Volk und
Rasse
Jllustrierte
Vierteljahrsfchrift für deutsches Volkstum
«
z.Jahrgang 1928
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J.s.Lehmanns Verlag, München
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-
DruckvonDr. F. P. Datterer ä Cie.,FreisingMüwchew
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Jnhaltsverzeichnis
desZ.Jahrgangs (3928).
Verfasserverzeichnis.
Seite
Albrecht, Chr.,DieKultur derSlawen inNord- undMitteldeutsch-
landvom 7.—x2-.Jahrhundert. Mit 5Abb. . . . . 33
—, Vor- und frühgeschichtlirheBurgwälleinNord- und Mitteldeutsch-
land. Mit x Karte und 8Abb. . . . . . zxo
Aust, O.,DerGeburtenrückgangimdeutschenVolk . . . 96 Blümner, Obersta.D.,Wehrkraft undGeburtenrürkgang . . ng v.Bonin, B.,DerBalken von Klemzig.Ein BeitragzurEntstehun
derGotik . . . . . . . . . . 537
Darr6, W., DerBalken von Klemzig. . . . . . 224
—, Bauer,Kriegerund Rasse . . UZ
Dras cher, W., samiliengeschichtliche WegezumAuslanddeutschtum . 46 solkers, J.,Diemittelalterlirhen AnsiedlungenfremderKolonistenin
Nordwestdeutschland (soo—xeoo) . . . . . . 38
Greiser, W.,Volk undRasseinErmland-Masuren . . . xxs Haushofer, K., TatsachenderRassen-Politikimpazifischen Lichte. 354
Heckscher, K.,Rasenzauber. . . . . . . . xoz
Julien ,R.,Diealemannisch-schwäbischenKopftrachten.Mit7 Abb. . 39
—-KleidundRasse.Mit 7 Abb. . . . . . . . 83
Lopelmann, M., RassenverhältnisseaneinerBerliner Realschule . 55 Lufft, H»WeißundSchwarz in derBevölkerungsbewegungderVer-
einigtenStaaten . . . . . . . . . x4o
Mjoen, J. A., RassenkreuzungbeimMenschen.I.Mit zz Abb. . . x64 wuch, R.,Die Germanen beiTh.Mommsen . . . xox
— Ketten und Germanen . . . . . . .»s, 393
Von Pe30Id, A.,DieAhnendesdeutschen Reichspräsidenten,desGene- ralfeldmarschalls Paulvon Beneckendorfsundvon Hindenburg . go Reche- O» Blutgruppenforschung und Anthropologie . . . x
-—— Natur- undKulturgeschichtedesMenscheninihrengegenseitigenBe-
ziehungen.Mitxz Abb. . . . . . . . . 05
Scholz, A, GrundlegendesüberRassenpflegeund Erziehung . . 335 SchOMstkgs H»DieWirkungderUmwelt aufdieKörper-große . 53 Schulz, W.,sremdesBlut im germanischenAdelder geschichtlichen
srühzeit.Mit 2Abb. . . . . . zoo
Strengeks Es NokdischerBluteinfluß beidenTschechen. . . 238 StUkM- W» LebensfragendesDeutschtumsinLitauen. Mit x Karte 356 WØIUNU S., GkaphischeDarstellungderBlutgruppen derverschiede-
nenVölker undRassen.Mit 5Abb. . . . . . zog
Witte, H» Urheimat undWestausbreitungderSlaven . . . xs
·
Zeiß, H»Ein Führerzur altgermanischen Kunst.Mit 5Abb. . . 239
— Ortsnamen als MarksteinedesVolkstums . . . . . zxg
256 Jnhaltsverzeichnis. z928,IV
Buchbesprechungen M«
A bels,DieOrtsnamen desEmslandes . . . xzx
Behr,DieZukunftder menschlichenRasse xzx
Bo udriot,DiealtgermanischeReligion. 249
Bo uch holtz,Elsaß-Lothringen . . . . 250
But te rsack,Wider dieMinderwertigkeit. . . se
Capel le
,DieGermanen imFrühlichtderGeschichte. 350
Dries ch,FrauenjenseitsderOzeane . . 247
Fest s chriftfür Marie Andreensysn . . zöx
Fis cher,Rasseund RassenentstehungbeimMenschen 58
Fraze r,Dergoldene Zweig. . . . x87
Fundberichte, Badische . . xso
Ga mi l ls cheg g,DieSprachgeographie zzx
Ge ra mb,Volkskunde derSteiermark 59
Grag ge r,Altungarische Erzählungen 332
Hauer, DerVrätya . . . 387
Heimatbuch xgzs, Schwäbisches zsx
Hüsing,DiedeutschenHochgezeiten . . . oo
Ja c ob-Friesen,Grundfragen der Urgeschichtsforschung xre
Je nse n,Die nordfriesischen Inseln . . · . xzz
Je r e mia s,GermanischeFrömmigkeit . . . sdx
Juhåsz,DieStifte derTschanaderDiözeseimMittelalter xse
Ke rn,Stammbaum undArtbild derDeutschen . . zzz
Keyße r,Anutu imPapualande . . do
Kos sin n a,AltgermanischeKulturhöh xzz
Kraitschel, Rassenkunde . . do
Ku mmer,MidgardsUntergang . . . . . . 389
Lei p oldt,DieGeschichteder ostdeutschen Kolonisation imVogtland xsg
L ü d t ke,GrenzmarkPosen-Wsestpreußen. . . . . do
Menghin,EinführungindieUrgeschichteBöhmensu.Mährens ox
Miel le,Siedlungskundedesdeutschen Volkes . . . ox
Mo r eck,Das weiblicheSchönheitsidealimWandel derZeiten . . . 63
Mo rte nse n,Beiträgezuden Nationalitäten und Siedlungsverhältnissenvon
Preußisch-Litauen . . . . . . . . . z25
Mül le r,Arbeiterbewegungund Bevölkerungsfrage xgo
Na u man n,Altgermanisches Frauenleben . 03
Niederdeutschse Dichterund Denker xgo
Nol lau,GermanischeWiedererstehung 63
Preidel, German-en inBöhmen . . . . . . . . xzo
Preid elund Oberdo rfser, Führer durchdievorgeschichtlicheAbteilungdes
Stadtmuseums inBrür . . . . . . . . . 327
Rademache r,DieSeideterrassezwischen Rheinebene, AcherundSülz xgx Röder,DiesächsischeSchalenfibelderVölkerwanderungszeit - 03
Schei d t,RassenunterschiededesBlutes . . . 253
Schei d tundWriede,DieElbinselFinkenwärder xzy
S cheman n ,Die RassemdenGeisteswissenschaften zzy
Schröde r
,DiedeutschenBurgennamen . . . . . 63
S chUchha rd t,DiesrühgeschichtlichenBefestigungeninNiedersachsen 64 S chuch ha rdt,Vor eschichtevon Deutschland». . . . 253 S imo n,Figürliches unstgerätausdeutscherVergangenheit . . . . 64 Stol z,DieAusbreitung desDeutschtumsinSüdtirol imLichteder Urkunden xgx Steinha use n, Germanische Kultur inder Urzeit . . . 253
Stras ser,WikingerundNormannen . . . . . xgt
S trzy go wsti,DieHolzkircheninderUmgebungvon BialitzsBiala xgz
Volkskundeforschung,Nordische . . . . . 64
Wagn e r,DieRömerinBayern xze
Webe r,Walthari und Hildegund. 254
Weiß,DasBraunauer Blutbuch « 392
Wi ebel,DasSchottentor « 328
Volk und Rasse
Illustrierte Vierteljahrsfchrift für deutschesVolkstum
Herausgehen Prof. Aichel (Kiel); Dr.Bächtold(Basel); Prof.Dethlefsfen(Königsberg
I—Pk·);Prof.sehrle(6eidelberg);Prof.Fischer (B-erlin); Prof.Hambruch(6amburg);
Prof.Helbok (Jnnsbruck); Prof.Lehmann(Altona);Dr.Lüers(München); Prof.Mielke Germsdorfb.Bln.); Pros.Mollison(München); Prof. Much(Wien);Pros.Panzer GUTENng Dr.Peßler (6annover); Prof.J.Petersen (Berlin); Prof.Sartori (Dort- MUUd); Prof.W.M.Schmid(München); Prof. Schultz(Königsberg);Prof.Schulge- Naumburg(Saaleck); Prof. Thurnwald (Berlin); Prof. Wahle (6eidelbetg); Pros.
Wrede (Köln);Dr.Zaunert(Wilhelmshohe).
Schriftleitungbei der Zeitschrift: UniversitätsprofessorDr.Otto Reche,Gautzsch Leipzig,Ring 35,undDr.HansZeiß, München 5x, Holztirchnerstraße2.
Verlag: J. s. Lehmann, München Sw. 4,Paul-Herse-Straße20.
Jährlich erscheinen4seftu Bezugspreisjährlich M. 8.—,FinzelheftM.2.—.
PostscheckkontodesVerla sMünchenzz9.—- Postsparkasse Wien 59 594.—- Konto bei der BayerischenVereinsbank ünchen.—- Konto bei derKreditanstaltderDeutschene.G.m.b.6, Prag11, Krakauerstraße« (Postsparkassen-kontoderKreditanstalt: Prag 037Zo).— SchweizerischePostscheckrechnung Bern 1114845.Schwed. Postscheckkonto Stockholm 4162 Z.Jahrgang Heft x Januar (Hartung) x928 Der Verlagbehält sichdas ausschließlicheRechtderVervielfältigungundVerbreitung
derindieser Zeitschriftzum Abdruck gelangendenOriginalbeiträgevor.
Blutgruppenforschungund Anthropologie.
Von Prof. Dr. Otto Reche, Leipzig.
DiebisherinderAnthropologie ausschließlich angewandten anatomiisch-mor-
»»phologischenund mathematischenMethoden habenleidernicht dieerhoffte 1’9lllge«1k·larheitüber dieMenschenrassen gebracht.Das liegt erstens daran,daß sie Mlt Skchekheitnur dasÄußere,das ,,Erscheinungsbild«desMenschen erfassen können Undüber dieErbanlagtzüber das,,Erbbild«,nur einelückenhafteAus- kunft Lebens»UndZweitens hatman inder Anthropologienichtgenügendbe- achtet- daßdleMatomischen und morphologischenMerkmale janicht allein das
WesenderRasseauksmachemdaßphysiotogischse undpsychotogischeszigem schaftm ebensoWlchtig sindund berücksichtigtwerden müssen.Die moderne Anthwpologieandeksichalsoimmer mehrauchdiesenDingenzu,eineRich- tUngsänsdekUngsdleauchaufdervorjährigen Anthropologentagung inSalzburg deutlichZUtage trakiWo aUßer mir1)auchStigler und Reiche12) aufdiev außerordentliche Wichtigkeit dieser Forschungen hinwiesen.
B 1)
O.SReche,Fortschritte.«in derAnthropologie. Mitteil. Anthr.Ges.Wien 57.
d.x927 .ze. ,
2) Rob. Stigler, RassenphysiologischeProbleme. Mitt. Anthr. Ges.Wien 2927S. xe4.
VolkundRasse. l928. Januar· E
2 VolkundRasse. YOU-I
Wir müssenesalseinen besonders glücklichenUmstand ansehen, daßge- rade jetztdieBlutforschung entscheidendeFortschrittemachtund indensogen.
,,Blutgruppen« Eigenschaftenentdeckthat,dieanthropologischenWert zuhaben scheinen,und dieHoffnung bricht sichimmer mehr Bahn, daß dieserneue Wissenszweig derErforschungderMenschenrasseninvieler Beziehungweiter- helfen,uns wichtigeneue Erkenntnisse bringenwird.
Da,,Volkund Rasse« bishernoch nichtsüberdieBlutgruppenforschung gebracht hat, seien zunächstdieGrundlagen kurzerwähnt,diefürdasVer- ständnisder weiteren Erörterungen notwendig sind.
Schon seit Jahrzehnten versuchtman bei starkemBlutverlust und bei pernizioserAnämie (zumTode führender ,,Blutarmut«)den Patienten da-
«
durchzuretten, daßman Blut eines Gesundeninbestimmter Dosis aufihn überträgt (Tran«sfusion).Dabei hatman nun dieüberraschendeErfahrung ge- macht, daßdas fremdeBlut nichtinallen sällengut vertragen wurde, daß vielmehr stattderbelebenden Wirkung gelegentlich schwere siebererscheinungen und sogarderTod eintraten; selbstdas Blut naher Verwandter konnte diese Folgen haben.
Die Ursache dieser rätselhaften Erscheinungwurde durchLandsteiner3) gefunden.ErveröffentlichteimJahr-e xgoxfein-eEntdeckung,daß— nicht nur, wieShattock 3899angenommen hatte,inKrankheitsfällen,sondernauch bei gesundenMenschen—- beim Zusammenbringen des Blutes zweierMenschen Zusammenballungen derroten Blutkdrpercheneintreten können, sogen. ,,Aggluti- nationen«. Kommt esnacheiner Blutübertragungzusolchen Zusammenwi- lungen, so verstopfendieBlutklumpen dieBlutwegeund rufendieerwähnten verhängnisvollen Erscheinungen hervor. Landsteiner glaubtedrei Blutarten (»Blutgruppen«) unterscheidenzukönnen, Decastello und Sturli stellten dann aber schonxgozfest4), daßesvier Gruppen sind,deren gegenseitiges Verhalten aus einer kleinen Tabelle ersichtlich ist:
Serum (Blutsaft)
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Serum und rote Blutldrperchen sindinderTabelle getrennt; sie zeigtdie WirkungderverschiedenenSeren aufdieroten Körper-themdenn nichtetwa die Blutkdrperchen zweier Gruppen bringen sich gegenseitigzur Zusammenballung,.
sonderndasfremdeSerum zwingt siedazu.
Dort,wo esbeiBerührungvon Serum und roten Blutkorperchenzur Agglutinationkommt, istinderTabelleeinPlIszeichen eingesetzt, dort,wo
s)LjLandsteineiz Wien. Klin. Wochenschr. xgox.Bd. H.
4)Vecastello u.Sturli, Münchener Medizin. Wochenfchk—J903 S—IOSOs
x928,l Otto Reche.Blutgruppenforfchnng und Anthropologir. 3
keinesolche stattfindet, einMinuszeichen. Es ergibt sich also, daßdas Serum der BlutgruppeIdie Blutkdrperchen überhauptkeiner Blutgruppe zum Zu- sammenballen zwingt, es hatalso offenbar keineagglutinierende Eigenschaft, keinsogenanntes,,Agglutinin«.Anders beidenübrigenSerem dasvon Blut- gruppe II agglutiniert rote Blutkdrperchenvon Blut I und III, das von BlutgruppeIII die von IundII, endlichdas von BlutgrulppeIV dievon allen übrigenmit Ausnahme der eigenen.Die eigen-enroten Blutkdrperchen werden normalerweise überhaupt nicht—- inkeinerBlutgruppe — agglutiniert, sonstwäre jaein geregelter Blutkreislan unmöglich.Das ,,Agglutinin«der GruppeII hatman mit B,das von III mitabezeichnet;GruppeIV ent- hältzugleichaundfi.
Betrachten wir umgekehrtdie Eigenschaften der roten Blutkdrperchen.
DiederGruppeIV habenoffenbarnichtdieFähigkeit, sichbeimZusammen- treffenmit irgensdeinem fremdenSerum zusammenzuiballen,man sagt, siebe- sitzenkein,,Agglutinogen«; deshalb istinderTabelle rechts in derbetreffenden Spalte eine0eingesetzt.— Die Blutkdrperchender GruppeIII ballen sich zusammen,wenn siemitdenSeren derGruppenIIund IV zusammentreffen-, d.h.ganz offenbar nur bei der Begegnung mit dem Agglutinina,das in diesenbeiden Seren enthalten ist; siehabenalsoeine Eigenschaft,diesiezur Zusammenballungbefähigt,ein,,Agglutinogen«;man hatsich daraufgeeinigt, diesesmit Bzubezeichnen.—- Bei GruppeIItritt dieZusammenballung nur bei Berührungmit den Seren III undIV, also beiBegegnung mit dem Agglutinin B ein;GruppeIIhatalso ebenfallsein,,Agglutinogen«,das man alsAbezeichnet.— GruppeIendlich hatBlutkdrperchen,diesich sowohlbei derBerührungmita wie mitB zusammenballen, d.h.siehatoffenbar Zwei Garnituren roter Blutkdrperchen, solchemit dem Agglutinogen Aund andere mitdemAgglutinogenB:sie hatbeideAgglutinogene.
So erhalten wir also fürdie4Blutgruppen folgende Formeln,die zu- gleichdenGehaltan ,,Agglutinogenen«wie ,,Agglutininen« angeben: -
GruppeI . . . . A B o, GruppeII . . . . AB GruppeIII . . . . Ba GruppeIV . . . . 0aB.
ZUbemerken ist hierzu, daßleider inderZahlung der Blutgruppenin- soferneinegewisseVerwirrung eintrat,alszweiForscher—- ohnevoneinander zUWissen— eineverschiedeneZahlung vornahm-en; zunächstverwandte man meistdie hierangeführte,dievon Moß.5) stammt; alssichaber diePriorität von Jansk?6) herausstellte, benütztenvieledievon ihm angegebene Reihen- folge-diesichVon derMoßschendadurch unterscheidet, daß siedieGruppeI alsIV unddieGruppeIV alsIbezeichnet;IIundIII sindbeibeiden sor- scherngleichbenannt. Um endlichKlarheit indie Benennung zubringen, schlugenv. Dungern und Hirßseld7) vor, dieGruppen nichtmitZahlen, sondernMitihrem Gehalt anAgglutinogenen undAgglutininenzubezeichnen, also sieOas, AB,Ba und AB zu benennen,einVorschlag,der aufder
S)W. L.Moß, Tk«A.Am. Phys.H.24S. »g, x909; derselbe:Folia sekilogica Bd.5S. 307,!909;
SiJanst7, J.Sborn. klin.Bd.sS. 85,xgo7. »
7)L.Hirßfeld, Verhandl.d.Ständ. Kommiss.f.Blutgruppenforsch.(Ukraint- sches Zentralblatt f.Blutgruppenforsch.)Bd.1H.x x927S.zö.
xsk
4 VolkundRasse. x938,l
Düsseldorfer Tagung der ,,Deutschen Gesellschaft für gerichtlicheund soziale Medizin«imPrinzipangenommen wurde, nur daßman zur Bezeichnungder Gruppen ausschließlichdasVorkommen derAgglutinogeneverwendet wissen will,so daßdie4GruppendieBezeichnung
O,A,Bund AB erhalten,was denVorteil derKürzehat.
Berücksichtigtman, daßman dieEigenschaften seinesBlutes von seinen Eltern erbtund daßman wohlbezüglich jeder Erbeigenschaftnach denMen- delschenRegelnentweder gleich-oder ungleicherbig sein kann, so ergeben sich bezüglichder Blutgruppen folgende sormulierungen:
Moß (I)-Jansk7 (IV) . AABB oderAaBB oderAABb oderAaBb
11. . . . . . . . AAbboderAabb
111 . . . . . .« . aaBBodekaaBb
Moß (IV)-Jansky(1) . aabb
wobei mitadassehlenvon A, mitbdas Fehlenvon Bbezeichnet istund die Agglutinine der Einfachheit halber weggelassensind. AABB, AAbb, aaBB und aabb sinddabei dieFormelnder Gleicherbigkeit,dise anderen diefürUn-
gleicherbigkeit. .
«- Aus mathematischenErwägungen (wei-ldieGruppeAB inder Praxis relativ seltener ist,als inder Theorie) ist Bernstein8) zuderAnsichtge- kommen, auchdieGruppe0enthalte eine Eigenschaft,dieallerdings rezessiv seiund dieer mitRbezeichnet;wenn Bernsteins Theorierichtig ist,dann hätt-endieGruppen folgende Form-el:
— AB
AAB oderARJF BBa oder BRa RRaJF
DieAnschauung Bernsteins istabernoch unbewiesenundwird gerade neuerdings starkangefochten, daman — wie wirnochsehenwerden —- den geringeren Hundertsatzvon MenschenmitABanders deuten zukönnenglaubt.
Aus der obigenTabelle gehtweiter hervor,daßzur Bestimmung der Blutgruppen die beiden Sera II und 111genügen— wenigstens zur Be- stimmungdes Vorhandenseins von Aund Bund damit zur Jdentisizierung derGruppe;essinddasdieSera,dienur aund s5enthalten. Dieeinfachste Methode zur BestimmungderBlutgruppe eines Menschenbesteht alsodarin, »
daßman aufeinem gläsernen Objektträger aufder einen Seite (z.B. links) einen Tropfen Serum II, aufder anderen einen Tropfen Serum 111aus- trägt, natürlich so, daßeineBerührung sorgfältigvermieden wird. Nun fügt man zujedemSerum einen Blutstropfen des zuUntersuchend·en.Tritt dann aufbeiden Seiten Agglutination ein, sohaben wir esmitderBlutgruppe AB (alsobeideAgglutinogene)zutun; findetdieAgglutinationnur links (in 11) statt- sOhandelt essichum Blutgruppe III; beiBallungnur imSerum 111 istes Blutgruppe11,und tritt gar keineAgglutination ein,sohabeni wir
Gruppe0 vor uns. -
Diegeschilderte einfache Methode führtinfastallen sallenzureinwand- sreienBestimmungder Blutgruppe; sie ist so sicher, daßdie Serum her-
s)s.Kern-stein, Ztschr. f. indukt. Abst.u.Vererbl. Bd.37,3925.
Urt-I Otto Reche.Blutgruvpenforschungund Antbtopologie. 5
stellenden Institute sie allgemein empfehlen, trotzdemdas Serum meistzur Blutgruppenfeststellung zwecksBlutübertragungverwendet wird, alsofür Untersuchungen,von deren richtigem Resultatdas Leb-en von Menschenab- hängt.
Nurinsehr seltenen Fällen-bei unsicherenGruppenoundAB— reichtdie Methode nichtaus undnatürlichauch dann nicht,wenn man außerden Agglu- tinogenen auchdie Agglutininea und B feststellen will,die gelegentlichnur schwachentwickeltsindoder auchganz fehlen können,wie vielfachbeiNeu- geborenen.Die für diese Zweckeanzuwendende Methode istaber verhältnis- mäßig kompliziertund nur imLaboratorium durchzuführen; für Massen- untersuchungenkommt sie nichtinFrage.
Merkwürdigerweisehatman sichvieleJahredamit begnügt,dieKenntnis derBlutgruppe für klinische Zweckezuverwenden, ohnesichmitderFragezu beschäftigen,was dieBlutgruppen eigentlich sindund obsieein indivsiduell erworbenes, von der Umwelt abhangiges, oder einerbliches Merkmal sind.
Man erkannte schließlich,daß jeder Mensch sein-e Blutgruppe während seines ganzen Lebens behält, sie nicht willkürlichändern kann;alle Versuche,durch physikalischeoder chemische EinflüsseeineUmstellungder Blutgruppe zuer- reichen, sindnachanfänglichen Scheinerfolgenbeisorgfältigerem Experimentieren gescheitert.Bereits beim Embryo istdieBlutgruppe fixiert, find wenigstens
dieAgglutinogene vorhanden. · «
Diese Tatsachenund die Beobachtungenbei samilienuntersuchungener- gaben, daßdieBlutgruppen erblich sind, daß jederMensch sie alsovon seinen Eltern übernimmt;oder richtiger, nicht eigentlichdieBlutgruppe wird ver- erbt, sonderndieAgglutinogeneundAgglutinine; A, B,aund B finden sichim Blute eines Menschennur dann, wenn sieauch beiseinenEltern vorhanden sind. Es handelt sich alsoum dominante Eigenschaften,diekeineGeneration überspringenkönnenund die sichnach den Mendelschen Regelnvererben.
Man kannalsoaus der BlutsormelderEltern berechnen,welcheBlutformeln bei denKindern nur auftauchen können,undumgekehrtkannman aus derBlut-s gruppe derKinder aufdiederEltern schließen.Das hatman bereits fürden Nachweis von Nichtvaterschaften verwendet; wenn beispielsweisedie Mutter und der Beklagtebeide dieGruppeII ((Ax5) haben,das Kind aber GruppeIII (Ba),dann kann der Beklagte nichtder Vater sein;denn dieim Blute desKindesvorhandenen EigenschaftenBunda mußesvon mindestens einemseinerEltern geerbt haben;von derMutter kann essieaber inunserem sall nichthaben,denn diehatnur Aund B,und ebensowenigvon demBe- klagkmsdu« auchnur Aundff besitzt; also mußeinanderer Mann derVater sein,einMann mitBunda.
Leiderreicht diese Methodenur zumBeweis ein-erNichtvaterschaftaus; ein positiverBeweis füreinevatekschaft läßt sichmitihr nicht erbringen. Dazu kommt, daßdieZahldernachweissbaren Nichtvaterschaften nur sehr gering ist, inder bisherigen Praxis vielleichtnur etwa szxo betrug. Die Hoffnungen also,dieman zunächstin weiten Kreisenisn dieBrauchbarkeit derBlutgruppen- untersuchungen fürVaterschaftssprozessegesetzt hat, sind stark enttäuscht worden. Man kann ebenbishernur 4Blutgruppen unterscheiden,und derbei einem Vatersehaftsprozeßsich fürden»Vater« ergebenden ,,möglichen«Blut- gruppe gehörenvieleMillion-en Männer an;von demJdealzustanddergenauen Charakterisierung desBlutes jedes einzelnenMenschensindwir leider noch sehrweit entfernt.