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Die Zukunft, 1. August, Jahrg. XVI, Bd. 64, Nr 44.

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xVL Jahrg. Berlin,denl.August1908. III-. 44.

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pro-seyTalent-arg ll. .....................159

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Berlin.

Verlag der Zukunft.

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1908.

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Berlin, den 1.Kugull 1908.

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Prozefz Eulenburg.

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IchbinnureinGestihlsmensckyder wobl unbeschreiblich lieben,aberkaumhassenkan-I, demselbstdasVerachten unendlich schwer wird:undDassindEigenschaften,die mit einemCharalternichtinEinklangzubringen sind!Sosehr fühle ich mich Gestitslsmensch daßichmich instinktiv Charakteren gegenüb«r ininnereOpposition gedrängt sehe. Aufd(r Bühne sind Charaktere nothwendig;indir Geschichte machensiemirFreude;imVerkehr sind sie unbequemja, unerträglich, speziell, wenn sieinNorddeutschlandzuHausesind- Philipp zuEUlenburganFritzvonFarenheid.

HaderAllgemeinenBuchhandlerzeitungistamsechzehntenJuliüber die literarischeLeistungdesFürstenzuEulenburgundHertefeldein Ar-

«

tikelerschienen,derzeigt,wie die Männer derberVerlagspraxisüberdiese Leistungurtheilen. »Von Eulenburgs dichterischerundmusikalischerBefähi- gungistvielgesprochenworden;aberseineSchöpfungen,vondenendieMehr- zahlimBuchhandel erschien,sinddenWenigstenbekanntgeworden.Von einembuchhåndlerischenErfolgkannman nichtreden.DieSchuldliegtzwei- sellos nichtbei denVerlegern(Westermann,Braun ör-Schneider, Hansstaengl, DeutscheVerlagsanstalt),die alsrührigundumsichtigbekanntsind.Die meisten eulenburgischenWerke wendensichandieKinderwelt. Einweichlicher

’·«)S.»Zukunft«vom25.Juli1908.

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160 DieZukunft.

(umnichtzusagen: weibischer)Zug,derandie Art derMärchentantener-

innert,gehtdurchalledieseErzählungen;trotzihrem mythologischenAufputz unddemgroßenAufgebotvon Erd- undLuftgeistern,Rittern, Knappen undReisigen zeigenalle ein-eArmsäligkeitderErfindungundPhantasie, dienichtetwaaufeinestarke Betonungder,Moral derGeschichte«,son- dernauf völligekünstlerischeJmpotenzzurückzuführenist. Nicht dichteri- scheKraft, sondernreindilettantischeSpielereibeherrschtdieDichtungenEu- lenburgs,sodaßman nichtfehlgehenwird,wenn man denbuchhändlerischen Mißerfolglediglichauf seinKontoschreibt.WieauchdasUrtheilin dem Prozeßausfallenmag: derFürstEulenburgkann der Welt verlorengehen, derDichter nicht;dennerhatnieexistirt.« Diese Sätze (einesmir Unbe- kannten)·habeichall inihrer Nüchternheitcitirt,weilmeinUrtheilüber des FürstenPoetenleistungzuhart genanntundderVersucherneut worden ist, daswunderliche WesendesMannes ausseisnerKünstlerpsychezu erklären. Er selbsthatsgewollt.»IchwarwederSoldat nochPolitiker, trotzdemichim Re- gimentGardedqurpsgedientundhohe diplomatischePosten erlangt habe;

imGrundmeinesHerzenswarichimmernurKünstlerundkannmich heute nochrühmen,derbesteFührerdurchdieKunstschätzevonRomundFlorenzzu sein«-So(ungefähr)sprachervorGerichtDaßerdierömischeHerrlichkeit,Uffi- zien,Pitti,Bargellogenaukennt,istnichtzubestreiten;eherschondieSicherheit seinerWerthung,ander dasFarenheidbuchdenLeserzweifelnlehrt, auchwenn diesteteAntinoosschwärmereiihnnichtaufschlimmeGedankenbringt.(EinBei- spiel.»WiekonntenSie nur, meinlieber,theurerFreund, errathen, daßesmein langjährigerWunsch,einsehrhoffnungloserWunsch,war,diesenAntinouskopf zubesitzen?Diesen Kopf wunderbarsten Zaubers,voneinemLiebreizohne- gleichen,den derzarte, tadellose weißeMarmor mittausendfachenReizen schmückt!«UndFarenheid,der denGedanken,mitPhilippzureisen,»traum- haftschön«nennt,schreibt: ,,MögeaufunsderganzeGriechenhimmellåcheln unddieanmuthigsteGöttinihre schönstenGabenspenden!VonHerzenum- arme ichSie!Siehaben michmiteinemSonnenscheinvonLiebeund Freude überschüttet;meinganzesSein schlägtIhnenvollentgegenimZusammen- tönenunsererwahrenundtiefenLebensakkordelWiehat michDasbeglückt, wasSiemir,theurer,lieberFreund,über den Antinoussagen!EinMyste- riumsehnsuchtreicherLiebe. Sie liebenihn soinnig, daßerIhnen reicheGe- währungzollenwird.«)DenKünstler dürftegewissenhafteKritiknur gelten lassen,wenn ernielaut-gesprochenhätte.Erthats.Jchwillnochzweifastun- bekannteGedichteanführen,die inStarnbergentstanden und,alsGelegen-

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Prozeß Eulenburg II. 161 heitpoesieimgoethischenSinn,dasPersönlichfteausdenHüllender Kon- venienzschälenmüßten.EinFreundPhilipps hat sicherschossen:Konstantin vonDziembowski,Hauptmannin dersächsischenArmee.»Ein dunkles,grau- samesGeschickendetgewaltsamdasLeben einesFreundes,denichunendlich liebgebabthabeundmitdemichdreiJahremeinesLebensunzertrennlichver- bundenwar.«DerUeberlebendeversucht,denEntwickelungsgangdesFreundes zuschildern,undschreibtanFarenheid: ,,JneinigenTagenistdie Arbeit voll- endet.Jch theileDirdaraus ein paarVersemit;Dir,derDuso namenlose QualendurchdenVerlustDeinesHerzensreundeslittest,der demgleichendunk- lenVerhängnißzumOpfer fiel.DuwirstdenGedankendieserVerseinniger erfassenals Andere!MöchtensieDeinemverwundetenHerzenswohlthun!

Wennheilige Strömeder Liebe Jm Herzen quellenundgehn, Waswollendie dunklenGestalten, Dieanihrem Uferstehn?

Sieneigen sichüber dasWasser UndsenkentiefindieFluth DerneidischenZauberblicke DämonischeSehnsuchtgluth.

Siewachenimschwarzen Gewande WieWächterimTotenhaus Und breitenwehende Schleier Stillüber die Wellenaus.

Doch leiseschimmerndieWasser Tiefunter derSchleierNacht, Sieschimmernundflimmernundblinken Jn füßesterLiebesmacht.

Undrichtendieschwarzen Gestalten Auch dunkle, arausige Wehr!

DieheiligenStrömederLiebe, SietauscheninsewigeMeer

DieVerselassenfreilichdas»dunkleVerhängnisz«ahnen,demderFreund

»zumOpfer fiel«.Jst diesesGefiigetönenderWorteaberPoesie? Jch habe, sprichtGoethe, »inmeinerPoesienieaffektirt.Wasichnichtlebte und was mirnichtaufdieNägelbrannte und zuschaffenmachte,vhabe ichauchnicht gedichtetundausgesprochen«.Philippschreibt:»DieMittheilungsoschmerz- licherEindrückeistmirunüberwindlichpeinlich.JchkanndiesestilisirteWie- dergabevonHerzenskummerkaumertragen!«Stilifirtundverfifizirtihndann

abercon amore schluchzendweiter. DaszweiteGedichtträgtdieWidmung:

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162 DieZukunft.

Seinem lieben, theurcn Fritz zugeeignet KennstDu eswohl,daswunderbare Zwingen, Dasgleiche Menschenzu einanderführt?

Dasweihevoll, geheimnißvolleKlingen, Wennunser Herz sichseinen Freunderkürt?

DasistwieSehnen tiefimWaldesschatten UndwieVerstummenvorderSterneLicht·

AlswennausAbendtönen, gluthensatten, EinFlannnengrußderewigen Heimathbricht.

Demewig Schönenund demewigGuten GehörenHerzen,diesichtreuirkannt Dennin unsflammengoldne Sonnengluthen Auseinemewig hellen Vaterland!

Die ReimewerdengewaltsamherbeigezwungenundauchEtwas wie einRhythmusstellt sichein.NurkitzeltdenLeserdasEpigrammGrillparzers (der,JhrPruden,vonPlatens Kehr-undRückseitegesprochenundWagner denLoloMontezdesneuen Münchengenannthat):»ObLängensichund KürzeninrechtemMaßemengen,kannich entscheidennicht: sür michsinds lauterLängen.«Undso schreibensieAlle;inVers undProsa. Alle,denen nicht,wiePlatenundWilde,ein Gottgab,ineigenenLautenihrLeid ans- zusprechen.FarenheidsAntwort: »Dein Grüßentönte mir wiewunderbare, mystischeMusikherüberundich empfandeininnigesZusammenstimmender Geister. Ichlenkte meinenLebensnachenzu demDeinen,dermirentgegen- glitt;undbegegnetenwirauchwohlmancher dunklenWolke,mancherdunk- lenKlippe,diedrohendvorunslag, so mußten siedochschnelldemlichten Himmelsbogen weichen,derseinenheiterenSonnenglanzbalddurchdas weite Firmamententgegenstrahlenließ.So treibennebeneinanderunsereLebens- nachen.Vor unsdaswunderbare LeuchtenderSonnengluthen,dasferne Grüßen jenes Vaterlandes,wodieSehnsuchtgetröstetwird und einheiliger FriedediegeängsteteundgequälteBrust durchzieht.Dusollstmirfürden RestmeinesLebensgangesdieLebensblume sein,dieichumso lieber,umso treuer pflegenwerde,jeinnigerundreicherdieVertiefungist,welcheunser Freundschaftverhältnißin meinerSeelesohoffnungreichentzündet.,Dennin unsflammengoldneSonnengluthenauseinemewighellenVaterland!-«Ueber diesemVaterland wölbtsichderGriechenhimmel;esistdasHellasderklassi- schenZeit, das, nach NietzschesWort,»eineKultur der Männer«hatte. »Die erotischeBeziehungder Männer zu denJünglingenwarin einemunserem VerständnißunzugänglichenGradedienothwendige,einzigeVoraussetzung allermännlichenErziehung (ungefährwielange ZeitallehöhereErziehung

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Prozeß Eulenburg.lI. 163 derFrauenbei unserst durchdieLiebschaftundEheherbeigeführtwurde).

AllerJdealismus derKraftdergriechischenNatur warssichauf jenes Ver-v hältniß;undwahrscheinlichsindjungeLeuteniemalswiedersoaufmerksam, so liebevoll, sodurchausinHinsicht auf ihr Bestes (virtus) behandeltwor- den wie imsechstenundfünften Jahrhundert. JehöherdiesesVerhältniß genommen wurde,umso tiefer sankderVerkehrmit derFrau.Die Weiber hatten weiter keineAufgabe,alsschöne,machtvolleLeiberhervorzubringen, in denenderCharakterdesVaters möglichstUngebrochenweiterlebte,und damit derüberhandnehmendenNervenüberreizungeinerso hochentwickelten Kultur entgegenzuwirken.«Wolltedie Natureinst (daranzuzweifeln,muß erlaubtsein)diesenGefühlsstand,sowillsieihn heute,unterunseremHimmel, gewißnichtmehr.EinGriechehättenichtüber das»dunkleVerhängniß«ge- stöhnt,dasihnzum,,gleichenMenschen«trieb;wäreauch nicht diesesVer- hängnissesOpfergeworden.Von den VarietätendesGeschlechtsempsindens wissenwir«nochimmernichtviel.Glauben aber,zuwissen,daßinbeiden Ge- schlechternBauundLeben desCharaktersdurcheinenHauptzweckdeterminirt ist:durch diePflicht,dieGattungzufördern.WodiesesTelos fehlt und,wie inurchristlicher Zeit,einfrommer WahndasHindämmern,Hinsterbender müdenMenschheit ersehnt,kannKeuschheitdasJdealsein.Wo dasGedeihen derGattungdashöchsteZiel ist, muß dieSexualitätals dieunter allenKoor- dinaten wichtigstegelten.Begreistendlich (wenn Ihr nichttaubsein wollt), daß Einer,dervonSexualität spricht, nichtanHandlung nochgaranVer-"

fehlungzu denkenbraucht; daßSexualitätdiestärksteWurzeldesWesensist undjederLebensregung,demThun unddemSinnen,demWillen und der Vorstellung,FormundFarbe giebt. DaßeineMenschengruppevonnorm-

widrigemGeschlechtsempsindensichaufdemGipfeldesStaatsgebirgesnicht festnistendars.UnddaßderMann, dem,in demkrankhaftenStreben,un- gestehbaresLeidwenigstensdenSchicksalsgenossenanzudeuten,einegebildete Spracher leidlichenVersenverhilft, noch keinDichter,keinKunstschöpserist.

Hier istein WortüberdieFreundschaftzusagen,dieFürstEulenburg

vor dreiGerichtshöfenalsdenherrlichstenBesitzderGermanenweltgepriesen hat.DerSuperlativmaghingehen(obwohlerdieFrau nicht freuen wird).

JstdasGefühl,dasinEulenburgsBriesenundReimereienkeuchtundschreit, schwatztundkost,aber dasgesunder,männlicher,gardas germanischerFreund- schaft?Seitwann willdieSitte, daßdeutscheMännereinander anhim- meln, ihreRufnameninsZärtlich-Niedlichekürzen,denfernen Freund »meine Seele«, »meinAlles«nennen,einenThronenden,demsie sichbefreundetsüh- len,als,,Liebchen«bezeichnen,sichin einAntinoosglückträumenunddieFe-

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164 DieZukunft.

derin dieVerheißung,,warmerUmarmung«abirren lassen?DasistderTon derLiebe;und in allenFormenschlüpftdennauchdasWortdurchdenBrief- wechselund dasGedichtediesesKreises.»Mein Guter«, ,,mein Theuerster«:

auchder alteGoethe hatandie paarMenschen,dieersichnahkommenließ, manchmal sogeschrieben;Zelter,alsdessenStiefsohnsichgetötethatte,sogar als den,,geliebtenFreund«angesprochen.(Nurachteman aufdieTonfarbe des ganzenBriefes.»Duhast Dich aufdemschwarzenProbirsteindesTo- desalseinechtes,geläutertesGoldaufgestrichen.WieherrlichisteinCharak- ter,wennersovonGeistundSeeledurchdrungenist,und wieschönmußeinTalent sein,dasaufeinemsolchenGrunderuht!«Selbstder»Geliebteste«könnte da nicht ausfallen.WerdenUnterschiednichtmerkt, ist mindestens halb taub.) EinenruhigenFreundwünschtesichJphigeniensSchöpfer;undhatin lan- gem Erlebennichtofteinengefunden.DerHerrvonLiebenbergfand ihrer Dutzende,inallenZoneninternationalerGeselligkeit;undjeden,Grafenund Fischer,MimenundMatrosen,hat seinMund geduzt, sein Grußzärtlich gestreichelt.NuranJüngferchenkanntenwirsolcheFreundschaft;nur sie sa- hen wir,wieShakespeares athenischeMädchen,zu einerDoppelkirschezu- sammenwachsen(seeming parte-l,butyetaunion inp:n-«ition);»dem ScheinenachzweiKörper,docheinHerz«.DieFreundschaftreiferMänner

·glaubtenwirdurcheinunübersteigliches,fest verschlossenesGittervonden BezirkenderLiebegetrennt. »WelcheinUnterschiedzwischenFreundschaft undLiebe!Die eine einschöner,milderHerbstabendvongesättigtemKolorit, die andereeinschaurigentzückendesFrühlingsgewitter;die eine dieklareund reineHarmonie,die anderedasgeisterhafteKlingenundRauschenderAeols- haise,dasewig Unfaßbare,Unsagbare, Unaussprechliche;die eine einlichter Tempel,die andereeinewig verhülltesMysterium.«SostehtsinHartmanns ,,PhilosophiedesUnbewußten«;undungefährso hatsjeder gesundeMann empfunden.Erstwenn die Sinnemitsprechen,wenn eineerotischeWallung denBlutlaufbeschleunigt,wird dieSchwärmergemeinschaft,dieBrautstands- ekstase,dasSehnennach Hingabe, Hinspreitungmöglich,die wirin derphi- lippischenLiteratur finden.JmDorerlande desWahnes,dieStammestugend werdevondemliebenden Mann in derUmarmung aufdengeliebtenJüngling übertragen,mochtemansFreundschaftnennen. WersinDeutschland heute sonennt,schändetin einemAthemzugzwei blühendeProvinzenimReich männlichenGefühls.FreundschaftfordertWahrheit;derLiebendelangtgern nachholdemTrug.EinUnwahrhastigerkann bis zurSelbstvergessenheit lieben;niemals wirdereinFreund,der dieNothprobe besteht.

WeilEulenburgdie WeltfeinesEmpfindens,in der andereSittlich-

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Prozeß Eulenburg. II. 165 keit,Schönheit,Tugendgilt,andereGottheitwirktals inunserer,denausdie Höhenundin dieTiefenderUraniermystiknichtzugelassenenRichtern nicht schildernkonnte unddochtrachtenmußte,dieSeltsamkeitseinesWesensirgend- wie zuerklären,gabersichfüreinenKünstler,einenallzu gutmüthigenund allzu enthusiastischenFreundaus(vorGeschworenen,wiepfiffigeSchlauheit empfehlenmußte,auch füreinen Mann desVolkes,dereinemDorfbewohner imschlichtenRock nie einengeschniegeltenHofherrnvorgezogenhabe).Von seinerKunstundvonseinerFreundschastwardrumauchhierleiderzureden.Ob ersichGüte undEnthusiasmusmitRechtzusprach,brauchtnichtgeprüftzu werden.DerKranz,denersichinkoc«ogewundenhatte, welkteschnell.AlsLand- gerichtsdirektorKanzow,der demSchwurgerichtoorsaß,denAngeklagtenauf- forderte,derausführlichenDarstellungseinerVorzügenun aucheinoffenes Wort überseineFehlerfolgenzulassen,wurdeihm,zwischenSeufzern,nurdas UebermaßanGutmüthigkeitundEnthusiasmusbekannt. »DieseEigen- schaften«,spracher,»meinteichnicht;würdesie auchkaumzu denFehlern rechnen.Ichdachte,SiewürdenselbstdasBedürfnißhaben,überdieMängel IhrerWahrhaftigkeitunsEtwas zusagen.«DashärtesteWort,dasder des Meineidesund derVerleitungzum MeineidAngeklagteinachtzehnVerhand- lungtagen hörte.Erhatteesverdient.Von demunentreißbarenRechtdes An- geklagten,Unwahres auszusagen,gar zureichlichenGebrauch gemacht.Schon alsZeuge,derdoch schwor,diereineWahrheitzusagen,nichtszuverschwei- gen nndnichtshinzuzusetzen,hatteereineFülle wissentlichfalscherAngaben aufgetischt.»DerReichskanzleristbekanntlichmeinFreund. MitHerbertBis- marckwarichebensobefreundetwiemitdemGrafenKunoMoltke. Zumänn- lichenPersonen habeichin meinem Leben nieauchnurdiegeringsteGeschlechts- neigunggehabt.Seitichnicht mehr Botschafterbin, beschäftigeich michab- solut nicht mehrmitPolitik. Mit HerrnLecomte(derimLaneinesJahres zehnmalinLiebenbergwarunddenFürstenauchinBerlinsah)habe ichüber denMarokkostreitundüberdeutsch-französischeFriktionennur eineinziges Mal,beifliichtigerBegegnung aufderStraße, gesprochen.Herrn Harden hätteichVerklagt,wenn nichtalleJuristen,dieichfragte,mirgesagthätten, dieseAngriffeseien gerichtlichnichtfaßbar;«Das wurdein derHauptna- handlunggesagt,in derich michgegen dieAnklage,den(imKampfewider denLiebenbergernur gestreiften)GrafenMoltkebeleidigtzuhaben,zuweh- renhatte;undvom Gerichtals einunantastbaresZeugnißhingenommen.

»Die Behauptung,meinGeschlechtslebensei abnorm, hatderersteReichs- kanzleraufgebrachtundverbreitet,umsichdafürzurächen,daßichinderZeit desKonfliktesnichtzuihmgehaltenhatte, sondernzu SeinerMajestät.Das

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166 DieZukunft.

warderPartherpfeil.«Der inGiftgetauchtePfeil,hörts,den derfliehendeBis- marck gegen dentugendsamenHeldenPhilippEulenburgvonderSehneschickte.

AuchdiesenSatznahmdieVierteStrafkammerwieApokalyptikerweisheitbin.

Undsoweiter.Alles widerbesseresWissen.Allesbeschworen.(Shakespeares Wintermärchenszenezwischendemalten und demjungenSchäfer.Der Alte-

»«SagenmagstDus;darfstabernicht schwören.«DerRüpel: »Nichtschwö- ren,daich jetztein Edelmann bin? BauerundBürger mögenssagen; ich willsbeschwören«Der Alte:»Wennesnun aberfalschist,Junge?«Der Rüpel: »Undwenns noch so falschwäre, dürfteeinechterEdelmann es,zum BestenseinesFreundes,beschwören.«DashörteEnglands hoherund höchster Adellächelnd;derbraveBill,der demHaufennie eine bittereWahrheiter-

sparte,war jakein Demokrat. Heute weißjederUnbefangene,daßderEdel- mann nichtmitleichteremHerzen schwörtals derBauerundBürger-. Daß derAdelnochdieKraftunddenWillenzurAusscheidungunwürdigerStandes- genossenhat.Unddaßdiekonse1vativthuendePresse,dieihrenPhilinochimmer wieeinevonargerTückeverfolgteUnschuldschützt,vonarmenBourgeois her- gestelltwird,denennur hierund dasicheinentgleifterAdeligergesellt.)Von demAngeklagten,den keineSchwurpflichtschreckt,waralsoMancheszuerwar- ten.UnderhatnichtenttåuschtzhatdieErwartungübertroffen.Ausderlangen LifteseinerfalschenAussagensollenhiernur ein paarProbengeliefertwerden.

GegendieThatzeugenGeorgRiedelundJakob Ernst schiennichtviel zumachen.Siewaren inMünchen,Berlin,Liebenberg,Starnbergund aber- malsinMünchenbis insWinzigstevernommen undihrenachprüfbarenAn- gabenbeimAugenscheinalsrichtigbefundenworden.DerUntersuchungrich- ter,LandgerichtsrathSchmidt,eingescheiter,energischerunddurchaus nicht weltfremder Herr,erklärte unterseinemEid,erhabenichtdenallergeringsten Grund, nachdenausführlichenundoftwiederholtenVerhörendieGlaubwür- digkeitdieserZeugenanzuzweifeln.DieVerhaftungdesFürstenhabeer,trotz demDrängendesOberftaatsanwaltes, erstbeschlossen,alsdieZeugenbei der KonfrontirunginLiebenbergaufrecht gebliebenwaren. »Das Resultatbe- stärktemichsoin meinerUeberzeugung,daß ichsofortdieVerhaftunganord- nete.« JmFürstenschloßliegt derHerrimBett;derpreußischeRichterkommt mitzweioberbayerischenFischern:unddasErgebnißist, daßdieDurch- laucht verhaftetwird.ZweiOberlandesgerichtsrätheausBayernundder BürgermeistervonStarnbergstellenderRedlichkeitRiedelsundErnstsdas befteZeugnißaus; auchwirdbewiesen,daßBeiderBeziehungenzumGrafen Eulenburg schonseitJahrzehntenbesprochenwurden,Beide einstvorFreun- denerwähnthaben,daßderGraf ihnenGeldgebe.Waswarzuthun?Rie-

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Prozeß Eulenburg.II. 167 delhatvieleVorftrafen;nicht mehrfreilichalsmancher grobe,rauflustige Landsmann,demdieKirchweihabenteuerbei denMitbürgerndieAchtung nichtschmälern,undnureine,dieseineZeugnißfähigkeitherabsetzenkönnte.Ein münchenerBezirkskommissar,der nie einWortmitihm gewechseltunddessen AussagedasSchöffengerichtunterMayersVorsitzdeshalbfür belanglosge- halten hat, eifertwiderihn. DochderPolizeipräsidentvonMünchenhatdem preußischenUntersuchungrichtergesagt,derKommissarscheinedenMannfalsch zubeurtheilen.Und derfünfundsechzigjährigeOberlandesgerichtsrathJehle, der den wildenGeorg oftvorseinemRichterstuhlsah, oft strafen mußteund durch übleNachredevonihm gekränktwordenist,trittvordasberliner Schwur- gcrichtundsprichtalso:,,Riedel iststreitsüchtig,kannZungeundFaust nicht zügeln;wasmansoeinRauhbeinnennt.Ersagteinfachheraus,waserdenkt, ohnezufragen,ob esihm NutzenoderSchadenbringe·Gegenseine Ehrlich- keitliegtkeinVerdachtvor. DieschwersteStrafebekam er, weilermichbe- leidigthatte.Manglaubteihmdamalsnicht,daßerdasdummeGeredeAnde- rennachgesprochenhabe,sondernnahman,erhabeeserfundenundwiderbesse- resWissenverbreitet.WennichderVerhandlungbeigewohnthätte,wäre esan- dersgekommen;dennichtrauedem Riedelnichtzu,daßeretwasVerleumderi- srlkeserfindet.«Sosprichtein alterRichterüber denMann,deneroftverurtheilt undderihm Bestechlichlichkeitnachgeschwatzthat.DasUrtheilzweieran- derenRichter,MayersundSchmidts,lautetebensogünstig.Nord und Süd sind einig.Einensostark gestütztenZeugen umzuwerfen,hofft wohlnur der Berzweifelnde.Riedelhat,weilerdurchEulenburgsEid einenUnschuldigen geschädigtglaubte,dieWahrheitgesagtundsichselbstdadurchGeschäftsverlust, UnbequemlichkeitundAergeraller Art zugezogen. FürdieRichtigkeitseiner Aussagezeugen innere GründemitüberwältigenderKraft:waserbekundet, kannnichtfalschsein,weilnur Einer,ders erlebthat, dieseEinzelheitenan- zugebenvermochte.Und dertrotzigeGrobian läßtnichtein Wortmehr,als das Gewissenerlaubt,vondersonst soflinkenZunge undscheutvordemAergerniß derSelbstbelastung nicht zurück.Eristvon demGrafen Philipp verführt, mit einemansehnlichenHäufleinGeldbeschenktwordenund, trotznaherAus- sicht auf noch höherenGewinn,weggelaufen,alsihm zugemuthetward,in EulenburgsWohnungmitdessenfeinem,weißhäutigemFreundwie mitdem Weibeder Mann zuverkehren.DasAmtsgericht Münchenl hat ihmbe- scheinigt:»MitderurwüchsigenNaivetät,die denGrundngseinesCharak- tersbildet,gaberüberAlles, auchdasfür itheinlichste,Auskunft; undder EindruckunbedingterGlaubwürdigkeitseiner Angabenwurdenochdadurch verstärkt,daßfürihnjedesMotivzu einerunwahrenAngabe(wieetwaGeld-

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168 DieZukunft.

gier,Haß,Rachsucht,StrebennachAnerkennung)fehlte·«Jn Berlin,woer inseinemtypischenundpersönlichenWesenso schwerzuverstehenwar,wieein rixdorferRollkutscheranderJsargewesenwäre,mußteerimmerwieder,als seiernochniegehörtworden, durchdieSpießruthenlaufen;biserpfauchend schließlichdieLandsleute fragte,ob denneroderFürstEulenburgderAnge- klagtesei.Erhat1907,alsFamilienvater,weildasGeschästnicht recht ging, auseinemBau gestont.,,Bauarbeiter?DieSorte kenneichDie sindfastimmer Sozialdemokraten,alsobereit,woes gegeneinenreichenodervornehmenHerrn geht,einen Meineidzuleisten.«SosprichteinGeschworener;dessen(andie schwächsteunddochnützlichsteStunde desStaatsanwaltesRomen erinnern- des)VorurtheilderPräsidentmitruhiger Entschiedenheitzurückweist.Ein andererGeschworenermeint,inBayerngehewohl auchderPreußenhaßschon bis zum Meineid. Was RiedelaufdemKorridor zu einemSchreiber,in einer Spelunkezu einemFrauenzimmergesagthabensolloderkann,wirdvonSpur- nasenbeschnüffeltzundwerjemitihm Händelhatte,wird vorsGerichtge- laden. DerStank verfliegtschnell;weraber,dersichmühsamdurchs enge Lebenschlug,that nichteinem imWegStehenden auch einmalUnrecht?Und waswäre gegenRiedelsGlaubwiirdigkeitimFall Eulenburg bewiesen,wenn festgestelltwürde, daßerineinerBagatellsachemitderraschenFaustmal daneben gehauenundeineInstanz ihm deshalbdenGlauben versagt hat?

Wäre dieMenschenkenntnißder dreiRichter Jehle, Mayer, Schmidt, desstarn- bergerBürgermeistersund derdreigebildetenSchöffen,dieihnglaubwijrdig fanden,damitwiderlegt?DaßerdenMannkenne,mußderAngeklagte,dessen Aussageneinandervorher widersprochenhatten, jetztja selbstzugeben·Nur:

»MeinLebenwarsoreich,sobewegt;dawardieserRiedelnur einevorüberhu- schendeFigur,andieichmichkaumnocherinnere.»NatürlichistnichtsSchmutzi- gesvorgekommenUnd derFürst faßtnicht,warum derMann ihn belastet.

Auchnicht,wieJakob ErnstzuseinerAussagegelangtseinkönne.Oder doch?Dergetreue,demhohenHerrn fast knechtischergebeneFischermeisterist ihm nichtnur durchsreicheLebengehuscht;hateinVierteljahrhundert lang mitihm verkehrt,vieleReisen gemacht,ostdasLagergetheiltundgalt schon inJehles starnbergerRichterzeitals»EulenburgsVerhältniß.«GegenDen ist auchkeinKriminalverdachtvorzuflunkernTrotzdemGerede über das Ver- hältnißhaters zubesonderemAnsehengebrachtzundauf diesesMannesVer- schwiegenheithättederFürst (nichtwiderbesseresWissen)geschworen.Der schienihmderTreustederTreuen. ErstenshaterdemFischer-JacklJahr- zehntelang Wohlthat erwiesen. (Wohlthat darfmans voreinemdeutschen Gerichtshofheißen,wenn einHöflingEinem,denerlistigzurMutualbefrie-

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und nun solls auf einmal im Schnellzugstempo vorwärts gehen. Die Furcht, daß die berliner Großbanken im Aufsammeln der letzten Reste von Privatsirmen flinker sein könnten, scheint

erschollen, hatten wir Hochkonjunktur. Da lohnte sichs, um eigene Zechen und Kon- tingentirung zu kämpfen. Jetzt sind zwar die Kohlenpreise noch immer hoch, aber der Konjunktur

Das sagt er nicht, wie Minna vielleicht glaubt, aus Eitelkeit, sondern aus be- rechtigtem Stolz. Jst der dritte Akt erst fertig, dann ist er frei und König, denn das Werk wird

Doch daran ister gewöhnt. Jm Juli1907 ließ er den Vertretern der Republik sagen, er liefere die des Mordes Angeschuldigten, gegen den Willenseiner An- hänger, nur aus,

DeutschlandsLevantehandel ist rasch gewachsen.JmJahr 1900 hat es für vierunddreißig, im Jahr 1904 für fünfundsiebenzig Millionen Mark Waaren in die

im Grünen: eine Unmenge Details verkündet das reizende Erlebniß und überall hebt das Wesentliche sein ornamentalisches Gesicht heraus. Aber sobald nun der Eindruckswerth zum

Sicher scheint aber, daß wir zu einem höheren Anleihekursniveau kämen, wenn die Reichs-schuld(besonders die dreiprozentige) rasch- getilgt würde. Was man bis jetzt über die

Kauft er sich dann einen 41X2 prozentigen Hypothekenpfandbries, so muß er, wenn er 31X2 prozentige Reichsanleihe hergiebt, rund 90 Mark, nicht so viel, wie er verloren hat, zulegen,