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Mitteilungen der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Aerzte, 3. Jg. 1926, Dezember, Nr 12.

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D R I T T E R JA H R G AN G D E Z E M B E R 1926 * Nr. 12

MITTEILUNGEN DER GESELLSCHAFT DEUTSCHER NATURFORSCHER UND AERZTE

Unserem Vorsitzenden Prof. Dr. W alther von D yck zu m siebzigsten Geburtstag.

D ie G esellsch aft D eutsch er N atu rforsch er und Ä rz te h a t zum erstenm al die Freud e, einem im A m te stehen­

den V orsitzen den zur V o llen d u n g des sieb zigsten L eb en sjah res die herzlich sten G lü ck w ü n sch e auszusprechen.

W as W

a l t h e r v o n

D

y c k

, der am 6. D ezem b er 1856 geboren w u rd e, als F orscher und L eh rer a u f dem G eb iet der M ath em a tik geleistet hat, w erden sa ch verstän d ige F edern w ürdigen. E in großer T e il der L eb en sarb eit des Ju bilars ist aber der F örd eru n g der N atu rw issen sch aften im w eitesten Sinne gew id m et. W ir erinnern hier nur daran, daß Professor

v o n

D

y c k

w ähren d der K rieg sja h re u nd der v ielle ich t in w irtsch a ftlich e r B ezieh u n g noch schw ereren N a ch k rieg sjah re R e cto r p erp etu u s der T echn isch en H och schu le M ünchen gew esen is t; d aß er n ich t n ur diese H och schule, ihre Stud ierend en und L eh rer du rch die schw eren Zeiten g lü ck lich hin d urch gefü h rt, sondern sogar n och w esen tlich e N eu b a u ten , die zum w eiteren G edeihen der H och schu le dienen, a u sg e fü h rt h a t.

U nserer G esellsch a ft ist er von jeh er n ich t nur ein treues M itglied gew esen; als einer d er G esch äftsfü h rer h a t er schon die 7 1. V ersam m lu n g des Jahres 1899 zusam m en m it F . N . v . W

i n c k e l

geleitet. In der ersten N ach k rieg sversam m lu n g zu B a d N a u h eim w u rd e W

a l t h e rv

. D

y c k

zum d ritten V orsitzen den g e w ä h lt u nd h a t die n ich t im m er leich ten G esch äfte des ersten V o rsitzen den in den Jahren 1925 und 1926 gefüh rt. A lle T eiln ehm er der so schön verlau fen en V ersam m lu n g in D üsseld orf w aren beg eistert von der F risch e des fa s t S ieb zigjäh rig en .

W en n W

a l t h e r v o n

D

y c k

nunm ehr satzun gsgem äß m it Schluß dieses Jahres in die R eihe der ständigen M itglied er des w issen schaftlich en A usschusses Ü bertritt, so sind w ir d och sicher, daß w ir seinen je d e rze it bew ährten R a t auch in Z u k u n ft einholen w erden und w ünschen dem Ju b ila r noch v iele Jahre erfolgreichen Schaffens.

G esellsch aft D eutsch er N atu rforsch er und Ä rzte, v . E

i s e l s b e r g

. B . R

a s s o w

.

Otto Heubner f .

M it O

t t o

H

e u b n e r

, der im v ieru n d a ch tzig ste n L eb en sjah r, am 17. O ktober, verschied en ist, ist einer der G roßen der ä rztlich en W issen sch aft von uns gegangen, eine stark e, leben sbejahend e P ersön lich k eit, ein w a rm ­ herziger A rz t, ein tiefschü rfen der G elehrter. E r w ar der Sch öpfer der m odernen deutschen K in d erh eilk u n d e, deren F un d am en t er gelegt und deren A u sb a u er m it der ih m eigenen Zielsich erheit w e it geförd ert hat.

G eboren zu M üh ltroff im V o g tla n d e genoß H

e u b n e r

seine klinische A u sbild u n g im w esen tlichen bei dem In ternisten W

u n d e r l i c h

und leite te vo m Jahre 1866 ab die D istrik tsp o lik lin ik in L eip zig . D ie B eo b ach tu n g en in den Fam ilien des d ich tb evö lk erten A rm en v iertels erw eckten sein Interesse für die B eson derh eiten der E rk ra n ­ kungen des K in desalters, deren E rfo rsch u n g er sich von nun an vorw iegen d w idm ete. Im Jahre 1891 g elan g es ihm , die G rün d un g eines K in d erk ran k en h au ses in L e ip zig durchzusetzen, das er 3 Jahre sp äter v erließ , um einem R u fe an die B erliner U n iv e rsitä t zu folgen. In B erlin en tw ick elte er als F orscher und als v o n den K in d erä rzten der gan zen W e lt gesu chter L eh rer eine au ß erord en tlich fruchtb ring en d e T ä tig k e it; er erg riff auch in F ra g en der ö ffen tlich en F ü rso rge die In itia tiv e und sch uf neue Institu tio n en , die fü r die w eitere E n tw ick lu n g m aßgebend gew orden sind. S ieb zig jä h rig zog er sich von seinem L eh ra m te n ach L ö sch w itz zu rü ck. H ier w a r ihm ein g lü ck ­ lich er Leb en saben d b e sch ied en ; die schw eren Ereignisse der K rieg sze it ü berw and er im hohen A lte r m it derselben k ra ftv o lle n L e b en d ig k eit, die ihn sein ganzes L eben ausgezeichn et h a t.

In der G esch ich te der m edizinischen W issen sch aft w ird der N am e H

e u b n e r

als der eines großen M eisters w eiterleben , a u f vielen G ebieten der inneren M edizin, der K in derh eilk un de und insbesondere der L eh re von der E rn äh ru n g der Säu glin ge, deren G run d lage von ihm geschaffen w orden ist. Seine ste ts von der B eo b a ch tu n g am K r a n k e n b e tt ausgehenden V erö ffen tlich u n gen sind in gleicher W eise gekenn zeich n et du rch die G röße der A u f­

fassung, w ie du rch d u rchdringende B ea rb eitu n g und lebendige, p lastisch e D arstellu n g.

H

e u b n e r

w ar eine F ü h rern atu r, fü r die es k aum je u nüberw in dbare H indernisse bei der E rreich u n g eines als ric h tig erkann ten Zieles gegeben hat. D er große E in flu ß , den er ausübte, w ar der E rfo lg einer harm onischen, k ü n stlerisch begabten , energievollen P ersön lich keit, die allen E in d rücken des L eb en s em p fän glich w a r und tem p e­

ra m e n tvo ll au f sie reagierte.

D ie B estrebu n gen der G esellschaft D eu tsch er N atu rforscher und Ä rz te h a t H

e u b n e r

stets u n te rstü tz t und ist energisch für das Zusam m enarbeiten von M edizin und N atu rw issen schaften eingetreten. Z um V orsitzen den der V ersam m lu ng 1902 gew ählt, h a t er in seiner E röffn u ng sred e auch eine F rage berührt, die heute, n ach fa st 25 Jahren, von v ielle ic h t noch größerer B ed eu tu n g ist. D ie fü r H

e u b n e r s

G ed an kenw elt so ch arakteristisch en S ätze la u t e n :

„M an sp rich t h eu tzu ta g e v ie l und m it w ach sen d er B esorgnis von der M acht des D ollars, der die p ro d u k tiv ste n K ö p fe , die fähigsten Intelligen zen , im m er v erfü h rerisch er unter seine B o tm ä ß ig k e it zw inge. Sei es d a ru m ! A u ch die A llein h errsch aft des D ollars w ird n ich t der W eish eit le tzter Schluß sein. Schon ste h t h in ter ih m w ied er a u f die Id e e; W ah rh eitsd u rst und M enschenliebe: sie w erden ihn besiegen in den K ö p fen w ie H erzen der M enschen.

E in M ah n w ort des großen M eisters, zielgebend fü r unsere Jugend u nd die w eitere E n tw ick lu n g u nserer G esellsch aft.

Zw ei M itteilungen an die M itglied er der G esellsch a ft s. S. 72.

(2)

46 Mitteilungen der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte.

[Ja h rga n g 3 [ Nr. 12

Kurzer Bericht über die Abteilungssitzungen der 89. Versammlung Deutscher Naturforscher und Ärzte1).

A b te ilu n g 1.

M a th e m a tik und A stronom ie.

G leich zeitig T a g u n g der D e u tsch e n M athem atiker- V erein igu n g

E in fü h re n d e : B

l u m e n t h a l

, S

c h m i d t

. V o r der A b te ilu n g 1 sind n ich t w en iger als 39 V o r­

trä g e geh alten w orden, v o n denen e tw a x/5 den C h arak ter zu sam m en fassen d er B erich te trä g t. D ia V o rtrag en d en gehören in der überw iegenden M ehrzahl der jun gen und jü n g sten G en eration an. D ah er g e statte n die V o r­

träg e in ihrer G esam th eit eine d eu tliche A bg ren zu n g der G ebiete, denen sich das Interesse der M ath em atik er zu r Z e it besonders zuw end et. D a es u n m öglich ist, die V o rträ g e im einzelnen zu besprechen, sollen n ur einige P u n k te, die im Sinne dieser A b g ren zu n g c h a ra k ­ teristisch scheinen, h ervorgehoben w erden. E in e G ruppe von 8 V o rträg en gehörte der F u n k tio n en ­ theorie an. D e u tlic h fü h lb a r ist der stark e Im p uls, der von B o h r s fa s t periodischen F u n k tio n en ausgeht (V orträge S c h m id t, K ie l, W i e n e r , B oston ). E in sehr bezeich n en der Z u g der heutigen M ath e m a tik is t ferner das S treben n ach Z usam m en fassun g von M ethoden re ch t verschieden en U rsprungs u n ter einen einheitlichen K a lk ü l. Ih m v e rd a n k t die F u n k tio n al-A n a ly sis ihr E n tsteh en , ü ber die D o e t s c h , S tu ttg a rt, zusam m en ­ fassend berich tete. A ls ein w esen tlicher F o rts ch ritt ist zu begrüßen, daß die sch w ierige L eh re von den F u n k tio n en m ehrerer k om p lexer V erän d erlich er je tz t die lange verm iß te F örderu n g zu finden schein t. E in B erich t von B e h n k e , H am bu rg, g a b einen Ü b erb lick über die K en ntnisse, die m an von den S in g u laritäten - M an n igfaltigk eiten dieser F u n k tio n en h a t, u nd k on n te den älteren E rgebnissen w ich tiges N eues hinzu fü gen . N a tü rlic h h a tten auch die klassischen G eb iete, w ie

^ -Funktion ( H o h e is e l, B reslau) und R e ih en en tw ick ­ lungen ( K ö n ig , M ünster), n am en tlich F o u rie r-E n t­

w icklun gen (J a co b , W ien , N e d e r , M ünster) neue B earb eitu n gen gefunden. E inen bedeu tend en A u f­

sch w un g h a t seit m ehreren Jahren die A lg e b ra ge­

nom m en, und zw a r h a u p tsä ch lich in der R ic h tu n g der Idealth eorie in a b stra k t definierten K ö rp ern ( G r e l l , G öttin g en ’). A ls schönes B eisp iel der L e istu n g sfäh ig k e it dieser M ethode m ögen V o rträ g e ( K a p f e r e r , F reib u rg , v a n d e r W a e r d e n , A m sterdam ) an g efü h rt w erden, in denen die V ielfach h eitsfra g en bei S ch n ittm a n n ig ­ fa ltig k eiten algebraischer G ebilde, eine b e k a n n t sch w ie­

rige F rage, eine logisch einw an dfreie u nd der geo­

m etrischen A n sch au u n g entsprechende L ö su n g fanden.

A u c h a u f das bei einer V aria b len fü r die A ß E L s c h e n In teg rale grun dlegen de P rob lem der ad ju n gierten F u n k tio n en lä ß t sich bei m ehreren V erän d erlich en die M ethode der Id ealth eorie m it E rfo lg anw enden ( S c h m e id le r , B reslau). D iesen rein b e g r i f f l i c h g e r i c h ­ teten , das F orm ale abstreifen d en U n tersu chu ngen gegenüber b e to n t F i s c h e r , K ö ln , die k o n stru k tiv e Seite der A lg e b ra m ehrerer V erän derlicher, indem er e in e tiefliegen de V e rm u tu n g der klassischen Z eit, die C A Y L E Y s c h e E lim in atio n sth eorie, zu einem form al durchsich tigen und stren g begrün deten V erfah ren du rchbild et. Ü ber die G ruppen lin earer S u b stitu tion en w e g ( B r a u e r , K önigsberg) lä ß t sich h ier der B erich t v o n S c h r e i e r , H am bu rg , ü ber k on tin u ierlich e G ruppen anschließen. D enn auch hier sind es arith m etisch e oder arith m etisch en n achg eb ildete M ethoden, die in neuerer Z eit z u einem w esen tlichen F o rtsch ritt, der voll- x) N a ch M itteilu n g en du rch die H erren E in fü h ren ­ den.

stän d ig en A u fzä h lu n g der k on tinu ierlich en G ruppen eines bestim m ten T y p u s , g e fü h rt haben. D ie T op ologie w a r m it 7 V o rträg en v ertre te n , von denen bedeu tend e A n regun g en ausgegan gen sind. E in er der größ ten F o rtsch ritte is t die v ö llig e A u fk lä ru n g des D im en sions­

b egriffes, v o n der ein V o rtr a g von M e n g e r , A m sterd am , h an delte. D ie U n tersu chu ng en ü ber die F ra g e, w elche topologisch en B ed in g un gen ein R a u m erfüllen m uß, um die E in fü h ru n g einer M etrik zu gestatten , faß te ein B e rich t von V i e t o r i s , W ien , zusam m en. A lle gen an n ten F ra g e n k o m p le x e gehören der sog. m engen­

th eo retisch en T op o log ie an (dazu n och ein V o rtra g K l i n e , P h ilad elp h ia, und ein zw eiter V o rtra g V i e t o r i s ) . D an eben b e ste h t die kom bin atorisch e T opologie, die die Z usam m en han gsverhältn isse eines R au m es du rch die W echselbezieh un gen zw ischen einer end lichen A n zah l von G run d elem en ten (den Z ellen oder Sim plexen) c h a ra k te risie rt (V ortra g R e i d e m e is t e r , K ö n ig sb erg, ü ber K n o ten ). E s ist n un end lich gelungen, zw ischen diesen beiden A u ffassu n g en der T op o logie die B rü ck e zu sch lagen du rch die A n g ab e derjen igen m engen­

th eoretisch en B ed ing un gen , u n ter denen ein to p o ­ logischer R a u m sich d u rch eine endlich e A n zah l von S im p lexen ap p roxim ieren lä ß t. D ieses grundlegende E rgebn is b ild e t den h au p tsäch lich en In h a lt eines R e fe ra te s von A l e x a n d r o f f , M oskau. V on großem Interesse w a r es, aus dem V o rtra g eines P hilosophen ( G e r h a r d s , A achen) einen A n sa tz kennen zu lernen, n ach dem die einfach e F rage, in w elch er W eise der M ensch aus seinen (instantanen) W ah rn eh m u ng en ein B ild von dem (stetigen) A b la u f des W eltgesch eh en s gew in n t, sich d arstellen lä ß t als eine rein topologisch e A u fg a b e in der vierdim en sionalen R aum -Z eit-M an nig- fa ltig k e it, deren L ö su n g n och au ssteh t. E in e m anderen h eu te sehr belieb ten m ath em atisch-ph ilosoph isch en G ed an ken kreis gehörten zw ei län g ere B e rich te a n : B e h m a n n , H a lle, b eh an d elte m it H ilfe des Logik- K a lk ü ls das E n tsch eid u n g sp rob lem , u nd F i n s l e r , K ö ln , sk izzierte ein d ru ck svo ll einen axiom atischen A u fb a u der A rith m e tik , der, za m U n tersch ied von H i l b e r t u nd B r o u w e r , sich an die klassische M engen­

lehre von C a n t o r u nd Z e r m e lo an leh n t und der P a ra d o xien d u rch eingehendes S tu d iu m und A u s­

sch eid un g der ,,zirk e lh a fte n “ M engen H err zu werden v ersp rich t. M it F reu d e kann festg e ste llt w erden, daß die klassische G eom etrie ihre a lte A n zieh u n g sk ra ft b e w a h rt und zu zahlreichen schönen B em erkun gen und E n td eck u n g en A n la ß gegeben hat. (A lgebraische G eo m etrie: B e c k , B on n , K u b o t a , Sendai, N

e d e r

, M ün ster; D ifferen tialg eo m etrie: C

o h n

- V

o s s e n

, B erlin, K a p f e r , M ünchen, R em b s, B eu el, S c h u r , H ann over, T a k a s u , S en d ai; K re isv e rw a n d tsc h a ft: S

c h ö n h a r d t

, T übingen .) D ie an g ew an d te M ath e m a tik ist leider in folge des u n m itte lb a r vorausgehen den in tern ation alen K ongresses fü r an g ew an d te M ech an ik in Z ü rich fast gan z ausgefallen . D och e rsta tte te C o u r a n t , G öttin g en , ein R e fe ra t ü b er seine aussichtsreiche neue M ethode zur B ew ä ltig u n g gew isser P rob lem e der m athem atischen P h y sik m ittels D ifferen zen gleichu n g en , w ähren d K o r n , C h arlo tten b u rg, neue R eih en en tw ick lu n gen bei der T elegrap h en gleich u n g v orlegte. S ch ließ lich sei noch einer gem einsam en S itzu n g m it dem R eich sverban d d eu tscher m ath em atisch er G esellschaften und Vereine u nd der A b te ilu n g fü r m ath em atisch-n atu rw issen ­ sch aftlich en U n te rrich t ged ach t, die pädagogischen F ra g en g ew id m et w a r u nd n am en tlich einen V o rtra g von T ö p l i t z , K ie l, ü ber das P rob lem der U n iv e rsitä ts­

vorlesungen ü ber Infin itesim alrechn un g brach te. D e r

(3)

Mitteilungen der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte.

D ezem ber“!

1926

J

V o rtr a g tr a t le b h a ft d afü r ein, in diesen A n fa n g s­

vorlesun gen n ich t rein sy stem a tisch a u fb a u e n d (etw a v o m Z ah lb eg riff aus) vorzu gehen , w o b e i die S tu ­ dierenden in der R egel in U n k la rh e it ü b er die zu ü ber­

w indenden S ch w ierigkeiten bleib en u n d daher vielen grundsätzlichen E rörteru n g en verstän d n islo s gegen­

überstehen, sondern zu erst diese Sch w ierigkeiten an H and der historisch en E n tw ick lu n g ,,gen etisch “ h erau streten u n d dann erst die zu ihrer B eseitigu ng n otw en d igen stren gen Ü berlegungen folgen zu lassen.

D ie au sged eh n te D isku ssion ergab, daß die L eh re r­

sc h a ft d er M ittelsch u len dem genetischen U n te rrich t w a rm z u stim m t und ihn für notw en d ig h ä lt, daß aber eine A n z a h l H och schulleh rer B edenken trä g t, den system atisch -lo gisch en G ang zu verlassen . (A u sfü hr­

lich e B e r ic h te : Jahresberich t der D eu tsch en M ath e­

m atik er-V erein ig u n g, Bd. 36.)

A b teilu n g 2.

P h ysik .

In G em ein schaft m it der D eutsch en p h ysik alisch en G esellschaft.

E in füh ren d e: K

o n e n

, S

p e i t k a m p

.

D ie T agu n g der Sektion P h y sik ist jed esm a l zu ­ gleich Jahresversam m lun g der D eu tsch en p h y s ik a ­ lischen G esellschaft. T ro tzd e m d u rch die N eu grü n d u n g zahlreicher G au verb än d e eine gew isse D e zen tralisatio n e rfolgt . und tro tz d e m d u rch za h lreich e G au tag u n gen innerhalb des R eich es den P h y sik e rn G elegen heit ge­

geben ist, w ähren d des g a n zen Jahres vorzu trag en , w ar die Z ahl der A n m eld u n g en von V o rträg en sehr groß u nd belief sich a u f ru n d 60. E benso w ar ein sehr stark er B esu ch zu verzeich n en , der erfreulicherw eise a u ch die N a ch b a rg eb iete des R eiches u m faß te, m it denen die p h ysik alisch e G esellsch aft von altersh er in V erb in d u n g steht, n am en tlich also Ö sterreich, die S ch w eiz und die je tz ig e T schech oslow akei. D ie T ag u n g e rh ielt ihre besondere N o te durch die enge u nd freun d­

sch a ftlich e Zusam m enarbeit m it der D eu tsch en G e­

se llsch a ft fü r technische P h y sik . N ic h t w en iger als drei g a n ze S itzu ngen w urden gem einsam m it der D . G. T . P . g eh alten , und auch die T h e m a ta w aren den gem einsam en Interessen gebieten entnom m en und b e ­ zogen sich in erster L in ie au f F ragen, die in einem ge­

w issen Z u sam m en h an g m it der T ech n ik der D üssel­

do rfer G egend stan d en . Insbesondere w u rde in den V o rträg en b eh an d elt: die Ionenlehre, die M etall­

forsch un g, die S trah lu n gsleh re. A u ß erd em w u rde eine S on d ersitzu n g in V e rb in d u n g m it der A b te ilu n g M athe­

m a tik über Q u an ten m ech an ik v e ra n sta lte t, die un­

gew ö h n lich es Interesse erregte, ob w ohl einige a u f dem G e b ie t der Q uan ten m ech an ik besonders tä tig e F o r­

sch er in le tz te r Stunde ab g esa g t h a tten . N u r m it M ühe g ela n g es, bei der F ü lle der V o rträg e, dem einzelnen V o rtra g en d e n ausreichenden Z eitrau m zu versch affen , u m so m ehr, als ein N a ch m itta g auch noch d u rch die n atu rw issen sch aftlich e H aup tg ru p p e in A n sp ru ch ge­

nom m en w orden w ar, in der physikalische und chem ische V o rträ g e sta ttfa n d e n .

E n tsp re ch e n d der geschilderten S to ffg lied eru n g be­

zog sich ein groß er T eil der V orträg e au f M etallforschu n g in sbeson dere a u ch a u f die m erkw ürdigen E ig en sch aften der E in k r y s ta lle und auf die technischen A usw irk un gen d er M etallforsch u n g. E in w eiterer großer T eil der V o r­

tr ä g e b e zo g sich ,w ie stets in den letzten Jahren, au f S p ek tro sk o p ie und A to m p h ysik , die nach w ie v or im V o rd erg ru n d des Interesses stehen. Je schneller die P u b lik a tio n sta ttfin d e t und je häufiger die Sitzungen der G a u ve rb ä n d e der p hysikalischen G esellschaft w er­

den, um so w eniger w ird der F a ll ein treten , daß große E n td ecku ngen u n v o rb e re ite t in unsern S itzu n g en neu verk ü n d et w erden, w ie es in a lten T ag en der N a tu r­

forsch erversam m lung vorg ekom m en ist. U m so stärk er w ird dagegen der A n te il der zusam m enfassend en B e ­ rich te w erden, in denen von sachku nd iger S eite der a ugen blicklich e S tan d bestim m ter Prob lem e gesch ildert w ird.

A u c h die D üsseld orfer T ag u n g stan d u n ter diesem Zeichen, tro tz der F ü lle der interessanten E in z e lm it­

teilu ngen , die a u f ih r gebo ten w urde. (A usführliche B e rich te : P h y sik a lisc h e Z e itsch rift, Z e itsch rift für techn ische P h y sik , S itzu n g sb erich te der P h y sik a ­ lischen G esellschaft.)

A b teilu n g 3.

T ech n ische P h y s ik und E lek tro te ch n ik . G leich zeitig T a g u n g der D eu tsch en G esellsch aft für

tech n isch e P h y sik .

E in füh rend e: R

o g o w s k i

, S

c h m id t

, M

o s l e r

. D en A u fta k t der T a g u n g bild eten V o rträ g e über Ionen. S

c h u m a n n

, M ünchen, b e faß te sich vorw iegen d m it der F u n k en verzö geru n g der G asen tladu n g. T ro tz der w ertvo llen V ersuche von Z

u b e r

, B

r a u n b e c k

und der V erd ienstvollen th eoretisch en B e tra c h tu n g von v . L

a u e

b le ib t das W esen der F un ken Verzögerung n ich t genügend g ek lä rt, n am en tlich im H in b lick au f e xp e ri­

m en telle Ergebnisse m it kurzdauernd en S toßsp an n un ­ gen. S

e e l i g e r

, G reifsw ald, b eh an delte theoretische F ragen der G asreinigung und zeigte die Feldänderungen im E le k tro filte r bei hohen Ion en konzen tration en . A n schließen d sp rach D

e u t s c h

, F ra n k fu rt, ü ber aus­

gefüh rte G asreinigungsanlagen n ach C

o t r e l l

und M

ö l l e r

. D as A u sw u ch tp ro b lem w u rd e von H

o r t

, Essen, aufs neue aufgegriffen . W äh ren d früher zwei dyn am ische A usw u ch tu n g en erford erlich w aren, gen üg t je t z t eine einzige. D ie andere kann n ach H

o r t

durch eine statisch e ersetzt w erden. T

r e n d e l e n b u r g

, B erlin, u n tersu ch t die S ch allau sb reitu n g v o r einer K o lb e n ­ m em bran. B ei niedrigen F requ en zen sen det sie an ­ nähernd kugelförm ige W ellen , bei höheren Frequenzen annähernd ebene W ellen aus. S

c h m id t

, D üsseldorf, erzielt dadurch genauere M essungen von G astem p era­

turen, daß er an dem gegen A u sstra h lu n g du rch ein M etallrohr geschützten T h erm o elem en t heißes G as vor- beistreichen lä ß t. F

is c h e r

, B erlin , z e ig t einen neuen eisenlosen Ind uktion ssch m elzofen. J

u b i t z

, B erlin, b erich tet, daß n ach seinen neuesten M essungen der A usdeh nu ng skoeffizien t n ich t m ehr als eine M aterial­

k on stante anzusehen ist, sondern sich von der th erm i­

schen und m echanischen V o rb eh an d lu n g ab h än gig erw eist. F

is c h e r

, F ra n k fu rt, b rin g t th eoretisch e B e ­ trachtun gen über das G leich g ew ich t in S tick sto ff-A rg on - Gem ischen.

In der O p tik sp rich t K

ü h l

, M ünchen, ü ber visu elle L eistu n g von F ern rohren , B

lo c h

ü ber das von ihm ausgearb eitete D reifarb en -M eßverfah ren , w ährend T

e ic h m ü l l e r

, K arlsru h e, a u f m oderne A u fg a b en der L ich tte ch n ik hinw ies, in der technische, physiologisch e und ästh etische Fragen gelöst w erden m üssen.

Besonders reichh altig w a r das F reitagsp rog ram m

über elektrische Schw ingungen und S ch w ach stro m ­

techn ik. Z

e n n e c k

sprach ü ber die A u sb reitu n g e le k ­

trischer W ellen , eine F rage, in der heu te die A n sich ten

noch bu n t auseinandergehen. E r schloß sich in seinem

B erich t im w esentlichen der A u ffa ssu n g an, daß man

zw ischen einer O berfläch en w elle u n d einer R aum w elle

unterscheiden müsse. D ie O b erfläch en w elle ist um so

stärk er ged äm p ft, je höher die F req u en z ist. B ei der

L u ftw e lle g ilt das E n tg eg en g e setzte . D ie K rüm m un g

(4)

4S Mitteilungen der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte.

r J ah rg a n g 3 L Nr. 12

der L u ftw e lle erfolgt du rch in die A tm osp h äre ein­

gelagerte E lektron en, die in besonders stark er D ich te in H öhe von 40— 80 k m in der A tm osp h äre vorh an den sein sollen. M

e i s s n e r

, B erlin , z e ig t piezoelektrisch e K r y s ta lle bei H ochfrequenz. E r fü h rt n ich t n ur eine neue M ethode zur F req u en zk o n tro lle vor, sondern auch neue piezo­

elektrisch g e steu erte Sender, die in Z u k u n ft w ohl in keinem L a b o ra to riu m fehlen w erden. K

ü m m e r e r

gib t S ch altu n gen fü r m oderne R öhrensender und ku rze W ellen an. K

o r n

, C harlo tten b u rg, w eist nach, daß bei d er drah tlosen B ild teleg ra p h ie neben der m odernen K e rrz e lle das S aiten g a lva n om eter und der O szillograp h a u ch in Z u k u n ft bei der heu tigen T elegraphiergeschw in- d ig k e it ihre B ed eu tu n g beibehalten w erden,

v o n

K

o r s c h e n e w s k y

, B erlin, m achte sodann V orsch läg e, du rch geeign ete Senderverfahren die L a u ts tä r k e ­ schw an kungen (Fadings) bei E m p fa n g elek trisch er W ellen zu beseitigen. S ch ließ lich g ib t A

l b e r t i

, B erlin, A u s k u n ft über gew isse F ra g en der Sch w in gun gs­

erzeugung bei R au m lad eg itterröh ren .

D ie V o rträg e ü ber S ch w ach strom tech n ik leitete U. M e y e r , K öln-M ülh eim , ein. E r zeigte, daß die Grenze zw ischen S tark - u nd S ch w ach strom tech n ik fließ en d ist.

D ieselben P rob lem e w erden bei beiden Zw eigen der T ech n ik v ie lfa c h von verschiedenem G esich tsp un kte aus b e tra c h tet. E s lä ß t sich aber in v ielen F ällen sehr w ohl ein höherer S ta n d p u n k t find en, der beide G e­

sich tsp u n k te von höherer W a rte ü b erblicken lä ß t.

M e y e r , B erlin , m iß t S ch allw ellen m it der R a y l e i g h - schen Sch eib e u nd dem K o nd en satorm ikroph on aus und ze ig t, w ie m an m it diesen M itteln rech t g u t L a u t­

sprecher m it ihren E ig en h eiten u ntersuchen kann.

S e l l , B erlin , fü h rt 3 D em on stration sversuche der S ch w in gun gstech n ik vor, die geradezu verb lü ffen d feine Ä nderungen d eu tlich m eßbar m achten. B a r k ­ h a u s e n , D resden, sch läg t eine neue L a u tstärk eein h eit, ein ,,P h o n '' vor. W as die H efn erkerze in der L ic h t­

tech n ik b edeu tet, soll das „ P h o n " für die A k u s tik w erden. E r zeigt auch, w ie m an m it ganz einfachen, experim entellen H ilfsm itteln ein „ P h o n " verw irklichen kann. S t r o h , K ö ln , g ib t neuere B rücken sch altun gen an, w ähren d G e f f k e n und R i c h t e r , L eip zig , ein neues hochem pfind lich es R elais vorfüh ren . E s beru h t darauf, daß zw ischen den eigentlich en E n tla d u n g s­

elektrod en eine d ritte (Hilfs-) E lek tro d e ein g esch altet w ird. D ie E n tlad u n g der H au p telek trod en w ird durch sch w ache S tröm e zw ischen H ilfs- und einer H a u p t­

elektrod e hervorgeru fen . M ö l l e r , B erlin, b e n u tz t die W H E A T S T O N E sc h e B rü ck e zur M essung der m echani­

schen D rehm om en te eines T orsion sdyn am om eters.

D er H a u p tv o rz u g seines Instru m en tes is t die M ög lich­

k e it einer R egistrieru n g. (A usfü hrliche B e r ic h t e : Z e it­

sch rift fü r tech n isch e P h ysik.) A b teilu n g 4a.

Chem ie.

E in fü h ren d e: P

f e i f f e r

, C

a r l

.

E s w urden n ich t w en iger als 28 V o rträ g e g e ­ halten , die fa s t] ausnahm slos sehr anregend w irk te n . Den V o rsitz in den S itzu n g en h a tten der R eihe n ach die H erren : P . P

f e i f f e r

, B o n n ; W . M

a r c k

-

w a l d

, B erlin ; F . K

e h r m a n n

, L au san n e und E . S

t a u d i n g e r

, F reibu rg . E s können hier n ur einige w enige V o rträ g e hervorgehoben w erden. D ie B e ­ deu tun g der K o ord in ation sleh re für die a n a ly tisch e C hem ie g e h t besonders schön aus dem V o rtr a g von F

r

. F

e i g l

, W ien , über den a n a lytisch en F u n k tio n sw e rt b estim m ter G ruppen in organischen V erb in d u n gen her­

vor. N a ch G. J

a n t s c h

, B on n, lassen sich Salze der seltenen E rd elem en te darstellen, in denen diese E le ­

m en te in zw eiw ertigem Z u stan d en th alten sind. W . N o d d a c k , B erlin , v ervo llstä n d ig te seine bisherigen A n gab en ü ber den N achw eis des R h en ium s. D ie V o r­

träg e v o n W . H ü c k e l , G öttin g en , zu r S tereochem ie b icy clisch e r R in g sy ste m e ; von E . O

t t

, M ünster, über die S yn th ese der C h a vicin sä u re und von A . G r ü n , A u ß ig , ü ber S tru k tu r- u nd Stereoisom erie bei D ig ly ceri- den und ihren M ineralsäureestern, gaben neben reichem exp erim en tellem M aterial w e rtv o lle stereochem ische Ü b erlegu n gen . D ie T h eorie der organischen R a d ik a le ist d u rch K . Z i e g l e r , H eidelberg, und E . W

e i t z

, H alle, w esen tlich g eförd ert w orden. Z i e g l e r sprach ü ber die B ezieh un gen zw ischen a m p h o terem C h a ra k te r und A sso ziatio n sfäh ig k eit su b stitu ierter M ethyle, W

e i t z

ü ber eine n eu e K la ss e v o n R a d ik a len v o n der F orm el (R 3N )X . D ie W E R N E R s c h e T h eorie der Säuren h a t eine glän zen d e B e s tä tig u n g au f anorgan ischem w ie au f organisch em G eb iete du rch eine A rb e it v o n H . M e e r ­ w e in , K ö n ig sb erg, erfahren, dem es u n ter anderem gelungen ist, n eue K lassen stark er organischer Säuren aufzufin d en, die zur G rup p e der K o m p lexverb in d u n gen gehören. D ie sch w ierige F rage n ach der K o n stitu tio n der C ellulose is t gan z w esen tlich du rch eine U n te r­

su chu ng v o n K . H e ss , D ahlem , ü ber k ry sta llisie rte A cetylv e rb in d u n g e n und M eth ylester dieses Stoffes g eförd ert w o rd en ; B . H e l f e r i c h , G reifsw ald , v e r­

dan ken w ir e leg an te M ethoden zur S yn th ese v o n Di- und T risacch arid en , Z em p lA n , B u d ap est, einen w e rt­

v ollen B e itra g zur K o n stitu tio n der T uran ose und Mele- zitose. D ie T a tsa ch e, daß es H . F

i s c h e r

, M ünchen, gelungen ist, in eleg an ter W eise die S yn th ese des K o ­ p ro p orp h yrin s auszufüh ren , eröffn et die H o ffn u n g, daß a u ch b a ld die K o n stitu tio n der F a rb sto ffk o m ­ pon en te des B lu tfa rb s to ffe s a u fg e k lä rt sein w ird.

In G em ein sch aft m it der D eutsch en chem ischen G esellsch aft fan d dann noch eine S itzu n g der chem ischen A b teilu n g u n ter L e itu n g von H errn W . S

c h l e n k

, B erlin, sta tt, in der die n achfolgen den H erren ü ber „ H o c h ­ m olekulare organische M o lek ü lverb in d u n g en " v o r­

tru g en : M. B

e r g m a n n

, D resd en, A llgem ein e S tru k tu r­

chem ie der k o m p lex en K o h le n h y d ra te u n d Proteine.

N . M

a r k

, D ah lem , Ü b er die B estim m u n g der chem ischen S tru k tu rfo rm el, besonders h ochm olekularer organischer V erb in d un gen , au f rö n tgen ograp h ischem W ege. E.

W

a l d s c h m id t

-L

e i t z

, M ünchen, Zu r S tru k tu r der Protein e. H . P

r in g s h e im

, B erlin , A b b au und A ufbau der P o lysa cch a rid e. R . K

u h n

, M ünchen, Ü ber Stärke.

E . S

t a u d i n g e r

, F reibu rg , T heorie hochp olym erer P ro ­ d u k te im Sinne der KEKULÜschen S tru k tu rleh re. Im A n sch lu ß an diese V o rträ g e fan d eine leb h afte, an­

regende D iskussion s ta tt, in der aber eine E in igun g ü ber die T heorie der h ochm olekularen V erb ind un gen n ich t erzielt w erden kon n te. (A usführliche B erich te : Z e itsch rift fü r a n o rgan isch e Chem ie.)

A b teilu n g 4b.

P h ysik alisch e Chem ie.

E in fü h re n d e : K

ö r b e r

, W

i n t g e n

.

B

i l t z

, H an n o ver, kom m t in seinem V o rtrag e ü ber V olum en gesetze der festen S to ffe au f G run d zahlreicher U n tersu chu ngen zu folgendem S ch lu ß : Im G ren zfall ist das m olekulare N u llp u n k tsvolu m en Vo einer V er-

x . 1 TI

bind ung g leich ^ — • Vo , w enn Vo den N u llp u n k ts­

raum eines V erb in d u n gsb estan d teiles und n und m kleine gan ze Z ahlen b ed eu ten ; o ft g ilt — = 1. In viele n

m

K r y s ta lle gehen die B esta n d teile nicht n ach den im

G ren zfall b ev orzu g ten rationalen V erh ältniszahlen

(5)

Mitteilungen der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte.

Dezem ber | 1926

J

ein, sondern je nach der A r t der b eteilig ten S to ffe m it m ehr oder m inder angen äherten T eilräu m en . D ie folgenden V orträg e beh an delten G egen stän d e aus dem Sondergebiet der K cllo id ch e m ie . W i n t g e n , K ö ln , sprach zusam m enfassend ü ber seine bisherigen U n ter­

suchungen zur E lek tro ch e m ie der K o llo id e. D em Ä q u iv a le n t e n tsp rich t b ei K o lloid ion en das nach v e r­

schiedenen M ethoden b estim m bare Ä q u iv a le n t­

a g g reg a t. D ie Z ah l der Ä q u iv a le n ta g g re g a te pro L ite r g ib t dann die N o rm a litä t eines Sols. Sole m it e n t­

g eg e n g e se tzt geladenen K olloidionen müssen sich in M en g en verh ältn issen ausflocken lassen, die sich um ­ g e k e h rt w ie ihre N o rm alitäten verhalten, w as an za h l­

reichen B eisp ielen nachgew iesen w erden kon n te. B ei einem besonders w eitgehend dialysierten C h rom oxyd - u nd A lu m in iu m o x yd so l ließ sich auch für zahlreiche E le k t r o ly t e der F lockun g sw ert ebenso aus der N o r­

m a litä t des Sols und der E lek tro ly tlö su n g berechnen.

P . A . T h ie s s e n , G öttingen, zeigte in seinem V o rtr a g : U rsachen der elektrischen L a d u n g von K o lloid teilch en , d aß die A u flad u n g der T eilch en sow ohl du rch A u s­

treten von Jonen aus dem G itte r verban d , w ie durch A ufn ah m e von Jonen in diesen, w ie au ch du rch einfache A d sorp tion zu stan d e kom m en kan n .

No d d a k,

B erlin , sp rach über die G röße der elek trisch en L a d u n g von K o llo id teilch en . Seine U n tersu chu ng en an S ilber­

halogenidsolen füh ren ihn zu dem Sch luß, daß die O b erfläch e der T eilch en durch die L ad u n gen m ehr als ein m al b e setzt ist. M. B i l t z , B erlin, sprach über E m an ierverm ög en und G e lstru k tu r; die Ergebnisse seiner V ersuche können so g e d e u te t w erden, daß in den u ntersu ch ten G elen ebenso w ie in den entsprechen­

den Solen S ek u n d ärteilch en , a u fg eb a u t aus P rim ä r­

teilchen , vorliegen . A . S c h l e e d e , G reifsw ald, b e­

rich tete über U n tersu chu ngen am B leig lan z- und P y r itd e te k to r; er w ies nach, daß die E m p fin d lich k eit des D etek tors vo m S ch w efelgehalt des B leig lan zes a b h ä n g t. E in w an dfreie D e tek torw irk u n g ist n ur bei

„ü b e rsch w e fe lte m " B leig lan z vorhan den . D u rch E r ­ h itzen von B leig lan z in einer Sch w efelatm osp häre g ela n g es ihm , derartige D e te k to rk ry sta lle herzustellen . R . F r i c k e , M ünster i. W ., zeigte in seinem V o rtra g : Q u a n tita tiv e U ntersuchungen über das Z u stan d e­

kom m en period ischer (LiESEGANGscher) F ällun gen , du rch q u a n tita tiv e A n alyse des E le k tro ly tg e h a lte s der einzelnen, a u f die le tzte F ällu n g folgenden G a lle rt­

sch eibch en , daß das A k tiv itä ts p ro d u k t für diejenigen Jonen, aus denen die S u b stan z d e f R in ge sich b ild et, e rst a n ste ig t und dann w ied er a b fä llt. D ie a lte

Os t- W A L D S c h e

E rk läru n g des Phänom ens b le ib t insofern ric h tig , als neue Fällun gen ste ts nur d o rt auftreten , w o d a s Jon en produkt des ausfallen d en E le k tro ly te n eine genügende H öhe erreicht h a t. J. R .

Ka t z,

A m ste r­

dam , sp rach über die D ehn un g des K a u tsch u k s. E r k on n te zeigen, daß der gedehnte K a u tsc h u k im G egen ­ sa tz zu m ungedehnten, der nur ein am orphes R ö n tg e n ­ sp ek tru m g ib t, K rysta llsp e k tru m erkennen lä ß t, dessen K rysta llin te rferen ze n um so stärk er sind, je stärk er K a u tsc h u k ged eh nt w ird, deren L a g e a b er u n a b ­ h än gig v o n der D ehnung ist. V o rtrag en d er h ä lt es für unw ahrschein lich , daß es sich um die B ild u n g ech ter K r y s ta lle h a n d e lt; er nim m t an, daß der sch ein bar am orphe unpedehnte K a u tsch u k in W irk lic h k e it eine verborgene S tru k tu r b esitzt, sei es der M oleküle oder der M icellen, w elche durch die D ehnung in W irk u n g t r it t und dann zu den k rystalläh nlich en Zuständen fü h rt. S yn th etisch er K a u tsc h u k zeigt kein K r y s t a ll­

sp ek tru m , w ohl aber G elatin e und eine R eihe anderer S u bstan zen .

Sc h u l z,

D ortm u n d, erläuterte in seinem V o rtra g e M etallforsch u n g in der Ind ustrie diese Z u ­ sam m enhänge, in d em er die E n tw ick lu n g der W erk s­

v ersu ch sanstalten der m etallerzeugen den und -verarbei­

tenden Ind ustrie als B in d eg lied er zw ischen den te c h ­ nischen B etrieben und der w issen schaftlich en F orschu ng kennzeichnete. A n einigen ansch au lichen Beispielen schilderte er die B ed eu tu n g der w issen schaftlich en M etallforschu n g für die ind u strielle P ra x is. D ie V o r­

träge von B

e c k e r

, B erlin , S

m e k a l

, W ien , und K

o r e f

, B erlin, b e faß ten sich m it der F rage der V erform u n g und V erfestig u n g m etallisch er W erk sto ffe. D er erste V o rtrag en d e b eto n te die U n zu lä n g lich k eit der bis­

herigen V o rstellun gen ü ber den stru k tu rellen A u fb a u der M etalle für die E rk lä ru n g der technisch-fund am en- talen E rscheinungen der P la stiz itä t, V erfestig u n g und R e k ry sta llisa tio n und e n tw ick elte V o rstellu n gen zur A u sfü llu n g dieser L ü cken , bei denen inneren S pannungs­

schw ankungen, G itterstörun gen und P la tzw ech se l im R a u m g itter eine besondere B ea ch tu n g gesch en k t w ird.

S

m e k a l

h ä lt ebenfalls die A n n ahm e des störungsfreien Id ealg itters für n ich t geeignet, die V o rgän ge im K r y s ta ll, insbesondere die G leiteb en en b ildu n g zu er­

klären. und belegte seine A uffassu n g en über die N o t­

w en digkeit von F ehlstellen im G itte r du rch Ergebnisse älterer optischer und elektrisch er M essungen an Salz- k ry sta llen . K

o r e f

veran sch au lich te die B ed eu tu n g der k ry sta llin en S tru k tu r für die technologischen E ig en sch aften , indem er die w e it größere F o rm ­ b estän d igk eit einer L a n g k ry sta llw e n d el aus W olfram , w ie sie fü r G lühlam pen V erw en d u n g finden, gegenüber einer k lein k rystallin en dem onstrierte. T

a m m a n n

, G öttingen , g a b einen Ü bersich tsb erich t über seine neuesten U ntersuchungen ü ber die K ry s ta llite n - orientierung in M etallstü ck en in B ezieh u n g zu den elastischen E ig en sch aften . H

a u s s e r

, B erlin , zeigte eine schöne Sam m lun g von E in k ry sta lle n aus K u p fer, B lei und A lu m in ium bis zum G ew ich te von mehreren K ilogram m , die im V a k u u m aus dem S ch m elzflu ß h ergestellt w aren. M

e i s s n e r

, B erlin, berich tete über den W id erstan d von M etallen u nd M etallk rystallen bei der T em p eratu r des flüssigen H eliu m s; da er auch bei sehr reinem Gold, Silber, Z in k, C ad m ium , P la tin , Eisen und N ick el bei 1,3 ° abs. T em p . S u p ra le itfäh ig k e it n ich t feststellen konnte, sch ein t diese E ig en sch a ft nur einer bestim m ten G ruppe von M etallen eigen zu sein.

D

u h m e

und L

o t z

, B erlin, b erich teten in ihrem V o rtrag e Z ur F rage Gold aus Q u ecksilber über eine v o n ihnen en tw ickelte A p p a ra tu r zur D estillatio n von Q u eck ­ silber u nter V erm eid un g des Ü berg an ges von G old in das D e stilla t auch in den gerin gsten M engen und veran schaulich ten an einem m ikroph otograph ischen F ilm die A u flö su n g svorg än ge von Q u eck silber in S al­

petersäure, die erkennen ließen , d aß sich unter bestim m ten B ed ingun gen der G o ld g eh alt einer Q uecksilberprobe der B estim m u n g entziehen kann.

W

e i s s e n b e r g

, B erlin , e n tw ick elte a u f G rund g eom e­

trischer stru k tu rth eo retisch er B etrach tu n g en V o r­

stellungen ü ber den A u fb a u der M isch krystalle.

A u f G rund einer statistisch en R ech n un g an einem F läch en m od ell fü h rte M

a s in g

, B erlin, aus, daß sich auch bei u nreg elm äßiger G itte rp u n k tv e rteilu n g im M isch k rysta ll eine scharfe R esisten zgren ze ergib t, so daß die F ra g e der A to m v erte ilu n g im M isch k rysta ll un abh än gig von der F ra g e der R esisten z zu behandeln sei. S

c h ie b o l d

, L eip zig , b erich tete über Spannungen und D eform ationen beim Z u gversu ch m it M etallen ; es w urden v or a llem die g eom etrisch -k rystallog rap h isch en V erh ältnisse im E in sch nü ru n gskegel du rch N äh eru n gs­

k u rven festg e le g t und nachgew iesen, d aß der K u rv e n ­ v e rla u f von den speziellen M aterialeigen sch aften w e it­

gehend u nabh än gig ist. W

e v e r

, D üsseld orf, zeigte an

H and von G efügebildern u nd L au e-D iagram m en von

E isen ein k rystallen , daß die A 2-U m w an d lu n g bei 768°

(6)

50 Mitteilungen der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte.

r Jah rgan g 3 l Nr. 12

n ich t als polym orphe U m w an d lu n g aufzufassen ist.

S

c h m i d t

, F ra n k fu rt a. M., lieferte einen B e itra g zur q u an titative n B esch reibu n g der plastischen E in- k rystalld eh n u n g u nd zeigte au f G run d von V ersuchen an Z in k -E in k ry stalle n , daß der A n stieg der S ch u b ­ festigk eit des w irken d en G leitsystem s lin ear m it der A b g leitu n g w äh ren d der D ehn un g erfolgt. Z um Schluß der S itzu n g w urden die in der M ittw och sitzu n g n ich t erled igten V o rträg e gehalten . K

e l l e r m a n n

, C lau sthal, b erich tete ü ber U n tersuchungen über die A b sorp tion s­

v o rg än g e beim Sch w im m au fbereitun gsp rozeß, und H

o c k

, G ießen, dem onstrierte m it H ilfe einer von W . R . W

i e g a n d

kon stru ierten A p p aratu r den Joule- E ffe k t beim K a u tsc h u k und berich tete über von ihm in A n g riff genom m ene V ersuche zur B estim m u n g des J o u le-E ffek tes beim R o h k au tsch u k . (A u sfü hrliche B e ­ ric h te: Z eitsch rift für anorgan ische Chem ie.)

A b teilu n g 5a.

A n gew an d te und tech nisch e Chem ie E in füh ren d e: W

ü s t

, F

i s c h e r

, J

e i p e r

. D ie V o rträ g e le ite te F . F

is c h e r

m it seinen A u s­

führungen über die S yn th ese des Erdöls ein. D er V o rtrag en d e b erich tete über die verschiedenen M etho­

den, um aus K o h len flüssige B etrieb ssto ffe h erzu ­ stellen, und insbesondere über seine eigene E rd ö l­

syn th ese, die, im G egen satz zu anderen V erfah ren , die A n w en d u n g höherer D ru ck e a u ssch ließ t und die H er­

stellu n g aller alip hatisch en E rd ö lp ro d u k te in reiner F orm erm öglicht. — B

e r g iu s

sprach über die groß ­ techn ische D u rch fü h ru n g der H o lzverzu ck eru n g m it k on zen trierter S alzsäure. D ie S ch w ierigkeiten , die sich der p rak tisch en D u rch fü h ru n g der H yd ro ly se der Cellulose in G lucose en tgegenstellten , bestanden in der Z ersetzun g des entstehenden Zuckers. U n ter Z u ­ grundelegung einer von W

il l s t ä t t e r

ausgearbeiteten M ethode w urde n ach Ü berw ind un g großer a p p a ra tiv er S ch w ierigkeiten das V erfah ren so ausgebaut, daß neben einem hochkon zen trierten Z u ckersirup auch die zur U m w an d lu ng der Cellulose in Z u cker verw an d te S alz­

säure in k on zen trierter F orm w ieder zurückgew onnen w urde. — L

a n g e

w a rf einen R ü ck b lick auf die T ä tig ­ k e it des seit einem halben Jahre bestehend en, n u n ­ m ehr ,,K arl-G o ld sch m id t-S te lle “ ben an n ten A m tes.

B ei der B ea n tw o rtu n g der F rage n ach A ufn ah m e w issen schaftlich gebild eter C hem iker auß erh alb der rein chem ischen In d u strie stellte der V o rtrag en d e fest, daß die A u fn ah m ew illig k eit der Ind ustrien gleich N u ll ist. D ies ist einm al au f die allgem eine L a g e, dann aber auch au f die V orein genom m en heit gegen den W issen ­ sch aftle r und die B ev o rzu g u n g der W erk m eister und L a b o ra n ten zurü ckzu fü hren . H inzu g esellt sich die v ielero rts beto n te m angelnde S p ezialausbildu n g, die zum U n terkom m en in der rein chem ischen In d u strie geford ert w ird, und das Fehlen praktisch en Sinnes und allgem einer techn ischer K enntnisse, au f die bei einer A n stellu n g au ß erh alb der chem ischen In d ustrie großer W e r t ge le g t w ird. D ie A u fn ah m efä h ig k eit ist besonders groß in den K o m m u n alverw altu n g en m it ihren v ie l­

seitigen A rb eitsg eb ieten . — D ie F ra g e : W aru m g ib t es in der freien N a tu r keine A lkoh olq uellen , w ie es Petroleum qu ellen g ib t? b ean tw ortete L

in d n e r

. N ach den - neuesten Forschu ngen g ib t es k aum eine lebende T ier- oder P flan zen zelle, in der n ich t, wenn au ch n ur vorübergehend und in Spuren, A lk o h o l sich bild et. W ürd e der so entstan den e A lk o h o l u ngeh ind ert verdun sten können, so w ürden unsere A tm osp h äre und die T ages- und G rundw ässer äu ß erst a lkoh olreich w erden. D ie alkoholreichen W ässer w ü rden in das E rdin n ere eindringen, dort au f heiße Sch ich ten stoßen u n d eine A lk oh old am p fen tw ick lu n g kön n te zu w irk ­

lichen A lk oh olq uellen V eran lassu n g geben. A ber die T atsach e, daß der A lk oh ol ein von fa st allen M ikroben ä u ß erst le ich t assim ilierbarer S to ff ist, und daß er am O rt seiner E n tste h u n g in der N a tu r fa st restlos a u f­

gezeh rt w ird zur B ild u n g von E iw eiß , F e tt und Z e ll­

w and stoffen , m a ch t die A lkoh olq uellen illusorisch. — In seinem V o rtra g e ü ber die B ild sa m k eit der T on e, die für die keram ische In d u strie von größter B e ­ d eu tu n g ist, legte S

a l m a n g

die verschiedenen p h y si­

k alisch-m ineralogischen und chem ischen Theorien dar, die sich dahin zusam m enfassen lassen, daß die B ild ­ sam k eit a u f der geringen K o rn grö ß e und H ärte, der B lättch e n fo rm und schw am m igen O berfläch e und ihrer R eak tion m it W asser b zw . m it F lüssigkeiten , die die H - bzw . O H -G rup p e als reak tion sfäh ige G ruppen en th alten , beru ht. — D ie B estim m u n g der W asser­

stoffio n en kon zen tratio n , über die W

u l f f

referierte, fin d et heu te n ich t nur in w issen schaftlich en U n te r­

suchungen A n w en d un g, sondern v e rsc h a fft sich auch in verschiedene Ind ustriezw eige in zunehm endem M aße E in gan g. D ie colorim etrische M ethode sch eidet bei u nd urch sichtigen und getrü b ten Lösun gen aus. H ier w eist der V o rtrag en d e einen in diesen F ällen gangbaren W eg , indem er einer du rchsich tigen , quellbaren M em ­ bran den In d ica to r ein verleibt. In dieser v o llzie h t sich der F arb en um sch lag, ohne daß störende B eim engungen m it eindiffundieren. V erg leich sfarb en skalen m achen die M essung zu einer einfachen O peration. — M etho­

disch N eues bei der B estim m u n g des S tick sto ffes der B ren n stoffe b rach te der V o rtra g von L

a m b r is

. D ie Form , in der der S tick sto ff bestim m t w erden kann, ist die als E lem en t n ach der M ethode D

u m a s

und die als A m m on iak n ach K

j e l d a h l

, bei der sich n ach den neueren F eststellu n g en aber bis zu 50% des S tic k ­ stoffes in elem en tarer F orm der B estim m u n g entziehen.

In A n leh n u n g an die D um as-M ethode h a t V o rtrag en d er durch M od ifizieru n g derselben und du rch A usarbeiten einer geeign eten A p p a ra tu r die A rb eiten so w e it ge­

förd ert, daß sich der S tick s to ff säm tlich er B renn stoffe in run d einer S tun d e q u a n tita tiv bestim m en lä ß t. — E in en E in b lick in die K u n stseid en forsch u n g gew ährte der V o rtra g von W

e l t z ie n

ü ber einige neue Ergebnisse der K u nstseid enforschu ng . D ie Seidenforschung ar­

b e ite t a n a ly tisch und syn th etisch , ferner su cht sie nach den U rsachen und Z usam m enhängen, die für die m echanischen und färberischen E ig en sch aften c h a ra k ­ teristisch sind. D iesem letzteren , dem w en igst er­

forsch ten G ebiet, w id m ete der V o rtrag en d e seine system atisch en U ntersu chu ngen über Q uellung, m echa­

nische und färb erische E ig en sch aften . — In das G ebiet der a n a lytisch en Chem ie fü h rte der V o rtra g von L

o c k e m a n n

ü ber die P rü fu n g von G las a u f A rsen ­ geh alt. D er A rsen g eh alt m ancher G läser, der in den m eisten U ntersu chu ngen keine R o lle spielt, v erla n g t aber B ea ch tu n g , w enn die Proben a u f kleinste M engen von M illiogram m en (mmg) g e p rü ft w erden sollen.

H ierzu sind C hem ikalien und G lasgefäße n otw en dig, deren A rsen g eh alt u n ter dieser G rößenord nung lie g t.

Z u r P rü fu n g der G lasgeräte w erden zerklein erte Scherben m it 2 n -N atron lau ge erw ärm t und dann m it 2 n-Sch w efelsäure neu tralisiert. N a ch dem A bk ü h len w ird u n ter U m rüh ren durch Z u sa tz von 3 ccm 1,4 n- F erriam m o n su lfat- und der gleichen Menge 1,4 n- A m m on iaklösu n g ein F errih y d ro x yd -N ied ersch la g her­

gestellt, d?r e tw a in L ö su n g gegangenes A rsen m it niederreißt. D ie L ö su n g dieses N iederschlages in v e r­

dü n nter Sch w efelsäure d ien t zur P rü fu n g im Marsh- L ieb ig -A p p a ra te . — Ü b er ein neues elektrisch es Z eit­

zü nd verfah ren , das an die Stelle der früher gebräuch­

lichen Z ündschn ur m it ihren großen N achteilen, die in

einem u n gleichm äßigen W eiterglim m en und einer daher

(7)

Mitteilungen der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte. 51

D ezem ber]

1926

J

n ich t gen au berechenbaren Z ünd ung sow ie h ä u fig em V e rsag en bestanden, getreten ist und eine zu verlässige, a u f B ru ch teile einer Sekunde bestim m b are Z ü n d u n g erm öglicht, berich tete

L e p s i u s . —

D ie V o rtr ä g e fanden ihren A bschluß m it den A u sfü h ru n g en v o n

H a e h n e l

über die F rage der K orrosion v o n B leik a b e ln durch vagabu n dierend e Ström e. D e r V o rtrag en d e ging zu n äch st a u f die U rsach e der K o rro sio n von B le i­

k abeln du rch F rem d strö m e u n d die H e rk u n ft derselben ein u nd b e ric h te te dann ü ber seine eigenen U n te r­

su chu ngen , u m die u m stritten e F rage n ach elek trisch er od er chem isch er K orrosion zu klären, w obei er fe s t­

g e ste llt h a t, d aß die chem ische B esch affen h eit des K o rro sio n sp ro d u k tes eine sichere H an d h abu n g fü r die E n tsch e id u n g b ie te t. (A usführliche B e rich te : Z e it­

sc h rift fü r anorgan ische Chem ie.

A b teilu n g 5b.

A griku ltu rch em ie.

E in fü h re n d e :

K a p p e n , H a g e r , v . B u r g s d o r f f .

E

h r e n b e r g

, B reslau, h a t w issen sch aftlich e P fe rd e ­ fü tteru n gsversu ch e in der la n d w irtsch a ftlich en P ra x is u n te r genauei E r m ittlu n g der K ra ftle istu n g e n der T iere u n d A u fstellu n g v o n S tick sto ffb ila n zen an g estellt. N a ch Sch ilderu ng der zu überw in den d en S ch w ierigkeiten , die sow ohl im C h a ra k te r der V ersu ch stiere als a u ch in den V erh ältnissen , u n ter denen die V ersu ch e a n g este llt w erden, begrü n d et sind, w ird zu r E rp ro b u n g der E r ­ fah run gen an anderen S tellen a u fg e fo rd e rt. E

h r e n

­

b e r g

, B re sla u : D ie W irk u n g des A m m o n ace tats bei F ü tte ru n g von M ilch vie h n a c h neueren V ersuchen.

In dem B estreb en , a u slän d isch e E iw e iß -K r a ftfu tte r­

m itte l d u rch in län dische S to ffe zu ersetzen, v erd ien t das A m m o n a ce ta t als E iw eiß e rsa tz du rchaus B e ­ a ch tu n g . E s kann 30 — 50 % des gesam ten, an die M ilch ­ tiere verfü tte rten , verd au lich en E iw eißes ersetzen, w o ­ bei als obere G renze einstw eilen eine G abe v o n e tw a 500 g festem A m m o n a ce ta t je T ier und T a g festg e setzt w ird . A llerdin gs ist seine p rak tisch e A n w en d u n g — es w u rd e in Form von techn isch reiner, 5 o p ro z. L ö su n g der B .A .S .F . v erab reich t — w egen seines hohen Preises n och u n w irtsch aftlich , zum al noch B e ifü tte ru n g von S tä rk e w e rte n erforderlich ist. K

l e b e r g e r

, G ieß en : E rg eb n isse bei Sch w einefü tterun gsversuchen , b e h an ­ d e lt a) den E in flu ß der B ew eg u n g sm ög lich k eit bei F ü tte ru n g v o n Sch w einen , b) die F rage n ach dem E r sa tz v o n M ilch d u rch M olken, L eb ertran u. a. b ei F erk eln (w ob ei gerin gere E iw eiß m en gen als die v o n K

e l l n e r

a n g eg eb en en ausreichten), c) den E iw eiß e rsa tz durch a m id a rtig e Stoffe, z. B . tech n isch reinen H a rn sto ff der I. G . F arb en ind ustrie, der d a n ach bis zu 2 5 % des F u tte re iw e iß e s zu ersetzen v erm ag . S

ü c h t in g

, H an n .- M ü n d e n : U n tersuchungen ü ber die k ü n stlich e B rü tu n g . D ie b ish e r in B ru tap p araten in negeh alten en B ed in g u n ­ gen b e d ü rfe n einer R evision . D u rch M essung m it T herm o elem en ten w ird die w irk sam ste T em p eratu r n ich t zu 39 °, sondern zu 38° gefunden, w as der B r u t ­ au sfall b e s tä tig t. Ferner wird der E in flu ß einer K ü h ­ lu n g der E ie r d u rch U n terzu g und der des a u ch von den H en n en stän d ig vollzogenen W endens d er E ie r d a ra u f u n tersu ch t, ob K ü h lreiz oder B ew eg u n g sreiz v o rlie g t, w a s im letzteren Sinn entschieden w ird.

T

r

£

n e l

, B erlin -D ah lem : Synthese von G ly c e rin ­ d eriva ten aus K a lk und K ohle. D er vo m V o rtr . m it R . W

i l k e n d o r f

dargestellte C h lo rn itro ä th yla lk o h o l ist a u ch n ach V eresterun g noch fähig, F o rm a ld eh y d a n zu la g ern . D er so entstandene partielle G lycerin ester k a n n v o n neuem , auch gem ischt, verestert w erden, so daß sich, d a als A u sgan gsm aterial die aus den E lem en ­ ten zu g ä n g lich e Chloressigsäure dient, dam it ein neuer

W e g zu r S yn th ese von gem isch ten G lycerin estern eröffnet. M a c h , A u g u ste n b e rg : Ü b er die K a li- und P h osphorsäureaufn ahm e von R o g g en k eim p fla n zen aus u n v erw itterten G esteinsarten verschieden er F e in h eits­

grade. M it H ilfe der N E U B A U E R s c h e n K e im p flan ze n - m ethode w ird die L ö slich k e it der K a li- u n d P h osp h o r­

säu reverb ind un gen in fü r die B od en bild u n g in B e tra c h t kom m enden G estein sarten u ntersu ch t, zum V e rg leich w erden einige v e r w itte rte G esteine und reine M ineralien herangezogen. D ie A u fn ah m e n im m t m it steigen d em F ein h eitsg rad zu, w o b ei die aufgenom m enen absoluten M engen beim K a li w e se n tlich größer sind als bei der Phosphorsäure. N i k l a s , W eih en ste p h a n : D ie E r ­ m i t t l u n g des N äh rstoffb ed ü rfn isses u nd der Im pf- fäh ig k e it der B öd en a u f bioch em isch em W eg e. D ie von C h r i s t e n s e n zur E r m ittlu n g des K alk b ed ü rfn isses der B öden ausgebaute A zo to b a k term e th o d e w ird zur B estim m u n g der P h o sp h o rsäu re b e d ü rftig k e it a n ­ g ew an d t. D ie E rgebn isse stehen in g u tem E in k la n g m it der g l e i c h z e i t i g vorgen om m en en P rü fu n g n ach N e u b a u e r . D ie F ra g e einer ratio n ellen B o d en ­ im p fun g m it A z o to b a k te r v e rla n g t die vorh erige K lä ­ ru n g der E ig n u n g des B od en s hierfü r, w o bei sow ohl seine R e ak tio n als auch sein N ä h rsto ffg e h a lt von e n t­

scheidender B ed eu tu n g sind. E n g e l s , S p ey e r: V e r ­ gleichende U n tersuchungen ü ber die verschieden en M ethoden zur B estim m u n g des D ün gerbedürfn isses der B öden . D er V erg leich erstre ck t sich au f die P h osp h o r­

säu reau fn ah m e n ach N e u b a u e r u nd die re la tiv e P h o s­

p h orsäu relöslichkeit n ach L em m erm an n und ergib t im großen und ganzen g u te Ü b erein stim m u ng zw ischen den n ach beiden M ethoden gew onnenen Zahlen. Zur F eststellu n g der K a lib e d ü rftig k e it erw eist sich hin ­ gegen die LE M M E R M A N N sch e M ethode als n ich t ge­

eignet. W i e s s m a n n , R o sto c k : M itteilu n g en ü ber die F e stste llu n g des N ä h rsto ff bedürfnisses der B öd en n ach N e u b a u e r und M i t s c h e r l i c h . B e i der N ä h r sto ff­

aufnahm e n ach N e u b a u e r aus reinem Sand, der m it steigend en M engen P 2O s in F orm verschieden er P h o s­

p h a te bzw . m it steigend en M engen K aO in F o rm von K C l und K 2S 0 4 ged ü n gt ist, e rg ib t sich b e zü g lich der P h osphorsäureaufn ahm e, daß die A u sn u tzu n g bei gleichstarken G aben je n ach L ö slich k e it der P h osp h ate w ech selt, daß aber v o r allem m it steigen d er P 2 0 5-G abe die rela tiv e A ufn ah m e, also die A u sn u tzu n g , sehr stark sind, also keine P ro p o rtio n a litä t zw ischen N ä h r sto ff­

aufnahm e und -v o rra t herrscht, w äh ren d das b eim K a li, abgesehen v o n den stärk sten G aben, du rchaus der F a ll ist. D er B efu n d sp rich t so m it bei Ph osp horsäu re n ich t für die M ethode, insbesondere n ich t fü r absolute G renzzah lfestleg un g fü r die P fla n zen versorg u n g . A u ch im V erg leich der K eim p flan zen m eth o d e zu der M it ­ s c h e r l i c h s ergeben sich erh eb lich e D ifferenzen , die erkennen lassen, daß den M ethoden n och M ängel a n ­ haften. M e y e r , G ö ttin g en : D as V ersagen des W irk u n g s­

gesetzes der W a ch stu m sfak to ren bei Pilzen . B e i P ilz ­ k u ltu ren h a t sich ergeben, daß, insbesondere b ei ge­

staffelten S tick sto ff- und Phosphorsäu regaben, die M iT S C H E R L iC H s ch e n W irk u n g sfak to ren fü r die einzelnen N äh rstoffe keine K o n sta n z aufw eisen. R ip p e l, G ö t­

tin gen : P h ysio log isch es G leich g ew ich t gegen W irk u n g s­

gesetz der W ach stu m sfak toren . D e r W irk u n g s fa k to r is t um so höher, je gerin ger der H ö ch stertra g , er fo lg t einem physiologischen M assen w irku n gsgesetz, w a s an V ersuchsbeispielen m it gesteig erten K a lig a b e n bei gleichzeitiger extrem hoher bzw . n ied riger S tic k s to ff­

ernährung dem on striert w ird. K a s e r e r , W ie n : D ie B e ­

ziehungen zw ischen B o d e n te m p e ra tu r u n d L u ftte m p e ­

ra tu r in ihrem E in flu ß a u f das P flan zen leb en . Die

B od en tem p eratu r, die norm alerw eise e tw a M itte A p ril

die L u ftte m p e ra tu r ü b erh o lt, b lie b h in ter dieser 1924 bis

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