offiziellerAngabewar derZweckdiesesKlubs: »imAnschlußan denVereinBerlinerPressedessenMitgliederneinenMittelpunkt fürden ge- selligenVerkehrzu bieten.«Herr Romeick—HerrSchultzstrebtewohlhöher hinauf warAußerordentlichesMitglieddesVereinsBerliner Presse.Jn dieserEigenschafthatteerkeineinzigesRecht,aber diePflicht, sichinGeld- sachenniemals lumpenzulassen.Diehaterredlich gewißauch erfüllt.So redlich, daßdieSchreiberzunft sichvertrauensvoll an ihn wandte,alssie ihrenKlubeinrichtete. Zuerst, sagteeramzweitenJuniinMoabit,wurden mirfünfzehntausendMarkabverlangtzdiegabichgern.Dann sollte ich nochzehntausendMarkfüreinenFahrstuhlgeben;darübermußteich erst

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mit demKollegenSchultzjsprechenDieAussagenderanderVerhandlung Betheiligten weicheninsastallenEinzelheitenvoneinanderab. Wolltendie PommerndasGeldschenken,dieEmissäredesPressevereinsesnurals Dar- lehen nehmenoderbestand geradeRomeickdarauf, daßvoneinemGeschenk nichtdieRedesein dürfe?NurHeliosvermagszusagen,deralleserische bescheint.AllesUns Wichtige ist heuteaberthatsächlichfestgestellt.Die fünsundzwanzigtausendMarksind gegebenwordenineinerForm,die dem VereinBerliner Presseermöglichthat,denGeheimrathBuddezuderAner- kennungzuzwingen,daßerdieRückzahlungnicht verlangenkann. DieQuit- tunglauteteausdieNamen SchultzundRomeickDieSpender solltenvom KlubvorstandeinDankschreibenerhalten, dessenInhaltinder Bettelaudienz besprochenwurde;essollte»denCharakterdesDarlehens besondershervor- heben.« Diesen Brief schriebHerrSudekmann,der dem Klubpräsidirte, verlas ihnin einerPlenarsitzungdesVorstandes,derbegeistertzustimmte undHerrnRomeickinHochrufenfeierte,undschickteihnab.Dieses»warm- herzigeDankschreiben«liegtin demvonderStaatsanwaltschaft eingezogenen PrivataktenbündeldgrPommermin demauchandereinteressante Briefezu finden sind.Warum verlasesderStaatsanwalt nicht?WeilHerrSuder-

mann demgetreuenNothhelsereineBürgerkroneflocht?Die Tonartwürde unslehren,wasvondem»CharalterdesDarlehens«zuhalten ist.Soguters vermochte,hatHerrRomeickfür Klarheit gesorgt.GeradenachGehlsensAn- griffen,spracher,warunsdieintimeBeziehungzurPresseerwünschtzund:»Die Herrenkonntendochnichtglauben, diegroßeSummewerde umihrerschönen Augenwillengezahlt«.Daßer—oderderschlauereSchultzdieäußereForm desDarlehens wählte,ist leichtbegreiflich.EinGeschenkkonnten diePaß- leuteeinsteckenundnachein paar Monaten danninsittsamerEmpörungge- gen diePommernbank wettern,derenLeitersichdochnichtamEnde gar ein- gebildet hatten, ihre zuständigenRichter seiendurcheinTrinkgeldzu kirren.

DieLeihquittungbliebimmerhineinnützlichesSchreckmittel.Auseigener KraftkonntederKlub,der auchoorseinemTodnie eineStunde lebenssähigwar, dasGeldnichtzurückzahlen.Hatnun das Schreckmittelgewirktoderlähmte Dankbarkeit denArm derRichter? IndiegroßeberlinerPresse drangvon allenFehderufengegendiePommernkaumeinHauch Propterhoc? Der KCUfAszfsmmenhangzwischenGeschenkundSchonung ist nichtzuerweisen.

Jedenfalls:posthoc.AlsHerrBernhard,derjetztden,,.Plutus«herausg iebt, dieSchachtelsystematikerangriff, suchtenPreßklubgenossenihnzuüberzeugen, daßesungerechtundunartig sei,sowohlthätigeMännerzuzausen.Dann kam

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dieVerhaftungNun wurdeAllesnachgeholt,ausKübelnSchmutzspülichtauf dieHäupterderwehrlosenAngeklagtengegossen.NurihrGelderhielten sie nicht;dasKapital nichtundnochwenigerZinsen. Zu ihremGlückhatten siedieSchuld längstsachtaufdasKonto derImmobilien-Verkehrsbankabge- schaben,die derPreßgunstnochdringenderbedurftealsdie Mama ausPom- mern. DenwehklagendenNachfolgernSchultzensund Romeicks bot im vori- genHochsommerderBerlagsdirektorFelix Lehmann,Vorstandsmitglieddes PressellubsundManagerSudermannsdesGroßen,einenAkkordan: drei- tausend stattfünfundzwanzigtausendMark.Nicht viel,aberEtwas; fastein Achtelchen.Das Anerbietenwurdeabgelehntund im BerlinerTageblatt »ein schwererBerstoßgegen dasberechtigteStandesgefühlund gegen die Grund- sätzedesEhrbewußtseins«genannt.WieOrgelton klangsvonEngelslippe.

Und nun? AmzweitenJuni1904 fragte derBorsitzendedenZeugenBudde:

»GlaubenSie, daßdie Summe zurückgezahltwird?« Und bekam keine Ant- wort. VonStandesgesühlundEhrbewußtseinistsaberstill geworden.

HerrRomeickaber-,dendiesZeitungphraseologienach seinem Sturz raschzum»chnischen«,»absolutuntergeordneten, dochinhohemGradege- meingefährlichenMenschen«gemacht hatte,wurdeimJuli1903 ausdem Verein Berliner Pressegestoßen;mitSchimpfundSchande:unter Be- rufungaufden ParagraphenderVereinssatzung,der deneinerehrlosen Hand- lungschuldigBefundenenmitdemAusschlußbedroht. Diese Nachrichtbrachte ihmeinEingeschriebenerBrief achtundvierzigStunden nachderStrastam- merentscheidung,dieihm, nachzweijährigerUntersuchung undfünfzigtägiger Hauptvethandlung,alseinerStrasthat nicht mehr dringend Verdächtigem, dieFreiheit wiedergab. NichtderGerichtshof:nurdiePresse fand ihneiner ehrlosenHandlungschuldig;underhatte für siedochsovielgethanunddurfte mitruhigemGewissenbehaupten, daßervomKopfbiszurZehe nochder Selbewar wieandemTage,daerdas»warmherzigeDankschreiben«aus derDichterhanddesHerrnSudermann empfing.Wennerjetztnun freige- sprochenoder wegen einesharmlosenBilanzschleiertänzchensverurtheiltwird?

Dann, hoffeich,werden wir lesen, daßdie berlinerPresse,Gottsei Dank, nichtnurdieHandlungen«ver—wirft,die derStrafrichterahndet;daß siestreng auf EhreundAnstand hältundmoralischeForderungen pünktlich honorirt, noch pünktlicheralsWechselundDarlehensaeeeptezdaß-eszwar auchinihremBereich,wie injedem,,,schlechteElemente«gebe,die berliner PressealsGesammtheitaberthurcnhochüberderSumpssittlichkeiteinesRo- meicksteheundauchdenschnödenAnwürseneinesJarislo wskyunerreichbar sei·

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Archaisehe Knlturen. 399

ArchaischeKulturen.««)

MkVerfassungstufederAlterthumsvölkerweist sehr festeundbestimmte Merkmale auf. KönigthumundStaatsverwaltung haben ihreinen sicherenStempel ausgeprägt.Weitreicherundmannichfaltiger,deshalbaber auch unbestimmter istdasBild,das ihre wirthschaftlichenVerhältnissege- währen.Der Ausgangspunkt scheintindenmeisten Fällen höhererEnt- wickelungderZustandreiner Ackerbauwirthschaftzusein. Das alteReich inEgypten zeigtdiesGesichtunddiechinesischeUeberlieferungläßtesebenfalls vermuthen.UnterdieserHöhesinddieStaatsbildungendermittelasiatischen Mongolen nichtnurzuAnfang, sondern noch auf langeStreckenihresWeges zurückgeblieben.Sieberuhten auf schweifenderHirtenwirthschaft,wiesiedenkt auch lange nichtzuSeßhaftigkeitund festemGebietvorgedrungen sind,—- wasman sehr irrthümlicherWeise manchmalzu einer derunerläßlichenVor- aussetzungendesStaatsbegrisfes erhoben hat.Doch haben sichunter der starkenObhutderneuen Staatsgewalt, vielleichtauchschonzuvor imSchatten hoher Tempelundunter demSchutze mächtigerPriesterschaftemMärkteund Gewerbeplätze,AnsammlungenvonHandwerkernundKaufleuten,Keimebürger- licher Stadtwirthschaftgeregt, dieuntergünstigenVoraussetzungen,inEgypten, China, besonders frühinBabyloniem sichraschentwickeltenUnd derVolks- wirthschaftein neues, viel lockereres, vielbürgerlicheres,manchmalselbst wohl schonkapitalistischesAnsehen gaben, jedenfallsderGeld-gegendie Natural- wirthschaftzumEmporkommenundzurAusbreitung verhaler. Hierwurde also vorweggenommen,was die in Staat undGesellschaftzuhöherenStufen emporgestiegenenVölkerinderRegel erstinihremMittelalter erreichthaben.

Babylonien hat nichtalleinfür einen weiten Völkerkreis dieMünze erfunden, sonderneinscharf geprägtesHandelsrecht,einehochentwickelteGeldwirthschaft ausgebildet;China hateineungeheureStädtekultnrerzeugt;diealtamerikanischen VölkerhabenweitgedehnteStadtruinen hinterlassen. Diese Unregelmäßig- keitdars nichtan derRichtigkeitderStufentheilung überhaupticrmachen.

Dennerstens istdieOrdnungderöffentlichenAngelegenheitendasweitaus- stärksteErzeugnißdesgesellschaft-seelischenVerhaltensderhandelndenMensch- heitundkannundsolldeshalbdieausschlaggebendenMerkmale derStufen- theilung liefern. ZweitensaberkannnichtWunder nehmen, daßbeiVölkern, derenstaatlich-gesellschaftlicheEntwickelungfür manchesJahrhundert——oder gar- wie beiEgypternundChinesen fürJahrtausende-—icngleichenZustandeverharrt,.

doch nicht auchallessonstigeLebendiegleicheStetigkeit erweist.

Ueberdiese Dingezureden,istheute kaumerstindenallgemeinsten 's) S.»Zukunft«vom 9.April1904.-

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400 DieZukunft-

Umrissenmöglich.Undnochgewagterwärees, eine Summe geistesgeschichtlicher Merkmale aufstellenzu wollen. DennochistanzweiStellenanzusetzenmög- lich, vielleichtvorAllemdeshalb,weilsichanihnender innersteZusammen- hangalleshandelndenundallesgeistigenLebenserweist, aufdendiegeschicht- liche Betrachtungimmer vonNeuemhinführt. GewaltigeBauten sind fast überalldieBegleit-,inWahrheit dochwohldieFolgeerscheinungenderstarken KönigsherrschaftderAlterthumsstaaten.Sie strebt danach, sich sinnlichgreif- baren,prachtvollenAusdruckzuverschaffen.SiethürmtGrabmäler,Tempel, Königsburgenund,mehrals Das,sie folgtdabeigewissenRegelndeskünst- lerischenFormens,dieüberTausendevonMeilen undJahren fort diesen WerkeneinähnlichesGeprägegeben.DiemittelamerikanischenTempelpyra- miden unddieegyptischen,diechinesischenundwiederdieegyptischenDenkmal- Alleen,diebabylonischeunddiealtmexikanischeBildnerei: sieallezeigenun- zweifelhafteAehnlichkeitderKunstweise,die, den GötternseiDank,auch durch diehirnverbranntestenGelehrtenvermuthungennichtangegenseitigeBeeinflusfung zurückgeführtwerdenkönnen.Esmüßtemöglichsein,washiernur imRohe- stenangedeutetist,durch tausend Einzelzügezubelegen.

VieltieferindenGeist diesesZeitalters führteineBetrachtung seiner

·Glaubensformen.Die innere VerwandtschaftzwischendemVerhaltender Menschenzudenvon ihnen aufdenThron erhobenenGöttern unddem anderen zuihren irdischenHerrscherntritt hier so deutlichwienirgends sonst inderEntwickelungsgeschichtedesmenschlichen Geistes hervor. Derselbe Zug starrer Größe, steiler Einsamkeit,derdieübermächtigenKönige dieses Weltalters kennzeichnet,ist auch seinen Göttergestaltenaufgeprögt.Ent- scheidendallein istdieRichtung aufdieEinzigkeit,diezurEinzelherrschaft hier,dortzumGlauben aneinenGottführt.Esistdoch erstaunlich,wie dasbunteGöttergewimmelderUrzeitnun zusammenschwindetundfastüberall in denAlterthumsreicheneiner vorherrschendenodergar einzigen Gottheit Platzmacht.Von vorbildlicherFolgerichtigkeitistindiesem Betrachtdie egyptischeGlaubensgeschichte.Siehebtanmiteiner Schaarvon oberen Gottheitenundeinernoch größerenniederer,ganzbesondersvomVolkever- ehrter,diedurchausdervonderUrzeitererbtenMannichfaltigkeit entspricht."

AberdieGestaltdesSonnengottes überstrahltmehrundmehralleanderen inihrer EinheitlichkeitundEinzigkeit, lange verhüllt durchdieFülle der DiensteundderGestalten,unter denensieverehrtwird,zuletzt doch siegreich durchbrechend. Dieser Siegwirdihrbereitetdurchlange zusammenwirkende Vorarbeit derPriesterschaften,zuletztaber,bezeichnenderWeise, durchdas gewaltthätigeEingreifeneinesgroßenKönigs. Nachher hatesanheftigen Rückschlägenfreilich nicht gefehlt.

Und wunderbar: sovielFörderungdieses Einigungwerkauch durch

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ArchaischeKulttcren 401 staatliche Einflüsseerfahren habenmag,nicht seltenwurdeesdurch sie auch gehindert.DieVielheitderSonnengötterinEghpten ist sicherlichzumgrößten Theil durchdiestaatlicheZerspaltenheitdesalten,nochvor demGroßkönig-.

thumderPharaonen liegendenZustandes-zu erklären, derindenGauen und demGaufürstenthumsich ja lange nochin halber Selbständigkeiterhielt.

AberdadieUeberwindungdieser ZersplitterungebenZielundAusgabeder Königsherrschastwar,so lagesnah, daßesauchdievonihren Vorgänger-n herrührendegleichsamstaatlicheVielgöttereiüberwand.

Egyptenaberistnur einFallvonvielen. DieRichtungsgleichheit,in dersichder Glaube dieAlterthumsvölkerentwickelthat, ist erstaunlich. Nicht

nur derDurchbruchdesEin-Gottes-Gedankens,dernatürlichniemals die g- ringeren Dienste verdrängt, wohlaber sieüberstrahlt,mehr noch auchdie FormdiesesGedankens istvon denkwürdigerUebereinstimmungindenent- legenstenFällen. Fastimmeristesdie Sonne,dieunter denzuGottheiten erhobenenundverehrten Naturkräftenobenansteht—: für unsere Erkenntniß zugleichdiebeste, wahrste Entscheidung. Osiris, Horus,Ra,Amonsind allesammtSonnengötterundzuletzt zeitweisezueinerbegrifslichenEinheit verschmolzen. Jn Babylonien bestehenschoninvorsemitischerZeit mehrere Sonnendienste;derBaal vonNippur,derZeusderBabylonier, überragtsie valle, seineVerehrung scheintdemgrößten TheilvonVorderasien gemeinsam gewesenzusein: sieüberwiegtinSyrien,Phönizien,Karthago,inPaläsiina, woauchderkleine Gau-Gott desjüdischenZwergstaates,dereinstzusoviel höhererStufeaufrückensollte, dieser Reihe angehört.Der höchste,derLicht- gott, derältestenJranierundPerser,ist derSonnengott.Nurbei denältesten Inderntheilt Surya,derSonnengott, seine UebermachtmiteinemHimmels- undeinemirdischenFeuergott.Den Himmel, jadasAllumfassend,tritt derhöchsteGottder-ältestenChinesen auf: immerhin istdie Sonne dieerste unterseinenVerkörperungen.JnJapanaberstehtwiedereineSonnengottheit, hierals Weibgedacht,aneinsamerSpitzederGöttergestalten.UndinAlt- AmerikaüberwiegtderSonnendienstvollends: derKukulkan derMaha,der HuitzilopochtliderAzteken,derJntidesälterenJnka:Reichesvertreten ihn.

DieAehnlichkeitist besonders schlagendda,wosichdieunmittelbare Einwirkungderneuen Staatsform aufdenGlauben zeigt.JnEghpten hattenfreilich schonganzeReihenvon Priestergeschlechterndaran gearbeitet, dieörtlichenVerschiedenheitenderSonnengottsagen auszugleichen;sie hatten,

umdieeinzelnenGauezubefriedigen,eineheiligeErdkundedesOsiris-Lebens ausgearbeitet, seinen Leichnamhatten sie fürvonje her zerstückelterklärt,um nur möglichstvieleTempelmitUeberrestendesgöttlichenLeibesausstatten zu können. AbererstderPharao AmenhotepIV.machteumdasJahr1450 denkühnenVersuch, durcheinenGewaltstreichdenEin-Gottes:Gedankenrein dar

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