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Die Zukunft, 23. Februar, Jahrg. XV, Bd. 58, Nr 21.

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xv. sah-g. galt-«dkus23.geh-untIM. zu.21.

Herausgehen

Maximilian Hardem

Inhalt:

Seite

Inst-Illu- ................................275

Einscie- Dlaubuclp Vonget-ne Hin-du ....·...........296

Iriur Rimbauln VonIst-san Zweig ..................300

Dich-re- ckt-tm VonMai Fett ..."......·.....,....805

Austritt-»OVonstude- ..................... .306

Uachdruck verboten.

f Erscheint jedenSonnabend- Preisvierteljährcich5 Mark, die einzeer Nummer 50Pf—

Berlin.

Verlag der Zukunft

WilhelmstraßeZa.

1907.

(2)

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Max Ulrich s- co-,

Feknspkechett AmtVl- No. 675Direktion.

Kommanclitgesellsohaft aufAktien.

Bankgeschäft, Berlin sw.ll, Königgrätzerstr.45.

Telegramme: U l klc uI.

7913Kasse u.Effektenabtelluns- Kelchsbnnlc-0lr0-l(onto.

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» Die Zukunft

Berlin, den 23. Jebruar 1907.

Jntroitu5.

Jnvocavit.

MerLärmderfetten-Wochenwarverhallt,dieFaselnachtimPunschgewölk durchzecht;dasjejuniumquadragesimale hattebegonnen.DieZeitder ReinigungvonlüsternenFleischesSünde. DieZeit stiller Buße.Aufdem ProtestantenkalendersanddasAugedenNamendesFormosus,desVulkan- missionasrs,dessenSchicksalswandlungnochzum Verweilenladet.AlsBischos

vonPortushater,vortausendJahren,dieBulgarendemChristenthumzu ge- winnenversucht,ist,weilergegen Karl denKahlendieParteidesvonNor-

mannen undSlavenbedrängtenKönigsLudwigergriffenhatte,der Würde

entkleidet undvom Bannstrahl getroffen,nachdemTodeLudwigsdesDeut- schenwiedermiteinemBisthumbelehntundsiebenJahre danachzumPapst gewähltworden.Trotzdemerim Banngewesenwar. Nur einLustrumlang ssaßerauf Petri Stuhl;krönte indieserkurzenZeitaberzweiKaiser:denvon Roms-us einstalsHochverräthergeächtetenGuidovonSpoletoundspäter, alszwischenGuidosSohnLambertundBerengarvonFriaulder Streit um dieMachtentbrannt war,Karlmanns SohnArnulf.DerGlückswechsel,den ererlebthatte, wiederholtesichnachseinemTodenocheinmal. Stephander« Sechstebestritt ihmdasRecht aufdenTitelunddieEhrendesPapstes,bannte ihnnochmals, ließseinenLeichnamausderGruft reißen,ausderPrunkhülle schälen,durchdieStraßenRomsschleifenund,nacheinemschmählichenToten- gericht,in den Tiberwerfen.Stephanhat dieseThat unchristlicherRachsucht nichtlangeiiberlebtzundals erunter drosselndenFäustengeendethatte,wurde der(von Frommen heimlichausdemFlußgerettete)Leib desFormosusauf

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276 DieZukunft.

dasGeheißTheodorsdesZweitenmitgebührendemPompinPetersKirche beigesetzt.Warumstehtjust diesesMannes NameanderPfortederFasten- zeit?SolldieErinnerungunsandieWandelbarkeitalleerdischenmahnen,vor Ueberhebungwarnen,ausFleischessülledenGeistzu läuternderBuße rufen?

SeinTag fälltin den Monat derFebrua,desrömischenSuhnfestes;genau aufden diesfebruatus. DaschritteninderStadt des Romulus diePriester infeierlichemZugnachdemPalatin,opfertenin der demFaunusLuperkus geweihtenGrotteoorseinemmiteinemZiegener behängtenBildstarkeBöcke, berührtenmitdem blutigenMesserdieStirn zweierJünglingeausedlem Ge- schlecht,ließendierotheSpurmiteinem inZiegenmilchgetränktenWollknäuel vomAntlitzderLachendenwischenundsetztensichdannzumSchmaus. Nach demMahlentkleidetensiesich,hingendasFellder geopsertenBöckeumdie Len- den,gürtetensichmit den ausdiesemFellgeschnittenenRiemen undliefen, des Gottesvoll, so durchdieStraßenderUrbs. DieEhefrau,dieeinSchlag solchesRiemensandieflacheHandtraf, durfte aufBefruchtung hoffen.Die luperci,wähnteman,trugenSegendurchdie Stadt. NachderWinterslust verlobtederGeistsichwiederdemDis pater,demstrengenGott; sühnte,was Uebermuthgesündigthatte,underbatfür MenschundThier, für Felderund Heerden fruchtbarenFrühling.NochalsJulius Caesarwie einKolossusdie enge Weltbeschrittenhatte, ließerandemgeheiligtenBrauch nichtrütteln und bat den Antonius (derandiesemTagihmvor demjauchzendenVolkzwei- maldie Kroneanbot),beimLuperkalienwettlaufKalpurnienzuberühren,auf daßderFluchderUnfruchtbarkeitvon ihr weiche. SchonwardieSittege- wandeltund nichtallzulangemehrherrschtendiealten Götter:dochderGlaube andiePflichtzurReinigung,zuBüßergebetundneuem Gelöbnißblieb und wirktheutenochin derChristengemeinde.InTrauerundHerzensangstruftsie, wenn dieWintersvergnüglichkeitendlichverrauschtist,mitDavids frommen Wortenhimmelan:»Wielange,Herr,willstDumeinsogarvergessen?Wie langebirgstDu DeinAntlitzvormir? Wielange soll ichsorgenin meiner SeeleundmichängsteninmeinemHerzen täglich?Wielangesollmein Feind sichübermicherheben? Schauherab, Herr,meinGott,und erhöremich!Ek- leuchtemeinAuge,daßnichtTodesschlafesumfange,derFeindsichnichtrühme, meinermächtiggewordenzusein, nochdieWidersacher sichfreuen,daßich darniederliege.IchlJoffeaufDeineGnade;meinHerz jubeltin derGewiß- heit,daßDusogernhilfst. Ichwill demHerrnsingen, derso wohlanmir thut-«UndnebendiesemDreizehntenPsalmempfiehltdieChristenlehrefür dieBußzeitdenAnfangdessechstenKapitel-ZausPauliandererEpistelan

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Jntroitus-. 27 7

dieKorinther:»Wir ermahnen Euchernstlich,daß Jhrnichtunbereitet die GnadeGottesempfanget.Dennerspricht:,Jch habeDichin derangenehmen ZeiterhöretundamTagedesHeilsDirgeholfen.«Sehet:jetztistdieangenehme Zeit, jetztistderTagdesHeilsgekommen.LassetunsKeinemeinAergerniß geben,sondernin allenDingenunsals GottesgetreueDienerzeigen.Als geduldigeDiener inTrübsalundNoth,inAengstenundSchlägen,inAuf- ruhrundGefängniß,inWachenundFasten;in dem WortderWahrheit,in derKraft Gottes,durchdieWaffenderGerechtigkeit,zurRechtenund zur Linkeu.«Keusch,dankbar,langmüthig,liebevollzusein,befiehltderApostel; inallerTrauerdochfröhlichzubleiben,intiefster Armuth dochzubedenken,wie VielesolcherBesitznochreichmachenkann. DerGlaube, daßnachFestwonnen demMenschenEinkehrinsJnnersteziemt, hatdie alten Götter überlebt.

Reminiszere.

Jmneuen Deutschlandwillsnicht stillwerden. TrotzdemdieFasten- zeitim Kalender steht,derWettlaufbeendetistunddieHellanodikenihrUr- theilgesprochenhaben. Fasteinstimmig(dievonAmtes wegenbestalltenoder vonAemternabhängenden)dasgünstigsteUrtheil.Die unsFührerseinsollen, sindansZiel ihrer Wünschegelangt.So kündet dieOeffentlicheMeinung.

Mußman sichihremSpruchbeugen?»DieOeffentlicheMeinung-Cschrieb Hegelnach-demdeutschenBefreiungskrieg,derden»WeltgeistzuPferde«aus dem Sattel gehobenhatte, »verdient,ebensogeachtetwieverachtetzu werden.

DiesesnachihremkonkretenBewußtseinundihrer Aeußerung,Jenes nach ihrer wesentlichenGrundlage,die, mehroderwenigergetrübt,injenesKon- kretenurscheint.Dasieinihr nichtdenMaßstabderUnterscheidungnochdie Fähigkeithat,diesubstantielleSeitezumbestimmtenWisseninsichherauf- zuheben,so istdieUnabhängigkeitvon ihrdieersteformelleBedingungzu etwasVernünftigem,in derWirklichkeitwie in derWissenschaft.Das Ver- nünftige,dasGroßekannsichersein,daßsieessichin derFolgegefallenlassen, esanerkennenundzu einemihrerVorurtheilemachenwird «.DieserDogma- tikerwarnthier alsovorblindemGlauben.Jst auchheuteaber zuMißtrauen Grund?SeitdemsechstenFebruartaglesenwir(undlasensschonvorher),ein großer,demReichnützlicherSiegsei erstritten worden,infroher Kraftrege fich,sorgenlos,schonwiederdieVolksgemeinschaftundbaldmüssesichAlles nun,Alles zum Guten wenden.VielleichtbringtauchdieThronrededenWider- hall solchenGlaubens;vielleicht.VorzwanzigJahrenblieb maninundnach derWahlschlachtnüchtern.Als dasSeptennat gesichert,die,,Paarungkon-

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278 DieZukunft.

fervativenGeistesmit liberalem« imFebruarkattellgelungenwarund dieSo- zialdemokratieneünzigtausendStimmen verlorenhatte,wurde derReichstag nichtvom altenKaiser,auchnichtvomKanzlereröffnet.HerrvonBoetticher verlasdieThronrede,dieohne EmphasediewichtigstenVorlagenaufzählte undamSchlußerst,nachderErwähnungderinternationalen Politik,dieSätze brachte:»WennderReichstagohneZaudernundohneSpaltungdenWillen der NationzumeinmüthigenAusdruckbringt,gegenjedenAngriffaufunsere Grenzenheute undjederZeitdieganzeFülleunserernationalenKraftinvoller Rüstungaufzubieten,sowird dserReichstagschondurchseineBeschlüsseallein undnochvorderenAusführungdieBürgschaftendesFriedens wesentlichver- ftärkenunddieZweifelbeseitigen,welchesichandiebikherigenparlamentari- schenVerhandlungenbehufsStärkungunsererWehrkraftgeknüpfthaben.

SeineMajestätderKaiser hatzumgegenwärtigenReichstagdasVertrauen, daßseineBeschlüssederinternationalen PolitikderVerbündetenRegirungen einesichereUnterlagegewährenwerden,undschöpftausdiesemVertrauendie Zuversicht,daßdieBemühungenSeinerMajeftät,denFriedenunddieSicher- heitDeutschlandszuwahren,vonGottgesegnetseinwerden.«KeinTriumph- gesang;keinWortüberdieNiederlagedesGegners.UnddochhattendieKartell- parteienzweihundertzwanzigSitzeerobert,dieFreisinnigendieHälfte,dieSo- zialdemokratennochmehrMandateverlorenundnur dreißigStimmenwider- sprachenimMärznochdemSeptennat.AusderfeltsamenSedanftimmungdie- sesgeräuschvollenHornungssehntderDeutschesichwieder instilleTagezurück.

WiesiehtdasWahlergebnißaus? DiekonservativenParteienhaben siebenzehn,dieliberalen achtzehnSitzegewonnen, dieSozialdemokratensechss unddreißigverloren. Die Relation ist äußerlichunverändert;istim Grunde aber,da dieSozialdemokratiefürdiepolitischenForderungendesLiberalis- museintrat,denLiberalenjetztwesentlichungünstigeralsvorderAuflösung.

Das Centrum hatsechs,diePolenfraktionvierSitzegewonnen. GrafHom- peschwirdkünftigim NamenvonhundertdreiunddreißigAbgeordnetenspre- chen(wennman nichtetwa denStiftspropftLudwigvon-JazdzewfkizumErz- bischofvonPosenkürtunddadurchdiezornigenPolenzuversöhnensucht).Trotz- demsievonderWilhelmftraßeausmitGunftundGeldreichlichunterstütztwur- den,habendie vierliberalen Fraktionennur hundertfünfSitze,nichtsoviele wie dasCentrum fürfichallein,zu erobernvermocht.Sichauchnichtzu einem Block vereint. Von densechsundfünfzigNationalliberalen fühlenmindestens fünfzigsichdenKonservativenheutenochnäherverwandtals denFreisinnigen, dieim-WahlkampfdiewunderlichfteFrontzeigten.SiehabendieWehr-

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Jntroitus. 279 stärkungstetsgeweigert,dieKolonialpolitik,vonBambergers Tagenbis in die MüllersvonSagan,verdammt,waren amDeimlingtagund bei allenAfri- kanerskandalenimCorps derRügervornan,wären imLenz,wenn derKanz- lersichdamalsschon,beiernsterem Anlaß,zurAuflösungentschlossenhätte, zuheftigsterOppositiongezwungengewesen:undmußtendasCentrumnun als einentückischenFeinddesReiches verschreien,weilesgehandelthattewie sie selbstoftin Stunden wirklicherReichsgefährdung.KeinWunder, daßsie nichtbessereGeschäftemachenkonnten.DerReichstagistnicht liberaler-,son- dernkonservativerals dervorigeund bietet den VerbündetenRegirungendie MöglichkeitzweierMajoritäten(deren einefreilicherstaufihreHaltbarkeitzu erprobenseinwird).AuseigenerKraft haben Alle,die den Liberalismus auf derFirmatafelführen,kaumdreißigMandateerstritten;werdamitzufriedenist, darfsichmitFugzudenbescheidenenGemüthernzählen.Sieg?»Eshandelt sichumunsereganzekolonialpolitischeStellung,ummehralsDas:umunsere Stellungin der Welt. Glauben Sie,meineHerren, daß sowaskeine Rück- wirkungaufdasAuslandhat?Wir werdenunserePflichtthun,im Vertrauen aufdas deutscheVolk.«SosprachderKanzleramdreizehntenDezember1906.

UndamneunzehntenJanuar 1907: »UeberallherrschtdieUeberzeugung,daß jederSiegderOppositionvom dreizehntenDezemberdieEntfaltungderna-

tionalenKräftedesdeutschenVolkes, deutschenUnternehmungsinnund deut- schenGeisthemmenundhindern werde«.DieseSätzeliesterselbstjetztwohl nichtmehrgern. DennderNachbar,demsieimGedächtnißhaften,kannsich,

wenn erdasWahlergebnißgeprüfthat, getrostenMuthes sagen: »Dasdeut- scheVolkhat,wiedieZiffernzeigen,mitstarkerStimmenmehrheit fürdie Oppositionvom dreizehntenDezemberentschieden,dasVertrauen desKanz- lersgetäuschtunddasReichda imStich gelassen,wosichsum seineWelt- stellunghandelte«.DieserNachbarwürde,zuunseremHeil,irren;könntesich aberauf denFürstenBülowberufen. (Bismarckwar1887vielvorsichtiger;

,,außerordentlichschwierig«,sagteeram TagvorderAuflösung,werdelessein, dieMehrheitderWähleraufdenStandpunktderRegirungzubringen.)Dasechs Millionen DeutschesichfürdieamdreizehntenDezemberzu einerNegation Verbündeten erklärthaben,dürfenwir uns derStimmziffernnichtlautrühmen.

DasZielwar:KräftigungdesLiberalismus(fürdeninderWilhelmstraßeund derenUmgegendlängsteinstarkesKonsortiumstill,aberemsigarbeitete)und SchwächungdesCentrums. DaßderLiberalismus heutenichtbesserdranist als ingoodoldcolonial times,wardschon erwiesen.Und dasCentrumhat,

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seiteseinenDeutschenReichstaggiebt,niesovieleStimmen undSitzebekom-

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280 DieZukunft.

men wie diesmal.HundertzehnMandate; dreiundneunzigdavonohnefremde Hilfe,allein gegen die vereintenHeerhaufenderRegirung,mächtigerVerbände und aller anderenParteien.Nur das Centrumhat, nachsolcherKraftprobe,das Recht,sichinTriumphatorengeprängvordemevangelischenVolkezubrüsten.

DochdasCentrum, heißts«empfindetdieVerlustederSozialdemokratie wieeigenezmußsiesoempfindenDieSchwarzenwarendenRothenjaverbün- det; wollten,inschnöderGemeinschaftmitihnen, jedertapferm-nationalen PolitikdenWegsperren:wasdieRothentraf,trifftmitungeminderterWucht drumauchdieSchwarzen.Sohörenwir.Jstswahr?Amzweiten Februar habeichhiereinenWahlaufruf derSozialdemokratiedesMiinsterlandesab- gedrucktundgefragt,obnachdieserLecturenochEinerglaube,daßdiebeiden Parteienin derselbenAngriffsfrontgefochtenhaben·DerAufrufwardiederbe AntwortaufeinvomWahlkomiteederCentrumsparteiverbreitetesFlugblatt, dessenJnhalt Du,geduldigerLeser,nun auchkennen lernensollst.

An dieWählerdesWahlkreisesMünster-CoesfeldlDerSozialdemokratim Lichte derThatsachen!!EsistsozialdemokratischerParteigrundsatz:»Dein Feinde gegenüber gilt nichtdiePflichtderWahrhaftigkeit-«(Sozialdemokratische Zeitschrift »NeueZeit«; hamburgerParteiversammlung.)Daraus istvonvornhereinzuermessen,wasvonden BehauptungendersozialdemokratischenWahlflugblätterztihaltenist. Darinwirdgelo- gen,daß sichdieBalkenbiegen,umdieWahlstimmen Derjenigen einzufangen,die nie- malsalle werden.Nureinige Stichproben:1.DerSozialdemokrat bezeichnetdasCen- trumwiederum als,,Vrotwucherpartei«(Getreidezölle)undbehauptet,erhabeimJahre 1903richtigprophezeit.Jm Wahlkampf1903 prophezeiteeruntergroßemGezeter: durch denZolltarifunddieGetreidezöllewürde dieIndustrie zerstört,dieBrotpreiseinsUn- geheure gesteigert,dasVolkdemHungertode preisgegebenwerden.Undheute? Alle Welt siehtes, daßtrotzdemZolltarifunddenGetreidezöllendieIndustrie instetem Aufschwung blüht,dasBrotumkeinenPfennig theurer geworden,das Volk beileibenichtdemHun- gertode verfallen ist. Dennoch, angesichts dieseroffenkundigenThatsachen,stelltderselbe blaniirte Sozilaldemokrat sichbreispurig hinundruft dreist: ,,Ja,derSozialdemokrat hatte Recht;erhatdieWahrheit gesagt.« O, dieser famoseParteigrundsatz!2.Fleisch- theuerung.DerSozialdemokrat schreibt: »Die katholischenArbeiterschreien: Uns hun- gert nach Fleisch; undihre ,christlichen«VertreterimReichstagerwidern:Hungert weiter, dennHungern ist gesund-«BlankeLüge.WerhateinensolchenAusspruch gethan?Nie- mand!Auch Gerstenberger nicht.DieFleischtheuerung,diein allenKreisenbedauertwird, begannimFrühjahr1905.Siehat ihre Ursache nichtimZolltaris,der erstimMärz1906 inKrafttrat.Einbrauchbares RezeptgegendieFleischtheuerung hat auchderSozialde- mokratnicht DurchleeresGeschreiwirddasFleisch nichtbilliger. AbereineAnfrage sei gestattet: Jsteswahr, daß (nach Angaben des ,,V"orwärts«)die sozialdemokratische Parteileitung jedenihrer organisirten GenossenjährlichummindestensfünfzigMarkPar- teigeld schröpft?Vorwie nach, trotzallerFleischtheuerung?Unddamitderbethörten

·,,hungernden«Arbeiterfamiliedasletzte FleischstückvomTischeraubt?Dasist"dochun- erhörterBrot-undFleischwucherdertollsten Art!Wersättigt sichvondenMillionen, diesodem»hungerndenArbeiter« abgepreßtwerden? Die gutbesoldeten, fleischsatten

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-Jntroitus. 281 Parteibeamten? Oderwandern dieseMillionen UachsRußlandodernach Frankreich?

WenigstenszumTheil?»Parteigeheirnniß! !!DereinfacheManndarfdieWahrheit nicht erfahren! !! Z.»Bereitwilligstapportirtedas Centrum derRegirungim letztenJahreine Steuervorlage,wodurchdas Volk(in erster LinieimmerderArbeiter)mit170Millionen Markbelastetwurde.«SoderSozialdemokrat. Schrecklich!UnddieThatsachen?a)Diese

neueReichssteuer ist aufzubringenvondenAufsichträthen,Automobilfahrern,Groß- industriellen,Eigarettenrauchern, Reisenden Erster, Zweiterund DritterKlasse undden Aktionären ! ! !Alsonichtvonden Arbeitern! DieBelastungder Arbeiterhat hauptsäch- lich das Centrum vorhindertl b) Diese170Millionen wurdenaber(unserSozialdemo·

krat wirderschrecken)auchvondersozialdemokratischenPartei bewilligt!Einstimmig bewilligt! !!Dasoll doch...!!Hat unser SozialdemokratDiesetwanicht gewußt?Oder handelterwiedernachdemfamosenParteigrundsatz?Beidesistmöglich,Letztereswahr- scheinlich! GenugderLügen!

NuneinekleineGegenrechnung.

1.WasleistetediesozialdemokratischeParteiimReichstaganpraktischerArbeit fürdenArbeiterstand? DerSozialdemokrat schweigtdarüber! Die Antwort istzu be- schämendfür ihn!

DieSozialdemokratie stimmte:

1880nicht fürdaserste Wuchergesetz, 1881gegen dieEinführungderBörsensteuer, 1885gegen die weitereAusgestaltungderBörsensteuer, 1894gegendieersteErhöhungderBörsensteuer, 1900gegendieneue Erweiterung der Börsensteuer, 1883gegen dieKrankenversicherung 1884gegendieUnfallversicherung, 1885gegen dieInvaliditätsundAltersversicherung, 1890gegendieEinführungderGewerbegerichte, 1891gegen dasArbeiterschutzgesetz, 1896gegendasBörsengesetz, 1896gegendasGesetzbetr. den unlauteren Wettbewerb, 1900gegen dieErhöhungdesZolles auf ausländischenChampagner,

1901gegen dieSektsteuer, «

1902gegen dieZölle aufalleLuxusartikel (zum Beispiel:Kaviar,Austern,Schnep- sen, Auerwild, Bärenschinken,künstlicheRiechstoffeu.s.w.DieSozialdemokratenbean- tragtenZollfreiheit!!)

1903gegendieVerbesserungdesKrankenkassengesetzes, 1904gegen dieAutomobilsteuer,

1905gegen dieErrichtungderKlaufmannsgerichte

Dassind Leistungendersozialdemokratischen,,Arbeiterpartei«!!Dassind nicht Arbeiterfreunde, sondern Arbeiterfeinde! Das sindnicht Volksvertreter,sondern Volks- verrätherl Sogar GenossevonVollmarbezeichnetdiese alberne»Alles-oderNichts-Po- litik«treffendals»die PolitikderKinder«.AlleBorlheile unserer sozialen Gesetzgebung, dieauchderSozialdemokrat wahrlich nicht missen möchte,verdanktdasdeutsche Volk nichtderSozialdemokratie, sondern dem Centrum! 2.Was leistetdieSozialdemokratie fürdenHandwerkerstand?Daraufantwortet Genosse Ledebour (ineinerberlinerVer- sammlung): »DieSozialdemokratiewirdsichniemals dazu hergeben,dieInteressen des

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28 2 DieZukunft.

Mittelstandes,Dasheißt:derHandwerker,kleinenGewerbetreibenden,Ladenbesitzeru s. w» zu vertreten.DieSozialdemokratieist nichtdazu da,die inihrer ExistenzbedrohtenGe- werbetreibenden zuschützenund zustützen.Auf irgend welcheHilfegegendiePressionen desGroßkapitals,derGroßindustrie,derGroßbazare,derKonsumvereineu.s.w.hat derMittelstandvonderSozialdemokratie nichtzuhoffen, sonderneswirdgeradedas BestrebenderSozialdemokratiesein, solcheBazare, Großindustrienu.s.w.imKampfe gegen denMittelstandzuunterstützen«Dasheißtmitbrutalster Deutlichkeit:Die So- zialdemokratiewillunderstrebt planmäßigdieVernichtungdesHandwerkesund des Mittelstandes! !!Dasist sozialdemokratische,,Volksfürsorge«!!! 3. Waserstrebtdie So- zialdemokratie fürdenBauernstand?EnteignungundVernichtung! ! !4.Wiestelltsichdie SozialdemokratiezurReligion? Das ist offenesGeheimniß.Jn Frankreich finddie So- zialistendiewüthendsten»Kulturkämpfer«undKirchenräuber!!Vernichtungderchrist- lichenReligion, VernichtungderkatholischenKirche insbesondere:DasistdasZielder Sozialdemokratie auchinDeutschland! !!Dasbillige Sprüchlein,,Religionist Privat- sache«istnurHeucheleizurTäuschungder Dummen!Reichstagswähler1Arbeiter! Kauf- leute!Beamte! Handwerker!Landwirthe!AmfünfundzwanzigstenJanuaristdie große Abrechnung auchmitdenSozialdemokraten!KeinWählerdarfpflichtvergessen zuHause bleiben! Jeder hatdiePflicht,mitseinem-Stimmzettel einzutretengegendenlügenden Sozialdemokraten! GegendieParteiderVolksverelendung! GegendieZerstörerdes Handwerker-undMittelstandes! GegendieParteiderGottlosigkeit! GegendiePartei desUmsturzesund derRevolution!FürdasCentrum,denallezeit besten Hort allerVolks- rechte,deswahrenwirthschaftlichenundreligiösenVolkswohles,derechten Königtreue undVaterlandliebe, für Wahrheit, RechtundFreiheit! Gebetinerdrückender Anzahl EureWahlstimmeabfürdenCentrumskandidaten Dr.Georg FreiherrnvonHertling·

DerVorstandundArbeitausschußdesCentrumswahlkomiteesderStadtMünster.

Glaubtdanach,ichwiederholedieFrage,wirklichnochEiner, daßdiebei- denParteienin einerFrontgefochtenhaben?Nichtin einerPosition fanden sie sichzusammen(dieSozialdemokratiewärefürdenCentrumsantrag,dereinen NachtragskreditvonzwanzigMillionenbewilligte,nichtzuhabengewesen);nur ineinerNegationUndauch,daßsieeinanderdatrafen,warwider allegewohnte Norm.Um demLande dasWahlergebnißplausibel(indesWorteswahrstem Sinn:desBeifalls würdig)zumachen,thutman jetzt,alshabeSchwarzund NothgemeinsamdieRegirung bekämpft.Wannseit zwölfJahren?Wieoft habenin derletztenLegislaturperiodeCentrumundSozialdemokratieaufder selbenSeitegestimmt?Rechnetnach:undJhrwerdetfinden,daßesbeiwich- tigemAnlaßkaumje nochgefchehenist.WehrkraftsteigerunginLandheerund Flotte,Sozialpolitik,Zolltarif,CivilrechtssundFinanzreform:beinaheAlles, woraufes denRegirendenernstlichankam,istmitderHilfedesCentrums durch- geführtworden.JnjederSozialistendebattestandendieschwarzenMännervorn- an;immer,seitHerrBebelimFebruar1893HerrnBachemeinenBlechfchmied genannthatGroll hattelängstschondieGruppengetrennt,die,alsTriasWürdi- horst-Richter-Grillenberger,demerstenKanzlerlästiggewordenwaren. (Stich-

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-Jntroitus. 283

wahlbündnissebeweisendagegennichts;selbstdieNationalstenwürdensichgern einemschwarzenoderrothenTeufelverschreiben,umbeimPferdehandelihrGe- schäftchenzumachen-)MußdurchausdenndieWahrheitverborgen,nochjetzt derJrrwahngenährtwerden,dasCentrumhabedanachgetrachtet,mit der So-

zialdemokratieeine denRegirendenfeindlicheMehrheitzubilden,undsei,weil der Alliirte verwundet ward,nun zum Tode betrübt?Keinhalbwegsgescheiter Schwarzerdenktso.Das Centrum hatnichtwenigerGrundals eine andere bourgeoisePartei,dieNiederlagederSozialdemokratiezubejubeln;hatviels leichtstärkerenGrundalsandereParteien;denn esfühltesichmehralsirgend- einebedroht. Weshalb that es, trotzderJntimität mitdenoberstenReichs- ämtern,manchmaldenngarsoradikal undließvordemversammeltenKriegs- volk wilde MännleinStunden lang Disteln, auchwohlanderesFeldgewächs köper?Weil esfürchtete,diekatholischenGewerkschaftenkönntenunzufrie- denwerden,könnten,inreizbarerSchwäche,gegen dasrotheGiftnichtimmun bleiben.Weil es dieGefahrdersozialdemokratischenKonkurrenzüberschätzte.

Sonst hätteessichdieGrimassedes Volkstribunen erspart.Jetzt istdieFreude ungetrübt.MehrMandate alsjemalsvorher;alsoMachtzuwachsDieMög- lichkeit,dieRegirendenstolzzufragen:SehtJhrendlichnun ein, daßunsere Stellunguneinnehmbar,dieHürdeunsererLämmleinauchvonderGenossen- schaarnichtzuerstürmenist?Und dieGewißheit,daßinabsehbarerZeitnicht, wie inFrankreich,ausdemPfafsenhaßderbürgerlichenunddersozialistischen Demokratieeinharterblocentstehenkann. VielaufeinenHieb.Aber keine AussichtauseinezurAbwehrunbequemerZumuthungfähigeMajorität?Wo sichsumeinengroßenGegenstandhandelt,wirddasCentrum,rechtsoderlinks, Verbündetefinden.Dieportatriumphalisthutsichdenneuen Römernauf.

Oculi.

EinTriumphdesCentrumsund keinesichtbareStärkungdesLiberalis- mus.Dasistder ErtrageinesWahlkampfes,dernachamerikanischemMuster vorbereitetundfürdenmehrGeld verwendet wurde alsje nochfüreinen im DeutschenReich HatdergroßeAufwanddenerhofftenNutzengebracht?Für diePersonalversicherunghaterallesErdenklichegeleistet.DerKanzler,derim Novembereinverhöhnter,fastaufgegebenerMannwarundnurvomCentrum ungeschmälertesLobeinheimste,erhieltzweiWochenlang Glückwünscheund Dankadressen.VonderNeigungzupersönlichemRegiment,vondenFehlern hö- fischerundzünftigerDiplomatie,vonderVereinsamungdesDeutschenReiches ist nicht mehrdie Rede.Niemand fragt, wessenSchulddie entente derWest-

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Ein Sonnenstrählchen locktHoffnung aus dem Schlupfloch ; flieht schnell aber, da aus allen Ritzen des Himmelsthores Blutregen quillt,aus dem Klippenspalt, dem Geschling vonTang

men. Die von Ehrhard begehrte einflußreiche Stellung der Laien innerhalb der Kirche dünkt ihn nebensächlich. Den Coelibat möchte er beibehalten wissen, weil ein

»Die Spinnstube war ursprünglich der Geselligkeit aller Dorfgenossen ge- widmet. Auch die älteren Gemeindeglieder fanden sich in ihr zusammen und es bestand eine verständig

Jch glaube nicht, daß es viele urtheilssähige Leute giebt, die als das »Opfer« dieser Strafverfahren den Untersuchungrichter erkannt haben; wohl aber kann ich Herrn Reinhold

Die Erde kann lebenden Wesen zur Wohnstätte dienen, weil ihre äußeren Theile durch Ausstrahlung sich zu einer geeigneten Temperatur (unter 55 ), aber doch nicht so stark

Dieser Legendenromangehört zu den Büchern, die ihr Bestes erst hergeben, ihre Schönheitenerst ganz enthüllen, wenn man sie öfterliest. Die fesselndeHand- lung und der Reiz der

von ihm einfach, er mache sich der Pfuscherei schuldig. « Wird Dies so ganz im Allgemeinen ausgesprochen, dann wird es sicher- lich bei keinem denkenden Menschen auf

Wenn auch meiner Vorstellungart nicht eben immer dem Verfasser sich zu fügen möglich werden konnte, wenn ich hier und da Etwas zu vermissen schien,sv swaren doch die