D m tfctic ß a u lm ttc
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e i t f d ) t i f f c o c tr ö c u t f d j e n f l r c f r i t e k t e n f c l j a f t
Herausgeber : Curt K. Vincent?. — G eschäftshaus: Fjamnover, Hm Scbiffgraben 41.
* Hannover, den . Dezember . Heft
(Alle Rechte Vorbehalten.)
N o c h e i n m a l d i e n e u e E n t w i c k l u n g d e s B a u r e c h t e s .
( Z u m B e itr a g in N r. 23.) T^ür die Z ukunft ergibt sich für die H andhabung des Bau-
-*■ rechtes, daß die B ehörden weniger darüber zu wachen haben, daß die Rechte des einzelnen nicht zu kurz kommen, sondern umgekehrt darüber, daß das Volks wohl durch die H andlungen einzelner nicht geschm älert wird. U m beurteilen zu können, was im Interesse des Volksganzen verlangt w erden m uß, wird sich jeder größere Verw altungsbezirk, jeder Kreis und jede G e
meinde K larheit darü b er verschaffen m üssen, was die Lebens
notwendigkeiten der G ebiete verlangen, u nd wie Raum für die Vermehrung selbständiger Fam ilien geschaffen werden kann.
Das kann nicht gefühlsm äßig oder nur so leichthin geschehen, sondern es m uß system atisch erforscht werden. Es m üssen die Vermessungskarten gesam m elt oder neu beschafft werden, denn ohne K arten läßt sich keine A usnutzung des Bodens planen.
Ferner werden alle statistischen A ngaben heranzuziehen und zum Vergleich zusam m enzustellen sein, um K larheit über den vor
handenen A ufbau und die S truktur des Gebietes in w irtschaft
licher, verkehrstechnischer und baulicher Beziehung zu bekom
men. Die O ertlichkeit m uß auf die Bodenart, die U n terg ru n d verhältnisse, die G rundw asserverhältnisse und die Entw ässerung der Oberflächen gep rü ft werden. A uf G rund dieser U nterlagen wird sich der Plan über die bestm öglichste A usnutzung des Grund und Bodens ausarbeiten lassen.
Sobald über die F lächennutzung K larheit geschaffen ist, muß für diejenigen G ebiete, die für die Bebauung bestim m t sind, der Siedlungsplan aufgestellt werden, der die Erschließung des Gebietes durch Straßen regelt. Sobald eine Bebauung ein
setzt, ist dann auf G ru n d des Siedlungsplanes, den man als Vorentwurf bezeichnen kann, der Fluchtlinienplan, also der ausführliche E ntw urf, für einzelne Straßen aufzustellen. Dieser Plan ist gesetzlich festzulegen. N ebenher m üssen die H a n d haben, die die G esetze bieten, ausgenutzt werden, um das Bau- und Siedlungswesen fü h ren und leiten zu können. Es ist also in allen Gem einden ein O rtsstatut zum Fluchtliniengesetz auf
zustellen, das die Beziehungen zwischen Straße und Anlieger regelt nebst der polizeilichen A nordnung über den A usbau der Straßen. F erner ist ein O rtsstatut gegen V erunstaltung zu er
lassen und ein B auzonenplan festzusetzen, der die Gebiete für das Wohnen, die W erkstätten u nd die P roduktionsstätten der Industrie innerhalb jeder G em einde festlegt, und die H öhe der Gebäude und die A rt der Bebauung bestim m t. E rst w enn alle diese R echtsm ittel vorhanden sind, ist zu erw arten, daß bei auf
tretenden Bauabsichten — alle Bausachen sind stets eilig in kurzer Zeit auch die richtige E ntscheidung getroffen werden kann.
W enn dieses R üstzeug fehlt, ist eine F ü h ru n g der Bau- und Siedlungstätigkeit nicht m öglich. Ein Beispiel mag dies erläutern.
Ein Bauherr erw irbt ein G rundstück außerhalb der O rtschaft, wo der Preis für den G ru n d un d Boden niedrig ist, u nd bittet um die Bauerlaubnis. D ie Sache klingt harm los, u nd der Bürger
meister, der über die zukünftige A usnutzung seiner G em arkung sich kein klares Bild verschafft hat, stim m t zu. Die Sache m acht Schule. D er zweite tu t das gleiche und tritt nicht m ehr als Bittender sondern als F o rd ern d e r auf, denn was dem einen recht ist, ist dem anderen billig. D er B ürgerm eister hat keine
Wahl m ehr und gibt sein Einverständnis. M an m uß sich im übrigen darüber klar sein, daß jeder Bauherr auch heute noch bereit ist, rücksichtslos seine persönlichen Interessen dem Staat gegenüber bis zum letzten zu verfolgen u nd sich dafür ein
zusetzen, seinen V ermögensvorteil auch zum Schaden des G anzen durchzusetzen. Das geht so weit, daß der B auherr zuweilen auch ohne G enehm igung seinen Willen durchführt und die Behörde vor vollendete T atsachen stellt in der A nnahm e, daß der Staat sich scheuen wird, die vollendeten Tatsachen zwangsweise zu beseitigen. W enn die Behörde sich nicht alles Rüstzeug ver
schafft, das die Gesetze bieten, wird sie meistens als zweiter Sieger aus dem Streit hervorgehen. W enn aber n un so gegen den Willen der Behörde eine Siedlung entstanden ist, kom m t die K atastrophe, die dann nur m it den größten A nstrengungen von der Gem einde abgewendet werden kann. Die Wege sind für den Anbau nicht bestim m t gewesen, sie sind durch die A nfuhr der Baustoffe grundlos geworden. Bei Regenwetter, Schnee und Eis sind sie unpassierbar u nd lebensgefährlich. D er W egebau
verpflichtete w ird nun gezwungen, die Straßen auszubauen, und kann die M ittel hierfür nicht aufbringen. Bei der H erstellung des Straßenzuges und des Planum s muß der Weg abgetragen oder erhöht werden, so daß die H äuser in bezug auf die Straßen
krone zu hoch oder zu tief angelegt sind. Die F üh ru n g der Straße kann nicht m ehr nach ihrer Zweckmäßigkeit erfolgen, sondern muß sich nun nach der Stellung der H äuser richten. U n d wenn diese H äuser noch nach den verschiedensten G eschm acksrich
tungen errichtet sind, entsteht ein solches heilloses D urcheinander, daß die Siedlung für Generationen ein M usterbeispiel gibt, wie Siedlungen nicht angelegt werden sollen. Eine so verunglückte Siedlung kann nur verhindert werden, wenn die G em einden sich m it allem nötigen gesetzlichen Rüstzeug versehen u nd die U nterlagen sich verschaffen, um die Entwicklung des Gebietes in wirtschaftlicher, verkehrstechnischer und baulicher Beziehung festlegen zu können.
Da den B ürgerm eistern der kleinen Städte keine technischen Kräfte ohne weiteres zur Verfügung stehen u nd ihre M ittel be
schränkt sind, werden die K om m unalverbände eines jeden Bezirkes sich zu einem Landesplanungsverband bald zusam m enschließen, soweit dies noch nicht geschehen ist. E r hat die Aufgabe, seine M itglieder auf diesem Gebiete zu beraten und bei Aufstellung von Plänen zu unterstützen. E r hat insbesondere dafür zu sorgen, daß zunächst die vorhandenen wirtschaftlichen, verkehrstech
nischen u nd baulichen V erhältnisse der G em einde u n d K reise erforscht w erden, daß ein Plan für die zukünftige Bodenausnutzung beschafft wird, daß dieser Plan sich in diejenigen der N achbar
gemeinden, der K reise, der größeren Verw altungsbezirke und des Reiches einfügt u nd daß alle auftauchenden Planungen m it der Bau- und Bodenpolitik des Staates in Einklang gebracht werden. W enn diese G rundlagen beschafft sind, w erden sie den G em einden Sicherheit in ihren E ntscheidungen und E ntschlüssen geben, da ihrem W ollen ein klares Ziel vorschw ebt und die B au
polizeibehörden befähigen, das Baurecht verständnisvoll zu handhaben im Sinne des G rundsatzes „G em ein n u tz geht vor
E igennutz“ . G o e h r t z .
D i e k ü n f t i g e n z w e i t e n H y p o t h e k e n .
I m Zuge des machtvollen Aufbaues und der inneren Gesundung aller für den Volkskörper und den Staat wichtigen Lebens
bedingungen wird, und das gilt für viele Gem einden, künftig die Schaffung von zweiten Hypotheken eine vollkommen neue Organisierung erfahren. Seit geraum er Zeit treten in der E r
örterung im m er wieder neue Vorschläge hervor. Vorträge und W irtschaftsartikel anläßlich der Hypothekenbankergebnisse m eh
ren sich, Betrachtungen über die U m form ung der Bauspar
kassen und die M obilisierung ih rer M illionenverm ögen finden eine große Aufmerksamkeit. N och werden freilich viele dieser E rörterungen laienhaft geführt, insbesondere bei den Anhängern des zinslosen K redits und dessen Verallgemeinerung erscheinen Aufrufe, die nicht von allzuviel Sachkenntnis getragen sind.
Dabei werden bald die leitenden Baubeam ten dazu ausersehen, ihre M einung zu äußern. Das ist aber zum Teil bedenklich, weil m it allen autoritär angesehenen Aeußerungen leicht bei der Laienmasse falsche V orstellungen erweckt werden.
D er G esam tbetrag der auf dem deutschen H aus- u nd G ru n d besitz ruhenden H ypothekenlast wurde für Ende 1931 auf nicht weniger als 35 M illiarden R M . geschätzt. Von dem Betrage ent
fallen etwa 27 M illiarden R M . auf städtische Hypotheken und ungefähr 8 M illiarden RM . auf landwirtschaftliche Darlehen.
An der V erschuldung des städtischen Hausbesitzes dürften zu 47 Proz. der Althausbesitz und zu 53 Proz. der seit der Stabili
sierung bis Anfang 1932 errichtete N euhausbesitz beteiligt sein.
Schon der nächste deutsche Bauabschnitt gibt für die zweiten H ypotheken Rätsel auf. Ein Rekord an Bauanm eldungen, die eine ständig steigende Baulust beweisen, ist für das am 1. Ok
tober beendete D reivierteljahr 1935 festzustellen. N ach den wöchentlichen M eldungen über geplante Bauten sind bis zum 1. O ktober 72000 W ohnhäuser angemeldet worden, während in den ersten 9 M onaten des Vorjahres nur 51000 M eldungen über neue W ohnhäuser Vorlagen. Die Bautätigkeit in diesem Jahre übertrifft dam it das V orjahr und noch m ehr die weiter zurückliegenden Jahre ganz erheblich.
Im m erhin ist dam it zu rechnen, daß die gegenwärtigen Schwierigkeiten bei der Beschaffung von Baugeldern und Bau
darlehen aus den H änden Privater, der Banken und Sparkassen den weiteren Aufstieg etwas hem m en werden.
Die Vielfältigkeit der Vorschläge und der noch nicht aus
gereifte Z ustand der europäischen Geldw irtschaft ist noch nicht abgeschlossen. G egenüber der ungeheuren Verschuldung aus der K riegszeit ist die Schaffung neuen Sparkapitals erklärlich ungenügend, und die Bildung neuen Volksvermögens aus E xport
quellen, das gem einnützig für die H ypotheken aufgewendet werden könnte, reicht nicht aus, weil ja schließlich der Staat an
dere lebenswichtige A ufgaben zu erfüllen hat.
M it dem Problem der zweiten H ypothek bei W ohnhäusern befaßt sich G eneraldirektor D r. Pabst von der Preußischen Zentral-Stadtschaft, Berlin, in einer der letzten N um m ern der
„D eutschen H ausbesitzerzeitung“ . D er Verfasser geht davon aus, daß in absehbarer Zeit die M ittelbeschaffung für einen W ohnungsbau im großen Stile die Aufgabe des Tages sein werde, wobei die Frage der volkswirtschaftlich zweckmäßigsten Be
schaffung der zweiten Stelle eine ausschlaggebende Bedeutung erlange. M it R echt fordere deshalb der „D eutsche Verein für W ohnungsreform “ in einer dem F ü h rer u nd Reichskanzler unter
breiteten E ntschließung seines Verwaltungsrates vom 9. Juli 1935 eine generelle Lösung des Problem s der zweiten Hypothek.
D r. Pabst unterzieht das Problem einer Prüfung und kommt zu dem Ergebnis, daß für die M ittelbeschaffung bei der zweiten H ypothek seitens einer Bodenkreditanstalt der Pfandbrief als unkündbares Inhaberpapier in Betracht käme. Jedoch solle man für die zweite Stelle einen S p e z i a l p f a n d b r i e f m it entsprechen
der T ren n u n g der Deckungsmassen ausgeben, also nicht einen einheitlichen P fandbrief für die 1. und 2. Stelle. D er Verfasser begründet seinen S tandpunkt dam it, daß in der Zeit vor dem Kriege zweifellos der e i n h e i t l i c h e P f a n d b r i e f , der zum T eil auch durch zweitstellige H ypothekendarlehen gedeckt sei, die gegebene Em issionsform gewesen sei. N ach dem Kriege und der Inflation sei diese Frage aber anders beurteilt. Zwar sichere die N euordnung der deutschen Volkswirtschaft durch den nationalsozialistischen Staat in Zukunft eine geordnete Finanz
w irtschaft in Reich und K om m une, so daß rein objektiv gesehen wieder dieselben V oraussetzungen wie vor dem Kriege Geltung erlangen würden.
Die M öglichkeit von Im ponderabilien, die in der Praxis nu n einmal nicht ausgeschlossen sei, lasse es aber berechtigt er
scheinen, von dem gemeinsam en Pfandbrief abzusehen und für die Zw eithypotheken von der E inrichtung des Spezialpfand
briefes m it Sonderdeckung G ebrauch zu machen. D ann sei einerseits jede nachteilige Einw irkung auf die Kurse der erst
stellig gesicherten Pfandbriefe ausgeschlossen; andererseits brauche nicht befürchtet zu werden, daß die K urse eines solchen Spezialpfandbriefes erheblich oder überhaupt u n ter dem K urs
stand des erststellig gesicherten Pfandbriefes liegen würden.
M an müsse doch berücksichtigen, daß eine Ausgabe solcher Pfandbriefe zunächst nu r dann in Frage käme, w enn die zugrunde liegende zweitstellige Beleihung m it der B ü r g s c h a f t d e s R e i c h e s ausgestattet sei. Die materielle G rundlage wäre also für einen derartigen P fandbrief die gleiche wie bei der R eichs
schatzanweisung oder der Reichsanleihe, n u r daß als weitere Spezialdeckung hier noch eine sorgfältig geprüfte zweite H ypothek auf W ohnhausbesitz, die m it durchgreifenden weiteren K autelen verbunden sei, hinzutrete.
Bei einer grundlegenden Organisation des zweitstelligen H ausbesitzes, die auf die Form der unkündbaren T ilgungshypo
thek abziele, dürfe also der Spezialpfandbrief m it Sonderdeckung in der dargelegten A usstattung das gegebene M ittel für die Kapitalbeschaffung sein. Bei dieser K onstruktion könne auch der Einw and nicht erhoben w erden, daß dam it „eine Verwässerung des Pfandbriefes“ eintrete. V oraussetzung sei natürlich, daß eine einheitliche Regelung erfolge; sie müsse alle in Betracht kom m enden G rundkreditanstalten privaten u nd öffentlichen Rechts umfassen. Die gesetzlichen V oraussetzungen dafür seien durch eine A bänderung des H ypothekenbankgesetzes u nd ge
gebenenfalls durch eine A enderung des Gesetzes über die P fand
briefe u nd verw andten Schuldverschreibungen öffentlich-recht
licher K reditanstalten vom 21. D ezem ber 1927 zu schaffen. D r.
P abst hat m it seinem Vorschlag einen beachtensw erten Fingerzeig zur Lösung des Problem s der zweiten H ypothek gegeben in einem Augenblick, wo die W iedererstarkung des K apitalm arktes in bescheidenem U m fange Em issionen der R ealkreditanstalten wieder zuläßt. Das Problem der zweiten H ypothek ist seit Jahren dringend und von den m aßgebenden Stellen im m er w ieder zur ernsthaften D iskussion gestellt worden. W ir erinnern daran, daß auch große öffentliche Sparkassen sich m it dem G edanken tragen, G rundkreditanstalten zu schaffen, die sich speziell der zweiten H ypothek widm en sollen.
Auch die B a u s p a r k a s s e n m üssen künftig die zweiten Hypotheken beschaffen helfen. Wie vor dem K riege, so fehlen aber auch jetzt G eldgeber, welche den D ifferenzbetrag zwischen der ersten H ypothek und dem Eigenkapital, also im allgemeinen die zweite H ypothek, zu geben in der Lage sind.
Beschränkt man das Bausparen auf den T eil der gesam ten Bau- und Bodenkosten, der nicht durch eine erste H ypothek vom freien M arkt belegt werden kann, so bleibt der gesunde G ru n d gedanke des deutschen Bausparwesens, näm lich durch eine
Selbsthilfegem einschaft denjenigen Volksgenossen, die ein Eigen
heim oder ein kleines Rentenhaus sich erstellen wollen, die Finanzierung solcher Bauvorhaben zu ermöglichen, voll erhalten.
Die Bausparkassen passen sich also lediglich den veränderten V erhältnissen des K apitalm arktes an, w enn sie, statt die G esam t
finanzierung aus dem Kollektiv vorzunehm en, in Zukunft die Finanzierung der ersten H ypothek von d ritter Seite vornehm en lassen. D abei entstehen Schwierigkeiten, die jedoch zu ü b e r
winden sind, wie die von einzelnen Kassen bereits praktisch er
probten neuen Geschäftspläne zeigen. Es w ird selbstverständlich auch in Z ukunft vornehm ste Aufgabe der Bausparkassenleitungen sein, durch Sachkunde, Sorgfalt und V orsicht bei der Beleihung für die Sicherstellung zu sorgen.
H ierbei wollen wir uns noch erinnern, daß der W unsch nach gemeinsam en H ilfsm itteln schon bei sog. Schutz der alten H ypotheken schnell seine G eldgrenze offenbart. Z uerst wird also die erneute Verlängerung der H ypothekenschutzfristen deshalb erforderlich sein, weil der allgemeine A blauf der H ypo
thekenm oratorien für den K apitalm arkt eine große und uner
w ünschte Belastung nach sich ziehen w ürde. D er gegenwärtige H ypothekenschutz reicht sehr weit u nd erfaßt M illiardenbeträge.
D er G esam tbetrag der auf dem deutschen H aus- und G ru n d besitz ruhenden H ypothekenlast w urde fü r Ende 1931 au f nicht weniger als 35 M illiarden R M . geschätzt. Von dem Betrage en t
fallen etwa 27 M illiarden R M . auf städtische H ypotheken und ungefähr 8 M illiarden R M . auf landw irtschaftliche D arlehen.
A n der V erschuldung des städtischen H ausbesitzes dürften zu 47 Proz. der A lthausbesitz und zu 53 Proz. der seit der Stabili
sierung bis A nfang 1932 errichtete N euhausbesitz beteiligt sein.
N eu e A u fn a h m en
in d ie R e ic h s k a m m e r d er b ild e n d e n K ü n ste.
Die erste Sitzung des Reichskultursenats hat eine W endung in dem berufständischen A ufbau der A rchitekten gebracht. Es w ird rie h t m ehr der künstlerische Befähigungsnachweis für die A ufnahm e der Architekten in die Reichskam m er der bildenden K ünste maßgebend sein, sondern die Berufszugehörigkeit. Ein A r c h i t e k t , d e r n a c h w e i s t , d a ß e r s e i n e n B e r u f a u s ü b e n kann, kann M itglied der Kam m er werden. Ein Nachweis der künstlerischen L eistung, der eigenschöpferischen G estaltungs
kraft, wird wegfallen.
*
►
D i e B e s o n d e r h e i t l i e g t i n d e m G e s a m t p r o f i l m i t d e r t i e f l i e g e n d e n T r a u f e ü b e r d e r G a r a g e , f r ü h e r h ä t t e m a n d a s e i n s e i t i g v e r z e r r t g e n a n n t . D i e F l ä c h e n g l i e d e r u n g u n d d e r s i c h t b a r e Z i e g e l v e r b a n d k ü n d e n F o r m g e f ü h l . N u r d e r S c h o r n s t e i n s t ö r t d a s w e r k g e r e c h t e s a u b e r e u n d l a n d s c h a f t s v e r b u n d e n e B i l d . B a u k o s t e n e i n s c h l i e ß l i c h N e b e n a b g a b e n
29, — R M . f ü r 1 c b m u m b a u t e n R a u m .
L a n d h a u s in B r e m e n -A lte n e ic h e n .
A r c h . : R u n g e un d Scotla n d , B r e m e n .
Photos : Werner Rohde, Bremen.
"P^ie schöne G artenseite eines Landhauses, das ein ruhevolles Charakter erhalten. D er Säulenbalkon, sym m etrisch m it ge- Behagen atm et, ist reizvoll durch ihre K ontraste. Die ringer ausm ittiger V erschiebung zeigt alte W ürde. Das un- Rauhziegel-W and (K leinform at) u n ter der geschläm m ten gewöhnliche tiefgeleitete M ansarddach-Profil wird durch den Z em entputzhaut hat durch den regelmäßigen Fensterschnitt Baum bestand naturnahe.
E i n e b e r ü h m t e S i e d l u n g u n d i h r e S t e l l e n k o s t e n . R h e in is c h -B is s in g h e im b ei D u is b u rg .
D ie G esundung des deutschen Volkes durch stärkere Ver
bindung der einzelnen Volksgenossen m it dem G rund und Boden u n te r erträglichen und ausköm m lichen L ebensverhält
nissen, das vornehm ste Ziel des Führers innerhalb seines ziel
bew ußten Program m s, hat F ortschritte auf allen G ebieten ge
zeigt. Besonders im Siedlungswesen sind diese Fortschritte erkennbar. Siedlungen sind ideal zu nennen, wenn sie in der W irtschaftlichkeit und der N aturbegünstigung, wie
gesunde klimatische, Grundw asser- und Vorflutverhältnisse, gute Boderlertragsfähigkeit und günstige Verkehrslage auf
weisen.
f
T o t a l a n s i c h t v o n O s t e n a u s .
Wald, Wiesen und Wasser in nächster Nähe fördern die V erbindung des Siedlers m it seinem H eim und Eigentum , erm öglichen angenehme Betätigung in freien Stunden, fördern G esundheit und W ohlbefinden, schaffen kräftigen, gesunden Nachwuchs u nd fröhliches M enschentum .
Es sind gewisse V orbedingungen in der Wahl des Sied
lungsgeländes zu erfüllen. N eben den vorgenannten Ge
sichtspunkten sind die Leistungsgrenzen der einzelnen Siedler zu berücksichtigen.
D en im H au p tb eru f tätigen Siedler soll ein G rundstück in seiner freien Zeit nicht überm äßig belasten. Das G ru n d stück soll deshalb den Leistungsgrenzen entsprechende Abm essungen haben,
anderseits soll kinderreichen Familien die M öglichkeit geboten werden, preiswertes Pachtland in nächster Nähe zwecks E rhöhung ih rer Einnahm en zu erwerben.
Die Siedlung Rheinisch-Bissingheim , im U rsprung eine Stiftung — B issing-Stiftung — des G eneralgouverneurs von
Belgien, F reiherrn von Bissing, für K riegsbeschädigte und -hinterbliebene, wurde vom Verein „M ustersiedlung für K riegs
beschädigte“ als H auptgesellschafter m it U nterstützung der Reichsbahn nach der politischen W ende als A rbeitgeber lebens
fähig erhalten und vereinigt alle Vorzüge m it sozialem Em pfinden fortschrittlicher und w irtschaftlicher Bauweise, besonders in den letzten Bauabschnitten.
Die Siedlung, südöstlich der G roßstadt D uisburg gelegen, in der H auptsache für R eichsbahnarbeiter u nd -beam te des nahe
liegenden Verschiebebahnhofs und.'des Reichsbahn-Ausbesserungs
werks W edau erbaut, um faßt ru n d 100 ha an Fläche u nd liegt verkehrsgünstig m it Bahnverbindungen nach D uisburg, M ül
heim, Essen und D üsseldorf, hat A utobusverbindung m it D uis
burg, die durch die angrenzende, im Bau befindliche Reichs
autobahn im Verkehr dem nächst beschleunigt wird. An drei Seiten von s c h ü t z e n d e m H o c h w a l d , der zwischen Rhein und R uhr von D uisburg bis Ratingen reicht, umgeben, der stellenweise mit w inddurchlässigem Ackerland und busch
bestandenem Brachland wechselt, m it geregelten V orflutverhält
nissen und günstigem G rundw asserstand — M axim um 80 cm u n ter dem Straßenscheitel — u nd denL naheliegenden W eiher, als Strandbad ausgebaut in m usterhafter A rt, ist diese Siedlung jn ihrer Lage außerordentlich von der N atu r begünstigt.
S t r a ß e n b i l d : D u r c h w e c h s e l n d e g i e b e l - u n d f i r s t s t ä n d i g e G e b ä u d e s t e l l u n g e i n e g ü n s t i g e W i r k u n g .
geworden. Bedingt durch den hohen G rundw asserstand ist hier die gehobene Bauweise m it Sockelhöhen von 1,53 m über u nd bei ganzer U nterkellerung eine Kellertiefe von nu r 0,57 m u n ter Gelände gewählt, m ithin dauernd wasserfreie u n d trockne Kellerräum e geschaffen bei besserem A usbau des Obergeschosses ohne E rker und unbrauchbare Dachwinkel.
2 V o l l g e s c h o s s e , a u s g e b a u t e s D a c h g e s c h o ß m i t t i e f e i n g e s c h n i t t e n e n E r k e r n u n d W i n k e l n . E r s t e A n l a g e .
Ist schon die B e n e n n u n g d e r S t r a ß e n und Plätze
„B erglehne, W aldlehne, Strohweg, Am H olderstrauch, Finken
schlag, M ärchenweg, Am Brunnen, Vor dem T o re“ urwüchsig, boden- u nd flurbezeichnend und die G rabenbenennung mit N ord-, Süd-, T eich- und B ruchgraben übersichtlich, so ist die Straßenführung vorwiegend in N ordsüdrichtung in Anlehnung an die Steigungsverhältnisse gut gelöst. Es ist damit bei den H äusern m it wenigen zwangsläufigen A usnahm en Ost- und W est
besonnung der W ohn- und Schlafräume erreicht.
W ährend nördlich des zentral gelegenen S c h u l g e b ä u d e s bei w eiträum iger Bebauung zwischen den Häuserzeilen die einzelnen G rundstücke — Bebauung vor dem U m bruch — reich
lich klein geschnitten und verschachtelt waren, hat bei den letzten A bschnitten in südlicher Richtung nach den gemachten E rfahrungen eine A ufteilung in durchschnittlich 900 qm große
Wie aus dem abgebildeten L a g e p l a n ersichtlich, ist die Siedlung eine in sich abgeschlossene selbständige G em einde mit K irchen, G em eindehaus, Schuldgebäude, Jugendheim , Sport
platzanlage, Polizeistation, Postagentur, Gast- und Kaffeehaus, Läden und W erkstätten aller Berufe und Handwerkszweige.
Aerzte, Geistliche, L ehrer, Post- und Polizeibeamte, G em einde
schwestern und H ebam m en haben dort W ohnung genommen.
G rundstücke eingesetzt, eine Fläche, die in der G artenbenutzung unter norm alen Verhältnissen für die vierköpfige Fam ilie eines beruflich tätigen Siedlers in den zusätzlichen Einnahm en aus
reicht. D er kinderreichen Familie wurde außerdem bevorzugt zusätzliches Pachtland bis zu 400 qm Fläche eingeräum t, u nd in diesem Sinne wurden Einzelw ünsche nach M öglichkeit u nd nach den gegebenen Verhältnissen erfüllt.
Zeigen die ersten nördlichen B auabschnitte R eihenhäuser für M ietw ohnungen m it zwei Vollgeschossen und ausgebautem Dachgeschoß m it tiefeingeschnittenen Erkern und unbrau ch baren D achwinkeln (siehe Abb. 3), m it E infam iliendoppelhäusern in ausgesprochener Flachbauweise gem ischt und nu r teilweiser U nterkellerung in 1,60 m Tiefe bis Kellersohle innerhalb der G rundw asserzone — m an vergleiche dam it den höchsten G ru n d wasserstand m it 80 cm unter Straßenscheitel —, so sind die technischen F ortschritte und E rfahrungen in den letzten Bau
abschnitten, nach der politischen W ende erbaut, deutlich sichtbar
D o p p e l h a u s m i t 2 H e i m s t ä t t e n . A n b a u : O b e n S c h l a f z i m m e r , u n t e n S t a l l r a u m . N e u e b i l l i g e A n l a g e .
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i V o l l g e s c h o ß . G u t a u s g e b a u t e s D a c h - b z w . O b e r g e s c h o ß o h n e E r k e r u n d D a c h w i n k e l .
D u r c h w e c h s e l n d e G i e b e l - u n d F i r s t s t e l l u n g i n z w a n g l o s e r A n o r d n u n g i n d i e L a n d s c h a f t e i n g e f ü g t .
T y p e n 3 u n d 3a .
Säm tliche G ebäude sind in den A u ß e n f l ä c h e n in be
währtem feinkörnigen, abgezogenen Edel-R auhputz in heller F ärbung m it glattem H artputzsockel in dunklerer T önung und S attel-G iebeldächern in ro ter Pfannendeckung m it überdeckten G iebeln und G esimsen an den Längsseiten ausgeführt. Die Flächen sind nur durch F enster- und T üröffnungen mit glatten U m rahm ungen u nd desgleichen Fenstersohlbänken belebt. W irt
schaftliche G ründe haben dazu geführt, in den letzten Bau
abschnitten glatte D ächer ohne Erker m it gering ausladenden Gesimsen gegenüber den an der T raufe m it Aufschiebling ver
sehenen, geknickten D ächern m it stärkerer Gesimsausladung und dam it größerer Schattenw irkung der alten Reihenhäuser zu wählen, obgleich diese A usführung in der äußeren G estaltung ausdrucksvoller ist.
Im letzten südwestlichen T eilabschnitt ist die weiter ge
lockerte Bauweise m it G r u n d s t ü c k s f l ä c h e n von 900 qm angewendet (siehe Lageplan), wobei auch die sym m etrische An
ordnung innerhalb der einzelnen Straßenzeilen möglichst ver-
T y p 3 -
mieden wurde, um für jedes Einzelhaus allseitig freie Ausblicke zu schaffen.
Die 25 cm starken U m fassungsm auern u nd die T rennw ände säm tlicher Gebäude w urden in porösen, w ärm ehaltenden und kälteabweisenden Schwemm- u nd Schlackensteinen m it Innen- und A ußenputz ausgeführt. Die K eller enthalten M assivdecken und die W ohngeschosse H olzbalkendecken, die W ohnräum e bei der geschützten Lage einfache F en ster u nd T ü re n u n d H olz
fußböden, und in den N ebenräum en M agerbeton m it E strich bzw. Flachziegelpflaster. E lektrische B rennstellen in den ein
zelnen Raum en, W asserzapfstellen in der W ohn- und W asch
küche und die Gasleitung w urden in einfachster W eise innerhalb des Hauses verlegt bzw. angebracht. Die R e g e n - u n d A b w a s s e r haben im G arten V erw endung gefunden. D ie Abwässer der A borte w urden in A bortgrubenanlagen gesam m elt u n d zu Dungzw ecken verwertet. A ußer dem E igengeld hat der Siedler im Wege der Selbsthilfe die A usschachtung, die hintere E in zäunung und die H ilfsarbeiten selbst auszuführen, alles A rbeiten, die auch der ungelernte Siedler erledigen kann.
Es sind drei verschiedene T ypen in Variationen erbaut worden. D ie G eschoßhöhen sind säm tlich auf das geringst zulässige M aß beschränkt, reichen aber bei der freien Lage der Siedlung vollkommen aus.
1931/32 T yp 1:
Freistehendes D oppelhaus m it 2 H eim stätten m it reichlich eingeschränkten A bm essungen der Räum e m it je 1 W ohnküche, 3 Räum en, teilweise schräg, 1 K ellerraum , 1 Flur, 1 Abort, 1 W aschküche u n d 1 S tallraum ; jede H eim stätte um faßt 265 cbm um bauten R aum . G esam tkosten m it G rundstück 5500 RM . Der Siedler hat einschließlich Verzinsung des Eigenkapitals
— 800 RM . —, T ilgung und A bgaben m onatlich 32 RM . auf
zubringen.
1933 T yp 2:
Freistehendes D oppelhaus m it 2 H eim stätten m it je 1 W ohn
küche, 3 R äum en, 1 F lur, 1 K ellerraum , 1 W irtschaftsraum (W aschküche), 1 Stallraum , 1 A b o rt; jede H eim stätte um faßt 225 cbm um bauten Raum . Gesam tkosten einschließlich G ru n d stück 4220 R M . D er Siedler hat einschließlich V erzinsung des Eigenkapitals — 450 R M . —, T ilgung und Abgaben monatlich 19,50 R M . aufzubringen.
G e s a m tk o s te n e in e r S te lle . A. K o s t e n d e r L a n d b e s c h a f f u n g K aufpreis je qm L an d 0,80 R M ., m ithin für eine
S t e l l e ...
davon Restkaufgeld oder R estdarlehen für G runderw erb 720 R M ., unkündbar, verzins
lich m it 4 Proz. und zu tilgen m it 1 Proz. jährl.
Erbbauzins je qm L an d —,— RM . jährlich, m ithin für eine S t e l l e ...
(B em erkung: D ie K osten für das L an d sind nachrichtlich einzusetzen, sie werden nicht m it aufgerechnet.)
720, — RM . B. B a u - u n d E i n r i c h t u n g s k o s t e n .
a) R e i n e B a u k o s t e n :
225 cbm um b au ten Raumes zu 13,20 RM . für 1 cbm , einschließlich des W ertes der Selbsthilfe,
s o m i t ... 2970,— RM . (B em erkungen: D er um baute Raum ist zu
rechnen von O berkante K ellergeschoßfußboden (bzw. bei n ich t unterkellerten T eilen von O ber
kante des E rdgeschoßfußbodens + 0,75 m für G rundm auern) bis O berkante des D achgeschoß
fußbodens. Das Dachgeschoß ist nur soweit in Ansatz zu bringen, als es sogleich zu N u tz räum en (Schlafräum en) ausgebaut wird.) b) N ebenanlagen (K osten fü r B runnen bzw.
W asserleitung, Ä bortgruben, Einfriedigung,
Wege, Z ufahrten u sw .)... 160, — RM . c) A nliegerkosten, Bauabgaben, Verm essungs
kosten usw ... 150, — RM . d) A rchitektengebühren, B au leitu n g sk o sten 70, — RM . e) Sonstiges (im einzelnen anzugeben), D ränage
leitung ... 110, — RM . f) In v en tar:
1. lebendes: . . . . H ühner, . . . . Ziegen,
. . . . S c h w e in e ... 30, — RM . 2. to te s : ... O b stb äu m e. . und H alb- und
H o c h s tä m m e .., B eerensträucher, G arten- u n d H ausgeräte (G ießkanne, H arke, Spa
ten, H am m er, Beil, Handsäge, Stem m
eisen usw.), D ünger, S a a tg u t 10, — RM . Somit Bau- u n d E inrichtungskosten der Stelle (B) 3500,— RM . A u f b r i n g u n g d e r B a u - u n d E i n r i c h t u n g s
k o s t e n e i n e r S t e l l e (II B).
a) D arlehen aus R eic h sm itteln . ... 2250, — RM . b) Zusatz dariehen für K inderreiche aus Reichs
m itteln
c ) sonstige D arlehen, u nkündbar, unverzinslich
m it 5 Proz. u n d zu tilgen m it 1 Proz. jährlich 550, — RM . d) eigenes G eld des S ie d le r s ... 450, RM .
des T rägers, unk ü n d b ar, nach U ebertragung der Stelle verzinslich m it . . Proz. u n d zu tilgen
m it . . . Proz. jährlich. _
e) W ert der S e lb sth ilfe le istu n g ... . . . 2oO, RM . Sum m e 3500, — RM . Vorrang in der dinglichen Belastung w ird b e a n tra g t: ^
1. F ü r die K osten des G runderw erbs in H öhe von /20, ■' 2. F ü r sonstige B a u d a r le h e n 550, RM .
3. E rbbauzins jährlich ’ KM.
T yp 2a:
E in gleicher T yp m it A nbau hat 312 cbm um bauten Raum bei entsprechenden M ehrkosten.
1934/35 T y p 3:
Freistehendes D oppelhaus m it 2 H eim stätten, Räum e in größeren Abm essungen wie sie kleiner nicht gebaut werden sollten m it je 1 W ohnküche, 4 Räum en, 1 T reppenflur, 1 A bort, 1 W aschküche, 1 K ellerraum und 1 Stallraum , jede H eim stätte um faßt 295 cbm um bauten Raum . Gesam tkosten ohne G ru n d stück — E rbpacht — 4500 R M ., wobei 2 Räum e im Dachgeschoß durch den Siedler selbst ausgebaut werden müssen. D er Siedler hat einschließlich Verzinsung des Eigenkapitals — 500 R M . —, Tilgung und Abgaben m onatlich 25,60 RM . aufzubringen.
T yp 3a:
Ein gleicher T yp als Einzelhaus errichtet, stellt sich etwas höher.
Von den T y p en 1 u nd 2 waren vor Beginn des letzten Bau
abschnittes 600 W ohnungen erbaut, davon 228 in Einfam ilien
häusern, 280 in Zwei- und M ehrfam ilienhäusern u nd 92 als Siedlerstellen u nd Eigenheim e. D er letzte A bschnitt an der Südwestecke des G rundstückes an beiden Seiten des B ruch
grabens m it 50 E infam ilienhäusern — T ypen 3 und 3 a — zum Teil als D oppelhäuser errichtet, w urden erst vor kurzer Zeit fertiggestellt. Die monatliche Belastung von 25,60 R M . ist auch für die kinderreichen R eichsbahnarbeiter m it geringstem E in
kommen erschwinglich, wenn beachtet wird, daß aus der G arten
benutzung noch zusätzliche E innahm en erzielt w erden und durch Pachtlandbenutzung weitere E rleichterungen eintreten können. Vor Beginn der Siedlung sind Bodenbeschaffenheit und G rundstückspreise durch G utachten geprüft.
S p i e l p l a t z , d a h i n t e r W e i h e r m i t B a d e a n l a g e n a n d e r W e s t s e i t e d e r S i e d l u n g . I m H i n t e r g r ü n d e B a h n h o f u n d A u s b e s s e r u n g s w e r k W e d a u .
H ier haben also alle behördlichen Stellen, K örperschaften, Architekten und B auunternehm er in vorbildlicher Z usam m en
arbeit u nd V olksverbundenheit gewirkt, um diese günstigen Ergebnisse u nd idealen W ohnverhältnisse, die dem Program m des Führers am nächsten kommen, zu schaffen. Dieses Beispiel sollte überall N achahm ung finden. M it dem vorgenannten H auptgesellschafter ist die T rägerin des Verfahrens die „R hei- nisch-Bissingsche Siedlungsgesellschaft m. b. H .“ in D uisburg- H am born.
E in T eil der H eim e ist bereits E igentum der Siedler ge
worden u nd aus der Gesellschaft ausgeschieden; auch hier ein gutes Ergebnis, w enn die kurze Tilgungszeit angezogen wird.
J a h r e s b e la s tu n g d e r S te lle . a) Zinsen und Tilgung für die K osten des G ru n d
erwerbs oder E rbbauzins ... 36, — RM . 720 RM . zu 4 + 1 Proz.
b) Zinsen u nd T ilgung für das D arlehen aus
R e ic h s m itte ln 112,50 R M .
(Zins- u nd T ilgungsrate vom Beginn des vierten Jahres ab) 2250, — RM . zu 5 Proz.
c) Zinsen u n d T ilgung für das Zusatz dariehen
aus R eichsm itteln ... —, — R M . d) Zinsen u n d T ilgung für sonstige Baudarlehen
5 + 1 P ro z 33, — RM .
e) B etriebs-, U nterhaltungs- u nd V erw altungs
kosten ... .. . . . 52,50 R M . Jahresbelastung vom Beginn des 4. J a h r e s . . . 234, — RM.
Prelle.
720, — RM.
—, — RM.
K r i t i s c h e B e t r a c h t u n g e n ü b e r l ä n d l i c h e B a u a u f g a b e n .
r \ i e K ulturbestrebungen früherer Z eiten decken sich nicht m ehr m it den heutigen A nschauungen, besonders au f dem Gebiete des Bauwesens. In gewissen w ohlhabenden K reisen bestand die K u ltu r vor dem K riege in der E rscheinung der L andhäuser und in der Verpflanzung großstädtischer G ebräuche und E in richtungen auf ländliche G ebiete. E in U eberbleibsel dieser Vorgänge sind die überall in den K leinstädten und L an d bezirken vorhandenen L andhäuser, die in ih rer äußeren G estalt R este früherer Bauepochen m it den V erirrungen des Jugend
stils vereinigen und ohne Rücksicht auf landschaftlichen C harakter und D orfbild errichtet w urden, wobei eine gewisse Solidität in der A usführung nicht zu verkennen ist. Viele H äuser sind bis heute F rem dkörper in der ländlichen U m gebung geblieben. Die grundrißm äßige A ufteilung w urde den A nfor
derungen der B auherren m it ihrer Sippe angepaßt. Die H äuser waren bei w irtschaftlichem N iedergang unverkäuflich, weil sie ohne jede R entabilität und W irtschaftlichkeit errichtet und U m bauten nach neueren G esichtspunkten nicht möglich waren oder zu kostspielig w urden. M angelhafte fachm ännische Be-
G u t e D u r c h l ü f t u n g . R ä u m e n a c h s t ä d t i s c h e r A r t . D e r K ü c h e n t i s c h s t e h t u n g ü n s t i g . L o g g i a f ü r T i s c h u n d S t ü h l e e n g . A n l a g e d e r L o g g i e n n u r b e i M a s s i v d e c k e n m ö g l i c h .
ratung und falsche A nsichten der B auherren waren die U r
sachen der E inrichtung. D ie A nsichten haben sich geändert.
E infachheit in den L ebensform en und in der E rrichtung von W ohnhäusern, gesunde V ernunft und rentable Finanzierung aller V orhaben sind G esichtspunkte, die vorherrschend ge-
A l s z w e i t e W o h n u n g — M i e t w o h n u n g — w i r t s c h a f t l i c h . U e h e r s i c h t l i c h e M ö b e l s t e l l u n g . L o g g i a f ü r M ö b e l z u e n g . O f e n i m K i n d e r z i m m e r a n d e r T ü r u n g ü n s t i g . L a g e d e r S p e i s e k a m m e r f e n s t e r a n d e r L o g g i a f e h l e r h a f t .
worden sind. A uch in w irtschaftlich schweren Zeiten sind derartige B auvorhaben leichter zu finanzieren und geldgebende K reise für solche O bjekte zu haben. Richtige Auslegung ist dabei Bedingung. Ic h denke an Oskar von M iller, M ünchen, der bei seinen fü r die W issenschaft bedeutenden Projekten Schw ierigkeiten in der Finanzierung hatte und der von W ilhelm II.
erst Baugeld zugesagt erhielt, nachdem eine vernünftige und richtige Auslegung seiner V orhaben in persönlicher Aussprache u nd realer B egründung vorausgegangen w ar; von M iller erhielt daraufhin Baugeld über seine F orderung hinaus.
D em B auherrn sein V orhaben richtig auszulegen, darum d reh t es sich. D er B auherr auf dem L ande legt als Realist des Lebens W ert darauf, als guter R echner zu gelten. H at man in diesem Sinne eine Einigung erzielt, so erleichtert sich die Bauaufgabe selbsttätig. F ü r ländliche Bauaufgaben ist es g ru n d sätzlich falsch, überholte G rundrisse zu verwenden, auch wenn sie auf den ersten Blick günstig erscheinen. D er B auherr ist bei den heutigen W irtschaftsverhältnissen nur zu gewinnen, wenn
I n F o r m u n d A u s f ü h r u n g i s t d i e s k e i n H a u s f ü r e i n e c h t e s D o r f b i l d , e s i s t v i e l m e h r t y p i s c h e s V o r s t a d t - L a n d h a u s . H i e r f ü r r u h i g e z u r ü c k h a l t e n d e W i r k u n g .
der Vorschlag darauf hinausgeht, ein H aus zu bauen, das sowohl als Ganzes allein bew ohnbar, als auch jederzeit in einem be
liebigen G eschoß w eiterverm ietet werden kann. D er M ensch ist heute, abgesehen von den K ulturbestrebungen, für Stamm, Sippe und Familie in seinen Lebensform en und A nschauungen anders geworden. D ie Bedürfnisse, ohnehin begrenzt durch die W irtschaftslage, w erden einfacher, solider und zweckent
sprechender gestaltet. Diese Vorgänge wirken sich auch in den Bauabsichten aus. M aßhalten in den Raum größen ist erste Bedingung. Ein Em pfangszim m er von 6,40x5,30 m Fläche ist nicht m ehr am P latze; als solches kann, w enn es notwendig ist, ein T agesaufenthaltsraum — Diele — m it A bm essungen von etwa 3,10x5,42 m, die auch für das erforderliche M obiliar ausreichen, dienen. E in G ast- oder Frem denzim m er mit 3,10x3,90 m u nd geräum igem E rker, ein W ohnzim m er mit 4,50x3,90 m und ein Schlafzim m er m it 3,80X3,40 m Fläche reichen für die E inrichtung u nd hinsichtlich des Verkehrs voll
kommen aus; dieses gilt auch für die N ebenräum e in neuzeit
licher Auffassung. W ichtig für eine W ohnungstrennung ist die A nordnung der T reppe, m öglichst in einreihiger M ittelw angenart angeordnet, siehe G ru n d riß . A uch der K eller ist bei dieser T rep p en art fü r beide Parteien leicht zu erreichen. Die T ü r zum Keller im Erdgeschoß zwischen K üche u nd Tagesraum kann bezüglich V erschluß durch Selbstschließer gesichert werden. Das 1. O bergeschoß hat die gleiche R aum teilung wie das Erdgeschoß. Das ausgebaute Dachgeschoß enthält Z usatz
räum e. Im K ellergeschoß befinden sich K ellerräum e und eine von außen zugängige W aschküche.
W arum ein W ohnzim m er alter A rt von 6,40X4,80 m, wenn sich die gleichen F un k tio n en im neuzeitlichen Sinne m it 4,50X 3,90 m u nd dem T agesraum von 5,42x3,10 m bequem er und besser erfüllen lassen? W arum eine Küche alten Systems mit 3,80X3,80 m Fläche und zw eckw idriger M öbelstellung, wenn eine K üche neuerer A rt m it 3,80x3,20 m Fläche m it ausreichen
dem Speiseschrank und K üchenveranda zw eckm äßiger und praktischer i st? Besonders ist die V eranda fü r alle Zwecke — Reinigung, L ü ftung — b rau ch b ar; sie verteuert den Betrieb nicht u nd erleichtert die K üchenarbeit. Das gleiche gilt von der V erlegenheitslösung der K losetts, des abgeschlossenen Vorplatzes
am Eingang u n d den unsachgem äß vor den R äum en liegenden D ifferenzstufen m it ih rer gestelzten Sockelhöhe, siehe alter Riß, w enn es der neue G ru n d riß sachlich u n d w ohnlich besser löst. Im ersten Stock des A ltgrundrisses liegen die Schlafräume, Zim m er der D am e, des H e rrn , das M ädchenzim m er und das Bad. G rundrißm äßig w äre nichts einzuw enden, doch ist die getrennte Anlage von H e rre n - u n d D am enzim m er nach der neueren A rt des W ohnens nicht m ehr zeitgem äß, denn Sport und Betätigung im öffentlichen W irtschaftsleben lassen bei der H ausfrau M igräne u nd ähnliche D inge nich t m ehr aufkom m en;
sie braucht sich also n ich t m ehr in ein besonderes Zim m er zu
rückziehen, auch der H au sh e rr nicht. Abgeschlossene Sitzplätze, Lauben, Planschbecken, S onnenbäder, im G arten angelegt, sind
A l t e r G r u n d r i ß . V e r p f l a n z u n g g r o ß s t ä d t i s c h e r G e b r ä u c h e a u f d a s L a n d . A u ß e n g e s t a l t u n g a l s F r e m d k ö r p e r i m D o r f b i l d . U n b e q u e m e r H a u s e i n g a n g . W a r u m b e i a u s r e i c h e n d e m R a u m W e n d e l s t u f e n ? O b e r e r T r e p p e n a b s c h l u ß m i t F l u r t ü r f e h l e r h a f t . S p e i s e k a m m e r i s t ü b e r l a n g .
stehen, die allen Zwecken genügt u n d die auch in der äußeren Erscheinung durch um gürtende Fensterbänke, S tu rzb än d er und Gesimse in einfachsten A usführungen plastisch belebt w erden kann. E in höheres D ach m it w eitem U eberstand schützt und bildet den befriedigenden A bschluß. Anpassung in M aterial
verw endung u nd A rchitektur an örtliche V erhältnisse u n d dörf
lichen C harakter ist Bedingung der heutigen Z eit u nd der ver
änderten G eschm acksrichtung. U ebertriebene Einfachheit ist hierbei ebensogut von U ebel als überladender Zierat. D ie goldene M ittellinie zu finden, ist die K u n st der A rchitekten und des aufstrebenden Handwerks.
weit besser angebracht als Separaträum e fü r vorübergehende Ruhezwecke. W ichtig ist die A nordnung der T ü r- und F enster
öffnungen u n d das A ufgehen der T ü re n fü r die M obiliar
unterbringung. F ü r zweckmäßige u n d verkehrsgünstige M obiliar
aufstellung sind ausreichende W andflächen freizuhalten, eine Aufgabe, die bei den neuzeitlichen, eingeschränkten R aum größen bei der Projektbearbeitung n icht leicht ist, besonders wenn die M öbel in N orm alform vorhanden sind. Geschoß
höhe von 3,50 m u n d d arü b er sind unw irtschaftlich und in Neuanlagen n ich t m ehr zu vertreten. D em A ltgrundriß m it 178 qm steht der neuzeitliche G ru n d riß m it 115 qm gegenüber bei gleicher, sachlicherer R aum zahl u n d zw eckentsprechender Einteilung, was eine E rsp arn is von über % der überbauten
&rdae5(fieß>
A l t e r G r u n d r i ß m i t u n w i r t s c h a f t l i c h e r R a u m v e r s c h w e n d u n g . F l u r z a h l r e i c h e T ü r e n o h n e W a n d f l ä c h e f ü r K l e i d e r a b l a g e . A b o r t a b s c h l u ß e n g u n d u n n ö t i g . K ü c h e n s c h r a n k s t e h t d u n k e l . O f e n s t e l l u n g i m K i n d e r s c h l a f z i m m e r u n m ö g l i c h., d e s g l . i m E l t e r n s c h l a f z i m m e r . H e r d w i r d b e s c h a t t e t .
Fläche bedeutet. D ie E inschränkung der Stockwerkshöhe auf ein M aß von 2,70 m gibt w eitere E rsparnisse. D abei kann das H aus sowohl allein als auch m it einem M ieter bew ohnt werden.
Im ersten Falle kann das Bad im ersten O bergeschoß fo rt
fallen un d die K üche als Z im m er b en u tzt werden. Die Installationen sind jedoch für den zw eiten Fall in ih rer G ru n d anlage m it einzubauen.
In diesem Sinne von einer alten Anlage ausgehend, kann eine neuzeitliche, w irtschaftliche Anlage a u f weite Sicht ent
R i ß ä n d e r u n g n a c h h e u t i g e n B e g r i f f e n . F l u r a l s E m p f a n g s r a u m v e r w e r t e t . W e t t e r f r e i e r E i n g a n g . S p e i s e k a m m e r m i t K ü c h e n s c h r a n k u . S c h r a n k r a u m a m S c h l a f z i m - m e r s i n d t e c h n i s c h e F e h l e r . G e w e n i e l t e S t u f e n s c h l e c h t b e g e h b a r . S c h l e c h t e r E i n b a u d e r S p e i s e k a m m e r . U n g ü n s t i g e O f e n s t e l l u n g i m E i n z e l s c h l a f z i m m e r .
Die vorstehende neuzeitliche L ösung ist nach der kritischen Prüfung kein Idealzustand. D er dörfliche C harakter kom m t nicht ausreichend zu r G eltung. H ier w ird in nächster Z eit das Reich m it bestim m ten Richtlinien u nd V erordnungen eingreifen, um die wirtschaftliche Bauweise in den L andgebieten zu sichern.
Bayern hat bereits entsprechende V erordnungen erlassen, die den B aubehörden w eitgehende Vollmachten erteilen u n d gegen
sätzliche, zweckwidrige und heim atfrem de Bauweise m it Strafe und Zw angsm aßnahm en verhindert. M. T h u r n e r .
D e r B a u f a c h m a n n a l s B e r a t e r u n d T r e u h ä n d e r .
Viele Volksgenossen haben im Laufe der Jahre m it zähem Fleiß G eld zusam m engespart um ein G rundstück zu erw erben und im F rü h jah r m it dem Bau eines H äuschens zu beginnen.
Da zu r V orbereitung eines Bauvorhabens Z eit nötig ist (H ypo
thekenbeschaffung, baupolizeiliche Genehm igung, Zeichnungen usw.), beginnen viele schon im H erbst m it der Suche nach einem G rundstück. In vielen Fällen w ird das G rundstück nicht m it der nötigen V orsicht gekauft, da dem K äufer u n d häufig auch dem Verkäufer die Beschränkungen nicht bekannt sind, denen das G rundstück un ter U m ständen unterliegen kann. So darf z. B.
nicht überall gebaut werden, da die Städte u n d auch viele L an d gem einden n u r ganz bestim m te Flächen ih rer G em arkung als Bauland zulassen (W ohnsiedlungsgebiete). Es kom m t vor, daß auf dem G rundstück L asten oder H ypotheken ruhen, die der Verkäufer verschweigt, u n ter U m ständen rechtskräftig auf den Eigentüm er übergehen, w enn im K aufvertrag die F orm ulierung:
„ M it allen L asten u nd wie es steht u n d Hegt“ enthalten ist.
A ußerdem sind bei B ebauung des G rundstückes S traßenbau
kosten, Schullasten, A nsiedlungsgebühr u nd anderes fällig. Es ist also notw endig, vor K au f des G rundstückes genaue E rk u n d i
gungen einzuziehen. — D er K auflustige kann sich von dem V er
käufer eine Bescheinigung geben lassen, daß er m it ihm in K auf
verhandlungen ü b er das näher zu bezeichnende G rundstück steht und auf G ru n d dieser Bescheinigung E insicht in das G ru n d b u ch verlangen, um zu sehen, ob Lasten, H ypotheken oder G ru n d dienstbarkeiten auf dem G rundstück ruhen. D er G ru n d b u ch beamte erklärt gern, um was fü r L asten es sich handelt. U eber die Schullasten, Straßenbaukosten u n d A nsiedlungsgebühr kann die G em einde A uskunft geben.
D ann ist noch ein G ang zur Baupolizei nötig, um zu er
fahren, ob das G rundstück ü b erh au p t bebaut w erden d arf u n d in welcher Weise, u nd w enn es sich u m ein G ru n d stü ck handelt, in dessen N achbarschaft kurz vorher G rundstücke b eb au t w orden sind, ist es am besten, die nachbarlichen B auherren zu fragen, welche G esam tbelastung alle diese K osten in ihrem Falle er
bracht haben. A uch kann m an auf diese W eise noch wertvolle Hinweise auf die Eigenschaften des G rundstückes (G ru n d wasser, T ragfähigkeit usw.) erhalten.
L A N D W I R T S C H A F T L I C H E S B A U W E S E N
L ü f t u n g s a n l a g e n f ü r V i e h s t ä l l e .
E s ist eine bekannte Tatsache, daß m it wenigen A usnahm en alle Stallanlagen — seien es n un ältere G ebäude oder neuerbaute ganz m oderne u nd m ustergültige Ställe — m ehr oder weniger feucht sind. Dieser U ebelstand tritt hauptsächlich in der kalten Jahreszeit zutage. Die U rsachen können verschiedener A rt sein:
a) W ände u n d D ecken isolieren unzureichend, die warmen Stalldünste verdichten sich an den abgekühlten Flächen zu Schwitzwasser.
b) Es fehlt die notwendige H orizontal-Isolierung auf Sockel
gleiche; Bodenfeuchtigkeit steigt in den W änden hoch, es bilden sich W assersalpeter, Flechten usw., die Baustoffe werden zerstört.
c) W ände u nd Decken bieten wohl hinreichenden W ärmeschutz, der Innenputz ist aber falscherweise in Zem entm örtel aus
geführt. Es bildet sich Schwitzwasser. F ü r alle Ställe nur Kalkm örtelputz 1 :3, der — im Gegensatz zum Zem ent
m örtelputz — die Fähigkeit hat, im W inter einen Teil der Luftfeuchtigkeit des Stalles ohne Schaden aufzunehm en (er wird weich und läßt sich m it dem Daum en eindrücken) und im Som m er wieder abzugeben.
d) D er Stall wird nu r m angelhaft entlüftet. Die verhältnis
mäßig große L uftfeuchtigkeit im Stall während der kalten Jahreszeit findet nu r zum geringen T eil den Weg ins Freie, die Folge ist, daß selbst in ausgezeichnet isolierten Ställen eine Feuchtigkeitsübersättigung der L uft eintritt, es ent
steht Schwitzwasser.
In kurzen Zügen soll hier auf die wichtige Lüftungsfrage eingegangen werden, denn in der M ehrzahl aller Fälle sind Feuchtigkeitserscheinungen im Stall die Folge einer unzureichen
den Ventilation.
Eine zweckmäßige Lüftungsanlage bewirkt die Zuleitung frischer L u ft und gleichzeitig die A bführung der verbrauchten schlechten Stalluft, ohne daß dabei Zugwind entsteht oder der Stall zu sehr abgekühlt wird. W ärm everlust im W inter ist gleich
bedeutend m it F utterverlust, weil ein unnötig großer T eil des Futters zur E rhaltung der K örperw ärm e dienen muß. D araus ergibt sich von selbst, daß eine L üftung durch die geöffneten Fenster und T ü ren im W inter unm öglich, sondern n u r in der warmen Jahreszeit zur V erm ehrung des Luftwechsels zweckmäßig ist.
Eine genügende natürliche D urchlüftung des Stalles durch die m ehr oder weniger porösen W ände und Decken ist bei den heutigen B aukonstruktionen in keinem Fall zu erreichen im Gegensatz zu früheren L ehm - und Fachwerkbauweisen (mit L ehm schindel-, Stroh- oder Schilfdach), bei denen infolge der atm enden W ände u nd D ächer eine besondere V entilations
anlage m eist überflüssig war.
F ü r ein Stück G roßvieh m üssen stündlich etwa 40 m 3 L uft zu- u nd abgeführt werden. D aß diese Luftm enge nicht durch eine Backstein- oder Leichtbauplattenw and und durch Fenster- und T ü rritzen ein- und ausström en kann, liegt auf der Hand.
Es m uß deshalb eine sachgemäße künstliche Lüftungsanlage vor
gesehen werden, die ganz unabhängig von den F enstern sein soll.
A. D ie F r i s c h l u f t z u f u h r .
Die Oeffnungen w erden dicht u n ter der Decke angeordnet, und zwar an zwei gegenüberliegenden Seiten. F ü r 10 Stück Großvieh oder für 40 Schweine sind erfahrungsgem äß F risch
luftöffnungen m it einem G esam tquerschnitt von 0,12 m 2 erforder
lich. D am it die K altluft nicht nu r an den M aueröffnungen und flutartig in den Stall fällt, sondern sich unter der Decke durch den ganzen Raum hier verteilt, sind innen längs der ganzen F ront Kästen m it Schlitzen vorzubauen (siehe Skizze 1).
Zwecklos ist es, wenn außen vor die Oeffnungen Holzschläuche oder T onrohre gesetzt werden, wie m an das häufig sieht (Skizze 2).
FXxxvwwxNj
S k i z z e i . F r i s c h l u f t z u f u h r r i c h t i g a n g e l e g t . 1 = L u f t ö f f n u n g e n , e t w a 20X30 c m .
2 = D u r c h l a u f e n d e r H o l z k a s t e n m i t S c h l i t z .
3 = D r o s s e l k l a p p e i n n e n o d e r a u ß e n .
S k i z z e 2. D i e s e ä u ß e r e n V o r h a u t e n h a b e n n i c h t d e n g e r i n g s t e n W e r t .
W ertlos, ja unzweckmäßig sind ferner im M auerwerk aus
gesparte Luftschächte; die dünne Innenw and des Schlauches ist im W inter naturgem äß wärm er als die Außenwand, desgalb wird sich schon hier im Schacht Schwitzwasser bilden (Skizze 3 ) .
D er Zweck dieser A usführung w ird damit begründet, daß sich die A ußenluft beim Hochsteigen im Schacht erwärmen soll. A uf viel einfachere Weise geschieht das auch bei der in Skizze 1 gezeigten A usführung: Die K altluft w ird zur Decke gedrückt, verm ischt sich hier m it der W arm luft und sinkt dann langsam auf die Tiere.
D urchaus nicht zu empfehlen ist die Z ufuhr der Außenluft auf halber Stallhöhe oder gar im unteren T eil des Stalles (Skizze 4),
S k i z z e 3. F a l s c h e u n d S k i z z e 4. F a l s c h e A u s f ü h r u n g s a r t e n , z w e c k l o s e A u s f ü h r u n g .
A n d e r F l ä c h e S b i l d e t s i c h S c h w i t z w a s s e r .
denn es ist erwiesen, daß der beste L uftum trieb ohne Zuger
scheinung nu r durch G egenstrom lüftung erreicht w ird : M an fü h rt die Frischluft oben unter der Decke ein und die verbrauchte L u ft von unten ab. Es w ird darauf noch eingegangen.
Zur Regelung der L uftzufuhr bei starkem W ind oder großer Kälte sind Drosselklappen oder Schieber aus verzinktem Blech vorzusehen; das V erstopfen der Löcher m it Stroh oder Lum pen ist nicht zu empfehlen.
B. D ie E n t l ü f t u n g .
Erfahrungsgem äß lagert die durch ausgeatmete K ohlen
säure und A usdünstungen der T iere verdorbene schwere L uft über dem Boden im unteren Stalldrittel, ebenso die m eisten der sich aus dem M ist entwickelnden Gase. Eine Ausnahme m achen nur Pferdestallungen, in denen die D ünste infolge ihres Ammoniak
gehaltes zur Decke ins obere Stalldrittel steigen.
Es ist klar, daß weder die Frischluftöffnungen allein noch ein in der Decke endender D unstschlot die Bodengase absaugen können. D er K am in m uß bis kurz über den Stallboden herunterreichen, soll er seinen Zweck erfüllen. F ü r 10 Stück G roßvieh oder für 40 Schweine w ird ein Schlot m it einem Q uerschnitt von 0,12 m 2 benötigt ( 3 5 X 3 5 cm). — D er K am in m uß in se'nen W andungen isoliert sein (am zweckmäßigsten sind L eichtbauplatten), einfache Holzschläuche oder Steinzeugrohre erfüllen den Zweck nur unvollständig und setzen Schwitzwasser an. Als Abschluß über Dach findet ein Jalousiebrettchen-A ufsatz, besser noch einer der im Handel befindlichen Saugköpfe Verwendung.
Eine Drosselklappe oder ein Schieber am unteren Ende des Kam ins regelt den Luftabzug. — Es ist ratsam , für den Som m er im Schlot eine Klappe direkt u n ter der Decke einzubauen, durch welche die aufsteigende W arm luft abziehen kann.
In Pferdeställen endet aus schon angeführten G rü n den der Abzugkamin in der Decke.