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Die Verfassung : Wochenblatt für das Volk, Sonnabend, 21. Januar, Nr 3, 1865

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MI. Sonnabend, 21. Januar. 1865.

Die

Verfassung.

Wachenblattsiir das Yadk

ErscheintjedenSonnabendPreis vierteljährlichbeiallenPreuß. Postanstalten 472 Sgr., beidenaußerpreußisenPostanstalten 73X4Sgr.,in BerlinbeiallenZeitungssSpediteuren incl.Botenlohn6Sgr., inderExpedition, Mohrenstraßer.34,472 Sgt.

JnseratedieZeile3Sgr.

Die Thronrede.

Mit Spannung hatteJedermann imLande dem Tageentgegengesehen,an welchemdieVolksvertretung zusammentretensollte,um ihre»Ausgabe,.theilunehmen

an der Gesetzgebun, zuerfullen. Einest eilshat

man so manche Honung an denZusammentritter Männergeknüpft,welche, berufen durchdasVertrauen imLande,mit ernstem Willen an denVersuchgehen, denschwerenKonflikt,unter welchemunserVaterland leidet,zubeseitigen,andererseitshatman mitgespannter Erwartungden Worten entgegengelauscht,mitdenender KönigdieVertreter desVolkes begrüßenwurde,um

inihneneinen Beweis dafürzufinden, daßdieRe- ierungeinehenwolle auf dieForderungen,die zu tellen die ertreter desVolkes berechtigtsind.Der Landtagist eröffnet,dieköniglicheRedeist

Beut,wo

wir vor unsere Lesertreten, Jedermann im olke be- kannt und nochheut stehenwir voreinemsorgfältig bewahrtenGeheimnisz,wenn man an uns dieFrage richtet: Welchen Weg zeigt sieuns an, um zur Lvsung unseres Berfassungskonfliktes zu ge- lan en?

ieThronrede läßtsich ihrem Wesen nach füglich in dreiTheilezerlegen.Erstensbeschäftigtsiesickgmit

den Ereignissendes vergangenen Jahres. Zu iesen dürfenwirwohl auchdenPolenprozeßrechnen,ob- gleich derselbeseinen rechtsgültigenAbschlußnoch nicht erreichthat,aber wirübergehendenbetreffendenSatz mitStillschweigen,weil wirimInteresse unseresVater- landes aurichtig wünschen,daßjenes Ereigniß recht baldausdemGedächtnißderMenschenentschwinde,Das Streben einerweisenRegierung,inBezugaufdie in PreußenkvohnendenBürger polnischenStammes, muß dahin gerichtetsein,daßsieihr jetzigesVaterland wegen seinergerechtenEinrichtunen achtenund wegenseiner InildenReglekUUgSfOUktlieenlernen. Die Rede ver- kUndetdierUhmVUchenErfolge unserer Waffen

an derNordgrenzeUnseresgroßen Vaterlandes UndgieverkündetdieerfreulicheErneuerung des Wirt lchaftlichenBandes, welches fast ganz

Deutschland seit einemMenschenalter um-

xchlingt, aufdenrichtigenGrundsätzen,welcheder unter em-liberalen Ministeriumabgeschlosene Handelsvertrag mitFrankrei»vorsch»reibt.Vondiesenreignissendes vori- genJahres uhrteine einfacheBetrachtungzu demzwei- tenTheilederRede,zu denVorlagen,welcheder Volks- vertretungvonSeiten derRegierungzugehenwerden. Es

Linderdiesim vorallemeinGesetzüber diePensionirung Schleswig-Holstein’schenKriegeinvalide gewordenen Soldaten, und dieVorlagederver- schiedenenHandels-undZollverträge.ZudiesenVor- lagenkommennochandere,welcheGegenständeberühren, derengesetzlicheRegelungsichalsdringendherausgestellt

hat,doch vermissenwir unter derangekündigtenVor- age so manches Gesetz,dessenErlaß fürdenAusbau unsererVerfassunghöchstwichtig erscheinen muß.So hattenwir gewünscht,dieRegierungselbst hättedie NothwendigkeiteinesMinisterverantwortlichkeits- gesetzes anerkannt,und derVolksvertretungdieVorlage einessolchen,sowie einesGesetzesüber dieOber- rechenkammerangekündigt.Zudenzuerst erwähnten Vorlagentretennun abernochdieVorlagen finanzieller Natur: die

Rechnungenüber denStaatshaushalt früherer Jahre,die Vor age desStaatshaushaltsgesetzesfür1865, dieVorlagedesRechnungenüber dieKriegskosten,die VorlagewegenErweiterungder Marine unddie Vor- lageween derAnlageeinesKanals wischenNord- undOstleeMit ihrer Erwähnungge angen wir zu demdritten TheilederThronredezuderBehandlung derbrennenden Fragen, welcheseitdreiJahrenjeden kolitischaldige LösungreifenwirMannzumimHeilVolkedes Vaterlandesbewegenunderwarten.deren

Drei Fragen sindes, und dochnur Eine, welchedaspreußischeVolkbewegen.

Welcheswird das Resultat des siegreich beendigten Kriegs inBezu aufdieStel- lung der Elbherzogthümerlein?

Wann wird dieMilitärfrage imSinne- der Wiederherstellung der Landwehr ihre Lösungfinden?

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Wann wird das volle Budgetrecht der VolksvertretungseineAnerkennungfinden?

DiesedreiFragengipfelninder einen: Wann wird derVerfassungskonflikt, welcher soschwer aufderEntwickelungunseres Vaterlandes lastet, ein Ende finden?

Es werden dieRechnuiigen»überdieKriegskosten und derVorschlageinerBetheiligungdesStaates an demNord-Oi"isee-Kanalvorgelegtwerden. Wie sollen diemit SchuldenüberbürdeteiiHerzogthümernun die Kostenerstatten,und wiekommtPreußenalsStaat dazu, sichan einem Kanal infremdemLandezubethei- ligen?Wirwissenwohl,daß so mancherKopfvollist

von Annektionsideen,aberdieThrourede erwähntihrer nicht, sie sprichtnur davon,dieRechtedes Landes mit denRechtenderverschiedenenFürsten,welcheAnsprüche aufSchleswig-Holsteinerheben,inEinklangzu brinen.

Dürfteiiwir darin das Versprechenerblicken, dieStimme des schleswig-holstein’schenVolkes end-.

gültigindieser Sacheentscheidensollte,owürden wir dasselbealseinZeichenallseitig befriedigenderLösung begrüßen.Dann würden wir auchbeieiner Lösung unseresinneren KonflikteskeinenAugenblickbezweifeln, daßdie Stimme desschleswig-holstein’schenVolkes den

neuen Herrscherzwingenwürde,mitseinemStaate in

einsolchesVerhältnißzuPreußenzu treten,wiees dasdeutscheVolk schon längstals nothwendigzum- Schutze Deutschlandsfüralle deutschenStaaten her- gestelltsehen möchte. .

Was dieMilitärfrage anbetrifft, so verkündigtdie Thronrede,und dasistihre bedeutsamsteStelle,von

neuem denfesten EntschlußderRegierung festzuhalten

an demReorganisationsplan,demman ja theilweisedie glücklichenErfolgedes Krieges zuverdanken glaubt- Wir wollen hier,wo wir nun mitkurzenWorten die ThronredeunserenLesern ihremWesennachvorführen wollen,nichteingehen aufdieverschiedenartigenAn- schauungen, welcheüberdiesen Gegenstandgeltendge- machtwerdenkönnen,wirsindüberzeugt,daß,jedePartei auf ihre WeisedenSchutz unddieWohlfahrtdes Vater- landes erstrebt.WennaufdereinenSeite dieneue

Reorganisationder Armeefürunumgänglichnothwendig zum Schutzdes Vaterlands gehaltenwird, so istandrer- seitsdieMehrheitdesVolkesebensofestüberzeugt,daß dasGesetzvom Jahre1814,welchesfünfzigJahrelang Preußenwehrfähiggemachthat, auchBeutnochge-

nügendist. Woaber,unddasistvor aein das,was uns derbetreffendePassusderThronredemitvollem Ernstvor die Seele führt,wosoll sichderWegzur LösungdesKonfliktesfinden,wenn dieRegierungimmer wiederundwiedererklärt: Wir habendas für gut befunden, also-müßt ihrals Bolksvertreteres

kilsligeinsonstläßtsichkeinEiiiverständnißzwischenuns

ertellen.

OhneLösungderMilitärfragescheintuns aucheine Lösungder dritten Frage nichtmöglich.So langedie Regierungviele Millionen mehralsfrüher fürdie Armeefordert,undsolangedie Kammer nach gründ-

licher Prüfungund besterUeber eugung es nit "i:

gerechtfertigt erachtet, solcheErhöhungderLastecikdkm

Landezuzumuthen,solangewird weder einStaatshaus- haltsgesetzzwischenbeidenvereinbart werden,nochwird

dieVolksvertretungsich fürbefugthalten,demMiniste- riumaußerordentlicheGeldmittelzurVerfügungzustellen.

Was nun dieeinzelnenfinaniellenVorlagen betrifft, welcheangekundigtsind,somußesbesondersaufsallend erscheinen, daßdieVorlagederRechnungenfük1862 ebensoangekündigtwird,wiediederRechnungenfür 1859—61, obgleichzwischenbeiden der großeUnter- schiedbesteht,daßdieletzterensichaufJahre beziehen, inwelchenderStaatshaushaltauf Grund einesver-

fassungsmäßigzuStande gekommenenBudgetgesetzes geführtworden ist, währendbei derRechnungfür1862 diesenothwendigeGrundlagezur Plüfung mangelt.

WasdieVorlageinBetreffderKriegskvstenanbelangt, so findenwireserklärlich,daßderKrieg nichtallein ausdenUeberschüssendervergangenen Jahre hatbe-

strittenwerden können. Wir gabenimmer dieseAn-

sicht,trotz»derentgegenstehenen Behauptungen der feudalenBlatter festgehaltenUnserVolk hat aber gerechte Ursache, darauf stolzzusein, daßes im Stande war, soungeheure Mittel ohneAn- leiheaufzubringen Vergessenwirnun aber beiso günstigenFinauzlagennicht,daßesdieernstePflichtder Regierungundder Volksvertretung ist,inUeberlegung zunehmen, obesnichtanderZeitist, eineAbgaben- verminderungeintreten zulassen.AndrückendenSteuern, welcheden ewerblichenFortschrittdesVolkeshemmen, fehlteswahrlichnicht«Das Salzmonopol istam Baume unsererSteuer esetzgebungschonlangeeineüber- reifeFrucht,dieabgeschutteltwerdenmuß.DieLotterie wird ewißvon Niemandem vertheidigtivekdenkönnen der den ZweckdesStaates inderFörderungdesWohl- standesundderSittlichkeitseinerBewohnersucht.Mit diesem Zielestimmtaber dieAnreizuugzum Spiel durchden Staat inkeinerWeiseüberein.Weresweiß, wie dieSpielwuth durchdie Lotterieverbreitet wird,der kannüber dieschädlichenFolgen dieserEinrichtungnicht inZweifelsein.DasSpieltrocknetdasHerzausund machtallmähligunfähigzuredlicherundfleißigerArbeit.

Mögeman inmaßgebendenKreisen auchdenimmer lauterwerdendenKlagenüber dieHandhabungderKlassen- steuergeneigtesOhr schenken,und denen,welchedie- selbezahleu,endlichdieSelbsteinschätzunggewähren, welcheihre reicheren,derEiiikommenstkuekUnterwotfenen MitbürgeringewisserBeziehungbesltzellz

MitdiesenkurzenAndeutungenuberdiesowünschens- werthenSteuerreformen, vondenenwir hoffen,daß sie bei einerLösungdesKonfltktes,Welchezurverfassungs- mäßigenFeststelluiiidesStaatshaushaltsführt,einige Berücksichtigungfinenwerden,schließenwir-unserekurze BetrachtungderThronrede

Pothische Wochenfchåns Preußen. Es istnatürlich,daßdieBerathungender Volksvertretungvorallem dasInteressedes Volkes.in An- spruchnehmen. Nachdemdie Kammern am14. d. M.durch

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die -- eer Inhalt wiralsschonalleinein

bekakskevskåuägxxäk«eägfnetwordensind,konstituirtesichdie

2» Kammeram 16» d« .durchdie»Wahl ihres Präsidiums.

Eswurden beidekWahldesPrasidenten256Stimmen

abgegeben,von denenderAbgeordneteGrabow 222,Freiherr von derHeydt32,von Unruh2undLöwe1Stimme er- halten han«DerAbgeordneteGrabow isthiermit zuin ersten PrasldeU»teUgewahlt,ernimmt seinen Platzmit einer Anfpkacheein, inwelcherer, nachdemerfürdas ihmdurchdieWahl gezeigteVertrauen gedanktund um

NachflchtundUnterstützungbei Ausübung seinesAmtes gebeten hat, sagt:

Meine Herren! Bei unsererletztenEntlassungward

»einstweilen«auf dieHoffnungeinerVerständigungmitdem

Hauseverzichtet. » »»

Presse,Disziplinirnngenderliberalen eamten,Nichtbestatis ungen derliberalenKommunalwahlen,Verunglimpfungen,

VerdächtigungenundVerläumdungenderliberalen Staats- biirgerinnoch stärkeremMaßealsindenfrüherenJahren hervorgerufen. (Beifall links, vereinzeltes Zischenrechts.)

Die liberaleGesinnung istindenBann gethan (sehr wahr!),dieUeberzeugungstreue,derschönsteSchmuck des altpreußischenBeamten, istin dieneupreußischeAchterklärt (Beifall links),dieAxtwirdandenseit180iidieschönsten Früchte, ,,GeineinsinnundGemeinwohl!«tragendenBaum derSelbstverwaltung der Städte und Gemeindengelegt,

Um» diedreimal erprobte öffentlicheMeinung,diestärkte Ma timStaate, urUmkehrzustimmen.

ochdas Gewissendespreußischen Volkes und seiner erwähltenVertreter, welchevorGott undderKronege- schworenhaben, »dieVerfassunggewissenhaftzubeachten«, läßt sich durchkeineMachtderErdeinHeilighaltungder verfassun smäßienRechtederKroneund des Volkesbeu«en.

Den önilien

Wahllspruch:»Nurwer sich auf den els desRechteselli,derstetaufdemFelsderEhreunddes Sieges«,haben auchwirzu demunsrienerkoren.

UnterdiesemBannerkönnen wir ieschonseit Jahren auchvon uns dringendgewünschte,aberbishervergeblicher- strebte Verständiung nur aufeinem Wege finden,deres uns möglichmacht,diebesKworenenundunserergewissen-

hafteneben.Treue anvertrauten echtedesVolkesnichtPreiszu MögedieköniglicheRegierungmitunseinensolchen eg betretenum HeilundFrommen unseres Vaterlandes, dessenWohlfahrtundEhrewirzu allenZeiteninunserem treuenPreußenherzenhochundheilig halten. (Lauter Beifall.) Zum erstenVizepräsidentenwird Abgeordnetervon Unruh mit 180 von 243 Stimmen «ewählt. Ab- geordnetervon Unruh (vom Platzesprechend):Ich freue IMch ivsehr, unsern Herrn Präsidentenan dieserStelle (n«achder Tribüne

zeigend)zusehen, daß ich sehrgernbe- reitbin, ihnzuuntertützen, soweitmeine Kräfte reichen.

DaßSie mirhierzuGelegenheitgeben, dafürdankeichJhnen von Herzen.

UmzweitenVizepräsidentenwirdderAbgeordnetevon BockekmsDolffsmit 180Stimmen svon 230 gewählt.

Er UUMUt dieWahl dankend an. —- Zu Quästoren

werden«ernannt dieAbgeordneten Parrisius(Brandenburgt)

undRiebold. EsfindetdaraufdieWahlderacht Schri«- führer statt,derenResultat,welchesinderfolgendenSitzung verkündigtwdeeiEst,daßdie erren Schmidt (Paderborn), Seubert, Schkodek- Ba senge,. Leut, Dr. Ziegert und Pakisius(Gc1kdelege11)zuSchriftführerngewähltwurden.

,,

UderSitzungam 17-d. Mis. wurde vom Finanz- mimsterdassStaatshausciltsgesetzfür1865 vorgeiet. Jn demselbenschließendie innahmenund-dieAusgagenmit

Seitdem sind Verfolungen derliberalen

"

derSumme von 150,714,031 Thaler ab, so daßgegen das fürdasJahr1864vomAbgeordnetenhausemitetwa134Mill.

Thaler AusgabengenehmigteBudgeteine Mehrausgabevon 16Mill. verlangtwird. DerEntwurfwurde derBudget- kommissionzur«Vorberathungübergeben.Eswerden darauf noch mehrere Eisenbahnvorlagen,ein Gesetzentwurfüber die GerichtsbarkeitderKonsulnundeine Vorlagebetreffenddie extraordinärenFlaggenelder aus derZeitderBlokadeein- gebracht.ZumSchlußwerden einige Neuwahlenvonder Kammeralsgültiganerkannt. Die ultrainontane Fraktion hatdenEntwurfeiner an denKönigzuerlassendenAdresse eingebracht.Der Abgeordnete Kersthateinen An- tra ausAufhebung desSalzmonopols eingebracht.

ZuHagen istan-Stelle desRechtsanwalts Gerstein, welcher seinMandatalsAbgeordneter niedergelegthatte, Herr Peter Harkort, eine NeffeundGesinnungsgenossedes be- kannten AbgeordnetenHarkort, gewähltworden«

Die in Rothenburg zuStadtverordneten gewählten Herren RechtsanwaltNiedt undKreisgerichts-Kanzleidirektor Ebel, habendieErlaubnißzurAnnahmederWahlvom AppellationsgerichtzuGlogau nicht erhalten.DieRegierun zu Gumbinnen hatdieaufdemKreistagezu Angerburg vo- zogeneWahldesRittergutsbesitzersContag zumKreisdepu- dirten nichtbestätigt.DerinKörlin zumRathsmannwie- dergeivahlte·GasthofsbesitzerGehrke istvonderRegierung nicht bestätigtworden. Derselbeistvon denStadtverord- neten beiseinem Ausscheidennichtwiedergewähltworden, weil man ihnfürfeudal gesinnt hielt. Erst nachdemzwei Wahlen nicht bestätitwurden,hatman sich entschlossen,ihnzuwäh- len,undrechnetebestimmt auf seineBestätigung.DieWahl desHerren HakerzumAssessordes See-undHandelsgerichts inStettin istvomJustizininisternichtbestätigtworden-

DieVerwandtschaftdesAberglaubensmitdem Ung"lauben.

«Ludwiglez vonFrankreich, welcher sichinseinerJugend-

Zelitwenigum dieReligiongeküinmerthatte, wurde,alsdas lterihn verhinderte, noch fernerdieLaster seiner Jugend utreiben,einfrommerundnamentlichsehr strenggläubiger

ann. Seitdem ersichbekehrt hatte, verlangteer,daßalle

seineUnterthanen diesem Beispielfolgenund dasglauben ollten,worinerTrostfürseineGewissensbissefand. Das WortJeinChristi: »inmeines Vaters Hausesind viele Wohnun«en«,war für ihn nicht gesprochen.Wider Fug undRe thoberdasvonseinem Großvater HeinrichIv.

zum SchutzderProtestantenerlasseneEdikt von Nantes aufundverfolgte diesedamalsinFrankreich Hugenottenge- nannteReligionsgenossenschaftaufdasGrausamste.Tausende undaberTausende derselben gabenlieberihrVaterland als ihrenGlauben aufund wanderten indasAusland. Als dieseAuswanderuni aberüberhandnahm,wurdesieverboten, dieGrenzenbewa)t,unddiejenigen,-welcheaufderFlucht ertappt wurden,zurGaleerenstrafe verurtheilt.DieZurück- bleibendenließderKönig durchmilitärischeExekutionenauf dasFurchtbarste quälenundmitGewalt in diekatholischen Kirchentreiben.

Durch diesefurchtbarenGewaltthatenwurden die Ve- wohnerdesCevennengebirges,welchealleHugenottenwaren, inihrer VerzweiflungzumAufstande getrieben.Nunbegann widersieeinerders recklichstenVertilgungskriege,welchedie Erdegesehen.Die ewohnerderCevennen,w»elcheCami- sarden genannt wurden,waren indeßtapfereManner. Eine Armee von«20,000Mann,unter FührungdesMarschalls Montreval, welcheder Köni gegensieaussandte,wurde- obschon40,000derAufständfschengeradert,verbrannt und

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gehangenworden waren,überallgeschlagen.DerKönig rief Montreval ab undsandte seinenerfahrensten Marschall,den mildgesinntenVillars mit großen Verstärkunen dahin.

Diesem gelanges,denfähigstenAnführerder amisarden, NamensCavalier,demAufstandeabtrünni zumachen,indem erihmund seinenGlaubensgenossenfreieReligionsübung untergewissenBeschränkungenund ihm außerdemeinRe- gimentim

köncilglichenSold versprach.Nachundnachunter-

warfen sichau)noch andere Anfuhrer. Ehe jedochVillars denAusstand völlig beruhigt hatte,wurde erinFolgeder JntriguenderJesuiten,denen erzu mildewar, abberufen unddurchdenMarschallBerwickersetzt. Dieser übersieldie in der Stadt Montpellier versammelten AnführerderCami-

«arden,diedort zusammenekommenwaren, weil ihnen illars Sicherheitskarten ertheilt hatte, ließ sieverbrennenund rädern,undverwüstetedasaneLandaufdasGrausamste.

Zwarerhoben sichdieAufstandischenin roßerBegeisterung;

ihrer Führer beraubt,wurden sieabergeschlagenundstarben

theilsmit denWaen inderHand,theilswanderten sie aus. EinkleinerT)eil unterwarf sich.So endetederAuf- ftandmit derVerwüstungeiner ganenProvinzund der

BeknichtungoderVertreibungdesgrötenTheils ihrerBe- wo)ner.

Nicht weniger verhaßtals die Protestanten waren LudwigxIv. dienichtganz inseinemSinn denkenden Katholiken. Namentlich gegendieAigzängerdesProfesor

JansenvonLöwen,derdieLehredes irchenvatersAuuti- nus wiederherstellen wollte,war er sehrerbittert. iese wurdenJansenisten genanntund damals inFrankreichfast ebenso grausam verfolgt,wiedieHugenotten.

Merkwürdigistes,daßderKönigdenUnglaubenviel wenieranstößig fand. Hierfür habenwirindemWerkedes Dr. ilhelm Krohn: »Die letzten LebensjahreLudwigxlv·.«, einen recht schlagendenBeweis durch zweidortmitgetheilte Unterredun engefunden.

EinstFragteLudwig seinen Bruder,denHerzogvon Orleans,was dessenSohn,derHerzovon Chartres, für religiöse Grundsätze hätte. »Derbesi;tzt,«antwortete»der Herzog, »die Grundsätzefeines Eriehers,wenn dieserubers haupt Grundsätze hat, Daßer einJansenistoder

Hage-

notte ist,dasweiß ich,aberesscheintmirleider,alslaute er weder anGott nochan denTeufel.« »Nun ann«, meintederKönig,»magereuren Sohn auchfernererziehen.«

DieserErzieherwarderspätere,seiner Sittenlosigkeithalber so berüchtigte,KardinalDubois. AlsderBruderdesKönigs gestorbenundsein Sohn dessenTitelgeerbt,wolltedernun-

niehrige HerzogvonOrleans einmal nach Spanien reisen.

DerKönig fragte ihn nach seiner Begleitung.DerPrinz nannte fie,unter andern auch Fontpertuis. Bei diesem Namen stutzte Ludwig1VIX. »Wie«, sagteermitstrenger Miene,»wiemeinNeveu, Fontpertuis? Fontpertuis, der Sohnjener Jansenistin, jener Närrin,dieHerrn Arnauld, (demHauptvertreterder Jansenisten)überallhinnach- gelaufen ist.«,,MemerTreu, Stre«,»antwortete derPrinz,

»ichweißinderThat nicht,wasdie Muttergethan hat, aberwas denSohnbetrifft,der Ist»WeItentfer1«it,-ein Jansenistzusein. Jch stehe Ihnendasukzdaßet Mchtem- mal anGott glaubt.« »Wäreesmöglich-»»MeinVeveU?«

sagtederKöniginbesänftigtem·TVU·F-piwaresmollch?«

»Nichtsist gewisser,Sire;Siedurer sichsicher»aus

verlassen.«—-t-»Nunwenn dasist,dann hatesMchköTU sich-dannmvgensie ihn immerhinmitnehmen.«

SprechfaaL ,

Wirerhalten folgendeZuschrist, welchewirur

«

Kenntnißbringen,dawir,nach eingezoenen Erkuiigieglunlgheiiktl·

keinenGrund haben,an derRichtigeitderThatsachezu zweifeln.

HerrRedakteur!

Sie abendesHintrittsdesAb eordnetenKreiserits-

direktorgalowehrendgedacht.SizeundJhreLeskrLikd fshmteressiremfolgende nahere Umständeüberihnzuek-

aren.

JmJahre1815 tratCalow als-17'älkier km«n freiwilligindie Armee nndmachtedenKiizgfäegekiz

reichmit.Ausdem Feldezurückgekehrt,widmeteersichseinen unterbrochenenStudien undtratna Vollendungderselben einRichteramtan. Jn diesemBerueerwarbersichdurch treuen Fleißund

EinsigtdieAchtunsseinerVor esetzten

und durchfreundliches etragendie iebeseinerBerufs- BnossenundallerGerichtseingesessenen,welchemitihmin

erusrungkamen. Allmähligwar etzum Gerichtsdirektor aufge tiegen FindstandalssolcherdemKreisgerichtzu Sorau th- JUdieser Stellungerwarb er sichdieallgemeinste LiebeunddasVertrauenseiner Mitbürger, sodaß sieihn, alsesNoth·that festeMänner indasAbgeordnetenhauszu senden,zuihremVertreter wählten. Auchdieserneuen, heutzutage fürdieAnhängerunsererVerfassung,zudenen er ehörte, sodornenvollen Aufgabe,widmeteer sichmit

ErnstundHingebun».

Wegeneiner öfsgentlichabgegebenenErklärung,zuder sichCaowalsAbgeordneterverpflichtethielt,wurdewider ihndie

Disziplinaruntersuchungein eleitet. Jnerster Instanz wurdeauf

rtheilungJeines Verwei esinzweiter aufStraf- versetzung erkannt. ieses Erkenntni hatte seineVersetzung nach«Gleiwitz,alsDirektor desdortigen Gerichtes,zurFole.

AlsCalowdiesesAmtantrat,wurden ihm,wiedieses

üblichist,diesämmtlichenBeamten desgleiwitzer Gerichtes vorgestelltzDiesenlasdann derältesteRathdesColleiums dasReskuptdes

Justizminåstersvor,inwelchemausdrucklich hervorgehobenwar, daß alow wegen unwürdigenBe- tragens zurStrafe nach Gleiwiy versetztworden ki,

WelchenEindruckdieseMittheilungaufseinekünftigen

Untergebenen gemachthat,darüberistmirnichtsbekannt eworden. Wenn ich mir aber»das Aeußeredesschönen

reisesindasGedflchtmßzukUckkae,sv glaubeich, daß wohlmancherimStillen gedachthaben mag:,,faft sieben-- zig Jahre haben sein Haargebleicht, aber würdig und aufrecht stehter vor mir, den Spiegel des uten Gewissens im klaren Auge, somager auch

in derheißen Schlacht gestanden haben,alsrings um ihn der Tod blutige Ernte hielt! Niemand wird es gelingen, Unehre über dies weiße Haupt

zubringenl« «

Auch darüber,obdieserPotiaIICale ,Vekfmlaßte,seinen Abschiedu fordern,weißlkhUlchts-Vlellelchtmochteer auchder nsichtsein, daßseinhohesAlterihm nicht mehr gestattete, seinen Wirkungskreiszuwechseln.Seiner Pflicht alsAbgeordneterwollteer au· fernerenüen. Erwar imBegriffnachBerlin zureien, als

ignerTod mit

sanftemArminjeneandere WelthinüberIihrteinwelcher unserStreben

nicktnachdeinäußerenErfolg,sondernnach derReinheitder bsichtgewogen wird.

Alle dieihn gekannt,werdenmitmirihm UTchkaeUk Friede seiner Ascheund Ehre seinemAndenken!

Druck und Verlag-von Franz Duncker inBerlin BerantwortlicherRedakteur undHerausgeber:Dr.G.Lewinstetnin Berlin

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