Jahrgang lx Nr. 3 - O 1.Februarheft 1929
inkommilliom ZentratverlagEINBerlinW35
Ball-jährlich2,50mark-Jshtlich 5,-mittl- ctlcheint zweimal monatlich Durch jedesPostamtzubeziehen AllsdemInhaltsRegierungspräsidcntDr.Jlbcg g, StaatundStaatsgcsinnung—-
T beodorHeu ß,Weimar — Oberregienmgsmt Ist-.pviser,DasJubiläumder Vetttschen Uationalversmnmlang
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IllinistcrialdirektorK aklSpie·cker,Unge- bolseneSchätzederReichsverfassung—-Pkos.1)-·. GnftcwMafer,DieNovember- kwolution—H Dr.Jlrnd Jessen, DasVeckungsproblemimReichshaushalt1929
Dr.R.von Ungernsstern berg, Diewirtschaftliche LageinFrankreich.
· Mitteilungender RelchszentralefürBeimatdienlt
Dachdtucklämtlichek Beiträge nurmitQuellenangabe geltattet
Der Heimatdienst
Staat und Staatsaesinnung.
Von Dr. A beg g,Regierungspräsident.
Eine Vorbemerkung magSinn und Zweck dieser Ausführungen abgrenzen: NichtderStaat alsOrganisation, sondernalssozialer Zusammenschluß solluns beschäftigen,diensach außenabgeschlossene Vereinigung von Menschenzugleichen ethischen Zielen:derStaat alsmenschliche Schicksialsgeme-inschaft,derStaat inseinerBeziehung zusmVolk. Und Staatsgesinnung istuns dabei nichteinedurch positives Recht bestimmteund durchStrafenerzwingbare Formdes Verhaltens zumStaat, nichteineweltanschaulich gebundenePartei- auffafsung sondern dieinnere Einstellungdeseinzelnenzum Staat, sittliches StaatsgefühlunsdstsaatsbürgerlichesGewissen.
II
Soziologisch mögenwirdieEntfaltung staatlichen Wesensin einer Folgesehen:Da istder einzelne,seine Paarung mit dem anderen Geschlecht,dasWerden derFamilie,sdieVerbreiterung des Blutstromsgleicher AbstammungzurSippe,zumStamm,zumVolk, zurNation und nun zur übernationalen Völkergemeinschsaft,die inder-Jdeesschonlebendig ist,aber impraktischenLeben sich erst inAnfängen abzeichnet.
Zunächstund zumeistbindset indiesenfortschreitenden Ver- einigungendieGemeinschaftdiesBluts, derAbstammung,derInter- essen,dieSteigerungderKräfte nach außen, gleiche Gewohnheiten- gleiche Sprach-e. Nieallein das eine oder das andre; Antriebe kreuzen sich.Aber diejeweiligen Gemeinschaftenblieben niefür sich unberührt. IhreKraftströmie schleuderten dieteilnahmsloseren oder dieüberkräftigenElemente nach draußenund. sogenvon dort passen-deElemente an. Niesind größere Gemeinschaften insichrein gewesenodergeblieben. Das biologischse Gesetz, daß Blutmischung inweiser Dosisbelebt und anucht lähmt,wirkt auchimWerden nnd Ver-gehenderVölker.
Diefesteste Bindung größerer Gemeinischaftenswar immer das Heimatland undgemeinsamesSchicksal; das Geschichtserlebnis zeugt dasinnere GefühlderZusammensgehörigkeit.DasVolk wseitetsich zur Nation, wenn es sich so»alsGesamtpersönlichkeit begreiftund dieserdieAnerkennungderanderen Völkererwirbt. —
Die äußere Gemeinschaft bildet das Jnnenleben. Der nn- gezügelteTrieb wirdeingeengtdurch erst unwillig,dann alszweck- mäßig empfundene Rücksicht aufdieGemeinschaft;dieNotwendigkeit der Erhaltung von Kräftenfür äußere ZieleführtzurFürsorge
fürden anderen und zum inneren Erlebnis der Sorgefür den
Nächsten;aus gemeinsamgewordene Sitten bilden sichals Ver- pflichtusng emspfundene SittengesetzezGemeinschaftund notwendiger Ausgleich widerstreitender Meinungenführen zu höheren Stufender AnschauungeninKultur, sozialen Dingen,Weltanschaunngund zu
religiösemGlauben. -
InWirtschaft, Rechtund Staatsverwaltung sehenwirdenWeg führenvon derNotwendigkeit derVertretung gemeinsamerInter- essenzum Bewußtseineiner inneren Gemeinschaft, von absoluter Autorität undunbedingter Macht einerseitsundstiller Unterordnung andrerseits zurtatsächlichen Verbreiterung der Reihenderer,deren Rat derRegent für seineHerrschaft bedurfte; der Weg führtdann fortschreitendzurallgemeinen Berufung eines Gesamtrats aus dem KreisederUntertanen; sie ergeht zunächstnochautoritativ von oben- wird späteraberallgemeinindieBestimmungdes Volks gelegt, bis die neue Zeit immer allgemeiner das Volk als schlechthin bestimmendeGemeinschaftinallen staatlichen Ding-enerkennt und verfassungsmäßigverankert. SelbstdieAuswahl derFührer istnun- mehrvom Willen des Volksbedingt. DieseLinie sittlich-erEnt- wicklungdesStaats istunabhängigvon den Weltanschauungender Parteien, unabhängig auchvon deräußeren Staatsform und der Staatsspitze. Siezeigt sich durchaus auchinjenenStaaten, wo die nochbestehen-de Monarchie den Charakter·innerer Notwendigkeit, desGott-esgnad-entums,bereits verloren unddeneiner nurtaktischen Zweckmäßigkeit,der Duldung von Volkes oder eines einzelnen Gnaden,längstangenommen hat. -
Entwicklung und ZieldesStaates ruhenals-oinderhöheren sittlicheren Vervollkommnungund inderFörderungderWohlfahrt nnddesinneren GlücksseinesVolkes, dasMittel dazu,sdieSchaffung grundsätzlich gleicher Voraussetzungen fürLeben undEntwicklung jedesStaatsangehörigenbeiweitesterFreiheit; einer Freiheitin- dessen,diesich bewußtderSittlichkeitunddemGewissenunterordnet.
Nicht»die Geburt oder sonsteine Voraussetzungsoll Ausfstiegund Führerauslese beeinflussen, sondern allein die Leistung Goethe sprichtdies soaus: »Es kannkeine Gesellschaftanders als auf denBegriffderGleichheitgegründet sein, keineswegsaberauf den Begriffder Freiheit. Die Gleichheit willichinderGesellschaft 58
finden. DieFreiheit,nämlichdiesittliche, daß ich mich subordinsiercn mag, bringe ichmit.«
JstdieGesellschaftderKörper,derdiemannigfachen Bedürf- nisseund Interessen bestimmt, so istdieNation dieSeele,die den CharakterdesVolkes formt,undder Staat derordnende Geist,der mitseiner PolitikdieBahnweist.
If
Jeder lebende Organismus istbesti-mmt, sichzuerhalten und zuentwickeln. Jeder Stillstandbringt Erstarrung, stattLeben also Todbedeutend. Gesunde EntwicklungdesGesamtorganismus fordert GesundheitderZellen,imStaate alsoderBürger.Wenn derStaat das WohlderMenschen fördert, handelt erdem sittlichen Endziel gemäß; mehr noch:erwürde unsfittlich verfahren,würde erasoziale, also ungesuindeTeile dulden, stattsie auszuscheiden·. Freilich ist solchesRecht und solchePflicht verbunden mit der sittlichen Förderungder Bürgerim Geistewohlverstandener Freiheit und Toleranz. »DerStaat isteinMittel zurErziehungdesMenschen- geschlechts« (Treitschke). DurchVerfassungund positioeRechts-
normen wird erdenRahmen dieser Erziehung umschreiben, sowie
durchVerwaltungsmaßnahmenundgeistigeArbeit ihnmitLeben zn füllen trachten, umdiegesundenElemente zufördernnnd dienn- gesunden— eheersieverwirft »—— zuheilen. Wo-diese Heilung unerreichbar bleibt, dann —- abererstdann —- wird ermitZwang vorgehenund schließlichden ungesunsdenTeil ausscheiden.
Staatsgesinnung imGeistederFreiheit ist vornehmstesZielder Staatserziehung, ihrbestes Ergebnis staatlichesFührerin-m,das ans persönlicher Leistung ruht.
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Die Staatsbeamten und Staatsangestellten stehendem Staat doppelt gegenüber.Siesind erstensStaatsangehörigeundinnerhalb derGrenzenvon Verfassungund Gesetz frei,übersichzubestimmen und ihreMeinung zubilden;sie sindinsoweitnur Objekt von Staatspolitik und Staatserziehung. Abersie sind zweitensberufen.
namens des Staates seineIdeen zutragen nnd zufördern; sie
dienen überdas allgemeinePflichtengebiet hinaus dieser besonderen Pflicht, die siein innerer Freiheit und Selbstbestimmung über-
nommen haben, und werden damit selbstzumTrägerderStaats-
erziehung. DerStaat kann mitRechtvon ihn-eninStaatsbejahung nnd in positiver Förderungder tragenden und grundsätzlichen
Staatsideen mehr verlangen nnd ihre Freiheit der Meinungs-
äußerung und Vereinigung. mehr einengen, als bei dem nicht- beamteten Staatsbürger. Dasistderinnere Sinn desStaats-dienen verhältnisses,dermitdemEidausdieVerfassung hervor-gehobenwird.
Dabei kann es nichtgenügen, daßderStaatsbiener sich vorsichtig mitTat und Meinunginnerhalb derSchranken zurückhält, jenseits
deren die Verletzung äußerer Staatsdienerpslicht beginntund vom
Staate geriigtwerden kann. Wievom Volkserzieherverlangtwerden muß, daßdieSittlichkeit und Richtigkeitdervon ihmilbermittelten Lehrenihminneres Erlebnis sind.um dierechte Wirkungindenihm anvertrauten Seelen zuerzielen,so muß Gleiches vom Trägerder Staatserziehung verlangt werden.
DerStaatsdiener verzichtet, solangeer seinDienstverhältnis freiwillig aufrechterhält, aufeineKritik vonStaatsniaßnahmennarls außen nichtnur dort,wo diesWegederStaatspolitik gegenseinen eigenenVorteil gehen denndiesem gehtdasAllgeineinwohl stets
voraus ,sondernauchdort, wo sie ihmalsunberechtigtoder gar
schädlich erscheinenwollen. Unbeschadetdavon bleibt seinesittliche Pflicht,denRepräsentantendesStaates anhöher-erStelle seinen abweichenden Rat undseinUrteil ingehörig-er Form,abermitjedem sachlichen Nachdrukkzu geben. Auchdann bleibt er verpflichtet- positiv fiirStaat und grundsätzlicheStaatsideen einzutreten, bisdas sittliche Gebot,das Gewissen, denKonflikt zwischenStaatsdieners pflichtund abweichender innerer Überzeugungetwa zugunstender letztenentscheidetund ihn zur Lösungder Staatsdienerbindung zwingt.
DurchStaatspolitik und Staatserziehung solldas Volk reif gemacht wer-den, den demokratisschsrepubslikanischenStaat mit innerem Leben zufüllen.Solche Teitgedanken haben schondenFrei- herrn vom Stein bestimmt: »Man muß bemüht sein,die ganze MassederinderNation vorhandenen Kräfte aufdieBesorgung
«ihrer Angelegenheiten zulenken,dennsie istmitihrerTageundihren Bedürfnissenambesten bekannt, undauf dieseArt nimmt dieVer- waltung eine dieser Lage gemäße Richtung und kommt inüber- einstimmung mitdemZustandderKultur derNation. Räumt man ihrnur eineTeilnahme daran ein,so zeigen sichdiewohltätigsten -:51ußerungender Vaterlandsliebe unddesGemeingeistes....«
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Der Oefmatdienst
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Viedeut eStaats-entwicklung hatsichineiner Katastrophe, UnaksanischLglrlzogemDas erschwertmanchemdieseelischeAn- passung-Eine weiseStaatskunst wird den ruhigenWegfinden, inverständnisvoller Schonung guterGrundsatzeaus vergangener Zeit»und insorgsam-er Pflege»undtatkräftiger Forderungderneuen Ideen überallseinefreudig bejahende Staatsgesinnung zuentwickeln.
JeWeniger Gewalt, je mehrJdeeund Recht,desto leichterwerden sichdieHerzendemneuen Staat öffnen.
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DerBeri der Staatsgeisinnung stehtebensowenigdauernd festwiedergdesffallgemeinenSittengesetzes,derStaatsethikundder Staatspolitik oder schließlichdes StaatesselbstszEr lbildetsich ständigneu imewigenFlußder Entwicklung.Erfülltedie Staats- gesinnungsichinfrüherenFormenwelteninunbedingtemGehorsam-
innichts frsagender, einfacherGefolgschaftzsa hat sIe slchbOIMka gewordenen Völker-n zumBewußtseineigener Verantwortungim Staat entwickelt,dessen Träg-erund-JnhaltdaSVokkIstsDasfordekt eininneres Erleben desStaates, dieeigen-eAiuseinandersetzungmit
demstaatlichen Geschehen. Diereine Kritik und OppositionOhne positiveMitarbeit ist heute Verneinung desstaatlichenGedankens
undidamit unsittlichz sittlichalleinistdiepositive Einstellung zum
Staat,dietätigemitarbeit. »
Seiten mußdabei sdie klare Einsicht, daßdasAllgemeinwohl
demeigenen vorangehen mußiunddaß Staatsarbeit dersachlichen Vertiefungbedarf. Nichtdiepolitische Phrase,sondernder Ge- danke, nicht Schlagworte, sondernErkenntnis, nichtLaune,sondern eknsterWill-ezumStaat sind heuteinhöchstemSinne Pflicht.
Über unseremganzen sSseinliegendieGesetzedesMiüss s ens
— also zwang, Macht,dasuns von außenAuferlegte,«—- unddie GesetzedesSollens — derinneren aus derFreiheitgeborenen sittliche-sit»demRecht-gefühl,demGewissen »5oIlen« istbe- dingt durch eigenes Werturteil, »-Müssen« ist Zwang, der mit eigener Stellungnahme nicht rechnet.
Staatsbürgerimengeren Sinne ist schon der,derdieGesetze erträgt, ohne sie mitzuerlebemderihreSchrankennichtverletzt,der den Staat und seine Repräsentanten achtet,derdasRechtformal kennt,derohneinnere Teilnahme dieihmverfassungsmaßagzuge- wiesenen Rechte,wenn auchalslästige Pflicht, ausübt,dessenStaats- gesinnunginGehorsamund kühler Achtung gipfeltund Jederkraft-
zeugendenWärme entbehrt. —
Diesittliche Pflichtdesrechten Staatsbürgers gehtandere Wege.
IhmistdieArbeit imStaat iundamStaat nichtsAufgezwun·genes, sondern ein Ausfluß innerer Freiheit und sittlicherErkenntnis.
IhmistesBedürfnis,zurFrage:»RechtoderUnrecht« eigeneStel- lungzunehmen;aus deimObjektder Staatsgewalt wirderbewußt Mitträger, also Subjekt derStaatsautorität. Das isteinProzeß innerer Reife.
Daserste ist, daß er seineindividuelle Persönlichkeitzumög- lichstvollkommener Sittlichkeit entwickelt, daßersichinCharakter, Kenntnissen,Kultur und GeistaufdemWege,densein Berufihn weist,zumhöchsterreichbarienGrade fortbildetund daßerdensitt- lichenWert derArbeitselbst spüre.DasWerterlebnis derPersönlich- keit,einen Funken göttlichen Geisteszutragen,wird ihnzurEhr- furchtundAchtungvordemGöttlichenimNächstenbringen,soziales Verständniserwachtund Duldung,wenn nichtBegreifenfremder Anschauungenwird folgen.
Soersteht Gemeinsschaftsgesühl— einer für alle,allefüreinen
— unsdVolksgemeinschaft. Gewiß ist nichtdas ihrWesen,alles gemeinsamzutun und-zu-fühlenzaber doch dies,zuwissen, daß weiteStveckenunsrer Wege gleich laufen, so verschieden auch unsere Weltanschauungen sein mögen. Dessen bewußtzubleiben,erleichtert die politische Verständigungund mildert den Streit zurhaßlosen Asuseinandsersetzung Volksgemeinschaftist einsittlicherGrundsatz, keinetaktischeLaune oderdynamischeWelle. SieisteineIdee,keine Methode. Siekann daherohnesittlichen Schadenvon keiner Partei aufgegebenwerden. Verläßtman sie, so schreitetman zuKlassen- herrschaftoderDiktatur.
Je schwächerdereinzelneoder einzelne GruppenimStaate sind, desto willigerwerden siedenRufnachVolksgemeinschafter- heben. Die sittliche Bewährungzeigt erstderBesitzder Macht.
Jede Gemeinschaft erfordert Rücksicht,Nachgeben, Opfer. Mag auch ein Zielselbst,sbeiVerneisnungder Volksgemeinschasft,nichtohne weiteres unsittlich sein, so führt dochderWeg ohneeinesolche Idee derGemeinschaftzur Diktatur, zurbloßenGewalt. Sittlichalleinist dieGemeinschaft,die ihre Führung bestimmt. Führer sollimdemo- kratischenVolksstaatnur dersein, dessen Leitung sichdasVolkaus innerlicher Überzeugunganvertraut.
AusrechterGemieinsschaftsgesinnungfolgtdieVolksgesinnung, dasBewußtsein,als Volkeinlebendiges Ganzezusein,dasstolze
Gefühlsfür den einzelnen, Begründer und«Träg-er jeder Autorität, jedes Rechtsund imGrunde auchderSittlichkeit,der Ksulturstufezu-sein, aufderwirmitunsermVolkuns befinden.So sindsuns nicht mehrVerfassungundGesetzeinfremder Wille,ein zwang, deruns nur aus Zweckmäßigkeitsgründenverpflichtet, son- dern wir wenden RechtundiSättlichkeit— diegrundsätzlicheins sind—- Ikraftinneren Erlebens alsverpflichtendvor unseremGe- wissen empfinden. SohatderStaatsbürgerimVolksstaatdas geistige Gefügevon Rechtenund Pflichtenständig durch seinVer- haltenneu zuerschaffen. Nicht aufdemPapier nochin IdenKöpfen derFührer ruhtdasRecht,sondernins denSeelen derMenschen.
Mitihnenwandelt sichinstetem FlußzuHöherem,was aufeiner bestimmten KulturstufealsRechterkannt war. DieVerantwortung, dieshieraus jedem einzelnen rwht,kannnicht schön-ergefaßtwerden alsin einemWort desP-erikles: »WerderPolitik sich klüglich fern- hält,den rühmenwir nichtwegen seinerweisenZurückhaltung- sondern wirverachtenihnalseinen,derfürdasallgem-eine Wesen nichts nütze ist.«
JstdieVolksgeisinnung sodassittliche GefühlderZusammen- gehörigkeitmit demVolksgenossen,der nachinnen gerichteten Staatsgemeinschaft,soistdas Nationalbewlußtseindasinnere Er- lebnis,Gliedeiner insichgefestigt-enStaatspersönlichkeitimVer- hältniszu anderen Staaten zusein-. Gleichfernvon engem Natio- nalismius — demHochmut, daßderDeutschebesserals alleanderen sei—- und vom Ghauvinismus — demunduldsamenEifer,alles Fremdezuvertilgen—- istdas Nationalgefühl,dasinrechterEr-
kenntnis seinerGrenzen und ruhigemSelbstbewußtsein ruht. Die Summe diesesFühlensderStaats-bürger gibtdemStaat erstdie nötige Festigkeit nach außen.Siegibtuns selbstdieKlarheit dar- über,daß unser Staat, unser Volk, unserTand unsermHerzenvor all-enanderen nahe-steht,und daß jederinnere Gegensatzzuruhen hat,iwoessichumdas-Wohl desGanzeninderAuseinandersetzung mitanderen Staat-en handelt.
Wieaberdereinzelne nichtalleininsich beruhenkannsund—- ohneseine Persönlichkeit aufzugeben—- dochdersittlichen Jdeedes Dienstesam NächstenundderGemeinschaftmitdenanderen zu folgen hat, so liegtindemGedanken derVölkergenieinschafteinsitt- liches Ziel. MagderVölker-bundnochoftinderPsychosederNach- kriegszeitbefangen seinund über Schwierigkeiten des Tages straucheln,soist dochmitihmeineIdeeerfaßt,dieso langeimmer dringenderuns rufenwird, bissich ihrallebeugenundihrden Weg»ausfreierüberzeugungebnen werden.
- Sorundet sichdasBildrechterStaatsgesinnungaus derEnt- wicklungdesJndividuums über dassoziale GefühlzurVolksgemein- schaft,zUIMNationalgthl,-zu«rVölk-erverbundenheit. Nichtdieein-e oderandre Voraussetzung genügt, sonderndieGesamtheitdiesersitt- lichenIdeen istdabeiunerläßlich-.
Staatsbejahende StaatsgesinnungerfordertzwarOpfermancher Art,und doch ist siealleindieKraft,dieüberAchtungundVer- ehrungvor»dem Staat hinaufzurWärme derLiebe zuNation und Staat führt,diealleinlebenerhaltend undschöpferischwirken kann.
« Nicht immerführtderWeg-geradeaufdasziel; oftbedarfes ein-esUmweges, oft istdasziel weniger deutlichzusehenoderschein- barsogarverlassen. Unser Gewissen istuns Führ-er zum recht-»- Ende. Befangen sieht unsere Generation,dieBrückevon deralten
zurneuen Zeit,dieFülle dringender Probleme, dieaus dersGlute
desKriegesundfastüber-menschlicherseelischer Spannungdesdeut- schenVolkes erusptiv zutagetreten undder Lösung harren. Zu vielenist nochderBlickgetrübtvon demGlanzderVergangenheit, derschweren SorgederGegenwart und demNebel,derdasvor- wärts gerichteteAuge umhüllt.
Nicht«derRückblick allein kannuns helfen— erzeugtvon Alter,Stillstand undVergehen—, nochderVorausblick allein
—- er zeugtvon jugendlicher Unerfashrenheitund führtzu UnsicherheitdesUrteils ——,sondernRückblickund Voraussicht— dasVorrechtreisere rEntwicklungsstufe— sollenessein. Wir sollenvon derVergangenheitlernen,das Gutedaraus anerkennen iundWertvolles bewahren,aber wirsollen stetsundmitEntschiodens heitvorausbbicken und denneuen IdeendenWeg bahnen.
Immer imStreben nach sittlicherVervollkommnungsollenwir dasdeutscheSchicksal festins Auge fassen, ohne Illusion,aberohne Pessimismus invollem Bewußtsein, daßwir berufensind,dem deutschenVolkeeinneues Dasein zu bereiten,undinfester Zuver- sicht,daßaus schwererBedrängnis stets lebendige Kräfteent-
springen.SolchenKräftenwollen »wirdienen,solche Kräfte sollen wir selbst sein. WieinSchillersDichtung sdie GlockedieBürger mahnt, so ruftuns derStaat zutätiger Arbeit: »Vivosvocol Ich rufedieT-ebendigenl«
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Oer Deiingtdlenst
·Weimar.«
VonTheodor Heuß.
Der Boden, aufdem dieStadt gewachsen, ist leicht gewelltz DerCharakterderStadt läßt sich.vielleichtambestenmitdem das gibtdem Gewinksel indenälteren Teilen ein-emuntere Rote, etwas usnverbindlichenWort angenehmbezeichnen. Ihre Bauten esreicht nichtzurhiigeligen Romantik, die einpaarderthüringischen habenein anständiges Niveau,sindaber nichtweiter fesselnd—- Städte besitzen,abereskommt auchnieganzzubraver Ebenmäßigs keinArchitektvon besonderem Maß hat hier sicheinDenkmalsetzen
Residenzschloß Genusses-se mitvon-verstanden-
keit. Jn·den neuen Stadtteilen hatdie»Geländebildungeinpaar-«-können.- Denkt man aneinpaarResidenzemdie«ingleicher zeit mal zusdem verführt,wsas man Monumentalität nannte —- da ihrenTypusprägten,so könnteWeimar ein wenig»indie zweite wund-e Platzgewonnen, einFluchtpunkt, eineAchksegewählt,und Linie kommen — wieviel reicher,wen-n man sowill aufregender, auseinmal stand, wuchtig ausgerichtet, einMuseumda.
sehrbaldaufdiesen Bau,um- rundet ihnund meint: lieb-er nicht.DaßWeimar irgendwann
Manstößt.istdaetwa dieMarkgrafenstadtBarteuth AsbersolcheÜberlegung führt auf Rebenwegeund ver- liert sich,verliert sich vielleicht auch nach Tiefurt, zuparkund
dieser Entwicklun« auch das L« Schlößcheinund möchtedann
OpferderZeitbringen mußte, lieber nichtnotiertwovden sein.
war ja swohl unvermeidlich Denndort istdas Angenehme
Man schickt sich drein. Man gucktin denStraßenunsdPlätzen scharf vorbei, wo die Stephan- schePostgotikzurAbwechslung eine-m neuen Rathaus dieForm
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ur««Anmut geworden, zueiner im Zarten köstlichen Freiheit und dochauch Größeder Er- findung.Esmageigentlichganz recht so sein,daßinWeimar leihen mußte,eine-r prunkenidenumselberRenaissanceeinmal Hm »W««-"'—" «-—«·".-j--- ----f«« i- Zeiixe.auunskilngefkåeuzteg«eri» Denkmäler
er ergangenheit
Platz zumachen, man erzieht ·, » « findtDieKircheHerders,wohl
das Auge, die neueren Ge- schäftshäuserzuvernachlässigen unsdinderGegend des etwas unüibersichtlichgewordenenKom- plexessatn Residenzschloß wählt man »dieGelegenheiten zurUm- schau so,- dsaß»derneue Zuhau ein wenig verschwindet. Mit etwas gutemWillen kann man
fohundertJahre ziemlich -ein-sch-rumpfen lassenundeineResidenz- dylle sich aufbauen, die fastganz dem ausgehenden achtzehnten Jahrhundert gehört. DieJndusstrialisierung,die inder Gegend so manches Stadtbild sehrenergisch bestimmt,hatsichineinem sanftenBogenum diesen Ort vorbe-igedrückt.
Marktplalz
sonderlichen Rundturm, der nicht ohneSchwierigkeit Oktogon sich verjüngt. Sehr tief iprägt sichdsasnichtein. DerPark freilich,durchdendieJlsm läuft, munter, inwechselndemGefall, deriwürdeidemGedächtnis haften, auchwenn dieWanderung nicht tüchtig,sah-ernüchtern,dasStadt- haus am Markt, schlicht, in seinemgotisierenden Maßwerk typischfürdie sparsame Re- nsaissance jener Gegen-d, sehrbe- haglich das Palais Wittum.
DassSchsloßsebbserhateinen ge- wissen großen Zugund verträgt sich nichtschlechtmit dem ab- in einem
wieder ein-malmitsScheuunsdRührung Goethes Gartenhaus grüßte.
« Hi
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Ij sä
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Goethes-aus GoethesGurte-chau-