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Der Heimatdienst : Mitteilungen der Reichszentrale für Heimatdienst, 8. Jahrgang, 1. Septemberheft 1928, Nr 17.

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Jahrgangvm Ne. 12 L Septemberhest 1923

»«.,-»«-»-

»so mitteilungendek AusdemInhant StaatsseFretärFkhrvonRheinbaben, NachderUnter- lll ROMMIMOUJ

. » . . i d Kllo kte5. Dr. R.von Ungern-Sternber ,Be- Cal. ·

Relchszennälefuf Helmatdlenlt geöfkgsktftäsvoersgängeeigngpkgarisundinBerlin. Dr. Roeseler, Diekslturellezennasperiagh.h.,Bekhnw Bedeutung des Rundfunks. Prof-F.Lampe, Rundfunkschule. —- Hälbjähtlich 2,50mark-Jshtlich 5,-Mark

DachdtucklämtlichetBeiträge nurmitQuellenangabe gestattet

Cricheint zweimal monatlich DurchjedesPostamtzubeziehen Dr.K.p lenzat,OstpteußischeVolksart. -——W ilh.Sol lmann,Jnternationale

parlamentarier. —- 5.21ufhäuse-, Heraufsetzungder Versicherungsgrenze·

Strejemann

unterichrteibt den Kellog.g-Pakt

(2)

Der heimaidienst

Nach der Unierzeichmmg

b .des

Kelloagpakies.

Von Staatssekretärz. D.Frhr. v.Rheinbabe n,M.d.R.

DieParis-er Feier ist vorüber,dieRedenundgroßenWorte sinds verhalltund derAugenblick ist gekommen-inschneller Rückkehrzu denSorgen undNöten desTagessichdarüber klarzuwerden,was der,,Kelloggpakt« denn unter diesemNamen undnichtals,,-Pakt von Paris«wird«erinderinternationalen politisch-en Öffentlichkeit fortlebenl gebracht, bzw.verändert hat. EinkurzesWort zuvor über dieAußerlichzkeitemdiesichandasAuftreten desdeutschen AußenministersinParis geknüpft haben. Kein groß-esVolk hat wenigerAnlaß, Imponderabilien inderStimmung undEinstellung derWeltöffentlichkeit geringzu-achten,alsDeutschland. sSo wollen wirdiefreundlicheAufnahmeDer. Stresetnanns inFrankreichals erfreuliche Tatsache buchenund werten. Praktischgesprochenwird sieshofsentlich dazubeitragen, falsche Darstellungenüber dieAlb- sichktenund Zielederdeutsch-en Außenpolitikinder französischen Offentlichskeit sortab mindestensnichtleichterzumachen. Darüber hinauswird insbesondere dieUnterhaltung dessAußsenministersmit deinfranzösischen MinisterpräsidentenzurKlärungderbeiderseitigen Auffassungen erheblichsbeigetragenhaben. »Die Annahmeist wohl nichtunberechtigt,daßderInhalt dieser persönlichen Unterhaltung- sich sehrwesentlichivon denöffentlichenReden und Erklärungen des27.August unterschiedenhat. Nüchternund ohnedenredne- rischen Schwung, derHerrnBriand zurVerfügung steht, ist hier wohl ein-e Bilanz der augenblicklichen deutsch-französischenBe- ziehungengezogen worden, welchedieganze Schwere desdeutsch- französischen Problems,d.h.dieAbsicht,dieSieg-erstellsusng von Versailles bis in eine fern-e Zukunft hinein machtp olitsisch ausszunutz en,hat erkennen lassen. Wir

wollen eine ähnliche Methode inbezug aufdie Wertung des

Kelloggpaktes im ganzen anwenden kundsetz-enin den folgenden AusführungendieDarstellungüberWerdegang,Inhalt und inneren Sinn desKelloggpaktesalsbekannt voraus, wiesieindenHeften10 und 14des,,Heimatdienstes«gegebenworden ist.

Zunächstetwas über dieallgemein-en sAuswirkungen des Paktes. Zweifellos isterinersterLinie moralischund politisch, nicht formaljuristisch, zsuwerten. Die Vereinigten Staaten von Amerika, diegrößteund reich-sie »MachtderWelt,hab-enden Welt- kriegzuDeutschlandsUngunstenentschieden. Siehabenerheblichen

Anteil an derGestaltung der Friedensverträge genommen; ihr

Präsident Wilson hatindenfür Deutschland entscheidenden Fragen alsBegründereiner Rechtsordnung versagt; dieRatifiizierungdies·

Friedensvertrages blieb aus, und Amerika zogsichvon den euros päischen Verwicklungen—- european troubles —- zurück. In den Dawesverhandlungen tvon 1924erfolgtedieerst-e ,,Rück-kehrAmerikas nachEuropa«im Gewande wirtschaftlicher und-finanziellers Zu- sammenarbeit undKontrolle. VierJahre später zeigt nunmehrdas außerhalbdes Genfer VölkerbundgetriebesstehendeAmerika die ganze WuchtseinesEinflussesinder.Welt. Anders alsesHerr Briand inseiner Rede vom 27. Augustdargelegt hat, war die Wirklichkeit. Frankreich wollte seinen Sonderpakt zur Sicherung seiner europäischen Führer- und Siegerstellungs,Amerika wollte einen universellen Vertragsschritt zur Erschwerung und Achtung künftiger Kriege. Amerika hatseinenWillen durchgesetzt Esist nun auch »politisch nach Europa zurückgekehrt« und, ob es vielen Asmerikanern paßt oder nicht, in nicht unerheblicher Weisean der künftigen politisch-en Entwicklungund Gestaltung Europasinteressiert. Dieimmer noch zunehmen-den großen Beträge amerikanischen Geldes, dieinEuropaangelegt sind, bedürfen fried- licher Entwicklung Geschäftliche Interessen undwirklicheFriedens«- liebearbeiten imamerikanischenSinn-e HandinHand. DerKrieg alssolcher hat gegenüber früheren Anschauung-eneine andere Be- deutung erlangt,und nochvielmehr,alsesbisherderBrauchwar, werden sichdieVölkerhütenmüssen,indieRolledes,,Ang·reifers«

und Bedrückers anderer Staaten hinein-zukommen Überwältigende Macht von Kanonen, Dollar und moralischerAchtung derübxigen .Welt stündengegen denjenigen,der sich außerhalbdesPaktes Zu stellenwag-enwürde. Erist alsoseinrechteinflußreicher ,,Erzieher zumFried-en«!

Freilich,es gibt aucheindringliche ,,Kehrseitender Medaillse«

imKellogg-pakt. Nach wie vor bleibt der ,,Verteidigungskrieg«

erlaubt und nochimWeltkriege habenwir eserlebt, daß,wenn unseresvielenGegner nichtsanderes ,,-verteidigen«zu könnenglaubten, diesogenannte»Zivilisation«und das»Recht« (des «Stärkeren) dazu

270

herholtenmußten,umvon ihnengegenüber Deutschland ,,-verteidigt«

zuwerden. Amerika, dasmächtigeund friedliebende,hatnochin den letztenJahren eine Auslegung derMonroedoktrin für richtig gehalten,die fürdas europäische Augean den Tatbestand der brutalen Unterdrückung rschwacher Staaten naheheranreichte. Als Gegenstückbetrachtetdasenglische WeltreichdeniSeeweg nach Indien und seine Interessen indendiesem benachbarten Ländern alsseine Spezialdomäne,inderzumZwecke ihrer Erhaltungingegenwärtiger AbhängigkeitckeinKelloggpaktetwa Anwendung von Gewalt ver- hindern darf. Frankreich hat mit Erfolg sein kontinentales Bündnissystemdas doch:inersterLinie offenkundigzurdauernden Niederhaltung Deutschlands bestimmt ist,indenPakthineininter- pretiert. Rußland ist noch nicht Mitgliedder Paktgesellschaft,und doch ist geradederOsten Europasdieheute sichtbare größte Gefahren- quselle fürdenFrieden. Undweiter: DieHoffnungenauf Förderung derAbrüstungsverhanidlungen aufder Grundlage des angeblich

»weltgeschichtlichbedeutsamen« Friedenspaktes sind durchdas eng- lisch-französischeiSonderabkonnnen nochunmittelbar vor der Unter- zeichnungdesPaktesausfeinMinimum herabgemindert worden, und schließlich findetdervonDeutschlandindieVorverhandlungen hinein- geworfeneGedanke des Ausbaus derMethoden betr. Anwendung friedlicherMittel zurBehebungvon Konfliktenvorläufig nichtdas allergeringste Echobeidenjenigen,dieals,,Sieger« sichimsicheren Besitz-ezudünken glaubenund ihren Sieg durchimmer neue Ver- trägefüralleZeitenfestzulegen streben. sSowird also zusammen- fassendzusagensein, daßwir Deutschenzwar gewißkeineVer- anlassunghaben,dieBedeutung desK-elloggpaktes unsererseitsherab- zusetzen, daßwsir andererseits jedochallen Grund haben, seine besondereiSseitefürdieDurchführungderfür unsere Freiheitund UnabhängigkeitzuerreichendenZiel-e ohne jede Illusionrealpolitisch zuprüfenunddaraus unsere Schlüssezuziehen.

Nichtzuletztwar der Beifall,der dendeutschenAuß.enm-inister vor derErgreifusngder goldenenFederzurUnterschriftunt-er den Pakt begleitete, wohlvon dem spontanen Gefühlder Zuschauer eingegeben, daßderUnterschied zwischeneinsemDeutschland,dasnoch voreinemDutzend Jahr-eneiner Weltvon Feinden Trotzzubieten,ja sie beinahe zubesiegenschienund einem Deutschland,das heut militärisch ohnmächtigdemKriegeaufimmer abschwört,ein ganz ungeheurer ist. Diedeutsche Unterschrift unter dem Kelloggpakt ist»inErgänzungvon Locarno nichtsmehrund nichtswenigerals deroffizielleund grundsätzlicheVe rz. ichtasufRevanche,aus gewaltsame Änderungdes unter Rechtsibeugung und inbrutalster Vergewaltigunguns ausgezwungenenDiktates von V-ersaill-es.Diese deutsch-eEinsstellung istes-ungleich mehralsdie Friedentriefenden Reden von Staatsmännern anderer Länder, diedem Ereignis vom 27.August,,wseltges chsichtslsi cheBedeutun g« verleiht. Das geschlagene Deutschland hat wieder einmal ausetwas »Oer- zichstet«, nichtnur fürheutund morgen, sondern fürimmer.

Und hiersteh-enwir am Kardinalspunskte des Paktes:

Wie sehr auch heutedasdeutscheVolk kriegssmüdeund derAn- wendung von Gewalt abhold ist,sodürfenwir die Augen doch nichtdavor verschließen, daß Deutschlandheut-enochnicht als Staat und Wirtschaft diejenige For-mund Ausdehnung besitzt-

die ihm aus ganz elementarsen Entwicklungsgesetzen heraus

einendgültig-es Sichabsinden mit sein-er Niederlage gestattenund einen Verzicht auif Ver-langennachRevisionund Änderungdes Friedensvertragesmöglich machenkönnte. Im selben Atemzu-ge,in demderDeutschevon heutedenKriegsverurteilt .·-und einen wahren Frieden herbeisehnt, mußerForderungenerheben,dieaufderanderen Seit-ezueinem kleinen Teilewiderwilligundmöglichst spät bewilligt wer-den sollen,zumanderen undgrößeren heute überhaupt noch nicht einem Mindestmaß notwendigenVerständnisses begegnen. Uns ist es ernstmsitderForderung, daßseine»AchtungdesKriegesals Mittel nationaler Politik«untrennbar mitderMöglichkeitverbunden sein muß, bestehend-eund zuKonflikten Anlaßgebende Vertrags- regelungen einschließlich von Grenzziehungen mit friedlichen Methodenzu ändern. Uns istesbitterernshmitderForderung,daß einAus-gleichderRüstung-en erfolgt, weil unsere Behauptung Wahr- heit ist, daßeineWelt,inderbisaufdieZähne bewaffneteStaaten neben völlig entwasfnetsen stehen-,der Bewährungdes Friedens- gedankensnichtreifgemacht ist. Uns istes schließlich mehrals eine Redensart, wenn wir behaupten, daß smsilitärischeBesetzung

(3)

DerHeimatdieiisi

—————————————————————

dfutfchenGebiet-essichsmitdenFriedensredenVom27.Augustschlechter- dmsgsnich-i mehr ivierträgtundalsHeuchelei,ja Verspottungfeierlicher Friedensabmachgingensichaus-wirken muß.Wir steheninalldiesen Fragenvorschwserwiiegensdenneuen Verhandlung-enund-schonwenige Tagenachdem 27.Augustwir-deinedeutsche DelegationinGenf genötigt sein, jenseits derfestlichen Stimmung der Paris-er Tage aus Gründen der Ehrlichkeit und Toyalität solche deutsche Forde- rungen öffentlich bekanntzugeben bzw. siezuwiederholen,diehöchst WTaktkscheinlichsein vechstanderes Echoinder französischenPresse Erkaltenwerden, alsdieFeiertagserklärungsendesdeutsch-en Asußens ministersam 27.August.

Mit anderen Worten: Gerade, wenn wir Deutsche

den Kielloggpakt in seiner voll-en Bedeutung Wllürdigen, dann müssen wir erst recht das Ringen

Um die Wiedererlangung deutscher Freiheit und·

Unabhängigkeit mit verstärkten Kräften weiter- f«U«k2ren,weil das erste ohne die Erreichung des ZUZOiten eine leere Tagesdsemonstration bleiben

MÜßte!

Entsprechend dem,was vorher überdieallgemeine Bedeutung des-«politisch-en RückkehrAimserikas zurUmgestaltung europäischer Dingegesagtworden ist, gibtes-schiießiichssinder Tatsacheder UnterzeichnungdesKelloggspcvktes nocheinMoment, »daß ichdie Vertragliche Grundlage eines künftig vermehrtens direkten deutsch- ckmerikansischen«Gedankenaustawsches, ja vielleichtingewisservor-

sichtigerWeiseaucheiner deutschisamerikanischsen politischenZu- sammenarbeitnennen möchte. Das sScherzworteines neuerdings nachDeutschlandgekommenen Amerikaners ist bekannt geworden-

»Nun-anyisthemost american country —- next to-America«, zu--deutsch: Deutschland istdas am meisten amerikanischeLands nächst Aimerikal Jstes wirklichnur ein.Schserz?Und wenn es wahrwäre, isteinesolche EntwicklungeinSegen siür unserVolk?

Wir können diese iSchicksalsfrage heutkaum beantworten. Alles fließt,und-auchderjetzt so gefeierte Kelloggpakt istnur einEr- eignisimFlusseder großen Bewegungen, die als direkte oder indirekt-eFolgendesWeltkrieges heutnur zumTeil unsererBeob- achtungund Beurteilungzugänglich sind-. Jchs möchte gewißmeiner Gesamteinstiellung nachvor Übertreibunigsenund falschenSpeku- lsationen warnen, aber doches für möglich erklären,daßbeialler Notwendigkeit für Deutschland, sichsinEuropasinersterLinie mit seinenunmittelbaren Besiegern,Frankreich und England,

ineinneues undbesseres Einvernehmen zusetzen,dieBeziehung-en

zuAIineri kaganz abgesehenvon demsheranidrängendenweltwirt- schaftlichenund sweltfinanziellems Problem einer Revision des Dawesplansauch- auf geistigenund ideellen Gebieten außerordentlich entwicklungsfähig sind. Wir sollenuns sicherlich nichtwürd-Most anandereLeuteherandrängenundtäten nachvielen Richtungengut, etwas mehrZurückhaltungzuzeigen. Aufderanderen Seite aber brauchenwirwirkliche FreundschaftenkundStützpunktein dengroßen KräftezentrenderWelt,um uns aus Isolierung,Demütigungund Niederlagezuerheben. Wir wer-den sieinersterLinie dort zu suchen haben,wsounsere deutsche Auffassung- Verständnis findet, daß nicht aufSeiten derErstarrung,»derErhaltung desstatus quo von 1919- sondernsimFortschritt, inEvolution und friedlich-er Revisiondessen,was übermächtige -Militärgewalt,Haß,Neid und Verleumdungeinst schufen,dieZukunftliegt!

Clemens Meinung

CZU seinem 150. Geburtstag)

Von Fred A.Angermayseu Jede Literaturepoche hat ihr eigenes Schicksal. Dichter- generationen versinkenentweder im Glanz ihrerVorfahren oder erheben sichdurchdie Mittelmäßigkeit ihrerZeitgenossen Die Romantik,das jüngsteKind?des zurNeigesinkenden18.Jahr- linnderts,ging erstvon Goetheaus. IhrZiel

war: Wiederbelebungreligiösen Denkens,Be- tonungdeskünstlerischenMittelalters, Ver- Mittlungder bedeutendsten Dichterwerkedes Ruslands und Erneuerung und Verbreitung derVolkspoesie.Gefühlwar denRomantikern alles. Vernunftund Geist schien ihnense- kundär.Dieälteren Ro-mant-iker,mit ihren GIPfeInNovalis,TieckundSchlegel von

stelftsGenie abgesehen vermochtensich mühelosdurchzusetzen.DiejüngerenRoman- tiker fochten ihreidealen Kämpfe schonim

»Schattender Titan-en« aus. Das Genie Goethesund SchillersmachteesdenNach- fahrennichtIeicht.Ihre dichterische wucht lagwieeinGebirgeaufdenEnkeln. Von Ujüngeren Romantikern war Klemens

Brentanonichtnur derVerbindungsoffizier zwlschenden zwei Romantikertruppen, son- dernerwar auchihrstärkster dichterischer Ausdruck.

«Brentano wurde 1778inEhrenbreiten- SM»geboren,war zumKaufmannbestimmt, studierteinHeidelbergund beganneigent- IICIFals Satiriker. Er hatte beißenden EVUZund treffen-de Jronie, und die

aitertznempfandenseine geheimenAttacken deutlichals Parodie ihrer Schule. Mit feknemErstling»Gosdwioder das steinerne BildderMutter«versuchteerFriedrich Schlegels

»Tucinde«zuübertreffen,was ihm auch mühe- losgelungenist. Jhm standeineunerschöpfliche PhantasiezurSeite. DieserEinfallsreichtum «

wareine gefährlicheWaffe. Brentano, ein bisaufdiekurzen Ehejahre mitSophieMereau —- .imInnersten zerrissener, dämonisch gehetzter mensch-liebte dieExtreine. Schonim»Godwi« klangneben der

Pojaunedes Spotts und der Verzerrung dieFlöte echter Tyrik.

MIt derunvollendeten ,,Chronika eines fahrendenSchülers«ver- senkt-eer sichindie Poesiedes sMittelaslters und holte aus der Timburger Volksliederchronik bezaubernde Neutöne heraus.

Durch den frühen Tod seiner

Brentano einsamund schwersmütig lAuch jetzt zeigt sichwieder die extreme Veranlagsung seines Charakters. Er, der einst Kotzebuedurch dievielbedachte Satire ,,Gustav Waso«ver-- spottet,zwei ausgelasseneLustspiele»Ponce de Ceon«unddie»Lustigen«Musikanten«mit strömendem Humor gestaltet, vielgelesene Märchen ersonnenund dieraschvolkstüm- lich« gewordene »Geschichtevom braven Kasperlund schönenAnnerl« graziös hin- geworfen hatte, wühlte nun in seinem Schmerzundvermeinte in« derMetaphysik Trostzufinden.Mitbeispielloser Inbrunst schuferdie,allerdingsunvollendeten, »Ro- manzen vom Rosenkranz«,einem Gipfel- punktkatholischer Literatur, und gab sieben Jahreseinesnun ganz asketischgewandten Lebens daran,um dieVisionenderstigmatis siertenNonne Anna Katharina Emmerich, einerVorläuferinderTheresevon Konnerss reuth, aufzuzeichnen. VierundsechzigJahre alt, istKlemens Brentano am28.Juli 1842 inAschaffenburg gestorben.Gan lerntman diesen Dichter erstin seinen riefenan Sophie Mereau kennen. Hier schwelgt Brentano nichtnur inrasender Liebes-sehn- sucht,diesichbiszurwollüstigen Verzückung steigern konnte, hier gibterauch seinganzes, nacktes Herzund verschwendetdieKöstlichs keit einerstürmisch leidenschaftlichen Prosa- dieseinen GegenstandderLiebe invollende- ter Sprachkunstumwirbt. Um das Bild diesesbedeutenden Neuromantikers har- monisch abzurunden, sei noch jenes köstlichen Sammelwerkes gedacht,das Brentano mit seinem Schwager Achimvon Arniin heraus- gegebenund dasschon Goethes großeBe- wunderung errungen hat,jenesWerkes,daseinunschätzbaresErbgut deutsch-er Spracheund Vergangenheit bedeutet, jenesherrlichen Sammelwerkesalter deutscher Liede-r:,,DesKnaben Wunderhorn«.

Wennjeein DichterDienstanderHeimat geleistet hat, soBrentano mit seinem ,,W-underhorn«,das sich seit Jahrzehnten das ganze deutscheVolkeroberte und einen unsvergänglichenPlatzinseinem Herzen hat.

unvergeßlsichen Sophie wurde-

27I

(4)

Der Heimatdienst

Bevölkerungsvorgänae

in

Paris

und in Berlin

während

der

Rachiriegszeiiix

Von Dr.R.von Ungern-Sternberg.

DieBevölkerungsvorgängeinden beiden größtenStädten des europäischen Festlandes zuuntersuchenUndzuvergleichen,istum deswillen von besonderemReiz,weil indiesenStädten kulturelle Vorgänge,diefürdie kommende Entwicklungkennizeichnend sind, meist zeitlichamfrühestenindieErscheinungzutreten pflegenund diezukünftige GestaltungderDinge ankündigen

Bevor wirdiewichtigsten demographischen VorgängeinParis und inBerlin schildern, istes erforderlich,einigeAngabenüber den allgemeinendemographischenZustandvon Groß-Berlin bzw.

Groß-Paris zumach-en. Unter Großanris istdieStadt Paris nebstdenVororten (banlieu) zuverstehen, währen-d Groß-Berlin

"

das sogenannteAlt-Berlin und dieimJahre 1921einbezogenen

14Verwaltungsbezirkeumfaßt.· .

Groß-Be rl inwies inderZeitvon 1919bis einschließlich 1927ein-efortgesetzteZunahmedermitt-

lerenBevölkerungszahl auf,undzwarvon rd.Z804ooo auf-a168soo. JnGroßs Paris hat sich desgleichenin»derZeit von 1919J1927einefortgesetzteSteigerung derBevsölkerungszahl ergeben,undzwar

Enescnlieszungen

in Paris und Berlin

AbsoluteZahl «VonsoooderBevölkerung

i925 53594 U-?

1926 Hi 797 Us2

1927 50MS l0s9

Vergleichtman diese Angabenmitdenen derVorkriegsz·eit, so ergibt sich, daßdieEhehäufigkeitinGroß-Paris imDurch-schnitt währendderRachkriegszeitwesentlich; höherwar alsindenletzten Vorkriegsjahren. Sie näherte sichaber imTauf-ederJahre immer mehrdemVorkriegsstand(1915= 10,5v.T» 1927= 10,9v.T.).

Jn Alt-Berlin schwankteindenJahren 1909bis 1913

dieEhehäuifigkeitzwischen21194 und 22995,was pro 1000der Bevölkerung berechnet10,18bziw.11,05ausmacht. JmJahr-e19 1Z

stellte siesich fürGroß-Berlin auf56280 oder auf9,1v.T. Inden Rachkriegsjahren zeigtdieEheschließungss häufigkeitinGroß-Be rl in folgen- desBild:

von rd.4356 000auf4629 000. Jnbei- denStädten hatdieBevölkerungszahlin den zentralen Stadtteilen eine vielgeringere Vermehrung erfahrenals indenperipher«en,bzw. sogareineVer- minderung zuverzeichnen. In Groß- Pariswar diese Entwicklungvon einer absoluten Abnahme derBevölkerungin denaltenStadtteilenbegleitet.Jn: Paris- Stadt, also ohnedie-Vororte,zählteman 19192902799,während für1927nur 287x 429Einwohner angegebenwerden, was eineAbnwhmevon 1,08’v.«H.ergibt.

Jn Alt-Berlin (Kreuzberg, Weddsing,

Friedrichshain, Prenzlauer Berg,Mitte usnsdTiergarten) war dieAbnahme der Bevölkerung nichtzu-beobacht—en,aberdie Zunahme der Wohnbevölkerung betrug nur 5,05v.H., sie stiegvon 1907466im Jahre1919auf2005700imJahre1927.

Dagegen vermehrtesichdieWohnbevölkei runginden peripheren Bezirken,

inderBanlieu von Paris, während

des gleichen Zeitraumes von ·rund

1453000 auf 1757ooo, also um

20,94 v.und indenäußerenVer- waltungsbezirkenivon Berlin von rd.

1896000 imJahre 1919auf2165000 im Jahre 1927, alsoum 14,16 v.H.

Aus diesenAngaben ergibtsich, daß dierelative Entvölkerungderzentralen Stadtteile, die sogenannte Citybil- dung, in Paris währendfderNach-

Pol-is

-

Auf 1000 EinwohnerkamenE

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smiseizunqenIn Absolute Vonxoooder

HEXEleBerlin Zahlen Bevölkerung

» 16.2

E) 13.6 mg 51835 i3,6

x920 52833 .i3,7

183 i92i isizs ins

1922 47 685 i2,i

i923. 415i9 io,5

xgza Zo650 7,8

x925 35092 . 8,7

r926 56593 8,9-

i927 40937 9,8

Stellt man die Entwicklung der

EheschließungshäufigkeitinGroß-Paris der von Groß-Berlin gegenüber, so ergibt sich,daßin der Uachkriegss zeitdieEhehäufigkeit pro 1000 derBevölkerung berechnet,in Groß- Paris erheblich größerwar

als in Groß - erlin«. Jn

Groß-Berlin zeigt die Ehehäufigkeit für 1924, 1925 und 1926 niedri- gere Verhältniszahlen als für 1913, während in Groß-Paris diese Ver- hältniszahlenfür sämtliche Jahre iderNachkriegszeit hlösher waren als 1913. Es ist auch bemerkenswert, daß dieHeiratskurve inden« unmittelbaren Nachkriegsjahren, 1919 und 1920, in Groß-Paris vielstärkeransteigtals in D.L»D, Groß-Berlin. Als Erklärungs·grund für kriegszeit viel ausgesprochener

war alsinBerlin.

Gehenwir nunmehr zudeneinzelnen Bevölkerungsivorgängen über. Die Zahlder-Ehes chließunge nschwankteinParis- Stadt währendderletzten fünf Vorkriegsjahre(1909J1915)zwischen«

30260und 32746jährlich,was 10,8bis 11,Zv.T. der jeweiligen Einwohnerzashl ausmacht. FürGroß-Parisstellte sichdieZahl derEsheschließungen1913 ausf44095, was auf 1000 Ein- wohner berechnet 10,5ausmacht. Jn denNachkriegss fahren,1919l1927zeigtdieEhehäufigkeitvon Groß-Paris eineer- hebliche Veränderunggegen 1909-—13, wieman ausfolgenderÜber- sicht entnehmen kann:

Absolute Zahl

x9k9 66502 x5,2

i920 78420 i8,3

i92i 62m Wi

1922 55250 12,5

i923 52365 We

i924c 52958 Us?

Von1000derBevölkerungs

sdiese Erscheinungmag wohl dieTat-

s sachedienen, daßdie wirtschaftlichen

VerhältnisseinGroß-Paris imDurchschnittderNach-kriegszeiter- heblich günstigerewaren als inGroß-Berlin. Wenn man als Maßstabder jeweiligenWirtschafts-lagedieGrößederArbeits- losigkeit heran-zieht, so ergibt sich, daßinGroß-Paris ledig-lichdas

Jahr 1921mit einem Höchststandvon rund 71600 unterstützten

Erwerbslosen,eineinsGewichtfallendeArbeitslosigkeit aufzuweisen gehabt hat.Dagegen hatinGroß-BerlindieErwerbslosigrkeit Höchst- zahlenerreicht. Ende Dezember1923 z.B.zählteman 255853 Hauptunterstützungsempsfän-ger. DieVergleichbarkeitderErwerbs- losenzahlvon Pavisund Berlin iist allerdings keine vollständige, weildieBedingungenderRiegistrierungsund derUnterstützung nicht ganzdsiegleichensind. Immerhin genügendieHinweiseaufdie verschiedene Größeder Erwerbslosigskeit,um darzutun, daßdie Wirtschaftslage inParis eine erheblichbessere gewesen sein muß alsinBerlin, einUmstand,derzweifellos anregend undsteigernd aufdieEhehäufigskeitgewirkt hat.

Wenden wir uns nunmehr derGeburtenhäufigkeit zu.

Jn Paris-Stadt findenwir inderVorkriegszeit(1909!1913)eine Geburtenhäufigkeit,diezwischen48277 und49275 Lebendgeborenen oderpro 1000 derBevölkerung, zwischen16,7 »und17,5schwankte.

I) DiestatistischenAnabensind entnommen fürBerlin: dem’»Statistischen Jahrbuch(Taschenbuch)ber StadtBerlin-Kind ben,,Berliner Wirtschaftsberichten«, fernerdurch persönlicheErkun igungengewonnen worden. Für Paris sind die Angabendem»Am-usin-staristique aslaviuo ac- PcrisU entnommen undpersönlichen Mitteilungen zuverdanken.

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