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Juristische Wochenschrift : Organ des Deutschen Anwaltverein, 1929.09.14/21 H. 37/38

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Academic year: 2022

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£ e f t 3 7 /3 8 14.

m

. 21. ©cfttcroftet 1929. [53. 3nl]rgang.l 2553

£ } c r a u s 0 C 0 c b e n v o m $ c u t f d ? e n 2 t t u p a l t t > e r e i n *

S c h r i f t l e i t e r :

3ufti3rat D r . ^ u t lu s JT Iag tn is, Berlin, Hechtsamualt D r .^ e lit d d ? D liic ttb e rc je v , Cetp3ig

unter IT iitttn rfu n g uon Hecptsam nalt D r . ZTlay Q a d j e n l m r g , JTTannpeim.

P e r l a g : Ä > . J U o c fc r 2 3 u d ? l? a n M u n a , 3 n p .: © s c a r B ranbftetter, C e i p j i g <£ Dresdner S tra fe U / t 3.

S e i n I p t i d i e t S u m m e l . n r . 7 2 6 6 6 / C t a f i t a i i l ^ r i f t: O m p r t m a t u t / p o ) t | <f)e A ( o n t o C e i p 3 1 g H f . 6 3 6 7 3 .

D te 3 ® . erfcpeint to ö cp e titlid ). B e3ug sp re ts m o n a tlid ) It t. 4.50; <Ein3d t)e fte lo jte n ben palben R to n a ts b e tra g . $ ü t S tu b e n te n R eferenbare u n b flffe ffo re n im D o rb e ie itu n g s b ie n ft if t ein D o i^u g s p re is o o n m o n a tlid ) n t. 3.— f e f t g e j ^ t ; flu s f u n ft h ie rü b e r e r te ilt ber D e rla g . — D er Be3«g e r fo lg t am 3ro e d m ä fiig fte n burep bie p o ft , boep nehm en and) bie B u c p p a n b lu n g e n unb ber D e rla g

B e jte llu n g e n an. B ejdiroerben ü b e r m a n g e lh a fte 3 u fte IIu n g fin b bei p o ftb e s u g ausfd)lteßlicp bei b e t p o f t an3u b rin g e n .

A r t a a i n o t t M f 6 getpattene tm aim iterfiS ^e 23 Pf., fü r 6en StcUcnmortt 17 P f., * / i Seite m . 325.— , ‘ / , Seite m .1 7 0 .— , ‘ /.S e ite m . 90.—. Der Hnjetgenraum roirö in v V l l j e i y e i l {,ct pon Iren n u n g sittid ) ju ¡Erenmitigsitrid) geregnet. Bei f f t ) i f f r e a n j e i g e n fotnmen noct) 75 Pf. ffiebiitjren fjN’iU. 3 a l ) l u n g t n ausnat|mslo»

a u f P o |ti(^ e d io n to tt>. XTIoefer B u tf)i)an 6 Iu n g , Cetp3ig 6 3 6 7 3 , erbeten.

S f i r b e n P e u tfc b e n J l n r o a i t u e r e i n finb 3ufcijriften nad) ie ip jig G 1, Illlifctjp la^ 3, Salbungen auf po|t|^ecbfonto üeipjig 10102 ju rie te n .

5 0 J a t y n t o u t f ö t J u f f i f r

g e f t b o r t r a g a u f b e u t © e u t f d j e t t 9 I n W a l t § t a g e § u H a m b u r g 1 929.

. © elfalten bon Utedjtgamoalt Sßrofeffor D r. S S a ltp e r g t f d j e r , H am burg.

'SflS bor 50 Sauren bie 2litfga&e p löfen mar, bie beiben geridjtlicpen Serfapren, Strafprozeß unb 3 iöiIpro5e§, für ba§

fReicp einpeitlicp p geftalten, ba fpiegeiten fiep fepon all bie gleichen Probleme, bie auef) peute noch ©egenftanb beg 5DM*

nunggftreüeg finb, fpiegeiten fidj all ifjre Söfungen in ben ungäpligen fßrozeßorbnungen trieber, bie in ben Säubern unb Sänbcpen ©eltung erlangt Ijatten.

9lug ipnen galt eg bie Sttugmapt p treffen. 23enn eg gelang, bie große Siufga&e fo p löfen, baß bamaiige Sebürfniffe ber fRedjtgpflege ipre Erfüllung fanben, fo ftanb bocE) bag Biel, Einpeit p fdjaffen, fo feijr im Sorbergrunbe, baß iprn gegenüber bie grage naep ben leitenben ©ebanfen,, bie bie ©efamtgeftatt ber SSerfapren beftimmen mußten, p rü d tra t.

Slug bem Gegebenen für ben neuen S a u bie beften ©teine p mäplen, erfepien mieptiger als p prüfen, ob © ranb riß unb

$ la n bem B ^ i 2 fä llig entfpraepen.

© a lt eg, bag Sorpanbeite p fidjten, fo ließ eg fiep nur merten au§ ber Erfaprung engerer jemeilg gefdjloffener Greife peraug, in benen bag überall Perfcpiebene fRecpt an feiner ©teile organifcp ermaepfeu mar. h ie rin lag bamalg bie ©cpmierigieit. Eg mar nidjt nur ©egebeneg p üerbeffern ober ©cputt pinmegpräumen, fonbern Oon oben per ein*

Zugreifen in eingemurgelteg ober boep neu aug ben Sebürfniffen beg betreffenben Sanbeg peraug gefepaffeneg fRecpt. Saum üermögen mir peut ung noep ba§ fSurcpeinanber p benfen, unb menn m ir jeßt fo glüdlicp finb, ung nur m it e i n e m

©ffeß befaffen p müffen, mollen mir nidjt Pergeffen, mieoiel $ a n f m ir benen fcpulben, bie aug ber S ielfältigfeit bie Einpeit fepufen, — and) menn peute mandjeg aug jener B 2^ übermunben morben unb noep p überminben ift.

50 gapre paben in ber ©efepiepte ftetg Pöllige U m m älpng m it fiep gebraept. Sielleicpt ift aitdj unfer ©efüpl nid)tg Dieueg, bag ©efüpl, baß fo grünblicp, fo nm ftürpnb mie biegmal bie Snberung noep nidjt gemefen fein Eöttne. Snbe*

ruitgen in ber politifcpen © tru ftu r beg ©taateg, SBanbel ber Slnftpauungen, mirtfdjaftlidjen Umfcpmung unb tecpnifcpen g o rt*

fepritt gab eg auep früper. g n biefem 2lbfd)nitt aber, auf ben m ir peute prüeffepauen, fdjrumpfte bie SBelt pfantm en.

9/id)t nur bie SBanbtung p m gnbuftrieftaat ift eg, niept nur SSerfcpiebung politifeper üRacpt: fonbern jeßt überftür^en fi(p Pon allen ©eiten per gragen, lebt man täglicp mitten in allen Ereigniffen beg Erbenrnnbg, tauepen ftättbig frifepe Probleme empor. fRafenb ift ba§ Sempo beg Sebeng gemorben. Unb bieg alteg milt oom fRedjte gemeiftert fein.

S n biefe $tnt pinein paben ung bie guftiggefeße begleitet. Stiden mir auf ben Slnfang p r ü d , fo bürfen mir fagen:

SDlancpertei pat fid) geänbert, oielleicpt autp gebeffert, bag SSefen beg beutftpen fRecptggangeg blieb faßt unberüprt.

© ibt boep bag ©ericptgüerfaffungggefeß, — beffen fragmentarifepen Eparafter bie Segrünbung beg fRegierunggent*

ifurfeg betont, — anftati fRüdgrat ber fReicpgjuftiperfaffung p merben auep peute nodj nur, mag eben nötig ift, um bie

®erfaprengorbnungen einpeitlicp p geftalten. ® ie Suftijpopeit ber Sauber, bamalg burep bie Serfaffitng gefipüßt, ift amp

^eute noep berfaffungggemüß unberüprt. Unb m ir merben mit biefer Satfadje mopl nod) auf lange B e' ten pioaug redjnen 5ßüffen; benn mie bamalg bie §anb beg DReifterg bie einzelnen Elemente nidjt einfepnürte, fonbern nur foroeit oerbanb, baß Ue äufammenrnatpfen fonnten, fo märe eg auep peut nod) öerfrüpt, in Ungebulb ¿u jroingen, mag p Oolter unb gefunber

“f,Taft nur burep gemeinfameg SSerben p füpren ift. ütm allerroenigften fann fRecptgpflege gebeipen auf einem Oon ge*

Jf'PIgmäßig tief muräelnbem S33iberftanb gerriffenen Soben. fReicpgeinpeit muß merben — unb mirb merben, üon felbft.

^ßfere ©eneration fipon iennt taum noep bie B m iffenpeit bc§ materiellen fRetptg; für bie iommenbe ©eneration mirb bie .mjfüUcpfeit immer mepr ©elbftoerftanblicpfeit merben. ©ie bapüt p leiten unb im übrigen ba, mo eg jeßt fdjon RmflUcp ift, bie innere Serfdjm elpng p förbern, iann allein bie Slufgabe ber ©egenmart fein. S ft ®eutfcplanb erft in

|tcp emg, f0 fütjt kje öot(e ©inpeit ber fReicpgjuftij ipm alg reife gruept in ben ©epoß.

UnbenIBar ift eg, all bie ^Probleme, bie über bie Entftepung ber Üieid^3juftiggcfc^e pinaug ipre meitere Entmicf*

|pttg begleitet unb beftimmt paben, auep nur p ermäpnen. ©cpmer, einjelneg augpmäplen, um bie ©runb^üge ber V-ntmtdlung a u fp p ig e n ; benn unmöglid; ift eg, bie gufammenpänge p zerreißen, bie jmifdjen ben SSerfaprengorb*

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2554 © rötere S t u f t e [Quriftifche SBocßertfcbrift

nungen unb ber ©ericßtSorganifation, groifdEjen ihnen Beiben unb bem materiellen fRedjt Befielen. © in übergeugenbeS S ei*

fpiel ijiexfür ift bie igerangießung beS Saienelementeg in ber fRedjtSpflege. ©einergeit befdjränft auf bie Kammern für fjbanbelgfadjen unb bie ©trafgericEjte böcfjfter unb nieberfter Drbnung, I;at fie ingtr)ifc£)ert große StuSbeßnung gewonnen.

fSabei ift ihre gunttion eine üerfcEjieberte, eben je nadj bem 3 uiammenbang m it bem fßrogeß unb nach ber Verbunben*

heit m it bem materiellen fRedjt, beren fßflege fie übernimmt. Überall freilich bebeutet fie Seilnaljme beS VotfeS an ber fRecßtSpflege. 21ber mährenb in ber Kammer für igaubeisfadjen ber ©acßberftanb beS JfauftnanneS bor allem gewonnen Werben foilte, f i | t im Strafgericht ber ©¿hoffe als ©egengewicßt gegen ben Furiften. Unb im Verfahren beS SRiet* unb beg SlrbeitSrecßtS erfd^eint ber Saie gar alg intereffenüertretenber dichter; an fidj ein SSiberfprucß p r n richterlichen Slmte, mohlbegrünbet aber bitrd) bie ïa tfa d je , baff ßter bie Vilbung neuen fRedjtS bom ©efeßgeber in weitem S t a ffe ln bie §an b beg fRidjterS gelegt würbe, baher bie üRitwirfung ber an biefer fRedjtSbitbung beteiligten VolfSgruppen nicht gu entbehren war.

©o fcßöpft bie Veteiligung beg Saien an ber fRedjtSpflege ihre fRedjtfertigung aug ben berfdEjiebenften Vebürfniffen. 23er fie bamit befämpft, baß fie nicht nüße unb burcß Unberftanb nur ftöre, bem ift gu erwibern, baß fRecßtSpflege nicht ein in*

buftrieileg fRäbergetriebe ift, bag bie §anb beg Unfunbigen berwirren tonnte, fonbern ein Organismus, ber beg leben*

bigen VluteS bebarf. SebenSblut aber für bie fRecßtSpflege ift: V e r t r a u e n , ©o wirb, bieg Vertrauen gu erringen unb gu bewahren, Stufgabe ber fRecßtSpflege fetbft. ‘SeSßalb hat bie ©ntw idiung ber beutfdjen ^ u ftij redjt, wenn fie biefen

©ebanten ba, wo bag VebürfniS gegeben War, ftärfte, modjte auch im einzelnen Fade ber Äaie am fRichtertifch fa.fi wie ein grentbförper Wirten. UlnberS urteilen, ^ei^t bie SRadjt ber Fwponberabilien bertennen.

©udjen w ir nun ber ©ntwidiung gu folgen, fo bürfen w ir eines nicht bergeffen: Säuberungen im ©efeße finb oft nur äußere Sfenngeidjen eineg in aBiffenfcßaft unb fßrajiS fich bottgiehenben VknbelS ber grunbfäßlicßen Wtffenfdjaftlicßen

©infiellung. F a , foic^er SBanbet tann fidj bottgiehen, ohne überhaupt eine ertennbare StuSwirfung auf bie Verfahrens*

geftattung gu hoben. ©)er ©eift beg ©trafprogeffeS hat fid) böttig geänbert; nicht mehr bie 3tat ift eS, fonbern ber Säter, ber im SJMttetpuntt ber ©trafrecßtSpfiege fteßt. F « ber © tru ttu r beS Verfahrens änberte fich beShatb hoch nichts,

© e r ©inbau ber ©erichtShitfe ift nocí) nicht bottgogen; nur bag 3ugenbgerichtggefe| trägt ber Veränberung Rechnung. Unb hoch — an einer ©teile ftnben Wir einen Sünfaß böttiger Umgeftaltung: beim ©trafbottgug. Freilich hat baS fReicß, cb*

gleich bie neue Verfaffung ihm bolle SRac£)t gab, erft ©ntwürfe gefcßaffen; aber bie Sänber folgten ber ©ntwidiung beS

©runbgebanteng: Sllte Qeit fah ben ©trafbollgug als ßwangSoollftredung; neuer ©eift weiß, baß hier ñ n ber

©trafredjtSpflege felbft liegt, ber minbeftenS ebenfo Widjtig ift, Wie bag ©ntfcheibungSberfahren, unb für beit bie S a t felbft nur nocß ein ^rtbig für bie Vehanblung beS SäterS fein tann. 3Benn eS nodj nidjt getingen w ill, bieS ©ebiet gang bem fReidje gu übertragen, fo liegen bie ©rünbe nicht bei ben Furiften.

SSie bort, Pollgog fich auih für ben ghnlprogeß ein grunbfäßtidjer SfSanbel ber Ülnfcßauung. ©S ift bie SoSlöfung bon ber materieü*recß fließen UlnfprudjSfonftruftion. ¡gier brach bie 2Biffenfcßaft bie Valjn gur ©rtenntniS. iBamit tonnten alle jene gallftride ber Sßrogeßtecßnif befeitigt werben, bie ber tafcßen unb grünblichen ©rlebigung eines entbrannten ©treiteS im Sßege ftanben, wie bie ©inreben ber Stagänbernng ober ber Unguftänbigfeit. g n welchem SRaße ©chritt für ©cßritt bie fßrogeßorbnung hier fidj angepaßt hat, ift in jeber Lobelie gu ertennen. fRur grunbfäßticß nnb grünblicß ift noch nicht aufgeräumt. Slucß heute ift eS noch bentbar, baß um biefelbe ©treitfadje mehrere fßrogeffe geführt werben. SDamit ift baS SBef entließe berfannt: eS muß ein 23eg gefunben werben, ber jeben «Streitfall Por b e n fRidjter führt, ber ihn boíl*

ftänbig auSfchöpfen unb bon allen recßtlidjen ©eficijtgpunften auS behanbeln tann. ®enn nicht biefen ober jenen Slnfprudj;

gu erheben, ift baS fRecht ber P a rtei, fonbern ihr fRechtSfchuhanfpruch geht bahin, m it § itfe beS ©taateS^ in Verw irrung geratene fRecßtSbegiehungen gu anbern wieber georbnet gu fe|en, fei eS burdf Klärung unb (Schlichtung, fei eS burdj auto*

ritatibe ©ntfeßeibung.

©in SBeitereS noch gab bie ©ntwidiung. ©aß früher baS h°he ©eridjt hinter ber V a rre unb ließ fidf bon ben redjtSi*

tunbigen Vertretern ber fßarteien, ja, fogar bon ber unfunbigen ißartei felbft ben ffa tl bortragen, um bann gu fagen, wag feine ÜReinung war, fo Pollgog fich hier, guerft in ber SlmtSgeridjtSnobelle, ein SBanbel: ® e r fRicßter hatte bon nun an baS ©aeß* unb ©treitberhättniS m it ben Parteien gu erörtern. SBie bieg gu berfteßen fei, würbe 1924 flargeftellt: ©S umfaßt auch bie Erörterung ber rechtlichen ©eite beS ©treiteS. 3Ran ßat gefagt, hierin liege bie Erfüllung beS biefer hobelte, bie richterliche fßrogeßleitung wefenttich gu ftärfen. SRag bie V o rf^ r ift bem auch bienen, ißr Wefentlicher

©eßatt liegt umgefeßrt boeß barin, baß ber fRidjter, bem ja fo auS bem gragereeßt eine ©rörterungSpflidjt erw ä^ft, in ein anbereS Verhältnis gu ben Parteien tritt, © r ift — bei aller SBürbe — nidjt meßr ber § e rr, ber über bem Volle tßront unb auS beffen §änben bie fßartei ißr fRecßt empfängt, fonbern ber üRann, ber m i t ben Parteien ben g a lt prüft unb bann, wenn es nießt gelingt, ben ^eßler gu beßeben, — ber bureßaug nic£»t immer ein geßler beg fRecßtS fein muß> — ißnen bie Söfung gibt.

$ ü r bie beränberte Sfuffaffung bon ber Stellung beS ©taateS ifi bieg ber eingig richtige 23eg, bie ©emeinfamfeit ber A rbeit m it einem gemeinfamen Qiel gu feßaffen. S r itt ber fRicßter, Wenn auch immer als Seitenber, güßrer unb als ber

©ntfeßeibenbe in biefe Strbeitggemeinfchaft ein> fo finbet auch bie fjßartei fieß gu wahrer SRitarbeit bereit. SBie feßr bie§ pfß*

cßologifch ridßtig ift, bermag jeber gu beftätigen, ber im SlmtSgericßt einer ©roßftabt bie Verfcßiebenßeit in ber §anbßabung beg fßrogeffeS gu beobachten ©elegenßeit ßat.

©S ift etwas tßnlidjeg, wag bie gegenwärtige Stellung beS Vorfißenben in ber §auptberßanblung beS ©trafberfaßrenS als faft unerträglich erfdjeinen läßt, wenn bieS feßwere Slmt nicht m it äußerftem 2 ü ft geßanbßabt wirb. 3id) benfe an baS inquifitorifeße Element feiner S ätigfeit. darüber, baß eS betfeßwinben muß, fann eigentlich nur eine Stim m e fein. Silles, was gefcßehen fann, ben fRidjter, ber bie Verantwortung ber ©ntfeßeibung tragen foll, ber fßartei fo gegenüberguftellen, baß fie bereit ift, bie ©ntfeßeibung bon ißm entgegenguneßmen, baS muß gef^eßen, je eßer befto beffer. SllleS, was cßn fremb maeßt, alles, waS baS V ilb ber bollenbeten ricßterlicßen D bjeftiüität gu trüben geeignet ift, muß fallen. ® a m it auch bie g-üßrung ber Vorunterfucßung burdß ben fRicßter.

£ la r aber ift gerabe wieber an biefem Veifpiet, baß eine fotdje UmWanblung fidß nießt bollgießen fann, oßne rtaeß allen

©eiten ßin SSirfungen auf bie ©eftattung beS fßrogeffeS auSguftraßlen._ 3Bir wären in ber Vergangenheit tängft Weitergefom*

men, — Slnfäße ßat eS in ben 50 Saßren ja genug gegeben, — hätte nießt jeber ©cßritt Folgerungen naeß^ fieß gegogen, benen Wieberum unenb*:cße Vebenfen entgegengeftellt werben fomtten. ©o ergab f i^ , wollte man ben fRicßter bon jeber inquifitorifeßen Slufgabe befreien, baß bie Stellung ber ©taatSanwaltfchaft bon ©runb auf gu änbern war, unb man ftanb bor ber Frage, ob aueß fie eine unabhängige werben mußte. S)aS aber berührte bie wießtigften politifcßen Fragen. fSieS fproblem erneute fidß m it ber fRobelle, bie bie ©ntfeßeibung barüber, ob Übertretungen überhaupt unb bor welchen ©erießten bie übrigen ©aeßen ber*

banbeit werben folien, unb bamit bie ©ntfeßeibung über ben F«ftangengug i n b{e § an b ber ©taatSanwaltfcßaft legte. fSiefe 2Raißtbolifommenheit unterliegt ben fdjwerften Vebenfen; fíe bebeutet bie äRögticßfeit eines Eingriffs ber Fuftigberwaltungen

(3)

58. 3 a t)tg . 1929 £ e ft 37 /3 8 ]

© rötere Sittffäpe 2555

in faie fadjlidje Buftänbigfeit unb bamit eine Verlegung eines ber oberften ©runbfape aller VetfaBrenSregelung. * 6er fcbledjt*

ijin fatttt man bie Sofung öocfj nicfyt öerbammen. 3 i j t ©runbgebanfe, jeber ©ad;e ba§ Verfahren gu geben, ba3 trjr nacp tpret Vebeutung nnb bent gu ermartenben Umfange gebührt, führt uns auf bie ©runbpringipien für bie ©eftaltung bon Verfahren überhaupt.

SBahrenb int aligemeinen bie $afirsefjnte fäm p fe um Seilfragen Brauten, ir if t in ber gefefjgeberifdien Steformarbeit ber leisten ^aBre eine Bewußte 3-ortentmidIung in beftimmter 3iid)tung B^öo*- .

ISieS gilt cor allem für ben Btüii^rosefe. Neffen jiingfte Kobeliengefeisgebung Beruft ftdj unter SlnleBnung an baS öftere reidjifdje Vorbilb barauf, baB nach neuerer, richtiger Slttfdjauung bem f o g i a i e n ( S ^ a r a l t e r beS I ß r o g e f f e S ütechnung ge*

tragen merben muffe. ©S fragt fidj, maS hinunter gu b erflehen ift. S ie Siuperungen ber mapgebenben ©teilen unb bte Strt, tote man unter biefem ©efithtspunft reformiert Bot, taffen erlernten, baB man in ber als übetttmnben BetracBteten liberalen 2tnfdjauunq bieienige erblidt, meldje ben Bibilprogep als lebiglidj für bie Parteien geraffenes «JledjtStnftitut an*

fieBt. ¡geute gilt bie ©rfenntniS, baB e* eine ©inridjtung beS ©taateS unb ben Bmeden be§ ©taateS gu btenen Beftimmt fet.

S ie Folgerung, bie man hieraus gog, luar bie ©infdjränfung ber fogenannten fßarteiBerrfdjaft über ben $rogep. ©roBer © r*

folg toar ber Kobelle nidjt befdjieben. © ie felbft blieb ©tüdtoerf, muBte eS Bleiben. $ ie IRrajiS ging faum m it. SBoBI macBten bie ©erid)te Bon ber «Befugnis, bie «Parteien gu treiben, Bie unb ba ©ebraud); ba§ eigene Slftibtnerben aber, gu bem ftfjon bie SlmtSgeridjtSnobelle anregte, tra t feiten in bie ©rfcheinung.

®ieS alles tra f ben «progep b e t r i e b. & ie r mirb ¿mar nidjt gu leugnen fein, baB « ben faraitifcijen »ebfirfniffew SRec^ttuttg tragen m n§; im übrigen aber ftept e§ beim ©taate, bem Verfahren, ba§ er ben Parteien $ur ©tiebtgung ttjter

©treitigieiten bietet, bie il)tn geneBmfte gorm gu geben, folange nur getoäBrleiftet bleibt, bap^ in i|m eine objeittbe unb grünblidje ISurdjarbeitung erfolgen f a n n , trenn bie «Partei baS iBrige bagu tut. ® ie etgentltdje ^errfdjaft ber

«Partei über ben Vrogep liegt barin, baB fie burd) iBre Einträge unb ©rflärungen ben © treit* unb VemeiSftoff befttmmt/

unb ein ber ©egenpartei günftigeS ©rgebniS oBue jebe IRüdfidjt barauf BerbeifüBren fann, ob ein KedjtSanfprudj berfelbett gegeben ift. jöieran Bot feine «Robelle gerührt, unb eS toirb erft eine ffirage p fü n ftig e r ilieform fein, ob baratt gerüttelt toerben barf. Slnfäfee b a p finb borljanben. ISie Slnfichten, bie in ber SSedjfelrebe über ben SlrbeitSgeriiBtSprogeB geäußert toerben, toollen bie Ütüdfidjt auf bie eingelne «Partei um beS folteftibiftifdjen 3utereffe§ ioillen beifeite fc^teben. Verfolgt man biefe ©ebanfen toeiter, fo fteljt man bor bem «Problem, ob ber einzelne überhaupt einen «RedjtSanfprud) flogen ben

© taat barauf Bat, bap iBm gur Verfolgung feiner pribaten 3ntereffen in bem ihm genehmen ©tnne eme ftaatttcBe © in*

rieptung p r Verfügung geftellt mirb.

© o ll nidjt jeber mehr bie VefugniS Baben, auf ben V erlauf beS «Red)tSftreitS nad) ©utbünfen einpm irfen, ift ber

«Progep nidit mehr «Kittel fü r bie Btoede beS eingelnen, fonbern fogiate ©inrid)tuiig beS ©taateS, bann erhebt ftd) auch bie fbrage n a * ber «Kahrheit im «Progep, unb gmar ber «parteimahrheit. Kiemanb ift Baute g e lu n g e n , bie SBaTjrBett p fagen, meber im © tra f* noch im BibilbrojeB- 3 m ©egenteil, im ©trafbrojeB mirb es als ein «RecBt beS «ngeflagten be*

tra u te t unb für bie 3 u fu n ft ausbrüdlidj Broflamiert, fid; ber inguifitorifdjen «Befragung in jebem ©tabium beS «proseffeS 5u entiieBen, oBne beSmegen KmBteile befürcBten p müffen (bap im ©egenfap gu biefem ©runbfap baS ©trafmaB üon folcBem VerBalten beeinPupt mirb, erfepien m ir immer als Ungeredftigfeit, bon ben «KetBoben beS ©rmtttlungSOerfaBrenS unb ber VorunterfudBung, ein VefenntniS bon bem Slngeflagten p erreidfen, ganj s« fc^toeigen). Slber _ aud) im ¿fibil*

broseB trifft feine 3oIge benienigen, ber miber beffereS VJiffen beftritt. S ft baS rieptig? § a t md)t, menn m ir uberBaupt ein*

m al bon bem fokalen ©liarafter beS ^ro^effeS in bem ermälpten ©inne fpredsen rnollen, ber © taat einen HniBrud) barauf, baü jeber. ber beteiligt ift, §ur Klärung be§ galieg beiträgt? S3eftei)t nidjt anä) — im ponderabile. — ein etJjtfdjer vinfprud), bap feber bie SöaBrbeit fage, aud) menn eS sum KacBteil gereicBen fönnte? «ÜBelcpeS ftaatltdje Sntereffe fonnte eS geben, einen Übeltäter ber ©träfe entmifcBen p taffen, einen p Unrecfft erBobenen SlnfprucB m it ber t r a f t ftaattidfer gmangS*

gemalt p umfleiben?

ßlnbererfeitS bratbte bie Kobellengefepgebung beS ^ibilproaeffeS eine STufloderung im VerfaBren felbft: m it ber an*

fepeinenben ®ur*lödberung beS ©runbiapeS ber «KünblicBfeit mürbe ein SBefentlicBeS erreid)t: ber VrucB m it ber_ © tarrBeit beS «PrinsibS, baS boeb in SBaBrBeit in ©eltung blieb, — benn olpe guftimmung aller Veteiligten lapt fiep bie «Kunblid)fett, bon geringen 2iu 3nal)men abgefe^en, nidjt an^fdjalten — gnb bie S^ögiidjfeit, jebe ©adje fo gu Be^anbeln, lote fte e3 berbient.

■Samit aber treffen m ir auf ben p e ite n ©runbgebanfen ber «projepgcftaltung, baS «Prinzip ber C f o n o m i e b e r «RecBtS*

p f l e g e , ^ a ä ift bie Aufgabe, unter Söaijmng aller nötigen ©arantien nidjt meijr an ^trbett unb Apparat §ur SSerfugung p ftelten, als bem femeilS p entfd)eibenben alle gegeben merben mup unb baS VerfaBren als ganges bon allem Uber*

flüffigen ju befreien.

®iefer ©runbfafe B“t in ber ©ntmidlung ber 50 3 al)re eine gang anbere, ja überpaupt erft mirflicB eine Vebeutung ge*

monnen. ISaS braudjt nidjt naBer begrünbet gu merben; eS liegt für jeben, ber aud) nur eilt mentg ©efuBI für ben puls beS SebenS bat, auf ber §anb . ©S ift berfudjt morben, bem «Red)nung gu tragen, einmal burd) bie gegeigte Verbielfaltigung ber VerfaBrenSmöglicBfeiten, anbererfeitS baburd), bap man alle minbermidjtigen «progepborgänge fü r ben tollegialprogep in ein S8 orberfahren beim ©ingelricpter §u legen öerfndjte, bafür aber, too bie loai^re münbiidje ^8 eri)anblung ftcb c ***

toie§, aiie§ auf fie fo fomentrierte, ba§ fie nach genügenber Vorbereitung, bann aber in einpeitlidjer nnb J-ur ^ifP ö p fu n g be§ (Streitfalles füijtenber 3 ufcimmenfaffring bertief. ^)od) ttmrbe biefer vßian nur in Umriffen gegetgt. ^5)te iSIn^fui)rung ftanb beim ©eridjt.

^ ie r nun geigt fid), bap ©ebanfen fü r bie ©eftattung beS einen VerfaptenS faft überall aud) für baS anbere nupbar gu madjen finb. ®ieS auSgumerten, ift ben Keformarbeiten ber Vergangenheit noch niept geglüdt. Songentration auf bie munb*

ÜtBe VerBanblung: topifdieS ¡Senngeidjen beS ©trafprogeffeS. ©rgibt fid) ba nidjt audj bie «parallele: VorberfaBren ^a u p t*

berBanblung? Kreilid) märe bann im f^aüpnigafj immer nod) gu Hären, ob eine münbiidje VerBanblung in btefem gempHgen

®mne ber ©acbe auep gerecht mirb; entfprechenb ber je |t beftel)enben Vielfältigfeit mup eS bie «D2ög(id)teit anberer Sofung 9e6en. ©leifigeitig märe fo ein 28eg gegeben, bie fü r ben ^ftnlprogep im Saufe ber 3 cit \ n :PrajiS gum gropten

®d)aben ber ©adje faft gang Berfdjmunbene Unmittelbarfeit ba mieber Berguftelten, mo baS fü r bie Vebeutung ber ©ad)e notig

® er ©BebrudjSgeuge m it 3 a ober Kein braudjt nidjt Bor baS befetste ©eridjt, auch nieijt im ©trafprogep. SÖo aber eS für ate Vemeisioürbigung anfommt auf ben perfönlidjen ©inbrud, ben ber Beuge macht, fann nur bie Vernehmung bor bem be*

fepten ©eridjt baS redjte fein, ©ollte felbft ber Apparat babei gu grop erfcheinen, fo mirb bodj bann eine ©emapr für bie mtdjtigfeit ber ©ntfeheibung liegen. ®enn S a t b e f t a n b S f e f t f t e l l u n g i f t m i d j t i g e r a l s a l l e s a n b e r e .

® en« es fo möglich märe, bie erftc 3 nftang m it ben ©arantien für eine mirftidj gute ©ntfeheibung gu umgeben, bann Iiepe f i * auA anbere grage übertragen: Ob benn in allen gällen, ob überhaupt bie Verufung notmenbig fet.

S m ©trafprogep, in bem bon Stnfang an biefe grage fo Beip umftritten mar, ift bie ©ntmidlung nidjt_ baljm gebiehen bie Verufung gegen bie ©ntfdjeibung ber ©^m urgeridjte eingufüljren. ©erabe bie fd)ioerften 3äHe merben in e t n e r Satfadjen*

3 2 0 *

(4)

2556 ©rößere Sluffäße ■¡gutifKfdje SBodjenfdjrift

inftang erlebigt. SBegßalb läßt ficf) ähnliches nid^t anberweit, nicht grunbfäßlidj erreichen? S u rd j Umbilbung ber Pteöifion, bet man im Saufe ber 3 eü bag 35?ic^tigfte, — bie Stadjprüfung beg Veweifeg, — naßm, burd) SSieberaufnaßme in leichter ffjorm fann man, wie für ben Strafprogeß fcfjott Porgefcßtagen motben ift, aud) im 3iöilpioäef5 bie Satfacßenoerljanblung auf eine in fta n g gufammenbrängen.

S a g fegt fretlicE) boraug, baß ber fo erforberlidjeStpßaratnur ba beanfprudjt wirb, wo eg gerechtfertigt erfcEjeint. §iergu muß ein britter ©eficßtgpunft, ber © r u n b f a ß b e r S i e b u n g a m Si n f a n g , noch fd)ärfer ßerauSgearbeitet toerben. © r Hingt in ber ©efeßeSänberung beg Qibiifirojeffeg längft an, ift aber aud) bem Strafrecht nicht fremb geblieben. Siefem ötonomifchen ©e*

banfen beg SlugfiebenS berfenigen fjälle, bie einer ftreitigen Slugtragung im orbentlichen fRecgtggange in SBaßrljeit gar nicht bebürfen, öffnete fid) ber SSeg erft baburdj, baß bie innere ©inftellung gur ©efamtaufgabe beg ißrogeffeg fid) bon bem © e*

banfen gu löfen Permochte, baß bie fRedjtgpflege ber © rfüllung bon Slnfprüdjen, ber actio hier, beg Strafanfprucßg bort biene, unb fie begriff alg bie Slufgabe, Störungen 31t beheben, — mo nötig, burd) ©ntfdjeibung nad) ta m p f unb bann fidjer*

ließ nad) bem ©efeß unb m it bem SRittet bon Slnfprudjglogif unb V e g riff; aber burdjaug nicht immer unb nie notmenbig fo.

® lit bem ©ebanfen, ben tbirflich ernften S tre it bon a ll ben Sachen abgutrennen, bie nur irgenbeiner ©rlebigung bebürfen, toirb fid) bie bon ber Stooetlengefeßgebung eingeleitete ¿ßeraugftellung beg © i n g e l r i c ß t e r g berbinben muffen, mie eg im

¡Strbeitlgeridjtggefeß gefcEjefjen ift. Db bag ber Slmtgridjter, ob eg ein SJlitglieb beg Sotlegialgerid)tg ift, fönnte an fich gleich*

gültig fein. SCBenn aber ber ©ebanfe ber Siebung folgerecht burcßgeführt toerben foll, toirb jebe Sache gunäcßft burd) bie

§ a n b eineg befonberen ©ingetridjterg laufen muffen, ber nicht nur ben Verfud) ber ©üte unternimm t, fonbern auch olle nidjtftreitigen Vrogeßßanblungen einfcßließlidj ber ©nbentfdjeibung über fie auggufüßren hat- ®teg alles ift heute fcbion in feiner Vebeutung erfannt, teiltoeife erreicht. S a u t man eg weiter aug, fo toirb an biefer Stelle alles gu erlebigen fein, Wag nicht gur Streüaugtragung fetbfi gehört; bann fann bon hier aug, falls bie Sache ftreitig werben muß, binbenbe guweifung an b a g ©ericht erfolgen, bag bag berufenste ift, bie Sache für ben S tre it gu übernehmen. S o fchält fich aug ber ©ntwidlung ber Vergangenheit ber ©ebanfe beg ©rftridjterg ßeraug, ber bie an ihn gebrachte Sadje n ur bann Weitergibt, wenn eine anbere Söfung alg fachliche Slugtragung in wahrem S treite fich nicht finben läßt.

in w ie w e it ber gleiche ©ebanfe für ben Strafprogeß fruchtbar gemacht werben fann, etwa nach bem Vorfdjlage eineg V o r*

terming por ber ©röffnung beg JgauptPerfaljteng, inwieweit eg mogiidj ift, ben ©ebanfen beg Untermerfuttggperfaßreng — gur 3 e it teilweife Perfcßleiert im Strafbefehl — auggunußen, finb fra g e n , bie hier nicht weiter erörtert werben bürfett. $ u geigen War, baß bie ©ntwidlung, bie bie 3ftedjtgpflege naßm, ffingergeige genug für eine SSeiterentwidlung im S in ne einer Pollenbeten öfonomie bietet.

S o entftanb im Umbau firedenmeife fdjon, alg Slnfang faum erfennbar fü r bie Slußenwelt, ein neuer ißrogeß. SBie*

Pief hier gielbewußt gefdjießt nach überlegtem fßlan, bag werben w ir erfennen fönnen, Wenn pou ber großen Arbeit ber fReformfommiffion ber Sdjleier fällt. Segßalb ift heute auch noch ©ntfdjeibenbeg gum ©angen nicht gu fagen. ©ineg aber barf wohl Porgefdjlagen werben: wenn möglich, führe man bie gange Steuerung in e i n e r §anblung burd). ©efamtreform allein Perbürgt @ini)eitlicE)ieit, Perbürgt Slbwägung ber ineinanber greifenben Vebürfniffe beg 3flec£)tSftreiteS felbft, ber fRedjtgpflege unb aller, bie Pott Ufr betroffen werben. S a n n feljen w ir, wohin w ir gehen unb wag w ir gepalten. S ie S e il*

reform Perfdfleiert bag. S ie treibt bie Singe weiter, oielleicht gu einem Pon ihren Schöpfern fla r gewollten 3 ie l, fie treibt fie aber feft. Slrbeitet nicht bie Sillgemeinheit mit, fo fann ein V a u cntfteljen, ber feinem SJteifter wohlgefällt, nidjt aber benen, bie barin Wohnen follen.

S ie barin Wohnen follen!

S a g ift gunäcßft unfer V o lt, bem bie fRedjtgpflege bient, über bie Vebürfniffe ber Sßirtfdjaft ift mandjeg SSort gefallen, unb fidjerlidj muß ber Slufbau ber ütecßtgpftege ben Slttfprüdjen berer, um bereu SBoßl eg fid) ßanbelt, Ütedjnung tragen. Stur barf barüber nicht Pergeffen werben, baß auch bie iRecEjtSpflege ihre eigenen ©runbfäße hat, bie nicht geopfert werben fönnen.

S a n fb a r ift gu begrüßen, baß bieg feßt bei rußigerer fachlicher ißrüfung auch in ber beutfdjen VSirtfdjaft Slnerfenmmg ge*

funben hat.

©igentlidj gu §au fe im Stecht aber finb bie ^ trifte n . S a g bebeutete bor fünf Saßrgeßnten ben ©efeßegfunbigen unb (nur ißn. Stichler, Staatganw alt, Vedjtganwalt, fie perbanb Slenntnig unb fßflege beg StedjtS, Wie eg im ©efeß, in feiner © e*

ftaltung burch Sehre unb Slnwenbung fich perförperte.

V o m Stichler haben w ir fdfon gefprodjen. V e i ber Vergrößerung beg Slpparateg entlaßete man ißn, legte meßr unb meßr auf bie Schultern feiner §elfer. Sicherlich ift bieg ein richtiger £8eg. Stur muß man fich ber ©rengen bewußt fein, unb wer bie neueften Vorfcßläge unb ©ntwürfe »erfolgt, fann ficß ber Sorge nicht erweßren, baß bie Vewegung gu weit geht. Spattbßabuttg beg Slpparateg unb alteg wag bagu gehört, bleibe bem Sticßter fern, ©ingugreifen aber in bie Vegießungen ber SJtenfcßen, orbnenb, fchlicßtenb, eittfcßeibenb, bag ift beg Stichlers Statt unb nur bag feine!

Segßafb gebe man auch bem Staatganw alt, wag ißm gebührt. Sein Stmt ift bie Verfolgung, bte © rm ittlung, bie Überführung, fein Stmt ift Slnflage — unb ©inftetlung, in ber feine ßöcßfte ©ntfdfeibung liegt.

Unb ber Stedhtganwalt — laffen S ie mich nur wenigeg fagen, ba in biefen Sagen aug anberem SJZititbe öieleS hierüber gefagt Werben wirb.

Stuf bem ©ebiete beg Strafprogeffeg wirb immer ftarer erfannt, wie bringenb ber unerfahrene Säter ber Unterftüßung burcß ben Verteibiger bebarf, wie bie § itfe nicßt früßgeitig genug einfeßen fann. Stuf bem ©ebiete beg 3iöiIprogeffeS fcßeint eg, alg beginne man ßie unb ba ben Slnwalt für entbehrlich gu halten, gßn augfcßatten, heißt, bem Sßrogeffe nid;t nur ben funbigen Streiter, nein, ißm eine ber wefentlicßften geiftigen Sfräfte rauben. S e r Slnwalt ift burcß feinen Veruf genötigt,;

neue SBege beg Stecßtg gu fucßen. S nbem er bag tut, trägt er gur ©ntwicflung beg Siecßtg in ßerPorragenbem SOtaße bei.

S en ©ericßten barf bag Verbienft, neue ©efichtgpunfte für bie Stnwenbung ber ©efeße, neue ©ebanfen beg fftecßtä gefunben gu haben, nicht beftritten werben. Stber fie werben bieg Verbienft m it ber Stnmaitfcßaft teilen, bie im Verfahren bie ©ebanfen an fie ßerangebracßt hat.

S a ß barüber ßinaul nun nodf ein anbereg weiteg gelb Pom Slnwalt bearbeitet wirb, bon bem bic ©eridjte aug*

gefdfloffen finb, wer fönnte eg leugnen! S ie aufbauenbe Siecßtgpftcge unb bie gange igßgiene beg Siedftg, fie liegen ßeute nod) gum wefentli^en in ber §an b ber Stechtgonmaltfdjaft.

ffreilicß finben fid) aud) fdjon Slnfäße bafür, baß ber ©efeßgeber Stechtgwoßlfahrt in biefem Sinne alg Slufgabe beg Staateg erfennt. § ie r erwädfft in erften Slnfängen ein neueg Problem. S ie guftiggefeße fennen eg nid)t ober nur iteuerbingg fo weit, alg bie Sichtung ber tranfßeitg fälle ßierßer gehört. Slber bie ©efeße beg Staateg fennen ja aud) ben Siedjtganwalt nur alg ben ©eridjtganwalt.

SSenn w ir am Schluffe beg 3 eüabfd)ttittg bie ©rfenntnig erwadjfen feßett, baß fid) int ftreitigen fßrogeß Sfedjtgpftege nicßt erfcßöpft, bann ßcißt eg auch Slarßeit gewinnen über bie Stellung ber SlnWattfdjaft.

(5)

58. Jfabtg. I 929 &eft 37/38] ® rö |e te Sluffäbe 2557

Unb ba gilt eine? gunädjft: feftgu^aiten an ber für ben ©trafprogeß gewonnenen © rfenntm s, öaß nicht früh genug bei gilt Watt gerufen werben fantt. greitid ): w ir reben nicEjt piet, w ir reben gu wenig bon bem, wag bte b e u t le Anwaltschaft tn ber © title teiftet, bon ber Bebeutung ber fRedjtgaugfunft unb Beratung. Saufeube unb aber Saufenbe bon fa lle n be­

rühren bag ©eri(f)t nidjt, weit eg ber Anwaltfchaft borljer gelingt, fie gu tjeiten. Saufenbe unb aber Saufenbe bon u a“,e>t beweifen, baß gu Reifen, baß ber «progefe m it alt feiner Saft gu meiben gewefen wäre, hätte man redjtjerttg n ö tig e n »tat gehabt. Segfiaib ift nidjtg fatfc^er, — gerabe and) im ©inne einer wohlüberlegten Dfonomie ber fRedjtgpftege — atg bie © tn*

fdjattung be§ Anwalts fo weit wie möglich htmmSgufdjieben.

©ine anbere grage ift, ob bie Berfdjieöenljeit ber Stufgaben, bie Befonbertjeit, bie in ber Seitnatjme am engeren fRedjtgpftegegetriebe in ber Surdjfühtung beg orbentlidjen fßrogeffeg liegt unb hier gu befonbcren ipftidjten füfjrt, nicht eure Sweiteilnng ber Slntoattfdjaft gur gotge haben muff. Sieg ift unfer jüngfteg fjSrobtem. ©erabe bor Furgem finb ung neue Anregungen tjiergu, — formulierte entw ürfe, — gegeben Worben, bie icfj begrüße. 3hre S achführung fügt fid) ein tn ben

$ ta n einer ©efamterneuerung ber beutfcfjen duftig.

¡Sitte ©efefee aber finb © tüdw erl ohne bie SERenfdjen, bie fie handhaben.

ffllan fagt, bie fRed)tgpftege habe bas Bertrauen bertoren. S ag ridjtet fid) gegen bie A rt unb SBeife, Wie bie ©efeße ongetoenbet loerbeit. ©idjeriid) fittb lütt barüber einig, bafi bie beioufjte §Red)t£Oerle£ung ober SSernac^Iäffigung ttia)t tn Srage tom mt; CSingetfälte, bon benen bieg behauptet wirb, flehen außerhalb unferer Sigfuffion. Stein, bie ©djWierigleit lag in ber Stotwenbigfeit, in frembe ©ebanFen ficE) eingufühlen, in neue SSerhältniffe fich einguteben. Sch beute babe: weniger an bie politifdje ©inftetlung ober bie 3Beltanfd)auung; idj brauche nur bie ©ntwidiung Seutfdjtanbg m ben leßten gmangtg Söhren bor Siugen gu Ijabeit, um m ir gu fagen, bafc tfyr Sernpo gu ftarf toar, al^ baß jebermann biefeä <ule3 w fug ijätte aufnebmen lönnen. SRidjt fo fe^r unrichtige fRedht^anioenbung ober ©chtoerfäiligfeit be3 $8 erfai)ren§, fo unertraglt^ |te geittoeife tourbe, al§ bie U nm ögli^feit, ben Xatbeftanb gu erfaffen, bagu beraiteteg fRec^t, ba3 ift e3, morunter ba3 SSertrauen gur SRechtöpfiege in 2Deutf$lanb litt.

Seghatb ift eg fo toichtig, bem Sßadjwudjg eine ©rgiefiung gu geben, bie ihm nidjt nur bie fRechtgfemttniffe übermittelt, beren er bebarf, um bie (Streitfälle richtig gu fdjtidjten, fonbern bor altem auch bag fRüftgeug fü r ben © aaiöerhalt h ie rin ift ber ©trafprogeß bem giPitprogeß weit boraug; benn bort werben bem Suriften Wenigfteng bie tedjnifd^en uRittet gur E rm ittlu ng bes> ^aße§ gegeben; i)ier gefd)iel)t in biefer SRidjtung fo gut toifc Ttid)t3. d arü b er ^irtau^ aber mup bem jungen Suriften ber S3Iid geioeitet merben für bie $8 erl)äitniffe be3 mobertten Sebent. E r ntu$ gegioungen toerben, fid) tbeorettfa) unb praFtifd) m it fra g e n gu befdjäftigen, bie ihn in bie wirtfdjaftiichen, politifcijen, gefettfchafttichen Begießungen ber ©egen“

toart einbringen taffen. ^ reilid j barf er barüber ben © intt für ba§ ©efcjj nid)t öerlieren, unb toer ihn ber ftrengen Vlrbett an äBiffenfdjaft unb ißrajig beg fRedjtg entwöhnen wollte, täte ber fRedjtgpflege ben fdjlecfjteften Sienft.

B o r altem aber muß in ihm gewecEt werben ber göttliche Junten ber Siebe gum Beruf. ffig gibt feine gute fRedjtg«1 pflege, fie fei benn in ¡ganben bon SJiäitnern, bie itjr Sßerg an fie hingeben, ©o w ar eg immer unb fo wirb eg bleiben.

Segtjatb möge ung alten ber SSahifprud) leuchten:

ju stitiae in serviendo consumor:

im Sienfte ber fRedjtgpflege, in ber Siebe gum fRedit gehrt unfer Sebeit fid) auf.

D e c A n t e i l t e t K c d j i $ a m » a l t f d ) ö f t d e n K e í ^ o j u / H g g e f e ^ e n » * ) S3on ©et|. S u ftig ra t tßrofeffor D r. ñ ife í) , SKfittcEjen.

I. S a ß bie Vertreter ber fRechtganwattfchaft gur SRit»

toirfung bei ber Sflechtgbitbung befonberg berufen finb, Wirb fein unbefangener Beurteiler begweifetn fönnen. Sieg ent=

fpridjt fdjon ber gangen ©tettung ber SlnWaltfdjaft im tRedjtg»

leben. SBenn auch oerhäftnigmaßig fpäter atg augwärtg, fo haben w ir bed) auch in Seutfchtanb tängft bie Borftettung öertaffen, alg ob ber Anw alt íebigíidj ©achwatter ber fßartei“

intereffen wäre; w ir wiffen oietmeßr, baß er ein unentbehr*

licheg D rgan ber fRedjtgpflege ift, weicheg atg fotdjeg auf bie SRitwirfung bei ber fRedjtgbiibung grunbfä|ti<h ben gleichen Anfprudj hni/ tnie fonftige Organe ber fRedjtganwenbung. 3 “, ber A nw alt Wirb bielfadj atg fotd^er eine befonbere ©ignung gnm Berufe beg ©efeßgeberg mitbringen. S enn wenn bie

®nnft ber ©efeßgebung bartn befteht, SRißftänbe beg big=

herigen fRecßtgguftanbeg fritifdj gu erfaffen, auf ©runb mög*

|i^ ft reichen B lateriatg an fRechtgtatfadjen bie Bebürfniffe ber

^Sirtfchaft unb beg redjtfudjenben Bnbtihtm g gu erlernten unb

“le gur Befriebigung biefer Bebürfniffe geeigneten fRedjtg*

formen auggugeftalten, fo ift Fiar, baß fü r biefe Slufgaben üerabe ber Bcdjtganwatt um begwitten gute Borbebiugnngen nutbringt, weit er etwaige Ungutängtiiihfeiten beg ÍRedjtg an w u em un^ Jeiner SRanbanten Seib tagtäglich erfahren fann, . i f r mit ben oerfdjiebenften Botfgtreifen in ftänbigem un^

mittelbarem Berfeljr fteht, Weit er bei ber ftreitigen unb ) S u rd j weitgeheu&e U nterftüpung tn ber Befdjaffung &e§ Ala»

w n a i§ gu biefer Slbhanblung hat § e r t 3tedE)tgantoaIt S N ijn f t a t n m , JJiuncticn, bem SGerfaffer bie roefentlicbften S ienfte geleiftet, fü r roeieije ti)m auch an biefer S te lle beftenä gebanbt fei.

namenttid) auch bet ber Shautelarredjtgpffege immer Wieber

©elegcnheit h“t/ «ne g ä lte bon fogiologifdjen ©rfenntniffen gu fammetn unb auf bereit mögiidjft gwedmäßige Berwertung bebadjt gu fein, ©o ift er ber geborene Bettreter einer fRedjtg*

betradjtung, Welche bie befteßenben ober gu fdjaffenben Slot*

men aug bem ©efichtgwinfet beg bon ihnen betroffenen fRechtgunterWorfenen beurteilt unb fo ben erwünfdjten Aug*

glei^ gegenüber beamteten Organen ßhafft, bie in erfter- Sittie ben ©tanbpunft ber ftaatiidjen ©ewatt wahrnehmen Werben1).

SBettn troßbem in Seutfchtanb bie fRechtganwattfchaft ben ihr gebührenben ©inftuß auf bie ©efeßgebung berhättnigmäßig fpät gewonnen ha^ fo haf bie§ berfdjiebene ©rünbe. ©inmat ben hommenben ©tnfluß ber B ürofratie; bei bem ©efeß*

gebunggborgang ift bie Anfftettnng beg ©efeßentwurfeg be*

Eannttid) (Sache m inifterielier ober fonftiger behörbtiefjer 3 « s ftangen, weiche gu etwaigen Sotlegiatberatungen gunädjft be*

amtete SRitgtieber beigugiehen geneigt fein werben, ©in Wei*

terer ©runb ift bag Bertjättttig ber Anwattfdjaft gnm parta*

mentarifdjen Seben. S ^ a r waren bon jeher Anw älte in nidjt nnbeträthtticher Angaht fölitgiieber gefeßgehenber Siörper*

fchaften (man hat bie Stationalberfammtung beg 3 ahte2 1848 mit ihren 90 Anwälten getabegu atg Abbofatenpartament be*

gei^net). Auch hat bie Anwaitfchaft gerabe in ber gweiten t) © ehr gutrcffen&e Bem erkungen über bag B erh ä ttn ig bet 8tedjtganwaltfchaft gur ©efeßgebung bei g e u d j t t o a n g e r , S ie freien Berufe, A lü tid je u 1922, © .4 1 , 308, 386 f., namentlich aber 404, 414 f., 546.

(6)

2558 ® rö |ere 2Iuffit|e [Quriftifcße äBodjenfdjrift

Hälfte beg 19. 3 a ß tß unbertg eine 9ieiße gtängenber Vertreter

bent ©taatggangen bienftbar g e m a lt, wie etwa §erm ann

©tßutgestDetißfcß, ben ©cßöpfer beg heutigen ©enoffenfdfaftg»

toefeng; beit fReicßgtaggpräfibenten SÜiap b. gorienbed, bie fpäteren ffliinifter Seonßarb, SÜliquet, 9Binbti)orfi u. a. nt. ISem beutfeßen Veicßgtag haben gu alten fe ite n ßerüorragenbe

^Parlamentarier ang bem Sinwaltgftanbe angeßört, Wie g. V . Sldermamt, Vacßem, Vaffermann, Ved, S ta u n , Vüfing, Eßfotbt, granfenburger, §augmann, gwrrWiß, Slauffmanu, Sagtet, Sengmann, Singen, ißatyer, ^orfc^, Sfrimborn, Vö lf, SBotfffon u. b. a. Unb in bet für bie Quftiggefe^e bebeutfamen Seit 1874— 1879 gäßlte bet Veicßgtag immerhin unter feinen äJtitgtiebern nocß 35 fRedftganmätte. Eg ift aber p beacßten, bajj ficß biefetben auf bie üerfcßiebenften Parteien berteitten unb nur atg — üielfacß gtanpotle — Eingetperfönticßfeiten, nt<ßt aber atg [Repräfentanten beg ©tanbeg fü llte n unb bet»

hielten, p n t Unterfcßieb bon mannen anberen partamentari»

fc£jen Vertretern intereffierter Steife, unb baff bie ^Beteiligung ber Stnwätte am potitifcßen Seben in Deutfcßtanb bei weitem nocß nießt ben © rab erreicht ßat, wie in anberen, nameittlid) romanifcßen unb angetfäcßfifcßen Säubern.

Sine weitere §emmung tag in ber öerßältnigmäfiig fpä»

ten D rganifation ber gefamtbeutfcßen Vecßtganwattfcßaft, bie erft m it ©rünbung beg Deutfcßen fReid^eg üotlgogen würbe.

® er erfte, bon SBürttemberg auggeßenbe Verfließ p r Ve»

rufung eineg beutfeßen Slnwattgtageg naeß SCRaing in ben üiergiger Soßoen m it bem Stoed ber Vorbereitung einer ein*

ßeitticßen beutfc^en ©efeßgebmtg fcßeiterte an b en *o n Voeüfjeit unb V ä te rn auggeßenben jEeitnaßmeüerboten2). E rft in ben Sauren 1846/48 tarnen brei Stnwattgtage pftanbe, bie ficß teils m it ©tanbegfragen, teils aber aueß fcßon m it gefeß»

geberifdfen Vtobtemen (namentlich fotzen beg ©trafoerfaßreng) t>efdjäftigten) ber britte (27./29 . Stug. 1848) ftettte in einer an bie 97ationatberfammIung gerichteten Stbreffe bie g-orbe*

rung eineg ein^eittic^en fRecßteg unb eineg einheitlichen Ver»

fahreng atg ©runbrecßt beg beutfeßen Volteg auf.

S in ftärferer fjntpulg ergab fiel) naeß ©rünbung beg

®eutfcßen fReicEjeg üorneßmticß aug brei Umftänben. S e r erfte unb wichtigste ift bie © r ü n b u n g beg S e u t f c ß e n S i n * w a t t b e r e i n g , atg beffen Sweet, außer ber Srhattung ber Eßre unb SBürbe beg gemeinfamen ©tanbeg, „bie Verbot!*

fommnung beg Vecßtgguftanbeg in Deutfdjtanb" begeießnet wirb. fSamit hing pfam m en bie regelmäßige Veranftaltung bon Stn w a t t g t a g e n , auf benen nicht n ur fra g e n beg

©tanbeg, fonbem audh üietfaeß foteße ber allgemeinen ©efeß»

gebung üerßanbett würben; in biefent Sufaronienhang muff auch barauf ßingewiefen werben, baß an ben Slrbeiten beut»

ftfier S u r i f t e n t a g e Vertreter ber Slnwattfdjaft einen ßer*

borragenben Slnteit nehmen unb ein befonberg ftarfeg Son*

tingent ber Sagunggbejucßer p ftetlen pflegen3). Snbticß ift atg feßr bebeutfam p nennen bie ©rünbung eineg befonbereit Vubtifationgorganeg ber beutfchen Slnwattfcßaft, ber 3 urifti»

feßen SBodfenfcßrift, bie namentlich ben ©tanbegangehörigen

©etegenßeit bot, b u r§ wiffenfetjaftlicße Veiträge bogmatifeßen Wie Iritifcßen (gnßattg an ber fjortbitbung beg fRecßteg mit»

guarbeiten unb bie feßon nadf ber programmatifeßen Srttärung eineg ißrer erften §erauggeber ( i g a e n t e : 33B. 1872, 1) wefenttieß ben Veftrebungen bienen fottte, „bie gefeßgeberifdßen Senbengen ber neuen Seit p förbern, inSöef. biejenigen, bie bereits in bem Vtogefjentwurf aufgeftettt unb öerwirftidßt Worben finb".

S u ben wießtigften gefeßgeberifeßert Stufgaben nun, p benen bie Stnwattfcßaft im erften 3aßrgeßnt naeß ber iReicßg*

griinbung ©tettung ju neßmen ßatte, geßörten naturgemäß einerfeitg bie Vegetung ber Seridjtgoerfaffung fowie bie Drb»

nung ber Verßättniffe ber Vecßtganwattfißaft fetbft, anberer»

feitg bie Seftattung beg Verfaßreng in Siöit* unb ©traffaißen.

©o ift eg nießt oerwunbertieß, baß bie in biefem Seitraum beratenen Entwürfe ber fog. iKeicßgjuftijgefefje bag Qntereffe ber beutfeßen Üiecßtganwattfißaft in befonberem SKaße be»

2) SSgl. Ü B e i ß l e r , ©efeßießte ber tRecßtganwaltfißaft, ßei^gig 1905. ® ie geplante V erfam m tung w ürbe tum ben ftaatltcßen SSetjöxben a ß »erfaffungSroibrig, fa fogar a ß ftra fb a r ßingeftettt.

3) Über bie befonbere § u n b tto n ber S tnw altfißaft innerhalb beg Quriftentageg ogt. bie änßerung ö a e n l e g beim S tntoatß tag:

32B. 1873, 300.

anfbrueßten. ©o feßwierig eg aueß ift, ißren Stnteit an bem Suftanbefommeu unb Sußatt biefer großen ©efeßegwerfe im einjelnen genau p beftimmen, fo fott im folgenben oerfueßt Werben, gur SBürbigung biefeg 9inteitg einigeg beigutragen.

hierbei wirb eg fieß empfeßten, begügtieß jebeS eingetnen ©e»

feßeg bie partamentarifiße unb bie titerari'f<ße V iitarbeit aug bem Sreife ber Stnwattfcßaft gu betraeßten.

3 n ber erfteren Segießung ift allgemein öorauggufcßiäen, baß gu ben TOitgtiebern ber oom tReicßgtangter gwectg Vor»

beratung beg fog. gweiten beutfeßen Sntwurfeg einer S ^ ö - unb eineg © V ® . berufenen Sommiffion außer ben Vecßtg»

anwätten 21 b e t e n unb SSor n aueß ber befannte fpätere Sommentator ber S ^ O . 3 9 t. ü. S B i t m o W f f i geßörte, baß ferner gu ber oom Veicßgtag gwedg Veratung ber IReicßS»

juftiggefeße gebitbeten fog. 9teid)gjuftigfommiffion (beten gunt»

tion meßrfadß üertängert würbe) meßrere Stecßtganwätte gäßt»

ten, S t i m m , V ö t f , S ß f o t b t unb atg befonberg ßeröor»

ragenbe unb eifrige Vtitgtieber S a g t e t unb S B o t f f f o n . II . 1. SBenben w ir ung gunäißft ber © e r i e ß t g * o e r f a f f u n g gu, fo ßaben Stnwätte an ißrer partamentarip feßen Veratung lebhaften Stnteit genommen, ©cßon in ber

©eneralbebatte ftoßen w ir auf eine großgügige ©tettung»

ttaßme S a g t e r g , bie ung in oietfaeßer ©infießt gang mobern anmutet unb bie u. a. fotgenbe gotberungen Oertritt: ©cßaf»

jung einer einheitlichen Pteicßgiuftigoerwaitung, Vefeitigung ber öberften Sanbeggeridjte, ftaatgrecßtticße (Garantien ber ricßtertid)en Unabßängigteit; wirtfeßafttieße Vefferfteltung ber Vioßter unter Verminberung ißrer 2tngaßt (baßer Vefeitigung beg 3’üttfmännerioIIegiumg); greigügigteit ber 9ticßter; für bie Stnwattfcßaft ingbef. wirb Oertreten bie gteieße Vorbitbung wie für Siicßter, ftraffe ©tanbegbifgiptin, greigügigfeit, auf»

fallenberweife aber auiß Vefeitigung beg Stnwattggwangeg.

Sßntiiße ©ebaufengänge bertritt V H n b t ß o r f t (ber feinergeit aug ber Stnwattfcßaft ßerüorgegangen w ar), Wenn er aueß in ber Vereinheitlichung ber ©ericßtgberfaffung angefießtg ber bunbegftaattießen © tr u t P r beg 3Ieidßeg nießt fo weit geßen Witt; aueß er oertangt reießgreeßttieße Siormatiobeftimmungen für bie Stnwattfcßaft wie aueß für bie Vorbitbung unb Sr»

nennung ber Siicßter.

V e i ben Hommiffiongberatungen finb eg borneßmlicß fotgenbe on benen bie anwatttidjen SDIitgtieber, unter ißnen namentlich S a g i e r unb S B o t f f f o n , ftäriereg 3nter»

effe geigen: größere ober Heinere ©ericßtgfprengel, Vitbung gefonberter §anbelggeriißte ober bod; fpegietter §anbetg»

fammern ober Verwenbung üon „gaeßbeiräten", ©tettung beg Vicßterg, ^leigügigteit im Vorbereitunggbienft, Einfcßräniung beg §itfgricßtertumg, gugteieß aber aueß mögtießfte ©aranti-e feiner Unabßängigfeit. V e i ber ©eßtußabftimmung über isag

©efeß Potierten oon ben anwefenben 21 Stnwätten nur 2 m it Stein.

® ie aug StttWattglreifen ftammenbe iritifeße ©tettung*

naßme p bem Entw urf eineg © V ® . begog fi^ , abgefeßen üon fpegielteren fr a g e n 4 5), üorneßmtidß auf brei V unEte: ^ mat bie fpäter noeß gu berüßrenbe Drganifation ber © tra f*

gerießte, fobann bie Vitbung befonberer §anbetggericßte ober

§anbelgfam m ern6); feßtießtieß begreiftießerweife bie Siegelung beg Stnwaltgwefeng. 3 n einer ©teitungnaßme gum ©efeß»

entwurf (3SB. 1873, 384) wirb bie Siotwenbigfeit einer reießg»

gefeßtießen Vegetung ber Stnwattgoerfaffung auf ber ©runb»

tage ber greigügigfeit, ber Vitbung bon Stnwattgfammern, ber

©cßaffung einer befonberen ©tanbegbifgiptin, ber geftfeßung einer ©ebüßrenorbnung ufw. Pertreten, Wenngieitß bamatg nod) begeießnenberweife eine foteße gefeßgeberifiße Vegetung (oon ber Stnwaltfcßaft beim 9i© . abgefeßen) m it reießtießer

©fepfig beurteilt würbe.

2. Vegügticß beg 21 n w a I t g r eä) t eg atg foteßen ifi fotgenbe Sntwidtung gu Oergeiißnen.

a) ©cßon feit Soßrgeßnten befdiäftigte bag Vtobtem ber

©tettung beg SInwatteg, namenttieß auf © runb einbrudg»

4) SBie etwa bem fü r bag 8i@ . g“ wäßtenben © iß e ; fü r V e rtin 1877, 41, fü r Seipgig ebenbort © . 49.

5) Qn biefer § tn fic |t ift beachtenswert bie S h itib Don § a e n t e : QSB. 1 8 7 4 ,1 5 3 ; 1875, 7 4 ; ferner bie Satfacße, baß ber fünfte beutfdje ätnwattgtag (3 V 5 .1876, 105) fieß gegen teeßnifeße ^anbelggericßte er»

htarte, obgleich fidß eine Steiße Bon Stnwätten, namentlich auä ben

¡ganfeftäbten, fü r bie S3etgießung üon Saien in ^anbelSfacßen leb*

ßaft eingefeßt hatten.

(7)

58. S afcg . 1929 ©eft 37/38]

©tößere Stuffd^e 2559

Poller Sublifationen bon S e f c ß o r n e t (3)reSben), © t e i n »

ad) er (Sraunfdjmeig), o. © e p b o t b (SXcüncßen) bie be»

teitigten greife m it immer fteigenber Sebßaftigfeit. 2ll§

Hauptziele fcßmebten fcEjon feit ber Sßitte beS 19. ^aßr»

ßunberts bor: bie Drganifation beS ©tanbeS burd) Silbung bon Samment; bie Trennung ber 2tnmaltfd)aft bon bem N otariat, bor allem bie freie Sbbofatur, für metdje fid) Enbe ber fedjjiger ^aßre bie glänzenbe ©cEjrift beS b e rlin e r ißro»

fefforS © n e i f t energifd) einfeßte. 3 m Saßre 1863 patte fid) ber beutfdje Quriftentag, an beffen Serßanblungen natur»

gemäß als ©utacßter unb ®iSfuffionSrebner bornehmtid) 2ln»

matte beteiligt maren, fü r bie Trennung bon 2lboofatur unb N otariat auSgefprocßen, ferner bafür, baß bie 2luSübung ber

®tbbofatur opne Unterfcßieb groifdEjen ben ©eridjten unb ol)ne Unterfcßieb ber 3iecE)t§facE)en jebem geprüften ©acßüerftänbigen freigeftellt merben füllte. Sebeutfam mar ferner bie grage beS 2lnmaltSzmangeS, beren gufantmenhang m it bem Prinzip ber 9Jlünbtic£)£ett burcßauS jutreffenb fcßon früh ertannt toor»

ben ift (erfter unb jmeiter Quriftentag!). 2 )er 2lmbatt3zmang fanb fid) fcßott im ßannooerfchen Enttourf 1864 (atterbingS m it Qulaffung lanbe3red)tiid)er 2luSna£)men), ebenfo im norb»

beutfcßen Entm urf bon 1869 (atterbingS m it 2tu3nal)me ber 2lmtS» unb HanbelSgericßte), enblid) m it größter Entfdjieben»

heit im preußifdjen Entmurf.

Entgegen ber Ermartung enthielten nun bie Entmürfe ber 9teid)8jufti3gefeße feine Orbnung beS 2lnmaltSmefenS.

S e r SunbeSrat mollte bamalS bie Serhältniffe ber 2tnmalt»

fcEjaft nur für baS 91®. xeidjSredjtlici) geregelt buffen, im übrigen bie 2lngelegenl)eit ben Einjelftaaten überlaffen. Hier mar eS nun mefentticb baS SSerbienft ber anmaltlicßen 9Rit»

glieber ber 9teich3juftizfommiifton, baß fie, unter 2lufred)t»

erßaltung ber lanbeSred)ttid)en Quftänbigfeit im übrigen, ipenigftenS bie Erunbjüge einer Orbnung beS 2lnmattSmefen3 in baS @18®. aufgenommen miffen mollten, inSbef. bie ff-rei»

gäbe ber 2lnmaltfd)aft, bie Sofalifierung berfelben, bie Se»

fäßigung beS 2imoaltS zum Siidjteramt, fomie bie 2lnmattS»

fammeroerfaffung — eine ^Regelung, mie fie übrigens aud) einem anberen, bon 9121. S t o t f f f o n ber Kommiffion^ bor»

gelegten Entmurf jugrunbe lag. Sei ben Seratungen fpielten naturgemäß bie borijin genannten Probleme eine bebeutfame 9iotle, außerbem bie grage ber 9teichSgerid)tSanroaltfchaft unb ber Qulaffung zu berfelben. Sezüglicß ber meiften fü n fte (nid)t aller) beftanb Einigfeit unter ben anroaltlicßcn 9Rit»

gliedern ber Kommiffion. Sroßbem mürben feineSroegS alte Pon ißnen anfgeftellten fforberungen burd) bie Kommiffion übernommen, inSbef. nicht biejenige nad) ber greijügigfeit ber 2tmpattfc!)aft. S a 8 Ergebnis ber Seratungen mar, baß bie auf baS 2lnroaltStt>efen bezüglichen Sorfdjriften auS bem

© S ® . ßerauSäuneljmen feien, baß aber eine b e f o n b e r e 9 i e d ) t S a n m a l t g o r b n u n g gefdjaffen merben füllte, unb Zmar gemäß 3 ufa0e beS ©taatSfefretärS mefentlid) aufgebaut auf ben oon ber Kommiffion anerfannten ©runbfüßen — ein Ergebnis, toeldjeS bei meitem nictjt ben S e ifa ll ber 9ied)tS=

anma£tfd)aft ermarten burfte.

Sieben ben gefcßilberten Seratungen ging begreifüdjer»

meife eine lebhafte fritifcße SBirEfamfeit aus ben Greifen ber Slnmaltfchaft einßer. 3 n ber SS®, mürben natürlich bie Sefer burd) fortlaufende Seridjte über ben ¡emeiligen ©taub ber gefeßgeberifchen 2lrbeiten unterrichtet6). 2luS ben oerfdjieben*

ften 8led)tSgebieten liefen bei bem SereinSorgan SJieinungS^

Äußerungen ein, j. S . aus ¡jpeffemSarmftabt, auS Sapem , QuS Saben, auS SBürttemberg7). ifBrouingielle InmattS»

o rganifationen gaben Soten ab, 3. S . bie 2lnroälte Sßürttem*

bergg, biejenigen beS preußifchen D bertribunaiS8), mie aud) ber Saperifche Slnmaltstag (für gmeijäijrige SiachprapiS,

® im ultau5ulaiiung, Scjahlung ber tErmenrechtSfadjen). Sa=

??ben melbeten fid) in ber QS®. zahlreiche Einjelftimmen zum l " 0rte. SBäßrenb bejüglid) mandjer fra g e n 50leinungSoerfd)ie=

uenßeiten unter ben 2lnmälten felbft beftanben, 3. S . BegüglicE)

^er Sofalifierung9), ber Stellung ber reichSgericßtiicben 2ln=

malt[chaftici)/ beS amttid)en ober beS freien EharafterS beS

„ „ .5 ©0 ä.S3. S2B. 1873, 3 9 3 ; 1874, 8 1 ; 1875, 79, 2 0 1 ; 1876,

SlnmaltSberufeS11), beftanb Einigfeit in ber f^orberung nach einer einheitlichen Siegelung beS SlnmaltSmefenS burd) baS Siei^. ^ n biefem (Sinne fpracßen fich auch mehrere 2fnmalt§=

tage aus, 3. S . biejenigen 3U SSürsburg unb S ö tn 12). S n fad/licßer §inficht forberte ber SBürzburger Slnmaltstag Se=

fäßigung beS SlnmaltS zum 91id)teramt, greizügigfeit, 21uS*

f^ lu ß prioilegierter SlnmaltSfategorien bei einzelnen ®e=

ridjten, Ehrenräte, Trennung bon Siotariat unb Slboofatur.

iBer Kölner Slnmaltstag fprad) fidf) gegen bie EibeSleiftung unb gegen bie DiacßprapiS aus, bagegen nad) tebhaftefter Söe^

batte m it gan5 fnapper äRehrßeit (99 gegen 92 (Stimmen) für bie Sofalifierung.

Ebenfo fanb ber Entmurf einer fetbftänbigen 3ied)tS=

anmaltSorbnung bie beutfdjen Slnmälte auf bem S o iten- 8 aht=

rei^e fritifcße Sußerungen, namentlid) in ber 32B., nahmen teils 3U Einzelpunften, teils zu ben ©runbgebanfen beS Enb=

murfS © tellu n g 13), m it befonberer ©rünblii^feit unb Ent=

fcEjiebenheit ein Slrtifet bon § a e n l e (32B. 1878, 129). IBie SlnmaltSbereine S e rlin , SJüffetborf, g ra n ffu rt gaben Kot»

leftioerftärungen ab u ). S n Sapern mürbe zur Seratung beS EntmurfS einer 9121D. eine befonbere Kontmiffion eingefeßt, ZU mekßer bier Slnmälte gehörten. Eine Entfdjließung faßte auc^ ber ffliedlenburgifche Slnmaltstag16). S o r allem mar eS ber /Beutfdje Slnmaltstag in ff-ranffurt, beffen Sefdilüffe an bie zuftänbigen Organe ber ©efeßgebung meitergeleitet mürben.

S e i ber ®eneralbebatte über ben Entmurf im 9ieid)Stag maren eS naturgemäß gegenmärtige ober frühere SechtS»

anmälte, bie baS SBort ergriffen, u. a. in befonberS fdjarfer SBeife S S i n b t h o r f t , ber in ber Sibbofatur beS EntmurfeS feine freie Sibbofatur, fonbern baS Qerrbilb einer fotcßen oer»

m irflid)t faß, aber auch in mirffarner SBeife S B o l f f f o n . Ebenfo maren eS Slnmälte, meldje in ber zur Seratung beS EntmurfS eingefeßten ScidjStagSfommiffion (21 9Rit»

glieber) bie igauptfoften ber ®ebatte beftritten. ® ie ßaupt»

fachlichen ©egenftänbe ber ^is fu ffio n maren natürlich bor allem bie großen ©efidjtspunfte: freie 2lboofatur, Sofati»

fierung, KonzeffionSfpftem, ©tanbeSorganifation unb©tanbeS»

bifziplin, SerhältniS zur Seamtenfchaft, namentlich zu ©e»

ricßt, ©taatSanmaltfchaft unb Utotariat. Sefonbere Sefdjmerbe»

punfte maren ber ©perrparagrapß, ber benn aud) fchlteßlid) geftridjen mürbe, bie ÜberlegungSfrifi für baS gulaffungS»

gefuch, ber 2luSfd)tuß ber Sulaffung nad) früherer Sefleibung einer Seamtenftelle (ein S u n ft oon ungemeiner Sebeutuitg für bie ©elbftänbigfeit ber Seamtenftellung!), bie ©cftaltung beS SlifzipiinaroerfahrenS, namentliiß bezüglich beS ffnftanzen»

Zuges, bie Siotroenbigfeit ber UrlaubSeinholung unb manche meiteren Einzelheiten.

Überblidt man ben Slnteil ber 2lnmaftid)aft an ber 91210., fo gebührt ißr zmeifetloS baS ©auptoerbienft baran, baß bie SRaterie fdjon im Sufammenhang mit ber 9ieicßS»

juftizgefeßgebung, unb zmar auch ihierfeitS reid)3red)tiid), ge»

regelt roorben ift. ©ie hat aber aud) auf ben In h a lt beS

©efeßeS foraohl burd) bie auS ihren Kreifen geübte oielfeitige f r i t i f als and) burd) bie Slrbeit ihrer parlamentarifd) tätigen 2lngel)örigen maßgebenben Einfluß getoounen, unb zmar, mie man bei unbefangener Setracßtung zugeben muß, burdpoeg im Sinne einer Serbefferung. gntereffant ift, baß fdjon zur 8 eit ber Schaffung ber 91210. bie meiften Einzeloertreter mie aud) zal)treid)e Organifationen ber 2tmua!tid)aft für bie ff-rei»

Zügigfeit eintraten, bie erft in ber ffeßtzeit allem 2lnfd)eine nach ber Sertbirflidjung entgegengeht. 2Ber heute bie Ser»

ßanblungen jener Sage mieber lieft, muß anerfennen, baß fie in oornd)mer unb großzügiger Steife geführt mürben, unb faun ber gtechtSantbaltfdjatt baS ßeugniS nicht oerfagen, baß fie fid) zmar mit größter Energie für bie Stürbe unb Un»

abhängigfeit beS StanbeS als fotcßen eingefeßt, baß fie aber anbererfeitS ißre befonberen gnterefien, namentlid) fotdje mirtjd)aftlid)er 2lrt, hinter biejenigen ber 9ted)tSpf(ege unb ber 2lllgcmeinheit, too fid) ein K onflilt ergab, unbebenflid) ßat zu»

rüdtreten laffen.

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tungnagme beS 3t©., wie bereits erwägnt, suftimmen können — immer m it ber bureg bie Begrünbung gegebenen ©infegränkung, bag bie ¿mangSBermietung an eine

punfte unb and) fefjon m it geftfeßung ber gorberung im Anggletdjg- berfahren eine einfeitige Surüdnapme ber erfolgten Kortfifation mt- p lä fftg. 296 borgefehene

ten greißeitsftrafe gern. hierüber p entfd)eiben ßat. Über baS Vebenfen, baß naeß einer nießt biet bertretenen Stuffaffung bie. ® ann freilich taueßen a lle bie

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