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Deutsche Bauzeitung, Jg. 59, No. 70

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Academic year: 2022

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D E U T S C H E B A U Z E IT U N G

59. JA H R G A N G * 70 * B E R L I N , D E N 2. S E P T E M B E R 1925

H E R A U S G E B E R : P R O F E S S O R E R I C H B L U N C K , AR C H . SC HR IFTLEITER: REG.-BAUMEISTER a. D. FRITZ EISELEN.

A lle Rechte Vorbehalten. — Für nicht verlangte Beiträge keine Gewähr.

Die neue Friedhofsanlage in Parchim (Mecklenburg).

A rchitekt: Reg.-Baumstr. a. D. C o r d s - Parchim.

(Hierzu die Abbildungen auf S. 551—553.)

chim ein h übsches Beispiel. W ie im m er h a t au ch hier die Ü berfüllung des a lte n F ried h o fes die G em einde zur N eu an lag e g e d rä n g t., P arch im zä h lt etw a 12 000 E in ­ w ohner. D er F rie d h o f sollte bei einem v ie rz ig jä h rig en W echsel in d e r B e sta ttu n g für ab seh b a re Z eit u n d in n ic h t zu w eiter E n tfe rn u n g v on d er S ta d t ausreichen.

Z ur E rm itte lu n g der erfo rd erlich en F läc h e sta n d die S terbeziffer d er J a h r e 1906— 1913 zur V erfügung. Als D u rc h sch n itt erg a b sich hieraus, u n te r A u ssc h altu n g der s p ä te re n K rieg sja h re, eine jäh rlich e Z ahl von 55 K in d ern u n te r 1 J a h r, 15 K in d ern u n te r 6 J a h re n un d 120 g rö ß eren K in d ern und E rw ach sen en . D er Von P rofessor P aul K a n o l d , Hannover.

ie sy ste m a tisc h e A rb eit, die auf a llen G eb ieten d e r B a u k u n st seit J a h rz e h n te n im G ange ist, h a t sich als ä u ß e rs t fru c h tb a r e r­

w iesen. S ind e rs t einm al die G ru n d fra g e n u n d V o rb e d in g u n g e n d e r A u fg a b en u n te rs u c h t un d g e k lä r t, so m uß sich allm ählich m it S ich e rh e it ein zielbew ußtes A rb e ite n erg e b en , d a ß d e n S tä d te ­ bauer, den S ie d lu n g s a rc h ite k te n u n d schließlich auch den G a rte n a rc h ite k te n ra sc h e r an sein Ziel b rin g t. E r

Abb. 1. A u f g a n g z u r K a p e l l e .

h a t nich t m ehr allein alle F ra g e n , die seine A ufgabe ihm v o rleg t, a b ovo d u rc h z u d e n k e n ; a u f d ie sichere G rundlage allg em ein e r A rb e it u n d E rfa h ru n g g e s tü tz t, k ann er in seinem S o n d e rfa ll die eig en e K ra ft der b e­

sonderen A u sg e s ta ltu n g d e s G e g e n stä n d lic h e n zu ­ w enden. W ir d ü rfe n n ic h t e rw a rte n , n u n im m er w ieder etw as g an z B eso n d eres zu em p fa n g en . D as is t g a r nicht d er Z w eck u n s e re r T ä tig k e it. D ie G esa m th e it des baulichen A u sd ru c k s u n se re r Z eit w ird um so ru h ig er u n d a n s c h a u lic h e r w e rd e n , je m eh r w ir d as ein ­ m al G ew onnene, d a s T y p isc h e, ü b e rn e h m e n un d uns der A u sb ild u n g u n d V e rfe in e ru n g des B e so n d ere n , d as je d e A u fg ab e b ie te t, zuw enden.

H ierfü r b ie te t die klein e F rie d h o fs a n la g e in P ar-

m ögliche Z uw achs der B e v ö lk e ru n g w u rd e m it 20 v. H.

b e rü c k sic h tig t. H iera u s erg a b sich ein Ja h re sb e d a rf v o n 66 bzw . 18 u n d 144 G rab stellen , u n d som it eine R a u m g rö ß e v o n 0,90 . 1,50 = 1,25 üm, bzw . 1,15 . 2,10 _ 2,42 im u n d 1,60 • 2,80 = 4,48 fü r die G esam tstelle.

Im g a n z e n e rre c h n e te sich a u s diesen Z iffern — b ei v ie r­

zig jäh rig e m W echsel m u ß te P la tz fü r e tw a 9200 T o te g esch a ffen w erd en — eine B elegungsfläche v on ru n d 32 000 ü” . D er A u sfall d u rch E rb b e g räb n isse u nd w ie d e rg e k a u fte F a m ilie n g rä b e r w u rd e m it 6500 i m b e­

w e rte t, u n d d e r P la tz b e d a rf fü r W ege, R a n d b e p fla n ­ zu n g e n m it ein V ierte l d e r G esam tfläch e e in g esc h ätz t, so d a ß sich im g a n z en ein F lä c h e n b e d a rf v on 57 000 «i1"

als erfo rd e rlic h erw ies.

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(2)

A ls B auplatz w urde ein nördlich der S ta d t g e­

legenes G elände von 2 3 0 .2 5 0 m g ew ä h lt au f einem H ügel, der sich etw a 12 m über dem in d e r N ähe der S ta d t geleg en en See erhebt, un d der eine gün stig e Zu­

fa h rt vom der S ta d t her b ietet. D as G elände is t an seiner tiefen S eite nach d e r S ta d t hin d u rch einen b reiten S treifen von K lein g ärten von dem zur B ebau­

u n g bestim m ten F re ig elän d e g e tre n n t. T iefer G rund­

w asserstand, sonnige L age, gün stig e W in d lag e u n d der v o n der S ta d t sich fo rtb ew eg en d e G rundw asserstrom w aren w eitere, w ich tig e V o rb ed in g u n g en fü r die W ahl des P latz es für die F ried h o fsan lag e.

Die bew egte S ch ich tu n g des G eländes erg a b von sich a u s die M öglichkeit einer arc h itek to n isc h w irk u n g s­

vollen V erw ertu n g des F ried h o fsg elän d es. Die K apelle w urde, das G anze b eherrschend, au f die h öchste S telle gelegt. Zu ihr fü h rt in u n m itte lb a re r R ic h tu n g von der

S ta d t d urch die K le in g a rte n a n la g e ein T re p p en a u fg a n g (Abb. 1, S. 549). E in zw e ite r Z u g an g , d e r eine alte, d u rch h äufige S an d e n tn a h m e s c h lu c h ta rtig v ertiefte L a n d stra ß e b en ü tzt, w u rd e als D iag o n a lw eg v on g e ­ rin g e r S teig u n g als A n fa h rtstra ß e au sg eb ild et.

V on d e r in d e r M itte des F rie d h o fs gelegenen K apelle fü h re n n ac h O sten u n d W e ste n die H auptw ege, von der sich die A u fteilu n g sw eg e abzw eigen. D a nach O rtsg eb rau c h u n d S a tz u n g n u r bis zur K ap e lle g e fa h re n w ird, ist eine u n m itte lb a re Z u g ä n g lic h k e it aller G rabstellen d u rch F u h rw e rk e nicht erforderlich (H ierzu Abb. 2, hierunter).

D ieser B rauch g e s ta tte te dem A rchi­

te k te n die A nlag e m e h re re r, 2 bis 4 G ra b ste lle n tie fer, T e rra sse n , die sich am südlichen H an g des H ügels hin ­ ziehen. D as g an z e G elände is t m it einem 10 m b reiten , in B irken- und F ich te n p flan z u n g a n g e le g te n W in d ­ sc h u tzstre ifen ein g efaß t. (Unsere Abb. 2 h ie m e b e n ze ig t d e n G esam t­

plan des n eu e n G em eindefriedhofes.

L eid er lä ß t sie d ie H ö h e n u n te r­

schiede des G eländes n ic h t erkennen).

D er V erfa sse r des E n tw u rfs ist bei der V e rte ilu n g der G ra b ste lle n d a ­ v on au sg eg a n g en , die G esam tfläche in* kleine, e tw a d en J a h re s b e d a rf d eck en d e u n d in sich geschlossene G ruppen aufzu teilen . D a fern er ein U n tersc h ied zu m achen ist. zwdschen d en E rb b e g rä b n isse n u n d den einem W echsel u n te rw o rfe n e n n o rm alen G rabstellen u nd F am ilie n g rä b e rn , h a t der V erfasser des P lan e s, um die u n ­ g e s tö rte R uhe des F ried h o fsb ild es u nd die a rc h ite k to n isc h e O rdnung der g ä rtn e risc h e n F o rm zu sichern, be­

sondere B e leg u n g sp län e a u s g e a rb e ite t, n ach d en en die allm ähliche A uf­

te ilu n g des G eländes v o r sich gehen soll. (Abb. 3, h ie m e b e n , z e ig t einen solchen B eleg u n g sp lan fü r einen a b g e g re n z te n T eil des F rie d h o fe s m it E in tra g u n g der einzelnen G ra b ste lle n , W ege u n d d e r B epflanzung.)

Die w eiteren A bb. 4— 21, S. 551 bis 553 zeigen die b a u lic h e n A nlagen, K apelle, L eichenhalle, V e rw a ltu n g s­

g e b ä u d e u n d E in g a n g s-F o rte , die, n ach L a n d e sb ra u c h in B a c k ste in a u s­

g efü h rt, in ih re r zw eckm äßigen G ru n d riß g e sta ltu n g u n d d er ern ste n , sachlichen, a rc h ite k to n isc h e n F orm d a s G esam tbild b e re ic h e rn und schm ücken.

D ie v olle W irk u n g d e r schönen A n lag e w ird e rs t den A u g en d e r ko m m en d en G en e ra tio n sic h tb a r w erd en , w en n die ju n g e B epflanzung h e ra n g e w a c h se n sein w ird. D as ist d as Los aller, m it g ä rtn e risc h e n M itteln a rb e ite n d e n A rc h ite k te n ­ arb e it. D er V erfa sse r a b e r w ird die F re u d e erleb en , w ie A lles, w as e r sa c h k u n d ig , sinn- u n d g e m ü t­

voll v e r a rb e ite t h a t. L e b e n g ew in n t, R a u m fo rm t u n d F rie d e n a tm e t und von T a g zu T a g s tä rk e r den R eiz se in e r lieb ev o llen u nd gew iß au ch m ü hevollen a rc h ite k to n isc h e n A rb e it e n tfa lte t. Möge a u f alle n G eb ieten d er B a u k u n st m it dem gleichen K ö n n en , der gleich en H in g ab e u n d dem g le i­

chen E rfa ssen des W esens ein er A u fg a b e, a b e r a u c h m it d er gleich en E in fa c h h e it um l U n m itte lb a rk e it des G ed a n k en s g e a rb e ite t w erd en . — (In B ezu g a u f den In n e n ra u m k ö n n e n w ir uns diesem U rteil n ic h t a;iir schließen. D ie R ed.!)

Abb. 2. G e s a m t p l a n d e r F r i e d h o f s a n l a g e .

5 5 0

N o. 70.

(3)

Architekt:

Iieg.-Baum eister a. D.

C o r d s , Parchim.

Die neue F ried hofs­

anlage in Parchim.

AbVj. 10 u. 11 (hierüber).

Q u e r s c h n i t t e d e r L e i c h e n h a l l e .

Abh. 12 (rechts).

G r u n d r i ß d e r K a p e l l e n a n l a g e

i. M. 1 : 400.

S c h n i t t e u n d A n s i c h t e n

i. M. 1 : 250.

551

(4)

Moderne Putztechniken.

Von Reg.-Baumstr. S c h ä f e r , utz als schützender Überzug aus irgend einem

Mörtel bei Gemäuer aus minderwertigem Material oder bei solchem von zweifelhaftem Aussehen, war von alters her im Gebrauch.

Was zu allen Zeiten des Bauens in allen Län­

dern mit baidicher K ultur aus Zweckmäßig­

keitsgründen geboten war, kann sich auch unsere heutige Zeit nicht versagen. Ein Ersatzm ittel für den Putz zu

Essen*).

porösen N atursteinen durch Putzüberzug einen günstigen Malgrund her, sie überzogen sogar ihre Gebrauchs- Gegenstände mit einem Stuckputz als Farb- und Schmuck- träger. — Ein Gleiches sehen w ir bei den Völkern, deren Baukultur mit dem Euphrat- und Tigris-Strom land in Be­

ziehung steht. -— Und mehr und mehr sich veredelnd finden wir sowohl bei den Griechen wie auch bei den Rö­

mern die Putz- und Auftraffkunst auf voller Höhe.

Abb. 13.

I n n e r e s d e r F r i e d h o f s -

K a p e l l e .

B l i c k g e g e n d i e A1 1 a r w a n d.

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ERDGESCHOSS

Abb. 14—17. V e r w a l t e r w o h n b a u s. Abb. 18 u. 19. V e r w a l t e r w o h n h a u s.

S c h n i t t u n d A n s i c h t e n . G r u n d r i s s e . Die neue Friedhofsanlage in Parchim. Arch. Reg.-Bmstr. a. D. C o r d s , Parehim.

schaffen, oder diesen sonstwie zu verdrängen ist un­

möglich. Es galt und g ilt also im Putz ein allseitig verwendbares und einen jeden A nspruch voll genügendes Baumittel zu schaffen.

Ehe w ir in die Betrachtung der neuesten Techniken des Putzes eintreten, seien einige baugeschichtliche Daten ins Gedächtnis zurückgerufen.

Die Ägypter pflegten schon den Putzbau. Ihnen ist das Überziehen von Bauteilen mit einer Putzmasse durchaus geläufig, sie schützten den selbst in ihrem Klima w etter­

unbeständigen Luftziegel durch Mörtel. Sie stellten aus

*) V o rtra g g e h a lte n au f d e r B a u a u s s te llu n g E s s e n . A u f W ie d e r g a b e d e r zum V o rtra g g e z e ig te n L ic h tb ild e r m ü s s e n w ir d es R a u m e s h a lb e r v e rz ic h te n . —

W ir kennen heute einen der A ntike angehörigen in der Masse gefärbten hydraulischen Putz, der auf einem be­

sonderen. weniger edlen Putzuntergrund aufgetragen wurde.

Das ist also der Vorläufer unserer heutigen „ E d e l p u t z - t e c h n i k “, dieser für die Neuzeit so wichtigen Technik, die die letzte Bewurfsschicht zum T räger architektonischer W irkungen macht.

Diese ältesten Proben einer E delputztechnik weisen nach Ägina und es handelt sich dabei um einen in der Masse rot gefärbten hydraulischen Mörtel in dünner oberster Bewurfsschicht. F ür unsere B etrachtung ist es wichtig, daß seine Verwendung am Äußeren in den Me- topenfeldern erfolgte. Aber man findet noch ältere und vielseitigere Beispiele. In der Münchener G lyptothek be­

S u d - A n s i c h t O s t - A n s i c h t

552 N o. 70.

(5)

findet sich ein altägyptisches Hochrelief mit F igurendar­

stellungen in farbigem P utzeintrag von 1 cm Stärke. Die Farben sind hier rot, weiß und schwarz. Die große Aus­

stellungswand am Eingang der hiesigen Bauausstellung mit

es Bilddarstellungen als Gipfelleistung schafft, die die Wand derartig überziehen, daß man die Fensteröffnungen als unangenehme Unterbrechung empfindet.

Hier tritt die italienische Renaissance wieder aus-

Abb. 20. G e s a m t a n s i c h t d e r K a p e l l e u n d L e i c h e n h a l l e .

Abb. 21. E i n f a h r t u n d V e r w a l t e r W o h n h a u s d e s F r i e d h o f e s . Die neue F riedhofsanlage in Parchim. A rchitekt: Reg.-Baumstr. a. D. C o r d s , Parchim.

hier lustigen Bilderbogendarstellung in K upferdreher Farb- mtzen geht also auf einen sehr alten Ahnen zurück.

Diese alten Techniken gerieten dann mehr und mehr o Vergessenheit. Das M ittelalter kennt den an sich far- igen Putz nicht; es bedeckt die P utzfassaden mit farbigem m strich, verliert oft völlig die notwendige Haltung, indem

gleichend und auch wohl die verlorene Verbindung zur Antike wieder herstellend auf.

In der Sgraffitotechnik stoßen w ir w ieder auf in der Masse gefärbte Putze in den hauptsächlichsten Farben braun, grün, rot, schwarz, blau und weiß. W ieder sehen wir eine Technik', die der gleichzeitig gepflegten F assaden­

553

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malerei an H altbarkeit weit überlegen ist. Der Grabstichel und das Schabeisen legten Putzfläche nach Putzfläche je nach -Bedarf im Muster bloß. Der Putzauftrag ist in den Schichten dabei so fein, daß nicht eine, äußeren Angriffen besonders ausgesetzte, reliefartige K ante entsteht.

Die Verwendung des Putzes als Malfläche ist ein viel umstrittenes Gebiet, das gleichfalls auf alte und älteste Beispiele hinweist, das auf Dauererfolge in neuerer Zeit wenig zurückblicken kann. Immer wieder sind hier Ver­

suche gem acht worden, aber zu großer, bleibender architek­

tonischer W irkung sind sie nie gediehen. Die Höchstleistung dieser Technik, das Außenfresco beansprucht dazu der­

artige künstlerische Kräfte, daß sie aus dem Gebiete des Baugewerbes hinausführt.

Putzbauten im künstlerischen Sinne, das heißt Bauten, die ihre W irkung aus der edlen W irkung des Materials wie die W erkstein-Fassade hernahmen, waren bis vor einigen Jahrzehnten völlig unbekannt. Falsche architektonische Auffassungen verbanden sich mit einseitigen Auffassungen von den Aufgaben des Außenputzes und führten den schlechten Ruf der Putzfassade herauf.

Der schlechte Ruf der Putzbauten im vorigen Jahrb.

beruht zunächst auf einem unansehnlichen Putz, meistens des farblosen Zements, ferner auf der falschen architekto­

nischen Verwendung, schließlich auf einer Verwendung von Farbmitteln „Ölfarbenanstrichen“, die keine Lebens­

dauer nach außen besitzen konnten. Das Alles gefährdete den Ruf einer Bauweise, die durchaus bestimmt ist, bei der Mehrzahl der Bauten angew endet zu werden.

Und so ist es als eine T at zu bezeichnen, daß man in den neunziger Jahren daran ging hier Abhilfe zu schaffen, daß W erke entstanden, die dem Putz durch ihre Arbeit wieder zu seinem Recht und in neuester Zeit zu einer be­

vorzugten Stellung in der Architektur verhalten. Diese W erke liefern einen f e r t i g e n T r o c k e n m ö r t e l mit allen seinen Vorteilen, und bei sachgemäßer Behandlung der Materialien treten dann kaum Nachteile auf. Zunächst bildeten sich die als „ E d e l p u t z “ bezeichneten, in der Masse farbigen Materialien heraus, die seit Jahren bekannt sind. Die Putze, meist Kalkputze mit Farbzusätzen und entsprechenden Sanden und Glimmerstücken, waren ge­

genüber reinem Kalk- oder Zementputz mit nachfolgendem Farbaufstrich schon ein F ortschritt bedeutender Art. Der Putz, in der Masse gefärbt, hatte viele Vorteile. Das ein­

zelne durchgefärbte Korn war ein besserer Farbträger.

Man ging daran die Oberflächengestaltung, abgesehen von den bekannten alten Verfahren m it Reiben, Filzen, Be­

spritzen, besonderen Verfahren zu unterwerfen, die z. T.

die Steinm etztechnik entfeint nachahmen sollten. Man kämmte und wollte dadurch Scharrieren ersetzen, man krö- nelte und erreichte dam it gar oft die Grenzen des E rträg ­ lichen in der Behandlung bei einem K alkputz. Man mischte g-roße Gesteinsteile ein, die beim Reiben in einer Richtung einen interessant wirkenden, kleckenden Putz hervorbrachten.

Bekannte A rchitekten der damaligen Zeit beteiligten sich an diesen Versuchen und gaben ihnen ihre Namen, ich erwähne „Messel-Putz“. Die Beachtung und W ertbemes­

sung der Putzflächenbehandlung war erreicht, der Beginn der modernen Putztechnik war da und wurde allseitig freudig begrüßt. W ar doch ein Material geschaffen, das wohlfeil, haltbar, farbfreudig, ansehnlich in der Flächen­

behandlung ist.

Bei der Betrachtung guter alter Fassaden in bezug auf ihre Behandlung sehen wir eine Zweiteilung der ar­

chitektonischen Aufgaben. Sockel-, Tür- und Fenster­

einfassungen sowie alle Gesimsteile waren dem W erkstein Vorbehalten, die reine W andfläche war geputzt, d. h. die Linie gebenden Bauteile, die Bauteile, die einer Beschä­

digung besonders ausgesetzt waren, vermieden es bei bes­

seren Ausführungen, Putz an diesen Stellen zu zeigen. Hier wurde ein bedeutender Schritt nach vorw ärts getan, als die Vereinigten Steinwerke in Kupferdreh, die für die Putztechnik richtunggebend sind, als neues Material den S t e i n p u t z herausbrachten. Diese W erke stützen sich auf langjährige Erfahrungen in der Beton-Werkstein-Her- stellung. Sie schufen dam it die letzten Notwendigkeiten für eine Putzfassade, der jede architektonische W irkung offen staad. Diese Steinputzmaterialien werden an der Baustelle, sei es m ittelbar auf dem Mauergrund oder auf einem Zementunterputz aufgetragen. Sie erhärten und werden nun scharriert, gestockt, gekrönelt. Sie erlauben das Aushauen von Ornament und Figurenschm uck unm it­

telbar aus den Bossen. Sie erlauben ein Einformen mit nachträglicher steinmetzmäßiger Bearbeitung. Prüfungs­

ergebnisse mit diesem Putz sind überraschend in bezug auf erreichbare Härtegrade. Dabei gibt das Verfahren der Kupferdreher Steinwerke dem A rchitekten die Möglichkeit

der Darstellung aller G esteinsarten. Die W erke ^ stellen Steinputz her, nicht nur in Muschelkalk, sondern in allen Arten der Granite, des T ravertin, des Dolomit, des Basalt, des Tuffes, des Sandsteins, der Grauwacke. Der Architekt ist somit in der Lage unter Angabe des Rohm aterials sich jede G esteinsart hersteilen zu lassen in bezug auf ihre far­

bige W irkung und in bezug auf hohe H ärte und Halt­

barkeit. Kurz es ist erreicht, den Putz auf architekto­

nische Gliederungen zu übertragen, die bis dahin dem W erkstein Vorbehalten waren.

Ich möchte aber ausdrücklich betonen, daß hiermit nicht ein Material geliefert werden soll, das zur Nach­

ahmung der N atursteine durch ein Behelfsmaterial in der A rchitektur auffordern soll. Es ist Sache des A rchitekten hier eine eigene, ästhetisch selbständige architektonische W irkung zu finden.

Wie dieses K upferdreher Material in hiesiger Gegend formenbildend gew irkt hat, wie es in dem Kreise der Stuckateure handwerklich anregend gew irkt hat, wie es die K unst des Scharrierens wieder zur besonderen Blüte ge­

bracht hat, möchte ich nun kurz erläutern und damit auf eines der neuesten Gebiete dieser Putzverw endung und seiner Behandlung übergeben:

Das S t e i n p u t z m a t e r i a l ist eine homogene Masse von gleichmäßiger großer Härte, ich erwähne Druck­

zahlen nach 28 Tagen von 404 kg/qcm bei Tuff, 239 bei T ra­

vertin, 418 bei Muschelkalk, 535 und 750 bei Granit.

Außer bei T ravertin und bei Granit wird bei den anderen K unststeinen allgemein die natürliche G esteinshärte über­

boten, bei Tuff um über das Doppelte. Zugleich ermöglicht die fast geschliffene Fläche nach dem A uftrag und die Bestimmungsmöglichkeit des H ärtegrades zur Vornahme der Behandlung die Anwendung von Schlagtechniken, die der oft willkürlich springende N aturstein nicht zuläßt. T ra­

vertin ergibt nach 3 Tagen Abbinden 67 kg/acm Härte in voller Stärke, nach 7 Tagen 170, nach 28 T agen 239. Diese H ärtescala ermöglicht es, auf dem Material einen grabenden Scharrierschlag bis zu 2 und 3 cm Breite und entspre­

chender Tiefe anzubringen, der einen halbrunden Quer­

schnitt in konkaver und konvexer Form ebensogut zeigeu kann wie Einkerbungen unter 45°.

Es ergeben sich so weitgehende Möglichkeiten einer ornamentalen Flächenbechandlung, die sieh sowohl für Außenarchitektur wie noch mehr für Innenarbeiten eignen, denn sie zeigen eine dem Auge wohltuende Flächen­

behandlung von einer K unstfertigkeit die an die fesselnde W irkung von Schnitzereien erinnert. In der Innenarchi­

tek tu r kann man noch einen Schritt weitergehen, indem man mehr* farbigei W irkungen herausarbeitet. Hier in Essen zeigt dies in hoher Vollendung das Bürohaus des Stinneskonzerns in seiner Treppenhaus- und F luren­

ausbildung, die ganz in K upferdreher-Steinm aterial aus­

gebildet ist. Nehmen wir ein silbergraues K unststeinm a­

terial an, die fertig aufgebrachte Fläche wird m it einem Anstrich in m att violetter Farbe versehen. In vielen Fällen eignet sich ein Anstrich m it der Farbe, die das aus­

gesiebte feinste Gesteinsmehl des Steinputzes selbst ergibt.

Auf dieser Fläche wird dann das gew ünschte Muster einer Groß-Scharrierung aufgetragen, wobei in diesem Falle breite Stege stehen bleiben. Man erhält so eine Flächen­

behandlung, die ein helles Gesteinm uster m it seinem reiz­

vollen K orn in einer glatten Farbfläche dunklerer Tönung zeigt. Es lassen sich hierm it alle möglichen Farbkombi- nationen, auch die gegensätzlichsten, je nach Geschmack, herausarbeiten. Ich möchte dies als eine der neuesten und vielversprechenden T echniken für innere W and- und Decken­

gestaltung ansprechen, die sich ganz aus dem Material er­

geben hat, und sie einer besonderen B eachtung empfehlen.

Haben wir es hier im K upferdreher Steinputz m it einer Putztechnik zu tun, bei der die steinmäßige Bearbeitung das farbegebende Gesteinsm aterial in härtester Bindung bloßgelegt, so tr itt uns inr K u p f e r d r e h e r - E a u h - p u t z ein dem Edelputz verw andtes M aterial entgegen, das die Grundprinzipien seiner Steinputzfarbgebung auf diese verbesserte Edelputztechnik überträgt. Diese P rin­

zipien sind Farbgebung durch G esteinsm aterialien von fein­

stem P ulver bis zu grobem Korn, unter V erm eidung von Farb- beigaben. Als Bindemittel kom m t ein Spezial-Bindemittel in Frage. Diese Mischung, gemeinhin gesagt verlängerter Zementmörtel, bietet alle Vorteile dieser M örtelart, denn bei einem mageren Zementmörtel reicht der Portlandzem ent mit seiner geringen Quellfähigkeit zum Binden nicht aus, hier m acht der H inzutritt von K alk den Putz nicht nur ge­

schmeidiger, sondern auch fester. Diese M örtelart h at stark hydraulische Eigenschaften, rasche E rhärtungsfähigkeit und hohe D ruckfestigkeit. Diese R auhputze erlangen weiter durch das nachfolgende A bkratzen eine V ergrößerung

554 N o . 70.

(7)

der Oberfläche. Durch die Mengung verschiedener Körnung erhalten sie eine Vermehrung der Zwichenräurne. Alles dies trä g t zum günstigen Abbindeprozesse bei. W etter­

anfall. wie Regen, wäscht die feinsten Putzpartikelchen der Oberfläche mehr und mehr ab und legt dadurch die gro­

ßen, farbgebenden Gesteinstrümmer mehr und mehr bloß.

W ir haben hier also einen Putz vor uns, dessen F ar­

bigkeit sich durch die W itterungseinflüsse erhöht, statt vermindert. B erücksichtigt man noch die Möglichkeiten der verschiedenen Körnung, so ist dem A rchitekten ein Gestaltungsm ittel der Fassade in der Benutzung der Stu­

fung, sei es vom Sockel zum Gesims, gegeben, das der raffinierten Fassadenbehandlung der Renaissancepaläste mit ihrer Erleichterung der W irkung nach oben ähnelt.

Ich erinnere nur an die Behandlung der Fassaden durch die Verfeinerung des Fugenschnittes und der Oberflächen­

behandlung des Steines. Die Putztechniken geben uns die gleichen ästhetischen Mittel an die Hand, es ist Sache des Architekten, sie richtig und materialgerecht auszunutzen.

Erw ähnt seien noch die f a r b i g e n E d e l p u t z e , unter anderen der Rhenania-Edelputz. Hier haben wir es mit einem K alkputzm ittel zu tun, das seine Farbigkeit durch Farbzusätze sowohl wie durch Gesteinsmehle erhält. Abge­

sehen von der fast beliebigen Farbigkeit fallen ihm die Auf­

gaben der Belebung der früheren Sgraffitotechnik und der farbigen E intragputze zu. Bei der Sgraffitotechnik muß man sich allerdings einen ganz feinen P utzauftrag vorstellen, der nicht ein solch bedeutendes Relief zeigt wie einige Beispiele auf der hiesigen Ausstellung. Die Sgraffitokunst

besitzt ein sichtbares Relief kaum und ähnelt mehr einem Stich in großem Maßstabe, wobei auf dunklerem Untergrund helle Bilder mit schwarzer Schraffur liegen.

Die E intragskunst ist völlig ohne Relief. Sie schneidet aus einem farbigen Putzgrund aus und tra g t ein- oder m ehr­

farbige Putze ein. K räftige Hineinführung und kräftige klare Farbgebung ist bei dieser Technik Bedingung.

Eine weitere Putztechnik, die da Anwendung findet, wo Schmücken m it starkem W andschutz zugleich in Frage kommt, ist der K i e s e l w a s c h p u t z . Ein gleichm äßi­

ger, kleinkörniger Kiesel, bis zu kleiner Erbsengroße, ist der eine Bestandteil, das Bindemittel ist Zement. Nach dem beendeten Auftrag wird sofort die den Kiesel deckende Zementschicht abgewaschen. Diese P utzart findet Ver­

wendung bei Türumrahmungen von kräftigem Relief. Auch liier ist die Industrie eingesprungen. In ihrem Grant- Dauerputz bringen die Kupferdreher-Steinwerke ein auf den gleichen Prinzipien beruhendes, sattfarbiges Ma­

terial auf den Baumarkt, das besonders harte und brillante Gesteinstrümmer benutzt, Granite und finnischen Labrador.

Diese Gesteinstrümmer, durch ein patentiertes Verfahren im fertigen Putz frei gelegt, bringen eine W irkung hervor, die an musivische Farb- und Lichtwirkung erinnert. Die erhärtete Fläche zeigt eine geschlossene Schicht von Gesteinstrümmern. Die Farben sind satt und leuchtend und ihr Aufblitzen im Reflex ist natürlich dem Gestein entsprechend, im Gegensatz zu dem unschönen Aufblenden künstlichen Glimmers, der sonst in der Putztechnik oft eine nachteilige Rolle spielt. —

R o m . V i l l a d i P a p a G i u l i o III.

A u s : A. E . B r i n c k m a n n . S c h ö n e G ä rte n , V illen un<l S c h lö s s e r a u s fü n f J a h r h u n d e r te n (T e x t S e ite 55G).

V e rm isc h te s.

„Farbe und Raum“, Ausstellung bem alter Wohnräume Berlin 1925. Das Schulhaus am Halleschen Tor h at ein Festtagsgew and bekommen: die trübe Backsteinfassade ist in ihren Hauptflächen viridiangrün gestrichen, dazu geschmackvoll gelb, weiß und schwarz abgesetzt und lockt schon von weitem (bei einer Schule alles Mögliche!), und in die grauen Räume ist die Farbe eingekehrt. Der Ver­

band der Malereigeschäfte von Berlin feiert sein 25-jähriges Bestehen, und in der Tat, er konnte dieses Jubiläum nicht schöner und zugleich w erbekräftiger begehen als durch die V eranstaltung der Ausstellung „Farbe und Raum “.

Allerorten wird je tzt erfreulicherweise durch W ort und T at für die A uferstehung der Farbe gekämpft, der

Farbe, die zwar schon die Antike bei ihren architektonischen Meisterwerken nicht entbehren konnte, die aber unserem Zeitalter mit der Betonung der Baustoff-Echtheit fast gänzlich entfrem det wurde. Wie der K rieg m it seinen wirtschaftlichen Folgeerscheinungen schon m it dem über­

flüssigen Form enkram in der A rchitektur aufgeräum t hat, zwingt er uns auch, wieder nach der Farbe als dem be­

lebenden Element zu greifen. Die Versuche, das Straßen­

bild farbig zu gestalten, muß man jedoch ohne den farben­

frohen N achbarstädten Berlins zu nahe treten zu wollen, als noch recht tastend und ungelöst bezeichnen.

Em en beträchtlichen S chritt w eiter sind die F arben­

freunde in der farbigen Behandlung der Innenräum e ge­

kommen, das beweist^ die interessante Ausstellung. Viele

2. Sep tem b er 1925. 555

(8)

Wege, wie man durch klar zu einander stehende, fein ab- gestimmt.e reine Farben die richtige Raumwirkung erzielt, werden hier gezeigt. Die kubische Form des Raumes durch die Farbe zu unterstreichen, seine Bestimmung durch die Farbe festzulegen, und, wo angebracht, den Reiz noch durch farbiges Ornament zu erhöhen, gehört zu den schönsten und wichtigen Aufgaben des Raumgestalters.

Immer muß er jedoch darauf bedacht sein, den Raum ge­

schlossen zu halten; so ist es z. B. falsch, die W ände eines Wohnzimmers mit naturalistischen Landchaften zu be­

malen und durch diese weite Perspektiven zu öffnen. Die Maler, die die Wandflächen mit stilisierten Landschaften nach Art der japanischen Meister oder im expressioni­

stischen Empfinden bemalten, haben diesen Fehler ver­

mieden. Am überzeugendsten und erfreulichsten w irkt die farbige Dekoration da, wo sie die K onstruktion unter­

stützt und betont, z. B. bei sichtbaren D eckenkonstruk­

tionen, Gurtbögen, Pfeilervorlagen usw. Einige Schul- korridore, ehemals weiß geschlemmt oder gräulich ge:

strichen, zeigen sich mit ihrer farbigen Gliederung in w ohl­

tuender Freundlichkeit; die verpönten preußischen Kappen sind regelrecht zum schönen Motiv geworden (Hoffentlich bleiben diese Korridore den Schulkindern nach Beendigung der Ausstellung erhalten).

Daß es die Farbe allein nicht tut, haben die Aussteller richtig empfunden; zur A brundung ihrer, teilweise vorzüg­

lichen, maltechnischen Leistungen haben sie die farbigen Räume mit mehr oder weniger Glück möbliert und aus­

gestattet, leider oft m it weniger Glück. Der Raumschöpfer ist, doch nun einmal der Architekt. Aber wie so viele Bauherren sich die „A rchitektur1' vom Baugeschäft

„schenken“ lassen, so haben es auch nur vereinzelte Malermeister für nötig gehalten, sich die Mitarbeit von Architekten zu sichern, obwohl sie eigentlich wissen müßten, daß der Architekt im Bauwesen kein überflüssiges Requisit ist. So kommt es also, daß in manchen Zimmern Möbel stehen, oder Beleuchtungskörper hängen, die in Form und Maßstab völlig verfehlt sind; es berührt auch peinlich, wenn in einem an sich gut bemalten Raum mit expressionistischen Motiven Madrasvorhänge mit spieß­

bürgerlichem Muster oder Portieren aus Glasperlschnüren angebracht sind. Auch täuschend geglückte Imitationen von Seiden- und Gobelinwandbespannungen sieht man heutzutage nicht mehr gern, und endlich w ar ein mit Fellen und ausgestopfte Tieren überladenes Jagdzimmer sehr zu entbehren, dessen geometrisch aufgeteilte W ände mit schöner Borkennachahmung dem Jagdherrn seine Jag d h ü tte vortäuschen soll!

Diese Entgleisungen waren zu vermeiden; betrachtet man jedoch die rein malerischen Leistungen, so kann man ein recht gutes Niveau feststellen. Von den vielen be­

achtenswerten Räumen seien hier nur einige genannt.

Ein Konditorei-Damenzimmer (Otto K o c h ) zeigt zart feilbern-seegrün schillernde W ände m it keck stilisierten Landschaften und Figuren; ein in Caput mortuum ge­

haltener Leseraum (Max W a s c h i n s k y ) mit olivgrüner Decke verm ittelt die in diesem Falle richtige Stimmung.

Ein Arzt-W arteraum ist von Georg R u d o l p h freundlich gestaltet. Ein Konferenzzimmer — W ände ockerfarben mit ultramarinblauer Einfassung und stilisierten Zeichnungen von Industriew erken — dazu breitgestreifte Klubmöbel, ist dem Kunstmaler Otto W e c k vorzüglich gelungen. Ein Rauchzimmer (Gustav B o 1 d t) hat eine ganz eigenartige magisch anm utende Decke mit indirekter Beleuchtung;

ein sehr gut gem alter Flur (Betonung der K onstruktion) stammt von Max R e b e i . Ein Speisezimmer von Maler Karl H ä r t e l und A rchitekt Bruno D ö r i n g — zitron- gelbe W ände mit exotischen Landschaftsfragm enten, d a­

rüber silberner W ulst — augestattet mit rot polierten Mahagonimöbeln, erzeugt festliche Stimmung; ein modernes Damenzimmer (Maler Erich W o l f und Arch. Dipl.-Ing.

R a c h l i s ) . Eine Reihe von Wohnzimmern, Schlaf-, Bade-, Ankleide-, Herren- und Musikzimmern mit meist sehr geschmackvoller Ausmalung vervollständigen die reich­

haltige Ausstellung. Zu erwähnen ist auch noch eine ein­

fache und hübsch ausgestattete Zwei- und Dreizimmer­

wohnung mit Küche und Bad.

In einem besonderen Saal haben Meisterschüler von Professor Harold B e n g e n ausgestellt; die von ver­

schiedenen Schülern individuell durchgeführte Lösung ein und derselben Aufgabe, z.' B. Ausmalung einer Halle oder Bemalung eines Schrankes ist interessant. Vom Bund Deutscher Dekorationsmaler sind Otto K o c h und W.

P 1 ä t k e mit vorzüglichen Innendekorationsentw ürfen vertreten.

Auffallend ist der starke Besuch auch durch N icht­

fachleute; das bedeutet einen Erfolg der A usstellungs­

leitung, die durch die V eranstaltung zw eifellos. dazu bei­

trägt, daß weite Kreise von dem W iedererwachen der Farbe erfahren und Farben in ihren Wohnungen verlangen. -—

Reg.-Bmstr. Fritz F e n k e r , Bln.-Charlottenburg.

Literatur.

A. E. Brinckmann. S c h ö n e G ä r t e n , V i l l e n u n d S c h l ö s s e r a u s f ü n f J a h r h u n d e r t e n . 40, 215 S. mit 53 Abb. im T ext und 113 auf Vollseiten. — Allgemeine V erlagsanstalt München. Preis in Leinw. 20 M.

(Hierzu die Abb. S. 555).

Dieses Buch bildet eine wertvolle Ergänzung zu der chönen Geschichte der G artenkunst von M. L. G 0 t h e i n , die im Ja h re 1914 erschien und die zum ersten Mal eine zusammenhängende Schilderung der Entw icklung des Gartens durch alle Jahrhunderte und Länder brachte.

Die E ntstehung der verschiedenen Typen und deren Wand lungen sind dort anschaulich und um fassend geschil­

dert worden. —

B r i n c k m a n n steckt sein Ziel weiter; er bringt zwar nur eine Auswahl schöner G ärten aus der Zeit der Gotik und Renaissance, des Barock, Rokoko und des Klassizismus, aber er beschränkt sich nicht auf die ge­

schichtliche Entw icklung der Form, sondern er beschäftigt sich vor allem mit der W echselbeziehung zwischen Bau­

gesinnung und Naturgefühl. Er bezeichnet den Garten als Mittel zwischen Freiheit der N atur und T ektonik des Hauses und will in seinem Buche demgemäß die Fragen beantworten: Wie ist jeweils die A rt des Baues und wie ist das Verhältnis des Menschen zur umgebenden Natur?

Wie paßt sich der Garten an und wie gleicht er Gegen­

sätze aus?

Der Verfasser beantw ortet diese Fragen in seiner be­

kannten geistvollen A rt auf Grund genauster K enntnis des Gegenstandes; er kommt dabei zu neuen anregenden E r­

gebnissen und erhöht die Bewunderung für das Stil­

gefühl der alten Meister, so daß ein pessim istischer Schlußblick auf die m oderne G artenkunst verständlich wird.

Die Abbildungen (von denen wir ein Beispiel w ieder­

geben) sind sehr gu t gew ählt und wiedergegeben, so daß es schon ein Vergnügen gewährt, das Buch nur durch­

zublättern. Es ist allen Denen wärm stens zu empfehlen, die sich an der Hand eines feinsinnigen Führers in die Zauberwelt der alten G ärten versenken und dort das W e­

sentliche erkennen wollen. — B 1 u n c k.

W ettbewerbe.

Im W ettbewerb für den Neubau eines K reiskranken­

hauses in Sonneberg i. Th. erhielten unter 15 Entw ürfen einen Preis von je 2000 M. Albert S c h m i d t , Bau­

geschäft, A.-G., und Arch. W alter B u c h h o l z , beide in Sonneberg, einen Preis von 1500 M. die Arch. B o x ­ b e r g e r & H e r b e r t , Sonneberg, je einen Preis von 1000 M. Dr.-Ing. R u p p e 1, Baudir. a. D., Hamburg, und Prof. Dr. Hans G r ä s s e 1, München. —

r 7

Fällige W ettbewerbe.

15. September. B e r l i n . K leingartenbauten, techn. u.

künstler. einwandfreie (Vgl. Nr. 47).

20. September. O l m ü t z . Umbau Ausstell-Halle zu K onzerthalle und Theater. (Vgl. Nr. 53).

25. September. A u g s b u r g . Kath. Kirchengruppe.

(Vgl. Nr. 63).

30. September. E r f u r t . Luth. Kirche. (Vgl. Nr. 32).

30. September. B e r l i n . W erbeplakat. (Vgl. Nr. 56).

1. Oktober. S t u t t g a r t . G eschäftshaus in der Kö- nigstr. (Vgl. Nr. 65).

1. Oktober. O b e r s t e i n a, d. Nahe. Turnhalle. (Vgl.

Nr. 65).

1. Oktober. D ü s s e l d o r f . Ev. K irche mit Ge­

meindehaus. (Vgl. Nr. 62).

6. Oktober. G e r a (Reuß). Bebauungsplan des städt.

Geländes am Galgenberg. (.Vgl. Nr. 46).

15. Oktober. N e u w i e d . Vereinshaus. (Vgl. Nr. 58).

15. Oktober. D u i s b u r g - M e i d e r i c h. Erw eiterung K aiser W ilhelm-Krankenhaus. (Vgl. Nr. 68).

23. Oktober B e r l i n . Messegelände. (Vgl. Nr. 56 und W ettbewerbe Nr. 3).

Inhalt: Die neue Friedhofsanlage in Parchim (M ecklen­

burg-). — Moderne Putztechniken. — V erm ischtes. — Literatur.

— W ettbewerbe. — F ällige W ettbew erbe. —

Verlag der Deutschen Bauzeitung, G. m. b. H. in Berlin.

Für die Redaktion verantwortlich: F r i t z E i s e l e n in Berlin.

Druck: W. B ü x e n s t e i n , Berlin SW 48.

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