M M 340 1866. — 3.Jahrgang.
Die
Vckfassuna
Wachs-ableitesur dar- Volk
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Juserate dieZeile2Sgr.
Die deutscheFrageundihreLösung.
In diesemAugenblickdürftedieLösung-derdeutschen FragedieAufmerksamkeitam meisten aufsichziehen.
Wir gebenin unserer WochenschallSIUC ZUIAMMEM stellng der Dokumente, welche»denStandpunktbe- zeichnen,den dieRegierungindieserFrageeingenom- men hat;esist,wiederMinisterprasrdentsichansdruckt, derStandpunkt, der nur daswill,was imAugenblick erreichbar ist. Dieses Erreichbareistnachihmuur die HerstellungeinesnorddeutschenBundes,so daßfürden Augenblick keine Hoffnung vorhandenzusein scheint, daß aus der blutigenSaat eingeeinigtesDeutschland her- vorgehe.Wir erkennengern an, daßGrafBismarck sich dieZukunftfrei erhaltenhat. Erhat sichindieserBe- ziehung Ungefährfolgendermaßengeäußert;»Diekönig- licheRegirunghatsichdieGrenzedesMoghchenstellen müssen,d« dessen«,fivas sicherringenlaßtohnezu große,unverhältnißmaßigeOpfer,undohnedieZukunft zukompromittiren Das hattenwirabergethan,wenn wirüber dieunserer Politik jetzt gestellteLiniehinaus- gegangen wären. DieZusage aber, welchewir indieser Beziehung gegeben, müssenwirhaltenund sovor allem den Glauben an unserWort befestigen.Wir glauben aberauch nicht,daßesnützlichgewesenwärejetztweiter zu gehen.Wir habenauchin derpreußischenNe- gierungsovielEhrgetz, daßer eher»derMäßigungals der Stirnulirungbedarf.NachdenFrcedenspkäliminakilen IstdieRegelungder nationalen Beziehungendessüd- dekltlchenBundes zu dem norddeutschellvorbehalten.
Sle Ist«alsonichtausgeschlossenunddie Art derselben wirdwesentlichdavonabhängen,ob dasBediirfnißdazu von SüddeutschlandsowohlinseinenRegierungen,wie inseinenVölkerschaftenlebhafterempfundenwird,als
dsksgesemräkkigDer Fallist,wowirsehen, daßpreu-
ßischeMilitärs,diesich jenseitsderDemarkationslinie zelgen,DsehrdenwirAusbrüchenunsnun auchderfreuen,Volkswuthausgesetztdaßhier Grafsind«Bis- UWckselbstklar unddeutlichdieBedeutunganerkennt, Welche»d1eWünschederBevölkerungauf die Entschei- dunguberdasSchicksaleinesLandes-habenmuß, so
glaubenwir doch nicht, daß dieserGrund derbestim- mende fürdie preußischeRegierung seinkann. Nicht etwa, daßwirglauben,dieWünschederBevölkerung verdienten keinesolcheBerücksichtigung,irn Gegentheil, wirhaben stetsdenSatzvertheidigt,daßeinVolkselbst übersein Geschickzubestimmen hat;aber wirglauben nicht, daßdieAbneigungdessüddentschenVolkes gegen dieFührungdesdeutschenBundesstaates durch Preußen sogroßist,daß sieallein eineT)eilungDeutschlands rechtfertigenwürde. Mögenimmerhinan einzelnen Orten,wo dieBevölkerungdurchdie imKriegeunver- meidlichenBeliistigungeugereizt,odervielleichtauchdurch fanatische Parteigänger angestachelt ist,solcheExzesse,wie sie.- Graf Bismarck erwähnt, vorgekommen. sein,im Ganzenzeigt sichin Süddeutschlandder dringende Wunsch,mitNorddeutschlandvereint zu bleiben,ein Wunsch,derso dringend ist, daßkeine derdortigenRe- gierungeneswagen dürfte,einemsolchenPlane, wenn Preußen ihnbegünstigte,hinderndin denWegzutreten.
Daß dieser Wunsch wirklich existirtundzwaringanz Süddeutschlandexistirt,das beweisendiewiederholten Versammlungen,welchean allen Orten, sogarin Münchenstattfinden,nnddringenddenAnschlußanden norddeutschenBund mitpreußischerFührungfordern.
Deßhalb müssenwir wohldenletztenGrund für dasVerzichtenaufdievolleEinheitDeutschlands sÜV denAugenblickwo anders suchen,undesliegt WohliU denWorten,daßdieAusführung jetzt»UUverhiilt- UißmäßigeOpfer«kostenwürde. Darinkönnen wirnur dieHindeutungaufeinefür diesen Fallvom Auslande, also wohlvonFrankreich, drohendeGefahrsehen.Aber gerade dieseGefahr,die uns bei derNachgiebigkeit,viel- leichtnichtaugenblicklich,aberdarum doch nichtinge- ringeremMaßebedroht,enthältnach unserer Ansichtdie dringendeMahnung,soschnellwiemöglichan dieHer- stellun·dervollendeutschenEinheitzugehen-Ehees franzöischenundösterreichischenJulriguen gelungenist- SüddeutschlandineinedirektfeindlicheStellungzu uns
zubringen. »
Dann erstwürdejener ersterwahnteGrund zur Wahrheitwerden,und es würden alsdann der Aus-
führungjenes Planesnichtnur diejetztvom Auslande drohendenGefahreninunvermindertem Maße entgegen- stehen, sonderneswürdesichdazunochderWiderstand der süddentschenBevölkerungget-ellen,inwelchemdann gleichzeitigdasAusland eineStützezurEinmischungin·
diedeutschenAngelegenheitenfindenwürde.
sPolitische JEUchenicharn Preußen.sDasHauptereiguißder letztenWoche istdieThat- sache, daßdieRegierungihren bestimmtenWillen überdas SchicksaldererobertenLauder in Norddeutschlandausgesprochen hat.Siehat dies in einerköniglichen Botschaft gethan,- welcheden beidenHäuserndesLandtagesdurchdenMinister- präsidentenverkündetist. Wir lassendieseBotschaft,den daran geknüpftenGesetzeutwurf, dessenAnnahmevon beiden
Hfiusernbaldzuerwarten steht,und dieMotiven desselben
sogen:
Die königlicheBotschaft lautet: »WirWilhelmvon Gottes Gnaden Königvon Preußen thun kundund fiigen hiermitzuwissen: Die RegierungendesKönigsreichsHan-
nover, des Kurfürsteuthums Hessenund des Herzogthums
Nassau,sowiediefreieStadt Frankfurt haben sich durch ihreTheilnahmean demfeindseligenJerhalten desehema- ligen Bundestagesinoffnen Kriegszustandmit Preußen versetzt;sie habensowohldieNeutralität, als das von
Preußenunter demVersprechenderGarantie ihresTerrito- rialbestandes ihnen wiederholtund nochinletzter Stunde angeboteneBündniß abgelehnt, habenandem,KriegOester- reichsmitPreußenthätig Antheilgenommen und dieEnt- scheidungdesKriegesüber sichund ihreLänderangerufen;
dieseEntscheidung ist nachGottes Rathschluß gegen»sieaus- gefallen;diepolitischeNothwendigkeitzwingtuns, ihnendie Regierun sgewalt,derensie durchdassiegreicheVordringen unseres geeres entkleidet sind,nichtwiederzuübertragen.
Die genanntenLänderwürden, fallssie ihre Selbstständig- keitbewährten, vermögeihrer geographischeuLagebeieiner feindseligenoder auchnur zweifelhaften StellungihrerRe- gierungen derpreußischenPolitikund militärischenAktion SchwierigkeitennndHimmnissebietenkönnen,welcheweitüber dasMaßihrer thatsächlichenMachtnndBedeutung hinaus- gehen. Nicht indemJerlangen nach Ländererwerb,sondern inderPflicht,unsereererbtenStaaten vor wiederkehrenden Gefahrenzuschützen,dernationalen NeugestaltungDeutsch- lands einebreitete und festere Grundlagezugeben, liegt füruns dieNothwendigkeit,das KönigreichHannover,das KurfürstenthutnHessen,das HerzogthumNassauund die freieStadt Frankfurt mit unsererMonarchiezu ver- einigen. Wohlwissenwir,daßnur einTheilderBevöl- kerung jenerStaaten mituns dieUeberzeugungvon dieser Nothwendigkeittheilt;wirachtenundehrendieGefühleder Treue und Anhänglichkeit,welchedieBewohnerderselben
an ihre bisherigen Fürstenhäuserundihre selbstständigenpo- litischen Einrichtungen knüpfen;alleinwir vertrauen, daß dielebendige BetheiligunganderfortschreitendenEntwickelung des nationalen Gemeinwesensin Verbindungmit einer schonendenBehandlung berechtigter Eigenthümlichkeitenden unvermeidlichenUebergangindieneue größereGemeinschaft erleichternwerde. Die beidenHäuser desLandtagsfordern wirauf,diezurbeabsichtigtenVereinigung erforderlichever- fassungsmäßigeEintvilligungzuertheilen,undlassen ihnen zudiesem Behufdenbeifolgenden Gesetzentwurf zugehen.«
«
DerGesetzentwurf ist folgender:»WirWilhelm von Gottes Gnaden, Königvon Preußenverordnen unter ZustimmungbeiderHäuserdesLandtagesderMonarchie,was
folgt: §.1.Wirübernehmenfüruns undunsereNach- folger aufGrund desArtikels55derJerfassungs-Urkunde fürdenpreußischenStaat dieRegierungüberdas König- reichHannover,dasKurfiirstenthumHessen,dasHerzogthum Nassauuud diefreieStadt Frankfurt §.2.Diedesinitive RegulirungderBeziehungen dieserLänderzudem preußi- schen Staatsgebieteauf Grund desArt.2derVerfassungs- urkunde erfolgtmittelst besonderenGesetzes§.Z. Das Staatsministtrium wird mit derAusführungdesgegenwär- tigenGesetzesbeauftragt.UrkundlichIc. ZurBeglaubigungt v.Bismarck.
DieMotive zudemGesetzeniwurflauten:
»Die RegierungendesKönigreichsHanuover, desKur- fürstenthumsHessenunddesHerzogthums Nassau,sowiedie freie Stadt Frankfurt haben,durchihre beharrliche Ablehnung dervon Preußen vorgeschlagenenReformdesDeutschenBun- desunddurcbdenoffenenmitdemZweckederVereitelung derselbenunteruounnenen Kriegbewiesen, daß aufihreMit- wirkungzurBefriedigungdernationalen Bedürfnisseundbe- rechtigten Wünschedes deutschenVolkes nicht zurechnen ist.
Sie habendamitihrenFortbestandunmöglichgemacht,indem sie gezeigthaben,daß derselbemitderErreichung befriedigen- derZuständederdeutschenNation unvereinbar ist.Neben dieserUnverträglichkeitmiteinerRekonstruktion Deutschlands aufnationalen Grundlagenwürdeder Fortbestanddieser Staaten eine fortdauernde Gefahr fürPreußenin sich schließen. Die letztenEreignisse haben gezeigt,wiegroßdie Gefahr ist,indemPreußen sich genöthigt gesehen hat,im Augenblickeeines,dieganze KraftderNation inAnspruch nehmendenKriegesgegeneineebenbürtigeGroßmacht,einen bedeutendenTheilseinerStreitkräfte zurOkkupationjener, esimRückenund von derSeite bedrohtenLänder zuver- wenden. Dieser Zustand darf nicht wiederkehren.Ermuß für immerbeseitigtwerden. Se. MajestätderKönig hat sichdaher entschlossen,zurSicherstellungdereigenenundder übrigen deutschenLandevon demdurch dieFügungderVor- sehung Ihm verliehenen Rechte Gebrauchzumachenunddie Regierungüber diegegenwärtigvon preußischenTruppen okkupirtennudinpreußischerVerwaltungbesindlichen Territo- riendesKönigreichsHannover,desKurfürstenthumsHessen, desHerzogthums Nassauund derStadt Frankfurta.M.
mitihremGebiet aufGrund desArt.54derVerfassung zuübernehmen. DieHerzogthümerHolsteinundSchleswig hatSe. MajeftätderKönig bisheringemeinsamemRecht mitSr. MajestätdemKaiservonOestreichaufGrund des Wiener Vertragesv.30.Okt.1864besessen. NachdemSe.
MajestätderKaiser sichbereiterklärthat,alleihmaus die- semVertrage zustehendenRechte aufSe.MajestätdenKönig zuübertragen,wird Se. MajestätderKönig,sobaldder FriedemitOestreichratisizirtsein wird,dieRegierung auch dieserbeidenHerzogthümerdefinitivübernehmen. Wenn die nördlichenDistriktedes HerzogthumöSchleöwigin freier AbstimmungdenWunschaussprechensollten,mitdemKönig- reichDänemarkvereinigtzuwerden,lV wird Se.Majestät der Königdiesem Wunschestattgeben.Die individuellen Verhältnisseund Besonderheitenderneuerworbenen Lander und Landestheilewerdeneine vielfache Berücksichtigungek- fordern,derenTragweitesichnoch nichtübersehenläßt.Es istderWille Sr. MajestätdesKönigsden wzrklichenBe- dürfnissengerechtzuwerden,unddie billigenRücksichtenauf berechtigteEigenthümlichkeitenmitdenForderungendesall- gemeinen StaatswohlsundderGerechtigkeitgegenalleseine Unterthanen auszugleichen.Deshalbkonntediesofortige Auf- nahme dieserLänder in daspreußischeStaatsgebiet nichter- folgen, vielmehr mußes einer,hoffentlich nahen Zukunft
vorbehaltenbleiben, diesämmtlichenunter derHerrschaftdes KönigsbefindlichenLandeineinGanzeszuvereinigen,so- bald dieneu erworbenenLänderdurchdasjetzteinzurichtende Uebergangsstadiumdazuvorbereitet sein werden. Die dahin zielenden Vorlagen werden, nachMaßgabedesArt.2der Verfassungs-Urkunde,dem Landtage seinerZeitgemacht
werden.« »
Esist also nichtdieAbsichtderRexLerungdie vollstän- digeEinverleibungderviergenanntenStaatenssvglelcheEll--
treten zulassen, obgleichdiesevollstandigeVerschmelzungder verschiedenenStaatsgebieteineineinheitlichesGanzealsdas ZielderBestrebungenganzoffen hingestelltwird. Hoffent- lichwirddieserUebergangszustandnicht lange währen.
Neben diesenAktenstückenüber dieLösungderdeutschen (oder vielmehrnorddeutschen)FrageliegtindieserBeziehung nochdieAeußerungvor, welche Gras Bismarckinder Adreßkommissionbei der Debatte·über den dieseFrage betreffendenPassusgemachthat. Sielautet imWesentlichen wiefolgt: ,,Ueberdiein der deutschen Politikzuerstre-
benden Ziele istwenig Meinungsverschiedenheit,
wederzwischendeneinzelnenAntragstellernderAdressen,noch zwischenderRegierungundderLandesvertretungji»Esfragt
sichnur, auf welchemWegeundmitwelchen»itteln diese
Zielesich erreichen lassen. Diekönigl.Regierung hat sich dieGrenzedes Möglichen stellenmüssen, h.adessenwas sicherringenläßtohnezugroße,unverhaltnißmaßigeOpfer undohnedieZukunftzukompromittiren.
Zunächstkamesuns daraufan,demneuen Bundefeste Grundlagenzugeben.Jch glaube, daß sieum so weniger fest ausfallen würden,je ausgedehnterderselbewäre;wirkönn- tenunmöglicheinem Staate wie Baiern solcheZumuthungen stellen,wie wirsieimNordenjetzt erheben müssen. ie erstedieser festenGrundlagensuchenwirineinemstarken Preußen, sozusagenineiner starken Hausmachtdesleiten- denStaates, denwirdeshalbinseinemdirektenBesitz erheb- lich verstärkthaben.DasBand desengeren Bundes,durch daswir außerdem Norddeutschlandverknüpfenwollen,wird dagegen so festwiedieEinverlteibungnichtausfallen. Jndesz gabes,um derWiederkehrsolcherDingevorzubeugen,daß befreundeteoder verwandte·Volksstämme,durch ihre Regie- rungen genöthigt,unsimRuckenunsererHeereentgegentke.
tenkonnten,nur zweiodereigentlichdrei Methoden.Die eitleisteben dieEinverlelbung Und dieVollkommene VerschmelzungmitPreußen, selbstbeiwiderstrebenderBevöl- kerung, namentlichwiderstrebendemBeamten- undOfsizier- stande,diesichdurchihreTreueandiefrüherenNegierungen gebunden fühlen.Die RegierungdenktdieSchwierigkeiten derselben aufdeutscheArtzuüberwinden,durch Schonung derEigenthümlichkeitenundallmähligeEingewöhnungnicht, wieesbeiromanischenVölkernüblichist,miteinemSchlage.
Diezweit-eMethode istdieTheilungder Hoheitskechte, sodaßesgewissermaßeneinen Militarherrscherundeinen Civilhåkkschergiebt; durchdieUmständegenöthigt,werden Wir diesevVJiethodein Sachsen versuchenmüssen, Fssisher hatteIch,eer lebhafte Neigung fürdiesSystem« Nachden EindrückmEbersdie mirbeiGelegenheitderAufstellungder FebruarbedingungengegenübervonSchleswig-.Holsteingewor- den,befürchte ich, daßeinsolches Systemeinedauernde Quell.e,VVUVerstimmungenbildenwird,eineQuelle,die län- AerfließendürkaalsdieAbneigunggegen denneuen Herr- ichekHeiwirklichannektirtenLändern.
«Die dritte Methode endlichwäre dieZerreißungdes DIE-her»bestandenen Gemeinwesensz dashabenwir Vekichmahhein sehrverkleinertes Hannover, Sachsen,Kur- hessenu. s.w. Mit diesenSystem habenwir1815in
Sachsentrübe Erfahrungen gemacht.Zwar sinddie an Preußengekommenen Theile völligmitdiesemStaate ver- wachsen,aber indemselbständiggebliebenen Theile hat sich von»daabeineentschiedeneAbneigunggegenPreußen erhal- ten; deshalbhabenwir diesSystem,dasuns suppeditirt wurde,diesmal völlig beseitigt,wirhabendasJnteresseder Regiertenüber dasderDynastien gestellt.Esistwahr,es machtdiesvielleichtdenEindruck derUn«erechtigkeit,aber diePolitikhatnichtdieAufgabederDieinesis,dieRache ist
nichtunser,sondernwirhabenzuthun,wasfürdenpreußi- schenStaat eineNothwelldiikeitist, unddeshalb habenwir uns durchkeindynastischesMitgefühlleitenlassen.
Was dieReichsversassnngangeht, soistauch sienur eine derFormen,inderdasvon mirangedeutete Problem gelöst wird. Jch gebezu,daß sie das,theoretischgenommen, schär- ferund richtiger thut,alsunserVundesprojekt,indem sie dieFürstengewissermaßenzuUnterthanen,zuVasallendes des Kaisers macht; diesewerden abervielmehrgeneigt sein, einein Mitverbündeten, einem Beamten des Bundes
sitechteeinzuräumen,alseinemeigentlichenKaiserundLehns- )errn.«
Zu derAdresse, welchevon demHauseals Antwort aufdieThronredean denKönig gerichtetwerden soll, sind
von alleneinzelnenParteien inderKammer Entwürfe ein- gereichtworden. Dauns derRaum nicht gestattet,sie alle mitzutheilen, und.noch nicht gewiß ist, für welche Fassung sichdieMehrheit entscheidenwird, sowerdenwirerstin der nächstenNummer die angenommene Adresse mittheilen.
DieKommission,welche dieJudemnitätsvorlage der Regierung berathen, hat ihreArbeitenbeendigt.Sieschlägt dieAnnahmederin einigen Punkten abgeändertenVor- lagevor.
Unter denMitgliedernder Fortschrittspartei, welche so lange SchulteranSchulter für das,was siezumHeiledes Vaterlandes fürnothwendighalten,gekämpt haben, haben sichMeinungsverschiedenheitenüberdieeinzuhaltendePartei- taktikgezeigt, welchemitdeinAustritt einiger Mitgliederaus derParteigeendigthaben.
GegendenAbg.Dr. Joh. Jacoby ist eineAnklage wegenMinisterbeleidigungerhobenworden. Dieselbe sollin der Resolution enthalten sein, welcheinKönigsberg s.Z.
gegendenKrieg gefaßtwordenist«
Das Neichstvahlgesetz.
Wirhaben schonvor acht Tagendas,,Wahlgesetzzum ReichstagdesdeutschenBundes« nachdenVorschlagenunse- rer-Regierung mitgetheilt. Wir mußtenesbeklagen, daß diesesGesetz sichnur aufdasnördlicheDeutschland beziehen soll, daß also Bayern, Würtemberg,Baden und Dessen- Dckrmstadtnoch aufeineunbestimmteZeitvonuns getrennt bleibensollen,denndaspreußische-wiedasgesammtedeutsche Volkkann aufeinenfestenund dauernden unddurchseine DauerhaftigkeitsegensreichenFrieden erstvon demAugen- blickeanrechnen,wo dasganzeaußeröstreichischeDeutschland zueiner festen staatlichen Gemeinschaftmit einander ver-
bundenist. »
Dochwirerkennenesan, daßdieRegierung durchdie ThatenderjüngstenVergangenheitzwar nichtAlles,aber doch Großes erreicht hat.Daisanmüssenwirfürjetztuns genügenlassen,wenn zunächstnur derjetztmit Preußen vereinigte TheilDeutschlandseinewirklichguteVerfassung bekommt Freilich istzueinerguten Verfassung nochviel mehr nöthig,als blos ein gutesWahlgesetzzaber ein schlechtes Wahlgesetzkann auchdiesonstbeste»VerfTssUUg
vonGrund aus verderben. Deßhalb haltenwir esdaher
nicht fürüberflüssig,dieAufmerksamkeitunserer Leser noch
finknalaufdieschon besprocheneVorlagederRegierungzu enen.
WirmüssenvorAllemdaran erinnern, daßdasvorge- schlagene Reichswahlgesetz vondemWahlgesetzefürdas preußischeAbgeordnetenhausin dreiwesentlichenPunkten abweicht. Außerdem istaber auchdieEntstehungsart eine andere. Das letzterewurde am 30.Mai1849 ohneMit- wirkungderVolksvertretungdemLandevoneiner konserva- tiven Regierung»oktroyirt;dasersterewird, den Geboten der Verfassung gemaß,nicht eherinsLebentreten,alsbisdie Volksvertretungesgenehmigt hat.
JenedreiPunkte sindnun folgende:
I)1849galtendieindirekten Wahlen fürkonservativ.
DiewahlberechtigtenMänner desLandes dürfen nichtunmit- telbarnurselbstdieAbgeordnetenernennen, siedürfenvielmehr
nur Wahlmännerwählen,denen allein dieErnennungder Abgeordnetenzusteht.1866 dagegen verlangtdieRegierung direkte Wahlen. FürdenReichstag solles alsokeine Wahlmännergeben,wiefürdenpreußischenLandtag,sondern jederWählersollunmittelbar denNamen desjenigennennen, denerzumReichstagsabgeordneten gewähltwissenwill.
2)1849 galtesfürsehr konservativ,dieWählerdes Landes nachMaßgabe ihrerSteuern indreiAbtbeilungen zutheilenundzwarso,daß durchschnittlich47Urwählerder ersten Abtbeilunggeradeeben sovieleWahlmännerzu wählen haben,wie 135derzweitenund818 der-dritten.
Für denReichstag dagegen hieltdieRegierungesjetzt für gerecht,daßalleWählerdesLandes,ohneRücksichtauf ihr Vermögen,dasgleicheWahlrechtausüben.
3)1849 galtesfür konservat-v, dieAbstimmungenda- durchzubeaufsichtigen, daßjederUrwählerund Wahlmann dem WahlkonimissariusseineStimme laut zuProtokoll geben mußte. Zu Gunstendes Reichstages dagegen entsagt dieRegierung jetzteinerjedenBeaufsichtigungDieWähler sollenihreStimme schriftlich abgeben,so daß stattder öffentlichen Abstimmungdiegeheimeeintritt.
Wirsehenaus diesen Unterschieden,daß dieRegierung fürdenReichstagineinerWeise wählen lassenwill, diefür denpreußischenLandtagnichtgilt,unddie vieleJahre hin- durchvonunsern Konservativenfür durchunddurchrevolu- tionär verschrienwurde. Wir habenuns durchdieses Ge- schreinieirremachenlassen, sondern stetsdas veriheidigt, waswirfür Recht hielten,und wirlassenuns auchheut nichtirremachen,wenn allzeitdienstfertigeKonservativejetzt geradedasGegentheilvon demsagen,was siefrühermitso vielscheinbarer·Leidenschaftbehauptethatten. Wir sehen uns vielmehrmitruhiger Ueberlegung erstdieSache selbst
anundurtheilendann.
Ueber diedirekten Wahlen habenwirschonvor acht Tagen gesprochenWirsagten,daß dieselben ineinemdurch- wegfreien Staate vollkomnien an ihrem Platze sind.Aber siehaben ihr bedenkliches,wenn dieWähler nicht unbehindert sichmiteinander verständigenkönnen. Wiesoll abereine Verständigungunter denvielentausendWählerneinesWahl- bezirkes stattfinden,wenn Massenversammlungen,diedochnur unter freiemHimmel stattfinden können,jedesmalderorts- volizeilichenErlaubniß bedürfen,und wenn selbstkleinere Versammlungenin geschlossenenRäumen von derPolizei über-wachtundjedesmal aufgelöstwerden können,·wennder überwachendeBeamteauchnur glaubt, daßgegenirgend ein Gesetz verstoßensei.Abernichtnur diemündlicheVerstän- digung,auch dieVerständigungdurchdiePresse istden
Wählernsehrerschwert,dennesistkeineDruckschriftdavor sicher,daß nicht dieseroderjenerBeamte irgendeineUnge- setzlichkeitinderselbenzufinden glaubtunddaßersie dann sofortmitBeschla belegt.Wenn auchdiehöherenBehör- den unddie Geritshöfe späteranderer Meinungsind, so wirddieFreigebungderSchrift dochin derRegelerst dann erfolgen,wenn dieWahlenlängstvorüber sind. Deßhalb wünschenwir,daß gleichzeitigmit demReichswahlgesetzein anderes Gesetz erlassenwerde,durchwelches allesolcheBe- schränkungendesVersammlungsrechtesund derPreßfreiheit aufgehobenwerden, sonst möchtenwir fastderindirekten Wahl denVorzuggeben, da diewenigen Wählereines Ur- wahlbezirkesunddieWahlmännersich leichterunter einander verständigenkönnen.
Es istmöglich,daß manche Bewohnerunserergrößten Städte,dieschoninsich selbsteinenodergarmehrereWahl- bezirkebilden, diese Ansicht nicht theilen. Auch maginden dichterbevölkertenTheilen besondersderwestlichenProvinzen, mancherWiderspruch erhobenwerden. Aberman mögewohl bedenken,daßdieweitüberwiegendeMehrzahlderReichstags- abgeordneten-zumalindenöftlichenProvinzen,inBezirken gewähltwerdensoll,von denen diemeisten nichtunter 30 und gar manchean 40bis50Quadratmeilen groß sind.
Sie werden zugeben, daßin so großen Wahlbezirkeneine Verständigungüberden zu wählendenAbgeordnetenbei direktem Wahlrechtenur dann von allenSchwierigkeiten freiseinwird,wenn wirfreies Vereins- undVersammlungs- rechtundvollePreßfreiheit besitzen. Außerdem mögeman
sich erinnern, daßandenweniger begünstigtenStellenunseres Landes,wo dieAusübungdes direkten Wahlrechtes selbst unter.den gegenwärtigen Verhältnissen keine besonderen Schwierigkeitendarbieten sollte, eseinsehr einfachesMittel giebt,dieindirektenWahleninsolcherWeisezuvollziehen, daß sie dasselbeErgebnißhaben können,wiediedirektenes haben würden. DiesMittel besteht einfachdarin,daßdie Urwählernur solcheWahlmännerwählen,von denensie mit Sicherheiterwarten, daß sie denfürdieAbgeordnetenwahl im Voraus ihnen bezeichnetenKandidaten ihre Stimme gebenwerden. Aehnlich machenesdieNordamerikaner bei derWahl ihres Präsidenten. AuchdieseWahl ist formell eineindirekte; aberdieWahlmänner sindaufeinenbe- stimmten Kandidaten verpflichtet, undeswirdsodieWahl inWahrheitzueinerdirekten. Sobald diellrwahlenbe- endigtsiUd-Weißman in Nordamerika ganzgenau,wieviel Stimmen dieseroder jenerKaiididat beider Hauptwahl erhaltenwird. Doch brauchenwirgar nicht soweitzu gehen«AuchinBerlin,inKöln,inBreslau undinanderen großenStädten, sowieineinigenländlichenWahlbezirken mitbesondersdichterBevölkerungfindetnachbeendigtenUr- wahlen jagarkeinZweifel mehrüber denAbgeordneten statt,den dieWahlmänner wählenwerden»
WennwiraberauchBedenkenhabengegendieZweck- mäßigkeitderEinführungdesdirektenWahlrechts,so müssen wirdochdasselbealseinenFortschrittanerkennen,undwollen wirnun hoffen, daß geradedieAnerkennungdes direkten Wahlrechtes wesentlichdazubeitragenmöge,dieHemmnisse zubeseitigen,welchewirobenbezeichnethaben».
JnBetresfder beidenanderen obenerwahnten Punkte können wir nur sagen, daßdiewesentlichenVorzügedes vorgeschlagenenReichswahlgesetzesvordembestehendenP»reußi- schen WahlgesetzevonNiemanden geleugnetwerdenkonnen.
VielleichtkommenwirindernächstenNummer darauf zurück.
VerlagvonAlexander Ionas inBerlin.—TruckvonFranzDuncker inBerlin.—BerantwortlicherRedakteurund Herausgeber: Dr. Lervinstein in Berlin.