• Nie Znaleziono Wyników

Volk und Rasse, 17. Jg. Januar 1942, Heft 1.

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2021

Share "Volk und Rasse, 17. Jg. Januar 1942, Heft 1."

Copied!
22
0
0

Pełen tekst

(1)

..«k«7Mw7-srs:cssp.-«— -H

I

Aufn.k. F.Baue

»Das Willen von der Rasse istUnter deutsches Evangelium-«

Heinrich Himmler

(2)

Aufn.F. Bauer

DieErhaltung und Mehrung wertvollen deutschen Blutes und darin Vorbild Zufein, iftdie wichtigste Aufgabe der schmzstaffel

(3)

Volk-Mal s

e 17..I. E. LehmannsJahrg. 1942Verlag,München-BerlinHeft1 Januar Bruno Kurt schalt-:

10 Jahre Verlobungs- und Heiratsbesehl in der Schutzstaffel DieartigenRückschauReiz,überdieeinGegenwartJahrzehnt mithatdeneinemeigen-be-

stimmten,noch nicht allzu lange zurückliegendenZeit- PUnktezuvergleichen und soeinen Maßstabfür die

Veränderungenzugewinnen, dieinauf- oder ab- steigender Richtung stattgefunden haben.

Besonders weitgehend und entscheidend, ja sogar von weltgeschichtlicher Bedeutung, istder Uinbruch aufallen Gebieten, dersich fürdas deutscheVolk

Der Befehl hatte folgenden Wortlaut:

seitder Übernahmeder Staatsführung durchdie NSDAP. ergeben hat.MitdemAblauf desJahres 1941 fährt sichnun zum 10.Male dieWiederkehr einer der vorbildlichsten rassenpsiegerischen Maß- nahmen in einer der Gliederungen der NSDAP., nämlich derErlaßdesVerlobungs- und Heirats- befehls durch den Reichsführer H, Heinrich Himmler, an dieSchutzstasseL

München,den 31.Dezember 1931.

Der Reichsfiihrer-«

L.

30

10.

til-Befehl - A - Nr. 65

. Die H ist ein nach besonderen Gesichtspunkten ausgewählter Verband deutscher Nordisch-bestimmter Männer.

Entsprechend der nationalsozialistischen Weltanschauung und inder Erkenntnis, dalz die Zukunft unseres Volkes in der Auslese und Erhaltung des rafsisch und erb- gesundheitlich guten Blutes beruht, fiihre ich mit Wirkung vom 1.Januar1932 fiir alle unverheirateten Angehörigen der H die «Heiratsgenehmigung« ein.

Das erstrebte Ziel ist die erbgesundheitlich wertvolle sippe deutscher Nordifch- bestimmter Art.

DieHeiratsgenehmigung wird einzig und allein nach rassischen und erbgelund- heitlichen Gesichtspunkten erteilt oder verweigert.

Jeder fis-Mann, der Zu heiraten beabsichtigt, hat hierzu die Heiratsgenehmigung des Reichsfiihrerst einzuholen.

H-Angehörige, die bei Verweigerung der Heiratsgenehmigung trotzdem heiraten, werden aus der H gestrichen; der Austritt wird ihnen freigestellt.

DiesachgemäszeBearbeitung derHeiratsgesucheistAufgabe des«Rassenamtes"derHM Das Rassenamt der H fiihrt das «Sippenbuch der ", in das die Familien der H-Angehörigen nach Erteilung der Heiratsgenehmigung oder Bejahung des Ein- tragungsgesuches eingetragen werden.

Der Reichsfiihrer-l,!,, der Leiter des Rassenamtes und die Referenten dieses Amtes sind ehrenwörtlich Zur Verschwiegenheit verpflichtet.

DieH istsich dariiber klar, dass siemit diesem Befehl einen schritt von grolzer Bedeutung getan hat.

spott, Hohn und Miszverstehen beriihren uns nicht; die Zukunft gehört uns!

Der Reichsfiihrer-H gez. H. Himmler.

»s)Die Bearbeitung wird heute durchdas Sippenamt des Rasse-und SiedlungshauptamtesiH durchgeführt.

lsls

(4)

t- Volks-Mc

Will man sichderBedeutung derMaßnahme,die indiesem Befehlenthalten ist, bewußt werden, so mußman sich auchin dieZeit,in derererlassen wurde, zurückversetzen.Es war um dieIahreswende von 1931auf1932,eine Zeit,als der Systemregierung nochalle öffentlichen Machtmittel und eine leicht aufzuwühlende Masse der Straße zur Verfügung standenund eine zügellose Hetzpresse ungestört ihre Flut von Haßund Bosheit über den Gegner er- gießenkonnte. Eine Zeit,inderdievolksfremden Machthaber esimmerhin nochwagen konnten, die SA. und H zeitweisezuverbieten unddabesonders

dietreue kampferprobte Scharder Schutzstasselund

ihr Führer Heinrich Himmler der größten Anfein- dung ausgesetzt waren. ,,Spott, Hohn und Miß- verstehen berührenuns nicht; dieZukunft gehört uns!« sagtderReichsführerinsicherer Zuversichtam Schlusse seines Befehles, und sowar esauch.

Dieböswilligen Verdrehungen undbissigster Spott, diegerade dieser Befehl nachsichzog, stiegenins Maßlose,aber dieSchutzstaffelstand unerschüttert, jasiewar durchdiese hohe Anforderung noch mehr gefestigtundhobsichalseineAuslese der Besten besonders klar von Untermenschen und Juden ab, die dieBannerträger desdamaligen Systems waren.

Der Verlobungs- und Heiratsbefehl enthält in seinenZerstenAbsätzendiewesentlichen und ent- scheidenden Richtlinien fürdiegesamte Einstellung der Schutzstassel zur Frage der Rasse, Erbge- sundheit, Familie und Gesundung unserer schwierigen bevölkerungspolitischen Verhältnisse.Sie besagen, daßdie Schutzstassel eine Auswahl von Menschen darstellt,beidenen aufdieZugehörigkeit zuderGrundrasse desdeutschen Volkes, nämlichder Nordischen, entscheidend Gewicht gelegt wird.

Ferner, daßdie Zukunft unseres Volkes von der Ausleseund Erhaltung der rassisch und erbge- sundheitlich Guten unseresVolkes abhängt und daß folglicheinmöglichst zahlreicher Nachwuchs dieserwertvollen Sippen unbedingtes Erfordernis ist.

Die Erkenntnis von den Gesetzen des

Blutes hat über das Bekenntnis zu diesen

Gesetzen und besonders dem Nordischen

Gedanken zur Tat und Anwendung ge-

führt.

Diewesentliche Entscheidung überdieWeitergabe und Vermehrung derguten Rassenanlagen wird bei derGattenwahl getroffen.Gerade indiesem wich- tigen punkte hat der Liberalismus mit der voll- ständigen Verneinung derBedeutung von Rasseund Vererbung im Zeitalter derVerstädterung unserVolk inschwerste Gefahr gebracht. Besonders insolchen Fällen,in denen junge Menschenaus dergeborgenen Lebenswelt des Bauern in dieStadt oder einen Industrieort kamen,konnte man dieverkehrteGat- tenwahl beobachten, beider nicht nach Ebenbürtig- keit in rassischem Sinne, sondern nacheiner zu-

INOT

fälligen Bekanntschaft oder nachdem Geldsäckelge- heiratet wurde. Ein bezeichnendesBeispielfürdie Zerrüttung dieser Zeit istdas Ansteigender jüdisch- deutschen MischehenseitderMitte desvorigen Jahr- hunderts. Unendlich viel Unglückwar durch die liberalistische Auffassung der Ehe und des Ver- haltens derbeiden Geschlechter zueinander in die deutsche Familie hineingetragen worden. Damit sollte zunächstim Rahmen der Schutzstaffel nach dem Wunschedes Reichsführers Heinfürallemal ge- brochen und eine Sicherung«fürdieZukunft ge- schassenwerden.

Sinn und Zweck derEhe istdasKind oderbesser sinddieKinder. Darauf kamesdemReichsführer H abermitdiesem Befehl besondersan. Es solltenaus den Familien der SchutzstasselKinder hervorgehen, von denen man mitRechtsagen kann, daß sie,,wohl- geboren«, d.h.von rassischund erbgesundheitlich hochwertigen Menschen abstammen. Bei solchen Kindern liegtesnahe, daß sieeine wirkliche Freude fürdie Eltern sindunddaß diese sich daherum alles eine Vermehrung und nicht eine Beschränkung derKinderzahl wünschen müssen.Wir sehen, welche ungeheuren Weiterungen sichaus dem eingeschla- genen Wege ergeben.

In welchem AusmaßedieSchutzstaffel durchden Verlobungs- und Heiratsbefehl richtungweisend und vorbildlichgewirkt hat,wird aber auchklar,wenn man sichder Ablehnung und selbstderBedenken wohlgesinnter Volksgenossen zur Zeitdes Erlasses dieses Befehles erinnert und wenn man heutefest- stellt, daß dieseGedanken derbewußten Gattenwahl weitesten Kreisen unseres Volkes geradezu selbst- verständlich geworden sindund invieler Hinsicht in der staatlichen Gesetzgebung seit1933 ihren Niederschlag gefunden haben. DerVerlobungs- und Heiratsbefehl ist sowohldemGesetzezur Verhütung erbkranken Nachwuchses, wiedemEhegesundheits- gesetzundderVerordnung bezüglichderUnbedenk- lichkeitserklärungbeiEingehen einerEhe sowieder ganzen Rassengesetzgebung weit voraus geeiltund hat damit im ganzen Volke vorbildlich und erzie- herisch gewirkt.

Auchin denReihenderSchutzstassel selbstkommt dererzieherischenSeite durchden Verlobungs- und Heiratsbefehl eine besonders große Bedeutung zu.

Jeder einzelneAngehörigeder Schutzstasselkommt indieLage, sichmit den diesem Befehl zugrunde- liegendenGedanken zubefassenundsichüberBegriffe wie Rasse, Vererbung, Auslese, Abstam-

mung, Bevölkerungspolitik, Aufklärung zu

verschaffen.Er lernt erkennen, daßer in diesen Fragenmiteingreifenkann und mußund selbstmit verantwortlich fürdieEntwicklung kommender Ge- schlechter ist.Somit istderVerlobungs- undHeirats- befehleinganz wesentlicher Pfeiler für unsereWelt- anschauungwie für unser Handeln geworden.

Oes-Verlsgbehältstehdassoviel-liebliche RechtderVervlelkältigung undVerbreitung dei- ln dieserzeittchkikt zumAbdruck gelangenden Originalbeitrige vor.

(5)

liestI Elilabeth Pfeil:

Stilahetls pfeil,das Bildnis alsquelle derRatscngettliitlite S

Das Bildnis als Quelle der Raitengeschichte (I)

In derKunstzeitschrift des Nationalsozialismus »Die Kunst imDeutschenReich« (4. Ig., Folge6,Juni l940) brachte Walter Horn eineBetrachtung zudenBildern des baltischenMalers Otto v.Kursell. Unter ihnenbefand sich einLutherbildnis. Eswaren diebekannten Züge:dasfeste Antlitz, diebreite Gestalt —- so hatte Cranach Luther gemalt. Aber dies Bild war zugleich auch anders, und UnserGefchichtsbewußtseinwurde hierinbesondererWeise nngefprochemDieswar derReformator, wiewirDeutsche Von heute ihnsehen:derBefreier von Fremden, derzu eigener Art zurückgeführt hatte, der Kämpfer fürdie Freiheit des Gewissens, der

nicht davor zurückgeschreckt War, bis ans Ende seines Denkens und Gefühls zu

Sehen, Tod und Teufel

trotzend und dabei warmen

Herzens: fähig zu inniger Freude und jener ,,göttlich tiefenTrauer«,Von derNo- valis sprichtund diegerade dieGroßen überkommt,wenn sie ihr Werkmitübermensch- lichenMaßen messen.

Diesalles sprachuns aus Kursells Lutherbild an mit unmittelbarer Uberzeugungs- kraft1)(Abb.« 1).Undeswar verlockend demnachzuspüren, was hiervor sichgegangen war, um eine Gestalt von solcher Eindringlichkeit ent- stehenzulassen. Kursell hatte sichan den überlieferten Bildern ausgerichtet, aber gab er nicht mehr und Wesentlicheres alsjene(jeden- falls füruns Wesentlicheres)?

Undwenn erübersie hinaus- ging, mit welchem Rechte hatteeresgetan, undwobe- ginnt fürdashistorische Bild- ni82)dieGefahr, willkürlich zuwerden?

Ein historisches Bildnis ist Geschichtsdeutung so gut wie jedebeschreibende Historie; Biographie vor allem:

einganzes Leben wird hierineine mit den Augen be-

greifbare Gestaltzusammengeschaut, jameist drängtsich aller Ausdruck imKopfeallein zufammen, der Überdas

ganze Weseneines Menschen aussagen soll.Undes muß

mehrgebenalsdenAusdruck einesAugenblicks: derDar- gestelltesoll nichtnur gezeigtwerden, wieerineiner be- stimmten Stunde3) oder beieiner bestimmten Handlung erschien 4), sondern wir verlangen, dieIndividualität, die hinter seinenHandlungen und wechselnden Erscheinungen steht,herausgearbeitet zusehen;seineganze Entwicklung l) AuchHorn hatesso empfunden: ,,IelängermandasBildbe- trachtet, desto belebter werden seine Züge....dietiefenleidenschaftlichen Augenleuchten,derkraftvolleMund willsich össnen,um

zuseinenlieben Deutschen zureden....WirsehendenEnkel MansfeldischerBauern, derdemVolk aufsMaul sahundaus demtiefenBronnen derUber- lieferungdasköstliche GutderdeutschenMuttersprache emporhod. Das

istdasLutherbild unsererZeit.« » »

I) Genau genommen istBildnis oderPortrait nur.dasBild,das amLebenden abgenommen wurde, aberwiesollman dies«nennen?·

«) Nur einäußersterImpressionismus faßtdasPortrait so aut.

«) Dasist AusgabedesHistorienvitdes.

soll sich andeuten, wirmüssen seine Kämpfe,dieSiegeund dieEnttäuschungen, sein Zukunftswollen und seine Resi- gnation, seinSchicksal und seinenCharakter von seinen Zügen ablesenkönnen. Undwiedieerzählende Biographie willauchdiedarstellende mehralsnur denMenschen selbst geben:dergeschichtlicheHintergrund, von dem ersich ab- hebt,dieZeit,dieervertritt, soll sichandeuten.

Das historische Bildnis stehtdaher unter ähnlichen geistesgeschichtlichen Bedingungen wiedas Geschichtswerk überhaupt. Schon dieWahl des Gegenstandes isteine Entscheidung: kein Zufall, daßder nationalsozialistische

Kämpfer Otto von Kursell gerade den Reformator wählte, der an derWende zweier Zeitalter stand und neue Maßstäbe gab. Inden Fragen, diewir andieVer- gangenheit richten,liegendie Fragen unserer Gegenwart;

das giltfürden Maler, der seinenBlickzurückwendet so gut wiefürden eigentlichen Geschichtsschreiber. Undwie der Historiker istauch der

Maler angewiesen auf die

Überlieferung,sowohlaufdie Fülle der Quellen wie auf ihreStichhaltigkeit. DieGe- schichtsquellen sollendieAnt- wort geben, die er sucht, oder sie sollen dochmöglich machen, daßersie sich gibt:

sogilt es, das überlieferte Material zusammeln undzu sichten und ineinBild zu- sammenzuschauen. Wenn nun auch die besondere Frage- stellung des einzelnenHisto-

rikers jedesmal, wenn das

Geschichtsmaterial neu ge- sichtet wird, anderes für wichtig, anderes für un- wichtig halten wird und der Vorgang des Zusammen- schauens inseinerpsychologischen Bedingtheit dem ge-

wonnenen Bilde notwendig eine subjektive Färbunggibt,

so bleibt dochdas historischeBemühen gerichtet aufdas Objektive: festzustellenwieeswirklich gewesenist,wieein Menschwirklichwar und beimMaler, wie erausgesehen haben mußinAugenblicken, wo sein wahres Wesensichin seinerErscheinung ausdrückte 5). DaderKünstleralles in den schaubaren Augenblick hineinpressen muß,wird der Umsetzungsvorgang, dervom Quellenmaterial zum Ge- schichtsbildhinstattfindet, nochmehr gesteigert seinals beim Geschichtsschreiber.

Vielleicht ist ihmaus dermündlichenoder schriftlichen Überlieferungdie Gestalt eines Menschen vor seinem geistigenAugeerwachsen, und nun mußersie abstimmen aufdiebildlicheÜberlieferungundeskann sein, daß sie nicht passenwill zudem Bilde, das inihmentstanden war.

Vielleicht auch hatsein anschauender Geist geradeaneinem Portrait seinesHeldenseineEingebung gehabt und er

Gemälde von Ottov.kurlell Abb.1.Luther

5) DieFragenach demErscheinendesWesensinder»Ersche»inung«

muß hier offenbleiben. Horn: »DasäußereErscheinungsbildlaßtden beständigerenKernderPersönlichkeitnurunvollkommen durchschimmern·«

(6)

i Volk-Mc

beginntdann erst, überihnnachzulesen und nachzufragen;

wieimmer essei erwird eineAuseinandersetzung mit beiden Arten des überliefertenMaterials nichtumgehen können, wenn ersichvon Willkür fernhalten will. Der Historiker seinerseits findet sich heute, —- wo er chlts geschichteals Rassengeschichte begreifen will stärker denn jeaufdas überlieferte Bildnismaterial verwiesen.

Wer aussagen will überdas rassischeGepräge von Be- völkerungenunddenrassischenStil vonPersönlichkeiten,wer Kulturleistungen inZusammenhang bringen will mitder erbbiologischen Beschaffenheit bestimmter Bevölkerungs- gruppen, dem wird das Portrait aus vergangenen Zeiten einewillkommene Quelle sein.Sein geschichtlichesSchauen wird zum Gestaltsehen, esberührtsichmitdemdesKünst- lers; und wenn jedervon ihnendabei seinen eigenenGe-

"

setzen folgen muß, sowirdeskeinSchade sein, sichüber die Bedingungen beider Arten von Sehen klarzuwerden. Es .

dürfte in der wissenschaftlichen Lage, inder wir uns befinden, zunächsteinmal angezeigt sein,das Bildnis auf seinenWert alshistorischeQuelle zuprüfen.Denn eswill uns scheinen,als bestündedieGefahr, daßesgar zuun- bedenklich verwertet würde. Und wenn ohne Kritik familiengeschichtlicheund erbbiologische Schlüssedaraus gezogen werden. könnteman zurechtschiefen Vorstellungen kommen: dieRassen- undBevölkerungsgeschichte kann sich manchen Umweg ersparen, wenn nun, wo man sicheben anschickt, das überlieferteBildnismaterial auszuwerten, eineBesinnung auf die Grenzen der Verwert- barkeit des Bildnisses für die Geschichtsschrei- bung stattfindet.

Dahin hatuns nun dieBeschäftigungmitdem Werke Kursells geführt,scheinbar weitab von dcrerstenFrage, dieesinuns aufrührte: was denn inihmvorgegangen sei, als ersichan Cranach ausrichtete und von ihmentfernte, aber wirwerden dochimmer wieder zuihmzurückkehren- und wenn wir nun unternehmen, dieBedingtheiten des Portraits und damit auchdieBegrenztbeit seinerhistori- schen Auswertung anzudeuten, sowollen wir es an den Bildnissen derdeutschen Reformationszeit versuchen, zu denen Kursells Lutherbild uns hingeleitet hat.

Quellenkritik, jene unerläßliche Voraussetzung histo- rischerWissenschaftdürftedein

Portrait gegenüberschon deswegen am Platze sein, weil das uberlieferteBildnis selbstbereits Deutung ist.Der TrägerderGeichichte be- gegnet uns hieralsgedeutete Persönlichkeit 6).Eswundert

uns nicht, daß,wie wir oben sagten, einüberliefertes Bildgelegentlich störend aufdenVorgang derBildwerdung imheutigen Künstler wirken kann, wenn wir bedenken, daßder Künstler, der den lebenden Menschen abbildete, seine besondereAuffassung diesesMenschen gab,enineAuf- fassung,diemannigfachbedingt sein mußte. Zunachstein- malkommen diepersönlichen Bedingungen inBetracht: die SchärfeseinerBeobachtung (undzwar sowohl derForm- beobachtung wie der psychologischen), diekünstlerische Fähigkeit,das Gefehene auch sowiedergeben zukönnen, wieesvor seineminneren Augestandund das Charakte- ristischeso deutlich zumachen, daß auchandere eszuer- kennen vermögen,dieesvon selbst nichtaus den Zügen

eines Menschen herauslesen würden. Sein menschliches

Niveau ferner: wieweit erfähigwar, den Menschen, derdavor ihmsaß,zuerfassen,wieviel ervon ihm wußte und wieweitjenersich ihmgab.Denn nichtnur aufden Darstellenden kommt esan, auchaufden Dargestellten.

»Das Portrait entsteht alseine Begegnung zwischenzwei Menschen«7).,,Wo eineinnere Verwandtschaft zwischen dem Malenden unddem Dargestellten mitklingt, kannder schöpferischeAktzurVollkommenheit gedeihen« (Hornmit

«) H. Deckert: ZumBegriffdesPortraiks, Marburger Iahrbücher f. Kunst undWissenschaft.s. Bd.,

7) Deckert a.a.O.

lOU

Bezug aufOtto v. Kursell). In anderen Fällenwieder bestehtdieGefahr, daßder Künstleretwas insein Objekt hineinsieht, was gar nichtinihmvorhanden ist,etwa ein Problem, das ihnselbst beschäftigt, aufjenen überträgt.

Esgiltferner,die,,Stunde«zuwählen (nichtdieStunde derSitzung, sondern dieStunde, diefestgehalten wird,ist gemeint), ,,eskann eineAlltagsstunde sein,aberauch eine Schicksalsstunde« (Waetzold)8). Zwischen dem »Festhalten

einer Stimmung, dieüber das Antlitz eines Menschen

ziehtunddem Herausarbeiten desBleibenden, desCharak- ters«9)liegt eine ganze Stufenfolge von Portraitaufs fassungen,vor allem desKünstlers, aberauchinnichtzu unterschätzendemMaße des Dargestellten. Welche der hierin liegenden Ulöglichkeiten erwählt, ist weitgehend vom Zeitcharakter bestimmt. DerImpressionismusbevors zugtedas eine Ertrem, wir inunserer Begrisssbestimmung des Portraits (oben S. Dnäherten uns dem anderen.

Jedes Bildnis wird den Stempel des Kulturabschnitts tragen, inden seineEntstehung fiel,es wird dadurch be- stimmt sein, was seine Zeitvom Menschen erwartete, welches Bildhohen Menschentums sie aufgestellthatte und was sie daherauchvon derBildnisdarstellung desMenschen wollte. AuchdieKunsttradition, inderder Maler steht, spielteine Rolle: die künstlerischeEntwicklung istzur Stunde, wo einPortrait entsteht, biszueinem gewissen Punkte vorgetrieben, er hat von ihmauszugehen, und selbstwenn ereinen Schritt weitervorstößy bleibt erdurch denAusgangspunkt mitbedingt. Wie starkdieüberlieferung einer Schule selbstbedeutende Künstler binden kann, hat Mar Kemmerich inbezug aufdasPortrait nachgewiesen;

so istz.B.dieFormdesMundes inbestimmten Maler- schulen traditionsgebunden und wird nicht individuell wiedergegeben trotz sonstiger Portraitabsicht10). Beim Übergangvon typisierender zuportraitierender Darstellung findenwirdiese»unvollkommene Portraithaftigkeit«, und selbstbisindieZeitenreifsterPortraitkunst hinein wirken inbezugaufbestimmte Merkmale solcheBindungenU)!

Alles dies gilteszuwissenund zuberücksichtigen.

Es spixlt ferner ein-cRolle, ob dieZeitstarkeAusdrucks- mittel liebt oder obsiedemVerborgenen nachspüren will.

Winckelmann hatdies an derKunst der Alten gerühmt,

daß sienur den Funken imFeuer sehen ließeund mit wenigem viel anzudeuten gewußt habe; während die

neueren Künstler dazu neigten, »die Wahrheit überihre

Grenzen aufzublähen«,war beiden alten Künstlern »die Schönheit dieZunge an der Waage desAusdrucks«.

Dieses verschiedene Verhalten gegenüberdem Ausdruck wird eine Berücksichtigung bei der charakterlichen und rassenbiologischenAuswertung derPortraitkunst erfordern.

Dieseverschiedenen Bedingtheiten stehen aber nicht vereinzelt nebeneinander, denn Kunststil und Zeitcharakter hängen ja zusammen (wenn sie sich auchkeineswegs voll auseinander ableiten lassen) und das innere Bild vom Menschen,dasdemKünstler vorschwebt, stehtebensounter den Einflüssen des Zeitideals wiedas des Dargestellten, wenn er sichin bestimmter Weise abgebildet zu sehen wünscht.Andererseits werden diepersönlichen Voraus- setzungenvon Künstlerund AbgebildetemdenZeitcharakter abwandeln.

EsspringtalsodieFrageauf, obderDargestelltewirklich so ausgesehen hat, wiedas überkommeneBild ihnuns zeigtund obwirklich Wesentliches gegebenwurde, wenn sein Portraitist ihnsound sokennzeichnete.

s) W. Waetzold: DieKunstAlbrechtDürers.Wien I935.

V) Derselbe.

M)K.weistdarauf hin,daßheute inStandbildern nur derKopf ähnlich gegeben wird,dei-Körper stetsgroßundharmonisch, ganzgleich wiedieStatut desDargestellien war.

u) M.K e m m eri ch: Die frühmittelalterlichePortraitplastikinDeutsch- land. Leipzig1909.

Cytaty

Powiązane dokumenty

Die Zahl der Personen mit hellen oder dunklen Haaren und Augen läßt sich noch mit einiger Sicher- heit angeben, doch wird es schon nicht gelingen, die durchschnittliche Form des

Demgegenüber ist die Erfassung unseres Rassen- bestandes im gesamtdeutschen Raume ein heute noch immer nicht zur Erfüllung gebrachter Wunsch aller deutschen Rassenforscher. Den

Ebenso häufig wie Darstellungen von schlanken sind solche von dicken Frauen, welch letztere ganz besonders Auf- merksamkeit erregt haben, weil es sich bei ihnen in vielen Fällen

Hierbei tritt das entgegengesetzte Verhalten des Fälischen einerseits und des Dinarischen und Westischen andererseits klar und eindeutig zutage, während das Verhalten des

(Dieser Bedeutung entspricht auch die Vielzahl bewährter Prü- fungsmethoden, von denen hier nur eine kleine Auswahl genannt sei: Aus einer mehr oder weniger großen Anzahl von

Dieser Sachlage zufolge ist es nun gerade für die Rassen- seelenkunde eigentlich sehr naheliegend, hinsichtlich einer umfassenden und erakten Methodik sich zunächst einmal an

Es ist erstaunlich, daß diese Frage im politischen Schrifttum bisher nicht stärkere Beachtung gefunden hat, zumal aus einer eingehenden Begrisssklarheit über das Wesen des

Obgleich die Zigeuner in Ostpreußen im Ganzen ein recht heterogenes Gemisch darstellen, sind viele unter ihnen doch sofort als ostpreußische Zigeuner zu erkennen. daher auch die