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Die Verfassung : Wochenblatt für das Volk, Sonnabend, 20. Januar, Nr 3, 1866

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Eonnabenh 20. Januar. »1866. 3.Jahrgae.g,k»

Die

Verfassun

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Wechenblattsitt dass Volk

ErscheintjedenssriirabrnnPreisvierteljähnirgf

» « beiallenPreußfxptostanstalten4VISgT-·-·beiDen Ue Sar»inBerlinbeiallenZeitungs-Spediteurenincl.Botenlohn6Sgr.,inderExpedltlvnsTaubenstlt 27, 4V2 Sgr.

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qriiißrrrsreußischxkiErstarren-riss-

anserate dieZeile3Sgr.

Die Unverletzlrchkeitdes Königsund die Verantwortungder Minister-.

DiehieraufbezüglichenArtikel derVerfassunglauten:

Art. 43. DiePersondesKönigsist-«unverletzlich.»

sure 44. DieMinisterdesKönigsimd·veri1ntvzvr»tlickx—

Alle RegierungsakiedesKönigsbedürfenzu ihrerGultigkest der Gegenseichnungeines Ministcre,welcherdadurchdre Verantwortlichkeitübernimmt. v · · ·

Art.61. ieMinisterkönnendurchBeschlußeiner Kammer wegendesVerbrecheusderVerfassungs-Verletzung

derBestechungnnddesVerraths angeklagtwerden. Ueber solcheAnklageentscheidetderobersteGerichtshofderMonarchie invereinigtenSenatem sSo· langenochzwei oberste Gerichts- böfe« bestehen,treten dieselbenzuobigem Zwecke zusammen.

Die näherenBestimmungenüberdieFällederVer- antwortlichkeit,überdas Verfahrenund überdieStrafen werden einembesonderenGesetze vorbehalten

NachderVerfassung sollkeinMann undkeine Ge- meinschaftvon Männern impreußischenStaate «eine höhereoderauchnur eineebenso hoheMachtbesitzen, als derKönig.Aberdarum giebtdieVerfassungihm

noch nichtdie höchsteMachtimStaate uberhaupt.

Denn über derMachtdesKönigsstehtvon Rechts- wegendieMachtderVerfassungundderGesetzeSeinem EidegemäßkannderKönignur iu Uebereinstimmung mit der Verfassung und den Gesetzen regieren.

Die Verfassung gestattet ihm nicht, allerwegenur nach seinemeigenenWillen undErmessenüberangeln- gelegenheitendes Volkesunddes«;Slaateszuentscheiden ErkannkeinenArtikelderVerfassungundkeinTitelchen indenGesetzen ohne Zustimmung unsererVolksvertreter als-ändern LEr kannkeineSteuernerhebenund die öffentlichenGelderzukeinemZweckeocrausgabenlassen, wenn nichtin Ueber-einstimmungmit derVolksvertretung gegebeneGesetzeihndazuermächtigenEristinsein-en HandlungenebeniV wiejederBeamteundJederBur- ger des Staates an dieVerfassungund dieGesetze gebunden.

Aber doch istein großer Unterschiedvorhanden.

Denn jederBeamte und jederBürgeristfürseine HandlungendenbetreffendenBehördenunddenGerichten

desLandes verantwortlich Der Königaberkannvon keinerBehörde,von keinemGerichteundselbstvon der Volksvertretung nichtzur»Verantwortunggezogen werden.

Seine Person, so heißtesin Art. 43 derVerfassung istunverletzlich Dafürabersollen nachArt. 44die von ihmernannten Minister füralleRegierungsaktedes Königs verantwortlich fein,nnd damit siemitRecht dafür verantwortlich gemachtwerden können,ist zugleich bestimmt, daßkeinRegierungsaktdesKönigsgültig«sein soll,wenn nichteinMinisterihn mitunterzeichnetund durchseine,von Niemandem zuerzwingende,Gegen- zeichnung sichfreiwillig fürdenselben verantwortlich gemacht hat.

Ferner istbestimmt,daß dieVerantwortlichkeit der Minister fürdie RegierungsaktedesKönigsnicht ein bloßer Buchstabebleiben darf. Esverordnet nämlich derArt.61,· daßdieMinister durcheinenBeschlußdes Abgeordnetenhausesoder desHerrenhanses»wegen des Verbrechensder VerfassungsverletzungderBestechung und desVerraths«angeklagtwerden können, Ferner verordnet derArt. 61,daßderobersteGerichtshofder MonarchietinvereinigtenSenaten übersolcheAnklage entscheidensoll.Endlichverordnet derselbeArtikel, daß die nähernBestimmungenüberdieFälle jenerVer- antwortlichkeit»uber das Verfahrenund dieStrafen durchein besonderes Gesetzgetroffenwerdensollen.

· Nach diesensehrbündigenund sehr bestimmtenVor- schriftenderVerfassungsollteman meinen. daßdie Ministerauch wirklichvorGerichtgestelltMde könne«- wenn die Vertreter desVolkessichüberzeugthalten.

daßdieVerfassungunddieGesetzedas Landdurchihre Handlungenoder durch solcheHandlungen, welche-sie durchGegenzeichnungengebilligt haben,verletztworden sindsAber leideristdas nichtderFall. Denn das Geseüber dieVerantwortlichkeitderMinister, dessen

ErlaßdurchdieVerfassungschon seitsechszehnJahren gebotenist, istbisaufdenheutigen Tag noch Nichtz»U Stande gekommenEs ist nochinder letzten Zeit gescheitertandemWiderstandederMinister, welcheeinem dahinzielendenGesetze,welchesdieMehrheitdesAbgeord- netenhauses angenommen hatte,ihreZustimmngversagten-

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So befindenwir uns denninderLage,daßdie Ministersichzwardurch ihreGegenzeichnungfürjeden Regieriingsaktdes Königs verantwortlich erklären, daß aber dessenungeachtetdueVolksvertretungnicht im Stande ist, sie vorkommenden FallesinWirklichkeitzur gerichtlichenVerantwortungzuziehen.

Einsolcher Zustand scheintuns nicht inUeberein- stimmungmit derVerfassungdespreußischenLandes.

DieVerantwortlichkeit fürdieRegierungsaktedesKönigs istnicht aufdieMinisterindemSinne undinder Weiseübergegangen,wie der Artikel44derVerfassung inVerbindungmitdemArtikel61esvorschreibt.Die KroneistdurchdieVerantwortlichkeitderMinister nicht sogedecktunddas Landist durchdieselbe nicht soge- schützt,wiedieselbenin einem verfassungsmäßigenStaate gedecktundgeschütztsein müssenund wiedieBegründer derpreußischenVerfassunesoffenbarbeabsichtigthaben.

Es isteinesehrernteFrage, auf welchemWege wiraus einem soabnormen Zustandemitdemmöglich geringstenSchaden fürVolkundLand endlich heraus- kommen sollen. «

Politische Wochen-schaun Preußen.Am Montag istder preußischeLandtag durchden«Ministerpräsidentenv.Bismarck eröffnetworden.

Da dieThronrede voraussichtlichschon allen unsern Lesern bekannt ist, so haltenwiresnicht für nothwendig»denWort- lautderselben ierfolgenzulassen, unsere Ansichtübereinen wesentlichenTheildesInhaltesfindenunsere Leseran einer andern Stelle desBlattes. iach dieser feierlichenEröffnung habenbeideHäuserdesLandtages ihreArbeiten begonnen.

Das Herrenhaus hatin seiner ersten Sitzungdie WahlseinesVorstandesvorgenommen. Eswurdengewählt:

ZumPräsidentenGrafEberhardzuStolber -Werni- gerode (mit82von85Stimmen),zuVizepräßidentenGr.

von Frankenberg-Ludwigsdorf und Graf Brühl.

Jn seinerAntrittsrede feiertederPräsident diePolitikder Regierung währendderAbwesenheitdesLandtagesinleb- hafter Weise,undgedachteinsbesonderederVerordnungvom 10. November,durch welchedie OranisationdesHerren- hauseszueinemfestenAbschlußgebratworden sei. an derzweitenSitzungwurden die Namen dergewähltenSchrift- führerwiedervondenAbtheilungengetroffenenVorstands- wahlen mitgetheilt.Der Justizminister überreichteinen in der vorigen Sessioninnerledit gebliebenen Gesetzentwurf, betreffenddieAuösungdesLehnsverbandesineinigenpom- merschenLandest eilen. ·

DieersteSitzungdesAbgeordnetenhauses eröffnete derPräsidentdervorigen Sesslon, Grabow, mitfolgender Ansprache: »Meine Herren! Zur ·Eröffnungder dritten Sessionder8.LegislaturperiodeheißeichSieimneuen Jahre herzlichwillkommen. MögeesunserenseitvierJahrenleb- haftverfolÆnBestrebungen endlichgelingen, durchleiden- schaftslose-ahrhaftigkeitund kalte Besonnenheitin alt- bewährterEinigkeitundfesterAusdauer unser verletztesver- fassungsmäßigesRecht wiederherzustellenundzubefestigen.

Durchdrungenvondiesem,vom ganzenVaterlandegetheilten Wunsche, lassenSie uns unsereArbeiten beginnenmitdem Rufe:eslebeSe.MajestätderKönigl« Nachdem darauf dieVerloosungderAbtheilungen stattgefunden,wurdevom Abg.TwesteneinAntrag eingebracht,welcherdieAussetzung eines»lchuelzeydsnStxefrEsset-IMPLIEDHAVE-:P:Leeden

verlangt.—- Jn der zweiten Sitzung erfolgte, nachdemdie Resultatedervon denAbtheilungenvollzogenen Vorstands- wahlenmitgetheiltwaren,dieWahldesPräsidiumsundder

Schriftfuhrer.Bei derWahlderPräsidentenwurden 221 Stimmzettel abgegeben.Davon erhieltderAbg.Grabow 192»Stimmen,derAbg.v.d.Heydt (Kanditatderkonser- vativen Fraktion)24Stimmen undAbgeordneter Osterath (Mitgliedderultramontanen Fraktion)lStimme. 4Zettel waren unbeschrieben.—- Ab.v.Unruh, welcher während der WahldenVorsitzgeführthatte,verkündetedarauf, daß derAbg.Grabow zum Präsidenten desHausesewählt sei. Derselbeübernahm denVorsitzmitfolgendenWorten:

Meine Herren! JhresoebenvollzogeneWahl hat mich für dieganze Dauer derletzten Session dieserLegislaturs Periodewiederum zu demschwierigenAmte eines Prasidenten diesesHausesberufen.Jch sage Jhnenmeinenwärmsten

Dankclgurdas mirbewahrte,alteVertrauen, welchesmich verpflitei,Jhremehrenvolleu RufezumletztenMale su

folgenundmeine schwerenPflichten nachallenmeinenKräf- tengewissenhaft,treuundparteiloszuerfüllen.Sieaber bitte ich recht dringend,mir dieAusübungmeines Amtes durchfernerewohlwollende, nachsichtigeund kräftigeUnter- stützunggütigsterleichternzuwollen. Meine Herren!Das düstereinderletztenSessionvorIhnenund dem Landeauf- gerollte Bild über dieinnere Lageunseres Staats hatsich seitdemnoch mehr verfinstert. (Sehr wahrl) BeiderSchlie- ßungdesLandtagszu einerZeit undaneinem Orte, welche jedeWiderlegung ausschlossen,(hört,hört!)warddieses Haus beschuldigt, durchVerwerfnngvonGesetzenundNichtbewilli- ung von Geldmitteln dasmaterielle WohldesLandes ge-

schädigt,dieäußere Sicherheit desselbeninFragegestellt,die Hand nach Rechten ausgestrecktzuhaben, welcheseine gesetz- liche StellungimVerfassungslebenihin versae,miteinem Worte: dasoberste Gesetzunddiehöchste ichtschnur für alle Parteien, das Wohldes Vaterlandes,denpolitischen Meinungskämpfenge enüberpreisgegebenzuhaben.Ermu- thigt durch diesennitbegründeten,in denLandtags-Annalen unerhörten, schwerenAiiklageaktwagtendie reaktionärePresse unbelästigtBeschuldigungenderleidenschaftlichstenundgehas- sigstenArtundGeistliche unberufen Schrittedermaßlosesten Ueberhebunggegen den zweiten gleichberechtigtenFaktor der Gesetzgebung.(StürmischeZustimmung.)Aber dulden wollteman

nicht,man untersagteundverhindertesogar durchdiebewaffnete MachteinFestandenUferndesRheines, durch welchesdasfrei- sinnigeBürgerthunivonRheinland-Westfalendie vielverhöhnten und gemaßregeltenliberalen Vertreter despreußischenVolks ehrenwollteindankbarer Anerkennung ihresvierJahre hin- durch unerschütterlichausharrenden Muthes indem-schweren Kampfe fürdiezwischenFürstundVolksvertretungverein- barte und vonihnen beschworeneVerfassungundfürdie in ihr verbrieften Volksrechte. Chronischgeworden istder TUS dergesetzlichnicht geordnetenundUnterderMitwirkungder früherenLandesvertretungen MERMISgenehmigtenMilitär- Reorganisation entsprngene VerfassungskonfliktohneVer- fchuldendieses Hauses- Welches Flur seindemWortlaute und demGeistederVerfassungunzweifelhaftentsprechendesFinanz- rechtgegenalle

Auslegungskunsteununterbrochenundstand- haftvertheidigt,niemals aerseine Hand nachIhmnichtzu- stehendenRechtenausgestreckthat« UngeachtetinderAller- höchstenVerordnungan dasStaatsministeriumvom 19ten Mai 1862,betreffenddieAusführungderWahlenzumAb- geordnetenhause,verheißenwar:

»Jaweiterer AusführungderbestehendenVer- fassung soll dieGesetzgebungundVerwaltungvon freisinnigen Grundsätzenausgehen«

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istderpolitische TheilderGesetzgebungznni Stillstandge- bracht.NuridaöHFttenhaushateine»endgiiltige«Verniehrun seiner Mitgliederim Verordnungswegeerfahren.Vergeblich

pfftaberdasLandnochimmer aufdie·Gesetze,betreffend dieMinister-VerantwortlichkeitnnddieEinrichtungnndBe-

xuiiissederOber-Rechnungskammer,ohne welchedieVer-

aszsnngkeineWahrheitist,vergeblichaneinevon freisinni- gen Grundsätzenausgehende·Unterrichts-, Gewekbe.,Ge.

meinde-,Kreis- undProvinzial-Ordnun. DieVerwaltung desStaats iftvon freisinnigenGrundsatzeii gänzlichentklei- det« Deßsiiidlebendige·ZengendieMaßregelngegen die fkeisinnigenBlätter,Vereine, Versammlungen,Staats- und Gemeindebeamte nnd Staatsbürger.Nun undnimmermehr werden aber, trotz derbisherigen NichterfiillungjenerVer- heißungen,das preußischeVolkundseine Vertreter dieun-

lengbare Wahrheit verleugnen,derzufolgedas materielle und geistigeWohldesStaats und seine äußereSicherheitzu- nächstnndvor Allem dierückhaltloseAnerkennungundge- wissenhafteAusübungseines beschworeiienöffentlichenRechtes fordert,jede nichtvon diesem Rechtegetragene Machtaber einUnrechtundiinsittlich ist. NureineaufdieseWahrs heit»ge ründeteFreiheit wirdunterAchtungdesalleindurch diehöherendeutschen Interessen beschränktenSelbstbestim- niiingsrechtesderBriiderstämmeinDeutschlandzumorali- schenErobernngen,zueiner befriedigenden Lösungdertrotz der glorreichen WaffenerfolgedurchdieGasteiner Ueber- einkunftimmer verwickelter undschwierigergewordenenschles- wig-holsteinischenFragennd mitihrzurbundesstaatlichen EiniguiigDeutschlands führen.Möge Preußen,in Er- füllung seines deutschen Bernfes,einen solchenfreisinnigen Entwicklungsgangunverweilt einschlagen,eheesdurcheinen möglicherWeisederFreiheit üiistigenVerlaufdergegen- wärtig fchwebendenösterreichischenVerfassungskrists überholt nndeheesüberhauptzuspätwird. Dann wirdDeutsch- lands dereinstigeverfassungsmäßigeVertretungdie große Zukunftunseresdeutschen Vaterlandes freudigen Herzensin denmächtigenHändenunserer Könige gesichertsehen.Dies mein aufrichtig ehrlicher,lebhafter WunschbeimletztenAn- trittmeinesAmtes!«(Lebhaftes Bravo.)

Zum·ersten VizesPräsidentenwurdeHerrv.Unrnh mit 162Stimmen von 218

gewählt,zumzweiten Vizepräsis deuten v.Bocknm-Dolf s mit165Stimmen von 208.

Beidenahmen dieWahldankendan.

»Abg.v.d.Hehdtprotestirtegegendie Antkittgkede des Präsidenten,weildieselbenur denStandpunktderMajori- tät vertrete.

Präs.Grabow erwiedert, daßer,daerdasHansgegen

Angrisgevon außerhalbgewahrt habe,dag Recht des gan-

geäl-aneSgewahrt«also auchdieMinorität vertreten ae.

Esfolgt daraufdieWahlderSchristführekundwährend derZählungderStiniinzetteleine VertagungdesHauses.

Gewahlt»werden dieAbgeordnetenZiegerhSchröder,

Corneli- Post, Parisius (Gardeegen), Schmidt (Pad9kb0m)-Vass enge (Lauban)Undv.Rönne.

Pech Hek»Vertagunggelangtder Twesten’scheAntrag betten-«-SIstIkUUgdesStrafverfahrensgegen denAbg.v.d.

Leeden zurVerhandlung.Ref. Assmann theiltdenbekannten SachverhaltmitundbeantragtAnnahmedesAntrages.Diese Etfvlgt fast einstimmig,nur einige Mitgliederderkatholischen Fraktion stimmen dagegen ZurnächstenSitzungwerdendie VorlagenderMinistererwartet. .

AmDienstagAbendfand·dieangekündigtegemeinsame BekathllngderbeidengroßenliberalenFraktionen desAbge- ordnetenhansesstatt. Die Debatte war sehrlebhaft.

Waldeck, Kosch,Bender und Gneist sprachenn. A.für Durchberathung. ForckenbeckwünschteeineVorberathnngim Plenuniüber diese Frage, seine Ansichtwirdwahrscheinlich durchdringen. EineAbstimmung fandnicht statt.

Jn BezugaufdieFortdauer der HaftdesAbg.Dr- Johann Jatvby wirddieMehrheitdesAbgeordnetenhauses keinen Antragstellen. Sie ist dazu durchdennichtganz klarenWortlaut derbetreffendenParagraphenderVerfassung bestimmtworden.

DerAbg- LEUCTJhat sein Mandat niedergelegt.

JiiBetreffderVorlagewegenderMarine verlautet,daß diedamitverbundeneGeldfprdernngsehrbedeutend feinwird.

J·UK ölU Ist bekannkllchSeitens desDomkapitelskeine Erzbischofswahlzu Stande gekommen,dadasselbe sich nicht entschließenkonnte,den»vompäpstlichenStuhl undder preußischenRegierunggewunschtensehr nltraniontanen Bischof Melchers zuIpflhlm JePthatUUUderPapst,mitZustim- innng derprenßkschekxReglekUUg-denBischof Melchers ohne Wahl als ErzbischofvonKölnproklamirt. Ebensowiein Köln, sohat dieRegierung auchinPosendie Wahl des nltrainontaneii Kandidaten, v. Ledochowski zum Erzbischofbegunftigt.Wirglauben allerdingsgern, daßes derRegierunginHinblickans diebevorstehendenNeuwahlen erwiinscht seinmag,eine UnterstützungandenKatholikenin Preußenzuerhalten,aberwieinsovielenanderen Dingen, soirrtsich»diefRegierungauch darin,daß siemeint,durch

eine Begünstigung des Ultramontanismns sichdie

gesammtenKatholikeninPreußenzuverpflichten. Wirden- en, ein BlickaiifdieZahlderAbgeordneten, welcheder nltrainontanen Parteiangehören,nndwelcheallenurgewählt sind,weilsieeinProgramm aufgestellthaben, welchessie zurOppositionegendiejetzigeReierung verpflichtenwürde, wenn esüberhIanpteinegesetzlieVerpflichtungfür den Abeordneten äbe,andem Programm,welcheservorseinen Wahlern entwickelthat, festzuhalten, solltedieRegierunvon demUngrundsolcherAnnahme schonlängstüberzeugtaben.

TrotzdemverlangtdochdieHinneigungderRegierunzu jener Partei großeAufmerksamkeit,aberwirdenken,da die Wahlvon eifrigen Anhängernder nltramontanen Partei zuErzbischöfenvonPosennndKölnwesentlichdazu beitragen wird, indenKatholikenPreußensnndganz Deutschlands dasGefühlzuverstärkerwienothwendigessei,diekatho- lische Kirche in Deutschland unabhängig zu machenvon Rom.

S unten. NachdenossiziellenNa riten iehtsichPrim nochipinmerzurück. Nächstenswirdcherchsichzwohlbisnach Madrid zurückgezogenhaben.

«

EinSatzderThroiirede.

Jmletzten AbschnittderThronrede heißtes:

»Sie(dieReierung)lebtderUeberzengung,daß beieiner nnbelfangenemleidenschaftslosennndrein sachlichenPrüfung«dessen,wasihrzuerreichenver- önntgewesen-wiedessen,was siemitHülfeder

Zaudesvertrelungnoch erstrebt,genug derZwecke nndZiele efundenwerdenmüßten,indenenalle ParteiensichIeinswissen.

WerdenSie,meineHerren,vondemWunsche getragen, dieseEininngspnnktezusuchen,nndfest- zuhalten, sowird hren Berathungen Segennnd

Erfolg nicht fehlen.« · »

Esklingen dieseWorte allerdingsanders alsdieErkla- riingenderfeudalen Blätter vorEröffnungderSession.Da war von nichtsweiterdieRede,alsdaßdieRegierungan

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einein ErfolgederdiesjährigenLandtagssitzungvölli ver- weifle. Diese stets sogutunterrichtetsein wollenden lätter

findalso diesesMalsehr schlechtbedientgewesen.DasMi- nisteriumerklärtja ausdrücklich,daßderErfolg nicht fehlen werde. Freilichwirddiese Erwartungan eineVorbedingung

geknüpft,nämlichan die, daßdie Abgeordneten die sini ungspunkte suchen-würden

sirgestehen aufrichtig,sooftundso ernstwirauchüber diePflichteneines Volksvertretersnachgedachthaben,esist uns nochnieeingefallen,daßesihm zukäme,darüberzn brüten,inwelchenPunktenersichmit derRegierungzuver- ständigen habe.Sein Beruf ist vielmehr,dem Willen und den Bedürfnissen des Volkes Rechnung zu tragen nnddenverbrieftenundbeschworeiienRechtendes- selbenkeinenAbbruch geschehenzulassen.Einigungsi punkte zwischender Regierung nnd Volksvertre- tUUg«zusuchenund festzuhalten«, dasist inallen verfassungsmäßigen Ländern immer als eine Auf- gabeder Regierung angesehen worden.

Jndeßwirwollen diesenPunkt bei Seite lassen;wenn wiresauch nichtfür dieAufgabederRegierung halten können, dieVolksvertretung aufzufordern,siemöge ihrZu- geständnisseentgegenbringen,sowollenwirdochnichtin Ab- redestellen, daß sichunter besondern Umständen eine Kammer aus freiem Antriebe zuetwas Aehnlichein entschließen könnte. Wenn sichz.B. einMinisteriumniii dasVater- landeingroßesundbleibendes Verdienst erwürbe,sokönnten wiruns wohl denken, daßeineVolksvertretun demselben, ohne seinen Vorschlag abzuwarten,miteiner ewilliguiig entgeen käme. Etwas derArt scheintauchbeiAbfassung der ghronrede gefühltworden zusein. DererstederVon uns angeführtenSatzeenthältausdrücklichdieErklarung:

die Regierung habe Vieles erreichtunderstrebe Asnderes, was alle Parteien wünschten.

Ehewirnoch auf diese Andeutung eingehn,wollenwir noch kurz prüfen,was mitdenEinigungspunkten gemeintsei, welchevon derVolksvertretuiigzusuchenundfestzuhalten wären. Wie wirglaubensinddiesePunktehauptsächlich zwei. ErstensdieBewilligungderfürdieAufrechterhaltung derArmeereorgaiiisationerforderlichenvielenMillionen, zwei- tens dieAnerkennungdesGrundsatzes, daßdasAb eordneten- hausalle Mittel zubewilligen hat,diedasMinisteriumfür

nothwendig hält.Zu finden sinddiePunkte, welcheinder Thronredeals,,Eingangspnnkte«bezeichnetwerden,alsonicht schwer.Anders stehtesmit dein »Festhalten«,worunter doch offenbardieBewilligung verstandenwird. Das Ab- geordnetenhaus, welches dieseForderungen bewil- ligte, muß erstnochgewähltwerden.

DasVolk kannmitseinemRechte thunwas eswill,es ist vollständigbefugt,bei»einerNeuwahl solcheMänner zn wählen,von denenesweiß,daß siedieEintrachtwitdem jeweiligen Ministerium höherstellen,als dieWahrungder beschworenenVolksrechte.Obeinsolcher SchrittdesVolkes klug wäre, isteineandereFrage;aberdasRecht,wiean-

gedeutetzuhandeln,wird ihmPlemandbestreiten. Ganz anders tehtesmitdem gegenwartigenAbgeordnetenhause.

Seine ehrheitistausdrücklichzu deinZweckegewählt,uni das SteuerbewilligungsrechtdesVolkesfestzuhaltenAlle Mitlieder dergroßenliberalen Parteien»habendiesihren Wä)lernvorderWahl ausdrücklichundfeierlichversprochen Es wäre daher, wenn auchkeine gesetzlicheVer-

pflichtungfürdieAbgeordnetenbesteht,anihremaufgestellten Wa)lprogramm festzuhalten, nicht allein ein Verrath

an»ihrereigenen lleberzeugung, sondern ein aus- drucklicher Wortbruch gegenüber den Wählerii, wenn siein der Behandlung des Staatshaus- haltes ihren bisherigen Standpunkt verließen.

Jii dem Sinne des Ministeriuins ist alsoeineVerstän- digung ohne Neuwahl völlig unmöglich«Da diese zum Herbstauch ohne Auflösungeintritt, somüssenwirwohlan dieFrage herantreten,obdasVolk dannVeranlassunghaben wird,dievon derRegierung gewünschteNachgiebigkeitzu

zeigen.Wir fragen also:was hat das Ministerium Bisinarck fürdas Wohldes preußischenVolkes gethan?

JiiderThronredemeintdieRegierung,esseiihrver-

gönnt gewesenMauchesznerreichen,nnd sieerstrebeZiele, inderen Verfolgung sichalleParteieneinswüßten.

Dieinnern Verhältnissekönnenhiermit wohlkaumge- meintsein. Denn erstenshatdieRegierungim eigenen Lande einensichtbaren- Erfolg nicht gehabt,daman das FortregierenohneStaatshauslsaltsgesetz,dieNichtbeftätigung der»voudenGemeindengewähltenSiadträthe,dieGründung verschiedenereifrigverbreiteterundwenig geleseuerBlätteru.s.w.

doch UiimöglichalsetwasErreichteshinstellenkann. Zweitens aberwirdman mitnochweniger Rechtvon diesenZielensagen können,»daß sichdarin alleParteieneinswüßten«.Die

erühmtenErfolge scheinen aisoinderauswärtigenPolitik

stattgefundenzuhaben,undeswerden auch derVertragvon Gasteinund derAnkanf LauenbnrgsfürSe. Majestätden KöniginderThronredealsErfolge bezeichnet. Waszu- nächstletzteresGeschäft angeht, so hättenwirerwartet, daß darüisereineVorla eangekünditwerden würde, danachder Verfassung unser -’rönigHerrscherfremder Reiche ohneZu- stimmungder Kammern nichtwerden darf. Aber selbst wenn man dieAbsichthaben sollte, auch diesen Verfassungs- Artikelhinwegzudeuten,so müßte trotzdemeineVorlagege- machtwerden. Oesterreichbesaß dochinkeinemFallevon

Lauenburg niehralsdieHälfteundkonnte daher auchnur seinAnrecht aufdieseHälfte verkaufen.Dieandere Hälfte gehörtoffenbar dempreußischenStaat und ist dochmius destensebensovielwerth,alsderfrühere österreichischeAn- theil.Jst esalsodieAbsichtderRegierung, auchdiese HälfteanSe. Majestätzuverkaufen,somuß nachunserer Ansichtdazu dieZustimmungderLandesvertretung erstein- geholtwerden.

Wie-man indeinVer-tragevon GasteineinenErfolg sehenwill,dasistuns ganznnd garunbegreiflich.lErer-

scheintnur geeignet,dieHerzogthümerfragebisin’s Unend- licheinderSchwebezuhalten undPreußens Lage ist,wie sichjetztwohl ziemlichklarher-ausgestellthat, durchdenVertrag ungünstiger,dieOesterreichsaber bessergeworden.«Man kanndenpreußischenBeamten vieletrefsxicheEigenschaften mit Recht nachrühmen,abereinshaben sienie verstanden, sichdenMenschen angenehmzuMachelli Ganzanders istes mit denOesterreichern. JhIJEU fehlenvieleunsererguten Eigenschaften,abereins verstanden sievon jeherund ver-

stehenesnoch heute:dieKunst sich,ohne daß sie sichdeßhalb inUnkosten setzen,fütFellAugenblickbeliebtzumachen.

Dashat sichauch-neuerdingswiederinHolstein gezeigt.

Wo sindalsod»1eserühnitenErfolgeundwo solldas AbgeordnetenhauödieVereinigungspnnktemit derRegierung

nden?

si

Jn demVerkauf der Köln-Mindener Bahn und der.Verordnung über das Herrenhaus wird sie dochsicherlichNiemand suchenwollen!

DruckundVerlagvonFranz Duncker inBerlin. BerantwortlicherRedakteurundherausgebenDr.G. Lewtnsteln lnBerlin.

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