WOCHENSCHRIFT
für Aquarien- nnd T e m rie n W e
Herausgegeben von
M a x G ü n t e r , B e r l i n - B a u m s c h u l e n w e g Stornistraße 1.
23. J u n i
♦♦ 1925
22. Jahrgang
♦♦ Nr. 25 ♦♦
Verlag von Gustav Wenzel & Sohn, Brannscbweig
t i i i i t i i i i i i n i i i i i n i i i i i i t i i i i i i i i i i i i i i i i i k 'i i ii i ii i ii i iu i ii ii i ii i ii i ii i ii i ii M i i ii i t i ii i ii i ii ii i ii i ii i t i ii u i i ii M ii t i ii i ii i m i ii i m i ii i ii ii i ii i ii
28. Juni bis 12. Ju li 1925 is t in D r e s d e n
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Der Hummer.
Von D r L. F r a n c k - B ra u n s c h w e i? .
W
enn man das Wort „Hummer“ vernimmt, so ist es kaum anders, als daß in unsern Geschmacksbechern ein köstliches Klingen ertönt, vor
ausgesetzt eben, daß wir den Krebs, sei er gekocht oder mayonniert, schon einmal gekostet haben. Der Hummer gehört in jeder Zubereitungsform zu den erlesensten Leckerbissen des Europäers. Kein Wun
der, daß sich die meisten Menschen mit dieser Weis
heit begnügen, besonders die Hummeresser, und daß die Biologie des edlen Tieres noch selten zu Worte kam.
„Helgoländer Kronenhummer“, dieser Ehrentitel auf den ködernden Blechdosen ider Konservenfabriken gibt wenigstens Aufschluß über den Ort, wo er allein auf deutschem Gebiete vorkommt. Er ist mit Helgo
land so verwachsen, wie die Mumme mit Braun- schweig. Um Helgoland herum wird er in Mengen gefangen und seit die Insel infolge der Befestigung und der Hafenanlagen auch mit künstlichem Mauer
werk und Felsgeröll umgeben wurde, hat sich dies edle Rittergeschlecht hier nur noch heimischer ge
fühlt. Wenn ihm die Hochseefischerei nicht so raub
gierig nachstellte, brauchten die Helgoländer nicht über das Abnehmen des Hummers zu klagen.
Im Helgoländer Aquarium leben drei Riesentiere, von denen der größte acht Pfund wiegt. Da alle Kruster von Zeit zu Zeit ihren Panzer mit einem neuen vertauschen, so kann man es hier mit eigenen Augen erleben, wie sich ein solcher Riese Ende Sommer, wenn ihm der alte Rock zu eng geworden, mit einem neuen größeren umkleidet. Zu diesem Tausch genügt jedoch lediglich das Herausschlüpfen, aus dem alten Harnisch, da bereits darunter der neue, wenn auch noch windelweich, gewachsen ist. An der Oberseite des Körpers reißt die alte Wand zwischen Vorder- und Hinterleib auseinander, und mit unsäg
licher Mühe arbeitet sich das Tier während einer guten halben Stunde durch den Schlitz heraus. Be
sonders schwer wird es ihm, die Scheren aus den engen Maschen zu kriegen; es geht auch nicht anders, als daß sie dabei vollkommen verzogen und ent
stellt werden und erst allmählich, wenn sich das Tier ganz befreit hat, wieder die gedrungene Form annehmen, indem dann das zurückgedämmte Blut wieder einströmt. Auch werden verstümmelte Glied
maßen, wie Beine, abgerissene Scheren bei diesem Uebergang wieder ergänzt.
Meist geht die Häutung nachts vor sich, und wenn es beim Weibchen geschieht, so verknüpft sich damit zugleich der geheimnisvolle Vorgang der Vereinigung beider Geschlechter. Das gepanzerte Männchen trägt der enthüllten Geliebten sein Lebens
kleinod an; er heftet ihr die lebenspendende Samenr kapsel auf die Brust. Doch dieses bewirkt wahr
scheinlich nicht sofort die Befruchtung, sondern erst nach einigen Wochen unmittelbar während der Ei
ablage. Noch hat das die Wissenschaft nicht völlig klären können, so sehr sie über die weiteren Ent
wicklungsstufen des Krebses im Reinen ist. Sie weiß, daß der Keimling 11—12 Monate braucht, bis er dem Ei entschlüpft, und daß diese Hummerlarven 15- 20 Tage ein freischwebendes, bodengelöstes Wellen
dasein führen, daß sie, wie sie sich ausdrückt, „plank- tonisch“ leben. Ist diese gefährliche Zeit, während der sie sich bereits viermal häuten und zu Tausenden, gefressen werden, vorüber, so beginnt das kleine Lebewesen bodenständig zu werden und die Form des alten Tieres anzunehmen. Im ersten Krebsjahr macht es sofort fünf weitere Häutungen durch, im zweiten und dritten Jahre, die auch noch zu dep Kindheitsjahren des Hummers zählen, je vier, im vierten und sechsten Jahr je zwei, und erst von da an, wo er das Jünglingsalter und die geschlechtliche Reife erlangt hat, legt er nur einmal im Jahre den Panzer ab. Doch besitzt er dann erst eine Länge von 24 cm, darf also nach dem Fischereigesetz noch nicht verwertet werden. So mögen die meisten Hummern, die wir verzehren, ein Durchschnittsalter von 10—20 Jahren haben. Nur wenige werden ja eines natürlichen Todes sterben, und von denen ist es schwer zu sagen, bis zu welcher Jahnesgrenze' sie hinaufgegangen sind. Im Helgoländer Nordsee
museum ist das Leben dieses Krebses in so wunder
bar lehrreicher Anschaulichkeit dargestellt, daß man seinen Wachstumsstadien mit Zeit- und Längenmaß unmittelbar folgen kann. Oft bringen die Fischer Tiere mit, deren Panzer oder Scheren von Seepocken und den Laichbündeln der Nacktschnecken übersät, ja sogar mit einer Seenelke bewachsen sind, im wahrsten Sinne des Wortes „bemooste Häupter“.
Aber auch das braucht kein Beweis für hohes Aller zu Ae in, sondern eher für Krankheitserscheinungen döB Tieres selbst, das, von inneren Schmarotzern ge- u/aert, dar äußeren nicht Herr werden konnte. Es
Wochenschrift für Aquarien- und Terrarienkunde sind aber noch lange nicht alle Rätstel um deftj
Hummer gelöst, obgleich man in Amerika bereits mit der künstlichen Hummerzucht begonnen hat. In Brutkästen läßt man die Eier auskriechen und sucht die Larven wenigstens über die gefahrvollen „Plank
tontage“ hinwegzubringen, bis sie das Bodenleben aufnehmeri. Doch muß das Wasser mittels Propellern beständig in Bewegung gehalten werden, soll kein Massensterben eintreten, und sollen sich die sehr kannibalisch veranlagten Tierchen nicht aneinander selber vergreifen.
Hoffentlich hat es bis zu diesen Kunstgriffen noch gute Weile in Helgoland. Aber kommen wird einmal sicher die Zeit, die uns zwingt, dem Fort
kommen des prächtigen Tieres oder vielmehr seiner
„rationelleren Bewirtschaftung“ in ähnlicher Weise nachzuhelfen.
Einige Stunden im Berliner Aquarium.
V on P a u l J a b l o w s k y , „ S e e ro s e “-L ic h te n b e rg .
A
m Himmel fahrtstage besuchten wir das Berliner Aquarium, besonders um uns die neuen Importe aus dem Mittelmeer anzusehen, über die bereits von Herrn Günter in „W.“ Nr. 23 und 24 berichtet wurde. Dieser Besuch war für alle Teil
nehmer wieder ein rechter Genuß. Es läßt das Herz eines wahren Aquarianers höher schlagen, wenn er die vielen herrlichen Arten sieht, die sich hier in den großen und kleinen naturgemäß eingerichteten Becken teils in größter Lebenslust tummeln, teils in phleg
matischer Ruhe dem Beschauer darstellen. Gleich das erste Becken bildet den richtigen Anfang. Hier steht der Aquarianer bewundernd still, denn in ihm sieht er in prachtvollen Exemplaren den König der Fische, den Pterophyllum scalare in majestätischer Ruhe durchs Becken ziehen. Ein herrlicher Anblick fürwahr. Eine ganze Schar quecksilbriger Pracht
barben, zumeist prächtig gefärbte Männchen, sind ihm als Gesellschafter beigegeben. Sie tollen wie wild durch das Becken, zeitweise ihre Kräfte im Zweikampf messend. Im zweiten Becken können wir die gewandten Schwimmbewegungen großer Schild
kröten, wie der Geier-, Schlangenhals-, Fransen-, Weich- und Schwarzschildkröten beobachten und be
wundern. Ein größer schwarzgebänderter Zebrafisch, sowie ein riesiger Maulbrüter (Dukatenfisch), einem kleinen Karpfen ähnlich, fallen unter den übrigen Insassen des Beckens besonders auf.
Das Nebenbecken zeigt im bunten Durcheinander eine Schar großer und größter Cichlidenarten, gerade
zu prächtiger Tiere. Da ist z. B. der Nickelfisch, so groß und platt wie ein kleiner Teller, mit schön rot gefärbter Afterflosse, da ist auch der Perlchanchito, ein wahrer Riese unter seinesgleichen. Auch prächtig rot gefärbte Hernichromis bimaculatus lassen sich in ihrer Farbenpracht bewundern. Etwas phlegma
tisch fanden wir den riesigen europäischen Wels im nächsten Becken, doch nicht völlige Ruhe herrschte hier, denn in einer Höhle beobachteten wir zwei Tiere im Liebesspiel, jedoch waren die Bewegungen unbeholfen und schwerfällig. Weiterhin konnten wir feststellen, daß wir auch in unseren heimischen Ge
wässern recht farbenprächtige Fischarten haben. So sahen wir hier Aland, Goldorfe, Döbel, Hasel und Güster in großen und schönen Exemplaren.
Durch seine sonderbare, haifischähnliche Gestalt fällt im Becken 6 der Sterlet, der im Schwarzen und Kaspischen Meer beheimatet ist, auf. Wahre Pracht
kerle sind auch die Hechte, die zwischen riesigen Myriophyllumbüschen auf Beute lauern. Zander, Aal und Krebs sind die Mitbewohner seines Beckens.
Sahen wir erst die großen Arten unserer einheimi
schen Flußfische, so lernten wir im nächsten Schau
becken die kleinen kennen; der schlanke silbrige Ukelei tummelt sich hier in Gemeinschaft mit Plötze, Rotfeder, Karausche u. a. in lebhaftem Spiel. - Silvestererinnerungen wurden wach, als wir im Becken 9 die riesigen Karpfen bewunderten. Alle bekannten Arten sind zu sehen; am meisten fällt natürlich ein Schuppenkarpfen von der respektablen Länge von 85 cm und einem Gewicht von fast V4 Zentner auf. Zum Silvesterschmaus dürfte sich dieser Koloß aber wohl kaum eignen. Prächtig wirkt auch der japanische Goldkarpfen, Higoi, im gleichen Becken. Wundervolle frischgrüne Myriophyllum- stauden von einer Länge, w ie wir sie wohl in unseren kleinen Becken nie erreichen können, schmücken das Becken 10. Nordamerikanische Barsche, Steinbarsche, Pfauenaugenbarsche, Sonnenfische sind die Insassen dieses prächtig aussehenden Beckens. Auch der Zwergwels fristet hier ein beschauliches Dasein.
Ein Stück mitteldeutscher Gebirgslandschaft bie
tet sich uns in einem riesigen Eckbecken. Klar plätschert aas Wasser von onen über Felsen in etagenförmig übereinanderliegende Abschnitte eines Gebirgsbaches, wunderbar der Natur abgelauscht und nachgebildet. Sollte sich hier nicht die Bachforelle heimisch und wohl fühlen? Man erspäht sie erst nach längerem Suchen zwischen Felsspalten oder am Gestein stehend, dem Aufenthaltsort in der Färbung täuschend sich anpassend. - - Der wenig schöne ja
panische Riesensalamander im nächsten Becken ist eine Klasse für sich, aber auch der scheußlich aus
sehende Schlammteufel, der seinen Namen wirklich verdient, sowie der spitzmäulige Knochenhecht (seine Kiefer haben fast die Form eines Reiherschnabels) erregen besonderes Interesse. — Auch die kleineren Becken der Süßwasser-Abteilung enthalten viel des Interessanten zu schauen. So ist z. B. eine große, aus China eingeschleppte Süßwasserkrabbe (Eriocheir sinensis, die Wollhandkrabbe) zu sehen, die in der Havel gefangen wurde. In kleineren, jungen Exem
plaren alle einheimischen Fluß- und Teichfische, u. a.
auch Hundsfische, Stichlinge, Bitterlinge, Moder
lieschen, Ellritzen, junge Aale, Lachse und Krebse.
In recht schönen weißen und schwarzen Stücken fanden wir den mexikanischen Tigeraxolotl. Auch diese kleinen Becken erfreuten uns durch die äußerst naturgemäße Einrichtung, dem jeweiligen Heimats
gebiet des betreffenden Beckeninsassen angepaßt.
Gleich viel des Interessanten, doch teilweise in ganz anderen Formen, bietet die Seewasserabteilung.
Größtes Entzücken löste der Anblick des Beckens mit wunderbar schönen Korallenfischen aus. Wir alle wünschten uns, einige von diesen herrlichen Tieren im eigenen Becken pflegen zu dürfen. Ganz besonders auffällig sind die Korallenfische mit Bän
derungen in gelb bis orange, auf milchweißem, leicht bläulich schimmerndem Grunde, in Größen von 3—4 Zentimeter anfangend. Außer diesen reizenden Fisch- chen werden noch viele andere Arten von Meeres
fischen gezeigt, vom Aquariumformat bis zu den
Wochenschrift für Aquarien- und Terrarienkunde größten Tieren. So haben wir verschiedene Brassen
arten aus dem Mittelmeer, wie Geis- und Ringel
brasse, den Schriftbarsch u. a., bewunderten ferner einen prächtig olivgrün gefärbten Fisch mit orange
farbener Seitenlinie (Julispavo). Zu erwähnen wäre auch noch ein junger Katzenhai von der dalmati
nischen Küste mit der typisch geschweiften Schwanz
flosse und der eigenartigen Stellung des Maules, welche ihn angeblich zwingt, sich beim Fassen der Beute auf den Rücken zu drehen. Eier von diesem Tier hingen, in der Entwicklung begriffen, in einem Bündel in einem besonderen Becken. Neben dem Katzenhai konnte man auch den Glatthai in einem kleineren Exemplar kennenlernen, der sich mit dem kaviarspendenden Stör, dem riesigen Meeraal, dem Himmelsgucker und einigen Seezungen gemeinsam in ein großes Becken teilt. Von Plattfischen sieht man in sehr schönen Exemplaren Steinbutt, Scholle, Steck- und Nagelrochen. — Reich ist auch der Be
stand des Aquariums an den verschiedensten Arten von Hohltieren, Krebsen, Krabben, Seesternen, Mu
scheln, Schwämmen und dergleichen. — In der ersten Etage sind die kleinen Becken mit den eigentlichen exotischen Aquarienfischen untergebracht. In diesen Becken, die hauptsächlich mit bei Oberlicht prächtig gedeihenden Cryptocorynen bepflanzt sind, finden wir alle unsere lieben Bekannten, als da sind die verschiedenen Vertreter der Barben-, Salmler-, Haplo- chilus- und Fundulusarten, der Labyrinther, der le
bendgebärenden Zahnkarpfen u. v. a. Eine Kreuzung zwischen Prachtbarbe und Schleierfisch bildet die Sensation.
Nach Besichtigung der verschiedenen Abteilungen des eigentlichen Aquariums bietet sich noch eine Fülle des Sehenswerten im „Terrarium“ im 1. und im „Insektarium“ im 2. Stock. Das hier noch Ge
sehene zu schildern, ist nicht meine Absicht und würde auch zu weit führen. Nur noch eine recht interessante Beobachtung möchte ich nicht uner
wähnt lassen, nämlich die Fütterung der Chamäleons.
Wer kennt nicht die grasgrünen, z. T. gepunkteten, unbeweglich dasitzenden Echsen mit ihrem häß
lichen eckigen Kopf und den großen, kugeligen Glotz
augen, von denen jedes unabhängig vom anderen nach einer anderen Richtung sehen kann, mit den Greif- bezw. Kletterfüßen und dem spiralig aufge
rollten Ringelschwanz? In einem großen Terrarium mit einem dichten Gebüsch sind sie untergebracht.
Gerade als wir sie bewunderten, wurden sie vom Wärter mit großen Fliegen, den sogen. „Brummern“, gefüttert. Was wir jetzt zu sehen bekamen, war geradezu verblüffend. Erspähten sie in der Nähe solch einen Brummer, richteten sie ihre runden <Augen mit der kleinen schwarzen Sehöffnung nach dieser Stelle, schätzten mit einer wiegenden Bewegung des Oberkörpers die Entfernung, um plötzlich ihre lange, vorn keulenförmig verdickte und klebrige Zunge nach dem ahnungslosen Opfer zu schießen, es mit tödlicher Sicherheit auch treffend und mit der Zunge ins Maul ziehend. Die Länge der Zunge schätzten wir auf etwa 15 cm, jedenfalls beträchtlich länger als der eigene Körper des Tieres, den Schwanz nicht mitgerechnet. War die Fliege zu weit ab, wurde sie behutsam beschlichen, um in den meisten Fällen ein Opfer des Chamäleons zu werden.
Nach fast vierstündigem Aufenthalt konnten wir hochbefriedigt von all dem Gesehenen das Institut
verlassen, um es in vielleicht nicht allzulanger Zeit .wieder zu besuchen. Warm empfehlen wir allen Naturfreunden den Besuch des Aquariums, ganz be
sonders denen von außerhalb. Es lohnt sich, da einige Stunden zuzubringen.
Meine Erfahrungen in der Danio-Zucht.
V on H e r m a n n P ö t s c h , „ W a s s e r r o s e “-M a g d e b u rg . 1. D a n io rerio .
Pl^in je d e r A q u a rie n fre u n d k e n n t w o h l d ie s e n h ü b sc h e n , J flin k e n F isch , d e r a u ch d e n b e z e ic h n e n d e n d e u ts c h e n N a m en Z e b r a - B a r b e fü h rt. So u n ric h ig is t d ie s e B e z e ic h n u n g n ich t, d e n n ü b e r d e n g a n z e n K ö rp e r d e r T ie re z ie h en sich b is z u r S c h w a n zw u rze l g o ld g e lb e L ä n g s s tre ife n , w ä h re n d die G ru n d fa rb e s ta h lb la u ist. D a s M aul is t m it B a r tf ä d e n v e r se h e n , w ie m an sie bei d e n B a r b e n a r te n fin d e t. D e r D a n io re rio is t n u r e in k le in e r K erl, d e r h ö c h s te n s e in e L ä n g e vo n 4 cm e rre ic h t. E r w u rd e im J a h r e 1905 a u s O s tin d ie n im p o r
t ie r t u n d h a t sich d ie H e rz e n d e r L ie b h a b e r im F lu g e e r o b e rt. Ich bek am a ls A n fä n g e r d ie s e n m u n te re n G e se lle n bei ein em h ie s ig e n H ä n d le r zu s e h n u n d le g te m ir e in P ä rc h e n zu. S e lb s tv e rs tä n d lic h w o llte ich a u ch N a c h z u c h t e rz ie le n , a b e r so v iel ich a u c h v e rs u c h te , W a s s e rw e c h s e l v o rn a h m u n d d e n B o d e n g ru n d m it S te in e n b e le g te , d ie T e m p e ra tu r e r h ö h te usw ., a lle s w a r v e r g e b e n s ; es la ic h te n ic h t. E in a lte r A q u a ria n e r, d e r m ich b e su c h te u n d dem ich d ie T ie re zeig te, m e in te sch lie ß lic h , d a s P a a r sei zu a l t ; z u r Z u ch t n ä h m e m an ju n g e k rä ftig e T ie re. D a g a b ich d e n V ersu ch , d iese D a n io zu zie h en , a u f. Ich b e s o rg te m ir a b e r 5 J u n g fis c h e u n d f ü t
te r te sie e x tr a g u t, h a u p ts ä c h lic h m it E n c h y trä e n . U eb er W in te r w a re n es sc h ö n e s tra m m e B u rs c h e n g e w o rd e n u n d h a tte n sich zu 2 W e ib ch e n u n d 3 M ä n n c h en e n tw ic k e lt. D ie G e s c h le c h ts u n te rs c h ie d e e rk e n n t m an ä u ß e rlic h f a s t g a rn ic h t, am w e n ig s te n a n d e r F a rb e . D ie M ä n n c h en sin d s c h la n k e r a ls d ie W e ib c h e n , w e lch e h a u p ts ä c h lic h in d e r L a ic h z e it s e h r v o lle ib ig sin d .
Ich b e d e c k te nu n in ein em B eck e n v o n 30x20x18 cm G rö ß e d e n B o d e n m it W a s s e rp e s t, so d a ß d e r G ru n d n ich t m eh r zu se h e n w a r, u n d d rü c k te d ie P fla n z e n n o ch m it k le in e n S te in e n n ie d e r. D a ich ü b e r g u te M o rg e n so n n e v e rfü g e , la ic h te n die .Fische sc h o n am a n d e r e n T a g e a b , w a s ich a b e r n ic h t a h n te , b is ich am fo lg e n d e n T a g e — u n g e fä h r 24 S tu n d e n s p ä te r — ü b e ra ll a n d e n S ch eib en Ju n g fis c h e w ie K om m as h ä n g e n sah . Ich fin g s o fo rt d ie a lte n T ie re h e ra u s , doch w a r am a n d e r e n M o rg e n d ie g a n z e H e rrlic h k e it sch o n v o rb e i. E in T e m p e r a tu r s tu rz h a tte ih r ein E n d e b e re ite t. Ich lie ß a b e r d e n M u t n ic h t s in k e n ; w a s d a s e rs te M al n ic h t ist, w ird d e s z w e ite M al, d a c h te ich u n d m ac h te ein V o llg la sb e c k e n v o n 25x18x18 cm z u re c h t. D e n B o d e n g ru n d lie ß ich g a n z w e g u n d .belegte n u r d ie B o d e n flä c h e m it S te in e n , fü llte frisc h e s te m p e rie rte s W a s s e r e in u n d s e tz te m eine Z u c h ttie re h in e in . D a S o n n ta g w a r, k o n n te ich d a s B eck e n b e o b a c h te n . D ie M o rg e n so n n e sc h ien w a rm d a ra u f. B a ld b e g a n n d a s T re ib e n , die W e ib c h e n ja g te n die M ä n n c h en im B e ck e n u m h er, b is e s d e n s e lb e n zu v iel w u rd e u n d sie d e n S p ie ß u m d re h te n . D ie T ie re sc h o ss en ü b e r d ie S te in e h in w e g , ö fte r e n g a n e in a n d e r- g e s c h m ie g t; p lö tz lic h e in V e rh a lte n , e in Z itte r n , u n d d ie g la s h e lle n L a ic h k ö rn e r fie le n z w isc h en die S te in e n ie d e r. D a n n fo lg te ein e k lein e R u h e p a u s e bis d ie J a g e re i v o n n e u em a n fin g . D a n n b e g a n n e n a b e r m ein e D a n io d e n L aich zu suchen, u n d obw o h l ich F u tte r g e n ü g e n d im B e ck e n h a tte , z o g en sie d o ch ih re n e ig e n e n L aich vo r. W e n n e r a u c h z w isc h en den S te in e n la g , so v e rs u c h te n sie sich d o ch d u rc h z u z w ä n g e n . Ich s e tz te d ie A lte n um , n ah m v o rs ic h tig die S te in e h e ra u s u n d g o ß d e n g a n z e n In h a lt in e in g u t b e p fla n z te s A u fz u ch tb e ck e n .
Ich p a ß te n u n g u t a u f, d a ß k e in e T e m p e ra tu rs c h w a n k u n g e in tr a t. D ie W a s s e rw ä rm e b e tr u g 2 2 ° C., u n d n a c h u n g e fä h r 24 bis 36 S tu n d e n h in g e n d ie J u n g e n w ie d e r a n P fla n z e n und S ch eib en . Ich g a b z u n ä c h s t In fu s o rie n u n d n a c h 14 T a g e n sc h o n k le in e D a p h n ie n . B ei g u te r F ü tte r u n g w ä c h s t d e r D a n io s e h r sc h n e ll h e ra n . M ein e Z u c h ttie re la ic h te n n u n f a s t d en g a n z e n S om m er h in d u rc h u n g e fä h r a lle 5 T ag e , und ich h a b e f a s t 5—600 S tü ck g e z o g e n u n d au ch d u rch b ek o m m en . N ach d em A b la ic h en tu t m an g u t, die T ie re zu tre n n e n , a b e r h ö c h s te n s 4 T a g e ; d a r a u f la ic h e n sie m eiste n s b e stim m t w ie d e r ab.
D e r D a n io is t n ic h t s e h r e m p fin d lic h ; bei 16 bis 18° fü h l
te n sich d ie m ein ig en n o ch g a n z w o h l. E s ist ein h e rrlic h e r A nblick, w e n n ein S ch w arm D a n io d u rc h e in g u t e in g e ric h te te s B eck en w o g t; D ie F isc h e k e n n e n k e in S tillste h e n . E in K o s tv e rä c h te r is t D a n io re rio k e in e sfa lls, e r nim m t au ch m it T ro c k e n fu tte r v o rlie b . A uch beim F re s s e n s te h e n d ie F isch e n ic h t still, sie s c h n a p p te n m al h ier, m al d a, w ä h re n d sie u n e rm ü d lich ih re B a h n zie h en . Z u em p fe h le n w ä re d ies es sch ö n e F isc h c h en jed e m L ie b h a b e r, v o ra u s g e s e tz t d a ß e r ihm L icht u n d S o n n e b ie te n k an n .
2. D a n io a n a lip u n c ta tu s .
D a n io a n a lip . ä h n e lt dem D a n io rerio a n G rö ß e u n d G e s ta lt se h r, w e ich t n u r in d e r F ä rb u n g v o n ihm ab . D ie G r u n d
Wochenschrift für Aquarien- und Terrarienkunde
f ä rb e k ö n n te m an d u n k e lg ra u g riin n e n n e n ; ü b e r die M itte d e s K ö rp e rs z ie h t sich bis in d ie S c h w a n z flo ss e e in sc h m a le r d u n k e lb la u e r, f a s t s c h w a rz e r L ä n g s s tric h , d a r ü b e r ein e tw a s b r e ite r e r s ilb e rg lä n z e n d e r m it e in e m z a r te n H a u ch vo n R o sa , d e r o b e r w ä r ts n o c h m a ls s c h w a rz e in g e f a ß t ist. D ie K ö r p e r s e ite n u n d d e r B a u ch sin d vo n R eih ö n k le in e r s c h w a rz e r P u n k te d u rc h z o g e n , d ie b e s o n d e rs a u f dem S c h w a n zs tie l h e r v o r tr e te n , w a s dem F isc h e au ch d e n N a m en g e g e b e n h a t.
D ie F lo ss e n sin d g e lb lic h g rü n . D ie G e s c h le c h ts u n te rs c h la d e sin d w ie bei D a n io rerio , d a ß d ie M än n c h en s c h la n k e r sin d a ls d ie W eib ch e n , a u c h sin d d iese e tw a s m a tte r g e f ä r b t. D ie M än n ch en z e ig e n a u ß e rd e m e in e n g e lb e n Saum am u n te re n R a n d d e r A fte rflo ss e .
Ich b ra c h te m ir vo n H a m b u rg e in P ä rc h e n m it und w o llte s e lb s tv e rs tä n d lic h a u c h Z u c h te rfo lg e h a b en . A b er so w ie beim D. re rio g in g d ie S ach e n ich t, d a s h a tte ich b a ld h e ra u s . Ich te ilte e in Z u c h tb e c k e n v o n 45x20x12 cm G rö ß e d u rc h T r e n n sc h e ib e n in d re i T eile, u n d b e p fla n z te e s d ic h t m it N ite lia un d R iccia. D a n n s e tz te ich m ein P ä rc h e n in d a s ein e A b teil, fa n d d a s T re ib e n g e n a u w ie bei re rio , und 2 T a g e d a ra u f h in g e n d ie J u n g e n a n d e n P fla n z e n . In d e r T e m p e r a tu r s c h e in t a n a lip . a n sp ru c h s v o ll zu s e in ; e r la ic h te e rs t bei 26— C ab. Ich s e tz te m ein Z u c h tp a a r d a n n in d a s N e b e n a b te il und v o n d a in d a s d r itte , h a b e a b e r im g a n ze n p u r
■30 J u n g e g e zo g e n . D ie a lte n T ie re sin d w ir D. rerio A lle s f r e s s e r und s e h r fried lich .
Über Innenanstriche iür Aquarien und Terrarien.
. V on D r. E m i l F i n c k , C h em ik er, B e rlin .
W
enn im Frühjahr das eine oder andere Aquarium zur Neueinrichtung ausgeräumt und ge
säubert wird, sieht man erst, welche Schäden das Wasser und vor allem der Bodengrund verursacht haben. Der Kitt ist schwarz und morsch geworden, der Metallboden angefressen und zerstört usw. Es tritt dann an den Besitzer die Frage heran: wie kann ich diese Schäden verhindern?
Am zweckmäßigsten natürlich durch einen pas
senden Anstrich. Jedoch ist nicht jeder beliebige Anstrich brauchbar, es sind speziell für unsere Zwecke bestimmte Eigenschaften zu verlangen. Der Anstrich soll hart und doch nicht spröde sein, damit er beim Temperaturwechsel nicht reißt, der Schmelzpunkt muß mindestens über 50 0 liegen, um das Weich
werden beim Heizen zu verhindern, und nicht zuletzt fordert man eine vollkommene Wasserbeständigkeit und Unlöslichkeit.
Aus der Fülle der Anstrichmittel kann ich den Liebhabern drei Lacksorten empfehlen, von denen zwei allen Ansprüchen gerecht werden, die dritte den beiden ersten wenig nachsteht, aber den Vorteil hat, daß sie außerordentlich hitzebeständig ist, so daß für jeden der drei Lacke eine besondere Ver
wendungsmöglichkeit besteht. Es gibt ja im Handel eine Anzahl Präparate, die teilweise in unseren Fach
zeitschriften angeboten werden, aber trotz des höheren Preises nicht besser sind, sondern eher schlechter sein können.
Als erstes und bestes Innenanstrichmittel für Aquarien nenne ich den bekannten Asphaltlack. So
genannter Asphalt bleibt als Rückstand bei der De
stillation der Steinkohle, des Torfs und des Erdöls, kommt aber auch natürlich vor, z. B. in den Asphalt
seen von Trinidad. Er besteht in den meisten Fällen zum größten Teil aus noch nicht mineralisierteni Grundstoffen, dem sogen. Bitumen, ferner aus ver
schiedenen Stoffen (Harzen? Wachsen?), die zum Teil noch nicht bekannt sind, und zu etwa V.i aus fein verteilter Kohle, von der auch die schwarze Farbe herrührt. Der Wert des Asphalts richtet sich nach dem Gehalt an Bitumen; guter Asphalt enthält
40—60%, schlechter 2 0 —30%. Da ersterer sehr hart ist, wird er mit anderen Erdöl-Destillierrückständen zu dem weicheren Goudron verschmolzen. Diese ganzen Peche sind, wenn es sich um gute Ware handelt, im Wasser unlöslich, beständig gegen Säuren und Laugen, stellen also ein ideales Isoliermittel, vor allem bei Seewasserbecken, dar. Sie sind in zweierlei Weise anzuwenden. Einmal läßt sich Asphalt rein, geschmolzen (Schmelzpunkt etwa 60 90°) in die Ecken, Fugen und auf den Boden des Aquariums, ausgießen, nach dem Erkalten eine harte, aber nicht spröde Masse bildend. Zweitens findet er Anwen
dung als Asphaltlack. Man bekommt ihn fertig in den Drogerien zu kaufen, doch weiß man nie, ob sich die Ware für unsere Zwecke gut eignet. Die Selbstherstellung ist denkbar einfach. Man löst 3 Teile Asphalt, am besten sogen, „syrischen Asphalt“, und 1—2 Teile Kolophonium in einem Ge
misch von gleichen Teilen Terpentinöl (keinen Ersatz!!) und Schwerbenzin. (Siedepunkt über 90 °.) Die Lösung bewerkstelligt man am ungefährlichsten so, daß man Asphalt und Kolophonium, möglichst fein zerstoßen, mit dem Terpentin-Benzingemisch in eine Flasche tut und alle Tage gut umschüttelt. Um die Lösung zu beschleunigen, kann man auch die Flasche in einen Topf mit kochendem Wasser stellen.
(Vorsicht! Benzindämpfe sind leicht entzündlich!) Am zweckmäßigsten ist eine 20—30 %ige Lösung. Den so hergestellten Lack kann man gut verschlossen unbegrenzte Zeit aufheben. Man streicht 2 —3 mal möglichst dünn und läßt jedesmal solange trocknen, bis der aufgedrückte Finger keine Spuren mehr hinterläßt, was freilich oft geraume Zeit in Anspruch nimmt. Der fertige Anstrich muß eine glänzende Oberfläche haben und darf sich nur schwer mit dem Nagel ritzen lassen. Um aus ihm noch alle eventuell löslichen Stoffe zu entfernen, wird das Becken 2 3 Tage mit starker Sodalösung ausgelaugt, dann gut mit Wasser ausgespült und 2 3 Tage unter häufi
gem Wasserwechsel gewässert. In einem so be
handelten Aquarium braucht der Boden ein gutes Menschenalter nicht erneuert zu werden, seine Halt
barkeit ist also unbegrenzt. Um manche Zweifler zu beruhigen, kann ich mit gutem Gewissen sagen, daß dieser Anstrich, besonders wenn er nach meiner An
weisung hergestellt und behandet wurde, absolut unschädlich ist. Ich konnte das erst jüngst anläßlich einer Untersuchung, die ich im Auf
träge des Vereins „Seerose“-Lichtenberg durch
führte, bestätigen; ich verweise in diesem Zu
sammenhang auf den Artikel „Innenanstrich — Mas
sensterben“ von P. Jablowsky in Nr. 9 der „W.“. Die dort beschriebenen Krankheitserscheinungen weichen durchaus nicht von denen ab, die wir bei den üblichen Herbstmassensterben stets beobachten. Daß es sich hierbei um eine bakterielle Erkrankung der Fische handelte, zeigt auch die Tatsache, daß die Todesfälle nach Desinfektion mit Kaliumpermanganat sofort aufhörten. Bei etwaigen im Asphaltlack vorhandenen löslichen Stoffen - in Frage kämen Phenole, Kresole usw. — könnte eine Infusorienfauna, wie Jablowsky sie beobachtet hat, wegen der selbst in großer Ver
dünnung ungemein starken Desinfektionskraft jener Substanzen nicht auftreten. Die Analyse ergab dann auch die Abwesenheit solcher Stoffe. Eine genau ab
gewogene, auf eine Glasplatte gestrichene Menge Asphaltlack wurde vier Stunden lang einmal mit
Wochenschrift für Aquarien- und Terrarienkunde leicht angesäuertem, dann mit leicht alkalisch ge
machtem Wasser gekocht und die beiden Lösungen nach dem Filtrieren eingedampft. Es blieb ein Trockenrückstand von rund 0,27 °/<>, der jedoch nur aus Asphaltlack bestand, welcher sich durch das lange Kochen kolloidal im Wasser gelöst hatte. An
dere Stoffe waren darin nicht nachzuweisen.
Ein zweites Anstrichmittel, hervorragend geeignet als Innen- und Außenanstrich für Aquarien und be
sonders wegen seiner Farblosigkeit für Terrarien, ist der von den Zöllner-Werken A.-G., Berlin-Neukölln, hergestellte Bootslack „Tokiol“. Dieser Lack besitzt ziemlich dicke Konsistenz, dichtet alle Ritzen und Spalten gut ab, wird nach schnellem Trocknen glashart und ist vollkommen wasserbeständig, auch gegen Seewasser. Er ist besonders da geeignet, wo es darauf ankommt, daß auch das Innere des Aqua
riums und Terrariums sauber und freundlich aus- sehen und nicht durch den schwarzen Asphaltlack verunstaltet werden soll. Untersuchungen am staatl.
Materialprüfungsamt in Berlin-Dahlen haben gezeigt, daß der Lack ohne jegliche Veränderung (z. B. Weiß
werden durch Wasseraufnahme) 2—3 Jahre unter Wasser liegen kann, was ich aus eigener Erfahrung bestätige. Er hat gegen den Asphaltlack den Vorzug größerer Hitzebeständigkeit, auch besitzt er nach gutem Trocknen und Wässern (3 -4 Tage) keinerlei lösliche Stoffe, die irgendwie schädlich wirken könn
ten. Den etwas höheren Preis (kg 6 —7 Mk.) wird jeder Liebhaber gern aufwenden, wenn er die Ge
wißheit hat, etwas Erstklassiges und Zuverlässiges zu bekommen, zumal der Lack sehr ergiebig ist.
(Man rechnet auf 1 qm etwa 100 g.)
Noch hitzebeständiger, aber nicht ganz so wasser
fest wie die beiden eben genannten Anstrichmittel, ist der sogenannte „Heizkörperlack“, den man zum Strei
chen von Oefen und Zentralheizungskörpem verwen
det. Er dürfte sich auch in der Liebhaberei haupt
sächlich zum Streichen der Heizkegel eignen.
Daß damit die Reihe der Anstrichmittel noch lange nicht erschöpft ist, liegt auf der Hand, jedoch halte ich die oben erwähnten für die für uns am ge
eignetsten. Zum Schluß möchte ich jedoch nicht ver
fehlen, noch auf ein Mittel hinzuweisen, welches nicht in die Reihe der Lacke gehört. Statt mit diesen kann man auch mit wachsartigen Substanzen abdichten, die warm in die Ecken und auf den Boden gegossen werden und dort beim Abkühlen erstarren. Aber nicht alle Wachse eignen sich für unsere Zwecke, da einige nicht ganz wasserundurchlässig sind und vom Wasser mit der Zeit zermürbt werden, wie z. B.
Kerzenwachs, Bienenwachs, Ceresin. Praktisch ganz wasserfest und in seinen übrigen Eigenschaften für uns am besten brauchbar ist reines Paraffin, und zwar sogenanntes „Hartparaffin“, das bei ungefähr 50 55 0 schmilzt. Das überaus harte und unangreifbare Mon
tanwachs wäre als ideal anzusprechen, wenn es nicht beim Erstarren springen und auf der Unterlage schlecht haften würde. Inwieweit sich diese unan
genehme Eigenschaft durch Zusammenschmelzen mit Paraffin beseitigen läßt, darüber habe ich noch keine Erfahrung gesammelt. Vielleicht macht der eine oder andere Liebhaber den Versuch und gibt seine Er
fahrung darüber bekannt.
Aus dem Raubritterleben der großen Wasserjungfer (Aeschna grandis).
Von G . K e r n , D e rsc h la g .
A m D o rfra n d lie g t ein k le in e r T eich . D e r H im m el s p ie g e lt sich in se in en k la re n W a s s e r n . D ie F isc h lein zieh en fried lich ih re B a h n . D o rt d rü b e n u n te r je n e r E rle w ollen w ir ru h e n u n d d e n A llta g v e r g e s s e n .
E in z a r te r H a u ch z ie h t d u rc h d a s R o h r, im S chilf ra u s c h t es g e h eim n isv o ll, w ie S tim m en k lin g t’s a n u n s e r O h r;
m an a lle S o r g ’ v e rg e s s e n so ll.
D ie F isc h lein , d ie v o rb e i g esc h w o m m e n , L ib ellen in d e s A e th e rs B lau ,
Sie h a b e n a lle s m itg en o m m en , w ie T a g e s s ta u b d e r M o rg e n ta u .
Ja , w ie sie sich h eb en und se n k e n , w ie sie sc h w e b en un d ja g e n , d ie b u n te n L ib e lle n am D o rfte ic h . Sie g e h ö re n zu d en C h a r a k te r tie r n u n s e re s Som m ers. U nd w e n n m an ihrem m a je s tä tis c h e n F lu g e fo lg t, d a n n k an n m an v e rs te h e n , w ie u n se re V o rfa h re n d a zu k am en , sie a ls S e n d b o te n d e r S o m m er
g ö ttin F rig g a zu h a lte n . So v ie lg e s ta ltig u n d a b w e c h s lu n g s reich d e r S om m er ist, so b u n t ist au ch die R e ih e s e in e r g ö t t lich en S e n d b o te n . W a ld u n d H e id e, F lu r u n d F e ld , T eich und B ach w e rd e n v o n d en L ib ellen b e su c h t, doch k e h ren sie a lle s te ts w ie d e r zu ih re n e ig e n tlic h e n B r u ts tä tte n z u rü ck , um d o rt ih re H o c h z e its fe s te k ö n ig lich zu b e g e b e n . D o rt d rü b e n im R o h r g a u k eln d ie d u n k e lb la u e n B a c h ju n g fe rn (C a lo p fe r y x } . Sie g e h ö re n zu d en u n b e h o lfe n e re n V e rw a n d te n d e s L ib ellen - g e sc lile c h ts . S eh t, e tw a s a n d e r e s ist es doch, w ie d o r t die P la ttju n g f e r (L ib e lln la d e p r e s s a ) sich b e w e g t. V on d en g e w a n d te n E lte rn e r e r b t h a t cs au ch d ie S c h la n k ju n g fe r ( A g r io n ) . Sie alle sin d M e iste r d e r F lu g k u n st, die W a ld ju n g f e r un d d ie G o ld ju n g fe r, die R o h rju n g fe r un d d ie L ib e lle n k ö n ig in , u n d w ie sie a lle h e iß e n m ö g en . A b er die d a zu u n s e rn F ü ß e n sc h e in t a lle r L ib ellen F lu g m e is te r t,zu se in . J e tz t s e tz t sie sich zu k u rz e r R a s t a u f ein W a s s e r lilie n b la tt. W ie sie in d e r S o n n e sch im m ert un d le u c h te t, w ie sie g lä n z t un d fu n k e lt, w a h r h a f t e in s to lz e s und sch m u ck es T ie r ist sie . An dem b u n t g e rin g e lte n L eib e r k e n n t m an sie a ls e in e E d e llib e lle (A e s c h n a g r a n d is h D e r s c h w a rz b ra u n e H in te rle ib is t b lau g e fle c k t bei d e n M än n ch en , d ie W eib ch e n tr a g e n v o rw ie g e n d g rü n e F le ck e n . D ie zu- s a m m e n sto ß e n d e n F a c e tte n a u g e n h a lte n n ach B e u te A u s s c h a u ; d ie E d e llib e llle s itz t au f d e r L a u e r. A h n u n g s lo s n a h t vom B lu m e n h a n g ein K o h lw e iß lin g , um sich e in w e n ig in d en F lu te n zu s p ie g e ln . W ie ein P fe il sc h ie ß t p lö tz lic h d ie L ib elle au f ih n lo s . Ist sie g a r n e id isc h a u f ihn, Will sie ihn a u s ihrem R e v ie r v e r tr e ib e n ? D ie in d e r L u ft w ie F e tz e n f la t t e r n d e n w e iß e n F lü g el g eb en stum m e, tra g is c h e A u s k u n ft 'ü b er ein a u g en b lick lic h g e sc h e h e n e s D ra m a . D ie W a s s e r ju n g f e r ist in alle n ih ren A rte n ein g e fä h rlic h e r R ä u b e r. D iese T a t sa c h e und d a s eb en g e s e h e n e S c h a u sp iel m ö ch te n u n s ans u n se rm F rie d e n u n d d e r s tille n B e s c h a u lic h k e it jä h a u f r ü tte ln . W a ru m m ü ssen w ir in d ie s e r E in s a m k e it so p lö tz lic h w ie d e r e r in n e r t w e rd e n a n d en ird is c h e n K am p f um s D a s e in ? W ir su ch en n a ch einem A u sg leich u n d fin d e n ihn, w e n n w ir b e d e n k en , d a ß T ie r u n d M en sch n ic h t w e se n sg le ic h s in d . iFür uns g ilt es z w a r au ch , d en K am p f d es L eb en s s ie g reich .zu fü h re n , doch in e in e r dem M en sch en w ü rd ig e n A rt, im S p ie gel d e r S eele un d d e s G e w iss e n s . A is G e se tz g ilt dem M e n sch en d a s g ö ttlic h e u n d ird is c h e G eb o t, dem T ie rle in a b e r die N a tu rb e s tim m n g . U nd u n te r diesem G e sic h ts w in k el b e tra c h te t, k ö n n e n w ir d e r rä u b e ris c h e n L ib elle n ic h t b ö se w e rd e n , w en n sie auch d en b u n te n S o n n e n v o g e l, d en S c h m e tte rlin g jä h lin g s ü b e rfä llt u n d u m b rin g t; s o n d e rn w ir b e w u n d e rn sie a ls k ü h n es T ie r. E in e g e w isse K lu g h e it ru h t d a rin , dem K o h lw e iß le in m it sc h n e llem B iß a lle v ie r F lü g e l a b z u b e iß e n , um ihn so am W e ite rflie g e n u n d U m sic h sc h la g en zu v e rh in d e rn . V ielleich t ist es au ch ein e allm äh lich g e w o n n e n e u n d v e re rb u n g s fä h ig g e w o rd e n e E rfa h ru n g , d a ß die F lü g e l u n g e n ie ß b a r un d w e r t lo s sin d . D e r flü g ello se , sc h m e rz h a ft z u ck e n d e L eib w ird a u f ein S c h ilfb la tt g e tr a g e n u n d d o rt fö rm lich a b g e s c h la c h te t.
D ab ei sp ä h e n d ie g ie rig e n A u g en sch o n w ie d e r o h n e R a s t n a ch n e u e r B e u te a u s . So h a b e n sie lä n g s t e rb lic k t, d a ß d rü b e n im Schilf d ie M ücken au f u n d a b ta n z e n d ih re H o c h z e its re ig e n a u ffü h re n . U nd d ie J u n g fe r, die so e b e n m it W o h l
b e h a g e n d e n K o h lw e iß lin g v e r s p e is t h a t u n d sich n o ch m it d e r U n te rlip p e g e n ie ß e r h a f t ü b e r d en M und h in - u n d h e r f ä h rt, w irft sich in d ie L u ft m itte n in die a h n u n g s lo s e S c h a r h in e in . E in e n a ch d e r a n d e r n w ird w e g g e s c h n a p p t u n d laus d e r M iic k e n g e s e llsc h a ft h e r a u s g e r is s e n . D iese k lein e n sc h m a c k h a fte n D in g e r w e rd e n e ilig im F lu g e v e rz e h rt, b is k e in e s
m eh r ü b rig b leib t. J e tz t b e g in n t d a s sto lze, sc h e in b a r n im m er- isatte T ie r im m er g r ö ß e re K re ise ü b e r dem W s s e rs p ie g e l zu z ie h n . A n d e n a u ffa lle n d e n h in - u n d h e r-, a u f- u n d a b sc h ie ß e n d e n B e w e g u n g en m erk t m an, d a ß a lle s e rg riffe n w ird , w a s dem r a u b g ie rig e n T ie r a u f dem F lu g in d ie Q u e re kom m t u n d ü b e rw ä ltig t w e rd e n k a n n . H a rts c h a lig e T ie re w e rd e n g e m ie d e n u n d v e rs c h m ä h t. D as sc h a rfe A u g e a b e r r u h t n ie u n d s p ä h t sch o n , n o c h w ä h re n d d a s e rh a s c h te O p fe r v e rs c h lu n g e n w ird , n a ch n e u e r B e u te a u s . L ib e lle n sin d R a u b r itte r , d ie a u f ih re n F lü g e ln w ie a u f w ild e n ,R o ss en c in h e rja g e n un d a lle s ra u b e n u n d e rb e u te n , w a s ih n en p ic h t