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Aus der Heimat, 1933, August

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Academic year: 2022

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hut Shmv$jwi%iW'

fywMffawift, Otityn{I 1933

9tad)bmct ber Ongiital-'2lu|faj;e oerboten.

gum Anbeuten an tfetermärrat

Dr. med. vet. Dr. med. vet. h. c. Julius pftanj.

ŚBon Sprofeffoc Sr. 9Ji. CE o f p e r = 5BresIau.

CEs fei mir als altem f^reunbe oon Sr. Sßflang geftattet, ifjm an biefer Stelle einige geilen gu roibmen, um fein 93ilb in ber (Erinnerung ber 33erool)- ner bes Kreifes Kreitgburg, in bem er über 30 Satire, bie beften feines Bebens, geroirft I)at, gu feftigen.

Sulius Spflang entflammte einer Sßaftorenfamilie aus Klaeben in ber Slltmarf, roo er am 2. Stooember 1865 geboren mürbe. 9lad) bem SBefud) ber

©pmnafien in Ofterburg unb Stenbol roollte er ßanbmirt roerben unb lernte non 1882—5 in 93öIfersborf bei 9tatl)enoro unb Sietrid)sborf bei Kulmfee in SBeftpreufjen bie ßanbroirtfd)aft. Sann biente er 1885/6 als (Einjähriger beim

©arbe=5üfilierregiment in ^Berlin. ipier lernte er ßiesd)en fyreibanf, ferne teure Bebensgefährtin, fennen, es mar eine ßiebe auf ben erften 33lid, bie beftimmenb für feine BoufbaI)n merben füllte. (Er entfd)lofj fid), Sierf)eil=

funbe gu ftubieren, um früher eine felbftänbige Stellung gu erlangen, bie il)tn bie ©rünbung eines eigenen Iperbes ermöglichte. Sin ber berliner Sierärgt- lidjen §>od)fd)ule lernten mir uns fennen unb fnüpften eine Jreunbfdjaft an, bie ungetrübt anbauerte. SPflang mar ein flotter, fröhlicher Stubent, ber aber feine (Examina pünftlid) erlebigte unb barnals befonbers burd) ben aus- gegeid)neten Beiter ber fßoliflinif, ben unoergefjlicf)en Südjarb SIrnbt, ange­

regt mürbe, mit bem ihn fpäter innigfte ^reunbfdjaft oerbanb. 9tad) etroa 10 3al)ren umfangreicher ißragis in gobten (Sd)Ief.) unb Konti), roo er eine fchr befudjte Stlinif einrichtete, unb einjähriger Sättgfeit in ©roß-Strehüh, mürbe er am 25. 1. 1900 Kreis- unb ©rengtierorgt in Kreugburg unb beflei- bete biefe Stelle bis gur (Erreidjung ber Slltersgrenge (31. 3. 1931).

5ßflang mar ein heroorragenb tüchtiger Sßraftifer, oon glühenber 93e- geifierung für feinen 93eruf. (Es mar eine ßreube, mit il)m einen Sag in feinem Streife herumgufaf)ren unb ihn bei ber Slrbeit unb im fBerfefjr mit ben ©efifeern unb mit bem Sßerfonal gu beobachten. (Er mar früher root)I in Sd)lcfien ber oielbefd)äftigfte Sierargt, arbeitete unb operierte mit fabelhafter

©efdjroinbigfeit unb mar befonbers berühmt als ©eburtsljelfer.

Sßflang mar ber erfte beutfd)e Sierargt, bem bie ^Berliner Sierärgtlid)e

$od)fd)ule tm 3af)re 1919 bie Söürbe eines (Ehrenboftors oerlieh mit ber $e- grünbung: „Spflang hat fid) burd) bie (Erfinbung bes erften (Embrpotoms ein heroorragenbes unb bauernbes 93erbienft um bie funftoolle Slusübung ber tierärgtlid)en ‘pragis erroorben." Sluf biefe feltene Slusgeidjmmg fonnte er

(2)

mit Sietißt ftolg fein. Stußer bem Smbrpotom, bas feinen Stamen überall be=

Eannt macßte, ßat ißftang nod) eine Steife anberer praftifcßer Snftrumente eingefiiljrt. Sein Stuf als glängenber ißrat'tifer erftretifte ftcß roeit über bie

©rengen feines Greifes. 6s tonnte balder nid)t ousbleiben, baß junge Sier- ärgte es ftd) gur befonberen Sßre anredjneten, bei ißm ißre Slffiftentengeit gn verbringen; fo gog er eine Steife von jungen Sierärgten gu tüd)tigen Sßraf- tifern ßeran. Sltierbings roar bie Beßrgeit bei if)m ßart unb anftrengenb.

Sem Serein Scßtefiftißer Sierärgte ßat "ißflang über 40 Saßre mit vor- bilbticßer Sreue angeßört, rooßt niemals in einer Sißung gefehlt. Surd) wertvolle Sorträge unb Semonftrationen erroarb er fid) um benfelben große Scrbienfte, bei ben gefeltigen Seranftattungen roar es in feiner Stöße ftüßer immer am lebßafteften unb oergnügteften. Stegen feiner Serbienfte ßat ber Serein vor Soßren ißn gum Sßrenmitglieb ernannt.

ißflang füßrte ein feßr glücflicßes Familienleben. Seine liebe unb Ie=

bensfroße ©attin, ber gu Siebe er feinen Seruf geroetißfett ßatte, bereitete ißm ein beßagticßes $eim, fie ßat getreulicß für ißn geforgt unb ißm über bie Ser- Drteßlicßfeiten bes Serufes nacß Kräften ßinroeggeßolfen. Seinen beiben Rin­

bern, einem Soßn unb einer Socßter, roar er ein gärtlitißer, treuforgenbcr Sater unb ßteunb gugleitiß. Seine ausgeprägte, marfante Śperfontidjfeit, fein Icbßaftes, überfprubelnbes Semperament unb feine ©eroonbtßeit im Umgänge mit SJtenfcßen waren Seranlaffung, baß er in gefeltigen unb gefettfcßoftlicßen Streifen eine füßrenbe Stolle fpiette. Sr roar u. a. in feiner Soge ŚReifter vom Stußl, lange Saßre Sorfißenber bes Sllpenvereins, unb SRitgtieb ber Stabtverorbnetenverfammlung, nebenbei ein paffionierter unb glängenber Sä­

ger, ber eine geittang immer bie Flinte im Suto bei fid) füßrte, wenn er in bie Sprajis fußt.

Sulius “ißflang roar ber treuefte jjreunö, ben man fid) benfen tonnte, unb in weiten tierörgtticßen Rreifen beliebt unb gern gefeßen. Sr roar ein frößlicßer Ramerab, ein guter Rumpon aucß beim Setißer, ber in luftiger Safelrunbe burd) föftlicßen $umor unb feine mißigen Sinfätte viele unver- gcßlicße Stunben bereitet ßat. Sr roar nitißt gerooßnt, ein Statt vor ben SRunb gu neßmen; wenn er etwas auf bem |>ergen ßatte, mußte es gefügt fein. 3m Rreife feines gerooßnten Serteßrs geßen eine Ungaßt von treffen- ben Slusfprücßen unb Slnefboten von ißftong um.

Sie teßten Saßre feines arbeitsreitißen, von Srfolg gefrönten Bebens waren getrübt burd) eine ftißteitißenbe Rranfßeit; Siobetes unb fortfĄreitenbe Strteriofflerofe erftißroerten ißm bas Arbeiten unb beeinträchtigten feine £e- bcnsfreube. SJtit fd)merglid)en ©efüßten mußten feine lieben Slngeßörigeti unb ffreunbe roaßrneßmen, wie feine Rröfte fcßroanben, wie es um ben früßer unverroüftlicßen Wann immer flitter würbe. Slls er nod) Srreidpxng ber Sit- tersgrenge aus feiner fo lieb gewonnenen groeiten Heimat Sd)tefien nacß

©ro|=2id)terfeIbe (Serlin) gog, roar es ißm nitißt rneßr vergönnt, ben rooßt- oerbienten Stußeftanb gu genießen. Ser Sob roar ißm fcßließlicf) ein wohl­

tätiger unb fünfter Srlöfer von ftißroerem Rranfentager. Sr ftarb am 25 September 1931.

Sn einem fonnigen $erbfttage ßaben mir roeßen $ergens ben Snt- fcßlafenen auf bem fd)önen S)3arffriebßof in Bitißterfelbe, roo aucß fein lieber ffteunb Steuermann rußt, beigefeßt. Seine SRagnifigeng ber Sieftor Sjßrof. Sr.

Scßöttler roibmete ißm unter ßergticßen Worten im Stamen bes ^ßrofefforen-

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Kollegiums einen Slicing, aud) ber herein 6d)Iefifd)er Sierärgte unb ber SBerein OberfcE)Ie(tfcE)er Sierärgte legten Grange nteber.

SOtit Sulius tßflcmg f)at ber tierärgtlicfje 6tanb einen fyernorragenben Vertreter, einen treuen śBefenner oerloren. (Ein fjeijfes, frö£)Iid)es unb gefiil)l=

volles tperg Ijat oufgetiört gu fdjlagen. Sie [djleftfdjen Kollegen unb feine tuelen ßreunbe roerben if)n nid)t nergeffen.

2lu6 betu Briefroecbfcl 3 tmfd}cn (Buffcro Jregfag unb (Braf unb (Bräfin Bolf Baubijfin.

(gortfetjung.)

9JiitgeteiIt oon Sßrof. ©u ft od 3B. gregtag (SOtiinĄen).

gregtag an Baubtfftns:

Sresben, 21. Wat 1868.

Siebe oereljrte greunbe!

Slls 31)r letter Brief nebft einer Genbung, weldje in befonberem fRebe- faß gefeiert roerben muß, bei uns eintraf, waren wir grabe im 33egriff burd) Srofdjfe unb ©ifenbaßn nad) 6d)Iefien abgufaßren.

Sort fyaben wir t)in unb I)erfutfd)irenb unter wecßfelnben 9Ren[d)en bie bantbaren 9lugen feft unb gebanfenooll nad) einem ibealen Bunlt unferes greuben^immels figirt, an welchem mir bas Soppelgeftirn gweier Häppdjen unb gmeier Gd)Iaffd)uheh erblidten. (Es ift mal)r, oiel 3rbifd)es ift oergäng-- lid), biefe aber werben bauern, ift ein ©gemplar angegriffen, fo rußt es aus, wäßreub bie entfpred)enben ßwillinge in Sienft treten. Unaufßörlid) wirb fid) babei bie giage ergeben, meldjes fd)öner ift, bas eine ift prad)tooIIer, bas cnberc finniger, gang wie bie Senaten. Siebe greunbe. Ueberquellenbem tpergen Gelegenheit gu Büßrung unb Sani gu geben, beabfußtigen wir, grau u. id), 3I)re IRuße I)eut burd) unfere Ggpectorationen gu ftören, falls Sie uns bagu (Erlaubnis geben wollten.

(Ein Bote fud)t Sie mit biefem ©ruß guerft im Gtabtquartier, bann in BSacßmiß* 2). Ginb Sie, was bod) möglid), grabe im Umgug, fo betrachten mir uns als burd) Gcßidfalstüde herausgeworfen u. erfcßeinen nidht.

Ginb Gie in SBachwiß, fo bitten mir um (Erlaubnis, mit bem Sampf=

fd)iff, meld)es 4 UI)r in 98ad)miß gu lanben bie ©emoßnßeit haben foli, bort nad) bem ©ffen eintreffen gu bürfen.

3n treuer Verehrung

gregtag u. grau.

$8olf ©raf Baubtffin an gregtag:

SBacßmiS, 13. 3uni 1868.

2Rein feßr nereßrter greunb!

Gcßon lange ßabe id)’s non einem Sage §um anbern oerfdjoben ßßnen ein ©eftänbnis abgulegen, bas id) nid)t länger unausgefprocßen taffen roili.

J) Samtige ülnfpielungen an irabüioitettc 9Beif)nad)tSgeid)ente ber 58aubiffin§.

2) ©ommerfiß ber SBaubiffinS bei SDreśben.

(4)

3d) ßatte ben ©ebanfen eine Slusroaßl oon ^riebricßs bes ©roßen ©ebid)ten gu überfein lebt)aft erfaßt, u. gleicß nacßbem Sie abgereift maren, mir feinen poetifcßen 9taä)taß aus ber 93ibiiotßef tommen taffen: bas ßat bann für mid) forooßi als für meine Stau jebenfatts bie gute ßolge gehabt, baß mir ißn beibe mit großer Sßeilnaßme gelefen, unb uns überzeugt ßaben baß troß ber frangöfifdjen ßorm in oieten biefer ©ebicßte ein beutfcßer $aucß roeßt, u. baß namcntiicß bie politifcßen in propßetifcßer Slßnung bie Stellung in ber Seutfcß-- tanb noti) feßt gum Slusianbe fteßt, fdßon bamais oortrefflicß aufgefaßt ßaben.

©in foicßes ift oor ’Sitten bie Obe „an bie Seutfcßen" bie mit ben ©orten am fängt: 0 malheureux Germains! SIm tiebensroürbigften ßobe icß bie ^Briefe an 3orban unb b’Slrgens gefunben in roelcßen Sterfe mit tßrofa abroecßfein.

©enn idß mir nun aber bie ßrage cortege ob icß ber Stufgabe geroad)=

fen fei biefe ^oefien ins Seutfcße gu übertragen fo ift mirs bod) feßr ein=

leucßtenb, fie überfteige meine Kräfte. SRit bcibeßaitnem Steim ift es faum ntöglid) bie ©ebanfcn, auf bie es ßier bod) ßauptfädßlid) anfommt, treu roieber=

gegeben. Sie langen ©pifteln, unb bas Seßrgebicßt über ben Hrieg in Slle$anbriner gu bringen märe eine feßr fd)mere Slrbeit, bie jid) faum toßnen mürbe. Somit bliebe nod) bie SRögiicßfeit bie Stunft bes Kriegs in ipeja-- metern, u. bie Oben in ßoragifdjen Versmaßen roieber gu geben, roie es etma Stammler oerfudßt ßaben möcßte, menu er fid) an bie Slrbeit ßätte roagen mellen. Saburcß mürben aber bie ©ebicßte gang aus iß rem ©ßarafter fallen;

u. überbem ift tabeliofe ^egameter u. fapßifcße Oben gu macßen eben fo fdßroer als correcte Steime gu finben. 3d) bin mit bem fünffüßigen 3amben (bereu id) fcßon oor 3aßren 50 bis 60,000 Stücf3) gemadßt ßatte) alt geroorben, u.

müßte mid) in feinen anbern Seiften gu finben. Sage id) mir bann oottenbs, baß es ßart für mid) fein mürbe, nacßbem man mir ben SRoliere ßat ßingeßn taffen, an biefer neuen Slufgabe gu fcßeitern, — baß man mit Stecßt einen Sterfud) bem großen Slönig geredßt gu roerben feßr ftreng beurtßeiien roerbe, u. baß es ßier brauf anfomme, ißm nocß meßr bergen gu geminnen als ißrer ftßon feßt für ißn fd)Iagen, — fo fomine id) immer gur ©ntfcßcibung, es mürbe meinerfeits, (mie Sied bas feßr ßübfcß ausbrücfte) eine freiroiüige Summßeit fein menu id) gu etroas oerfteigen roolite mas id) für nicßt erreidßbar ßaite.

Sogu fommt bann ferner baß id) meinen römifdßen Sicßtern unbebingt 2ebe=

roeßt fagen müßte, menu icß bies ßeib ooll oon Steinen u. Sornen umgra=

ber roolite; u. bod) ßabe id) a ud) ba nocß ein großes ißenfum oor mir bas mir täclicß lieber roirb: auf Sßergii, Ooib, Sereng u. ißloutus müffen nun oon 3tcd)tsroegen ©ötße’s Sriumoirn, unb auf biefe £orag, 3uoenat, ©aefar u.

Sacitus folgen. ©enn man näcßften ©inter 80 3aßr gäßit, ßat man fdjon bas Stecßt ein roenig egoiftifcß gu roerben.

3dß ßatte fo roeit gefd)rieben, als mir gang gufäüig meine Scßroägerin

©onne bie Stetig mittßeitt, fie ßabe bei ber $rau o. 3orban (ber Scßroieger=

trd)ter bes ßier oerftorbenen tßreußifcßen ©efanbten) eine anonyme beutfeße Ueberfeßung ber ©ebicßte bes großen ßriebrid) gefunben. Sas interefftrt mid) natürlicß feßr, u. icß roerbe fudßen fte mir gu oerfäßaffen, u. 3ßnen bann Stap- port herüber abftatten.

3) Segtebt fid) auf ©raf SiaubiffinS Ueberfeßung ©ßafefpeareS, bie er für Sied ge*

mad)t ßatte, unb bie letzterer — rote befannt — leib er unter feinem eigenen Sftatnen ßerau§- gab, oßne SBaubifftnS unb feiner eigenen Sodjter Sorotßea Sied überragenbem Slnteil an bem großen SBerte gebüßrenb ©rroäßnung ßu tßun.

(5)

Unter Sophiens brei 2uftfd)Iöffern finbe id) unbebingt bas fjolfteinifdje Pas plauftbelfte, fti)on baritm roeil ber feljr reid)e eben ©aron geworbene ©a=

ter ($err oon tpoQemSdpnroeibe) — er roar einer oon ben ©eungeßn, bie unfere ^ergogthümer ber ürone Preußen antrugen — einen gräflichen Sd)roie=

gcrfoi)n feßr roiHfommen Reißen mürbe. Ueberbetn ift feine Sodjter ein ganj angenehmes, gutes unb red)t l)tibfd)es ©täbd)en. Baffen Sie boĄ ben ©rafen Arthur4) eine Sommerreife nad) §o!ftein mad)en; {ebenfalls roirb er fd)öne

©ud)en u. ©id)en, hübfdje Banbfeen, u. grüne ©teeresufer fef)n roie fie an ber 9torb|ee in Seutfd)Ianb nid)t oorfommen. ©r fönnte ja j. 93. aud) Seebäber in üiel nehmen; einen ©mpfehtungsbrief an bie familie meines ©ad)barn mürbe id) ihm bann mit größtem ©ergnügen mitgeben. Saß übrigens bie junge Same oiel umworben fei ift oüerbings roahrfdjeintid), — id) höbe aber bureaus nichts näheres barüber gehört, — u. nötigen §erbft als mir ihre

©Item befuä)ten, roar oon bergleiößen nid)t bie ©ebe.

©?it beften ©rüßen u. angelegentlidjften ©mpfehlungen an ffrau ipof-- räthin

3hr treulidjft ergebener

9®. ©aubifftn.

^tegtag ßtt ©ttubiffms.

Ceipgig 24 Oft 68.

©leine lieben lieben ^reunbe!

Saß id) fo lange bösartig mid) fcbriftlidjer 5?unbgebung enthalten, hot ben beften unb unroiberlegbaren ©runb, nämlid) bas entfcßiebenfte böfe ©e- roiffen. Sie hoben mit fo gütiger unb garter ^reunbfcßaft ftd) für unfern armen ©rtßur interefftrt u. beibe, meine $rau u. id) fühlten 3ßre Sheilnahme als einen red)ten Sroft, unb nun, grabe too mir Hoffnung für feine ßufunft faßten u. il)n bringen!) aufforberten, feinem Umberftijroeifen ein ©nbe gu madjen, blieb burd) ©lonate jebe ©ad)rid)t oon ihm aus. (Erft oor einigen

©küßen erfuhren mir burd) einen oerfpäteten ©rief oon il)m, baß er aus ©a=

ris nach Gonbon gegangen mar u. bort im tpaufe eines ßreunbes frant ge=

legen hotte. 6s mar bort offenbar etwas nicht in ber Orbnung. ©3as es mar, weiß id) nod) nicht, id) hoffe jeßt gttrn ©intritt bes ©Sinters auf feine

©ücffeßr. ©ber id) muß erft über ihn unb feinen ©erfef)r in ben leßten ©lo=

naten ©äßeres roiffen, ehe id) ben ©luth gewinne, weiter für feine ßufunft etwas gu thun, oollenbs bie Unterftüßung lieber $reunbe gu erbitten, ©r ift ein febr gutbergiger unb weicher ©lenfd), aber bas furchtbare Unglücf fei=

nes Gebens ift ber ©lange! an einem Ieitenben Sntereffe. Sähet fein ©e- bürfniß immer unterhalten gu fein, u. eine ©bßängigfeit oon feiner Um­

gebung, bie er ftd) wohl am liebften aus foldßen wählt, bie iljm fd)ineiöheln u. ihn benüßen. ©lir ift es ein Schatten, ber auf meinem Geben liegt, baß mir nicht gelungen ift, ihn gu irgenb einer bauernben ©nftrengung gu brin­

gen. Unb id) weiß, baß er fetbft über feine Sd)roäd)e unglücflidj ift.

Sas lag mir auch 3ßnen gegenüber in biefen ©lonaten auf ber Seele,

©ergeihen Sie, baß id) Sie beute mit biefer Siffonang beläftige.

©Sir hoben ben warmen Sonnenfcßein biefes Sommers gu einer ©abe- fahrt nach 6i)lt benußt, bie ber ©rgt für mid) forberte. 6s war eine gute

4) 3lrtf)ur ©raf v. greptagS ©tieffoßn unb ©oßn feiner erften ©ottin ©mitte, geb. ©cfjolj, gefcßiebenen ©räfin v. Spfjrn.

(6)

Steife, in Riel 50g id) Srtunbigungen ein, ob 6ie in Sianiem5 6) maren, id) erfußr, baß Sie Rönig BBilßelm nitfjt begrüßt ßätten. Stun, bie ScßI.--|>oI-- fteinifdße ©efeßteßte fte'ßt b eff er, als bie ungufriebenen ßeitungen erfennen ioffen, nod) einige Saßre unb bas 2anb roirb fid) in feiner neuen Sage feßr gut gureeßt finben. SJtir ßat es unter ben Snfelfriefen oortrefflid) gefallen, gefeßeute u. eßrltcße Beute, freilicß and) gute 3ted)ner. Ob bie Sßätigfeit, roelcße ©raf Blbalbert bort entroidelt, immer bie ritßtige ift, möcßte id) nießt oerbürgen, ber Rampf mit ber See forbert nießt nur roarmen (Eifer, aueß alte Srfnßrung, roenn man Sieger bleiben foil. Biber es ift feßr intereffant unb Icßrreicß biefes Stingen mit bem roilben Slemente gu beobaeßten unb mir mar bie liebfte ilnterßaltung, mid) barüber gu unterrichten. Blucß gute SOtenfcßen ßaben mit lernten gelernt, oon biefer Sorte gibt es boeß in Seutfcßlanb ein ungeßeuer großes Rümpel. Sie ßaben ißre Scßmäcßcn, natürlicß, aber bie Struktur ift äußerft erfreuließ.

Sa ift nun and) ©omteffe gnnntfß. Sin ©eure für ftd). 2Ber fie näßer tennt, tarne in SBerfucßung ein 93ucß über fie gu feßreiben, u. tßät es roieber nießt, roeil fie ißm gu lieb mürbe. Sie ift eine burd) u. burd) poetifeße Statur unb gießt burd) bas Beben ißre eigene 93aßn, unbefümmert um ben SOtitmen-- feßen. So freunblicß, ßeiter, ßerglid), offen, fie fießt gong aus roie ein red)t ßarmlofes SJtäbcßen, roenn fe unter ben onbern im Steigen taugt, aber fie ift eine BBafferfee, fie gaubert gang in ber Stille, unb groingt bie Beute ißren BBillen gu tßun, unb fe ßat einen BBillen, icß glaube Sifen ift nidjts bagegen.

Ss ift mirflid) ein unoerbientes ©lücf ber Bluguftenburger, baß fie biefe 93un-- besgenoffin ßaben.

3cß ßatte in Steinßarbsbrunn7) naeß Saßren roieber eine Sntreoue mit dergog f^riebrieß8). Ss mar boeß unerquidlicß. Sin bürftiger ©eift, ein er­

ließet SJtonn, ber unabläfßg über feinen 33efcßroerben brütet, fo, baß icß, roenn nießt eine proltifeße Sßätigfeit feinem Beben neuen Snßalt giebt, für feinen ©eift füreßte. Sr ßat noeß ßeut feine Blßnung baoon, baß alle guten

©ötter unfrer Station oon ißm unb feinem SJSfabe roießen, als er bie SJtittel-- ftaaten unb Oeftreid) für fid) gegen Sßreußen benußte. BHsmarfs 23osßeiten ßätten ißn nießt geworfen, roenn er ßcß nießt in feiner bittern 33erftimmung oon Preußen fo roeit entfrembet ßätte, troß feiner 93erficßerungen bes ©egen=

tßeils. BBir fpraeßen über bie gegenroärtige Sage Sacßfens. Blcß, fein gan-- ges Smpfinben roar bei ber „unterbrüd'ten" Rönigsfamilie, er fonb bie Selbftänbigfeit ber fäcßf. Birmee ßöd)ft bereeßtigt, fd)on ben gegenroärtigen 3u-- ftanb für fie unletblitß. f^reiroillig ßätten bie dürften fid) fügen müffen, u.

fie mürben Opfer, fo roeit als nötßig, gebrad)t ßaben!! — llnfere eblen ßod)=

finnigen dürften! —

SJtit folcßen ©efeüen ift ein tßerfeßr nießt möglid). Ser SSoKmenfcß fängt erft mit bem ßoßen Bibel an. Sie übrigen firtb Ja reeßt intereffante, braoe, eßrenroerte Beute, Sltittel gum 3t”ecf, ißre Sßfließt ift bie Eingabe, bie bes dürften gnäbig ißre Sienfte gebraud)en. BBir ßaben nur BBenige, bie größer beuten, unb and) biefe ßaben SJtüße, ißre Häupter über bem ftnn-- betßörenben Stebel frei gu erßalten.

5) ©raf 33aubiffin§ ßeimatfiß in §olftem.

6) 3annt) ©räfin o. üleoeutlbro.

7) ©c£)lo§ be§ ipergogg ©ruft II. oon ©oburg=©otl)a, mit bem gregtag befreunbet mar.

8) ßergog griebricf) o. Btuguftenburg, 2Inroärter auf ben äßron oon ©cfjteSrotg*

gmtftein.

(7)

3e älter man roirb, um fo mehr lernt man bas ©Iüct befdjeibner (Erben- ftellung fcf)ätjen.

Sitte tjerjltd), bleiben Sie mir gut. Wenn 6ie in ber Stabt einge­

richtet finb, möchte id) gern einmal herübertommen, mid) an 3f)rem Stilleben erfreuen u. mit 31)nen Ijerglid) plaubern.

Weine fffrau ift gum Sefud) bei einer tränten ßreunbin in Sdjlefien, id) lege bad) ihre innigen (Empfehlungen bei. Wöge ber Winter 3Ijnen Sel­

ben red)t rnilb unb gütig fein.

Son $erjen

3hr getreuer

<5teptag.

(^ortfehung folgt.)

Xlcfunbcnfammlung ber Stabt äonftabt.

Son ©aroel.

V.

$as Sßrtötlegtum ber ehemaligen Äürfd)nerpnft.

Sie Urfunbe ift aufberoahrt in bem Stabtard)io p Eonjtabt unb ftammt non 1710.

Son ©ottes gnaben Wier (Earl §erfeog p Württemberg unb Seeth aud) in Sd)lefien pr Oelfs, Sernftabt unb 3uliusburg, ©raff p Wontpetgart, <j?err p £aibenheimb, Sternberg, Webjibol)r unb ©ofĄ% uljrfunben unb befennen hiermit öffentlich oor jebermänniglid), roie baff Uns bie (Ehrfamen Unfere liebe getreroe 9191. ged)ineifter unb gefambtes Wittel ber Rirfd)ner gunfft p ^on=

ftabt behmiittig erfudjet, Wier geruheten felbigen bie ©nabe p erzeigen unb als regierender Sanbesfürft unb $err p Sernftabt 3l)nen bie non 3ljrer ©rb- herrfdjafft non 9leuem erteilte ged) Orbnung unb Slrtitul p 3l)rem befferen Sufncpmen p ©onfirmieren unb Sie habet) fräftigft p fdjühen. 6s lauten aber bie probucirten ged) SrtifuI roie folgt:

3ot)ann tpanff ©rnft non ^rittroih unb ©affron, ©rbhetr auf ©onftabt,

©llguth unb ©rof) Sd)roeinern Uhrfunbe unb befenne hiermit, bah DOr Stir erfd)icnen bie ©hrbaren meine liebe ©etreroe ged)meifter ©Iteften unb gefambtes Wittel ber Rirfdper gunfft all)ier in ©onftabt unb haben Wier einige Srtiful p oerbefferung in fprießlid)er orbnung 3f)res ipanbroercts norgebrad)t mit ge- horfamer bitte, id) geruhete p ihrer unb ihrer Sach tommen beftänbigem auf­

nehmen 3hrer gunft nad) Waffe berfelben, roie Sie pm Shell bet) ber beutfdjen gedje als bisljero incorporirte Witglieber geroefen, pm Sheil bet) ber 5tirfd)ner jeęhe p Sernftabt in Hebung befinblid) 3l)nen eine geroiffe Susfeipng p oer­

leihen. Wann 3d) bann ongefeljen 3I)r inftänbiges fud)en, auch Begleich rool)I roahr genommen, bah felbiges nid)t minber gu 3hrer Wohlfahrt als bes Stäbt- leins befferung unb p gutten nerftänbnis unb Harmonie mit attbern benach­

barten Stabten fonberlid) im ^ürftenthumb geruhet, fo!d)em nad) aus natühr- Iid)er guneigung p meines Stäbtleins unb beffen Sürgerfd)aft aufnehmen, 3hnen nid)t entfallen mögen. Slfo höbe id) nad) gepflogener roeifer Sera- tung aus Uhr alt pftehenber h)errfd)aftlid)er geroalt p ©onftabt, nicht allein

(8)

Sfenen oerftnttet, fed) oort ber heutigen Setfee abpfonbern unb eine eigene Snnuna aufpricfeten, fonbern aud) feernad) getriebene Slrtiful oertiefeen unb gegeben. Wiel bemnod) frafft biefes Briefes, bafe

(Erftltdj,

bie Weifter Sung unb Slit biefer $irfcfenerąed)e aus Syrern Wittel alle Safer ober fo of ft biefe Slmtsftellen nad) gewofenfeeit anberer Setfeen oerwonbelt werben einen Secfemeifter unb neben (Elteften mit (Erlaubnis ber

$errfd)aft p erwefelen mad)t feaben, welchem es nun Sferes Wittels auferleget wirb, bie follert fid) beffen feines weges beg Strafe unb nad) (Ertänbtnis ber SontpoR oorwiebern unb von ber iperrfcfeafft, wenn fee anftänblid) befunben burd) ben (Egbt bap beftellet, aud) wenn bie fmnbtwerds Weiftet aus anbern 3cd)en non bem Statt) befändet würben, bie aufe ber Äirfcfenerpnfft gleicfe- falls bargu erforbert werben, bamit Sfere Setfee non bem, was nad) (Erfeei- ftfeung gemeiner Stotfeburfft ober ber Stabt Stutens unb 93eftens etnträcfe- tiglid) gefeanbelt wirbt, aud) wiffenfd)aft feaben unb fid) barnati) Slcfeten mögen

3 um Anbern,

wenn ber 93otfee umbgefeet unb bie (Sompan in bie

3 te

31t fcmmen erforbert werben, füllen fte bemfelben, fooiel Sferer p $aufe att- getroffen, gefeorfafemen unb in ber 93erfamblung erfcfeeinen, ba ober einer Sferes Wittel burd) nötfjige gefcfeäffte unb (Eferfeafft p fommen gefjinbert würbe, fol fid) berjenige beffen, beg bem oerorbneten Secfemeifter gebü^rlid) angeben unb Ubrlaub bitten, ba aber jemonb hierüber ungef)orfamb!id) unb oorfefe- lid) aufeenblieben, fofel er ber Setfee pc Strafe 51t erlegen fd)ulbig fein einen grofdjen.

3 «m ©ritten,

Sollen Sie matfet feaben, alle Quartal pfammen p fommen, unb bie ÜBefcfewer, fo unter Sfenen bas $onbtwercf anlangenbe oor- fallen p oerfeören unb burd) (Erfänbtnis ber Weiftet jung unb alt p oer- mitteln, bod) ba jemonb miber basfelbe (Erfänbtnis fid) befdfewert befinbe, fol bem jenigen ber Sug an ben Statt) unb bie $errfefeaft unoerfcferendet fein. Wie benn aud), wenn bie Setfee beg fommen ift unb ber gemeine Stufe unb SBeftes gefeanbett wirbt unb fid) ein ©emurmet erfeübe, oon ben (Eltiften St)neu aber feilte 31t fein gebotfeen würbe, (Ein ober ber Slnbere ober unter Sfenen eigen­

willig wäre, ben follen bie (Elteften mit einem grofcfeen bi’tfeen, fo oft er fufe eigenwillig geigte, ©esglegtfeen fo beg einer 3ufttmmenfunft (Einer ben anbern übel feanbelte, mit wortten ober werden folcfees bem Stat angejeiget unb nad) befeen unb ber (Elteften biefes Setfee (Erfänbtnis geftrafet werben fofel.

So follert aud) bie jüitgften Witgenoffen befenen (Elteften was foltfec Sfenen oon wegen ber feofeen Qbrigfeit, ber $errfcfeaft ober Stabtratfes, in wafe vor Slngetegenfeeit es immer betreffe, befefelen, gefeorfom fegn. Weltfeer ftcfe mutfewillig barwieber fefete, ber fol nad) feiner SBerwirfung unb (Erfänbtnis bes Statt)es unb (Elteften geftraft werben.

3 um Vierten,

ba einer iferes ©ewerfes, ber Seiner Slnfunft unb ©e- burtfe reblicfe, aud) bafe tponbwerf eferlid) ausgelernet, in Sfer Wittel fid) be­

geben wollte, fo fol er in bie 3&fee werben auf Safobi, ba er aber anfeer ber Seit Weiftet werben wollte, fofel Sfem folcfees nicfet oergönnet werben, fonbern auf beftimbte Seit unb Sag wie obgemelbet, fol er auf gebüferlicfees werben unb onfucfeen beg ber Setfeen gefeöret unb angenommen werben, bod) fofel er ricfetige itnoerbäcfetige ©eburtfes- unb ßeferbriefe barbringen, bafe er eĄter reb- Itcfeer ©eburtfe unb beutftfeer Slrtfe feg, aud) fein £>anbtwerd oon einem teb- licfeen Weiftet befomtnen unb erlernet.

3 «m günfften,

fo ein Weiftet in bie 3ed)en attfnefemen wollte einen Seferfnaben, fofel er fortfein benfeiben mit feinen ffreunben oor bas $anbt-

(9)

roerti borftellen, auf bas gn oor möge erfannt roerben, ob er bargu tüchtig ober nid)t, unb roenn er auf bas ipanbtroerd aufgenommen roirbt, foI)l er feinen

©eburtl)sbrief, baß er gutter beutfd)er Station fei) oorlegen, roenn nun folcßes gefd)et)en unb er an geburtf) unb oon beutfd)cr Slrti) herfommen, ridjtig be=

funben, fol er in bie ged)en aufgenommen roerben unb fid) mit bem Weifter oertragen unb bie 2et)rjaf)re unb in bie gecße foI)I er gu geben fd)ulbig fein breißig roeiße grofdjen.

gum ©elften,

fo irgenb ftetjbe ober ©djmodjen ober fonft SlirfĄner roatjre auf ben Wardt tarne, außerhalb bes 3aljr ÄRardts, folen bie ©djneiber, 6d)ufter ober fünften SSertäufer nid)t macht tjaben gu taufen, fonbern bie Rirfdmer bie näc£)ften gu taufen fein.

gum ©tebcnben,

fo fidjs gu trüge, bas frembe ^irfdjner ober fonft je-- manb frembbes außerhalb bes 3al)rmardts gu ©onftabt roas oon Rirfdjner Wahren auf bem Wardt taufte, fo 3I)nen annetjmblid) roäre, mögen jte billicf) oor 3I)nen auf ben Slauf treten.

gum Stdjten,

fo oiel bie ©töl^rer unb behäbiger 3I)res $anbtroerds anlonget, füllen biefelben nid)t befugt fein inn unb außerhalb ber ©tabt Gon- ftabt bet) Strafe gehen Ward bem $anbtroerd gu erlegen, bie ßirfdhner roatjre aufgntaufen ober gu arbeiten unb gu Spfufdjern. Würbe einer barüber er- griffen, fof)l unbefĄabet t)errfd)oftIid)er Strafe ifjm bie Slrbeit genommen unb ben amen 2eutf)en gegeben roerben. Gs fotjl and) 2iebern unb SBöfen feinen Weiftern anberer Ort'he außerhalb feines Kaufes gu brauchen oergunt fein, roobet) ber gedje beoorftefjen fot)I, bet) Slusbittung lanbesfürftlicßer ©onfir- mation über biefe 3t)re ged) Slrtifnl unb ©rroeiterung biefes 3£)res 3uris proljibenbi and) auf bas 2anbt unb baj), fo femanb begnabet oor fid) ober fei=

nen $off im Gonftäbtifdjen Weidjbilbe einen Slirfdjner gu fjalten, biefes ci- neu ^irfĄner auß biefer ©onftäbtifd)en gedjen oor 2anbläufern billid) gegönnet roerben möge, untljerttjänig gu fudjen.

gum Stennten,

foßl ein jeher Weifter befugt fein oor 3afobi ©efinbe gu galten, fo oiel er beförbern faun, unb roofern ißm basfelbe ©efinbe länger bleiben roollte, mag er es fortan befjalten; aber nad) 2lusgang ber benannten geit, fol)! er rtidjt metjr benn groet) ©tüßle mit neuem ©efinbe itmbs 2oi)n gu beferen macht hoben.

gum geljettben,

fohl and) ein Weifter bem onbern fetjn ©efinbe abtjalten, ba es aber troi) biefem gefd)ti)en, fot)I berjenige nad) Grfenntnis ber ©Iteften geftraft roerben.

gum ©ilfftett,

bamit 2annb unb ©tabt mit Slrbeit oerforget unb 9tie=

manbt betrogen roerben möge, follen auf einem freien 3ot)r Wardte biefelben Warren, fo oon frembben Weiftern gegen ©onftabt gebracht roerben, foroot)!

and) ber ged)en (Eigener Wahren burd) oerorbnete alte Weifter unb ©Iteften auffs fleißigfte befdjamet roerben unb bei roeldjem ottbar roanbelbafjr ober untüchtige roat)ren erfunben mürben, biefelben follen nad) ©rfänbtnis ber ©1=

teften geftraft roerben. Wo aber biefelben oerorbnete 33efd)aroer fäurnig mür­

ben, follen biefe bret) ©rofdjen gur Sßön gu erlegen ftfjulbig fein.

gum groolfften,

ba and) oon frembben Weiftern ober ©intjeimifd)en außerhalb bes 3a%r Wardts SReue roafjren umbgetragen ober oon £mnblern auf bem Wardte feil gehabt mürben, biefelben follen oon ben Weiftern f)itv roeggenommen unb ber SIrmuth gegeben roerben.

gum ©retgefjenben,

foI)I ein ©hrlidjes ^Begräbnis mit ben Slngeftor- benen bes Wittels ber $irfd)nergecf)en gehalten roerben. Semnad) roenn ber

(10)

3ecßmeifter bie f ompatt burd) bert Botßen gum Beggraben erforbert, follett fte alle baßin gu erfcßeinen uor pflicßtet fegn. ©a aber egner mutßroillig außen bliebe unb gut ©teilen nid)t fame, faßt er gur ©träfe egnen grofcßen erlegen unb bie jüngften fallen oerpflicßtet fegn, bie Seicße gu ©robe gu trogen, roeldje aber fäumig mären, fallen ein 3eber mit breg grofdjen geftraft rocrben.

3 um Bterbgeßenben,

bofern fid) aud) etliche ŚReifter aus anbern ©tobten, bie ba auff bem Sannbe unb bie Arbeit umlaufen, inn= unb außer ber ©tobt fid) unterftänbcn, gu arbeiten, fo faßt folcßes 3ßnen obgefd)afft fegn, unb Sie, ba ©ie ßierüber begriffen, nacß ©rfänbtnis ber Obrigt'eit geftraft roerben.

3 um gunffgeßenben,

alß fid) and) öfters bie fcßneiber bes unterfcßla=

gens unb fütterns unterfteßen, unb alfo ben firfcßnern an 3ßrem <panbt=

roerd ©intrag tßun als faßt Sßnen folcßes gänßlicß abgefd)afft fein, alfo, baß fte fid) bes unterfcßlagens an allerlei) flutters altem unb neuen außerßatb bes ©tßönbergs gänßlicß entßalten füllen.

3 um ©ecßgeßettben,

bemnacß fid) befinbet, baß oon Sag gu ©og biß

|>anbtroerd ber firfcßner in ßiefigem ©täbtlein fid) überßäuft unb ber geroerb je länger je geringer roirb, roelcßes ficß baßer ereignet, baß ein jeber mit bem SReifterftüde unb ©ebüßr Ieicßt unb fd)led)t(id) ßinburd) fommt unb mcßt roie anbrer oßrten gebräudßlidß oerferttigen biirfen.

9llß feße unb orbne ßiermit, baß ßinfüro bie fo gu ©onftabt bas 3Jteifter-- red)t auf bem firfcßner iponbtroerd geroinnen rootlen, biß gu tun fdßulbig fein fallen. üReßmlicß baß ficß beßr, fo um SReifterrecßt roiirbet ein Biertel 3aßr oor 3atobi beg bem $anbtroerd anfage unb ©in ganß oollftänbig 3aßr beg einem SDleifter arbeite unb barneben in bemfelben 3oßr ficß einer ißrobe beg ber gecße oon neues angebe unb roenn er fold) 3aßr allentßalben ridßtig unb oolltömmlicß überftanben, ©r gum SReifterftüd nacß folgenben breg ©tüden als eine fiiniglitße f ürfcßen unb ein füniglein Sürfen, bann ein Sein Sßelß unb eines finbes Sßelß, bodß alfo, baß er nicßt allein bie Jeßle bagu liebere unb fleiftße, fonbern aud) roenn er fie gum oorarbeiten gubereitet, biefelben ben ©Heften gur beficßtigung, ob fie bargu tücßtig, oorlege; unb roenn bie oßne SRängel befunben er baraus bie obbemelte fiiniglicße fürfcßen oerfertige alfo baß er bagu neßme füniglein, bie weite ber firfcßen ßabe groölff ©Ilen, oier Balgen, bie Sänge mit gestempeltem Sifcß ausgemacßt unb mit gefärbtem Bam fett gebrämct, fönte unb unten; ßernacßßer ben Selb ^elß oon bregen gellen, baß bie Bruft ßabe in bie Sänge oierte §>alb oiertel, bas SUtieber eine ©Ile, bas weite in ber wußten groo ©Ilen unb bann ben finbern ^elß oon groeien ßiegenfellen met felbftmadßten ©rmeln fdjneibe unb ousmod)e; nad) oerricß=

teter Arbeit feine 9J?eifterftiide alle breg auf ben Sag 3afobi ben SReiftern jung unb alt oorlege. Sa nun biefelben folcße breg ©tüdfe eines ober alle tabelßaftig unb nicßt meifterlicß ausgemad)t befunben würben, faßt er ein Biertelfaßr roieberum roanbern ober ollßier, bod) baß bie üßillfür unter ben groegen eines ausgulefen beg 3ßm fteße.: Arbeiten unb nacß erftanbenem Biertelfaßre bas SReifterftüde allerbings roie oben berüßret oon neuem mocßen.

3ebocß foßl biefe ©unft unb ©uttroiltigfeit wegen bes Bierteljaßres, weil er fonft roie anbersroo üblicß, ein ganßes 3aßr biß roieber auf 3afobi warten müßte obigem 5lrtiful, baß niemonbt außer 3ofobi gum 2Reifterred)t gelaffen roerben falle ganß un fcßäblicß unb unnacßtßeilig fegn.

2Benn nun berjenige, fo umb SReifterrecßt würbet

gum ©rften

ober Seßten SERaßl mit feinem SCReifterftücfe nad) Grfänbtnis ber SReifter, jung unb alt be=

ftünbe, fol er in bie Sabe oier fcßroere SCRard geben, 3tem, fol er bas 3Reifter--

(11)

effen, roie ^i^tbettor bräuctjlidf), ausridßten, unb ein gutt lang Soßr, eine gutte

©eitlen meßr unb eine Sturmhaube, meines alles fein eigen unb nid)t ge«

liefen hoben.

3um 9lnberett, roann eines Weifters Sohn fid) gu Sonftabt feßen unb bas Weifterrecßt gcroinnen roili, fol er guoor groeg 3aßr nadjeinanber roanbern unb nad) oollenbeter ßeit, fold ihm bas Weifterredßt alle Quartal offen flehen, bod) fohl ein jeber Weifters Sohn, roenn er bas Weifterrecßt hoben roiel, ber Sechen eine fd)roere 3Rard erlegen, unb bas Weifterrecßt als einfrembber aus»

richten, unb mit langem Soßr, Seitenroeßr unb Sturmhauben roie oben ocr»

fehen fcgn.

3 um ©ritten,

roenn ein Sunggefelle bes SUrfchnerßanbtroerds eines Weifters Socßter ober Wittibe gu Sonftabt eßelid)te, fohl er gleichermaßen biefe fregßegt hoben, alß eines Weifters Sohn, bod) baß berfelbe ©efelle, Sr ßeg»

rathe Socßter ober Wittib, gu oor git Sonftabt ein halb Sohr arbeite, fein 2ang Soßr, Seitenroehr unb Sturmhaube hoben, and) bas Weiftereffen roie oor alters geben unb bann in bie Sechen, baß er eines Weifters Socßter ßegratßet, Sine fd)roere Ward, roo aber eine Wittib gm eg Ward nieberle»

gen fohl.

3 um Sterbten,

roenn angefagt ein Weifter ober Weifters Sohn ober Socßter, ehe fie allhier bas Weifterrecßt erlanget, fid) anbersroo höußlid)en nieberlaffen, ober ba fie gleich gu Sonftabt ehelich roären unb bas Weifter»

red)t erftanben unb oon bannen an anbers Ohrte fid) begeben unb 3aßr unb Sag außen bleiben, auf fold)en f^all fallen fie 3ßrer gregßeit, bie fie fünften für frembbe gehabt, nicht mehr fähig, fonbern oerluftig fegn, and) ba Sie gu 3ßrer Wieberfunfft im Vorhaben roären, roieber gu Sonftabt gu rool)nen, fallen fie bas Weifterrecßt gleid) einem frembben allermaßen roir furg guoor im Srften SrtifuI gemelbet roorben, fucßen unb erlangen.

©ebittße bemnad) unb roiel trofft biefes ^Briefes, baß feßiger unb fünf»

tiger Satß gu Sonftabt oberroeßnter 51irfd)nerged)e bei biefen 3ßrcn erlangten Soßungen unb 2lrtiMn allenthalben fooft es oon nöthen bis an mid) unb gufünfftige $errfd)aften ernftlidg fcßüßen unb I)onbl)aben, unb barroieber nichts tl)itn nocß geftatten folie. 3eboti) roiel 3d) ntier unb fünfftigen $errfd)aften allhier gu Sonftabt biefe SrtifuI nad) ©elegenl)eiten ber Seit unb Sotßburfft ber 3ed)en gu mehren unb gu minbern bebungen, and) männiglid) erroeißlicßen bcfferen 9tecßte unb ©ered)tigfeit ßierburcß unbenad)tl)eiliget oorbel)aIten höbe.

3u Uhrfunbt beffen unb wahrer ^Beglaubigung höbe mid) hiermit eigen»

hättbig unterfcßrieben unb mein angeboßrenes 3nnfiegel oufgebrüdt. So ge»

fd)eßen Sonftabt ben 29. 9lpril nad) Shrifti Unferes $errn ßeilroärttigem ge»

burth im Sintoufenb Siebenhunbcrtunb gehenben 3aßre.

$anß Srnft oon Sßrittroiß. 2. 6.

Wann Wier benn beren getane behmütige Sitte gnäbig angefehen and) oon felbft gebuchter Rirfd)ner Sunfft oon Sonftabt erfprießlicßen Süßen unb oufneßemen gu beförbern unb Sie beg 3ßrem roohlI)ergebrod)ten unb erlangten

^rioilegien gu fd)iißen in gnaben geneigt, beß hoben roier auch oorherbefagter torfcßner Sunfft gu Sonftabt obftehenber Srtiful unb Orbnung in allen Sion»

fulen gu confirmieren uns gnäbigft entfd)Ioffen unb roier Shun and) bie»

fes confirmieren unb befeftigen ntehrbefagte Sßrioilegien ber 51irfd)ner Sunfft gu Sonftabt auß 2anbesfürftlid)er mad)t unb geroalt als jeßt regierenb

|>erßog gu Sernftabt unb $err bes Sonftäbtifcßen Weicßbilbes oor Uns, Unfere

(12)

fürftlicfjen Grben unb 9lad)fommen, in Hrafft biefes ^Briefes berogeftalt unb atpo, bap fid) jet;t gerügte Äirfcbner gunfft ąu Gonftabt fambt beren 2Rit-- gliebern jetjigen unb fünfftigen fid) aller unb jeben in berer Sßrooitegien ent=

bedienen Jtlaufulen Sßuncten unb Slrticutcn p 3hrer nufnebmen unb beftem gerubiglid) genüffen unb gebrauchen fallen unb mögen oor Uns, Unferen fürft=

lieben Grben unb nad)fomtnen, Herren bes Gonftäbtifd)en 2Beid)bitbes biefer Uttferer ber SUrfdjnerpnfft bafetbft beftättigte ‘prmilegien nad) 33efd)affen=

beit unb gelegenbeit her geit unb mann erhebliche Ubrfad)en norfommen fotl=

ten p nermebren, p oerminbern, and) folcpes gänblid) ober pm $beü 6U anbern abp tbun unb p caffieren ausbriicEItd) hiermit norbebalten.

Coebitten hierauf allen unb jeben Unfern Sanbes ^aubtteutben unb ütätben p 93ernftabt unb je#igen unb fünfftigen !perrfd)afften, 33urgermeiftcr unb SRatbmannen bes Stäbtleitis Gonftabt gnäbig unb bemeffen, bas fie ob-- befagte Sürfdjnerpnfft unb beren 3tad)fommen bet) biefen Sbren Sßrtnilegien roie aud) nor allem nad)tbeiligen Gintrag ber (Störer unb ffufeber bi# an Uns unb Unferer fürftlidben Grben unb nadjfommen Schüßen unb ipanb haben, Sie barinnen im geringsten nidjt irren nad) befebmeren, nad) jemanb anbers folcbes p tbun nor ftatten fatten bet) oermeibung Unferer ernften Strafe unb ungnabe. 3ebod) biefes altes Unferen fürfttidien Obmöffigfeiten, fRegatien, ißfiidjten unb ©ienften auch fonft männigtidies beffern nerroeistidjer 9ted)ten unfd)äbtid). gu Ubrfunbt mit Unferer Gigenbänbigen Subffription unb onban-- genbem fiirftlichent Siegel befräfftiget. Gegeben in Unferer fürftliäjen 9tefi=

benjftabt 93ernftabt ben 1. October im Sieben pbenbunbert unb jebenben 3at)r.

Oarbet) ftnbt geroefen ber SBobtgeborne 3bro tapfer!. SJtapeft. fRatb roie auch Uttfrer Sanbes ßaubtmann Gonftftorii Sßraefes, SRegierungsratb, Gan=

cellet) ©ireftor unb befonbers lieber getreroer £>err $an# George ^regberr non ©bprn unb Scbönaro auf Utbersborf, Gimmel Steifem!# unb Stieber Strabam, roie aud) ber Gbte Geftrenge Uttfer Stegierungsratb, Gancellet) ©i=

reftor unb befonbers Sieber getreroer fttiebrid) Strpfe unb Unfer Stegierungs Secretari 3obann Gbriftopb 33ud)roi#, bem bie ausfertigung biefes Briefes an-- georbnet roorben.

(Earlbag. $an# George Jrbr. non ©pbrn unb Scbönaro.

ffriebrid) Strpfim. 3obonn Gbriftopb 23udjroi#.

Gbronif ber Sfabf ftreujburg 93on ©r. pbif. Seibenfetb.

(gortfe#ung)

V. %trtmtegm für bte ßemrocberpttft.

©iefelben ftnb 1551 SRittroodjs oor St. Stnton ertbeilt; es ftrtb fol*

genbe für bie „Seinroeber, gücbner unb 'ßcmbner" (meldje ftd) barüber be=

Hagt batten, ba# fte, ibre ^inber unb ©eftnbe non ben anbern Untertbanen unb oon fremben ihres ipanbroerfs roegen oeracbtet unb in anbern gecben nid)t für gut gehalten mürben):

1) ©er bie Innung geroinnen roiÜ, ber foil poor feine gute tponblung be=

roeifen unb 3 Sabre in einer guten Seche gebient haben ober fpn fein eines SJteifters Sohn aus einer aufrichtigen 3erbe unb foK ber Stabt

(13)

3 breite gute 33ößm. ©rofd)en für fein 33ürgerred)t uni) Der 3<?d)e V2

Warf unb 1 ißfunb Wachs geben.

2) Sin 2eßrfned)t foil 3 3aßre bienen unb foK in bie ged)e geben 6 ©ro-- fcßen unb 2 S|3funb Wadßs unb foH „feine guten ©eburtsbriefe bringen, baß er oon frommen filtern ebeliä) geboren fei."

3) Gines Weifters ©oßn foil ein „gang Stecht", eines SJteifters Softer „ein t)alb Sted)t" t)aben.

4) Stur roer bie ßed)e gewonnen, foK bas Stecht, innerhalb einer Weile oor ber 6tabt bas ipanbmerf gu treiben.

5) Cine 6d)Ieier=Weberin foH nid)t breiter arbeiten, benn oierteßolb Viertel breit, fiine ßrau, bereit Wann in einer anbern 3eä)e, foil nid)t wirten bürfen.

6) Sie Weiftet füllen it)ce Arbeit auf bem Warfte feil haben, fis foH Stiemanb fonft rohe Seinen oerfaufen bürfen, fonbern nur weiß ge=

bleid)te. Unter ben Aramen (es ftnb herunter bie Sauben gu oerftchen) fönnen and) rohe Seinen bei ©lüden, bei halben, bei 2 ©Ken ober me=

niger ober mehr oon ber gut 3ect)e gehörigen oerfauft werben — fonft an feiner anbern ©teile, mit Ausnahme ber 3aßrmärfte.

7) Slußer ben Weiftern foil feber nur ben §ausbebaęf an ©arn taufen bürfen, nichts auf Wieberoerfauf. ©as ©arn foil nur auf freiem Warfte oerfauft werben. ®ie Färbung bes ©arns foil nur ben 3eä)meiftern gu=

ftel)en unb gwar foil biefelbe mit Waib gefärbt werben, nicht aber mit Soße, Blöde ober Sltticßbeeren.

8) fis werben ©trafen beftimmt gegen benjenigen, welcher nid)t Das rechte Waß an ^anhweßlen, ©ifd)tüd)ern, 3üd)en unb ©arn giebt.

9) Aein Weiftet foil mehr als 4 ©egöße haben. Slud) fofl fein Weifter ben Slnbern Aunftwerf Iaffen wirten, es wäre benn, baß er baheim feinen Stuhl „feiern" ließe.

10) Wenn ein „Anappe" gu einem anbern Weifter gehen will, fo foil er im 93eifein ber gangen 3ed)e Urlaub nehmen unb erhalten.

11) 3eber oon ber Seche hat an bie fiirftliche Aammer fährlid) gu Wortini 1 ©djeffel §afer gu geben.

©iefe ^ßrioilegien ftnb 1670 oon Steuern betätigt worben, weil fte ber 3ed)e bei einem 1659 „plößlid) entftanbenen 33ranbe" oerbrannt waren.

VI. Sßrmtlegm für bie ©djm^be-- unb Sd)loffergunft.

Sief eiben fmb am 12. Segember 1596 oon 3oad)im ^riebrid) fonfir=

mirt unb am 22. Segember 1659 oon ipergog ©eorg oon Steuern beftätigt unb mobifigirt worben, ©iefe Sßrioilegien ftnb nur in biefer leisteten Wobi=

fifation oorhanben, weil bie früheren Urfunben am 1. Wai 1659 ber 3eche oerbrannten. Sie haben nichts befonberes 33emerfenswerthes.

VII. ißrmtlegta für bie Airfcfjnergunft.

©iefelben ftnb am 14. Oftober 1590 oon 3oad)im Jriebrid) ertheilt.

Stad) 3nhalt ber Urfunbe foH Aeiner Weifter werben, ber nid)t guoor 3 3ahre gewanbert wäre; bie Slnmelbung foil immer gu 3afobi erfolgen — nachher foH er nod) ein 3ahr bei einem Weifter arbeiten — unb fein Weifterftüd machen. Wirb es tüchtig befunben, fo foH er in ber 3ed)e 3 fchwere Warf erlegen unb ben Weiftern % 93ier geben, außerbem muß er „ein lang Stoßt,

©turmßut unb 6eiten=Wef)r" haben. Gin Weifter, ber fid) über Saßt unb

(14)

Sag entfernt ßat, muß bas Steifterftüd nodj einmal madjen. 2Benn (Einer Steiftet roirb, fo muff er nad) Slblauf eines Siertelfaßrs ßeiratßen, fonft muß er alle Siertelfaßre 1 gieren gaßlen. Sie ©erber fallen Sßelgroerf, bas bie Kirfdjnet bearbeiten, nidjt taufen biirfen, „es fei benn ber <put oor abge­

nommen"; ebenfo fallen besgleicßen bie gieifdjer nidjt taufen biirfen. „gu feiner Stotßburft aber foil es Siemanben gu taufen oerfeßrängt fein." ©in Sßfufcßer foil innerhalb einer Steile oon ber Stabt nidjt gebulbet roerben.

Sie Kirfcßner biirfen bie $iite nidjt füttern unb nidjt feil Ijoben; bas ift Sadje ber „ipütter" ($utmadjer). Sdjneiber unb Kirfcßner fatten fid) gegen- feitig nidjt in itjr ^anbmert mifdjen; bies roirb ftreng befohlen, roeil ber- gleicßen Streitigfeiten oielfadj oorgefommen feien, gür bie oorfteljenbe ,‘,Segnabung" müßte bie gedje fäßtlidj 9 roeiße ©rofdjen gaßlen.

VIII. ißriotlegta für bie Sottdjergunft.

Sie gunfteinridjtung ift oom Saßte 1551, Stittroocß nacß gabian unb Sebaftian. Sie ßat folgenbe Seftimmungen:

9Ber Steiftet roerben roili, muß fein Steifterftüd madjen: „eine große Sütte, ein Vierteln gaß unb eine 2Banne." Sas Staterial bagu muß bie gedje geben, audj bas fßrobeftüd begaßlen. Sußerbem muß er einen Sierbing geller (i. e. 12 ©rofdj.) unb 2 fßfunb 3Badjs geben.

©benfooiel beträgt bas Seßrgelb für einen Seßrling an bie gedje unb für ben Steiftet 2 Start. Sie Seßrgeit bauert 2 Saßre. Sie Strafgelber follen fernerßin nidjt meßr oertrunfen, fonbern es fül­

len bafür ©eroeßre für bie gedje getauft roerben. Sie Steiftet bür- fen bas $oIg nur oom Starfte taufen; ein Kumpan foil bent anbern, ber bes ^olges bebiirftig ift, foldjes für ben Kaufpreis ablaffen. ©ines Steifters Soßn ober Sodjter füllen „ßalb Steifter-Sedjt" ßaben. gür biefe „Segnabung mußte feber Steiftet jäßrlidj gu Startini 1 Stef­

fel §afer geben.

IX. Sßrmtlegta für bie beutfeße gunft.

Siefelben finb ben 31. Sluguft 1568 ertßeilt für „bie Sßeißgerber, SRiemer, Sattler, Sdjroertfeger, Sabemadjer, Seiler, gärber, Sifdjler, gimmer- leute unb Sentier." Sßeil „ber Steiftet gu roenig oon feber Śrt", „ßaben fie fidj SHe gufammen begeben" um gemeinfdjaftlicß eine gunft gu bilben. Sies rourbe geneßmigt.

3Ber bie gedje geroinnen roili, foH 18 ©rofdjen unb ben Stübern 78 Siet geben „unb nadj feinem Sermögen ein ©ffen." ©s roirb Serträglicßfeit bei Strafe anbefoßlen. 2öeil bie bemelbeten ^anbroerter arm unb unoermo- genb", fo füllen frembe $anbroerter auf ben ffioeßenmärften nidjt mit getl- bieten gugelaffen roerben. gür biefe „Segnobung" mußte feber Steiftet faßt- ließ gu Startini 1 Scßeffel $afer geben. Siefe ‘prioilegien rourben am 23. Spril 1660 mit einigen SOtobifationen bestätigt. Sie ÜRabemacßer fallen bemnadj ein „ßalbes" Steifterftüd madjen, nämlidß „ein (ßaar einfpännige

$inter-Straßen-Säber, an benen eine geige fo lang als bie anbete;" bie Stell- maeßer füllen als Steifterftüd eine ßalb fdjroebenbe Kutfdje madjen. ©s füllen ferner gut beutfdjen gunft aucß bie Sarbiere, ©olbfdjmiebe, ©lafer, Kupfet-- jcßmiebe, Kannegießer, Stautet, Sabler, ©ürtler, Sdjiffer (?), Stalßer, Klemp- tner, Strider unb Satßgerber geßören. ©benfo ift ben jpanbroertern ber beut-- feßen gunft bas Steilenrecßt gegeben.

(15)

X. Brtotlegm ber Sudjmocßer.

3m 3aßre 1553, SJlontags nad) 3oßannes Baptifta, rourbe ißnen bas Brioilegium ertßeilt, „eine eigene ged)e gu ßaben" unb ißnen ein Siegel näm=

ließ „2 Sucßfarten übers Breug gelegt", gu führen geftattet, bamit fie „nacß Beficßtigung ber Sucße biefelbige orbentlicßer SBeife (regeln;" begüglicß ber 3unfteinrid)tung mürben fie auf bie ßecfie gu Brieg oerroiefen.

Sine eigene 3unfteinrid|tnng erhielten fie erft am 23. 3anuar 1651, non ber fpäter bie Siebe fein roirb.

XI. (ßrioilegia ber £utntadjer.

3m 3al)re 1551 rourbe ißnen bas Slecßt erteilt, eine eigene 3£d)e P ßaben, unb gleicßgeitig bie 3anft^Sinricßtung gegeben.

2Benn ein ©efell roonbern roili, fo fall er am Sonntag Urlaub neunten muß $anbroerfs=©erooßnßeit; es fallen ißm bie ©efellen (Renten, roenn er es aerlangt, um 4 ißm „ben ©ruß befehlen". 3ft bies bes Slbenbs nicßt ge-- fd)eßen, fo fall er bes SJlorgens in bes Süeifters $aus tommen unb foil ben

©ruß neßmen oon ben älteften oieren — unb bas Begleiten foil gänglid) ab=

gefdßafft fein. Släßme aber (Einer in ber SBocße Urlaub unb göge fort, fo foü man ißm nacßfcßreiben unb ißn roieber gurüdtreiben, bamit er Urlaub neßme nad) <panbroerfs=©erooßnßeit. (Es foil and) fein ©efelle oor bem 3aßr=

marft Urlaub neßmen.

SSenn ein SJteifter feinen Seßrfnedßt ßätte, fo foli ber ©efelle bie SBolIe fcßlagen; bafür foil er fooiel, roie für einen $ut befommen.

Söenn (Einer feinem SBeibe entliefe, fo foil man ißn roieber gu feinem Sßetbe unb gu feinen Hinbern treiben.

(Es roirb ferner beftimmtt, roos ein ©efelle ben Sag über arbeiten müffe unb roieoiel er für biefe ober jene Arbeiten ßoßn forbern fönne. (Es ift ba oon Rernßüten, 99tittelßüten, Hraufenßüten bie Siebe. 2)as SReifter- ftücf foli befteßen in einem iput für bie Königin, einem Sdßroangßute unb einem ißoar lange Soden.

Slußer ben 3aßrmärften foli Sliemanb frembe $üte oerfaufen. — 3roe' Slleifter füllen alle 4 SBocßen oon einem SJleifter gum anbern geßen, unb roenn fie bie Slrbeit fcßlecßt finben, fo foli biefelbe oor bie 3unft gebracßt unb nad) (Erfenntniß ber SJleifter roieber aufgclöft roerben.

9lm 29. 3anuar 1646 rourbe bie früßere 3unft--3nftruftion oermeßrt

unb oerbeffert. _____

$Bie ein Urbnrium nom 21. 9J?ai 1626 (in ber ratßßäuslicßen 9tegiftra- tur) ergiebt, finb bie Sinfünfte ber ©tobt bomols gering geroefen.

1) Ser gins non 10 Käufern betrug . ' . 3 Sßlr. 3 ©r.

2) ©rbgins oon bem §aufe bes §rn. ©ßrijtopß grankenberg — „ 18 „ (Sas $aus, nicßt fern oom ©cßloffe gelegen, mar ein

ßreißaus, unb ber gins rourbe nur non ber guge-- fauften ©teile entrichtet.)

3) gins non ber Babeftube... 2 „ — „ 4) gins tron 11 am Binge belegenen Bauben . . 21 „ 27 ,, 5) gins trom Branntroeinbrennen (oon 10 Snßabern ber

©erecßtigteit ... 13 „ 12 „ 6) gins oom Branntroeinfcßanf (oon 10 ©cßönfern) .10 „ — „

7) Bon 9 Brotbädern . . . 1 „ 18 „

(16)

(93on einer 10. 93rotbanf rourbe ber gins an bie fiirft=

liebe Rammer gegart).

8) 93on 12 ^leifdjbänfen ... 4 Sfylr. — ©r.

9) 23on 30 SĄuhbanlen ... 3 12 ft (Sie maren fämtlid) ©igentfjum ber Stabt).

10) 93om SBetnfdjanf ©igenttjum ber Stabt — tt 6 ff

11) 9Jtarftred)t nom Steinfolg .... 3 tttt

12) Stabt-3oll ... 16 tttf 13) ©aubengelb (oon ben 3 3al)rmärften) 20 tt — 14) 5Bon ber Sffiaage ... 7 tf

(2Baage ift bas 9ted)t, alte maffenljaften in bie Stabt gum Verlauf gebrauten ©egenftänbe gu wiegen unb bestimmte ©infünfte baoon gu begietjen.)

15) 93om Söiergcbräu ... 50 ff

16) 3ßom 9JtaIgI)aufe ... 46 tt

(Oas 93raut)aus babei hat bie Stabt im 93auftanbe gu erhalten.)

17) 93on fa. Säggärtlein (groifchen ber Stabtmauer unb

bem ©allgraben) ... — 24 tt

18) Son 11 Scheuern ... 1 16 tt

19) Son erfauften ©arten um bie Stabt 23 11 tt

20) Son nerfauften ©arten um bie Stabt . 2 16 21) Son §>opfgärten ... 11 22 22) Slderginfen non Stiiden gegen bie „©onterep" (?)

gelegen . . . . . 4 ft 30 tf

32) ©iefengms ... 16 ff 10 tt 24) ©rbgins oon ber Stabt ‘•ßttfdjen .... 8 tt — 25) ßür oerfauftes ©ras auf ber „§apn" 5 tr 9 26) Sltiergins auf ber „$apn"... 34 ft

27) Son ber gtegeUSrennerei ... 28 —

(®os 1000 Siegel ift mit 2 Sf)l. 18 ©r. ueranfdjlagt.)

£>iergu treten nod) bie ©innafjmen oon Ober« u. 9lieber=@llgutb a. Ober--©HgutI).

Stad) bem Urbar befanben fid) 1626 bafelbft 13 ^Bauern«

hätten, welche ber Stabt ©reufeburg mit Ober« unb Stieber«

©erid)ten unterworfen waren. Oie ©infaffen waren gu mancherlei tpanb« unb ©pannbienften ber Stabt als ©runb«

fjerrfdjaft oerpfIid)tet. Oie Stabt begog 3ins oon Siedern, SBiefen, Käufern unb einem Oeid)e („Stawisko" genannt) unb einer SOtüfjle mit einem ©ange. Oer ©efamtbetrag

bes Stnfes beläuft fid) auf... 64 „ — „ b. Stieber=@Kgu%

3Jtit 9 Sauernl)ütten. Oie ©eridjtsbarleit ftanb aud) hier ber Stabt gu. Slud) ^ter hatten bie ©infaffen $anb= unb Spannbienfte gu leiften. Oer ©efammtbetrag ber Stufen oon glitten, Siedern, Sßiefen, ©arten unb einer Stühle

(„Sd)awer") beläuft fid) auf ... . 89 01)1%- 5 ©r.

Summa 480 Ol)Ir. 13 ©r.

(1 Ohl. ä 36 ©r.) (gortfejjung folgt.)

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