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Die Verfassung : Wochenblatt für das Volk, Sonnabend, 11. August, Nr 32, 1866

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Sonnabend, li. August. M 32. 1866. 3. Jahrgang.

Die Verfassung-.

Wøchmblattfür

das sWelke

jeden Sonnabend Preisvierteljährlichbeiallen Preuß. Postaustalten Ox- Sgr.,

inBerlin beiallenZeitungssSpediteurenincl.Botenlohn6Sar»inderExpedition,TaubenstraßeNr.27 JnseratedieZeile2Sgr.

73X4Sat- «

beidenaußer-preußischenPostanstalteii 472Sgr.

Die Thronrede

Am5.Augustsinddie beidenHäuseradesLandtages zusammengetretenEsgeschahunter UmstandemWiesle vielleichtnochniemals vorgekommensind,·so langees

gesetzlichgeordneteStaaten giebt,das,heißt:Staaten, inwelchendasVolk undseineVertretereinenverfassungs- mäßigenAntbeil an derRegierungdesGemeinwesens besitzenSeit längeralsvierJahrenwarbei uns ein tieferZwiespaltzwischenderRegierungund dergroßen Mehrzahlder selbstständigenWählerdes Landes zu Tage getreten. DieRegierung verausgabtedieöffent- lichenGelder ohneErmächtigung durcheinGesetzund

theilweiseinsolchemMaße undzusolchen Zwecken,wie esvon unserenVertretern nichtgebilligtwar. Sie ver- uhrinKreis- undGemeindeangelegenheiten,inKirche undSchuleaufeineWeise,diegänzlichdenGrund- sätzenwiderstreitet,die wirfürdierichtigenhalten.

Dazu kam,daßsieinKriegs-undFriedenssachen einePolitikverfolgte,welchedieschlimmstenGefahren vorhersehenließ,wenn nichtdie altbegründeteTüchtig- keitdespreußischenStaates und derhoheund starke Geistdes.preußischenVolkesunddespreußischenVolls- heeresdieselbenvon unseremVaterlande abwandte. Aus diesenGründenhabenwirindenerstenMonaten dieses Jahresmit allerKraftvor demKriegemitOesterreich gewarnt. Wirhieltenihn nichtfürungerecht,wir mein- ten, daßerüberkurzoder langsogarzu einerabsoluten Nothwendigkeitwerden würde;aberwir meinten und meinen noch heute, daßdiepreußischeRegierung einen Krieg »aufTod und Leben«,wieihnderAufrufdes Königsan Sein Volkvom 18.Juni Ununte,nichtzu einer Zeitbeginnen sollte,inwelcher NichtVolk und Regierungin allen Dingeneinmüthigzusammenstehe.

Dennoch wardderKriegbeschlossen,undermußte wohlbeschlossenwerden, weil,wie esschien,unsere Feinde geradeaus unsereminneren Zwiespalte, dessen Wesen und Bedeutungsie nicht verstanden,denMuth schöpften, sichgegen uns mit allerMachtzurüsten.Abersie kannten das preußischeVolkherzlichschlecht,wenn sie glaubten, daßwir einernichtbeliebtenRegierungauchdann

nicht folgen würden,wenn esgalt, Hab’und GutWeib undKind,deneigenen ruhmreichenStaat unddieSache

desgroßendeutschenVaterlandes gegendieFeindezu vertheidigen.Als derKriegeinmal unvermeidlichwar dahabenwir Alle,derKönigund seineRegierung,

dasHeervom kommandirenden General bis zumjüng-, stenRekruten,dieunbewaffnetenBürgervom Reichsten bis»zumAermsten, jederan seinerStelleundnach seinen MittelnundKräften, unserevolleundganzeSchuld-ig- leitgethan.Darum war auch,wiederKönigin seinerThronredevom 5.August sagte,Gottes Segen sichtbar mit unserer gerechten Sache. Zwar hattenwir niemals an dem endlichen Siegederpreußi- schenWaffen gezweifelt,aberdieGrößeundbesonders die wunderbare Schnelligkeit unsererSiege hat nicht blos»unsereFeinde, nichtblosdiefremdenVölkerund

Regierungen,sondernsie hat jedenvonuns,sie hat auch unsereeigenenHeerfuhrerüberraschtUnddiese Siege sind vor AlleinunserenbewaffnetenBrüdern und Söhnen

zu verdanken; dochsie sindaucherfochtendurchdie Kraftdes ganzen Staates unddas Verdienstdes

ganAzEnVolkes ch

«

ernun ragen-(wirau nachdenFrüclten ol- cherSiege.Wir meinen, daßdieseFrüchtenichtköniien

gswonnenwerden,»wennRegierungund Volknur im Kampfegegendenaußeren Feind einigzusein verstehen, aberinStreit undZwietrachtwieder aus einander gehen, sobaldderFeindgeschlagenist,undesnun darausan-

kommt,denrechtenGewinn aus denungeheurenOpfern U11»dAnstrengungendes Kriegeszu ziehen.Das ist glucklicherWeise auchdieMeinungdesKönigs,wenn erinseinerThronrede sagt: ,,JUeinträchtigemZusam- menwirkowerdenRegierungund Volksvertretungdie FrüchtezurReife·zubringenhaben,dieausderblutigen

ngtsnsollsie nicht umsonstgestreutsein, erwachsen

mu en.«

Dochsindesnicht dieseWorte allein,dieunsmit Freudeerfüllen.Denn noch mehrbedeutet es, daß,nach demWillen desKönigs,dieRegierung selbstdenersten Schrittthun soll,den nur sie allein, nichtals-erdie Volksvertretung thun kann,um dieso lange entbehrte

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Eintrachtwiederherzustellen.DerKönigerkenntnäm- lichwiederholtund ausdrücklichan, daßseine Mi- nister den Staatshaushalt mehrere Jahre hindurch ohne gesetzliche Grundlage geführt haben. Ersagt, daßdsksegesetzlicheGrundlage erst dann wiedervorhandenseinwürde,wenn aufGrund desArt. 99 derVerfassungalljährlich einStaats- haushaltsgesetzzwischenRegierungundVolksvertretung vereinbart würde. AberseitlängeralsvierJahren ist einsolches Gesetz nicht vereinbart worden,und wenn dessenungeachtetdieMinister während dieser Zeit doch die Staats-gelberverausgabthaben, so müssen sie auch die gesetz-und VerfassungsmäßigenFol- gen diescs Verfahrens auf sich nehmen, sobald nämlichdasstrengeRecht seinen ungehinderten Lan Nimmt Es kann aberunter Umständen gerechtund nothwendigfein,daßman von dem strengen Rechte absieht Jede Begnadigungnacherfolgtem Richter- spruche istein solches-Absehenvom strengen Rechte.

Ebenso jede Amnestie (das heißt: VergessenundVer- geben), durch welcheschondiegerichtlicheVerfolgung selbst erlassenwird. Eine solcheAmnestiewird inge- wissen Fällen auch Jndemnität genannt,zudeutsch:

SicherstellunggegenStrafe.«)

Wir gehenheuteaufdievergangenen Dingenicht weiter, ja nichteinmal soweitzurück,alsdieThron- redeselbstesthut. Wirsagen dahernur, daßesdem Lande zu hoher Befriedigung gereichen muß, daßder Königin seinerThronrede sichdamit einverstanden»er- klärt, daßdieMinister einer Jndemnität bedur- fen »Ich hegedas Vertrauen«sagter,»daßdiejüng- stenEreignisse dazu beitragenwerden,die unerläß- licheVerständigung insoweit zuerzielen, daß

meine Regierung in Bezug auf die ohne

Staatshanshaltsetat geführteVerwaltung die Jndeninitåt,um welchedieLandesvertretungange- gangen werden soll, bereitwillig ertheilt,unddamit er bisherige Konflikt füralleZeit zumAbschlußge-

brachtwerden wird· "

Gewiß isteineThronredevonsolchemInhalteweit mehralsallefrüherenEröffnungs-undSchlußredenseit vierJahren geeignet,in uns dieHoffnungeinerVerstän- digungzu erwecken-. Es wirddiese Hoffnung auch dadurch verstärkt,daßdieThronrede darauf hinweist, daßdie Er- weiterung unserer GrenzenunddieEinrichtungeines ein- heitlichen Jundesheeresunter PreußensFührungdem Lande eine wesentlicheErleichterung der durch dieReorganisation herbeigeführtenLastenge- währenwerde. Denn dieübergroßenLasten, welche dieReorganisationdemLandeauferlegensollte, haben jaebenden ersten AnlaßzudemschwerenZwiespalte zwischenRegierungundVolksvertretunggegeben,und esist jadieAbwälzungeines TheilesderMilitärlasten auf unsere deutschenNachbarstaatenschonvon Anfang

an von derliberalen Parteials derAuswegausdem LabyrinthederMilitärfragebezeichnetworden.

’··)UeberdasWort»T-c’x«·ndeniiiiti"it«siehe auchdieWochenschau.

Aberwirdürfen auch nichtverschweigen,.daßunsere Befürchtungennochkeineswegesbeseitigt sind. Doch heutewollenwirdiesenBefürchtungennochSchweigen gebieten. Wir« wollenabwarten,mitwelchenbestimmten AnträgenundErklärungen»die-Regierungvor dasAb-

geordnetenhausürfenwirnichthintretenverschweigen,wird.«es, istEinesderaberUmstand, daßkönnen und dieThronrede,indemsiedieForderungderJndemnität fürdieMinister ankündigt,vergißt,dasWort hinzu- zufügen, auf welchesdasLand solangewartet, und welchesdochwohlbeiderBeendigungdesKonfliktes vor Allem am Platze scheint,das Wort: Amneftie.

Mögedasselbenicht mehr lange auf sichwarten lassen.

Politische Wochenschan.

Preußen. Der Krieg, dessenZiele so weitgestecktschie- nen,daßman allseitig sich aufeinen langdauernden Kampf vorbereitete,istnach kurzem, glänzendenSiegeslaufunserer Armeebeendigt.DieFriedenspräliminariensindam26. Juli festgestelltworden,·und wahrscheinlichwirdihneninwenigen TagenderAbschlußdesdefinitiven Friedens zwischenPreußen undOesterreichfolgen. DiesePräliminarien enthaltenso genaualleBedingungendeskünftigenFriedens, daßessich jetztnur nochum dieFeststellung untergeordneterDetails handelt. Da sich sonachderFriedenselbst nicht wesentlich von diesen Präliminarienunterscheidenwird,dasSchriftstück alsoalseinhochwichtigesAktenstückfür unserenStaatbetrachtet werden muß,solassenwirhierdenWortlaut dereinzelnen Paragraphenfolgen:

Art. I. DerTerritorialbestandderösterreichischenMonat- chie,mitAusnahmedeslombardisch-venetianischenKönigreiches, bleibtunverändert. Se.MajestätderKönigvonPreußen verpflichtetsich,seine Truppenausdenbishervondenselben okkuvirtenösterreichischenTerritorien zurückzuziehen,sobaldder Friedeabgeschlossenseinwird,vorbehaltlichderimdefinitiven Friedensschlussezu treffendenMaßregelnwegeneiner Garan- tiederZahlungderKriegsentschädigung.

Art.Il. Se.MajestätderKaiservonOesterreicherkennt dieAuflösungdesbisherigen deutschenBandes an,undgiebt seine Zustimmungzueinerneuen Gestaltung Deutschlands ohne BetheiligungdesösterreichischenKaiserstaates. Ebenso versprichtSe. Majestätdas engere Bundesverhältnißan- zuerkennen, welchesSe. MajestätderKönigvon Preußen nördlichvon derLinie desMains begründenwird,nnd er- klärtsichdamiteinverstanden, daßdiesüdlichvon dieser LiniegelegenendeutschenStaaten ineinen Vereinzusammen- treten,dessennationale Verbindungmitdemnorddeutschen BundedernäherenVerständigungzwischenbeidenvorbehal- tenbleibt.

Art.III. Se. MajestätderKaiservonOesterreichüber- trägtauf Se. MajestätdenKönigvon Preußenalleseine im.WienerFriedenvorn 30.Oktober1864erworbenenRechte auf dieHerzogthümerHolsteinundSchleswig,mitderMaß- gabe,daßdieBevölkerungender nordlichenDistriktevon Schleswig,wenn sie durch freieAbstimmungden Wunsch zu erkennengeben,mitDänemarkvereinigtzu werden,anDänes markabgetretenwerden sollen-

Art.11v. Se. MajestätderKaiservonOesterreichver- pflichtetsich,behufsDeckungeinesTheilesderfür Preußen aus deinKriege-erwachsenenKosten,anSe. Majestätden Königvon Preußen die Summe von 40Millionen Thalern zuzahlen. Von·dieserSumme solljedochderBetragder Kriegskosten, welchenSe. MajestätderKaiservon Oefter- reichlaut Art.12.desgedachtenWiener Friedensvom 30.

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Oktober1864 nochandieHerzo thümerSchleswigund Hol- steinzufordern hat,mitfünfzehnMillionen Thalern,und alsAequivalentderfreienVerpflegung,welchedie preußische Armeebis zumFriedensschlusseindenvon»ihrokknvirten österreichischenLandestheilenhabenwird,mitfUFlfMillionen in Abzuggebracht werden, so daßnur zwanzig Millionen

baar zuzahlenbleiben. , » «

Art.v. AufdenWunschSr. MasestatdesKaisers

vonOesterreicherklärt Se. MajestatderKonig vonPreußen sichbereit, bei denbevorstehendenVeränderungeninDeutsch- landdengegenwärtigenTerritorial-Bestanddes Königreichs Sachseninseinem bisherigen Umfange bestehenzulassen, indemErsich dagegenvorbehält,denBeitragSachsenszu denKriegskostenund diekünftigeStellung desKonigreichs Sachsens innerhalbdesnorddeutschenBundes durcheinen

mitSr. MajestätdemKönigevon Sachsen abzuschließenden besonderen Friedensvertragnäher zuregeln.«Dagegenver- sprichtSe. MajeftätderKaiservonOesterreich,dievon Sr.

MajestätdemKönigevon PreußeninNorddeutschlandher- ustellendenneuen Einrichtungen, einschließlichderTerritorial-

Veränderungen,anzuerkennen.

Art.Vl.

Zs s V dt S

siclanheichi,die utimmung eines eruneen,»·r.

M)ajestätidengönigsvon Italien,zudenFriedens-Psalmist- narien undzudemauf dieselbenzubegrundendenWaffen- stillstandezubeschaffen, sobalddas venetianischeKonigreich durch Erklärung Sr. Majestätdes»KaisersderFranzosenzur DispositionSr. MajestätdesKontgsvon Jtalien gestellt

ein wird.

s

Art.VII. DieRatisikationendergegenwärtigenUeber- einkunftwerdenbinnenlängstens2TageninNikolsburgaus- getauschtwerden.

Art.VIlL Gleich nacherfolgterund ausgetauschter Ratifikation der gegenwärtigen Uebereinkunft werden Jhre beidenMajestätenBevollmächtigteernennen, um an einein noch näherzubestimmendenOrte zusammenzukommenund aufderBasis desgegenwärtigenPräliminarvertragesden Friedenabzuschließenundüber dieDetailbedingungendesselben

zuverhandeln. .

Att.IX. ZUdiesemZwecke werden diecontrahirenden Staaten, nachFeststellungdieserPräliminarien, einenWaf- fenstillstandfür diekaiserlichösterreichischenundkoniglich sächsischenStreitkräfteeinerseitsu»nddieköniglichpreußischen andererseits abschließen,dessen nahereBedingunenin mili- tätlicher Hinsicht sofortgeregeltwerdensollen.DieserWaf-

fenstillstandwirdam 2.August beginnenunddieimAugen- blickebestehendeWaffenruhebisdahin·verläiigert.DerWas- fenstillftandwirdgleichzeitigmit Baiern hier abgeschlossen undderGeneralFreiherrv.Manteuffelbeauftragtwerden, mitWürttemberg,Baden undHessen-Darmstadteinen arn 2.August beginnendenWaffenstillstandaufderGrundlage desmilitärischenBesitzstandesabzuschließen,sobalddiege- nannten Staaten esbeantragen.

JnSüddeutschlandistgleichfallsWaffenstillstandeinge- tretenund sollendieFriedensverhandlungeninBerlin statt- siUdEtLHoffen-wir,daß dasResultat derselben nichteine TheilungDeutschlands,sondern dieHerstellung eines elnisen Deutschlands seinmöge.

DerKönig istam4.d.M.inseine Hauptstadt zurück-«

gekehrt, empfangenvon demJubel derBevölkerungAm folgenden Tage hater dieKammern inPerson eröffnet.

UeberdieThronredehabenwiruns ineinem besonderen Artikelausgesprochen.

« Am6.d. M.habendie Kammern ihre Thätigkeitbe- gonnen- Im Abgeordnetenhaus eröffneteGeneral Sta-

Se. MajestätderKönigvon Preußen macht

venhagen alsAlterspräsidentdieSitzungmiteinerkurzen Ansprache,inwelcherer denruhmreichen Thaten unseres Heeres Anerkennung zollte. Jn den folgenden Sitzungen beschäftigtesichdas Hausnur mitWahlprüfungen.

Jin Herrenhaus wurden diefrüherenPräsidenten wie- dergewähtt.JnderzweitenSitzungwurdederErlaßeiner AdresseandenKönig beschlossen.GroßesAufsehenmachte einSchreibendesHerreiihausmitgliedes,Graf Westphalen, worindieserdemHerrenhauseanzåigt,daßerseinen Sitz aufebe, weilerdemKönigals »deutschemBundes-

fürsgten«denEidgeleistethabe,mitdem»Bundesbruche«

aberdiesesVerhältniß gelöstsei. VonSeiten desMiniste- riums wurden einige oktroyirteVerordnungenzurnachträg- lichen Genehmigungvorgelegt.

Jn Berlin sindam 8.d.M.beidenNachwahlendie früheren AbgeordnetenBaron v.Vaerst und Heyl, beide derFortschrittspartei- angehörig.gewähltworden.

Dieeinzelnen FraktionendesAbgeordnetenhausesbeschäf- tigen sichsetzteifrigmitdenVorbesprechungenüber diedem- nächststattsindende PräsidentenwahL EswirdvonSei- tenderliberalen FraktionenanderWiederwahlGrabow’s festgehaltenwerden,währenddie Altliberalen unddie Konser- vativendenGrafenSchwerin alsKandidatenaufstellenwollen.

AlsVorlagen fürden Landtag ist,wieman hört, zunächstnurFolgendesinAussichtgenommen: dieseit Schluß derletzten Sessionoktroyirten Verordnungen inBe- treffderWuchergesetze, derDarlehnskassen u.s. w., derEntwurf desReichswahlgeseßes und dieVorlage wegenErtheilungderJndemnität fürdiebudgetloseVer- waltungderletztenJahre.

VieleunsererLesermögenvielleichtinZweifel sein,welche Bedeutungdem Worte Jndemnität beizulegen ist;wir lassen deßhalbeinekurze sachgemäßeErklärungdiesesWortes, wiesiedieNational-Zeitungbringt, hierfolgen:Jndemnität (inderVerfassungsurkundekommt das Wort nichtvor)be- deutet beidenalten lateinischen Schriftstellernsovielwie Schadloshaltung,was inunserer SprachedestäglichenLebens oftmitEntschädigungverwechseltwird.dochaberetwas an- deresist. Entschädigungist Ersatz für gehabten Schaden, Schadloshaltunghingegen SicherstellunggegenSchadenoder Buße,Jndemnität kann man, wenn dasWort immodernen Staatsrecht gebraucht wird,am Besten vielleichtmitEnt- schuldigungübersetzen,dennEntlastung,wasgleichfallsnahe zuliegen scheint, hateinenwesentlichanderen, technischfest- stehenden Begrifferlangt.Wenn nämlichKammern die(von derOberrechenbehörde)geprüftenStaatsrechnungeninUeber- einstiminungmitdemBudgetgeselzfinden, so sprechensie die

»Entlastung« desMinisteriumsaus. EinRechtegelehrter sagt ferner: »Die gleiche»Entlastung«sindekstatt-Wenn die Kammern dieetwaigen UeberschreitungendesBudgetsals ge- rechtfertigt anerkennen und daher ihre desfalls erforder- lichenachträgliche Genehmigung ertheilen.«Derselbe Schriftsteller sagtaberweiterhin: ,,Erkenuenaber die Kam- mern dieUeberschreitungen nicht als gerechtfertigtan, so können sie inBerücksichtigungd»erobwaltenden Umstände demMinisteriumeineJndemnität ertheilen,unddieseliegt stillschweigenddarin,wenn siekeineForderung.desErsatzes beschließen,währendsie eineEssatzforderungaufdemWege derMinisteranklageverfolgenkönnen.« Jn einerAnmerkung wirdaußerdemnochganzrichtig unterschieden: Entlastung setztdieAnerkennung einer Ausgabe als gerecht- fertigt voraus, Jndemnität setztdieVerweigerung dieser Anerkennung voraus.

Ocsterreich.DieStimmung inWiensolleinesehr aufgeregte sein,undheißtes,daßdieVerhangungdesBe-

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lagerungszustandes ausFurchtvor Unruhen geschehensei.

DiePresse istinjeder Weise beschränkt;dieeinzigePresse, derenThätigkeitunter demDruckdesBelagerun szustandes nicht leidet, istdieBanktlvtetlptesse, ja siesoslsogariit derletztenZeit einegesteigerteThätigkeitentfalten.

Italien. DieVerhandlungenzwischenItalien undOester- reich können nichtrechtvorwärtskommen. Esscheint, daß Oesterreichsichdoch mcht leichtvon Venedigtrennen kann;

auf jeden Fallbenutztesdieihmnochbleibende Zeit,um sichrechtkostbareAndenkenausVenedig mitzunehmen.—- Garibaldi istm demKampfeinSüdtyrol ernstlichver- wundet worden.

Ueber dieöffentliche Wahl.

·Unter denzuerwartenden Vorlagenan dieKammern wltd»sichaucheinebesinden,diedasWahlgesetz zum deutschen Parlamente betrifft. Wenn dieselbedem Reichswahlgesetzvon 1849entsprechen soll, sofragenwir mit Recht,was wohleinederartige Vorlage bezweckt,dadas Reichswahlgesetzdoch inallen seinen Punktenfeststehtund nicht jetzt nochderGenehmigungdereinzelnen bundesstaats lichenKammern unterbreitet werden kann. DieVorlage muß daherandere undwahrscheinlichderfreiheitlichenAnschauung nicht günstigeAbsichten verfolgen.Wir werden uns freuen,

wenn wir indieserBeziehungzu-schwarz gesehen haben sollten;allein wirfürchten:dieVorlagewirdeineModifi- kation desReichswahlgesetzesdahin vorschlagen,daß bei Belassungderallgemeinenunmittelbaren Urwahlen stattder Stimmzettelwahldiebeliebte öffentlicheAbstimmungein- geführtwerden soll.

Nun wir hoffendabei,wenigstensnichtjeneberühm- ten Manteuffel’schen Motive, mit denen im Jahre 1849 inPreußendie oktroyirteöffentlicheAbstimmungeingeführt wurde,wiederlebendigauferstehnzusehen,denn jeneMoti- virung ist seit fünfzigJahrendergröbsteFaustschlagins Ge- sichtder menschlichenGesittunggewesen.Es hießdarin nämlich: die Zeit verlange einmal nach Freiheit und Oeffentlichkeit, also müsse auch ebensoFrei- heit und Oeffentlichkeit bei den Wahlen walten, das seiimSinne und Geiste dermodernen Zeit, der alle Geheimnißkrämerei zuwider sei. Die damalige Pressewar stummgegen diesen Faustschlagzdie Zeitströmungwar bereits so,da siedasBeste nicht mehr sagen durfte;dieVolksparteiaberantwortete mitderParole dergänzlichenWahlenthaltung,dieman ihrvielfachverdacht hat unddie dennochdendamaligenUmständennur zusehr angemessenwar. Nichttas aufoktroyirteDreiklassensystem gab hierzudenGrund, sondern diese sogenannte öffentliche freie Abstimmung hobebenangesichtsderAllgewaltderRe- gierungdasRechtderfreienWahlfaktischauf.Nochheute läuftlsuns kaltüberdenRücken,wenn wir unsdesEin- druckserinnern,dendieseVerdrehungderJdeenbeiLesung derMotive aufunsmachte;denneineVerdrehung istes, wieeskeinezweitegiebtund dieWeltgeschichtewirddoch noch einstdenNamendesMannes indenamtlichenBüreausheraus- sinren,aus dessen Gehirndiesewahrhaftmephistophelische Weisheit entsprang.

Eine absichtlicheVerschiebungderBegriffe liegtdieser MotivirungderöffentlichenAbstimmungzu Grunde. Der Ruf nach »FreiheitundOeffentlichkeit«entstand indenvier- ziger Jahrenundhatteeinereinnegative Bedeutunggegen- überdemgeheimthuerischenBüreaukratenthum,das selbstin dieKorporationenderGemeindevertretungeneingerissenwar.

Das Geheimhaltenund absichtlicheAusschließenderBespre-

chungundBeurtheilungüberThatenundHandlungender Beamtenwar dasUebel,gegendasdieöffentlicheMeinung,

»FreiheitundOeffentlichkeit«als Correctivmittel verlangt.

Manwollteundwillheute noch Freiheit der Entschlie- ßung,aber Verantwortlichkeit der That, die eben darum demöffentlichenUrtheilunterliegensoll. Rückwärts kannallerdingsinsväternFällendieseöffentlicheBesprechung eineEinwirkung aufdie MotivederHandlungeneines Beam- tenausüben;alleineinendirektenEinflußvor derHandlung sollsichdieverlangteOeffentlichkeitniemals erlauben. Sie selbst hatinihren Rechtsbegriffen füreinensolchenEinfluß einestrafendeBezeichnung,sie nennt ihn errorismus.

Sieverlangt nichtsalseineOeffentlichkeitder Handlung selbst,nachdemsie dengeheimenProzeßderfreien Entschei- dung,demdoch jede Handlungzuvorunterliegt, durchgemacht hat. Wenn man alsomitvollendeten Handlungen die Worte FreiheitundOeffentlichkeitverbindet,sohatdas Sinn, allein wenn man diesebeidenBegriffewieeinNetz überdieWahlentscheidung des Willens wirft,soist dasnichts,als Terrorismus, magman esauchzueiner '»ForderungderNeuzeit«,zueinem»freiheitlichenundöffent- lichen«Bedürfniß stempeln,wieman will. WodasWort Wahl inAnwendungkommt,damußschlechterdingsAlles das,für Unfreiheiterklärt werden,was diese Wahlmöglicher- weise zu einerunfreiwilligen machenkann,alsoauch die An- wendungderöffentlichenAbstimmung.Ein Wähler soll freieVerfügung haben,um sich nach seinemUrtheilzuent- scheiden.Abertausendfach muß schondergewöhnlicheMensch imbürgerlichenLebenmit seinem Urtheil zurückhalten,wo ihnBeziehungenanPersonen undVerhältnisseketten, denen erebennicht entgegentreten will,noch ohneGefährdungsei- ner Interessen entgegentreten kann. Ia, das Zurückhalfm seines Urtheils gehörtzu einerForderungder Sitte undist nöthigzumfügsamenJneinanderschickenimgesellschaftlichen Leben, ohne welchesLetztereskaumseinen gedeihlichenFort- gangnehmenkann. Es wirftkeinenMakelaufdiebürger- liche EhreeinesMenschen,wenn ervorsichtigimUrtheilist, undgarofturtheilen wirmitHärteüberJemanden, der unnöthigan allenEnden mitseinemUrtheilvorwegist, dennwirnennen ihneinen »losenMund« odereine»böse Zunge.«Wer alsoimErnstevon einerfreienWahl sprechen will,derkannniemals derOeffentlichkeitdes geheimen Prozesses derWahlen dasWort reden, weil dieseOef- fentlichkeitgeradedieganzeFreiheitderWahlentscheidung avfhebt Wir habenesjatausendfältiggesehen,wieder Wähler hierdurchganzkünstlichaufgehalftertundbepackt mit allen seinen Beziehungenzum bürgerlichenLebenund zum Staat an denWahltischtritt und wirwissendieEr- folgedavon.

Wirhatten stetsinder alten StädteordnungStimm- zettelabstimmungundnochheut ziehtsichdasKollegiumder Richterund Geschworenen zurUrtelssprechnnginge- heimer Sitzun zurück;warum das? Weil ebenihr Urtheilfrei sein soll, selbstvon demEinflußderZubörer Und der Parteien. Hiermit hatjeder Wahlaktseine-eigent- licheVerwandschast,wenn das WortWählennochhellenwas

es inderdeutschen Sprachebedeutet, nämlich:einUrtheil NachseinerinnerstenUeberzeugungfassenund dabei frei seininder Entscheidung.

Wir überlassennach dieser Auseinandersetzungjedem Leserselbst, einen Blick zu thun auf seineeigenenErfahrungen, undsichdarnach sein Urtheilzu bildenüber dieZweckmäßig- keit oderUnzweckmäßigkeitderöffentlich-enAbstimmung VerlagvonjAlexanber Jonas inBerlin. DruckvonFranzDuncker inBerlin.—-VerantwortlicherRedakteurundHerausgeber:Dr.Lewinftein in Berlin-

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