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Die Zukunft, 8. Juni, Bd. 35.

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Academic year: 2022

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Berlin, den 8.Juni 1901.

s v -:- 77

Hamburg seitdem Zollanschluß.

erläßtderHandel überhauptnur ungernseine gewohntenBahnen,um neue Wege einzuschlagen,so ist seinBeharrungvermögennatürlich daamStärksten,wodieörtlichenVorbedingungenseiner Ausübungerst künst- lichundunterAufwendungvielerMühe, großerKostenundpraktischerKlug- heitinJahrhunderte langerArbeit geschaffenwurden.

DerältesteTheilderStadt Hamburg isteine den Wenden zumis- sionarenund politischenZweckenabgewonneneSiedelungum denaufder WasserscheidezwischenElbe, AlsterundBilleerbautenDom. Daßdiehier Nach langen Kämpfenundmit wechselndemKriegsglücklangsamüberwal- tigtenWendenzumTheilindenGemeindeverband ausgenommenwurden, istansichwahrscheinlichundauch,wievielfach elbostwärts,inso manchem aus demWendischenverstümmeltenStraßennamennocherkennbar:Schopen- stehlundKattrepelaus demDeutschenerklären zuwollen,führtnur zu AlbernheitenzundKattrepel istüberdiesauchein Ortsname inDithmarschen.

Auf jener wasserscheidendenAnhöhezwischendenvon denGewässern derAlsterundBilleüberschwemmtenNiederungenfehlte jedeMöglichkeiteines direktenZugangeszudemweltverbindenden Strom derElbe;alsman sich ihrspäternähernwollte, wurdedie Billezurückgedämmt,dieebenso»regel- IOBsiteßendeAlster durchSchleußen,StauwerkeundEindämmungensounter ZuchtundGehorsamgenommen, daßman mitihremin einemgroßenBecken gesammeltenundmitdemzurZeitderFluth zurückfließendenElbwasserdie allmählichangelegten,dieVerbindung zwischenAlsterund Elbeherstellenden Kanäle—inHamburgFleete genannt beliebigspeisenkonnte.DieElbe

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selbstwar wohl eigentlichnur ein Nebenarm,da derHauptarm ursprünglich, wiees scheint,beiHarburg vorbeifloß. DurchVertiefungderFahrrinne undkonsequentdurchgeführteDeichbautenwurdedannunter vielenKämpfen undnicht ohnelebhaftenWiderspruch, besondersderlüneburgerNachbarn, diehamburgerElbe zumHauptarmeunddamiterst fähiggemacht,dieVer- mittelungdesüberseeischenVerkehrszuübernehmen.Hier gereichteesder EntwickelungdesHandelszumgrößtenVortheil, daßdieursprüngliche Siedelungzwar—- wohlaus Furchtvor Seeräubern— inerheblicherEnt- fernungvonderSee,aberdochso angelegtist, daßdieFluthwellebisHam- burgundnochweiter etwa vierMeilen stromaufwärtsgeht. An jenen FleetenwurdenSpeicher erbaut, so daßdieWaarenbewegungaufdie bequemsteundbilligsteWeisevorsichging.Was konnte imVergleichhier- mitindenZeitenvorAnlagederEisenbahnenderFrachtverkehr aufden LandstraßenunddiesichaufderOberelbelandeinwärts bewegendeSchiffahrt, ehedieMöglichkeiteinesSchleppereibetriebesvorhandenwar«zu bedeutenhaben?

Sogewöhntesichderhamburger Handelimmer mehrdaran, sein SchwergewichtaufdieüberseeischenVerbindungenzulegen,undnurWenige vermochtenzuahnen, daßderFortfalldergegen dasJnlJnd errichtetenZoll- schrankenzumBeispieleine ganz andereAusnutzungnichtnur dernachdem übrigenDeutschland führendenEisenbahnlinien, sondern selbstderGleisege- stattenwürde, dievon den KaisnachdenVahnhöfenführten.Derziemlich allgemeinherrschendenMeinung gabdennauchimFrühjahr1889 eine—- später eingegangene—hamburgerZeitungAusdruck, alssie sagte, sie glaube ankeinen zu erwartendenAufschwungdesgewerblichenLebensdurchdenun- gehinderten Verkehrmit denvierzigMillionen Einwohnerndesdeutschen HinterlandeszvieleGeschäftszweigewürdenrettunglosverlorenseinund das Grundeigenthummüsseentwerthetwerden.

Daß sichalleMöglichkeiten,dieman damals befürchteteodererhosfte, alsirrig erwiesen haben, lehrtdasStaatsbudgetunddieStatistik.Schon, daßdieEinnahmenausdenKaianlageninGestaltvonKai-,Lager-, Wiege- undKrahngeldundLadelöhnenvon 1233000 Mark imJahre1888 auf 2351200 Mark,worauf sie für1901 veranschlagtwerden,gestiegensind, mußdieVorstellungeinerstarkaufsteigendenEntwickelunghervorrufen.Und dieserEindruckwirddurchdieThatsachen nochweitübertroffen.

Beidem imFolgendenmitgetheiltenZahlenmaterial istzuberücksichti- gen,daßvonder ausgezeichneten amtlichenStatistikderbloßeDurch- gangsverkehrebenso wenigwie derWaarenverkehrberücksichtigtwird, dersich aus demFreihafennachderzollangeschlossenenStadt undumgekehrtbewegt- Ebensowenig berücksichtigtsiedenVerkehrvonundnach Altona,Kielund Harburg nochdenPost-undFrachtverkehrmit dernächstenUmgebungHamburgs.

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Hamburgseit demZollanschluß. 371 Jm Jahre1888 betrugdiegesammtesee-undlandwärtserfolgteAus- fuhr1940842 000 Mark,imJahre1899 dagegen3056339120 Mark;

sie hat sich alsoum1115497120 Markgehoben.Und zwarstiegdieAus- suhrüber dieOberelbeundaufdennachdemübrigenDeutschlandführenden Eifenbahnenvon882 961000 MarkimJahre1888auf1413795 090Mark imJahre1899und derWerthderüberseeischenAusfuhrvon 1057881000 Mark imJahre1888 auf1642544030 MarkimJahre1899: derdeutscheMarkt ist also nachFortfallderZollschrankenum denBetragvon530834090 Mark aufnahmefähigergewordenundseewärts sind für584663030 Markmehr Waaren vertriebenworden.

EinenganzaußerordentlichenAufschwunghatdabeiderVerkehrzur SeemitdeutschenHäfcngenommen; eristvon 1011381 Doppeltentnern imJahre1888 auf5295901 DoppelcentnerimJahre1899 gestiegen,zeigt alsoeineVermehrungvon 4284520 Doppelcentnern.Was diese Ziffer bedeutet,kannman daraus ermessen,daßderWerthder1899 nachdeut- schenHäer versandtenWaaren auf163 447010 Markgeschätztwird.

WelchesMaßvon zunehmenderindustrieller Thätigkeit um auch hiervoneinBeispielzugeben indenmitgetheiltenZahlenzumAus- druck kommt, kannman sichklarmachen,wenn man bedenkt,daßimJahre 1888an Möbeln seewärts ausgeführtwurden: 70663 Doppelcentnerim Werthvon8480000 Mark,landwärtsaus EisenbahnundOberelbedagegen nur 4949 DoppelcentnerimWerthvon589000 Mark, imGanzen also 75612 DoppelcentnerimWerthvon9069000 Mark. Dagegen gingenim Jahre1899 landeinwärts 11609 Doppelcentnerzu1276990 Markund seewärts66692 Doppelcentnerzu7195020 Mark;also istdergefammte ExportanMöbelnum 3289 Doppelcentnergestiegen.

SelbstverständlichhattediegesteigerteHandelsthätigkeitaucheinefehr rasch fortschreitendeErhöhungderstaatlichenAusgabenzurFolge: so beträgt derBudgetanschlagfür1888 41664471 Mark, währenderfür1901 auf 117 993445 Markgestiegenist.Natürlichhat sich auchderWohlstandge- hoben, doch lange nichtin demselbenGradewie derHandel: wahrscheinlich, weildieKapitalsbildung durchdieTheuerungallerLebensbedürfnisseund die vielfachhochgespannte Lebenshaltungungünstigbeeinflußtwird: imJahre 1888wurdederErtragderEinkommensteuerauf8000000Markberechnet, imJahre1900 dagegen auf21700000 Mark, wobeijedoch’zuberücksich- tigen ist, daßdie Steuer seit1888 mehralsverdoppeltwordenist.

DerSteigerungderBevölkerungzahlvon471427 imJahre1885 auf704669 imJahre1900 entsprichtdasSteigenderGrundsteuervon 8720000 MarkimJahre1888 auf12800000 MarkimJahre1900.

DaßdieVermehrungderBevölkerungaucheineVermehrungder 28P

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TransportmittelzurFolge hat, liegtinderNatur derSache:vom ersten Juli1887 biszumdreißigstenJuni1888 haben, abgesehenvondenAbou- nenten, 2079468 PersonendiePferdebahnen,vom ersten Juli 1898 bis zumdreißigstenJuni1899 dagegen68875265 Personendie—- nun längst elektrischbetriebenen StraßenbahnenundaußerdemimJahre1898 (ohne Die zuzählen,dienurTheilstreckengefahrensind)10533410 PersonendieHam- burg-AltonaerCentralbahnbenutzt.

Diese durchdieTrambahnenvermittelte radiale Ausstrahlungderso stark vermehrtenBevölkerungnachderPeripheriehat nochganz andereFolgen, nndzwarbesonders auf architektonischemGebiet, gezeitigt. Jm Allgemeinen gehtkeinebauliche Entwickelungsprungweiseund plötzlich,sondern fast immerlangsamundallmählichvorsichundüberall ragt dieVergangenheit mittausend Erinnerungenin dieGegenwarthinein. AufdenFachwerkbaufolgt derBacksteinbau,derwieder,sobalderzurHerrschaftgelangt ist, fürwonn- mentaleBauten regelmäßigdenBruchsteinzuHilfenimmt. Nur große UmwälzungenbeschleunigendenFortschrittundbedingeneineschnellereEnt- wickelung:so hattedergroßehamburgerBranddieErbauung langer Straßen- linieninBacksteinbauzurFolge. JndenvondemBrande nicht berührten Stadttheilen dagegenbliebendieFachwerkbautennichtnur ingroßerZahl bestehen, sondernman konntenochvorzwanzig Jahren nicht selten sehen, wiedasDacheinessolchenHauses abgetragenundzurErhöhungdesHauses ganzeEtagengerüsteinBalkenbau hinaufgewundenwurden. KeineKunst hält sichso sehranüberlieferteFormenundfolgt so strengdenörtlichenGewohn- heitenwieebendieArchitektur.Da dieStadt einefür jene Zeiten starke Festungwar dieThorsperre ist erstEnde1860 aufgehobenworden——,

sowurdendieHäuserinStadttheilen,wonichtderHandel,sondernimWesent- lichendieGewerbebetriebenwurden,miteinerRaumersparnißerbaut,von derman inunserenZeitenkaumnocheineVorstellunghat.

DieursprünglicheSiedelungwar so klein,daßdie dasöstlicheStadt- thormitihrverbindende Straße,derSpeersort,nur etwa achtzigMeter lang ist. Außerhalbdieses Thores beganndienachOsten führendeLand- straße,diesehrbald zur Stadtgezogen undwohl,weilsiezuerstoderwenigstens sehr frühgeflastertwurde,denNamen Steinstraßeerhielt.Sie läuft auf demHöhenrücken,derdiecentrale Wasserscheidefortsetzt inHamburg GeestimGegensatzzurMarschgenannt mitkaummerklicherSenkung entlang.HierkonntenkeinestattlichenKaufmannshäusererbautwerden, weil aufderGeest natürlichkeinFleetvorhandenwar. Solche Häuserwurden vielmehrda erbaut,wo derhinter ihnen liegendeSpeicheraneinFleet stößt, damitdieWaarenbewegungzwischenFleet, SpeicherundKontor hergestellt wurdeundderkaufmännischeBesitzerinunmittelbarsterNähederWohnung

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HamburgseitdemZollansehluß. 373 auch sein Geschäfthatte. Das Hinterland wenn man essonennen darf derbeidenHäuserreihenderSteinstraßewirdvonsogenanntenHöfen oderGängeneingenommen,die inmanchenanderenTheilender Stadt ver- schwundenoderimVerschwinden sind.Ein meist außerordentlichschmaler GangwirdaufbeidenSeiten von Baulichkeiteneingesaßt,dienichtaus mehrfachenarchitektonischenEinheiten bestehen,sondernin denengstenRaum- verhältnisseneineeinzigeausgedehnteEinheitbilden.

Nichtviel anders sinddiebaulichenVerhältnisseindererstenvonder SteinstraßeseitlichabführendenStraße,demKattrepel, beschaffen. Hier ist derNeigungwinkelderHaustreppederHäuser,soweitsie nochinFachwerk aufgeführtundnicht durchNeubauten inBackstein ersetztsind, nicht selten fünfzehnGradunddieStufenbreite zwischendenTreppenwangenvielfach noch wenigeralsfünfzigCentimeter. Man würdeaberirren, wenn man

glauben wollte, hier hättennur sogenanntekleine Leutegewohnt. Vielmehr gehörtezu denBewohnernderSteinstraßebiszumJahre1799 zum Bei- spiel JohannAndreas Varnhagen (von Ense hat erst sein Sohn hinzuge- setzt),»Fa0. Med.Doct0r, ChurpfalzbairischerMedizinalrath«,undimfol- genden Jahre seineWittwe undsein SohnzudenendesKattrepels Man möchteesdaher fasteinenarchitektonischenAtavismus nennen, wenn inden nachdemBrande durch Baclsteinbautenerneuerten Straßenebensowie in den dannnachundnach besiedeltenVororten dieTreppenanlage,wenn auch natürlichlange nicht so steil nochsoschmalwie imKattrepelunddenHöfen derSteinstraße,so dochderunbequemsteTheilderHäuserist.

Ganzanders wurdendiebaulichenVerhältnissedurchdiegroße,vom ZollanschlußbedingteVevölkerungbewegunggestaltet. Erstens nämlichnahm derschon vorher vorhandeneZugderBevölkerungnachNorden undNord- osten noch stärkereDimensionenanalsfrüher:ganze Ouartiere entstanden, theilsdenLinienderStraßenbahnenfolgend, theils sie hinter sichherziehend.

Dieneuen, hier entstandenenundimmer weiterentstehendenEinzel-und EtagenhäuserzeigeneinengewaltigenFortschrittindemgesammtenBauplan undbesondersin derTreppenanlage,diehier,weilsichdashamburgerBau- polizeigesetzmiteinerHaustreppe begnügt,innochvielstrengeremSinne HauptstückundMittelpunkt ist,umden dasganzeHaus disponirt ist,als anderswo:diese Treppen sindfastüberall in denbequemstenSteigerungver- hältnissenundmitausgiebigerRaumverwendung angelegt-

DemExpansionbedütfnißderwohnhaftenBevölkerungstehtdiametral derKonzentrationzuggegenüber,derdenHandelimmerweiterim Mittel- punkteder Stadt zusammendrängtAltonawirdallmählichvondengrößeren kaufmännischenBetrieben verlassen,undwiedieseinHamburgdie Ortsbe- quemlichkeitsuchen,dieHandelundWandeldringendverlangen, so fangen

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374 DieZukunft.

diemeistkleinenKontore,mitdenensichdieKaufleutevor undunmittelbar nachdemZollanschlußimAllgemeinenbegnügten,jetztan,großenundsehr hohen Geschäftspalästenzuweichen,die alsErsatzderniedrigenundunbe- quemen,nur geschäftlichenZweckendienendenHäuserderinnerenStadt theils schon erbaut, theils geplant sind.Und wunderbarerWeisewerdendiesemit Fahrstuhl, Waarenaufzug, DampfheizungundelektrischemLichtausgestatteten Riesenbauten geradenachDem genannt,wassie nicht besitzenund was, wenn, wienichtanders zuerwarten ist,unterdemverstärktenImpuls,denihrEnt- stehendemVerschwindendergeringstenarchitektonischenOrganismenderVor- zeit,denHöfen,gebenwird,baldganzinHamburg aufhörenmuß: nämlich Höfe.SogiebtesdenneinenAdmiralität-,Alsterdamm-,Artus-, Bleichen-, Börsen-, Burg-, Doven-, Grüninger-,Hansa-, Hemde-, Holsten-,Johannis-, Luifen-, Nobels-,Post-, Reichen-, Rolands-, Schleußen-undWilhelmshof, dagegennur zwei Häuser: Börsen-undAfrikahaus,undeineBurg:die Karlsburg.Demgrößten,inmassigenOnadern ausgeführtenGeschäftshause hat sein Erbauer,E.F.Laeisz, seinenNamen zugeben verschmäht.Wie schnelldieseEntwickelungvorsichgeht,kannman daraus sehen, daßin einer kurzen StraßebereitsvierdieserBauten entstanden sind.

SogroßaberauchalledieseVeränderungensind: sie erscheinenklein und unbedeutend Demgegenüber,was dienächsteZukunft bringen muß.

Dievorher erwähnteStraßeSpeersort istinihrem Haupttheilnur etwas überzehnMeterbreit,währenddievonFriedrich WilhelmdemErstenan- gelegtenStraßenderFriedrichstadtvon Berlin sämmtlicheineBreitevon etwa sechs rheinländifchenRuthen(=22,62Metern) haben.Vor dem ZollanschlußgenügtendieseundzahlreicheandereähnlichehamburgerStraßen demVerkehr; jetzt sehen siesichvon täglichanwachsendenMenschenmasfen durchfluthet,die immer energischerauf ihre Verbreiterunghindrängenmüssen.

DaharrteineungeheureAufgabe,derenBewältigungdasganzeStadtbild umgestaltenmuß.

VielInteressebietennebenso manchem RäthseldieListenderAus- undEinfuhrdesletztenzurBearbeitung gekommenenJahres (1899): so wurdeButter eingeführtimWerthvon 10264180 Mark,ausgeführtda- gegenfür15766210 Mark. Die5502030 Mark,um die dieAusfuhr dieEinfuhr übertrifft,unddenVerbrauchdesButter essendenHamburg selbst mußte alsoderNah-undNachbarverkehrliefern.GegenalleErwartung kleinistEin-undAusfuhrvonMargarine: sie verhältsichwie 4186320 zu 3677810. Man würdejedochsehrirren,wenn man glauben wollte, dieBevölkerungbetheiligesichan diesem Genuß mitnur 1509510 Mark;

giebtesdochinHamburg nicht wenigerals neun Margarinefabrikenund dreißigEngrosgefchäftedesArtikels. DasAusland dagegen ziehtdieButter

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Hamburg seitdemZollanschluß. 375 nochimmervor: soist nach Großbritanniensür 3»561830Mark Butter, abernur für375070 Margarine ausgeführtworden.

Merkwürdigist auchdasVerhältnißvonCognaczu Rum. Von Cognacwurden nämlichausgeführt25190 Hektoliter, jedoch eingeführt 13 384 Hektoliter,so daß1180600 Liter inHamburg fürdenExport her- gestelltwordensind. Dagegen betrugdieAussuhrvon Rum71101Hekto- liter,dereineEinfuhrvon nur 14512 Hektoliter gegenübersteht;also hat diehamburger Fabrikation5658900 Literhergestellt. Dieser großeMehr- verbrauchvon Rumerklärtsich hauptsächlichdadurch, daßalleinnach Groß- britannien,West-Afrika, Britisch-OstindienundSiam nicht wenigerals 59155 Hektoliterausgeführtwurden.

Auffallend gering istderHandelsverkehrmit Wein:eingeführtwurden 319696 Hektoliter, ausgeführt287 237Hektoliter, so daß3245900 Liter in der Stadt selbst konsumirtoderauf Lagergegangenwären.

Sehr merkwürdigistdie relativ erheblicheEinfuhrvon Geuever,der inHamburg sogut wiegarnichtgetrunkenwird,nämlich20099 Hekto- liter,von denennur dreiHektolitermitderHamburg-VenloeerEisenbahn, dagegen19823 Hektoliterseewärtsalleinaus denNiederlauden eingingen.

DemgegenüberstehteineAusfuhrvon64 453Hektolitern,wovon der Löwen- antheilindemnichtdeutschenWestafrikaundaufdemFestlandevonAustralien, nämlich39 805 und11048 Hektoliter, verbrauchtwird. DaDeutsch-West- asrikaundDeutsch-Südwestafrikazusammennur 1713 Hektoliter bezogen haben, so fällt durch diese statistischenMittheilungeneinhelles Licht aufdie energischeKulturarbeit, dersichEnglandunddasunterenglischemEinfluß stehendePortugal aufdemWegedesGin-Jmportesunterzogenhaben.

DerEinfuhrvonLiqueurundanderemBranntwein 32127 Hekto- literimWerthvon 3468190 Mark stehteineAusfuhrvon57515 HektoliternimWerthvon5030 960Markgegenüber,so daß also25388 HektoliterimWerthvon2562 750Mark durchdieheimischeIndustrie her- gestelltwordensind.Hierbei istdasweitausgrößteAbsatzgebietNordamerika:

nachdenVereinigtenStaaten sind21650Hektoliter verschifftworden, dann folgenBritisch-Ostindienmit2584 unddasenglischeundportugiesischeWest- afrikamit10181 Hektolitern.

Ganzanders stehtesmit demBier: eingeführtwurden250825Hekto- liter,ausgeführtdagegennur 167869,so daßderhamburger Konsummit 92 956 Hektolitern importirtenBiers dendurchdieheimischeFabrikation hergestelltenBedarf ergänzt hat.

Merkwürdigist, daßvon BuchweizenundHirse195 780 Doppel- centner ein-, jedochnur 8991 Doppelcentner ausgeführtwurden. Daßder Buchweizenzum großenTheilinHamburgoderdernächstenUmgebung

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blieb, kannman verstehen;aberwo sinddie 110682 Doppelcentner Hirse geblieben,dieimIahre1899 eingeführtworden sind? InHamburgwird Hirsenur alsVogelfutter verbraucht: solltederUeberschußzurVerprovian- tirungderSeeschiffeverwandt und deshalbderAusfuhrstatistikentgangen sein? Bemerkenswerthsind auchdieLänder,aus denenHirse gekommenist, nämlichRumänien, russischeHäfen,preußischeOstseehäfenund wersollte esglauben? ItalienundFrankreich. DaßmitderEisenbahnundauf derOberelbe nur 26Doppelcentner eingegangensind, dürfte sichdaraus erklären,daßdieoftelbwärtsansässigenWenden, soweitsie nicht germanisirt sind,nur fürdeneigenenBedarfbauenund,wenn sie morgens aufArbeit gehen,denTopf Wasserhirsemitnehmen,dersichbiszumMittag heißerhält.

Der DomunddieSiedelungumihnwar eineterritoriale Gründung zurAnbahnungundSicherungderpolitischenHerrschaftderDeutschenüber dieWenden; reichmitBesitz ausgestattet,bildete dieihnverwaltendeKörper- schafteinenStaat imStaate: während,,Seine ExcellenzundHochwürden«

derHerr Propst, meisteinem hervorragenden dänischenoderholsteinischen Geschlechtentstammend,einemehrdekorativeStelle einnahm, stießen,,Seine HochwürdigeMagnifizenz«derHerrDechantund dieDomherrenmitdem Stadtregiment oftgenughart zusammen:daranhat auch,wieman beobachtet haben will,derUmstandkaumEtwas geändert,daßzuInhabernderKurien

so hießendieAmtshäuserderMitgliederdesDomkapitels vielfach Männer ausdenmaßgebendenFamilienderStadt gewähltwurden. Jedes Reichsindividuumgingebenindemihm zunächstliegendenkleinenMikro- kosmusaufund derhamburgerBürgerzogsichgegebenenFallesausderhanfe- ftädtischenRepublikin diedomherrlicheKuriezurück.

DomundKapitelbliebensolange bestehen,wie dieunentwirrbare MannichfaltigkeitreichsdeutschenLebensdenritterlichen, kapitularenundan- derenpolitischenSonderexistenzenLuftundLichtgönnte. Im -Reichsdeputation- HauptschlußdesJahres1802 fielderDommitAllem,was dazu gehörte, in allerForm RechtensanHamburg:dasseewärtsgerichteteHandelsinteresse hatteüber denletzten,schonlängstverkümmertenRestterritorialer Beziehungen gesiegt. Zuerst ließman denDomallmählichverfallen,dannwurde erab- gebrochenundaufseinem Areal dasIohanneummit denbenachbartenStraßen- zügenerbaut. Endlich fuhrdiegrößtepraktischeIntelligenzderdeutschen GeschichtemitstarkerFaust rauhin dieHandelsgeschickederStadt hinein,ver- halfdemGewerbe,das dieKraftdazuinsichfühlte,zuneuem Aufschwung, schufdemSeehandeldieVorbedingungenweitererEntwickelungundfügtedas alteElbemporiumdemterritorialen Zusammenhang Deutschlandsein.

Hamburg. ProfessorDr.Franz Eyssenhardt.

es

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PhilosophiedesGeldes-. 377

Philosophie deS Geldes.

WerinfrüherenZeiten philosophirte, hattevon Anfangan, mochten ihmdieErscheinungen auch noch so flüchtigsein, dochdeneinen festen Punkt: aufdemerstand. Wenn erauch wußte,daß frühereDenker anders gelehrt hatten, sokamihm dochnichtzumBewußtsein,daß diese andere Lehrenothwendig erzeugtwar durchdieZeit,dieihren Jnhaltin ihn goß,unddaßerselbst auchnur eben einGefäßsei.indasgesellschaft- liche Wirkungen seinerMitwelteinströmtenzsondernerhatte nochdenstolzen MuthunddenGlaubenan dieMöglichkeiteinerabsoluten ErkenntnißEine hauptsächicheBedeutsamkeitdesBuchesvon Georg Simmel, das unter demTitel»Philosophiedes Geldes«erschienenist, scheintmirzusein, daß esnichtnur vom modernen relativistischenStandpunktaus geschriebenist, nichtnur mitkaltemSinn auchdeneigenenInhaltalsbedingt hinstellt:es ist hierderentscheidendeSchritt gewagtundbis zum Centrum desProblems dieFrage,dieuns ebenjaAllen schwer aufderSeele lastet, untersucht worden: inwiefernwirheute,wenn wiruns ehrlichum die letztenFragen abmühen,immeraufdierelativiftischeAntwortkommenmüssen.Mitanderen Worten: Simmel läßtdieSoziologie nachderletzten Veranlassungdes DenkensunsererZeit forschen.

Durch diese Wendung erhält seine Philosophie ihr bestimmendesGe- präge. Jn zwei großeLagerkannman dieDenkerallerZeiten theilen:in dasDerer,dienachdemSollen fragen,undindasderAnderen,die über das Seinnachdenken,indieGesetzgeberund dieKritiker. DieEinenscheinen außeroder überihrer Zeitzustehen,dersie ihrenWillenaufzwingenwollen- lebtman inhinreichenderEntfernungvon ihnen, so siehtman; daß auch sieinihrer Zeit standenundwirkten, wieetwa derUtopist Plato dochim Grundenur dieTendenzendesgriechischenLebens abstrakt dargestellthat;

undsowirdman später auchbeiNietzscheurtheilen, daß sein Kampfgegen seine ZeitimGrunde docheinKampf fürdiehöchstenZiele seiner Zeit war. BescheidenerscheintdasZielderAnderen: ausden Formenihrer Zeit deren Sinn abzulesenundüber dieeigenePersönlichkeitaufzuklären.Aber derMensch istnun einmal einwollendesWesen;undauchohne ihre Absicht ergeben sichaus dieserKritik Forderungen,wenn auch nicht solaute wie bei den Anderen.

Simmels Buch selbst zeigt,wieeskommt,daßdiezweiteArtuns heute so angemessenist, daßesfürdieersteeinerganzbesonderenLeidenschaft bedarf,diesogardieUnwahrheitgegensichund dastiefste-SehnendesDenkers selbst nicht scheut:einentsetzlichesZeichenwideruns, daß unsere Propheten verzweifelndeSchauspielersein müssen,wieesja auchzurZeit Platosge-

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