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Die Verfassung : Wochenblatt für das Volk, Sonnabend, 3. März, Nr 9, 1866

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Sonnabend-, 3. März. IMO90 willig Ei.Jahrgang.

Die

Verfassung

WechenblattsitesitzWelle

Erscheint jeden Sonnabend. Preis vierteljähklkchbeiallenPreuß- PostCUsMlten 472 SgkssbeidenaußetpkeußlschenPostanftalten Is«Sgk«,inBerlin beiallenZeitungssSpediteurenincl.Botenlohn6Sgr.,inderExpeditlvn, Taubenstn 27, 4V2 Sgk, Jnscrate

dieZeile3Sgr.

Der SchlußdesLandtages.

Am23.Februar, Mittags1Uhr,wurde derLandtag geschlossen,nachdemervorher auf22Stunden vertagt

worden war. ,

Besonders auffallend muß diese Vertagung erschei- nen. So langewir inPreußeneineVolksvertretung haben,istetwas Aehnliches noch nicht vorgekommen.

Der einzigeGrund davon kanndochnur sein,daßdie RegierungdasAbgeordnetenhaushindern wollte,weitere Beschlüssezufassen.DieseThatsacheistdahereinneuer Beweis dafür, daßdie moralische Machtunserer Volksvertretung eine schwer in das Gewicht fallende ist. Hieraufwollen wirum deswillen beson- ders aufmerksammachen,weildie reaktionären Blätter vorderEröffnungundauch jetztnachdemSchluß stets ausposaunen,dieVolksvertrettingseiganz ohnmächtig, undsothun,alsobdenBeschlüssendes.Abgeordneten- hauses nichtdiegeringsteWichtigkeitbeizulegenwäre.

-Nur fünfunddreißigTage istdasAbgeordnetenhaus beisammen gewesen. IN dieser kurzen Zeit hat es 11 PleUaksktzUUgeUgehaltenSeine Abtheilungen haben35 Und die Kommissionen 62 Sitzungen gehabt.DieKommissionenhaben20 schriftlicheBerichte erstattet, außerdemsind10mündlicheBerichteimHause selbstzumVortraggekommen.Rechnetman hiezudie

inderVorbereitungbegriffenenBerichtennddieBespre- chungenin denParteiversammlungen,sowirdman zu- gestehenmüssen,daß slcheineangestrengtereThätigkeit als dievon denAbgeordnetenentfaltetekaum denken läßt. Wie wirkungsvolldieBerathungendesHauses waren, davon legtderungeheureEIUdrUck,welchendie- selbennichtnur im eigenen Lande,sonderninganz Europa gemachthaben,einZeugnißab.

FreilichstehtderBolksvertretunginPreußenkeine thatsächliche,sondernnur diesittliche Macht zur Seite. EinMinisterverantwortlichkeitsgesetz ist zwar in derVerfassungausdrücklichverheißen,aber wegen»desWiderstrebensderStaatsregierungbisjetzt nochnichtzu Stande gekommen.Wäreesda, sowürde, wiewir meinen,dasAbgeordnetenhauskeinenAugenblick

angestanden haben,dasMinisteriuminAnklagezustcmd zu versetzen.Denn darüberkann doch Niemand im Zweifelsein, daßdergegenwärtigeZustand,inwelchem sichVolksvertretungundMinisterium gegenseitigbekäm- pfen,demallgemeinenBestennur nachtheiligseinkann- Aus1edemverfassungmaßigenRechtzur Beseitigung einessolchenZustandesszwirddahereinePflicht.

Die Regierzinghatnun inder Schlußrededem Abgeordnetenhausevorgeworfen:

»daßseineThätigkeitnichtdemFrieden,sondern demStreite zugewandt;nichtdenGesetzesvorlagen, sonderndemBestrebengewidmet gewesenwäre:

AnlaßzuAngriffen aufdieRegierung auf solchen Gebieten zusuchen, welchedieLandesversassungdem WirkungskreisederVolksvertretung nichtüberwiesen habeundauf welchemdieThätigkeitderAbgeord- netendeshalb»eineunfruchtbakehättebleibenmüssen- Jedermannwirdzugestehenmüssen,daßdasschwere Vorwurfesin»d.·EineVolksvertretiing,welche ,das ihr versassungsmaßigzugewieseneGebietüberschreitet«,dessen Thgtigseitdaher»unfruchtbar«bleibt, ist gewißeine gefahrlicheEinrichtungJede Regierung hat da- her diePflicht,solchem Treiben ein Ende zu MachenzaberUtchtPUtchSchließungdesLandtages- sonderndurch»dasihr»verfassungsmäßigzustehende Recht»derAuflosung.EinsogroßesLand wiePreußen kannnichtohneerheblichenSchadeneinenvölligenStill- standderGesetzgebungaushalten. Warum also istdie RegierungstattzurAuflösungzurSchließunggeschrit- ten? Der Grund ist einfach. Die Regierunghat keineHoffnung,daß ihrdas preußischeVolk bei

Neuivahlenzur Seite stehenund Anhängerihrer Politikwählenwird.

Aus diesemGrunde scheintman esvorgezogen zu haben,dieimHerbstedresesJahresdochnothwendigen NeuwahlennochhinauszuschiebenWasistdamitgewon- nen? Wirbekennenoffen,daßwirdemgegenüber, was verlorenwird,diesnichtbegreifenkönnen. Kann

man erwarten, das preußischeVolk werde da- durch,daßes mindestens nochein Jahr auf Gesetzewarten muß, welche ihm sonothwendig

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sind wiedas täglicheBrod, günstiger fürdas Ministerium gestimmtwerden?

SolcherFragenkönnten wir nochviele aufstellen, ohne daßesunsgelänge,auchnur einederselben beja- hendzu beantworten. Es»bleibtdaher nichts übrig,als anzunehmen,daßdieRegierungaufeinen glänzenden Erfolgnach Außenrechnet·,Undwenn man die reaktio- nären Blätter liest,sowirdman allerdingsindieser Voraussetzung bestärkt.DieKreuzzeitungunddieNord- deutscheAllgemeinerasselnwiedereinmal gewaltigmit dem Säbel. Die Erfahrunghat indeß gelehrt, daßder so entstandeneLärmgefährlicherklingt,alserinWirk- lichkeitist.

Wenn esnun aberwirklicheinmalErnstwird? Jst denn einKriegetwasSchönesoderauchnur Wünschens- werthes?NothwendigkannerseinzurAufrechterhaltung derEhredesVaterlandes und derErfolgkannschön sein;aber derKriegselbst istetwas Schreckliches,vor demjederguteBürer, esseidenn imFall äußerster Noth, zurückbebenszollAm wenigsten darf ein Kriegdazu führen, daßeinVolk feineigenes Rechtdarüber vergäße.

Die Verfassungskämpfe der letztenJahre

waren aucheinKrieg,welcherSeitens unseres

Volkes und seiner Vertreter mitschweremHer- zen aufgenommen wurde. Des Volkes Ehre ist dabeiverpfändet,er mußuEnde geführtwerden.

Das Volkwirdzuseinem echtundzuseinenVer- tretern stehen.

Politische Wocheuschau.

Preußen.Das Ereignißderabgelaufenen Woche ist derSchlußdesLandtages, worüber wir in einembeson- dernArtikelsprechen.

Am22.FebruarfanddieletzteSitzungdesAbgeordne- tenhauses statt. NachdemdirPräsidentdenEingang zahl- reicherZustimmungsadressenangezeigt hatte,verlaserdasin unserer vorigenNummer mitgetheilte Schreiben des Staatsministeriums, mit welchemesdievom Hause

gefaßtenBeschlüssezurücksendet.DerAbgeordnetev.Hover- eckstelltedenAntrag,über diesesSchreiben ur einfachen Tagesordnung überzugehen. DerA e- ordneteWagener hält diese Behandlung nicht für zuläsig, undesentspinnt·sicheinekurzeDebatte überdiese Frage, anwelcher sichdieAbgeordneten Graf Schwerin, Oster- rath, Virchow, v-Hennig, v. Gottberg betheiligen.

Graf Schwerin hob besonders hervor,daßausdemSchrei- bennichteinmalhervorgehe,obdieRegierung die vom Abgeordnetenhause gefaßten BeschlüssezurKennt- nißdes Königs gebracht habe.

ZudemAntrag auf Tagesordnung selbst erhielt darauf das Wort der Antragsteller,Abgeordneterv. Hoverbeck.

DerRedner sagt,erhabeaus einerNotizder»Norddeutschen Allgem. Zig«denZweckdesSchreibenskennen«gelernt;in derselbenwirdGrafBismarck »als»SchützerderVer- fassung« proklamirtundalsZweck desSchreiben hinge- stellt,dieMitglieder fürihreverfassun swidrigen Abstimmun- genverantwortlichzumachen. NocheiderjenieTheildes Art.84derVerfassung,welchersagt, daßdie bgeordneten für ihre Abstimmung ennichtverantwortlichseien, nicht interpretirt, aberman scheineauch hiereineInterpre- tation zusuchen,. obgleichdasHaus,inwelchemsichüber

200MitgliederalsAntragstellerseines Antra esbekannthaben, es

derRegierungvielbequemergemacht habe.ImUebrigenseidie MittheilungderBeschlüsseandas Ministerium eine reine Form- sachve;wolle dasHaus»denMinistern Kenntnißvon seinenBe.

schlussengeben, sokonneesdieselben auffordernimHause zu»erscheinenund«dieBeschlüsseihnen mündlichmittheilen.

.H»altdasMinisteriumdieBeschlüssefürverfassungswidrigso hatteesgleich nachdem erstenBeschlußdas Haus auf- lösenund andas Land appelliren müssen.

Abg. Gneist gegen die einfache Tagesordnung.Es handelt sich nichtum eineeinfacheBeleidigung, sondernum-

thatsächlich unrichtige Grundlcigem egen welche

man protestiren muß,um sienichtzurofsizieenWahrheit werden zulassen.DasHaushat gegen dieVereinigung Lauenburgsmitder Krone Preußen protestirt,dasSchreiben sprichtvon nicht ertheilter GenehmigungeinesVertrages miteinerfremden Macht. DasHaushat geeneinenEin- griffinseine Kompetenz protestirt,dasSchreigensprichtvon

einer versuchtenBeeinflussunderGerichte.Das Haus hat

seineAnsichtüber dasVerfahrenvonBeamtenausgesprochen;

dasSchreiben sprichtvon demVersuch,-denBeamten Ver- haltungsmaßregelnzuFgebeiaEs kannnöthigoderzweck-

mäßigsein,einesolcheritikzurückzuweisenundihre Unrichs tigkeitaufzudecken.

BeiderAbstimmungwird derAntragaufeinfacheTages- ordnungmit sehr großerMehrheitangenommen. Dagegen dieKonservativenundeinige Katholiken.

DerPräsident erklärt,daßerdas Schreibenzu den Aktenlegenwird.

Das Hausnahm daraufdenGesetzentwurf über den Fortfall desZuschlages zudenGerichtskosten nacheinemkurzen ReferatdesAbg.Meibauer ohneDis- kussionern.

Derfolgende GegenstandderTagesordnungwar dieBe- rathungüber denAntragdes

AbgJZlcReichensperger auf Erlaß einer Adresse. Die eferenten Abgg. Gneist undWaldeck beantragenAblehnung desAntrages.

Abg. Gneist alsReferentführt durch Erwähnunder früher erlassenen Adressenundihres Resultatesaus,da der Standpunkt desvorigenJahres, daßeineAdresse ohne Resultat seinwürde,unverändert,ja daßdieAussichtslosig- keitsogar nochgewachsensei,denn dieThronrede enthalte Nichts, wasaufeine AusgleichungdesKonfliktesHoffnung mache.DerVerfassungsstreitliegtnicht so,wieihndieAn- tragfteller darstellen, sie verwechselnden Grund unserer Zu- ständemit derVeranlassung unserer Zustände,überwelche wirlängst hinaus sind. UmdieunrichtigeAuffassungnach- zuweisen,giebtder RednereineausführlicheSchilderung der Militärreorganisation undderdabeizu Tagege- tretenen Regierungsweise,welchekeine MölichkeikdesKom- promissesbiete. Man kann einen Verfassungsartikelnicht provisorisch außerKraftsetzen,ebenso wenigwieman das sechsteGebotprovisorischübertreten kann;wer einsderzehn Geboteverletzt, derhat sieallezehnverletzt. DerRedner geht näher aufdievielfachenDeutungenundJnterpretationen ein,welchedieeinzelnenParagrapthderVerfassungerfahren haben,undmeint,ein«KVPUPVPMIßsei dadurchunmöglich, daßdas Volk mit RechtimHinblickauf dieseJnterpretationen fragenwürde: Was sind»dieEide nachdem Kompromiß werth?Erbegreift, daßdieAntragstellerdurch diese Adresse ihrePositionimLandenehmenmöchten,aberzur Wahrung derStellung einer parlamentarischenFraktipnseidoch eigent- lichderErlaßeiner Adresean denKönignicht bestimmt.

Schweigen wir,soschlogderRedner, vonKompromissen, undredenwirvon dem,wasuns zukommt, nämlichvon der

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Genugt uung fürdas verletzte Recht, und wir werden sieerhalten. (Lebhafter Beifall.) .

Abg.Wa ener (gegen denKommissionsantrag)willsich nicht fürdie eichenspetget’scheAdresse aussprechen, sondern fürdenErlaß einer AdresseganzentgegengesetzterArt. Der Konflikt ist eingenereller geworden,undwir stehen jetztvor derFrage, wer inPreußen dieletzte entscheidende Instanz sei. Der Redner zitirt daraufuberdieBefug- nissedespreußischenLandtageseineStelle aus demBuche GUeistÜberEngland,indersie alssehr beschränktege- schildertwerden, Eine Verfassungsurkundekann sich nicht selbst interpretiren.BeiStreitigkeiten mußeinehöchsteAu- torität entscheiden.Er würde eine Adresse»vorschlagen, in welcherder König aufgefordertwird, dieInitiative zurwelcherLösung desdasHaus seine rüheren ussprücheVerfaungskonxiikteszuergreifenin derschleswigsund»in holsteinischenFrage zurücknimmt.(Alses «derRedner meint,

werdeeine Zeit kommen,woderjetzigeMinisterprasident alsSchützer preußischerund deutscher Freiheit

eltenwerde, kannsogarderwährendderRededesAbg.

SBagenereingetretene Ministerpräsident seineHeiterkeit nichtunterdrücken.)

Abg. Twesten fürdenKommissionsantrag. Er hält eineAdressewie dievon Reichenspergervor eschlagene,nicht für mögli. DerAnsichtdesVorredners, der»Verfa·s- sungskonfliktdurch BeseitigungderVerfassungzulosensei, kannernicht beitreten, soeinfach»sieauchist. Preußenliege nicht soabgeschlossenvon denubrienStaaten,daßma»nbei denStaatsexperimenten ganzvon enselbenabsehenkonnte.

DaskonstitutionelleSystem bestehtdarin,daßdieRegierung inUebereinstimmunggeführtwerdenmußmit demwiederholt ausgesprochenenVolkswillen. DashabendieHerrenvon derRechten auch oft ausgesprochen,abersiehelfen sichda- mit, daß sie immervom »wahren«Volkswillen sprechen. Der wahre Volkswille findeaber seiuenAusdruck nur inder gewählten Volksvertretung.

«

Es wirddaraufeinAntrag auf Schlußangenommen,

undeserhältdasWort .

Abg. Reichensperger alsAntragsteller.Er meint, wenn das gesammteIöffentlicheStaatsleben gefährdet, darf

man esnitverschmahen,»selbstnacheinemStrohhalmzu greifen.DiegesammtenMißverhältnisseunseres Staatslebens wurzelnin der Verkennung desAusgabebewilligungs- rechteö desHauses der Abgeordneten Wenndies Recht durchdenWillen desKönigsbesiegeltseinwürde,so würdenalleübrigen Streitsraennicht mehr bedenklichsein.

Man solledieKronevon diesemRechtüberzeugen,dann wird sichderStreit auch beseitigen lassen«Der Redner meint,ersei überzeugtdaßderKönignichtweiß,nichtkennt, nicht will, daßdasverfassungsmäßigeRechtdesHausesUnd desLandes unbeachtenwird, und daß es»daher daran an- komme,BedenkengegendasVerfahren seinerRätheinihm zu erweckenundsozurSicherstellungdesRechtesbeizutragen.

Abg.Dr.Waldeck alsKorreferententgegnetaufdie Aeus ßerungendesAbgeordnetenWagener,dieVerfassungseivon denAbgeordnetenundvom Köniebeschworen,undsie müsse aufrechterhaltenweiden EineZldressnso fährterfort, ist einpositivetAktdieses Hauses, siekamtalsonur vonder Majorität ausgehen,nichtvon einigen dissentirendenMitglie- dern.DieFrae,ob eineAdresseerlassenwerdensoll,muß Ich»mitvollemsewußtseinverneinen. DerKonflikt,indem wiruns besinden, hatdieVerwaltungdesganzen Staates angegriffen,diePresse,dieVerwaltung,dieAutoritätder Gerichte:AllesistinMitleidenschaftgezoen.(Zustimmung.) Unddasist nicht zufällig,dasistmit othwendigkeitaus

dembestehendenSystem hervorgegangen.Wirhabenesden Ministernstetsgesagt, daß sie sich auf abschüssigerBahn befinden(Beifall). Wir stehen innerhalbderVerfassun (Beifall),»wirsteheninmajestätischerRuhevorihnen(anha- tenderBeifall,indein dienächstenWorte verhallen),wir könnenund werden in unserer Stellungbeharren. Die Wurzel des Konfliktes ift in der Militärfrage zusuchen, ausder»dieBudgetfrage sicherst entwickelt hat.

Es folgenaufdieseRedepersönlicheBemerkungen,in Welchen derAbgeordneteGneist so entschiedengegen die ArtundWeiseproteftlrt,inderderAbgeordneteWagener sein Buchzitirt hat,daßderletztereäußert,erwerdesein RechtaußerhalbdesHauses verfolgen.Bei derAb- stimmungwird derAntragaufErlaßeinerAdresseabgelehnt.

NurdieKatholikenstimmendafür.

DaraufverlangtderMinisterpräsidentGrafBismarck dasWortundverliestzweiköniglicheVerordnungen;dieerste setztdenSchlußderSession aufFreitag,Mittags1uhr, an,diezweite vertagt die beidenHäuserdesLandtagesbis da- hin. Dadurch ist jedeweitereVerhandlung abgeschnitten,und nacheinigenWorten desPräsidenten Grabow wirddieletzte SitzungdesAbgeordnetenhausesgeschloen.

Eskannnichtfehlen,adaßsichandieeplötzlicheSchließung

desHausesallerhandGeruchteüerbevorstehendeMaßnahmen derRegierungknupften,von denenjedochkeineinzigesmehr alseinGerüchtist.Darunter besindet sich auchdasGerücht von einembevorstehenden KriegemitOefterreich

DieZahlderOrtschaften,woKundgebungenimSinne derMehrheit unseres Abgeordnetenhausesstattgefunden haben, hat sich seit unserer letzten Mittheilung sehrvermehrt. (Wir machenunsere Leser darauf aufmerksam, daßimVerlagevon Fr.Dunckereinehandlichebillige AusgabederVerhandlun- gen- über denObertribunalsbeschlußerschienenist.)

Donaufürstenthümer. DerFürst Kusa, welchervor einiger ZeitseineMacht durcheinen Staatsstreich bisan aller WeltEndefestzustellen glaubte, istvor einigerZeit ganz-einfachfortgejagtworden,und habendieBojaren sich sogleichdenBruder desKönigsvon BelgienzuihremFür- sten gewahlt. Derselbehat«edochdieAnnahme dieserKrone abgelehnt.WelcheVerwi lungensichausdiesem Ereigniß nochweiterergebenwerden,ist nicht abzusehen,abereinssteht fest,dieRevolution in Bukarest hat deutlich und klar das Ende der aufeinenStaatsstreich gegrün- deten Herrschaft gezeigt.

· ZurMilitärfrage. s

DieTribüne desAbgeordnetenhausesistverstummt» der Ort, wodieVertreterdesVolkesoffenundrückhaltlos die KlagenihrerWahleraussprechenkönnen,ist geschlossen-Und wirdvoraus-sichtlichauf langeZeitgeschlossenbleiben. Sind aberdeshalb,weildieseKlagen nicht mehrlautundvernehm- barausgesprochenwerden, dieseKlagen ganzausderWelt geschwunden?Wir glaubennicht, Und wirdenken- daßbei denWahlen, welcheimLaufe diesesJahreöstattsindenWerden- dasVolkdurchdieWahlseiner Vertreter den Beweis liefern wird,daßesseineMeinungüberdas,wasesfür verfassungs- mäßignnd recht hält,nicht geänderthat. Unter sol- chen Umständenistesvielleicht nichtgan unzweckmäßig, zurückzublickenaufdenAusgangspunktdes onfliktes,unter welchemunser Vaterland jetztseiteinerReihevon Jahren leidet,zurückzublickenaufdieMilitärfrage, derenbefriedi- gende LösungauchdieLösungdesKonfliktesnachsichziehenmuß.

DieVermehrungdesstehendenHeeresum70bis80000 Mann,diedadurchbedingteMehrausgabean Geld und die Ent- ziehnng so großerArbeitskräfte,dieVerlangerungderDienst- zeitvon2auf3Jahre,dieAusdehnungderReservezeit auf

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7Jahre, allesdieses fand,alsdieRegierungmit diesem Plane hervortrat, bei dergroßenMassedes Volkes nur

ehrgeringen Beifall. Möglich,daßtrotzdemderWider-

standkeinsehr erheblichergewesenware, daman erstmit derZeitsichmitderganzenBedeutungdieserFragevertraut gemacht hat,unddaß,wenn dieRegierungvon Anfangan denReorganisationsplanderVolksvertretungklarunddeutlich vorgelegt,undsichzu»el»mg»enAenderungen, besonderszur Beibehaltungder zweijahrigen Dienstzeit verstanden, die Volksvertretung demPlaneihre Zustimmung gegeben hätte-

Seitdem hat sichdieSachlageaber bedeutend geändert, dasVolkihat einerseits begriffen, daßdieMilitärfrage durch diesie begleitendenNebenumständeeineVerfassungsfrage ist, undandererseits hatman allgemeindiewirthschaftlicheBe- deutung derReorganisationerkannt, und eingesehen,wie wünschenswertheineRückkehrzudemaltenHeersysteinist, dessenVervollkommungdurcheinevollständigeAusführung desGesetzesvom B.Sept. 1814man anstreben muß.

Zum Beweise dafür, daßessichindieserBeziehung nicht um theoretischeAnsichten,sondernum Thatsachen handelt, lassenwirhier einigeStellen aus einem Vortrage folgen, welchen HerrW.Spindler ineinemBerliner Vereine ge-

äciltenhat. Nachdessen Angaben beträgtdie Summe der oldaten indeneuropäischenFriedensheeren nichtweniger

als2,887,567Mann. VondiesenSoldaten kostet jederein- zelneMann jährlich462Thlr., wenn wir alles zusammen rechnen,was derStaat und dieSteuerzahler für sieaus- geben; dochsind darin dieKosten fürdieUnterhaltungdes gesammten Kriegsmaterials2c.ec.mitenthalten.

Unter diesen2,887,567 Mann Soldaten befindet sich aber kein einziger Schweizer Soldat, denn die Schweiz hat kein stehendes Heer. Hat aber die SchweizkeinenSoldaten? Ganz gewiß, sie hat,so heißt esinjenem Vortrage,allerdingskein stehendes Heer, abersiehatSoldaten. Undnichtdieschlechtestenundauch nichtdiewenigsten;im Verhältnißzur Zahl der Be- völkerung sogar zweimal soviel als der Militärstaat Preußen,derdoch auchdieallgemeine Wehrpflicht auf seine Fahne geschriebenhat,

Vergleichenwirnun Preußen und dieSchweiz nach denstatistischen Tabellen, so findenwir

Bevölkerung. Staatsausgaben- proKopf.

Preußen.1972 Mill. 150,sMill. (7Rthlr.21Sgr.8Pf.)

Schweiz.272 - 13,7 - (5 - 14 · 5 -)

Soldaten

Friedensfuß. Kriegsfuß.

Preußen.211,286M. (1pCt.) 642,171M. (31-3pCt.) Schweiz.

«

194,609 · (73X4pCt.) Undhierbei istzweierleizubemerken:

1)BeiVergleichungdieserbeidenAusgabebudgets dürfte esscheinen,als ob dieSchwklzdafür, daß siegar keinstehen- desHeer hält, doch auchMcht soungeheuerviel erspare, 274ThalerproKopf wenigerals-inPreußen.Aberesist dabeizubedenken, daßdie 150,s MillionenThalerinPreußen einzigundalleinStaatsausgaben sind;die13,7 Millionen Thalerin derSchweizaberbestehenaus:

Bundesausgaben 5Mill. proKopf2Rthlr. Sgr. Pf.

Cantonalausgaben8,7--—v— - 3 - 14 .- 5-

13,7 Mill. 5Rthlr.14Sgr.5Pf.

Jndiesen8,7 Millionen Thalern,die dieCantoneaus- geben, besinden sichaber vieleBeträge,diewir alsCom- munalsteiiernundGemeindelasten buchenwürden. JnWirk-

lichkeit bezahltalso·derSchweizer wenigerwiehierange- geben, (wennwirallein vondenStaatsausgaben sprechen wollen)oderderPreußeeingutTheil mehr.

2) WiebezahltderSchweizerdiese13,7 Millionen?

DerBundmuß seine5 MillionenAusgabedeckenohneeinen PfennigdirekteSteuern zubekommen. Seine Einnahmen sind Zölle, Post-, ThelegrapheU-,Pulver-,Zündkapsel-,nnd MünzverwaltungDie Hauptquellender Einnahmender Cantone sind: a)derErtragdesVermögens,(bei einzelnen Cantonen ganzbedeutend)und einstweilen noch Entschädi- gungendesBundes fürdieandenselbenabgetretenenPosten undZölle; b)anindirekten Auflagen:dieSalzsteuer (Preis desSalzesindenverschiedenenCantonen 6—10 Centiines proPfund; alsoimmer noch billigeralsin deiibenachbar- ten Productionsländern,aus denen es zum größeren Theil gekauft wird),und Stempelpapiere, Taten, Erb-

schaftsabgabenre.; c)indenmeistenCantonen wenigstens,

einedire te, kombinirte Vermögens-,Erwerbs- undEinkom- mensteuer.

Somit zeigtdieSchweiz,wieman mitweitgeringerenAus- gaben,alsdiesbeiunsderFallist,einesehr große Heeres- macht fürdenKriegbereithabenkann.

Ein anderes Beispielbietet"Nordar"nerika.DieNe- bellion derSüdstaaten fanddieverfassungstreuenNordftaa.

tenfast wehr-undwassenlos.DieOfsiziereder Armeestan- denmitwenig AusnahmenztimSüden. HeerundFestungen warenindenHändendes Südens. Die Flottezerstreutüber alle Welttheile. Dieschnell zusammengeratenFreiwilligencorps derNordstaatenerlitten Niederlageau Niederlage.Hohn- lächelndwiesman inEuropa aufdieUnmöglichkeithin,den Süden zuunterwerfen. Man rechnetedemNorden vor,daß

erzum mindesteneineMillion Soldaten dazu brauche.Eng- landundFrankreich anerkannten denSüden alskriegführende Macht. Undwas ist geschehen? NichteineMillion Soldaten, nein,Millionen sindaus derErde gestampft worden. AusNichtswurde diegewaltigsteFlottegebildet.

AufrechterhaltungderUnion —- RechtderfreienArbeit

AbschaffungderSklaverei wurde nachundnach das allgemeine Feldgeschrei.»NichtdasFeldgeschreiderRegierung allein,denn wo

singemeinem Gemeinwesen wie die Ver- einigtenStaaten esind, dieRegierungan, wohörte sie auf,—- sondern dasFeld eschreieinesjeden einzelnenBür- gers.-Die Einen stelltenEchauf90Tage,Andere auf aber- mals 90Tage»-wiederandere aufdieganzeDauer des KriegesderRegierungzurVerfügung. OhneDiktatur, auf reingesetzlichernWege, bestimmten sie sich selbst Konskription undunterwarfen sichihr. Nach demjetztveröffentlichtenBe-.

richtdesNordainerikanischenKriegsministerssindvom 15.

April1861biszum14.April1865 eingestellt·worden in die Armee2,656,553Mann!

So fanden sichdieSoldaten, Unddas GesdUm den Kriegzuführen,esfandsichdadurch,daßman inFriedens- zeiten gespart hatte,und daßderRelchthumdes Volkes dadurchso gewachsenwar,daßPh,neallzugroßeSchwierigkeiten die Summe vonetwa4000MIUWUEUThlrn.zurKriegfühmng aufgebrachtwerden konnte—»Dassind, sodenken wir,That- sachen, welchediesMöglichkeiteiner wesentlichenErsparniß-au denAusgaben fürdasFriedensheerbeweisen;mogen»diese Thatsacheii deßhalbim Volke-allseitigerkannt Undgewurdigt werden,undindemVolke dieUeberzeugungbefestigen,daß eineLösungderMilitärfrageindemSinne, wiedieMehr- heitdesAbgeordnetenhausessie seit4Jahrenanstrebt,eine Nothwendigkeitist.

DruckundVerlagvonFranzDunckerinBerlin. Verantwortlicher Redakteur undHerausgeber-:Dis.G.Lewiustetn inBerlin.

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