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Der Heimatdienst : Mitteilungen der Reichszentrale für Heimatdienst, 8. Jahrgang, 2. Dezemberheft 1928, Nr 24.

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BI-

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Der Heimaidieusi

Weihnacht.

Von Tsheosdor Heuß lSelsasmgenug: wenns Weihnachten kommt, werden auchdie Menschen,diemitReligionundKircheinichtszu tun habenwollen, diesonst vielleicht, alsEinzelne oder in»derksämpifendenGruppe, gegen solche ,,veralt-eten Ding-e« hadernund höhnen,inirgend-einer EckeihrerSeelefromm.Oder doch milder,nachsichtigser—- sie.-wollen helfen,daßder Freude

ein Tor zu den

Menschenaufgeschlossen

bleibe oder aufge-

schlossen werde. Sie tragen ein StückKind- heitmit sich,wenn sie nicht ganz verhärtet wurden, und! spüren, daßdies das Festder Kindheitist. Gewiß,ein FestderKircheund der Religion,aberaus-enger Bindung entlassen,und soganz in Volkssitte eins und aufgegangen, daß fürzahllosedas WissenderSinngebung sich völlig vermischt.

Und nun zwischensden hohen Feiertagen der Kirchefreilichein Fest ganz ohne Theologie, wenn man sosag-en darf—- -fast völligsbar der Reflexion,derdog- matischen Umgrenzung und Ausdeutung, Tag der Freude und jener der das Evangelium

Evmari MusizierendeEngel

schlichtenund vollkommenen poesie, mit dieWeihnachtsgeschichte erzählt.

Glücklich der,dendieMelodie der frohen Nacht von seinen Kiindertagen begleitet hat,daßersich ihrgernewieder öffnet.Esist eine einfache Melodie, »dieauchden«Menschen einfach, machtund darum zurFreudeundMsitfreudegeschickter.Kein Tag bewahrtso seshr eigentümliche ÜberlieferungiderFamilie,desnahenKreisesals dieserzi jederwill hiereinStückund dort ein«Stück der eigenen Kindheitaufbauen,dasGeweseneund Gegbaubtewieder nahewissen, undwäreesnur füreinpaar Stunden. Willdasjeder?Wiralt- modischen Leute bildeten

uns das eine Zeitlang i

einoder glaubtenes, bis «

·

wir merkten, daß die » »

Weihnachtstage, für viele

" «

-ein Kindheitsfest, zum Hi,

Termin für Wintersiport

«

sich ver-wandelt haben- und daß sieeine Hotels konjunsktssr gewordensind.

III Das’ist janun ein Ge- danke,demeinwenig nach- zugehen sich -vi-elleicht schon loshnt: wie das innigste Festdes Ohristentums zu einer geschäftlichenUm- dichtung geworden ist. Weish- nachtenist nicht bloßoder nicht mehrallein einFest zarterundheimeligerNähe-

sonsdiernes isteinFaktordernational-en Okono·mie. Wenn man vor etwas lauten odergrobenWorten Feine Angst hat,sokönnte man -von sderJndustrsialisiserungderheilig-en Nacht sprechenoder iinidem

breiten Geschehender religiösenSitte ein kapitalistisches Unter- nehmensehen.Dasklingteinwenig brutal;aber vielleicht darfman auch diesen Blickpunkteinmal wählen.Dann ergibt fich:»dieWochen und Tagevor dem Fest sind, gesschäftlichgesprochen, ,,Hochsaiso:n«, dienichtnur einfach nach Kauflust,KaufkraftiunidGebefreusdigskeit desPublikums abläuft, sondern wofürinden Ateliers und Werk- stätten währenddesFrühjahrs»dieFeldzugspläne entworfenwer-den und beidengroßen Herbstmessen Aufmarsch und Entfaltung dser Kräfte erfolgt.

Denn,wer aufalle Sentimsentalität verzichtet,siehtdeutlich genug, daß geradedieeigentlich-e Weiihnsachtsindustrie (des ,,Gel-egen- 390

Evmari nbeungverHirten

heitsartikels«)dietypischen Form-ensdeskapitalistischenVerfahrens kennt: Entwerten des HeutiigenzumsGestVigeU-damit die Er- wartungen für Neues, Morgiges freigemachtsxvevdewDenkenwiran Spielzeug-e. Kinder sindimmer Kinder,aber ihr-eWeltwir-dgeändert und umg-ebildet. Esgibtsei-n paar ehrwürdige Dinge,diewir vor Jahrzehnten lbesaßenund diewirheutenoch UnserenKindern geben können, Kiasperletheater, Zsaiuberkastien—- aber das sindein Paar Ausnahmen-. Imgroßen hat sichdieWelt desSpielzeuges, soweit es ertigeWare ist, geändert,ganznatürlich sich anpassen-d»dem WechselinderWelt »derErwachsenen,aber dochso, 1chßNeben manchen besinnlichen Besserungen sehr viel altes Erbgut verschleudert ,

"

und vertan wurde, um

den Non-

veautåsplaiz zu machen.

Kinderspiel- zeugunserer Elternistzur kulturhistoris schenKuri- ositätgewor- den holt

"

man es

aberhervor, so zeigt sich, daßesallem Zwangzum Veralten widersteht.

Das müßte nachdenklich stimmen.

Dieser Zustand,daßdie«Kauflust füreinpaarWochenhoch- flutet,erscheint lvolkswirtschaftlichfrag-würdig.Denn dadieseelische DispositionderMenschenidieist, daß sie irgendetwas undmöglichst vielkaufen wollen,ohnezunächstdeutlichzuwissen,was eigentliches sein soll, fallen siederBedürfsnisserweckusngjeglicherArthemmungs- losanheim. Die»Auslage« reiztdas-Auge,man durchstreift die gestapelten LagerinderErwartung, irgendetwas zufinden.Diese unsichereundplianlose Haltung desKäufers korrespondiertmitdem Charakter des Angebots, und daraus ergibt sich,wie leicht Weihnachtstische zur Anhäufungvon Nichtiigkeiten werden, die nacheiner abendlsichen Freuden-sens-ationam nächsten Morgen schon denBeschaueretwas gelangweilt oder verlegen anstarren.

Nichtalssoibpuritanischer EiferWeihnachtzurVersammlung biederer Nützlichkeiten machensolltel .Wenn schondieMenschen offenbareinen periodischenTersmin brauchen, um simGeben und NehmenihrLebensgefühslzuerhöhen,dann soll darsan auchder Glanzvon Dingen,derWiderscheinivon Gesinnungen liegen,die jenseitsdersbaren Tebensnotswendigkeitenstehen.Asberschlimm ist irrende Hast,diesindenMagazinen alldies schnell einfangen will.

Töste sich Weihnacht von diesem Charakter des,,«Sai-·

songeschäftes«,dann möchte sich manches zumBesseren wenden: anständige,über- legte,ausRuheundDistaniz geschaffeneArbeit würde dort erscheinen,wo heute nochdieAufmachungeiner kurzlebigenMassen-industrie triumphiert,hinterderhäu- figgenug Heimarbeit steht, d. h. mäßiges Material und geringeLöhne. Fest- freudewird mitdürftigem Leben der festkbereitenden Arbeitskräfte bezahlt.

Die Jndustrialisierung derWeihsnacht isteingroßer Wirtschaftsfaktor geworden.

Ganze Gegendenleben von

ihr,und in dem Markt-

kampf ist sievon Gewicht.

DieWelt wollte sich nach dem Krieg vom deutschen Spielzeug trennen, greift aber jetztdarauf zurück-,

Evmori HeiligeFamilie

Evmari nach Ägypten

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Der Veimaidieiisi

—————————-—————————————-—

Neben-denvortrefflichen Spezialwaren erscheintimExport vielerlei Schund,armseliganAusführungundinnerem Wert. Damitmacht dasdeutscheGemüt moralische Eroberusngsennur von der kurzen Lebensdauer desTandes.

V

Sind solche Betrachtungen erlaubt, da das Thristkind fastals derSchutzengeldesKommerzes auftritt und Religion wie eine SpalteimBuchsoonKalkulation und Umsatz erscheint?Siemögen demLesereinwenig abwegig erscheinen, unangebracht indenTagen, da die Seele geradevon solcherlei Geschichten freiseinund unbeschwertiindasKinderland ein-erfröhlich-enGläubigkeit fliegen möchte.Aber sie lassen sich nicht verscheuch-en,und man möge sie sich dar-um gefallen lassen.Weihnachten ist nichtnur Fiamilisenfest;es

soll auch nicht bloßeineEntlastungsaktionvon »fchl-echtemGewissen«

sein,da sichein plötzlicher Woshltätigskeitstriebder»sonst»der- drängten« Einsicht öffnet,wievielNotund FreudlosigkeitderTiefe diese Zeit begleitet.AllerlseiBescherungenundaufgetürmteGaben- tische müssendenn helfen,dem Gewissen füreinJahr Ruhezu verschaffen.DasVerfahren muß hingenommen werden —- Weish- nachten ist nicht bloßeinFaktorderWirtschaft, sondern auchder deutschen Vereinsgewöhnunigen geworden.

Essollabermehrbleiben oderwieder mehrwerden: -ein»Tag

derStille,nichtdemBetrieb geopfert, sondern jener Einkehrbeisich selber gerettet, dieabwägt,obdas- Freude-empfangen aucheinem Freudegebenentspricht.Dann erhöht sichdas Fest,wen-n wir frei empfinden dürfen, daßesdasFestderandern ist.

Die deutsche Jugend im Welikriea.

VonKarlschwendemann -

»Kriegs«briefegefallen-er Studenten«, herausgegebenvon ProfessorDr.Philipp Witkop,München. Verlag GeoirgMüller. 543S.

Esisteinekleine Auswahl aus über 20000 Briefen, dieder HerausgeberderÖffentlichkeit zugänglich macht.Wirsind ihm dafür zutiefemDankverpflichtet,dennesisteinederbedeutendstenundin jederHinsicht ergreifendsten Briefsammlunsgen der deutschenLite- ratur, dieeruns geschenkt hat.Siezeigtuns, wieder Krieg auf die deutscheakademische Ju- gendgewirkt ·hat,wie sie ihn erlebt,geschautund unmittel- bargestaltet hat:diedeutschen

Studenten vor demproblem

des Weltkrieges, nicht vor diesem Problem als einem politischen—- es ist sogarer- staunlich,wiewenigGedanken- reihenpolitischerArtsich hier finden —, sondern der ein- zelne jugendliche Menschvor dem Kriegals Erlebnis, mit demersich auseinandergesetzt und das ergestaltet. Selten hatman nicht den Eindruck unmittebbarster Raivität in Empfindung iund Darstellung, und das macht nicht zum mindesten den faszinierenden Reiz dieser Briefeaus. Hier stehen junge, höchst aufnahme- föhige, intelligente und ge- bildete Meirschenvor demEr- eignis des Krieges; als HandelndeundLeidende, hin- eingerissenin ein ungeheures und furchtbaresGeschehen, als Teilnehmer beim ZusammenprallderKräfteeiner«ganzen Welt.

Viele, die meistendieserBrisefesind Aug in Auge»mit dem Tod geschrieben,ineiner Kampfpause,nachoder svor einein Sturm, von einer lebenshungrigenzganiz der Zukunft und dem Hoffen zugewandten Jugend, fürdiedas Leben nochlkaumbegonnenhat.Jn»solcherLage fallen die Hüllen, verschwindendie Reserven, und alles,was gesagt-wird,ist offenwieein letzt-es Bekenntnis. Beichten sindes,einSich-darbieten jugendlicherSeelen ohneRückhalt,ohneEin- schränkung-.Wie wenigBriefe konnen es in dieserHinsichtmitdenen diesergefallenenStu- denten aufnehmenl

Wassichdabei eröffnet, istinjeder Hinsicht vonwundervollem Niveau. Man weiß nicht,was ergreifewder ist,dietiefe Frömmigkeitodertdie philosophischeGedankenweite, das menschliche Ethosoderdiekünstlerische"Kraft,mitderDinge, EreignisseundZuständeigeschautundgeschildert sind.Man sieht hinein n alleTiefen deutschen Wesens,indasdeutsche Gemüt,indeutschen Ide- alismus undsweltbürgerlicheGeinnung, diealle wieder von einein tiefernsten flichtgefiihhvon einer herrlichenundrührendenLiebezu Volkund Vaterland erleuchtetwerden. Daßman sich opfern müsse,daßesheilige Pflicht sei,dieLieben zu HauseunddenBoden desVaterlandes zuver- teidigen, daßdavor alleFurchtbarkeiten,Mühen und Röte des Krieges gleichsamnichts be-

d·euteten,daßdaseigene Jchhinterdemgroßen GanzendesVolkes und seinerzukunftzuverschwinden habe, solch-eÜberzeugungwir-d indiesenBriefen immer wieder instarkenund klaren Worten ausgesprochen

Herausgerissen aus demStudium mit einem Weg durchdievielerlei Probleme des Lebens und Wissens, sehen sich die Schreiber durchdas Erlebnis desTodes unddiefurchtbaren Eindrücke der Schlacht,durch die Hilflosigkeit desLiegens imGranatfeuer und diezu- fälligkeit,mit der man fällt, plötzlichwie am Ende dieses Wegesund am Schlußaller Problematik. Viele sindda fromm und gläubig, sind vollGottvertrauen und fühlen sichinihresSchöpfers Hand:

»Was michgefaßtundruhig indieZukunft blicken läßt«

istdie Überzeugung, daßin allem und jedem dasSchick-

salGottes schafft und daß

auchdaskleinste Weltgeschehen dazu bedacht und bestimmt ist,demEnd-zielder Mensch- heit,dem Reiche Gottes zu dienen. Diesereinfache Glau- ben verleiht Kraft, Leiden-

" -

seinemSuchen nach

und Weltüberwindungda der Wegder MenschheitnichtZur« Finsternis,«sondern zumLichtführt... Meine Seele istun-

beschwert,ichsterbegern,wenn Gott esmit mirbeschlossenhat«- so schreibt eineraus demSchützengrabenvoryperni

keitsiidee glaube, der Anblick der funkelnden undBeobachtungenaus früherer Zeit,zumalaus-s Goethe, habeninmirwiederdie alteTheorievon sderAllseele,inderdieEinzelseeleausgeht, belebt.

Undso habe ich jetzt schon ruhigerdieGranaten über mich hinsausenhören. soibinichbe- ruhigtundgefeit.« Ein dritter faßt sich so: »Die- echteLiebeistdaseinzige,wasüiberdiese Schein- welt hinausragt, sie istdas Ewige,und wenn

man sie erfaßt,dann istman überalles soge- nannte Furchtibaveerhasben.«Freilich,derWille zum Leben kommt daneben stark, zuweilen auf- begehrendzumAusdruck: »Wennwiranetwas glauben,so istesdasLeben.ImKriegsalmanach desJnselverlagesfindet sicheilt AufsatzDen Gesallenenl von einem sehrbekannten Schrift- steller, darindieWorte ,durchdieNation gehtes wie einRauschderTodeslust,das Lebenwird vonHunderttausendenhingeworfen, als seies- ein Richts«. Das istLiteratur. Wenn wir

den Tod erwarten, so erfolgt das aus

nüchternenÜberlegung-enheraus . .. Leben wollen, oh, das wollen wir," bewußt und unbewußt,mit unerhörterJn-tensitiit.«Aus 391 Einanderer-«;- ,,Wenn ichauch nichtan die bekannte persönliche Unsterblich-

Sterne gesternabend und sonstige ErinneruUSGVs IT

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Der Heimatdienst

—-

Rußband schreibtein anderer: »M-erkwüv.dig,alles Gefühl schläft hierdraußen,nur meine Phantasielebt und istwilder als je zuvor, unld dieSehnsuchtnachlderHeimat, nach Frieden, nsach ruhiger,stillerArbeit und reifemLebensgenuß wächstdauernd.«

Wieder einanderer: »Man fühlt, daßman notwendig etwas zu

Deswegen sagenhat,wirken muß, gleichsameine Berufung hat.

möchteman leben, leben,um spätereinmal zu wirken. Dasistanders alsFurchtvor demTode oderLiebezudemschönen,ach so schönenLeben.«

Zuweilen klingen aus diesen Briesen

Stimmen aus dem Zwischenraum zwischenTod

und Leben,ausldemTraum, oderletzte Rufevor dem ewigenStummwerden »Ichträume jetzt überhaupt so seltsames Zeug zusammen. Neulich war ichmitGhristel Strohmann, wieimFrieden sooft,bei-mKassee zusammen...Ichkonnte immer einsonderbaresGefühl nicht loswerden, wußteabernicht,was es eigentlichwar. End- lichentrang sichmir dieFrage: ,Wie istdas eigentlich, idu bist dochschon langegefallen-It ,Ia,· sagteer lächelnd, ,du doch auch.Alle,die duhier siehst, find Gefallene..Wassagstdsu zu solch merkwürdigenTräumen? Vielleicht Vor-bedeutung?« An die Totentänze der mittelalterlichen Kunst oder des jüngeren Hobbeinerinnert der Trausm eines Studenten aus dem Schützengrabenvor Loos: »Ich

mußdir dochmeinen Traum von der letzten

Nacht mitteilen, der mich lebhaft beschäftigt und mich szmit abergläubischer Furcht er- füllen will: war im Krieg, sonder- barerweisemit denRussen Jchlagineinem Schloß«au.fporposten,ichkam ineinZimmer,und wieichein- tlretezeiltmir ein«schönes,verlockendes Weib entgegen. Ichwill sie küssen,unddaich mich ihr nähern will, grinst micheinToten- schäidel«an.Einen Augenblickbin icherstarrtvor Schreck,dann aber küsseichihnso heftigund heiß, daßmir einStückseines Unterksiefsers zwischenden Lippenbleibt. Im selbe-n Augenblick

,verwandelt sichderTod inmein-eAnna und dann muß ich sauf-

-

gewachtsein.Das isstiderTraum vom Tod,den ich geküßt habe.«

Mit lapidarer Eindruckskraft krsitzelteiner aufdem Schlacht- felddieAbschiedsworte an die Eltern: »Sch-wevverwund.et liege ichaufdemSchlachtfeld.Obich durch-komme, liegt in Gottes Hand. Sonst weint nicht, ich gehe selig heim. Euchallegrüße ich nocheinmal herzlich. Möge Gott Euchbald Friedenschenken und mir eine seligeHeimsahrt geben. Jesushilft mir,fostirbt sich’s leicht,inherzlicherLiebe.«

DerAbschiedsvon denEltern, der Dank für alles,was sie gegeben und gewesen,dieLiebe zuihnen, die Hoffnung, sie wiederzusehen, steheninvielen dieser Briefemit starken und zärtlichenWorten:

»de wie ich Euch danke, für

das, was Ihr mir im Leben

Gutes getan habt,wie ich Euch allen füridenSonnenscheinund dasGlückdanke,in· demich lebte, wißt Ihr. Freudig,dankbar und

« » glücklichwerde ich sterben,wenn

es sein muß!Diesesabersoll nocheinGrußderheiligstenLiebesein furEuchalle undfür alle,diemich lieben«, schreibteineram24.April

.1915

vordemSturm aufdieCombressHöhe,sbei demergeblieben ist.

Über-dieMaßen rührend spricht sicheinanderer ineinem Gedicht andieMutter aus, von dem hiereinigeStrophen stehen mögen:

»Nichtuns, »diefechten,stürmen, siegen, fallen, schlagt dies-er Kriegam blutigstendieWunden, ergabuns manche frohen, frischenStunden.

Die Mütter trifftdieschwere Zeitvor allem.

Dennist hier draußen aucheinihartesLeben, wir lernten schnelluns daran zugewöhnen, sieaber sindbeständigbeidenSöhnen mit ihrenSorgen,unter stetemBeben.

Eswird dereinstderFriedeschnellvertreiben beiuns desKriegesUngemachund Wunden.

Ihr aber bliebeinZeichen dies-er Stunden, denngraues Haarwird immer graues bleiben.

Ichglaub-’,wenn wir»der Mutter einst begegnen, wirwerden aufdieKnie sinken müssen, inDemut ihregrauen Sträshnen küssen- ,OMutter sieh!mir halfDeintreues Segnen«.«

Die sStellunsg dieser JugendzumKriegals solchemist naturgemäßzwiespältig Das wird nicht seltenineinunsddemselben Briefe sichtbar.

So sehrdieHöhepunktedes Erlebens gepriesen werden, so wenig ist jedochzuverkennen,daßdie SehnsuchtnachdemFrieden,nachderHeimkehr überwiegt. »Daß ichdenKriegalsKrieghasse, braucheichkaum zusagen,abergeradedeshalb will ichkämpfenund teilnehmen ander großen Sacheund gernsterben,wenn ichmit dazubei- tragenkan-n,denWeltkriegin denWeltfriedenzu verwandeln«, schreibt einer,und ein anderer:

»Den Frieden! AlleSehnsucht,dieeiner,derso langevon seinenLieben wegist, aufbringenkann, alle«Wünsche,dieerfür sich hegt,undalleTräume, die er in seinemUnter-stand von der Zukunft träumt, sindzusammengefaßtin diesemeinen linden Wort: Friedens.«Das Grauen der Schlacht,dieMühenvon Kampf, Arbeit,Hunger und EntbehrunsgenjederArt schärfendasAuge fürdieHerrlichkeitderNatur. Soschreibteiner ausKragujewazimSeptember1915.»AlleOrden undLoubeeren,diemeine Kameraden ansderWest- front ernten, ersetzen diesewundervollen Höhenund Tiefen nicht,indieuns derKrieg wirft«Einen Tag elendesteTrostlosigkeit, Regen, Verluste, nichts zuessen,diePferdekrank und abgehetzt,am anderen Sonnenschein, ein-emärchenhafte, schöne,wilde Landschaftmitzerklüfteten Bergen, lieblichenWeingärtenundam Hang sich hinziehenden Dörfernund dann zuFüßendieeroberte Stadt indiederlangeHeerwurmdes Korpseinzieht.«DasLeb-en,»dasman imKampfedarbot,dasman hundertfachneben sich zerstörtsunderloschen sah,wiewir-desreich und neu und wundersamer Besitz,wenn nacheiner Nacht des Grauens dieSonne wieder golden leuchtet. Dann steigen dankbare, jauchzende HymnenandasLeben

aus den sGranatlöchsern und Schützengräben aus. Sie be-

kommen gesteigerte Kraft und

Wirkung durch dieSchilderung von Kämpfen,von Stürmen und ihrer Abwehr, vom Aushalten im GraniathageL Da sindsolche, rechtausführlichevon derCom-

;-bres-Hö«he(S.37f.), von der Lorettohöhe (S. 89), von der

Sonrme (S.340f.), die zum

Stärksten, Unmittelbar-sten und Größtengehören,was jeüber Kampfund Krieggesagtworden seinmag, So istes den-nein unaufhörliches Auf und Ab, durchdas man indiesem Buche geführt wird, vom Schreckendies Kampfes zur Herrlichkeit der Natur, vom Erleben desTodes zum lachenden, goldenen Leben.

Mit höchsterStärke findenwir unser eigenes Dasein wieder,’

dieses bald langsame, bald schnellereSchreiten zwischenTod

und Leben,zwischenGrauen und Hochgefüihl,zwischenLeiden und Freude, FürchtenundHoffen, Entsagenund Wollen,Wirrnis und Klarheit. Intensiver alsimgewöhnlichenRhythmusdesDaseins hat esja jedenvon uns, derimFeldestand, über-kommenund wir findenuns deshalbindiesen Briefenselbstwieder. ,,Sonstwaren

wir sowilde Dramatik nur auf dem Theater gewohnt, jetzt

führen wir selbstals handelnde Personen das erschütternde Drama derWeltgeschichte auf.«SofaßteinerdieSacheprägnant

zusammen. .

Nachden kurzenAndeutungen überdieses herrlich-e Buch soll nicht vergessenwer-den« daran hinzuweisen, daß,wer immer Freundeunter anderen Nationen zählt,diedesDeutschen mächtig sind, ihnen dieses Buch schenken sollte.GegendieLügenpropaganda während des Weltkrieges und ihre heute nochvielfach an- dauernden Wirkungen gibtes keinbesseres Heilmittel alsdieses Buch, das uns erzählt,wie Deutschlands Iugensd den Krieg erlebte.

DieBilderzeigendieMasken sterbenderKrieger-,dieAndreas Schlütec (l664-l7t4) fürdasBerliner Zeughausgefertigthat.

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