• Nie Znaleziono Wyników

Der Heimatdienst : Mitteilungen der Reichszentrale für Heimatdienst, 9. Jahrgang, 1. Januarheft 1929, Nr 1.

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2021

Share "Der Heimatdienst : Mitteilungen der Reichszentrale für Heimatdienst, 9. Jahrgang, 1. Januarheft 1929, Nr 1."

Copied!
20
0
0

Pełen tekst

(1)

)-

Januarheft 1929 1

Jahrgang lx Nr1

.

fs.1.- c-

«..-

--»-Å,.-«

»..

;,

-E

--.»,B»--»-»««

;

·...««-?.».:.«-».».2

p

Peter VifchleIH Selbsthildnjs vom Sebalduggrab

(2)

Der Oeimatdiensi

An der Schwelle des neuen Jahres.

Von ReichskanzlerHermann Müller.

Das Jahr 1929, dasvor uns liegt, läßtunwillkürlich alledieEreignisseinunserem Gedächtniswieder aufleben,die sichvor zehn Jahr-enin derGeschichte unseresVolkes vollzogen haben. Der Zusammen-tritt der Nationalversammlung, die Wahl des ersten Reichspräsidenten Friedrich Ebert und dise Schaffungder Weimarer Verfassung sind einigeder Haupt- ereignisse,diefürdenAufbauderDeutschenRepublik grund- legendgewesen sind.EsisteineTragik, daßindemgleichen- Zeitraum demdeutschenVolkdieLastdesVerfailler Vertrages aufgebürdetworden ist,alsesgeradedaran ging,seinenneuen Volksstaataus eigener Kraftauszubauen Wenn dieserneue Staat unseremVolke nicht alle Hoffnungen erfüllthat, dann liegtdies zuerstandemverlorenen Kriege »undinderFolge dannandieserdrücken-denLast,diedemdeutschenVolk-eaufdie Schultern gelegt ist.

Und doch, ein RückblickaufdiezehnJahrezwischendamals und heute läßt,bei aller kritischen Zurückhaltungdoch eine Reihevon großen Aufbauleistungenerkennen,dieunseremVolk Anlaßzueinem gewissen Stolz gebenkönnen. Handelund Wandel sindwieder inleidlichemFluß. UnserVolkstehtnach außen geachtetda,wenn ihm auch dieMachtmittel fehlen-,die sonstinderWelt, jedenfallsheute noch-«von Bedeutung sind.

Ja,mancherAusländer,derheutedeutsche Großstädte besucht und sichnur an diebelebten großen Promenaden hält, ohne auch indieWohnquartieredergroßen Massen,in dieIndustrie- und Arbeiterviertel vorzudringen, könnte denEindruck haben, als seiinsDeutschlandwieder der alte Wohlstandder Vor- kriegszeiterreicht. Unddochswäredies einargerTrsugschiluß Denn nochvieleSchatten liegen aufdemBilde unseres heutigen Deutschland. Diese äußereBlüte unseres Wohlstandes istauf geborgtemBoden gewachsen,und einBlickindieZahlungs- bilanz unserer Volkswirtschaftundaufdieallgem-eineZinstafel zeigtohne weiteres, wieschwachnoch die eigeneWirtschaft ist und wiestarkihreAsbhängigkeitvon fremdem Kapital. Ruir durch dieAufnahmevon Schuldenist weitgehend dieseWieder-

genesung möglich gewesen. Ein Blickan unseren deutschen Rheinzeigtuns, daßwir immer nochnichtimBesitz unserer vollen Souveränität sind.Nochimmer stehen fremde Truppen auf deutschemBoden. Dasisteinestarke seelische Belastung für uns-erVolkundkompromittiert dieIdeeeines wahrenFriedens.

Wir treten zuBeginn dieses Jahres in außerordentlich

wichtige Verhandlungen ein, diefürdas deutsche Schicksalent- scheidend seinkönnen-. Auch dadurcherhältdieses Jahr der zehnjährigenWiederkehrderVerfassungsgebungvon 1919eine besondereRote. DieAufgaben, diegelöstwerden soll-en, sind die Wiedererringung unserer Sousveränität im gesamten DeutschenReich,insbesondere überRheinund Saar,und die Festsetzungderuns aufgebürdeten Reparationslasten aufein Maß,das mitunserer Leistungsfähigkeitvereinbar ist. Dies-es Jahr wird viel-leichtseitderÜberwindungder Jnflation im Jahre1925diestärkstenAnforderungenandieseelischeSpann- kraft unseresVolkes stellen. Jndiesem Jahrwirdes infolge- dessen doppeltbeialler Meinunsgsverschisedenheitim einzelnen daraufankommen,indenTebensfragendesVolkes einen ein- heitlichenWillen zuzeigen.Uns-erVolkhatsoviele Parteien wiewenigandere Völker. Aber das geradebedingtinZeiten wiederkommenden, daßimmer wieder zwischenund überden Parteien das Verbindende hervorgehoben und das Trennende zurückgestelltwird. Darin seheicheinederHauptaufgasben,die dieReichszentrale für Heimatdienst aufdemBoden unseres neuen deutschenStaates, derDeutschenRepublik,zuleisten-hat.

Wenn alleMitarbeiter des Heimatdienstes sichder Be- deutungdieserihrerAufgabe bewußt sind,dann-werden sie sich

um dieSache desgesamten deutschenVolkes ein-großesVer- diensterwerben. Jch hoffe, daßinderalten,bewährtenWeise auch in dem kommenden schicksalsreichenJahresichderHeimat- disenstmitallen seinenMitarbeitern weiter im Dienste dieser großen Aufgabederstaatspolitischen AufklärungundErziehung bewähren möge.

Deutschlands Rechtsanspruch aus Räumung

VonReichsministerDr.GustavStreseima nn.

Jchbinmirvollkommen klardarüber, daßdieFragederRäu- mung desbesetztenGebietes eineFragederPolitikist,dievon sdem VerhältnisderbeteiligtenMächteueinanderabhängtsAuchinden

Evklarungen,«diederenglischeAugenministerimUnterhaus undder Tordkanszlerim Oberhaus abgegeben haben,istdasBestrebener- kenntlich,diese FrageausderjuristischenErörterung herauszubringen undalsbesondere-Fragezubehandeln. Rachdemaber inbeiden Fällenderjuristisch- Standpunktderenglischen Regierung ausführ- lichzumAusdruckgekommen ist,wird man es verstehen,iwenn ich näher«aufdieGesichtspunkteeingehe,dieinderjuristischenFrage fiirdiedeutscheRegierunginBetrachtkommen.

Jch denEindruck, daß selbst diejenigen KreisedessAsuss landes,diederForderung Deutsch-lands auf als-baldige Räumungder

geetztenGebiete volles Verständnis entgegenbringen, es vielfach eemdlich finden,wenn wir uns dabei nichtnur auf politische

«

Argumentestützen,sondern auchdenRechtsstandpunktstarkbetonen.

zwar hat die Welt-öffentlichkeitbeiinternationalen problean dieserArt imallgemeinenwenigersSinn fürdiejuristischeAus- legungvon -Vertrags·paragraphen,als fürdie Gesichtspunkte der praktischen Politik. Wirkönnen aberineiner sovitalensFragedie Tatsache,daßderVersaillerVertragderdeutschenRegierung nach ihrerüberzeugungeinen wohl-begründetenRechtsanspruch aufRäu-

gibt,nichteinfachinden Hintergrund treten lassen. Die polischenund moralischenArgumente,diefür unsere Forderung sprechen,werden inkeiner Weise dadurchabgeschwächt, daßwir nebenEsihnenauch auifdieRechts-lage hinweisen.

handeltsichdabei nichtum subtilejuristische Deduktionen, sondernum dievernünftige loyale Auslegung einer kurz-en, aber äußerstwichtigen Bestimmung des Versailler Vertrages. Der Artikel 431dieses Vertragesbesagt, daßdieBesatzungstruppen so- fortaus demRheinland zurückzuziehensind,wenn Deutschlandvor- Ablauf»der vertragsmäßigenBesatzungsfrist von 15 Jahren .,eom-plies all the

undertakinksresulting ktom the present

Treu-ist Eskommenhierbeibeanntlich zwei große Gruppendeut- 2

scherVertragsverpflichtungen inBetracht, nämlichdieEntwaffnung DeutschlandsunddieReparation. WasdieEntwaffnung Deutsch-

lands anlangt, sowird auchvon den maßgebendenStellen der

früherenalliierten Mächte anerkannt, daß sie durchgeführtist.Da- gegen wird hinsichtlichder Reparationen von seitendieserMächte behauptet, daßdiejetztinKraft befindlichen condoner Verein- barungen desJahres 1924überdenDawesplan und ihre,wieun- bestrittenist, pünktliche Durchführung durch Deutschlandnichtaus- reichen,umdsieVoraussetzungdes.Artikels 431alserfüllt anzusehen Diese These ist neuerdings mitbesondererPrägnanzvon maß- gebenderbritischer iSeite invielbeachtetenöffentlichen Parlaments- erklärungen dargelegtworden. Rach diesen Erklärungen wäreder Artikel 431nur dann answendbar, wenn Deutschlandseine gesamte Reparationsschuldreftlos abgetragenhätte-. Diese Ansicht steht schon mitdemvorhinzitterten Wortlaut inWiderspruch,da indiesem nichtvon dem FalledieRede ist, daß DeutschlandalleseineVer- pflichtungenersüllt.hat, sondern vielmehr von dem Falle,daßes sie erfüllt. Gleichwohl glaubtsichdiebritischeAuslegung des Artikels aufeinen anderen Artikel desVersailler Vertrages, näm- lichdenArtikel 429,stützenzukönnen. DadieserArtikel schondie RäumungderdreiZonendesRiheinlandes inEtappenvon fünfzu fünfJahren davon abhängig macht, daß Deutschlandsdie Be- dingungendesVertragesgetreulich erfüllt,meint diebritischeRe- gierung, daßim Gegensatz dazufüreine Gesamträumungdes Rheinlandes vor Ablan der15jährigen Frist aufGrund desAr- tikels 431dieibloße sortlaufende Erfüllungder Vertrags-verpflich- tungen durchDeutschlands nicht genüge.

Selbstwenn man zugeben will,daßderArtikel 431mehrpok- aussetztals derArtikel 429, so istesdoch unmöglich,dabei so weit zugehen,daßman dievorzeitige RäumungdiesRheinlandes von dereffektiven Abtragungsdergesamten deutschen Reparations- schusld abhängig macht. Jndiesem Falleswäre derganzeArtikel 451 offensichtlich ksinnlos.Niemand konnte beiAufstellungderVersailler Friedensbediingungenirgendwie dieMöglichkeit ernsthaft inBe-

(3)

Der Heimatdienst

——W—-å—s——

trachtziehen,daß Deutschlandimstandesein werde, den Gesamt- betragderihmauferlegtenReparationen vordemnJahre1955zu bezahlen.Tatsächlichshat auchniemand andieseMöglichkeitgedacht, dader1Versailler Vertrag selbst ausdrücklichsvon einerFristvon Zo Jahren fürdieBezahlung der deutschenReparationsschuslden ausgeht. Jn»denbritischenParlamentsersklarungenwird ihiergegen eingewendet, daß auch Frankreich. nachdemKriegevon 1871im- stande gewesen sei, seine KriegsschuldanDeutschlandssvor Ablauf derdamals vorgesehen-en ZashlungsfristenzubeglseichemJchsglaube nicht, daßes nötig ist, diesenEinwandzu widerlegen, da die völlige VerschiedenheitderLageFrankreichsimJahre 1871«un»dder Lage DeutschlandssimJahre 1919offenzutage liegt.Esistinter- essant,daß auchdiebritische Regierung nichtimmer der Ansicht gewesenist,diesiejetztvertritt. NochimiAugust·192ZhatsIe inderberühmten sogenannten»Curzon-Note«,indersiezu derBe- setzungdesRuhrgebietes durchFrankreichund BelgienStellung nahm, dieZulässigkeiteiner solchen Parallelezwischenden fran- zösischenVerpflichtungen desJahres 1871unddendeutschenRepai rationssverpslichtungenmit aller wünschenswerten Deutlichkeit und mitvöllig sdlurchdschlagendsenArgumentenzurückgewiesen.

»

UmdieRichtigkeitderdeutschen Auffassung,daß auch hinsicht- lichderReparationen dieVoraussetzung desArtikels 431 sbereits letzterfüllt ist, außer Zweifel zusetzen, genügtes, auffolgen-de Punktehinzuweisen:

DieVereinbarungen über denDawesplan sind, obwohlsie noch nichtdieendgültige Lösungder Reparationsfrage enthalten, doch weitentferntdavon, einbloßes Zahlungsversprechen Deutschlands darzust-ellen. Der Dawesplan hat, wiejedermann weiß, fürdie regelmäßige Zahlungder inihmfestgesetztenAnnuitäten effektive Pfänder geschaffen,die denGläubigernvolle Sicherheitgewähren.

Deutschlandwar zurBestellung dieser Pfändernachdem Verträge von Versailles nicht verpflichtet.Diese Pfänder sindeinefreiwillige LeistungüberdenVertraghinaus.

Das ganze SystemdesDawesplans istso gestaltet,daß sein Funktionieren inhohemMaßevon sdemallgemein-en gutenWillen

Deutschlands unabhängig ist.Wirhoffen alle, daßdiejetztin Aus- sichtgenommene Einsetzungeiner neuen Expertenkommisssionzuder endgültigenund-vollständigen RegelungderReparationsfrage führt.

Selbstwenn dasaberwider Eriwarten nicht gelingen sollte,würden dieinihrerWirksamkeitiweitüberdasJahr 1935hinausreichen-den Vereinbarungen überdenDawesplanvöllig genügen,umbeieiner loyalen AuslegungdesArtiikels 431dessen Voraussetzungalserfüllt

anzusehen. -

Diedeutsche Auffassung findeteinebedeutsame Bestätigungin derinletzterZeit schon oft erwähnten Erklärung dieam IS.Juni 1919 hin-sichtlichder BesetzungdeutschenGebietes von Wsilson, Elemenceau undCloydGeorgeunter-zeichnetwurde. Darinheißtes, daß,wenn Deutschlandvor 1935Beweise seines gutenWillens und ausreichen-deGarantien fürdieErfüllung seiner Vertragsverpflich- tungen gegebenhabe,die beteiligten alliierten und assoziierten Mächtebereit sein würd-en,eineVereinbarung überdiefrühere BeendigungderBesetzungsperiodezutreffen.

Wir haltenuns für berechtigt,sdieFragezustellen,obman etwa bestreitenwill, daß Deutschland Beweise seines gutenWillens undausreichendeGarantien imSinn-edieser Erklärung gegeben hat.

Selbstwenn man inderErklärungkeinDoskumsent sehen will, aus demDeutschland- seinerseitseinformelles Recht sherleiten könnte, so beweistdiesesDokument doch, »daßdiedamaligen Absichtender Hauptautoren des Vertrages von Versailles derjenigen Aus- legungdesArtikels 451entsprechen,diejetztvon Deutschlandver- treten wird-. Jch habein-denerwähnt-en englischen Parlaments- erklärungen nichts gefunden,was dies-es stark-e Argumententkräsften könnte.

Nachalledem ihalteich mich für berechtigt,zuerwarten, daß unserejuristischen Argumente aufdieDauer nichtohneWirkung bleiben unddaß sie zusammenmitdennicht wenigerstark-en poli- tischenund moralischen Argumentendazu führ-en werden, dieBe- setzung deutschen Gebietes, dieses letzte militärische Überbleibselaus demWeltkrieg, endlichzubeseitigen.

Peter Fischen

VonKarl Scheffler.

Nichtnur einen älteren Und jüngeren Cranach und Holbein gibtes,sondern auch zwei Vischer,Vater und Sohn,diebeidePeter heißen.Derberühmte Peter Vischer istderältere,derVater. Doch isterkeineswegsderStamm-roter derFamilie,vielmehr isterder SohndesErzgießers HermannVischer.DieVischerwaren eine große Künstlerfamilie,dieeinwenigandieFamilieumSebastian

Bachdenken läßt. Durch vier Generationen bewegtsich diese

Familiedahin. Hermann Vischer

dasWort Goethes nichtzu,einKünstler,dersechsKinder hätte, seirein verloren. Dennerhattefünf SöhneundeineTochter. Alle diese Söhnearbeiteten inderWerkstattdesVaters undwohntenmit ihrenFraueninseinemHause.DieSöhne störten nicht, sie halfen am gemeinsamenWerk. Hier bewegen sich HandwerkundKunst ganz imPatriarchalischenz »derHandwerker-künstlerwar ganz einHaus- v·ater,erherrschteinseiner Werkstatt, seineUntertanen aberwaren

dieSöhne.Esergo-b sich spätereine war derGründer derWerkstatt. Jm

Jahre 1455 erkaufteerdas Nürn- bergerBürgerrechtundrichteteeine Gießshütte ein,dieschnell bekannt wurde. ErstarbimJahre1488und hinterließ die Werkstatt seinem ältesten SohnPeter,der um 1460 geborenwar. Dieses istderPeter Vischer,idessenNamen nahezujeder Deutschekennt. Jeder lhatvon seinem Hauptwerk,dem Seb-aildus- grabinNürnberg wenigstens gehört undAbbildungendavongesehen.Am bekanntestenistdas Sselbstbibdnis, das sichunter den Statuen dieses Reliquienschreinsbefindet:diedurch Phrasenlosigkeitüberzeugen-deDar- stellungeinessbärtigenErzsgießersin SchurzfellundKappe,denHammer inderHand. Diese Selbstdarstellung istsymbolischgeworden fürden Handwerksmeister,der einKünstler ist, füreinen Mann derWerkstatt,

»derzugleicheinMann IdesGeistes ist. nderGestaltseines Selbst- bildnifes ist PeterVischerindas BewußtseindesDeutschen überge- gangenundist ihnenzu einemSchutz- patronderKunstgeworden.Ähnlich wie AlbrechtDürer. Dieser repäs sentiektfürdasGeistigederKunst- fük ihre dichtende Romantik und faustisch freie Gesstaltungsfüllez Peter Vischer repräsentiert fürdas Handwerklicheder Kunst, fürdie Okgamsche Vereinigung von Kunst

v-

»

Oe

.BUT

Zj

News-

sz«-

«-

Differenz,aber dielagwoanders.

Peter Vischerstehtauchins- sofernneben demumeinJahrzehnt jüngerenDürer,als bei-deKinder

einerZeitwaren, in derzwei Kunst-

anischauungen,zwei Sehforinenhart auseinanderstießenund seinegroße BewegungOderGeister stattfand.

Gotik und Renaissancebekämpften undbefruchteten sichsUnd ldasHand- werkbegann sichmitderKunstaus- einanderziusetzem dergestalt,daßan dieStelleoderAnonYmitätdiePer- sönlichkeittrat,daßderHandwerker mitIdeenKünstlerumdas Vorrecht zu.ringenbegann.Dieser Kampf ist beiVischer nicht so- augenscheinlich wie beiDürer,weil Vischernieiii Jtalienwar und überhaupt mehr hinter seinen Werken zurücktrat Dennoch isteringewisser Weiseein Opfer diesesKampfes orden.

DasGewerbe derMessinggießer oderRotschmiede galtdamals viel inNürnbergEsswareineSpezialität derStadt undgenoßdarum gewisse Schutzm-aßnahmen.JnderGießhütte Hermann Vischerswurden vor allem Leuchter, Gewichte, Waagen,Wetter-

·hähne, Grabplatten usw. hergestellt.Das wichtigste Werk,das aus sder Hütte her-vorgingwar dasTauf- beckenfür dieWittenbergerStadt- kirche nochganzgotisch- reichmit Reliefs und Eckfigurenvor den und Handwerk. Auf ihntrifft PeterMiche- öebalduagrab inderSebalvuotirche zuNürnberg

tragendenPfeilern verziert. Berühmt gemacht hatdieHüttedann aber Z

(4)

Der Heimatdiensi

erst «·Peter Vischer.Erwurde der ,,großeWerkmeisster«,weil er nicht nur ein meisterhafterHandwerkerswar, sondernauchein ungewöhnliches plastischesTalent hatte. Das Modelliseren und Gießenvon Statuen, dasdamals inDeutschlandkaum schon geübt wurde,brachteerschnellzurVollkommenheit. Seine Werkstattwurde so berühmt, daßsieinDeutschlandalsSehenswürdigkeit galtund von denFürsten besucht wurde, dieinNürnberg Quartier nahmen.

Gleich nachdemTodedesVaters wurde beiPeter VischerderEnt- wurf fürein-enmehrals15mhoch gedachten ReliquiensschreininErz

bestellt,der dieGebein-e desheiligenSe- balsdus aufnehmensollte.DieserEntwurf, eine F-ederzeichsnung, ist erhalten und be- findet sichin-Wien. Erist sehr schönund gibteinehoheMeinung von demTalent Vischers.Die Formen sind nochgotisch, doch sisteseinegebändigteundineinege- Wisse klassische Ordnung gebrachteGotik.

DieArbeiten desVaters erscheinenneben diesen Formen grobundunbeholfen. Jn dsasHandwerk isteinneuer künstlerischer Geist gekommen, deraber nochnichtder

«GeistdserRenaissancewar. Essteht fest, daß Peter VischernieAnatomie studiert hat,undwahrscheinlich haterniemals auch nachderNatur selbst gezeichnetund mo- delliert Jnsofernunterscheidetsich Vischer

auchwieder von Dürer Dennochhat

dieser Entwurf des Sebaldusgrabes ein-e Höhe, daßman sich unwillkürlichnach den Anregungen umblickt. Die Kunst- historikerwissenaber nichts darüber zu sagen,woher Vischerdiese Meisterschaft so plötzlich hatte——,sofernmitsolchenNach-weisen überhauptetwas bewiesenwerden kann,»weil dasTalent stets seine eigenengeheim-en Wege geht.Dieser Entwurf wurde nichtausgeführt Jshm folgte

wahrscheinlichalsTeileinesgrößeren, nicht ausgeführten Ganzen gedacht—..dieErzplastikeines knienden Mannes, dermitheftiger Anstrengungeinen lAst bricht (Münchens,Nationalniuseum), eine merkwürdige,weitvorgreifendie Arbeit, erfülltvon phantaisievollem Naturalismus, einBeweis dafür,was dergenialen Naturanschauung auch ohne Anatomiestudium möglich ist. AlseinHauptwerkfolgte dann dasreichmitApostelfiguren verzierte

Grab-mal Ernstens von Sachsen,das im MagdeburgerDomsteht. Jn ihmerweist sich Vischer endgültigalsein Meisterdser Vollfigur,durchaus erfahren auchinder Verbindung von Figur und architektoni- schemBeiwerk. Nebenher gingenvieleAusf- trägefür Epitaphienund Grabplatten, die nicht nur von dem hohen Rang des Plastikers, sonder-nauchdes Zeichners Zeugnis geben. Jm Jahre 1497entstand die20omhohe BronzestatuetteeinesHei- ligenChristoph-»diesich heuteinBudapester Privatbesitz befindet.JndenfrischenNa- turalissmus ist hiereinleis-erManieriss mus gedrungen,derausf Freudeam Kön- nen und aufVirtuosität hinweist. Ein schnell-es ReifenundWachssen ist überhaupt indiesen Jahrencharakteristisch für Peter Vischer. Dann aber tritt ein Stillstand - ,«.

ein, beieifriger äußerer Tätigkeit. Fast «« "- « ein Jahrzehnt lang folgen in langer

ReiheGrabplatten Sie erscheinendem

ersten·Blicketwas gleichförmig, enthüllenbeinäheremStudium abereinengroßen ReichtumanFeinheiten sowohlinderZeichnung wie inder ModellieriungJnnerlichhatVischerindieser Zeit wohl immer weiter gearbeitetandergroßen AufgabedeslSebaldusgrabes, obwohles davon ganzstill gewordenwar.

Jngwischenwaren dieSöhne herangewachsenund indieWerk- statt einsgetretemDerältestewar Hermannzerwurde 1486geboren und starb schon1517. Peter,derzweite Sohn,bekannt als Peter VischerderJüngere,"wurde1487geboren;aucherstsarbbereits vor demindasJahr1529fallendenToddesVaters. Diedreijüngsten Söhne heißen sHans, JakobundsPaul-us.Von ihnen ist wenig mehr bekannt,alsdaß Paulus, derSohnderdritten Frau,dieWerkstatt spätererbte, sieaberseinemBruder Hans verkaufteunddaß dieser siedann zwanzig Jahrelangallein weiterfüshrte Hans Vischerver- erbte dieWerkstattseinem um 1520 gebotenenSohn Georgund dieser besaß siebis zuseinemTode imJahre 1592.

WährenddieSöhne alsoinderWerkstattarbeiteten, wurde im Jahre 1507 derPlan des Sebaldusgrabes wieder aktuell. Fünf Nürnberger Bürgertraten alssStifterauf,darunter diebekannten Holzschuherund Jmhosf,und beschlossen,nun endlicheinwürdiges Gehäuse fürdenimmernoch freistehenden SargdesHeiligenSebaldus

VomGrabmal Maximilians

VomGrabmal Maximiliano

von Peter Vischer anfertigenzulassen.Es wurden Vorschüsse E

gezahltund« dieArbeit begannsofort. Jm wesentlichenhieltsich Vischeranseinen ersten Entwurf, docherweiterte und vergrößerte erihn. Ammeisten beschäftigten ihndieVollfiguren,dieApostel, dieStatue diesHeiligenSebaldus und das schon erwähnte Selbst- bildnis. Wieder wird indiesenStatuen einneuer Stil erkennbar:

derStil derReifeund!derendgültigen Meisterschaft.Deutlichrückt Vischerweiter absvonderGotik. DasEntscheidendeaberist, daßes mitHilfederTradition geschieht.Esist nachgewiesen, daß Vischer damals Beispieleder deutschen sGießplastikdesdreizehnten Jahr- hunderts sammelte,und-daßererfülltwar »vondem,was diedeutsche Skulptur inihrer größtenZeitinStraßburg, BambergundNaums burg geleistet hatte. Etwas vom Geiste diesermonumentalen Groß- plastikistinseinenkleinen Statuen desSebaldusgrabes geflossen.

Si er nicht,ohne daßderKünstlscxden kleinen Maßstabals Hemmung empfand.VischersPlastik dieser Jahre istetwas wieeine Ren-aissancederdeutschen klassischen Sskulptur.

DerNeigungzumMonumentalen sindinderFolge zwei Auf- trägedesKaisers Maximilianentgegengekommen. Eshandelte sich

(um diebeiden großenStatuen Arthurs undsTheodorichs fürdie Jinnsbrucker Hosfkirche,dieinmitten von achtunddreißiganderen Statuen von Vorfahr-endesKaisers einriesigesErzgrabumstehen sollten. Daneben waren vierundzwanzigReliefporträts,hundert kleineStatuen von Heiligen,zweiunddreißig Brust-bildetund eine Figurdesknienden Kaisers geplant. VondengepanzsertenGestalten sindabernur achtundzwanzig fertig geworden.VischersArbeiten sind diebesten, siedistanszierenallesandere undsbeweisen,rwas erauch alsGrdßplastikserleistenkonnte.

An dem Sebaldusgrab arbeiteten die Söhnewährenddessen fleißigmit. DieArbeit daran zerfälltinzwei Abschnitte.Von 1507 bis1512schuf PeterVischer seineStatuen. Dann trateinePausevon dreiJahren ein. Ende 1514 begann dieArbeit von neuem und wurde 1519vollendet. Abernichtnachdemersten Plan. Um 1512 überließ .Peter «Vischerdiese große Aufgabeganzdeninzwischenselb- ständig gewordenen Söhnenund hörte auf, künsstlerischzuprodu- zieren. DieGründe dafür sind völligunbekannt. Krankheit kann dieUrsache nicht gewesen sein,dennVischerlebtenoch siebzehn Jahre und führtedieGeschäftederWerkstatt weiter. DieseResigsnation muß sehr innerliche Gründe haben-. Wahrscheinlichhängt sie zu- sammenmitdem jetzt nachdrücklicheinssetzendenStilwandel und mit demSiegderRenaissance. Daraufdeutet diedreijährige Pause,das ÜbergewichtderSöhnebeiderWiederaufnahme derArbeit und die Aufgabe diesersten gotischen Entwurfs. Die Söhnehatten den ,,italienischen Gesch.mack«,undlPeter sVischer ließesgehen. Nachdem einige rein italienischeHochrenaissance-EntwürfevonHermann Vischer derinItalien, inSiena,gewesenwar —- nsicht akzeptiert worden waren, entstand-inderZusammenarbeit von Hermann und

il1)«lete-r(dem Sohn) ein Entwurf, derinseltsamerVerquickung otive derRenaiissanceundein-eranSiena erinnernden Romantik aufweist.Nebendenbereits vollendeten Statuen Peter Vischersdem Älteren traten nun dieitalienisierenden GestaltenderSöhne: Reliess, Allegorien, Putten,Leuchterhalten Kandelaber undviel kleinesGetier.

Als dasGrab vollendet war, erschienseswieeinZwitter. Esist auch indieser Gestaltimmer nocheinWunderwerk derErzbildnereiund Gußkunst, so daßman esruhigmitGhibertisTürenvergleichenmag;

aberesistimganzen etwas klein-lich,etwasdetailreichundigedrechselt.

Desälteren PeterVischsers Entwurf versprach mehr Einheitlichkeit und Größe.Dasendgültige Sebaldusgrab ist sehrdeutsch,imGuten und imMsißglückten;es wurde von seinem handwerklich gefesselten Genie begonnenund von freiergewordenen Trabanten zu- Ende ge- führt.EsistdasDenkmal derArbeit zweier Generationen, das Denkmal derAuseinandersetzungvon Gotik undRenaissance

an»demSchicksaldieser Handwerker-undKünstlerfamilie spiegelt sich überhaupteinZeitschicksaL Diese Werkstattwird füralleZeiten einMuster dafürsein, was familienshaftverbundene Künstler gemeinsam leisten können;aberauch dafür, daßselbstin einem solchenpatriarchalischen VerhältnisdieTragik nichtganzferngehaslten werden kann. Jn allerStille vollzieht sichdieTragödiederVäter undSöhne. Tragik liegtin derResignationdesälteren Peter Viseherz

denn er war das

größte Talent der Familie und, ein gleichnishaftwirken- derMensch. Heute,

wo wir von der

Gotik wie von der Renaisssance gleich weit entfernt sind, stehtPeter Vischer in seiner ganzen schlichten Größebe-

herrschendda. Erstehtdaalseinerdergrößten Künstler-Handwerker allerZeiten,alseinerdergenialsten »Werkmeister«deutscherBildkunst.

Vor fünfhundert Jahren, am 7.Januar 1429istergestorben.

Jm vorigenJahr ist Albrecht Dürer laut, fastlärmend gefeiert worden; esziemt sich,nun auchPeterVischersdankbar und in unerschütterlicherVerehrung zugedenken.

VomSebaldusgrab

Cytaty

Powiązane dokumenty

, Nach der Aushebungsverordnung vom 14. Dezember 1952 tritt dieser zweite Teil der Verordnung vom 5. Es wird sich aber fragen, ob man nicht an die Stelle der §§ 7 und 8 der

Beide haben sich aber nach Verabschiedung einer Verfassung von den leitenden Stellen zurückgezogen und sind erst später wieder an die Spitze ihrer Staaten gekommen, Svinhufvud

Jn der gesamten Literatur unserer ehemaligen Kriegsgegner über die- Friedensverhandlungen und über die Auslegung des Artikels 2Zt, mögen die Verfasser Engländer, Amerikaner

Die Entscheidung, ob dies-e Gelder prolongiert oder zurück- gezogen werden sollen, hängt ab von der internationalen Ge- staltung der Zinsssätze und der Wechselk-urse, darüber hinaus

Die mit Frankreich noch zu erörternden Fragen sind von nicht geringerer Bedeutung. Hier handelt es sich um eine Klarstellung des Verhältnisses zwischen dem young-Plan und dem

Auch gute Redner haben oft ihre Not damit, die Zu- hörer wach und bei Laune zu erhalten. fällt es selbst dem geübten Redner schwer, einem breiten Publikum anschaulich zu machen, was

Dagegen sind Sachlieferungen, die lediglich an die Stelle- einer normalen Ausfuhr treten, welche nach menschlichem Ermessen in derselben Weise und Höhe auch ohne die Bezahlung

ziierten Mächte halten dafür, daß sie denen, die ihr alles dahiingegeben haben, um die Freiheit der Welt zu retten, nicht gerecht werden würden, wenn sie sich damit abfinden würden,