7. JAHRGANG 21. August 1931 NUMMER 33/34
♦ E I N E W O C H E N S C H R I F T *
D e r S tre it um d ie B ö rs e n -E rö ffn u n g 1241 L a n d ra t H e rm a n K ra n o ld - Steinhaus,
D ie k ü n ftig e R ic h tu n g d er la n d w ir t sch a ftlic h e n S ie d lu n g ... 1245
* * *, S ich erhe iten — d ie G ru n d la g e des B a n k - K r e d i t s ... 124?
D r. P a u l W e idenbaum , A n fe c h tu n g oder N ic h tig k e it? D ie R e c h ts w irk u n gen einer s itte n w id rig e n S chädigung der A k t io n ä r m in d e r h e it ...1249 D r. T heodor K u h r, U n g ü ltig k e it von
P re isb in d u n g e n der z w e ite n H a n d in den V e re in ig te n S t a a t e n ...1251
* * * D ie K ris e in U n g a r n ...1257 Glossen
Pressefreiheit....... . . Abschluß der Baseler Stillhalte-Verhand-
lungen ...
Ein verständiger B e r i c h t ...1260 Volkswirtschaftliche B e r a te r... 1261 Reichsbankdiskont wieder 10 Prozent . 1262 D iskon tpo litik oder Kreditrationierung? 1262 Wer ist schuld an der Krise? . . . . 1263 Die Sachverständigen fü r das Banken-
P r o b le m ...1265 Banken-Aufsicht — Banken-Umbau . . 1264 Schwierigkeiten bei H. F. Lehmann-Halle 1265
Stützung der Landesbank der Rheinpro
vinz ... 1265 Zur Rekonstruktion der J. F. Schröder
B a n k ... 1266 Die Z ukunft der D esch im a g ... 1266 Zusammenschluß in der oberschlesischen
Montanindustrie 1266
P e n d e lw a n d e ru n g e n ...1267 Österreichs Wunsch nach einer Völker
bundanleihe ...1268 Schalteröffnung der Wiener Mercurbank 1268 Um die Stellung des Präsidenten Reisch 1269 Die technische D urchführung des
Hoover-Plans ... 1269 Die „K artoffelgefahr“ ...1270 Am Ende der Vertrauenskrise . . . . 1270 P e r s o n a lia ...1270 L i t e r a t u r ... 1270 M a rk tb e ric h te (Die K o n ju n ktu r / Der
Geld- und K a pita lm a rkt / Die Effekten
märkte: London, New Y o r k ) ... 1275 S ta tis tik (Reichsbank-Ausweise / Der
deutsche Außenhandel im Ju li / Preu
ßische Staatsfinanzen im ] uni / Reichs
finanzen im Juni / Juli-Ausweis der Deutschen Rentenbank / Wochenzahlen zu den M arktberichten / Ausweise der P riv a tn o te n b a n k e n )...1275
E R S C H E IN T FREITAGS / EINZELHEFT 1 M / VIERTELJÄHRLICH 12M
itsHiffpgg ssgfiggagg
Commerz- und Privat-Bank
A ktiengesellschaft
H a m b u r g - B e r l i n
Kapital 75 Millionen RM Reserven 40 Millionen RM
250 Niederlassungen 125 Depositenkassen
T e l e g r a m m - A d r e s s e : H A N S E A T I C
ARBEITS-PROGRAMM
Braunkohlen-Bergbau, Brikettfabrik und Überland-Kraftwerk
Lauchhammerwerk Lauchhammer Dolomitwerk
in Wünschendorf
Erzbergwerk und Kalkwerk in Elbingerode am Harz Martinstahlwerke
Lauchhammerwerk Riesa, Lauch
hammerwerk Gröditz, Stahl- und Walzwerk Weber, Brandenburg Form- und Stabeisenwalzwerke
Lauchhammerwerk Riesa Blechwalzwerke
Lauchhammerwerk Riesa, Stahl- und Walzwerk Weber, Brandenburg Rohrwalzwerk, Rohrschlangenbau, Überhitzerbau und Verzinkerei
Lauchhammerwerk Riesa
Fittingsfabrik und Radsatzfabrik Lauchhammerwerk Gröditz
Das Inhaltsverzeichnis
für die erste H älfte des Jahrgangs 1931 lag der vorigen N u m m e r bei. Demnächst wird
die Einbanddecke
f e r t i g g e s t e l l t . Sie kostet in der bisherigen Ausführung einschlie Ijlich Versand 3,30 R M . W ir
bitten um rechtzeitige Bestellung.
*>er BftrtTdtaft
Berlin W 6 2 , Kuriürstenstralje 131M AGAZIN DER WIRTSCHAFT
VE R EIN IG T MITrPLUTUS# NEUE FOLGE
7. J A H R G A N G B E R L I N , 21. A U G Ü S T 1931____________________N U M M E R 33f34
D er S treit um die Börsen-Eröffnung
D ie W ie d e re rö ffn u n g des B ö rsen verkeh rs, d ie f ü r den 20. A u g u s t vorgesehen m ar, is t zunächst bis A n fa n g S eptem ber verschoben m orden. V on d er A b s ic h t, ■/
eine großzügige A u ffa n g o rg a n is a tio n w enigstens f ü r d ie fe s tv e rz in s lic h e n Pa p ie re zu schaffen, is t m an w ie d e r abgekom m en, l n gewissem U m fa n g w ir d in- des, w en n auch w o h l a u f w e s e n tlic h n ie d rig e re m K u rs n iv e a u , eine Stützung e rfolgen. D e r stä rkste W id e rs ta n d gegen eine rasche B ö rsen eröffnu ng g in g voi\
den P riv a tb a n k ie rs u n d den k le in e n Börsen im R eich aus. Diese Börsen sollte m an b a ld v ö llig ausschalten.
D e r S tre it ü b e r d ie W ie d e re rö ffn u n g d er E ffe k te n börse is t im Sinne einer w e ite re n B örsenruhe bis A n fa n g Septem ber entschieden w o rde n . M a n h a t von e in er frü h e re n W ie d e re rö ffn u n g (der 20. A u g u s t w a r d a fü r vorgesehen) A b s ta n d genommen, was aus te ch nischen G rü n d e n eine V e rschiebung u m e tw a v ie r zehn Tage bedeutet. O ff iz ie ll w u rd e diese V e rschie b u n g folgenderm aß en b eg rü n d e t:
..A m 17. d. M . fa n d u n te r dem V o rs itz des p re u ß i
schen M in is te rs f ü r H a n d e l u n d G ew erbe eine Besprechung m it den V o rsitzen de n der B e rlin e r, F r a n k fu r te r u n d K ö ln e r Börsenvorstande u n d m it V e rtre te rn des P riv a tb a n k ie rs ta n d e s ü b e r d ie W ie d e r
e rö ffn u n g der W e rtp a p ie rb ö rs e n sta tt. Es bestand allgem eines E in v e rs tä n d n is d arüb er, daß das deutsche W irts c h a fts le b e n , insbesondere das Interesse d er ef- fekte nb esitze nd en B e völke ru ng skreise , eine m ö g lic h s t b a ld ig e W ie d e re rö ffn u n g der Börsen e rfo rd e rt, d a m it K ä u fe u n d V e rk ä u fe von W e rtp a p ie re n an den von d er Ö ffe n tlic h k e it k o n tro llie rte n M ä rk te n u n d zu a m t
lic h festgestellten u n d dah er a lle in zuverlässigen K u r sen vorgenom m en w e rd e n können. N ach eingehender Aussprache k a m d er M in is te r f ü r H a n d e l u n d G e
w erbe zu d er A u ffa s s u n g , daß d rin g e n d e allgem eine Interessen eine E rö ffn u n g der Börsen im M o n a t A u gust noch n ic h t zulassen. W e n n auch d ie a lgem eine A u ffa s s u n g d a h in ging, daß sich d ie H öhe d er K u rse d er E n tw ic k lu n g , d ie d ie w irts c h a ftlic h e n V e r h ä lt
nisse genom men haben, anpassen m uß, so erscheint es doch geboten, d ie A u s w irk u n g b e s tim m te r einge
le ite te r M aß nahm en a b z u w a rte n , die d a ra u f g e ric h te t s in d d u rc h u n m itte lb a re V e re in b a ru n g e n zw ischen V e rk ä u fe rn u n d K ä u fe rn g röß erer Posten vo n W e r t
p ap ie re n , d u rc h E rle ic h te ru n g d er B e le ih u n g von W e rtp a p ie re n sowie d u rc h eine schonende B e ha n d lu n g der d u rc h W e rtp a p ie re gedeckten K re d ite den E ffe k te n m a rk t b ei E rö ffn u n g der Börsen zu e n t
lasten. D a d er Z e itp u n k t, zu dem diese V o rb e re itu n gen abgeschlossen sein w erde n , sich z u r Z e it noch n ic h t übersehen lä ß t, so is t es auch noch n ic h t m ög
lic h , schon heute einen genauen T e rm in f ü r die E rö ffn u n g d er Börsen anzugeben. 1
S ow ohl d ie B e fü rw o rte r e in er so fo rtig e n B örsen
e rö ffn u n g als auch d ie V e rtre te r d er A n s ic h t, daß
d ie Börse zunächst noch geschlossen b le ib e n soll, h a tte n g e w ic h tig e A rg u m e n te a n z u fü h re n . D e r W i
d erstan d gegen d ie rasche W ie d e ra u fn a h m e des B ö r
senverkehrs g in g im w ese n tlich e n vo n P r iv a tb a n k ie r k re is e n u n d vo n den k le in e n B ö rsen plätzen im R eich aus. D a m it einem e rh e b lic h n ie d rig e re n K u rs n iv e a u als v o r dem B ö rsen schlufi zu rechnen ist, w u rd e aus diesen K re is e n d er V o rs c h la g eines großen In te r v e n tio n s k o n s o rtiu m s gem acht, w e il m an b efü rc h te te , daß b ei den n ie d rig e n K u rs e n Nachschüsse g e fo rd e rt u nd , b ei N ic h tle is tu n g dieser Nachschüsse, in großem U m fa n g zu E x e k u tio n e n g e s c h ritte n w e rd e n w ü rd e . D ie Zw angs v e r k a u fe m üß te n, so a rg u m e n tie rte m an w e i
te r, d ie K u rs e w ie d e ru m d rü c k e n , w o d u rc h im m e r neue E ffe k te n b e s itz e r oder G e ldn eh m e r in dieselbe Lag e geraten w ü rd e n . E in e große G e fa h r sieht m an fe rn e r in den K re ise n, d ie sich gegen eine W ie d e r
a u fn a h m e des B ö rsen verkeh rs am 20. A u g u s t ge
w a n d t h a tte n , d a rin , daß e in großes, seit W ochen gestautes A n g e b o t in fe s tv e rz in s lic h e n W e rte n d ie M ä rk te ü b e rflu te n w ü rd e . S ow ohl vo n den S p a r
kassen, d ie zum T e il sehr w e n ig liq u id sind, als auch vo n p riv a te n B e sitzern fe s tv e rz in s lic h e r W e rte g la u b t m an e in starkes A n g e b o t e rw a rte n zu müssen, w ie uns scheint, m it R echt. D a a u f den A k tie n m ä rk te n d ie K u rs v e rw iis tu n g z w e ife llo s v ie l g rö ß e r sein w ir d , w ir d m an v o ra u s s ic h tlic h zu G e ldb esch affun gs
zw ecken in e rster L in ie R e n te n w e rte abstoßen. B ei den H y p o th e k e n b a n k e n bestehen o ffe n b a r zu m T e il ä h n lic h e Bedenken. M a n h a t lan ge ü b e r d ie F ra g e e in e r A u ffa n g o rg a n is a tio n beraten, doch is t dieses P r o je k t je t z t w o h l e n d g ü ltig aufgegeben. Im m e r h in haben d ie G egner d er s o fo rtig e n W ie d e re rö ffn u n g der E ffe kte n b ö rse n zunächst eine H in a u s s c h ie b u n g e rre ic h t, zum T e il gerade m it dem E in w a n d , daß m an, w e n n schon k e in e groß angelegte A u f f a n g o rg a n is a tio n geschaffen w ü rd e , doch w enigstens a n dere V o rk e h ru n g e n g e tro ffe n w e rd e n m ü ß te n , um besonders d ie K u rs e der F e s tv e rz in s lic h e n n ic h t zu s ta rk s in k e n zu lassen.
B e i den B e fü rw o rte rn e in er raschen W ie d e re rö ff
nun g der Börse is t gerade das P r o je k t e in e r g ro ß zügigen S tü tz u n g der K u rs e d er fe s tv e rz in s lic h e n P a p ie re a u f den stä rk s te n W id e rs ta n d gestoßen. M a n
M A G A Z IN D ER W IR TS C H A FT N r. 33/54 1242
g in g v o n d er Ü b e rle g u n g aus, daß d ie v o r d er B örsen
sch lie ß u n g n o tie rte n K u rs e in k e in e m F a ll a u f die D a u e r a n n ä h e rn d g ehalten w e rd e n k ö n n te n , w e n n m an n ic h t M illia rd e n b e trä g e in v e s tie re n w o llte (ob ta ts ä c h lic h M it te l in solcher H ö h e e rfo rd e rlic h w ären , is t z w e ife lh a ft). W e n n m an sich aber s c h lie ß lic h doch m it ein er e rh e b lic h e n E rm ä ß ig u n g d er K u rse a b fin d e n müsse, sei n ic h t einzusehen, w eshalb m an zu nä chst a u f einer, dem frü h e re n K u rs n iv e a u e tw a entsprechenden Basis in te rv e n ie re n solle. B e i diesen Ü berlegungen, d ie m anches f ü r sich haben, scheint a lle rd in g s eins außer a c h t gelassen w o rd e n zu sein:
daß es n ä m lic h auch so etw as w ie e in V e rtra u e n zum P fa n d b rie f g ib t, u n d z w a r n ic h t n u r z u r S ic h e rh e it des P fa n d b rie fs , sondern auch zu seinem K u rs . W e ite K re is e des P riv a tp u b lik u m s haben sich zu m E rw e rb von R e n te n w e rte n n ic h t n u r entschlossen, w e il sie diese P a p ie re f ü r sicher u n d d ie V e rz in s u n g f ü r g u t h a lte n , sondern d er E rw e rb geschah auch in d er E r w a rtu n g , daß m an diesen W e rtp a p ie rb e s itz je d e rz e it ohne e rh e b lich e K u rs e in b u ß e w ie d e r zu G e ld m achen könne. W e n n je tz t, n ach W ie d e ra u fn a h m e des B örsen
ve rke hrs, a u f den M ä rk te n d e r fe s tv e rz in s lic h e n W e rte s ta rk e K u rsab schläg e e in tre te n , so w ir d das V e rtra u e n in diese Axdagen s ic h e rlic h n ic h t g e stä rkt.
N u n is t g ew iß zuzugeben, daß m an den E rw e rb e rn vo n R e n te n w e rte n n ic h t im m e r u n d u n te r a lle n U m ständen eine K u rs re g u lie ru n g g a ra n tie re n k a n n , w ie sie in e in ige rm aß e n n o rm a le n Z e ite n e rfo lg t. A b e r das A rg u m e n t, daß d ie R en te nb esitze r n ic h t v e r
k a u fe n s o llte n u nd , w e n n sie es doch tä te n, m it R e ch t d u rc h einen s ta rk e n K u rs a b s c h la g g e s tra ft w ü rd e n , geht z w e ife llo s fe h l, u n d d er V e rg le ic h m it denen, d ie aus d er M a r k flü c h te te n u n d zu P a n ik k u rs e n D e v is e n k a u fte n , is t schief. D ie je n ig e n , d ie n ach W ie d e re rö ffn u n g d er Börse fe s tv e rz in s lic h e W e rte a u f den M a r k t b rin g e n , tu n es w o h l g rö ß te n te ils n ic h t, w e il sie eine andere A n la g e a rt vo rzieh e n, sondern w e il sie in fo lg e d er E n tw ic k lu n g w ä h re n d d er le tz te n W o ch en gezw ungen sind , sich B a rm itte l zu verschaffen, ganz abgesehen v o n den F ä lle n , w o es sich u m Z w a n g s v e rk ä u fe z u r A b d e c k u n g von K re d ite n h a n d e lt. D e r A b le h n u n g je d e r A u ffa n g o rg a n is a tio n k a n n deshalb n ic h t b e ig e p flic h te t w erde n . G erade in diesen T agen h a t d er V o rs itz e n d e des B e rlin e r B örsenvorstands, D r . M osler, z u r F ra g e der K u rs s tü tz u n g e rn e u t S te llu n g genom m en. M o sle r geht d avo n aus, daß a lle am E ffe k te n h a n d e l B e te ilig te n , K a p ita lis te n , P fa n d h a lte r, B a n k ie rs oder M a k le r, sich d a ra u f e in g e s te llt haben w erde n , daß das K u rs n iv e a u der w ie d e r e rö ffn e te n Börse zu nä chst n ie d rig e r sein w ir d als d ie le tz tn o tie rte n K u rs e vom J u li. A u f - fa n g -O rg a n is a tio n e n seien aber a b zu le hn e n; sie s te ll
te n schon in n o rm a le n Z e ite n eine zw eisch ne id ige M aß n ah m e d a r. M osler f ü h r t v o r a lle m an, daß K u rs stü tzu n g e n a u f d er ganzen L in ie d ie W ir k lic h k e it v e rs c h le ie rn u n d eine d er ta ts ä c h lic h e n M a rk tla g e ,
d. h. dem V e rh ä ltn is vo n A n g e b o t u n d N a c h fra g e entsprechende K u rs b ild u n g v e rh in d e rn . D a z u is t zu sagen, daß das gesamte E ffe k te n g e s c h ä ft, so w e it es über d ie Börse geht, schon lä n g s t eine E n tw ic k lu n g genom m en h a t, d ie eine n a tü rlic h e K u rs b ild u n g n ic h t z u lä ß t u n d vo n der v o lle n K u rs -W a h r h e it, d ie M osler fo rd e rt, re c h t w e it e n tfe rn t ist.
A lle r V o ra u s s ic h t nach w ir d m a n sich w e d e r f ü r
„u n an ge ta stete K u rs w a h rh e it“ noch f ü r großzügige S tü tz u n g entscheiden, sondern einen M itte lw e g gehen.
D ie R e ich sb a n k h a t b e re its in einem gewissen U m fa n g eine e rh öh te L o m b a rd b e re its c h a ft zu erkennen gegeben, u n d d ie an d er E m ission fe s tv e rz in s lic h e r W e rte in te re ssie rte n S te lle n w e rd e n z w e ife llo s w e n ig stens a u f e rm ä ß ig te m K u rs n iv e a u eine v e rm e h rte A u fn a h m e g e n e ig th e it zeigen.
D as alles b e t r if f t indes im w e se n tlich e n n u r die F es tv e rz in s lic h e n . D ie A k tie n m ä rk te w e rd e n zunächst e in ganz ve rä nd erte s B ild zeigen. Es ste ht bereits fest, daß d er T e rm in h a n d e l v o rlä u fig n ic h t w ie d e r a ufgenom m en w ir d . D a b e i h a t m an sich o ffe n b a r auch vo n den v o lk s tü m lic h e n Ü berlegungen, d ie sich gegen d ie B a issesp eku latio n ric h te n , le ite n lassen.
M a n w ir d also b e i W ie d e re rö ffn u n g des E ffe k te n - ve rke hrs n u r p e r Kasse h a n d e ln . F rü h e r gin ge n a lle r
d in gs d ie K la g e n gerade d a h in , daß es im Kassa
v e rk e h r k e in e ric h tig e n U m sätze m e h r gäbe u n d die K u rs e sehr h ä u fig ganz vo m Z u f a ll abh in ge n . N a c h dem d u rc h d ie V e rsch ie b u n g d er B ö rsen eröffnu ng re ic h lic h Z e it zu den n ö tig e n V o rb e re itu n g e n ge
w on n e n w u rd e , so llte m an, w e n n n ic h t s o fo rt b ei B ö rsen eröffnu ng , so doch w enigstens b a ld danach auch den T e rm in h a n d e l w ie d e r a u f nehm en.
B e i den D is ku ssio n e n übe r d ie W ie d e ra u fn a h m e des B ö rsen verkeh rs haben, w ie schon oben e rw ä h n t, besonders d ie k le in e re n B ö rse n p lä tze im R e ich ih re S tim m e zugunsten e in e r w e ite re n H in a ussch ie b un g d er B ö rse n e rö ffn u n g in d ie W aagschale g ew orfe n.
D as gab A n la ß , w ie d e r e in m a l das P ro b le m d er z a h l
re ich e n E ffe k te n b ö rs e n im R e ich a u fz u ro lle n . S in d diese E ffe k te n b ö rs e n in D e u ts c h la n d w ir k lic h noch n o tw e n d ig ? W e n n m an vo n H a m b u rg u n d F ra n k f u r t a. M . absieht, s in d a lle P ro v in z b ö rs e n f ü r den E ffe k te n v e rk e h r ohne B edeutung, m anche s in d v ö llig bedeutungslos. A u f diesen le tz te n w e rd e n neben e in ig e n w e n ig e n L o k a lp a p ie re n , in denen n u r alle p a a r W o ch en oder noch seltener U m sätze zustande kom m en, eine A n z a h l vo n auch in B e rlin , H a m b u rg oder F r a n k f u r t geh an de lten P a p ie re n n o tie rt, in denen eine selbständige K u rs b ild u n g u n m ö g lic h ist. W ozu a u f diesen P lä tz e n d er ganze B ö rs e n a p p a ra t, w ozu d ie Z e rs p litte ru n g ? M a n s o llte je t z t d ie G e legenheit be
n utze n, diesen E ffe k te n m ä rk te n v ö llig den G araus zu m achen. P a rtik u la ris tis c h e W id e rs tä n d e d ü rfe n d ab ei k e in H in d e rn is sein. A m besten w ä re es, w en n m an a lle v e rb le ib e n d e n B ö rsen plätze dem R eichs
w irts c h a fts m in is te riu m u n te rs te llte .
21. August 1931 M A G A Z IN D ER W IR TS C H A FT 1243
Die künftige Richtung
der landw irtschaftlichen Siedlung
V on Herm an Kranold-Steinhaus, Landrat des Kreises Sprottau N .S V D ie A u fg a b e d er lä n d lic h e n S ie d lu n g m uß m ä h re n d d er nächsten J a h rz e h n te d a rin bestehen, f ü r d ie r u n d 120 000 M ä n n e r, d ie den B evölkerungsüberschuß des Landes d arste lle n , A rb e its m ö g lic h k e ite n zu schaffen. B e sch rä n kt m an die Größe einer S iedlungsstelle a u f den U m fa n g d er sogenannten „A c k e rn a h ru n g “ , so lä ß t sich diese A u fg a b e im R ahm en d er fin a n z ie lle n M ö g lic h k e ite n lösen.
E ine solche B e schrä nku ng d er Siedlungsgröß e is t ohne e rhebliche Schm ie
rig k e ite n d u rc h fü h rb a r, sobald m an die B e trieb e m eniger a u f K a rto ffe l-, K o rn - u n d F le is c h p ro d u k tio n als a u f M ilc h -, G eflügel-, Gemüse- u n d O b st- m irts c h a ft e in s te llt. G erade diese P ro d u k te haben in D e u ts c h la n d noch große C hancen der A b s a tz e rm e ite ru n g , s in d also f ü r d ie S iedlungen g u t geeignet.
M it e in er solchen S ie d lu n g s a rt is t z u g le ic h d er V o r te il v e rk n ü p ft, daß auch städtische A rb e ite r f ü r sie v e rm en de t m erden könnten.
I.
D ie geg en w ä rtige V e rte ilu n g d er B e v ö lk e ru n g D e u tsch la n d s a u f seinen R a u m u n d a u f d ie Zw eige seiner W ir ts c h a ft k a n n n ic h t bestehen b le ib e n , w e n n n ic h t e tw a m a c h tp o litis c h e M aß reg eln das b e w irk e n . A b e r m a c h tp o litis c h e E in g riffe in den A b la u f w i r t s c h a fts p o litis c h e r E n tw ic k lu n g s te n d e n z e n kö n n e n sehr k o s ts p ie lig w e rd e n ; das haben d ie V ersuche ge
le h rt, M enschen ü b e r den D a u e rb e d a rf h in a u s als A rb e ite r in den S te in k o h le n b e rg b a u h in e in z u p u m pen. U n d w ie in diesem F a ll gerade das B e is p ie l des K o hle nb erg ba us im schlesischen G e b ie t vo n W a ld e n b u rg gezeigt h a t, s te ig t d ie S ic h e rh e it des E rfo lg e s n ic h t m it der H öh e der z u r D u rc h fü h ru n g solcher E in g riffe gem achten A u fw e n d u n g e n . W e n n n ic h t eine v ö llig e u n d heute in k e in e r W eise zu e rw a rte n d e W a n d lu n g in der W e ltw irts c h a ft e in tr it t, so w ir d e in e rh e b lic h e r T e il d er deutschen In d u s trie a rb e ite r in den kom m enden J a h re n (abgesehen vo n v o rü b e r
gehender B e s c h ä ftig u n g a u f der S p itze d er H o c h k o n ju n k t u r ) n orm a lerw eise in seinem B e ru f k e in e A r b e it fin d e n können. D ie schw ache Besetzung d er G e b u r
te n ja h rg ä n g e , d ie 1930-1933 in das W irts c h a fts le b e n tre te n w ir d a lle rd in g s eine solche E n tw ic k lu n g m il
d ern- u n d in den d a n n kom m enden Jahrgängen steht d ie ’ In d u s trie a rb e ite rs c h a ft w a h rs c h e in lic h schon eher im Zeichen der A b n a h m e als des Überschusses.
D esh a lb w ir d sich d ie e rfo rd e rlic h e A n pa ssu ng zie m lic h rasch v o llz ie h e n können, w e n n d er N achschub d er B e v ö lk e ru n g vo n der L a n d w irts c h a ft z u r In d u s trie ausbleibt.
D ieser N achschub w ir d v e rm u tlic h v o n selbst schon z a hlen m äß ig schw ächer w erden. A n sich h in k t d ie B e schrä nku ng d er G e b u rte n in d er la n d w irts c h a ftlic h e n B e v ö lk e ru n g d er gle iche n E n t
w ic k lu n g im B e reich d er B e v ö lk e ru n g , d ie zu I n d u s trie , H a n d e l u n d G ew erbe gehört, z e itlic h erheb
lic h nach. N ach den Schätzungen des S ta tistisch en R eichsam ts w ir d sich d ie Z a h l d er E rw e rb s tä tig e n in
11 V z ! m eine A u fs ä tz e Z u r lä n d lic h e n S ie d lu n g s p o litik u n d „ D ie K a r
to ffe l ee f a h r " sow ie m eine Z u s c h rift G ro ß - oder K le in s ie d lu n g in M d W 1931, N r 23 S. 939, N r. 31/32, S. 1210, u n d N r. 30, S. 1189. D as d o rt Gesagte w ir d h ie r vorausgesetzt.
D e u ts c h la n d im Jahre 1934 u m 190 000 v e rm e h re n * 2);
diese jä h rlic h e Z unahm e w ir d b is 1936 a u f 243 000 steigen u n d d a n n d a u e rn d (bis 1939 a u f 174 000) s in k e n ; vo n da an w ir d — u n te r der V o raussetzung e in e r b is 1955 u m 25 % zurückgehenden G e b u rte n h ä u fig k e it
— d ie Z a h l d er B e ru fs tä tig e n u m jä h r lic h e tw a 50 000 b is 1960 zunehm en. Abgesehen v o n den f ü n f Ja hren 1934 b is 1939 h a t diese Zunahm e k e in e fü h lb a re G rö ß e m e h r (zu m a l a llm ä h lic h auch eine gewisse, w e n n auch bescheidene A u s w a n d e ru n g w ie d e r e in - tre te n d ü rfte ), u n d auch d ie Zunahm e dieser Ja hre h ä lt m it den Jahren 1926 (457 000), 1927 (368 000) u n d 1928 (354 000) k e in e n V e rg le ic h aus.
D e r Z uw achs d ü r fte je d o ch in den ko m m en de n J a h re n fa s t a u s c h lie ß lic h aus d er la n d m irts c h a ft- lic h e n B e v ö lk e ru n g stam m en. E r b e trä g t vo n 1934 bis 1939 im ganzen 970 000 M ä n n e r; das s in d im D u rc h s c h n itt der Jahre, w e n n m an d re i V ie rte l h ie rv o n d er L a n d w irts c h a ft zu schreib t, 121000 M ä n n e r. W e n n m an also als p o p u la tio n is tis c h e A u f gabe d er S ie d lu n g b e tra c h te t, das Z uströ m e n dieser M ä n n e r zu den n ic h t la n d w irts c h a ftlic h e n B e ru fe n zu h in d e rn , so la u te t d ie A u fg a b e , in Z ah len g e fa ß t:
jä h r lic h 120 000 neue b ä u e rlich e F a m ilie n b e trie b e zu schaffen.
Diese A u fg a b e k a n n d u rc h E rb te ilu n g h in re ic h e n d gro ß er bestehender B a u e rn h ö fe u n d d u rc h S ch a ffu n g neuer S tellen e r f ü llt w e rde n . B e i d er Z ä h lu n g vo n 1925 w u rd e n in D e u ts c h la n d 736 651 B e trie b e m it e in e r F lä c h e zw ischen 10 u n d 200 ha, also zw ischen 40 u n d 800 M orge n e rfa ß t3). V o n dieser Z a h l d ü r fte im D u rc h s c h n itt d er d re iß ig ste T e il jedes J a h r in den E rb ü b e rg a n g oder in d ie A lte n te ils ü b e rg a b e k o m men, d. s. 24 554. D iese Z a h l b eze ich ne t d ie obere G renze d e rje n ig e n F ä lle , in denen jä h r lic h z w e ite Söhne, d ie n ic h t „e in h e ira te n “ , d u rc h E rb te ilu n g des e lte rlic h e n H o fs v o r dem H in a b s in k e n in den L a n d a rb e ite rs ta n d oder v o r d er H in a u s p re s s u n g aus der
2) D ie fo lg e n d e n Z a h le n (auch d ie d e r R e ic h s s ta tis tik ), so w e it ic h sie n ic h t selbst berechne, sind dem sehr intere ssa n te n, in v ie le n E in z e lh e ite n fr e ilic h auch sehr d is k u ta b le n B uch v o n N. Ja s n y , B e v ö lk e ru n g s rü c k g a n g u n d L a n d w irts c h a ft, B e rlin 1931. ( In s titu t f ü r la n d w irts c h a ftlic h e M a r k t
fo rs c h u n g ) entnom m en.
2) S ta tis tik des D eu tschen Reichs, B a n d 412 I I ,,D ie L a n d w ir ts c h a ft im D eutschen R eich , T e x tb a n d “ , B e rlin 1931, S. 9.
1244 M A G A Z IN DER W IR TS C H A FT N r. 33/34
se lb stä nd ig e n la n d w irts c h a ftlic h e n A r b e it b e w a h rt w e rd e n k ö nn en . D ie Z a h l d er B e trie b e zw ische n 0,05 u n d 5 ha b e tru g zu derselben Z e it 3,9 M illio n e n 4).
N im m t m an an, daß d u rc h Z u k a u f v o n L a n d (d u rc h fre ie n K a u f ode r in den verschiedenen F o rm e n der A n lie g e rs ie d lu n g ) h ie rv o n jä h r lic h 1 % a u f d ie G röße e in e r „ v o lle n A c k e rn a h ru n g “ (d. h. a u f eine solche G röß e, daß d ie F a m ilie den A rb e its b e d a rf v o ll be
s tre ite n k a n n ) g e b ra c h t w ir d , so s in d dies w e ite re 39 000 M ä n n e r. D a m it re d u z ie rt sich das R e k ru tie run gsg eb iet der „re in e n S ie d lu n g “ (w e nn ic h m ic h so a u sd rü cke n d a rf) a u f jä h r lic h e tw a (SO 000 M än ne r.
Diese jä h r lic h anzusiedeln, w ä re also d ie A u fg a b e d er S ie d lu n g in 100 % iger G rö ß e ; u n d n u n z e ig t sich g le ic h eins: W e n n m a n je d e dieser S te lle n als V o ll- b a u e rn s te lle m it 40— 60 (je nach Bodengüte), im D u rc h s c h n itt m it 50 M o rg e n a usstattet, so b ra u c h t m an auß er den B a u g e ld e rn (die d a n n auch h öh er sind ) a lle in f ü r den L a n d k a u f, w e n n m an den g ew iß m äß ige n D u rc h s c h n itts p re is vo n 200 R M f ü r den M orge n ansetzt, 50 • 200 • 60 000 = 600 M ilk R M jä h r lic h , d. h. — da ca. 80 % h ie rv o n das M in d e s tm a ß der A u fw e n d u n g e n d e r S ie dlungsbehörde sein d ü r fte n — 480 M ilk R M K re d ite f ü r d ie Bodenbeschaffung, dazu 300 M ilk R M B a u h y p o th e k e n d er ö ffe n tlic h e n H a n d u n d w e ite re M it t e l f ü r In v e n ta r, E rn te v o rrä te usw., im ganzen jä h r lic h eine M illia r d e . S etzt m an h in gegen n u r 10 M orge n f ü r eine S ie d le rste lle an, so v e r
m in d e rt sich der erste Posten a u f 96 M ilk R M , u n d d ie N e b e n k re d ite s in ke n e b e n fa lls sehr s ta rk , so daß dasselbe p o p u la tio n is tis c h e S ie d lu n g szie l m it der H ä lfte , also m it e in e r h a lb e n M illia r d e jä h r lic h , e r
re ic h t w e rd e n k a n n . D a z u k o m m t, daß im z w e ite n F a ll auch d ie festzulegenden P r iv a tk a p ita lie n n u r e tw a e in D r it t e l d er im ersten F a ll e rfo rd e rlic h e n ausm achen d ü rfte n .
A u s dieser B e tra c h tu n g geht h e rv o r, daß e in f ü h l
b a re r T e il d er S ie dlungsaufgabe, p o p u la tio n is tis c h b e tra c h te t, im R ah m e n d er b e i A n s p a n n u n g a lle r M it te l a u ftre ib b a re n G e ld e r lie g t, w e n n d ie S ie dlu ng a b g e s te llt w ir d a u f A u s s ta ttu n g d er N e u s ie d lu n g m it je n e m M in d e s tm a ß v o n L a n d , das sich m it dem G e
bot, daß d ie S ie d le rs te lle e ine v o lle A c k e rn a h ru n g g ew äh ren m uß , v e rträ g t.
I I .
Diese A n s c h a u u n g g eh t vo n der A n n a h m e aus, daß eine A n s ie d lu n g E rw ach sen er, n a m e n tlic h v o n F a m ilie n v ä te rn u n d -m ü tte rn , d ie w ä h re n d eines erheb
lic h e n T e ils ihres Lebens städtische B e ru fs a rb e it aus
g e ü b t haben, in größ erem A u sm aß n ic h t e rfo rd e rlic h ist. D as is t auch deshalb e rw ü n sch t, w e il eine solche R e k ru tie ru n g w a h rs c h e in lic h n ic h t gerade sehr g ü n stige Ergebnisse z e itig e n w ü rd e . D ie E rfa h ru n g e n , die in dieser H in s ic h t in D e u ts c h la n d gem acht w o rd e n sind , sprechen ü b e rw ie g e n d in diesem Sinne5). A lle r dings m uß vo n d er G e ltu n g dieses U rte ils eine A u s
4) S ta tistisch e s J a h rb u c h f ü r das D eutsche R eich , Ja h rg a n g 1930, S. 56.
5) D ie im B e reich d e r A u ß e n k o lo n is a tio n o ft gem achten g eg e n te ilige n E rfa h ru n g e n lassen sich aus vie le n G rü n d e n a u f den B e re ich d er inn e re n K o lo n is a tio n n ic h t ü b e rtra g e n .
nähm e gem acht w erde n . Es g ib t, n a m e n tlic h in Ge
genden, in denen d ie in d u s trie lle B e v ö lk e ru n g w e it ü b e r das L a n d v e rs tre u t w o h n t, z a h lre ic h e g ew erb
lic h e A rb e ite r, d ie selbst oder deren F a m ilie n m itg lie d er ganz oder te ilw e is e neben d er g e w e rb lic h e n u n d d er h ä u slich e n A r b e it noch la n d w irts c h a ftlic h e (v o r
w ieg en d d e r G ä rtn e re i oder d er H ü h n e rz u c h t g e w id mete) A r b e it leisten. E in g ro ß er T e il der in d e r la n d w irts c h a ftlic h e n B e trie b s s ta tis tik g ezählten 2,95 M il
lio n e n B e trie b e m it e in e r G esam tfläche vo n u n te r 2 h a g e h ö rt h ie rh e r. Es k a n n n ach a lle n b ish erige n E rfa h ru n g e n n ic h t z w e ife lh a ft sein, daß s ic h u n te r diesen M ä n n e rn eine n ic h t geringe A n z a h l vo n sol
chen b e fin d e t, d ie sehr w o h l im s ta n d e sind , sich auch in re ife re n Jahren, nachdem sie den g ew erb lich en B e ru f a u sg e le m t u n d eine F a m ilie b e g rü n d e t haben, noch a u f d ie g ä rtn e ris c h e n Zw eige d er L a n d w ir t s c h a ft u n d a u f H ü h n e rz u c h t u n d S chw einem ast u m zu stellen , w ä h re n d dies f ü r eine ü b e rw ie g e n d a u f den V e r k a u f vo n M ilc h e in ge ste llte K u h h a ltu n g schon z w e ife lh a fte r erscheint. S o w e it also A n g e h ö rig e n ic h t la n d w ir ts c h a ftlic h e r T e ile der B e v ö lk e ru n g als Re
k ru te n f ü r d ie S ie d lu n g in F ra g e kom m en, w ü rd e als B e tä tig u n g sg e b ie t f ü r sie v o rw ie g e n d dieser Z w eig d er L a n d w irts c h a ft, d er e be nfa lls a u f gerin g e L a n d fläche b e i in te n s iv e r A u s n u tz u n g d er A rb e its k rä fte der F a m ilie h in a u s k o m m t, vo n B ede u tun g sein.
D ie E rz e u g u n g vo n O bst, Gemüse, E ie rn u n d das H a lte n vo n S chw einen u n d nebenher e in o de r zw eie r K ü h e w e is t n u n fo lg e n d e w e ite re C h a ra k te ris tik a a u f, d ie d er E ig e n a rt dieser A r b e its k r ä fte besonders en tg eg en ko m m en :
1. Z u r L e itu n g so lch er B e trie b e is t v e rh ä ltn is m ä ß ig w e n ig S a chkunde e rfo rd e rlic h , da §ie sehr s ta rk spe
z ia lis ie rt w e rd e n kö nn en , ja müssen, u n d da sehr ge
rin g e A n fo rd e ru n g e n an d ie F ä h ig k e it, w e ittra g e n d e E ntschlüsse se lb s tä n d ig zu fassen, g e s te llt w erden.
2. M it A u sna h m e w e n ig e r hoch e n tw ic k e lte r Spe
z ia lz w e ig e e rfo rd e rn sie auß er Boden, W o h n u n g und L a g e rra u m sow ie g erin g em S ta llra u m n u r w e n ig A n la g e k a p ita l. Sie ko m m e n d a m it dem U m s ta n d e n t
gegen, daß S ie d le r dieser sozialen H e r k u n ft m eist n u r m it re c h t b e s c h rä n k te m E ig e n k a p ita l an d ie neue Lebensaufgabe heranzugehen verm ögen.
3. S o w e it d ie S p e z ia litä te n b e trä c h tlic h e re s A n la g e k a p ita l e rfo rd e rn , b ra u c h t dieses n ic h t g le ic h zu A n fa n g in v o lle r H ö h e b esch afft zu w erde n , sondern k a n n nach u n d nach aus den jä h rlic h e n E rträ g e n b esch afft w erde n . H ie rh e r scheinen n ach den b is h e ri
gen E rfa h ru n g e n n a m e n tlic h d ie G lashäuser von G la s g ä rtn e re ie n zu gehören.
4. D ie A r b e it s te llt an d ie K ö r p e r k r a f t k e in e ü b e r
m äß igen A n fo rd e ru n g e n — im Gegensatz zu anderen Z w eigen der L a n d w irts c h a ft. D as m ag dem gebore
nen L a n d m a n n ko m is c h k lin g e n , s p ie lt aber ta tsä ch lic h k e in e gerin g e R olle.
5. Diese B e trieb szw e ige s te lle n sich gerade f ü r den F a m ilie n b e trie b w ir ts c h a f tlic h sehr g ü n stig , w e il sie ohne Schaden f ü r d ie E n tw ic k lu n g d er K in d e r es e r
lauben, diese zu m a n c h e rle i A rb e ite n heranzuziehen, w ä h re n d d ie m eisten A rb e ite n in anderen Z w eigen der
21. August 1931 M A G A Z IN DER W IR TS C H A FT 1245
L a n d w irts c h a ft, n a m e n tlic h das V ie h h ü te n , das H a k - k e n u n d das R ühenverziehen, in dieser B eziehung a u ß e ro rd e n tlic h a n fe c h tb a r sind.
D e r p ra k tis c h w ic h tig s te u n te r diesen F a k to re n sc h e in t m ir d ie Tatsache zu sein, daß d er S ie d le r der vo n m ir besprochenen A r t k e in um fassend g e b ild e te r la n d w irts c h a ftlic h e r F a ch m a n n zu sein b ra u c h t. D em
„ge bo re ne n “ L a n d w ir t ersetzt das V erw achsensein m it d er L a n d w irts c h a ft vo n Jugend a u f v ie l von dieser F a c h b ild u n g (w enn auch fr e ilic h o f t n u r m it m äß igem N u tz e ffe k t). D e m U m gesiedelten steht diese G e w ö h n u n g n ic h t z u r Seite. A b e r vieles e rle d ig t f ü r ih n b e i e in e r r ic h tig o rg a n is ie rte n K le in s ie d lu n g der sachverständige B e ra te r der V erw ertungsgenossen
sc h a ft. V ieles is t auch d u rc h die A r t der A n la g e so l
cher S ie dlu ng en bereits z w in g e n d entschieden. W e n n z. B. eine O b stste lle m it O b stb äu m e n u n d -s trä u c h e rn f e r t ig e in g e ric h te t übergeben w ird , w e n n d ie S p a rg e l
beete e in g e ric h te t s in d usw., dan n b le ib t dein S te lle n in h a b e r n ic h ts anderes ü b rig , als das w eite rzu m ach en , w as er angelegt vo rg e fu n d e n h at. U n d w e n n er den B e it r it t zu den e rfo rd e rlic h e n genossenschaft
lic h e n O rg a n is a tio n e n als V e rp flic h tu n g b e im Be
ziehen d er S telle ü b e rn im m t, so is t auch d er sch w ie rig s te S c h ritt z u r genossenschaftlichen O rg a n is a tio n , n ä m lic h der erste B e itr it t, schon getan, ehe ü b e rh a u p t d er W id e rs ta n d des neugebackenen „ fre ie n M anns a u f fre ie r S cholle“ dagegen eingeschaltet w e rd e n k a n n , d er sonst d ie G enossenschaftsbewegung im b ä u e rlic h e n D e u ts c h la n d so sehr h a n d ic a p t.
D e r U m s ta n d also, daß sich aus der In d u s tr ie a rb e ite rs c h a ft gewisse T e ile f ü r sp ezielle F o rm e n der S ie d lu n g besonders eignen, k a n n ke in e Besorgnis h er- v o rru fe n . w e n n g le ic h fr e ilic h s o rg fä ltig e A u s w a h l auch h ie r nach w ie v o r geboten e rsch ein t; v ie lm e h r bedeu
te t dieser U m s ta n d gerade eine E rle ic h te ru n g e in er g ro ß zügigen S iedlung, w e il er einen gewissen A u s tausch solcher M enschen gegen A b k ö m m lin g e la n d w irts c h a ftlic h e r F a m ilie n , d ie sich f ü r das L a n d a bso lu t n ic h t eignen, e rm ö g lic h t
D agegen b e d a rf die zahlenm äß ige Ü berlegung, die v o rh e r ü b e r d ie G röß e des f ü r d ie nächsten Jahre zu e rw a rte n d e n , b e i p o p u la tio n is tis c h e r B e tra c h tu n g b e g rü n d e t erscheinenden B e d a rfs an S ie dlungsstellen a u g e ste llt w u rd e , einer R e visio n nach ein er a nd ern Seite D ie B erechnung b e ru h te n ä m lic h a u t d er A n nahm e daß aus dem B e reich desjenigen T e ils der deutschen L a n d w irts c h a ft, der fre m d e A rb e its k rä fte b e s c h ä ftig t, ke in e M enschen abgestoßen u n d v o r die W a h l zw ischen S ie d lu n g s m ö g lic h k e it oder A b ge- d rü c k tw e rd e n in d ie S tädte u n d d ie In d u s trie m it ih r e r s ta rk v e rb re ite te n A rb e its lo s ig k e it g e ste llt w e r
den D em is t aber n ic h t so. B ei gegebener T e c h n ik des Arbeitsprozesses in d er L a n d w irts c h a ft is t d ie Z a h l der zu ein er la n d w irts c h a ftlic h e n P ro d u k tio n e rfo rd e rlic h e n m enschlichen A rb e its k r ä fte im w esent
lic h e n eine F ra g e d e r Flächengröß e. A lle s s p ric h t n u n d a fü r, daß n ic h t n u r b e i d er K a rto ffe l, sondern auch b e i a n d e rn w ic h tig e n la n d w irts c h a ftlic h e n E rze ug nissen d ie S teige run g d er E rträ g e je F lä c h e n e in h e it d u rc h V e rw e n d u n g besser g e w ä h lte n u n d g e re in ig te n
Saatguts, besser g e w ä h lte n u n d r ic h tig e r bemessenen k ü n s tlic h e n u n d n a tü rlic h e n D ün ge rs, d u rc h E in f ü h ru n g e rtra g re ic h e re r K u ltu r e n (z. B. A n b a u vo n F u tte r a rte n, d ie je F läch e u n d je E rn te g e w ic h ts e in h e it m e h r E iw e iß u n d m eh r K a lo rie n lie fe rn ), bessere Be- u n d E ntw ässe run g usw., a n h a lte n u n d v ie lle ic h t sogar noch zunehm en w ir d . D a z u k o m m t je n e V e r
ä n d e ru n g d er A rb e its te c h n ik , d ie das P fe rd u n d den M enschen v o rn e h m lic h im G e tre id e b a u in zunehm en
dem M aß d u rc h M asch in e na rb eit, den K u ts c h e r d u rc h den M o to rfü h re r ersetzt. Es is t deshalb anzunehm en, daß b e i g le ichb le ibe nd e m B e d a rf e rh e b lich e F lä c h e n k ü n f t ig im A n b a u vo n K ö rn e rn u n d H a c k frü c h te n e n tw e d e r zu sä tzlich e E rntem engen lie fe rn w e rd e n oder aus dem bish erige n V e rw e n d u n g s z w e ig aus- scheiden müssen.
H ie r lie g t n u n das P ro b le m f ü r G e tre id e u n d f ü r K a rto ffe ln (um m ic h a u f diese b e id e n K u ltu r e n zu beschränken) g ru n d s ä tz lic h verschieden. M it A u s nahm e des H a fe rs , der in den le tz te n J a h re n im U berschuß a u s g e fü h rt w u rd e , is t d ie W ir ts c h a ft D eu tsch la nd s auch f ü r absehbare Z u k u n ft, n ic h t n u r f ü r d ie G e ge nw a rt, m it diesen P ro d u k te n u n te rv e r
sorgt, so fe rn d ie P ro d u k tio n n ic h t m eh r als d ie g e g e n w ä rtig e n E rntem engen je J a h r e rg ib t. O b eine zu sä tzlich e P ro d u k tio n u n te rg e b ra c h t w e rd e n k a n n , h ä n g t zu m T e il davon ab, ob diese z u sä tzlich e n M e n gen m it steigenden K osten erzeugt w e rd e n müssen o de r n ic h t. W e n n n e in (un d das w ir d f ü r einen e r
h e b lich e n T e il der V e rm e h ru n g der G e treide e rn te , n ä m lic h f ü r d en je nig en , der aus zunehm enden H e k ta re rträ g e n sta m m t, gelten), so w ir d d er A b sa tz k e in e S c h w ie rig k e ite n m achen; auch f ü r R oggen n ic h t, w en n erst e in m a l das P ro b le m des A usgleichs d er Ü berschuß- m it den Z u s c h u ß ja h re n in dieser F ru c h t gelöst sein w ir d ; u n d m an d a r f w o h l h offen, daß diese S c h w ie rig k e it n ic h t e w ig ungelöst b le ib e n u n d so n ic h t e w ig a u f d er F ro n t vo n S tu b b e n d o rff ü b e r S chiele b is Baade eine b a b y lo n is c h e V e r w ir ru n g d er a g ra rp o litis c h e n F ro n te n h e rv o rru fe n w ir d . S o w e it es sich aber u m F lä c h e n h a n d e lt, die b e i den g e g e n w ä rti
gen P reisen f ü r diese Erzeugnisse tr o tz des h a n d e ls p o litis c h e n Preisschutzes f ü r sie m a rg in a l s in d u n d deshalb a llm ä h lic h ausscheiden m üß te n, w ir d es r e in eine T a tfra g e , n ä m lic h d ie je n ig e nach d e r k ü n ftig e n H öh e d e r e rm a n ip u lie rte n G e tre id e p re ise sein, ob diese F lä c h e n w ir k lic h f r e i w e rde n , w ä h re n d g le ic h z e itig K ö rn e rfrü c h te im p o r tie r t w erde n , ode r ob diese F lä c h e n m it Z erealien b e b a u t w e rd e n kö nn en .
I I I .
A n d e rs b e i K a rto ffe ln . W ie ic h in m eine m le tz te n A u fs a tz gezeigt habe, s in d d ie A u s s ic h te n f ü r diese F ru c h t deshalb andere, w e il sie in G e fa h r (u n d m eh r als das) ist, zu einem großen T e il d e r g e g e n w ä rtig in D e u ts c h la n d erzeugten M enge ü b e rh a u p t u n v e rw e n d b a r zu w erde n , w ä h re n d g le ic h z e itig e in e rh e b lic h e r T e il d er dieser P ro d u k tio n g e w id m e te n F lä c h e n im Zeichen e in e r g e w a ltig e n E rtra g s s te ig e ru n g ohne H in d e ru n g d u rc h das Gesetz vo m abnehm enden E r tra g e steht.
1246 M A G A Z IN DER W IR TS C H A FT N r. 33/34
D e r R ü c k g a n g des B e da rfs an K a rto ffe ln b e t r if f t zu nä chst e in m a l die S p e ise ka rto ffe ln . J a s n y (a. a. O.) s c h ä tz t den R ü c k g a n g des V erzehrs an S p eise kar
to ffe ln in den nächsten J a h re n a u f eine e rh eb lich e A n z a h l v o n Prozenten. D iese r R ü c k g a n g m uß sich u m so s tä rk e r fü h lb a r m achen, als er d e n je n ig e n Z w e ig d e r K a rto ffe le rz e u g u n g b e tr ifft, d er (neben dem A n b a u vo n F u tte r k a rto ffe ln f ü r d ie b e trie b s eigene S chw einem ast) heute d er einzige ist, d e r noch im D u rc h s c h n itt d er J a h re u n d a u f das G anze d ie ser S pezialerzeugung gesehen, m it Ü berschuß ü b e r a lle U n k o s te n a rb e ite t. (V on der S onderbedeutung d er K a rto ffe ln f ü r B e trieb e, d ie eigene B re n n e re i haben, sehe ic h h ie r ab; auch w o e in er S ie d lu n g ein B re n n e re ire c h t z u r V e rfü g u n g steht, entstehen Son
d e rv o rte ile , d ie zu besonderen, vo n d er allg em ein en R egel a bw eich en de n S ie d lu n g s fo rm e n veranlassen müssen.) F ü r den deutschen O sten is t n u n aber d ie ser absolute R ü c k g a n g des V erzehrs an S p eise kar
to ffe ln deshalb so besonders g e fä h rlic h , w e il er z u s a m m e n trifft m it den v o n m ir im v o rig e n A u fs a tz g esch ild e rte n Tendenzen z u r A b w a n d e ru n g d er P ro d u k tio n vo n S p e is e k a rto ffe ln in d ie ersten T h ü n e n - schen K reise, d. h. zu einem großen T e il in den s ta rk vo n großen u n d m ittle r e n Städten, durchse tzte n, aber keinesw egs a u s g e fü llte n W esten u n d Süden D eu ts c h lan ds u n d in das ebenso beschaffene M itte ld e u ts c h la n d .
H a n d e ls p o litis c h lä ß t sich f ü r d ie K a rto ffe le rz e u g u n g selbst b e im a lle rb esten W ille n w e n ig tu n , w e il es s ic h h ie r u m e in P r o d u k t h a n d e lt, das in D eu ts c h la n d in einem M aße ang eb au t w ir d w ie sonst in k e in e m großen z u r W e ltw ir ts c h a ft g ehörigen L a n d e (auß er R u ß la n d ). D ie in den in te rn a tio n a le n Ü b e r
s ic h te n des S ta tis tis c h e n J a h rb u c h s f ü r das D eutsche R eich e rfa ß te n L ä n d e r geben als K a rto ffe l- W e lte rn te im Jahre 1929 1,96 M illia r d e n dz a n ; davon e n tfie le n a u f R u ß la n d 479 M illio n e n , a u f P olen 317 M illio n e n , a u f F ra n k re ic h 166 M illio n e n u n d a u f D e u ts c h la n d 401 M illio n e n dz, a u f a lle v ie r L ä n d e r also 1,36 M illia r d e n . D ie deutsche K a rto ffe la u s fu h r ist n ie m a ls b e trä c h tlic h gewesen, da K a rto ffe ln als M a s s e n a rtik e l n ic h t w e lth a n d e ls fä h ig s in d u n d da d ie w e lth a n d e ls fä h ig e n ganz frü h e n S p e z ia litä te n in D e u ts c h la n d n ic h t in K o n k u rre n z fä h ig k e it m it den k lim a tis c h g ü n s tig e r gelegenen G e bie ten erzeugt w e rd e n können.
D ie K a rto ffe ln , d ie als F u tte r dienen, scheinen e b e n fa lls in einen schw eren W e ttb e w e rb v e rw ic k e lt zu sein. Solange R oggen noch in hohem M aße M en sch en na hrun g is t u n d h a n d e ls p o litis c h auch so im Preise e rh a lte n w ir d , k a n n ih m gegenüber d ie K a r to ffe l als S c h w e in e fu tte r noch den W e ttb e w e rb h a lte n ; sobald a be r R oggen dem S ch icksal, dem er langsam , aber sic h e r entgegengeht, n ä m lic h d e r „ D e g ra d ie ru n g “ zu m F u tte rg e tre id e , v e rfa lle n u n d dem gemäß auch in P re is herun te rg eg an ge n ist, ist, eine ra p id e A b n a h m e d er K a r to ffe l- V e rfü tte r u n g zu e r
w a rte n . Schon je t z t w ir k e n s ic h e rlic h d er schlechte A u s fu h rp re is f ü r H a fe r u n d d e r R ü c k g a n g des H a fe rv e rb ra u c h s in D e u ts c h la n d in fo lg e d er a n h a l
te nd en A b n a h m e d er A n z a h l d er P fe rd e s ta rk p reis- d rü c k e n d u n d absatzerschw erend a u f d ie K a rto ffe l als F u tte r m itte l, u n d schon je t z t bed eu te t auch der Ü bergang zu im m e r m agereren T y p e n v o n S c h la c h t
schw einen einen R ü c k g a n g des A n te ils d e r K a rto ffe l am G e s a m tfu tte r der Schw eine. A l l dies w ir d die v o ra u s s ic h tlic h e Zunahm e des S ch w ein efle isch ve r
b ra uch s ko m pensieren.
D ie F läch en , d ie dem K a rto ffe la n b a u dienen, s in d z w a r a lle n G üteklassen d er la n d w ir ts c h a ftlic h ge
n u tz te n B öden zuzurechnen. A b e r die le ic h te re n u n d ärm eren B öden w e rd e n u n te r ih n e n doch e rh e b lic h s tä rk e r v e rtre te n sein als d ie schw eren u n d besseren.
D a z u m uß m an h in zun eh m en , daß vo n den je t z t dem K a rto ffe la n b a u g e w id m e te n B öden w a h rs c h e in lic h d ie leich te ste n u n d ä rm sten ü b e rw ie g e n d b ei s in ke n den K a rto ffe lp re is e n aus der P ro d u k tio n ausscheiden w erde n , w e il a u f ih n e n n a tü rlic h heute d ie m a rg i
n a le n T e ile des K a rto ffe lb a u s liegen. Es w e rd e n also d u rc h das zu e rw a rte n d e s ta rk e S c h ru m p fe n der K a rto ffe l-A n b a u flä c h e n a m e n tlic h im deutschen O sten h a u p ts ä c h lic h arm e u n d le ic h te B öden u n d solche in sehr u n g ü n s tig e r V e rk e h rs la g e f r e i w erden.
W e n n m an sich ü b e rle g t, w e lc h e r V e rw e n d u n g diese B öden in Z u k u n f t z u g e fü h rt w e rd e n k ö nn en , so re d u z ie rt s ic h diese F ra g e d a h in , ob es eine andere M ö g lic h k e it d er V e rw e n d u n g dieser B öden g ib t als d ie A u ffo rs tu n g . D a ß d ie A u ffo r s tu n g eine u ltim a r a tio ist, w e rd e n sich auch d ie je n ig e n n ic h t v e r
schw eigen, d ie (w ie z. B. Jasny) diese L ö su n g als d ie gegebene ansehen. D e n n W a ld b o d e n is t im deutschen O sten heute u n d a u f lan ge Z e it fa s t g ar n ic h ts w e rt.
Selbst b e i ganz u n g ü n s tig e n Z w angsversteigerungen b e im G ro ß g ru n d b e s itz in Schlesien g ib t es f ü r n a c k tes K a rto ffe lla n d im m e r noch 150 b is 200 R M je M orgen, u n d das is t b e re its e in ausgesprochener P a n ik p re is . W a ld b o d e n abe r is t v ie lfa c h u n v e rk ä u f
lic h , oder er e rz ie lt Preise, d ie b e i 15— 50 R M . je M orge n liegen, letzteres aber n u r b e i g ute n T e ilb e ständen, n ic h t b ei K a h lflä c h e n , d ie n u r zu m A u f fo rsten g u t sind . D e s h a lb b ed eu te t also das A u ffo r s te n einen ungeheuren K a p ita lv e r lu s t u n d — w egen d er V e r
za h n u n g a lle r la n d w irts c h a ftlic h e n B e trie b e in den K re ditg en osse nsch aften — eine schw ere E rs c h ü tte ru n g des ganzen la n d w irts c h a ftlic h e n K re d itg e bäudes.
M a n m uß u n te rsch e id e n : E in gro ß er T e il d e r heute m a rg in a le n K a rto ffe l-A n b a u flä c h e n h a t diese E ig e n s c h a ft w egen seiner u n g ü n s tig e n V e rkeh rsla ge u n d g e h ö rt keinesw egs zu den leich te ste n Bodenklassen.
I n d e r T a t s p ie lt d ie F ra c h t f ü r d ie K a r to ffe l tr o tz a lle r V o rz u g s ta rife eine d rü c k e n d e R olle. Diese F ra c h te n s p ie le n aber f ü r gutes, s ta n d a rd is ie rte s O bst, f ü r gutes Gemüse u n d f ü r gute, s ta n d a rd is ie rte , also in großen Posten h a n d e ls fä h ig e E ie r, ebenso f ü r e in w a n d fre ie B u tte r, f ü r andere M o lk e re ip ro d u k te u n d S ch lach tg eflü ge l, eine ganz u n te rg e o rd n e te R o lle . D e sh a lb k ö n n e n diese Böden, d ie n ic h t zu den ä rm sten gehören, ih r e r F ra c h tla g e w egen aber als F lä c h e n d e r K a rto ffe le rz e u g u n g m a rg in a l sind, ohne w eiteres f ü r diese Z w eige d er S ie d lu n g in A n s p ru c h
21. August 1951 M A G A Z IN DER W IR TS C H A FT 1247
genom m en w erde n . — A n d e rs steht es m it d en je n ig e n K a rto ffe lb ö d e n , d ie w egen ih re r Ä r m lic h k e it m a rg i
n a l sind. B e i ih n e n w ir d vo n F a ll zu F a ll zu p rü fe n sein, ob u n d f ü r w elche S pezialzw eige sie sich eignen.
F re ilic h m uß h ie rb e i b eachtet w erde n , daß z w a r e in gewisser z u s ä tz lic h e r V e rb ra u c h vo n E ie rn , G e
flü g e l, O bst, Gemüse, M ilc h u n d M o lk e re i-E rz e u g nissen auß er der f ü r das nächste J a h r noch zu e r
w a rte n d e n absoluten B e völke ru ng szu na hm e auch der V erschiebung des V e rbrau chs vo n K a rto ffe ln , B ro t, M a rg a rin e , S chm alz u n d zum T e il F le is c h a u f diese P ro d u k te e n ts p rin g e n w ir d , daß aber eine w esent
lic h e Zunahm e des Absatzes sow ohl h in s ic h tlic h d ie ses B e d a rfs w ie auch h in s ic h tlic h desjenigen T e ils des deutschen B edarfs, d er heute schon b e frie d ig t w ir d (aber d u rc h E in fu h rw a re !), f ü r deutsche E rze u g
nisse dieser A r t n u r dann zu e rreich en sein w ir d , w e n n zu w e s e n tlic h g erin g eren Preisen als b is h e r eine n u r m äßige, k ü n f t ig gute W a re angeboten w ird . Es k o m m t deshalb d a ra u f an, d u rc h A u s n u tz u n g a lle r E r fa h ru n g e n u n d d u rc h S c h affun g le is tu n g s fä h ig e r ge
n o sse nsch aftlich er A b s a tz o rg a n is a tio n e n diese P ro d u k tio n e n in den S tan d zu setzen, als k o n k u rre n z fä h ig e M a c h t a u f dem M a r k t in E rs c h e in u n g zu treten . Je n ie d rig e r einerseits d ie G ru n d re n te w ir d , d ie diese P ro d u k tio n e n belastet, je n ie d rig e r a n d e re r
seits das L o h n k o n to d a d u rc h ist, daß sich d e r E ig e n b e trie b d er F a m ilie in diesen P ro d u k tio n s z w e ig e n d u rch se tzt, desto le ic h te r w ir d es sein, diese K o n k u rr e n z fä h ig k e it zu erzielen.
W ie gerade J a s n y in seinem B u ch a u fs c h lu ß re ic h d arg e ta n h a t, . is t a u f ve rg rö ß e rte n A b s a tz v o n f le isch u n d Speck u n d a u f E rh a ltu n g des h e u tig e n Absatzes vo n G e tre id e u n d K a rto ffe ln n ic h t zu re c h nen. B e im G e tre id e k a n n dem A u s la n d e in A b s a tz a b g e ja g t w e rde n , dies b le ib t aber in erster L in ie eine F ra g e d er Z o llp o litik , also in hohem M aße ein e m a c h tp o litis c h b estim m te A n g e le g e n h e it; b e i O b st, Gemüse, in d e r M ilc h - u n d in der G e flü g e lw irts c h a ft aber k a n n d ie S ie d lu n g s p o litik außer a u f d ie V e r
d rä n g u n g e in er e rh eb lich en E in fu h r a u f d ie H o ffn u n g eines v e rm e h rte n V e rb ra u ch s b e g rü n d e t w e rd e n . D ie le tz te n Zw eige s in d also f ü r d ie deutsche L a n d w ir ts c h a f t d ie je n ig e n , d ie a lle in in w e ite m U m fa n g einen zu s ä tz lic h e n A b satz verheiß en. D ie N e u g rü n d u n g la n d w ir ts c h a ftlic h e r B e trieb e d u rc h d ie m it H ilf e ö ffe n tlic h e r M it te l b etrieb en e S ie d lu n g m u ß also clie E ro b e ru n g dieses zu sätzliche n Absatzes in e rster L in ie ins A u g e fassen. D as e n ts p ric h t auch den F o rd e ru n g e n ü b e r d ie la n d w irts c h a ftlic h e S ie d lu n g in D e u ts c h la n d , d ie sich aus d er B e tra c h tu n g der Be
w e g u n g d er B e v ö lk e ru n g ergaben.
Sicherheiten — die Grundlage des B a n kkre d its
V o n * » *
D ie gegenw ärtige K ris e is t zu m großen T e il eine F olge d e r F e h le r, d ie in der K r e d it p o lit ik d er deutschen B a nke n begangen w u rd e n . A ls den K e r n p u n k t a lle r F e h le r bezeichnet d er V erfasser d ie re in fo rm a le E in s te llu n g d er B a n k e n , d ie n u r a u f d ie H in te rle g u n g „s ic h e re r“ W e rte d u rc h d ie S c h u ld n e r bedacht w a re n u n d f ü r d ie einzelnen G eschäfte, d ie m it den k re d itie rte n G e lde rn gem acht w u rd e n , ke in Interesse bezeugten. W enn auch die V o rw ü rfe des Verfassers re c h t e in s e itig s in d — denn v ie le B a n k ie rs haben sich in te n s iv um eine B eobachtung ganzer B ra nch en u n d e in zeln er U n terne hm un g en bem üht — ,
so ve rd ie n e n sie doch B eachtung.
N iem als is t die U n fä h ig k e it d er w irts c h a ftlic h e n F ü h re r d er k a p ita lis tis c h e n W e lt so d e u tlic h zutage g etreten w ie g e g e n w ä rtig “ - diese W o rte w u rd e n n ic h t e tw a vo n einem k o m m u n is tis c h e n F ü h re r ausge
sprochen, sondern sie stam m en aus der F ed er des s ic h e rlic h n ic h t k o m m u n is tis c h ein ge ste llte n frü h e re n R e ich sb a n kp rä sid e n te n SchachP). D ie R ic h tig k e it dieser A n s ic h t is t d u rc h d ie Ereignisse der le tz te n Z e it __ K a rs ta d t, N o rd w o lle , D a n a tb a n k , b c h ro d e r- b a n k u n d d ie ungezä hlte n k le in e re n a u f der S trecke -e b lie b e n e n U n te rn e h m e n - in ein er W eise bewiesen w o rd e n , d ie selbst m anche in d ie V e rh ä ltn is s e emge- w e ih te n K re ise ü b e rra sch t haben d ü rfte .
M a n m uß z w e i A r te n vo n F e h ld is p o s itio n e n u n te r
scheiden: d ie e n tsch uld ba re n , d ie m an n ic h t vo ra us
sehen k o n n te — u n d d ie u ne n tsch u ld b a re n , d ie v o r
auszusehen w a re n , aber aus S ta rrk ö p fig k e it, U n fä h ig k e it u n d B e q u e m lic h k e it doch begangen w u rd e n . Zu den le tz te re n g e h ö rt d ie K r e d it p o lit ik , d ie in den
n S ch a cht H ja lm a r : D as Ende d e r R e p a ra tion e n . V e rla g G e rh a rd S ta llin g , 246 S. - P re is 6,20 R M .
O ld e n b u rg 1931,
le tz te n J a hren seitens d er K r e d itin s titu te b e i d e r deutschen W ir ts c h a ft g etrieb en w u rd e . W e n n m a n d ie G rü n d e d er geg en w ä rtige n Z usam m enbrüche a n fü h r t, so d a r f m an n ic h t vergessen, daß e in e r d e r H a u p tg rü n d e , das Z u rü c k z ie h e n der a u slä n d isch e n K re d ite , w e n ig e r a u f p o litis c h e F a k to re n als a u f das m an gelnde V e rtra u e n in die deutsche W ir ts c h a fts fü h ru n g z u rü c k z u fü h re n ist. D ie Z usa m m e nb rü che d er U n te rn e h m e n h ä tte n selbst b e i noch so s ta rk e r D epression u n d p o litis c h e n K o m p lik a tio n e n n ie m a ls einen d e ra rtig e n U m fa n g annehm en k ö n n e n , w e n n v o rh e r eine zw eckm äß ig e K r e d it p o lit ik v e rfo lg t w o r den w äre.
Seit Jahren g a lt b e i den K r e d itin s titu te n b e i d e r V e rge bu ng v o n K re d ite n als oberster G ru n d s a tz , S ich e rh e ite n zu beschaffen. D e r K re d itn e h m e r m u ß te
„ g u t “ sein u n d re n ta b e l a rb e ite n (vergle ich e d ie le tz te B ila n z ), d ie G e s c h ä fts fü h ru n g m uß te e in w a n d fre i sein, u n d w e n n auß er G ru n d s tü c k e n , G ebäuden, M asch in e n noch andere W e rte (A k tie n , O b lig a tio n e n
1248 M A G A Z IN DER W IR TS C H A FT N r. 53/54
usw.) v o rh a n d e n w a re n , d ie ü be re ig n e t w e rd e n k o n n ten, so sta n d e in e r K re d itg e w ä h ru n g n ic h ts im W ege, das G e s c h ä ft w a r sicher! G e w iß w u rd e n auch d ie A u s s ic h te n d e r B ra nch e in B e tra c h t gezogen. D as ein zeln e K r e d itin s t it u t te ilte z. B. d ie vo n ih m zu v e r
gebenden K re d ite d e ra rt ein, daß eine im voraus festgelegte G renze b e i den in b e s tim m te n B ra nch en a nzu legenden G esam tbeträgen n ic h t ü b e rs c h ritte n w e rd e n d u rfte . D ie H a u p tsa ch e w a r aber im m e r die
„S ic h e rh e it“ . Es w u rd e n auch P rü fu n g e n vo rg en om men. R evisoren, b a n k m ä ß ig geschult, aber ohne jede K e n n tn is vom In d u s trie - u n d H a n d e ls b e trie b , p rü fte n d ie B ila n z e n , re v id ie rte n eingehend Kasse u n d die d ive rse n A d d itio n e n in den ih n e n v o rg ele gte n B ü c h e rn u n d b e ric h te te n d an n, daß alles stim m e. G r u n d stücke, G ebäude u n d M asch in e n w u rd e n vo n Sach
v e rs tä n d ig e n v o rs ic h tig ta x ie r t, u n d f ü r d ie B e w e r
tu n g d er übere ign ete n W e rtp a p ie re h a tte m an in der B a n k genügend F a c h le u te an H a n d . I. G . F a rb e n - A k tie n , im D e p o t, k o n n te m an b e i einem B ö rsen kurs vo n 300 ru h ig m it 50 % b eleih en ; das w a r im m e r noch e in K u rs vo n 150. S ta h lv e re in -A k tie n , m it 125 an d er Börse e in g e fü h rt, b oten eine sichere B e w e rtu n g s g ru n d la g e ; N o rd w o lle u n d K a rs ta d t- A k tie n w a re n ü b e r je d e n Z w e ife l erhaben. Z u r Ü b e re ign un g der verschiedenen W e rte t r a t das ju ris tis c h e B ü ro in A k tio n , das d ie n o tw e n d ig e n F o rm u la re lie fe rte , die v o r späteren Ü be rra schu ng en schützen so llte n. M u ß te s p ä te r d er K r e d it e rh ö h t w e rd e n u n d re ic h te n d a d u rc h d ie bereits ü be re ign ete n W e rte n ic h t m eh r aus, so lie ß m a n sich d ie A u ß en stä nd e zedieren. Diese Zessionen w u rd e n aber im Interesse des Renommees des K re d itn e h m e rs n ic h t o ffiz ie ll, sondern „ s t i l l “ v o r
genom m en; das G e ld g in g n ach w ie v o r b e i dem K r e d itn e h m e r ein, w o d u rc h — tr o tz a lle r Reverse sp ä te r m anche u n lieb sam e Ü be rra sch u n g zutage tra t.
G erade h ie rd u rc h w a r dem B e tru g T ü r u n d T o r ge
ö ffn e t.
U m d ie G eschäfte des K re d itn e h m e rs , insbesondere d a ru m , w ie er d ie o ft b e trä c h tlic h e n K re d ite v e r
w a n d te , k ü m m e rte sich d er G e ldg eb er n ic h t. Das G e sch ä ft w a r v o n d er b a n k - u n d b u ch m ä ß ig e n Seite aus in O rd n u n g . E in U n te rn e h m e n , das z w a r gute G eschäfte m achte, aber n ic h t d ie genügenden d in g lic h e n S ic h e rh e ite n ste lle n ko n n te , b eka m b e i dieser E in s te llu n g k e in e n K r e d it. A b e r e in U n te rn e h m e n m it
„S ic h e rh e ite n “ b e k a m d ie aus ih n e n errechneten Be
träge, selbst w e n n es diese zu u n re n ta b le n G eschäfts- e rw e itc ru n g e n u n d S p e k u la tio n e n v e rw a n d te , d ie es zu m R u in fü h re n m uß te n. D iese K r e d it p o lit ik w a r bequem ; d ie F o lg e n b lie b e n indessen n ic h t aus. D ie B a n ke n v e rfü g e n heute f ü r d ie v o n ih n e n hergegebe
nen K re d ite ü b e r „S ic h e rh e ite n “ , m it denen sie zum g rö ß te n T e il n ic h ts a n fa n g e n k ö n n e n ; denn diese S ic h e rh e ite n s in d n ic h t zu re a lis ie re n : W e r k a u f t z. B. eine s tillie g e n d e F a b r ik , w o m ö g lic h noch m it v e ra lte te n M asch in e n! W e r ü b e rn im m t heute A k t ie n p a k e te selbst g u te r U n te rn e h m e n anders als zu P re i
sen, d ie w e it u n te r den f ü r d ie K re d ith e rg a b e u r s p rü n g lic h zu g ru n d e gelegten lieg en !
W e n n sich dagegen d ie G e ldgeber neben d er P rü fu n g der o rd nu ng sm ä ß ige n B u c h fü h ru n g in g le iche r W eise u m d ie seitens des K re d itn e h m e rs g e tä tig te n G eschäfte g e k ü m m e rt h ä tte n , w ü rd e n sie m anche K re d ite tr o tz vo rh a n d e n e r S ic h e rh e ite n n ic h t ge
geben haben. Z u r B e u rte ilu n g d er d a m it zusam m en
hängenden F ra g e n gehören je d o c h K enntnisse, d ie w e n ig e r a u f dem b a n k m ä ß ig e n u n d b u c h h a lte ris c h e n als a u f dem W irts c h a ft lieh en G e b ie t liegen. D ie je n i
gen, denen d ie E n tsch e id u n g ü b e r d ie K re d ith e rg a b e oblag, m ögen z w a r ausgezeichnete B a n k fa c h le u te sein; aber d ie p ra k tis c h e n K e nn tn isse d er In d u s trie - u n d H an d e lsb e trie b e fe h le n ih n e n . D as is t keines
wegs zu v e rw u n d e rn ; denn gerade diese S te lle n sind fa s t a ussch lie ß lich vo n L e u te n besetzt, die, aus dem B a n k fa c h hervorgegangen, n ie m a ls in einem In d u s trie - oder H a n d e ls b e trie b tä tig gewesen sind.
G enau so w ie b e i d er K re d ith e rg a b e im In la n d s geschäft w a r u n d is t es auch b e im A uslandsgeschäft.
N ic h t das G e sch ä ft als solches w ir d in B e tra c h t ge
zogen, sondern d ie H a u p tsa ch e ist, daß d ie K r e d it fo rd e rn d e F irm a d ie v e rla n g te n „S ic h e rh e ite n “ stellen k a n n . D ie A u s w irk u n g e n b e i den f ü r A u s la n d s geschäfte hergegebenen K re d ite n s in d d ie g le iche n;
n u r w e rd e n sie sich b e i der län ge ren U m sch lag da ue r erst sp äte r in v o lle m M aße b e m e rk b a r m achen.
Bezeichnenderw eise n im m t d ie G o ld d is k o n tb a n k , d er d ie A u fg a b e g e s te llt ist, d er W ir ts c h a ft E x p o r t
k re d ite z u z u fü h re n , b e i d er V e rge bu ng dieser K re d ite in k e in e r W eise n äheren E in b lic k in d ie G eschäfte, d ie als G ru n d la g e f ü r d ie vo n ih r gegebenen K re d ite dienen. Sie lä ß t sich z w a r d ie A u s la n d s a u fträ g e vo rle g e n — d e r K r e d it w ir d dann, z u frie d e n s te lle n d e A u s k ü n fte vorausgesetzt, gegen E in re ic h u n g vo n einem z w e i U n te rs c h rifte n tra g e n d e n W echsel, vo n denen d ie eine U n te r s c h r ift m it dem G e sch ä ft gar n ic h ts zu tu n zu haben b ra u c h t, g e w ä h rt — aber eine Ü b e rp rü fu n g des A u ftra g s e rfo lg t n ic h t. M an v e rz ic h te t w o h l a u f d ie sonst v e rla n g te n „S ic h e r
h e ite n “ , an deren S telle d er W echsel t r i t t . M an geht in gewissem S in ne z u r A b s a tz fin a n z ie ru n g über u n d rä u m t f ü r das je w e ilig e G e sch ä ft den K r e d it ein. A b e r u m das G e s c h ä ft selbst — das u n te r U m ständen g a r n ic h t a u s g e fü h rt w ir d — k ü m m e rt m an sich n ic h t. Es fe h le n h ie rz u ja auch d ie n o tw e n d ig e n sachverständigen K r ä fte . D ie G eschä fte der G o id - d is k o n tb a n k w e rd e n vo n R eich sba nkb ea m ten d u rc h g e fü h rt, vo n denen m an d ie e rfo rd e rlic h e n K e n n t
nisse im E x p o rtg e s c h ä ft n ic h t v e rla n g e n k a n n . I m Zusam m enhang m it den le tz te n Ereignissen is t w ie d e rh o lt d ie F ra g e d er seitens des Staates auszu
übenden K r e d itk o n tr o lle a u fg e w o rfe n w o rd e n . W ie dem auch sei u n d zu w e lch e m R e s u lta t m an auch kom m en m ag, eine Ä n d e ru n g in d er b ish e rig e n K re d it p o lit ik u n d in der Besetzung der f ü r d ie Ü be r
p rü fu n g der K re d ite b e s tim m te n Posten m uß e in - tre te n . D ie N a c h ric h t, daß f ü r d ie Besetzung des e v e n tu e ll zu e rric h te n d e n B a n k - A u fsich tsa m te s R eich sba nkb ea m te in A u s s ic h t genom m en s in d , zeigt, daß m a n aus den gem achten F e h le rn noch im m e r
