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Deutsche Bauzeitung, Jg. 59, No. 90

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Academic year: 2022

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D E U T S C H E B A U Z E IT U N G

5 9 . J A H R G A N G * N £ 9 0 * B E R L I N , D E N l t . N O V E M B E R 1925

H E R A U S G E B E R : P R O F E S S O R E R I C H B L U N C K , A R C H . SCHRIFTLEITER: REG.-BAUMEISTER a. D. FRITZ EISELEN.

Alle Rechte Vorbehalten. — Für nicht verlangte Beiträge keine Gewähr.

Das Ulmer Stadion.

Yon B audirektor F e u c h t i n g e r , Ulm.

lie g e der K ö rp e rk u ltu r u n d E r­

tü c h tig u n g u n se re r J u g e n d durch P fle g e d er L eib esü b u n g en ist u n te r den n eu en V erh ältn isse n u n se re s V a te rla n d e s m e h r als je zu ein er d er v o rn eh m sten A uf­

g a b e n der S ta d tv e rw a ltu n g e n g e­

w o rd en . Die a u f so m anchen G eb ieten des kom m u n alen L eb e n s fo rts c h rittlic h e S ta d t­

v erw altu n g v o n Ulm h a t frü h zeitig , insb eso n d ere seit dem K rie g e ,-d e n E in ric h tu n g e n zu r P flege der L eibes­

übungen ihre v o lle F ö rd e ru n g zuteil w erd en lassen.

Die S ta d t Ulm ist eine v o n den w en ig en S tä d te n , die es so w eit g e b ra c h t h ab e n , d a ß die F o rd e ru n g e n des deutschen R eic h sv erb an d s-A u ssc h u sses fü r L eibes­

übungen in seinem S p ielp latz g ese tz en tw u rf für die B ereitstellung v o n T u rn h a lle n , Spiel- u n d S p o rtp lätz en in einem solchen U m fang, d a ß 3 <im S port- u nd S piel­

lassen. D ieser S port- u nd E rh o lu n g sb ez irk b e ste h t aus der so g e n an n te n G änsw iese, einer b ish e r v o n den S chulen als S chulspielplatz b e n ü tz te n W iese, au s den O rtsg lac isa n lag e n , aus dem S ta d tp a rk F ried rich sau , dem E x erzierp latz F rie d rich sa u d er G arnison Ulm, u n d a u s ein er g*roßen A nzahl v o n Ü b u n g sp lätzen der S port- u nd T u rn v e rein e , die in diesem B ezirk g e n a n n te n V ereinen seitens der S ta d tv e rw a ltu n g ü b er­

lassen w orden sind. D ieser S port- und E rh o lu n g sb ezirk w ird e in g erah m t au f der einen S eite v on der D onau, au f d e r a n d e ren von den le tz te n A u slä u fe rn des J u r a ­ gebirges, d er schw äbischen Alb. E r b ed e c k t ein­

schließlich des E x erzierp latzes eine G esam tfläche von 58 ha, ohne den E x erzierp latz eine F läc h e von 36 ha, und ohne P a rk flä c h e n eine solche vo n 16 ha.

In diesen S port- un d E rh o lu n g sb ezirk e in g e b e tte t ist d er n eue stä d tisc h e S port- u n d S pielplatz G änsw iese, das „U lm er S ta d io n “ g en a n n t. D iese G änsw iese, v o r­

h e r ein — to p o g rap h isch v e rsta n d e n — „bew egtes

Abb. 1. B l i c k a u f d i e T r i b ü n e u n d K a m p f b a h n .

platzfläche un d 0,1 üm T u rn h a lle n ra u m au f den K opf der B e v ö lk e ru n g kom m en, h e u te voll erfü llt sind. Sie h a t fern er in den le tz te n J a h r e n n a c h d e n P lä n e n des V erfasseis eine F re ilu ft-F lu ß b a d e a n s ta lt an d e r D onau einrichten lassen, die n ac h allg em ein em U rteil eine originelle, un d den v e rsc h ie d e n ste n A n sp rü c h e n g e re c h t­

w erdende A nlage v o rste llt. Im O sten d e r S ta d t h a t die S ta d tv e rw a ltu n g , u n te r A u sn ü tz u n g d e r örtlich en V er­

h ältnisse und des g lü c k lic h en U m sta n d es, d a ß sie E ig e n tü m erin des g'rößten T eiles d es G eländes^ ist, planm äßig, u n m itte lb a r am R a n d e d e r b e b a u te n S ta d t und organisch in d e n G e n e ra lb e b a u u n g sp la n d er S ta d t eingefügt, der z. Zt. v o n dem V e rfa sse r a u fg e ste llt w ird, einen S port- u nd E rh o lu n g sb e z irk e n tste h e n

G elä n d e“ , d as schon se it G en e ra tio n e n zu E x erzier­

ü b u n g en der U lm er F e stu n g sg a rn iso n diente, u n d auf dem m an ch e r w ac k e re K rieg er des a lte n H eeres

— in E rle rn u n g der m ilitä risch e n K ü n ste — viele S ch w eiß tro p fen v erg o ß , ließ die S ta d tv e rw a ltu n g Ulm in se lte n fo rts c h rittlic h e r G esinnung für n eue K u ltu r­

a u fg a b e n u n d in gro ß zü g ig em V e rstä n d n is fü r die E rfo rd ern isse d e r n eu e n Z eit, in einen z e n tra le n s tä d ­ tisc h e n S p o rt- u nd S pielplatz v erw an d eln .

M it R e c h t b e to n te v o r einiger Z eit die b e k a n n te S p o rta u to r itä t Dr. Diem , d a ß für u n sere d eu tsch e n V e r­

h ältn isse d a s erste E rfo rd ern is, u n d am w ich tig ste n für die S tä d te , die S ch affu n g von a u sre ic h e n d e n Ü bungs­

sp ie lp lä tze n u nd T u rn h a lle n sei, u n d d a ß die B e d eu tu n g

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*

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der Schaffung von eigentlichen S tadion-A nlagen, d. h.

von A nlagen zur A u stra g u n g von W ettsp ielen vielfach v o llstän d ig m iß v erstan d en w erde. Es fände n ach ­ gerad e ein förm licher W e ttla u f der S tä d te zur S chaf­

fung von S tadion-A nlagen s ta tt, und zw ar vielfach von S täd te n , • die m it der Schaffung von ausreichenden Ü bungsgelegenheiten n och w eit im R ü c k sta n d seien. Die Schaffung einer S tadio n an lag e rec h tfe rtig e sich aber insolange nicht, als nicht die F o rd e ru n g des R eichsverbandes für L eibesübungen für T urnhallen und S pielplätze m indestens voll erfüllt sei.

D ieser A nschauung v on Dr. Diem k a n n n u r voll­

stä n d ig b eig etreten w erden. Die S tad t Ulm h a t ih rer­

seits die F o rd e ru n g des R eichsverbandes v o llstän d ig erfüllt und ihr W erk der F ö rd e ru n g der E in rich tu n g en für L eibesübungen g e k rö n t d urch die S chaffung eines Stadions, das nun die organische E rg ä n zu n g bildet zu den bereits v o rhandenen Ü bungseinrichtungen der S portler und T urner. A ber der gute W ille und die In itia tiv e sind allein zur p rak tisch e n Schaffung einer solchen A nlage n ic h t ausreichend. Die A u sn ü tz u n g der örtlichen V erhältnisse erm öglichte es in Ulm, die F ra g e der F inan zieru n g in einer solchen W eise zu lösen, daß der S tad tv e rw a ltu n g m it einem v erh ä ltn ism äß ig sehr g erin g en A ufw and die S chaffung einer solchen A nlage m öglich w urde. D er F inanzierung w u rd en folgende V orschläge des V erfassers zu G runde g elegt:

In n ic h t allzu w eiter E n tfern u n g von der G äns- w iese befand sich seit J a h re n au f städtischem G elände der R est eines W alles der a lte n F estungsum w allung.

W ährend der übrige F estu n g sw all lä n g st b eseitig t u nd die städtische B ebauung über diese S telle lä n g st hin­

w egg esch ritten w ar, ra g te dieser a lte W allrest als nutzloser, unförm iger, das S tad tb ild v eru n zieren d er E rdhügel, im m er noch in die städ tisch e B ebauung hin-

"ein. Eine G elegenheit zur U n terbringung des In h alts dieses W alles w ar bisher n ic h t g efunden w orden; je tz t ergab sich nun eine K om bination der A rt, d aß m it dem Boden des W alles der Z uschauerraum der K am pfbahn erric h te t w erden kon n te. D urch die B eseitigung des W alles w urde aber an d ererseits ein in sehr w ertv o ller stä d tisc h er B ebauungslage — an ohne w eiteres a n ­ baufähigen S tra ß en — liegendes stä d tisc h es G elände u n m ittelb ar b aureif gem acht, so daß m it dem so geschaffenen W e rt des stä d tisc h en B ebauungs­

geländes der g rö ß te T eil der K o ste n des S tadions a u s­

geglichen w erden konnte.

D as nach dem E n tw u rf des V erfassers als N o t­

sta n d sarb e it in stä d tisc h er R egie au sg efü h rte S tadion b ed e ck t eine G esam tfläche von 65 000 am (Abb. 5, S. 711). Bei seiner E rric h tu n g la g die A bsicht vor, in ihm alle V orzüge zu vereinigen, die für einen g u te n m odernen S port- u nd S pielplatz in 'F r a g e kom m en. Die g esam te Spielplatzfläche von 65 000 <im ist a u fg e teilt in eine Spielw eise von 240 m L änge und 138 m Breite für die S chuljugend und für Ü bungszw ecke. H ieran schließt sich u n m ittelb ar die eigentliche K am pfbahn.

Bei den so n st an an d e ren O rten schon e n ts ta n ­ denen S tad io n an lag en , die durch eine ringsum geschlossene K am p fa re n a g ek e n n ze ic h n et sind, ist wohl ste ts eine w ünsch en sw erte F o rd e ru n g ung elö st geblieben, näm lich die M öglichkeit in der K am pfbahn, die in der R egel u n te r Z ugrun d eleg u n g der be­

k a n n te n N orm alm aße für L änge und B reite an g e le g t zu w erden pflegt, au ß e r den gew öhnlichen Spielen auch V e ran staltu n g en m it grö ß eren Massen, z. B. bei T u rn fe sten und dergleichen sta ttfin d e n zu lassen.

D ies sollte beim Ulmer S tad io n erreic h t w erden. Es is t bei ihm deshalb, w as sow eit b ek a n n t, bisher noch an keinem S tadion an g e w en d e t w urde, der Z uschauer­

w all nur um 3 S eiten der K am pfbahn h erum geführt, die 4. S eite offengelassen u n d u n m ittelb ar an die K am pfbahn die große 240 m lange und 138 m breite Spielw iese angeschlossen. D urch E in ric h tu n g einer v e rse tzb a re n E infriedigung is t es nun m öglich, je nach dem C h a ra k te r der V e ra n sta ltu n g für diese nur die K am pfbahn, oder auch die K am pfbahn einschließ­

lich der g ro ß en S pielw iese einheitlich zu benützen.

D iese n e u a rtig e A n o rd n u n g h a t b e re its in den K reisen d e r S p o rtler sow ohl, wie a u c h d e r T u rn er an ­ läßlich des im S om m er a b g e h a lte n e n L an d estu rn festes d en u n g e te ilte n Beifall a lle r K reise g e fu n d e n .

Die H au p ta ch se d e r K am p fb a h n ist, wie dies zw eckm äßig ste ts a n g e stre b t w erd en m uß, annähernd nordsüdlich o rien tiert. Die a lte n B aum alleen der F ried rich sau , die Gehölze im O stglacis und im Stadt­

p a rk F rie d rich sa u rah m e n den G esa m tp latz ein und b ilden einen n a tü rlic h e n S ch u tz g eg e n lästige Winde.

Infolge ih rer L age u n d ihres C h a ra k te rs kann mit S ich erh eit d a ra u f g e re c h n e t w erd en , d aß die Anlage d er G efahr d er B eb au u n g e n tzo g e n und ihrer edlen B estim m ung für L eib esü b u n g en g esich e rt bleibt.

D er H a u p te in g a n g zum S tad io n befin d et sich an d er F rie d ric h sa u stra ß e . E r w ird d urch ein von zwei K assen -H äu sch en g eb ild etes T o r gekennzeichnet.

Die K am pfbahn, d as eig en tlich e S tadion (Abb. 1, S. 709 u. 5, S. 711), das m an v o n hier au s erreicht, wird d u rch eine 419 m lange, an d e r In n e n k a n te gemessene, 6 m b reite L au fb ah n ein g efaß t. In sie ist auf der G erad en der W e stse ite — v o r d er T rib ü n e — eine 7 m breite 100-M eter-Laufbahn ein g eleg t. J e d e der beiden B o g e n strec k en der 400-M eter-L aufbahn ist ein K orb­

bogen, zu sam m en g esetzt aus 2 K re isb ö g e n von 33 m H albm esser u nd 1 K reisb o g en v o n 66 m Halbm esser.

D er K u rv e n b o g e n is t — a n d er In n e n k a n te gem essen — 236 m lang. D as im In n e n ra u m befindliche Spielfeld für Ballspiele, A th le tik , T u rn fe stsp ie le, F ußball, ist 105 m la n g und 75 m breit. D ie R ä n d e r d e r Lauf­

b ah n e n sind zur A b g re n zu n g m it H ochkant-Ziegelsteinen eingefaßt. Die K u rv e der 400-M eter-L aufbahn ist bei 6 m B ah n b reite (fü r 5 L äufer) 30 cm überhöht. Im südlichen O val zw ischen L au fb ah n u n d Innenspielfeld sind 6 S p ru n g a n lag e n , d a v o n 3 für H ochsprung und 4 für W e itsp ru n g , D reisp ru n g und S tabhochsprung.

U nm ittelb ar v o r der T rib ü n e is t eine beso n d ere A nlage für W e itsp ru n g , D reisp ru n g , S tab h o c h sp ru n g und T u rn g e rä te . In dem n ö rd lic h en O val zw ischen 400- M eter-L aufbahn u n d In n en sp ie lfeld sind P lätz e für L e ic h ta th le tik : Stein- u n d K u g elsto ß en , D iskus-, Speer- und H am m erw erfen a n g e o rd n et.

Zur K o n stru k tio n des B elags d er L au fb ah n e n sind an Ort u n d S telle v o rh a n d e n e B austoffe in einer auf G rund vo n v e rsc h ied e n en V ersu ch e n erm ittelten M ischung v e rw e n d e t w o rd en u n d zw ar: Steinrollierung, d a ra u f K iesschicht, au f d ieser eine S ch ic h t bestehend aus einer M ischung von L o k o m o tiv seh la ck e , lehmigem Sand un d scharfem S and. A uf d ieser S ch ich t ru h t noch eine D eckschicht b esteh e n d aus L o k o m o tiv seh lack e, leh­

migem Sand u n d scharfem S and. S ow eit m öglich, wurde der v o rh an d e n e R a sen in S o d e n stü c k e n abgedeckt und nach fe rtig g e ste llte r P la n ie ru n g w ied er auf­

g eb ra ch t. Sow eit S oden feh lten , w u rd e ein n e u e r R asen an g e sä t, b esteh e n d au s ein er G rasm isch u n g von:

englischem R a y g ra s, T im othee, S chafschw ingel, Fiorin- gras, K am m gras, W ie se n risp en g ras, H ainrispengras.

Die g esam te K am p fb a h n ist a u f 3 S eiten , der w est­

lichen L än g sseite und d er n ö rd lic h en u n d südlichen Q uerseite, von einem 2,50 m ho h en Z u sch a u erw all um­

rahm t. D ieser is t g eg en die K am p fb a h n in 6 T errassen ab g e trep p t. D azu kom m t noch die D am m krone von w echselnder B reite. Die O berfläche d e r T errassen- tre p p e n ist b ek iest, die S tu fe n d e r T e rra sse n sind mit B etonleisten e in g efaß t. B au m reih en un d B aum gruppen au f ih n en b ilden s c h a tte n sp e n d e n d e n G rünschm uck.

D er Z u sch au erw all fa ß t 8000 P erso n en . In den w estlichen L än g sw all ist eine g e d e c k te S itztribüne ein g esc h altet. Die H ö h en la g e d es T rib ü n en b a u es zur K am pfbahn un d zu d en a n s ch ließ en d e n Z uschauer­

w ällen ist n ac h e in g eh e n d en Ü b erleg u n g en so gew ählt w orden, d aß die T rib ü n e zw ischen die anschließenden

\ \ alle h in e in g e ste llt ist, in ein er H ö h en la g e un d in einem A b sta n d zur K am p fb ah n , die g e n a u e rm itte lt sind.

In d e r M itte d er T rib ü n e is t ein u n m itte lb a re r Z ugang zur K am pfbahn fre ig eh a lte n . Die b eid en R äum e links und rec h ts d a v o n zw ischen T rib ü n e u nd K am p fb a h n sind zur 710

(3)

Anlage von S p errsitz - T e r­

rassen a u s g e n ü tz t, die g e­

w isserm aßen v o r den F lü g eln der T rib ü n e d u rch V o rb au von je 7 T e rra sse n b ev o rz u g te P lätze fü r 220 P erso n en schaffen. D ie T rib ü n e se lb st (Abb. 2— 4, rech ts) fa ß t 600 Personen u n d b e h e rrsc h t in­

folge ih rer L ag e u n d F o rm den ganzen P latz . Im E rd ­ geschoß der T rib ü n e b efinden sich u n te r d e n S itzreih en für das P ublikum die U m kleide­

räum e für die S pieler, un d zwar g e tre n n t fü r m ännliche und w eibliche S pieler.

Die m ännliche sow ohl w ie die w eibliche A b teilu n g h ab en je ihre b eso n d eren W a sc h ­ räum e u nd A borte. W e ite r sind noch v o rh a n d e n in der Nähe d es A u fsich tsra u m es Räum e für S a n itä t, G eräte, B eratung. J e d e r d e r beid en A bteilungen, d e r m ä n n lich en wie der w eiblichen A bteilu n g , ist ein so g e n a n n te r A u s­

gleichsraum a n g e fü g t, der je nach dem B e d ü rfn is des T a g e s v erw en d et w erd en kann..

An d er In n e n se ite der Tribüne ist fe rn e r ein B üfett e in g e sc h a lte t, d as von a u ß e n fü r d as P u b li­

kum u nd v on in n e n für die Spieler zugänglich ist.

Die T rib ü n e ist an G as, W asser u nd e lek trisc h es K a ­ bel angeschlossen. F ü r das Zuschauerpublikum sind noch

11. N ovem ber 1925.

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besondere A b o rtan la g en vorhanden. In der N ähe einzelnen B ah n streifen u n d die ro t le u ch te n d e Linie der der K asse, am H aupteingang, sind E in rich tu n g en für U m fassungsschran e, eig e i . s< ein eigen- ü n te rb rin g u n g v o n F a h rrä d e rn getroffen. In dem a rtig e s F arb en b ild A uf dem g rü n e n Rasenfeld Stadionw eg, a n der W estseite, b ie te t sich für W agen bauen sich die w eißen K a lk te rra sse n des Zuschauer- G elegenheit zur A uffahrt und als H alteplatz. w alles am p h ith e a tra lisc h auf. Die rin g s um die

Infolge seiner A nlage k a n n das Ulm er Stadion für K am pfbahn au t den K ro n en d e s Z uschauerw alles ge-

A b b . 1 . L ä n g s s e i t e d e s St r a n d p a v i l l o n s .

A b b . 2 . Ko p f b a u d e s S t r a n d p a v i l l o n s .

Umbau eines Strandpavillons am W annsee.

die B enützung zu den v ersch ied en sten Z w ecken und V era n sta ltu n g e n in F ra g e kom m en.

Von der T ribüne au s sow ohl, wie vo n den T errasse n des Z uschauerw alles b ie te t sich dem Zu­

sch au er ein ebenso übersichtliches, wie in L icht- R aum ­ und F a rb e n w irk u n g ü b errasch en d schönes Bild. D as s a tte G rün d er w eitau sg e b re ite ten R asenfläche, die schw arzen S p ru n g b a h n en m it den w eißen S p rung­

stellen, u m rah m t d u rch das B and d er ringsum lau fen d en L aufbahnen m it den w eißen S trichen der 712

pflan zten B aum reihen g eben die Ü b erle itu n g in die schöne la n d sch a ftlic h e U m gebung m it dem w eiten H in te rg rü n d e d e r B a u m g ä rte n des S afra n b erg es, des le tzten A u slä u fe rs des J u ra g e b irg e s , der schw ä­

bischen A lb. w äh ren d a u f d e r an d e re n Seite das b laue B and der D o n au die A n lag e ein faß t und ü b er die T rib ü n e h in w eg in d e r S tadt- S ilh o u ette die u ra lte n S ta d ttü rm e , die K irc h tü rm e der S ta d t u n d d e r g ew a ltig e W e sttu rm d e r M ünsterkirche, d e r h ö ch sten K irche d e r W elt, im B ilde erscheinen. —

88S85

1 8

N o. 90.

(5)

Von Dr. 0.

ie Bauaufgaben der A rchitekten haben sich in neuerer Zeit insofern geändert, als es nicht mehr zum guten Ton gehört, nur A ufträge zu über­

nehmen, die zum mindesten dem Entwurf einer Villa gelten. In der Aus­

führung von Zweck­

bauten versteh t heute der A rchitekt sein Bestes zu leisten, und zwar nicht nur relativ, also in Beziehung zur bisher üblichen U nter­

nehmer-Architektur, sondern, auch in der Zweckgestaltung des ganzen Baugedankens überhaupt, ohne dabei Schmuckformen zu ver­

wenden, die doch meist mit der Sache in gar keinem Zusammenhang stehen.

Eine bestimmte Art von Bauten, und zwar die mehr provisori­

schen C harakter tra ­ gen, also vornehmlich Sommerrestaurants, Umkleidehallen für Sportplätze und S trand­

pavillons, die .also nur zum Gebrauch für die wärmere Jah reszeit ge­

dacht sind, haben sich in der Mehrzahl immer noch der architekto­

nischen Durcharbeitung entzogen. Gerade in dieser Beziehung w er­

den viele W ald- und Seegegenden durch Bauten verschandelt, die in ihrer formalen Ausbildung entweder zu dürftig sind oder

aber durch die Unein- Abb. 3. K a m i n i m

(Hierzu die Abb. S. 712 u. 715.)

heitlichkeit ihrer Teile mit der betreffenden Lage oft in einem fatalen Gegensatz stehen.

W enn also auf desem Gebiet noch viel zu tun übrig bleibt,so ist es anderer­

seits notw endig, auf die wenigen Bauten dieser A rt hinzuweisen, die mehr oder weniger vollkommen dem be­

sonderen Gebrauch an­

gepaßt sind. Bemer­

kensw ert ist aus die­

sem Grunde der Umbau eines Strandpavillons am W annsee, in der Nähe der Haltestelle Stern und des Schwe­

dischen Pavillons. Der frühere Zustand w ar ein verhältnism äßig trostloses Konglome­

rat, das fast jedes J a h r von einem Bauunter­

nehm er w iederherge­

stellt wurde, der den bisher vorhandenen und in keinem Verhältnis zueinander stehenden Bauteilen nach Bedarf einen neuen ebenso wenig passenden Teil anflickte und sich im übrigen darauf be­

schränkte, das Ganze mit Ölfarbe neu aufzu­

frischen. Als man end­

lich die A rchitekten K u h n e r t und P f e i ­ f e r , Berlin, zu einem notw endig geworde­

nen Umbau heranzog, galt es, einmal den Ge­

samtumbau in 19 T a­

gen zu bewältigen, wei­

ter durch V ergröße­

rung des . Saales mehr Raum zu gewinnen und schließlich durch Umbau eines Strandpavillons am W annsee.

B r a t t s k o v e n , Berlin.

A b b . 4 . S a a l d e s S t r a n d p a v i l i o n s . A r c h . : K u h n e r t & P f e i f e r , B e r l i n .

11. N ovem ber 1925.

(6)

Raumaufteilung ein kleines Kneipzimmer für einen in der Nähe stationierten Seglerverband zu schaffen. Außerdem mußten die Ecken der H auptfront zu erkerartigen Aus­

bauten umgeformt werden, um auf diese W eise V erkaufs­

stellen ins Freie zu ermöglichen (s. Abb. 6, S. 715).

Die vorliegende Lösung beschränkt sich in der Außen­

form auf ein möglichst einfaches Gefüge ohne falsche Schmuckformen (Abb. 1 u. 2, S. 712). Die bisher vorhan­

denen V erzierungen sind m it Stülpschalung v erkleidet oder, wie aus dem Haupteingang ersichtlich ist, gänzlich aus­

geschaltet worden. In der F arbe sind die Stülpschalung dunkelbraun, die Fenster weiß und die Säulen und Gesimse ochsenblutrot.

Im Innern ist beim Saal die bisher freiliegende Binder­

konstruktion durch vollwandige (wenig motivierte) Ab­

treppungen verdeckt worden, die gleichzeitig die in

quadratischer Form durchgebildeten Beleuchtungskörper tragen (Abb. 4, S. 713). Die farbige D urchführung des Saales basiert vornehmlich auf einem leichtdurchsichtigen Hellgelb mit grauen und orange abgesetzten Tönen. Die Decke ist blau in blau gehalten, die Fenster weiß, während die Vorhänge wiederum blau mit Gelb sind.

Der Gesamteindruck des Pavillons, sowohl außen wie innen, ist angenehm, freudig in der farblichen W irkung, ohne in Auffälligkeit auszuarten, die gerade bei diesem Bau am wenigsten am P latze gewesen wäre. Mit ein­

fachsten Mitteln unter Verwendung guter Farbe ist hier ein Som m errestaurant geschaffen worden, das als solches einen freundlichen Aufenthalt am schönen W annsee ge­

w ährleistet und in seiner eindrucksvollen Zweckform die vielen üblen Bauten, die immer noch die Ausflugsorte verunzieren, in den Schatten stellt. —

Tag für Denkmalpflege und Heim atschutz in Freiburg i. Br. 1925.

(Schluß aus Nr. 88.) ur Vervollständigung unseres Berichtes

seien noch einige Angaben über den A u s ­ f l u g am N achm ittag des letzten Tages nach B r e i s a c h und über die an die Tagung sich anschließende S t u d i e n f a h r t ge­

macht. Breisach ist eine ungemein male­

risch am Ufer des Rheins gelegene alte S tadt mit reicher geschichtlicher Vergangenheit, die viele kriegerische Wirren, Kämpfe und Bedrängnisse aller Art zu bestehen hatte. Mit nicht geringen Erw artungen wurde daher die F ahrt angetreten, für die der Landesverein „ B a d i s c h e H e i m a t “, der dem Denkmalpflegetag in seinen Zielen nahe steht, die Vorbereitungen übernommen hatte.

Vom Bürgermeister der Stadt, M e y e r , herzlich be­

grüßt, wurden die Teilnehmer durch die Stadt geführt, wo­

bei das dem Heiligen Stephanus geweihte Münster, ein aus­

gezeichnetes Denkmal m ittelalterlicher Baukunst, beson­

deres Interesse erweckte. Museumsdir. Dr. W. N o a c 1c sprach zunächst auf dem Münsterplatz über dessen bau­

geschichtliche Entwicklung, im Inneren übernahm der M ünsterpfarrer die Führung. Der berühmte Hochaltar, der skulpturenreiche L ettner, das wundervolle Chorgestühl,

die Orgel usw. erregten ungeteilte Bewunderung.

Den Abend verlebte man in der „S tadt Freiburg“, um hier einen gemütlichen Heimatabend zu feiern. Prof.

Eugen F i s c h e r leitete ihn durch Begrüßungsworte ein und sprach später noch von Sage und Geschichte, von Land und Leuten. Mädchen in K aiserstühler-Tracht, Reigen-Vorführungen, V orträge von Volksliedern u. A.

gaben ein schönes Bild oberbadischen, insbesondere K aiserstühler Volkslebens. Nach Dankesworten von Prof.

F u c h s , Freiburg, kehrte man in gehobener Stimmung nach Freiburg zurück. —

Am Morgen des folgenden Tages, am 23. brach man auf zu einer S t u d i e n f a h r t durchs romantische Höllental, vorbei am bergumsäumten Titisee, zunächst nach D o n a u e s c h i n g e n , wo vor allem die Sammlungen der Fürsten zu Fürstenberg eingehend besichtigt wurden.

Die fürstliche Bibliothek ist eine reiche Fundgrube für Archäologen und Kunstfreunde. Die Schöpfungen alter Meister, — genannt seien Hans Holbein d. Ä., Lukas Cra- nach und der W ildensteiner Altar vom Meister von Meß- kirch —, die insgesamt 150 000 Bände umfassende Bib­

liothek m it dem weltberühmten T ext des Nibelungenliedes, die zahlreichen Handschriften m it wunderbaren Miniatur­

malereien erregten das Staunen der Teilnehmer, und die anschauliche Zusammenstellung von Originalbänden aller Zeiten boten für jeden Liebhaber alter Kunstdenkm äler Anregung und Belehrung.

Dann ging es weiter durchs D onautal zwischen den ragenden Felshängen m it ihren phantastischen Formen hindurch nach S i g m a r i n g e n. Auch hier zeigte uns die Führung die im hohen Saal des Schlosses bewahrten m annigfachsten und köstlichsten K unstschätze des Mu­

seums. Müde geworden vom vielen Schauen fuhren wir nun an den Bodensee nach K o n s t a n z , dem A usgangs­

punkt für die Studienfahrt am zweiten Tage.

Am D onnerstag früh versam m elten sich die Teil­

nehmer im Vereinshaus St. Johann. Hier entwarf Ob.- B aurat R e i ß e r ein interessantes Bild von der baulichen und geschichtlichen Entwicklung der Stadt, w ährend Reg.- Baumeister M o t z m it der baugeschichtlichen Entwicklung des Münsters bekannt machte. Er sprach auch über die in jüngster Zeit durchgeführte R estaurierung des altehr­

würdigen Baues, die vor zwei Jah ren ihren Abschluß fand.

Unter seiner Führung wurde nachher das Münster besich­

tigt, wo der in seiner alten F arbenpracht wiederher­

gestellte Orgelprospekt besonderes Interesse fand. Bei

einem Rundgang durch die S tadt sah man schöne Barock­

bauten. die ehemalige Jesuitenkirche, die Augustinerkirche, die Stefanskirche, weiter das Rathaus, das K aufhaus und andere historische Bauten sowie das Rosgartenmuseum.

Am N achm ittag fuhr man mit Extradam pfer nach der Insel R e i c h e n a u . H err Prof. S a u e r , wohl einer der besten Kenner der Reichenauer Kunst- und K ultur­

geschichte, der hier die Führung übernommen hatte, gab zunächst einen kurzen Überblick über die Geschichte des Klosters, der Bedeutung der K ulturleistungen der Reichenauer Mönche, der L iteratur und der Kunst. Er erläuterte die architektonischen Rätsel des Mittelzeller Münsters und knüpfte feinsinnige, von eindringlicher Kenntnis der oberbadischen K unstdenkm äler zeugende W orte an die Besichtigung der K rypta, der K onstruktion des Dachstuhls usw. Die K irche in Oberzell interessierte am meisten durch ihre berühm ten wohl erhaltenen W and­

gemälde frühromanischer Zeit, über die eine wertvolle Veröffentlichung von F. H. K raus vorliegt.

Zurückgekehrt nach Konstanz fand das letzte offi­

zielle Zusammensein der Teilnehmer der Denkm altagung statt. Im Präfektorium des alten Dominikanerklosters hatten sie sich zu einem gemeinsamen Abendessen ver­

sammelt. Ob.-Bürgerm. Dr. M ö r i c k e hieß in launiger Weise die Gäste namens der S tadt Konstanz willkommen, worauf noch einmal der Vorsitzende Geheimrat C l e r n e n das W ort ergriff. Die diesjährige Tagung, die zum ersten­

mal mit einem m ehrtägigen Studienausflug verbunden sei, müsse beweisen, ob diese Einrichtung sich lebensfähig er­

halten könne. Das Konstanzer Münster und die K loster­

kirche auf Reichenau hätten gezeigt, was in Baden für die Denkmalpflege, Manches allerdings nicht immer glücklich, geleistet werde. Redner schloß m it einem Hoch auf das schöne Badener Land, in das alle begeistert einstimmten.

Am letzten T ag der Studienfahrt, am F reitag, dem 25., führte das Dampfboot einen Teil unserer G äste nach M e e r s b u r g , einem malerisch reizvollen Städtchen mit ereignisreicher Geschichte, bekannt als Wohnsitz der D ichterin A nnette von Droste-Hülshoff. Die einzigartige Berglage der S tadt am steilen Hang des nördlichen See­

ufers zieht schon weit vom See her das Auge auf sich.

Hier wurden besichtigt: das alte und neue Schloß, letzteres erbaut als Wohnsitz der Fürstbischöfe von Konstanz, prächtige Giebelhäuser und Torbauten u. a.

Sechs große Tourenautos führten die Teilnehmer dann am Seegestade entlang nach B i r n a u m it dem auf einer Anhöhe stehenden Zisterzienser-Kloster (Mauracli) und W allfahrtskirche, eine Bauanlage von w irkungsvoller Gruppierung. Selten wird man, was farbige D ekoration anlangt, eine schönere Barockkirche sehen, als die zu Birnau, die einen großartigen harmonischen Gesam t­

eindruck gew ährt

In Ü b e r l i n g e n besuchte man zunächst die Sylvesterkapelle zu G o l d b a c h aus frührom anischer Zeit, ein Kirchlein von größter Einfachheit, aber be­

rühm t durch seine guterhaltenen W andgem älde im Chor, die mit jenen von Reichenau-Oberzell künstlerisch in einem gewissen Zusammenhang stehen. In der S tadt selbst w urde vor allem das im letzten Jah rzeh n t in um fassender Weise wiederhergestellte Münster mit dem reichen A ltar in deutscher Renaissance, vielleicht das best durchgeführte W erk in ganz Deutschland, und der Ölberg besichtigt.

P r o f . ' S a u e r , der die Führung übernommen hatte, gab die nötigen E rläuterungen und sprach über den bis­

herigen Verlauf der noch nicht abgeschlossenen R estau­

rierung und deren, durch die G rundw asserverhältnisse und durch den wenig w etterbeständigen Molasse-Baustein hervorgerufenen, t Schw ierigkeiten. W eiter w urden be­

714 N o. 90.

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sichtigt die barocke Franziskanerkirche, die Tore und Türme, die ehemalige Stadtkanzlei, das Rathaus mit dem holzvertäfelten R atsaal, ein Kleinod spätm ittelalterlicher Schnitzerei ornam entaler und figürlicher Art. Schließlich besichtigte man unter Führung des Bildhauers und K onservators M e t z g e r das zu einem außerordentlich sehensw erten Museum hergerichtete alte Patrizierhaus der Familie von Reichlin-Meldegg.

Im Badhotel wurde das Mittagsmahl eingenommen.

Hierbei begrüßte Bürgerm eister Dr. E m e r i c h die Gäste namens der S tadt Überlingen und brachte ein Hoch aus auf das deutsche V aterland. Prof. S a u e r toastete auf die alte R eichsstadt Überlingen und ihr derzeitiges Ober­

haupt. — Die K raftw agen brachten die Gesellschaft weiter auf H e i l i g e n b e r g , ein auf Bergeshöhe gelegenes Schloß, dessen malerische Gruppierung schon von fern her bezauberte. — Hier erwies die fürstlich Fiirstenbergische Familie den Teilnehmern an der F ahrt alle Aufmerksam­

keiten. Man führte sie in den prunkvollen R ittersaal mit seiner reich kassettierten Decke, sodann in die Kapelle und in die stimmungsvollen Gemächer der Fürstlichkeiten. Im

R ittersaal hatte der Hofbibliothekar eine Auswahl von K unstgegenständen aus dem reichen Schatz der Ge­

schichte des Hauses zur Schau gestellt.

Munter ging die F ahrt den Berg hinab nach dem Zisterzienserkloster S a l e m , je tzt Wohnsitz des Prinzen Max von Baden, der in der liebenswürdigsten W eise mit Prof. H i r s c h - K arlsruhe alle die wunderbaren Sehens­

w ürdigkeiten zeigte, die Staunen und F reude erregten.

Vor allem hat die m ajestätische P rach t des Kirchen- Innenraumes Bewunderung gefunden. D er Gesamt­

eindruck dieses durchaus einheitlich erscheinenden Kircheninnern mit seinen vielen A labaster-Altären muß auf jeden kunstempfindenden Beschauer einen unverwisch- lichen Eindruck machen.

In rascher F ah rt trugen nun die K raftwagen die Teilnehmer hinunter zum am See gelegenen Radolfzell, von wo die Teilnehmer sich nach allen Richtungen zer­

streuten.

So fand die anstrengende Tagung ihren glänzenden Abschluß durch diese Studienreise, die den Teilnehmern ganz unerw artete Überraschungen bot. — K. —

Umbau ein es Strandpavillons am W annsee.

Vermischtes.

Deutsche Denkmalpflege im Elsaß von 1871—1918.

Über dieses Thema berichtete auf der diesjährigen D enkm altagung in Freiburg i. Br. Reg.-Präs. P a u l i in Potsdam , langjähriger Bezirkspräsident im Unterelsaß unter V orführung von Lichtbildein. Die Leistungen der deutschen Zeit auf dem Gebiete der Denkmalpflege sind sehr große. Auch hier gilt, daß aus der alten deutschen V ergangenheit viel Herrliches zu erhalten und zu restau­

rieren war. w ährend die eigenen Schöpfungen der neuesten Zeit nicht durchweg ein Ruhm esblatt sind.

Redner schöpfte aus eigener Erfahrung und konnte aktenm äßig die großen Aufwendungen für die Erhaltung der K unstdenkm äler unseres verlorenen deutschen Nachbarlandes belegen. Er führte etw a aus: Die Denkmalpflege in Elsaß-Lothringen unter deutscher Herrschaft knüpft an die französische. Zeit. Es gibt einen G rundsatz im Rechtsleben der Völker, daß auch beim Wechsel der politischen Herrschaft, das geltende Recht zunächst bestehen bleibt. So sind auch für das Gebiet der Denkmalpflege zunächst die Vorschriften und Methoden aus französischer Zeit maßgebend geblieben.

Nachdem in der französischen Zeit wertvolle Kunst- und Baudenkmäler dem Fanatism us zum Opfer gefallen waren, hat der praktische Sinn der Franzosen schon bald darauf, besonders in der napoleonischen Glanzzeit, diesen Zer­

störungen durch strenge V orschriften Einhalt geboten. Im Elsaß ist 1820 ein „conseil d 'antiquités1' und ein „inspecteur des monuments“ eingesetzt worden, deren T ätigkeit aber ohne besondere Ergebnisse blieb.

E rst unter der Einfluß der Rom antik ist die Denkmal­

pflege zu einem w irksam en staatlichen Verwaltungszweig ausgebildet worden. Die E rrichtung der General- Inspektion der „Monuments historiques“ ebendort sind

wichtige Maßnahmen auf diesem Wege gewesen. Die folgende Zeit h at die Ausbildung der sogenannten K lassierung gebracht. Ihre Bedeutung lag in der Auf­

stellung eines Verzeichnisses aller Denkmäler, deren E r­

haltung aus geschichtlichem oder kulturgeschichtlichem Interesse geboten ist. Die praktische D urchführung des Klassierungsgedankens ist aber in französischer Zeit lückenhaft geblieben, d a in dem Verzeichnis nur die Denkmäler aufgenommen wurden, für deren E rhaltung staatliche Beihilfen gegeben wurden. Von den Tausenden von Denkmälern des Landes waren 1870 nur etw a 60 klassiert.

Schon in den ersten Jah ren deutscher H errschaft hat sich der Oberpräsident Möller warm der Denkmalpflege angenommen. Vor allem ist gegenüber vielfach vor­

gekommenen Eigenm ächtigkeiten die R echtsgültigkeit der französischen Vorschriften in Erinnerung gebracht worden und den Kreisbaubeamten die Erforschung der D enk­

mäler und ihre Beschreibung zur Aufgabe gestellt worden.

Franz X aver K r a u s , der 1872—1878 Professor der christlichen Kunstgeschichte in Straßburg war, bevor er in F reiburg so lange Ja h re ein arbeitsreiches Leben führte, wurde schon im Anfänge seines Straßburger Aufenthalts m it der Bearbeitung der von den Bauäm tern gesammelten Materialien beauftragt. Im Ja h re 1876 wurde er im Nebenamte zum K onservator für Elsaß-Lothringen ernannt. Ein vierbändiges W erk „K unst und Altertum in Elsaß-Lothringen“ ist die F rucht dieser Arbeit.

Ministerielle Erlasse regelten das V erfahren bei Auf­

deckung von F undstätten, um die Fundgegenstände der Allgemeinheit zu sichern. Neue Klassierungen w urden in größerer Zahl vorgenomm en, endlich 1892 vom Ministerium eine Instruktion für die K onservatoren erlassen, die im Ja h re 1903 eingehend um gearbeitet wurde. Die Konser-

11. N o v em b er 1925. 715

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vatoien waren dem Ministerium unm ittelbar unterstellt, sie hatten die ständige Aufsicht über die Denkmäler, das Recht der Begutachtung der Erhaltungsarbeiten, sie hatten Fühlung zu halten m it den für die Geschichte und K unst des Landes interessierten Kreisen, vor allem mit den V er­

einen und der Geistlichkeit. Durch die ergänzende Ver­

ordnung von 1903 wurde das Amt der lokalen Pfleger ge­

schaffen, denen die Denkmäler kleiner Bezirke zur Über­

wachung zugewiesen wurden. Alle Fäden liefen im Amte des K onservators zusammen, der 1899 im staatlichen Hauptamte angestellt wurde. Ein besonderer Verdienst des damals ernannten Konservators Dr. Felix W o l f f f ist die Aufstellung eines Verzeichnisses aller für die Denkmal­

pflege in B etracht kommenden Denkmäler des Landes. Es sind über 3000 aufgenommen. Dasselbe sollte neben der offiziellen Liste der klassierten Denkmäler von 1903, die nur 190 für das ganze Land enthielt, eine G rundlage für die Denkmalpflege bilden und ist auch in der Verordnung von 1903 als solche anerkannt worden.

Gleichzeitig schuf Dr. Wolff das Denkmalarchiv für Elsaß-Lothringen, das zur Sammelstätte aller auf die Denkmäler sich beziehenden Zeichnungen und Schriften wurde. Die Grundlage bildeten die von der» französischen Regierung gesammelten, in Paris aufbewahrten Akten, die 1900 nach langwierigen Verhandlungen von Frankreich ausgeliefert wurden. Bereits nach wenigen Jahren war dieses Archiv äußerst reichhaltig bedacht und unentbehr­

licher Mittelpunkt der Denkmalpflege. Es wurde als Kaiserliches Denkmalarchiv in den Verwaltungs- Organismus des Landes aufgenommen.

Neben der öffentlichen Denkmalpflege haben die Altertumsvereine große Verdienste in Elsaß-Lothringen um die Erhaltung der K unstschätze und geschichtlichen Erinnerungsstätten sich erworben. Die Gesellschaft für die Erhaltung der geschichtlichen Denkmäler in Elsaß- Lothringen, der Lothringer Altertumsverein, die in­

dustrielle Gesellschaft in Mülhausen, der Straßburger Münsterverein und der Metzer Bauverein sind an erster Stelle neben zahlreichen Lokalvereinen zu nennen.

Eine wichtige Erw eiterung der nach der Gesetzgebung des Landes für die Denkmalpflege bestehenden Möglich­

keiten brachte noch ein Gesetz vom Jahre 1910, das den Gemeinden gestattete, Vorschriften zum Schutze des Orts­

bildes über die Lage und äußere Gestaltung baulicher An­

lagen zu erlassen.

Nachdem der B erichterstatter den äußeren Rahmen der Denkmalpflege unter deutscher H errschaft in Elsaß- Lothringen geschildert hatte, wies er an Hand zahlreicher sehenswerter L i c h t b i l d e r auf d ie praktische Hand­

habung der Denkmalpflege hin und erwähnte rühmend, daß S taat und Gemeinden reiche Mittel zur Durchführung dieser K ulturaufgabe in deutscher Zeit aufgewendet haben.

Das Straßburger Münster, der Metzer Dom, viele der schönen gotischen und romanischen Kirchen des Landes, Befestigungen, W arttürm e, Schlösser und Ritterburgen, Rathäuser und P rivatbauten zogen nicht ohne wehmütige Empfindung an den Teilnehmern der Versammlung vor­

über, ein abwechslungsreiches Bild deutscher Geschichte

und deutscher Kunst. — K.—

D ie F o rtsetzu n g der M iiseum sbauten in Berlin. Der Hauptausschuß des Preußischen Landtages nahm soeben zur Frage des Neubaues auf der Museumsinsel folgenden A ntrag an: „Die Staatsregierung wird ersucht, dahin zu wirken, 1. daß die Ausbesserung des wasserdurchlässigen Glasdaches des Museumsbaues schnellstens durchgeführt und dabei im Interesse der Sicherung hochwertiger K unst­

werke das vom Kultusministerium empfohlene Verfahren möglichst berücksichtigt werde; 2. daß die in W iderspruch zur Bauleitung im Nordflügel des Museums-Neubaues her­

gerichteten gotischen und romanischen Räume in den Zu­

stand versetzt werden, der die Durchführung der Hoff- mann’schen Baupläne gewährleistet*); 3. daß der noch fehlende Vorbau am künftigen Pergamon-Museum und die die vorderen Teile verbindende Halle baldmöglichst aus­

geführt werden, und zwar in der bestimmten Erwartung, daß entsprechend dem Fortschreiten des Hallenbaues und im Rahmen des dafür vorgesehenen Bauplanes auch der von der Stadt Berlin seinerzeit übernommene Brückenbau über den K upfergraben vollendet werde; 4. daß unter Be­

rücksichtigung der dafür zur Verfügung stehenden Mittel

*) E s h a n d e lt sic h h ie r um D ifferen z en z w is c h e n d e r M u soum svor- w a ltu n g u n d d ein A rc h ite k te n , in dein e r s te re in e ig e n m ä c h tig e r W e is e in d ie P lä n e d es le tz te r e n e in g e g riffe n u n d e in e R e ih e v o n .Sälen n a c h a n d e re n P lä n e n h a t a u s g e s ta lte n la ss e n . W ir h a tte n b is h e r zu d ie s e r F r a g e k e in e S te llu n g g e n o m m en , b e g rü ß e n es a b e r, d a ß d e r L a n d ta g sich au f S e ite n d es A rc h ite k te n d e s R a u e s s te llt. D ie S c h riftlc itu n g . —

ein befristeter Bauplan für die W eiterführung des Mu­

seums-Neubaues aufgestellt werde und alle der Vollendung des Baues entgegenstehenden bürokratischen Hemmnisse schleunigst beseitigt werden.“ —

D ie W ied era u fstellu n g der S ch in k elsch en R eith a lle in Berlin. Die im Garten des Prinz A lbrecht-Palais an der K öniggrätzer Straße durch den dort in Ausführung be­

griffenen Neubau des „Europahauses“ dem Abbruch ver­

fallene alte Reithalle Schinkels soll nunmehr im V iktoria­

park am Kreuzberg inmitten des dortigen Sportplatzes wieder Aufstellung finden. Die Großbauten-A.-G., die den Bau des neuen Geschäftshauses finanziert (in dem das bayerische Hofbräuhaus auch ein großes R estau ran t ein- richten will) h at die Reithalle, die mit aller Vorsicht ab­

gebrochen worden ist, dem Bezirk Kreuzberg übereignet und baut die Halle do rt w ieder auf, die nun wieder zu Sportzwecken dauernd erhalten bleiben soll. Das ist bei der sich immer mehr verringernden Zahi architektonisch wertvoller alter Bauten in Berlin nur zu begrüßen. —

Personal-Nachrichten.

B e se tzte S ta d tb a u ra tsstellen . Zum S tadtbaurat von Stralsund ist unter 107 Bewerbern der bisherige M agistrats­

baurat D ankw art G e r l a c h , Stettin, gew ählt worden, der dort der Abteilung für Hochbau- und Siedlung angehörte.

E hrendoktoren tech n isch er H o ch sch u len . Von der Technischen Hochschule zu S t u t t g a r t wurde der Ziv.- Ing. B aurat Carl B e r n h a r d , Berlin, „in Anerkennung seiner konstruktiv-vorbildlichen itnd w issenschaftlich durch­

dachten Bauwerke auf dem Gebiete des Brücken- und Industrie-Baues“ gelegentlich der letzten T agung des deutschen Eisenbauverbandes in K arlsruhe zum D o k t o r - I n g e n i e u r e h r e n h a l b e r ernannt.

W ir begrüßen diese Ernennung eines Mannes, der sich nam entlich um die Entwicklung des Baues von Straßenbrücken und zwar auch in architektonischer Be­

ziehung besondere Verdienste erworben hat. —

V erstorben . Der durch seine Hotelbauten in Berlin (Esplanade, Exzelsior u. a.) und anderen deutschen und außerdeutschen Städten bekannte A rchitekt B. D. A. Otto R e h n i g ist am 29. Oktober verstorben. —

Wettbewerbe

In dem W ettb ew erb für E ntw ürfe zum N eub au ein es staatl. G esch ä ftsh a u ses auf der K ö n ig stra ß e in S tu ttg a rt, bei dem 126 Entwürfe eingingen, ist folgende Entscheidung

getroffen: I. Preis von 4000 M. mit dem Kennw. „R a u m i s t G e l d “, Verf. Oberbaur. Dr.-Ing. E i s e n l o h r , Oskar P f e n n i g u. Reg.-Baumeister Ludwig E i s e n l o h r , Architekten in S tuttgart; je einen II. Preis von 3000 M.

den Entwürfen mit dem Kennw. „ E s g e h t a u c h o h n e“, Verf. S tadtbaurat Dr.-Ing. Oskar S c h m i d t , S tu ttg art und Reg.-Baumeister Martin H i n d e r e r , S tuttgart und mit dem Kennw. „ S c h w a b e n “, Verf.

Professor Alfred F i s c h e r , Essen; je ein III. Preis von 2000 M. den Entwürfen m it dem Kennw. „C o m e r c i o“, Verf. Hans W u r s t e r , A rchitekt, S tuttgart, und dem Kennw. ,,S t a u f f e n “, Verf. Fritz K u n z , Dipl.-Ing., Düsseldorf. Angekauft w urden für je 1000 M. 3 Entwürfe:

mit den Kennw. „ A b g e s t u f t e B a u k ö r p e r “, Verf.

Ernst L e i s t n e r , A rchitekt B. D. A. S tu ttg art; „ E i n - g e o r d n e t “, Verf. A rchitekt Paul K e l l e r , S tuttgart, und „ W e g w e i s e r “, Verfasser Adolf A b e l und K. B ö h r i n g e r A rchitekten, in S tu ttg a rt“. —

In dem W ettb ew erb zur E rlan gu n g v o n E ntw ürfen für ein en B ebauu ngsplan des G elän d es am G a lgen b erge in Gera liefen insgesam t 31 Entwürfe ein. Einen I. Preis von 3000 M.

erhielt der Entw. mit dem Kennw.: „ R i n g b a h n “, Verf.:

Arcli. Dr.-Ing. Paul Arno M ü l l e r , Dresden; einen II. Preis von 1800 M. der Entw. mit dem Kennw.: „B u c k - l i g e W e l t “, Verf.: Reg.-Baumeister Otto F i s c h e r , Dresden; einen III. Preis von 1200 M. der Entw. mit dem Kennw.: „ H a n g b e b a u u n g “, Verf.: O berbaurat Dr.-Ing.

M a c k o w s k y , Ing. beeid. Landm esser R obert R i e d e l und Arch. B. D. A. Ernst R i e d e l , sämtlich in Leipzig.

Zum Ankauf wurden empfohlen: „ W i r t s c h a f t l i c h ­ k e i t , G e s u n d h e i t , S c h ö n h e i t “, Verf.: Arch.

Willy S c h ö n f e l d , Chemnitz, und „K lar modelliert, Ost- W est besonnt“, Verf.: S tadtarchitekt Richard G r u n d - m a n n , Chemnitz. —

I n h a l t : D a s U l m e r S t a d i o n . — U m b a u e i n e s S t r a n d p a v i l l o n s a m W a n n s e e . — T a g f ü r D e n k m a l p f l e g e u n d H e i m a t s c h u t z i n F r e i b u r g i . B r . 1 9 2 5 . ( S c h l u ß . ) V e r m i s c h t e s . P e r s o n a l - N a c h r i c h t e n . — W e t t b e w e r b e . —

Verlag der Deutschen Bauzeitung, G. m b. H. in Berlin.

Für die Redaktion' verantwortlich: F r i t z E i s e l e n in Berlin.

Druck: W. B ü x e n s t e i n , Berlin SW 48.

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