• Nie Znaleziono Wyników

Die Zukunft, 2. Juni, Jahrg. XXV, Bd. 99, Nr 35.

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Share "Die Zukunft, 2. Juni, Jahrg. XXV, Bd. 99, Nr 35."

Copied!
36
0
0

Pełen tekst

(1)

xxY-zcørg- sie-km m 2.zmci1917. gess.

Jahrgang25

Ulmnfk

Herausgehen

Maximilian Hart-m

DerZauberspiegel ..........,...............22I

Unchdruck verboten f- Erfcheknt jeden Sonnabend Preisvierteljährlich5Mark-dkeeinzelneNimm scpl.

H

Berlin.

Verlag der Zukunft.

Wilhelmstraßest.

1917

(2)

Alles-Ils-

satelsessssssaslsssss

tler

Woolsenoolirill

alIle

Zukunft-«

nur

lutes

Ist

liest-ist«

Berlin

sple

Markgrafenle

SO-

lkernspreoher

Amt

Zentrum

10 809

u- 10

810.

Ilsenstein-Inspira-

olerlelishrllols

lsNummern)

I.

s.—,

pro lehr

lll.

Ell-;

nnler

Urteil-Inn

bezogen,

Deutschland

nnslceslerreiols

Ill.

s.65.

pro lehr

lll.

22.Sv;

Auelontl

I.

6.3ll.

pro lallr

lll.25.2ll-

soelellnngen

noli-neu

olle

suchhanrllnngen

unoPoslanelelten

entgegen

sowie

tlor

Lan-sc

III

IUKUIIT,

BERLIN

ZW- Os,

Wilhelmslr.

Zi,

fern-pr.

Llllzow

7724.

OklllnuaknlllllllSSIIJI I

BADSNsSÄDEN

unclsein neues, vornehmes Familienhotel antlerLichtenlaler Allke

--BIIENNEKSNSUSII I(»UIIHOF.«

... ... ...

FRIEDRlCHsTRAssE ECKEFRANZOSlSCHE sTRASsE

verbunden mit erstklassigstem Weinrestaurant Vornehmste Kaffeegedecke

5-Uht- undAbendkonzerte Beisammensejn erster

Familienkreise

Neue Leitung!

Eintritt frei!

egenMagen-,Vorm-,Leber-,Messen-,Blasenleitlen fCollenstelne fzuelterkrsnklielt f

Ziehtfllneunistissnus fKelsrrlt -l-ErholungnsolsKriegsrerlenunqen, Krlegsltranltllelten unllcleren Folgeznstänklkn

Trink- und ThermabBadekun

Wohnung lsn

KURHOTEL

unolnvielenenclrenllotels,Pensionen unklPrltalnäueerm KlllIllcTEl.,elnzlgoelslolelmitTherrnslbätlernaus oen lslethuellennesIndes, grosser

Erwellerungohau rnslallenSsnrlolnungen clerlslolelkunst.

Vers-no tlesNeuenalirer sprudel- naoll neuern Füllverlalirem

Werbeschrlften und alle Auskunfte umsonst und portofrel durch die

Kupdlvektjon Bad Neuenahr. Rhelnland·

(3)

« »

Hsp-:.. .

» Mut-s-Will

··-f

-

«-——-—- wills.l««

Q»Ni-.sz

t

lssstpss san-tu.

tin.·I"!·«:"·«: ilstil·

sIl i.E!I"

Ä

UfL fu«

.. ,.

»k.

11

T «-I"·ississpst. .. cis-is

.-

Jst-LWII«.

«

·-«- «««..«-'s«·

l"

JusIIlI-slll..Is-.!«-I.I«ss-..'-- ..i «

i,is--s :l.:displlsgslllsJIMH-!City-i-

Berlin, den 2.gtuni l917.

- M A

Der Zauberspiegel.

-

eilich,wiedereinmal, düstererWirklichkeitaufdieJnselder Kunst,insBesinnen unschrumpfdar großen Menschheit- gegenstandesentflohenund demFlüchtling eingefallenwar,daß dieser Maimonat, EuropenkeinWonnemond, derhundertfünfs zigste seitderEntstehungderHamburgischenDramaturgie ist, bläts

··terteichindemehrwürdiggefährlichenVuchdesMagisters Lessing

—(Cramers,desbremerVerlegers,,mitallergnädigstemkurfächs ssischenPrivilegio« gedruckteAusgabe istmit ihren kräftigen deutschenSchriftzeichenherrlichwieam ersten Tag)und freute michander immer klugen und,wonichtFranzosenhaß,gar Per-

·-sönlicherGrimm gegen Voltaire ihren Puls fchleunigt, kühlen KlarheitderDarftellung..Wesentliches istheutenoch lesenswerthz müßtevonLeuten,diesichzuKritik desDramas und(wasdurch- aus nichtdasSelbeist)desTheaters berufen glauben,injedem Jahr aufgefuchtundinbedächtigesHirn eingespeichertworden.

vAlsSchlegel,zurAufnahme desdänischenTheaters(eindeut- scherDichterdesdänifchenTheaters!),Vorschlägethat,vonwel- chenesDeutschlandnochlangezumBorwurfgereichen wird,daß ihmkeineGelegenheit gemachtwurde, siezurAufnahmedesun- serenzuthun,war Diesesdererste undvornehmste: ,daßman

»denSchauspielernselbstdieSorgenichtüberlassenmüßte,fürihren

19

(4)

224 DieZukunft-

Berlustund Gewinn zuarbeiten.«DiePrinzipalschaftunter ihnen hateinefreieKunstzueinem Handwerkherabgesetzt,das der Meister gewöhnlichdestonachlässigerund eigennützigertreiben läßt,jegewissereKunden, je mehr Abnehmer ihmNothdurftoder Luxus versprechen. NichtjederkleineKritikaster darf sichfürdas Publikum haltenundDer,dessenErwartungen getäuschtwerden, sollmitsichselbsteinWenig zuRath gehen,vonwelcherArtseine Erwartungen gewesen. Nicht jederLiebhaberistKenner;nicht Jeder,derdieSchönheiteines Stückes,das richtigeSpieleines Acteurs empfindet,kanndarum auchdenWerthalleranderen schätzen.Man hatkeinenGeschmack,wenn man einen einseitigen Geschmack hat;aberoft istman destoparteiischer.DerwahreGe- schmackistderallgemeine,dersichüberCchönheitenvonjederArt verbreitet,abervon keinermehr Vergnügenund Entzückener- wartet,als sie nach ihrerArt gewährenkann.DiegrößteFeinheit eines Dramenrichters zeigt sichdarin, daßerinjedem Falldes Vergnügensund Mißvergnügens unfehlbarzuunterscheiden weiß,wasund wie vieldavonan dieRechnungdesDichtersoder desSchauspielers zusetzensei. Den Einen um Etwas tadeln, was derAndere versehen hat, heißtBeide verderben.8enem wird derMuthgenommen undDieserwirdsichergemacht. Besonders darfderSchauspieler verlangen,daßmanhierindiegröszteStrenge undUnparteilichkeitbeobachte.DieRechtfertigungdes Dichters kann immerversuchtwerden;sein Werk bleibt da undkann uns immer wiedervordieAugengelegtwerden. Aber dieKunstdes Schauspielers istinihren Werkentransitorisch.Sein Gutes und Schlimmes rauscht gleichschnellvorbei;und nicht selten istdie heutigeLaune desZuschauer-s mehrUrsacheals erselbst,warum dasEineoderdas Andere einen lebhafterenEindruckaufJenen gemacht hat.«Gründet dieBühne,aufderenSchnürbodenhosf- nungnisten soll,nichtnuraufdas Strebennach Gelderwerb: sonst verdumvftderhoffnung allzubaldver zumAthmennöthigeLuft.

raum undsieentschwebt stickigerEngedurchdieerstegeöffnete Luke.Jndiese Mahnung hakt sichjetzt,ingewandelterZeit,eine andere von nichtkleinerem GewichtfürdasLebenderBühne:

LiefertdieTheater,die von Kunstnur denNamen, dasFirmen- schild leihen,denenaberhundertmalmehr Volkzuläuftalsden umKunstgewinnbemühten,nichtöffentlichemUrtheilderTrövfe

(5)

DerZauberspiegel. 225 und Zufallsschreiberaus,die grauer Alltagins Sprenzenvon AotizcheminsSchsneegepinkelvonStimmungbildchenbeschränlt und die,wenn sie inMenschens oderLichtspielhäuserlosgelassen werden, mehran dieHulddesüber denFreibilletstempelver- fügendenHerrnDirektor-s alsandieRichterpslichtdenken:sonst bleibts dabei, daßalldieser Kramblind undblödmitLobge- hudelt,nur das Kunsttheaterstetsbemäkelt wird undnoch brei- ter-e Massenins Spottschlechtegewöhntwerden. Erbärmliches res,demGeschmack.derSeelenkultur Verderblicheres als die neuberlinischen Possen,Operetten,»Volksstücke«,Kinospektakel (schondieTitelsind,mindestens achtvon zehn,zumSpeien)ward nirgendserblickt. ZurichtungundSpiel haben meistdenselben

QuarkwerthDennochheißtsimmer,dasDingseiwohlgelungen,

vonallenPrächtenderSzenentechnil umgleißt,unterhalte köst- lich,werde bejauchzt:undsolcherSegen geleitetdieMistsuhrein hoheAussührungzissermAllzuzeitgemäßistauch nochdieMah- nung,imUrtheil übervergänglicheMimenlunstbehutsamzusein.

Deutschlendhat manchengescheiten Dramenwäger gehabt, doch nieeineTheaterkritil,die mitder vonSaintsVictor, Janin,Weiß, Sarcey,Vrunetiåre,Lemaitre sichmessendürfte; unddiepaarTas lente,diesich heute aus diesem Gebiet regen, sind nichtgründlich genug, nichtpolyglottvorgebildet und schändensichselbstunddas wichtigeAmtzuoftdurchGewiss ensschwachheit.DenDramatiker, dernicht nach ihrer Seifensorte riecht,behandeln siewieeinen vorgesührtenVerbrechenihnund denSpieler-,wenn derenArt nichtderneustenMode genügt,wiePlundermätze(hat nichtauch dasalteVenedigundFlorenz, NürnbergundHildesheim Reiz, denman nicht nachstümpern,dochehren,alsseinsteFruchteines bedeutsam Gewesenenbewundern, genießensoll?);undbohren,«

wieSadeStecknadeln indenLeib derMädchen,andenenersich sättigen wollte, ihreFedernindieHautwehrloserSpielerinnen, dieihrAuge, ihreGewohnheit,ihrenkrummen Geschlechtstrieb ärgern. Jn TiefendesVerständnissesvon Mimentunst drang auchLessingnichtvor.,,Wir haben Schauspieler,aberkeineSchau- spielkunst.Wenn es vor Alters einesolcheKunstgegeben hat,so habenwirsienichtmehrzsieistverloren undmußganzvonNeuem wieder erfunden werden. Allgemeines Geschwätzdarüberhat man, inverschiedenen Sprachen,genugzaberspezielle,vonJeder-

19.

(6)

226 Die Zukunft-

mann etkannte,mitDeutlichkeit undPräzision .abgesaßteRegeln, nach welchenderTadel oderdasLob desActeurs in einem be- sonderenFallzubestimmen sei,deren wüßte ichkaumzweioder drei.Daherkommtes, daßallesRaisonnement überdieseMa- terieimmer soschwankendund vieldeutigerscheintundeseben keiannder ist,wenn derSchauspieler,dernichtsalseineglück- licheRoutine hat, sich aufalleWeisedadurchbeleidigtfindet.«

Daher kommt es? DerMagister irrt wunderlich.Zweioder dreiRegeln, nachdenen sichLobundTadel zurichten hat: zwei oderdrei zuviel.BestimmendennRegeln, wie Einer dichten,ma- len,Musikmachen,ausStein oderBronzedas AbbildseinerRa- turformen, Politik oderandere Kunst treibenmüsse2Bon Regel, diesür Bismarck galt,würde Richelieu, von SchlütersRodin verdammt unddennochimsiebenzigsten Leaensjahr jungenM- sionschöpferMaxLiebermann wiesederVeronese, Frankreichs David, unserSchwind vielleichtausdemKunstbereich.«Wollt Ihr nach Regeln messen,wasnicht nachEurerRegelnLaus,der eigenen Spurvergessen, suchtdavon erstdieRegelnaulethr derNatur noch seidausrechterSpur,Das sagt Euchnur, wer nichts weißvon derTabulatuth Jst Sachsens Sang verhallt?

Daß Lessingvon derTabulatur desSchauspielers Allerlei wußte, lehren seinefreundlichhellenSätzeüber denimWesen ihmwohlverwandtenMeisterKonradEckhof;ebensodeutlichaber, daßerdieSchalenur,nichtdenKerndieser Kunsta: tfühlte. ,Mag HerrEckhoseineRolle machen, welcheerwill:man erkennt ihnin derkleinsten nochimmer fürdenerstenActeur undbedauert, nicht zugleichauchalleübrigenRollenvonihmsehenzutönnen.«Dürste esbedauern,wenn Schauspielkunstindenwürdig kluerVortrag undweislich abgemessenemimischeErläuterungeinesTextesbe-

schränkt,derKomoediantetnPfarrer,Dichtersanwalt,Lehrerwäre;

nicht,wenn vonihmhemmunglose HingabeinSuggestion, wenn Gestaltungund Persönlichkeitvonihmgefordertwerdenmuß.Rie- mals wirdKunstempfindenbedauern, daßein zum Odoardo Ga- lottiTauglichernichtauchdenPrinzenoderdessenMarinelli,stets, daßeinzuLears KentWackererdenFähnrich Jago,denhinter Hamletmodernsten KerlinShakespearesWelt, spiel-.,,Ein ihm ganzeigenesTalent istdieses,daßerSittensprncheundallge- meine Vetrachtungen,dieselangweiligcn Ausbeugungeneines

(7)

DerZauberspiegel. 227 verlegenen Dichters,miteinem Anstand,miteiner Jnnigkeitzu sagenweiß, daßdasTriviaistevon dieserArt inseinemMund NeuheitundWürde,dasFrostigste FeuerundLebenerhält.«

Damit,sogar»mittrefflichenpragmatischenMaximen,wiesieden Puppen wohlim Munde ziemen«,hättenUrkomoedianten vom Schrotund Korn derRistori, Wolter,Vernhardt,Rossis, Mitter- wurzers, Matkowskys,Pallenbergs nichts Starkes zu wirken ver- mocht.Diewollen aufderVühneleben,nicht lehren,ausSeelen- kluftaufbrüllen,ausjubeln,nichtBerstandesschachteausschürfen.

Eckhos, sprichtderDramaturg, holtdie Moral aus derFülledes Herzens; hatdieMoralsätzeguteingelerntundzeigt, daßerihren Sinn erfaßthabe, versteheund empfinde.»DieEmpfindungist immer dasstreitigsteunterdenTalenten einesSchauspielers. Sie kannsein,woman sie nicht erkennt,undman kannsiezu erkennen glauben,wosie nichtist.Denn dieEmpfindungistetwas Inne- res, wovonwirnur nachseinen äußerenMerkmalen urtheilen können.«Villige Weisheit. Dieses,Jnnere«nütztdemSpieler- ders nicht durchäußereMerkmalesühlbarmacht,wenigeralsdem HungereinPfefferling. HerrVeersHofmann, derernstesteinder alternden Schaarwiener Dramatiker (unddereinzige,dersich nichtverschnitzelt, unserHoffennichtlüdernd enttäuschthat)sagte zu einem auf seine,Jnnerlichkeit«höchststolzenMimen auseiner Probe: »Die Empfindung hatte ich,als ichsschrieb,undsielebt inmeinemWortthreAufgabe ist,siezuspielen;daß sieinJhnen ist, ehrt mich, hilftmirabernichtindie gewollteWirkung«Wenn LessingdieSchauspieler tadelt,dieI,inheftigenSituationen die allgemeinen Betrachtungeneben sostürmischherauspoltern wie das Uebrigeundweder wissen,wann, noch,welche Gestus sie machensollen«,sohälterfichbeitraurigenPfuschernauf. Erredet von derChironomiederAlten,vondenschönenSchlangenlinien, dieHogarthfürsHandspielaufderBühneempfiehlt,und räth selbst,das Malerische mitdemBedeutenden inderHandbewes gung zuverbinden.Wenn inseinen SätzenüberSpielkunftLehr- reichessei:erhabeesnur vondenBeispielendesHerrn Eckhof richtigzuabstrahiren gesucht. Jchfinde nichts Lehrreichesdrin ; auch nichtindemUrtheilüberFrau Hensel:,,JhrbesondererVor-s. zugisteinesehr richtigeDeklamation ; einfalscherAccentwirdihr schwerlich entwischenzsie weißdenverworrenftem holprigsten,

(8)

228 DieZukunft-

dunkelstenVersmit einerLeichtigkeit,miteinerPräzisionzusa- gen,daßerdurch ihre Stimme diedeutlichste Erklärung,den voll- ständigstenKommentar erhältzsieverbindet damit nichtseltenein Aaffinement,welches entwedervon einersehrglücklichenEmp- findungodervon einer sehr richtigenBeurtheilungzeugt;nur

müßtesie sichvon dem wilden FeuerdesDichters nicht soganz hinreißenlassen,dieäußersteWuthnichtmitderäußerstenAn- strengungderStimme, nichtmitdengewaltsamsten Geberden aus- drücken-« Worte. Wenn Madame Henselkühierbliebe,alsder DichteroderMacher,derHerrihresAbends, gebietet, träfe hart siederTadel,derPflicht gefehltzuhaben;und davonwürdesie durchdieehrbar eindringlichsteDeklamation nichtentschuldigt.

DemVernünftler,demallesLyrischeimTiefsten fremd blieb (und dem ein EnkeldrumdieLyraan dasabscheulicheberliner Denk- mal lehnte), behagtnur dieanständige Vernunft, dieaufden Schaubretternihren Paktdeutlichundsaubervorträgtund, fern allemWirbel,injederBühnenminute andeutet,daßsie »überdem Stoffsteht.«DieZofedesFräuleins vonVarnhelm ließerausplau- dern, daßdieMenschen besondersgern von denEigenschaftenre-

den,diesienichthaben;ihm selbstaberkommtinalldemGeredeüber Schauspielen nichtdas eineWort,das indessenHerzkammerblickt, dem argPhantasielosennichteinmaldas Wort:Phantasie.Dich- tershochmuth?AuchGoethe,dem dieEigenschaftdoch wohl nicht fehlte,wendet dasWort nur einmal,»beiläusig«,an,woervon Schauspielereiredet.Nochdurch dieses Gebietaberschreiteterin andererLebensfülle,mitanderemVlick desGeistesals derdürre Lessing.JhmschimmerndieEckhofsnichtwieFirnen imAbglanz wandernder Sonnen. »Aufeinefortdauernde undvielleicht nie zuzerstörendeMittelmäßigkeitdes deutschen Theaters hatdie ununterbrocheneFolgevon dreiSchauspielern gewirkt, welche, alsMenschenschätzbar,dasGefühlihrer Würde auch aufdem Theaternichtaufgebenkonnten und deshalb mehroderweniger diedramatische KunstnachdemSittlichen,Anständigen,Gebilligs ten undwenigstens scheinbarGuten hinzogen.Eckhofen, Schrös dernundJfflandenkamhierin sogardieallgemeineTendenzder ZeitzuHilfe,dieeineallgemeineAn- undAusgleichungaller Stände undVeschäftigungenzu einem allgemeinen Menschen- werth durchausimHerzenundimAuge hatte.Die Sentimens

(9)

»DerZauberspiegel. 229 talität,dieWürde des Alters unddesMenschenverstandes,das Vermitteln durchvortresslicheVäter und weise Männer nahm ausdemTheater überhand...Unter denGrundsätzen,welche

man bei demweimarischenHostheaterimmer vorAugen hatte, ist einer dervornehmsten:derSchauspieler müsseseinePersönlich- keitverleugnen undso umbilden lernen,daßes vonihmabhange, ingewissenRollen seineIndividualität unkenntlichzumachen.

Der Geist,inwelchemdietressliche SchauspielerinMadame Un- zelmanndieeinzelnenRollen bearbeitet und sich füreinejede umzuschassenweiß,dieBesonnenheitihresSpieles, ihreimmer durchaus schicklicheundanständigeGegenwartausdenBrettern, diereizendeWeise,wiesieals einePerson von ausgebildeter Lebensart dieMitspielendendurch passendeAttentionen zu be- lebenweiß,ihreklareRezitation,ihreenergischeunddoch gemä- ßigteDeklamation, kurz,dasGanze,wasNatur anihrundwas sie sür die Kunst gethan,war dem weimarischen Theatereine wünschenswertheErscheinung,derenWirkungnochsortdauert.

DieNatürlichkeit ausderBühne,dersogenannte Konservations Ton lies zuletztineinunverständlichesMurmeln undLisveln aus, sodaßman von denWorten desDramas nichts mehrver- stehenkonnteundsichmit einem nacktenGeberdenspielbegnügen mußte. Wer Schauspielerbilden will, muß unendlicheGeduld haben. EigentlichsolltederSchauspieler auchbei einem Bild- hauerundMaler indieLehre gehen.Soist ihm,um einen grie- chischen Helden darzustellen, durchaus nöthig, daßerdieausuns gekommenenantiken Bildwerke wohl studirtundsich sodieun- gesuchteGrazie ihres Sitzens, Stehens undGehenseingeprägt habe.Und mitdemKörperlichenistesnoch nicht gethan. Ermuß auchdurcheinsleißigesStudium derbestenalten und neuen

SchriftstellerseinemGeisteinegroßeAusbildung geben,welches ihmdannnichtbloszumVerständnißseinerRollezuGutkommem sondern auch seinemganzen Wesenundseinerganzen Haltung einen höherenAnstrichgebenwird.DieKunstdesSchauspielers bestehtinSpracheundinKörperbewegung.«Dann, Excellenz Goethe, istsieeinarmsäiigkahles Ding;undwächst,bewächst kaum,wenn der Ausübende Jhreneinundneunzig »Regelniür Schauspieler« pünktlichgehorcht.»Unter Rezitation wird ein Vortragverstanden, wieerohneleidenschaftliche Tonerhebung,

(10)

230 DieZukunft-

doch auch nichtganzohne Tonveränderung,zwischenderkalten-, ruhigenundderhöchstausgeregtenSprachein der Mitte liegt..

DerZuhörersühle daran, daßhiervon einem dritten Objektdie- Redesei.Ganzanders istesbei der Deklamation. Hiermußichmei- nen angeborenen Charakter verlassen,meinRaturell verleugnen-.

undmichganz in dieLage undStimmungDesjenigen versetzen,des--—

senRolleichdeklamire. DieWorte, welcheichausspreche,müssen- mitEnergieunddemlebendigstenAusdruck hervorgebrachtwer- den, so daß ich jedeleidenschaftliche Regungals wirkichgegen-- wärtigzuempfinden scheine.HierbedientsichderSpieler aufdem- FortepianoderDämpsungundallerMutationen, welchedasJn- strumentbesitzt.WerdensiemitGeschmack,jedesanseiner Stelle,.

gehörig benutztundhatderSpielerzuvormitGeistundFleißdie:

Berwendu g und denEssekt,welchenman durchsiehervorbringen kann, studi:t, sokannerauchderschönstenundvollkommensten-.

Wirkung gewißsein.DieSchauspieler müssenbedenken, daß sie- um des Publikums willen dasind.Siesollen daher nicht,aus- mißverstandenerRatürlichkeit,untereinander spielen,alsob kein.

Dritter dabeiwäre; sie sollennie imProsilspielen nochdenZu- schauernden Rückenzuwenden.Geschiehtesum desCharakte- ristischenoderumderRothwendigkeitwillen,sogeschehees mit-.

VorsichtundAnmuth.Auchmerkeman vorzüglich,nie insThe- aterhineinzusprechen,sondernimmer gegen dasPublikum.Eine- schöne,nachdenkendeStellungistdiese:wenn ich,dieBrustund den ganzen Körper geradeherausgekehrt,inder Vierten Tanz- stellungverbleiqueinen Kopfetwas ausdieSeiteneige,mitden.

Augen ausdieErdestarre undbeideArme hängenlasse.DerSchau- spielermuß(eheersichvordenSpiegel stelltunddieWorte,die- erzusprechenhat, denkt)denCharakterunddie ganze Lagedes- Vorzustellenden sich völligeigen machenund inseiner Einbil-—

dungskrastdenStoffrecht verarbeiten; dennohne dieseVorbe- reitung wird er weder richtigzudeklamiren nochzuhandeln imStande sein«Um eineleichtereund anständigereBewegung- derFüßezuerwerben,probireman nieinStieseln.DieFrauen- zimmer sollten ihrekleinen Beutel bei Seite legen.DerSchau- spielerlassekeinSchnupftuchaufdemTheatersehen; noch weniger- schnaubeerdieRase; noch weniger spuckeeraus«Esistschreck- lich,innerhalbeines Kunstproduktesan diese Ratürlichkeitener--

(11)

DerZauberspiegel. 23l- innert zu werden. Jm gewöhnlichenLebenmußderSchauspieler sichbemühen,seinem Körper,seinemBetragen,ja,allenübrigen HandlungeneinesolcheWendungzugeben, daßerdadurchgleich- samwie in einerbeständigenUebungerhalten werde.Wer allein aufdemTheatersteht, bedenke,daß aucherdieBühnezustaf- firenberufen ist,undDiesesum somehr,als dieAufmerksamkeit ganz alleinauf ihn gerichtetbleibt.BäuerischeundtölpischeCha- raktere wirdman nur destobesserausdrücken,wennmanmitKunst und Bewußtseindas Gegentheilvom Anständigenthut,jedoch dabeiimmer bedenki, gaßes einenachahmende Erscheinungund keineplatteWir klichkeitsein soll.«Erstaus demvierundsechzigsten Paragraphen dervielfachverrunzelten,gegen die injedemThe- aterjahrhundert mindestens einmal aufwuchernde Wasserpest geistlos bequemer »Natürlichkeit«aber wohlnöthigenRegeln guckt,unauffälligwieein grauer PförtneramSchiebesensterder

Hausflur,dasWort,ausdessenSinn alleBetrachtungder Mi- men kunstaufblühenmüßte: Einbildungskrast.

KenntJhr sie noch?DasSeelchen,dasso zart undscheuist und ohnedessen Mitwirkungdochnieeinsderunbegreiflichho- hen Werke,niemals einWunder gelang?BonseinerGnade wird imSchoß derFrau Josephs,desZimmermannes, Empfängniß, imHirnder Sünderin ausMagdala und derJüngerinEmmaus Auferstehung;aufdenErlebnißstufenvon Krankheit Alter,Tod weihtes im indischen Nepai den Prinzen Siddhattha zum Buddhazund blickt aus jedergroßenThatderSeele,des Geistes (keineandere thronte jein dauernder Größe)schüchtern,dochstolz inhellesSpäherauge.NursteifeAmtsschimmel wieherndielöb- pischeMär, ohne MeisterungderTechnik seiüber Bilds und Wort- kunst,ohneerstöberteKenntnißvonAkten,Aoten,Depeschenüber PolitikundDiplomatikhaltbares Urtheilnichtmöglich.DerPhan- tasieloseahntnicht,wasPhantasiezuschaffen,welchen Verstan- deswustBisionzuersetzen vermag. Von derErde zumHimmel, vonMaterie zuMythos,von Natur zu Kultur undderenKunst- spielplatzschlägtsiediefarbigeLuftbrücke.WernichtPhantasie, nichtzuvisionärerGestaltungdieKräfte hat, ist hieniedeneintrüs berGastundseinsauberstes Feld,das mitemsigstem Ernstbe- stellte, noch so dürftigwiePerditas,ehedieHirtinaus demTraum desWintermärchensalsPrinzeisin erwacht. Der duftetdiebunte

(12)

232 DieZukunft-

Aelke nichtlieblich.weilKunstdenQuell allmächtigschaffender Natur gefärbthat;und eineneue Welt entriegelndem holden MädchenimDorskttteldie Worte desPolyxenes, auchdaszu VeredelungderNatur bestimmteMittel seivonNaturgeschaffen, auchdieKunst,von derNatur adeligwerde,einKindderNatur.

»DeingröbstenStamm vermählenwir das feinste Propfreis, lassenausrauherRindedie anmuthigste Knospeschwellen.Solche KunstverbessertdieNatur-? Verändert sie. Jstaber unbbleibt ewigselbstNatur.« Wie dasVermögenderEinbildung,dersie Gespielinward. Phantasiesahdie bunt gerandete, gezackce,ge- sprenkelteAelke: und gabdemVerstand,der ihr nichtimmer vielfroherdientalsEaliban demZauberer Prospero,denAuf- trag,die zuVerwirklichungdesGebildes tauglichenMittel zu suchen,zufinden.PhantasiegebiertdieVrotoplasten einerReihe vonGefühlenoderGedanken,WesenszügenoderGestalten:und zwingtherrischdann dasGesindedesGeistes, siezubetreuen, freundlichzupflegenunddenVorgangzuerbirschen,der ihren inneren Reichthum,ihrenMöglichkeitgehalt,je nach dem Werk- zeug,Wort oderTon,Stein oderFarbe,in. denstärkstenLeucht- glanz fördert.Rembrandts Saulbildniß entstehtnicht dadurch, daszderMaler einesMorgens beschließt,unter dieJllustratoren derVibel zugehen.VordenfürstlichenHäupterndes inKrösuss fülleschwelgendenRubens hateinDämon ihm zugeraunt: »Laß aus demErzschrankenloswaltender Königswürdeden Silber- blicknackten,inkalterPracht verhärmten Menschenempftndens aufschimmernt«Wer löstes ausdemGeklirr derPrunkketten?

Musik.Wer sangeinem Königund hießimKlangschrittseines Liedes,dervoanbrunst bewegtenSaiten dasHerzeinesAllge- bieters pochen?David. Mit dergelben Handeines in reinem Willen zuGüte nochhäßlichen,nur indenKunstkeimzellenfett genährtenJudenjüngleinsschlägterdieHarfe.Unddes hageren Königs Menschenschmerzrinnt schamhaftindieFaltedes Sam- metvorhanges.DieOthelloiTragoediewurde nichtetwaaus dem Wunsch, Eifersuchtbis inihre Spinnenwinlel zubestrahlenund alles zuihrer Erklärung,Enschuldigung,VerdammnißVe- trächtlicheauszusagen.AmBettShakesveares, durch dessenent- schlafendes HirndasGerüchtvomAbstiegeinesEdelmanns und Kriegers inbürgerlicheEhe gehuschtwar,flüstertder Dämon

Cytaty

Powiązane dokumenty

Eine Kon- junktur schafft man durch allerlei schlaue Manipulationen, für die ein besonderes Haus, die Börse, erbaut worden ist, oder auch durch Riesenjahrmärkte, die sie

Das Brjtish Empire könnte weiterkämpfen, auch wenn die Aussen oder wenn die lateinischenWestmächte sich in Sonderfrieden ent- schlössen. Ohne Englands See-, Finanz- und

Amerikas Eintritt in den Kampf ist das seit dem viertenAugust1914 verhängnißvollsteEreigniß ; für den Krieg und dieFriedensgestaltung viclwichtiger noch als die- Nussenrevolutiom

Der von einer erstaunlich kindlichenPsychologie zeugende Gedanke, das gegnerische Ausland werde vor Deutschland zu Kreuze kriechen, wenn es sehe, daß die Deutschen einmüthig hinter

war es immer urdemokratisch, urchristlich kommuniftisch.Nur für den rusflschenBauer konnte das Wortgebild ,, revolutionärer Kon- servatisrnus« ersonnen werden.Nur dort

Der.Akchae- optetyx war (mit dem Reptilienschwanz) im Reich dersLüfteseinst König: und wird jetzt nur noch in Mineralogischen Museen be- staunt.Der Staat ist Aothbehelfz ist

Ein Jahr später in Frankfurt, wo Franz Joseph dem Fürstentag präsidirenfom »Um Sechs kam der Kaiser in einer offenen zweisitzis gen Kales che.Da man geglaubt hatte, er werde

Halten wir die Bedeutung all dieser Entlehnuns gen für Sprachgeschichte und internationales Bölkerleben fest, bekennen wir dazu, daß sogar noch im Begriffe Entlehnung,