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Die Zukunft, 23. März, Jahrg. XV, Bd. 58, Nr 25.

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Die Zukkun

Berlin, den 23. März-1907.

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Palmarium

Mmzuerweisen,daßdieNationalliberale ParteiinihrenGroßmacht-

s-» tageneinweiterreichendesRechtaufMitregentschastgeforderthabeals auf seinerHöheselbstjedasgescholteneCentrum, hatderAbgeordneteFrei- IherrvonHertlingimReichstagandie-Vorgängeerinnert,derenEndergeb- .nißdie(oomKronprinzenalsStellvertreterk—»dessvonNobilingverwundeten Kaisersunterzeichnete)AuflösungordrevomelftenJuni1878war..HerrFIied- richDernburg,derVater sdesKolonia"ldirektors,hatalsAbgeordneterundRe- dakteurderNationalzeitungdieseVorgängemiterlebt undjetzt,im Berliner Tageblatt, denVersuchgemacht,»dengroßenWendepunktderpolitischenund wirthschaftlichenGeschichtedesneuen Reiches«im,,richtige·nLicht«zuzeigen.

Dasisterfreulich;undichwillmichnichtbeiderThatsacheaufhalten;daßHerr DernburgWortlautundSinneineshiererzähltenAnekdötchensfalschangiebt, sondernnurprüfen,ob dieBeleuchtungwirklichMenschenundDingezuihrem Rechtkommenläßt.»DieNationalliberalen wolltendieRegirungindieHand nehmen,inPreußenwie imReich.Daswar in derdamaligenLageihrRecht undihre Pflicht.MitdiesemBestrebenbefandensiesich(Daskannnichtgenug betontwerden)grundsätzlichnichtimWiderspruchmitdemFürstenBismarck.

«

WirstehenimJahr1877.Bismarckwar krank,müde undverdrossen.DieKon-

-servativen hatten sichvonihmabgewandt,dieHofparteienverfolgtenihnmit Nadelstichenund abonnirten aufdie,Reichsglocke«.ErließdieZügelschleifen;

reichteeinEntlassungsgesuchein,undalsihmDies(sollwohlheißen:derle-

ischied)verweigertwurde, gingergrollendinUrlaub.SeinenächstenFreunde

-waren in der Nationalliberalen undin derReichspartei.AberauchDiese

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428 -- DieZukunft.

glaubten ihnamEndeseinerRegirungskünste,dachten,erseifertig.Jnder EinsamkeitreiftenganzneueGedankenreiheninBismarck.Einneues,impe- xialistisch-fgzialksWirthschaftsystembautesichinseinemKopfanund ge- wann Gestalt.WosollteerdieHelferfürdieriesigeNeuerungsuchen?Auf seineMinisterkollegenEamphausen,Delbrück,Achenbach,Friedenthalkonnte

ernichtrechnen.ErdachteandieMöglichkeiteinerVerständigungmit den Nationalliberalen. Diebereiteten sichzurllebernahmederRegirungvor,er- warteten denRuf dazuundbrachteneinenvollständigenOrganisationplan mit:einReichsministeriumausKräften,wiesiederdeutscheParlamentaris- musseitdemnichtwiederentwickelthat.Bismarckhatte(Daswarnamentlich BennigsensEindruck) sichmehrundmehrmit demGedanken derEinsetzung iinesReichsministeriumsbefreundet.DannerfolgtedieEinladungBennigsens nachVatin queihnachten1877.Besprechungenmitseinennationalliberalens Freunden gingenvoraus.Man stelltesichdieRegirungungefährsovor: Ben- nigsenFinanzen,ForckenbeckJnneres,FriedenthalHandel,GneistKultus, Falk Justiz;StauffenbergsollteeinReichsamt erhalten.DieStellungBismarckss- dachteman sichso,daßerausderinnerenVerwaltung nahezu ausscheide,um damit zurLeitungdergroßenPolitik DeutschlandsMußezuerhalten. Daß dieseinnereVerwaltungnurder AusbaufreihändlerischerJdealeseinkonnte, galtalsselbstverständlich-HierlagderungeheureRechenfehlerder national- liberalenTaktik. Denngeradeum seineneuen politischenPlänezu verwirk- lichen, suchteBismarck dieUnterstützungderNationalliberalen. Ermochte gedachthaben,dienationaleSeite desProgrammeswürde dasfreihändleri- scheWiderstrebenbrechen.DaswareineJllusion.DieNationalliberalen be- harrtendarauf,in einemMinisterium,dassie beherrschten,nurihreWirth- schaftpolitikzumachen.MitderBehauptung,derKaiserverweigeredenEin- zugderNationalliberalen indieRegirung, brachBismarck dieVerhandlun- gen ab. ErnähertesichdenKonservativenund wartete aufeinenAnlaßzur AuflösungdesReichstages.Dieserkamschnellgenug,alsnach demMord- anschlagaufdenKaiserdasersteSozialistengesetzeingebrachtwurde. Die Mehrheitließsichausmanövrirenund dernationalliberale Reichstaghatte gelebt.DernächstebrachtedieschutzzöllmrischeMehlheit.«Dassinddie HauptsätzeausdemArtikeldesHerrnDernburg DanachwarBismarckalso vereinsamt,wollte denNationalliberalenPlätzenebensicheinräumen,min- destenseinReichsfinanzministeriumschaferUndbrachuntereinembilligen Vorwande dieVerhandlungenab,alsermerkte,daßdennigsenunddessen

FreundeFreihändlergebliebenundfürFinanzzölleundStaatseisenbahnennicht

zuhabenwaren.Das wärealsoeinewunderlichecomedyoferrors geweka-

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Palmarium. 429

HerrDernburg sagtmitRecht, daßerdenEreignissenso nahwar wie nur wenigeUeberlebende. AmdreiundzwanzigstenMärz1877schriebChlod- wigHohenlohe(damalsBotschafterinParis)inseinTagebuch:»HeuteUnter- redung mitBennigsenundDernburg.Beidebeklagendiegegenwärtigean stände.Bismarck muthetsichzu viel zu. ErhatNiemand,derihnunterstützt.

SogehtAllesausdemLeim.JchsprachmitDernburg,alsDieser einenBrief ausdemMinisterium bekam,derihnausforderte, heuteabends zu Bismarck zu kommen.Jch rieth ihm,dieGelegenheitzubenutzen,offenmitdemReichs- kanzlerzusprechenundihmJolly·«(MathysliberalenNachfolgerimbadischen Ministerpräsidium,dernachseinerEntlassungausdiesemAthräsident der Oberrechnungskammergeworden war),,zuempfehlen.MitHofmann«(dem EhefdesReichskanzleramtes)»wirdesnichtmehrlangegehen«.AmFünfund- zwanzigstem»Gesternfrühfand ichimReichstagDernburg,derdenAbendvor- herbeiBismarckgewesenwar.ErbefandsichnochunterdemEindruckderUnters redungundwaretwasbestürztüberdieVorwürfe,diederReichskanzlerderNa- tionalliberalenParteigemachthatte.Auchfürchteteer,daßBismarckindieSitzs ung kommen undseinenRücktritt erklären werde.DochvergingdieSitzung, ohne daßderKanzlerkam,undichathmete auf,alsForckenbeckdieSitzung schloß.HeutezuBismarck.Ueber dieKaiserinäußerteersichsehrbitter. Er behauptet, daßNesselrodemitder,Reichsglocke«inVerbindung gestanden habe;ersprachgegenSchleinitzunddessenEinfluß. Erzähltevielvon der ThätigkeitderKaiserinund wurdeum somittheilender,je mehr ichanfangs bestrittenhatte,daßdieJntriguenderKaiserin ernstzunehmen seien.Diese unddie linkeSeitederNationalliberalen macheihmdasLebensauer.Erwill deshalb aufeinJahrUrlaubnehmen.Jch fragte,werihndannersetzensolle;

da meinteer, DaswürdenCamphausenund Bülowthun.«ZweiTageda- nachreichtBismarckeinEntlassungsgesucheinzderKaiserschreibtanden Rand- ,,Niemals!«AmsechzehntenApril reistderbeurlaubteKanzlernachFriedrichs- ruh.Jm Julibesucht ihnBennigseninVarzin.AmzweiundzwanzigstenOk- tobersagtderKaiserzuEhlodwig:»esseijetztZeit,mitdemLiberalisireneinzu- halten; erhabe vieleKonzessionengemacht,aberjetztseiesgenug;derReichs- kanzlerseiindieserBeziehungmitihmeinverstanden.«Vomsechsundzwanzig- stenbiszumneunundzwanzigstenDezember(alsonicht»zuWeihnachten-hist Bennigsenwieder inVarzin. SechsMonate danachhörtEhlodwigausBis-

ma1rksMund,wiedieSache verlaufen ist. »ErhabezuerstmitBennigsenver-

handelt,deranfangsbereitgewesensei,einzutreten,dannaber wiederaufgesagt habe.ErhabeBennigsendasMinisteriumdesInnernangeboten.Bennigsen

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aberhabe nochForckenbeckundStausfenberghereinbringenwollen. Die Na- tionalliberalen hättendannohnedesFürstenZuthun Camphausengestürzt, in derHoffnung,daß diesesMinisterium durcheinen Nationalliberalen be- setztwerdenwürde.,AlsDasnichtgeschah,wurdensietückischundsuchten Jedermann zuverhindern,in dasMinisteriumeinzutreten«DerReichskanz- lerscheintdenGedankeneines nationalliberalen Ministeriums definitiv auf- gegebenzuhaben.Erweiß,daßerdieParteigegensichhaben wird,aberer willversuchen,ohneund gegensiezuregirenErsagte:,Siekönnen michzum Rücktrittzwingen,aberdazubringen sie michnicht, daßicheinParteimini- steriumderNationalliberalen bilde undihnen dieLeitungderGeschäfteüber- lasse,währendsiemichwieeinenmadigenApfelalsSchaugerichtaufdenTisch stellen.««DerUnmuthüberdiesefruchtlosenVerhandlungenwirktesolange nach,daßBismarcknochim Mai1880(währendderVorarbeit zurRevision derMaigesetze)zuChlodwig sagte:»Mit solchenunfähigenPolitikernwie BennigsenundMiquel,dieaufden Wink derOeffentlichenMeinunghorchten, mitsolchenKarlchenMießnick-TertianernundKindern könneernichtsmachen- DieKerle seienso dumm, daßmitihnennichtsanzufangensei.«Schon diese Citatezeigen,daßHerrDernburgdenEreignissennahwar;zeigenaberauch, daßervonseinemGedächtnißnichtganzzuverlässigbedientwird.RudolfDel- briick,.deramerstenJuni1876ausdemReichsdienstgeschiedenwar,läßter 1877nochunterden,,Ministerkollegen«Bismarcks figuriren.Den Namen Laskers,derin demSpieleineHauptrollehatte,nenntergarnicht.Undscheint dieStimmung,dieread»«nessdesReichskanzlersarg zuverkennen.

Seltsamistzunächst,daßerBismarcksAngabe,derKaiserwolle die Nationalliberalen nichtans Ruderlassen,skeptischeine»Behauptung«nennt undandeutet,darinseinureinVorwand zusehen.SeitderBriefwechselzwischen WilhelmundBismarck veröffentlichtist,wissenwirs anders.Gleichnach BennigsensAbreiseschriebder(aneinerGrippeleidende)KanzlerindenNeu- jahrsbriefanseinenaltenHerrn:,,GrafLehndorsff,dermichgesternverließ, habe ich gebeten,EurerMajestät,aufBefragen,über meineSondirungen durchBennigseneinigeMeldungenzumachen.Nachdenselben(also:nachden GesprächenmitBennigsen)erwarteichimReichstageinegiinstigeAufnahme fürErhöhungderJndirekten Steuern,wenn eineumfassende,reformartige Vorlagegemachtwird.GroßeSummen (vonTabak,Bier undDergleichen) werdenleichterbewilligtwerden als lleine undbescheideneexpedientsund Lückenbüßer.Jch hoffe,diesesscheinbareRäthselbald,beibessererGesundheit, lösenzu können«. An demselbendreißigstenDezembertag(dieNationallibe-

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Palmariunn 431

ralenhatteninzwischenschonzu lautgejubeltund imBerlinerTageblaitwar, vielleichtnichtohneDernburgsMitwissen, ihrnaherTriumphverkündet und ihre Ministerliste veröffentlichtworden)schriebderKaiseranBismarckeinen Brief,denichhierganz abdruckenwill,weilerdieSituation erstinsrichtige Lichtsetzt.Jch stelleBismarcksRandglosseninKlammern.

,,Seiteiniger Zeit gefallen sichdieZeitnngen«(Jchhabenichtszu mel- den und kannmichkrankauf Zeitungen nicht einlassen),»von totaler Modi- fikationdesStaatsministeriums zuberichten undPerfonensogarzu nennen, ohne daßirgendeinepositiveZurückweisungsolcherGerüchte erfolgtwäre.

Nunbringtaberdiegestrige Norddeutf chehllllgemeineZeitunginihrerNum- merIJCt;,zweiteunddritteSpalte, MittheilungendergedachtenArtausan- derenZeitungenundbeleuchtet dieselbenin einerso eigenthümlichenArt,daß mansie fiir offiziös"(Vonwem?Alsovonmir?) ,,ha·ltenkönnte. Diesgiltnas mentlichvonderVersicherung,daßSie mir einenPlanzujener Modifizirung vorgelegtundich denselbendurchaus gebilligt hättet(Der Schlußdesavous irt dasAlles)»Dies-gehetdenndochzu weit«(Wer? Jch P) »undkannnicht ohne DEmentiiung«(Es ist jaeinc161n011ti)»gelassenwerden,dieichvonJhrer Seiteofsiziös Wünsche-daNiemandbesser weißalsSieselbst, daß Siemir keineSilbeüberdiesen Gegenstand mitgetheilt haben.« (Da hätteichviel zu thunmitallenBlättern) »Die Zeitungen gehen so weit,zuversicheru,Sie hättenHerrnvonBennigsennachBarinberufen,ummitihmdiegroßeUm- wälzungzu bearbeiten«tOhne königlicheUnterschrift ?),. ,,wobeierdas Mi- nisteriumdesJnnernerhalten solle?Dieshat michdenndochin einemMaße

-

frappirt, daß ich anfangen muß,zuglauben,essei wirklichEtwasder Artim Werke,vondemichgarnichtsweiß!Graf Eulenburg,dersichgesternverab- schiedete,wolltemeinst-Versicherungdaß ichvonnichts wisse,garnichtglau- bell-«Der Heuchler !) »Ich mnßSiealso erfuchen,mirMittheilungzuma- chen,wasdenneigentlichvorgeht?WasVennigsen betrifft, sowürdeich fei- nenEintrittin dasMinisteriumnichtmitVertrauen begrüßenkönnen,denn so fähigerist, sowürdeerdenruhigenundkonservativen-«(MitEulenburgt) ,,Gang meinerRegirung,denSie selbstzugehensichganzentschiedengegenmich aussprachen,nichtgehen können.« (Doch.)Zum SchlußJhnenunddenJhrigen einglücklichesNeujahr wünschendund vorAllemGesundheit!!Jhr Wilhelm.«

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AmSilvestertagwarBismarcksBriefinBerlinangekommenundam zweitenJanuar schriebderKaiser: »Mein Brief ist durchdenSchlußdesIhri- genschonvollständigbeantwortet, so daßichSiebitte,nichtweiteraufeine Antwortzusinnen. Daßanall denGerüchtennichtswahrseinkonnte,verstehet sichjavonselbst;eswar alsonurdieBerufungBennigsens,diemichinquis- tirte,und daichIhnen janieverwehrenkann, Personen,die Siewirklichzu hohenPostenmirvorschlagenzu wollenbeabsichtigen,vorhernochgenauerzu prüfen,fo istauchdieseanuietudeganzbeseitigt,daBennigfenkein Kandis datist.«DerHannoveranerBennigsenwar vonseinemKönig gewichenund

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hatte,alsBiswarck ihmnachLangensalzaLandesverrathansinnenließ,zwar diesozuerkaufendeAussichtaufBeförderungabgelehnt,aberdieZumuthung verschwiegenundverziehen.DaskonnteWilhelmihmnievergessen.Erhegte, sagt Bismarck,»gegenBennigsenundseinefrühereThätigkeitinHannover eineinstinktivemonarchischeAbneigung;derfürstlicheInstinktwarinihm herrschendgenug,umsolchesVerhalteneineshannöverschenUnterthanengegen diewelfischeDynastiemitinnerlichemUnbehagenzubeurtheilen.«Erwoll- teüberhauptaber keine nationalliberalen Minister; hatte schonim Oktober jagefunden,,,esseijetztZeit,mit demLiberalisireneinzuhalten.«DerKanz- lerfanddasHandschreibenvomdreißigstenDezembersoungnädigund krän- kend, daßerseinEntlassungsgesucherneute und demKönig durchRoonsa- genließ:ermüssefürFritzEulenburg(mitdemersichüber dieLandgemeinde- ordnung nichtverständigenkonnte)einenNachfolgersuchen,habeBennigsen fürdengeeignetenManngehalten,beiihmabernichtdie erwarteteAuffassung gesundenundsichüberzeugt«daßerihnnichtzumMinistervorschlagenkönne·

Die Antwort aufdieseMittheilungRoonswar daskaiserlicheSchreibenvom

zweitenJanuar. Aus demhübschenkleinenErinnerungbuch,dasHerrChri- stophvonTiedemann vorneun JahrenbeiHirzelveröffentlichthat, wissen wir, daßBismarcksichnichtmitdieserindirektenMeldung begnügthat. »Er diktirtemirandenKaisereinenBericht,dernichtnur eine genaue Wieder- gabederVerhandlungenmitBennigsenwegenseinesEintrittes insMiniste- riumenthielt,sondernzugleicheinehochpolitischehistorischeDarstellungder EntwickelungunsererganzenParteiverhältnisseseitEinführungderVerfo- sung.Erdiktirteununterbrochen fünfStunden.Ersprachrascher.alsgewöhn- lich;ichhattediegrößteMühe,auchnurdieleitendenGedankeninabgerissener FormzuPapierzubringen.DasZimmerwarüberheizt,ichgeriethinTransspi- ration undfürchtete,einenSchreibkrampfzubekommen.Raschentschlossenund ohneein Wortzusagen,zogichmeinenRockaus,warf ihnüber denStuhl undfuhrinHemdsärmelnfort,zuschreiben.DerFürst,auf-undniedergehend, sah michzuerstetwaserstaunt an,nicktemirdannaberverständnißvollzuund ließsichim Diktirennichtunterbrechen.AlsichandieAusarbeitungdes Be- richtesging(eswurdeeine kleineBrochure),staunteichüber dietadelloseDis- positiondesGanzen.JedeangeführteThatsacheundjedeSchlußfolgerung standanderrichtigenStelle;eswareineschnurgeradeAuseinandersetzungohne WiederholungenundSeitensprünge.«BismarckerwähntinseinemBuchdiesen Bericht nicht.Da erinderNeujahrsnachtaneiner BräuneerkrankteundTiede-

mann in denerstenJanuartagen nachBerlin zurückberufenwurde,mußdas

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Palmariu111. 433

DiktatwohlnochausdemDezemberstammen.FünfStunden raschenSprech- -ensimüberheiztenZimmer:vielleichtwarseineUrsachederHalsentzündung

DieBerusung aufdenKaiserwaralsokeinVorwand.Nichtimmerwar deralteHerrbereit, UrtheilundVorurtheilzuopfern;undderKanzlerfühlte, daß hiereineempsindlicheStellegetroffensei;fühlte,daßdieserWiderstand nichtzuüberwindenseinwürde. Warerselbstüberzeugt,daßermitBennig- sen nichtarbeitenkönne?NachseinemGlückwunschbriefvorn dreißigstenDe- zemberdarfmansnichtglauben.Da erwartet er-,nachdenGesprächenmit demFührerderNationalliberalen,eineReichstagsmehrheitfürdieErhöhung sderJndirektenSteuern;war über einenHauptpunktalsomitseinemGast

einiggeworden. Erstals derKaiser sichgegenBennigsenausgesprochenhat, kommt dieMeldung,derHannoveraner seikeinKandidat Jn seinemBuch hatBismarck dieVerhandlungenausführlichdargestellt.ErsahinBennigs seneinenmöglichenNachfolgerEulenburgs.(Demerschon1872die»prospe- rirendepolnischeUnterwühlungderFundamentedespreußischenStaates« ins Schuldbuchgeschriebenundzugerufen hatte: »Ich habedrangesetzt,wasich konnte,abermeineKraft istverbraucht.SiehabendieJhrige geschont;wenn SiejetztnichtJhreerspartenUeberschüsseeinsetzen,soliquidire ich.«Und auchdieserMinistererklärtesichnunkörperlichbankerot.,,Jn derThat«,sagt Bismarck,der dieMitarbeiter nieallzufreundlichbeurtheilte,,,war seineLei- stungfäyigkeitsehrverringert;nichtdurchUebermaßvonArbeit, sonderndurch dieSchonunglosigkeit,mit derersichvonJugendauf jederArtvonGenuß hingegebenhatte.«)Bennigsen verlangte,daßmitihm wenigstensForcken- beckinsMinisteriumberufenundStauffenbergalsStaatssekretårdemReichs- schatzamtvorgesetztwerde.»ErfaßtedieSachesoauf,als ob essichumeinen durchdiepolitischeSituation gegebenenSystemwechselhandelte,um die Ue- beruahmederLeitung durchdie Nationalliberale Partei.Das Streben nach demMitbesitzdesRegimenteshattesichschonerkennbargemachtindemEifer, mitdemdieParteidasStellvertretungsgesetzbetriebenhatte,in derMeinung, aufdiesemWegein kollegialischesReichsministeriumanzubahnen,indem,statt

desalleinverantwortlichenReichskanzlers,selbständigeRessortsmitkollegia- lischerAbstimmung,wie inPreußen,dieEntscheidunghätten.«EinenSy- stemwechselwerdederKönigprinzipiellablehnen,erwidertBismarck;ermüsse schonfroh sein,wenn erBennigsensErnennungdurchsetze.MitderMöglich-

«.keit,»dienationalliberale Fraktiongewissermaßenmit in dasMinisterium zunehmen«,seinichtzurechnen. Jmmerhin werdediePartei ihrEinfluß-

«gebieterweitern.RoonseialseinzigerKonservativerin dasliberaleMini-

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434 DieZukunft.

steriumAuerswald getreten,dassichdannin einkonservativesverwandelte..

»SiedürfennichtUnmöglichesvon mirfordern;ichkenne denKönigund dieGrenzenmeinesEinflussesgenaugenug.MeinZiel istdieBefestigung unserernationalenSicherheit.FürjetztundbisnachdennächstengroßenKrie- gen kommt esnur daraufan,Deutschlandfestzufammenwachsenzulassen,.

esdurchseineWehrhaftigkeitgegenäußereGefahrenunddurchseineVerfas- sunggegen inneredynastischeBrüchesicherzustellen·Ob wirunsnachherim Inneren etwaskonservativeroder etwas liberaler einrichten:Daswirdeine Zweckmäßigkeitfragesein,diemanerstruhigerwägenkann,wenndasHauswet- terfestistJchhabedenaufrichtigenWunsch,Siezuüberreden,daßSier mirin dasSchiffspringenund mir bei dem Steuern helfen;ichliegeamLandungplatz undwarteauthr Einsteigen«.Vergebens;die conditio sinequanon blieb:

ForckenbeckundStausfenberg.NachdemBriefdesKaiserswäre eineneue Ver- handlung nutzlos gewesen.,,Jn unserempolitischenJnteresse«,schreistis- marck,»h·ieltiches abernichtfürzweckmäßig,BennigsenvonderBeurtheilung inKenntnißzusetzen,dieseinePersonund Kandidaturbei demKaisergefunden hatte. Jch ließdiefürmichdefinitivabgeschlosseneUnterhandlungäußerlich in suspenso; alsichdannwieder in Berlinwar,ergriffBennigsendieIni- tiative,umdieseinerMeinung nachnochschwebendeAngelegenheitinfreund- schaftlicherFormzumnegativenAbschlußzubringen-Erfragte michimReichs- tagsgebäude,ob eswahrsei, daßichdasTabakmonopoleinzuführenstrebe, und erklärteaufmeinebejahendeAntwort, daßerdanndieMitwirkungals Ministerablehnenmüsse.Jch verschwiegihm auchdannnoch,daßmirjede Möglichkeit,mitihmzuverhandeln, durchdenKaiserschonseitNeujahrab- geschnittenwar. VielleichthatteersichaufanderemWegeüberzeugt,daßsein PlaneinergrundsätzlichenModifikationderRegirungpolitikimSinnderna- tionalliberalen Anschauungenbei demKaiserauf unüberwindlicheHinder- nissestoßenwürde.« Das wurdenachdemerstenQuartal desJahres1890 ge- schrieben;undstimmtmitChlodwigs NotizausdemJuni1877überein.

DieBehauptung,Bismarckseibereitgewesen,dieNationalliberalen inpreußischenundReichs-Ministerienregirenzulassen,istunhaltbar;eben sodieAnnahme,seinWirthschaftplan(VerstaatlichungderEisenbahnen, Finanzzölle,Tabakmonopol)seider Stein desAnstoßesgewesen.Wenndie nationallib eralenFührergeglaubthätten,siekönntenzum»Ausbaufreihänd- lerischerJdeale«berufenwerden,wärensiewirklichdie dummenKerle ge- wesen,fürdie BismarcksAergersieerklärte.Sie konntensnichtglauben.Schon- im November1875 hattederKanzlerdemReichstagseinSteuerideal ent-

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Palmari1nn. 435 hüllt;dasReichkomme mit demplumpen NothbehelfderMatrikularbei- trägenichtausund diegroßenSummen,die esbrauche,könnenur die Be- steuerungderMassenluxusgegenständeliefern.(JndieserRede warnte erauch—- vordemStrebennacheinemkollegialischenReichsministerium,dasdie Ver- antwortlichkeitraschzueinerFiktionmachenmüsse;»dieReichsexekutivewürde insichgespalten,gelähmtunduneinig werden.««)Jm Januar undimMärz 1876empfahler, inUebereinstimmungmit denAbgeordnetenLasker Und Stumm, dieAbtretungallerpreußischenEisenbahnrechteandasReich; und diese,,UebernahmederEisenbahnen durchdasReich«,derenVorbereitung nachDernburgsDarstellungimDezember1877HerrnvonBennigsener- schreckthabensoll,wurdeim Mai1876vonbeidenHäuserndesLandtages gebilligt.InzwischenhatteDelbrückgebeten,ihnausdemDienstzuenlassen.« Nochwar »nichtderSchatteneinerMeinungverschiedenheitüberirgendeine derschwebendenFragen-«zwischendemReichskanzlerUndihm entstanden;doch wurde seinRücktritt(dendieroheKreuzzeitungfehdegegen,;dieAeraDel- brück-Camphausen-Bleichröder«beschleunigthabenmochte)alsdasSymptom einersinanzpolitischenWandlunggedeutet. Jn diesemSommer,nicht erstim nächsten,sannBismarck,derDelbrücksNachfolgerHofmannnichtalseine Autoritätanerkennenkonnte,denWirthschaftfragennach,derenBeantwort- ungerbisherdemPräsidentendesReichskanzleramtesüberlassenhatte.»Wenn ichnichtzurücktretenwollte,warichdurchmeineStellunggezwungen, mir eineMeinungüber Alles zubilden,worinich früherderFührungdesHerrn Delbrückgefolgtbin.«Diese Meinungwar: UnterfortdauernderHerrschaft desFreihandelsverfälltDeutschlandderAuszehrung.AmdreizehntenFe- bruar1877schrieberanCamphausen,diedeutscheJndustriemiissegegen die vondenZoll-undSteuergesetzenandererStaatenihrdrohendenGefahrenwirk- samgeschützt,dieErtragsfähigkeitderMassenluxusartikelTabak,Bier, Wein, Kaffee,Zucker,Branntwein gesteigertwerden. AmzehntenMärzverhießerfür dienächsteSessioneinenSteuerreformplan(undwarnte wiedervorReichs- minifterien).DieKollegenleistetenpassivenWiderstand.DerKaiserlastäg- lichdie,,Reichsglocke«,dievomHausministeriurnindreizehnExemplaren verbreitet wurde.»DieKaiserinAugustaließmichihre Ungnadeandauernd fühlenundihreunmittelbarenUntergebenen,diehöchstenBeamten desHofes, gingeninihremMangelanFormen so weit, daßichzuschriftlichenBeschwer- denbeiSeinerMajestätselbstveranlaßtwurde.DieThatsache,daßichbeidem.

mirsonstsognädigenMonarchenkeinengenügendenBeistandgegen dieHof- undHauseinflüssedesReichsglockenringesfand,hattemichamMeistenent---

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Das Motiv zur That bleibt verschleiert ; und Vismarck s chreibt: »Das Vild,dasich vonRaumerhabe, kann ich mir mit der Pistolein der Hand und mit derMündung am Kopf gar nicht

men. Die von Ehrhard begehrte einflußreiche Stellung der Laien innerhalb der Kirche dünkt ihn nebensächlich. Den Coelibat möchte er beibehalten wissen, weil ein

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