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Der Heimatdienst : Mitteilungen der Reichszentrale für Heimatdienst, 8. Jahrgang, 2. Augustheft 1928, Nr 16.

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Jahrgang Vlll Nr.16

O 2.Augustheft1928

Inkommilliom ZentralverlagFZZIBerlinw 35

halbjährllch2,50 mark-Ishklich 5,-Mark I

Stiel-eint zweimal monatlich ;l

DurchjedesPost-tatzubeziehen AusdemJUHCUJDr.O.wingen, Daserste ,,Normaljahk«derAway-asteris-

zahlnngen—-pro"f. Dr.w.Schücking, DieHinten-parlamentarischeUnion

—- Dr.L.Koefter, DerWiederaufbauderdeutschenHandelsflotte Staatssekr.Lewald, Rückblick aufdieOlympifchen Spiele Amsterdam1928

—-Dr.U.Bauer, Dastausend-jährigeVkandenbur Dr.M.FraenkeL Rrichsmuseum fürGesellschafts-undWirtschaftsundeinDüsseldorf—- . mitteilungender

ReichszenttaleiükBeimatclienlt Dachdkuele lämtlichekBeiträge nurmitOuellenangabe gestattet

Wieder-aufbau der deutschen Handelsfiotte

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Der Oeimatdiensi

Das erste ,,Normaljahr" der Reparaiionszahlungen

VonDr. Oskar Wingen.

sMit dem 1.Septemberbeginntdas erste »Rormalja-hr«des Dawesplanes, daseineJahresleistung von 2500 Millionen RM. vor- sieht.Damit hat reparatisonsmäsßigdieDeutschland gewährte ,,kurze Erholungszeit«,»Wiederausfbauperiode«,»Übergangszeit«ihrEnde gefunden,und esdürftevonInteresse sein, rwsenigstensinganzgroßen Zügen rücksschauenddieEntwicklungderReparationsregelung einer- seits, dieGestaltungvon DeutschlandsWirtschaftund Finanzen andererseits- während dies-es Zeitraumes zuüberblicken.

WkaszunächstdieimLondoner Asbkommen vom August1924ge- troffeneRegelungderReparationszahlungen aufGrund dies-Dawesi planesanlangt, soist innerhalb desdamals geschaffenen Rahmens inwichtigenPunkten einAusbau erfolgt. Sosindz.B.dieur-

sprünglichhalsbjäihrlichvorgesehenen Zahlungen aufdieReparations- sichuldcverschveibungenderReich-sbashninmonatlicheZahtungengegen entsprechendenDiskont vekwandelt worden. DurchÄnderungdes ReichsbankgesetzesistsMitte 1926idemReicheerweiterte Kredit-mög- lichkseitgeschaffenworden, dadurch daßes nunmehr bis zu 400Mill.R1M.SchatzwechselbeiderReichs-bautbegeben kann, wäh- rend- dieseursprünglichlaufend-enKredit dem Reichsnur bis 100Mill;RJMxgewähren durfte.DannwurdedurchAbkommen vom September 1926dersogenannte»kleine« Besserungsschein abgelöst, dseransicheinesZusatzleistungvon 500Mill.RIM.fürdas« dritte und vierte Reparationsjahr vorsahs, falls dieEingänge aus den ver- pfändeten Reichs-ein«na-hmeneine bestimmte Grenzeüberschritten.

DurchZusatzzahlungvon ZooMill. R1M.imdritten Dawesjahr aus Budgetmitteln istdiese Forderung abgegoltenworden. Fernersind dieErhebungsmethoden derReparationRecoveryActs seitens Eng- lands durchAbkommen mitderReichsregierung vom April1925und Frankreichs durchAbkommen vom März1928so-umgeändert worden, daßeine Behinderung des Außenhandelsiverkehrs fortfällt. Im

dritten Reparationssjahrendlich sindidieVereinigtenStaaten indie

Reihe der Empfängerdeutsch-er Reparationszahlungen neu ein- getreten.,

Das beruht auf dem Pariser Jnteralliierten Finanz- abskommen vom Januar 1925undsolldieamerikanischen Besetzungss forderungensowie aufGrund besonderendeutsch-amerikanischenAb- kommens Schadensersatzansprücheaus derKriegszeitabgelten Auch dasim Londoner Abkommen vorgeseheneAsuslegungsschiedsgerichtim Haag ist mehrfachinAnspruchgenommen worden,sonamentlichin

derFragederAnrechnungderdeutschen ZahlungenandieTiquidas tionsgeschädigten aufdieReparationsjahreszahlungen Zwei Deutsch- landabträgliche SchiedssprücheindieserAngelegenheitsindunterm 29.Januar 1927und29.Mai 1928ergangen.

DerGeneralagent für ReparationszashlungenhatüberdieEnt- wicklungderReparationszahlungen außerindenmonatlichen zahlen- mäßigen Aus-weisen seiner Einnahmen und Ausgabenregelmäßigin Halbjahres-undJahresberichten vonseinem Standpunkt aus Rechen- schaft abgelegt.Diezwischen ihmundderdeutschen Regierungüber diese EntwicklungdifferierendenAnsichten führtenzudembekannten SchrsiftwechsselOktober-November 1927,derAnlaßzuein.r weit- reichenden internationalen Diskussiongab.

TechnisschshatderReparationsplan bisherdurchgeführtwerden können. DieJahreszahlungen sindsvon 1000 Mill.R)M.imersten Rieparationsjahr auf1220 imzweiten,1500imdritten und 1750 Mill.RlM. imvierten Jahre angewachsen.Dieinnere Auf-bringung und dieÜbertragungandieGläubiger sinds durchgeführtword-en.

DerAnteil derZahlungen infremderWährung hatvon Jahr zu

Jahr zugenommen und übertrifftimvierten Reparationsjahr merk- lichdiefür Sachlteferungenerfolgenden Zahlungen inReichs-mark.

Jm Bericht überdenVerlauf desdritten Reparationsjahres hat dann derGeneral-agent für Reparationszahlungen, Parkser Gilbert, dieAnregung zurDiskussiongestelltder»endgültigen Festsetzung derReparationsverbindlichkeiten Deutschlands ausfeiner absoluten Grundlage, welchekeinerlei Ausmaßvon TransferschutzinBetracht zieht«. Auchdiese»S«ch·lußsolsgerung«aus der bisherigen Ent- wicklungder Reparationszahslungen hatweitesten Widerhall ge- funden.

Wiehabensichnun WirtschaftundFinanzenindiesen Jahren dervom Dawesplanvorgesehenen ,,Wiederau-fbauperiode«entwickelt?

Unter Schwankungen,empfindlichenRückschlägenundsgrößten Opfern istesderdeutschen Wirtschaftunter Einsietzungaller Kräfte geistiger undmaterieller Natur gelungen, nachdemvölligen ChaosdesJahres 1923wieder einigermaßen festenundgesichertenBoden unter die Füßezubekommen. Dashatinentscheidendem Maßediedurchdas Londoner Abkommen vom August 1924 erfolgte Entpolitisierungder 254

Reparationsfrageermöglicht.Ein verlustreicher Ausleseprozeß,der noch- nichtbeendet ist, hat ungezählte Wirtsch-aftsexistenzen vernichtet Über-wiegendivon draußenkommendes Kapital hatdieEinleitung einer Rationalisierungsbewegung mit demZielehöchster Leistungs- fähigkeitderWirtschaftinallen ihrenTeil-en gestattet,dieebenfalls nochinvollerEntwicklung ist.DieLebenshaltungderbreiten Massen konnte gebessertwerden« DieAusfuhr ist langsam,aberstetigin Gan-g gekommen.AufdemGebiete deröffentlichen Finanzwirtschaft istderAusgleichvorallemdesReichshaushalts durchgeführt worden;

wenn erauchmit FortfallderReserven früherer Finanzjahveund steigender Reparationsforderungen wachsend schwieriger sich gestaltet, sowird erdochunter allen Umständen gefundenwerden müssen.

Derenorme DruckderSteusersschraubeindenersten Stabilisierungss

jahren hatetwas gelockertwerden können, ohne daß jedocheinesolch-e EntlastungderSteuerzahler eintreten konnte,wiesiezurweiteren Durchführungdes deutschenWirtschaftsaufbaues unerläßlicher- scheint,was zurLösungvon Prosblemenwie Reichsreform,Finanz- ausgleichu.a.zwingt.

Beschränkenwiruns auf dies-e summarische Übersichtderwirt- schaftlichenund finanziellen EntwicklungDeutschlandsindenver- gangenen vierReparationssjahren,so istdieFrage auszuwerfen,ob die.,,Wiederaufbauperiode«beendet,obdieVerhältnisse »normal«

gewordensind-,obendlichdiegrundlegendenProblemederRepara- tionszahlunggelöst sind?NachderAnsichtderSachverständigendes Dakwesplanes sollte Deutschland nach Behebungeines verhältnismäßig kurz befristetenMangels anBetriebskapital soswie nachAusgleich desReichshaushalts undFestigungderWährung rasch wirtschaftlich und finanziellsich soweit erholen,daßdieinnere Ausfbringu der Jahreszahlungen keineSchwierigkeiten machenundsichderen Uber- tragung aus bald sich einst-ellenden Wirtschaftsüsberschüssen,inder Hauptsache in Form eines hinreichenden Ausfuhrüberschusses, reibungslosermöglichen lassenwerde. Stellen wir dieser Prognose dentatsächlichenStand derDinge gegenüber, so müssenwirsagen, daß heutenachvier Jahr-enProbezeit dieProblemean sichum nichts geringer gewordensind.Siesinds geblieben,nur weit deutlicherer- kennbar und schärfer umrissenalsdamals: denn inentscheidenden Punkten istdieEntwicklung derWirtschaftanders verlaufen, als dieDaswessexperten annehmenundvoraussehenkonnten!

Sehenwir davon ab,daß auchgegenwärtigimZeitpunkteeiner verhältnismäßiggünstigen allgemein-en Konjunktur derWirtschaft, deren Dauer keineswegs verbürgt ist, noch lebenswichtigeTeile der deutschen Wirtschaftsichinernster Tage befinden,wiederKohlen- bergbau,dieEisen-und«Stahlindustrie, derWohnungsibaumarkt, und insbesonderedieLandwirtschaft, so istdieEntwicklung desWirt- schaftslebens inentscheidenden Punkten einen anderen Gang ge- gangen, alsdieDawsessexpertenangenommen haben.Zunächsteinmal sinddieAußenhandelsverhältnisse nochweit davon entfernt,dieer- warteten undgeforderten Ausfushrüberschüsseabzuwerfen.Wenn auch dieAusfuhreinen erfreulichenAufschwunggenommen hat,so- reicht doch dieser bekanntlich nichteinmal aus, dienormale Einsuhrabzu- gelten,geschweigedenn darüber hinaus Forderungen Deutschlands andasAusland zu schaffen,aus denen diepolitischenundkommers ziellen Kapitalschulden bezahltwerden könnten. Deutschland ist alsonichtdas Kapitalausfuhrlasnd geworden- wie die Sachver- ständigendsesDawessplanesglaubt-en voraus-sehenzudürfen. Ganzim Gegenteil! SeitdemAbschlußdersogenanntenDaswesanleiheEnde 1924hatsichmit geringer Unterbrechung ein gewaltig-erStrom kurz-und langfristigenLeihgeldes nachDeutschlandergossen,umder Wirtschaft nichtnur Betriebskapital zurVerfügungzustellen, son- dern vor allem dasdringend benötigteGeld zumAusbau derPro- sduktionsanlagen usw.UnddieseunvorhergesseheneKapital-einfuhr ist es denn auchgewesen, diedas reibungslose Funktionieren der Reparationszahlungen ermöglicht hat,indemsiediezurÜbertragung derJahr-essummenandieReparationsgläiubiger benötigten fremden Devisen lieferte. AndieStelle desvon denDawesexperten beab- sichtigtenund geforderten»natürlichen« Transfers im Wegeder Wirtschafts- bzw. Ausführüberschüsse isteinabsolut»künstlicher«

Transfer aus fremderKapitaleinfuhr getretenl Das Moment des deutschen Kapitalbedarfs ist demnachimDawesplanfalsch eingeschätzt worden. Vor« allem diedeutsche Wirtschaftunterliegteinem »Zwang zumWachstsum«,wieerniemals vordemWeltkriegeinunsererWirt- schaftsgeschichtezuverzeichnenwar. Daraus ergibtsichaberein bedeutender,noch langandauernder Kapitalbedarf,demauchdiezu- nehmende innere Kapitalbildung nichtzu-genügenvermag undder daherzurKapitaleinfuhr stattzurKapitalausfuhr führt!«

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Dei- Oelmatdienst

DerAblaufdervom Dawesplan vorgesehenen »Atempaus«e«hat dieFrage derweiteren EntwicklungderReparationsregelung zur Endlössunghin,d.h.diesnoch- ausstehende Festsetzungeiner Gesamt- summederdeutschen Reparati-onsschsuld,aktuell werden lass-en.Die nach dieser Richtung zielende,obenerwähnteAnregungdesGeneral- Agenten fürReparationszahlungen hat die Stellungnahmeder Gläubigerstaatenausgelöst,über ,di-eindieser Zeitschriftberichtet worden ist«-).Ein aktiveress InteressescheintinParisvorhanden

ZUsein,wo seit einigenWochendieReparationsfrage teils im ZusammenhangmitderRheinlandräumunsg,teils inVerbindung init deminteralliierten Schuldenprobleni in der Presseerörtertwird.

Wenn allerdings selbstlinkslisberale Paris-erBlätter wie»die

»Volontå« nochglauben, diedeutsche EndsummeindserGroßen- ordUUUgUsm40Milliarden Reichsmark ansetzenzukönnen, so laßt

daserkennen,welche SchwierigkeitendieimGangebefindlicheEnd- summendebsatte nochzu« überwinden hat,biseinediskutiserbare Platt- formgefundenist.DieHaltungderVereinigtenStaaten, daßvor denPräsidentschastswsahlienEntscheisdendes auf diesemGebiet nichtzu erwarten sei, hat sich nichtverändert. Derdeutsche Standpunkt ist inderRegierungserklärungvom Z.Juli -d.J. dargelegtworden, in der es u. a. heißt: »Der Erfolg aller Bemühungenum die endgültige Regelung des Reparationsproblems wird davon abhängen, daß sievon allen beteiligten Seiten mit demerforder- lichen Maßvon Weitsichtangefaßtund daßdabei auf dem Wegedergegenseitigen Verständigung, nachdenMethoden einer vernünftigen Wirtschaftspolitik Und selbstverständlichunter Siche- rung einer angemessenen LebenshaltungdesdeutschenVolkes vor- gegangen wird.«

Die JuterparlamentarischeUnion.

Von ProfessorDir.Walther Schücking.

Jm letztenDrittel desMonats August wird dieReichshaupt- stadtein-einteressante Veranstaltung erleben. Mehrals500Parla- mentarier aus meshralsZoStaaten werden sichzur25.Tagungder InterparlamenstarischenUnion in.Berlin zusammen-finden Zum erstenmal nachdem por nunmehr bald 10 Jahren erfolgten Zu- sammenerchdesalten Staatswesens wird derdeutsch-enRepublik Gelegenheitzu einer RepräsentationsgroßenStils ausdiesemAnlaß gegebensein,und dieWelt wird sichdavon überzeugenkonnen,in WelchemMaßeesdemdeutschenVolkegelungen ist,inneuen Formen sein Staatswesenwieder auszubauen.

Aber von solchen äußerenGründen abgesehen,verdient diese Veranstaltungauchumihrerselbstwillen dasogroßteInteresseDie OrganisationderJnterparlamentarischen Union kannfür sichsdas Verdienst beanspruchen,schonvor dem Weltkriegdieneue-n Ziele erkanntzuhaben,denen alleKulturvölker zusstrebenmüssen,umnicht InKatastrophennachArt desletzten Weltkrieges ihrenUntergang zUfinden. DiefraglicheOrganisation ist erwachsenaus einer

BegegnungdieineinemHotelzimmerzuParisamZi.Oktober1888 Zwischen9englischenund 25 französischenParlamentariern statt- gefundenhat. JhrZielwar eine internationalie Zusammenarbeit fürdenAusbau derSchsiedsgerichtsbarkeit.Allmahlicherweiterte sichderKreis derTeilnehmer. DieTagungenwurden indenParla-- mentsgebäuden gehalten,unddienationalen Gruppenwurdenamtlich subventioniert,so daß»diefraglicheOrganisation,ohne·irgendwelche amtlichenBefugnissezuhaben,beidenRegierungen»diegrfoßteBe- achtungfand. BiszumAusbruch desWeltkriegeszahltedieJnters parlamentarischeUnion schon26Landesgrusppenund3500 Parlamen- tarier. «Sie-«hatte bis dahin 18 Plenarkonferenzenin den verschiedenstenHauptstädten Europas gehaltenUndwar 1904auch schonüber dasWeltmeer nachSt.Lousisgegangen. Schoneinmalist man inderVorkriegszeit (1908)inBerlin zusammengekommen, wo derdamalige Reichskanzler, Fürst Bülow, dieJntserparlamentarier mit einersehr gewandtenRedebegrüßte,undderKronprinzsiein VertretungseinesVaters in Potsdam empfing. Das von dem RobelpreisträgerDr.Lan-ge geführteGeneralsekretariatwurde wäh- rend des Krieg-esvon Brüssel nach Christiania verlegtund trug fein-enTeilzurGründungdesVölkerbundes bei,indem essichmit demStudium derProblemeeinesrechtlichgesicherten Dauerfriedens beschäftigte.NachdemKriege konnte dieOrganisation ihreArbeit haldinvollemUmfangwieder aufnehmen. Das Generalsekretariat Ist nach Genf verlegt worden, um eine gewisse Fühlungmitdem Völkerbundezugewinnen,und es habenbisherschonwieder in Stockholm,Wien, Kopsenhagem Bern-Genf, Was-hington-Ottavaund Paris Plenairkonferenzen stattfindenkönnen. DieArbeit derJnters parlamentarischenUnion ist durchdieErrichtung desVölkerbundes keineswegsüberflüssig geworden. Das folgt schon daraus, daß diese

rganisationLänderumspannt,die,wiedieVereinigtenStaaten von Nordamerika,demVölkerbunde. nochgarnicht angehören. Entschei- dendfürdieWichtigkeitderJnterparlamsentarischen Union ist«aber vornehmlich folgender Umstand.DersogenannteVölkerbund istJa In Wirklichkeitnur einBund derStaaten, vertreten durch ihreRe- gIetUngsemund auchbeidergroßen Vollversammlung desVölker- pundesimHerbst dieses Jahres sinddieDelegiertennur Vertreter Ihrer Staaten,mögen sie auchzumTeilaus demKreisederParla- mentariervon derheimischen Regierung ausgesucht sein.Jmmer konnensie auchnur einheitlichfür ihreStaaten abstimmen. Ganz AnderssinddieJnterparlanientarier gestellt.Dasievon ihrenRe- glekungenvöllig unabhängig sindund nichteinmal nachnationalen Gruppen-sonderneinzelninder PlenarkonferenzderJnterparla- mentarischenUnion abstimmen, sokommt hierderWille derVölker

—-

«)HeimatdiensiIch-Zvom 1.Februar 1928(S. 44J45).

durchihr-e parlamentarischen Repräsentanteninganzanderem Maße zumunmittelbaren Ausdruck. Umesmit einemWorte zusagen:

dieJnterparlamentarische Union sisteine Art Weltparlament, wie

wir es leider imRahmen des Völkerbundes nochschmerzlich

vermissen.Freilichhatdieses Weltparlament keine gesetzlichen Zu- ständigkeiten,und

Ein-eBeschlüsse haben einstweilennur einemora- lisch-e Bedeutung as schließt nichtaus, daßvon diesen Beschlüssen erfahrungsgemäß ehr große politische Wirkungen ausgehen können, weil durch ihre usammensetzungdieJnterparlamentarische Union

doch einen viel weiter reichenden Einfluß hat wie alle

anderen rein wissenschaftlichenoder propagandistischenOrganisa- tionen, dieaufdemgleichen Feldearbeiten. JnDeutschland zählt dieGruppe nicht wenig-erals200 aktiveReichstagsmitgliederzu Mit- gliedern,zu- denen sich nochdreiAltparlamentarier gesellen.Esgibt aber auch schonnationale Gruppen,zudenendasgesamtenationale Parlament gehört. Jndiesem Kreise istesalso möglich,internatio- nale Probleme zuerörtern,inbezugaufdiederVölkerbund noch glaubt,Zurückhaltung bewahren zumüssen. Begreiflicherweise hat dieserKreis sichinerst-erLinieaufdieWirksamkeit füreinendemo- kratischenAusbau desVölkerbundes eingestellt.

Jnähnlicher Weisewieindennationalen Parlamenten wird dieArbeit derJnterparlamentarier aufdenPlenarkonferenzendurch zahlreicheAusschüssevorbereitet. Durchihre Beschlüsse hatdie JnsterparlamentarischeUnion schoninderVorkriegszieitdas wich- tigsteFundament geliefertfürdie Arbeiten der erstenHaager Friedenskosnferenzvon 1899zumBestenderSchiedsgerichtsbarkeit Diezweite HaagerFriedenskonferenzvon 1907ist überhauptnur zustande gekommen durcheinen Antrag,dendieJnterparlamentarier 1904 inSt. Louis an-den amerikanischenPräsidenten Roosevelt gerichtet hatten. Dieberühmten BryansVerträgseüberdieEinsetzung internationaler Schlichtungskommissionen,dieallmählichzumfesten Bestandteilallerinternationalen Schiedsgerichtsverträgewieauchdes TocarnosAbkomsmens gewordensind, sind·zumerstenmalvon Bryan selbst aufderTondoner Konferenzvon 1906vsorgeschlagenusndin diese-mKreisediskutiert worden. NachdemKriege hatinständiger Erweiterungihres WirkungskreisesdieJnterparlamsentarischeUnion sich mit demProblemderReparationen und derinteralliierten Schulden, derHerabsetzungderZoll-schranken,derHerabsetzungder Rüstungssbeschränkungdernationalen Minderheiten, derKolonials mandate, der parlamentarischen Kontrolle, derauswärtigen Politik, derBekämpfung gefährlicher Drogen (Opiu-m usw.)unsdanderen so- zialenundjuristischen Problemen,wienamentlichauchmitderKadi- fikationdesVölkerrechts, beschäftigt

Ein glücklicher Zufall will es, daßwir in Berlin gerade die 25., also eine Jubiläumstagung der Jnterparlamentarier, begrüßenkönnen. Auf derTagesordnung derdies-jährigen Zu- sammenkunftstehen besonderswichtige Probleme,nämlich:l.Die gegenwärtigeEntwicklung des parlamentarischen Regimes, wofürderehemaligeReichskanzlerDr. Wirth die Berichterstattung übernommen hat.2.Dassozialpolitisch so wichtige ProblemderEins und«Auswand-erung, fürdas dersüd- slawischeParlamentarier Dr. Secerof Berichterstatter ist,und Z.Die Erklärung der Rechte und Pflichten der Staaten, für welchesThemaderVizepräsidentdes belgischen Senats, LaFontaine,.dieBerichterstattungübernommen hat.

Eine besonderswertvolle Bereicherung hatdasProgramm der JnterparlamientarischenUnion seit einigen Jahrendadurcherfahren-.

daßJedePlsenarkonferenzmit einer allgemeinenAusspracheüber diegegenwärtige LagederWeltpolitikeröffnetwird. Schon-wegen dieser·Verhandlungsgegsenständekann sich alsodas deutscheVolk auseine hochst interessante Aussprache gefaßt machen.

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