MITTEILUNGEN DER GESELLSCHAFT DEUTSCHER NATURFORSCHER UND AERZTE
F elix K lein . Am 25. A p r il w ird F e lix K le in in Göttingen fünfundsiebenzig Jahre alt. Die Ze its ch rift fü r angewandte M athem atik und M echanik v erö ffen t
licht aus diesem Anlaß einen A ufsatz ihres Heraus
gebers, R. von Mises, der dem Jubilar in fo rm vo ll
endeter W eise seinen Glückwunsch ausspricht, und der schon in den Eingangsworten ein packendes B ild des G öttinger M eisters e n tw irft:
„W enn die deutschen Gelehrten der letzten Jahr
zehnte nach Klopstocks altem, phantastischem Plan sich zur „G elehrten-Republik“ zusammengeschlossen hätten, sicherlich wäre F e lix K le in zu einem der ..Alderm änner“ gew ählt w o rd en : vorgeschlagen von der Zunft der Mathem atiker hätte er die begeisterte Zu
stimmung der übrigen gefunden, vor allem bei der Zunft der N aturforscher nnd bei jenen, die man heute Ingenieure nennt, die „nich t abhandeln, auch nicht be
schreiben nach A r t der Abhandlung, sondern hervor
bringen und darstellen“ . Zw ei Eigenschaften sind es.
welche die repräsentative Erscheinung K leins kenn
zeichnen und die man an die Spitze jeder Betrachtung stellen muß, die einen Einblick in das ungewöhnliche Wesen dieses Mannes verm itteln soll. Einm al die, daß für ihn niemals die Grenzen seines Faches auch die Grenzen seines Gesichtskreises w aren; daß er es ver
standen hat, als Mathem atiker einen Standpunkt zu gewinnen, der über das Gebiet der M athem atik hinaus weite Bereiche von Wissenschaft und Leben rich tig zu überschauen gestattete. Und damit in Zusammenhang:
daß von der im heutigen W issenschaftsbetrieb schon zur Regel gewordenen Inkongruenz zwischen Leistung und Persönlichkeit hier nie die Rede sein konnte; in vollem E inklan g sehen w ir W e rt und W ürde des von ihm geschaffenen W erkes m it dem W e r t und der Be
deutung des Menschen, der dahinter steht.“
Das H e ft der Z e its ch rift fü r angewandte M a th e
m atik und M echanik, das gleich zeitig für den in ter
nationalen K ongreß für Mechanik in D elft bestimmt ist, enthält außer dem Aufsatz über F e lix K le in die folgenden A u fsätze: C. B. Biezeno: Zeichnerische E r m ittlung der elastischen L in ie eines federnd gestützten, statisch unbestimmten Balkens. — A . F rie d m a n n : Über W irbelbewegung in einer kompressiblen Flüssigkeit. — K. von T crza g h i: Versuche über die V iskosität des Wassers in sehr engen Durchgangsquerschnitten. — Paul von V a go: Energieübertragung durch schwingende Flüssigkeitssäulen. — Th. P. Lesch: Einfluß der inneren Dämpfung auf die F estigkeit gegenüber Stöcken. — Paul F u n k : Über die S tab ilität eines Kreisbogens unter gleichmäßigem radialen Druck. — E rw in K ru p p a : Über die Misessche Abbildung räumlicher K räftesystem e. — R. von M ises: Motorrechnung, ein neues H ilfsm ittel der Mechanik.
Veranstaltungen der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften. Am 1. M ärz fand im Saal der Kaiser-W ilhelm -G esellschaft zur Förderung der Wissenschaften ein V o rtra g von Herrn P ro f. Dr.
A tzle r, wissenschaftlichem M itglied des K aiser-W ilh elm institu ts für Arbeitsphysiologie, über „P roblem e der Arbeitsph ysiologie“ statt. D am it schloß eine Reihe von Vorträgen, die die Kaiser-W ilhelm -Gesellschaft im Laufe des vergangenen W in ters in ihren Räumen im ehemaligen Schloß veranstaltete. Am ersten Abend sprach der Präsident der Gesellschaft, Exzellenz r. Jlarnack, über „Sprache und Sprachreinigung“ . Es folgten V orträge verschiedener wissenschaftlicher M it
glieder der K aiser-W ilhelm -Institu te, die über ihre be
sonderen Arbeitsgebiete berichteten. P ro f. Dr. Gold- schrnidt vom K aiser-W ilh elm -In stiu t für B iologie sprach über „D ie biologischen Voraussetzungen der K u ltu r
entw icklung“ , P ro f. Dr. Ila lin vom Kaiser-W ilhelm - In stitu t für Chemie über „Atom um wandlung und Ele- mentenforschung“ und P rof. Dr. F reund lich vom Kaiser- W ilh elm -In stitu t für physikalische Chemie und E lektro
chemie üb^r „K olloidch em ie und B iologie“ . Die V o r träge, die allgem einverständlich gehalten waren, fanden so warme Aufnahm e und so lebhaftes Interesse bei den Zuhörern, daß die Kaiser-W ilhelm -G esellschaft dem vielfach geäußerten Wunsche zu entsprechen und im nächsten W in te r wiederum einen Vortragszyklus zu veranstalten gedenkt, in dessen Rahmen wissenschaft
liche M itglieder der verschiedenen In stitu te einem weiteren K reise über ihre Forschungsgebiete und Forschungsaufgaben berichten werden.
Anläßlich der 10. Hauptversamm lung der Kaiser- W ilhelm -Gesellschaft im Dezember 1923 sprachen H err P ro f. Dr. S to rk über „Das A to m “ und H err P ro f. Dr.
Cloos über „G ranitforschung und ihre Bedeutung für Geologie und Lagerstätten “ . Beiden V orträgen wurde von den M itgliedern und Freunden der Kaiser-W ilhelm - Gesellschaft, die zur Hauptversamm lung in großer A n zahl erschienen waren, lebhaftes Interesse entgegen
gebracht. Ein geselliges Zusammensein, bei dem der Präsident der Gesellschaft,. Staatssekretär Dr. Becker und Staatssekretär Schulz Ansprachen hielten, bildete den Abschluß der Tagung.
Weltevreden-Spende für die Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft. Freunde deutscher W issen
schaft in W eltevreden N iederl. Indien, — Ausländs
deutsche und Holländer — schlossen sich aus eigenem A n trieb im Laufe des Jahres 1923 zusammen, um ihrer
seits beizutragen, die N o t der deutschen Wissenschaft zu lindern. Aus sachlichen Erwägungen heraus sollten die für diesen Zweck aufgebrachten Spenden nicht in Geld überwiesen werden. Durch direkte Überm ittlung einheimischer, durch den Zwischenhandel sonst stark verteuerter, als Laboratorium sm aterial von deutschen Instituten dringend gebrauchter Tropenprodukte und durch Versuchstierspenden in Gestalt von Affensendun
gen glaubte man, der deutschen, insbesondere der medi
zinischen Forschung, die wirksam ste H ilfe leisten zu können. Besonders sprach für diesen W eg die in dan
kenswerter W eise gew ährte H ilfe der deutschen
D am pferlinien, die sich bereit erk lä rt hatten, den
14 Mitteilungen der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte Transport dieser Spenden unentgeltlich auszuführen.
Der unermüdlichen T ä tig k eit des P ro f. Dr. E rn s t Rodenwaldt und des holländischen Sanitätsinspektors Dr. W in ck el ist es gelungen, erhebliche B eträge zusam
menzubekommen, so daß im V erlauf des letzten Jahres drei Affensendungen von je 14— 20 Stück und zwei größere Ballen A g a r-A g a r nach Deutschland gesandt werden konnten. Die A ffe n und das A g a r-A g a r wurden der Notgem einschaft der Deutschen W issenschaft über
m ittelt, dam it sie auf Grund ihrer in m ehrjähriger H ilfs tä tig b e it erworbenen Sachkenntnis die Verteilu ng vornehmen könnte. Da es sogar gelungen ist, m onat
liche B eiträge für dieses H ilfs w e rk zu erzielen, ist auch in dem kommenden Jahr m it weiteren Sendungen von A ffe n und Laboratorium sm aterial zu rechnen. Gerade in diesen Wochen ist eine neue Affensendung verteilt und das E in treffen eines Ballens A g a r-A g a r aus H am burg gemeldet worden.
Fürstlich Jablonowskisehe Gesellschaft. Die iin Jahre 1774 von dem Fürsten Jablonowski gegründete Gesellschaft hat satzungsgemäß die Aufgabe, jährlich einige Preisaufgaben aus dem Gebiete der Geschichte, Philologie, N ationalökonom ie und Naturwissenschaften zu stellen und die eingelaufenen Schriften gegebenen
falls m it Preisen zu bedenken und drucken zu lassen.
Abgesehen von älteren Schriften sind seit dem Jahre 1858 51 P reisschriften erschienen. In ihrer dies
jäh rigen Jahresversam mlung am 4. Februar, dem Ge
burtstag des S tifters, sind wieder zw ei Preisschriften eingelaufen, von denen die eine über die Synthese der F eldspatvertreter des Preises für w ürdig befunden wurde m it dem K e n n w o rt: „E in e physikalisch-che
mische M ineralogie kann nur auf der Basis der induk
tiven experim entell-synthetischen Behandlungsart auf
gebaut werden (B oeke).“ A ls Verfasser ergab sich H err P ro f. Dr. Wilhelm, E ite l an der U n iversität Königsberg. D ie S ch rift soll nach einigen angebrach
ten Kürzungen gedruckt werden, und zw ar diesmal m it H ilfe einer U nterstützung der Notgemeinschy.fi der Deutschen Wissenschaft. Die zw eite A rb eit über
„Röntgenographische Untersuchungen“ m it dem K e n n w o rt „M en te et M alleo“ fin d et zw ar Anerkennung, w ird jedoch behufs weiteren Ausbaues noch einmal zurückgegeben und ist am 1. Oktober 1924 erneut v o r
zulegen. — W ährend die Gesellschaft vor dem K rie g e über reiche M ittel verfügte, um die eingelaufenen Preisschriften aus ihren M itteln drucken zu lassen, ist das Vermögen der Gesellschaft in folge der allgemeinen Geldentwertung zu einem geringen Bruchteil zusam
mengeschmolzen. Die Gesellschaft beschloß den V e r such zu machen, durch den Verkau f ihrer bisherigen Preisschriften und den V erkau f von Austauschexem
plaren, soweit sie bei der U n iversitätsbibliothek, der sie bisher zugute kamen, als Dubletten überflüssig sind, wieder in Besitz der M ittel zu kommen, die e rfo r derlich sind, ihre Aufgaben fortzusetzen. — Von der S tel
lung neuer Preisaufgaben muß so lange Abstand g e nommen werden, bis die M ittel der Gesellschaft wieder ausreichen, um die Preise auszahlen zu können und die eingelaufenen Schriften drucken zu lassen. — Die Preisschriften von P ro f. Dr. P. N ig g li „ü b er leicht
flüssige Bestandteile des M agm a“ — N r. 47 der S ch rif
ten — und von P ro f. Dr. M eister „Ü ber die Homerische Kunstsprache“ — N r. 48 — sind v erg riffen . Die V e r fasser beabsichtigen Neuauflagen zu veranstalten. — A b 1. A p r il 1924 geht das Sekretariat der Gesellschaft über an H errn Geheim rat P rof. Dr. 0. Holder, Leipzig, Schenkendorfstr. 8 I I .
£ J a h r g a n g 1
Das Staatliche Materialprüfungsamt zu Berlin- Dahlem verrichtet auf dem Gebiete der wissenschaft
lichen S toff künde teils, w ie sein Name besagt, P rü fu n gen, teils Forschungen. Forschung und Prü fu ng sind im ganzen Arbeitsbereich des Am ts zu einer Einheit verwachsen. Das A m t verfü gt über einen eigenen Haus
haltsplan. Es ist dem preußischen M inisterium für Wissenschaft, K unst und Volksbildung unterstellt. Zur Förderung des Am tes ist eine interm inisterielle K o m mission (M inisterialkom m ission) eingesetzt. Je nach B edarf zieht das A m t B eiräte heran, um über die E inzel auf gaben hinaus Fühlung m it den beteiligten K reisen zu halten. Demselben Zweck dienen die V e r tretungen des Am tes in wissenschaftlichen Verbänden, seine Teilnahme an Kongressen und Kommissionen, sowie Studienreisen, Besuchsempfänge und ähnliche M ittel.
Das A m t gib t im A u fträ g e der M inisterialkom m is
sion Sammelhefte m it Tätigkeitsberichten und wissen
schaftlichen M itteilungen heraus (V erla g Julius Sp rin
ger, B erlin ) und beschäftigt sich auch sonst lesend und schreibend soviel wie möglich m it der in- und auslän
dischen Fachliteratur. Das A m t ist bemüht, seine Zu
ständigkeit gegenüber verwandten Instituten so abzu
grenzen, daß keine Schwierigkeiten entstehen. V o r nehmlich in den Beziehungen zu deutschen Schwester
anstalten und zur Physikalisch-Technischen Reichs
anstalt herrscht gutes Einvernehmen. Bis auf weiteres ist das K aiser-W ilh elm -In stitu t für M etallforschung m it dem A m t durch Personalunion der Leitu n g ver
bunden.
Das A m t gliedert sich w ie fo lg t:
D ir e k to r : Prof. D ipl.-Ing. von M oellend orff, U n te r
staatssekretär a. D., kommissarisch m it der L eitu n g be
auftragt. S te llv ertre te n d e r D ir e k to r : Geh. Reg. B a t P rof.
Herzberg. B e trie b s le itu n g : Ing. Schob. Z e n tra lb ü ro : Rechnungsrat Beuth. H auptabteilung fü r mechanische Technologie der Baustoffe: P ro f. D ipl.-Ing. M em m ler.
(A b te ilu n g fü r M aschinen- und Eisenbau: Vorsteher M em m ler. A b teilu n g fü r Baugewerbe: Vorsteher N. N., m it der Leitu n g zurzeit betraut: P ro f. B urch artz.) H auptabteilung fü r M etallographie und anorganische Chem ie: P ro f. Dr. Ing. e. h. 0. Bauer. (A b te ilu n g fü r M e ta llog ra p h ie : Vorsteher 0. Bauer. A b teilu n g fü r anorganische C h em ie: Vorsteher N. N., m it der Leitun g zurzeit b e tra u t: P ro f. D ipl.-Ing. D eiß.) Hauptabtei
lung fü r organische S to ffe : Herzberg. ( A b teilun g fü r P a p ie r und T e x tilie n : Vorsteher H erzberg. A b teilu n g fü r Öle: Vorsteher N. N. A b teilu n g fü r Kautschuk und andere organische S to ffe : Vorsteher N. N., m it der Leitu n g zu rzeit betraut: M em m ler.)
Preisaufgaben deutscher Universitäten für 19241).
Medizinische Themata. B o n n : Untersuchungen über die F aß k raft des intervillösen Raumes. — Gießen (aka
demischer P reis) : W elche Bedeutung hat die Abduzens
lähmung bei M ittelohrentzündung? (Baiserpreis) Jod
ausscheidung nach Eingabe von Jodopyrin. — K ie l:
Besteht ein Zusammenhang zwischen Spasmopliilie und E pilepsie im Kindesalter?
Über die Zahl der Studierenden der Medizin und der Naturwissenschaften gibt folgende Zusammen
stellung Auskunft2). Im W intersem ester 1923/24 stu
dierten an den in der folgenden Tabelle aufgeführten
*) Siehe auch diese M itteilungen N r. 2 und N r. 3.
2) W ied erh olt aus Nr. 3 wegen eines Druckfehlers
und wegen Unvollständigkeit der dort veröffentlichten
Mitteilung.
M itteilungen der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte 15 A p ril 1
1924