• Nie Znaleziono Wyników

Die Zukunft, 21. Oktober, Jahrg. XXV, Bd. 97, Nr 3.

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Share "Die Zukunft, 21. Oktober, Jahrg. XXV, Bd. 97, Nr 3."

Copied!
36
0
0

Pełen tekst

(1)

M..-——«· —-

XXV. Jahrg. Berlin,den LI.Oktober1916. st. so

Jahrgang 25

Herausgehen

Maximilian Karmen.

Inhalt-

Sm-

tosung undJetdruf ........ ........... 59

Umkrlltamr. VonEduard Goldbect ................ 83

PhilosophasiTeutonlcns.VonWilhelmVünwacd.·........ 85

Unchdruck verboten- f

ErscheintjedenSonnabend-.

Preis vierteljährlich5Marhdie einzelneNummer 50M.

Lip-

Berlin.

Verlag der Zukunft.

Wilhelmstraßesc.

INC.

(2)

All-Einige

Anzeigensstmalsms

klei-

Wochensehriit

»Die

Zukunft«

nur

durch

Max

Erste-in-

Berlin

sW.68.

Markgralenstr.

SO-

Fernspreeher

Amt

Zentrnm

10 809

u-

10810·

flhoanemeatskaseis

olerteljärrlloh

tsNummern)

til.s.-,

pro

lahrllll Ell-;

unter

Kreuze-no

bezogen,

Deutschland

undcesterreioh

til.5.65,

pro lahr

ht.

22.skl;

Ausland

bl.

S.3kl,

pro lahr

llll.

25.20-

sestellungen

nehmen

Ille

Buchhandlungen

untiPostenstalten

entgegen

sowie

tler

IIILAS

III

IUKUNITH

BERLIN

sw- Os,

Wilhelm-tin

ZU,

Fernspr.

Ultzow

7724.

llresclen - liojel seltevue

Weltheksnntes vor-nehme- llaus mit sllea selig-mästen Neuerungen

Liszt-«..,- . ) · « ..II.k-«s- »T-

O«G«(G«G«Æ«KG«QG«O«M«(««G«E«NE«E«NENG«O«H«H«H«

?TürslenlmicarllonJlolol=7sssi1iiuki«.ii.="·s

Gegenüber dem Haupt- DasVollendet-sie eines modernen Hotels. Ubahnh0f,ljnkerAusc:-1nq.

ELUOVHONVO»».»O»O»»ONQUHUOP»O»OHW»OABOUQUOUOUOUONO»H.»H».»P»d

Weinstuben Kkehse

Vorzägl7ehe Küche

Mitscher

Französische strafte 18 ———————— Zentrum 2281

MweinresiauranlFrühstück WillysM

vonl2—4 Uhr::Fünf-Uhr-Tee ::Abendsn.d.Karte

lVWWKonzerte. Kurliirslenclamm ll Vol-nehmeKonzerte.

Königin

Weiwesizzzzmxzi J.Ranges

Täglich Konzert D D WILL-M KMZEM

«-ijziysiew tin-Im 235 XII-Mistw-

timnm235 Of

DRWWM herrlicheFaSc

na·c,115cl1rotl1.,-.»

Dresden-loswill - .

Abteilungf.Minderbomitleltos orokag5Mk

lliolonlkäkeSexunlemllkimlugg

von Dr. med. Mag-use Hirschfeld.

1100Preisgeh.til.12.—, gssh. M.t4.—.

Dieses Buch ist daseinzige und cr-

sohllptencisto soo:i-lwerl( über dieHo- I

l U

mosexualität desMannes u.desWeibes.

Namentlich istesdaserstemal, dalZdie

homosexueue Frau inallenEigenarten

ihres Lebens und Wesens insoein-

gehender Weise geschildert wird. Zu

beziehen vorn Verlag Louis III-solls.

Nerli-i FV15,Fasenenstrnlze Gön- sIInIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIII

I · sc «

Ministerium Buhl-u-

- beiDresden. -

«-Stets geöffnet-. Prospekte krei.s

"IIIHIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIII

(3)

., .,.--, ; »- «-«"’.,.» »T-

«,- J».-?».

-«

l. » , ,.«..;.

«

«

H « ..—-ei- ·

«

Die Zukunft

. «

Berlin, den 21.Oktober 1916.

f THE-IT F

Losung und Feldrus.

DieFeinde.

FrieqsministerLloydGeorge hatin demParlament, dasden

IX-Willen desBiitenvolkes ausdrücktundihmdieRegirung stellt,über den Stand und dieAussichtdesKrieges gesprochen.

Jhnzuhören, befiehltPslicht auchdemFeind. »BergleichenSie denStand vonheutedem,dervorein paar Monatenwan Damals bangtenwirum dasSchicksalBetdunsz undder(dem Strategen erträgliche)FalldieserFestunghätte dieStimmungder verbün- detenVölkergedrückt.OesterreichsUngarns Heerewaren überall imVormarsch,brachten Gefangeneund beträchtlicheBeute ein undbedrohtenJtaliens FlachlandmitUebetschwemmung.Die DeutschenrütteltenausderganzenLinieanunsererFront,nützten jede Gelegenheitzukühnem Angrifsunderrangen manchen Er- folg. Rußlandsneue Armeen schienengehemmtundNiemand wußte,obsie, die,wieunsere,nochkeineProbe bestanden hatten, sichbewährenwürden.Wassehenwirheute?3umerstenMal ist demFeindedieFreiheitzumEntschlußentrissen worden;wenn ichMesopotamien ausnehme, wodieJahreszeit unsereTruppen inRuhezwingt, darf ich sagen,daßwirunsüberall dieInitiative gesichert haben. JnWestundOst, auch ausderitalischenFront undimKaukasussind wichtige Siege erfochtenworden« DieLage istdurchausverändert. Nun meinen einzelne Kritiker,einErfolg unsererOsfensivesei erstzubuchen,wenn wirdieLiniedesFein- desdurchbrochen haben.Das istJrrthum.Der DruckausVerdun wurde schwächer,dieinWestunentbehrlichendeutschen Heere

F-

(4)

60 Die Zukunft-

konntennichtdie denOesterreichernnöthigeHilfebringenunddie

anErtrag ungeheuerreichenSiegedesGenerals Vrussilowwurs denmöglich.Das habenwirvermocht;undobendrein einenbe- trächtlichenTheil französischenGebietes aus denFängendes Feindes befreit.Das ist nichtdasEnde; noch lange nicht.Mein Freund Churchill hat gesagt, Deutschlands Wehrmachtsei,an KopszahlundRüstung, so starkwiejezuvor. Richtig.Nur: bei Deutschlands Genossen siehtes ganz anders aus« Und was den DeutschenüberunsereVerluste erzählt wird,kommtaus albern plumperUebertreibung; daunsereArtillerie dasKampfgebietbe- herrscht, kleidetderFeindvielmehralsunsere Mannschaft. Er fühltsichindieVertheidigerstellung gedrängt:unddieses Gefühl wirdaufdenVerlaufdesFeldzugesfortwirken.Aicht eineMi- nutelangaberdürfenwir vergessen, daßdiegrößteMilitärmacht, eindurch VolkszahlundKriegsmittel gewaltiges Land,gegenuns kämpft.Wir müssendurchvieleThäler,auf vieleHöhen,eheuns Siegsichtbarwird.Wir brauchenmehrMenschen, Geschütze,Ge- schosse,KriegsgeräthallerArt;brauchenden ganzen Muth, die zäheAusdauer jedes aufderErde lebenden Mannes unserer Rasse,umdas Werk dieser zweiJahremitendgiltigem Siegzu krönen.Vor Verdun wurden dieFranzosen,an der Somme werden dieDeutschenzurückgedrückt.Doch dieserWandel ist noch nicht Sieg.DermußBedingungen erzwingen,diedesRiesenaufwans deswürdig sind;underkann nur erstritten werden,wenn Hei- mathundKoioniendazu jedeirgendwie möglicheHilfegewähren.

Dann können wirauchRusslandmitSchwergeschützundMani- tionreichlich rüsten-;undwiesolcheRüstungdenrussischenVor- stoßbeschleunigen würde, weißderFeindgenau. AnderFrage, obwir allenothwendigen Opferbringen wollen,hängtdie andere:

ob derKriegimJahr1917 endenkann. Noch liegt diesesEnde inRebelferne. Aberwirhaben eineHöheerobert unddenFeind ausderHerrscherstellunggeworfen.DieGelegenheit ist ihm nicht Mehr sogünstigwie inderZeit,da er,vollkommen vorbereitet,ge- genunvorbereitete Völkerins Feldzog.Daswar. Frankreichs Rüstungistfertig,Rußlandsstärktsichsch-nell,Jtaliensübertrifft dkeHfoUUUgfeinerbestenFreundeundwirhabeneinsdergröß- tenHeere,diejeimFeldestanden.DeutschlandhatseineStunde verpaßtundwirdsichdiesesGlückswechselsallmählichbewußt-Ich

(5)

Losung undFeld-cui 61 binnichtPtophet,habeauch niemalsSiege verkündet,währendwir Niederlagen erlitten,und warne noch heutevorderHosfiiungaus nahenSieg.BritaniensVolkistnichtvondemSchlag.denman mit Lügen nährenmuß; eswillWirklichkeitsehenundläßtsichvonihr niemals schrecken.Jch unterschätzediefurchtbare GrößederAufs gabe,die voruns liegt,nicht;zögereaberauch nichtvordemAus- sdruck meiner (vondenSachverständigstengetheilten)Ueberzeugs ung,daßunsderSiegsicherist,wennwir,VritenundGenossen,wei- terehrlichundzähzusammenarbeiten. «NachderRückkehrvonder SommesronthatHerrLlodeeorge zueinemAmerikaner gesagt-

»WennunsjetztJhr Präsident,derPapstoderein anderer Neu- tralerFriedensschlußempsöhle,würden wirinsolchemVorschlag neutralitätwidriges Handeln sehen.UnsereLeute habenindiesen zweiJahren böseStunden durchlebt;nieaber, auch nicht,als sie unsereganze Genossenschaft geschlagenglaubten,haben sieZu- schauer öder Schiedsmänner angewimmert. Hörtenwirdamals deutscheWehklageüber dasgrauseMorden? Nein;nurdenRuf:

Wirnehmen BelgienundPolenundändern, ohnedequnsch irgendeines Volkes nachzufragen,die Karte Europasso,wie es uns beliebt. Während dieserZeitbereiteten wirunsereRüstung Und jetzt sollenwiraufhören,weildieDeutschendasEnde er-

sehnen?TrotzdemwirungerüstetindenKampseintretenmußten, habenwirkeineEinmischungFremdererbeten ;heuteduldenwir keine.Wirsindentschlossen und bereit,zufechten,bis derpreußi- scheMilitarismus zerschmettertundEuropavon derstetendeut- schen Drohung erlöst ist.Was auchanGraus undLeidkommen möge:keinskanndemgleichen,dasenglischeBürger erduldeten, als sie, nach kurzer,hastigerAusbildung, aufsSchlachtfeldeilen, demBombengewitter,demStickgasStand haltenmußten.Wurde damals solcherGräuel beschluchzt?WerdasWeseneineseng- lischen Bürgerheeres,dasalleSchläge grausamer Wuthklaglos hinnahm, auchnur imGeringstenkennt,wirdihmnichtzumuthen, Haltzumachen,ehedieEivilisationvondemgemeinsamen Feind befreitist.Dieses Heerhat heutewederUhr noch Kalender; früh oderspät:es wirddenSieg erstreiten.UnsereLosung,aller Ver- bündeten,lautet:Nie wiederiNiemals darfdasHöllenschauspiel, das ich aufdemSchlachtfeldsah, auf unsererErde sichwieder- holen.Unddieses Zielistnur zuerreichen,wenn denan solchem

II

(6)

62 DieZukunft.

Verbrechenwider denMenschheitgeist SchuldigeneineStrafe auferlegt wird,die allenRegirenden fürimmer dieLustzuähn- licher Schandthat aus demverderbten Herzen reißt. Ningsrgnr wächstdasWeh,dieFluthdesSchmerzes schwillt; dochaus der Schaarder Perbündeten wird KeinerweichemAlleeint,wie lange derKampf auch währe,dasFeldgeschrei:Niemals wiedert«

MinisterpräsidentVriand war oon denSozialisten Rouxs CostadauundVrizonersuchtworden,FrankreichsVlutopfer an- ständigzu enden. DieHauptsätzeaus seinerAntwort: »Unsere Pflichtist,dieDingezusehen,wiesiesind,undunsvorUeber- treibungzuhüten.Wir kämpfenfürdieheilige Sacheder Clvis lisation, der-Menschheitundjeder Kampfgenossebringt ihr jedes vonseinerKrafterlangbareOpfer.All diese Opfer,alldie Ströme vergossenenBlutes dürfen nicht fruchtlosbleiben. Frankreich, dasfürdenSiegderFreiheit, des Rechtes ficht, muszausdieser Prüfunggestärkthervorgehen. Strahlenden Augesblickt dieRa- tlonin dasFrührothdes Siegeszsie ersehntdas Endedes Grau- ses, möchteesschleunigen,weißaber, daszdiesesEnde nur zuer- zwingenist,wennsie,.hinterdenKämpfcrnundGeschützen,sichein festes,von edlemWillen schlagendes Herzwahrt,dessenPuls vonirgendwelcherMächlerei nichtgeschwächtwerden kannPier Jahrzehntelang haben wir,unter denschwierigsten,denschmerz- lichstenUmständen,uns denFrieden erhalten.Eines Tageswert- denwirüberfallen;wurde derKrieg,indenwiruns nichtver- leitenließen,uns auigczwungem Jhr Vaterland, HerrBrizon, hat für dieMenschheit, deresmanchen vorwärts führendenGe· danken schenkte,immerhineinigenWerthz hatinseinem Leben so hellen Glanz, daßwireslieben müssen.Aus derEsseseines GeistesglühtendieedelstenJdeenauf,deren dasMenschenge- schlechtsich rühmen darf.Und diesesLandward, plötzlich,ohne denwinzigsten Rechtsgrund, angegriffen. Man sprang ihman dieGurgel,wollte esniederwerfen,zermalmenundscheute sich, um esbequemerzuerreichen,nicht,überdenverstümmelten,blu- tendenLeib eines kleinenLandes.hinwegzuschrelten,dessenNeu- tralitätderAngreiferselbst verbürgt hatte.SeitzweiJahren, Herr Vrizon, istJhrVaterland das SchwertdesRechtes;eshatden- Einbrecherfestgehalten und dieganze Menschheitvor ihmge- schützt.Und nun, daBlutströmeinFrankreichs Ackcrfurchege-

(7)

Losung undFeldruf. 63 flossenfind,kommenSieundsagen: ,Wirwollen überdenFriess denverhandelni« So schimpflicheZumuthungbesudeltdasAn- denken der imLeuchtendesRuhmesfürsVaterland gefallenen Helden.Nochstehtder FeindimLandzinzethezirken wüthetdie Peinund dieBewohnerertragenalleUnbill mitbewundernsss wertherWürdezFrauenundMädchenwerden weggeschlepptund mitrauhster Härtebehandelt.FrohaberhorchendieKinder des

·

verheertenGebietes aufdennahenden HallderGeschützezund während ihrinsWeite spähenderBlick dieVesreiungdurchden Siegerhofft, empfehlen Sie, Herr Vrizon, uns,zuverhandeln undumFrieden zubitteni Ichbinüberzeugt,daß IhrGlaube andas Ideal aufrichtig ist; doches blendet Ihr Auge.Sieken- nen denedlenStolzIhrer Heimathnicht:sonstwürdenSie ihr nicht rathen,durch Erniedrigung Milliarden undVlutsttömezu ersparen. Ihr Herz schlägtfür Menschlichkeitundblutet,weiles das Vaterland bluten sieht. Das, wünschenSie,sollnichtall zu viele Söhneverlieren. WissenSie aber, welchen FriedenSie ihmansinnen?Kennen SiedennDeutschlandnicht2Wenn Friede würde,ehedernothwendigeGestus sichausgewirkt hat,wärsein von KriegschwangererFriedeunddiekünftigenGeschlechtersä- hen sichderselbenAngst,derselben Drohungausgesetztwie wir.

Mystische Ueberhebungwürde Deutschland inWiederholung desbösenStreichesdrängen,derihmdiesmalmißlungenist.Dür-s fenSiedem Vaterland solcheZukunftwünschen? Ihre Sorge giltderArbeit,Ihr-MitleiddemArbeiter,denuns dertotheStrrsm raubt. Indiesem Gefühlsindwireinig.Aber-das bewundernss wertheFranzosenvolkhat,trotzderWunde auffeinerReichsfianke, trotzderSeelenschwächung,diejederNiederlage folgt,vierund- vkerzigIahrelang feineArbeit fortgesetzt. Schonstrahltvonseiner Stirn derGlanzdesRuhmes, denesimKampfefür edleGes dankenerworbenhat.DieserSchimmerwirdmorgen,indenKämp- fendesFriedens,seineArbeitkraft durchglühen.Derfüreine große undreine Sache erstrittene SiegmehrtdiesittlicheEnergieeines Volkes insHundertfache.DasdarfIhreStatistik nicht vergessen.

Die innere StärkungverheißtunsreichlichenSchadensersatz. Im AusblickzuIhremIdeal beschwöreichSie,HerrVrizomwenn Sie der Welt Friedensdauer, demRechtundderFreiheitsiche- res Gedeihen ersehnen,dann wünschenSieIhremVaterlande

(8)

64 DieZukunft.

denSiegundtrachten nicht mehr, IhreMitbürgerinden Glau- ben zuüberreden,schon heuteseiFriede möglichlSolcherFriede wäreschimpflich,wäreSchmach.Drum kannkeinFranzoseihn.

wünschen.«DasHaus, dessenMehrheitdenletztenThcilderRede- stehendangehörthat,beschließt,nachlangem Beifallssturm, den Wortlaut durchMaueranschlag zuverbreiten. Pierhunderts zwanzig Stimmen dafür;nur zweiundzwanzig Rothedagegen.

NocheinMerkmal derpariser Kammerstinimung Genosse RasfinsDugens wirdgescholten,weilerinKienthal mitdeutschen Sendlingen derInternationale verhandelt habe.Erwehrt sich.

Da dieInternationale denKrieg nichtzuhindern vermocht hat, zwinge Pflicht sieindenPersuch, ihn jetzt wenigstenszu enden.

Siemahnealle VölkerzuEinigung..AuchinDeutschlandwerde von mancher Stimme derFriedensfchluß gefordert. Kammer- präsidentDischaneb »Ich glaube,indenGrenzenmeiner Amts- machtzubleiben,wenn ichdaran erinnere, daß imReichstag, in derStunde derKriegserklärung, nichteineStimme gegen den Einbruch inLuxemburg, Belgien,Frankreichgesprochen han«

(S!arkerVeifallaufallenBänken.)HerrNasfin-Dugens:»Derherr PräsidentwühltmitdemMesserineinernoch blutendeannde.«

(LauteZwischenrufe.)»GeradeIhr,SchreienhabtinEuremGelb- buchderdeutschenPresse Waffen geliefert!«DerPräsident-»Sie verletzen Frankreichinseinem heiligsten Gefühlundich mußSie zurOrdnungrufen.Das demokratische FrankreichwillRede- freiheit.Diewahreichunter allenUmständen.Aberich mußden- Redner bitten,nichtdieRollen zuverwechseln;was inder Ge- burtstuvdedesKrieges geschah,müßteihnzusorgsamerWägung seinerWorte bestimmen.Dieerbitteichnun von ihm.«(Beifall.) HerrRasfinsDugens :»Ich mußzugeben,daßimReichstagNle- manddemEinbruchinVelgienwidersprochenhat.Eure Presse hataber unseredeutschenGenossenauchnichtsanft behandelt.«

Das Wort entsesselteinen Gewittersturm. DerPräsident: »Ich darf nicht dulden, daßSieLeute,derenWaffeindieser Stunde ausunsereSoldaten zielt, hier,Genossen«nennen.« RasfiniDu- gens: »Ichnehmedas Wort,dasetwas weitergingalsmein Gedanke,gernzurück.Ich vertheidige,was mirWahrheit scheint;

irrteich, sowar mirs unbewußt.Wirhaltenunsandie Grund- lehredesSozialismus Deutschen Friedenwollenauchwirnicht.«

(9)

Losung undFeldruf.« 65 Vouveri: »Wir,dienichtinKienthalwaren, sinddoch wohl eben so guteSozialistenwieStel« Cochim»Siesind nichtderWort- sührer unserer Parteil«Longuet: »Heruntervon der Redner- tribünet«Kienthal istvon den Geeinten Sozialisten gerichtet.

JnEnglandfindetderAnhangderCatfonundCurzonden versöhnlichjovialenAsquithund(besonders)denseelischsauberen, inredlicheGerechtigkeitstrebendenPazifizisten Grey allzulau.

JnFrankreichwirdVriand, der,wieBourgeois,einesociåtedes nations ersehnt,vonMaurras und anderen »jusquauboutistes«be- rannt,die bisans Ende gehen,denKriegumjeden Preis über denRhein tragenundDeutschlandsLeibzersetzen, nichtnur sei- nen Panzer zerbrechen möchten(unddenen, vielleichtfälschlich, nachgetuscheltwird,daßsieüber denGoldhortdesHausesOr- leans verfügen).WerinKlarheitbleiben odergelangenwill, muß bedenken, daßinbeidenWestreicheneinderVerzweiflungirgend- wieähnelnderGemüthsstand wahrscheinlichdie wildenMänner ansRuder brächte.NochistvonsolcherStimmungnichtszuspü- ren. England sonnt sichim warmen Glanzeines ungemeinguten Geschäftsjahres,das ihmdieSteuerlast vonelf Milliarden er- leichtert, hatdieFlotte (fiir KriegundHandel)beträchtlichver-

größert,ganzeZerstöreriGeschwaderinVereitschaftundinjeden sicherenWinkel Nährmittelgespeichert. Frankreichhat für seine kurzeFront(kaummehralseinViertel unserer) einstweilen noch Menschengenug,weiße,braune,schwarze,kann,wennderenZahl schrumpft,auf8uzugausVritanien,Ruszland,Jtalien, Portugal rechnenundträgtdas ungeheure GewichtderOpfermitder feier- lichenund doch nach Beifall blinzelndenWürde corneillischer Helden.Das carrousel derKriegswirthfchaft,dessenrastlose Dreh- ungimmer wieder dieselben buntenLappen,die selbe Scheinfülle vors Auge reiht,scheucht,überall,dieSorgeins Dunkel. Auch lnRußland,wodieSchaarder Berdiener schmal,aber die Volks- masse auch nochstummist,das Mißverhältnisz zwischenHinge- bungundSäckeleinicht siehtund derKriegnur über denWest- rand desschatzträchtigenRiesenreicheshinksibbelt.Der,Geiell- schast«isterimtiefstenGrunde derKampfum die innereZukunft desBaterlandes. KonstantinopelsZarigrad, Armeniemdiesaf- tigstenStückeGaliziensund derVukowina wären ihrwillkom-

mener Zuwachs;dochwichtiger istdieMachtvertheilunginder

(10)

66 DieZukunft-

alten unddennoch kindhaft unfertigenHeimatthe Wilden sind hierdieDemokraten,dieinDeutschland dieletzteZwingburgmi- litärisch-junkerlicherReaktionsehenund voninnigerVerbündun g mit denWestmächtendasMorgenroth russischerFreiheiterhof- fen;jeröther,destofernerdequnsch frühenFriedensschlusses.

Den willnur das Fähnleinder inStaats- und Kirchenlehre Orthodoxenund(vielleicht)die inwirthschaftpolitischeDenkform erzogene GruppeKriwoscheins. Soll dieSelbstherrschaftdes Papst-Bären ausgerodet werden odernachdemKrieginneue

Wipfelwölbung aufblühen?Vorsedeandere recktsichdieseFrage.

AlsAlexander derDritte, derstille Slawenammann, ge- storbenwar,rieth seinertwe demSohn, freiwillig aufdasSelbst- herrscherrechtzuverzichtenAmTotenbette des Mannes hattesie, inLtvadia,mitdemHausminister Woronzow-Daschkoweinen Verfassungentwurf ausgearbeitet,dersofortinKrafttreten sollte.

NichtausLiebe zumLiberalismus undParlamentarismus, son- dern,weilsieKeinem dieKraftzurBewältigungderAufgabe zu- traute,fürdieihr starker Sascha gerade starkgenug gewesenwar.

Keinem. AmWenigstenihrem Söhnchen,demguten, schüchter- nen,kränkelndenNika,der wirklich nicht aussah,alskönneerdie Mützedes Monomachos mitAnstand tragen.Dennochwollteers.

Der Vater hattegesagt: DasLand brauchtreligiöseund nation ale Einheit, brauchteinedenFeindschreckendeRüstungund dasVolk will einenkräftigzugreifendenHerrn; alsokeineVerfassung,son- derngerechtesundreinliches Regiment.Wider denWillen des Vaters handeln? Niemals. DieMutter warnte: DieLastwird Dir zuschwer; wirf sie ab, eheDuerlahmst!DieFrau,daseng- tischerzogene zärtlicheHausmütterchembat:Gönne Dichuns, den Kindern und mir, statt Dich stündlichneuer Gefahr auszu- setzenl MancherVerwandte gabdenselben Rath. Vergebens.

Nikolai Alexandrowitsch,derso unsicher sonst zwischenverschie- denen Neigungen schwankte,bliebhierimWollen festunddem Vater gehorsam.Woronzowwurde ungnädigweggeschicktundin einerseiner erstenReden wandte derneue Zarsichgegendie»sinn·

tosenSchwärmereien«derLeute,diefürRusslandeineKonstitu- ttonnacheuropäischemMusterheischten.Das war imJahr1894.

SergejJuliewltsch Witte,dernur Finanzminister hieß,aberim Machtbereicheines Ministerpräsidententhronte, hattedasOhr

(11)

Losung undFeldrus. 67 des Kaisers.Witte,der ein paar Monate vorhergegenWorons zow dasKollektiveigenthumderLandgemeindenverfochten hatte undbalddanachden MirdasUnglückNußlands nannte, fürdie ungeschmälerteFortdauerderSelbstherrschaftund gegen die An- maßungderProvinziallandtage sprach.Zethahre danachkam, wider Wittes, Lamsdorffs,Kuropatkins Rath,derAsiatenkrieg.

Dasiehtman,hießes,was einemoderne Staatsverfassung ver- mag; wieschnell sind diesekleinenJapaner, seit sieeinParlament hoheman dieHöhe gekommen! SemskijSobor?Als PortArthur gefallenwar, wurde Nikolai von Maria undAlexandraFeodos

rowna abermals liebevoll bestürmt,das erlösende Wort endlich

zusprechen. Erstam vorletzten Oktobertag (unseresKalenders) sprachers;alsinPortsmouth die pax britannjca geschlossenwar undderJakobinerschreckenim weitenReichalles städtischeLeben lähmte.»Die entstandenenUnruhen bedrohendieNation mittiefer Zerrüttung,gefährdendieEinheitdesReiches unddenUmfang seines Gebietes. Nachmeinem unbeugsamenWillen istdie Re- girung fortan verpflichtet,dem Volk dieUnverletzlichkeitderPer- son,dieFreiheitdes Gewissens, derRede, derVersammlungzu gewähren.«JnundeutlichenWorten hatte schon zuvoreinErlaß von derNothwendigkeit gesprochen,russischeMänner alsMit- arbeiter undAufseherderRegirung zueiner Gossudarstweni najaDuma zu vereinen ;dochwaren Zweifel geblieben,obdiese Versammlungje tagenwerde.JetztwurdedasallgemeineWahls rechtals(freilich noch fernes) Ziel gezeigtundfeierlichzugesagt, denErwähltenwerde dieUeberwachung derGesetzlichkeitaller

BerwaltungmaßregelngesichertseinundkeinGesetzNechtäkrast erlangen,bevordieReichsduma esgenehmigt habe. Aahtedas Ende der Autokratie? Soschien es.Witie hatteüberJgnatiew gesiegtundwar nun auchdemTitel nachMinisterpräsident.Witte, dervölligBekehrte.Seiter vonPlehwegestürztwarund dasSpek- takelrussischenWerdens vonseinemLogensitzaus sah, hatteer, der(gewißinbester Absicht)mitdembezahlten SpitzelGaponund mitdemArbeiterführerUchatow,mitLiberalen undSozialisten heimlichregen Verkehr unterhielt, seineMeinungvonGrund auf geändert.Als ichdenmachtlos Gewordenen sah,spracherwie einFreisinnigervon dersanfteren Tonart. »RußlandsWegkann nicht anders seinalsderallerübrigenLänder.Wirmüssendiesel-

(12)

68 DieZukunft-

benEntwickelungstufen überschreitenwiejedes europäischePoll.

Unsinnig istdieBehauptung, Rußland seiein ganzbesonderes Gebild,fürdasdieErfahrungen anderer Reiche nichtgelten-«

Jch verbargmeine SkrupelundZweifelnicht.Aberder Mann war dialektischso sicherundhatte,unterschwierigenVerhältnissen, einJahrzchnt langso gut regirt, daßerfür seinenWillensdrang freienRaum fordern durfte.AlsTriumphator vonPortsmouth hatteerihn; endlichdenhöchstenSitz.Und bestimmte seinen Herrn,dem Polk eineCharteund einParlament zuverheißen.

Bald danachwurde inZarskojesSelo geflüstert:Dergroße- SergejJulitsch hatwiedermalgeirrtoderwissentlichUnw ahresge- sagt;dieTrupven,sowarnte er,find nichtmehrzuverlässigmndAds miralDubassowhat,als Gubernator vonMoskau, uns nun doch bewiesen, daß manselbstinärgsterFährnißsich aufdasHeer noch- verlassen kann.Hat nicht auchDurnowo dieStrikewuth derPost- undBahnbeamtenschnellniedergezwungen?ReimWitteisteben dochnur Finanzmächlerund inpoliticisDilettant. DieKonser- vativen(deren sichtbarstesHaupt,denvupillarisch nichtganzsiches renFürsten Meshtsherskij,erlängstschon fürsichgewonnen hatte) fanden ihnzumild,die Radikalen zustreng,zugewaltthätig.Sein Programm war offenbar: das Geschwür auseitern, ausbluten lassen;nur woesunerläßlich ist,mitscharfem Stahl nachhelfen;

imUebrigen reden, versprechen, schwichtigen,utaliquidfecisse vi- deatur. Keinschlechtes Programm füreineUebergangszeitrussis scher Menschheit. Als Führereiner Lokomotive,sagt Lagarde, hatman nichtkonservativoderliberal zusein, sondern sachver- ständig. Witte wars; undsah, seiterwiederTrägerderMacht undderVerantwortlichkeit war,wohl ein,daßRußland dochals- ein Gebild suigenerisbehandeltwerden müsse,dessen Weh nicht nachenglischenRezeptenkurirt werden kann.E-rmachte dieWah- len;hoffte, sie »machen«zu lönnen. Daßdieeuropäische Presse- -zeterte,der Pollswille seischnödgefälschtworden,war thöricht:

dieradikale Dumamehrheitbewies durch ihr Dasein ja,daßder- TshindieWahlfreiheit geachtet hatte.Sergeij Juliewitschaber- erlebteeineschlimmeEnttäuschungErhatte einelenksameBauerns majoritäterwartet: undgeradedieBauern hattennun die wil- desten Schreier gekürt.WarDas nicht vorauszusehen?Daßder Mushik sichentweder scheuderAbstimmungenthalten oder,mit

Cytaty

Powiązane dokumenty

Die Verkünder entgegengesetzter Thesen, die die Forderung nach zölibiateren Lebensepo«chen,auch wenn Gründe hoher und höchster lArt, etwa die Bindung an einen vson uns Entfernten,

Schon er aber empfand auch wie Dorn in feinerHaut, daß er Sein und Schimmer dem Schwert eines Kaisers verdanke. »MeinWilIe ist, daß die Kirchen der Christen geöffnet und ihren

Die Jdeien der Zeit«um 1813 eilten als politische Vekenntnisse der geschichtlichen Entwicelung weit voraus. Auch kosnstruirten sie sich, Ivon den unfertigsen Dingen ihrer

Seine leidenschaftliche Bewunderung für das Deutschland Luthers, Friedrichs, Schillers nnd Goethes ist zu bekannt, als daß wir darüber Worte zu verlieren brauchen. — Aber als

Dann aus dem deutschen Süden: »Von Nürnberg bis Amsberg reiste ich- ganz allein: vor Langeweiie wurde tich ein Sankt Peter sund mach-te einen Entwurf zu einem ewigen Frieden.

Ein Jahr später in Frankfurt, wo Franz Joseph dem Fürstentag präsidirenfom »Um Sechs kam der Kaiser in einer offenen zweisitzis gen Kales che.Da man geglaubt hatte, er werde

Doch Schiller selbst hat, freilich in stillerer Stunde, das ernstlich bedachte Wort gesprochen: »Wer die Kunst als Etwas, das im- mer wird und nie ist, betrachtet, kann gegen

»Civildienstpflicht«: ein schiefes, in gefährliche Miß- deutung neigendes Zeitungwort, fast so sinnlos wie das häßliche ,Neuorientirung«, das nur von der Gnadedes