• Nie Znaleziono Wyników

Museum, Blätter für bildende Kunst, Nr. 18, 6 Mai 1833, 1 Jhrg.

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Share "Museum, Blätter für bildende Kunst, Nr. 18, 6 Mai 1833, 1 Jhrg."

Copied!
8
0
0

Pełen tekst

(1)

M 18. J a h r g a n g I. 1833.

V o n d ie se m B la tte e r sc h e in t w ö c h e n tlic h 1 B o g . in Q u arto, so oft e s d ie V e r stä n d lic h k e it d e sT e ^ tes erfordert, w ir d e in e

B e ila g e g e g e b e n .

D e r P reis d es Jahrg. ist 5 thl.

der des halb. - ‘-5 - u n d w ir d das A bonnem ent jirä- nu n ierando en trich tet. Man un­

t e r z e ic h n e t a u f d ies Blatt, aus­

s e r b ei dem V e r leg e r , a u f ä lle^

v .. P r. P o stäm tern und in jeder so lid en Bu ch h and lun g.

M 11 s e 11 m 9

B l ä t t e r f ü r b i ld e n d e K u n s t .

B

e r l i n

, den 6. Mai.

Redacteur D r. F . Kugler. Verleger George Gropius.

N E U E R E G E 3V IA I.D E

im B e s i t % d e s K ö n i g s v o n N e a p e l .

A u s m e in en R e is e h e f te n . . Mitgctheilt von

H e r r n II o f r a t li H i r t . (Siehe Berliner Kunstblatt Jahrgang 2. Heft 3.)

D ic königlichen Sam m lungen aller und neuer K unst zu N eapel gehören zu den w ichtigem . In m ehrern F äch ern übertreffen sie alles, w as man sonst irgend­

w o sieht, besonders im Fache a n lik e r W andgem älde, in dem gem alter griechischer Gcfässe von gebrannter E rde, und in dem an tik er W e rk e in Erz, in grüssem un d kleinern B ildw erken sow ohl, als in jeder A rt von Geräthschaften. Indessen haben die antiken Ge­

genstände jeder G attung in dem königlichen Mu­

seum durch zw ei deutsche A rchäologen, die H erren

G e r h a r d und P a n o f k a , seit kurzem so voll­

ständige Aufzeichnungen gefunden, dass unsere frü­

h e m B em erkungen, w elche nur das für uns Seltene und W esentliche berücksichtigen, dagegen n u r mager und unvollständig erscheinen w ürden. W ir w ollen also, vor der Hand w enigstens, unsern B lick nur auf solches geheftet h alten, w a s, w ie cs seheint, nicht in den P lan jener beiden G elehrten gehört, ijjpilich auf die Gegenstände der neuern Malerei, 'w o v o n in den königlichen Sammlungen sehr preisw ürdige D en k ­ m äler Vorkommen. Unsere Bemerkungen hierüber sind aus sehr verschiedenen Zeiten, m ehrere aus den achtziger und neunziger Jahren des verflossenen J a h r­

hu nderts, w o sich die Hauptsammlung noch in dem Schlosse Capodimonte befand, und die letztem aus dem Ja h r 1817, w o jedoch in dem indessen neu er­

bauten Museum die Gegenstände n u r zum Theil auf­

gehangen w a re n , andere noch au den W änden der

(2)

Säle um herstanden, und viel anderes noch in den Zim m ern des Königs und in denen des P rin zen Leo*

p o ld , im königlichen P alaste sich befand, w as aber die Bestimmung h a tte , den Gem älden des grossen Museums einverleibt zu w erden, w elches jedoch, w ie ich höre, bis zur Z eit n ic h t geschehen ist.

D iese verschiedenen Sam m lungen n euer Gemälde als ein Ganzes zu betrachten ist hier unsere Absicht.

Man w ird hieraus den Bestand d er Gesam m tgallerie und das E ig e n tü m lic h e nach den verschiedenen Epochen, S chulen und einzelnen M eistern erkennen.

Mit B edauern müssen w ir aber im V oraus m el­

den, dass m an bei dem Aufstellen an kein system ati­

sches O rdnen gedacht hat. D ie Gemälde von den verschiedensten Zeiten und M eistern hängen u n te r einander. D ah er es sehr schw er w ird , den w ah ren B estand der Gemälde zu übersehen, und jene V er­

gleiche zu m achen, aus denen sich allein ein frucht­

bares Studium ergiebt. G ew öhnlich sind leider die A ufseher, die bei solchen Sammlungen A nstellungen 'e rh a lte n , sehr unw issend, und daher jene Anarchie in den m eisten Gallerien. Es scheint, als w enn De- corations- A rchitekten überall ihre Hand im Spiel h ä tte n , w elche glauben, dass die geheiligten R este antiker P lastik und neuere M eisterw erke der Malerei nur da w ä re n , um ihre bunten A rchitekturanlagen zu zieren. So ist es auch der Fall in den verschie­

denen A btheilungen alter und neuerer D enkm äler in dem grossen königlichen Museum zu Neapel.

D en H auptstam m der Sammlung machen die G em älde, w elche die Herzoge aus dem Hause F a r­

nese in P arm a anlcgten, und die dann m it Carl III.

nach Neapel übergegangen sind. In den neuern Zei­

ten benutzte Ferdinand IV. die über Rom eingebro­

chene A narchie, um manches W ichtige aus den Sam m lungen der röm ischen Grossen aufkaufen zu lassen; nachdem schon früher nich t Unbedeutendes aus den K irchen von Messina und Calabrien dahin gekom men w ar. Auch Joseph B onaparle und M ürat bereicherten die Sammlung m it Gemälden aus den aufgehobenen K irchen uud Klöstern. N icht bloss die H auptstadt, sondern auch Salerno und Monte Cassino m ussten hiezu steuern.

Von Byzantinischen M eistern und von denen der E poche der Anfänge im 13tcn und 14ten Ja h rh u n ­ d ert geht die Sammlung leer aus. Aus der zw eiten oder der Bildungsepoche im 15ten Jah rh u n d ert ist die A nzahl der Gemälde auch nur gering. W ir

w erd en sie also bei den verschiedenen S chulen der d ritte n E poche einschalten, doch dieselben als die altern im m er voranstellen.

D ie toskanische Schule der dritten Epoche.

W ir b etrach ten zuerst die toskanischen M eister d er d ritte n E poche m it Voraussendnng der w enigen M eister aus der zw eiten. D as älteste ist ein Gem älde des F ra Gio. Angclico von Fiesole, die Legende v o r­

stellend: w ie dem P apst Liberius im Traum befohlen w ird , die K irche St. Maria Maggiore nach dem P lane zu erbauen, den er des ändern Morgens (es w a r d er 5te August) auf dem Esquilin im S chnee bezeichnet finden w ürde. Im Bilde sieht m an in d er M itte die M adonna selbst, von einem C hor von E ngeln um ge­

b e n , und den P a p st, d e r, ü ber den S chneeplan e r­

sta u n t, Befehle g ie b t, den Bau der prachtvollen Ba­

silika zu beginnen. D as Gemälde zeigt jene E infach­

h e it der A nordnung, und jene L ieblichkeit in der A usführung, die diesem M eister zur Z eit einer noch sehr m angelhaften K unstübung eigen w ar.

V on D om cnico G hirlandaio sieht m an zw ei G e­

m älde: eine Ankündigung, zugleich m it A ndreas und Johann B ap tist, und eine thronende M adonna m it L orenz und H ieronym us rechts und links. D azu kom m t eine Maria m it dem Kinde und zw ei Engeln von Sandro Botticelli. Von Cosimo Roselli ist die H cirath der Maria m it Joseph vorhanden, zu deren Seiten der heilige Nicolaus und die heilige L ucia gestellt sind. L etzteres ist das ausgezeichnetste W erk d er drei grossen M eister, die schon in der Capclla S istina m it einander in die S chranken traten.

A ber noch m erkw ürdiger ist ein A ltargem älde von M atteo da S iena, den Bethlem itischen K inder­

m ord vorstellend. D ie Aufgabe w a r für die Z eit sehr schw ierig, da sie eine grosse Lebendigkeit der P h an tasie, kühne Bew egungen und mannigfaltigen und starken A usdruck erforderte. D er M eister leis­

te te sehr v ie l, und ein B ew eis der A nerkennung ist, dass er den Gegenstand zu verschiedenen Z eiten dreim al m alte, zw eim al in S iena, näm lich einm al in der K irche St. Agostino im Ja h re 1464, und das an­

dere Mal in d er K irche St. Maria de’ S ervi im Ja h re 1491. D as dritte, das er für N eapel m alte und je tz t in der königlichen Sammlung ist, w a r ehedem in der K irche St. C aiarina al fonnello, und ist m erk­

w ürdig w egen der fehlerhaften Bezeichnung d e r

(3)

Ja h re sz a h l, die den Lebensbeschreibem der N eapoli­

tanischen Maler viel Mühe m a ch te , indem sie d en Maler und die anderw eitigen A rbeiten des K ünstlers in seiner V aterstadt n ic h t kannten. Es ste h t näm ­ lich auf dem Bilde ausser dem Namen des Meisters das J a h r M C C C C X V III, w o augenscheinlich ein L zw ischen dem vierten C und X vergessen is t, so dass 1418 an statt 1468 steh t. — D iese drei Gemälde 6ind aber n ic h t Copieen eines nach dem ändern, sondern die sp ä tem geben bedeutende A bänderungen und F o rtsch ritte des vortrefflichen M eisters, der die E h re d er Sienesischen S chule in dieser aufstrebenden E poche w a r , und der der kühnen Behandlung eines so schw ierigen Gegenstandes w egen der Aeschylus d er neuern Malerei genannt zu w erd en verdient.

E rs t L uca Signorclli erhob sich zu ähnlichen W a g e­

stücken in seinen Frescogem älden zu O rvieto.

A uch ist die Sammlung an toscanischcn M eistern der d ritte n E poche n ic h t re ic h , aber d a r u n te r man­

ches Vorzügliche.

1. V on Leonardo da V inci: eine Madonna m it dem K inde auf dem Schooss, w ovon w ir jedoch nur den K opf der unvergleichlichen M atter von der Hand des Meisters vollendet glauben. D ie niedergeschla­

genen A ugeu, die auf das Kind herabblickcn, und das innige Lächeln, das um die Lippen schw ebt, sind nie vollkom m ner in F arbe dargestellt w orden. Das g en iäld e kam erst in der le tz te m Z eit aus der Gal- lerie Borghese von Rom nach Neapel.

N och giebt es zw ei andere Gemälde, die gleich­

falls den N am en des grossen Meisters tragen: erstlich ein jugendlicher Joh. B aptist, der vortrefflich ist, den w ir aber n u r als eine glückliche A rbeit des An- gelo Bronzino anschen können. D as G esicht ist lco- nard isch , Zeichnung und S ch attirung fein; aber die W iederscheine sind eher die eines m etallischen K ör­

p e rs, als des m enschlichen Antlitzes. Z w eitens eine heilige Fam ilie m it einem E ngel; auch h ie r sind die Bildungen leonardisch, aber das H elldunkel und das Landschaftliche zeigt überw iegend den trefflichen N achahm er des C oreggio: w ir glauben Bernardino G atti.

V on Lorenzo di C red i, dem Jugendfreunde des L eonardo, sieht m an eine M adonna m it dem Kinde un d zw ei Heiligen noch in der e rste m , etw as m a­

gern Manier, und daun eine heilige Fam ilie m it zw ei Engeln aus d er bessern Z eit des M eisters; letztere uoch in den Zim m ern des Königs. — E ine heilige

Fam ilie ist auch von Ridolfo G hirlandaio vorhanden, noch in der frühem Manier, w elch e an seinen Jugend­

freund R aphael erinnert.

V on A ndrea del S arto sieht m an die P ortraite von zw ei A rchitekten und dann die von Vasari ge­

rühm te Copie nach dem Meistergemälde Raphaels, Leo X . m it den Cardinälen vorstellend, w ovon das O riginal sich im P alast P itti zu F lorenz befindet.

U nter den Sienesischen M eistern sieht m an von Baldassar P eruzzi ein P o rtrait, und von Sodom a eine Auferstehung C hristi m it der Jahreszahl 1534. Dies Gemälde gehört zu den Hauptbildern des Meisters, besonders in H insicht des Helldunkels und der m ar­

kigen Pinselführung. Siena selbst h a t von ihm nur w enige ähnliche Gemälde aufzuweisen. — Sein Lands­

mann w a r Marco Pini, der den grössten Theil seines Lebens in N eapel zubrachte, w o man auch in den dortigen K irchen die vorzüglichsten seiner Gemälde sieht. In den Form en rich tete er sich m ehr nach M ichel A ngclo, aber in dem Markigen der Farben­

gebung sieht man den frü h em A nhänger an die Mal­

w eise seines Meisters Beccafumi und des Sodoma.

Eines seiner H au p tw erk e, die Beschneidung vorstel­

lend, früher in der K irche St. P ao lo , ziert je tz t das Museum.

E in F reund des Marco P ino w a r D aniel (Ricci- arelli) von V olterra, von dem das M eisterw erk, eine K reuzabnahm e, in der Sammlung ist. Dieses Allar- gemälde in Oel w a r früher in der K irche St. Maria del popolo in Rom. D ie Malerin Angelica Kaufmann bcsass es m ehrere Ja h re in ih rer Sammlung aller M eister, und nach ihrem Tode kam es nach Neapel, zur Z eit noch in den Zimmern des P rinzen Leopold.

D ie Com position ist von der Kreuzabnahm e dessel­

ben M eisters, in der K irche T rinitä zu Rom auf die M auer gemalt, jetzt aber ganz verdorben, w esentlich Verschieden und in jeder Beziehung vorzüglicher.

Eine S eltenheit ist ferner die Copie nach dein jüngsten G erücht des Michelangelo in kleinen Figu­

ren in Oel gem alt von M aicellino V cnusti, das in seiner A rt ein M eisterstück zu nennen ist.

Und noch als eine Seltenheit bem erken w ir das

Bildniss der E leonora Sanvitali, die den D eutschen

durch den Tasso von Götlie so interessant geworden

ist. Sie ist als ein Mädchen von vier Jahren (dies

besagt die Inschrift, die auch ihren Namen nennt,

m it der Jahrzalil 1561.) in ganzer Figur stehend, und

im einfachen braunen Kleide dargestellt. A uf dem

(4)

Tische sicht m an das F igürchen einer antiken Venus, die ih re R ückseite in dem Spiegel an der W a n d zeigt. — D as ganze Gemälde ist von seltener Schön­

h e it und A nm uth, und w ie w ir nich t zw eifeln dür­

fen, von der H and des Angelo Bronzino.

(F o rtsetzu n g folgt.)

U eb er d ie e r ste

K U N S T - A U S S T E L L U N G i n H a n n o v e r .

D as schnelle A ufblühen des für das K önigreich H annover gegründeten K unstvereines bestätigt auf’s N eue, w as schon verschiedentlich in diesen B lät­

te rn ü ber die B edeutsam keit der K unstvereine in unserer Z eit gesagt w orden ist. Gegen das E nde des vorigen Jahres g e stifte t, zählt dieses In stitu t be­

reits , nach dem Schlüsse der ersten Ausstellung, 947 A ctien (die A ctie zu 3 Thalern).

W a s zunächst den Z w eck des V ereines, w ie ihn die S tatu ten aussprechen, anbetrifft, so besteht der­

selbe in einer „B eförderung der bildenden K ünste d urch V erbreitung der T heilnahm e für dieselben und durch A ufm unterung un d U nterstützung d er K ünst­

l e r ; 44 und zw a r veran staltet d er V erein , um diesen Z w eck zu erreic h en , sow ohl „ i n H annover öffent­

liche Ausstellungen von W e rk e n der bildenden K ünste,44 als e r auch „ d ie ausgezeichneteren der ausgestellten K unstw erke, so w e it die M ittel es gestatten, ankauft un d n ach dem Loose u n te r seine M itglieder ver- th c ilt.44

D e r Erfolg d er ersten K unstausstellung, w elche vom 26. F ebruar bis 31. März d. J. w äh rte, hat, nach einem vorliegenden B erichte der Com m ittee, jede da­

von gehegte E rw artu n g bei w eitem übertroffen.

D u rch die G eneigtheit des Magistrats der Resi­

denzstadt II. w a r ein bequemes und sehr passliches L okal unentgcldlich eingeräum t, und die erfreuliche B ereitw illigkeit einheim ischer und ausw ärtiger K ünst­

le r, so w ie die K unstliebe m ehrerer B esitzer von ausgew ählten K unstw erken haben es möglich gem acht, dessen Räume m it so zahlreichen und so bedeuten­

den W e rk e n der K unst anzufüllen, dass man diese erste Kunstausstellung von II. gewiss zu einer der besseren in D eutschland w ird zählen dürfen. D ie Theilnahm e des Publikum s, w elche sich fast bis an’s Ende stets steigend erhielt, ist so allgem ein und so

lebhaft gew esen, dass darauf die schönsten Hoffnun­

gen für die E rreichung d er vom K unstvereine beab­

sichtigten Z w ecke gebauet w erd en dürfen.

D e r ausgestellten K unstw erke w aren 429 N um ­ m ern von 199 verschiedenen K ünstlern und einigen D ile tta n ten , u n te r w elchen 170 Nummern von 64 H annoveranern. D ie übrigen Gegenstände w a re n zum grössten T heil von M ünchner K ünstlern (m e rk ­ w ürdig für eine norddeutsche S tadt!) eingesandt, n u r zw ei von D üsseldorfer K ü nstlern; einige aus Berlin, C assel, D resd en , H am burg u. s. w .; von A hlhorn, D ah l, F rie s, H enschel, N elier, Gebr. O livier, O ver­

b eck (Ita lia und G erm ania), D . und L. Quaglio, Riepenhausen, R o ttm an n , Ruhl, S cheuren, A. S chrö­

te r, P h. V eit, W agenbauer und anderen.

319 N um m ern w aren verkäuflich, und von die­

sen sind 89 N um m ern verkauft w orden. —

W ir können diese erfreuliche Anzeige n ic h t scliliessen, ohne gleichw ohl den schon ausgesproche­

nen W u n sch zu w iederholen, dass die an den v er­

schiedenen O rten D eutschlands gestifteten K unstver­

eine das w ürdigste und grossartigste M ittel zur E r­

reichung ihres schönen Z w eckes n ich t ferner über­

sehen mögen. N ich t in jener zufälligen U nterstützung des K ünstlers durch den A nkauf eines oder eines anderen B ildes, n ic h t in der E rrichtung jen er Aus­

stellungen, deren Zusam m enstellung ebenfalls im m er n u r eine zufällige sein k an n , beruhen, w ie dankbar beides auch anzuerkennen sei, die w esentlichsten B e­

förderungsm ittel der K unst und des K unstsinnes.

G ebet vielm ehr dem K ünstler Gegenstände zur Aus­

führung, w elch e ein gemeinsames und darum ein höchstes Interesse haben! die ein Je d e r im V olk verstehe und auf deren gem einsamen Besitz auch der G eringste, n ic h t ein einzelner G lücklicher, dem sie das Loos zugew orfen, stolz sein könne! an deren täglicher B etrachtung er (denn w e r freut sich seines Besitzes n ic h t?) sic h e rb a u e n und A chtung und Liebe zur K unst gew innen k ö n n e ! Lasset die Säle eu re r G em eindehäuser m it B ildw erken schm ücken, w elche die G rossthaten eu re r V orfahren darstellen; die Hal­

len eurer K irchen m it B ildw erken, w elche die be- thätigenden Momente eures Glaubens entfalten, und w elche eindringlicher zu dem B eschauer sprechen, als ein to d te r Buchstab*)!

*) D e r K u n stv erein v on F rankfu rt a. M . ha t b e r e its d ie n a ch a h m u n g s- w iir d ig e B estim m u n g g e tr o ffen , £ s e in e r E in n a h m e für öffen tlich e M onum ente zu v e r w e n d e n .

(5)

E N G L I S C H E R S T A H L S T I C H .

W estmoreland, Cumberland, D urham and

A1 orthumberland, Illustrated u. s. w. N ach Zeichnungen von T h o m a s A llo m . T ext von T h o m a s R o s e . London, 1832.

U nter den m annigfaltigen W e rk e n , w elch e in sauberen S tahlstichen die vorzüglichsten G egenden G rossbrittanniens darstellen , mögle das uns vorlie­

gende leich t das ausgezeichnetste sein. U nter den fünf und zw anzig A n sich ten , w elche in sechs Liefe­

rungen bis je tz t erschienen sin d , und für den u n ­ glaublich geringen P reis von zw ei T halem angeboten w orden, m ögte der strengste K ritiker nich t eins h er­

ausfinden, w elches n ic h t selbständig als K u n stw erk gelten könnte. S eh r glücklich w urden gerade jene v ie r nördlichsten englischen G rafschaften gew ählt, w o die N atur bereits in der G rossartigkeit d er be­

nachbarten schottischen H ochlande erscheint, und besonders in W estm oreland und Cum berland die lieb­

lichsten S een m it unzähligen Inseln von hohen Berg- kränzen um gürtet sind. Mit der höchsten M eister­

schaft w erd en uns diese N aturscenen v orgeführt, so­

w o h l w as die Z cichnungcn, als auch besonders den S tich anbelangt. D e r dunkel beschattete See D e r - w e r t W a t e r zw ischen hoch gethürm ten Felsen, der glänzende Spiegel des U l l e s W a t e r , in dessen Tiefe die um laubten Hügel hinabzusteigen scheinen, und die idyllischen Inseln des breiteren W i n d e r - m e r e L o k e zeigen uns die mannigfaltigsten Schön­

h eiten dieser englischen S ch w eiz , w äh ren d un9 die L a n g d a l e P i k e s in die schaurigen Schluchten des Hochgebirges führen, w o die rauschenden W aldbäche in Cascaden über Klippen hinabstürzen, als deren vorzüglichste w ir die herrlichen W asserfälle von C o l w i t h F o r c e und D u n g e o n G i l l erblicken.

A ber England ist zugleich der S itz einer hoch­

verfeinerten C u ltu r, wTelche nicht zerstörend sich d arstellt, sondern die S chönheiten der N atur durch zw eckm ässige Anlagen noch m ehr hervorhebt. D ie lieblichen Hügel sind von H ecken durchschnitten, w elche reiche F elder und T riften umgeben. Zahl­

reiche H eerden beleben die Landschaft, w elche durch

•wohlhabende O rtschaften gehoben w ird. D ie blü­

hendsten S tädte erblicken w ir hier dargestcllt, am Meeresufer oder an schiffbaren Ström en re c h t eigent­

lich zum Handel hingelagert. N e w c a s t l e - u p o n -

T y n e erhebt sich m it seinen Thürm en zw ischen den zahlreichen F abriken, w elche durch die benachbarten K ohlenbergw erke hervorgerufen w urden. N icht ferne davon liegen die beiden S h i e l d s an dem Nord- und Südufer des m ächtigen S trom es, auf w elchem reich­

beladene Schiffe auf- und abfahren. D o ch w erden sie alle an Schönheit der Lage durch D u r h a m über­

troffen, w elches in a lte rtü m lic h e r P ra c h t auf dem V orsprunge ein er Halbinsel em porsteigt, w elche der Fluss W e a r bildet. Im Vorgrunde steigt die B rücke über den mässigen Fluss; dahinter erhebt sich m it drei T hürm en die anglo - norm annische C athedrale, im Jah re 1093 durch W ilhelm den Erob- rc r erbaut; noch h öher liegt, in breiten Massen der P alast des B ischofes; le tz te re r gilt zugleich als der reichste und vornehm ste im ganzen Königreiche.

N och reicher stellen sich uns aber die Landsitze der Grossen dar. W en n die Villen der alten Röm er uns das Bild einer ungew öhnlichen P ra c h t und V er­

schw endung zeigen; w e n n , nach ihrem M uster ge­

b ild et, die der neueren Italiener noch je tzt in an- m uthigen Anlagen m it jenen w etteifern , und zum lieblichsten Genüsse der südlichen N atur einladen, so stehen ihnen die englischen in m ancher H insicht n ic h t n ac h , und übertreffen sic vielleicht noch an G rossartigkeit. D en m eisten Lesern w erden die m eilenw eiten P arkanlagen n icht unbekannt sein, in w elchen die stolzen Schlösser der Lords gelegen sind; aber w eniger bekannt ist die zahlreiche V er­

breitung derselben. E in P a rk stösst an den ändern, indem sie an P ra c h t und A usdehnung einander über­

b ie ten , und unzählige Schlösser und L andsitze be­

decken die einzelnen Grafschaften. D iese w aren ursprünglich die Burgen des Landadels, und hoben sich nach und nach m it der allgem einen V erbreitung des W ohlstandes. Einige der m erkw ürdigsten erhal­

te n w ir hier in vorzüglichen A bbildungen, grossen- theils auch durch ihre B esitzer m erkw ürdig. B r o u g - h a m H a l l gehört zu den einfachem ; auch H a w i c k H a l l , S ilz des Grafen G rey , zeichnet sich w eniger durch a lte rtü m lic h e P ra c h t aus. D esto m ehr be­

w undern w ir dieselbe in den beiden voriiglichsten

Schlössern des Herzogs von N orthum berland, W a r k -

w o r t h C a s t l e , seit über fünfhundert Jahren Silz

der P e rc y s, und A l n w i c k C a s t l e , w elchcs erst

seit achtzig Jahren der Fam ilie angehörig, dennoch

zu einem ungew öhnlichen Glanze erhoben is t, und

sich m it seinen Nebengebäuden über eilf Morgen

(6)

L andes erstreckt. N ich t w en ig er glänzend erscheint R a v e n s w o r t h C a s t l e m it seinen zahlreichen T h ü r­

m en im anm uthigen P a rk e gelegen. D och m üssen w ir u n te r den uns vorliegenden A nsichten, auch w as die K unst betrifft, dem Schlosse des L ord D u r h a m , L a m b t o n C a s t l e , den V orzug geben; denn es ist n ic h t leicht, sich eine grössere Harm onie zu denken, als in diesem B ildchen, w o sich h in te r üppigen Baum gruppen, w elch e ü b er den Rasenflächen den H ügel hinansteigen, die B urg in abw echselnden G e­

schossen und T hürm en erh e b t, w äh ren d sich im V orgrunde eine stattliche B rücke über den W e a r w ö lb t, w o einst der A hnherr der alten Fam ilie L a m b t o n den grässlichen L indw urm tödtete.

Indem w ir die hohen S chönheiten dieser B lät­

te r bew undern, bezeugen uns d o rt einheim ische B lät­

t e r , w ie die W e s t m o r e l a n d G a z e t t e und der S u n d e r l a n d H e r o l d zugleich die grosse T reue d er A bbildungen, und w ir lernen in H errn A llo m einen tüchtigen K ünstler k en n e n , w elc h er die N atur so w a h r und zugleich so schön aufzufassen w usste.

D ie K upferstiche sind nich t n u r m it höchster Eleganz behandelt, sondern au ch , w as bei den englischen häufig verm isst w ir d , m it m it grösser F rische der D arstellung, w clclies beides v erein t w ir besonders in den B lättern des H errn L e P e t i t bew undern.

A uch der T ex t ist gründlich geschrieben, in deut­

lic h er K ürze, n ic h t ohne dichterische Begeisterung.

D as G anze scliliesst sich an ein ähnliches U nterneh­

men an, w elches die beiden südw estlichen Grafschaf­

te n C o r n w a l l und D e v o n s l i i r e in gleicher W eise darstellen; doch müssen w ir , tro tz der hohen Voll­

kom m enheit desselben, dem uns vorliegenden in W a h l des Gegenstandes und A rt der Behandlung, den V orzug zugestehen. — F. v. Q.

G e s c h i c h t e u. T o p o g r a p h i e d e r R h e i n - U f e r v o n C ö 1 n b i s M a i n z . Redigirt

(in deutscher, französischer u. englischer Sprache)

von W i l l i a m Gr a y F e a r n s i d e . Z ahl­

reich verziert mit A b b i l d u n g e n » d e r b e r ü h m t e s t e n A n s i c h t e n , gezeichnet von W . T o m b l e s o n , von den bekann­

testen Meistern in Stahl gestochen. Lon­

don, Paris, Carlsruhe, 1832.

D e r H erausgeber h a t, w ie er sich im V o rw o rt äu9sert, dieses W e rk unternom men, um den Mängeln

frü h erer abzuhelfen, die entw ed er n ic h t hinreichend m it genügenden Abbildungen versehen oder aber zu w eitläuftig und ko stb ar sind. E r h a t die A bsicht, ein H andbuch für R eisende (die E ngländer reisen be­

k an n tlich au f der R heinstrasse nach dem Süden) zu liefern , w elches W ohlfeilheit m it P ra c h t verbinden soll. D as W e rk erscheint in H eften in gross 8, w elch e m onatlich ausgegeben w e rd e n ; jedes H eft enth ält 3 saubere S tahlstiche und einen halben Bogen Text. D e r höchst w ohlfeile P reis ist 6 P ence (6S gr.

bei G. G ropius in B erlin) für das Heft. D as Ganze w ird einen B and von 23 H eften bilden.

Zum R uhm e des englischen S tahlstiches etw as h ie r zu w ied erh o len , erscheint überflüssig; die E ng­

länder sind als M eister in Allem, w as T echnik heisst, bekannt. D iese glückliche Nachahm ung freiester oder w eic h ste r P inselführung, diese kräftig gearbeiteten V orgründe, diese leise Abtonung d er F ernen, w elch e auch in den vorliegenden B lättern uns erfreuen, sind unübertrefflich.

E in A nderes ist es, w en n w ir die A rt und W eise der künstlerischen Auffassung betrachten. D ie E ng­

länder begnügen sich seilen , w ie es unsere deutsche S itte ist, w en n w ir n ic h t unnöthiger W eise Frem des nachalim en, das B ild einer Gegend einfach und tre u so w iederzugeben, w ie sie es vor sich gesehen; sic verlangen ein pikantes Spiel von L ic h t und Schat- te n , dunkle W7olkenm assen, die ein helles Gebäude im V orgrund h eb e n , oder sonnige F e rn e n , in dem R ahm en eines dunklen V orgrundes eingeschlossen.

Und freilich müssen w ir es anerkennen, dass sie auf diese W eise der Landschaft /.uw eilen einen eigen­

thüm lich phantastischen R eiz zu geben w issen. So befindet sich in einem der vorliegenden H efte (im 8ten) eine A nsicht des Lurley-Felsens bei St. Goar, w elche diese, freilich schon an sich seltsame Gestaltung fast zu einem M ährchenbilde um schafft: D er Him m el ist m it d ick en , zerrissenen W o lk en bed eck t, d er R hein treib t ungestüm in dunk len , fast schw arzen W o g e n ; der Felsen ist grell b eleuchtet, so dass seine w u n ­ derlichen Z acken und B rüche fast w ie lebendige G estalten hervorspringen; oben in den W o lk en en t­

w ic k e lt es sich w ie ein elektrisches L ic h t und fer­

n ere Lichtm assen schütteln sich auf den Berg im

G runde des Bildes hernieder. D as Bild passt zu

den unheim licheu G eschichten, die von dem Felsen

erzäh lt w erden. N icht m inder gelungen ist (im 4ten

Heft) die A nsicht von St. G oar und den R uinen

(7)

d e r Bergfestung Rheinfels. H ier blickt man von d er H öhe auf den w e ite n , k laren Spiegel des R heines h e ra b , der das um gekehrte B ild von St. G oar und G oarshausen m it ih ren Bergen und Burgen deutlich w ied erg ieb t; die Soune w ird durch den W ipfel ei­

nes kü h n über den A bgrund sich hinaus lehnenden, schlanken Baumes g ed e ck t, w äh ren d über den hell­

beleuchteten Kinnen der alte Festung W o lk en auf­

zusteigen beginnen. W ir bezw eifeln nur, dass hier, gen Süden, jemals die Sonne so tie f über dem H ori­

zont gestanden hat.

A uf L etzteres indess w ird es dem reisenden Engländer w enig ankom m en; ebensow enig w ie dar­

auf, ob in diesen H eften die deutsche Landschaft in ihrem eigenthüm lichen C harakter w iedergegeben o d er, w ie es m eist d er F all is t, ob sie als Folie w illk ü h rlich er P hantasieen benutzt sei. V or der Hand ist er zufrieden, an O rt und Stelle gew esen zu sein;

h ernach kann er in aller G em ächlichkeit seine schö­

nen V ie w s o f th e R h in e betrachten. Als ich in Hei­

delberg studirte, begegnete ich auf der schönen B erg­

strasse n ic h t selten englischen R eisew agen, die zu allen S eiten w ohlverschlossen w aren.

W a s den beigefiigten T ex t anbelrifft, so ist h ie r nicht der O rt, denselben zu recensircn. E r is t, w ie oben bem erkt, n ic h t n u r in englischer, sondern auch, nach dem Bediirfniss der K äufer, in französischer und deutscher S prache abgefasst. D e r deutsche T ext, aus dem Englischen von einem E ngländer übersetzt, ist m it Hülfe des Englischen — ganz gut zu v er­

stehen.

B ar bei- ,v picturesque illustrations o f the Isle o f W igh t Tonclon, 1833.

D ies W e rk scliliesst sich in seiner Ockonom ie ganz dem vorigen an. Es ersch ein t, w ie jenes, in m onatlichen Heften in gr0ss 8 , deren jedes 3 gleich m eisterliche S tahlstiche und einen halben Bogen f e x t enthält. D er P reis des Heftes ist bei dem w o h l zu erw artenden geringeren Absatz auf 8 P ence (7£ Sgr.) bestim m t. D as Ganze w ird aus 12 Heften bestehen.

D ie Insel W ig h t w ird d er G arten von Englaud genannt; w enig O rte von gleich geringer Ausdehnung besitzen grössere V erschiedenheit und S chönheit an landschaftlichen G egenständen: grossartige K üsten-

A nsichten w echseln m it furchtbar zerrissenen K lip­

p e n , w elch e durch E rdrevolutionen hervorgeb rächt sin d ; reichbebaute Ebenen m it rom antischen W a ld ­ gehegen. A uch fehlt es n ich t an G egenständen für historisches und antiquarisches In teresse; m erkw ürdig sind insbesondere die R uinen von C arisbrook Castle, w elches lange Z eit das Gefangniss des unglücklichen Carls I. w ar.

U nter den B lättern des vorliegenden ersten Hef­

te n zeichnet sich insbesondere das 3te aus, Appul- durcom be P^* L ord Y arborough’s: ein friedlich stil­

ler, schattiger W a ld , m it zahmen Hirschen bevölkert, aus dem m an auf ein helles Schlösschen hinaussieht, das am Fusse w aldiger Hügel liegt. Vortrefflich ist in diesem B latte besonders das mannigfache L aub der Bäume dargestellt, ein P u n k t, der bei den Arbei­

te n der E ngländer n ich t selten zu den schw ächeren gehört.

Tombleson Ansichten an den Ufern der Fliisse Themse und Medway. Redigirt (in

deutscher, französischer und englischer Sprache)

von William Gray Fearnside. London, Paris, Carlsruhe.

A uch dieses W e rk h at die A bsicht, sich den m it grossem Beifall aufgcnoinmenen R heinansichtcn anznschliessen. E r erscheint in m onatlichen H eften in 4 , deren jedes 4 saubere S tahlstiche und einen halben Bogen T ext enthält. D er P reis des Heftes ist 1 Schilling (12£ S g r.); das Ganze w ird aus 24 H eften bestehen.

D ie T hem se, „ d e r geliebteste von den Söhnen des O ce an s,“ ist rc ic h , w en n auch nich t an gross­

artigen Uferbildern, so doch an m alerischen L and­

schaften, üppigen F eldern, Hügeln und bew aldeten Anhöhen, w elche in angenehm ster A bw echselung auf einander folgen; reich au geologischen U eberrcsten, insbesondere aber an D enkm älern der B aukunst, die sich in steter V erschiedenheit über den bunten Ufern er­

heben: — O xford’s classischer B oden, die prächtige königliche Residenz W indsor C astle, E ton u. s. yy.

vor allen ader die H auptstadt des Königsreichs selbst,

das Emporium der W elt. D e r M edw ay, der Zwil-

lings/luss der Them se, w elcher m it dieser zw ar nicht

an Grösse und W ich tig k eit w etteifern k an n , giebt

ihr gleichw ohl an S chönheit nichts nach und h atr

(8)

w as A bw echselung und landschaftliche Effekte be­

trifft, u nstreitig den Vorzug. D ie k u rze n , scharfen W e n d u n g en , der fo rtw ährende W echsel m alerischer A nsichten, w elche «ich in seinem Laufe durch die reiche, üppige G rafschaft K en t in jedem A ugenblicke darbieten, gew ähren dem N aturfreunde reichsten Ge­

nuss. — A uch dies genannte U nternehm en w ird m it­

hin auf m annigfachen Beifall rechnen dürfen.

W a s zuvörderst die A usstattung des vorliegen­

den ersten Heftes betrifft, so ist s ie , w ie zu er­

w a rte n stand, n ic h t m inder prächtig als die der oben genannten W e r k e ; auch hier die m eisterlichste F ein­

h e it und K larh eit das Stiches. Als unterscheidendes B e iw erk h a t der Z eichner ein jedes dieser Bilder, w ie es v o r etw a 70 Ja h re n Mode w ar, m it verschie­

denen G egenständen eingerahm t, w elche a u f sym bo­

lische W eise die B edeutung des V orgestellten noch schärfer hervorheben sollen. So sitzt z. B. oben ü b er der „ Q u e lle der T h em se“ der Flussgott m it seiner U rn e , ein R uder in der H and, F rachtballen un d T onnen im Schilfe um ihn h e r, Schiffe in der F e rn e ; zu den S eiten Angeln, Schaufeln, Körbe, H a­

m en und anderes F ischergeräth; unten Muscheln und K orallen. So liegen oben über der D arstellung des L ondoner „ Z o llh au se s“ reiche F ru clitliö rn cr; seit­

w ä rts K ralin en , w elch e Lastballcn em porw inden;

dann A nker, andere Ballen, Tonnen, Krüge, Flaschen, Elfenbeinzähne u. s. w . E ine solche Sym bolik aber ist Susserlich und nüchtern. A uch verlangen w ir D e u t­

schen je tz t, G ott sei D a n k ! 'b e i dergleichen D ingen etw as strenger stylisirte, gesetzlichere F orm und A n­

ordnung, un d R eferent bezw eifelt, ob es überhaupt den Engländern gelingen w ird , w as ihre neuesten F abrikate and eu ten , die styliosen F orm en des alten H aarbeutclstyles w ied e r einzuführen.

Vortrefflich scheinen übrigens die A nsichten selbst aufgefasst. H öchst m alerisch erhebt sich z. B. die L ondoner „ P a u ls k irc h c “ m it ih re r hohen Kuppel über den vielstöckigcn H äusern am Ufer des Flusses, und spiegelt sich m it diesen in der klaren stillen F luth. N icht m inder gelungen ist die A nsicht der m ajestätischen „ L o n d o n b rü c k e ,“ durch deren einen w eitgosprengten Bogen m an drüben w iederum St.

P a u l erblickt. Bei der D arstellung des „Z o llh au se s“

ist insbesondere das Leben auf dem Flusse, so w ie die durchsichtige K larheit des W assers zu rühm en.

W a s die deutsche Abfassung des T extes anbe- trifft, so rü h rt dieselbe, w ie bei den R heinansichten, von englischer Hand h e r; mannigfache S prachfehler, sonderbarste C onstructionen und häufige U nverständ­

lic h k eit bezeugen dies zur Genüge.

(Beschluss folgt.)

N a c h r i c h t e n .

B e r li n . Ein neuerworbencs grosses Gemälde der v o n ez ian is c lie n S c h u l e ist vor Kurzem in der.Ge- mäldegallcrie des hiesigen Museums aufgestellt worden.

Es ist ursprünglich für einen kirchlichen Zweck gearbeitet;

eine Madonna mit dem Kinde, zur Seite St. Joseph (oder Zacharias); vor ihr der Knabe Johannes mit dem Lamm und die heil. Katharina, letztere knieend; etwas weiter zurück ein anbetend herbeieilender Engel, und St. Sebas­

tian, an einen Baum gebunden. Das Bild ist, insbeson­

dere im Nackten, mit allen Zaubern des venezianischen Colorits gemalt; eine wohlthuende Harmonie, ein gleich- massiges Licht ist über alle Figuren ausgebreitet. Als Hauptfigur steht der heil. Sebastian da, der indess in seiner üppigen Schönheit wenig geeignet erscheint, das Gemüth des andächtigen Beschauers zu einem „Jenseits“

hinüber zu tragen; er lehnt in anmutliiger Stellung an ei­

nem Baum, die beiden Pfeile stecken w ie nur zum Scherz in Brust und Bein (etwa gleich den Schönheitspflästerchen w elche die Schönen des achtzehnten Jahrhunderts trugen)' das schöne, feine Profil seines Gesichtes hat einen schmach­

tend ehevaleresipien Ausdruck. Je nun! es geschieht halt nichts Neues unter der Sonne. Jene „E m .Sdp.tion des H e isc h e s,“ w elche die St. Simonisten heut zu Tage iu den Formen eines philosophischen Systemes vortra-en, ist es eben, was die venezianischen Maler schon vor drei­

hundert Jahren ungleich eindringlicher proclamirten und für welche man ihnen willig Kapellen und Altäre einräumte

H am b u rg. D ie weitverbreitete Kunde von der re­

gen Theilnahme, die das hiesige Publikum der vorigen Kunstausslellung zugewendet, hat auch der ge°-enwärti^en vierten, wieder ansehnliche Sendungen von fremden Künst­

lern zugeführt. Es lohnt sich der Mühe, einen Blick auf die Statistik des neuen Vorraths zu werfen. Der früher vorwaltenden Münchener Schule tritt jetzt die Holländische mit einer gleichen Zahl wackerer Repräsentanten entgegen • ebenso, wenn gleich in geringeren Zahlen, stellt sich d as Verhältniss zwischen Dresden und Berlin, zw ischen W ien und Kopenhagen; eilt Deutsche haben aus llom Arbeiten eingeschickt, und zum ersten Mal erscheinen hier auch englische Maler in nicht unbeträchtlicher Zahl.

Gedruckt bei J. G. ß r ü s c h c k e , Breite Strasse Nr. 9.

Cytaty

Powiązane dokumenty

Somit kann nach dieser Methode jeder Künstler sich selbst ohne sonderliche Mühe mit eigenhändigen Porzellan-Malereien versehen und seinen Freunden unzerstörbare

Durch trübe Fenster nach dem Fleckchen Himmel, Und nach der freien Mücken Tanzgewimmel, Blick’ ich mit Neid aus meiner finstern Klause, Und wünsche mich w eit

Beide h atte n indessen neuerlich in ihren A ttelicrs einige A rbeiten ganz oder fast ganz v ollendet, über die ich daher ohne Indiscrclion reden darf.. A uch in

d ig t, füllt die gerügte Lücke des letzteren auf eine höchst, erw ünschte W eise aus, indem es die Muster der griechischen Säulenordnungen, insofern diese nicht

m en;“ der verschiedenartige Ausdruck in den Gesichtern der Kinder, der Jünglinge und der Greise bringt eine eben so malerische Wirkung hervor, w ie die schöne,

Auch können sich die ältern Schüler dieser Classe Fertigkeit im Modelliren und Bossiren durch Theilnahm c an denjenigen Stunden verschaffen, w elche in einem eigen

D ie Säulen, w elche zum Theil achteckig sind, haben sehr verschiedengeform te K apitäle: abgestumpfte W ür- felkapitäle ohne Schm uck oder m it Bandversclilin-

A n der Spitze der erste m standen die drei Caracci, hauptsächlich Hannihal; an der Spitze der zw eiten Michelangelo da Caravaggio, w elcher gänzlich absehend