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Die Chemische Industrie, 1940, Jg 63, Nr 24

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DIE CHEMISCHE INDUSTRIE

HERAUSGEGEBEN VON DER

W IR T S C H A F T S G R U P P E C H E M IS C H E INDUSTRIE N A C H R IC H T E N -A U S G A B E

63. Jahrgang B E R L IN , 14. J U N I 1940 N r . 2U - - 369

N A C H D R U C K N U R M I T G E N A U E R O U E L L E N A N G A B E G E S T A T T E T

Italiens Eintritt in den Krieg.

D

ie wirtschaftliche Bedeutung des italienischen K riegsein tritts d a r f neben den politischen und militarischen A u sw irku n gen n id it gerin g geschiitzt w e r ­ den. D ie P ro p a g a n d a der Feindm achte versucht z w a r der W e lt einzureden, dafi es gerade die w irtsch aftlid ien Folgen der italienischen K rieg serk la ru n g sind, die sich

„giin stig" fiir die W estm achte und „v e rh a n g n is v o ll“

fiir Deutschland ausw irken w urden. P ra k tisd i ist aber genau das G egen teil der F ali. D ie franzósischen und englischen Prop aga n d isten stiitzen ihre Th ese m it f o l ­ genden A rgu m en ten : 1. Das L o d i in der B lockade, weldies Ita lie n bedeutete, kon n te nun e n d g iiltig ge- sdilosscn w erden . 2. Ita lie n sei ein v o llig verarm tes und seit langem w irts d ia ftlic h v o r dem Zusam m enbrudi stehendes Lan d ohne R o h s to ffe , ohne ausreichende E r- nahrungsbasis, was sidi friih er od er spater ais eine schwcre Belastung fiir die deutsche W ir t s d ia ft erw eisen musse.

Untersucht man die bisherige w irtsd ia ftlich e H i l f e - stellung, welche Ita lie n Deutschland leisten konnte, fe t - ner dic realen w irtschaftlichen G egeb enh eiten des gegenwartigen Stands der italienischen W ir ts d ia fts - autarkie, so m erkt m an s o fo rt, dafi b eide A rgu m en te unzutreffend sind. Ita lie n hat au f dcm einen od er an de­

ren G eb iet Deutschland z w e ife llo s bisher eine gewisse wirtsdiaftliche H i l f e leisten konnen. S o w e it sie dic italienisdie P ro d u k tio n selbst b e tr ifft, ist kein Grund anzunehmen, -dafi dies sidi nun andern w iird e, da ja die deutsche w irtschaftliche H i l f e fiir Ita lie n (man denke nur an die K o h len lie fe ru n g e n ) tr o tz O ffe n - sive und erh óh ter m ilitarischer A k t iv it a t n id it einge- schrankt w ird . S o w e it sidi dic H ilfes te llu n g a u f den Einkauf v o n P ro d u k tc n aus Uebersee b ezog, so w a r diese in fo lg e der A n h a ltu n g , Durchsuchung und Be- sdilagnahme v o n K on terb a n d eg u t in G ib ra lta r bereits seit Ausbruch des K rie g e s d era rtig m inim al, dafi sie fiir unscre G esam tw irtsch aft praktisch n id it ins G e w ic h t fie l.

Sie stellte keinen F a k tor dar, m it dem die deutsche W irtsd iaftsfiih ru n g rechnete; ihr A u s fa ll stellt deshalb audi keinen V e rlu st dar.

H in sich tlid i der W ir ts d ia fts k r a ft Italien s scheinen sidi aber d ie W estm ach te d ie gleichen Illusioncn zu machen, w ie sie dies zu B eginn des K rieg es bei der Beurteilung des deutschen W irtsch aftsp oten tials taten.

W ir erinnern uns heute noch der englischen P ro p h e - zeiungen v o m S eptem ber v o r ig e n Jahres, n a di denen Deutschland bis langstens Januar 1940 w irtsd ia ftlich vollkom m en zusam m engebrochen sein m iifite. U n d w ir ladieln deshalb iiber d ie v o llig e U nterschatzung der grofien E r fo lg e der italien isdien A u ta rk ie p o litik . Seit vielen Jahren ist Ita lie n bestrebt, „d a s H óch stm o glid ie an A u ton o m ie im W irtsch aftsleben der N a t io n “ , w ie es Mussolini nannte, zu erreichen. A u f dem G eb iete der Ernahrung ist Ita lie n praktisch autark. W i r erinnern nur daran, d afi im Durchschnitt der Jahre 1931 bis 1937 der jahrlichen E in fu h r an Leben sm itteln v o n 1,37 M r d . Lire eine A u sfu h r v o n 2,23 M r d . L ir e gegeniiberstand.

Seinen B e d a r f an B ro tgetreid e kann Ita lie n heute v o llig aus eigener K r a f t decken. D ie Versorgungsliicke im Fleischbedarf ist m inim al. D ie F ettb ila n z ist fast aus-

geglid ien , und bereits im M a r z 1936 kon nte M ussolini b e z iig lid i der Sicherstellung des T e x tilb e d a rfe s erklaren :

„ D i e 44 M illio n e n Ita lie n e r w e rd e n im m er die n o t­

w en d igen Kleidu ngsstiicke haben, um sidi zu bedccken, die Zusam m ensetzung dieser G e w e b e ist — in diesen Z citen — eine durchaus n ebensadilidie A n g e le g e n h e it."

G a n z das gleiche g ilt fiir die ubrigen G ebiete, die in diesem H e f t im nachstehenden e in zeln und ausfiihrlich behandelt sind.

Ita lie n hat aber n id it nur d u rd i Steigeru ng der ein- heim isdicn P ro d u k tio n einen au fierord en tlid i hohen S tan d der A u ta rk ie erreicht, es hat sich au di d u rdi systematische V o rra ts w irtsch a ft und A n k a u f v o n R o h ­ s to ffe n g ew a ltig e R eserven an jenen S to ffe n sd ia ffen konnen, deren B ezu g ihm nun ersd iw ert od er unmoglich ist. D iese w eitsdiauende W irts c h a fts p o litik Mussolinis b ew irk te, d afi Ita lie n heute in der T a t w irts d ia ftlich starker ist ais je z u v o r und sidier stark genug, um allen w irtschaftlichen B lockadeplanen E nglands und F ran k-

reidis zu begegnen.

W elches sind aber nun die wirtschaftlichen A u s w ir ­ kungen der italien isd ien K rieg serk la ru n g fiir die W e s t- machte? U ntersucht m an diese A u sw irku n gen , dann ze ig t sich sehr bald, dafi hin sichtlidi der G egen blockade w esen tlid i g ro fiere E r fo lg e zu erw arten sind, ais es unsere G egn er w ah rh aben m oditen. Das M ittelm ee r fa llt fiir den W a re n v e rk e h r der W estm achte v o n nun an fa st y o lls ta n d ig aus. D ie E in - und A u sfu h r v o n W a re n v o n und nadi dem B ałkan ist y o n nun ab fiir die W estm achte unm oglich. A b e r au di aus dem nahen Osten und aus allen n o rd afrik an isd ien Lan dern konnen E n g la n d und Frankreich R o h s t o ffe nur noch a u f grofien U m w egen und unter a u fierord en tlid i erschwerten Be­

dingungen beziehen. L etzteres b e t r ifft insbesondere das E rd o l aus dem Ira k , die B a u m w o lle und O elsaaten aus A e g y p te n , P h o sp h ate und E rz e aus N o r d a fr ik a und v o r allem audi die franzósischen Tru pp en verstark u n gen aus den n o rd afrik an isd ien franzósischen K o lo n ie n . B edenkt m an, dafi E n g la n d aus U n garn , B ulgarien, Rum anien und aus der T iir k e i und G riechenland in n id it unerheb- lichen M en g en Lebens- und F u tterm ittel bezogen hat, dafi fern er Jugoslaw ien nadi dem A u s fa ll der skandi- navischen L a n d e r ein n id it u n w illk om m en er H o lz lie f e - rant G rofib ritan n ien s w ar, dann kann man sich v o r - stellen, welche B edeutung d ie B lockierun g des M itte l- meeres fiir den W a re n y e rk e h r der W estm achte haben mufi. N e u e U m disp ositionen , neue U m lagcru n gcn, neue H an delsvertragsverh an d lu n gcn mussen in die W e g e ge- leitet w erden . D ie ohnehin schon reidiliche V e rw irr u n g der englisch-franzosischen W irts c h a ft w ir d w e ite r ge- steigert. I n F rankreich ist das wirtschaftliche D urch- einan der bereits in ein Stadium w eitgeh en d er D esorgan i- sation getreten. In E n glan d bahnt sidi die gleiche E n tw ick lu n g im m er deutlicher an. Es ist eine b ittere Iro n ie der Geschidite, in unseren A u g en aber cin Z eid ien v o n der im m anenten G e re d itig k c it in dem gegen w a rtigen R in gen , dafi au f w irtsch a ftlid iem G e b ie t E n g la n d und F rankreich gerade m it der W a f f e der Blockade gesdilagen w erden , m it der sie h o fften ,. Deutschland entsdieidend

zu tre ffe n . (3237)

(2)

Erfolge faschistischer Wirtschaftsfubrung.

D ie Leistungsfahigkeit der italienischen Indu­

strie hat, gemessen an der Zahl, der GroBe, der Einrichtung der B etriebe und der von ihr trotz schw ierigster Bedingungen der Rohstoffversorgung entfalteten T a tigk e it eine Zunahme erfahren, die vo r allem in einigen Sektoren ais wahrhaft groB- artig bezeichnet werden kann. Diese Zunahme ist der Ausdruck und die Kundgebung eines lebens- kraftigen Organismus, der sich seiner eigenen M óg- lichkeiten und der zu erreichenden Z iele bewuBt ist und sich dementsprechend en tw ick elt," M it diesen W orten kennzeichnete der Korporationsm inister Italiens in einer groBen R ed e am 12. M arz dieses Jahres die Erfolge, die die italienische W irtschaft in den letzten Jahren dank der groBziigigen Ziel- setzung der faschistischen Wirtsc.haftsfiihrung auf- zuweisen hat. W ie der M inister ausfiihrte, ist der Index der italienischen Industrietatigkeit in der Zeit von 1934 bis 1939 um mehr ais 40% gestiegen. „A m groBten w ar die Zunahme", so erklarte er w eiter,

„in denjenigen Sektoren, die an der A u tarkie- schlacht am starksten b eteiligt sind, namlich in der Produktion kunstlieher Textilfasern, ferner in der chemischen Erzeugung, der M etallu rgie und dem Maschinenbau; iiber dem Durchschnitt lag auch die Zunahme der Gewinnung elektrischer Energie aus W asserk raft." Schon diese kurze Zusammenstellung von amtlicher italienischer S eite zeigt die enge V er- flechtung der italienischen chemischen Industrie mit dem Autarkieprogram m , das im Jahre 1935 vom Duce verkiindet w orden ist. Und wenn man jetzt riickblickend die Entwicklung der letzten Jahre ubersieht, so zeigt sich ganz eindeutig, daB das italienische W irtschaftssystem zielbewuBt und total auf ein groBes Ziel ausgerichtet w orden ist: die A u ta rk ie in allen wehrwirtschaftlich wichtigen Sektoren der italienischen W irtschaft.

D ie erste MaBnahme von groBter Bedeutung, die zur Erreichung dieses Zieles ergriffen w orden ist, w ar das im Januar 1933 erlassene Gesetz iiber die Regelung der Zulassung neuer und des Aus- baues bereits bestehender Industrieanlagen, D ie Regierung hatte hiermit die Handhabe, die zukiinf- tige Entwicklung der W irtsch aft durch K on trolle aller neu eingesetzten Finanzierungsmittel zu steuern, und hat mit H ilfe dieses G esetzes auch die gesamte industrielle Entwicklung des Landes b e ­ reits seit dem Jahre 1933 in kriegswirtschaftliche Bahnen gelenkt. Und gerade in den letzten Jahren sind unzahlige neue Fabriken entstanden, A lle diese stehen irgendw ie mit der wirtschaftlichen Riistung in Zusammenhang. Zu den Industrien, die dieser K on trolle unterworfen wurden, gehorten auch nahezu alle Z w eige der chemischen Industrie. D ie Regierung iibt damit also jetzt schon mehr ais sieben Jahre lang eine fast 100%ige K on trolle uber alle Investitionen im Chem iesektor aus.

Es ist wohl kein Zufall, daB fast gleichzeitig mit dem Investitionskontrollgesetz im Januar 1933 ein zw eites Gesetz von w eittragender Bedeutung er­

lassen w orden ist: das G esetz iiber die Griindung des Instituts fiir den industriellen W iederaufbau IR I (Istituto per la Ricostruzione Industriale). D ie­

ses Finanzierungsinstitut, das urspriinglich mit einem K apitał von 100 M ili. L ire ausgestattet war, hat sich im Laufe der Jahre zu einer staatlichen Holdinggesellschaft von groBtem AusmaB entwik- kelt. Anfanglich diente es hauptsachlich dazu, an der Sanierung durch die W irtschaftskrise in den Jahren 1930 bis 1933 in Schw ierigkeiten geratener Unternehmungen mitzuwirken, Das IR I erwarb

hierbei eine ganze R eih e von A ktien paketen und sicherte so der Regierung zum erstenmal eine weit- gehende direkte EinfluBnahme auf die betreffenden Unternehmungen und Industriezweige. Eine wesent- liche Erweiterung seiner Au fgaben erhielt das In­

stitut nach AbschluB des Abessinienkrieges, in des­

sen Verlauf der italienischen Regierung die Metho- den plutokratischer W irtschaftskriegfiihrung deut­

lich vo r A u gen gefuhrt wurden. A u f Grund der hieraus gesammelten Erfahrungen erteilte die Re­

gierung dem IR I den Auftrag, sich weitgehend in die W irtschaftslenkung im Rahmen des Autarkie- programms einzuschalten. A is besonderes Betati- gungsfeld wurden ihm hierbei alle G ebiete der nationaien Rohstoffversorgung iiberwiesen, auf denen die In itiative der Industrie zur Erweiterung der gesteckten Z iele nicht ausreichte, sei es, daB die Durchfiihrung der Piane einen zu hohen Kapi- talaufwand erforderte, sei es, daB die Rentabilitat der betreffenden Sparten zu ungunstig erschien,

U nter Einsatz erheblicher finanzieller Mittel und unter AbstoBung aller wahrend der Sanie- rungsperiode erworbenen Beteiligungen, die ange­

sichts der neuen Zielsetzung an Interesse yerloren hatten, en tw ickelte sich das IR I im Laufe der Jahre zu einem gew altigen Konzern, dem hinsichtlich der w irtschaftlichen Aufriistung Italiens die allergrofite Bedeutung zukommt. W ie umfassend der Tatig- keitsbereich dieser Holdinggesellschaft ist, ergibt sich bereits daraus, daB die von ihr kontrollierten Gesellschaften heute rund 230 000 Personen beschaf- tigen. Durchweg handelt es sich hierbei um Indu- striez%veige, die fiir die kriegswirtschaftliche Be- reitschaft des Landes von ausschlaggebender Be­

deutung sind. So kontrolliert das IR I iiber die staatliche Holdinggesellschaft Finsider 75% der ita­

lienischen Roheisengewinnung und 45% der italie­

nischen Rohstahlerzeugung. Noch hoher sind die Beteiligungen an den K riegsgerate erzeugenden In- dustrieunternehmen. D ie Firmen, die Geschiitze, Panzer und Tanks herstellen, unterstehen restlds der K o n trolle des IR I, ebenso die wichtigsten W erf- ten, die 78% des zur Z eit im Dienst befindlichen Schiffsraums der Handelsmarine, 91% d er Kriegs- marine und 72% der U -B oote erbaut haben. In der Linienschiffahrt kontrolliert das IR I 90% der Pas- sagierdienste. Bedeutende Beteiligungen besitzt das Institut ferner an den norditalienischen Telephon- gesellschaften und an E lektrizitatsw erken ; durch letztere kontrolliert es 27% der italienischen Elek- trizitatserzeugung, W esentlichen A n te il hat das IRI ferner an der Entwicklung d er italienischen Bunt- metallerzeugung. Betreut w ird dieses Arbeitsgebiet von der

A M M I , A zien da M inerali M etallici Italiani,

die offenbar auch zum IR I-K on zern gehort und in K u rze ihr K apitał auf Grund eines A nfang Juni d. J.

gefaBten Beschlusses des Ministerrats von 100 auf 140 M ili. L ire erhohen wird.

Fur die chemische Industrie ist von besonderem Interesse, daB der IR I-K on zern sich auch die Be- schaffung z w eier w eiterer Rohstoffe zum Ziel ge­

setzt hat, in deren Versorgung Italien bisher ganz- lich bzw . w eitgehend vom Ausland abhangig war, und zw ar in der Versorgung mit Kautschuk

und

Cellulose. Zur Losung des

Cellnloseproblem s

arbei- tet das Institut, w ie w eiter unten naher ausgefuhrt wird, mit dem Papierkonzern C artiera Burgo S, A.

zusammen, zur Losung des

Kautschukproblems

mit der S. A . Italiana Pirelli. W e ite r ist noch zu er­

wahnen, daB das IR I sich auch des

Leucitproblems

angenommen hat, um die

bereits

seit vielen Jahren

(3)

14. Juni 1940 DIE CHEMISCHE INDUSTRIE N r . 24 — 371

auf diesem G ebiet im Gange befindlichen Unter- suchungen in absehbarer Z e it zu einem giinstigen Ende fuhren zu konnen. Laboratorium sversuche sollen bereits ergeben haben, daB die Gewinnung von Kalisalzen fiir die Landwirtschaft und die In ­ dustrie und von Tonerde fur die Aluminiumindustrie aus Leucit, einem Lavagestein, von dem in den vul- kanischen G ebieten M illiarden von Tonnen vor- handen sind, durchaus moglich ist. Zur U eb er­

tragung dieser Versuchsergebnisse in die Technik arbeitet das IR I mit der Soc. Italiana Potassa zu­

sammen, die zu diesem Z w eck in Bagnoli eine Versuchsanlage errichtet hat.

Im chemischen S ektor der italienischen W ir t­

schaft waren aber dariiber hinaus noch zahlreiche andere durch das Autarkieprogram m gestellte A u f- gaben zu bewaltigen. A is Haupttrager dieser Ent­

wicklung sind der Bergbau- und Chem iekonzern der Montecatini und der Kunstfaserkonzern der Snia Viscosa anzusehen, deren T a tigk eit an anderer Stelle in diesem H eft eingehend dargestellt wird.

W ie w eit eine Fiihlungnahme zwischen diesen b e i­

den Konzernen einerseits und den amtlichen ita lie­

nischen Stellen andererseits stattgefunden hat, ist im einzelnen nicht bekannt geworden. D ie E n tw ick­

lung in den letzten Jahren hat jedoch deutlich er- kcnnen lassen, dafi zwischen den drei Konzernen eine ziemlich scharfe A rbeitsteilung vorgenomm en worden ist. D ie EinfluBnahme des IR I auf die direk- ten Rustungsbetriebe, die W erften und Schiffahrt usw. ist bereits angefiihrt worden, W e ite re A u f- gaben, die der IR I-K on zern iibernommen hat, sind die Rohstoffsicherung der Kautschukwarenindustrie, der Papierindustrie und die Sicherung der Versor- gung Italiens mit K ohle und Erzen im allgemeinen.

Der M ontecatini-Konzern hat die A u fgabe erhalten bzw. sich selbst die A u fgabe gesteilt, die Erzeugung von Chemieprodukten, in erster Linie Schwerchem i­

kalien, Dungemitteln, Teerfarben, Sprengstoffen, Arzneimitteln und Treibstoffen sow ie von Leicht- metallen so w e it zu entwickeln, daB der kriegs­

wichtige italienische Verbrauch auch im F alle einer Blockade gedeckt werden kann. D er Snia Viscosa obliegt in ahnlicher W eise die Sicherung des Roh- stoffbedarfs der italienischen Textilindustrie. In umfassender W eise ist also zielbew ufit auf die Losung aller Rohstoffproblem e fiir den Kriegsfall hingearbeitet worden,

Diese drei Konzeme, der IRI-Konzern, der Monte- catini-Konzern und der Snia-Viscosa-Konzern, sind es also im wesentlichen, in denen die Hauptkrafte zur Er- reichung der Selbstyersorgung im industriellen Sektor zusammengefafit worden sind, soweit es sich um die Rohstoiibeschaffung handelt. Und w elch es W irtsch afts- potential die k on zen trierten K ra fte dieser d r e i K o n ze m e darstellen, kann man ungefahr daran ermessen, daB diese drei Unternehm en zusammen uber ein A k tie n k a p ita l von 3,8 M illiarden L ir e yerfugen, A u f den IR I-K o n ze rn ent­

fallen hiervon 1,8, auf M on teca tin i 1,3, auf Snia Viscosa 0,7 M illiarden L ire,

U eb er die K on zern verflech tu n gen des IR I sind auch im letzten G eschaftsbericht, in dem d ie Ergebnisse des 7. Tatigkeitsjahres des Instituts d a rgestellt w erden, nur wenig E inzelh eiten m itg e te ilt w orden. Sein K a p ita ł b e ­ tragt je tzt 1,8 M rd. Lire, so daB das IR I heute, kapital- maBig gesehen, das groB te Unternehm en Italiens uber- haupt ist. D ie Selbstandigkert d e r k on tro llierten G esell­

schaften ist form al w e itg eh e n d erhalten geblieben. Ins­

gesamt haben d iese G esellsch a ften im Jahre 1939 In- vestitionen in H óh e von 1250 M ili. L ir e vorgenom m en.

Hiervon hat das IR I 500 M ili. L ir e aufgebracht, d ie iibrigen B etrage sind von den Firm en selbst durch eigene M ittel, K re d ite, Kapitalerhdhungen usw, beige- hracht w orden. Durch d ie VerauBerung nicht mehr interessierender B eteiligungen hat das Institut im le tz ­

ten Jahr 700 M ili. L ir e eingenommen. D ie Gesamtsumme der abgestoBenen B eteiligungen ist seit Bestehen des I R I dam it auf iiber 5 Mrd. L ire gestiegen. D ie G ew inn- und Verltistrechnung des IR I, d ie sich w ie iiblich aus z w e i T e ile n zusammensetzt, w eist in d em B eteiligun gs- kon to einen G ew inn von 67,8 (i. V . 20,6) M ili. L ir e auf;

das z w e ite K on to, das eigen tiiche B etriebskonto, v e r- zeichnet einen G ew in n von 23,4 (i. V , 21,2) M ili. L ire.

E ise n u nd K o h le .

V on d er italienischen Erzeugung von Roheisen und R ohstahl sind im Jahre 1938 30— 35% durch die V erh iit- tung von E rzen und 60— 65% durch Einsatz von Schrott gew onnen w orden. V o n den E rzen stammte etw a ein F iinftel, v o n dcm Schrott ein D rittel aus dem Ausland.

B eriicksich tigt man noch d en AuBenhandel m it H albzeug und F ertigeisen , so ergibt sich, daB 35— 40% des gesam ­ ten Eisenbedarfs aus eingefuhrten Erzen und A lteisen g ed eck t wurden. H ierin so schneli w ie m oglich eine W andlung zu schaffen, ist eine der w ichtigsten Au fgaben der italienischen W irtsch aft. Z ahlreiche Schritte hierzu sind b ereits ein g e leitet worden, w ie die groBe Sammel- aktion fiir Schrott, die Ausbeutung d e r albanischen und ostafrikanischen Erzvorkom m en, d ie ErschlieBung neuer Vorkom m en im M utterland, d ie Ausw ertun g der eisen- haltigen Sande an d er tyrrhenischen Kiiste, d ie V c rw cr- tung der Pyritabb ran de ais H iittenrohstoffe, die N utzbar- machung des E isen oxydgeh alts der in den T on erd efa bri- ken anfallenden Rotschlam m e usw, Besonders gute E r­

gebnisse erh offt man von d en E rzvorkom m en auf der Insel Elba, die 80 M ili. t E rz mit einem Eisengehalt von 53% enthalten, nur den einen N ach teil besitzen, daB sie schw er zuganglich sind.

Das IR I hat sich durch d ie staatliche H old in ggesell- schaft Finsider in die italien isch e Eiseniyirtschaft cin- geschaltet, um d ie R oh stoffyersorgun g dieser Industrie zu sichern und d ie italien isch en Eisenhiitten auf die V e r- arbeitung inlandischer E rze umzustellen, D ie R ich tjg k eit dieser MaBnahmen ze ig te sich sofort nach K riegsaus­

bruch im S eptem ber 1939, da seitdem Sch rottlieferun - gen aus dem Ausland kaum noch zu erhalten waren.

G leic h ze itig sind die italienischen W e r k e auf B etreiben des IR I stark e rw eitert w orden. Ihr Erzeugungsyerm ogen soli bis auf 4 M ili. t Stahl jahrlich gegen iib er gegen­

w artig 2,3 M ili. t gebracht werden,

Seit d e r R eorgan isation der italienischen Eisenindu1 strie im Jahre 1936 sind d ie groBten W e r k e in der staat­

lichen H oldin ggesellschaft Finsider zusammengefafit, die m it einem K ap itał von 900 M ili. L ire arbeitet, W e it ­ gehend b e te ilig t hieran ist das IR I. K iirzlich ist b e­

schlossen w orden, das K ap itał der F in sid er zu yerd op - peln. M it einem A k tien k a p ita l von 1,8 M rd, L ir e w erden dann die F insider und das IR I d ie beiden groBten ita lie ­ nischen Unternehm en sein. M it den neuen M itteln s o l­

len in allen A bteilu n gen des K onzerns grofie E rw e ite- rungen yorgenom m en w erden , D ie Stahlerzeugung soli y on 0,9 auf 1,7 M ili. t, die K alkstickstofferzeu gu ng (iiber die T ern i) von 106 000 auf 220 000 t und die E lek trizi- tatserzeugung von 1,2 auf 2,1 M rd. k W h erhoht werden, V on dem A k tien k a p ita l der T e rn i (430 M ili, L ir e ) besitzt d ie Finsider 416 M ili. L ire, von dem der Eisengesellschaft Ilv a 464,6 M ili. L ire.

A u ch die K oh leyersorgu n g Italiens stellt ein ernstes Prob lem dar, da d e r italienische B oden nur w enige und zum eist gerin g w ertige Vorkom m en enthalt. F iir die D auer des K rie g e s ist aber durch d ie Zusammenarbeit mit Deutschland die Versorgung Italiens auf diesem G e ­ b ie te gesichert. Seit A p r il dieses Jahres w erden auf Grund d er deutsch-italienischen Vereinbarung m onatlich rund 1 M ili. t K o h le von Deutschland nach Italien g e ­ liefert. Es ergibt sich von selbst, dafi Italien m it den K oh len sparsam umgeht, und so hat der K orporation s- m inister kurzlich angeordnet, dafi auch sardinische und istrische K o h le der R ationierung unterliegt, Fiir aus­

landische K o h le sind schon seit einiger Z eit scharfe B e- wirtschaftungsm afinahmen eingefiihrt worden, um die h och w ertige deutsche K oh le ausschlieBlich fiir w ich tige In d u striezw ecke y erfiigb a r zu halten. U. a. sind fiir aus­

landische K oh le H e izv e rb o te erlassen und fiir die Gas- w e rk e Gassperrstunden eingefiihrt worden.

Im Jahre 1939 hat Italien insgesamt 3,18 M ili, t K o h le g efórd ert, was im Y erg leich zum Y o rja h r (2,29

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M ili. t) eine Zunahme um 40% bedeutet. F iir das lau­

fende Jahr rechnet man m it einer Erzeugung von etw a 5,3 M ili. t, w o b e i aber zu beriicksichtigen ist, daB die italienische K oh le groBenteils einen erheblich geringercn H e izw e rt b esitzt ais die deutsche. V on d er Erzeugung des Jahres 1940 w erden nur w enig mehr ais 3 M ili. t einen H e izw e rt von uber 4000 K alorien haben.

A u ch am Ausbau der K oh len w irtsch aft sind staat­

lich e Organe w eitgeh en d b eteiligt. F iir den Ausbau der Steinkohlenfórderung ist im Jahre 1935 die A C A I , A zie n d a C arboni Italian i mit einem K ap itał von 600 M ili.

L ire gegrundet worden, von denen der Staat 236 M ili.

L ir e besitzt. Zur Entw icklung der Braunkohlenwirtschaft ist kurzlich unter dem Nam cn A L I , A zie n d a L ig n iti Ita ­ liane, ein entsprechendes Unternehm en errichtet w o r ­ den, dessen A k tien k a p ita l in H oh e von 60 M ili. L ire sich restlos im B esitz des Staates befindet.

E l e k t r i z i t ć i t .

B ei Ausnutzung aller vorhandenen W a sserkrafte konnen in J Italien nach den letzten Untersuchungen jahr­

lich insgesamt 56 M rd. k W h erzeugt werden, die einer K ohlenm enge von rund 40 M ili. t entsprechen. F iir die nachsten Jahre sind im Rahmen des Autar.kieprogram ms zahlreiche Neubauten geplant, so daB die E lektrizitats- erzeugung, die im laufenden Jahr yoraussichtlich 19 Mrd.

k W h erreichen wird, im Jahre 1943 wahrscheinlich bis auf 25 M rd. k W h gesteigert w erden kann.

Ein m oglichst w eitgeh en d er Ausbau der E lektrizitats- gewinnung entspricht nicht nur dem G eb o t d e r K oh len - ersparnis — z. B. durch E lektrifizieru n g m oglichst v ie ler Eisenbahnlinien — , sondern stellt auch cine w esentliche Vorbedingung fur den zukiinftigen Ausbau d e r chem i­

schen Industrie dar. Sind doch gerade in den demnachst zur Durchfiihrung gelangenden Planen dieser Industrie y erschieden e GroBanlagen yorgesehen, w ie die neue Bunafabrik und neue K alk stickstoffw erk e, zu d eren B e ­ trieb standig wachsende Strom m engen benotigt werden.

Auch die geplante W eiteren tw ick lu n g der noch in den An fangen steckenden A ce ty len c h e m ie bringt einen er- hohten Strom bedarf m it sich. Es kann d aher erw artet w erden, daB die chemische und die elektrom etallu rgisch e Industrie, auf die zusammen schon bisher mehr ais ein D rittel des italienischen E lektrizitatsyerbrau ch es ent- fallcn ist, in Zukunft in d iese r Hinsicht noch an B ed eu ­ tung zunehmen werden.

In der E lek trizitatsw irtsch aft arbeitet das I R I mit der sich auch auf chemischem G e b iet betatigenden T e rn i Soc, p er 1’Industria e l'E le ttric ita zusammen, die zur Z eit fiir das Institut neue K ra ftw e rk e mit einem jahrlichen E rzeugungsverm ogen von 650 M ili. k W h e r ­ richtet. O ffensichtlich sollen diese die in U m brien g e ­ plante Bunafabrik mit Strom yersorgen. Spater soli das Erzeugungsyerm ógen dieser K ra ftw e rk e bis auf 1,3 Mrd, k W h erhoht werden. W e ite r hat das IR I auf dem W e g e iiber andere E lektrizitatsgesellsch aften im abgelaufenen Jahr in Piem ont K ra ftw e rk e mit einem jahrlichen Er- zeugungsverm ogen von 220 M ili. k W h fertig stellen und den Bau w e ite re r K ra ftw e rk e m it 190 M ili. k W h in A n ­ g riff nehmen lassen. V o r b e re ite t w ird dariiber hinaus d ie Errichtung w e ite re r K ra ftw e rk e m it einem jahrlichen Erzeugungsyerm ógen yon 470 M ili. kW h , so dafi der IR I-K o n zern in naher Zukunft neue E lek trizita tsw erk e mit einem jahrlichen Erzeugungsyerm ógen y on mehr ais 2 Mrd. k W h fertig g estellt haben wird. Fur die gesam te italien isch e E lektrizitatsw irtsch aft bed eu tet dieses a n ­ gesichts d e r bisherigen Jahreserzeugung einen ansehn- iichen Zuwachs.

K a u t s c h u k .

D ie italienische Kautschukwarenindustrie hat in den letzten zehn Jahren einen lcbhaften Aufschwung gen om ­ men. Sie deckt je tzt nahezu den gesam ten Inlands- bedarf, so daB die Einfuhr von 22 M ili. Ji)l im Jahre 1929 bis auf 4,7 M ili. JEW im Jahre 1938 eingeschrankt w erden konnte. D ie Leistungsfahigkeit dieser Industrie zeigt sich fern er in dem Ausfuhrw ert, der in den le t z ­ ten Jahren in der N ah e von 20 M ili. % )l lag. D er R oh - kautschukyerbrauch hat in den letzte n zehn Jahren um etw a die H alfte zugenommen. Im Jahre 1929 stellte er sich auf 17 000 t. 1937 auf 25 000 t, 1938 auf 28 000 t;

im yergangenen Jahr ist dann allerdings ein Ruckgang bis auf schatzungsweise 22 000 t eingetreten.

D ie Bemiihungen Italiens, d ie hier bestehende Ver- sorgungslucke zu schlieBen, sind in den letzten Jahren stark inten siyiert worden. D rei W e g e sind hierzu einge- schlagen w orden : D ie H erstellung von Kautschuk auf synthetischem W e g e , der Anbau von Guayulekautschuk im M utterland und in den Kolonien, sow ie die Re- generation von Altkautschuk, die durch kurzlich er­

folgte G esetzgebun g zur P flich t gem acht w orden ist.

A u f dem G eb iet der Kautschuksynthese arbeitet das IR I mit der S. A . Italian a P ir e lli zusammen. Von den beiden Unternehm en sind zu diesem Z w e ck d re i Gesell­

schaften gegriindet worden, und zw a r die S. A . Industria Gomma Sintetica, die S. A . Italiana p er la Produzione della Gom m a Sin tetica und ais Forschungsgesellschaft das Istitu to p er lo Studio d ella Gom m a Sintetica. Die erste dieser Firm en, die mit einem A k tien k ap ita l von 50 M ili. L ir e ausgestattet ist, errich tet zur Z eit zw ei A n ­ lagen zur H erstellung von synthetischem Kautschuk. Die erste A n la g e in F erra ra soli Ende 1941 fertiggestellt wer­

den und nach einem italienischen Verfah ren arbeiten.

D ie z w e ite groBere Fabrik, die die Buna-Patente der I. G. Farbenindustrie A .-G . anwenden w ird, soli in der G egen d von Gualdo C altan eo in Um brien, w o grofie Braunkohlenyorkom m en zur V erfiigu ng stehen, erbaut w erden. D ie von der Bunafabrik ben otigten chemischen Z w ischenprodukte sow ie die erfo rd erlich e Elektrizitat w erden von der T e rn i Soc. p er l'Industria e 1'Elettricita g e lie fe rt w erden. D ie Ausgangsstoffe fiir die Herstellung von Buna stehen in ausreichenden M engen zur Ver- fugung, so daB die Erzeugung spater noch stark ausge­

baut w erden kann.

D er A n bau von G uayule ist der S A IG A , Soc. Agri- cola Industriale Gom m a An., ubertragen worden, die im Jahre 1938 yon dem IR I und der S. A . Italiana Pirelli gegrundet w orden ist. D ie S A I G A hat ihr K apitał kurz­

lich auf 5 M ili. L ir e erhoht. D ie bisher erzielten Ver- suchsergebnisse w erden ais giinstig angesehen, so dafi jetzt in S izilien und L ib yen im groBen Um fang mit dem A n bau von G uayule und der Errichtung industrieller W e r k e zur V erarbeitu n g des rohen Guayuleextraktes begonnen w erd en soli. M an rechnet damit, daB je Hek­

tar Guayulepflanzungen 1,2 bis 1,6 t Gummi erhalten w erden, der allerdings noch von den etw a 20% aus- machenden harzartigen B estandteilen b e fre it werden muB.

C e l l u l o s e .

Das C ellu loseprob lem hat der italienischen Wirt- schaftsfiihrung b ereits seit Jahren groBe Schwierigkeiten bereitet, da d e r Ausbau d e r Kunstfaserindustrie in einem auBerst schnellen Tem p o yorgenom m en w ord en ist. Die Versorgung der Kunstfaserindustrie mit Cellulose ist offen bar der Snia V iscosa iibertragen worden. Es ver- blieb hiernach noch d e r C ellu losebed arf der Papierindu­

strie, dessen Deckung das I R I gem einsam m it dem fuh- renden italienischen Papierunternehm en, d er Cartiera Burgo S, A ., iibernom m en hat. Zu diesem Z w eck haben das IR I und die genannte G esellsch aft gemeinsam zwei T och tergesellschaften, die C eldit, C ellu losa d’Italia, und die Celna, C ellulosa N azion ale, gegrundet, die den Bau yon vie r Z ellsto ffw erk en in A n g r iff genom men haben.

Eins dieser W e r k e in C hieti hat den B etrieb bereits im A p r il d. J. aufgenommen. D ie Gewinnung der Cellulose erfo lgt dort nach dem P o m ilio-V erfa h ren aus W eizen- stroh, das in der Um gebung d e r F ab rik reichlich vor- hahden ist. D ie K a p izita t der A n la g e b etragt 20 000 t jahrlich. Im Juli d. J. soli das z w e ite W e r k in Cuneo bei Turin in B etrieb g ese tzt w erden , das ebenfalls iiber eine K ap azita t yon 20 000 t jahrlich verfiig en w ird. Her­

g estellt w ird von dieser A n la g e Sulfatcellu lose aus Holz.

D ie dritte A n la g e in Finał di R eno (P ro y in z Ferrara) soli im O k tob er d. J. b een d et w erden und Hanfstengel ais Ausgangsm aterial yerarb eiten , D ie y ierte Fabrik w ird in Capua errich tet und ais einziges der neuen F abriken K unstfasercellulose (20 000 t jahrlich) herstel­

len. R ech net man hierzu noch die C eilu losew erk e der C artiera Burgo in N ea p el und Mantua, so ergibt sich die C ellu losekapazitat des IR I und der C artiera Burgo zu­

sammen zu rund 100 000 t jahrlich. Dem gegenuber be­

tragt der norm ale Jahresbedarf der italienischen Papier­

industrie rund 150 000 t. (3240)

(5)

14. Juni 1940 DIE CHEMISCHE INDUSTRIE N r . 24 — 373

Italiens Selbstversorgung im Chemiesektor.

Die Aufgaben des Montecatinl-Konzerns.

S chon unmittelbar nach Beendigung des W e lt ­ krieges im Jahre 1918 erkannte die M onte- catini, Soc. G enerale per 1'Industria M ineraria ed Agricola, S. A ., Mailand, die ungeheure Bedeutung, die den neuzeitlichen chemischen Fabrikationsver- fahren fiir die V olksw irtschaft zukommt. Sie er- blickte bereits zu jener Zeit ihre Hauptaufgabe darin, die ihr zur Verfiigung stehenden Rohstoffe in immer groBerem Umfange sow eit zu veredeln, daB die daraus gewonnenen verfein erten Produkte ais hochwertige Roh- und W erk s to ffe in der ita­

lienischen W irtsch aft eingesetzt w erden konnten und die Abh an gigkeit der Verbrattcher von aus­

landischen Rohstoffen und Fabrikaten immer w e i­

ter yerringert w erden konnte. In konseąuenter Be- folgung dieser Politik hat die Gesellschaft im Laufe der beiden letzten Jahrzehnte einen Konzern auf­

gebaut, der heute hinsichtlich seiner yolksw irt- schaftlichen Leistung unter den italienischen W irt- schaftsunternehmungen in der ersten R eihe steht und von allen privaten Unternehmen, die sich mit besonderem E rfolg fiir die Erreichung der w irt­

schaftlichen Unabhangigkeit Italiens eingesetzt haben, an erster Stelle zu nennen ist.

Durch die Errichtung zahlreićher neuer Fabri- kationszweige und die Fusionierung mit mehreren Dutzend anderer Chem iefirm en hat die M onte- catini ihren Tatigkeitsbereich allmahlich immer weiter ausgedehnt, so daB sie jetzt in der italien i­

schen Chem iewirtschaft eine w eit iiberragende Stellung einnimmt. Insgesamt gehoren jetzt mehr ais 200 Fabrikationsstatten zu diesem Konzern. In welchem Tem po sich die Expansion vollzogen hat, kann man ungefahr daran ermessen, daB die M on- tecatini S. A ., die selbst zahlreiche Fabriken b e­

treibt und auBerdem ais Holdinggesellschaft fur eine ganze R eih e anderer groBer Chemiefirmen fun- giert, ihr A ktien kapital w iederholte M ałe um an- sehnliche Betrage erhohen muBte, um ihre umfang- reichen Expansionsprogramme finanzieren zu kon­

nen. So hat das A ktien kapital zur Z eit die fiir ita­

lienische Verhaltnisse recht stattliche Hohe von 1,3 Mrd. Lire erreicht, die bei der heutigen W ah- rungsrelation 170 M ili. 3$l entsprechen. Dem gegen­

uber betrug das A k tien kapital vo r 10 Jahren erst 500, vor 15 Jahren sogar erst 300 M ili. Lire.

Ursprunglich beschrankte sich das Produk- tionsprogramm der Gesellschaft im wesentlichen auf einige w en ige Bergbauerzeugnisse, hauptsach­

lich Pyrite und Marm or, sow ie Dungemittel und die hierzu benotigte Schwefelsaure. Im Laufe der Zeit wurden immer mehr neue Fabrikationszw eige aufgenommen, und schlieBlich hat die vor vier Jahren erfolgte Verkiindung des italienischen A u - tarkieprogramms die bereits seit Jahren im Gange befindliche Verlagerung des Schwergewichts nach der chemischen Seite hin stark beschleunigt. Und es ist besonders zu beachten, daB es sich bei den Sparten, deren Erzeugung in den letzten Jahren stark entw ickelt w orden ist, und besonders bei den neuen Betatigungsgebieten, denen sich der Konzern zugewandt hat, um Chemieerzeugnisse handelt, denen fast ausnahmslos groBe wehrw irtschaftliche Bedeutung zukommt. D er M ontecatini-Konzern hat damit einen groBen T e il der Aufgaben iibernom- raen, die zur Erreichung der italienischen Selbst- versorgung auf wehrwirtschaftlichem G ebiet zu meistern w aren bzw. noch zu tneistern sind.

So umfaBt das Produktionsprogramm des K o n ­ zerns jetzt eine lange R eihe der verschiedensten Chemieerzeugnisse. Neben den Phosphat- und Stickstoff dungemitteln, die zur Sicherstellung der Ernahrung der italienischen Beyólkerung in immer groBeren M engen eingesetzt w erden und ohne die die italienische „G etreidesch lach t” niemals zu den erzielten groBen Erfolgen hiitte fuhren konnen, er­

zeugt der Konzern jetzt hauptsachlich Schw erche­

mikalien der verschiedensten Arten, Teerfarben und Zwischenprodukte, Sprengstoffe fiir industrielle und militarische Zw ecke, Arzn eim ittel, seit kurzer Zeit ferner in groBem Umfange Treibstoffe. Durch- w eg handelt es sich also um Erzeugnisse, die fur die wirtschaftliche Rustung Italiens von entschei- dender Bedeutung sind. Aehnlich w ar die En tw ick­

lung im bergbaulichen S ektor des Konzerns. Be- sonderes G ew icht wurde hier in den letzten Jahren auf die Entwicklung der Blei- und Zinkgewinnung sow ie auf die Erzeugung von Aluminium und M a ­ gnesium gelegt. Stark en tw ickelt hat der Konzern in den letzten Jahren ferner seine Erzeugung von Kunststoffen und Kunstfasern, M ineralfarben und Lacken, Leim und Gelatine, Schadlingsbekamp- fungsmitteln, K o k erei- und Teerprodukten, Fetten und Oelen, Cadmium und zahlreichen anderen P ro ­ duktem Zum Konzern gehoren ferner mehrere groBe E lektrizitatsw erke, Braunkohlen-, Schw er­

spat-, Bauxit-, FIuBspat-, Alunit- und Kupfer- gruben, EisengieBereien, Jutespinnereien, Sack- fabriken usw.

U ebęr die Entwicklung der Erzeugung im y e r­

gangenen Jahr hat die M ontecatini S. A . in ihrem letzten Geschaftsbericht keine zahlenmaBigen Ein­

zelheiten mehr bekanntgegeben. DaB die Erzeu­

gung des Konzerns aber seit Kriegsausbruch er­

heblich zugenommen hat, ergibt sich aus der Zahl der beschaftigten A rb e ite r und Angestellten. Im Jahre 1937 betrug diese 61 100, 1938 67 400 und 1939 65 000, und im Fruhjahr 1940 lag sie mit 72 500 um rund 10% iiber dem Vorjahresstand. H iervon arbeiteten 68 400 in den eigenen Betrieben der M ontecatini S. A . und 4100 in Unternehmungen, die fur die M ontecatini tatig sind. D er Ruckgang der Beschaftigung im Jahre 1939 w ar in erster Linie eine F o lgę der yerringerten Erzeugung der Berg- w erk e vo r Ausbruch des K rieges. Seit Septem ber 1939 ist jedoch auch hier w ie in fast allen anderen Produktionszw eigen der M ontecatini ein lebhafter Aufschwung eingetreten. D ie Lohn- und Gehalts- summe ist fiir das abgelaufene Jahr zu 595 (i, V.

428) M ili. L ire berechnet w orden; hierbei ist je­

doch zu beriicksichtigen, daB die Lohne und G ehal­

ter seit dem Jahre 1936 in den chemischen B etrie­

ben um 64,5, im Bergbau um 70,8 und in den m e­

tallurgischen B etrieben um 67,3% gestiegen sind.

Dementsprechend weisen auch die Preise der E r­

zeugnisse der M ontecatini starkę Steigerungen auf.

A u f die einzelnen chemischen Fachgruppen yerteilen sich die Fabriken des Konzerns zur Zeit w ie folgt:

ZahlenmaBig an erster Stelle steht die Erzeugung von Superphosphaten und anderen Phosphatdiinge- mitteln mit iiber 60 Fabriken. Schwefelsaure wird in 62 Fabriken hergestellt, und fiir Stickstoffdiingemittel besitzt der Konzern 8 Fabriken. Die Reihe der von der Montecatini-Gesellschaft selbst (ohne Tochtergesell- schaften) hergestellten Dungemittel umfaBt mineralische Superphosphate, Phosphatprazipitat, stickstoffhaltige

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Superphosphate, Knochenmehl, Kalkstickstoff, orga- nische Dungemittel und eine -Reihe von Spezdaldunge- mitteln,

Eine weitere groBe Gruppe bilden die rvon der Montecatini hergestellten Schwerchemikalien. AuBer den bereits genannten 62 Schwefelsaurelabriken verfiigt der Konzern iiber 3 Anlagen zur Herstellung von A etz­

natron, Chlor und Chlorprodukten, 2 Anlagen fiir Cal­

ciumcarbid, 8 Kupfersulfatfabriken, 12 Fabriken fiir die RaffinierunjJ und Bearbeitung von Schwefel, 2 Schwefel- kohlenstoffabriken, 1 Anlage fiir die Herstellung von Alkohol und Aether, 2 Anlagen fur Essigsaure und Acetatkunstseide, eine Anlage fiir synthetischen Kam p­

fer und mehr ais 50 Betriebe fiir die Herstellung sonsti­

ger Schwerchemikalien. W eiter verfiigt d er Konzern iiber etwa ein halbes Dutzend Fabriken fiir die H er­

stellung von Kórperfarben, NaBfarben und Lacken, 4 Fabriken fiir Kunstharze und andere Kunststoffe, eine Kunstseidefabrik, 4 Fabriken fiir Teerfarben und Z w i- schenprodukte, 2 Fabriken fiir pharmazeutische Erzeug­

nisse, 10 Sprengstoffabriken, 5 Fabriken fiir Schadlings- bekamplungsmittel, 8 Fabriken fiir die Gewinnung von Leim, Gelatine und Fetten sowie eine Fabrik fiir die Gewinnung von fetten Oelen.

Das Aktienkapital betragt seit etwa zwei Jahren 1,3 Mrd. Lire. Nach dem Geschaftsbericht fur 1939 er­

zielte die Gesellschaft im abgelaufenen Jahr einen Rein­

gewinn von 322,8 gegen 295,1 Mili. Lire 1938. Nach A b - zug der Steuern (53,7 gegen 50,1 Mili. Lire), der A b ­ schreibungen (75 gegen 65 Mili. Lire) und sonstiger A u f- wendungen yerbleibt ein Reingewinn von 159,5 (146,3) Mili. Lire, zu dem noch der Gewinnvortrag aus dem Vorjahre im Hóhe von 12,1 (2,1) Mili. Lire hinzukommt.

Die Diyidende ist wie im Vorjahre auf 10% festgesetzt worden. In der Bilanz erscheinen Anlagen, Bergwerke, Gerechtsame usw. mit 1142,6 (903,4), das Um laufyer- mógen mit 2252 (1750,2) Mili. Lire. D er erstere Posten ist nicht weiter aufgegliedert. In letzterem Posten sind ent­

halten Beteiligungen mit 1208 (1037) Mili. Lire, davon Aktien mit 1049 (850) und Obligationen mit 159 (174) Lire, ferner Rohstoffe und Vorrate mit 134,9 (99,1), Kasse, Banken usw. mit 398,4 (245,9) und Debitoren mit 480,4 (160,3) Mili. Lire. Die Bilanzsumme stellte sich auf 3600 (2985) Mili. Lire.

V on den zahlreichen Beteiligungsgesellschaften der Montecatini-Gesellschaft sind besonders die folgenden, sich auf chemischem Gebiet und mit der Gewinnung von Treibstoffen befassenden Unternehmungen heryorzu- heben:

A . C. N. A . A z lc n d e C o lo ri N a zio n a li A ifin i. A .K . 100 M ili. L ir e (T e e rfa rb e n ).

Am m on ia e D eriy a ti, S oc. G en era le p e r i P r o d o tti A z o ta ti Sin- te tic i. A .K . 300 M ili. L ir e (S tick stoffd u ngem ittel).

A .N .I.C ., A zien d a N a zio n a le Id ro gen a zio n e Com b ustib lli, A n ., A .K . 750 M ili. L ir e (T r e ib s to ffe ).

C okitaH a S. A ., A .K . 100 M ili, L ir e (K o k e re ie n ).

Dinam lto N o b e l S. A ., A .K . 100 M ili. L ir e [S pren gstoffe).

Duco S. A ., A . K . 10 M ili. L ir e (N itro c e llu lo s e und C e llu loscla ck e).

Farm aceutici Ita lia S. A ., A .K . 25 M ili. L ir e (A rzn e im itte l).

M arcn go S. A . per la L a y o ra zio n e dci P r o d o tti d cl H a n c , A .K . 16 M ili. L ir e (K u pfersu lfat u. a. S ch w erch em ikalien ).

S oc. E lcttroch im ica del T o c e , A n ., A .K . 20 M ili. L ir e (E lck tro- chcm ische [Erzeugnisse und A c e ly lc n d c riv a te ).

S oc. G en era le di E sp losiy l e M un izion l, A n ., A .K . 15 M ili. L ire (S p ren gstoffe und M un ition).

S oc. Italiana d cl L itop on c, A n ., A . K . 10 M ili, L ir e (L ith op on e).

S oc. R h od iaceta Italian a, A n ., A .K . 55 M ili. L ir e [Ku n stseide).

Titanium S A ., A .K . 100 000 L ir e (T itan farb cn ).

U nion c A g r ic o lto r i p e r la F a b b rica zion e d ci C on cim i Chim ici, A .K . 2,7 M ili. L ir e (D ungem ittel).

D ie folgenden Ausfiihrungen sollen einen U eberblick iiber die Hauptbetatigungsgebiete des M ontecatini-Konzerns und seine Bedeutung fiir die italienische Versorgungslage vermitteln.

S c h w e r c h e m i k a li e n .

D er italienische Bedarf an zahlreichen Schwerche­

mikalien wird im wesentlichen von den Betrieben des Montecatini-Konzerns geliefert, der auch in yerschiede- nen Erzeugnissen einen bedeutenden Ausfuhrhandel unterhalt. W eich lebhafte Entwicklung die Schwer- chemikalienerzeugung genommen hat, ergibt sich u. a.

daraus, daB die Einfuhr von Schwerchemikalien vor 10 Jahren noch einen W e rt von rund 29 Mili. Jłlt hatte,

im Jahre 1938 aber bis auf 6,4 Mili. JSit Łerabgesetzt werden konnte. Auch auf dem W eltm arkt spielt die ita- lienlsche Schwerchemikalienindustrie eine erhebliche Rolle, wenn auch ihr Ausfuhrwert von 45 Mili. JStl im Jahre 1929 bis auf 21 Mili. JM 1938 -gesunken ist. Der hier eingetretene Ruckgang ist namlich in erster Linie auf den Verfall d er Preise fiir W ein - und Citronensaure zuruckzufiihren. Italiens Bedarf an Schwerchemikalien kann daher jetzt, von wenigen Ausnahmen abgesehen, fast yollig durch einheimische Erzeugnisse gedeckt wer­

den.

Das Erzeugungsprogramm d er Schwercbemikalien- fabriken der Montecatini S. A . ohne die Tochtergesell- schaften umfaBt besonders folgende Produkte:

S chw efelsau re a lle r G rad igk citen , einschlieOIich rauchcnder S chw efelsau re, Akkum ulatorensaurc, S alz-, S alp eter-, K ohlcn- und FIuBsaure, calcin icrtcs Natrium sulfat, G lau bersalz, Natriumbisulfat, N atrium sulfit und -b isu lfit in Losung und k ris ta llis ic rtc r Form, K ristalls od a , flussiges und festes N atro n - und Kaliwasserglas, S chwcfclam m onium , C alcium carbid, g c fiilltc s Calcium cnrbonat, gc- fa lltcs Calcium phosphat, B arium chlorid, g e fa llte s Bariumcarbonat, tcchnisches M a gn esiu m o iy d , M agnesium chlorid, Magnesiumcarbonat, kristallis ic rtcs und geschm olzcnes M agnesium sulfat, arsenige Saure, Calcium - und B lciarscn at fn vcrsch icden en Form en, Natriumarscnit, Q uecksilberarsen at, Natrium -, Bariura-, M agnesium - und Zinksilico- fluorid, A lu m inium sulfat, kiinstlich cr K ry o lith , Chrom sulfat, Chrom­

alaun, Eisensulfid, E ise n vitrio l, Kupfersulfat, K u p fe ro xy ch lo rid , Zink- am m onchlorid, B lein itrat, S ch w efel in allen Form en und Reinheits- graden, S chw efelk o h len sto ff, Form aldeh yd usw.

U eber die Entwicklung des italienischen Schwer- chemikalienmarktes im abgelaufenen Jahr teilt der Jahresbericht der Montecatini-Gesellschaft mit, daB seit Ausbruch des Krieges ein auBerordentlich hoher Bedarf entstanden ist, so daB die Nachfrage in einigen Fallen nicht befriedigt werden konnte, Die Gesellschaft hat daher yerschiedentlich Erzeugungsanlagen erweitert.

Insgesamt hat der Konzern im letzten Jahr Industrie- chemikalien im W erte von 420 Mili. Lire abgesetzt gegen 330 Mili. Lire im Vorjahr. Zu beriicksichtigen sind hierbei allerdings zahlreiche im letzten Jahr ein­

getretene Preisteigerungen.

Die Erzeugung von Schwefelsaure und Oleum ist cr- heblich gestiegen, da die Anlagen betrachtlich ver- gróBert worden sind. Produktionssteigerungen weisen ferner Chromate, Schwefelkohlenstoff usw. auf. Die Lie­

ferungen von Kupfersulfat an den W einbau waren 1938 bis 1939 -ebenso hoch wie im Vorjahre. Die Beschaffung der benótigten Kupfermengen yerursachte jedoch Schwierigkeiten. Die Kampferfabrik in Spinetta Ma- rengo erzielte giinstige Ergebnisse, besonders hinsicht- lich der Oualitat.

Auch im yergangenen Jahre hat der Konzern seine Schwerchcmikaliensparte durch eine Reihe bedeutender Fusionen erweitert. Durch die Aufnahme der Firma L ’A p p u la S. A . p e r 1'Induslria Chim ica Italiana, M ai­

land, dic friiher zum Konzern der Distillerie Italiane gehórte, hat die Montecatini eine Reihe neuer che­

mischer Erzeugnisse in ihr Fabrikationsprogramm auf­

genommen. Die Appula, die bereits im Jahre 1886 ge- griindet worden ist und zuletzt iiber ein Aktienkapital von 33 Mili. Lire yerfiigtc, spielt seit jeher in der ita­

lienischen Weinsaureindustrie eine fiihrende Rolle. Ihre Anlagen befinden sich in Mailand und Barletta (Bari).

Neben W einsaure und Cremor tartari hat die Gesell­

schaft noch eine grofie Zahl von anderen Schwerchemi- kalien sowie von Riechstoffcn und anderen Feinchemi- kalien hergestellt. Ais wichtige Erzeugnisse der Gesell­

schaft sind noch folgende zu nennen:

B rcch w einsłcin , S aignettesalz, Kaliu m -, A m m onium - und andere T a rtratc, S c h w e fe l-, S alz- und Phosphorsaure, Natrium sulfat, Natrium- bisulfit, N atrium thiosulfat, S ulfite, H yd ro su lfite und Sulfoxylate.

Natriuraphosphale, A e tz k a li, K aliu m ch lorid , K alium m etabisulfit. Cal*

cium phosphate, M agn esia, M agnesium sulfat, Chromalaun, Zinkoxyd, -ch lorid , -sulfat und -chrom at, Calcium -, A lum in ium - und andere P a lm ita tc und S tearate, S ch w efelk o h len sto ff, C h lo rtolu o le, Chinon»

H ydrochin on, K alium xanthat, A k tiv k o h le , Am m onium phosphate und S pezialdu ngem ittel so w ie synthetische R ie c h s to ffe darun ter Benzal­

dehyd, B e n zyla lk o h ol, B e n zyla cc ta t und -ben zoat, B e n zyl- und Ben- zylidenchloricł und B e n zylid enaceton .

Das internationale Weinsaurekartell, dcm Italien, England und Frankreich angehórten, ist aufgelóst wor­

den, woraus sich d er Konzern eine Verbesserung seiner Exportmóglichkeiten yerspricht. Infolge der Hamster- kaufe durch andere Lander auf dem italienischen Markt sei eine Knappheit an Rohweinstein entstanden, die aufiergewóhnliche Preissteigerungen zur Folgę hatte.

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14. Juni 1940 DIE CHEMISCHE INDUSTRIE N r. 24 — 375

Ebenfalls mit d er Montecatini fusioniert wurde im letzten Jahre die M a re n g o , S. A . Italia n a p e r la L a v o r a - zlone dei P ro d o tti del Ram e, M a ila n d . Diese im Jahre 1906 gegrundete Gesellschaft arbeitet mit einem Aktien­

kapital von 16 MilL Lire und stellt in ihren W erk en in Spinetta Marengo (Alessandria) chemische Erzeugnisse fur landwirtschaftliche und industrielle Zw ecke her. Zu ihren Haupterzeugnissen gehort Kupfersulfat; auBerdem werden folgende Schwerchemikalien hergestellt:

S chw efelsaure vo n 50 und 66° B ć , Salzsaurc, FluBsaure, w asser- freics Natrium sulfat und G lau bersalz, N atrium bisulfat, N atrium - und Barium silicofluorid, Chrom saure, C h ro m o iy d und -h y d rozy d , K alium - und Natrium bichrom at, A m m on iak- und K alichrom alaun, B leichrom at, Cadmiumsulfid und andere Chrom - und Cadm ium farben.

Sonstige Erzeugnisse der Fabrik sind Superphos­

phat, synthetischer Kampfer, Miloriblau und Lack- lósungsmittel.

Des weiteren hat der Konzern W asserstoffsuper- oxyd und andere Perverbindungen durch -den E rw erb der F A O D in seinen Interessenbereich einbezogen. Die F A O D , F a b b ric a A c q u a O ssigen ata e D e riv a ti S. A ., Mailand, die im Jahre 1925 gegrundet -worden ist und uber ein Aktienkapital von 1,5 Mili. Lire yerfiigt, stellt in ihrer Anlage in M ailand auBer W asserstoffsuperoxyd aller Konzentrationen noch Magnesium- und Zinksuper- oxyd, Kalium- und Ammoniumpersulfat sowie Natrium­

perborat her,

Um ein bedeutendes Unternehmen handelt es sich ferner bei d er Tochtergesellschaft E lettrochim ica d e l Toce S. A., Mailand. Diese im Jahre 1926 gegrundete Firma arbeitet jetzt mit einem Aktienkapital von 20 Mili.

Lire und ist besonders dazu ausersehen, in Italien die synthetische aliphatische Chemie zu entwickeln. Ihre Werke befinden sich in Villadossola (Novara) und befas­

sen sich hauptsachlich mit der Gewinnung elektrochemi- scher Erzeugnisse, besonders Calciumcarbid und A cety- lenderivaten wie Acetaldehyd, Essigsaure und Essigsaure- anhydrid, Natrium- und Bleiacetat, Aceton, A dronola- cetat, Cyclohexanolacetat und Chloroform. Neuerdings plant die Gesellschaft eine starkę Erweiterung ihres Erzeugungsprogramms. Gemeinsam mit der Rhodiaceta, ebenfalls einer Tochtergesellschaft der Montecatini S, A,, hat sie die Ausbeutung der vom amerikanischen Dupont-Konzern erworbenen Patente fur Nylon und Kunstharze iibernommen. Hierauf ist der B au zweier neuer Fabriken in Angriff genommen worden. Eine F a ­ brik in Novara soli Sauren und Kunstharze, eine zweite in Verbania Kunstfasern herstellen, Die Cellulose ist in dem letzteren Betrieb ais Rohstoff ausgeschaltet w o r­

den, so daB diese A nlage zur Herstellung der Kunst­

fasern ausschlieBlich inlandische Rohstoffe einsetzen wird.

D u n g e m it t e l.

Die Sicherstellung der Ernahrung ist von Anfang an eins der wichtigsten Ziele des faschistischen Autarkie- programms gewesen. Auch hier ist die Chemie in groB- tem MaBstabe eingesetzt worden. Durch die Beschaf- fung der erforderlichen Diinge- und Schadlingsbekamp­

fungsmittel hat sie wesentlich zu den Erntesteigerun- gen, in erster Linie zur Steigerung der durchschnitt­

lichen Hektarertrage, beigetragen. Die Versorgung Ita­

liens mit Phosphordungemitteln ist schon seit Jahren durch die eigene Erzeugung, die weitgehend der Kon­

trolle des Montecatini-Konzems untersteht, gesichert.

Der jahrliche Einfuhrbedarf lag in den letzten zehn Jah­

ren wertmaBig unter 1 MilL 31)1 jahrlich. Versorgungs- liicken bestanden dagegen noch bei Stickstoff, so daB hier zeitweilig groBere Einfuhren erlorderlich waren.

Sieht man von der im Jahre 1937 eingetretenen Ein- fuhrsteigerung (auf 20,8 MilL 31)1) ab, die groBenteils auf die Witterungsyerhaltnisse und die dadurch bedingte ungenugende Elektrizitatsyersorgung zuruckzufiihren war, só zeigt sich auch auf dem Stickstoffgebiet eine Verringerung der Abhangigkeit vom Ausland. Im Jahre 1938 erreichte d er Einfuhrwert nur noch 9,3 gegen 27,8 Mili. 3t)i 1929. Noch deutlicher tritt die Leistung der italienischen Industrie hervor, wenn man diesen Zahlen die Erzeugungszahlen gegenuberstellt. Im Jahre 1929 sind in Italien 230 000 t, 1938 aber bereits 570 000 t Stickstoffdiingem ittel h ergestellt worden. Das b edeu tet

in einem Zeitraum von nur 10 Jahren eine Erhohung auf rund das 2J^fache.

Gegenwartig entsprechen die ErzeugungsmSglich- keiten der italienischen Fabriken fiir Phosphat- und Stickstoffdungemittel nach Mitteilung der Montecatini den vom Autarkieprogramm fiir das Jahr 1940 gesteck- ten Zieleń. Es kann damit der gesamte Bedarf der Land­

wirtschaft und der Industrie gedeckt werden. Der V e r- brauch der Landwirtschaft hat im letzten Jahr zugenom­

men, A n Superphosphaten sind im Landwirtschaftsjahr 1938/39 1,66 M ilL t yerwandt worden gegen 1,4 MilL t im Yorjahr. Im laufenden Dungejahr 1939/40 ist der Verbrauch weiter gestiegen. D er Verbrauch von Stick- stoffdiingemitteln lag 1938/39 11% iiber dem Vorjahres- stand. Die Preise fiir Dungemittel sind bis zum Friih- jahr 1940 unverandert aufrechterhalten worden. Erst im M arz 1940 wurde von der Aufsichtsbehórde eine Preis- erhóhung zugestanden, die jedoch von der Industrie ais unzureichend angesehen wird. Fur synthetischen Stick­

stoff betrug die Preiserhohung 12%.

Die Stickstoffinteressen des Montecatini-Konzems werden hauptsachlich durch die A m m on ia e Deriyati, Soc. G e n e ra le p e r i P ro d o tti A z o ta t i Sintetici S, A ., Mailand, eine mit einem Aktienkapital von 300 MilL Lire ausgestattete Gesellschaft, yertreten, die im Jahre 1924 gegrundet worden ist. Ihre Fabriken befinden sich in M as (Belluno), Novara, Meran-Sinigo (Bożen), Crotone und S. Giuseppe di Cairo (Savona). Hergestellt werden:

W aflrig e s und w a sserfrele s synthetisches A m m on iak, S a lp e te r­

saure a lle r K onzen tration en, synth etisch er N atron salp eter, Natrium - n itrit, Am m on nitrat, K a lk sa lp e te r, A m m onsulfat, tech nischer und re in e r H arn stoff. fe rn e r S ch w efelsau re, K ohlensaure, M eth a n o l und F rostsch u tzm ittel.

Die Erweiterung des W erk es in San Giuseppe di Cairo ist im letzten Jahr fertiggestellt worden. In den ersten Monaten des laufenden Jahres konnten die Stick- stoffabriken ihre Kapazitat nicht ausnutzen, da die Kokereien der Konzern-Gesellschaft Cokitalia infolge Kohlenmangels nicht geniigend Gas liefern konnten.

Stark entwickelt wurde im letzten Jahr dagegen die Erzeugung von Methanol und Harnstoff. In M as sind ferner die Schwefelsaurefabriken vergróBert worden.

Die von der Montecatini S. A . selbst betriebene Kalkstickstoffabrik in Domodossola (Novara) hat infolge besserer Strombelieferung ihre Erzeugung im letzten Jahre erweitert.

Eine weitere Expansion der Stickstoffwerke des Konzerns ist beabsichtigt, Im Rahmen des Autarkie- programms soli eine neue Industriezone in Apuania ge­

schaffen werden. Hauptbeteiligter an dem A ufbau die­

ses neuen Industriekomplexes ist die Montecatini- Gesellschaft, die dort teils direkt, teils durch ihre Toch- tergesellschaften eine Reihe neuer bedeutender Fabri­

ken plant. Den Kern dieser neuen „Chemiestadt" bilden die groBcn Kokereianlagen der neugegriindeten Gesell­

schaft Cokapuania S. A ., an deren Griindung neben der Montecatini noch ein Elektrokonzern beteiligt ist. Die Kokereien dieses Unternehmens sollen jahrlich 200 000 t Koks und die hierbei anfallenden Nebenprodukte ge- winnen. Die Kokereigase werden von der Ammonia e Derivati S. A . auf synthetische Stickstoffyerbindungen yerarbeitet werden, Die Jahreskapazitat dieser Fabrik wird 20 000 t Stickstoff betragen. Der zukunftige G e- samtumsatz der Kokereien, einschlieBlich der Stickstoff- fabriken, ist zu rund 700 000 t errechnet worden. B e­

reits im Bau befindet sich ferner in dieser „Chemie­

stadt" eine weitere Kalkstickstoffabrik der Montecatini, die mit einem jahrlichen Erzeugungsyermógen von 60 000 t Kalkstickstoff ausgestattet wird. W eiter will der Montecatini-Konzern hier neue Schwefelsaure-, Magnesium- und andere chemische Fabriken errichten.

Eine andere Tochtergesellschaft, die U n io n e de gli A g ric o lto ri p e r la F a b b ric a z io n e dei Concim i Chimici, Montebelluna, ist im abgelaufenen Jahre mit der M onte­

catini fusioniert worden, Die im Jahre 1907 gegrundete und mit einem Aktienkapital yon 2,7 MilL L ir e arbei- tende Firma besitzt eine Fabrik in Montebelluna fur die Herstellung chemischer Erzeugnisse fur die Landwirt­

schaft. Hauptprodukte sind Schwefelsa-ure, Kalksuper- phosphate und Kupfersulfat.

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