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Die Verfassung : Wochenblatt für das Volk, Sonnabend, 14. April, Nr 15, 1866

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Sonnabend, 14- April. 15. 1866. Z.Jahrgang.

Die Verfassung.

Wochenblatt«erdas Wolle »

Erscheintjeden Sonnabend Preis vierteljährltchbeiallenPreuß.Postanstaltrn41,-«2Sgr., beidenaußerpreußischen

· » . .. - - s-S editeuren incl.Botenlo n6Sr.,inderExpeditionTaubenftr. 27, 4V2Sl3J4 Sgr.,mBerlin beiallenZeltllng P die

Zeile3Sgå « g Jnfcrate Annehmenoder ablehnen?

Diese Frage warfimJahre a1·847Heinrich

Simon auf,als derverstorbeneKonigovonPreußen seinemLande durchdasPatentvom Z-Gebt-»elneArt

von Verfassung gab,»welche1ed2ch»wegen»thlesAn- schlussesan die ftändischenVerhaltnisse,dieman als veraltetbetrachten innßte,« denAnforderungenderZeit nichtgenügte,unddeshalb auchdemSturmwinde,welcher im«Fi-ühjahrdesJahres1848 von kirankreichherwehte,

nichtStichhaltenkonnte. Dennochwarjene ksrage sehrwohlberechtigt,dennbeiallen Mangeln,welche

jene Verfassungvom 3. Febr. 18»47enthielt,konnte man siedochals einen erstenSchrittbetrachtenaufder BahnzurvollständigenErsullungderWunsche,welche dasVolkhegte,undwarum sollte»man diesemersten

Schrittenichtbeistimmenin derHoffnungigszsichFrecht

bald weitereSchritteaiischliefzeniwurdlensp»Alled reis- nifsedesJahres 1848, welche eineplvbltchesZUCUEUI

indem ZustandeunseresStaates verursachtenzhebei;

dieEntscheidungjener Frageverhindert;wirwissenex

nicht,objene Recht hatten,welche.das Patent voniV.

Felsr.1847 als etwas unvollstandiges, alsetwas its

Entwikelunghemuiendesvon derHand wiesen,oderO jene Recht hatten, welchediefrkudigeZustimmungein- psahlen,weilfich«darausjaBesseresentwickelnkonne.

Jn einer ähnlichen Lage befinden wirunscheute gegenüberdemAntrage,welchenvdiePrenßischeRegierung in FrankfurtinBezugZustdieReformder deutschen

—«ndesver«auni etct a. « .

ou

Seit äashkesälange überhauptin demdeutschen VolkederDranglebendiggewordenlit,ans demjetzigen Zustandedes deutschenBundes,»wirer durch den wiener Frieden geschaffenist,heransznkomuien,undein staatlichesVerhältnißzuschaffen,welchesdie Entwicke- lung Und Geltendmachnng herganzen Kraft Deutschlands gestattet, seitjenerZeltbetrachtet

man die Zusammenberufung eines deutschen Parlamentes als das Ziel, welchesman erreichen Mülle-DiesesParlamentdachteman sichalsdieStutze einer starkenCentralgewalt, und man hoffte,daß

eine solcheEinrichtunggenügenwerde,um endlich dieEinigungderKräfte Deutschlandszuvollziehen.

JniJahre1848 glaubteman, dasZiel sei erreicht.

Es trat ein deutsches Parlamcnt zusammen, welches langedarüberberieth,inwelcher Weisekünftigdas einige Deutschland regiertwerden solle,aber alsdie BeralhungzuEnde war, da war esauch auf lange, lange Zeitvorbei mit derHoffnungauf eineiniges DeutschlandDas Parlament hattekeine Macht, seinen Beschlüssen Geltung zuverschaffen;man hattevergessen,gleichim erstenAufschwungder Be- geisternngdemParlament einekräftigeCentralgewalt für Deutschland, welcheauchdenernstenWillen hatte, sichnach allen Seiten hindie nöthigeAutorität zu wahren,an dieSeite zustellen.

Jn einzelnen deutschenLändern versuchtezwar das Volk,den BeschlüssenseinerVertreter Machtund Geltungzuverschaffen,aber dieUebermachtderer, welche nichtsvon denBeschlüssendes ersten deutschen Par- laments wissenwollten, warfdieKämpfer fürdieReichs- verfassungzuBoden,nndseitdem schiendieHoffnung aufeine baldige VerwirklichungderBestrebungenzur Herstellungderdeutschen Einheit geschwunden.

«

Aberwenn derWunsch nachdemdeutschenParla- ment auch nichtmehrlautundoffenzuTagetrat, so war doch derselbekeineswegserloschen,erblieblebendig inderBrustallergutendeutschenPatriotenundalsim Jahre 1859 in Preußen eine Aenderung des Systems eintrat, welche aufgünstigereAnschauungfür diedeutscheFragein denherrschendenKreisenthlen ließ,da tratplötzlichinganzDeutschlandderWunschzu Tage,derseit10 Jahrennur heimlichausgesprochen worden war.

Von einem Ende Deutschlandszumandern tönte derRuf: Centralgewalt und Parlament, nnd man war darineinig»daßdiese Centralgewalt »nuran Preußen,demmächtigstenreindeutschenStaate-NEMAT- gen werdenkönne.

« , , »

Seit jener Zeit hatsichdie Situation wiedergean-

dert. Die preußischeRegierklllgjcktes NITPk

verstanden, jeneihrsogünstigeStimmung in

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Deutschland zu benutzen, und heut,nachsieben Jahren,wodiepolitische Richtung, welchediepreußische Regierung vertritt,die entgegengesetzteistvon jener, welcheim Jahre 1859 das deutscheVolk inPreußen als auf ewige Zeiten gesichertglaubte, heutwillein großerTheildesdeutschen Volkesnichtsmehrvon der.

preußischenFührung wissen.

Da tritt mit einemMaleHerrv.Bismarck auf, und beantragt bei deinBund dieEinberufung

eines deutschen Parlaments, welches ans

direkten Wahlen mit allgemeinem Stimmrecht

hervorgehen soll· Waskannman mehrverlangen?

Sind hiernichtdiekühnstenForderungender liberalen Partei befriedigt?Darfman auchnur einenAugen- blickzaudern, jeneGabe anzunehmen,wenn einemauch die Handmißfällt, welche sie reicht? Sind nichtdie einmal geschaffenenEinrichtungenewig,währenddie Personenvergänglichsind,undmitihnen auchdiePrin- zipien, welche siezurGeltungzubringensuchen,ver- schwinden? Solche Fragenwerden gewißvielfachlaut werden,und es ist deßhalbgeboten, daßwirunsern Lesernmit kurzenWorten klar machen, weßhalbwir trotzdes Verlockenden, welchesinjenemAntrage liegt, derAnsicht sind,er enthalte nichts, was dielibe- rale Partei bestimmen könne,in freudig zu begrüßen,und für denselben mit der ganzen Begeisterung der erfüllten Hoffnung einzu- treten-

Wir haben gesehen, daßeinem Parlament, wenn seineBeschlüssevon Wirkungsein sollen,aucheine gewisseMachtinnewohnen muß,unddeßhalbmüssen wirfüreindeutschesParlament, wenn wirHoffnungen auf seine Wirksamkeitsetzensollen, auch Macht fordern, nnd seineMachtbefugnißmußgenau von vornherein bestimmt sein,oder esmußinderLage sein,sie sichselber zubestimmen,damitspäterkeinStreit erhobenwerden kann indieser Beziehung-.Von solcherBestimmung findenwir aber nichtsindempreußischenAntrage,es istnur gesagt,essolleeinParlament zusammenberufen werden,dem ein Verfassungsentwurffür Deutschland vorgelegtwerden soll,über welchen sichdiedeutschen 2iegierungenbiszudemZusammentrittdesParlaments verständigensollen.»Dasist,wieman beieinigem Nachdenkensehenwird,einsehr dehnbares Programm.

Entweder kannderFalleintreten,daß sichdiedeutschen Regierungen nichtübereine VorlagefürdasParlament verständigen,oderdieVorlagekannso sein, daßsiedas Parlamentfürunaunehmbarfindet.Wasdann? Auf diese FragebleibtunsderpreußischeAntragdie Antwort schuldig- AbervielleichtwillHerrv.Bismarck demdeutschen Parlament einegroßeMachtbefugniß,einensehr wesent- lichenEinflußaufdieFührungderdeutschenAngelegen- heitengestatten? Werdasglaubt,demantworten wir nur eins: Er möge auf unser engeres Vaterland, auf Preußen blicken,underwird gewißsehrbaldvon sei-

nem Glauben zurückkommen·

Ein Parlament ohne Macht,eineBundesreform, deren Grundidee nichteinmal angegeben ist,das sind keineVorschläge,welchedarauf Anspruchmachen können,

denfreudigenBeifallder liberalenParteizufinden,und deßhalbistnach unsererAnsichtdieFrage sehr wohl gerechtfertigt:AnnehmenoderAblehnen?

PtkcktssfbtWochenfchau.

«Preußen.DieKriegsfrageistesnoch immer, welche dieAufmerksamkeitvorAlleminAnspruchnimmt. Essind

in denletzten Tagen verschiedenezwischenWienundBerlin

gewechselteDepeschen veröffentlichtworden,inwelchendie eidenKabinete sich gegenseitigdieSchulddereingetretenen Spannungzuschreiben.DieletzteösterreichischeDepeschesoll in-sehrbestimmter WeiseeinRückgängigmachenderpreu- ßischenRüstungenfordern. NachderSprachederpreußischen ofsiziösenBlätter zuurtheilen, istdiepreußischeRegierung nicht gesonnen, darauf einzugehen,undscheint somitdie Ge- fahreinesKriegesimmer näher zu rücken. Inzwischen fährt das preußischeVolkfort, sich entschiedengegendenKrieg auszusprechenJn Gladbach,inBahn-knieninMars-,in Essen-M Jnstcrburg und in Gumbinnen habeninder letztenWocheVersammlungenstattgefunden, welche sämmtlich sehrzahlreichbesuchtwaren, unddiesichallegegendenKrieg mitOesterreich ausgesprochenhaben. Auch mehrereberliner Bezirksvereine haben ResolutionenindiesemSinne ange-

nommen. AuchdasAeltesten-Kollegiumderberliner Kauf-

mannschafthateinstimmig beschlossen,an denKönigeine Adressezurichten,inwelcheresheißt:,esmögeEw.Maj.

gefallen,dieBefürchtungeneinesunheilvollen Kriegeszu zer- streuenundIhremVolke dieSicherheitdesFriedenswieder zugeben«

Am 11.d. M. fandinBerlin einevon etwa 3500 Personenbesuchte Versammlun derMitgliederundFreunde desNationaliVereins statt,wel erderAbgeordnetev.Hennig präsidirte. Derselbe legte nach kurzer Ansprache folgende ResolutionzurAnnahmevor:

»Die gefährlichenVerwickelungen,welcheDeutschlandin eineninnerenKriegzustürzendrohen, legen mehralsje die UnhaltbarkeitderdeutschenBundesverfassungvor denAugen

Europas blos. »

Diewiederholten,«aberfruchtlosenVersuchederdeutschen Regierungen für BundesreformgebeneinweiteresZeugniß, wie dringend gebotenim Interesse Deutschlandsdie BestrebungendesNationalvereins sindUndwieberechtigt dasZiel ist,dessenErreichungersichzurAufgabegestellthat.

Die berliner Mitgliederdes National-Vereins beharren deßhalb auchunter denheutigen schwierigenVerhältnissen beiihrem Programmundsehenin dendrohenden Gefahren

nur eineAufforderungzunoch größererundenergische-Wer ThätigkeitsurdieZwecke des Vereins.

Im HllsbllckaufdiegegenwärtigenWirren sprechensie wiederholt·Ihre Ueberzeugungaus, daßder mlllkarische undmaritime AnschlußSchleswigs-Holsteinsals berechtigter AnspruchPreußensfestzuhaltensei, daßaberdiegewaltsame Annexion der Herzogthümerüber»dlksein«dem deutschen BerufePreußensbegründetenAplpkuchehinausgehenund PreußenmitderVerantwortlichksltfurden drohenden Krieg unddieEinmischungfremderMachtebelastenwürde.

Jn Bezug aufdengegenwartigenAntrag Preußens auf Bundesreformerklären dieberlinerMitgliederdes·National- Vereins,daßeinesolchenur unter einerStaatsleitungzum Zielegeführtwerdenkann, welcheessichzur»ers,tenundun-

erläßlichstenAufgabe setzt,dasverfassungsmaßigeRechtdes eigenenLandes unbeschränktinvolleGeltungzusetzenund denAusbau derverfassungsmäßienFreiheitenzu vollenden, weilnur inderLösungderVolskraftvon denBanden des inneren KonfliktesPreußendieKraft gewjlluh feine große geschichtlicheAufgabe,dieEinigung DeutschlandsinMacht

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und Freiheit, zureigenenEhreund zumWohledesge- sammtenBeten-indes durchszUhren.« » ·

Mit warmen Worten vertheidigtendieAbgeordneteFr.

Dnncker und Schulze-Delitzsch diese Resolution. Sie schildertendieGefahrendesKrieges, welcher uns droht,weil PreußeneinPrinzipzurGeltung bringen«will, welchesim

Widerspruch stehtmitder ganzen Entwickelungdespreu- ßischen Staates. Die Redner verweilten auch«eingehend beidemPlane des Grafenv.Bismarckauf Einberufung einesdeutschenParlamentes, undzeigten,»wiewenigGrund

man habe, diesenAntrag Preußensals»eine Verwirklichung derHoffnungenznbetrachten,welche dieNationalpartei so lange gehegtundgepflegt habe.S»ollte»aber«trotzdemdas Projektverwirklichtwerden, soseimit Sicherheitanzu- nehmen,daß die Vertreter derNgtionalparteiindemselben dieMehrheit habenwürden,sokonneman dasSchauspiel erleben, daßin dem vom Grgfenv.»Bismarck einbe- rufeuen Parlament dieselbenMannersaßen,welche·nFch bis heutedurchHerrn v. Bismarck alsRevolutionare bezeichnetundverfolgtwürden. Aberman durfe nicht ver- gessen,daß derBundestag,beiwelchemdieserAntragein- gebrachtworden,nichtderOrt sei,wosolcheAntrage·eine

ünstigeAufnahme fänden.BeideRedne»rwurdenbeiihren usführungen wiederholt durchden stuemlschsten,Belf·all unterbrochen,und eswurdedievorstehende Resolutionein-

· ·

enmmen.

stlmgsskisKannss« d»M,hat sichderSechsunddreißiger Ausschuß inFrankfurt·versammelt,um Angesichtsder jetzigenLagederDingeseineAnsicht offenunddeutlichaus- zusprechen.Er hat folgende Ansprachean dasdeutsche Volkerlassen:

1)Drohend stehtvor DeutschlanddieGefahreines Bürgerkriegs,derEinmischungdesAuslandes,desUntergangs derbürgerlichen Freiheit unddesWollstandes.

2) Das rechtswidrigeVerfügen eider deutscher Groß- mächteüberdievon derdänischenHerrschaftbesreiten Her- ogthümerwie übereineKriegsbeute,dieoffenkundigenPläne gewaltsamerAnnexionbei der preußischenRegierung,die SchwächefastallerübrigendeutschenRegierungen,undeiner Bundesverfassuug,welchedas deutscheVolk»von der LeitungseinerGeschicke»vollständigausschließt,fuhrenBer- wirrungundVerderbenuberDeutschlandherauf.

Z)Der entschiedenstedendeutschenBruderkriegverdam- mendeProtestsei dieAntwort ·anein jedes friedensstö- rendeBeginnen. Schon haben»sichineinzelnen preußischen undandern Städten laute StimmengegendieGefahren einerverderblichenKabinetspolitikerhoben.Willaberdas deutscheVolksich NichtzumMitschUldigenmachenandem nationalen Unglück,so muß esallerortenso vernehmlichund kräftigseine MeinungUnd seinenWlllenkundgebemdaßdie RätheundauchdieTrägerderKronensienichtuberhörenkönnen- 4) Eine vollständigeUmgestaltxmgperdeutschenVer- fassungist nothwendig,wollen wlk fUrdie»Zukunftden Jammer unddieGefahrenderielölgenZUstandebeseitigen, jeder Regierungaber,welche,dasRechtdeseigenenLandes nichtachtend, mitPlänen einerVundesreformhervortritt, etwa inderAbsicht,Bundesgenossenineinem Burgerkrceg zUwerben,fehltmit dem Vertrauen des»eigenenunddes

deUJkschenVolksdieGewähr fürdasGelingendesgroßen nationalen Einigungswerks.

Frankfurta.Ni»7.April1866.

DerAusschußderVersammlungvonMitgliedern deutscher Landesvertretungen.

«W1eman sagt, isteinSchutz-und Trutzbündniß zwllcheMPreußenund Jtalien demAbschluß nahe.

Dasselberichtet natürlichseine SpitzegegenOesterreich

Am9.April hat bekanntlich Preußen seinen Antrag auf Einberufung desdeutschenParlaments gestellt,über dessen Werthwir uns ineinem besonderenArtikel aus- gesprochenhaben. Umaber unsern LeserndieMöglichkeit zugeben,selbst»zuprüfenundselbstzuurtheilen, lassenwir hierdenvollständigenpreußischenAntragundauszugsweise auchdieMotivirungdieses Antrages folgen.Der Antrag lautet: ,,-HoheBundesversammlungwollebeschließen:Eine ausdirektenVOIksWahlenundallgemeinemStimmrecht her- VokgehendeVerlammlung füreinen noch näherzu bestim- menden Tageiiizubetllfen,um dieVorlagenderdeutschen Regierungenübereine ReformderBundesverfassungent- gegenzunehmenund zuberathenz in derZwischenzeit aber, biszum Zusammentritt dieserVersammlung, durch VerständigungderRegierungenunter einander, dieseVor- lagen festzustellen.«

DieMotivirung dieses Antrages istinihren Grund ügen etwa folgende: »Das Bedürfniß einer Bundesresorm

sei notorischund sowohlvondenRegierungenwievon der Nation wiederholtausgesprochenworden. Denletzten bedeut- samenAusdruck habeesimFürstenkongreß gefunden.

Preußen, welches sichdieserVersammlungfernhalten mußte, habe seinerseitsaus Veranlassungdes Kongressesdie Grundsätze festgestellt, welcheallein esalsGrundlageder Reformfürgeeigneterachte. Wie damals, sohaben seit jener Zeit dieEreignisseinnoch höheremunddringenderemUmfang das·Reformbedürfnißdargethan.Der dänischeKrieg habe gezeigt, daß selbstindem denkbar günstigstenFalle des einigenVorgehensbeider GroßmächtedieBandes-Institu- tionen Deutschland nichtzurBetheiligunganeiner großen nationalen Frage gelangen ließen. Jnsbesondere seiesdie Bundes-Militär-Verfassunggewesen,auf deren Reform Preußen wiederholt energischgedrungen,weilsie sich fürdie Sicherheit Deutschlandsganz unzulänglicherwiesen. Der geenwärtige Konflikt zwischen PreußenundOesterreich zeige,

daßderBund inseinerjetzigen Verfassung auch nichtden

innerenFriedenDeutschlandszuwahrenimStande sei,da dieMöglichkeitder DurchführungderBuiidesverfassungs- Bestimmungennur unterVoraussetzungderEinigkeitbeider Mächteexistire.Bisher habePreußen durch stete Nachgiebigs keitdieseEinigkeit zu erhalten gesucht.Jn demgesenwärti- gen Zustandder mangelnden Uebereinstimmunghabesich Preußenandiedeutschen Regierungen,indemesOesterreichs Verfahren veranschaulichte,mit einer Anfrageüberihre Unterstützungen,imFallOesterreichzumAngrisfgegenPreu- ßenvorginge, gewendet.Der gleichmäßigeHinweisderdeut- schen Regierungen aufArt.11der Bundesakte müssePreu- ßen»überzeugen,daßesinjedemKonflikteauf sichUndseine Kraftealleinangewiesen seinwürdeunddaß beidemschwer- falligenFormalismus derBundesverfassungetwaigeHilfe

immer zuspätkommen müsse.BeiHer J,el·3!gek!E-1thicke-

lungderMilitärmächtemüssediesesMißverhältnißfürVer- wickelungenmitdemAuslande inerhöhtemMaße gefahr- bringend sein. Abernebendenpolitischenundmilitärischen«

Rücksichtenerwarten nochvieleandereBedürfnissederdeut- schenNation dieBefriedigung,welcheder Bund inseiner bisherigenGestaltnichtgewahrezWennnun dasBedürfniß einerReform sonachaugenscheinlichsei, so frageessichnach»den Wegen,wie dieReformvorzunehmen. Erfahrungsmalzlg haben einerseitsweder»dieVerhandlungenzwllfhetldenVe- giekungen,nochanderseits dieVerhandlungen einer»konstitu- irenden Versammlung für sichalleinans·ZlelgerhtL Es seieben das Zusammenwirken beider Faktoer- weichesalleinden Erfolg verbürge Hierausmotchre sieh

derVorschlagzurEinberufungeines·Parlaments. Wasdie Modalitäten dabeibetreffe, so seidiepreußischeRegierung,

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wie von ihr schonbeivielfachenGelegenheitenentwickelt worden,derUeberzeugung,daß die zuberufende Versamm- lung nichtausDelegationen,sondernausGrund allgemeiner Wahlen nachMaßgabederBevölkerungszahlbestehen müsse.

anwischenseiesderWunschderkönigl.Regierung, daß sofortVirhandlungen zwischenPknBundesmitgliedernüber dienothwendigstenVorlagen eroffnetwerden. Jndem man fiirdieseeinenbestimmtenKreisabgrenze,werde die Zeit biszuiiiZusainmeniriitderVersammlungvollständigzuden nöthigenVereinbarungen ausreichen.Jn derBestimmung einesfestenTermines zumZusarninentritt liegeaberdie Ge- währ,daßdieJerhaudlung sichnicht wiederin’sUngewisse verlieren werde-«

Man sieht,dieMotivirnng ist sehr geschickt,siehebtalle MängeldesgegenwärtigenZustandeshervor,aberman darf nichtvergessen,weresist,derdasHeilmittel dagegenbietet.

Ein deutlches Parlament muß Rechtehaben,uiid welches sind dieRechte,dieHerrv.Bisinarck demselbeneinräumen will? Auf jedenFallaber,diesivollen wir beiallunseren EinwändengegendenjetzigenJorschlagnichtverkennen,istda- miteinewichtigeWeridungiii derEntwicklungderdeutschen Frage geschehen.Das Samenkorn istinErdegesenkt,wir denken, die Zeit wirdkommen,wo esgute undreichliche Früchteträgt.

Die Bewegung und ihr endliches Ziel.

II.

Wir schlossen unsere vorige Betrachtungmit-der Be- merkung, daßdieGesetzgebung(d. h.dieRegierung) auf ihrem Wege still steht,weil sievor denForderungender Demokraiie erschrickt.

Was ist Demokratie2 Nichts als dieletzteFor-

derungderNichtprivilegirten,ganzund volldenPiivilegirten gleichzusteh-Jn,dasisteben: keinePrivilegien mehrzu duldenundzubesitzen.DiePrivilegirieiihattendasRecht der Stenerbeivilligung und Prüfung des Staats- haiishaltes, die Deuiokratie willdiesRecht für Jeden, derSteuern zahlt. DiePrivilegirten hatten Schutzund gewaltsaiiie Preisbestimmungfür ihreArbeitsleistung die Demokratie will gleichmäßigen Schutz fürjede Arbeit, d.h.ebenkeinenbesondern,nur den,daßman

jederArbeit gewährenlasse,damit sich-ihrPreisinnerhalb desAngebolsundderNachfrage regnlire;aus diesem Grunde aberistsie Feind jederpolizeilichenBeschränkung,jederZunft, jedes Schutzzolles, jederindirektenSteuer,welcheallestörend aufdas AngebotunddieNachfrageeinwirkeii. Wie aber für die FreiheitderArbeit,sotritt sie auch fürdieFreiheit desKapitals ein, denn diesist janichtsweiterals eine Summe ersparterArbeitt AnchdieGesetzedes Kapitals reguliren sich innerhalbdesAngebotsund derNachfrage, und keinFinanzrnann, kein«SozkalistundkeinKominunist hatnochohnedieeinpsindlichstenRückschlägein dieselben eingegriffen.Sie willund kanndeshalbiridieHerrschaft des Kap:ta·ls nichtanders eingreifen,als durchdirekte Besteuerung desselben,denn das Kapitalistesiii letzter Instanz, dasden Staat durch seine Beweglichkeiterhalten

mu .

BSomitsindwir hieran deinZielund der Grenzeder Bewegung-überwelchehinauszugehengefahtllchnltzWie-

derum würdeman aufder entgegengesetztenSeite iii das Privilegieiiivesenund infeudalePrinzipienfallen, wollte man denTheoriendesSozialismusund desKommunismus huldigen.Ein warrieirdes Beispielgiebtuns hierdieGe- schichtedesJahres 1848und49. DieUnreifederpolitischen

Bildung schoßüberihrZielhinaus. Sozialisten und Kommunistentauchtenauf. BeideBestrebungen sind,wie gesagt, gleichfallsfeudal, denn wenn der Proletarier einRecht aufArbeitfordert, so forderterdamiteinenbe- stimmten Preis seiiier LeistungimVoraus, ebenso gutwie derRitter,derLandundWassermitPächtennndZinsenbe- legte,und derKommunist, derdenPreis derArbeitganz undgar-negirt, negirt überhauptdiemenschlicheGesellschaftL

er gehörte allenfallsindieMönchsordendesMittelalters.

HiervonsahenwirnamentlichiiiFrankreichdieverderblichsten Folgen. Selbstverständlichizogsichdas Kapitalaus dein Betriebe,dessen Grundlagenwankend wurden· Der Be- sitzendewurde einFeindderBewegung,derJuniaufstand brachaus, er unterlag und Frankreich seufztnoch

heut unter eisernenFaust des absoluten Herrschers,

den es damals um jedenPreis einsetzte,blos uin die natürlichen Grundlagen der Gesellschaftzu retten.

Dennochistdieblinde Furchtvor solchen Extravaganzen jedesmaldasSchlimmste,nur sie siehtdasrotheGespenst

—7die BassermannschenGestalten,leibhaftig umgehetlzkek wirklicheEintritt solcherBewegung,diesobarbarischwäre als dieVölkirwanderung,dieindasRömerreicheinbrach, oder derZugdesDschingiskhan,gehörtindieser Zeitder CivilisationundbeiderenHilfsquellenderVertheidigungiii dasReich der Fabel. DermenschlichenGesellschaftliegtdie Absicht sich selbstzuzerstören,ebensofern, wiedeingesun- dennormalen MenschenderSelbstniord. NurderRestder Privilegirtenfabeltvon katalinarischen Existenzen,vonAnf- lösungund UntergangdermenschlichenGesellschaft,weiler

sichund seine Privilegienmitjeneridentisizirt;überdemist esimmer dieMaxime solcherKöpfe gewesen, aufdie For-

dglungendes Fortschritts das Anathekna derAnarchiezu 1cllern.

Also: Gleiches Rechtundgleiche Pflicht gleiches Gewährenlassen Jedem, magerheute Schneider,mor- genArzturidübermorgenKaufmannsein seh’ernur zu, wie ihni dieGesellschaftdie Leistungen bezahlt. Freie uirgehinderte AeußerungderMeinunginWortundSchrift-, denn diefalscheMeinungträgt ihren Unterganginsichselbst undAllesdas,was dieWahrheit fürchtet,fühlt dunkelseine unbsrechiigteExistenz.

Und dann fürAlle diefreie Wahl,an jedemOrte unseresdentschen»VaterlandesseineHütteaufschlagenzu können. Dies«fuhrtzurdeutschenFrage,undhier müssen wir fürein einiges großes Deutschland sorgen,damit uns gleichts»NechtUndgleichePflichtauch gegennberdenanderen euwpäischenVölkerngewährtweide, damit derDeutsche nichtfekMk,wieesnochheutigen TagesderFallist,im Auslande unter denVölkernsteht,wiederJudeiuiMittel- alter,geschlagenundverachtet,gemaßregeltundgeduldet,wie esdemUebermüthigeneinfällt,derihnmißhandelt-ZUNe- ser deutschen Frage gehörtauchderSttelt Um Schlesivigs DOHRN- deunur dieim Aufsteigen begriff-IrreBewegung endlichzueineinglücklichenEndeführenZVikd,hierher gehört dieFrage nachdemdeutschenParlamentinFrankfurt. Wo- hinecidlichunser VerfasslkngsstreitUnd dieMilitärfrage gehören,bedarf schließlichkeiner Erörterung.

Ohne daßman IIIWsigund fanguinischdie Zeit betrachte,dieThatsacheIst da:wirbesinden unsdermalenin

deraufsteigenden Bewegung,jeder SchrittisteinSchritt zumSiegeu·..dselbstNiederlagenthundeni»F0rtschrittkeinen Abbruch;benutzen wirendlichdenentscheidendenSiegmit MäßigkeitundEnergie,sowirdderSegensiirdie kommen- denGeschlechternicht fehlen.

DruckundVerlagvonFranz Duncker inBerlin. VerantwortlicherRedakteurundherausgebenDr.G.Lewtiistein inBerlin.

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ihrer-Opposition gegen die Regierung erwachsen,sondern sie gefahrdet auch noch andere verfassungsmäßige Rechte unserer Mitbürger, und es ist deshalb an so mancher Stelle die

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