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Aus der Heimat, 1933, Mai

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Academic year: 2022

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fouiwz&iutify, 95Im 4933

Sfiadjbrucf Oer Otiginal»'lht|fät}e oerboten.

2tus 5er älteren Scf)ulgefd)ic6fe äreujburgs,

93on Sßrofeffor Sr. (Serb. SR e n g.

3n feiner ©djrift „Ex practeritis disce" I)cit feiner ßeit ipartnif an

£anb ber Rreugburger Rird)enbüd)er aud) einiges über bie frühen Rreugburger

©d)ulverf)ältniffe mitgeteilt. 3m wefentlidtjen befd)rän£te er fid) babei aßer=

bings auf bie Slufgählung ber Stettoren unb Rantoren, bereit Stamen er in ben Rird)enbüd)ern gefunben hatte. ©eine Eingaben reichen nid)t über bas 3al)t 1591 gurüct, bas 3aßr, mit bem bas öltefte erhaltene Saufregifter anhebt. Sat=

fäd)Iid) taffen fid) aber bie ©puren ber Rreugburger ©ä)ulgefd)id)te roefentlid) weiter guriictverfolgen. Stud) finb oor allem aus bem Slnfang bes 18. 3al)i>

Ifunberts ein paar 93orfäße betannt, bie eines geroiffen Sntereffes nid)t ent-- be^ren. 6s toI)nt fid), biefen wenig befannten Singen einmal im ßufammen-- bang nad)gugehen.

Sie erfte (Erwähnung eines „SRagifters" ober 6d)uIreftors in Rreug=

bürg ftammt bereits aus bem Satjre 1376, wie einem alten ©opiaE23ud) bes 33reslauer S)tatl)iasftifts gu entnehmen ift. Ser Rreugburger 93ogt Stifolaus ftiftete bamals gufammen mit feinem 6d)wiegeroater, einem 93rieger ^Bürger, eine ©eelenmeffe gum ©ebäd)tnis feiner eben oerftorbenen ©attin Slnna. Son bem bafür ausgefefeten ^Betrag würben bem Rreugburger Pfarrer 9 ©rofęhen, bem Stettor 4 unb bem ©lödtter 2 gugefprodjen. ©iegmunb, ber ©ot)n biefes 33ogtes Stitolaus, überließ 1416 bem Rreugburger Pfarrer eine halbe f^Ieifd)-- Panf in Rreugburg, um jene Stiftung feines SSoters weiterhin ficßer gu fteßen.

Sie Rreugburger Sägte befaßen fa von ber Slusfeßung ber Gtabt gu beutfcßem Stecßt her bas Obereigentum an ben 33rot--, f^leifd)-- unb 6d)uhbänten. Sie ipälfte bes ©rbginfes, ben eine ßleifd)bant gu gaßlen hatte, war alfo feitbem nun ber Rirdje als ©innaßme gugewiefen. Ser Slnteil bes 6d)utmeifters würbe bei biefer Gelegenheit übrigens auf 3 ©rofd)en herobgefeßt. SBieber wirb bann ein „rector scolae" 1484 erwähnt, ©ine ©intragung aus biefem 3ap%

in bem ätteften ©tabtbud) Rreugburgs berichtet, baß ber ^Bürger $ans Ra*

pinos ben Sd)uIre£tor mit übler Stocßrebe verfolgt unb beleibigt habe, baß ißm bas febod) vom Stat ber ©tobt bei get)n SJtart ©träfe verboten worben fei. Stamen ber Schulmänner erfahren mir freilid) bis ins 15. 3al)rhunbcrt noch nid)t. 3mmerhin ift burd) bie ©rmähnungen ber genannten SIrt belegt, baß fd)on in fo früher geit aud) in Rreugburg fthulmäßige ©inridßtungen be=

ftanben haben, ber Sage entfpred)enb naturgemäß in engftem gufammenhang mit ber Rircße. SSermutlid) ift bas bem Umftanb gu verbanfen, baß bas Rreug;

burger Rircßenpatronat bamals in $änben ber Rreugßerren mit bem roten

(2)

Stern lag. Sas Dlatßiasgßmnafium in Dreslau ift nod) I)eute Senge bofiir, wie großes 3ntereffe biefer Drben bem Scßulwefen entgegengebracßt ßat. Sas ift and) ^reugburg offenbar gu gute gefommen.

Dacß ber Deformation übernahmen ber Dat ber Stabt felbft unb ißte ßanbesßerren, bie $ergöge non Drieg, bie SJ3fIege bes Scßulmefens unb ließen fie fid) gang befonbers angelegen fein. Dis bas 3aßr ber Surcßfüßrung ber Deformation in Hreugburg gilt allgemein 1556. Sie Duseinanberfeßung mit ben Hreugßerrn ift 1569 abgefcßloffen. 3n ben näcßften 3aßren traf bie Stabt unb bie ©egenb mancherlei Unheil. ©ieberßolt trat bie Sfßeft auf. Ss gab große Ueberfcßwemmungen. 1582 brannte ein großer Seil ber Stabt ein»

fcßließlicß bes Datßaufes nieber. 1588 würbe fie oon ben Stolen nad) ißrem Siege bei Sßitfdjen über Dlajimilian oon Defterreicß geplünbert. Srft in ben 90er 3oßren tonnte an bie Deuorbnung ber Derßältniffe gegangen werben.

Sd)on in bem erften Dtanbat oon 1591 aber orbnete bann ber ßtergog aus- brüdlid) and) bie Deförberung bes Scßulmefens an. Dits bem 3aßre 1583 er­

faßten wir nun aucß gum erften Dial ben Damen eines ßreugburger Seßrers:

Dlicßaef Scßolß. Ser Dat nennt ißn „einen giemlicß geleßrten ©efellen, bet nid)t übel ftubiert ßat." Sr würbe bamals für bie lange oerwaifte Stelle ei­

nes „Saplans für bie Seutfcßen" oorgefcßlagen, unb es würbe ißm (Eignung unb (Erfahrung in beiben ©eftijäften, ben firbßlid)en unb fcßulifcßen, atteftiert.

1597 wirb ein Dtartin ßaurentius (ßoreng) genannt als ßreugburger Deftor.

Ducß er ift Sßeologe unb bewirbt ftcß bamals um bie 8ßfarrerftelle gu DUer- ßeitigen in Dels. Sie eben genannten 3aßlen unb Vorgänge ertlären and) gut ©enüge, wesßalb bie Hreugburger Rircßenbücßer erft 1589, begw. 1591 einfeßen.

3m 17. 3aßrßunbert fangen bie erhaltenen Stabtrecßnungen an man­

cherlei meßr ins Singeine geßenbe Dngaben gu liefern. Sie oon 1600 nennt als Scßulmeifter 3oßann gieiftßer — bie brei bisher erwähnten fennt übri­

gens ipartnif nicßt —. Sr waltet allein feines Duttes. Sein Sinlommen betrug an eigentlichem ßeßrergeßalt monatlid) 90 ©rofcßen gu je 12 geller.

Sagu erßielt er für bie Dtitwirfung bei ben Sreibing=©eriä)tstagen in Ober- unb Dieber-SUgutl), wo bie Stabt ©ericßtsßerrin war, nod) 18 unb 9 ©ro=

fdßen, ferner als Srinfgelb auf St. ©eorgstag 18 ©rofcßen unb bafür, baß bie Scßule bei ber freier ber ftäbtifd)en Ded)nungslegung fang, ebenfalls 18 ©ro- fcßen, außerbem bei biefer ©elegenßeit nod) 12 ©rofcßen Srinfgelb. Sicfe Sporteln geigen am beften, weldße Dolle „ber" Scßulmeifter ber Stabt bamals fpielte. Don ben Sinmoßnern unb ben Sttern ber näcßften Umgebung, bie bie ^rengburger Sdjule mit benußten, erßob bie Stabt eine Umlage, bie 1600 insgefamt runb 600 ©rofcßen im 3aßr einbracßte. Dus bem allgemeinen Stabtfädel mußte alfo nocß etwa ebenfo oiel gugefcßoffen werben, gumal ja aucß bie Unterhaltung bes Stßulßaufes unb feiner Sinricßtung nod) Soften oerurfacßte. Snbe bes 3aßrßunberts (Decßnung oon 1691/92) ßatte ber Def- tor — bamals .Dbam Sebitius — einen Kollegen, ben Slantoratsoerwefer 3oßann Sirner. 5er erftcreßaftc jäßrlicß 50 Sßaler ©eßalt unb ein ©etreibe- beputat oon 6 Sdßeffeln Üorn im 933ert oon 10 Sßalern 18 ©rofcßen, ber Ieß- tere 40 Sßaler ©eßalt unb 4 Sdßeffel $orn im SBert oon 7 Sßalern; außer­

bem ßatten beibe freie Dmtsmoßnung mit ginsfreien ©arten. Sie übrigen Sporteln fcßeinen bagegen oerfdßwunben gu fein. 3ngwif<ßen war ja Hreug- burg mit unter ßabsburgifcße $errfd)aft gefommen. Dur für bie Dtitmirfung

(3)

bet ber Serroaltung ber Sotlenßoferfcßen Stiftung erhielt ber Steftor nocß eine Meine Sntfdjöbigung. Stiißt unintereffcmt, roenn and) nid)t unmittelbar bie Streugburger Scßuloerßältniffe im ftrengeren Sinn betreffenb, ift ber Sermerf in ber Stabtrecßnung 1691/2, bag bem ßonftäbier kantor Sgriftian Stotgec, ber bem Hreugburger Stat „ein Sractätlein: 9J?uficaIifd)e Seelen ©efftÖTOg"

bebigiert gatte, bafür 2 Sgaler oeregrt roorben feien.

Sei bem großen Sranbe Dftern 1737, ber faft gang Hreugburg in Slfdge legte, ift and) bie Scgule oernicgtet roorben. Stettor unb Hantor mußten ba-- mats begelfsmäßig fegt primitio untergebracgt roerben. Stud) igre Sefolbung tonnte ißnen nicgt unbebingt geroäßrlei'ftet roerben. Steftor roar bamals 3. 6.

SCRiiglengeim, Stantor feit 1730 gtiebticß kleiner, ein „©pmnafiaft" aus Srieg.

Sas leßtere bebeutet, baß er nicgt ftubiert, fonbern tebiglicg bas ©pmnaftum befucgi gatte. Sie Ślusbilbung roar fa bamals nod) burcgaus frei. Ss tarn auf bie Seroäßrung, nicgt auf bie Serecßtigung an. Kleiner roar im übrigen in Srieg fdjon Regens Chori Musici bes ©pmnafinms. Ser Steftor Sogaitn Srnft Wüglengeim flammte aus Oftpreußen. Sei feinen Scgülern gatte er ben Spignamen „bet SJtafur". Sr roar 1711 aus Dglau auf Smpfeßlung bes Prälaten giebiger oom Orben ber Hreugßerrn mit bem roten Stern gu St.

Watßias in Sreslau nacg Hreugbttrg gefommen unb foil utfprünglicß fatßo-- lifd) geroefen fein. Sielleid)t lag es baran, baß er gu feinen unmittelbaren Sorgefegten, ben eoangelifcgen ©eiftlidjen ^reugburgs, minbeftens geitroeife in offenficßtlicß gefpanntem Serßälhtis ftanb. Wan barf babei nicgt oergeffen, baß erft ber griebe non Slltranftäbt 1708 ben Sßroteftontismus in Slreugburg eben roieber ßergeftellt gatte. Sind) mit feinem erften Kantor Sirner, bem Sorgänger Kleiners, gatte er im Streit gelegen. Ser ^reugburger Senior Sßaftor SgulEł bericßtete barüber 1721 an bas Äonfiftorium nacg Stieg u. a., Wüßlengeim_ gäbe mit einem ipolgfcßeit nad) ber grau bes Kantors geworfen, bie fid) nur nocg burd) rafdjes gnfd)(agen ber Sür gäbe retten tonnen. Sgu=

ler felbft roirft bem Steftor oor, er beftärfe feine Scgüter im Ungegorfam ge?

gen ign als Sdjulinfpeftor unb ginbere feinen Webkanten im freien Serfegr mit igm. Ser Webicant ift ber Reifer bes Stettors, gugteid) tritt er bie Sätge ber Orgel in ber Stircße. Sr ift über 30 3agr alt. Srogbem gat ign Wüßlen?

geim angeblicg grün unb blau gefcßlagen, roeil er ogne Srlaubnis gu Sguler gegangen. Sr roirb oon Wüglengeim, roie Sßuter begouptet, megr mit fpolg?

gauen, ßinberroarten, Wägbearbeit, Sotengängen befcßäftigt, audg roägrenb ber Scßulgeit, als mit Sdjularbeit. Sdßließlicß geißt es in ber Sgulerfcgen Stlagefcßrift fogar nocg, Wüglengeim macge bas „Slubitorium" gu einem

„Spielgaitfe". Sie Sdgüler fpielten nacg ber Scßulgeit bis gegen Witternadßt harten, gingen babei and) unoorficßtig mit bem Siegt um, fo baß genets?

gefaßt beftege. Srog biefer fcßroerett Slnflagen gat jebocß bas Stieger £ton?

fiftorium nur oerfügt, Wüglengeim folie fid) aller Stoßzeiten entgalten unb bie anbern Sd)äben abftellen, fonft müßte man bodß ftgärfer oorgegen. Sa er immergin and) bis in bie preußifcge geit im Slmt blieb, roar er oielleicßt bobg nicgt fo fcßulbig. Sebentlid) ift freilieg, roas feßon 1713 feine Sdgüler oon igm im felbftoerfertigten Sieb fangen. 3n einer eigens ausgeflügelten ©e?

ßeimfeßrift gatten fie es aufgegeießnet unb „bas felbe lieb offt maßt umb ber Stabt gerumb geßenbt gefangen". 3m ßocßnotpeinlicßen Sergör oor ben

©eriegtsfeßöffen ber Stabt gaben fie bas bem Stabtoogt geftanben. Sas Sieb lautete:

(4)

1. Gs ift ein SJtafur fommen an

#oßI aus bem SJtafurifcßen Banbe,

3u fcßlagen bie Seutfcßen frumm unb laßm, Saß fie muffen fjeim roanbern.

Unb roenn er bann auf ©reslau fommt Unb ftd) allbtt wirb macßen funb,

Sa werben fie ißn wader ausflopfen.

2. Gs ift ber Steftor gu ßreugburg fjier Ser ftreicßet gern mit Stuten.

Unb wenn er fie läßt übergiefjn, Go tun bie ... . bluten.

Gr ftreid)t auf wie ein genfer halb Unb fjolet aus auf feine Gewalt, Saß man gar tut erfĄreden.

3. Unb ba er nod) in bie Gcßule ging, Sa t)at er feiner Gcßwefter

Gin Keines Gdjerlein fein unb fünf GeftoI)Ien unb gur Stefper

Gin paar Gemmein unb Männlein 33ier Gefaufet unb oerfoffen fcßier.

3ft bas nid)t gu beflagen?

4. Unb ba er nod) ift gu $aus geweft, Sa l)at er feinem Stater

Geftol)Ien einen großen Steft;

SBoKt werben ein Gelaßrter.

Slber es ift nichts worben braus, SBeil er's oerftedt f)at auf bas $aus Unb ßat’s nidjt fönnen finben.

5. Unb ba fie es banad) gewaßr worben finb, Sa Ijat er muffen entlaufen

Slus ißren Singen halb gefcßminb 3u bem gottlofen Raufen;

Gefell fid) and) gur... Slrt, SBie ißn eine angerebet f)at 3u Hreugburg auf bem Stinge.

6. Sa er erftlid) nad) Äreugburg fam, SöoHt’ f)ie ber Steftor werben, Sa I)at er fid) benn angetan Slls wie ein SJtüller Gber (?);

3ft gangen gun Beuten gu Gaft, Slber allba nidjt lange gerafft, Söeil’s ißnt allba nidjt fcßmedte.

7. 2Bie er erftlid) gur Hircßen ging, GoIIf er aufs Gljor nauf getjen.

Slbet er fid) halb unterfing, Unter beffelb gu fteljen;

Sät bas SJtauI gerren ijin unb fjer, Saß man ftd) tat oerwunbern feßr Sßegen bes großen Sßlörren.

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9115 3eid)en ber gett ift btefes „VoIMieb" redjt intereffont. 3Bqs bahinter ftecft? Sn ber <pauptfad)e bod) wot)I 5tlatfd) unb Sratfd). Sie 3£it roar raut;.

9todj mar ber Stocf unentbehrliches päbagogifd)es Snftrumcnt. _ 9Jtag fein, ba§ 9JlühIenf)eim eine bewegtere Vergangenheit hotte. Sen ißegafus I)ot aber fidjerlicf) in erfter tiinie bod) wohl Stocheburft unb Dhnmad)tegrimm gefd)irrt unb gefpornt. freilich, ihre ©eheimfdjriftgettel übertrieben Sie böfen 93äm felfänger rätfelooll 3. ©. SR. ©. 3R. ©. R.; bas follte hebenden: Sohann ßrnft SOtühlenheim, gewefener SRafur, gewefener Statholif — unb fte festen hio3U:

non credens in spiritum sanctum. 2öeld)e Strafe fie erhalten hoben, ift aus ben Vftenreften nidjt mehr feftgufteüen. Sie frühe Sd)ulgefd)id)te Rreugburgs hat bomit in jebem fjall ein befonbers amüfantes kapitel. ©rinnert fei aber and) nod) baran, bah bie Äreugburger Sdjule in jener Seit fehr gefudjt war, namentlich um ber ©elegenbeit willen, hier auch polnifdj lernen gu tonnen.

(Suffao Jregfag unb ©erwart Hauptmann in ihren gegenteiligen Be$iehungen.

9Rit unoeröffentIicf)ten Vriefen ©erhärt Houptmarms.

Von Oberftubienbireftor 5 e I i $ Voigt.

Glls gegen ©nbe ber aeßtgiger 3aßre bie junge ©eneration begann, bec in ©rftarrung oerfunfenen beutfd)en Giteratur neues Geben einguflößen, waren bie großen ©rgäßler jener abflingenben ©poche gunt großen Seile oom Sd)au=

plaß abgetreten. Storm ftarb 1888, Heller 1890; ©. g. SReper oerftummte gur gleichen geit. Vaabe ftanb abfeits oom ©etriebe ber GBelt. Sas große beutfdje Srama war erlofdjen feit Hebbels unb Otto ßubwigs Sobe. — SRur gwei GRänner ber alten ©eneration ragten bewußt tcilneßmenb in bie neue Seit hinein: ©uftao ^reptag unb Sßeobor Montane. Unb bod) mit meld)em Unterfcßiebe! Vur um 3 3aßre war ber GRärfer jünger als ber Scßlefter. Giber greptag feine große Seit hinter fid), Montane hotte bas Vefte noch 3U geben. GRan oergißt meiftens, baß bie GRehrgaßl feiner gefeierten Vomane erft feit 1888 crfdßien — nur „Vor bem Sturm" unb „G’Glbultera" gingen oorauf —, alfo dn 3aßr nad) Hauptmanns „V.ßnwärter Sljtel". ßontane war jung geblieben mit ben 3ungen unb fie oeießrten ißn als ben berufenen Göegweifer unb Slritifer.

Glidjt fo im Vrennpunlt bes Sntereffes, an ber Quelle bes Venen, wie

$h- Montane, ber görberer, wenn nid)t gar „©ntbeder" ©erhärt Houptmanns, ftanb ©uftao ßreptag. ©ewiß gefeiert unb oereßrt als ber flafftfcße ©rgäßler bes beutfdßen Vürgerßaufes. ‘über feit ben 80er 3aßren betätigte er fid) nur nod) journaliftifd) unb geitgefd)id)tlid) unb fd)rieb an feinen ©rinnerungen.

Glbfeits oon ben ßentren bes merbenben Venen — GRündjen, Vertin, GBien

— lebte er meift in Siebleben ober GBiesbaben. Giber er oerfolgte bod) mit hellen unb aufmetffamen Gingen all bas, was ba werben wollte.

GSenig beachtet würben bisher bie Vegießungen ber alten Sieblebener

©SgeReng gu bem Saißrer ber jungen Vewegung, gu ©erßart Hauptmann. Vur ßier unb ba finbet man ein flüchtiges GBort barüber. ©ewiß, fte ftnb nie feßr eng geworben, benn fie fallen erft in bie leßten 2 Gebensjahre ßreptags, unb perfönlid) ßaben fuß bie beiben Sdßlefier nie fennen gelernt. Giber biefe Ve=

(6)

Sterlingen gel)en bod) über bas wenige, was bistjer befannt war, i)inaus. Sie befcßränfen ftd) nid)t nur auf ben 1894 in ber „Seutfcßen Beoue" oeröffent- licßten Buffaß greptags über Hauptmanns „Hannefe". Bus einem feit lan- gern publizierten Briefe f^reptags an Hauptmann Hatte fd)on Biftor ßttbmig (in feiner Hauptmannbibliograpf)ie, Beuftabt 1932, 6. 43, Br. 111) auf einen einmaligen Briefwed)fel gmifcßen beiben Btännern gefd)Ioffen. ©s gelang mir febod), im Bad)Iaß ßreptags, ber fid) in ber Sammlung Sarmftaebter ber Breußifd)en Staatsbibliothef in Berlin befinbet, im gangen 3 Briefe Haupt­

manns an ©uftan ßreptag, begw. beffen ©attin feftgufteüen.*)

©inem Briefe Sßrof. Sr. ©. SB. ßreptags, bes Sohnes bes Sinters, burfte id) entnehmen, baß fid) fein Bater bamals gu Beginn ber neungiger 3al)re aud) einige Sramen Hauptmanns halb nad) ißrem ©rfd)einen anfdjaffte.

Sßrof. ßreptag erinnert fid) nod) an bie „2Beber" unb ben „Biberpefg". ,,©r (©. 5r.) ftanb il)m (©erf). Hauptmann) fonft wot)I begüglid) feiner naturalifti- fdjen Sid)tungen giemlid) fritifd) gegenüber, fanb aber bod) bas „Htmnele" fo reigooll unb nerßeißenb, baß er bamals ben Brtifel fdjrieb, oermutlid) auf Bitten bes Herausgebers ber Seutfdjen Benue, Sr. Bid), gieifcßer, mit bem er in 3Biesbaben in Berfeßr ftanb."

Siefe „fritifdje" Stellungnahme gu ben naturaliftifd)en Anfängen fei­

nes jungen fd)Ieftfd)en Canbsmannes erflärt fid) gang flar aus feiner in ifjm feft oermurgelten Buffaffung nom Srama, wie er fie 1863 in ber „Secfjnif bes Sramas" niebergelegt hatte. (Es ließe fid) im einzelnen geigen, wie faft Sßunft um Sßunft bie neue Sramatif unb im befonberen bie ©erhärt Hauptmanns im ©egenfaß gu greptags Bnfcßauungen ftef)t. Bur auf wenige, allerbings grunblegenbe Unterfcßiebe fei hier ßtngewiefen. Bad) gteptag entmidelt fid) bas Srama in ber Seele bes Sichters aus ber 3bee. „Sie wirb ber Btittel- punft, an welchen weitere freie ©rfinbung wie in Strahlen anfdjießt, fie wirft mit ähnlicher ©ewalt, wie bie geheimnisnolle Hraft ber SlrpftaÜifation, burd) fie wirb (Einheit ber Hanblung unb Bebeutung ber ©ßaraftere, guleßt ber ge­

faulte Bau bes Sramas heroorgebraä)t" (6. 7) Hauptmann hingegen geht immer nom Bienfdjen unb feinem ©ingelgefd)icf aus. Siefen Unterfcßieb fpürte greptag felbft unb fo rühmt er gwar (in feinem Buffaß über „Hannele") bie fid)ere H°nb unb wunbernolle ©nergie Hauptmanns in feiner ßeid)nung ber

©haraftere aus bem Baffe unb in feiner ©rfaffung bes ŚBefens ber Sd)lcfter.

Bber getreu feiner Sfjeorie wünfd)t er ihm bod) einen fjortfchritt in ber Bif- bung einer bramatifd)en 3bee mit ausgeführter Hanblung. gu biefet Hanb­

lung gehört nach f^reptag (6. 256) „ber Helb". „Sas Srama foil nur einen Haupttjelben haben, um weld)en fid) alle $erfoncn, wie groß iß re gaßf fei, in Bbftufungen gruppieren." Ser Sid)ter würbe bie Hunft gerabegu entwürbi- gen, wenn er „ungenügenbe Berßältniffe bes wirtlichen Gebens, Sprannei ber Beicßen, bie gequälte Cage ©ebrücfter, bie Stellung ber Brmen, welche non ber ©efelffchaft faft nur Ceiben empfangen, pofemifd) unb tenbengooll gur Hanblung eines Sramas" nerwerten würbe. „Sie Sorge um Befferung ber

*) Für bie ©eneßmigung ber Berüffenttidjung fpred)e id) Herrn S5r. ©erwart Hauptmann unb ber Bettung ber tßreuß. EtaatSbtbi. meinen Taut au§. — 9)er 9tati)[aß

©uftan greptaqS beftetft au§ 4000 Briefen an Rreptag unb 1460 Briefen be§ $ic£)ter§ fetbft famie au§ 2()0 Arbeiten (Qugenbfdjöpfungen, ©ntroürfen, Etilen, Buffäßen, Fragmenten ufro.) BefonbcrS roidjtig finb barin bie Briefe be§ Her&ogS ©rnft von Äoburg an Freptag mit beffen abfdjriftlid) beigefügten Butroorten, unb ber Btieftnecßfel mit Raffer ßriebrid), Heinrid) non Sreitfdffe unb Heinrid) non Epbet.

(7)

armen unb gebrühten klaffen foil ein wichtiger Seil unferer praftifcfyen 3n- tereffen im Geben fein, bie SNufe ber Hunft ift feine barmherzige Sd)wefter".

(6. 57.)*) Sie Honbtung foli alfo vornehmlich bie Greife auffudjen, in benen bas roidjtigfte unb größte Geben ber geit enthalten roar, . . . „bie §>öhen bet SRenfchheit" (6. 55).

93on biefen Gtnfchauungen aus mußte ßreptag zwangsläufig

zu

einet

Ablehnung bes Naturalismus fommen, obwohl er felbft nicht zu Unrecht

zu

beffen Vätern ober roenigftens Vorfahren gezählt werben barf. GUIerbings hot er bies felbft faum gefühlt unb hätte es wohl faum wahrhaben wollen. Gtber (£. GHberti hat bod) red)t, wenn er fd)on 1894 (in ber ©iener „Neuen Neoue"

o. 6. 6. 94) betont: „Schiller gab bie liberalen Sbeen, ^ret)tag bie biirger-- Iid)en Stoffe, Hauptmann bie Nlltagsformen". Ser ©eg ber bürgerlichen Giterotur führt in ber Sat auf biefer Val)n, wenn and) ^rerjtag an ber (Ent- roidlung, bie in Schillers Seit beginnt unb in ben „©ebern" unb im „fjlorian

©eper" gipfelt, feinen Ginteil hot.

Sa erfdjeint 1893 Hauptmanns „Hannete", bas erfte Srama bes jun­

gen SiĄters, bas über ben Naturalismus htttousroeifenbe (Elemente enthält.

Unb fd)on hord)t ©uftao ßreptag mit ganz onberem Sntereffe auf: hier oer-- nimmt er heimifd)e SUänge, bie in feiner Seele nerroanbte Saiten erftingen taffen. Unb mit innerfter Seitnahme fdjreibt er im ©inter 93/94 ben fdjönen Gtuffaß „Hannete"**), ber heute teiber nicht Ieid)t zugänglid) ift, ba er in ben

„©efammetten ©etfen" fet)tt.t)

Qreptag fühlt, baß hier ein großer üünftler mit fidjerer Vühnenfennt- nis etwas gefdjaffen hot, „was nur ein edjter Sitßter, oietleidjt nur einer aus bem Negiernngsbezirfe bes Verggeiftes Niibezaht erfinnen tonnte". Ser greife fd)Iefifd)e Siebter erfennt in bem Gumpengefinbet bes Glrmenhaufes, in bem gequälten Slinbe bes Voltes SNenfchen feiner Heimat, fjreptag, bem es ja wie faum einem zweiten gegeben war, hineinzuhören in bas gürten, Senfen unb Neben feines Voltes, fpürt es, baß hier ein großer NMfter bie Sprache Schie­

ßens, ber Subetenlanbfchaft, in bei Siefe erfaßt hot, baß biefer Hetmatboben eine neue Vtüte getrieben hot. „Sie Neben ber Canbteute laufen in bem Sioleft ber fd)Iefifd)en ©ebirgsfeite, ber gerabe fo weit roiebergegeben ift, wie bas Srama ihn oerträgt; wo aber ber Glusbruti fid) höher hebt, ba erhält bie Sprache and) in ber Sßrofa eine eigentümliche Färbung, wie fte feit zweiten- bert Sahren mit 3afob Vöt)me unb ben Sßietiften in bas Volt gefommen ift, Zuweilen einen bitbtidjen Gtnsbrnd, ber nicht in Vüd)ern fteht, aber im Volte nod) heute lebt." Sind) ber Sob trägt biefe oltheimifdjen güge. ©anz ootts-- mäßig ift bie fd)IicE)te religiöfe Glnfd)auung, bas Verhältnis ber tiebenben Seele zu ihrem (Ertöfer, wie fie ja im oftmitteIbeutfd)en ^utturraum gerabe- Zu tppifd] ift.***) 3n ber Sd)itberung ber Seligfeit bes ewigen Gebens finbet

*) 95gt. bap aucf) NłarftiEjait, 2)a3 Niitleib bei ©. Hauptmann, 1919, 6. 22—24 über ©uftan greptag.

**) $eutfcbe Nemie XIX, 2. 91b. 1894 ©. 124—129. 2)er Sluffat) ©. SreptagS über ba§ gleiche operna im ©onntagSblatt ber Nero=5)orfec ©taatS=3eitung com 29. 4. 1894 roar mir letber ungugattglid). 93ermutlicf) roirb er inbaltüdf), roenn nic£)t fogar roörtlid) fiep mit bem anbern, gleidjgeitig erfctjienenen bed'en.

***) 3u biefer gangen Stage ogt. meine Stuff ape: „Beiträge gum NerftänbniS gatob SSofjmeS" (in ,%atab 93öl)me", ©orlitg 1924), bef. Rap. I. unb II. unb „®ie Neligion ©ertjart Hauptmanns'1 (tn 2)te cpriftl. 9Beit 1927 Nr. 3 u. 4).

t) 9Bir roerben btefen 9 luff at) in ber ßuninummer nuferer Beilage „Stu§ ber Heimat" gum Nbbrud bringen. ®te Ed)ri|tleitimg.

(8)

ftreptag — aHerbings I)ter rooI)I nur g. S. mit Sted)t — bie Solfstümlid)feit bes Senfens feiner Ganbsleute.

Unb fo fpricßt er gum Sd)luß bem Siebter feine Slnerfennung aus, menngleid) bie fritifdje GinfteUung ber vorangebenben 3al)te nod) beutlid) binburd) gu fpiiren ift: „Sie Seutfdjen I)aben ben Siebter feit ben lebten 3al)ren ols ein frud)tbares Solent fennen gelernt, roeldjes lehrhaft unb mit bofjem Gruft, ober mit unfertiger Kenntnis bes Gebens fogiole Geiben in Stamen betjonbelte, bie er, mit ben guftänben ber bürgerlichen ©efeüfd)aft böd)Iid) ungufrieben, in fdjrillen Wißtönen ausflingen ließ. Siesmal erfd)eint berfelbe roeit anbers. Stud) hier ift ber Stoff büfter, ober burd) ein marines, fonniges ©emüt nerfdjönt." Wie richtig er jpauptmann einfd)ä^te, booon geugt ber Sd)Iuß bes Sluffaßes. Um bie Witte ber neungiger Sabre fteüte man häufig noch in feltfamer Serfennutig bes Sotbeftonbes Subermann als Sra«

motif er ebenbürtig neben Hauptmann. Sas Urteil ber Giteroturgefd)id)te hierüber ift ja ingroifeben gefprod)en. ßreptag aber mar einer ber erften, ber bie überragenbe Bebeutung bes jungen Sdjlefiers erfonnte: „Soroeit man bie Statur eines Sidjters aus feinen Werfen beurteilen fann, befißt hauptmann (gegenüber Subermann) bie größere Beroeglid)feit unb roobl and) bie größere Freiheit." Gr rühmt feine Unbefangenheit, mit ber er bas barftellt, roas ihn gerabe beroegt, ohne 3tücffid)t auf bie Scbauenben unb bie Stritif. ßreilitb, bie ©röße bes „Siberpelges" nermag er nidjt richtig gu roerten. Wie fo viele feiner geit, vermißt er bas „befriebigenbe Gnbe", baß ber Böferoid)t, unb fei er nod) fo liebensroürbig, am Schluß eben beftraft roerben muß. „Wie feine straft fid) meiter entroidetn roirb, vermag jeßt niemanb gu fogen. Unterbcß haben mir bie gdeube, baß bies Wert roirflicbe poefie enthält, bie aus ben Seelen fd)Iefifd)er ©ebirgsleute geholt mürbe."

Wie biefe Äritif auf ©erbart Hauptmann roirfte, fönnen mir nunmehr aus feinen Briefen an gteptag erlernten. Siefe flammen aus bem Sabre 1895 unb hoben gum Snbalt bie Werbung für eine beobfid)tigte petition gegen bie fog. Umfturgvorlage von 1894. Stad) ber erften Gefung mar biefer Gntrourf in Rommiffionsfißungen burd) Äonfervative unb gentrum fo mefentlicf) um=

geftaltet roorben, baß fie nid)t meßr im Sinne ber Stegierung bem politifdjen 6d)uße biente, fonbern fid) und) ber Sluffaffung meiter Greife befonbets aus Hunft unb Wiffenfcßaft einfeitig gegen bie fjreißeit geiftigen 6d)affens richtete.

Gin Sturm ber Gntrüftung brad) unter ben Scfjriftftellern, Zünftlern unb ©e-- lebrten los unb entlub fid) in gabllofen Petitionen unb Proteften. Schließ«

Iid) fiel bas ©efeß ja aud) am 11. Wai 1895 in 2. Gefung. f^reptag erlebte bas allerbings nicßt meßt, er ftarb am 30. Slpril 1895.

Samals — in ben 'gebruartagen — fammelte giouptmann Unter«

feßriften für eine völlig unpolitifdje Spedition gegen bie Vorlage unb roanbte fid) mit ber Sitte um Beteiligung brieflid) an ©uftao greptog.

Berlin, b. 26. 2. 95.

©ravelotter Str. 8.

hochverehrter Weiftet!

3d) habe übernommen, ben beigelegten Gntrourf einer ‘petition an Sie gu überfenben unb bitte Sie ßerglid), von bem Snbalt bes Scßtiftftiicfs Slenntniß gu nehmen.

(9)

SieIIeid)t finben Sie, baff bie bortu ausgesprochenen SBünfdje fad)-- IiĄ oorgetragen unb on ftd) geredjt unb ntaBooK finb.

3d) foli 3t)nen freunblidje Empfehlungen oon Sr. 6cf)Ienther unb Otto Srahm übermitteln unb 3hnen fügen, baff Flamen oon ^arteiteuten niĄt unter ber petition ftehen toerbcn.

Sßrof. Sr. Erid) Sdjmibt hot unter Slnberen feine Unterfdjrift gc- geben unb eine <31irgaI)I guter Stamen roirb, roie es ben Slnfdjein hot nach"

folgen: ber 3hrige, hochverehrter Herr! roie fid) oon felbft oerfte!)t, roürbe ber Eingabe basjenige ©eroid)t geben helfen, meld)es ihr fo fel)r gu roütv fchen ift.

3d) hübe ben Einbruch, bah bie ©efal)r für bie Entroidelung bes mit ber ^Reformation befreiten beutfdjen ©eifteslebens feiten fo nahe geroefen ift, als im Slugenblid. 2ßenn bod) ber $immel gäbe, baff bas gang all- gemein empfunben unb ousgebriidt roürbe! Es tonnte fonft tommen, baff mir eines SRorgens in betten aufroad)en, obgtcid) — ober gerobe weil roir uns am Slbenb oorher nod) frei unb forglos nieberlegten.

3d) fühle roohl, hochverehrter Herr, bah id) 3hnen etroas Steues über bie Sage nidjt gefagt hoben nod) fogen fönnte. 3hr Urtheil barüber roirb längft feftftehen unb ift ohne ßroeifel gereifter als bas meine. So roünfdje ich benn oon ganger Seele, es möchte 3I)nen erlauben burd) einen geber- gug 3hr Emoerftänbnif) mit bem geplanten Vorgehen gu betunben.

3um Schluß marinen Sauf für bie liebeooHe 93ertiefung in mein

„Hannele": ein Kapital an Stolg unb greube ift mir baburd) geworben.

Sltit ehrfurd)tSDoHem ©ruh

©erhärt Houptmann.

Ser Slntroortbrief ©uftao greptags roürbe bereits f. 3- unmittelbar nach bem Sobe bes Sid)ters (in „Sie Station", 12. 3I)rg. 1894/95, 6. 440) veröffentlicht unter bem Sitel: „©uftao greptag an ben Sid)ter ber „SBeber"

über bie Umfturgoorloge". $auptmann felbft hotte it)n ber 3eitfd)rift gut Verfügung geftellt. Er fei hier nochmals abgebructt:

SBiesbaben, ben 27. gebr. 95.

Sehr verehrter Herr.

Sie Sitte, welche 3f)re ©üte mir fanbte, höbe id) gern unterfd)rie-- ben unb lege bas unterfd)riebene Exemplar bei.

Ser Unwille unb bie Seforgniffe finb hier fo allgemein unb fo hef=

tig, bah bie gemeffene Spradje ber Eingabe ber Stimmung faum genügen roirb. Sod) ift bie oorfid)tige Haltung richtig. Es roar Sieles gufammen- gefommen, bie ©emüther aufguregen.

3hnen aber, bem Sanbsmann unb Eollegen, banfe id) oon Ipergen für 3hren Srief unb bah ©ie bie Seforgung ber Unterfd)rift auf fid) ge­

nommen hoben. Es ift höbfd), bah bie erften gäben eines perfönlid)en Serhältniffes groifchen uns burd) gemeinfame Sorge um beutfd)es föeiftes- leben gefponnen werben. Sie mögen mir glauben, bah id) warmen Slnteil an 3hrem Schaffen nehme, unb bie Entfaltung 3hrer Sichtertraft mit guten Hoffnungen begleite. SRögen 3I)re Serhältniffe 3hnen in einer Seit, bie

(10)

mit gornigen ©egenfä^ert erfüllt ift, bie 5reube bes ©eftaltens unb ein fröljlic^es Siäjterfyerg gemäßen.

3n f)erglicf)er £od)acf)tung

3I)r ergebender

©uftoü gteptag.

9tod) einmal roanbte fid) ©erwart |>auptmann in ber gleichen 9ln-- gelegenljeit an ßreptag unb gwar mit einem furgen ©mpfef)Iungsfd)reibcn:

SBerlin, b. 20. SJtärg 95.

$od)üerel)rter $err.

Iperr ßeli; Sefjmann erfud)t mid) um eine ©mpfeljlung an Sie, weil er 31)nen gern etwas, bie Umfturguorlage betreffenb, perfönlid) oortragen möd)te. Sa bas föewitter nod) immer broljt, wage id) biefe wenigen feilen für ilfn gu fdjreiben, auf bie ©efafyr l)in 3I)nen befcfjmerlid) gu fallen. 3d) bitte Sie jebod) Ijerglid), mid) besfyalb nid)t für gubringlid) gu galten unb mir bie warme ©efinnung gu bewahren, bie id) in Syrern 9Srief an miĄ banfbar empfunben I)abe.

©I)rfurd)tsDoll grüjfenb

©erwart Hauptmann.

Sann gerriß ber Sab bie oieIoerfpred)enben gäben, bie gmifcßen ben beiben fd)Iefifd)en Sid)tern fid) angefponnen Ratten. (Bir befißen fdjliegiid) nad) ans bent 3al)re 1900 einen gang furgen (Brief Hauptmanns an grau greptog ohne widrigen 3nl)alt. ©r muß mol)I in ber (Räl)e oon (Berlin ge=

fdjrieben fein, beim groeifeltos I)anbelt es fid) I)ier um bie (ßroben für „Sd)lud"

unb 3au" (Srftauffüfjrung 3. 2. 1900 im Seutfdjen Sweater in (Berlin). (Er fei ber (Bollftänbigf'eit tjalber I)ier angefügt (Saturn 26. 1. 1900 ohne Orts­

angabe):

Hod)guoeref)renbe, gnäbige grau.

3d) mürbe mir erlaubt I)aben, 3t)nen im Hotel iłaifer£)of meine Auf- Wartung gu machen, wenn bie Anftrengung, burd) (ßroben, unb Arbeits- Überhäufung mid) nid)t oertjinbert hätten, nati) (Berlin gu fommen. 3d) hoffe, in einigen Sagen bas (Berfäumte nadjholen gu tonnen.

Hod)ad)tungsooIl unb ergebend

©erhärt Houptmonn.

Aus ben Aeußerungen ©uftao greptags erfiel)t man, baß er mit im­

mer ftärferer (Bärme Anteil nimmt an ber bid)terifd)en (Entwidlung feines

„ßanbsmanns unb Kollegen": oon ber fritifchen (Einftellung gegenüber ben naturaliftifd)en (Erftlingen über bie freunblidje (Befpredjung bes „Hannele" bis gu ben beglichen (Borten feines (Briefes oom 27. 2. 95. greilid) hot ein mibriges ©efcßid biefe Anfänge nicht gur (Reife fommen laffen: ein perfön- liches Slennenlernen fonb nicht ftatt. ©emiß hätte ber gereifte SCReifter ber

©efd)id)te bem Süngeren, beffen Sdjaffen fid) ja halb gerabe aud) beutfcßer Sage unb Vergangenheit gumanbte, manche mertoolle Anregung unb (Beleh­

rung geben tonnen. So mußte es bei bem 5Bunfd)e bleiben, baß ihm bie

(11)

greube bes ©eftoltens unb ein fröI)ItcE)es ©id)terßerg and) in gelten, bie mit genügen ©egenfäßen erfüllt finb, erhalten bleibe.

Klan ßat feßließlid) oerfutijt, nod) innere Regierungen — Kbßängig- feiten — groifeßen bem 2Berf beiber ©ießter feftguftellen. R. Ktaper*) glaubt, man bürfe „bei ben öfteren Rergleicßen ber ©rieeßen Römers mit ben alten

©ermanen im „©rieeßifeßen ^rüßling" mit größter Reftimmtßeit oermuten, baß ber fcßlefifcße ©idjter bie pracßtoolte ©egenüberftellung her ©ermanen im I. Saßrßnnbert o. ©ßr. unb ©rieeßen ber epifeßen ßeit bei bem großen fcßle- fiftßen ©efd)id)tsfd)reiber ©. greptag im I. Raub feiner „Rüber aus ber beut- feßen Rergangenßeit" fonnte". Kber ift biefe Knnaßme roirflidß notroenbig bei einem ©ießter roie ipauptmann, ber mit isomer fo innig oertraut ift, ben grieeßifeßen Roben fo tief erlebt ßat unb ber anbererfeits fid) mit Stoffen ber altgermanifcßen Sage unb ©efeßießte feit feiner Sugenb fo oiel befcßäftigt ßat?

Srgenb ein Reroeis läßt fid) nießt füßren. #enn ber merbenbe ©ießter ein

|>ermann-©pos beginnt, bann fein erftes ©ramo „©ermanen unb Körner"

feßreibt, fo fteßen babei eßer SBilßelm Sorbon unb geli; ©aßn ißate als ^rep- tag. SebenfaUs roeift bas ©rama „©ermanen unb Körner" feine güge auf, bie gerobe auf eine Kenntnis greptogftßer Scßriften ßinmiefen. ©ßer möd)te man notß baran benfen, baß bie Kuffaffung bes ©iberius in bem 1884 been- beten unb feitßer oerfd)oIIenen ©rama „©as ©rbc bes ©iberius" beeinflußt fei bureß bie ©iberiusabfeßnitte in ber „Rerlorenen iponbfcßrift". Kus bem II. ©efang bes „Sßrometßibenloos", bas ebenfalls 1884 gefeßrieben ift, läßt fid) ja bie ©runbauffaffung biefer tragifdjen Śaifergeftalt erfdßließen: ber ein- fame ©reis, ben $oß unb Rerfennung feitens ber Ktenfößen in feine feelifeße Rerbüfternng unb Kfenfcßenoeracßtung ßineingetrieben ßaben. ©as Rilb ber bämoniftßen 9Bilbßeit, bes obgrunbtiefen Ktenfcßenßoffes ©ibers im „^ßrome-- tßibenloos" — unb bocß rooßl äßnlid) and) in bem genannten ©rama — roeift eine roeit größere Rerroanbtfcßaft auf mit bem ©iberiusbilbe, bas ber gürft in ber „Rerlorenen £anbfcßrift" (IV. Rucß, 8. 5tap.) entroirft, als mit ber

©arftellung Kbolf Staßrs, beffen Kettung bes ©iberius (1863) roeit rotio- naliftifdjer gefärbt ift. ©eroiß fannte $ouptmonn nad) Scßlentßers ßeugnis (©. $. 3 6. 32) Staßrs bamals viel gelefenes Rud). Kber es erfeßeint mir nießt unroaßrftßeinlid), baß ißm rooßl and) ber Koman ©uftao ßreptags, ber bereits 1864 erfeßienen roar, befonnt roar unb einen geroiffen ©influß auf fein

©iberinsbilb ausgeübt ßat. — 2Bic bem immer ober and) fei, oon einer tiefer geßenben Reeinfluffung burd) greptogfd)e Stßriften f'ann bei $auptmann feine Kebe fein. So furg and) bie gegenfettige güßlungnoßme beiber Klänner roar, fo roenig bie aufrießtige Rereßrung unb ipocßfcßäßung, bie fie einonber ent- gegenbraeßten, infolge bes ©obes ©uftao ^reptags fid) in einen lebenbigen

©ebanfenaustaufd) umfeßen fonnte — feßließließ roar ber Unterfcßieb ber 3aßre unb ©ßaraftere bagu gu groß —, fo feßr oerbienen bocß biefe Regießun- gen groifeßen groei ber bebeutenbften fd)Iefifcßen unb beutfeßen ©id)ter ber Rer- geffenßeit entriffen gu roerben.

*) ®er Sogen be§ Obyffeus von ©. £>cmptmmm, 1930, ©. 16.

(12)

Jtinf Jafore Sford)beobacf)tungen in Oberfcbleften.

2ll§ Stummer 7 bee „©cbriftenreifje ber SBereinigimg für obericblefifdjefpeimat- funbe" im SBerlag ,,$er Dberfdjlefier" in Oppeln ift eine aitffd)Mreid)e $Lrbeit non ißrofeffor ®r. $8rintmann*93eutf)en über nuferen oberfd)tefifrf)en ©tord), betitelt „ßünf ßaljrc ©tnrctjbeobadjtung in Dberfdjlefien", 'Preis 0,60 9JJarf,

»erfeljen mit 2 ßicfjtbilöern nad) ber Statur erfctjienen.

93erid)te non Slugenjeugen (teilen bas Beben bes 6tord)es in feffelnben

©ingelpgen bar. Sann wirb bas (Ergebnis ber gäßlung non 1928—33 für (eben einzelnen Ort unter Eingabe ber Sungenpl)! mit peinlicher ©enauig=

feit angegeben. Sn ben ©djlußfolgerungett werben mandje fragen erörtert,

§. 93. über bie ©rünbe ber ©tord)abnaf)me unb ber ©tordjuertneßrung, über ben 9ßo!fsgIauben, baß pm ©tordpeft feine (Sifenteile nerwenbet werben bürfen u. ä., fobaß jeber £eimatfreunb gern in bent Scßriftcßen blättern wirb.

©iefe neue Blrbeit baut weiter auf ber 93rofcf)üre „(Der weiße unb ber feßwarge ©toreß in Oberfcßlefien", 1930 pm greife non 0,80 Warf gleidp falls im Oberfcßlefier--93erIag erfeßienen (bearbeitet aud) non (ßrofeffor ©r.

93rinfmann), bie wir in 93b. L 6. 22 ff unferer 93eitage „Slus ber Heimat"

befproeßen ßaben.

6oId)e Scßriften finb ßernorragenb geeignet, ber uns fo notwenbigen 93erbinbung non Ipeimatbcben unb 93olf p bienen unb besßalb fönnen fie pr mnfcßaffung aud) für ©cßülerbibliotßefen nur bringenb empfohlen werben.

9$ir geben pnäißft bie

Xabeüe I. Meberjicßt über ben Sfotcßbeffanb im Greife fireuiburg.

1922 1928 1929 1930 1931 1932

Ort $>orftplatj befehle Slefter

8

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8 oT I

8

6 K W <6 s £ s e?

Panfatt 1 4

Poref ©rle 1 3 1 3 1 5 i 3 i 5

Prune ©rle 1 3 i 3 i 4

Sret-2;fd)apel ©tie 'Pappel 1 3 1 3 1 4 i 3 2 3,4

Safdjforoit) ©tie 1 — 1 mit 16t.

1 mit 16t.

1 4

Eottflab# Pappel — — ' — 1 3 i 3 1 4

Hreusbttrq ©td)e 1 3 1 1 4 i 4 1 3

ßorofnroiß ©tie 1 4 1 1 4 i 4 1 3

PtarqSborf ©tie 1 2 1 3 1 3

Słettborf ©fctie 1 4 1 3 1 3 i 3 1 3

1 mit 1 6t.

9łteber*©rtqut() Stube 1 1 1 1 3 i

StieberPunaenborf Pappel 2 -,5

Dbev‘(£[[gut£) ©tie 1 3 1 4 1 4 i 4 1 3

Ober«©d)matbt ©tie 1 4 1 4 1 i 4 1 3

Dmedjau Stube 1 4 1 5 2 3,4 i 4 1

Potanonńb Pappel 1 3 1 3 1 3 i 3 1 3

Profdjlil? ©tie i 4 1 4

ŚieinerSborf ©cljeuet: 1 2 —,4 — 1 2

©cbottfelb ©tie 1 1 1 2 1 4 i 4 1 3

©cbomualb Pappel 1 3

SBoiśIarotb Stube i 1 3(2)

SBürbiß ©tebe Sittbe 1 2 2 3(2)

SBttnbfcbitb Pappel 1 3 1 3 1 3 1 4 1 3

18 14 39 13 31 19 56 19 53 24 71

(13)

Sntereffcmt ift ber SSergleid) mit bem Storcfybeftcmb in ben cmberen Itreifen Dberjcf)Iefiens:

Zabeüe II. Ser Sfotdjbeffanb 1928—1932 in Qber-5dt)lejien.

sp r o ü i it 31 e U

1907

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1922

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32

I

1 Sanbfreis §8eutben 2 1

2 Met 23 5 14 30 11 35 17 48 15 38 25 71

3 Mfenbevq 6 5 3 8 4 7 4 14 4 15 9 15

4 ©rob=Stret)tilj 7 6 5 11 6 14 6 17 8 16 10 24

5 ©rottfcnt 3 3 1

6 ©uttentan 2 1 3 1 4 2 4 2 3 3 10

7 ©tabtfreig §inbenburq 3

8 Sanbfreig Kteuabura 61 18 14 39 13 31 19 56 19 53 24 71

9 Seobjcbiib 24 7 2 4 2 4 2 6 2 7 2 7

10 ©tabtfreiS 9teiffe 1 5 1 5 1 5 1 5 1 5

11 SctnbfretS SJleiffe 6 1 1 5 9

12 9teuftabt 28 13 14 42 15 41 16 52 18 46 20 58

13 Oppeln 64 23 27 74 33 94 38 131 41 91 43 128

14 Statibor 31 6 8 12 8 14 9 34 10 28 10 37

15 9tofenberg 43 4 4 12 6 16 4 16 4 10 4 14

16 $oft=©teumts 45 16 7 18 7 16 13 37 14 29 17 48

346 109 100 258 107 281 131 420 139 342 174 497 9tus biefer Ueberfid)t gefjt fjernor, baff bte 6törd)e fid) im Greife Hreu^burg red)t rooI)I füllen. 93e§iiglid) ber 9lngai)I ber 9iefter fielen mir an britter

©telle, begiiglid) ber Silngal)! ber Sungen fogar an gmeiter. ©ir molten I)of-- fen, baj) bie 6törd)e fid) in unferem Greife nid)t nur auf berfelben ipbfyc galten, fonbern bie anfteigenbe Ginie weiter in bie £öl)e gel)t.

Von Branbfafaffropfjen unb it)rcr Befämpfung in vergangener geii in &onffabL

93on $ a n s ^ e i d).

(gortfe^ung)

§ 9.

Sie gemeine ged)e ober muß bie f^euertjafen unb Settern abtjolen unb gu ber ^euersgefaljr Einträgen, bafelbft und) basjenige tun, ums itjnen roirb unbefugten werben, worauf bod) ber f^euerinfpeftori befonbers Obfid)t gu tragen t)at. ©ie fie benn aud) nebft ben 93rauljelfern, wenn fie gum Seit hierbei abfommen fönnen fid) gu ben näcfjften SSrunnen, befonbers gum 93ad), oerfügen, unb fo lange ©affer fd)öpfen füllen, fobotb als mögtid) unb folange es bie 9tot erforbert.

§10.

©as nun biejenigen Sßerfonen anbetrifft, welche fid) bemühen fallen, bas ßeuer gu bämpfen, fo finb bie ©djloffer, ©djmiebe, Äupferjifymiebe, gim=

merteute, Sttaurer nebft itjren ©efelten, fyeuermauerfetjrer unb itjren ©efelten

(14)

öctbunbert, menu ficf) ein Reiter ergebet, bemfeiben gugulaufen unb mit ©eh=

ren, ßöfdjen unb Stetten allen möglichen ßleiß anguwenben.

§11.

©s fallen aud) alle gemeinen Siebeiter, £oIgha<fer, Sagelöhner unb

$ausgenoffen bem Feuer gueilen, ©affer unb anbere Stotburft gu tragen unb bei bem Feuer nicht muffig fielen.

§12.

Siefenigen hingegen, fo nid)t beim Feuer nüfelidt), oielmehr hinberlid) finb, oornehmlid) benen ©eibsperfonen, bie nief)t Söffen unb Stetten helfen, wirb hiermit anbefohlen, baff fie bei unb in ben Käufern oerbleiben, nitfjt aber auf ben ©affen, fonberlid) bei bem Feuer ein ©ebrängnis machen, roür-- ben fie ficf) aber gleichwohl babei unb gwar muffig finben taffen, füllen fie abgetrieben ober aucf) gefänglid) eingegogen unb geftrafet werben.

Sie SBorftäbter füllen, fobalb ein Feuer in ber Stabt aufgehet, unter §13.

Slnfüfjrung ber beiben bafelbft ernennten Slelteften, fjalb gu bem föniglidtjen Slccisamte unb bie anbere Hälfte nati) ber bereits gemalten Slbteilung gum 33ürgermeifter eilen, um an beiben Orten bie föniglidje Slmts= unb ftäbtifd)e Stegiftratur in Sicherheit gu bringen, wobei ber 6tabtfd)reiber in folgen Fällen wegen Konferoierung ber ftäbtifd)en ^rioilegien unb Sofumenten alle gehörige unb mögliche Sorge gu tragen.

Seber ©Inwohner, ber nicf)t befonbers als gur Sprite, Feuerleitern, §14.

tpafen unb gur Stettung ber Stegiftratur fd)on angeorbnet, ift fdfulbig, nad) äußerften Kräften bas ©offer gu ben Sprißen unb wo es fonft nötig unb an-- georbnet wirb, gu h°Ien unb herbei gu fd)affen, bomit es baran nicht fehle,

©eil aber beim gubringen unb guführen bes ©offers fürnehmlid) bie Un=

orbnung gu eoitieren unb bas beim ©afferfeßöppen unb -Stagen nid)t einer bem anberen mehr hinberlid) als beförberlid) fei, als wirb bie 33eforgung bes

©offers bem gweiten Statmonne auf getragen.

§15.

Sie in Sirbeit allfjrer fteljenben £>anbwerfsburfcf)en füllen bei berglet=

d)en UnglücEsfätlen miteinander fcßulbig fein, ber bebrängten 93ürgerfd)aft bas ihrige treulich retten gu helfen, bafür fie nad) eines {eben Vermögen unb guten ©illen belohnet, wofern fie aber untreu befunben unb fid) nid)t ent=

blöben, fid) bei bem Slustrogen an ben geretteten Sachen gu oergreifen, unb baoon gu ftehlen, fo füllen bergleicßen gottlofe ßeute mit oerbienter Strafe angefehen werben, worauf bie Stad)twäd)ter wohl Sichtung haben füllen.

§16.

Sie bem Feuer nahegelegenen Sd)inbelbäd)er finb gu Slbmenbung wet=

terer ©efahr eingureißen unb bie entfernten mit noffen Sßlohen unb Seinwanb gu Überwerfen unb gu begießen, aud) bas ©efinbe unb anbere tßerfonen auf bie Sacher mit ©affet unb Sprißen gu ftellen, um bem Flugfeuer unb bet baraus gu etwaeßfenben ©efahr abguwehren.

Sollte es gefächen, baß gu horten ©intersgeiten Feuer ausfäme, fo §17.

muffen bie bequemften Hauswirte in ihren Käufern unter ben ©afcßfeffeln

(15)

9euer galten, mrt bes mannen Staffers bebürfenben pattes in bie feiten fprißen gebrauchen gu tonnen, roelcßes ber ©tabtoogt gu befolgen hat.

Sßegäbe es fid) aber, baß meßr als 1 Reiter in ber ©tabt aufginge, §18.

follen biejenigen, fo gum erften fjeuer oerorbnet, bennod) oßne Kot nid)t ab- laffen, fonbern treulid) meßren unb löfcßen, bis ißnen ein anberes befohlen roirb.

§19.

9Bürbe and) einer ober ber onbere oon ber SBiirgerfchaft unb Snrooß- nern ingleidjen Sagelöhnern Ijiertniber ßanbeln unb fid) gu bem, roogu er oer­

orbnet, mcßt gebrauchen laffen, miiffen ©tabtoogt unb Schöffen, maßen fie um bas Reiter, roo es bie Kot erfordert, beftänbig ßerumgeßen, unb bie Kt- beitenben fleißig gum Söfoßen unb Sßeßren ermuntern, bie ©törrifdßen aber angeigen, gu roelcßem ©nbe ber Stabtbiener beftänbig bei ber §anb fein muß.

Site! IV.

2ßas für Knftalten gu machen, menu ein ßener außer ber ©tabt entfteßet.

Söenn in benachbarten Sörfern ein Reiter aufgeßet unb in ber ©tabt § 1.

betannt geroorben, fo muffen ficß bie 93iertelälteften fogleid) beim SpoIigei= unb fteuerinfpeftori einfinben, um roegen benötigter Jpülfe unb Kettung für bie bebrängten Kacßbarn alles erforberlicße fd)Ieunigft ßeroorguteßren.

§2.

Ser ©prißmeifter unb bie oon jeber 3unft befteüten Süngften müffeit ftcß gleicßergeftalt unb unoergüglid) gut ©priße oerfügen unb burd) Vorlegung ber in ber Stabt am näßeften gu erßaltenben Sßferbe bie ©priße an ben hilfs­

benötigten Ort bringen.

§ 3.

93on ben ©inrooßnern foil auf fd)Ieunige Knorbnung bes Klagiftrats nad) 93efinben ber Umftänbe eine ßinlänglidje Shtgaßl mit ißrem Söfcßgeräte ben notleibenben aus cßriftlid)er Siebe gu ipilfe gefenbet roerben, um im ^all ber Kot ein gleiä)es oon ißnen gu gemärtigen.

Steine ©priße unb ÜBafferfcßleife foil eßer abgefüßret roerben nocß and) § 4.

bemjenigen fo fid) gum Ketten oerorbnetermaßen bei bem jjeuer eingeftellet eßer gurüctgugeßen erlaubet fein, als bis ber Jeuerinfpeftori foldßes gugelaf­

fen unb fie nicßt roeiter für nötig erachtet.

Sitel V.

%as nad) gebämpftem freuet gu tun.

SBenn nun bas geuer mit ©ottes §ilfe unb 93eiftanb glüdlid) gebämp- § 1.

fet, foil bennod) ßinlänglidie SBacße geftellet unb gehalten roerben, roelcße bie nädjften groei ober 3 Käcßte nad) bem Kranbe um bie SBranbfteüen gehen unb fleißig barauf faßen füllen, baß nicßt ans ber oorßanbenen ©lut ober burd) böfe Sente nod) ein ßener entfteße, roie benn auch für bie ausgetragene unb oerroaßrte Sachen geforget roerben muß, baß foldje in geroiffen fixeren Oet­

tern fo lange oerbleiben mögen, bis ein jeber bas Seine roieberum abßole.

(16)

Ser SßoIiget= imb ^euerinfpeftori I)at bas ©rforberlicße gu oeranftal-- § 2.

ten, baß bie 1ipubIiquen--Seuerinfttumenten oon benen aus ber gemeinen gccße ßiergu oerorbneten roieberum an gehörigen Ort gebraut werben, bamit nichts baoon nerloren gehe. ©ollte aber was nerborben fein, fo mu| es bem 9Ra=

giftrat angegeiget werben, bamit fold)es beigeiten reparieret unb ber Abgang erfeßet werben fönne.

§ 3.

©enn biefes oollbrad)t, tarnt ber ©tabtoogt bie fo mit Söfcßen bes Reiters befäjäftigt gewefen unb bie nićEjt nod) eigenem ^Belieben guriicfe gehen biirfen, wieberum bemittieren, babei berfelbe genau aufgeidjnen taffen muff, ob jemanb gar ausgeblieben ober bod) gu geitig unb otjne Erlaubnis baoon gegangen, wie im ©egenteil, weld)e gu erft ftd) beim Setter eingefunben unb am fleißigften Stetten unb Söftijen Reifen.

§ 4.

Sen anbern Sag nad) geftilltem Seuer fatten oor bem SJiagiftrat bie gur 9luffid)t oerorbneten ©tabtoogt= unb ©djöppen erfd)einen unb bei itjren

%tftid)ten eine ausführliche ^Relation abftatten, wer ficf) ber Seuerorbnung gemäß ober guwiber aufgeführet, womit herauf mit ^Belohnung ober 93e=

ftrafung verfahren werben.

©enn aud) einige SJtängel bei ßöfcßung bes Seuers nerfpüret worben, § 5.

fo finb foldje nicht gu oerfdjweigen, fonbern bem SRagiftrat treulich gu eröff­

nen, um foldfen möglichft abgußelfen unb alles erforberlidje fo nur auf einige

©eife gur SSerbefferung biefer höchftnötigen ‘poligei gereichen mag, oorgu-- fcl)reit.

Uebrigens foli nach bem Seuer vom SÖtagiftrat bie Urfadje besfelben § 6.

unb woher folcßes entftanben unterfud)t unb batjer, wo jemanb mit 93orfaß ober bloße SBermaßrlofung gu bem Unglüd ©elegenßeit gegeben, wie nid)t minber bei entftanbenem Setter nidjt alfobalb auf §ilfe gerufen, ber er ober biefelbe gu gehöriger ©träfe gegogen werben.

Sitel VI.

%on ^Belohnung berer, fo bei entftanbenem Seuer Sleiß angewanbt unb non 93eftrafung beret, fo ihre ©djulbigfeit nicht beobachtet, ingleichen ber Seuerbiebe unb oon Sßublifation biefer Orbnung.

©er guerft ein Seuer gur Stacßtgeit enbed'et unb funbmodjt, worunter § 1.

aud) bie 9tad)twäd)ter begriffen, berfelbe foil 12 Sgr. gur ^Belohnung erhalten.

©er bie Spriße mit feinen ißferben guführet, foil ebenfalls 12 Sgr § 2.

empfangen.

(Sortfeßung folgt.)

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