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Die Zukunft, 23. März, Jahrg. XXVI, Bd. 100, Nr 17.

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XXVL Jahrg. Berlin, den 23.März1918. At.17.

Herausgehen

Maximilian Kardew

DieTöchterderDacht .....................«.431

Uachdruck verboten.

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Erscheint jeden Sonnabend.

Preis viertecjåhtkich6,50Waerdieeinzekne Jammer 60Ist

Berlin.

Verlag der Zukunft- Großbeerenstraße67.

1918.

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Waldemar Vonsels

Menschenwege

Aus denNotizeneines Vagabunden GeheftetM.5.—, gebunden M.6.50

Dazu250XoVerlagszuschlag DieseNotizeneines Vagabunden stellen die ErlebnisseeinesMen- schen dar,derdie Welt unsererSeitineinerüberraschendetiinneren Freiheit denAnsichten,Vorurteilen nnd Gesetzenunseres Her-

kommens gegenüber durchwandert, und indessenGemütsichdie

Erscheinungen darbieten, als gäbeeskeinenWiderhall alsnur den derunversälschten menschlichenNatur. SoentstehtdemLeser lang- sameinVJeltbild, dessen Mittelpunkt dieLiebeist,undindiesen Strahlen verwandelt sichdieFüllederErscheinungenin eineEinheit hohersittlicher Forderung. Vian istversucht,die Betrachtungsart dieses unbeirrbaren Wanderersals eine Scheidungvergänglicher von unvergänglichenDingenaufzufassen,unddas Menschentum dieser Lebensweisheit wirkt uberraschend,neu undherausfordernd

«-LiteruristtieAnstaltRtitten aLaening-Frankfurtn.M.

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?TürsienlioicarltonsiiotelHIIZZEJUZIJHFJ

;DasVollendeisie eines modernen Hoiels. II bahnhof,linkekÄusgang.

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Berlin, den23.-März 1918.

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Die Töchterder Nacht.

Klotho-

ÆrtikelVier desbrester Vertrages vom dritten März1918 verpflichtetdieAussen,dieostanatolischen Provinzenund dieBezirke Ardahan,Kurs, Vatum derTürkei zurückzugeben Tandsich »indieAeuordnung derstaats- und völkerrechtlichen Verhältnissedieser Bezirke nicht einzumischen.«VondiesemVer- sstragsartikel istkaumnoch geredetworden. Und dochzwingter nichtnur dieüberlebenden armenischenChristen, seibstdienach .«Kaukasienentkommenen,indieTürkenherrschastzurück,sondern nimmt auch den Rufsenden einzigenWerth,den vor vierzig Jahren derschwierigeKriegihneneintrug,deneinzigen,den der Berliner Friedeihnenaus derBeute von San Stefano ließ.Jn Rats haben währenddeszweiten Christen jahrtausendsArmenenz

—Seldschukken,Mongolengeherrscht;derLahme Timur (Tamets lan)hat die Stadt zerstört,einTürkensultansiejwiedererbauLVei Rats schlug,vor geradeneunzigJahren,Pasch kjewitschdieTürken, drangindieStadt unddieFestungein ; derFriede gabsie aber

»den Osmanen zurück.ZweimalnochhabendieNussenKarser- -obert,anzwei-Novembertagen:1855,imKrimkrieg,trotzdervon demBritengeneralWilliams klugvorbereiteten Besestigung,und 1877. JaderDiplomateugeschichteistdasBlaubuchüber Karg Berühmt,überdasderPremier Palmerston imUnterhaus (mit einer-machVismarcks Meinung,»von derMasse derMitglieder

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432 DieZukunft.

wahrscheinlichnicht verstandenen Jronie«)sagte,dieAuswahisj der darin zusammelndenSchriftstückehabediewachsamsteSorg-«

fakt hoherBeamtenerfordert.Aus diesemTagstammtdasMißs- trauen gegen dienachderUmschlagsfarbebetiteitenAktenbücher,.

dieParlamenten »die reineWahrheit« kündenwollen. Mehrals von Kars wissenwirvonBatum; dasMeisteans demsechsten Jahrhundert, derZeitdesKampfes zwischendemersten Perser- königChosroes unddemRömerkaiser Justinian.Der hatdas alte- Vathys, das aufseinerFelshöheam SchwarzenMeer alles- KüstenlandsüdlichvonPhasis beherrscht, Betra,dieFelsstadt,.

getauft. Obwoh! dieCitadellefüruneinnehmbar gilt,hat derPerset dierömischeBefestigungnoch beträchtlichgestärkt.DreiWasser-—- leitungenzfür fünfJahre Mehlund eingesalzeneNährmittel;

WaffenundKriegsgeräthgenug, um dieZahlderVertheidigers aufdasFünsfachezuerhöhen;außerWein großeMengenvon EssigundKornbranntweimTrotzalldieserVorbereitungunddet- TapferkeitderVertheidiger habenDagisteusundBessas mitihren.

Römern dieStadt.erstürmt.DiePerser wehrtensichzäh,gruben- Minengänge,ertragen denGeruchvon elfhundertverwesenden LeichenundbegossendieAngreiser,derenSturmwidder dieums- wallenden Mauern lockern unddieSteine denNeißhakenerreich- barmachensollten,mit einembrennenden GemischausErdpech- undSchwefel (dasdenKolchiernMedeasOel hieß).AisErster- standundfiel aufder Sturmleiter dersiebenzigjährigeBessask über dessenLeibhinwegdieRömerhausen sichindieStadt wäle ten.DervonderSchweredesBelagerungwerkes erschreckteDa- gisteus,ders erstbegonnenhatte,als ausVyzantion ihmhoher Lohnzugesichertwar,ließalleFestunganlagen schleifen.Aus Petrawurde dasgurischeBari undamMorgen dessiebenzehns tenJahrhunderts das türksscheVathumi. JmMärz1878 bei- stimmtArtikel NeunzehndesVertrages vonSan·Stefano, daß;

dieTürkei Ardahan, Kars, Votum denAussenräume. Die- müssennach vierzigJahrennun, inderzeitungeahnier Moder- nisirungdesMedeasOeles, aus denStätten ihrerSiege, aus- ihremwichtigstenPetroleumhafen wiederweichen.

DaßerihnendiesesGebietverschaffthatte, hielt Bismarckt füreinedankenswerthe That. Leichtwars nicht. Aber nothwen- digzdaOesterreichsUngarn,nur alsEntgeltfür seine Neutralität

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DieTöchter derNacht» 433 währenddesrussostürkischenKrieges,Bosnien unddieHerze- gowina,schonindenVerträgen vonReichstadt undBudapest,er- halten hatte,konnteRußland,derSieger,nichtohnejedenGe- winnheimgehen. ZarAlexander durfte mehr fordern;undhätte mehr erlangt,wenn dieMuthüberGortschakows Einbruchin denBerliner KongreßnichtVismarck in denan übler Frucht reichsten Fehler seiner internationalen Politik getriebenhätte.

Das, riefernach derMeldung,der russischeRelchskanzlerwolle sichvordenErstenBevollmächtigten,PeterSchuwalow,anden Konnteßtischsetzen,»ändertdie ganzeSachlage.Gortschakowist demBotschafter SchuwalowVorgesetztenabernichtTrägerder thsischenVollmacht;erhatdieZulassungvon seinem Kaiserer- zwungen, ich aberwerde ihm nicht-zumzweitenMalgestatten, ausmeinen SchulterndenSchemel seines Ruhmes zumachen.«

Zumersten Mal wars geschehen, als, 1875,der kleineNussein« alleLüfteposaunte,erhabe,erallein,denberlinerWütherichge- zwungen, derAbsichtaufneuen KrieggegenFrankreichzu ent- sagen-JedenGedanken ansolchenPlan hatVismarck mitleiden- schaftlicher Bestimmtheit stets geleugnetzundderVerdächtiger, dergesprächigevieillard å femmes ward ihm seitdem so sehrzum Gräuel, daßeram Liebsten ihm aufdemdeutschenVahngleis dieWohlthatdesSalonwagens entzogen hätte.Wohin schmolz derSchneevon damals? MarschallMac Mahon ist nochPrä- sidentderFranzösischenRepublikundGambetta sitztdem Bud- getausschuszvor. ErnsthafteLeuteerörterninpariserSalons dasGerüchtvon einemVündniszzwischendemDeutschenReich, dassichHolland eingliedernwolle,undFrankreich,demBelgien unddasihm1870entrisseneLothringen zufallenwerde. Welt- ausstellunginParis. DerFürstvonWales räth, seinenSchwa- ger,denKronprinzen,nichthinkommenzulassen.Einedeutsche Kunstabtheilungaberist,siebenJahre nachdemKrieg, schonmög- lichundder SoldatenmalerAnton vonWerner darf siemit einer Rede eröffnen. Aufeinem Parlamentatierdiner verfichtGam- bettadieMeinung,England könne, seit jedemKriegsschiffdie Torpedogefahr droht,auf seine Seemacht nicht mehr fest bauen.

AmelftenMai schießtHödel,am zweitenJuniNobilingaufden Kaiser Wilhelm,dessenRettung sogardenPariser-n willkommen ist.Jmberliner Kanzlerhausordnet derProtokolführer Rados

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434 DieZukunft-

witzdenLesestoff unddasSchreibgeräthausdenKongreßtisch.

Hufeisenformzlinksvom Präsidenten Frankreich, Italien,Tür- kei, rechtsOefterreichsUngarmEngland,Rußland.Neben dem TanzsaalderRadziwillseinüppiges VuffetvonVorchardt.Am dreizehntenJuni ersteSitzung zaufBeaconsfieldsWunschinUni- form.Andrassy schlägtvor,VisMarckzumPräsidentenzuwählen.

DerhatsichinPommern denVollbart stehenlassen,siehtaltaus, ist müde, sehntsichnachderkissinger Saline undschiltdieKlein- ftädtereisderBevollmächtigten,dieihn,als ernur seineKartebei ihnenabgebenwollte,hineinbittenließen.VorAllerAugentrinkt eranjedemMittag-eheerdieSitzungeröffnet,auseinem großen WasserglasPortweinz trinkts,zuandächtigemEntsetzenAller, bisaufdenletzten Tropfenleer. Als sein Tyras einen fremden Ministerangeknurrthat,sagtderHerr: »Der Hund istinseiner Dressur nicht fertigundweiß noch nicht,wenerbeißensoll;sonst hätteerdieTürkengebissen.«Dieläßterungern zuaussührlicher Rede kommen. Nennt dieWahlMehemed AliszumBevoll- mächtigteneineTaktlosigkeit. (Dieser Mehemedwar,alsSohn deshugenotischenMusikersDetroit,inMagdeburg geborenwor- den;als Schiffsjungevon einermecklenburgischenBriggzu den Türken entlaufenundhatte nacheinem Vierteljahrhundert streb- samenDienstesdenOberbefehlüberdas TürkenheerinVulgarien erlangt.) DaKaratheodory, derErsteBevollmächtigte,phanas riotischerGrieche istund alsChrist gilt,brummt Bismarck un- wirfch: »AmEnde istderMagdeburger dereinzige Musulman unter den Dreient« Derpariser Timesvertreter Oppert,dersich nach seinem böhmischenGeburtort »de-, Blowitzss nennt-schildert LordBeaconsfield, den Freunddesan derbatumer Naphthas gesellschaft stark interessirtenLionelRothschild,alseinen eitlen undmißtrauischen.Mann,der,wenn manihnfehrhöflichbe- handle, fürchtet,geprelltzuwerdenund dochdenleisestenVer- ftoßgegen dasGebot derHöflichkeitübel nimmt. Erhabedie Oeffentliche Meinung Vritaniens sürfich,würdederen Gunst aberverlieren,wenn erVatum denRufsengäbe.Dasdürfehöch- stens Freihafen werden. Bismarck entschließtsich,demJourna- listendenRothenAdler zu erwirken (die"DritteKlasse,dieBlo- witzablehnt,weilernur dieZweiteseiner würdig findet), ihnzu Tisch einzuladenund »inrSinn des russischen Anspruches auf

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DieTöchterderMacht« 435

Vatum zubearbeiten«,damit die»Times« nichtspröderseials das Kabinet JhrerHuldvollen Majestät.Gortschakowund der Breite,den dieGicht·plagt, beriecheneinander. UndVismarck seufzt: »Wüßteichnur, obVeaconsfielddenKriegwilli«

Daß Salisbury, derzweiteEngländer,ihnnicht will,merkt erbale und hörtdann von Bieichröder,daß auch»Dizzy«

(D’Jsraeli-Beaconsfield)nur FriedenswünscheinseinerToga berge.Dieetwas steifeHaltungdes Earlistnützlich:weilsiedie·

austrosrussischeVerständigungerleichtert.(Jm Tagebuch Chlods wigs Hohenlohe,der mit demStaatssekretärBülow,der»Heiligen Kraft«desAuswärtigenAmtes,zumKongreß bevollmächtigtist, ähneltdieerlauchte VersammlungeinermitSchreckbildernan- gefülltenMeßbude.DerJtalerGrasCorti siehtwie einhäßlicher Japaner aus,Gortschakowist sehrwackelig,Schuwalowderstets folgenvoll lächelndeHofmann,Beaconsfield hateinscheusliches Judengesicht,der Montenegriner gleichteinem Räuber,der Chinese,mitseiner Brille, einerJnstitutsvorsteherin undseine zweidickenSekretäre,mitStrohhütenund Federbüschen,ge- mästeten Spanserkeln.) Der neunte Kongreßtag bringtzweiEr- eignisse:Bismarck hat morgens WangenundKinndemAasirss messer ausgeliefertund abends BeaconsieldindasZugeständniß überredendaßdieRassen,die dasHauptzielihresKampfes, das großeVulgarien und dievöllige Entmachtung derTürkeiin Europa, nichterreichean Transkaukasien sichfreiregenkönnena Zu diesemPreis wirdderHandel abzuschließensein;denn de, tussischeGeneralstab weiß,daßdievorKonstantinopelstehende Armee verloren wäre,wennderKriegwieder begönneundEng- land,vielleichtnun auchAndrassys Oesterreich-Ungarneingrisse.

Zwei TagevorderEröffnungdesKongresseshatderKanzler (nur diesereinewarinsolcherStunde verwegen genug zusolchem Entschluß)denReichstag, nachderAblehnungdesSozialisten- gesetzes,ausgelöst;verhandeltin denPausendesinternationalen GeschäftesmitdenParteiführernzbietetBennigsendaspreußische Ministerium desInneren an, willsichaberForckenbeckund StaussenbergnichtalsMitgänger ausdrängen lassen; und sagt,

erseifroh,wieder unpopulärzu werden. »Die Nationalliberalen könnenmich stürzen,abernichtdazubringen, daß ich ihnendie BildungeinesParteiministeriums unddieLeitungderGeschäfte

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43 6 DieZukunft.

überlasse,damit siemich,wieeinenmadigen,abernoch gutaus- sehendenApfel, aufdenTafelaufsatz legen.«DasWichtigsteist demLeidenden jetzt,aus derberliner Luft fortzukommen. Sein langerBleistiftwird zumTrommelstock,währendderinalle SprachsätteigerechteGortschakowinweitschweifigerRede zuer- weisen sucht,warum erinJuden eineLandplage,inJsraeliten sehrnützlicheMitbürger sehe;und alsSalisbury einen neuen AntragzuGunstderArmenier ankündet,stöhntderPräsident:

»Nocheinerl« Amsiebenten Julistimmt,infeierlichschwingender Rede,Beaconsfield demAntragzu,Vatum denNussenzugeben- diesich zuvor,mitihres Kanzlers Zunge,verpflichtet haben,es zumFreihafenzumachenundnichtzubefestigen.Alles athmet auf;hieHauptsacheist erledigtundderfriedliche VerlandesKon- gkesses gesichertGohenlohe zähltdieSpeisenfolgeeinesAbend- -essensbeiBismarck auf: ,Suppe, Aal, kalterFisch, Crevettes, Hummer, Aauchfieisch,roherSchinken, Braten, Mehlspeisez Alles geeignet,denMagen gründlichzuverderben.« Derewig

»Moquante«erzähltauchsonstnette Sächelchen.DerKronprinz hatte,alsVertreter desvonderWunde noch nichtganzgenese- nen Kaisers,dieKongreßmitgliedernachPotsdam eingeladen.

»Gräfin Karolyi hatte ihrenRembrandthutauf.DasfandGräfin Perponcher füreineköniglicheLandpartienicht geeignet..Lady Salisbury kam mitzweiTöchternunddreihnen.JnSans- soucifandderKongreszzwarvieleWaschbecken,abernur einein- ziges porzellanenes Gefäß,dasnichtzumWaschenbestimmt war.Um dieses gruppirte sichEuropa-Da mirabermeine Pflicht alsKongreszmitglieddiesekollektive Aufgabe nichtauferlegte, suchteichmitExcellenzvonBülow und General vonderGoltzin denoberen GängendesSchlosseseineLokalität,dieuns,Jeden für sich,absonderte.Dasgelangauch nach einigerMühe.«)Am Dreizehnten ists, endlich, ausgestanden; auchdierussostürkische GrenzeinOrdnungsm März1881wirdVatum Freihafen(im Juli1886 schüttelndieAussendiese Pflichtab);balddanachder Transtaukafischen Bahnangeschlossen. Nun wirds wieder tür- kisch.Diepariser GebrüderRothschild,deren AaphthasProduks tionsundHandelsgesellschaftdortihreRöhrenleitungen,Hafen- speicherundCisternenschiffehat,müssensichmitPaschas abfins den.Der Vierbund kann,wenn die Arbeit wiederinGangist,Pe-

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DieTöchter der Nacht. 437

Troseum undManganerz aus-Baum beziehen.Wen kümmert, cin denWonnen desLeichenjubels, daßvon demWerkdesVer- ctlinerKongresses nachvierzig Jahren kaumEtwas übrig blieb?

Nichts fürNußlandzdemerdenKriegsertrag schon allzu schmal zugeschnittenhatte. VordemKongreßschrieb Vismarck sanPeterSchuwalow: »EinJahrhundertlangundlänger noch habenNußlandundDeutschland,ohne Nachtheil für ihreSon-

«derinieressen,einander Dienstegeleistet.Das wird auch ferner Mögksch sein.Als abgebrühterRoutier binichdurchfalschen DUOMUNichtzuschrecken;ichvergessegerndenvon JhrenLeuten situirbereitetenAergerundregemichüberdenFlirt nicht auf,den mein alter petersburger FreundundGönner (Gortfchakow)mit Meinem jungenpariser Freund (demBotschasterOrlow) begon-

suen hat. VielleichtaberwirddasUrtheilmeiner Nachfolgerim KaltFleramt leichterzu beitren sein,wenn man fortfährt,zube- tonenpwie bequem JhnenaufderBasisfranzösischerRachsucht ein1dnißwürde. Diedeutsch-rusfischeFreundschaftist leichter zuzerstören,alssieherzustellenwar; undichkannnichtwissen,ob Ist-»reineNachfolgerUeberliesertes, dassie nicht durchErfahrung

»alsBesitzerworben haben.so behari lichwieich,mitsolcher Ent- haltungvon Eigenlieb«e,pflegen,denScheinimmer dem Wesen, persönciche Empfindiichkeitdengroßen monarchischenInteressen opfernwerden. Das kalteBlut,womit ichjederMöglichkeitins Augeseh-s,kannich nichtmit dem Amtveret ben.Durch Drohung inofsiziöxenBlättern, durch pariserSchmeicheleieninFeuille-

··tons undinBriefen an politisirendeDamen könnteman eines Sanes, ohneallzu große Mühe,denKompaßeines deutschen

Ministers falschen,denschondieVorstellungderVereinsamung sängstigtund der, ihrzuentgehen,aus Ungeschkcklichkeitdem Reich Pflichten aufbürdet, diedann nicht leichtabzuschüneln sind.Mir wirds nicht passirenAberichwerdeaus derVadekur nichtzu denGeschäftenzurückkehren.Jch habedasZeugnißder Fakultät,daß ich ,untauglich«bin,unddieses Attest,das mir ein RechtzumNüfktrittgiebt,sagt,leider,nur dieWahrheit. Mir liegt nichtsmehramAmt. Bevor ichgehe,werdeichabernoch das letzte NäthselIhrer russikchenPolitikzulösen haben.Da ichwederLosungnochWarnung höreundzumRäthselrathenzu erngeschiclt bin,wirdmir schwer-,zwischendeinVorwurf, durch

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4 38 DieZukunft

Friedensemvfehlung denTürkenzuermuthigen,unddem Ber- dacht, hinterlistigzumKriegzuhetzen,michdurchzuschlängeln.·«

Schuwalow, der inLondon Botschasterist,schreibtdieHaupt- stellendesBriefes fürseinenKaiserab. »Ichweiß, daß sie ihmc Freudemachenwerden. So ofterdirektmitIhnen-verhandelt hat, istGutes undNützliches herausgekommen;undwenn erliest,.

was Sie einem indieEhreJhrer Freundschaft Zugelassenenx.

schreiben,wird ersichindirekterBeziehungzuIhnenfühlen- JnBerlin haterdann dieFragedesrussifchsdeutschenSchuh- undTrutzbündnissesgestellt.Und siewärevielleichtbejahtwor- den,wenn nicht GortschakowsEinbruchdieKongreßstimmung getrübthätte. Diese Antipathie hattederKanzlernun einmal.

Schuwalowgefielihm.(Aicht ohne triftigen Grund. Dieser Pes- terwar eingescheiterMann. Jm Juli1882haterdieWeissags »

ungausgesprochen,die imJuli1914so schlimmbestätigtwurde:

»Daßman Bosnien unddieHerzcgowinadenOesterreichernge- gebenhat,bedrohtdenFriedenEuropas. DortliegtdieLunte, diedas Pulver einstinBrand setzen wird; und aus diesem FeuerwirdinHochgluthder ganzeStreitüber dieSlawenfrage hervorlodern.«)GortschakowaberfielihmaufdieNerven. Ein.

Kanzler,einGreis,dersichnichtschämt,vordemOhreinesFrem- den zusprechen; »WieeinGestirn, nichtwieeineverglimmende Lampe,willich erlöschen. Ohne je irgendeinergroßeneuropåis schenBerhandlungpräsidirtzuhaben,kann ich doch nicht vorBes tkUshkUtketeUI«(»JnderMußedesZuhörensbeiseiner länge- renPräsidialredein der berliner offtziösenDiplomatenkonserenz Von1876schriebichmitBleistiftr Pompons,pompo, pomp, pom,, po. Mein NachbarsLordOboRussell, entrißmirdasBlatt und .

behieltes«:Bismarck.)Wenn Schuwalow dierussischeKongreß- delegationgeführthätte,wärswohlanders gekommen. Vor der

«französirendenEitelkeit desFürsten Gortschakowund seiner- Bivalität mirgegenüber«sahderDeutsche schoneineGunstdes Schicksalsdarin,»daßdieSituation eineMöglichkeitbot,Ausz- land eineGefälligkeltinBetreffdesSchwarzenMeeres zuer- weisen«. (Auch dieseGefälligieithatderbrester Märzvertrags ausgestrichen.)Bismarck fühlte sichdannverletzt,alsdieKaiser-in Marie undder ganzeHosklüngeldieberlinerFreundschaft .all·

zuplatonisch«fand;erbehauptete,jedenrussischeannsch, ,un-

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DieTöchterder Nacht. 439 terUmständendurch energisches Auftretenbeidem-englischen Premierminister, obschonerkrank undbettlägerigwarz zur An- nahme gebrachtzuhaben«.Er wolltesichnichtderThatsacheer- innern, daßEnglandundOesterreichalles Wesentliche erlangt, dieNUssennur dasRechtauf Ardahan,Kars,Batum heimge- bmcht hatten. Wieerheute,wowirdemProgramm Bunsens

von1854,mitderWiederherstellungPolens, derBegünstigung OesterreichsundderZertrümmerungNußchdsbis in dieKkkmp nahsind,urtheilenwürde, istaus derInstruktionzuschließen,

dieerdemBotschafterVonSchweinitznachPetersburg mitgab:

sWeUUzwischenRußlandundOesterreichdieFreundschaftng unseremSchmerz,nichthaltbar ist, sokönnen wirzwarertragen, daß unsereFreundegegen einander Schlachtenverlörenoder-»ge- wönnen,abernicht,daßeiner vonbeiden soschwerverwundet Undgkschädigtwerde, daß seine Stellungals unabhängigeund inEuropamitredende Großmachtgefährdetwürde.« Klarer noch aus derMahnung, das Millionengewimmel derGroßrussen nicht,durch Mißhandlung,zumsicherenBundesgenossen jedes künftigenFeindes zumachen;

·

So sangendieParzen;

. Eshorcht der Bei-bannte Jn nächtlichenHöhlen, Der Alte,dsieLieder,

Denkt Kinder undEnkel

Und schütteltdasHaupt-

Lachesis.

Aus demZorn,der, seitdieleninischenKommunisten den londoner Paktvom September 1914 gebrochenundden vom Bierbund ihnenvorgeschriebenenFriedensvertrag unterzeichnet haben,in den Westreichengrollt,istdieFrageaufgetaucht,ob untreue Abkehrvon den Bundesgenossen auchvon Nikolai Alexandrowitsch,demeinstweilenletztenGossudar allerReussen, zufürchtengewesenwäre.Nein,antwortet SirGeorge Buchanan, derSohn einer alten,seitdenTagen Mariens Stuart inWissen- schaft, Diplomatiez Kunstangesehenen Schottenfamilie,derGroß- britanien, unter fastbeispiellosschwierigenBerhältnissen,inPe- trogradmitbehender Tapferkeitals Botschaftervertreten hat.

,,"JndemGerücht,dasdenZar solcherAbsicht verdächtigte,war

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440 DieZukunft.

nachmeiner Ueberzeugung,nichteinKörnchen Wahrheit. So vielfachundso schlimmNikolaierren war:nie wäreerzum Per- räther geworden.Jchkannteihn als.redlichtreuen Freund Eng- lands undbingewiß,daßersichnie vondergemeinsamen Sache abgewendet hätte.«DiesesfreundlicheUrtheilüber das Wesen desnun inTobolskSchmaschtendenwirdvonParis ausgestützt.

DieTelegraphenagenturHavasverbreitet einenBrief, den,—im Mai 1916,alsJustizministerPiviani undNüstungminisierThos mas(einFührerdersozialdemokratischenMehrheit)nacheinem amtlichenBesuchdierufsischeHauptstadtverließen,Nikolai ihnen fürdenPräsidentenderFranzösischenRepublik mitgab. l,Lieber undmächtigerFreund,in derStunde, dieFrankreich undNußs land,inEintrachtmittreuen Genossen,enger alsjezuvor indem größtenallerKriegeverbündet sieht,war mir eine besondere Freude, Mitglieder derfranzösischenNegirunginRußlandzu begrüßen.DemVergnügen, HerrnPiviani wiederzusehen,ge- selltesichdieErinnerung an mein letztesVeisammenseinmit Ihnen(imSommer 1914). Währendwirdamals nur diefried- licheEntwickelungunserer zweiLänder zusichern strebten,be- brütete derFeindschondenPlan, derihm,um denPreis des Europäerfriedens,dieWeltherrschafterringen sollte.Sehrgern habeich auch HerrnAlbertThomaskennen gelernt,dessenTalente seinemVaterland und unserergemeinsamenSache so große Dienste geleistethaben.Nle war dieNothwendigkeitengerfranko- russischerArbeitgemeinschaftmirso deutlich bewußtwieheute,da derunbeugsame Entschluß,nur nach endgiltigem Sieg undin UebereinstimmungmitdenBundesgenossen dieWaffennieder- zulegen,sodringend räth,unser Handelninnochfesteren Ein- klangunddadurchingestärkteWirksamkeitzubringean jedem Glied unseres Bundes lebt sicherlichnur derWunsch,alle er- langbareKraftder Sache dienstbar zumachen.Pon diesequnsch waren auchdieGesprächebestimmt,indenen meine Regirung und dieOfsiziere meines Generalstabes mitden Vertretern Frank- reichsdieMöglichkeitberiethen,einander nochkräftigeralsbis- herzuhelfen.DerPerlan dieserGespräche berechtigtmichzu derHoffnung, daßdieHerrenPiviani undThomasdie Ueber- zeugung heimtragen-—Rußlandwirdkeinseinen Machtmitteln erreichbaresOpferscheuen,um,soschnellwiemöglich,denTriumph

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