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Die Verfassung : Wochenblatt für das Volk, Sonnabend, 7. April, Nr 14, 1866

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Sonnabend, 7.·««Ap«ril. —-M l4.

Die

Verfasung.

Wochenblattsnr dir-; Wolle.

Weintjeden Snnnnbnnd PW VierteljährischbeiallenPnnnßi Psstnnstnlten472 Ser» beidenaußer-preußischenPost-instaer 73J4Sgr.,inBerlinbeiallenZeitungssSpeditenrenincl.Botenlohndie 6Sgr.,inderExpedition, Taubenstr. 27, 4V2 Sgt

Zeile3Sgr. Jnscrate

Vom bevorstehendenKriege.

Währendwirdiese Zeilenschreiben,gehteingroßes Kriegsgeschreivon einemEndedesLandeszumandern,

undwenn auchaugenblicklichmanchemdieErhaltungdes Friedensgesichertscheint,sowird esdochwahrscheinlichnoch WochenundMonate dauern, ehewirausderschlim-

men Ungewißheitheraussind.So vielist»abergewiß, daßdieOesterreicherihre-Truppenan fdiepreußische Grenzerückenlassen,weilsieeinen-preußischen»An-grifs besorgen.EbensowirddiepreußischeArmeemitvielen und schweren Kosten in Kriegsbereitschaft»esetzt,um nichtvon einem österreichischen Angriffeuerraschtzu werden. Wie dasAlles gekommenist,wollenwir hier nicht nocheinmalerzählen,wirsagenJetztnur so viel, daßdieKriegsgefahrdaist,unddaßdieRegierunguns und unsereVertreter nichtdanachgefragt»hat,obwir dieHerbeiführungeinesKriegesunterd»en1etzigen»Um- ständenund fürdieZweckeund Plane derjetzigen Minister fürgerechtund nothwendighaltenodernicht.

UnsereVertreter sindauch nicht gefragt worden,obsie inunseremNamen dasGeldunddasBlut Landes zu einemKriegebewilligen wollen,den dieMinistersur

nothwendighalten mögen. «

SchoninunseremBlatte vom 10. März haben wir gezeigt,daßes mitdemGeisteunsererVerfassung nicht übereinstimmt,unddaßesinkeinemFallegut,gethan ist,wenn man einenKieganfangt,ohnezuwissen,ob

dasVolkihn auch will,undobes»auchmitfreudigem Herzenalle dieschwerenOpferhungprwird,dieauch

einglücklicherKriegvon solcher Große,»wieder»jetzt befürchtete,ihmauferlegt.Undnungarein unglucklich geführterKrieg! Unsere Greisekonnennochheutedavon erzählen,wiees lange-Jahreim preußischenStaate ausgesehenhat,alsdersicherlichgerechteKriegvon 1806

uns darum dieschwereNiederlagebeiJena brachte, weiler nichtmit demnöthigenGeschickgefuhrtwurde.

Das mußjeder verstandigeMann sichzuHerzen nehmen.Doch wollenwir heute nichtweiter davon sprechen.Wir wollenvon etwasAnderem undzunachst davonreden,welcheOpferdasLandbringen muß,da-

mit ein Kriegmit Oesterreichauchnur angefangen werdenkann.

Oesterreich istmehrals doppelt sogroßundhat beinahe nocheinmalsovieledienstfähigejungeMänner als Preußen. Doch sind seineEinrichtungenund seine Finanzen schlechterals dieunsrigen. Es kann daber für’s Erstenur einenverhältnißmäßiggeringerenTheil dieserMannschaftenzum Kriegeverwenden,als wir.

Einnorddeutscher,wahrscheinlichpreußischerOsfizier,der einesehr hohe MeinungvonderpreußischenMacht hat, hatnun soebennochin der»Köln.-Ztg.«berechnet,daß dieOesterreicherfürdenAnfangnur 619,000Mann auf dieBeine bringen können, Preußenaber 638,000 Mann·»Unsere Leser sehen, daß,wenn dieser Offizier auch richtig gerechnet hat, dochderUnterschiedinder Zahl nichtderRede werth ist.

DagegenistessehrderRedewerth, daßwirPreu- ßen, um jene 638,000 Mann aufzubringen,dasjetzige, etwas über210,()00Mann starke Heer geradezuver- dreifachen müssen.· Mehrals 420,000 Reservisten

und Landwehrleutedes ersten Aufgebotes müssenvon unseren Aeckern,ausunserenWerkstätten,unseren Fabrikem unseren ComptoirsundzumTheilausunserenSchul- undBeamtenftuben weggenommen und ihnen der

KriegsroFkangezogenwerden. Jederkannsich berechnen, wie unsaglichvielArbeitskraftund Geld damit dem Lande undJedemvonuns verloren geht-

Und nun nochdie baaren Ausgaben!JMStaats- schatzeliegenetwa 16 Millionen Thlr.baute-s Geldund i»ndensonstigenKassen mögenwohlneun Millionen Ubrig sein,—diezuaußerordentlichen Ausgabenver- wandt werden können. Aber diesefünfundzwanzig Millionen werden ebennurhinreichen,um dengroßen Krieg anzufangen. Umihnaberführenzukönnen, mußman Anleihen machenundunsKriegsstEUern und Naturrallieferungen aller- Art auferlegen Will man das aber nicht,weilman dieZustimmung desAbgeordnetenhausesdazunicht erlangenzu können glaubt,nun sobliebenichts übrig,alszu denKriegs- ausgabenauchdas Geld zuverwenden,was-zu«anderen Staatszweckendoch fodringend nothwendigist,und

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dazudieWerthpapiere,diesichmit einemaugenblick- lichenKourswerthevon 27bis28MillionenThlr.im Staatsschatzeund in der Kasseder Seehandlung befinden,mit den allerschwerstenVerlustenzu ver- kaufen. Dochauchdies Geld würdenur für wenige Monate ausreichen,und dann würde esdochimmer dahinkommen, daßwirunserbaaresGeld undunsere VorrätheinSpeichetllUndScheuernunddasViehin unserenStällen um einGeringeshingeben müssen.

Das wäre derKriegmitOesterreichallein. Aber wenn nun die anderendeutschenRegierungensichauf OesterreichsSeite schlagen,wenn dieOesterreichersich mitdenDänen,diepreußischeRegierungsichmitden Jtalienern verbindet,undwenn dannauch noch Russen UndFranzosenund Engländerdas Schwertin die Wagschalewerfen! Wie wird es dann inderWelt und in· unseremLande aussehen? Und dabei haben wir nochan nichtsweiter erinnert,alsandieschweren Opferund Verlustean Geld und Gut. Abernun das unschuldige Blut unserer Söhne und Brüder, dasvergossenwerden soll,weildiepreußischen und österreichischenMinistersichüberdieschleswig- holsteinscheFragenichtmiteinander vertragenkönnen!

Dennoch klagenwirüber denKriegnicht,wenn die Vertheidigung unseres Rechtesund unserer Ehreihn nothwendig macht,aberwirwünschten,daßwirund unsere Vertreter über dieNothwendigkeit aucheines solchen Krieges befragt werden. Jn diesenKrieg, wenn erausbrechensollte,werden wiraberungefragt hineingetrieben.Undaußerdemsindwirüberzeugt,daß derselbe trotz alledem,was auchbisher aufbeiden Seiten verschuldetist,dochauchheute nochvermieden werden kann,wenn wir eine Regierung bekämen, die in unserem eigenen Lande den inneren zrieden herzustellen und die Zuneigung des

Volkes in den anderen deutschen Staaten für

sichzu gewinnen denWillen und dieFähigkeit besitzt.

Die Deutschen außerhalb Preußenskönnen dem jetzigen preußischen Ministerium unmöglichihre Zuneigungoderauchnur ihrVertrauen schenken.Sie werden niemals vergessen,was das Haupt dieses Ministeriums, der·Graf Bismarck, schonin der berühmtenKommissionssitzungvom 30.September1862 ihnengesagt hat, Damals nämlicherklärteer,und zwarsicherlichmitUnrecht, daß siefreiwilligaucheiner freisinnigenRegierunginPreußendie uns undihnen nothwendigeFührung Deutschlandsniemals anvertrauen würden. Sie würdennur vor der MachtPreußens sich fürchten,und darum müßtensie durch,,Blut und Eisen«zurVernunftgezwungen werden. So etwas aberläßtkein Volksich ungestraft sagen.

Soll Preußeneinewirkliche MachtinDeutschland üben,undsollessein RechtgegenOesterreichundgegen jedeandere Regierungdurchsetzenkönnen,dann mußes selbst ersteineRegierunghaben,diemit dem eigenen Volke inFrieden zuleben versteht. Habenwir ersteinesolche Regierung,dannwerden wir auchin

einemKriege,densiemitaller Weisheitnichtvermeiden kann,freudigzuihr steen. Wir werden dann nicht fragen,was derKriegkotet,sondernnur, wieersieg- reichzu Endezufuhren ist. Unter dergegenwärtigen Regierungaber betrachtenwirdenKrieg,der unsjetzt bedroht,alsdas schwersteUnglück,das wirmit aller Kraftvon uns abzuwendensuchenmüssen.

»Polittfche Wochenfchau.

Preußen. NochimmeristesderKonflikt zwischen Oesterreich und Preußen, welcherdieallgemeine Auf- merksamkeitvorwiegendinAnspruchnimmt. Diepreußische Regierung hat sichdarüberineinerDepeschevom 24.v.M.

an diedeutschenRegierungen ausgesprochen,inwelcher«sie dieRüstungenOesterreichsalsäußerstbedrohlich schildertund erklärt, sie müsse demzufolgeaufihre eigene Sicherheit bedachtsein. Die darin angedeutete Maßregeleinertheil- weisen Kriegsbereitschaftistauch seitdemangeordnetworden, undzwarsinddie 5.,7.und9.Division,dieGarde-Reserve- Divisionunddas6.Armeekorpskriegsbereit gemachtworden.

Seitjener Maßregel isteineösterreichischeNotevom 31·v.

M.hiereingetroffen,in welcher Oesterreich aufdasEntschie- denste jeden offensivenCharakter seiner Rüstungenbestreitet, und inwelchererklärtwird, daßderKaiservonOesterreich fest entschlossensei, seinerseitssich nichtinWiderspruchmit denBestimmungendesArtikel11der Bundesacte zusetzen, welcheesdenMitgliederndesVundes verbieten,ihreStreitigk keiten mitGewalt zuverfolgen. ZumSchlußwird die Hoffnung ausgesprochen,daßdas preußischeKabinet sich bewogen finden werde, ebenso bestimmtund unzweideutigden Verdacht eines beabsichtigtenFriedensbtuches zurückzuweisen und dadurch jenes allgemeineVertrauen aufdieErhaltung desinneren Friedens Deutschlans, welchesniemals sollte gestörtwerdenkönnen,wiederherzustellen

Jn Folgedes Bekanntwerdens dieserNote wurden die schoninvielenKreisensehrschwachgewordenenHoffnungen auf ErhaltungdesFriedenswiedergeweckt,undstiegendiese noch, alsbekannt wurde, daßdiePferdeankäufeinPreußen eingestellt seien. Trotzdemaber kannman behaupten, daß die Situation in keiner Weise dadurch geändertwor- denit.

"

IüasofsiziöseOrganderösterreichischenRegierungnennt zwar dieAbsendungder erwähntenNote einen überaus friedlichenSchritt,und meint, wenn Preußeneine ent- sprechende«Erklarungverweigert,so charakterisirtesdamit nichtnur dieAchtung,dieesvor demBundesrechtehat,und zwarineinem Augenblicke,woseineBestrebungenangeblich aufeine EntwickelungundReform diesesRechtesgerichtet seinsollen;esdokumentirt eine aufdieStörungdesFrie- dens inDeutschlandgerichtete Absicht.»-APEVWlkkönnen denSchluß diesesArtikels nichtalseinZekchenvon Frie- densliebe ansehen,denn es gleicht»aufEln Haar einer Drohung,wenndasösterreichischeDfsizlofeBlattsagt:Preu- ßenwird sich jetzt schon-uberzeugthaben, daß seine militärischenDemonstrationenmGesammtdeutschlandberechtig- tes Mißtrauenwachgethen,haben,daßdieBemühungen, einengehässigenVerdachtderProvokation auf Oestertelchzu wälzen, erfolglos geblieben sind. DieöffentlicheMeinung Deutschlands,diesichschon jetztmitseltener»E1nmüthikeit ausgesprochenhat,wurdesichernicht anstehen, ihremUrteile aucheinen entsprechendenthatsächlichenAusdruck zu

eben.

Außerdem hörtman allerhandvondembevorstehenden AbschlußeinesBündnissesmitItalien undauchmitFrank-

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reich,undandererseitshatman inOesterreich,trotz der Em- fkellungderPferde-Ankäufein PreußendiePserde-Ausfuhr verboten,weil man fürchtet, Preußenwerdesich aufdem

dortigenMarkt versorgen. « · ,

Trotzdemglaubenwir nicht, daßeswirklichzueinem Kriegekommen wird. Die Verhandlungenwerden sich, AbwechselndmitfriedlichemundkriegerischemCharakter-noch

eine Zeitlanghinziehen,nbek schließlichwirdirgendexn Kompkvmiß,eineneue AuflagedesVertragesvonGastem denRißwieder aufetwa einJahrverdecken. anZVlschen wirdOesterreichZeit haben, sichimJnnern «zuklaftlgeni unddannkeinenGrund mehr haben,eineinKriegeausdem

Wegezugehen , , · .

Jin ganzenPreußenlandeistdieStimmung imV»olke durchaus einemKriege-abgeneigt.JUStettin-InDnssel- dvtf, inElberseld,inKölnundanvielenanderen Orten habengroßeVolksversammlungen stattgefunden,welche sichmit aller Entschiedenheitgegeneinen Kriegzwischen OesterreichundPreußen ausgesprochenhaben.»Zudenwich- tigstenvon diesenVersammlungen gehörtdieam zweiten OsterfeiertagezuWitten abgehalteneVersammlung,welche von weitüber 1000 Personen besuchtwar, undin welcher einesehr großeAnzahlvon MitliedernunseresAbgeordneten- hauses erschienenwar. Daselbstwurdefolgende Resolution einstimmigangenommen:

.,,Die Ver ammlun erklärt: » « »

1) EinKiiegzwischendeutschenVruderstammenistimmer einbeklagenswerthesUnglückfürdie Nation »undinderge- enwärtigen Lage Europaswürdeer derEinmischungnei-

gischerundländergierigerNachbarn ThürundThor öffnen.

2)EinKrieg zwischenPreußenundOesterreichum die schleswigsholsteinischeSache istumso weniger

gerechtfertigt,

als einernstlicherVersuchzueinerfriedlichenösungunter Mitwirkun derBevölkerun nochgarnicht gemacht ist.Das Gewissengespreußischenolkes würde durcheinen solchen Krieg sichum soschwerer belastet fühlen,alsdieHaupt- schwierigkeit,dasBündnißmitOefterreichunterAusschließung desdeutschenVolkes, durchdiesehlerhaftePolitikgeschaffen ist,welchedieStaatsregierungtrotz derdringendenAbmah- nungen derVolksvertretungeigenwilligverfolgthat.

3) Nur eine NeglekUng, welchedieverfassungsmäßige FreiheitdesLandes achtetUndmitdem vollen Vertrauen deseigenenVolkes auchdas»derdeutschenNation zuge- winnenweiß,ist stark genug,d»iedeutscheAufgabe Preußens, die Bundesreso r mdurchzufuhren.«

Wir könnenhier nichtdie Debatten dieserund der anderen Versammlung ausführlichreferiren,nur denSchluß derRede mitwelcherDr. Löwe-Calbe obige Resolutionen begründete,wollen wirhierfolgen lassen,weilwirihnallen UnserenLesernzurBehekzlgnngempsehlsn»möchten.Erent- wickelt, daßdie nationaleParteieinmuthig seiinderPer- urtheilnngeinesKrieges zwlschenPreußenUndOesterreschs DerdeutscheStaat istUur»au»fdelnWegederFreiheit her- zustellen,PreußenhatvorzüglichdieAugabe,aufdie Be- gründungdesdeutschenStaates hinzuarbeiten.Dazu ·be- darfesder liberalen Reformundesist»d1ePfllcht

LedesBürgers, soviel in seinenKrafken steht- azU mitzuwirken. Der Jndifferentlsmusistnie ver- werflichergewesen,alsheute.Das deutsche Volk hat st»etöam schwersten von seinen Unterlassungss lUUdeuem znleiden gehabt. Jeder ist mitschuldig an Kriege, wenn esdazukommt, und anallem UnheILan allen zerstörten Hoffnungen, die er zur»Folge aben wird, der nicht jetztaus allen Kraften seine Pflicht thut, indem ekseineMei-

nungskundgiebtunddieOpferdafür bringt, welche die «efahrdesVaterlandes von ihm erheischt.

Die ffBetheiligungdesVolkesandenerneuten Samm- lungenfurden·Nationalfonds isteinehöchsterfreuliche.

Von »allenSeiten kommt dieKundevon sehrbedeutenden Beitragen. Sosind in derGegendvon Elbing etwa 2000 Thlr. eingegangen und eineSammlung, welchebei dem»Festmahlveranstaltet wurde, das sichan dieoben erwahnteVolksversammlungzu Witten anschloß, ergab etwa1400 Thllx -

Frankreich.·UeberdieHaltung Frankreichsbeieinem etwaigenKonfliktzwischenOesteireichundPreußenverlautet nlchtsSlchekesiblsIetzthatNapoleon sich nochdieHände nachbeidenSeiten freigehalten.

Italien. Wieesscheint, rüstetdieitalienischeRegierung,

um bei einem Kriee

zwischen Oesterreichund Jtalien Venedig angreifenzuönnen.

Die Bewegung und ihrendliches Ziel.

I.

Dem oberflächlichenBlickkannesleicht erscheinen,als ob diesoziale Bewegun diesesJahrhunderts stetsin’sMaß- loseauslaufe,daß sieein Zielkenne, aufdassie lossteure, um«sich,wenn eserreicht, zufriedenzugeben. Vielmehr scheintsie vielen der Lavine vergleichbar,diein ihrem’

SturzeAllesmitsich fortreißtund dann indemtiefsten Thalsich»undihreOpfer begräbt scheintderschrecklichen Hydra«gleich,dieAllesum sichherundzuletztsichselber verschlingt. AngeblicheBelegstellenfür dieseAnsicht giebtes inderneusten Geschichtegenug und daistvielleichtKeiner, dermitUeberlegungdemFortschrittehuldigt,an dennicht auch dieseBedenken herangetretenwären.—- Jndessen,

man lasse sich nichtvon demäußern Schein leiten, sondern forsche nachdesPudelsKern, nachdenMotiven,aus denen jene Thatsachennur Folgen sind. DieBewegunghat ein Zielundzwar einsehrbestimmtes,garnichtso sehrinder Ferneliegendes.Sieistnichtmaßlos, siewirdeinst zufrieden mitihrem Erfolge seinunddiejenigen habenniemals Recht

gehabt,welchesagen, reicheman dieser BewegungdenFinger,

owill·siedieHandu.s. f Es seinun hierunsereAuf- gabe, diesemendlichenZiel derBewegung nachzuspürenund seinen Inhalt, sowieseine Grenzenzubestimmen.

Wirkommen mitunsernZuständen gerades Wegesaus demMittelalter undseit sechzigJahrenerst habenwirange-

fangen,uns entschiedenvon ihmloszulösen.Nunistaber dieForderungderNeuzeitder gerade Gegensatzdermittel- alterlichenGesellschaftsordnungDermoderne Staat istder

friedlicheVertrag Aller gegen Alle zugleichenRechten und·gleichenPflichten,der mittelalterliche Staat war der Krieg Aller gegen Alle, das Rechtging soWeit die Machtund dasPrivilegium reichte.Wennnach unserer sozialen Anschauung jedem Einzelnen seln Recht geschehen soll,indemseine ArbeitsleistungjenachdemAngebotund derNachfrage nach derselben gewurdigtd. i.bezahltwerde, so gingdasMittelalter geradeumgekehrtzuWerke. Jeder Einzelne ging darauf aus,soweitebenseine Macht reichte, für seine ArbeitsleistungimVoraus den Preis zubestimmen undihndanndenConsumentenaufzuzwingen.Das istdas Wesenaller PrivilegienunddieseLetzterensind wiederum nichtsAndres,alsdieverbriefte Gewalt,die den Namen des Rechts usurpirt.

Die Gewalt aberhattederAdel,ehedasSchießpulver erfunden, inFolge seiner körperlichenStärke, seines Hak- Uischesundseiner Burgen. Er schütztedenBanexinahm aber denPreisfür diese seineArbeitimVoraus,indemer

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denBauer zuseinemLeibeigenenmachte,denBodenfür—- sein EigenthumerklärteunddenselbengegenjährlichenPacht- zins ausgab. Amdentlichstenwirduns dasPrivilegium werden an einem Beispiel.T- Ein unternehmenderLeib- eignerbesah sichz.B.einFlnßchen,dasmitstarkemGefälle von derHöhe l)erabstürzt.DerBachlagimGebiet des adligenHerrn..«Er·gehtzUdiesem: »GnädigsterHerr, sagt

er,ichhabemireinen BachimWalde besehn,erkönnte

sehrguteineMühle treiben. .. »»Aberder Bach ist mein««, spricht deredleHerr. »Dasweißich,erwiederte derLeibeigne,darum kommicheben. DerBach nutzt Euch nichts. Eure Mägde müssendas Korn mühsamaufder Tretmühle mahlen,erlaubt mir, daßichdieWasserkrcift benutze,um dort eineMühlezubauen,ichwillEuchdafür Euer Brodumsonstmablen.«... Wußle derAdlige nicht, wieeinsolches Ding möglichwar, sohorchteerauf die Be- .schreibungunddie Sache leuchteteihmein.

,,»AlleinmeinenBedarf umsonstmahlen? Das istzubillig.««

»VeikauftmirdenFleck Landes,edlerHerr!..sprichtder Bauer. Verkaufen? denktder Ritter nimmermehr,der Leibeigene hatkeinRechtunddarfkeinsolches haben,erb- lichesLandzubesitzen.... ,,»Giebmiraußermeinem Bedarf noch4 Wisveljährlich Pacht; dann baue die Mühle....«« »Gnädigster Herr, klagtderBauer-, wie kannich diesehohePachtgeben,ichweißjanichteinmal, obichimJahr überhaupt so vielMahlgut einnehme?.

DerAdligedenktanseineumliegenden10Dörfermiteinem ihmiugerörigenStäd·lein. »»Dafür ist Rath, sprichter, ichwerde meinen Unterthanenbefehlen, bei Dir zumahlen, dann wirst Du mir die4Wispel Pacht schütten....

Dashießmitehrlichendeutschen Worten, wenn Du Müller das Privilegium desMahlzrvangs über jsneOrte hast,so kannstDuja nachBeliebenDeine Mahlgaste bestehlenund Du wärstwahrlicheinschlechterGaul,wenn Du andieser vollen Keibpeverdürbest,trotzdem Du zuvor fürmich4 WispelGetreide stiehlst. Klagtennun einmal die Unter- thanen-beim adligenHerrnüber denMüller,wieerstatt einer Metzederen drei und vier nähme,sokonntejener überdemnochdengroßmiishiaenRichterspielen. Brachaber irgendJemand den Mahlzwangund ließer anderwärts mahlen, wo erbesserbedient wurde, sowar derRitter der unnachsichtlichStrafende mitBurgverließundHalseisen.

Jm Kampf mitdiesen Maximen desAbelsentstanden dieStädte;alleinauchsieorganisirtensichnachdemeinmal herrschenden Prinzipe. Sie wußtendenLandesherrnzu benutzen,derihrerimKampfegegendenAdelbedurfte,dafür errangen sielviedeiutnvon ihmdieausgedehntesten Privi- legienundinnehalb»chrer Mauern bargsich dieUngleichheit jnG«-stastdesPatr-izier-Regiinents,desstrengsten Zunftwesens unddgl. AllesinletzterInstanz gewaltsameVorausbestim- mung desPreisesfiirdiezuleistendeArbeit.

SogediehimMittslalter das Privilegienwesen, jede ummauerie Burg, jideStadt mitRiegelundThorwar ein Staat im Staate und zwarjegllcherbedachtundbestrebt, dengrößtmöglichenZollschutzgegenseineNachbarnzusrringen.

Der moderne Begriffdes RechlsWar solchen Zuständen

gegenübereinimagiuärerTraum; jedes Unrechtkonntedurch dieMacht zum Reitt prioilegiit werden, war derfeudale Adel dochselbsteinlebendes Privilegiumdesungestraften Todtschlages,wovon wsr heut nochdieletztenAuslaufer»im Duellwesensehen. Doch schondieErfindungdesSchuß- pulvers schnitt diesenZustandenden Nerv ab. Diese unscheinbaregraue Substanz brach ohne Gnade dieGewalt

derFaust,dieKugel schlugdur denHarnisch durchund ihr unsichtbarer LantrafebensochdenhochgebornenRitter-, als denniedrigstenLeibeigenen.—. NunkamendieLandes- herreninVerbindungmitdenStädten undderveränderten Kriegführungempor und zähmtendentrotzigenAdel. Mit derNiederwerfungdes Adelserblühtedie absolute Monarchie.

Diesewar ihrer Selbsterhaltungwillendaraufangewiesen, demPrinzipedesmodernen Rechteszudienenunddiever- schiedenenStände gleichzumachen. »Unsere ganzeGesetz- gebung isteineBeraubungdesAdels«, sagteeinmal ein Adliger.Er hätte Recht;wenn altes Unrecht gegen die gesammte Menschheitdurch dieVerjährung Rechtwerden könnte. Indessen hatdieGesetzgebungdenBürgerundden leibeigenenBauer vonallemFrohndienst erlöstundihmdas

gelieheneLand zumEigenthum gegeben, sie hatdemAdel einvornehmstes Recht,dasPrivilegiumdesalleinigenGrund- besitzesgenommen, und somitdenNichtadligenihmgleich- gestellt,—— sonderbarer Weise steht jetztdieRegierung still, erlahmt,wird zweifelhaft,—- erschricktsievor ihrer eigenen SchopfunggegenüberdenAnforderungenderDemokratie,die nichtsweiter willwieindemselbenGeisteundSinne die letztebessernde HandandasWerklegen?

Mitteld eutfcheDieVolkszeitnng

(Organ derFortschrittspartei) erscheint wöchentlichsechsMalundbietetentschieden freisinnige Leitartikel, eineübersichtliche Mittheilung aller in- teressanten Tagesneuigkeiten, Besprechungen e- meinniitziger und nationaler Bestrebungen, der r- beiterangelegenheiten ec. und fürdieUnter altun tret Leserund Leserinnen längere Erzählungen unkl-einTeich-

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genau zubezeichnen. ·

Jnserate sindbeidergroßenVerbreitung unserer Zeitung sehr wirksamundwerdendieSpaltzeilemitnur8Ps. (4J5Ngr.) berechnet.·

Leipzig,·imMärz1866.

Expedition derMitteldeutfchen Volks-Zeitung.

« Robert Friese.

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VHaynauerStadt-illimit«c

redigirt imliberalen Sinne, bringtinjederNummer einen populär geschriebenen Leitartikel, eine-kurzefiir Jedermannver- ltändliche UebetsichtderTagescrelgmsse, provinzielleundlokale Nachrichten, sowieNovellcn und ladet zum Abonnement ergebenstein.

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AllegKöniglichenPostanstaltennehmen udemvierteljähr- lichen Abonnementspreisvon 7V4 Sgr. Besteungen an.

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Die Expedition

Druck undVerlagvon Franz Duncker inBerlin. Verantwortlicher Redakteur undHerausgeber:Dr.G.Lewinftein inBerlin.

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