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Die Zukunft, 1. Juni, Jahrg. XV, Bd. 59, Nr 35.

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xv. Jahrg. Heimeden·1.Juni1907. Alk.35.

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Maximilian Hart-en.

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Zrauenlnrih. VonHed wig Doym .·.........·.......291

Rufdem australischen Goldfeld. Vongoser iF- thaty,ne c.........298

Gedicht-. Vonspendet Zuse .....................304

Die1212nübererxung. VonIst-ißZUauthuet ..............308

Getreidepreish Von;ado n ......................327

Mahl-iBolzenEinBriefvonDieser Ist-nennt ..............380

Nachdruck verboten.

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Erfcheint jeden Sonnabend.

Preis vierteljährlith 5 Mark, die einzelne Nummer 50Pf.

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Berlin.

Verlag der Zukunft.

lWilhelmstrcrßeZa- 1907.

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Berlin, den 1.Juni 1907.

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Frauenlyriks

öglich,daßdievon Julia Virginia herausgegebeneSammlungein unge-

»« fähresBildderFrauenlyrik unserer Zeit bietet, obwohl einigemarkante Persönlichkeitendarinfehlen.DasModerne, Neue derFrauenlyrik ist, daß sieüberhauptindieserFülleundMannichsaltigkeitexistirt.Das Weibmußte erst sichseiner selbst bewußtwerden,seineSituation in derWelterfassen, eheesseine Dichterlippen öffnete.DieErkenntnissemußtendenBekenntnissen vorausgehen. Innere ErlebnissesindalledieseLieder;vielevon ihnenschmerz- beredtePetitionenandieGesellschaft,andieMenschheit.

Jchlaseinmal denAufsatzeineshohen Ethikers,in demerdie ge- druckteerotischeHochgluthmoderner Dichterinnen (ernenntsie Dirnenlyrik)bis indiesiebente Hölle (mehr giebteswohl nichts)verdammt. Erklagt diese FeuerbrändederVerführungderJugendanundschließlichwirfterihnen noch vor, daß sienur schwacheKopien männlicherOriginale seien. Merkwürdiger Weise spendeterdenstarkenOriginalvergisternkeinWortdesAbscheues;nur dieSchwachenethisirterweg.JstervielleichtderAnsicht, daßdieschwülen Flammenin derMannesbrusteininteressanterLuzifer entsachte,rvixhrendbei dendichten-HeuWeibsleuten einfachderDeibel losist,desmitSchwefelstaut

ausderuntersten Hölleindiesepotenzirten Rattenfängerinnenfährt?

Befremdlich Begegnetman nicht noch vielfachderMeinung, daßdes WeibeseigentlichsterBerufdie Liebesei? Jene Schriftstellerin,die denSatz prägte: »Der einzigeSinndesWeibes-istderMann«, hat begeisterteAn- hänger gefunden. Läßtnun aber dasWeibamAltarderDichtungdieFlamme

R) Frauenlyrik unserer Zeit.HerausgegebenvonJuliaVirginia.

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292 DieZukirnst.—

ihrerLiebelodern,so treibtsie Dirnenlyrik:undderEthiker stellt sieanden PrangerderMenschheit-Dasheißt:anderBrustdesMannes mögensie lodern, dieFlammen, je höher, jewillkommener, aberesgedrucktweite sagen, pfui!

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JhrliebenFrauen, kehrt Euch nichtandesEthikers Geschrei.GabEuch ein Gottzusagen,wasJhr fühlt, sosagtes!

WerwolltezumSonnenspektrum sagen: »Das Scharlachrothin Deiner Strahlung istmirzugrellFortdamit!«DasScharlachroth gehörtzu der reichen Farbenskalainderweiblichen Sinnenkonstitution.DieLippenver-

siegeln: heißtDas,demSchadenfeuerderSinne wehren?

Uebrigens:die.erotischenWagehälsekommenin derhier angezeigten Anthologie nicht sehr oftzumWort. Vielleicht fehltesderSammlungein Wenig-anstarken Persönlichkeiten..KeineTitaniden,keineWalküren,keine satanischberührtenMystikerinnenjagenoderschwärmendurch diesenDichterhain.

Jchkannnicht jeder Einzelnen dieserachtundvierzigDichterinnengerecht werden. Jst auch nicht nöthig.Sieweisen gemeinsameZüge auf. Fastalle zeichnenssichdurch WohllautderSprache, durcheineüberraschendkünstlerischer Formung, durch intensives Naturgefühlaus. DiesesEinleben undEinfühlen in die Natursindet,zumBeispiel,in demGedicht ,,Herbst«vonAnnaCroissant- Rufteinenwundervollen Ausdruck.

WirbefindenunsmitdieserFrauenlyrikimReichdesHerzens. »Ueber allemZauber Liebe«, könntedarüberstehen.Sieistganzundgarsubjektiv, von impulsivsterArt.-Esistimmernur daseigene Herzensschicksal,dasdie DichterinnenwieFrühlingslerchenjubeloder wieNachtigalengeflötoderwie Rabenliederihrem Dichterschoßentbinden. DieRabenlieder herrschenvor.

DiePassionblumen überschattendierothenRosen.

Junge Herzen! Junge Herzen! Herzen,die über denKopf herrschen.

Herzen,dieknospend sich öffnenoderin Liebeschwellenoderin Leidbrechen.

Funken, Flammen, Asche.JnSonnenfluthen schwüldustende Tuberosen,in DämmerungensüßeVeilchen,imMondlicht geknickteLilien. DieDichterinnen schwankenzwischenderMater DolorosaundderBaechantin.

EinschönesBeispiel dieses Kospens, SchwellensundVerblutens bietet LisaBaumfeld. JnwildemFieberdurst, ungebändigt,stößt sie ihre frühlings- schwangerenSeufzeraus.

»IchbinimHauchderstarren Tuberose, Derschweren,dieinweißenGluthenbrennt ... Jch bin,wotolleRhythmenwirbeln .. BinimAkkord,derbrausend Dich durchfluthet, MeinReich ist,wenn dersilberweißeMond Seinschimmernd GiftinErdenwunden hinweint Und·Lieb«undWahnsinndurch die Lüfte rasen.«

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Frauenlyrik 293 Ach, sobaldlöschtenThtänendiePurputfarbenlJndasGeschmetter amersättlicherLebensgiertönte dieTotenglocke. Lisa Baumfeld starbimneun- zehnten Lebensjahr.

DiesympathischenLiedervon Agnes Miegel sindeinPotvourrivon tönendenFarbenoderfarbigenTönen. FeuernelkenundGeigenstriche,Veilchen undHarmonium.DenKummer darüber,daß-unterihrem Herzenbittend das ungeboreneLebenweint: »Okommundsprichzu mirdasWerde«,sollte sie aberälteren Damen überlassen.Mit ihren achtzehn Jahrenkönntesie sich wohl nochetwasgedulden.

Heißen südlichenAthem haucht CugeniedelleGrazieindenDichter- wald. Scirocco! Jn ihren Scirocco-Phantasien flammt Messalinainschwüler SinnengierderBestieNeroentgegen.«Jn.derherrlichenSchilderungNeapels möchte»der finstere VesuvinbrünstigerLiebestollheitdenSchoßderHolden (Neapel)umarmen, wonach ihmfieberndeGierdenLeibdurchschauert.«

JndenPoesiendervielgenanntenMarieMadeleineistAllessScharlach FeuerzischemSonnen-und Sinnenbrand. Venus rastimblutrosengeschmückten Automobilkmit sprühendenRäderndurchalleHimmel (wobeidieDefinition von »Himmel«demeinzelnen Leser überlassenbleibt). Brandendes Wort- .gewoge. Jch höredieBotschaft, dochmirfehltderGlaube andasHerz.

Dolorosa,ihre nächsteSchwesterinApollo, hatmanmit Vorliebepervers genannt;wohl,weilsieanreligiösenEmblemenihre Sinnenekstasenzuent- zünden liebt. Zu ihrer·.Entsündigungließe sich anführen,daßalleEkstasen wahlverwandt sind. anrünstige Phantasienentloderten demScheiterhaufen.

Durch Heilige Haine rastendie Mänaden. DasEvoäderdionysischenFeste galtden· Göttern. Der inwidrigen Wahnsinnausartende Derwischtanzhat einereligiöseGrundlage. Dolorosa hätte vielleicht,in einemfrüherenJahr- hundert geboren, sichalsMärtyrerinandasKreuz,dassie jetztmitTuberosem duft entheiligt, schlagenlassen,wenn Uebelkvollende esnichtetwavorgezogen hätten, siealsHexe (alsschuldlosenatürlich)zu—verbrennen. Mankannssich inNektaroderinChampagnerberauschen,inHaschischoderinJesusleiden- schaft. Jmmer istseinHinauswollendereingeengtenPersönlichkeitinsuner-.

meßlichGrenzenlose. Freilich: daß Dolorosanoch imGrabe»die ewigeNacht imSchutzdersüßenVenus«schlafenmöchte...Geschmackssache.Uebrigens gebendie dreiGedichtein derSammlung wohlkaumein Bildvon derPer- sönlichkeitdieser Dolorosa.

JnderBenusatmosphärezeichnetsich·klarundscharfdasBildvonMac- garetheBeutlersab, die in dieAnthologie nicht aufgenommenseinwollte. Sie hättedarin dieKraftvertreten, denReichthüm. Sonnenblut. Musik. Wie vieMusik perlenderKatarakterauschen ihre leichtflüssigen,.ofttanzendenVerse dahin. MusikindemSpinnstubensagenzauber ihrer neckischenSpuklieder:

25«·

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DieZukunft.

»Aus denböhmischenWäldern-«KeinWehundAchinihrer Brust.Das- girrende Liebestammelnund Werben derAnderen verlacht sie.Vonihren blauenSehnsuchtqualen hinweg blüht sieinrothe Erfüllung hinein.,,Thut absdasgiftigeKleid derSehnsuchtpein—- undwachsthineinin meinenSonnen- schein-« Jndenwenigen Gedichten,wodieser Sonnenschein allzu grell,in- Fieberfarben,brennt (Trompetenstößeninihrer Musik) istmirMargarethe Beutlerunsympathisch;nichtvom ethischen--— vom ästhetischenGesichtspunktaus.

DiephysischenElemente erotischerSensationen gehörensicherindieNatur;

inderPoesie entbehreichgern dieSchreiedesBlutes. Aber vieleWohnungen sind inihrerSeeleHaus. Nichtimmerwohnt sieimHörselbergErosreicht CharitasdieFackelundfeurige Thränen unsäglichenErbarmens tropfenin dieGedichtc: ,,Bilderausdem Norden Berlins«. Wennichesauchdem Schutzmann nicht soübelnehmen kann, daßerdaszerlumptebetrunkene Weib aufdenKirchenstufenso hart anpackte.UndEros legt sicheinenHeiligen-- scheinzu in »denwunderschönenLiedernderMuttersehnsuchtundderMutter- erfüllung,Liedernvonstrahlender Jnnigkeit, gesundim Kern. Keine Seele- sürdenKritiker, der denTeufel spielt,umdieweiblichenDonJuansin die Höllezuholen.

Beiihrem ExamenzurVersetzungin denHimmelgebe ichderDichterin dasZeugnißderReife.

Ausvielen,vielenLiedernderAnthologie schluchztdieVerzweiflung überungetiosseneLiebe, verdorrte Triebe,über ein,,Zu spät«. Heimathlose HerzenmitderinbrünstigenSehnsucht, sichim LandderLiebeanzusiedeln.

Einer Sehnsucht,diesichzu einemAufbäumengegendasFamulus-Schicksal- desWeibessteigert. »Im UnterlassenliegtdasSterben·UnddieFlammen;

die- in Seelen glühen,sollen nichtverlodern undverglühen.« (Albertavon- Putttamer.) ,,Blühendseinunddoch nichtlebensollen,mitderSehnsucht noch, der heißen,tollen,vorderfest verschlossenenThüre stehn-«»Ichkann nichtruhiginderErde schlafen,eh’ ich nichteinmal, einmalganzgelebt.««

(Anna Ritter-) »Laß mich,dennmeinHerz ist ohnePochen. Veilchen bringst Du mirundMaienblüthe,währendHerbstmirdurchdieSeele schaudert:

Ach,wowarst Du,dameinHerz noch glühte?Laß mich,weildas Glück zu langgezaudert.«(Jsolde Kurz.)Maria Stonas Gedicht »Erschläft«istein schrillerAufschrei. Jn wenigen Zeilen streift siemitinsernalischemBlitzlichtsv dieTragoedievielerEhen.

Einige interessanteliterarischeErscheinungen,die in derAnthologiekeinen- Platz gesunden haben-,möchteich nicht unerwähntlassenEineLyrik,die mit ihrer andeutenden,I:aphoristischen,dunkelhinterhaltigen Ausdrucksweisehyper modern ist.

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Frauenlyrik.

Jndiesen Poesien finde ich mich nicht mehrganzzurecht. Oft besinne sich mich:Wassagen siedenn? Waswollensieeigentlich?Warum sprechen sfiesozwischendenZähnen,murmeln, raunenZ Soöffnet dochEureLippen!

Wohl spüre icheinensüßschwerenDuft. Jch hörevon fern her fremdartige

«Melodien,hinlockende, spannende,emporwirbelnde.Jn diefenNeustenistfast immerein Gran Wahnsinn,ein StückPose,etwasHaschifchgeträum,Selbst-·

hypnose,ein wilderZug,ausderHautzufahren, wenigstensmit Wortund Geberde,daessichanders nicht machen läßt.

JndenGedichtenvon Frigga Bracksdorff (ichnenne sieinGedanken immerHerzeleide)tuiftertesvon unterirdischerGluth·Tiefsinnige, herzglühende, weltwunde,wehhingeträumteLieder.Herzeleidesoll nochganzjung sein.Viel- leichtist Genialischesvon ihrzuerwarten;vielleichtwird sieeinstaus dem ,,ChaosihrerSeele dentanzendenStern gebären«.Vorläufigfallenausihrem DichterhimmelnurleuchtendeSternfchnuppen·Mitunter ist mir,alsbötediese ArtvonLyrikimmernurVariationen derergreifendenGrundmotive Nietzsches ElfeLaster-Schüleristdieeigenwilligste,phantastischbizarrsteunterden modernenLyrikerinnenEtwaeinwirisinniger Spuk, dieses Ringenund Klin- gen,diesesBrausenundRauschen? Woherkommtes?Wohin ziehtes?Jdeen, Einfälle-,diesich zusammenballenwiedunkleWolkenzüge.PhantastischeGe- bilde.Ungeheure Schneebeege,KratereinesVulkans,derBlitzeentladet. Und dazwischen thut sicheineblaue Ebeneauf. Weiße Elefantenreitendurch Peairiem goldschillerndeSchlangenwinden sichumPalmen. Oderistsein Traum von derWildenJagd? Verzerrte Schatten, Nüstern,ausdenenFeuer dampft, Köpfeohne Rumpf,blutendeHände,dieeinzuckendesHerz halten.

EinFeuersind dieseLieder,dasdurch schwarzeNebelbrennt. EinBasilisken- -auge imKelcheinerPassionblume.OrchideenundNarzissen,narkotischeDüfte,die Gräbergestreifthaben.DaweintundschluchzteineSeele inNoth. Dazwischen stellt sichein Clown aufdenKopf;odereinPuck,derzitterndaus einem Blumenkelchin die Welthinausgeschnupperthat,.springtmitneckischerPirouette über einenBlitz;odereinStraßenjungemachteiner GöttineineLange Nase.

Zudentraurigen Frauenwende ich mich,dieimLande derSeele wohnen. Schwarze Fahnen wehen; ich sagenicht:überFriedhöfe,Gottesacker;

ichsage:überBegräbnißstätten.Jn ihrer Lyrik begraben diesedunklenGlocken- ftimmen Alles,was sterblich ist,undauch,was unsterblichsein sollte.Das cLebenfelbst istdieLeiche,vor dersieinstarrem Schauder stehen. »Mein Lebenswegwar eineGräberstraße«,grollt dumpf Jsolde Kurz.

Unterdiesen Weltflüchtigennenne ich noch einigeAristokratinnen.Jhre Seelen-glühendurchTrauerflöre,ihremüdenAugen glimmen fahl;unter der wuchtendenWölbung ernsterGedankenredensie gedämpft.Jhre Geberde ist

«.e.del,ihrGewand keusch,von dunklemViolet..Schlichtund vornehm.der Faltenwurf.Sieschreitenwieunter"Cypressen,dietraurigen Frauen.

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296 DieZukunft

HedwigLachmanmWährendandereDichterinnenim Mikrokosmos sichs bewegen, drängt dieser DichterinSeele zum Makrokosmos. Jhre Poesien sind unpersönlich.NichtSturm undDrangoffenbaren sie,keinhinreißendesTem- perament, keineHimmelund keineHöllen.Esgiebt Gedichtevon weicherem Wohllaut,von größeremFarbenzauber, einschmeichelnderemRhythmus. Fast inallihren GedichtenisteseinNaturvorgang,andensie ihrDenkenknüpft-

Ein Bild.

EsliegenvieleMorgen Landes SeitEwigkeiten unbestellt.

MitHügeln sturmverwehtenSandes Beschwertvon AnbeginnderWelt- KeinSämann hatinihre Poren DieSaatdesLebensje versenkt.

JnderUnendlichkeitverloren Verfällt ihr Staub,demStaub vermengt.

Einen kosmischenCharakter tragen ihre Poesien;diestille, schwermü- thige ResignationdesDenkenden,dieunter tiefen Schauern herbenErkennens sich thränenlos beugt.Wieferne, ferne Harfentöneklingen diese Gedichte.·

EineAristokratin ist Helene Voigt-Diederichsmitihren Gedichtenvon- sinnend feinem, wehmuthvollemErnst-

Dunkler undtiefer gefärbtsinddieGedichtevonMargaretheSusmann.

Tiefe, tiefe Einsamkeit ist ihrerSeele Los. Beiihren Versenkannman an einejener allegorischenFigurendenken, dieaufGrabdenkmälernruhen«Das müdgesenkteHauptaneinezerbrocheneSäulegelehnt,alsgrübleesüber die RäthselderBernichtung.Ein. Genius ohne Flügel.Einetraurige Frau.

An vielenanderendieser liebenswürdigenDichterinnen muß ichvorüber- gehen.Nurein Wortnoch Dir,Miriam Eck,dieDu Deine Leiersofein,wie mitSpinnengewebe, bespannst.EineMimose bist Du,eineAeolsharfe, aufder einZephyrlindundleise seelenfrommeWeisen spielt.Einlichter Hauchvon- hier auchziehtdarüberhin.

UndDu,MiaHolm,mit Deinen selig holden ,,Mutterliedern«.Weiße, lilienhasteLiedervon keuscherJnnigkeitmitdenThautropsen zarter Schalt- heit aufdenweißenBlüthen.EinerjungsräulichenMadonna gleichstDu.

TrübenSinnes legte ichdasBuchausderHand.EineFülle lyrischev Schönheiten.Ja wohl.Unddoch:Seelentragik. Auf diesenLiedern liegtes wieAscheauf Rosenkelchen.UndgeradediebegabtestenSängerinnenhaben ihr HauptmitAschebestreut. Jch mußtebeidieser Lyrikan einBildvon- CorneliaPaczkadenken. ,,ArmeSeelen«stehtdarunter. Einlanger Zugvon- Frauen; nichteinesiehtauswiedie andere. Verh"üllte,halbnackte, betendezd

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Frauenlyrik. 2937z trotzigdüstere,skniende,hochausgerichtetezSchwärmerinnen,Verzweifelnde,die dieHände ringenoderdasGesichtin denHänden vergraben.UndAlle..drän- genvorwärts, vorwärts, einemZiel entgegen.,Unddieses Ziel? Nichtsals einegroßeHelle.DieMalerin deutetuns diese Helle nicht.DerGöttersunke Freude?

Jhr schönenSingvögelalle:vorwärts wolltJhr, aufwärts,ansLicht.

Zuviel Erdeliegt aufEuren Flügeln;zu vielErde.Traurige Frauen.Ob- künstigeFrauengenerationenheller, freudiger dichtenwerden? Daswalte... Darf ich sagen:DieFrauenemanzipations

»N-

WennWeiberwohlberedt sind,Dasistanihnen nichtzuloben;esstehtihnen an,daß sie stammelnundnichtwohlredenkönnen. Daszieret sievielbesser.(Luther.)

Lesfemme-s engener-iln’aiment aueun art,neseconnajssent enaucun etn’ontaucun genie.Ellespeuventreussiraux petitsouvrages quinedemandent quede lalägerete d’esprit,dugesit,de lagräce, quelquefoismemede laphilo- sophjeetdu raisonnement. Ellespeuventacquerirde lascience,del’erudition, desltalentsettout cequi s’acquiertErforcede travaiL Maiseefeuceleste qui echauffe etembrase l’äme,cegenie quiconsume etdevore,eette brülante elo- quence, cestransports Sublimes quiportent leurravissementjusqu’aufonddes coeu1-s,manqueront toujoursauxecritsdesfemmeszils sontfroidsetjoliscomme elles;ils auront tant d’esp1-itquevous voudrez,jamaisd’äme.Ellesnesavent nidecrire ni sentir liamour måme (Rousseau.)

ManhattediegelehrtenWeiberlächerlichgemachtund wollteauchdieunterrich- tetennicht leiden,wahrscheinlich,weilman esfür nnhöflichhielt, sovieleunwissende Männerbeschämenzulassen...Frauen sindsilberne Schalen,in die wirgoldeneAepfel legen.MeineJdeevondenFrauenistnichtvondenErscheinungenderWirklichkeitabstra- hirt, sondern sie istmirangeboren,Gottweiß,wie... (Als Hosrath Rehbein gesagt hatte;daspoetischeTalentderFrauenzimmer scheineihmeine Artgeistigen Geschlechts- triebes.)WiederArztDaszurechtlegtl Jchwillnicht untersuchen, inwiefernSiein diesemFall(TheresevonJakob) Recht haben;aberbeiFrauenzimmertalentenanderer Arthabe ichimmergefunden, daß siemitderEhe aufhörten.Jch habe Mädchengekannt, dievortrefflich zeichneten,abersobald sie Frauenund Mütterwurden,waresaus;sie hattenmit den KindernzuthunundnahmenkeinenGriffelmehrindieHandDochunsere Dichterinnenmöchtenimmerschreiben,sovielsiewollen:wennnurunsereMännernicht wie dieWeiberschrieben!Dasist es,wasmirnicht gefällt...Dilettantenund besonders Frauenhabenvon« derPoesie sehr schwacheBegriffe.Sieglauben gewöhnlich,wennsie nurdasTechnischeloshätten, so hättensiedasWesenundwären gemachteLeute ; allein siesindsehrin derJrre...UnsereFrauenlzimmerhabenvonderWichtigkeitder Motivein einem«GedichtkeineAhnung. (Goethe.)

An denWeibernistAllesHerz, sogarderKopf. (Jean Paul-)

I

Hedwig Dohm.

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298 DieZukunft..

Auf dem australifchen Goldfeld.

»· oseidon hat gewonnen!«SohießdasPferd,dasbeidem Melbourne Cup

, amsechstenNovember alserflesansZiel kam;MillionenPfund Sterling wurdeninAustralienanRennwetten verloren. Tage, Wochen lang sprachmannur.

vondemglücklichenPferd, seinemStammbaum undseinem Jockey.

Zur selben Zeitwarim NordenVictorias,nahbeiTarnagulla,nach Jahre langem Suchen endlicheinGoldklumpen gefunden worden,dereinreichesAlluvial- lagerinAussichtstellte.DerNamedesPferdeswurdezumNamendesFeldes- DassollteeineguteVorbedeutung sein« Sogleich nahmendie inderNähe suchenden GoldgräbervondenTheilen,diebesonders lohnend schienen, Besitz.NeueFunde zogenweitereKreise heran. ArbeitloseundAbenteurer ausdenStädten Victorias kamen;alsdann MittederDezemberderPoseidon-Nuggetmit963Unzenund einemWerthvon80 000Mark alsderelftgrößte GoldklumpenderWeltwenige ZollunterderOberflächeblosgelegt wurde, folgtendie anderenKolonien: ausdem nördlichenTheil SüdaustralienszogendieHoffenden heranundgegensechshun;

dertMenschen bevölkertenden»Poseidomsush«.UmNeujahrsprachganzAustralien vonderhalbenMillion MarkGold,diegefördertworden war. Für Victoriamit seinenverarmendenGoldlagernin Ballarat undBendigo ließ dieses Ereignißeine neue Zukunfthoffen.KleineLeutesprachenüberallvomVerkauf ihrer Geschäfte;

siewollten Allesaufgeben,umaufdemneuen FeldReichthümerzusammeln. Jn demhübschenEukalyptushain, fünfMeilenvonTarnagulla,wuchsenHundertevon ZeltenausdemBoden;überall regtensich thätige Hände,diedenBoden aus- wühlten, nachdemersehnten Erzezusuchen. IndieMonotonie dieser gelbgrauen Hügel bringen Laubdächer,die vondenGrabenden diegefürchtetenStrahlender australischenSonne abhalten, anmuthige Abwechselung.

DieWohlthateinesaltendemokratischen Gesetzes zeigt sichindenMengen derGoldgräber,dieanallenEcken undEnden beginnen,woinanderenLändern kapitalistische UnternehmungenmitwenigenArbeitern dasFeld systematisch durch- arbeiten würden. Alluvialfelder sind nachaustralischemBergrechtdeneinzelnen Goldgräbern vorbehalten; aufkleinenFlächenvon-12, 60,72und84Quadratfuß könnenEinzelne ihrGlückversuchen.Erstwenn dieseMänner auf ihr Rechtver- zichtenoderderSchachteineTiefevonvierzig Fuß erreicht,diekapitalistischbesser ausgebeutet wird,könnengrößere FlächenineineHandkommen. Das ,,Miners right-CeinekleineUrkunde, isteinErwerbstitel,derdemAermstenderSchlüssel zumGlückscheint;um21X2ShillingeröffeterJedemdasRecht,einJahrlang aufKronland zuschürfen,undgiebt JedemdieMöglichkeit,selbständigzuWohl- standundAnsehenemporzuklimmenMiteiserner Zähigkeitklammert man sichan dieses Vorrechtundjeder Versuch,es zuGunstenderkapitalistischenBodenausbeutung einzuschränken,stößt aufdeneinmüthigenWiderstandderMassen.

LEinbuntesVolkbewirbtsichumdiesesMiners right-»Diegewerbmäßigen Goldgräber,etwa fünfzigtausendinAustralien, durchsuchen, Picke, Schaufelund einen zinnernenTeller als einzigesWerkzeugmitsich führend, jahraus, jahrein den Bodenundwarten,bisdie GunstdesSchicksals sie fürimmervondemmüh- samenLebenbefreit. Andere, Feld-undForstarbeiter,greifennur gelegentlich nach derMinenrechtsurkundeundverbrauchen-meist ihreErsparnisse,dakeineErfahrung

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