Volk und
Rasse
Jllustrierte
Vierteljahrsfchrtft für deutsches Volkstum
4. Jahrgang 1929
W
J.8.Lehmanns Verlag, München
Jnhaltsverzeichnis
des4.Jahrganges, 3929.
Heftx S. z—04; HeftzS.65—x38; HeftZS.x29—-x92; Heft4S.393——2.53.
Verfasserverzeichnis.
Beninger, E»DieeiszeitlichenKulturen inEuropa. Mit zAbb.
Boerk, Chr.,Ein DichternordischerArt. Mit Z Abb.
Brurein, W., VondeutscherBaukunst . . . . .
Bryn, H.,Seelische Unterschiedezweier Spielformen dernordischen
Rasse.Mit 2Abb. . . . . . . . .
Ebeling, s., Sturmzeichen fürdasmitteleuropaische Deutschtum Darre«, W., ZurFörderungderRassenhygiene . . . Ergebnis des Preisausschreibens für nordische Ahnentafeln mit Bildern Günthe r,H.s. K.,DieEntnordung derkeltischenStamme. MitzAbb.
Mjoen, J. A., RassenkreuzungbeimMenschen11. Mist 4 Abb. .
Peters en,E.,DieWandalen imSpiegelderoftdeutschen Bodenfunde.
Mit «Abb. . . . . . . . . . .
P olsland, R.,DierassischeZusammensetzungderBevölkerungStein-
marks. Mit 7Abb. . . . . . . . .
Reche, O.,Bemerkungen zum Aufsatz ,,Sturmzeichen fürdas mittel- europäischeDeutschtum«von s. Ebeling . . . . .
——,Der gegenwärtigeStand unsererKenntnissevon der Rasfenkunde
dersriesen. Mit x9Abb. . . . . . .
—, Die Wiedereindeutschung Mecklenburgsunter bevolkerungsftatisti-
schemGesichtspunkt . . . . . . . .
—-,Nordgermanisches inderBevölkerungdespolnischenStaates. Mit
»Abb. . . . . . . . . .
—, Zum Preisausschreiben für nordischebebilderte Ahnentafesln. Mit
einerAhnentafel . . . . . . . . .
Schulz, W.,Germanen undKelteninMitteldeutschland. Mit UAbb.
Steinbäus er, M., Süddeutsche KolonisteninSchsleswigundJütland
Tackenberg, K.,Die Bastarnen . . . . .
Tirala, L.G.,DieLebensfragedes deutschenVolkes . . .
Veeck, W.,Ein Beitrag zurfrühzeitigen Besiedlung Württembergs
Web er,L.,Wie Parzival unserward . . . . . .
Wi tte, H.,Vonmecklenburgischer Geschichteundvom mecklenburgischen
Menschen . . . . . . . . . .
Wulz, G.,Das BürftenbindergewerbeinAlt-München Buchbesprechungen.s Abele, Zur Siedlungsgeschichtedes württembergischen Hohengebietes
am Limes undostlich desselbenindeutscherZeit. (Zeiß) Ammann, Jn undum standern.(B .Schultz)
zzgu.» Seite 322 loz l74
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98 909 252
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Jnhaltsverzeichnis. III
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und Gunzenhauser Gegend (Essen). . . . . . 384
He VonSeele undAntlitzderVölkerundRassen. (Augur.). . . 58 Varus-,DasBauern-tum alsLebensquelldernordischenRasse. (Mielle) zog Deutschevoctheit. (Zeiß) . . . . . . . . exz-
DeutschesEinheits-samilienstammbuch. (Reche). . . . . xzz V—Düring, Psychische GrenzzustandebeiKindern und Jugendlichen.
(Moser) . . . . . . . . . . zsx
Eknft,Geschichtenvon deutscherArt. (Moser). . x85
sehrle,Publius Cornelius Tacitus, Germania. (Much) »F«
Zktscher,ErbbiologieundEugenib (Reche) . . . . 350 skenzel, DieTotenstadt von Burk beiBaugen. (Tackenberg). zöx GötlhSagen aus Südwestmahren. (Karasek). . . . . 385 Gravert, DieBauernhofederKremper-undKollmar-Marsch. (B.K.
Schultz) . . . . . . . . . . ; »
Gronbech, NordischeMythenund Sagen.(Zeiß) 353
Grothe, DiedeutscheZips. (6aushoser). . . . xxz Gründel,Die MenschheitderZukunft. (Tira-la) . . . 379 Güthlein und RitZ, Dasseuchtwanger Heimatmuseum (Zeiß). 385
Usmann, Wald- und Siedlungsflache Südhannovers und angren- Zender Gebiete etwa imö.Jahrh. n.Chr.(Zeiß)." . . x85 Säb erle, DieZunftailtertümerdesMuseumsderStadt Ulm(Zeiß) xso Hahne,Totenehre imalten Norden. (Zeiß) . . . . 59
HelbohSiedelungsgeschichteund Volkslunde. (Lüers) 59
Hknke,BlutprobeimVaterschastsbeweise.(Reche) zzx
Skldcbrandt,Stadt und Rasse. Gesch) . . . 55
Hsnrichs,NiedersachseninWort undBild. (B.K.Schusltz) 392 HEL,Geschichtedesdeutschen StrafrechtsbiszurKarolina. (Zeiß) do
HOhlbaum,Das Paradies und dieSchlange. (Moser) Do
Jac0b, AltebadischeHandwerkskunst Geiß). do
KskstewDie Germanen. (Zeiß) . . . xz4
Kleßling,DeutscheSippennamen. Geiß) 60
leine,HerdeJugend. (Moser) . . . . . . 386 La»ge,Verbrechen als Schicksal,Studien an kriminellen Zwillingen.
»(Moser). . . . . . . . ». . . xsz
Letbbrandt, DieAuswanderung aus Schwaben nachRußlandJsxd
«
bis x833. (1-Zssen) . . . . . . . . 386
LIEUhartzElsassischeOrtsneckereien. (Panzer). . . . . zz9 LOfch,Die Brautwerbungssage der deutschenSpielmannsdichtung.
(Much). . . . . . . . . . . x87
Lundbokg,Rassenkundedesschwedischenvolles. Geiz-rich) »k-,
M0epert,Die AnfängederRübezahcsage Geiß). 388
Iv Jnhaltsvekzeichnis.
Muckermann, Rassensorschungund VolkderZukunft.(Moser) NorwegischeKönigsgeschichten.Bd. z.Geiß). . . . Obcrdeutsche Zeitschrift fürVolkskunde. (Zeiß). . . . .
Peßler, PlattdeutscherWortatlas von Nordwestdeutschland. (Mielke) Peterka, RechtsgeschichtederbdhmischenLänder. (Zeiß). Pseiser, DasSiedlungsbild derLandschaft Angeln. (Zeiß). Psifter, Schwäbische Volksbräuche, sesteundSagen. (Zeiß) Pinck, Verklingende Weisen (LothringerVolkslieder). (Zeiß) Radus ch,Das Geheimnisdes Blutes. (M0ser) . . Sachsenröder, sam·ilien-Undseimatbuch (Reche). Sartori, Westfalische Volkskunde. (Lüers) . . . Scheidt, Einführungin dierassenkundlicheAbtei-lang. (6esch) Schneider, Germanische SeldensageBd.x(W.Schulg). Schremmer, SchlesischeVoslkskunde. (Lüers). . .
Schrdder, Altgermanische Kuslturprobleme. (W. Schultz Sprater, DieUrgeschichtederPfalz. (Zeiß) . .— . .
Stolz, Die AusbreitungdesDeutschtums inSüdtirol. (Zeiß). Strzygowski, Altsslawische Kunst.(Zeiß) . . . .
Stu km, DasDeutschtuminLitauen. (B.K.Schultz).
Teudt, Germanische Heiligtümen(W.Schulg) . . . .
v.Trauwitz--3ellwig, Urmenschund Totenglaube. (W.Schultz) . Ul)sadel, Soziologische Verhältnissekinderreicher Großftadtfamilien.
(Moser) . . . . . . . . .
Unsere Heimat. (B. K.Schulg) . . . . .
v. Verschuer, Sozialpolitik und Rassenhygiene. (6esch). Walther, Schwabische Volkskunde. (B. K.Schulg) Weisert, Weißkirchner samiliennamen. (Zeiß) . . . .
Winth uis,DasZweigeschlechterwesenbei denAustraliernund anderm
Völkern. (Spannaus) . . . . . .
Wolfs, Die Heldender Völkerwanderungszeit. (Zeiß)
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Volk und Rasse
IllustrierteVierteljahrsschrift für deutschesVolkstum Herausgeber:I« Prof. Aichel (Kiel); Dr.Bächtold (Basel);Prof.Dethleffsen (Königsberg
Pt.);Prof.sehrle (6eidelberg);Prof.Fischer (Berlin); Pros.Hambruch(6amburg);
Prof«Helbok (Jnnsbruck); Prof.Lehmann(Altona);Dr. Lüers(München);Prof.Micltc
Getsmsdorfb.Bln.); Prof.Mollison (München); Prof. Much (Wien);Prof. Panzer (Heidelberg);Dr.Peßler (6annover); Prof.J.Petersen(Berlin);Prof. Sartori (Dort- mund);Prof.W. M.Schmid(München); Prof. Schultz(Königsberg);Prof.Schulge- Naumburg(Saaleck);Prof. Thurnwald (Berlin); Prof. Wahle (6eidelberg); Prof.
Wrede (Köln);Dr. Zaunert (Wilhelmshöhe).
SchristleitunåderZeitschrift: UniversitätsprofessorDr.Otto Reche, Gautzsch beiLeipzig, ing Zö,undDr.Hans Zeiß,München 5z, Holzkirchnerstraßez.
Verlag: J.s. Lehmann, München SW. 4, PaulSyst-Straße 20.
Jährlich erscheinen4Hefte.BezugspreisjährlichM.8.—,EinzelheftM.2.—.
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Von mecklenburgischer Geschichte
und vom mecklenburgischenMenschen.
Von Archivdirektor Dr. Hans Witte, Neusirelitz.
Durchdie Tateines Mannes istMecklenburgin dashelleLichtderGeschichte
. hineingestelltworden. AlsderSachsenherzog Heinrich der dee durch seinen Siegüber den ObotritenfürstenNiclot (xxbo)dem jahrhundertelangen Ksmpfum dasSüdgestadederOstseedieEntscheidung gab,dawar nichtnur eine
Zkttwendeneuen deutschen Geschehensweit über dasengereGebiet dieses Kampfes hMaus angebrochen,dabegannauchfür unser MecklenburgdiewirklicheGeschichte.
Was immer wir vorher an Schicksalen unseresLandes erfahren— seises
»KUSmeist zusammenhanglosenAufzeichnungenvon Geschichtschkeibkmydiesämt- lkch ihren Wohnsitz außerhalb unseresLandes hatten; seiesaus dem Nachlaß ältererGeschlechter,denmühseligeSpatenarbeitdemErdboden entriß; seiesdurch dkenicht weniger mühevolleund nicht selten bedenkliche DeutungalterNamen —
dies allesgehört doch nochderVorgeschichte an. ErstalsmitdemSiegedes eUtschtumsdieKunstdesSchreibens ihrenEinzugin dasHeidenland hielt, erst VondaankonnteesimLandeselberzuschriftlichenAufzeichnungen kommen,konn-
lek nndRasse.1929.Sismund. J
2 von undRasse x929.1
tenmecklenburgischeUrkunden undallmählichauch einemecklenburgischeGeschicht- schreibung ergiebigereKunde gebenvon dem,was inUnseremLandevorging.
Einer der größtenund stolzesten Augenblicke deutscher Vergangenheit,da dasheidnischeWendentum niedergerungenvom Deutschtumam Boden lag,war aslsodieGeburtsstunde dermerklenburgischen Geschichteund — wir dürfenes wohl schon vorgreifend sagen—- auch desmerklenburgischen Menschen. Anderseits istmitderBefestigungunddemAusbau desWerkes HeinrichsdesLöwen, selbst wenn man sienur in derBeschränkungauf unser mecklenburgischesLandbetrach- tenwollte, keineswegs lediglichmecklenburgis cheGeschichte gemachtworden;
ward doch damit derGrund gelegt fürdieSicherstellungeineserweiterten Lebens-
raumes unsers deutschen Volkes.
So istan derSchwelledermecklenburgischen Geschichte diesevon derdeutschen Geschichte kaumzusondern.Das Ineinandergreifenist soin- nig, daßimZusammenhangderdeutschenDinge keinenfalls gemißtwerden kann, was zujenen Zeiteninunsererengeren Heimat geschah. Esist geradezugrund- legend fürdieWeiterentwicklung deutschen Wesens.
Soistesauchgeblieben,alszudenzweiumdas SüdgestadederOstseerin- genden Völkern,denDeutschenundWenden, sichalsdrittes die Dänen gesellten.
SchonzuZeiten HeinrichsdesLöwenwar dasStreben der Dänennach Eroberung undBesitzimsüdbaltischenSlavenland deutlich genug undauchkeineswegsganz erfolglos. DochdergewaltigeSachsenherzog wußte sieinSchrankenzuhalten.
Erstdurchseinen Sturzwurde dieBahn fürdieDanen frei.DieSchicksalsfrage dersüdbaltischenLandewurde noch einmal gestellt. Nichtmehr handelte essich jetzt darum,obdieseLande inZukunftdeutschoder wendischsein sollten.Das Wendentum war gebrochenundohnejede MöglichkeiteinerWiederauferstehung.
Jetzthandelteessichnur nochum DeutschoderDänisch.
Zweimal hatMecklenburgmiteinigen Nachbarlandern dieDänenherrschaft übersich ergehen lassen müssen. Zweimal hatesanihrerAbschüttelungmitge- wirkt,am glanzvollstenbei derkühnen GefangennahmedesDänenkönigsWal- demar II. undan demSiegestage von Bornhöved, dessensiebenhundertste Wiederkehrwir imvorigen Jahrefeiern durften. Auchdieszugleicheineher- vorragende Tat deutscher Geschichte,eineW-egebereitu-ng deutscher Zukunft,der dadurchdieOstsee auf unabsehbare Zeit wiedererschlossenund einunermeßlichts Ausbreitungsgebiet eröffnetwurde.
So hat Mecklenburg—- geradeimBeginne seiner Geschichte— langeim Brennpunkt weltgeschichtlicher Kampfeund Entwicklungen gestanden.Aber die Welle sieghaftenVordringensdesDeuitschtumsgenOstenrollte inraschem Lan überunserLand hinweg. Baldhörteesauf, GrenzmarkdesDeutschtums gegen dieVölkerdesOstenszusein. Jeweiter dieWogedesDeutschtumsgenOsten vordrang, jemehr Ländersie deutscher Spracheund Gesittungzurückgewanm um so mehrwurde Mecklenburgzu eineminnerdeutschen Binnenland, dessenunver- rückbareOstseegrenzeallein nochamRande blieb.Umso fremderwurde esauch den großenKämpfenum dieErweiterungdesdeutschen Lebensraumes,aus denen es selber ja erstvor kurzem herausgeborenwar. Eswurde zueinemabgeschiedenens stillen Winkel,in demein insichzurückgezogenes,selbstgenügsamesWesenimmer mehrüberhand nahm, je mehrdasReichvon seiner Höhe herabsankundschließlich garzueinem Schemenverblaßte.
Dynastisehe Landesteilungen, diesichimmer und immer wiederholten bis indieneuesten Zeiten hinein,inneresehden, unnütze GrenzkriegemitdenNach-
Wäg,I HansWitte, Vonmecklenburgifcher Geschichte usw. 3 -
bktkmendlose Streitigkeiten derLandesherrschaftmitdenStänden füllen fortan du«Blätter dermecklenburgifchen GeschichtemiterfchütternderEintdnigkeit. Ge- Wlß ist auchdamanchesGroßere eingestreut:derwiederholte Griffnachden KronendesNordens,der— unter AlbrechtdemGroßen besonders nachdrücklich
—- doch stetsanderMachtlosigkeitdeskleinenLandes scheitern mußte.DieGrün- PUngder Universität Rostock gehört auch dazu,einegeistige Großtat,diedem M«mancherHinsicht rückständigenNorden weitüberMeeklenburgs Grenzenhinaus Ltfhtspendete. Mecklenburgs TeilnahmeanderReformation wärehierzunennen.
Nlchtzuvergessen seiausch dererfolgreicheVersuch,dasStaatswesen nach vorge-
schrittenenGesichtspunktenzuleiten,wie ihnWallenstein in denkurzen Jahren feiner merklenburgischen Serzogswürde unternahm; wobei nur zubedauern ist, daßdieihm gelungene Zähmungderwiderborstigen Landständeniemals auchnur mit einemannähernden Erfolg von einem FürstendeseingeborenenObotriten- hausesversuchtworden ist,unddaß alles,was seine klug-eVerwaltung anHeil- samem schuf,alsbald nachderWiedereinsetzungderalteingesessenen Fürstenmit
tumpfundStiel ausgerottet wurde.
JndenBefreiungsskriegenundwo immer um denBestand Deutschlandsdie ehttrnen Würfel rollten,hat derMecklenburgierfeinenMann gestanden.Er brauchte mkkherausgerifsenzuwerden aus derfelbstgenügsamenAbgeschiedenheitunddem lnerlei seinerengen heimatlichen Verhältnisse,derEinzelnewiedieGesamtheit, UManfeinerStelle Dingezuvollbringen, diesichüber denDurchschnitterhoben UndderGefamtentwicklung deutschen Wesens förderlichwaren.
» Schonder große Friedrichhat mit scharfemBlickdiekriegerischen Fähig- keiten erkannt, dieunverbraucht immecklenburgifchenStilleben schlummerten.
SeineWerber wußten sie fürdieSachePreußens nutzbarzumachen.Wieviele
Mecklenburgerhaben,wenn auch mehroderweniger widerstrebend, seine Schlach- tenschlag-enhelfenundsoamAufbaueinesneuen,waffenstarken Deutschlands mitge- arbeitetlWas damals — bei vielen wenigstens—- nocherzwungeneLeistungwar, Patdfreiwillige, selbstverständlicheHingabein denBefreiungskriegenundspäter ImRingenum das zweitedeutscheKaiserreich.Uberall dort ist bestesmecklem burgisfchesBlut geflossen.Und wer zählt die mecklenburgifchen Opferdes .eltkrieges,deren Gebein-e aufalslenseinen SchauplätzeninEuropa, Afrika, ftenundunter denFlutenderMeereruhen? Wiekönnten wir ihrer,diesichin derBlütederJugend oftmalsmit vollemBewußtsein opferten, je gedenkenohne die
Hoffnung,daß— trotz allem —- auchihre Aufopferungnur eineSaat war für mFIaskommendes Großeres, heute unsernBlicken nochVerborgenes, fürein
drittes,großdeutsches Reich! So findetaucham Ende mecklenburgifcherGe- lchte,wie anihremAnfang,dieusnldsbare Verbundenheit mit dem Erleben des gesamten großenVaterlandes überwältigendenAusdruck. Zwischendurch
«anndie ZeitenstillerZurückgezogenheitin die engenGrenzen;ein Kleben analt-
·
UherliefertenFormen,von denen man sich nichtzutrennen vermag, soklaralle ElnsichtigenihreheilloseUberalterungerkennen. Jm landesgrundgesetzlichen
rljvergleichvon 3755hatman versucht, diefe FormendesStändestaatszuver-
kwlgemUndüber einefast unglaubliche Zeitfpanne istesgelungen!Siestehen Ia noch inunserallerfrischerErinnerungl Undwärenicht diefurchtbareWelt-
tastkopheüberuns hereingebrochen,wer weiß,obwir nichtheutenochunter MRegimentder»getkeuen Stände« eingeruhfamesLebenfristeten.
Soist Mecklenburg schließlichzueiner Artvon historischem Museum geworden,worin das,was man inanderen Ländern längstzudenToten ge-
xi
4 von undRasse me- I
—
worfenhatte, noch fröhlichweiterlebte. Alle die demmodernen Menschen schwer- verständlichen Einrichtungen Und Lebensäußerungendes Ständestaats,durch denjaauch die anderen Länderhindurchgegangenwaren, konnteman beiuns an derQuelle studierenund sichinihrenGeist versenken.Undwer wollte — na- mentlich alsHistoriker—- bestreiten, daß auchdieseinen gewissenWert hat?
WiedieGeschichteanderer kleinerer Gemeinwesen, zeigt auchdieGeschichte unseresLandes ihreHöhepunkteda,wo sie nahezu restlos ineinem starkenStrome gesamtdeutschen Geschehensunterzutauchen scheint.DieZeitenderZurückgezogen- heit bieten dem Geschichtschreiber geringeren Reiz. Die engeVerbundenheit der TeilemitdemGanzenkommt dadurchzuaugenfälligemAusdruck. DieseVerban- denheithatuns dasgewaltige Geschehen dieser letzten Zeit besonderseindringlich erleben lassen. Völlige Abtrennungwürde Verkümmerung bedeuten,vielleicht sogarTod!
DaseinsmöglichkeitderGlieder,das lehrtuns dieBetrachtungderLandes- geschichteimmer wieder, ja selbst Daseinsberechti gungbestehtnur imRahmen desgroßennationalen Ganzen. Sich ihmeinzufügenund unterzuordnen, wie esSelbsterhaltungundPflichtgleichmäßigheischen,darin haben deutscheStämme öfters gefehlt. Derdeutsche Erbfehlerdes Partikularismus istauch heute noch nichttot. Die Notdieser letzten Zeitwärenichtumsonst durchlitten,wenn sieuns Deutsch-eendlich zusammenhämmertezueinerwirklichen, stahlgsehärtetenEinheit- DerTräg-erdieses geschichtlichen Lebens,wieichesebenmitknappenStrichen umrissen habe,istindem hier landschaftlichbegrenzten Rahmen dermerkten- burgis cheMensch.Ein ganzalltäglicher Begriff füruns. Aberwollen wir ihn näher erklären, so stehenwirvor Schwierigkeiten. KeinZweifel,eshandelt sichum denMenschen,derdenMecklenburggenannten Erdenraum in einerlangen Reihevon GeschlechterfolgenbisaufdenheutigenTagbevölkert hat. Aber wohek ist dieserMensch gekommen? Jsterunserer Scholle entsprossenoderistereinge- wandertks Sind dieGeschlechterfolgen,dienacheinanderunser Land-bewohnten- alseinedurchdieJahrhunderte odergarJahrtausendeinsich stets gleichgebliebene Masse anzusehen? Oder hatesimLaufederZeiten Wandelungen gegeben- ist vielleicht sogarderFadenderEntwicklung jäh durchrissenworden? Hatesnicht auchUnterschiedein derBevölkerungderverschiedenenTeile desLandes gegeben?
Eine Füllevon Fragen,die zu beantworten wir uns nicht—- wievorher—- aufdieeigentliche Geschichtebeschränkendürfen:Vor- undUrgeschichte müssen httt mithelfen.DieForschungenderletzten Jahrzehnte habenhier manchesGestrüpp hinweggeräumt,das früherdenfreienBlickhemmte. Nachihnenkann esnicht mehrbezweifelt werden, daßMecklenburgzuden Gebieten deswestlichen Ostw- beckensgehört,diealsWiegedesJndogermanentums unddamit auch des Gek-
manentums anzusehen sind.Sicherist soviel, daß Mecklenburginderjüngeren
Steinzeitvon Menschen indogermanischerArtbewohntwurde.
Ukeinwohnek(AUt0chth0nen)waren sieaber nicht. War dochMecklenburg innoch weiter zurückliegenderUrzeitganz und gar von Jnlandeis bedecktge- wesen,eineBesiedlung also erstnachVerschwinden dieses Eises möglich. Deshalb haben wirdieJndogermanen, die in derjüngeren Steinzeit MecklenburgsBoden imBesitz hatten,alsNeusiedler anzusehen, die,aus demGebiet derKalkhöhlei1 Frankreichs zwischenSeine und Maas stammend,aufdenOstseeinselnund M Schonen eineneue Heimatgefundenund sich spätervon hieraus weiter ausge- breitet hatten— u.a.auch überMecklenburg.
8929-I HansWitte. Vonmecklenburgischer Geschichte usw. 5
—
« Als denerstenVortruppwird man dasVolkbezeichnenmüssen,welchesKof- smna nachdemsundort,andemunser Altmeister Lisch siezumerstenMale fest- stellte,die,,Dobbertiner«genannt hat1).
Die,,Dobbertin«-Sch«ichthatsich nochnicht über den Stand einesprimitiven Jäger-undsischerdaseins erhoben,kenntnoch keineTöpferei;diejüngeren Jndo- germanen wachsenüberdieseZivilisationsstufe hinaus,treiben Ackerbau undVieh- Zucht,und legen »6ünengräber«an.
Bestimmte Anzeichen scheinen darauf hinzudeuten, daßbeideZivilisationsstufen währendeinesTeiles derjüngeren Steinzeit nebeneinander unser Heimatlandbe- Fvohnthaben. Aberdiehöhere Zivilisationwar die weitaus überlegeneundsicher mrasch fortschreitender Weise überwiegende.Sie Zieht natürlich auch unser stärkstesInteresse auf sich,weil von ihrdasGermanentum abstammte,das etwa mitderBronzezeit— also seitzooo v.Chr.—- alsBevölkerung unseres Landes anzusehen ist.
Durch Jahrtausende ist Mecklenburgingermanischer Handgewesen.Der schwierigenund umstrittenenFrage,welcheGermanenstämmeeswaren, diehier IhreWohnsitze hatten,kann beiderKnappheitdesRaumes nichteingehendnach- gegangenwerden. DadieAnwesenheitderGermanen trotzso langerDauer doch nur vorübergehendwar, stehtdieStammesfrage für unsereZwecke auchnichtin vordersterLinie. ErstmitdemAuftreten schriftlicherQuellen hellenisch-rdmischer Herkunftläßt sich diese srage überhaupt stellen.Unddasindes—- mitallem Wennund Aber— immer wieder die Warnen undRestederTeutonem die als Bewohner der Hauptmasse unseresLandes erscheinen,Semnonen und Langobarden, dievon Süden undvon Westenüberseine Grenzen herüber- greifen.
DiegroßeVölkerwanderung hatdann mitdenLänderndesgermanischen OstensauchMecklenburgvon seinengermanischen Bewohnern entleert. Von Ostenher rücktenslavischeStämme indieweiten geräumtenLändernach. Um dasJahr doon. Chr., vielleichteinwenig früher, muß ihre Niederlassungin Mecklenburgerfolgt sein.
Mecklenburgbietet inder FolgezeitdassBild eines reinslavischenLandes.
Aber sind nicht vielleichtdochGermanenresteinihmzurückgeblieben?
, Voneiner ErneuerungderUrgermanentheorie, die das Germanentum Mdichten Massen sitzenbleiben ließ,nur überdeckt undniedergehaltenvon einer stavischenHerrenschicht, nachderen Vernichtungdas Landmiteinem Schlage Wiedergermanisch,wieder deutschwar, — davon kann natürlichkeineRedesein, weder für Mecklenburg, noch fürandere fchicksalverwandteLänderdes Ostens.
AftchBretholz hatsie fürdiie Sudetenländer trotzunablässigenBemühens nfchtinsLebenzurückzurufenvermocht. Sie isteinfüralleMal erledigt.Aber dleFragenachetwa zurückgebliebenenRestenderinihrergroßen Masse abge- tfvandertenGermanenstämme mußüberall gestelltwerden. Habenwir doch für einige Gegenden bestimmte Zeugnisse vom Verbleiben solcher.
» Wiestehtesnun inMecklenburg? Zum Jahreöxz berichtetProcopgelegent- uchderRückkehrderHeruler inihrenordische Heimatvon den,,unbewohnten Flächen,die gegen dieOstseeund dieWarnen lagen«.DieWarnen waren da- mals also noch nicht abgezogen und saßenimOstseegebiet, wahrscheinlichan M
l) Uber sie neuerdingsW.Karbe indenMeckl.-Strelitzer Heimat-Blättekn 1937 HeftlS-4ss.und R.BeltzinderZeitschrift Mecklenburgx927HeftZS.sod.