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Technik und Wirtschaft : Monatsschrift des Vereines Deutscher Ingenieure, Jg. 25, H. 5

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Technik und Wirtschaft

H e r a u s g e b e r: Dr.-Ing. O tto B re d t und Dr. G e o r g F re ita g / VDI-V erlag GmbH, B e rlin N W 7

25. Jahrgang

Mai 1932

H e ft

Arbeit!

Von Dr.-Ing. O TTO BREDT, Berlin

Der Bankenzusam menbruch des letzten Sommers und die dam it besonders drohend gewordene G efahr einer Still­

legung der gesamten deutschen W irtsch aft haben die ge­

rade fü r uns so wichtige F rage einer systematischen Be­

käm pfung der immer mehr zunehmenden Erwerbslosigkeit f ü r einige Zeit in den H in terg ru n d treten lassen. I n ­ zwischen h at die Zahl der unterstützten Erwerbslosen, welche im M ittel des H aushaltjahres 1931 noch 4,8 Mill.

betrug, längst die 6 Mill.-Grenze beträchtlich überschritten.

Und wenn auch in der letzten Zeit eine leichte saisonmäßige E ntlastu n g festgestellt werden kann, so stehen doch immer noch mehr als 6 Mill. arbeitsfähige Menschen außer A rbeit und dam it mehr als 12 Mill. außer der Möglichkeit, ihr Brot aus eigener K ra ft zu erwerben. Nach den Schätzun­

gen der Reichsanstalt f ü r A rbeitsverm ittlung und A rbeits­

losenversicherung ist im E ta tja h re 1932 m it einer Steige­

rung des Jahresdurchschnittes au f 5,6 bis 5,7 Mill. zu rech­

nen. Niem and aber verm ag zu sagen, ob nicht durch die zunehmende Erschw erung aller Exportm öglichkeiten sich die Zahl der Erwerbslosen weiterhin steigert, selbst dann, wenn man annimmt, daß bei entsprechender Drosselung der eigenen E in fu h r sich die Arbeitsgelegenheiten in der heimischen W irtschaft durch Eigenerzeugung bisher ein­

g eführter W aren vermehren lassen.

Das aber bedeutet, daß bei einer Gesamtbevölkerung von 64,5 Mill. und einer Gesamtzahl an vorhandenen E rw erbs­

fähigen von 33,4 Mill. (S tand 1931) die Erwerbslosigkeit in Deutschland sieh von 14 % im Jahresm ittel 1931 auf schätzungsweise 16,5 bis 17,5 % im Jahresdurchschnitt 1932 steigern wird. Oder mit ändern W orten:

Mehr als ein Sechstel der ganzen Bevölkerung mit einem G esam tarbeitswert von etwa 10 bis 12 Mrd.

RM fä llt nicht nur fü r die Konsum bildung aus, sondern m uß m it etwa 30 bis 35 % dieses Betrages oder etwa 6 bis 7 % des eigenen Arbeitseinkom­

mens von den in A rbeit stehenden Bevölkerungs­

teilen erhalten werden, wenn sie nicht der .Vernich­

tung anheim fallen soll.

F ü r die W irtschaft als Ganzes ergibt sich daraus aber nicht etwa nur ein entsprechender Umsatzausfall, der au f ungefähr 20 bis 25 Mrd. RM geschätzt werden kann.

W irkt sich doch diese K au fkraftschrum pfung gleichzeitig auch in einer grundlegenden Strukturverschiebung des Ab­

satzes aus, welche gerade dem industriellen Unternehmen nicht oft und eindringlich genug vor Augen g eführt w er­

den kann. Und zwar deshalb, weil eine solche aus irgend­

welchen Gründen in zunehmendem Ausmaße erfolgende V erknappung des Arbeitseinkommens breitester Volks­

teile mit Notwendigkeit zu einer Einschränkung gerade

beim K a u f aller nicht unbedingt lebensnotwendigen Be­

d a rf darstellenden W arengruppen und dam it zu einer immer weiter zunehmenden Verelendung der gerade diese W arengruppen herstellenden und vertreibenden W irt­

schaftszweige führen muß.

Eine systematische und nachdrückliche Bekäm pfung der Erwerbslosigkeit ist somit nicht nur in sozialem, sondern auch ganz besonders in wirtschaftlichem S inne von höch­

ster Bedeutung.

1. Die Bekämpfung der Erwerbslosigkeit Alle Vorschläge, welche bisher zur unm ittelbaren Bekäm p­

fung der Erwerbslosigkeit bekannt geworden sind, ver­

suchen, das erstrebte Ziel entweder au f dem Wege der A rbeitsverteilung oder dem der Arbeitsbeschaffung zu er­

reichen.

a) durch A rbeitsverteilung

Das Bestreben, durch eine Änderung in der A rbeitsvertei­

lung, d. h. einer veränderten E inteilung der jeweils vor­

handenen Arbeitsmenge au f eine größere Anzahl von vor­

handenen Erw erbstätigen, die Arbeitslosigkeit zu bekäm p­

fen, ging ursprünglich von den Gewerkschaften aus 1), Nach und nach haben sich jedoch immer mehr nam hafte U nternehm ervertreter den Gedanken in dieser oder jener Form zu eigen gemacht, so sehr auch an vielen Stellen zweifelsohne erhebliche Bedenken und Schwierigkeiten sei­

ner praktischen Verw irklichung entgegenstehen. Im V or­

dergründe der E rörterung steht z. Zt. die allgemeine V er­

kürzung der Arbeitzeit (40-Stunden-W oche, 6-Stunden- Tag), die an vielen Stellen aus der Not der Zeit heraus ja praktisch längst verw irklicht ist, ohne daß es jedoch bis­

her gelang, eine Übereinstimmung über ihre E in fü h ru n g all­

gemein zu erzielen. Es ist hier nun nicht der P latz, a u f dieses zweifelsohne wichtige Problem der Arbeitsverteilung im Sinne einer systematischen Bekäm pfung der Erw erbs­

losigkeit näher einzugehen. Dasselbe wird noch von anderer Seite aus im Rahmen dieser Zeitschrift behandelt werden. N ur au f folgende besonders zu beachtende Ge­

sichtspunkte sei hier hingewiesen:

1. Jede generelle Regelung muß unbedingt die Möglich­

keit vorsehen, daß in ihrem Rahmen abweichenden Be- ■ triebsnotwendigkeiten individuell Rechnung getragen wer­

den kann 2).

2. M ehrbeschäftigung von A rbeitsfähigen durch A rbeits­

verteilung bedeutet zunächst nur, daß die betreffenden zusätzlichen A rbeitskräfte wieder unm ittelbar an die A rbeit herangebracht werden. Die K osten hierfü r tragen zunächst in der H auptsache die bisher Vollbeschäftigten. Bei Ver-

1) „ D ie 4 0 -S tu n d en -W o c h e“, V erla g sg e sellsch a ft des A llg em ein en D eu tsc h e n G ew erk sch a ftsb u n d es, B er lin 1 9 3 1 .

2) D r.-In g . G. P e is e le r , „ 4 0 -S tu n d en -W o ch e? “ , T echn . u. W irtsch H e ft 5 ( 1 9 3 2 ) S. 103.

(2)

kürzung der A rbeitszeit bzw. einer entsprechenden Ver­

kürzung des Arbeitseinkomm ens um 20 % und R ückvergü­

tung des m ittelbar oder unm ittelbar aufgebrachten A n­

teiles au der Erw erbslosenfürsorge in H öhe von etwa 6,5 % (s. o.) bedeutet dies eine A bsenkung des A rbeitseinkom ­ mens um netto 13,5 % , sofern nicht durch W iedererhöhung des Lohnsatzes ganz oder teilweise ein Ausgleich erfolgen kann. M it der M öglichkeit eines derartigen Ausgleiches k an n aber infolge seiner A usw irkung a u f die H erstellungs­

und Y erteilungskosten aller V oraussicht nach bei der der­

zeitigen und f ü r die nächste Z u k u n ft zu erw artenden w irt­

schaftlichen E ntw icklung nicht gerechnet werden.

3. Die Folge einer d erartigen Neuregelung der A rbeitsver­

teilung ist also eine w eitere Absenkung des Einkomm ens- durehsehnittes bei V erbreiterung der Beschäftigtenzahl, oder vom S tan d p u n k t der U nternehm en aus gesehen, eine weitere S trukturverschiebung in den A bsatzverhältnissen (s. o.) zuungunsten aller nicht lebensnotwendigen B ed arf darstellenden Erzeugnisse, so fem es nicht gelingt, durch zusätzliche Erwerbsmöglic-hkeiten, z. B. au f dem W ege der Xebenerwerbsiedlung, einen Teil dieser V erlagerung wieder auszugleichen3). Inwiew eit m it der hieraus zu erw arten­

den S trukturversehiebung der A bsatzverhältnisse auch eine V erschärfung der Tendenz zu r „billigeren“ W are oder zum

„S u rro g a t“ verbunden sein kann, soll hier nicht näher be­

handelt werden, obwohl auch gerade diese Einflüsse f ü r die zukünftige Produktions- und V erkaufspolitik des indu­

striellen U nternehm ens von g ro ß er B edeutung sein können.

Die B ekäm pfung der Erw erbslosigkeit au f dem Wege der A rbeitsverteilung allein bedeutet m ithin zunächst n u r eine wichtige soziale E ntlastungsm aßnahm e. W irtschaftlich be­

trach tet, ist dam it jedoch noch keine A uftriebsm öglichkeit verbunden. Vielmehr w erden dadurch aller W ahrschein­

lichkeit nach ohne Schaffung zusätzlicher Erwerbsm öglieh- keiten aberm alige schwerwiegende S trukturw andlungen der W irtsch aft verursacht werden, deren Nachteile (K on­

sum senkung in den nicht unbedingt lebensnotwendigen E r ­ zeugnissen, z. B. in Textilien, infolge allgemeiner Absen­

kung der K a u fk ra ft, verbunden m it einer entsprechend möglichen K apitalvernichtung) nicht etwa m it Sicherheit durch die a u f der ändern Seite zu erw artenden Vorteile (K onsum steigerung in den lebensnotwendigen E rzeug­

nissen, z. B. N ahrungsm ittel, infolge V erbreiterung der K äuferschichten, verbunden mit einer entsprechend mög­

lichen K apitalnenbildung) volksw irtschaftlich ausgeglichen werden müssen. I n jedem F alle aber bleiben gerade die von hier aus au f L andw irtschaft und Industrie zu erw ar­

tenden Ausw irkungen beachtensw ert und sollten vor In a n ­ griffnahm e derartig er genereller Regelungen einer ein­

gehenden U ntersuchung unterzogen werden. H ierbei spielt selbstverständlich auch die jeweils vorhandene oder mög­

liche Preisbildung eine wichtige Rolle, au f die in diesem Zusam menhänge jedoch nicht näher eingegangen werden kann.

b) durch A rb eitsb esch affu n g

Demgegenüber versuchen die zur Arbeitsbeschaffung ge­

machten V orschläge so gut wie durchweg neue oder wenig­

stens zusätzliche Erw erbsm öglichkeiten und dam it erst in volksw irtschaftlichem Sinne gesprochen M e h r - A r b e i t zu schaffen. Auch hier sind grundsätzlich zwei verschie­

dene W ege zu unterscheiden, die Arbeitsbeschaffung durch

3) ..D a s in d u str ie lle U n te rn eh m en n n d d ie S ie d lu n g “ , T ech n . n.

W ir tse h . H e ft 1 ( 1 9 3 2 ) S. 3.

A nregung der privaten Initiative und die A rbeitsbeschaf­

fu n g durch A uftragserteilung der öffentlichen H and.

E s m ag manchem vielleicht heute unsinnig erscheinen, hei der N otlage weiter K reise der W irtsch a ft von der Mög­

lichkeit einer Arbeitsbeschaffung d u r c h A n r e g u n g d e r p r i v a t e n I n i t i a t i v e zu sprechen. Und doch ist es wichtig, die gerade hier gegebenen Möglichkeiten nicht au ß er acht zu lassen, auch wenn zahlreiche V ertreter der privaten In itia tiv e sich in der nächsten Z ukunft mehr um die B ereinigung verlorener oder geschwächter Positio­

nen und die Gesundung ih rer eigenen Unternehm en zu be­

küm m ern haben werden.

H ierbei ist es durchaus nicht notwendig, in diesem Sinne etwa an die Inangriffnahm e g rö ß erer Investierungs- oder E xpansionsprojekte m it m ehr oder w eniger erheblichem K ap italb e d arf zu denken. Vielm ehr w äre zu prüfen, ob und inwieweit durch eine entsprechende M ilderung der Vor­

belastung (V erkehrskosten, Energiekosten, Steuern, Zin­

sen, Mieten, P achten usw.) im Rahm en der später noch zu behandelnden M aßnahm en gerade dem kleinen und m ittleren erwerbsuc-henden U nternehm er die Möglichkeiten einer E xistenzgründung oder zum m indesten Existenz­

erhaltung gegeben werden können. Z w ar ist das Problem gerade dieser V orlasten in seinen Einzelheiten schon wie­

derholt behandelt worden. Trotzdem feh lt bisher eine systematische und branchenweise angestellte Untersuchung seiner A usw irkungen a u f die E rh a ltu n g bisheriger und die Beschaffung neuer Erw erbsm öglichkeiten gerade für das K leinst-, K lein- und M ittelunternehm en. H ier liegen noch wichtige A ufgaben, deren Bedeutung sowohl im In ter­

esse der B ekäm pfung der Erw erbslosigkeit als auch im Sinne der Erzielung einer größeren K risenfestigkeit3) nicht unterschätzt werden sollte.

Sicherlich w ird es in D eutschland nach den Ereignissen des letzten Ja h re s zukünftig n u r in beschränktem Ausmaße möglich sein, etwa wie es die englischen Industriestädte z. Zt. versuchen, durch H eranziehung und pflegliche Be­

handlung der p rivaten In itia tiv e ausländischen K apitales die chronische Erw erbslosigkeit zu bekäm pfen, wenn auch dieser W eg niemals etwa von vornherein außer acht ge­

lassen werden sollte. D enn abgesehen davon, daß Deutsch­

land nicht so ohne w eiteres — auch nicht im mittel- oder gesam teuropäischen W irtschaftsraum — die gleichen An­

reizmöglichkeiten zu bieten verm ag wie E ngland im mehr und mehl- sieh abschließenden britischen W eltreich und W irtschaftsgebiet, w ird auch die zweifelsohne überall vor­

handene V ertrauenskrise der V erw irklichung derartiger Gedankengänge zunächst erhebliche Schw ierigkeiten berei­

ten. W o ra u f es aber fü r uns ankom m t, ist im Sinne des natürlichen V erlaufes einer jeden w irtschaftlichen W ert­

bildung von unten, also von der A rb e itsk ra ft aus durch zielbewußte Absenkung der V orlasten neue E rw erbs- und Existenzm öglichkeiten zu schaffen, um so nicht n u r zu neuer Konsum bildung, sondern auch zu einer W ieder­

anreicherung des uns so g u t wie überall fehlenden Eigen­

kapitales zu gelangen. A nsätze hierzu finden sich heute schon in zahlreichen und m annigfaltigen F ällen, z. B. auf dem Gebiete der K lein- u nd K leinstsiedelung städtischen

„V orraum es“ , dem K lein- un d K leinsthandel der Straße, den K lein- und K leinstw erkstätten in K üche und Keller, w orin so m ancher Erw erbslose heute versucht, sich einen neuen E rw erb und dam it eine neue E xistenz zu ver­

schaffen.

(3)

Stets aber fällt der öffentlichen H and die große V eran t­

w ortung vor Volk und Geschichte zu, die Voraussetzungen f ü r eine solche Entw icklung u nter Zurückstellung über­

steigerter fiskalischer Interessen zu schaffen und dabei gleichzeitig in großen Zügen die Richtungen und Grenzen zu weisen, in denen eine derartige Entw icklung in volks­

w irtschaftlich gesundem Sinne erfolgen kann.

W enn m an heute über „Arbeitsbeschaffungsprogram m e“

spricht, so meint man dam it allerdings n u r selten die vor­

erw ähnten Möglichkeiten, sondern die A r b e i t s ­ b e s c h . a f f U 11 g d u r c h A u f t r a g s e r t e i l u n g d e r ö f f e n t l i c h e n H a n d .

Die bisher bekanntgewordenen Vorschläge erstrecken sich, was die Arbeitsbeschaffung anbetrifft, so gut wie überein­

stimmend au f zusätzliche Arbeiten, die bisher infolge der finanziellen Notlage zurückgestellt sind, oder au f die I n ­ angriffnahme solcher Arbeiten, welche au f lange Sicht hinaus in volkswirtschaftlichem Interesse liegen. Im wesentlichen stehen hier folgende A rbeitsgruppen im V or­

dergrund 4) :

W irtsc h a ftsg e b ie t

A u ftr a g sw e r t und K apitalbedarf,

in M ill. RM

B en ö tig te A rb eitskräfte

in 1000

1. Verkehrsw esen . . bis 950 bis 445

11 R eichsbahn . . 100 30

12 R eichspost . . . 50 15

13 Straßenbau . . bis 800 bis 400

2. H ochw asserschutz . bis 230 bis 105

3. Landwirtschaftliche

M eliorationen . . . 200 120

M ilchwirtschaft . . 50 10

Hausreparaturen . . bis 500 bis 225

1,930 905

Andere Program m e sehen einen B etrag von 2 Mrd. RM bei N eubeschäftigung von 1 Mill. bisher Erw erbsloser mit ähnlich gelagerten A rbeitsplänen vor, so daß über Auf-

i) N a ch einem B erio h t des „ Z en tra la u ssch u sses ( ‘2 1 er A u s s c h u ß ) über d ie Hebung: der P r o d u k tio n , in sb eso n d ere d urch A rb eitsb esch a ffu n g “ des V orl. R eic h sw ir tsch a ftsra te s vom 1 ‘2. M ärz 1 9 3 2 .

bau und Ausmaß des Arbeitsbeschaffungsprogrammes an sich also eine weitgehende Übereinstimmung vorhanden ist. S trittig sind und bleiben im wesentlichen neben der A rt seiner Finanzierungsm öglichkeit die allgemein w irt­

schaftlichen Auswirkungen, welche von der Verw irklichung dieses Program m es zu erw arten sind.

2. Arbeitsbeschaffung und Erwerbsmöglichkeit In den Zahlentafeln 1 und 2 ist zunächst versucht, ein wenigstens angenähertes Bild über die kostenm äßige Zu­

sammensetzung der industriellen A rbeit und dam it die ent­

sprechenden Voraussetzungen fü r die Verw irklichung eines jeden Arbeitsbeschaffungsprogrammes zu geben. Hierbei kann bei der B eurteilung davon ausgegangen werden, daß von dem gesamten industriellen Umsatz im D urchschnitt etwa 25 bis 30 % au f nicht unm ittelbar oder m ittelbar industrielles Arbeitseinkommen darstellende A ufw endun­

gen (Im portstoffe, Zinsen, Steuern, Abgaben usw.) und die dann noch über den unm ittelbaren A rbeitsanteil hinaus­

gehenden Restbeträge au f zwischenbetriebliche B elieferun­

gen entfallen.

Versucht man sieh nun über die praktischen Auswirkungen d erartiger A rbeitsbeschaffungsprogramme au f die E r­

schließung neuer Erw erbsm öglichkeiten klar zu werden, so m uß m an daran festhalten, daß ih r W ertausm aß zunächst nur K apitalbedarf, bzw. sofern die Finanzierung aus bis­

her der W irtschaft nicht zur V erfügung stehenden M it­

teln sichergestelt ist, n u r eine E rw eiterung des bisherigen produktiven K apitalvolum ens darstellt, nicht aber schon von vornherein etwa Umsatz oder Arbeitslohn bedeutet.

Das ist wichtig und fü h rt von allein zu der F rage, welchen Einfluß die zusätzlich oder neu „beschaffte A rbeit“ au f die Entw icklung des Umsatzes bzw. die V erbesserung der verfügbaren Erwerbsm öglichkeiten zu haben vermag.

a) K a p ita lb e d a rf und Um satzvolum en

Bereits in meinem A u fsä tz e 5) „Individualw irtschaft oder P lanbew irtschaftung?“ habe ich au f die Zusammenhänge

5) T echn. u. W irtsch . H e ft 3 ( 1 9 3 2 ) S. 4 9 .

Z a h le n ta fe l 1. Die in d u s trie lle A r b e it im Rahmen d e r d e u ts c h e n W ir ts c h a f t a) in d e r G e s a m te n tw ic k lu n g

Jahr

G esa m t­

um satz

(In d ex )

in

A rbeitsein k om m en

% vom G esa m tu m sa tz in

G ele iste te A rb eitzeit

1000 S td ./P e r so n und jahr in

A rbeitsein k o m m en 1000 R M /P erson und Jahr

In sg e sa m t Löhne Insg esam t A rbeiter In sg esa m t A rbeiter

% Index o/o Index o/o Index % Index % Index o/o Index

a b c d e f g h i k 1 m n o

1926 100 33,3 100 22,2 1 00 2,27 100 2,26 100 1,81 100 1,67 100

100 100 100 i ü ö 100 100

1927 124 32,5 97 22,6 102 2,34 103 2,33 103 1,96 108 1,82 109

121 125 115 119 112 115

1928 133 33,0 99 23,1 104 2,34 102 2,32 102 2,11 117 1,99 120

132 138 116 120 113 116

1929 138 32,8 98 22,8 103 2,32 102 2,31 102 2,22 123 2,08 125

136 142 113 116 Ï Ï Ï 113

1930 111 35,5 107 23,6 107 2,28 100 2,26 100 2,20 122 2,06 124

118 1 1 8 . 97 96 98 96

1931 87 38,5 116 24,9 112 2,21 98 2,17 96 2,06 114 1,91 115

100 97 86 82 87 85

B e m e r k u n g : Als U m sa tzw erte w u rd en für die Jahre 1926, 1927 und 1929 die in der Z a h len ta fel 1 d es A u fsa tz es „W irtsch a ftsk u ltu r o d er R a u b b a u ? “ erm ittelten B eträge zugru nd e g e le g t (vergl. auch T ech n. u. W irtsch. H eft 4 1932 S. 74). D ie übrigen w urd en auf G rund der in A n m erkung 1 v erzeichn eten V erö ffen tlich u n g erm ittelt. E s w ird darauf h in g e w ie se n , daß die U m sa tzw e rte nicht das A u sm aß der Prod uk tion, so ndern den G eld w ert d es V erkaufes w ie d e r ­ g e b e n , a lso die L a g erb esta n d s- und P r e is b e w e g u n g m it enthalten.

Die obere Reihe d er In dices in den S p a lten d /f, h/k und m /o b ezieh t sich auf die E n tw ick lu n g der V erh ältn isziffern in den links davon steh en d en S palten . D ie untere R eihe der Indices b ezieh t sich auf die ab so lu ten Z iffern fo lg en d er W e r te : d /f A rb eitsein k o m m en , h k G e le is te te A rbeitzeit im Jahr, m /o B e sc h ä ftig te P erso n en im Jahr. S ä m tlich e In dices sind abgerun det.

(4)

Z a h le n ta fe l 2. Die i n d u s tr ie lle A r b e i t im Rahmen d e r d e u ts c h e n W ir ts c h a f t b) in d e r E n tw ic k lu n g nach W ir ts c h a fts z w e ig e n

A u f je 1 M illion RM U m s a tz w e r t en tfa llen In dices (1926 = 100)

B e sc h ä ftig te P e r so n e n

1000 g e le is te te A rb eitsstu n d en

1000 RM G esa m t- A rb eitsein k o m m en

B e sc h ä ftig te P e r so n e n

G e le is te te

A rb eits-S td . U m sa tzw e rt

1926 1929 1931 1926 1929 1931 1926 1929 1931 n% 1926 29/31 nO/o 1926 29/31 n°/o 1926 29/31

1. Bergbau, Salinenw esen, Torfgräberei 270 188 (245) 640 448 (541) 570 478 (554) 6,4 100 80

6,7 100 75

4,3 143 (88) 2. Industrie der Steine und Erden (ein-

sehließl. Baustoffindustrie)

293 232 292 688 555 660 495 488 572 3,2 113 81

3,2 116 78

3,3 143 81 3. Eisen- und M etallgew innung (Groß­

eisen und Metallhütten)

120 75 (125) 275 179 (275) 281 170 (254) 7,3 110 83

7,4 114 80

4,9 176 (80) 4. H erstellu n g von Eisen-, Stahl- und

Metallwaren

286 217 288 655 515 630 472 452 539 8,9 109 85

9,0 113 82

4,7 144 85 5. Maschinen, Apparate, Fahrzeugbau 222 154 178 515 370 395 420 356 375 4,3 119

88

4,4 123 85

7,4 171 110

6 . E lektrotechnische Industrie, F ein ­ m echanik und Optik

180 140 190 420 336 410 348 322 402 5,2 119 94

5,4 123 91

4,4 153 89

7 . Chem ische Industrie 83 71 88 198 171 198 166 169 192 2,5 113

96

2,7 115 91

5,7 133 91

8. Textilindustrie 159 140 (214) 355 326 (452) 202 226 (305) 9,7 109

94

9,5 114 89

11,2 124 (70) 9. Papierindustrie (E rzeugu ng und V er­

arbeitung) und V ervielfältigun g

176 149 190 415 357 430 381 382 445 4,6 112 97

4,7 113 93

4,7 131 90 10. Leder- und Linoleum industrie 126 101 (143) 291 239 (328) 213 214 (286) 1,2 102

87

1.2 105 86

1,8 128 (76) 11. Kautschuk- und A sbestindustrie 120 114 197 284 272 437 233 260 415 0,4 124

100

0,4 125 98

0,6 131 61 12. Holz- und Schnitzstoffgewerbe 369 275 375 855 655 850 785 740 970 8,2 107

86

8,3 110 85

4,1 143 85 13. M usikinstrum enten- und Spielwaren­

industrie

283 209 320 670 498 725 489 445 630 0,8 99

77

0,9 100 73

0,6 134 68 14. N ahrungs- und Genußm ittelindustrie

(Mühlen, Brauereien, Tabak)

79 66 82 185 158 212 136 142 190 11,8 107

99

12,2 108 97

27,4 127 94

15. B ekleidu ngsgew erbe 350 301 410 791 708 877 573 627 760 11,4 105

96

11,4 108 90

6,0 122 82 16. B augew erbe (einschl. N ebengewerbe) 339 267 356 678 538 711 662 622 810 12,8 120

74

11,2 120 74

6,9 151 71 17 W asser-, Gas- und E lektrizitäts­

gew in n u n g und -Versorgung

12 10 (12) 26 24 (30) 30 24 (29) 1,3 107

94

1,4 108 93

2,0 125 (88)

Gesamtindustrie 182 148 188 419 341 413 333 328 385 100,0 111

87

100,0 113 86

100,0 138 87

B e m e r k u n g : B e z ü g lic h der U m sa tz w e r te v erg l. die B em erk u n g zu Z a h len ta fel 1. D ie ein g ek la m m erten Z ah len w u rd en — w a s d ie U m sa tzw e rte anbetrifft — in d e x m ä ß ig a u f G ru n d d er a b so lu te n B e tr ä g e d e s Jahres 1926 errechnet. Säm tlich e In d ices sin d a b g eru n d et. M an b e a c h te, daß in fo lg e d er fix en B estandteile die E r g e b n isse d e s Jahres 1931 bei v ielen Industrien s o g a r g e g e n ü b e r 1926 erheblich u n g ü n stig e r g e w o r d e n sind.

zwischen Umsatzvolumen und K ap italb e d arf f ü r verschie­

denartige F orm en und W ege des W irtschaftens hingewie­

sen. M aßgebend d afür, welcher Jahresum satz mit einem bestimm ten, in diesem F alle also zusätzlichen K a p ita l- volumen gem acht werden kann, ist stets die jeweils erziel­

bare H äufigkeit des K apitalum schlages. D as gilt nicht n u r f ü r das einzelne Unternehm en, sondern in gleicher W eise selbstverständlich auch f ü r die gesamte W irtschaft.

Das gilt aber auch dann, wenn es sieh zunächst n u r um ein­

malige Investierungen handelt. Denn die h ie rfü r verw andten M ittel fließen ja über die verschiedenartigen A ufw endun­

gen f ü r M aterial, A rbeitslohn usw. w eiter in die K anäle der verschiedenen W irtschaftszw eige und w irken hier so­

lange umsatzbelebend, als sie nicht in irgendeiner Form und aus irgendeinem G runde wieder abgezogen werden oder im U m laufe, wie z. B. durch Ansam mlung hoher Lagervorräte, A ußenstände usw. zu stocken oder g ar ab­

zusterben beginnen.

Ximmt m an an, daß die f ü r den W arenum satz unmittel­

bar in B etracht kommenden Betriebsm ittel in Industrie und H andel heute durchschnittlich zweimal im Ja h re um­

geschlagen werden, was bei der derzeitigen Um satzschrum p­

fung eher zu hoch als zu niedrig angesetzt sein dürfte, so würde eine Ausweitung des G esam tkapitalvolum ens um 2 Mrd. RM nach der Seite der K onsum bildung hin einen zusätzlichen Um satz von 4 M rd. RM bedeuten. D as heißt also bei einem Um satzw ert im Ja h re 1931 von etwa 87 % würde das A rbeitsbeselm ffungsprogram m an sich eine Um- satzerhöhung um etwa 3,2 % a u f etwa 90,2 % gegenüber dem Stande von 1926 ermöglichen (vgl. Zahlentafel 1).

Die unm ittelbar hieraus verursachte U m satzbelebung wäre an sich also noch keinesfalls sehr bedeutend, wobei nicht zu vergessen ist, daß hier die Steigerung des Umsatzes nur durch die B ereitstellung eines entsprechenden M ehr-K api­

tales möglich wird, die heute bekannterm aßen nicht un­

beträchtliche Schwierigkeiten bereitet.

(5)

Will man also m it einem derartigen Arbeitsbeschaffungs- program m die heutige Erw erbslosigkeit in W ahrheit be­

käm pfen, so kommt es entscheidend d ara u f an, ob es ge­

lingt, dem hier gegebenenfalls zusätzlich eingesetzten K a p i­

tal eine im Sinne der U m satzsteigerung größere A usw ir­

kungsmöglichkeit zu schaffen. Oder mit ändern W orten, es w ird notwendig, au f dem W ege einer Intensivierung des Umschlages den durch das Arbeitsbeschaffungs­

program m zweifelsohne zu erw artenden W irtschaftsim puls zur Liquidierung festgefahrener Lagerbestände, A ußen­

stände usw., d. h. also zu einer K apitalfreisetzung bei gleichzeitiger Bereinigung einer übersteigerten betrieb­

lichen Verschuldung zu verwenden. Die so verfügbar ge­

machten K apitalbeträge müssen dann aber in der H a u p t­

sache zunächst, wenigstens im Rahmen der Gesam twirt­

schäft, zu einer weiteren U m satzsteigerung und nicht etwa sofort zu einer radikalen Abdeckung von K rediten be­

nutzt werden, ganz gleich ob sie nun fü r das A rbeits­

beschaffungsprogramm, frühere Investierungen o. dgl.

aufgew andt w orden sind. Denn werden au f dem Wege der K reditrückzahlung oder Anleihetilgung von den so freigesetzten K apitalien Teile der produktiven W irtschaft entzogen, so bedeutet das in jedem F alle eine Beengung der möglichen U m satzsteigerung und gegebenenfalls, wenn das Ausmaß dieser Beträge zu g roß wird, eine erneute zu­

sätzliche Um satzschrum pfung, sofern diese nicht durch weitere U m schlagintensivierung wieder ausgeglichen w er­

den kann. H ier ist also V orsicht und pflegliche Behand­

lung am Platze.

Um nu n f ü r die in unm ittelbarer V erbindung m it einem derartigen Arbeitsbeschaffungsprogram m zu treffenden M aßnahm en wenigstens einen ungefähren A nhaltspunkt zu gewinnen, sollte m an davon ausgehen, sich als Ziel einer derartigen Umsatzbelebung vorerst die W iedererrei­

chung des Umsatzvolumens von 1926 zu se tze n 6). Das bedeutet — ohne au f Einzelheiten hierbei einzu­

gehen — daß bei Beibehaltung des n u r um den K ap ital­

bedarf des Arbeitsbeschaffungsprogrammes vermehrten Gesam tkapitalvolumens die In ten sität des Umschlages und dam it also auch das Umsatzvolumen selbst um etwa wei­

tere 10 bis 12 % gegenüber dem Stande von 1931 gestei­

g ert werden muß. Die D urchführung einer derartigen Steigerung — darüber müssen sich alle Beteiligten klar sein —• ist, wenn sie in gesunder Weise erfolgen soll, keines­

wegs einfach und unter den derzeitigen V erhältnissen nur nach und nach zu erzielen. Aber sie liegt a u f der ändern Seite durchaus im Bereich praktischer Möglichkeiten, so­

fern man n u r ihre Voraussetzungen b ea ch tet:

1. D ie F reisetzung der festgefahrenen K apitalien bis zu einer Gesamthöhe von etwa 5 bis 6 Mrd. RM oder etwa 10 % des derzeit eingesetzten gesamten Umlaufvermögens, um den fü r das zusätzlich gesteigerte Umsatzvolumen von etwa 12,5 Mrd. RM im J a h r benötigten natürlichen Mehr­

k ap italb ed arf zu decken.

2. Die W iedereinreihung der freigesetzten A rbeitskräfte in die Konsumbildung und dam it auch irgendwie in den W irtschafts- und A rbeitsprozeß in einem A usmaß von etwa weiteren 2 bis 3 Mill. bisher Erw erbsloser mit einem Gesamtarbeitseinkommen und Gesamtkonsum von etwa 4 bis 5 Mrd. RM im Ja h r.

6) B e a c h te t w erd en m uß, daß es n och k ein e I n te n s iv ie r u n g des U m ­ sch la g es im S in n e d er k o n su m p tiv en U m sa tz steig e ru n g d a rstellt, w en n d iese e tw a d a d u rch erzielt w ird , d a ß sich der E rz eu g u n g s- u n d V e r ­ teilu n g sp ro ze ß s ta tt b ish er in v ie lle ich t 3, n u n m eh r in 4 S tu fe n v o ll­

zieh t (r e in fo rm a le U m sa tz ste ig e r u n g ).

Ob und inwieweit diese Forderungen im einzelnen zu erfü l­

len sind, das zu untersuchen, m uß ändern A rbeiten über­

lassen bleiben. In jedem F alle aber müssen beide A ktio­

nen zueinander parallel, sukzessiv und am besten b r a n - c h e n w e i s e und regional vorgenommen werden. Dabei m uß man sich aber von vornherein darüber klar sein, daß zunächst ein Teil dieser Beträge nicht zur unm ittelbaren Bildung neuen Konsumes, sondern zunächst zur wenig­

stens teilweisen Abdeckung bisheriger Konsum verpflich­

tungen verw andt werden wird, ganz gleich, ob dies nun den U nternehm er oder den A rbeitnehm er betrifft. Oder mit ändern W orten — zunächst w ird sich jene innere A us­

gleichung der heute o ft so unerträglichen S pannungen und dam it jener Bereinigungs- und Gesundungsprozeß be­

schleunigt abzuwickeln beginnen, von dessen endgültiger D urchführung so viel fü r die zukünftige W iederbelebung der W irtsch aft abhängen wird. H ierbei m uß jedoch von vornherein durch eine bewußte, wenn auch angemessene K reditbegrenzung d afü r Sorge getragen werden, daß sich die Steigerung des Umsatzes bzw. die Intensivierung des Umschlages nicht wieder in jenen Form en und au f jenen Wegen vollzieht, welche sowohl zu überm äßigen Investie­

rungen bei überm äßigen Verschuldungen, als auch zur Ja g d nach dem Absatz ohne Beachtung einer fü r alle Be­

teiligten erträglichen Preisbildung g eführt haben.

Gerade aber diese ziel- und verantw ortungsbew ußte F ü h ­ r u n g d e r W i r t s c h a f t v o n d e r K r e d i t s e i t e h e r , die sich dabei durchaus individuellen B edürfnissen anzupassen vermag, wird die einzelnen Unternehmen dazu zwingen, das vom S tandpunkt des K ostenaufbaues und der Preisbildung, des K apitalbedarfes und der K a p ita l­

begrenzung optim ale Umsatzausmaß unter Vermeidung einer übersteigerten Investierung au f dem Wege verbesser­

te r Disposition und O rganisation zu suchen7).

b) U m satzsteigerung und Kostenanfall

N un h at ja, wie bekannt, eine jede derartige Umsatzsteige­

rung eine weitere sehr wichtige Ausw irkung in R ichtung au f die R entabilität, ganz gleich ob sie sich schließlich im Sinne einer K apitalneubildung oder einer Preissenkung äußert. Nimmt man den durchschnittlichen Beschäfti­

gungsgrad der deutschen W irtsch aft im Ja h re 1931 m it etwa 35 bis 40 % der Volleistung an, und schätzt man den Anteil der festen K osten an den Gesamtkosten bei Volleistung im M ittel au f etwa 20 bis 25 % , so ergibt sich, gleichbleibenden P reisstand vorausgesetzt,

F a l l a F a l l b

bei einer U m satzsteigerung in

Mrd. RM um e t w a ... 4,0 16,5 eine selbsttätige K ostenersparnis

um etwa in °/o vom Umsatzwert 1,5 bis 2,5 6,0 bis 10,0 Kapitalwert 3,0 bis 5,0 13,2 bis 22,0 H ierbei gibt der F all a die E rsp arn is an, welche lediglich au f die durch das Arbeitsbesehaffungsprogramm unm ittel­

bar entstehenden Auswirkungen zurückzuführen ist, wäh­

rend der F all b darüber hinaus auch noch die durch eine Intensivierung des Umschlags vorhandenen E rsparnism ög­

lichkeiten in Rechnung stellt. E s liegt also — immer die entsprechende Umsehlagserzielung vorausgesetzt — an sich durchaus in dem Bereich der Möglichkeit, die Tilgung und Verzinsung der daraus sieh ergebenden Investierung

7) „ K a p ita lw ir tsc h a ft u n d U n te rn eh m e n “ , T echn . u. W irtsch . H e f t 1 2 ( 1 9 3 1 ) S. 2 8 5 .

„ W ir tsc h a ftsk u ltu r oder R a u b b a u ? “ , T echn . u. W irtsc h . H e ft 4 ( 1 9 3 2 ) S. 73.

(6)

om S tan d p u n k t der G esam tw irtsehaft aus zu gew ähr­

leisten und gegebenenfalls auch noch d arüber hinaus die bisher infolge der U m satzschrum pfung verlustbringenden U nternehm en a u f eine gesündere und erfolgreichere G rund­

lage zu stellen. D as aber bedeutet im G runde genommen nichts anderes, als d aß a u f diesem W ege auch die f ü r jede W irtsch a ft so notwendige K ap italersatzbildung sicher- gestellt werden kann, deren fortschreitende \ erknappung nicht n u r zu einer w eiteren U m satzschrum pfung und dam it einer V erengung der Erw erbsm öglichkeiten beigetragen hat, sondern auch die V oraussetzungen zukünftiger Lm - satzentw ieklung und zukünftiger Erw erbsm öglichkeiten in­

folge m angelnder E rn eu eru n g der W irtschaftsm ittel ge­

fährdet.

3. Arbeitsbeschaffung und Wirtschaftsentwicklung

W an findet n un auch heute noch vielfach in Theorie und P ra x is die A nsicht vertreten, daß jede Arbeitsbeschaffung, ganz gleich welcher A rt, K au f- und K onsumkr a f t bilde, die W irtsch a ft belebe und somit in gleicher W eise w irt­

schaftlich v ertre tb a r und nutzbringend sei. Zw ar w ird u nter dem E indruck der Ereignisse des letzten Jah res jetzt gegenüber frü h e r in der Regel hierbei eine E inschränkung gem acht: „sofern die F inanzierung gesichert und eine Be­

einträchtigung der W äh ru n g davon nicht zu befürchten is t“ . Trotzdem aber bleibt dieser Satz, w enn rein kon- sum w irtsehaftlieh gedacht, ein grundlegender und schwer­

w iegender Irrtu m . Das gilt auch dann, wenn „Sicherung d er F inan zieru n g “ nicht n u r die A ufbringung, sondern auch die T ilgung und V erzinsung der M ittel bedeutet.

Z w ar steht selbstverständlich im gesam ten W irtschaftsver­

la u f einer jeden A usgabe bei A eine entsprechende E in ­ nahm e bei B gegenüber. Auch verursacht eine jede solche A usgabe eine W ertbew egung, die in ihren etwaigen weite­

ren Folgen einen W ertkreislauf und darüber hinaus bis zu einem gewissen Grade eine W ertbildung (vgl. den vorigen A bschnitt) auslösen kann. Und somit verm ag auch jedes rein a u f eine derartige A usgabenbetätigung eingestellte A rbeitsbeschaffungsprogram m im Sinne der Verbrauc-hs- und Erw erbsbelebung zu wirken. A ber in welchem Sinne es w irkt — und eine W irkung ist in jedem F alle vorhan­

den — ist f ü r die W irtschaftsentw icklung im einzelnen wie in der G esamtheit entscheidend.

Is t näm lich eine solche Arbeitsbeschaffung, wie z. B. in der deutschen und am erikanischen W irtsch a ft des letzten J a h r ­ zehntes, überwiegend a u f die im m er w eiter getriebene S teigerung des öffentlichen oder p rivaten V erbrauches (konsum ptive W irtschaftspolitik) und nicht in erster Linie a u f die Entw icklung gesunder Erw erbs- und Existenz- m ögliehkeiten des eigenen Volkes gerichtet, so sind dam it bereits G efahrenm om ente im Sinne einer E rk ra n k u n g und Z erstö ru n g der eigenen P ro d u k tiv k ra ft gegeben. P a ß t sich dann auch die P ro d u k tiv k ra ft der W irtsch a ft einer der­

artigen V erbrauchssteigerung an und sind dam it einseitige V erlagerungen, Ü berspannungen und Anreicherungen in M arkt und B etrieb verbunden, so ist weiterhin bereits der Keim zukünftigen Niederganges gelegt. F ü h rt die A n­

passung aber zu einer immer weiter getriebenen Lösung der eigenen Erw erbs- und E xistenzgrundlagen von der M öglichkeit, die eigene P ro d u k tiv k ra ft im Sinne der mehr

unm ittelbaren Sicherung des eigenen Daseins und des eige­

nen 'S erbrauchs zu verw erten, so bringt die wechselseitige A erflechtung der W irtschaften verschiedener Völker eine immer m ehr wachsende A bhängigkeit von frem den E reig­

nissen und frem dem W illen und dam it auch die gerade heute offenkundige, an das Unmögliche grenzende Schwie­

rigkeit. im K risenfalle sich aus eigener K ra ft im eigenen Lande zu helfen. Die pflegliche E rh altu n g und Entwick­

lung der Erw erbs- und Existenzm öglichkeiten des eigenen Volkes, die ziel- und verantw ortungsbew ußte Schaffung der h ie rfü r notw endigen V oraussetzungen m uß somit den K ern p u n k t einer jeden W irtschaftspolitik und dam it einer jeden A rbeitsbeschaffung bilden, ganz gleich ob sie nun in L andw irtschaft, Industrie. H andw erk oder H andel ansetzt.

Nun ermöglicht aber einerseits lediglich eine im Sinne des technisc-h-wirtschaftlichen F o rtsch ritte s gegenüber früheren Jah rh u n d erten entwickelte V erbesserung der W irtschafts­

methoden, a u f gleichem Boden und in gleichem Raume einem wachsenden M ehr an Menschen verbesserte Erwerbs­

und Existenzvoraussetzungen zu schaffen. A uf der andera Seite aber stehen einer jeden w irtschaftlichen Betätigung, ganz gleich ob vom einzelnen ausgeübt oder von einer Ge­

m einschaft, stets n u r bestimmte und n u r in gewissen, wenn auch elastischen Grenzen veränderbare M ittel (K apital und K re d it) zur V erfügung. Beide bestimmen (s. o.) gleich­

sam w ertm äßig das Ausm aß, in dem gew irtscbaftet werden kann. E rfo lg t dann die erforderliche Verbesserung der Erw erbs- und Existenzm ögliehkeiten so, d aß zu ihrerDureh- fü h ru n g ein Überm aß an Investierungen von Anlagewerten aufgew andt w ird, so werden hierdurch dem f ü r den eigent­

lichen Umschlag der Betriebsm ittel (W arenbestände, A ußenstände, Gelder usw.) bisher verfügbaren Gesamt­

k ap ital B eträge entzogen, die notwendigerweise eine S chrum pfung des Umsatzvolumens (s. o.) verursachen müssen — es sei denn, d aß es gelingt, durch die Investie­

rung den Umschlag selbst entsprechend zu intensivieren oder den fehlenden B etrag durch K apitalneubildung aus den E rträ g e n der W irtsch a ft selber heraus zu decken.

W erden aber die durch den Intensivierungsprozeß gegebe­

nenfalls freigesetzten A rb eitsk räfte nicht rechtzeitig oder nicht in einem genügenden A usm aß neuen Erwerbsmög­

lichkeiten zugeführt, so tr itt hierdurch eine Schrumpfung der K au f- und K onsum kraft ein. E in Brachlegen und V erkümmern der zwecks Intensivierung geschaffenen, nun­

mehr aber nicht mehr genutzten und nicht mehr ersetzten P roduktionsm ittel, eine V ergeudung und Zerstörung von K ap ital, eine V erengung des lebensnotwendigen, stets aber an sieh schon begrenzten W ertausm aßes der W irtschaft ist also die notwendige Folge. X ur in wechselseitigem har­

monischem Ausgleich und F o rtsc h ritt von Erwerbsehaffung und K apitalbildung, A nlagenausbau und Umsatzbelebung lä ß t sich also eine W irtsch a ft entwickeln. Zu erreichen ist aber ein solcher W echsel von Ausgleich und F ortschritt n u r dann, wenn es gelingt, die w irtschaftliche Betätigung des Einzelnen wie d e r Gesamtheit in gesunden Grenzen und Bahnen zu halten und darüber hinaus ziel- und ver­

antw ortungsbew ußt S ch ritt f ü r S ch ritt die Voraussetzungen f ü r die E n tfa ltu n g neuer P ro d u k tiv k ra ft im Sinne der natürlichen Lebensentwicklung aus der A rbeit und dem E rw erbe selber heraus zu schaffen.

[13 6 9 ]

(7)

40-Stunden-W oche?

Von Dr.-Ing. G. PEISELER, Leipzig

Die g e s e t z l i c h e E in fü h ru n g einer starren 40-Stunden-W oche ist vom S ta n d p u n k t des Be­

triebsw irtschaftlers fü r den Maschinenbau abzuleh­

nen. Z u fordern ist jedoch die schnelle Anpassung der Betriebsleistung an den A uftragseingang durch H erabsenken der A rbeitzeit ohne Arbeiterentlassung, soweit dies die W irtsch a ft des Unternehmens zuläßt.

M uß darüber hinaus die Arbeiterzahl verringert werden, so sollen im W echsel fü r einen Teil der B e­

legschaft — höchstens fü r 50 % — Feierschichten von 4 bis 6 W ochen Dauer eingeschoben werden.

F ür jeden 48 W ochenstunden beschäftigten A rb eit­

nehmer zahlt der Arbeitgeber einen Ertverbslosen- Versicherungsbeitrag von a % des gezahlten Lohnes.

Der 48 W ochenstunden beschäftigte Arbeitnehm er zahlt den gleichen Beitrag. Die Beiträge sinken m it abnehmender A rbeitzeit, so daß sie fü r jeden 40 W ochenstunden beschäftigten Arbeitnehm er bei­

derseits nur a /2 %, fü r jeden 32 bis 25 Stunden be­

schäftigten Arbeitnehm er 0 % betragen. F ür jeden 24 W ochenstunden beschäftigten Arbeitnehm er er­

halten Arbeitgeber und Arbeitnehm er je a % des gezahlten Lohnes (oder feste Beträge) U nterstützung aus der Versicherungskasse, bei weiter abnehmen­

der Beschäftigung wird der S a tz erhöht.

A n H and der Zahlen der M aschinenindustrie wird gezeigt, daß au f diese W eise 250 000 Maschinenbauer mehr beschäftigt werden könnten, und daß trotzdem wöchentlich gegenüber dem bisherigen Unter­

stützungssystem beispielsweise 876 600 R M gespart werden würden; das sind rd. 4 % des heutigen Um­

satzes der Maschinenindustrie.

Große Sorgen werden durch größere Sorgen zurück­

gedrängt. So ist es verständlich, daß man sich mit dem Arbeitslosenproblem in der letzten Zeit weniger beschäf­

tigt, als es seiner Bedeutung fü r unsere W irtschaft ent­

spricht. M an m uß aber schließlich wieder d arauf zurück- kommen und, losgelöst von politischer Einstellung, die Lösung suchen. U nd zwar liegt dam it eine F rage vor, die auch den Ingenieur interessieren muß, und zu der er als W irtschaftler Stellung zu nehmen verpflichtet ist, da jede Regelung, ganz gleich, wie sie getroffen werden sollte, un­

bedingt in seinen W irtschaftsbereich entscheidend ein- greifen muß.

Die gesetzliche 40-Stunden-Woche ist abzulehnen

W enn w ir uns m it dieser F rage beschäftigen wollen, so ist es zweckmäßig, von etwas Bestimmtem auszugehen, und so sei ü berprüft, was z. B. eine gesetzlich eingeführte 40-Stunden-W oche f ü r die W irtschaft des Maschinenbaues bedeuten würde.

F ü r Betriebe, die bei E inführung einer gesetzlichen 40- Stunden-W oche weniger als 40 W oehenstunden arbeiten, ist die N euregelung belanglos, es sei denn, daß sie dazu gereizt werden, durch weitere Entlassungen a u f die neue gesetzliche A rbeitzeit heraufzugehen. Die 40 Stunden arbeitenden Betriebe bleiben ganz unberührt. Bei den 48 Stunden beschäftigten Betrieben wäre zu unterscheiden, ob die vorhandenen W erkplätze teilweise leer stehen, oder ob sie alle besetzt sind. Im ersten Falle könnte bei H er­

absetzung der A rbeitzeit von 48 a u f 40 Stunden die Beleg­

schaft im gleichen V erhältnis vergrößert werden, die ge- wollte W irkung: „V erringerung der Zahl der Arbeitslosen“

wäre dam it erreicht. Im ändern F alle würde eine w irt-

Z a h le n ta fe l 1. H e r s te llu n g s k o s te n in A b h ä n g ig k e it von den W o c h e n a rb e its t u n d e n

Wochen­

arbeit­

stunden Steige­

rung der Gemein­

kosten

%

Material Fertigung Sum­

men

Steigerung in Kosten

Ge­

mein­

kosten Lohn Ge­

mein­

kosten % %

48 33 3 10 27 82

40 12 33 3,36 19 30,2 85,56 3,56 4,2

32 26 33 3,78 19 34 89,78 7,78 9,5

24 47 33 4,41 19 39,7 96,11 14,11 17

16 87 33 5,61 19 50,5 108,11 26,11 32

8 304 33 12,1 19 109 173,10 91,10 110

schaftsw idrige Drosselung der offenbar gesunden Betriebe verlangt, denn die A rbeiten des vielleicht mit. Sonder­

anlagen ausgerüsteten W erkes sind nicht anteilig au f frem de Betriebe aufzuteilen.

W o. aber arbeitet man noch 48 W ochenstunden? Bleiben w ir deshalb im Rahmen der heutigen Verhältnisse. Ge­

legentlich der D iskussionstagung des Reichskuratorium s f ü r W irtschaftlichkeit konnte ich folgende D aten gemäß Zahlentafel 1 gegenüberstellen. I n einem bestimmten Be­

trieb steigen bei einer K ürzung der Arbeitzeit von 48 bis au f 8 W ochenstunden m it Rücksicht au f das V erhältnis der festen zu den veränderlichen K osten die F ertigungs- Gemeinkosten um 304 % . Diese Gemeinkostensteigerung

— eingesetzt in die Kostenrechnung — ergibt eine Steige­

rung der H erstellungskosten um 110 % . Die schaubild­

liche D arstellung dieses Ergebnisses in Abb. 1 bringt das gefährliche Ansteigen der Herstellungskosten in A bhängig­

keit von der A rbeitzeitkürzung besonders k lar zum Aus­

druck. Betrachten w ir dazu Abb. 2, in der einmal ein Leistungswert des Maschinenbaues im Ja h re 1928 d ar­

gestellt ist als das P rodukt aus 533 000 ( = Zahl der damals beschäftigten A rbeiter) und aus 48 ( = Zahl der damaligen W ochenarbeitstunden). Der entsprechende Lei­

stungswert ist fern er dargestellt fü r die heutigen V erhält­

nisse, wo nur noch 233 000 A rbeiter durchschnittlich 36,5 Stunden beschäftigt sind. W ürde man die alte Beleg­

schaft von 533 000 A rbeitern fü r den gleichen Leistungs­

w ert ansetzen, so würde diese die heute vorliegende A rbeit in 16 W ochenstunden erledi­

gen. W ir sind also im Maschi­

nenbau von der norm alen Be­

schäftigung heute soweit ent­

fernt, daß m it einer S teige­

rung der H erstellungskosten um 32 % im angezogenen Beispiel zu rechnen ist.

Nach dieser F eststellung ist zu überlegen, ob die Steige­

rung der H erstellungskosten g rö ß er sein w ird bei Beschäf­

tigung der vollen Belegschaft in 16 Stunden oder der 233000 A rbeiter in 36,5 Stunden.

Schon beim Stellen dieser F ra g e werden w ir uns sagen müssen, daß eine allgemein gültigeA ntw ort nicht gegeben werden kann, da in besondern F ällen besondere Bedingun­

gen entscheidend sein können.

W ohl aber w ird fü r alle F älle gleichm äßig zu beachten

A b b . 1. S te ig e ru n g d e r H e r ­ s tellu n g s ko s te n bei a b n e h ­ m enden W o c h e n a rb e its tu n d e n

(8)

Arbeiter

A b b . 2.

A r b e its w e rtim M a ­ s c h in e n b au 1 9 2 8 und A n fa n g 1 9 3 2

sein, daß die f ü r längere Z eit aus dem Gebrauch heraus­

gezogenen B etriebsanlagen — ganz gleich ob Transm issio­

nen, M otore, M aschinen, G eräte oder W erkzeuge — e r­

fahrungsgem äß außergewöhnlich hohe K osten verursachen, sobald sie w ieder gebrauchsfertig eingereiht w erden sollen.

N atürlich ist die Lohnabrechnung f ü r die kleinere Beleg­

schaft billiger, doch d ü rfte diese K ostensenkung und noch andere dazu durch die späteren E inriehtekosten der nach der D auerkrise w ieder einzustellenden, dem Betrieb monate- oder g a r jah relan g entfrem deten A rbeiter mehr als ausgeglichen werden. D urch U m stellung von W erk statt und O rganisation lassen sich bei V erm inderung der Beleg­

schaft T ran sp o rt- und A ufsichtskosten, im W inter auch Heizungs- und Beleuchtungskosten sparen, aber bei der P lan u n g solcher U m stellungen d a rf nicht vergessen werden, daß die Um stellungskosten zweimal anzusetzen sind, und daß bei jeder Schwankung des Beschäftigungsgrades nach oben m it einer B ehinderung der F e rtig u n g gerechnet w er­

den muß.

Diese und die entsprechend a u f andere K ostenarten aus­

gedehnten Ü berlegungen zeigen, daß durchweg Vorteile durch Nachteile w ieder ausgeglichen werden, und tatsäch­

lich liegt es auch weniger an der H öhe der K osten, daß manche B etriebe zur A ufrechterhaltung hoher A rbeit­

stundenzahlen sieh f ü r A rbeiterentlassung entschieden haben. Ausschlaggebend ist in den meisten F ällen die F ra g e der Lieferzeit. W enn die großen Gußteile einer M aschine tagelang a u f großen W erkzeugm aschinen zu be­

arbeiten sind, so ist die Gesam tbearbeitungszeit der zur L ieferung gehörenden Teile durch die verfügbaren A rbeit­

stunden der großen W erkzeugm aschinen und nicht durch die A rbeiterzahl bedingt. D as E ntsprechende gilt, wenn der A u ftra g eine N eukonstruktion verlangt, die von einem F achkonstrukteur erst grundsätzlich erledigt sein muß, bevor durch ein M ehr an K onstrukteuren eine fehlende A rbeitstundenzahl ersetzt w erden kann. Auch R e p a ra tu r­

arbeiten, die j a der K unde im m er sofort erledigt sehen will, verlangen eine möglichst dauernde A rbeitsbereit­

schaft. Dazu kommt aber noch, daß die V ertriebsabteilung möglichst täglich in B ereitschaft sein m uß; das wiederum bedingt die entsprechende Anwesenheit der technischen A uskunftstellen, und so drän g t auch diese Überlegung a u f möglichst viele A rbeitstage in der W ocbe hin.

A ber auch bei w enig W ochenarbeitstagen lä ß t sieh vor­

übergehend f ü r einzelne W erkplätze eine höhere W ochen­

stundenzahl herausholem Denn wenn bei norm aler K on­

ju n k tu r an den T agen M ontag bis F re ita g im allgemeinen je 8,5 Stunden gearbeitet w ird, so m uß es unbedenklich sein, w enn m an verlangt, d aß in K risenzeiten an den die Lieferzeit bedingenden W erkplätzen zeitweise täglich 9 un d auch m ehr Stunden gearbeitet wird.

N ach all diesen V orüberlegungen können w ir sagen, daß bei zurückgehender K o n ju n k tu r ein H erabsetzen der

W oehenarbeitzeit a u f 40 Stunden n u r dann unbedenklich erscheint, wenn m an einerseits f ü r bestimmte F älle 9 und m ehr Stunden A rbeitzeit zuläßt, und wenn anderseits keinesfalls ein Zw ang a u f die Betriebe ausgeübt wird, die alle W erkplätze belegt und f ü r die gesamte Belegschaft 48 Stunden B eschäftigung haben. D as fü h rt aber dazu, die gesetzliche E in fü h ru n g einer 40-Stunden-W oche vom S tandpunkte des B etriebsw irtschaftlers f ü r den Maschinen­

bau abzulehnen, zumal bei dem heutigen Beschäftigungs­

grad eine H ebung der Zahl der B eschäftigten nicht zu er­

w arten ist.

Ein Lösungsversuch

Doch m it solch einer negativen F eststellung ist der Sache wenig gedient, denn e i n e b e s s e r e L ö s u n g als die z. Zt. geltende m u ß g e f u n d e n w e r d e n . Und viel­

leicht ist eine solche in den V orüberlegungen schon zum Teil enthalten, wenn w ir diese durch einige Sätze er­

gänzen.

Bei einer schicksalverbundenen N ation soll das Allgemein­

wohl dem Einzelwohl vorgehen, dabei ist zugleich zu be­

denken, daß die V ernichtung eines Einzelwohls zugunsten des Allgemeinwohls als sinnw idrig unterbleiben muß.

Davon ausgehend m uß m an sich a u f folgende grundsätz­

liche Lösung einstellen: V o r a b e i n e A u f t e i l u n g d e r v o r h a n d e n e n A r b e i t a u f d i e A r b e i t s ­ f ä h i g e n , d a n n e r s t e i n e V e r t e i l u n g v o n U n t e r s t ü t z u n g e n a n d i e e r w e r b s l o s b l e i ­ b e n d e n .

H ieraus ergeben sich die durch Gesetz festzulegenden Be­

stimmungen fa s t von selbst:

1. A npassung der Betriebsleistung an den A uftrags­

eingang durch H erabsenken der Arbeitzeit ohne A r­

beiterentlassung, soweit dies die W irtschaft des U nternehm ens zuläßt.

2. M uß aber darüber hinaus die Arbeiterzahl v errin­

g ert werden, so sollen im Wechsel fü r einen Teil der Belegschaft — höchstens f ü r 50 % — Feierschich­

ten x) von 4 bis 6 W ochen D auer eingeschoben werden.

3. F ü r jeden 48 W ochenstunden beschäftigten Arbeit­

nehm er zahlt der A rbeitgeber einen Erwerbslosen- V ersieherungsbeitrag von a % des gezahlten Lohnes.

D er 48 W ochenstunden beschäftigte Arbeitnehmer zahlt den gleichen B eitrag. Die B eiträge sinken mit abnehm ender A rbeitzeit, so daß sie fü r jeden . 40 W ochenstunden beschäftigten A rbeitnehm er bei­

derseits n u r a /2 % , f ü r jeden 32 bis 25 Stunden be­

schäftigten A rbeitnehm er 0 % betragen. F ü r jeden 24 W ochenstunden beschäftigten A rbeitnehm er er­

h alten A rbeitgeber un d A rbeitnehm er je a % des gezahlten Lohnes (oder feste B eträge) U nterstützung aus der V ersicherungskasse, bei w eiter abnehmender B eschäftigung w ird der Satz erhöht.

N atürlich brauchen w ir zu dieser N euregelung au ß e r eini­

gen Übergangs- und A usführungsbestim m ungen den guten W illen aller Beteiligten. Jedenfalls ist bei der Verwirk-

1) D ie s e v o n m ir w ied er h o lt v o r g e sc h la g e n e n n n d im J a h re 1 9 2 6 m it Z u stim m u n g d es S ä c h sisc h e n A r h e itsm in iste r iu m s p r a k tis c h m it. E rfolg d u r c h g efiih r ten F eier- od er W e c h selsc h ich te n so llte m a n k e in e s fa lls mit

„ K r ü m p er sy stem “ b ezeich n en , d en n m it d esse n E ig e n tü m lic h k e it haben sie ja g a m ic h t s zu tu n . A u c h d em s o g e n a n n te n „ A u s s e tz e n “ sin d sie k e in e s fa lls g leic h zu setze n , da d ie B e tr ie b s le istu n g f ü r e in e v o n der F e ie r s c h ic h t u n a b h ä n g ig e Z eit h e ra b g ese tzt w ir d u n d n u r d ie N am en d er A rb e iten d e n , n ic h t ab er d ie B e tr ie b s le istu n g e n s ic h ä n d ern . 8 16 ZV 31 ¥0 VS 0 8 16 2¥ 3Z ¥0 ¥8

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2) Vergl.. daß überhaupt infolge ungleichen Versinkens1 der Rollbahn nicht Widerstände hervorgerufen werden, die eine Bewegung ganz unmöglich machen. Zweck und

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