• Nie Znaleziono Wyników

Die Zukunft, 23. Dezember, Jahrg. XXV, Bd. 97, Nr 12.

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Share "Die Zukunft, 23. Dezember, Jahrg. XXV, Bd. 97, Nr 12."

Copied!
36
0
0

Pełen tekst

(1)

XXV.Jahrg. Fettsu,denOs.Dezemer19lß. -st.12.

« Isvcgays25

Mik-Zukunka

Herausgehen

Maximiliau Hardm

Inhalt

Heils KriegaufErden ..... ....................381 Innere Politik. VomGrafen KorlvonUothmet ..........351

Uachdruck verboten.

f

ErscheintjedenSonnabend.

Preisvierteljährlich5 Mark, dieeinzelneNummer 50Pf.

H

Berlin.

Verlag der Zukunft Wilycrmstraßes-.

Mi.

(2)

Alles-rig-

Umgehen-Anastasi-

tlerWochenseliriss

.l1ie

zukom«

nur

darob

Ils-

III-stein-

serlin

sw.68.

Markgrafen-in

SI.

kemsproohek

Amt-

Zentrum

10M

II-

10810

ISILIS

III

Iclusflkfp

ISILII

ZW- Is-

Wilhelmstr.

Zh

Fernspr.

LIIIIW

»U-

Iozogen,

Deutschland

umsvesterreielr

II.

S.65,

pro lehr

Ul.

22.cv;

Ausland

I.

s.sll.

pro

III-Fu

25.20-

Ilsenstein-aussah

olertellllirllelt

IsNummer-o

I.

s.-,

pro lehr

M.

M-;

unter

Krug-Ism-

Ieitollqngen

nehmen

Illesuchhantllungea

IntlPoet-neusten

entgegen

sowie

der

OElI-zxgtjkxg-llll'kll

Irestlen - llotel seltevue

Woliheltsaatss vorn-hass- llsns mitall-II selig-müssen Nisus-sangen

Mweinrestaurant WillysåM

Frühstück von12—4 Uhr::Fünf-Uhr-Tee::Abends n.cl. Karte

Vor-Eme kurfiirstenclamm 11 Vor-Ists

Konzerte. Konzerte-.

Hi «-

« . .

ff wiiy -

III-III ,,Ko«zg«2THE-IT

März-wime J.Rorzges

Figle Konzert DD Täglich Konzert

·

s nolens Hk

sH«leELELEFLFLHYELMM»s,k;»- UseWeltska ehc. »I:

mono, Gedichto Sowie neue Kompositionen Gesamtmensohheit. Preis 80Pf.

übernimmt verlag Eurer-, Frieden-akt- EJ-Picksons Verlag inDresden.

Dresden.

Aas Privaio;sitzsiymfarti D . . .

o«;gi»«4g-,»-iz-isUtekroslttutton

a M , vonDr.used.lwsa Blocks. 900s.Preis

» «· geh. Mk.lv.—, geb.Mk.12.——. Einm-

(l?.Jaf»-l«z»ci.)sowie ewigeÄrymz- djgesreichentwickeItes stock sinken-

«,-· Jzsmkzw gewoij davor-uns. Augenaufgerollt

»die»o« uy«xazzzbllc

mderBeschreibung derFrauenhäusett FAUquWAYAWZUFWOZUyeykazzjrwkundihrem Leben undTreiben. Zubo- Besztfztegngy.10—2UfzkKezifk ziehen vom vorn-g Louls Massen-.

etxlspwtlinksfemxLIZZLZZFDBEIDEW15-PASMSUSWBO 65 O-

lluustsalou Gustav seelig

... THHTYTITEIMTTFZZZTZY. ..

kettaaaeote Aasstellnthvoi- l

ORlclNAL-OEUALDEN

novcnucn gibts-then I

(3)

Berlin, den ZEI.Dezember 1916.

--·UN—

Krieg auf Erden.

Krippe und Kreuz.

. ndemwürdighehrenStalldessüßenKindleins

"

Singen,inVerehrung, scheunndunterthänig,.

Engel, rings geschaaret innden nacktenKleinen, DerinstechendscharfenDornenliegt.

O Dukleiner,großer Jesus, unsre Liebe- WerDich so gesehen zwischen OchsundEsel, Wiesie schnaufendDeinen heiligenLeibanbliesen, HättenieDichdesDreieinigen Sohn geglaubt!

UndMaria kniete nieder, Beteteesan,dasSöhnlein, Nahmesdaraufin dieArme- DrücktefestesandieBrust-

Jhre eigenenTinncngriff sie, WickeltedareindasKindlein- Tegt’esaufden Bodennieder Mitten zwischen OchsundEsel·

UndinEintrachtschrittenBeide Hinzuihn1,dasiegesehen, DaßderHerr,er,derAllmächtige, Gar der Wärme so bedürfe.

Allsogleichzu Bodenwarfen Dankbar niedersichdieThiere, Streckten vorwärts ihre Köpfe Uebersolche schöneLiebe.

(4)

332 DieZukunft.

RingsertönensüßeSänge Vondenhimmlischheiligen Engeln;

Allekommen sie zusammen VordasKind,esanznbeten.

JacopodeiVenedetti,derdiesesinEinfaltschreitendeWeih- nachtliedschuf, istaus einemWelimann undbologneser Juristen durchschmerzendesEriebnißeinMönchundeinDichtergewor- den.JnseinerGeburtstadtTodisaherneben dergeliebten,schönen undvornehmenGattin denSpielen zu,sahihrenjungenLeibvon demGebäikderzusammengestürztenTribüne zerschunden, ge- tötet: undlief,durchdaswirreZickzackengerWahnsinnsgäßchen, indasKlosterdesHeiligenFranz vonAssisi.ErhatallesErden- gutdenArmen hingeworfen,dem alsfünfter Papst Eoelestin auf denThronPetrierhöhten EinsiedlerPetervonMorrone gehuls digt, dessenFolger,Bonifaz denAchten, ohne Erbarmen gehöhnt unddie RachedesMächtigenimKerkerausgekostet.Erstnach Bonifazens Tod ister,fünfunddreißig Jahrenach seinesLebens Wende,frei geworden;undbalddanach gestorben.Weilernicht ineinerWelt athmen konnte,in der dierechteLiebequesus ihm zuverdorrenschien.Was,fragte er,istausdemgewaltigenSimson, demweisenSalomo,demliebenswürdigenJonathan. demgroßen Julius Eaesar,demvon Glanzumlohten Xerxes,demGrübler Aristotelesgeworden?MitihrenReichen,ihrenGedankenpalästen sind sie, sind Alle,dieeinstgroßund herrlichlebten,verschüttet worden undmählich verwest.Will dieMenschheitsichnichtent- schlieszen,dieFleisch gewordeneLiebe,derUnsterblichkeitward, mitallerSeeleninbrunst zu lieben? Wiediese Liebe sichindie Menschenweltbequemte, hatJacoponedaTodi aus derDar- stellung(diedemDichtermehrsinnlich GreifbaresbotalsdieEvan- gelten)indenMeditationes vitaechristi erlesen,diedemBruder Bonaventura (Giovanni Fidanza) zugeschtiebenwurden und sicherlichaus demGefühlskreis derFranziskanerstammen. »Die MitternachtführtedieStunde desGebärens herauf.Maria erhob sichvomLagerundlehnte sichaneineSäulezJosephabersaßtraurig, gewiß,weilernichtdasNothwendigezu bereiten vermocht hatte«

Nun standerauf, nahmaus derKrippe Heu,schütteteesvor die FüßederFrauund wandtedasHauptnachderanderen Seite.Da verließGottes Sohnden Leib der Mutter-. Dieaber neigte sichso-

(5)

Krieg auf Erden. 333

gleich,hob«dasKindlein auf,umfaßtees inzärtlicherLiebemitden Armen undlegteesbehutsaminihrenSchoß.Sachtwickeite siees nun indenSchleier-,derihrAntlitzverhüllt hatte,undbettete den SohnindieKrippe.Der Ochsund derEsel beugtendas Knie, strecktendieSchnauzeüber dieKrippe hinundschnauften,als hätten sie Vernunft undwüßten,daßder dünnbedeckte Knabe inrauher Kälteihreswarmen Athems bedürfe. Aufden Kniendankte die Mutter demHerrn,derihr seinen Sohngegeben,und sprach: ,Jch beteDichan,ewiger Gott,undDich,deslebendigenGottes und meinen SohnSolchesGebetkam auchausdemMundeJosephs.

Danach nahmerden Sattel desEsels, zapfteWolle heraus, schichs teteeinKissenund legteesnebendieKrippe,daßMaria sichdar- aus setze.Sothatsie;legteden Sattel unter denEllenbogen:und saß,dieHerrinderWelt,mit unverrückbar fest aufdieKrippege- richtetem Blick,imAugealleKraft ihrerLiebe zu demSohn.Um dieKrippe hatten sichEngelgefchaart,dienun ihren Herrnan- beteten und dann, wohleine Meile weit,aufdasFeldizu den Hirten gingen,ihnen die Geburt undden Ort zukünden.HimmeY- ansteigensiejetztmitJubelgesängen.Darob ward eingroßesFest

am himmlischen HofundalleZugehörigeneilten,einChor nach demanderen,mit srohemDank zuerstvor denThrondesVaters, dann hernieder,dasAngesicht ihres Herrnund Gottes zuschauen, ihn anzubeten,vor seinerMutter sich tiefzubeugenundBeiden Loblieder zusingen.Jhnen geselltendieHirten sichunderzählten, was aufderFlurdieEngel berichtet hatten.Die Mutter aber prägte,als derSchwarmfortwar,alles überihrenKnabenBer- kündetetiefinihrHerz.Beugeauch Du,dersallzulangeversäumt hat,das Knieund betedenHerrn,Deinen Gott,undseinehei:

iigeMutter ani« Denn ihr Schoß empfingaus Gottheitdieun- verwelkliche FruchtderLiebe,deren Botschaftheute nochden Sturm und Graus des wildestenStreites übertönt: »Ihr habt gehört,daßzu denAlten gesagtworden ist:DusollstnichFtbtenz

wer abertötet,solldesGetichtesschuldigsein.Jch abersageEuch- Wer mitseinem Bruder zürnet,Derschon istdesGerichtesschul- dig.Jhr habt gehört,daß gesagtist-»Augeum Auge, Zahnum ZahttsJchaber sage Euch: Widerstrebe nichtdemUebel; son- dern,soDir Jemand einen Streich aufDeinen rechten Backen giebt,bieteihm auchdenlinkendar. Jhr habt gehört,daß gesagt

Its-«

(6)

334 DieZukunft.

ist:DusollstDeinen Nächstenlieben undDeinen Feind hassen- Jchabersage:LiebetEure Feinde, segnet,dieEuch fluchen, thut Gutes Denen, dieEuch hassen,bittetfür Alle,dieEuch verfol- gen,aufdaß JhrKinder Eures Vaters imHimmel seid.«.

,

DemHäuflein,dasaufsolcheEmpfindenshöhezu klimmen unddrobenzuathmen vermag, schreitetJacopones Meister Franz

voran. JnAssisihat dieProvengalin PicaihndemreichenTuchs

händler Pietro diVernardone aus Lucca geboren;inderdem Heiligen Rufinus geweihten assisischenKirche hatimSeptember 1182derKnabe dieTaufeunddenNamen Johannesempfangen, denderVater, nachderRückkehrvoneinerKaufmannsreise, in Francescowandelte (vlelleicht,weilerFrankreichinniger alsdie Heimathliebteund ausdemSohneinenfeinenFranzosenmachen wollte).DieProvence ist,mitihren Nitterfestemihren vonDegen umklirrten HöerderMinne, ihren«Troubadours,schmelzenden Liedern undgewürztenFabeln,das bewunderte Vorbild, der SpiegelderWelt. UndlüsternbegucktihnderJüngling Fran- cescozbeguckt fast geckigsichinderspiegelnden Scheibe.Derreich- steZierbengelderStadt. Jm Geschäftemsig,imBerkehrmitKund- schaftund Konkurrenz,nachdemUrtheil Julians von Speyer,

»nochfrecherals feinVater« ;draußenstetsüppiggekleidet,srö«h- lich,zurascher Kameradschaft,Schlemmerei undTrinkgelagebe- reitund alsVerschwendervonSchmarotzern umdienert. Jeder Abend wirdeinFest, jedes Gespräch umilimpert dieLauteoder Viola; undderKunst, der gayascienza,zuEhre, zwängtderFüh-

rerdesflatterlustigen Fähnleinssich,wie ein trouvårezu Mitm- menschanz,ins zweifarbigeGauklergewand. Lebtdieser Junge dennnachdemGeschäftnur seinenFreunden? Wenn sie nach ihm schicken,legter,am EßtischderEltern,denLöffelhin,rennt von derMahlzeit undkommterst nach Stunden wieder. Ein Se- gen,freilich, noch,daßersichdenWeibern fern hältundunzüchs tigeRede weder von derLippenochinsOhrläßt. HöhererSe- gen,daßerfürGottes Natur undGeschöpfeoffeneSinne hat undzurLinderungderArmuth eben sogern undso oftwiezur Lust seines Leibes Silberlingeausstreut. DaßerimLaden,well ringsumdie Kunden drängten,einenBettler abgewiesenhatte,ver- ziehersichlangenicht.HätteeinGraf,einBaron, irgendeiner meiner Freunde ihnhergeschickt,umGeldvon mirzuleihen, so

(7)

KriegaufErden. 3 3 5 hätteerdasErbetene bekommen· Nun kamervomKönigder Kö- nige:undich ließ ihnmitleerenHänden,garmiteiner Trachtgro- ber Worte gehenJm Jnnersten dochwohleinwackererKerl.

Nur-meintderBater,sollteersichanSeinesgleichenhalten und, alsSohneinesKaufmannes,nichtimmer undüberallmit Ade- ligenverkehren,dienach seinemGelde doch wohl mehrals nach seinemGeistundGemüth langen. AuchderMutter liegt manche Gevatterin mitWarnung indenOhren.Was sollausdiesemüber- lauten,prunkhaftenWandeldenn werden?DochMadonna Pica antwortet aus getrostemHerzen: »EinrechtesKindGottes,wenn meinHoffennichttrügt.«Und dieMutter erlebt dieherrlichste Bestätigung ihresGlaubens. Acht Jahrevor Francescos Ge- burtistAssisivondemmainzerErzbischof Christian,demKanz- ler desDeutschen Reiches, erobert, dann, nachkurzerZeitfreien Stadtrechtes, demimNamendessechsten Kaisers Heinrichre- girendenKonrad von Jrslingen, HerzogvonSpoletoundGra- fenvon«Assisi,unterworfenworden.Als nun Papst Jnnozenz der Dritte denHerzogKonrad nachMarni gerufen hat, stehendie BürgerwiderdieZwingherrschastauf,zerstörendieBurgdes deutschenTyrannenund umwallen dieStadtmit steinernerSchutz- wehr. EinTheildesinseinenPalästen bedrängten,vom Zorn desniederen Volkes bedrohtenAdels erflehtvon demstarken Nachbar Perugia Hilfe;unddieperuginischenSiegerschleppen mit anderen Gefangenenden zwanzigjährigenFrancesco inihre Republikmit. Dortsitzterzder-sichvon anderen Bürgerssöhnen schonimWesenskleid unterscheidet,einJahrlangimAdelsber- ließ.Heiter; niemals vom AnhauchderSorge berührt.ZuHaus aber,nachzwölfMonaten tollsten Lustgebrauses,wirderkrank, entringt sichderSensedesKnochenschnitters:und findet beim ersten Getastkaum nochdenMenschenvon gestern,denJüng- ling,insich. Hat ihndieKrankheitüber alles Ahnen schnellge- altert? SeinAugewillsichanHimmelsblau,anWeinbergenund Olivenfeldern, an derfeinen Dustlinie der Bergenichtmehr freuen.JstAlles,wie Altesprechen, hieniedennur Staub und wachsenvor demThor,dessenRiegelsichvorJugendglückschob, auf jedemWegnur Dornen? Ergenest,taumelt indenUmgang unddieGenüssevonfrüherzurück;wirdihrer aber nicht mehrin der Seele froh.Diebrennt,alshätteein Dorn sichinsiegebohrt,-

(8)

336 DieZukunft.

derStachel siewundgerissen. Franzrafst sich,denSchmerzzu be- täuben,zurThat.Draußenwirdgekämpft.JialergegenDeutsche; gegendieplumpenVrecherdesVolksrechtes.EinassisischerEdel- mann wirbtund rüsteteineKriegerschaar, dieinApulien zum HeerdesGrafenWalthervonVrienne stoßen,ineinerFrontmit ihmdasdrückendeJochzerstückensoll. Jhr reihtFranzsichein;

rüstet sichPrächtigundjauchzt:»Nun weiß ich, daßaus mirein großerFürstwerdensoll!«Lächelndie noblenHerrchenüber den Händlerssohn,dem dasrasselnde,funkelnde Rittergefchirr solchen GrößenwahninsHirnflimmert?Nicht langewirdsein Prunksie ärgern.Nochvor demAusmarsch tauschterWams undRüstung mit einem armenAdeligen, dessen dürftige Trachtihngejammert hat.JnderNachtnach dieserWohlthatführt,anhellenunddüsteren Bildern vonKriegundGefahr vorüber,Traum den imTiefstener- regtenGeistFrancescosdiBernardone indenLaden des Vaters zurück.Vordemschlafenden Augewölbt die Deckesichin eines Palastes Kuppel,unter dereineweiteHalleprangt;wandeln die gestapeltenTuchrollensichinGebirgeblitzenderHarnische,Schilde, Spieße,Schwerter, Heimeund von jedemWehrgeräthleuchtet dasEhristenkreuz;imGlanz,der aus einemNebensaal durchdie breitenFlügeleiner ossenenThür dringt,harrteinebräutlichge- schmückteJungfrau;und vonderHöhesprichteineStimme: »Dies gehört,Alles,DirundDeinen Waffengefährten.« Stimme des HimmelsoderRufdesVersuchers, der mit derAusspreitungir- discherHerrlichkeitdieSeelenzuködernstrebt? Einesanftere Stimme geleitetbaldausEmpfindenswirrnißinKlarheit.Fieber zwingtinSpoletodenjungenKriegsmann zuRastinsBett.Da, aufderSchwellezwischen WachheitundSchlummer,hörterdie Frage,warum erinApulien Kriegsdienstleisten,demKnecht, nichtdem höchstenHern,sichverpflichtenwolle: und antwortet, wiedertarsischeSaulus amTagderHeilandsmahnung inDa- maskus: »Was,Hetr,soll ichthun, damitDein Wille gefchehe?«

Heimkehrensoller;zuHausderErleuchtungwarten,dieihn lehren werde,daßerdieerstenStimmen undZeichenweltlichund drum falsch verstand. Franz gehorcht. WehrtdenVerdachtderFeig- heitmitderAnkündunggroßenWirkens aufderBaterlandserde ab.Zeigt sichaberfürsErstewieder nur alsdiebuntesteBlüthe

am duftenden Strauch männischerStadtjugend. Jsternoch,der

(9)

Krieg auf Erden. 337

eroorderWasfenfahrtwar,oderklingt imInnerstendieBerufung

vonSpoletonach?Keinerkannsahnen.Saitenspiel, Sangund Gelage:nachdemLadenschlußbis in dieNacht.Vis in die Som- mernachtdesletztenSchmauses. Derwar leckerer gewesenalsje zuvor einer,stärkergewürztund mitköstlicheremTrank bespiilt.

Was istdennmitunseremWirth,derheute noch wenigeralssonst geknickerthatund dem wirdoppeltenDankschulden?Reut ihn diesmal dochdieVerschwendung?Nicht seineArt. Hinten schlen- dert er;einsaminstiller Macht« Stehtnun gar ;scheint zwischen die Steine sicheinzuwurzelnundmit den Sternen Zwiesprachezu halten.Dirdämmern wohlseirathgedankem Fränzchen? »Hasts getroffen,Lieber; ichwillmich vermählen, lange-abernacheiner Braut, dieschöner,reicher,tugendlicher istals irgendein Weib, dasEuerBlick irgendwosah.«Gelächter.DerVengelhatimmer diedickstenRosinenimSack. Dochgiebts gewißeinehochzeit,wie Assisinochkeineerlebt hat.AlleSchneiderellen, Zwirnfädler, Vortenknüpfer dürfen sichfreuen.GuteNachti EingalantesLied schwirrtvonderViola. MonnaPica träumtvonihremAeltesten.

Derist,mitdicht lsprossendem Bart, entschlossen,einrechtes KindGottes zu werden. Was warseinLeben? Tand. Was soll esfortan sein?Dienst. .Wemfrommt rastloser Erwerb unddie Häufungeines Schatzes,denRostundMotten fressen,wem die MastdesBauches,dieFütterung,Tränkungfühlloser Schwel- gerund all derSchwatz, Schalkssang und dasödeGekiimper?

it,SoGottes GeistinEuch wohnet, seid Jhr geistig, nicht fleisch- 1ich,Wer nachdemFleischlebet,wirdsterben; wahrhaftleben nur, wer mit demGeistdieLüsteundWerke desFleischestötet.

Nur die vomGeistGottes Getriebenen sindGottes Kinder.Und sindwirKinder, so auch ErbenGottes undChristi:wenn wir mit ihmleidenund ausLeid inseineHerrlichkeiterhobenwerden.«Die Sätze,diePaulus andieRömerschrieb,flammenauchausFran- zensSeele nachderErleuchtung aus;undihr Schein helltden Pfad,denergehenmuß.Wasihn bisherschmackhaftdünkte,wi- dertjetztdenSchlund;was erübersah,verachtete,wovonihnEkel -abkehrte, justDas wirdseinesLebens Jnhalt undHeiligungAus derFelshöhle,dieihmnun Feststättewird, schauterindie ver- tändelteJugend zurück.EinThor,werReichennoch reicher auf-·

tischt, Ziervögeln,dieihresFutters Mengekaumaufpickenkön-

(10)

338 DieZukunft-«

nen,nochBrotkrume zwischendieGerstenkörner streut. Solchein- Thorwar MesserFrancesco gewesen.Nur Armen willernoch spenden.Brot undWein,GeldundHüttengeräth;istdieBörse- leer,HutoderGurt,Rock oderHemd.Jstihm nichtbesser,nur- eineLeibeshüllezuhabenundzuwissen, daßeinAnderer,den keineMutter hätscheltundnudelt, nichtinHautblöße friert?Er pilgert nach Rom, tauschtmitdemärmlichstenBettlerdenAnzug:

undfühlt sich,vorPeters ragenderKirche,am Grab desgroßen Apostels,inLumpen,zumerstenMal selig.3umerstenMal als- einarmes KindGottes,dasvon Gnade lebtunddessenAnblick insinsteren HerzeneinKerzleinläuternden Mitleides anzündet..

Dursteer-jemalshoffen,alseinsatter SchlemmerindenHimmel zugelangen?Eher schlüpfteinKamel durcheinN«adelohr.Doch dieseProbewarallzu leicht;Mummerei mehralsPrüfung. Franz ersehnthärtereHeimsuchungWiesnichtJesaias Weissagungauf das GelichterderBresthasien,von Schmerzund SchwärenGe- plagtenals ausdieEbenbilder desErlösers,der,wiesie, gemie- den, verachtet, gestäupt,bespienwurde? Aussätzige heißt sie heuteder Polksm und;und vor ihremStank scheuchtihre Holz- kiapperReine aus sowidrigemDunstkreis. Ost hatFranzdie- Lazaristenbestaunt,die-sichdiesesElendshäufchens erbarmten;.

niemals begriffen,wiesie soAbscheulichesüber sichvermochten.

Wenn er,ausderStraßevonAssisinachPortiuncula, den Aus- satz roch,ward ihmübel ; wenn aus demSpitalderWind eine Dunst-slockevon drübenherwehte,scheute sein Pferdundwandte- denHalsund wollte nichtweiter vorwärts. Nun strassteralle Segeldes Willens. »WasDirGrauen schuf,wirdDeines Le- bens hehrste FreudeundsüßesterInhalt werden.« Schonwit- terts wiePest heran. GünstigerWind,deraufdemFischerboot PetriallesLinnen bläht.Pom Noßz muthlgindenStrudel. Eine zerfresseneHandstrecktsichvor, übereinlippenlos klasfendesMaul- stülpt sicheineverweste Knorpelnase, aus Geschwürundeiterns denWundmalen stinktesaus:und FrancescodiBernardone-,

deramFeinsten geschniegelteHerrvonAssisi,küßtdieHanddes- Klappergerüstes.Unter ihm liegtder EkelzerstampstundThra-

nen wandeln denStaub inlabende Aarde. JnSan Salvatore dellePareti, demAsylderAussätzigen,istFranzbaldeinheimi- scherGast. Dem saultendieFinger,Diesem istdieZungever-

(11)

Krieg auf Erden.v 3 3 9 stümmelt,JenemdasAugezerronnen ; Einerhumpelt,demZwei- tenfraßderWolfdieHautvondenWangen,demDritten trieft Eitervon denWimpern.Sind sienicht dennoch Menschen ?Nicht einstdemBildGottes nachgeschaffen,vonseinemOdembelebt,von seinemWilleninläuterndeQualgeschleudertwordenundmenschss lichenHelferdienstesdeshalb durchaus würdig? Franzscheidet sichaus derWelt; entläuft seinemJahrhundert inMönchsleben.

AneinemAprilmittag siehtderwürdigeHerrPietrovorseinem Laden einen von derMengeumheulten, gezausten, verhöhnten Narren: underkennt indem bleichen, hageren,struppigenVett- ler,dessenKittel fadenscheinigundschlechtgeflickt,dessenAuge blauschwarz umrandetist,denfünfundzwanzigjährigenSohn,der sein Stolzwar undseinesAlters Stab sein sollte. »Derschöne FrancescolDerRitter von derElle,derApulien erobern,ein großerFürstwerden,die hübschestePrinzessinheimführenwolltet Jn welcherLumpenfalte stecktseinFürstenthumundinwelcherdie minniglicheVraut?«Sojohltesringsum.Neid, derlangeschweis gen,sichinLächelnund Wedeln verkriechenmußte,bäumt sich- wie ersvordemMißgeschickfrüherMächtigerheutenoch,täglich, th ut,inRasereischnaubendenHohnes. Zornverzehnfachtdie KräftedesgreisendenKaufmannes Mit denArmen, Schultern, FüßenspalteterdieSchaar, zerbläutdieihmErreichbaren,greift seinenJungen, schleppt ihn,dersich nicht wehrt,indenKeller, schließthinter ihmdieThürundgehtdann,alsseinichtsgeschehen,

an sein Geschäftzurück.MadonnaPica hat,währendderAbwe- fenheitdesEheherrn, ihren Franz ausdemKerkerbefreit,ihm Festkostbereitet undGold zugesteckt.Dankt ersihrundwendet sichindasLebenOrdentlicher?Nein. ErverschmähtTrachtund Speise,dieseinemStand ziemenwürde.JnseineHöhlebeiSan Damiano willer; undsprichtimScheidenzur Mutter: »Nicht Abschiedsweh näßtmein Auge;ichweine über dasLeid meines Herrn JesuChristiund würde mich nicht schämen,mitdemvon diesenThränenfeuchtenAntlitzdurchalle Länderzu wandern.«

Ehedie Mutter das Hausthoraufschloß,hat ihreFürsorge denBerwilderten infeine Leinwand undtheuresScharlachtuch gekleidet.VaterPietro kehrtvonderKauffahrtzurück,findetdas unterirdischeHausgefängnißleer undruft,neuer Schande vorzu- beugen,dieAmtsgewaltderkonsularischen Behördean. Dieist

(12)

340 DieZukunft-

demgutenBürgerund vornehmenWohlthäter willig.Sie be- schließt,demschlechten Sohnabzufordern,waseran väterlichem Gutnochbesitzt,ihnaus demStadtgebietzuweisenundallesEr- besverlustigzusprechen.DerStadtherold erwischtihnbei San Damiano, vor derKapelleSanta Maria degliAngeli,erlangt aberderLadungvorGerichtkeinGehör. »VonGottes Gnade binich,was ichbin: einfreierMann, nur demhöchstenHerrn dienstbar, also nicht verpflichtet, michvordieKonsulnzustellen.«

Von solcherAntwort läßtZPietrosStarrkopfsich nicht beugen.

Vischoquidosollihm denFlüchtlingfahen.DemNufdesKirchen- sürstenfolgt Franz;und imGerichtssaaldesBischofspalastes stehtderSohnvordem-Vater Gottes Knecht, sprichtGuido,darf nichtanMammon hangen;wersichder Gnade desHöchstenan- vertraut hat, darfihmnichtgegönntesGutniemals hintersichbe- halten.,UeberFranzens stummemMundistein Lächeln.Erwen»det denKopf,denFuß, istverschwunden’:und tritt, nachkurzerWeile, nackt,nur einen härenen Schurzum dieLenden,ausdemNeben- gemach.Sacht lchichteterdieKleider-Das Unterzeugausden Ge- richtstisch,legt draufdenBeutel mitseinerVarschaft,hebtdie Stirn himmelwärtsundredet,alsgelte seinWort denSternen, nichtdenumihnLauschendem»Alles gab ichnun zurück,wasich vonPietro diBernardone hatte;nicht ihnnenne ichvon dieser Stunde anVater, sondernsage:Vater unser,der Dubist imHims mell« EinFreier;nur inGottes StaatKnecht. Derunversöhnlich gekränktePietro wanktnicht;keinBlutstropsen schimmert durch dieHand,dieKleider undLinnen bündelt und das Geldindie Tasche steckt,durchdasAntlitz,das sichzuGrußvordemGerichts- herrnneigt;langsamschreiteterdurchdievonGefühlswallung wogende Menge. DerBischofthut,wieuraltes Vehmrechtdem Richter empfiehlt,dessen«’gerechtenSpruchstets Menschenliebe wärmensoll:erbreitet seinenMantel um dieBlößedesnackten Jünglings Dann läßterihm,als derSchwarmsich verlaufen hat,einealtebraune Kutte bringen.Aufderen Rückenzeichnet FranzmitKalkeinderbes KreuzJetztistergekleidet,vorWetters Unglimpf geschützt.Noch istLenz.DaszarteGrau derOelbäume verschwimmtindurchsonntes Aethersblau und aus denhell- grünen,schoninKnäbleinhöheaufgeschossenen Halmenglüht Mohn.Niewar Umbriens Erde schöner. Auchdurch Frostund Wildniß, Blitzesflammen undSchneegestöberwirdDieser froh

Cytaty

Powiązane dokumenty

Seine leidenschaftliche Bewunderung für das Deutschland Luthers, Friedrichs, Schillers nnd Goethes ist zu bekannt, als daß wir darüber Worte zu verlieren brauchen. — Aber als

Dann aus dem deutschen Süden: »Von Nürnberg bis Amsberg reiste ich- ganz allein: vor Langeweiie wurde tich ein Sankt Peter sund mach-te einen Entwurf zu einem ewigen Frieden.

Ein Jahr später in Frankfurt, wo Franz Joseph dem Fürstentag präsidirenfom »Um Sechs kam der Kaiser in einer offenen zweisitzis gen Kales che.Da man geglaubt hatte, er werde

Doch Schiller selbst hat, freilich in stillerer Stunde, das ernstlich bedachte Wort gesprochen: »Wer die Kunst als Etwas, das im- mer wird und nie ist, betrachtet, kann gegen

»Civildienstpflicht«: ein schiefes, in gefährliche Miß- deutung neigendes Zeitungwort, fast so sinnlos wie das häßliche ,Neuorientirung«, das nur von der Gnadedes

(,,Weltbekannt ist« daß sich aus ungarischen Kriegsgefangenen hier eine Unga- rische Legion gebildet hatte. Schon bei Ausbruch des Krieges wurden uns in der Beziehung

(Der zuversichtliche Glaube, die Mit- wissenschaft und Vermittlung zweierParteiführer müsse Alles schnell wieder zum Guten wenden, stützte sichnichtan haltbare Lehren der

Der Jmperator(der, wie Ehampagny an Eaulaincourt schrieb, die Türken nie geliebt, immer für schädliche Barbaren gehalten hat) wurde zwar sentis mental und schien bereit, dem