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Museum, Blätter für bildende Kunst, Nr. 45, 11 November 1833, 1 Jhrg.

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M 45.

Yen d ie se m lila tt e e r sc h e in t w ö c h e n tlic h 1 lin g . jn Q u a rto ,

«o o ft e s d ie V e r stä n d lic h k e it d e s T e x te s erfordert, w ir d e in e

B e ila g e g e g e b e n .

J a li r g a il g 1, 1833.

D e r 1‘ re is d es J a h r g . is t 5 t h l.

der des hnlb. - 2^ - und w ird dos Abonnem ent ]>r.i- Miiincr.'widn en trich tet.

Man

u n ­ te r z e ic h n e t a u f d ie s lila ll. n iis-

# e r hei deni V e r leg e r , a u f a ilen K . l’r. P o stäm tern umt in j eder

so lid e n B u ch han dlung.

M . u s e n m,

B l ä t t e r f ü r b i l d e n d e K u n st.

B e r l i n ,

den 11. November.

Redacteur D r. F. Kugler. Verleger George Gropius.

Ausstellung in Düsseldorf

i m J u l i u n d A u g ’ u s t 1 8 3 3.

( F o r ts e t z u n g .)

"Von F r. D i e t e r i c h in S tu ttg a rt w a r ein grös­

seres Gemälde eingegangen, C hristus im Meeressturme schlafend, das indessen bei W eitem nich t die E r­

w artu n g en befriedigte, w clch e ein klein eres, vor m ehreren Ja h re n vom hiesigen V ereine erw orbenes B ild

e r w e c k t

h atte. N ich t dass es an einzelnen geistreich und eigenthüm lich gedachten Köpfen fehlte, aber die w enigsten Z uschauer kam en dazu, sie zu b etra c h te n , w e il die unnatürliche und unangenehm e Farbenbehandlung des G anzen, in Himmel und W el­

len, iii G ew ändern und Köpfen, sie abstiess. Beson­

ders w a r auch d er C hristuskopf w enig befriedigend.

E s ist zu bed au ern , dass der gew iss talentvolle

K ü n stler, vielleicht w eil ihm der Austausch m it än­

dern Kunst genossen abgeht, w eniger w irk t. Mehr zog ein kleines Bild von G o t t i n g die B etrachten­

den an, den M oment darstellend, w o P etrus, der m it Jesus auf dem See w andeln w ill, u n te rsin k t, und d er H eiland ihm die Hand reic h t: D u K leinm üthigcr, w arum zw eifelst D u? W ie man vern im m t, soll es in grösserer D im ension für eine K irche ausgeführt w erden,

w to z u

es sich auch vollkom m en eignet.

A uf dem Bilde der heiligen V eronika von dem­

selben K ünstler w a r besonders das H aupt des E rlö ­ sers auf dem S chw eisstuche in seiner 6pirituelleu W ü rd e eine w ah re Eingebung, und der K opf der H eiligen, w en n er auch zu w ünschen übrig liess, zeigte doch richtiges und fromm es Gefühl. Es ist dies das erste grössere Bild des K ünstlers, nach­

dem derselbe von d er B ildhauerei zur M alerei

übergegangen is t, und b erechtigt um so m ehr zu

(2)

grossen E rw artungen, als er zu den W enigen gehört, w elc h e Sinn nnd Neigung für religiöse Aufgaben haben. Seine plastischen V orstudien mögen ihm da­

bei m anche Vorth« Me g ew ä h re n ; nicht bloss im E in ­ zelnen der Modcllirung (z . B. sind die H ände auf seinen Bildern im m er se h r gelungen), sondern auch geistig, w eil sie einen stren g em S ty l geben.

D ie R eihe der christlichen G egenstände beschliesst S t e i n b r u c k s J u n g f r a u , eine W iederholung in geringerer D im ension von je n e r, die auf d er letzten B erliner Ausstellung w ar. Sic beschliesst die R eihe, w en n sie noch üb erh au p t in dieselbe gehört; m in­

destens ste h t sie (w ie der K ünstler selbst sie darge­

stellt h a t) auf der S chw clle und schon m it einem Fusse in d er W e lt. D ie M utter ist übrigens eine liebliche, zierliche G estalt m it w eieh em , zärtlichem A usdruck, der cs auch hier an Beifall n ic h t gefehlt h a t; w en ig er freilich das K ind; doch soll die W ie ­ derholung n ic h t so gelungen sein, als das Original.

U n ter den ändern B ildern ernsterer G attung stehn besonders die von E d u a r d B c n d c m a n n vor­

an. A uch das ältere, die trauernden J u d e n , über w elches ic h , da sein verd ien ter Ruhm genug ver­

b re ite t is t, schw eigen w e rd e , w a r noch liier. Es w’ird w ahrscheinlich in das städtische Museum in K öln kom m en. D as n euere ist jenem zw a r n ich t völlig an die S eite zu stellen, schon deshalb, w eil cs keinen, so ernsten und erhabenen G egenstand be­

h an d e lt, allein es ist in jeder Beziehung ein w ü rd i­

g e r N achfolger des ersten. Es stellt eine G ruppe von zw ei Mädchen d ar; die eine blond, in w eiss und lila gekleidet, m it lieblichen sanflen Zügen, schw eigend, m it gesenkten B licken, hö rt der ändern zu , w clchc begeistert, m it schw arzen leuchtenden A ugen und aufgehobener Hand, zu erzählen scheint.

Sie ist in roth en Sam m et gekleidet, die Laute ru h t an ih re r Seite. Ihre feinen, leicht bew eglichen Züge sprechen den olFcnen, zum Em pfangen und An regen gleich geeigneten Sinn aus, aber es m ischt sich in das F euer der Begeisterung auch etw as W eiches, vielleicht unbestim m te W e h m u th , vielleicht der Schm erz der E rfah ru n g , w as sie zu einer m ehr m il­

den als glänzenden E rscheinung, und dadurch jener ändern sinnigen G estalt näher verw an d t m acht. Sie sitzen im F re ie n ; die sanftere leh n t sich an das M auerw erk eines B runnens, h in te r w elchem ein k lein er Hügel auf dieser S eite die Landschaft ver­

d e c k t, die sich auf der ändern S eite h in te r der

S prcchcndcn öffnet und lachende griine F lu ren and den tie f dunkeln Meeresspiegel sehn lässt. Man h a tte das Bild im Kataloge der A usstellung als, „ z w e i M ädchen am B ru n n e n “ aufgeführt, und in d er T h at w ü rd e ein anderer N am e, d er allegorische oder h i­

storische Beziehungen h ä tte , zw a r w ohlklingender, aber dem Bilde w en ig er entsprechend sein. Es ist w irk lic h n u r der Gegensatz w eiblicher C h arak tere, der sich nach einer N a tu rn o tw e n d ig k e it überall w ied e rh o lt, d er näm lich zw ischen der edleren und der sanfteren. N ach dem S tandpunkte, von dem man ausgeht, nim m t dieser G egensatz sehr verschiedene Färbungen an. Im D ram a, auf dem Boden der w irk ­ lichen T hat, sinkt die eine bis zur V ertrau ten herab, w äh ren d die andere als Heldin erscheint. A uf dem religiösen S tandpunkte aber steigt die S chaale, w e l­

che früher die u ntere w a r ; das V erhällniss w ird das jen er S ch w estern im Evangelium , die Heldin w ird zu der w elllich th ätig en M artha, die V ertrau te zur beschaulichen M aria, die das gute T heil erw äh lt hat. A uf unserm Bilde ist der S tandpunkt ein m itt­

le re r; nich t völlig jen er religiöse, denn das sinnliche E lem en t ist hier zu schön, aber auch n ic h t völlig der w eltliche. D ie leise W ehm uth d er irdisch Ho­

h e m bringt in den G egensatz selbst eine H arm onie hinein, d u r c h w elch e die W irk u n g des Gemäldes im Ganzen eine so milde w ird ; es h errseht darin ein T on der V ersöhnung, der Ausgleichung alles Gegen­

satzes, der in der Seele des B eschauers fortklingt, und ihr gleiche Stim m ung giebt. Es gehört m it zu den seltenen W e rk e n , bei denen man die sittliche Kraft der K unst re c h t deutlich empfindet. Mit den tra u ­ ernden Juden hat. cs, bei aller V erschiedenheit des Moments und des A usdrucks, grosse V erw andtschaft.

Schon äusscrlich, denn auch dieses zw eite Bild ist halbrund, und die G ruppe schliesst sich in ähnlicher F orm leicht, und schön zusammen. A ber auch gei­

stig , denn der G eist der R u h e , der in dieser plasti­

schen A nordnung sich ausspricht, ist beiden Bildern gem ein, n u r dass er auf drm ersten m e h r im tragi­

schen P a th o s, hier m ehr in sanfter, fast h eiterer W e h m u th auftrilt. Iu dieser B eziehung siud n ich t bloss die W e rk e dieses jungen K ünstlers, sondern auch der grosse A nklang, w elch en sie finden, ein sehr günstiges Zeichen. D enn nichts schien bisher u n srer Z eit m ehr zu fehlen -als die sittliche R uhe;

und doch ist diese in andrer Beziehung höchst w ü n ­

s c h e n s w e rt^ und für die bildende K ü sst geradehin

(3)

u n en tb eh rlic h , ih r Lcbenselem cnt. N ach d er Auf­

nahm e a b e r, w elc h e diese B ilder finden, muss m an

s c h l o s s e n ,

dass unsre Zeitgenossen nich t so entfernt

d a v o n

sind, als es sein en ; denn das sittliche Gefühl lässt sich n u r das V erw an d te gefallen und könnte sich n ic h t so entschieden für K unstw erke dieses G eistes erk lä re n , w enn cs n ic h t selbst dahin neigte.

W ir können daher aus dieser Erscheinung schliessen,;

dass der S turm der Z eit sich legt. D as Meer stillt sich ab, w ie die S eeleute sagen; an den K üsten des praktischen Lebens ist die Brandung noch in w ilder A ufregung, aber fern von diesen m enschlichen In­

te re sse n ,-au f der hohen See, beginnt schon d ic U u tli sich zu glätten.

K ö h l e r s R e b e c c a ist von der vorjährigen B erlin er A usstellung b ek a n n t, es h at seitdem durch die Z eit einen etw as d u n k elern , k räftigem Ton be­

kom m en, w elc h er dem alttcstam entarisehen p a tria r­

chalischen Geiste m ehr zusagt. D ie R ebecca ist ge­

w iss eine liebliche, idyllische G estalt.

A uch über S t i e l k e ’ s grösseres B ild, R inald’s A bschied von A rm iden, kann ich aus dem selben Grunde kurz sein. Manches, w as man an dem selben ausgesetzt h a t, liegt w o h l im Gegenstände. G estal­

te n , w clclie uns durch die Auffassung des D ichters zugeführt sin d , behalten für unsre P hantasie stets die Z üge, w elch e ihnen die P ersönlichkeit oder das Z eitalter desselben lieh. So selm w ir Rinald und A rm iden stets m it Tasso’s A ugen; sie tragen den C h a ra k te r einer üppigen, siunlichen Empfindung, die n ic h t m ehr w ie bei A riost in heiterin U cbcrinuthe spielt, sondern*w eicher und sehnsüchtiger gew orden is t, und das ganze W esen um so tiefer durchdringt.

D ie Form en erinnern an die Regelm ässigkeit und S chönheit der A n tik e , aber sie sind von dem w u n ­ derbaren L ichte um geben, das beim E rw ach en der n eu e m Z eit auf die Sagen des M ittelalters fiel.

D iese Züge des D ichters finde ich auch hier auf dem Gemälde w ieder. D ie w eichen Linien der Ge­

stalten beider Liebenden, die phantastische, w ie vom Schm elze des A bendroths beleuchtete Landschaft, der ganze F arbcnlon des Bildes gehören nicht bloss einem südlichen w arm en H im m el an , sondern der gesteigerten A nschauung des rom anlischen Gedichts.

N ich t ohne G efahr folgt eine K unst der ändern, aber m an ist es dem Maler schuldig, nicht bloss die Na­

tur, sondern auch den D ic h te r m it ihm zu verglei­

chen. Mir w enigstens schien das Bild z a gew innen, seitdem ich es m ehr in diesem L ichte sah.

Von dem selben K ünstler w a r ein zw eites Bild in kleinern V erhältnissen: St. Georg. D er Engel er­

scheint dem H eiligen, der in voller ritte rlich e n Rü­

stung vor ihm k n ie t und iibergiebt ihm das K reuz­

panier. H inter dem Hügel zieht sich der K am pf der C hristen und Heiden zur S ladt und zur Meeres­

küste hin. A uch dies Bild hat etw^as vo n dem süd­

lichen F arbenton des E rsten , doch bedeutend gem il­

dert, so dass n u r der E indruck eines h e ile m , reinen D aseins dadurch entsteht. D e r Engel ist eine sehr liebliche G estalt und das G anze mit grösser Sorgfalt uud S auberkeit ausgeführt. W e r sich m ehr am K räftigen als am Z arten und Ausgeführten erfreut, findet Befriedigung in einem Brustbilde von dem sel­

ben K ünstler, einem schönen, bärtigen Kopfe im reichen orientalischen G ew ände.

E in Liebling des P ublikum s w u rd e , und zw ar m it R echt, K r e t z s c h m e r ’s R o t h k ä p p c h e n . Man sieht das heim liche, dunkle S tübchen in sonntäg­

lic h er R ein lich k eit, das B ette m it den gross geblüm­

te n V orhängen geo rd n et, am F ensler den Vogel im' K äficht und das Kruzifix m it dem W eihgefässe. Vorn sitzt die G rossm utter am T ische, w o ra u f das rein ­ liche K affeegeschirr ste h t, auf ihrem Schoosse liegt die aufgeschlagene Bibel und die Brille. Neben ihr ste h t das K ind m it dem ro lh en K äppchen und der T asc h e; es h a t sich zärtlich an G rossm ulter ange- schm icgt, und schaut sie aus dem blühenden K inder­

gesichte m it u n w iderstehlich liehen, schm cichelndcn A ugen an. V or den kleinen S cheiben des F ensters glänzen die B lätter h eiter im M orgenscheine, aber durch den ändern geöffneten Flügel ste ck t schon der W o lf seinen gefrässigen Rachen. D ie G rossm utter ist g u t, freundlich, ern st, und R othkäppchen w irk ­ lich so kindlich und lieblich, dass es kein W u n d er ist, w en n es besonders alle w eiblichen H erzen ein­

nim m t. D em V ernehm en n ach w ird, der K unstver- e in , der "es zu seiner diesjährigen Verloosung ange­

k auft hat, eine L ithographie danach ausgeben.

V erw an d ter A rt ist die M ä h r c h e n e r z ä h l e r i n von H i l d e b r a n d . Es ist ein W 'intcrabend, die A sche glüht im K am in, die O ellam pe steh t auf dem Sims desselben. D e r m ächtige L ehnstuhl ist der w arm en S telle nahe g erü c k t, und E nkel und E n k e­

lin hören au f das M ährchen, das die Erzählende m it

w ichtigen M ienen begleitet, um die K raft der W orte,

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zu erhöhen. Neben ih r k n ie t au f d er einen S eite das M ädchen; sie schlicsst sich enge an ihren Schooss an und sicht m it den grossen w e it geöffne­

te n Augen ängstlich zur S e ite , vielleicht um n icht rü c k w ä rts zu b lickcn, w o auf der h in te rn W and des dunkeln Zim m ers in den V orhängen des Him­

m elbettes das doppelte L ic h t der A schenglulh und der Lam pe zw eideutig spielt, und die geöffnete T hüre den E in tritt von etw a s S chreckhaftem befürchten lässt. A uf der ändern S eite sitzt der Knabe auf ei­

nem Fussschem el, bequem in sich zusammengezogen, m it krum m em R ü c k en , auf dem der S chein des Ka- m infeuers brennt, n ic h t m inder gespannt, aber m it ei­

n e r T hcilnahm e, die m ehr E rw a rtu n g als Bcsorgniss ausspricht. — So h at der M aler, dessen T alen t be­

kan n tlich glcich stark für die m agischen W irkungen des künstlichen Lichts und für naiv e, kindliche Mo­

tive ist, beides zu verbinden gew usst.

In einer derbern, m it schärferm Salze gew ürz­

te n K om ik zeichncle sich das: R h e i n i s c h e W i r t h s - h a u s von A d o l p h S c h r ö t t e r aus S ch w ed t aus.

E s ist ein Haus in d er B auart der kleinen S täd te in den engern G egenden des R heinthalcs, w o der be­

w o h n te T heil auf einem hohen U nterbau ru h t, d er dem E indringen des W assers P reiss gegeben ist und zum W e in k e lle r dient. O berhalb dieses K ellers,

a u f

der T reppe des H auses, u n te r dem S ch atten des N ussbaum s, ist ein Tisch fiir T rinkgästc, um den w ir alte S oldaten, S chiller und K nechte, in iliren ausgebleichten blauen K itteln, versam m elt finden. In d er Thiir des Hauses selbst stehn ein P aar S tuden­

te n , auf der Fussreise ru h en d , in H em dsärm eln, aus den zierlichen Pfeifen dam pfend; ein alter Landm ann m it dem scharfen P rofil, wrie man es in den R hein­

gegenden oft findet, erzählt ihnen sehr eifrig irgend etw as A b e n te u e rlic h e s , das sie gelassen hören. Am Fusse der T reppe zeigt sich eine besonders gefällige Gruppe. D as M ädchen des Hauses, eine schm ucke D irne m it zierlichem M ieder und H äubchen, einen K rug in der H and, den sie aus dem K eller heraiif- bringt, w ird von einem derben jungen Burschen auf- gehalten, w ährend ein anderer, schw erfälliger Gesell im K ittel und in hohen Fuhrm annsstiefeln sich tie f vo r ih r verbeugt. Seine bäuerische U ngeschicklich­

k e it, die halb Ironie, halb W a h rh e it is t, spricht den K o n trast der w eiblichen Z ierlichkeit gegen die plumpe B equem lichkeit der M änner in den untern Ständen m it dem heitersten H um or aus. Im V orgrunde end­

lich iibergiebt der W irth des H au se s, in dem w ir m it V ergnügen einen V erw an d ten des w ohlb ek an n ­ te n K ellerm eisters in dem frü h e m S ch rö tte rsc h en Bilde en td ec k en , einem F uhrm ann die nöthigen P a­

piere, w ährend das F a ss, das er fortbringen soll, im H intergründe aus dem K eller herausgehoben w ird . In den einzelnen G estalten dieser G ruppen b e w ä h rt sich das grosse T alen t des K ünstlers, den G eist d er u n te rn S tän d e , das B ehagliche, B eq u em e, die eigen­

tü m l i c h e S ch lau h eit und S elbständigkeit, und sonst die feinsten Züge dieser S tufe des Lebens aufzufas»

sen. N am entlich sind die Köpfe des Fuhrm anns, d er m it dem W irth e sp rich t, und des alten E rzählers bei den S tudenten M eisterstücke in dieser G attung, und ich w ill n ic h t stre ite n , w en n man darin eine feinere K om ik als bei den m eisten alten N iederlän­

dern dieser G attung zu bem erken glaubt. E ine E i­

g e n tü m lic h k e it dieses Bildes ist es aber, dass neben dem D erbkom ischen etw as Z arte s, S entim entales fühlbar is t, w as ihm einen edlern Zug leiht. E s liegt n ic h t bloss in dem G eiste, der bei der Auffas­

sung d er einzelnen G estalten v o rh e rrsc h t, sondern besonders in den L ichleffektcn und in m anchen N e­

bensachen. D u rc h das Laub des Nussbaumes w irft die Sonne spielende L ic h te r ü b er das ganze Bild h in . und glän&l zu letzl noch in dem falben G rüu der K ürbisblälter, w ährend man durch die geöffnete H a u s tiir e in das D unkel des Hauses und auf die altvaterischen F orm en der T reppe sicht. W ir ver­

lieren uns daher n ic h t in dem kleinstädtischen All­

tagsleben, sondern die höhere S chönheit der N atur scheint hinein, und dam it auch die rom antische Ver­

gangenheit des Rheinlandes rep räsen tirt sei, sehn w ir an der einen S eite zw ei w eh rh afte T hürm e der V or­

z e it, w'ie sie diese alten S täd te häufig h ab e n , h er­

überragen.

E s ist n ic h t zu leu g n en , dass dieses Spiel des S onnenlichts im bew eglichen Laube etw as Bedenk­

liches h a t, schon deshalb, w eil das Bild dadurch n u r allzuleicht die n ö t i g e R uhe verlieren kann. In ­ dessen sind die grossen S ch w ierig k e ite n , w elche durch diese w echselnden S ch atten und durch die m annigfaltigen Reflexe der beleuchteten K örper en t­

standen, m it G lück üb erw u n d en , und w enn dies be­

w eg te Motiv fast m ehr d e r poetischen als der m ale­

rischen S eite d er N atur an g e h ö rt, so ist dafür auch

d er G eist des poetischen Hum ors in die M alerei

übergegangen. U nter den ändern B ildern dieser hei­

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359

te rn G attung fand R u s t i g c ’s V o g c l s c l n e s s s e n vielen B eifall, w e il cs iu le ich ten , jedem zugäng­

lichen M otiven behandelt w ar. An m ehreren k le i­

nen Bildern von S o n d c r l a n d in seiner bekannten graziöseil W eise fehlte es auch diesmal nicht.

(Beschluss folgt.)

U e b e r

d i e r o e m i s c h - c h r i s t l i c h e n

b a u s y s i e m e

.

3. V e r ä n d e r u n g e n i m c h r i s t l i c h e n B a s i l i l c e n b a u .

( B e s c h l u s s .)

D ann ist es m ir autgefallen, dass, w enn m an in den Basiliken von R avenna und in anderen Gebäu­

den des fünften oder sechsten Jah rh u n d erts, alle K a­

pitale, oder w enigstens den grössten T heil derselben, nach orientalischer A rt, w ie die d e r S ophienkirche oder die von S. Vitale*), gebildet sie h t, dies nicht bei den B asiliken der anderen italienischen S tädte aus der in Rede stehenden, späteren P eriode der Fall is t; in der Regel gehören hier die K apitale, w ie sie auch, — w enn nich t vielleicht selbst, W e r k e aus bes­

serer Z eit, — roh g earbeitet sein mögen, irgend einer O rdnung der röm ischen A rc h ite k tu r an , zum eist der k orinthischen oder der com ponirten. D ie der Basi­

lika S. Clem cnte sind alle ionisch und w ahrschein­

lich älter als das Gebäude. D ie K athedrale von Pola zeigt zw a r in diesem Um stande, so w ie in der schon ein w enig zur Spitze sich neigenden Form ih rer Bö­

gen **), einige A usnahm en; aber man m uss beden­

k e n , dass diese S tad t zu jen er Z eit noch m ehr grie­

chisch als italienisch w ar.

A usser den K apitalen und den Kranzgesimsen sieh t man selten S ku lp tu ren in den K irchen des neunten und zehnten Ja h rh u n d e rts; und w enn deren einige Vorkommen, w ie die an den S chranken in S.

C lem ente, so sind sic en tw ed er in maurischem oder orientalischem Geschm ack, oder in jenem S ty l, w el­

ch er V erschlingungen, B lätter und andere ähnliche A rabesken in sehr flachem R e lie f bildet und beson­

ders zur Z eit der Longobarden, im siebenten und

>) J ’A g in c o u i’f a. a, O. T. LXIX n. 8, 9V

*♦) d ’A g iI*c o u r t * T. LXV.

achten Ja h rh u n d e rt angew andt w urde. S kulpturen, die in d er T h a t, w as ihren S ty l

a n b e tr if f t,

n ic h t durchw eg zu verachten sin d ; d ie , w en n sie einer­

seits auch n ich t m it den A ntiken verglichen w erd en dürfen, andererseits doch bei w eitem w eniger bar­

barisch und ro h sind, als w ie jene gräulichen F ratzen von U ngeheuern, M enschen und T h ic re n , d ie , vom eilften Ja h rh u n d e rt ab , so häufig zur V erunstaltung d er D ek orationen in den heiligen Gebäuden dien­

te n ; D arstellungen, um dcrenw illen, im Anfänge des zw ölften J a h rh u n d e rts, der heil. A bt B ernhard in einem Briefe an den heil. Abt T heodor grosse B e­

schw erden erhob. A ndre jed o ch , die dieselben als Sym bole b e tra c h te te n , un ter deren S chleier die ge­

heim eren W a h rh eite n der R eligion ausgedrückt seien, w aren m inder streng in

i h r e r

Verdammung*). W e n n dies von einigen jen er D arstellungen in W a h rh e it gesagt w erden k a n n , — so von der offenen oder halbgeschlosscnen H and, von den T hiercn und Men­

sche», die von U ngeheuern verschlungen werden*

von jenen L abyrinthen, die, m it

e n ts p r e c h e n d e n

Bei­

schriften, häufig beim E in tritt in die gotliischen K ir­

chen

V o r k o m m e n

, w ie m an deren z. B. noch in der K athedrale von L u c c a , in denen von

S tr a s s b u r g

und Amiens sie h t, früher auch in der K irche von San Miclielo 7.u P avia**); so ist doch ohne Z w eifel d e r grösste T heil dieser S kulpturen nichts w e ite r, als abenlheuerliche P hantasieen von ro h en K ünstlern d er Zeit.

E ine andere E ig e n tü m lic h k e it habe ic h , n ach d er Angabe Ciainpini’s***), ebenfalls an den Basili­

ken dieser Z eit bem erkt, näm lich die, dass zuw eilen das eine der Seitenschiffe b reiter ist als das andre»

*) So findet sich folgende Stelle in den Vorschriften,

■welche der heil. Erzbischof Carl Borromaeus in sei­

ner vierten Provincial- Synode über den Kirclienbaii erlassen hatte:

U b i o stiu m s c u lp tu r a leon um o r n a r i d e b e t ex em p lo te m p /i S a J o m o n is, q u i in b a s ib u s illo s s c u lp i j u s s i t u t p r a e s u lu m in d ic a r e t v ig ila n - tia m .

**) Das Labyrinth der Kirche von Pa via war von Reim- rersen- begleitet, z. B .:

T h eseu s in tr a v it m o n str u m - qu e b ifo rm e n e c a v it

, S. C ia m p im .

D e s a c r is a e d if. c.

//%

p .

129. — Vom Theseus spricht eben­

falls die ßeisclm ft des zu Lueea befindlichen. S , Guida di Lucca, facc. 27.

***) Ciampini. V ct. monim. V . / , p. 16. —

M a f f ei*

Verona illust, p . ///* .

c.

3 .

(6)

360

In der genannten K irche S. C lem cnte ist das linke S eitenschiff um ein D ritte l b reiter als das rechte.

D iese V erschiedenheit, die indess nicht überall gleich is t, w a r bestim m t nich t zufällig; ich habe sie an sehr vielen K irchen, die im S ty l dieser Z e it, auch n ach dem .Jahre 1000 erbaut sin d , besonders in T os­

can a, w ahrgenom m en. In den G ebäuden des m ehr ausgebildclcn gothischen Sfyles hingegen sicht man diesen G ebrauch n ich t m e h r, und noch w eniger in den alten B asiliken aus der Z eit v o r dem achten Ja h rh u n d e rt. P rocop giebt uns darüber, indem er von den B asiliken seiner Z eit spricht, folgenden Auf­

schluss: „ A u f beiden S eilen sind die P o rtik en (S e i­

tenschiffe) . . . deren einer die betenden Männer, d er andre die W e ib e r in sich aufnim m t; im Uebri- gen sind sie n ic h t von einander v erschieden*).“

.W eiter habe ich gefunden, dass man sow ohl in d er K irche San Clem ente, als in den anderen gleich­

ze itig en , noch n ic h t jene sehr bedeutende Erhebung des Bodens vor der T ribüne bem erkt, die sich n ach­

m als, um das eilfte Ja h rh u n d e rt, sow ohl in Ilalien als jenscit der A lp en , in den m eisten, der zw eiten P erio d e des altgothischen S tyles angchörigen Gebäu­

den angew andt findet. In, den ältesten Basiliken ist die T ribüne kaum eine oder zw ei Stufen über dem übrigen Boden d er K irche erhöht. Sptitor, das neunte Ja h rh u n d e rt besteht die Zahl dieser S tu ­ fen schon aus drei oder v ie r, und so viel sind es in S. C lem ente. E n d lich , m it dem Anfänge des eilflen Jahrhunderts stieg ihre Zahl bis auf 10 oder 12; in­

dem m an damals anfing, den T ribunen eine grössere A usdehnung als früher zu geben, zum eist, um in ih­

n e n den C hor anzubringen.

Z w ei Motive, w en n ich es re c h t verstehe, haben besonders dies im m er höhere A nw achsen bew irk t.

E inm al w a r es die blosse A bsicht, dem C hor oder P resb y teriu m eine ausgezeichnetere Lage zu geben, es auf dem so erhöhten Boden der T ribüne dem Al­

ta r n äh er zu bringen und zugleich das M ittelschiff freier zu m achen. Sodann verband sich m it diesem Grunde- ein an d e rer, der näm lich, dass man auf sol«- clio W eise leich ter im Stande w ar, unter dem A llar jene unterirdischen S anktuarien, die Conlessionen, in denen man besonders die R eliquien der Heiligen v er­

e h rte , m it grösserer P ra c h t und m inder tie f auzu- legcn.

*) P r o c o p .

D e a e d iß e iis Justiniani. In orat. /.

D as älteste Beispiel, w elches m ir von einem au f solche W eise erhöhten und m it dem Bau der K irche gleichzeiligen P resbyterium oder T ribüne vorgekom ­ m en , ist das von S. Miniato al m onte bei F lo ren z;

einer B asilika, die nach dem einstim m igen Zeugniss aller florenlinischen G eschichtschreiber gegen das J a h r 1013 von dem E rzbischof H ildebrand, zur Z eit des Königes und nachm aligen K aisers, H einrichs II.

gegründet ist* ), die in dem jenigen T heile ihres In ­ n e rn , w o sie im dreizehnten Ja h rh u n d e rt n icht v er­

ändert w orden is t, sich noch w enig von der von S.

C lem ente unterscheidet**).

N ach der Basilika S. Miniato zeichnet sich in Italien durch diese E igenthüm lichkcit die alte Abtei- K irche von M ontecasino aus, die bekanntlich im Ja h re 1066 von dem A bt D esiderius gegründet wurde***); h ie r w aren es schon acht Stufen, auf de­

nen man zum H auptaltar cinporsliegf). N ach dieser Z e it, d. h. gegen das Ende des cill’ten Jahrhunderts, w u rd e die E rrich tu n g dieser C onfessionen, wTelche die allen K ry p ten oder K atakom ben ersetzen muss­

te n , und der G ebrauch, den Boden d er T ribüne zu erh ö h e n , sow ohl bei uns, wrie in dem übrigen E u ­ ropa, fast Regel ff).

D am als nu n tr a t die zw e ite P eriode des altgo- thiachen Pryle» hi Ilalien ein , und begann zunächst d am it, dass den T ribunen eine grössere Tiefe gege­

ben w u rd e , w o d u rch die K irchen das lateinische K reuz in ausgedehnterer und bestim m terer F orm zum G rundplan bekam en. Und nicht, selten w urden da­

mals in den B asiliken aus älterer Z eit, die en tw ed er gar keine oder eine zu niedrige, dunkle und enge Confession h a lte n , E rhöhungen d er A rt aufgeführt, ohne dass man bed ach te, dass m an auf diese W eise die ursprüngliche A rc h ite k tu r der K irche verderbe,

*) M i c h l a v e l l i . S iorie ßoren tin i, Lib. I.

*") d'A gincourt. T. X X V . n. 2 i.

**')

L e o I l o s t . Chron. M ont. Casin. L . III, c. 28. bei M u r a t o r i R . I t. Scr. v. IV .

f) E r a s m i G a t t o J a .

H ist. A bbat. Casin. v. /, p. 1G4-

f f ) Vermutblich war der Papst Pasclialis I, der erste, wclclicr das Beispiel zu einer ähnlichen Erhöhung in der Basilika S. Maria maggiore zu llom , gegen das Jafir 820, gab: ut P o n tife x consorlia populorum

declinare potuisset. S. A n a s t a s i u s im Leben die­

ses Papstes.

(7)

361

d a ss m a n d ie H öh e d es B o g en s d e r A b sid c n a u s s e r V e rh ä ltn is s v e r r in g e r e , u n d d ass m an c n d lic h a u f d ie u n s c h ic k lic h s te W e is e e in e n g ro sse n T h e il v o n d en S c h ä f te n d e r S ä u le n , d ie d e r A b sid e z u n ä c h st s ta n ­ d e n , v e r s te c k e . D a h e r s in d , n a c h m e in e r M e in u n g , d ie je n ig e n K ir c h e n , in d e n e n e in e a llm ä h lig e E rh ö ­ h u n g d e r A r t S t a t t g e fu n d e n h#t, w a s a u c h d ;e V e r ­ a n la s su n g g e w e s e n s e i, b estim m t ä lt e r als d as e ilftc J a h r h u n d e r t ; u m d en A n fan g d ie se s J a h r h u n d e r ts o d e r s p ä te r e r b a u t d a g e g e n d ie je n ig e n , in d e n e n e in e so lc h e E in r ic h tu n g sic h a ls g le ic h z e itig m it d em G e­

b ä u d e a u s w e is t . Z u d en e r s te n , um h u n d e r t a n d e ­ r e r zu g e s c h w e ig e n , g e h ö re n , in K o n i: d ie a lte n B a ­ s ilik e n S . G io v an n i e P a o lo , S . P a n c r a z io , S . G riso- go n o u . s. w . ; in R a v e n n a : S . A p o llin a r e in C la s s e ; in L u c c a : S . F re d ia n o u n d S . M ic h e le ; in I s t r ie n : d ie K a th e d ra le v o n P o la u. s. w . Z u den z w e ite n , urn n u r s o lc h e r zu e r w ä h n e n , d ie m e in e m V o rh a b en e n ts p r e c h e n , d ie B a s ilik e n S . M ic h e le m a g g io re zu P a v i a , S . Z eno n e in V e r o n a , d ie K a th e d r a le n vo n P a r m a , v o n M o d ena u. s. w .

E n d lic h

h ab e ic h b e m e r k t, d ass

u n te r

d en h e ili­

g e n G eb äu d en a u s d e r Z e it K a rls des G ro sse n , au s d em n e n n te n u n d z e h n le n J a h r h u n d e r t , d ie je n ig e n n o c h s e lte n s in d , w e lc h e im P la n d ie G e sta lt

e in e s

v o lls tä n d ig e n la te in is c h e n K reu z e s z e ig e n , o b g le ic h e in z e ln e B e is p ie le d e r A r t a u c h in den B a s ilik e n d e r frü h e re n Zeit.

V o r k o m m e n :

in d en K irc h e n v o n go- ih is c h e m S t y l b eg an n d ie s e F o rm s ic h e r s t m it dem e ilf te n J a h r h u n d e r t m e h r zu v e r b r e ite n . V ie l s e lte ­ n e r abjer w a r in je n e n G eb äu d en n o ch d ie F o rm d es g r ie c h is c h e n K reuz.es o d e r d ie ru n d e o d er a c h te c k ig e F o rm , w e n n sie n ic h t e t w a zu B a p tis te r ie n b e stim m t w a r e n .

Z u je n e r Z e it w a r , tro tz d em B e is p ie l, w e lc h e s d ie A a c h e n e r K irc h e g e g e b e n h a t t e , d e r G eb rau ch , d ie S ä u le n zum b lo ssen S c h m u c k a n z u w e n d e n , n o ch n ic h t a b g e s c h a b t. D a m a ls w a r e n d ie d o p p e lten G al- le r ie e n in den B a s ilik e n n o c h n ic h t in G e b rau c h o d e r n u r s e h r s e ile n ; m an t lie ilt e n o ch n ic h t, n a ch b y z a n tin is c h e r M a n ie r , B ö g en und F e n s te r d u rc h k le in e S ä u le n . D r e i A b sid e n w a r e n z w a r z u w e ile n v o r h a n d e n , e in e am E n d e e in e s je d e n S c h iff e s , w ie d ie s n o ch h e u te in S . C le m e n tc in R o m d e r F a ll is t, u n d ih n e n e n ts p r e c h e n d , d re i A lt ä r e ; d ie s e a b e r n ic h t in g r ö s s e re r A n z a h l, w ie m an n a c h m a ls , s e it d em e ilfte n J a h r h u n d e r t , e in e so lc h e E in r ic h tu n g tr a f . A u c h w a r es d a m a ls n o c h n ic h t S i t t f , d ie F a ­

n d e n m it w e it e n m u siv is c h e n W e r k e n z u b e d e c k e n , w ie es s p ä t e r , g eg e n d as E n d e d es e ilfte n u n d b e ­ so n d ers im z w ö lfte n J a h r h u n d e r t, w ie d e r u m g e s c h a h , u n d w ie es z u w e ile n in den f rü h e re n Ja h r h u n d e r te n b e r e its g e s c h e h e n w a r ; u n d w e n n cs v o r k a m , dass d ie A b sid e n so g e s c h m ü c k t w u r d e n * ) , so w a r d ie s e r F a ll in je n e r Z e it, a u s s e r R o m , b e s tim m t h ö c h st s e l­

t e n ; d en n L e o , d e r K a rd in a l v o n O s tia , am E n d e d es e ilf te n J a h r h u n d e r t s , fü rc h te te w e d e r e in e U n ­ w a h r h e it n o c h e in e U c b c r lr e ib u n g zu s a g e n , als e r s c h r ie b , d ass im n e u n te n und z e h n te n J a h r h u n d e r t u n d n o c h f r ü h e r d ie K u n st d es M o sa ik s b e i d e n L a te in e r n g ä n z lic h v e rlo r e n g e w e s e n sei**). F e r n e r m a c h te m an zu je n e r Z e it d ie G ieb el an d en F a g a - d en n ic h t h ö h e r a ls d ie K irc h e n s e lb s t; n o c h d ie P f e ile r so z u s a m m e n g e s e tz t, n o c h d ie G e w ö lb e so h äu fig . D e n n o c h is t es m e r k w ü r d ig , d ass m a n ^ a lle

*) A n a s t . Bibi, de vitis rom. pont. n. 305, 378, 398 etc.

**) Anno incarn, M LX f^I . . . . Desiderlus Jegalos Conslaniinopolin a d locandos artijices destinat per!tos utique in arte m usiaria, et quadrataria . . . . et quoniam artium istarum ingenium a quin- gentis et ultra ja m annis m agistra latinitas inter- m iserat . . . . ne id ultra Italiae deperiret studuit . . . . pu/fras srinür! e lf f'/irnn JITmit Cnvin. T..

III, c. 29. Um auch von m einer S eite e in e Conjec- tu r den v ielen zur Erklärung d ieses A usspruchs vor- gelegten C onjecturen hinzuzufügen, eines A usspruches, dem sow ohl durch die gleichzeitigen S ch riftste lle r w id ersp ro ch en w ir d , als auch durch die Mosaiken von Rom se lb s t, die e r , ein K ardinal d er röm ischen K irc h e, seh r w ohl in Bezug auf die noch nicht ferne Zeit ih rer Entstehung und au f die K ünstler kennen m u sste: so bin ich d er Meinung, dass zw ar die Kunst des Mosaiks in Italien nio gänzlich au sser G ebrauch gekomm en w a r , dass ab er das Geheim uiss oder das Ingenium “ d ieser K unst, w elch es dazumal beson­

ders in d er sch w ierigen Zubereitung des gefärbten G lasschm elzes b estand, bei den Italienern seit lan g er Zeit füglich vergessen sein kounte. B ei den Griechen h in g eg en , w o d ie s e , für die stolzen Dekorationen ih­

re r Gebäude nöthige Kunst stets in Ehren b lieb , w ar das „ ingenium “ oder die Ausübung derselben e rh a l­

ten, und zu ihnen, mochten sie nun in Italien w ohnen oder n ich t, m usste m an, so oft man die italienischen Gebäude m it Mosaiken schmücken w o llte , seine Zu­

flucht n ehm en, bevor unsere M aler, um die Zeit des

zw ölften Jah rh u n d erts, die nölhigen Fähigkeiten w i l ­

d ere, langt hatten.

(8)

362

diese und die anderen E ig en th ü m lich k eiten , w clche die zw e ite P eriode des altgothisehen Baustyles ch a rak te risiren , bereit-s in den G ebäuden des S ty- le s, von dem die R ede is t , angew andt erscheinen, w enigstens insofern derselbe sich , in den beiden obengenannten Ja h rh u n d e rte n , in seinem ersten Z u­

stande erhielt. E in S ty l von grösser E infachheit, oder vielm ehr A rm u lh , bereits im A nfänge, durch die U ngunst der Z eiten , eines jeden nich t n o tliw e n ­ digen O rnam entes b e ra u b t; doch n icht ohne W ü rd e und selbst n ic h t ohne eine gewisse S chönheit, denn, w ie ich bereits zu Anfänge gesagt h ab e , noch sehr w’enig h a tte er sich von der festen A rc h ite k tu r der ältest christlichen B asiliken entfernt. D ieser S ty l w a r damals in ganz Italien allgem ein, m an w an d te ih n , bis zum Ende des zehnten Ja h rh u n d e rts, von den K üsten von Istrien b is ^ lo m , bis M ontccasino, bis B encvent a n ; und n ic h t vor dem Anlange des zw ölften Jah rh u n d erts, da bei den anderen N ationen das N eugothischc sich bereits geltend zu m achen begann, w u rd e er gänzlich verlassen. — So w e it die B em erkungen C ordero’s. —

(F o rtsetzu n g folgt.)

N a c h r i c h t .

D ie A l l g . P r e u s s , S t a a t s - Z e i t u n g vom 5. No­

vem ber enthält folgende E rklärung:

Im In teresse d er vaterländischen Kunst überhaupt lind insbesondere im Interesse unseres w erth en Kunstgenossen d e s Walers E. B ead ein an n, erklären w ir , m it Beziehung a u f das b ei H errn M üller in B erlin erschienene lithogra- p hirte B la tt: die trauernden Ju d e n , m it d er U nterschrift:

„ T ra u e rn d e Ju d en vor B abylon. Das B ild iu g leich er G rösse, w onach d iese Zeichnung, befindet sich im B esitze S r. M ajestät des Königs. L ith von G E M üller — gez.

von C . P aalzo w . B erlin. V erlag von G E. M ü lle r ;“

dass das O rigin al-G em äld e w e d e r dem H erausgeber H errn M ü ller, noch dem M aler Herrn G rünlcr von dein R h ein isch -W estp h älisch en K unst-V erein jem als zu r Nach­

bildung gestattet w o rd en ; dass ferner jen es Blatt als eine durchaus m isslungene g eistlo se Nachahmung betrachtet w erd en m uss, w elc h e durch ihre V erbreitung im Auslände nur eine irrig e Meinung über den W erth des O riginals begründen kann. W ir hegen den W u n sch , das Publikum

möge d iese unsere Erklärung nicht unberücksichtigt lassen, dam it fortgesetzte Spekulationen d ie se r A rt nicht ähnliche n achtheilige Folgen für die V erfertiger von O rigin al-W er­

ken h erb eifü h ren *).

'D üsseldorf, im O ctober 1833.

D irector W . S c h a d o w . W . W a c h , P rofessor. B e g a s , P rofessor. C . F. L Ä s s in g . C. S o h n . J . H ü b n e r .

T. II i 1 d c b r a n d t.

Dass d er R heinisch -W estp h älisch c K u nst-V erein das O riginal-G em älde von E Bendem ann w e d e r H errn M üller noch Herrn G riinler zur Nachbildung jem als gestattet habe, bezeu get h ierm it

S c h n a a s e ,

S ec re ta ir des R h ein isch -W estp h älisch en K unst-V ereines.

D üsseldorf, den 29. Sep tem ber 1833.

Indem w ir e in er solchen öffentlichen Ehrenerklärung fiir ein öffentlich gcm isshandeltes K unstw erk schon seit län g erer Z eit en tgegen geseh en, können w ir gleich w o h l nicht um hin, d ieser M itlheilung eine Bem erkung hinzuzu­

fügen. D ie b e i Herrn M üller erschienene L ithographie ist von der A rt, dass s ie , nach un serer M einung, den guten R uf des Hrn. Bendem ann nicht w o h l beeinträchtigen kann;

d er S tem p el ih rer eigenen Sch lech tigkeit legt sich einem je d e n , irg en d w ie m it Kunstsinn begabten M enschen zu augcnsclioinlicli Aar. L e id e r ab er ist aucll d er Kupferstich, w elch en d er R h ein isch -W estp hälische K unst-V erein durch Herrn R u s c h e w e y h nach dem iu R ed e stehenden B ild e von Bendem ann hat anfertigen lassen , nur eine seh r unvoll­

kommene Nachbildung des letz te re n : es fehlt dem selben, nam entlich in den Köpfen, durchaus d e r A del und d ie In­

n erlic h k e it, w odurch das O riginal auf a lle B eschauer so u n w id ersteh lich w ir k te ; e s ist darin led ig lich das Gesamrat- ganze d er Com position w ied erg eg eb en . S o llte, in diesem F a ll, d er berühm te Name d es K upferstechers im A uslande nich t v ielleich t als Garantie für eine treue Nachbildung betrachtet w erd en und 6omit Herrn Bendem ann’s Künst- lerruhm grö sseren N achtheil bringen, als jen es ganz impo­

tente lithographische B latt? — Möge doch recht bald eine gelungene Nachbildung jen es hohen M eisterwei^kcs den allgem ein en W ünschen d es Publikum s entgegen kom m en!

*) L essin g ’s „T rauerndes K önigspaar“ is t b ereits in der­

selben Kunsthandlung in ein er zw ar nicht so unerhört v erp fu schten, im Ganzen jedoch seh r matten litlm<jr.

Nachbildung erschienen. d. B f

Gedruckt bei J. G. B r ü s c h c k e , Breite Strasse Nr. 9.

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