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Die Verfassung : Wochenblatt für das Volk, Sonnabend, 13. Januar, Nr 2, 1866

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Sonnabend, 13. Januar. M2. 1866. 3.Jahrgang.

Die

Verfassung.

Wochenölartseitdas Welle

(;s:heintjeden Sonnabend. Preis VierteljähkiichbeiallenPreuß. otantalten 41 Sr.,beidenaußerpreußischenotan alten 7574 Sgr.,inBerlinbeiallenZeitungs-Sped1teurenincl.BotenlohtipesSgrqinderX2ExpgedittomTaubenstn27, 41-2SåkzsJnseratest

dieZeile3Sgr,

Berathenodernicht.

Wie unsern Lesernbekanntist,»habenwir uns»dahin ausgesprochen, daßesrichtigerware, wenn das in d·en nächstenTagenzusammentretendeAbgeordnetenhaussich aufeineBerathung des ihmvor ulegendenEntwurfs desStaatshaushalts garnichteinliee, davoraussichtlich

nneineEinigungmitdergegenwärtigenRegierung doch nichtzu denkensei. AuchandereBlätterderliberalen ParteiundeinzelneMitgliederdesHauses selbsthaben indiesemSinne geschriebenundgesprochen.Dagegen ist

—- gleichfallsausderMitte der Partei Widersprucher- oben wordenundineinerkürzlichinBerlin abgehal-

tencnVersammlungeinerAnzahlvon Abgeordnetensoll

sichdieMehrzahlderAnwesendenfürdieBudget-

bekathungausgesprochenhaben. .

Aus dIeseUThaisachen glaubtdie ReactionKapital machenzUkennenUndirrihrenBlätternlesenwireinen Triumphartikelnachdem andern» Wernichtsalsdiese Artikel»liest-sollte Wirklichglauben,dieMitgliederder Fortschrittsparteiseien soaneinandergerathen,daßder Streit nur durcheinenVernichtungskqmpfausgetragen werden könne« Die Freudedarüber istebensogroß, alssiekurzseinwird.-

WirgönnensiederKreuzzeitungs- parteivon ganzemHerzen, dennsie hateinenBalsam nöthigfürdietiefenWunden,welcheihr durchdenvor kurzemausgefochtenenbitternKampfzwischendemHm von GerlachunddemAbgeordnetenWagenergeschlagen -12Urd»en-FürdieKreuzzeitungsparteiist einsolcher

Streit allerdings sehr empfindlich·Sie stehtundfällt mit dem SatzeStahl’s:»Autorität,nichtMajorität!«

(«AUsth,smchtMehrheit!)

Weichenalteeinzelne MitgliederdieserParteiin ihrenAnsichtenvon einanderab,somuß jeder suchen einegrößereAutorität,eingrößeresAnsehnals der anderezugewinnen. Durchseine Gründe dieMehr- heit derParteiaufseineSeitezubringen, nütztihm Nichts-«da jadasWesenderPartei inderNicht- anerkennnngder Mehrheit besteht. Deßhalbmuß jedeMemungsverschiedenheitunter denFührernder KreuzzeitungsparteiineinenpersönlichenStreit ausarten

unddaher istesauchgekommen,daß Herr Wagenerin seinemStreite mitHm von Gerlachzuverstehen gab, man müssediesenalseinentodten-Mann betrachten.

» Ziehtman nun nochdieSchwächederganzen Partei mBetracht,sobegreiftessich,wieempfindlichderartige Streitigkeitenfür dieselbesein müssen.EineSpaltung kanndiePartei jagarnicht vertragen, sonstkämeesja

kallddtdahimdaß jedesMitgliedeinePartei für sichallein

Ie e .

« Weilesnun so bösemitdieserParteiaussieht,so kann man esihr nicht verdenken,wenn sie sichfreut, d«aß»esihren Gegnern ebenso schlecht geht.Freilich hat siem ihrer Freudeaus der Mückeeinen Elephanten gemacht.Jn derFortschrittspartei besteht nämlichnicht, wie»beiihr,ein Streit überGrundsätze,sondernnur eine

Meinungsverschiedenheitüber denWeg,welcherin einem einzelnen bestimmten FallzurErreichungdesvon Allen

erstrebtenZielesbetreten werdensoll.Außerdem istdie erprtschrittsparteinochdadurchimVortheil, daßsieden Grundsatz:dieMehrheit hatzu entscheiden, an-

erkersntDeßhalh»werdendie Meinungsverschiedenheiten beiIhr durchGrunde, nicht durchpersönliche Kämpfe

ausgäegrageörbs

-

Ir aen unere Ani t, da die"esJahr das

SiaatshaushaiisgesetzinangeiktrWeisealslbisherbehan- deltwerdensolle,gewiß erst nachgründlicherPrüfung der ganzenLageunseres Vaterlandes gewonnen. Nichts desto wenigerwerdenwirunssehr hüten-dieMehrheit desAbgeordnetenhauses,wenn sie unseremRathenicht folgensollte,als einetodtenndzubegrabendePartei zubezeichnenWir undallediejenigenParteigenossen, welcheunsere Ansicht theilen,werdennievergessen, daß derBefehlshaber,welchemdieganze Partei in dem gemeinsamenKampfezufolgenhat,kein anderer istals eben DieMehrheitderErwähltendesVolkes. Unter diesem gemeinsamenZeichenmüssenalleStreiter für dieVolksrechiekismpfenVonihrerAusdauerundEinig- keithängtderkunftigeSiegab. Berathenodernicht Berathen isteineFragevon untergeordneterBedeutung gegenüberdemeigentlichenPalladium,demSiegespreis, um welchendie ganze liberaleParteivereintkämpftund

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auchinZukunftzustreitenhat.Dieses Palladium aller

Volksrechteist: .

Das GeldbewilligungsrechtderBolksvertretung.

Politische Wochenfchau.

Preußen.VondenVorlagen,welchedieRegierungdem inwenigen TagenzusammentretendenLandtagemachenwird, verlautet bisjetztnochnichtsgenaueres weiter, alsdaßdie Regierun das Budget vorlegenwird. Daß sich dasselbe nichtwesentlichvon denBudgetvorlagenderletzten Jahre unterscheidenWird,stehtfest-Man spricht außerdemdavon, daßdieRegierungeineAnleihezum ZweckederErweiterung der Marine fordernwerde. Auch dieVorlageeines Koalitionsgesetzes erwartet man, aberdanichtvoraus- zusehenist,daßdieRegierungdiesesGesetzsoeinrichten wird, wiees dieGrundsätzerichtiger Volkswirthschaftver- langen,sodarfman auchdarauf nichtallzugroßeHoffnungen setzen.UeberdenUmstand, daßdieallgemein ersehnteVor- lagewegenAufhebung der Wuchergesetze nichtzuer- warten ist,sprechenwir ineinembesonderenArtikeldieser Nummer.

Die Thronrede soll,wieman hierhört,reinforinell gehalten sein. Mit dieserNachricht schwindet natürlichdie Hoffnungallerderer,welche glaubten,dieRegierungwerde noch der letzten SessiondesjetzigenAbgeordnetenhauses versuchen, durchein Eingehenauf dieWünscheundFor- derungenderMajoritätdesAbgeordnetenhauses,eineBei- legungdesKonfliktesherbeizuführen.Wäresoetwas beab- sichtigt, sowiirdedieThronrede unzweifelhaft Andeutungen

darüberenthalten. :

Man erinnert sich,daßdieofsiziösenSchreiber fortwährend darauf aufmerksam machten,wiereichliche Geldmittelbeider Regierung vorhanden seien,wie.sie,sozusagen, im Gelde schwimme.Damit stimmt sehr schlechtdieNachrichtüberein, daßder Kronsideikommißhier in Berlinallevonihmauf Hypotheken ansgeliehenenGelder gekündigthat. Wieman

sagt, beläuft sichdieSumme aufmehr als2Mill.Thaler.

Wir habeninunserervorigenNummer denUmstand berührt, daßder AbgeordnetedeszweitenBerliner Wahl- kreises,Dr.Johann Iacoby, wahrscheinlichverhindert sein wird,denerstenVerhandlungendesAbgeordnetenhausesbeik zuwohnen.Wir hattendamals das EndeseinerHaftauf den 26.Februar d.J. angegeben.Das isteinJrrthum.

Jacoby istam 26.AugustinsGefängnißgegangen und endet seine sechsmonatlicheHaft, dajederMonat nur zu dreißig Tagen gerechnetwird, schonam 22.Februar.An diesemTagemußeralsoentlassenwerden. Esistnun aber WährendderZeitseinerHafteinzweites Urtheil, welches auf vierzehnTage Gefängnißlautet, gegenihn rechtskräftiggewor- den, undeswirdnun behauptet, Jacobjy müsse auchdiese Strafesogleich abbüßen.Wirhebenhervor,daß durchdie nicht ganz klareFassungdesArt.84derVerfassungeszwei- felhaftist, ob dieRegierung einem AntragedesHauses auf Freilassung Jacoby’s schon währendderDauer derersten Haft Folge gebenmuß, aberwasdie zweiteStrafhaft betrifft, sodaskann dieRegierung dieselbenur dann anordnen,wenn

L)"lbgeordnetenhaus ausdrücklichseine-Geneh- migung zuder Verhaftung Iacoby’s giebt. Es greiftindiesem Falle ganzunzweifelhaftder·Wortlautdes Art.84derVerfassung Platz, daß »keinMitglied einerKam-

mer ohnederen Genehmigung währendderSitzungs-

periodewegeneinermitStrafe bedrohten Handlung ver- haftet werden könne«. Die»Verhaftung«zurStrafabbw ßiing liegtaber vor am 22.FebruarinderStunde,wo Jacobh, nachabgebiißterStrafe wegenMasestatsbelei-

digung,zu entlassen ist. Er wird aufs Neue der Freiheitund damit seiner WirksamkeitalsMitliedder Landesvertretungentzogen ob erzufälli skchschon innerhalbder Mauern-»des Gefängnissesbesindet,wäh- rendman mitderVollst..-ckungderneuen Strafe gegen ihn vorgeht,kann in derSache nichtden geringsten Unterschiedmachen.Auchdiejenigenalso, welcheesbe- zweifeln,obdieUnterbrechungeiner schonangetretenenStrafe SFitensdesHauses verlangtwerdenkann,werden zugeben m·ussen,daßvor derneuen Strafvollstreckungam22.Februar die Regierung gehalten ist, dieGenehmigungdes Hauses nachzusuchen.

Oesterreicls.Man macht in WienganzernstlichAnstren- gungen, sichderWeltgegenüberalsliberal zuzeigen.So istinderletzten WocheeineAmnestie fürdieVenetia- rier undeinStatut fürdasKönigreichVenedig erschienen.

WelchesderInhalt desStatuts ist,darüber verlautet noch nichts,aberman glaubt,daßdurch dasselbeden Venetianern eine Landesvertretungbewilligtworden ist.Es wirddieses Statut»vielfachalseineFolgedesfranzösisch-österreichischen Bundnisses,vonwelchemjetzt so viel die Redeist, angesehen.

Oesterreich bewilligtdenVenetiaiiern eingewisses Maaßder Freiheit,unidadurch FrankreichdieMöglichkeitzugewähren, beieinem etwaigen AngriffItaliensaufOesterreich behufs BefreiungVenetiens,diesemseineUnterstützungzuversagen.

Obesdadurch seinen Besitzsiandin Italiendauernd sichern wird,scheintuns zweifelhaft DieFragederAussöh- nung mitUngarn ist nochimmer aufdemaltenFlecke;

trotz alleroffgiösenVersicherungendesGegentheilskönnen wirdochdie erniuthung nichtunterdrücken,daß die Sache schließlichan derFinanzfraescheiternwird. Zwar ist das neue österreichischeBudget oabgefaßt,daßman daraus auf einebedeutende BesserungderFinanzlage schließenkönnte;

aberKenner solcherSachen meinen,das wirklicheResultat werdevon derVorlage sehrbedeutendabweichen. Immerhin istaberderguteWille,dersichbeiallenGelegenheitenzeigt, sehr anzuerkennen,undgehörtesnichtzu denUnmöglichkeiten, daßderErfolgdiewiederholtenernstlichgemeintenAnstrengun- genzurHerbeiführungbessererZuständekrönt.

Spanien. InSpanienist einAusstand ausgebrochen, überwelchenwirhiereinekurze Skizze folgen lassen. Wir bemerken aber dabei,daßalleNachrichtenmitdergrößten Vorsichtaufzunehmensind,daman besondersinParisdas größteInteresse zeigt, diesenAusstandalsganzunbedeutend darzustellen.Esist sehr wohl möglich,daßdieNachrichten, welchewirüberacht Tageunseren Lesernmittheilen,ganz anders lauten werden. Schon jetztwirft dieNachricht,daß Bareelona unruhig ist,einscharfes Licht aufalleNach- richten, welchedenStempelderRegierung tragen.· ·

DerAusstand,welchervon demGeneralPrtm geleitet wird,war nachallensrühernNachrichten M«dekallgemeinen Stimmungund Lage begründet.Es herrschteallgemeine UnruheundGährung,nur unterbrochendurchdieLobgesänge deroffiziellenPresseaufdie»RUheIm Königreiche«·—- Da plötzlichflogam3.d. M. Morgens9UhrmitBlitzesschnelle durch Madrid die Kunde-»zwe!Reiterregimenter,daseine inAranjuez, dasandereInOcanna, hätten sichinver- wichenerNachtempörtundseienohneihre Obersten, Oberst- lieutenants undeinem-Theilder andern Offizjereausgerückt,

man wisse nichtUJthILEinigeStunden spaterward diese Nachrichtvom Ministerium bestätit,undnun fandendie übertriebenstenGerüchtegläubigeOhren,eshieß: dieseRe- gimenterseienimAnmarscheaufMadrid»;dieBesatzungvon Alcala habemitihnen sichbereitsvereinigt,dievon Sara- gossa,BareelonaundValladolidhätten sichgleichfallserhoben,

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mehrereGenesknleständenanderSpitzeundauchder Madrider Garnisonwerdestark mißtraut.Sowar esUhrgeworden, alsGeneralZabala miteinerKolonne vonvierBataillonen, vierSchwadronenundzweiBatterien von Madiid gegen die Aufständischenabzog,währendeinestärkereKolonne unter Serrano zum Nachschubegebildetward·Sämmtlichezu Madrid inderDisponibilitäkbesiUPIIcheUGenerale wurden sofortam Ztenins Kriegsministeriumbeschieden: Prirn fehlte. Jndeßwar eilendsdieSchloßwacheverstärktworden.

O’Donnell eiltevon KasernezuKaserneundüberallwurde derRuferlangt: »EslebedieKönigin!«JmKongresse gab PosadaHerreraMittheilungvondemAufstandezweier RegimentermitdemZusatze,dieRegierung ,,rechne«auf rasche UnterdrückungDie Regierun trafindeß Vorkehrung,um inderHauptstadtbeiderleisetenGefahrdasStandrechtzu verkündigen.Die»Jnsurgenten«standen, wieman in Madrid Abendserfuhr,am Morgendes3teninArganda,vier

Weg-

stundenvon derHauptstadt. Die MadriderGarnison beste)t aus 6000 Mann Elitetruppen. MitderAusführungder Vorsichtsmaßnahmenam3tenerfolgteschondie Proklamirung des Standrechts, dieSchließungaller Vereine unddie einstweiligeUnterdrückungallerOppositionsblätter;dieThea-

ter dagegenbliebennoch offen.Alsam3tenderMinister

desInnern inderKammer dieJnsurgentenals.,Faetiose««

bezeichnete,riefderFortschrittsinannSignerolademMinister

-su, ermöge doch nichtvergessen,daß er,«jetztMinisterdes

nnern, imJahre1854 ganz genau durch dieselben

Mittel sichzurMachtaufgeschwungen,unddaßdieEhr- geizigenvonheuteesnurmachten,wieesihnen sooftvor- gemachtwordensei.DieThatsacheist richtig,aber diejetzt im Kabinet sitzendenEnipörervon 1854wolltenbloseinen SturzderRegierung, währenddiejetzige Bewegungdirekt aufdenSturz der Köni inJsabella H.selbstlosgeht.

Prim, einehr eiziger, ührierundunternehmenderMann, solldieAbsichthaen,sichzum,,Regenten«proklamiren zu lassen. Die amtlichen NachrichtenausMadrid können wirvollständigunberücksichtigt lassen,dasiedengewöhn- lichen ofsiziellen Schnitt tragen. DiesenAngaben zufolge müßte eigentlich schonjetzt Allesvorbeisein.Wielächerlich dieofsiziellenBulletins abgefaßtsind, gehtdaraushervor, daß dieselbenreelmäßigmitderPhrase schließen,daßAllesaus sei.Sos ließtdasTelegrammvom 6.Januar: »Die auf- ftändischeBewegung sindetnirgendsAnklang,unddie voll- ständigeRuheherrschtinMadrid undin denProviuzen«;

unddas Telegrammvom 7.Januar: »Ja allenProvinzen herrschtvollkommene Ruhe. General Prim irrt inder Mancha umher. Niemand zweifeltdaran, daßderAufstand schnellersticktiverden wird.« Das Telegknmmvom 8ten spricht nicht mehrvon»»vollkomrnene«rRuhe-,sondern sagt

nur kurz, daßdieNachrichten.giin»stig«lauten. Nachdem vorlieenden Telegramm soll-tePMUzuerstindenBergen yousuenca, alsoimQuellgebietdesXucar,anderNord- seitevon Neucastilien,sichkonzentriremwollenzjetztläßtman Ihn sich»aufAndalusienoderindieBergevonToledo«

Werken«DieBergevonToledoliegen aufderSüdwestseite voN Neueastilien zwischen TajoundGuadiana. Dieinsur-

Zrte.ouroBesatzunginBesitzvonnehmenAvilasollen,hattefanddiejedochFestungdieZamorudortigeBe-am lcitzungnichtgeneigt,sieeinzulassen,undstütztsich jetzt auf die portugiesischeGrenze. Dieser Umstandistinso fern Wlchtisalsschonlangeder Planbesteht,die ganzeHalbinsel zueineinReicheunterdeinSzepterdesKönigsvonPortugal ZU,Vetei«nigen.Gelingt«esPrim,Andqlnsienu erreichen, so»istseinSieg fastgewiß-»dudie ganzeBevölkerungdieses Kvmgtelchsnur aufdasSignalzumAufstandewartet·

Amerika. Die BeseitigungderMißstände,welcheder langjährigeBürgerkriegzurückgelassenhat,schreitetsehr ichnell vorwärts. VorallemrichtetdieRegierung ihre Aufmerksam- keitauf HerstellungderOrdnungin denFinanzen.Dies Ausgaben fürdas Heersind durchsehrbedeutendeEntlassungen derTruppenund durch AußerdienststelleneinergroßenAnzahl

vonSchiffenaus ein Minimum herabgesetzt,sodgßschonjetzteiU sehrbedeutenderTheilderEinnahmen aufdieTilgungder Schuldverwandtwerdenkann. WennkeinstörenderZwischen- falleintritt,sowirddiegroße Schuldvon fast4000 Milli-

onen Thalern»welchedieVereinigtenStaaten zur«FÜhkUUg

desKriegesaufgenommenhat, schonvor Ablan dieses Jahr- hunderts getilgt sein.

Dabeiist freilich vorausgesetzt, daßdiemexikanischen

Angelegenheiten sich ordnen, ohne daßdieVereinigten Staaten einzuschreitenbrauchen.Esistdiesaberauch seht wahrscheinlich,denn derKaiser Napoleon scheintkeineNei- iingzuhaben,zurErhaltungdesKaiserthronsinMexiko

sichineinenKriegmit denVereinigtenStaaten einzulassen.

Er wird dahervoraussichtlichsehrbaldseine Truppenaus Mexikozurückziehen,und denKaiserMaxseinem Schicksal überlassen.

Sehr erfreulich istes, wiejetztinWashington die deutsche Sprache zurGeltungkommt. JmKongreßist beantragt worden,denKriegsberichtGrants auchindeutscher Sprachedruckenzulassen,undeinAntrag,dieBotschaftdes Präsidentenauch deutschdruckenzulassen, welchermitHin- weisung aufdenPatriotismus derDeutscheninAmerika ge- stellt worden,wurde ohne Debatte angenommen.

Weß’Brod ich esse, deß’Lobich singe.

Mitobigem alten,wenn auch nicht schönenSprucheund nichtmit den Worten »HeerundPolitik«hättebilliger Weise derso bezeichneteArtikel inNr.51derProv.Corr. über- schrieberiwerden sollen.

DerArtikel beginntdamit,»dieThatkraftundGeschick- lichkeit«derRegierunginderauswärtigen Politik zu preisen,behauptetganzungenirt, daßdaspreußischeVolk diesfastausnahmslosanerkenne und schließt natürlich mitderErklarung, daßdieArmeereorganisationunverändert aufrechterhaltenwerden müsse.—- AufletzterenPunkt wollenwir—uns heutenicht weiter einlassen.Wir haben oft genugüber eugendnachgewiesen, daß unser Heer durch diesogenannte eorganisation nicht stärkergeworden ist,als esvorherwar. WiestehtesabermitdenErfolgeninder

auswärtigenPolitik? ·

DieProv.Corr. sagt: »dieernsten und aufrichti- genPolitiker aller Parteien stimmendarin über- ein, daßdas Abkoinmen von Geistein ein bedeut- sa»merSchritt vorwärts istauf demWegezur voll- standigenErreichung der Ziele Unserer Schles- wig-Holsteinischen Politik« .

» WelchesZiel dieRegierungindieserfFrageverfolge,dar- uberspricht sichdasRegierungsblattnichtaus. Auchwir sindaußerStande,eszuerrathen,denninunserer früheren Voraussetzung,daß sieSchleswig-.Holsteinfür Preußener- werben wolle, darin scheinenwiruns getäuschtzuhaben.

Wenigstens sinddieMaßregelndesGouvernements von Schleswigderartieedaß sie sichmiteinersolchenAbsicht nichtinEinklang ringen lassen. SchondieTheilungbeider ProvinzenunterPreußenundOesterreichspricht dagegen. vWasunddeswarendlichenKriegesdennderGrundmitderDänemark? DielangjährigenStreitigkeitenAbsitder

Dänen: SchleswigvonHolfteinzutrennen undinDäne- mark einzuverleiben. Wenigstensbeiunserer Regierung, welchedasErbrechtdesHerzogsvon Augustenburgnicht

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anerkannte,war diesdereinzigeGrund. Es ist also»in FolgedesGasteiner Vertrages geradedas geschehen,was durcheinenblutigen Krieg verhindertwerdensollte.Außer- demhätteman doch denkensollen, daß unsere Regierung, wenn sieeineAnektirungderHerzogthümerimAuge hätte, essich angelegen sein lassenwürde,sichwenigstensinSchleg- wig, ihrem Verwaltungsbezirk,dieZuneigungvon dessen Bewohnernzuerhaltenoderzuerwerben unddahereinen

·ewandten,liebenswürdigenGouverneur hin sendenwerde- asistgeschehen?Es kamnach SchleswigeinGeneral, demzwarkein·kriegerischer,wohlaber derRuf vorausging, daßer derPiiturheberderinPreußennichteben beliebten Armeereorganisation sei.Alserhinkam,war essein erstes Geschäft, mehrere große,oderwenigstens langeRedenzu halten, von denenerselbstmitsoldatischerOffenheit einge- stand,daßeserste Versucheindieser fürihngan neuen ThätigkeitdesmenschlichenGeisteswären. SolcheersteVer-

sucheinderBeredtsamkeit pflegtman imparlamentarischen Leben»Jungfernreden«zunennen undsiemildezubeurthei- len. Folgenwirdiesem wohlwollendenBraucheund unter- lassenwirdaherdieKritik dieserReden. Daß sie nichteben geeignetwaren, dieHerzenderSchleswigerzugewinnen,wird ohnehin Jeder zugestehen.

Leiderscheinenuns aber dieRegierungshandlungendes neuen Gouverneurs von Schleswig noch wenigeralsseine Redengeeignet,dieGeniütherderSchleswiger günstigfür Preußenzustimmen.

Er hatdiebestehenden politischenVereine zum großen TheilaufgelöstundneuerdingssogardasPetitionsrechtden- selben Beschränkungenunterworfen, wel enesunter Däm- marks Herrschaftunterlag. Durch soleMaßregelnkann dieRegierung allerdingseins erreichen: nämlich, daß sich allmähligdieim Lande herrschendeUnzufriedenheitihrer Kenntniß entzieht.Die Unzufriedenheit selbstaber wird dadurchniemals beseitigt, sie greift viel- mehr imStillen weiter um sich. Davon sollte sich dochdieRegierung durchdie allerjüngsieVergangenheit überzeugthaben. Was haben der dänisschen Regie- rung dieselben Verordnungen genützt, welche Herr von Manteuffel jetzterneuert hat? Sie haben ihrnur den Haßder Landeseinwohner und dieMiß- billiung dercivilisirtenWelt zugezogen

aß aberüberhauptzusolchen ErlasseneineNöthigung dawar, diese Thatsache allein spricht schongegen die großen Erfolge der Regierung inderHerzog- thümerfrage. Jn seinerallerneustenBekanntmachungsat derGouverneur, erhabedasVerboterlassen,um politische

Agitationenzuverhindern· Also, nachdem soviele brave preußischeLandeskinder ihrBlut fürdieHerzog- thümerverspritzt haben, sind wir nochnichtein- mal so weit gekoinmen, den politischen Agi- tationenseinerBewohnerruhigzusehen zukönnen!

Freilich hatein derRegierungbefreundetesBlatt,die«»Nordd.

Allgem. Zeitung«gesagt: Preußen seiinFolgedesGasteiner Vertragesin einer günstigenLage,weileswarten könne.

Wirgestehenaufrichtig, daßwirdenSinn dieses Ausspruchs nicht verstehen. Woran könnenwirdenn warten? Die immer stärkerwerdenden Maßregelndes Schleswigschen Gouvernements weisen daraufhin, daß, je langerderpro- visorischeZustandin denHerzogthümerndauert, sichdie Sympathieen für unsere Regierungimmermehrvermindern.

Worin bestehen alsodiegerühmtenErfolgederauswärtigen PolitikdesMinisteriumsBismarck?

LC. Warum werdendie Wuchergesetzenicht aufgehoben?

DieHoffnung, daß,dieRegierung ernstlichaneineAuf- hebungderWuchergesetzedenkt und denVersuchmachenwerde, dasHerrenhauszurAnnahmedes betreffendenGesetzeszu bewegen, hatwiedereinmalgetäuscht.DieRegierung hatte bekanntlich,unddarauf gründetesichdieHoffnung,imLauf desvorigen Jahresvon verschiedenenSeiten, unddarunter auchvon denüber das ganzeLandverbreiteten landwirth- schaftlichenVereinen, Gutachten über denWerth resp.Un- werthderWuchergesetzeeingefordert.DieMehrzahlderVer- einehatdenAnforderungenderWissenschaft,wieihrer eigenen Erfahrung Rechnung getragenund sichfür dieAufhebung dieser Gesetze ausgesprochen.Jn einigen wenigen hatman sichvon demaltenJrrthum, alsseiesüberhauptmöglich, den PreisdesGeldesgesetzlichzureuliren, nicht freimachen können,undhat sichgegen dieAufhebungderWuchergesetze ausgesprochen Dieseweni enStimmen,dieaberinKrei- sen maßgebendsind,diebei dereigenthümlichenZusammen- setzung desHerrenhausesdochdortdenAusschlaggeben, haben dasMinisterium, wieman sagt, bestimmt,dem Landtage keineVorlagewegenAufhebungderWuchergesetzezumachen.

Wirhaltenesfür unnöthig,nocheinmalhierdiewirthschaft- liche SchädlichkeitderWuchergesetzeauseinander zusetzen, oderdaraushinzuweisen,wiejetzt,nachdem durchdasHandels- gesetzbuchfürdenkaufmännischenVerkehrdieZinsbeschrän- kungen vollständiggefallen sind,esvorzugsweise der Stand der Grundbesitzer ist, welcherunter dem Druck der Wuchergesetze leidet. Manhättenun glau- bensollen, daß geradeindiesem Stande keinegroßeOppo- sitiongegendieAufhebungdieserGesetzestattfindet, und man hatte besonderserwarten sollen,daßdieGeldverhältnisse derletztenMonate eineheilsanie Lehre indieser Beziehung seinwürden. Daßdemnicht sowar, daß dieser Ueberrest einerlängst ausgegebenenwirthschaftlichenAnschauungbeiuns noch immer fortexistirenkann,dafürhabenwirdenGrund inderHaltung derpreußischenBank zusuchen, welchedie Bestimmungüber dieLombard-Darlehne,nachwelcher Kauf- leute solcheDarlehne nur, derLagedesGeldmarktes an-

gemessen,zu 71X2Proz» Nichtkaufleutedagegen,mitRücksicht vandieWuchergesetze,zu6Proz. erhalten sollen,in der

Praxisso zurAusführunggebrachtzuhaben scheint,daß sie wirklichNichtkaufleutenGeldzu6Proz. gegeben hat. Man hatteallgemeinangenommen, daßdiesnichtder Fallsein würde,daman doch nicht glauben konnte,dieBankwerde an NichtkaufleuteGeld zueinembilligeren Preise geben, als an andere Personen.sDa diesdoch geschehen ist, so waren auchdieGrundbesitzer,DankdenWuchergesetzen,in derLage, sichGeldunter demmarktgänigen Preise zuverschaffen,undman wirdeserklarllchUPEIHdaßsie nicht fürdieAufhebungsolche1:»(-5)est!tzefchwarmen»Die Sachekannsichjedoch sehrbaldandern. DieFolgendieses Verfahrens haben sichindenKassenderBankbemerkbargemacht, und dieVerwaltung hatsichgevvthlgtgesehen,einegroße»Anzahl solcherzu6Proz. begebeneziLPmbard-Darlehnezukündigen Hoffentlichbleibt dieseKundigungnichtnur aufBerlin beschränkt,sondernsietrlfftalle Schuldner der Bank gleichmäßig,alsoauchdlegroßen Grundbesitzer aufdem Lande. Dannwirdes, davonsind wirüberzeugt,denGrund- besitzernsehrschwerwerden,Geldzubekommen,sie müßtensich dennbequemen,außerdemmarktgängigenZinsfuß auchnoch einePrämie fürdieStrafe, welchedenDarleiher möglicher WeisewegenVerletzungderWuchergesetzetreffen·könnte,zu bezahlen.. Vielleicht überzeugtsiedasdann endlichvon der SchädlichkeitderWuchergesetze.

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