Jahrgang lX Nr 22
O e 2.Novemberhefi 1929
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T ho m a H a n n Tra»soeean0.m.b.s.«
Ver Heimatdienst
Das Problem der- Reparationsfachlieferungeu.
Von Geh.Reg.-RatDr.C laußen.
Die DawessSachsverständigen habensichsehrein- gehendmit derwirtschaftlichenProblematik der Sachlieferungen befaßt.Siekommen inihremBericht zueiner Anerkennungder Notwendigkeit, dieSachlieferungenfortzusetzen,führendafüraller- dingsüberwiegendGründe an, dieaufanderen Gebieten liegen.
Sie sagennämlich,daßdie Sachleistungenfortgesetztwerden müßten,weilsie
l.imVertragevon Versailles vorgesehen seien, 2.zurZeitnoch(d. h.imFrühjahr 1924) fürdieWirtschaft
mehrerer alliierter Staaten unentbehrlich seienund nicht ohneerheblicheErschütterungen beseitigtwerden könnten,
·Z.helfen könnten,zuverhindern, daßeinkünftiger deutscher Ausfuhrüberschußdurch Kapitalanlagen deutscher Privat- personenimAusland aufgesogenwerden würde und 4.endlich,wenn derGrundsatznicht-übertriebenwürde,einen
Ansporn fürdiedeutscheProduktivitätbilden undaufdiese WeiseeinengrößerenAusfuhrüberschußergebenkönnten.
Die— dreizunächstangeführtenGründe zeigen,daß auchdie Dawessachverständigenin denSachlieferungen vorwiegendeinen besonderen Vorteil undeinebesondere SicherheitfürdieGläubiger- mächteerblickten und aus diesemGrunde ihreAufrechterhaltung forderten. Tediglichin den zuletztangeführtenGesichtspunkten werden auch Interessen derdeutschenVolkswirtschaft berücksichtigt,
wenn nämlich gesagt wird, daßdieSachlieferungen durchAn- spornungderdeutschen Produktivitäteinen größeren Ausfuhrüberi schußergeben könnten. Damit hängt usammendervon denDawes- sachverständigenandieSpitze ihrer usführungen gestellteGrund- satz, daßdieSachlieferungeninihrerfinanziellenAuswirkung sich tatsächlich nicht»von Barüberweisungenunterscheidenund
dalßsie
auf dieDauer den wirklichenfürdeAusfuhrverfügbaren ber- schußder deutschenProduktionüber denVerbrauch nichtüber-
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steigen können, ohnedieWährunginUnordnungzubringenoder dieAufnahmeauswärtiger Anleihen notwendigzumachen. Die
Sachlieferungen dürfen also den verfükgbaren
Ausfuhrüberschuß nicht übersteigen, sie önnen
aber, richtig eingesetzt, einen größeren Aus-
fuhrüberschuß ergeben. Hierzuistvom deutschenStand- punkt aus grundsätzlich zu bemerken, daßnur diesog. zusätzs lichenSachlieferungeneineSteigerung derdeutschenAusfuhrbe- deuten,d.h. diejenigen Sachlieferungen,dieüberdienormale Aus-
»
fuhr hinaus von denGläubigerländern aufgenommenwerden wie beispielsweiseinFrankreichdieBestellungenderöffentlichen Hand, Städte,Hafenverwaltungen, Elektrizitätswerke usw« dieimnor- malen Verkehr sicherlich nicht gerade nach Deutschland gelegtworden wären. Dagegen sindSachlieferungen,dielediglichan dieStelle- einernormalen Ausfuhr treten, welchenach menschlichem Ermessen inderselben WeiseundHöhe auch ohnedieBezahlung überRepa- rationskonto erfolgt wäre, nichtalseinwirtschaftlicherVorteil für Deutschland anzusprechen, sonderneherals einNachteil, insofern alsnämlich durchs die SchaffungdeskünstlichenAusfuhrweges sehr leichtdernormale Ausfuhrwegdauernd zerstörtwerden kann.
Das Tondoner Schlußprotokoll vom August 1924,
dasalsVertragzwischendenRegierungendenDawesplaninKraft setzte, brachteüberdiesen hinaus aufdemSachlieferungsgebietnoch.
eineReiheergänzenderBestimmungen,diezueinem-großen Teil wieder ausschließlichimInteressederalliierten Mächte lagen,wie z. B.dieVerpflichtungder deutschen Regierung,dafürzusorgen, daßdievon denAngehörigenderGläubigerländer angeforderten deutschen Sachlieferungen zuden gewöhnlichen geschäftlichenBe- dingungen zuerhalten seien. Diese Verpflichtungderdeutschen Regierungwurde für bestimmte Warengruppen wieKohle,Farben undStickstoffnochverschärft durchdieBestimmung, daßdiedeutsche Regierungdurcheinen-Schiedsrichter zuunmittelbaren Lieferungen verurteilt werden könne,wenn dieser festgestellt habe, daß diebe- treffendeWare anders nicht zunormalen Bedingungen zuer- haltensei.
·
InVerfolgderSondoner Vereinbarungentrat-einbesonderes paritätischbesetztesKomitee zusammen,dasdieAufgabe hatte,eine Verfahrensvors chrift für Sachlieferungen aufzustellen.
Das Komitee wählteimVerlaufseiner Arbeiten zuseinemneu- tralen Vorsitzendendenschwedischen Bankier Markus Wallenberg.
Nach diesemwird dievon demKomitee aufgestellteundnoch heute geltendeVerfahrensvorschrift für Sachleitungen allgemeinalsdas -WallenbergiReglement bezeichnet.Eine berprüfungdiesesRegles
ments zumZweckeseiner
AnpagungandieVorschriftendesyoungi plansfindet bekanntlichzur eitin Paris durcheinbesonderes Komitee statt. Das WallenbergsReglement enthältinersterLinie BestimmungenüberForm-undInhalt derSachlieferungsverträge, 382
überdieGrundsätze fürdieErteilung derGenehmigungundüber dieArtderBezahlung.Ihmsind mehrere Listen beigefügt,indenen diejenigenWaren einzeln aufgeführt sind, welche auf Reparationss konto überhaupt nichtodernur,als Kontingente geliefertwerden dürfen. Ferner diejenigen Waren, dieeinen größeren Prozentsatz anfremdemRohstoff enthalten und entsprechendvon demKäufer teilweiseinbarbezahltwerden müssen. Außerdem istinderVer- fahrensvorschriftenthalten dasbereits infrüherenAbkommen vor- geseheneVerbot desReexports,d.h.dasVerbot derWiederausfuhr von Sachlieferungenaus dem betreffendenGläubigerland. Beson- dere Bestimmungen sind getroffen,um Scheinverträgeundsonstige Schiebungen zuverhindern»Endlichist noch aufeinebesonders wichtige Vorschrift zu verweisen, daß nämlich jeder Sachlieferungs- vertrag das ausdrücklicheEinverständnisdesdeutschen Verkäufers mit derBezahlung durch den Generalagentenenthalten muß. Diese Bestimmung ist getroffenworden durcheineEntscheidungdesneu- tralen VorsitzendengegenüberderForderung derAlliierten, daß auch ohneoderselbstgegendenWillen eines Verkäufersgewöhnliche
gandelsgeschäfteindenSachlieferungsverkehr übergeleitetwerden
nnten. (
DasSachlieferungssystem unterdemDawesplanhatimgroßen
und ganzen reibungslos gearbeitet. Gewißgab es
mancherleiMeinungsverschiedenheiten zwischendenvon denRegie- rungen eingerichteten Sachlieferungsbüros. Es ergabsich, auch gelegentlich die Notwendigkeit,gegen einzelne Firmenwegen grober VerstößegegendieVorschriftenvorzugehen.Dertechnische Apparat hataberimwesentlichenso gearbeitet, daß ernsthafte Wünsche nach seiner Änderungvon keiner Seite erhobenwerden konnten.
Mit densteigenden deutschenAnnuitäten gewannen dieRepas rationssachlieferungen allmählich Ausmaße, die alle Er- wartungen überstiegen. Unter dem scharfenDrucke des TransferkomiteesmußtendieGläubigerregierungen sich dazuver- stehen, immer mehrSachlieferungenvon Deutschlandzubeziehen.
IndenerstenvierDawesjahren stiegendieZahlungendesGeneral- agenten für Sachleistungenvon 421Millionen imI.Dawesjahr auf724 Millionen im-4.Dawesjahr. Davon betrugendieZah-·
lungen fürdieBezüge Frankreichs-im I.«Iahr254und im4.Iahr 477Millionen RM. ImZ.Dawesjahr hatderGeneralagentrund 1Milliarde RM. für Sachlieferungenund davon über700Mil- lionen RM. fürdiefranzösischenBezüge bezahlt. Mit dieserun- erwarteten Entwicklunggewann das ProblemderSachlieferungen
einneues Gesicht( .
Auf ungeteilteAblehnungstießen die Sachlieferungen nunmehr indemjenigenHauptgläubigerland,dasselbst nicht Empfang-land für Sachlieferungen war und seinwollte: England. Seine Industrie, sein Bergbauunddamit auch seineRegierung verzeich- neten mitimmer mehrsteigendem Mißfallendieals ,,unfair«be- zeichnete Konkurrenz derdeutschenSachlieferungen auf wichtigen englischen AbsatzmärktenwieFrankreich und Italien.
Indeneigentlichen EmpfangsländernderSachlieferungenwar dieStimmung geteilt. In Frankreich sahen zahlreiche öffent- liche Stellen,Kommunen, Hafenverwaltungen usw. für weitgesteckte Bauprojekte, dieunter anderen Umständen noch langeeinTraum geblieben wären, die MöglichkeitderVerwirklichung. DieseStellen
»waren und sind noch heutewarme Freunde derdeutschen Sach-
lieferungen. Mit ihnen- manchefranzösischeIndustrien, denen in Verbindungmitdendeutschen Arbeiten neue unerwartete Verdienst- und Beschäftigungsmöglichkeiten erstanden. Andere Industrien wehrtensich natürlichaufdas heftigstegegen das immer stärker werdende Auftreten derdeutschen Industrie aufdem französischen Markt. Inderfranzösischen Regierung vermerkte es derFinanz- ministermitMißbehagen, daßdiedeutschen Reparationsleistungen, wenn sie-in Formvon Sachlieferungenkamen,inseiner Kasse durch- schnittlichnur mit-75-—80 v.H.des Normalbetrages inErschei- nung traten; derRest ging drauf für Zollermäßigungen, zinsfreie Stundungen usw. Ähnlichwiein Frankreich war dieLagein BelgienzinItalien stellte sich Staat undWirtschaftinsteigen- dem UmfangeaufdenBezugvon deutscherRearationskohle um, diean dieStelle eines Teils der bisheraus nglandundPolen bezogenen Kohletrat. In denöstlichenLändern wieRum änie n und Iugoslawien erteilte dieöffentliche Hand auf Repas rationskonto Aufträgegroßen Umfanges, teilweise auf weite Sicht, vielfachverbunden mitKreditaktionen großenStiles.
Wiemußteman inDeutschlanddasProblemsehen,alsman imFebruar 1929zudenVerhandlungennach Paris ging?Deutsch- land war beidenBeratungen deryoungsachverftändigen zum erstenMale nichtmehr lediglich das Objekt derUnter- suchung durch fremde Sachverständige,sonderndiedeutschen Sach- verständigenarbeiteten und verhandelten gleichberechtigtin dem youngkomitee Sie standensomitvor derFrage,obsiesichfür
Der Heimatdienst Im
oder gegen den Fortbestand derSachlieferungeneinsetzensollten.
Trotz mancher Bedenken habensiedieFragebejaht. Siefanden aber beiden Vertretern derGegenseitedenfestenEntschluß,in absehbarer ZeitdasSystemderSachklieferungenzubeseitigen.Das imyoungplan niedergelegteErgebnis istbekannt.»
Die Sachliefes rungsquotedes des ersten youngjahres ist aufdie»Halftederjenigen
letztenDawesjahres festgesetzt.DieQuoten sinken rasch ab,und nachzehn Jahren hörendieSachlieferungen ganz«auf.Aufder anderen Seite stehtes nichtmehrim Ermesseneines Transfers komitees odereinerGläubigerregierung,obSachlieferungenbezogen werden sollen, sonderndieQuotenfestsetzung ist fürdieeinzelnen
Länder bindend. .
Bei denVerhandlungen im Haag imAugust J.er- folgteeinscharfer VorstoßderenglischenVertreter gegendieRege- lung,diedasSachlieferungssystemimyoungplangefundenhatte.
Sie fordertenzunächstgrundsätzlichdieBeseitigung derSachliefes rungen überhauptundkonzentriertenihre Anstrengungenschließlich aufzweiwesentliche Punkte,nachdemihnen in einer Reihevon Rebenfragenbereits Zugeständnissegemachtwaren.Esgingihnen
um diedeutschen Kohlenlieferungen nach Italien undum dieMög- lichkeit,eine Aufrechterhaltung oder»gar Ausweitung der»Sach- lieferungen während eines Moratoriums verhindernzukonnen.
Diedeutschen Möglichkeitengegenüberden englischenAnsprüchen
waren nur beschränkt.Eine Mitwirkung derdeutschenRegierung
beiderAuswahl dereinzelnen Warengruppen, dieauf Repariationss konto bezogenwerden sollten,istimWallenbergiReglement nicht vorgesehen, solangesich diese Auswahl imRahmender geltenden Vorschriften hält,und inderFragedes Moratoriumswaren die Vorschlägedesyoungplans so gefaßt, daßeine Klarstellungnach
einer Richtung hinunvermeidlich war. Wenn man dieseTat-
sachen berücksichtigt,wird man dieimHaagvereinbarte Regelung als erträglichbezeichnenmüssen. «
DieBeurteilung, welchedienunmehrigeRegelung derSach- lieferungen inder deutschenOffentlichkeitgefunden hat,isteine
außerordentlichschwankende.Esist interessant festzustellen, daßin
derKritik, dieindenletzten Wochenam youngplan geübt wurde, zweiKritiker aus demselben Lageram gleichen Tagealseinbe- sonderesBedenken gegendenyoungplan geltend machten,dereine, daßdieyoungsachverständigen sich nichtvon dem alten Irrwahn freigemacht hätten,daß Sachleistungen eine mildere Formder Tributbelastung seien,derandere, daßder youngplan dieSach- leistungenherabsetzeundsogarzumVerschwindenbringeund da- mitunsereIndustrie treffen solleundmüsse.Demgegenüber steht wohl das eine fest, daß die Vermeidungdesplötzlichen restlosen Abstoppens aller Sachlieferungen dem einmütigen Wunschealler deutschen Wirtschaftstreise entspricht.Eine Übergangsregelungwar absolut notwendig,undsie ist auchinausreichendemMaße erreicht worden. Andererseits ist nichtzuverkennen,daßdieSachlieferungss quoten in wenigenJahren zur Bedeutungslosigkeit herabsinken werden. Esentschwindetdamit zunächst die Möglichkeit,dieunter demDawesplan bereits begonnenhatte,sichindieWirklichkeit umzusetzen,den Gläubigerländernklar und eindringlich vor die Augenzuführen, daßeinSchuldnerland aufdieDauer nur mit
Waren bezahlen kann; daßes unmöglich ist,von Deutschland
Milliardenzahlungen zuverlangenund sich gleichzeitiggegen den
Strom deutscherWaren zuwehren; daßdie olitik des: »Wasch
mir denPelz,abermach’ mich nicht naß« aufdieDauernicht durch- führbar istgegendiezwingendeGewalt derwirtschaftlichen Gesetze.
DieGläubigermächte versuchen, sichsgegen diese Gesetzezuwehren, indem siedieSachlieferungen beseitigen. Sie werden erkennen, daß nunmehr derWarenstrom aus Deutschlandinden normalen Kanälen sichseinen Wegüber und durchihreZollmauern bahnen wird. Die Sachlieferungen als zusätzliche Ausfuhr hättendiesen Prozeß vielleichteinfacherund reibungslosergestaltet. Aber auch sowerden diewirtschaftlichen Gesetze sich durchsetzen,wenn auch unter schweren Reibungserscheinungen und Reibungsverlusten für alleBeteiligten. Einmal wird derZeitpunktkommen,wo allever- antwortlichen Stellen derWelt diezwingende Kraftderwirtschaft- lichen Gesetze nichtnur erkennen,sondern auchaus dieserErkennt- nis dienotwendigenFolgerungenziehenwerden.
Thomas Mann.
Von ArthurEloefser.
Thomas Mann hatdenRobelpreis fürLiteratur erhalten, der fünfte DeutschenachTheodor Mosmmsien,paul Heyse, RudolfEucken, Gerhiart Hauptmann Diese höchsteliterarische Auszeichnung,diedieWelt kennt,wird inDeutschlandtief befriedigen und außerhalb Deutschlands bereitwillige Zu- stimmungfinden. Thomas Mann istimeigeneanausseunser populärster Rom-anschriftst«ellierund außerhalb seinesVolkes, seiner Sprachgemeinschafteine Iiterarische Größe,die man respektiert, sdiseman als Talent, als-Thataktersbildung an- erkennt, und an »derman zu messen pflegt. Sein letztes großesWerk »DercZasuberbserg«war sofortein europäischer Erfolg, einAufruf analleRachdenkilichiemalleVerantwort- lichen,idieum dieKrankheiten desalten Europa besorgt sind, die an seine Heilung, an sein-eWiederherstellungaus der Zerrissenheit glauben.
Die popularitätvon Thomas Mann beruht aufden
»Buddensbrooks«,siehat ihre eigentümlichefsast paradoxe Geschichte. Der damals Fünfundzwanzigjährigebegann den Roman in Italien, er war dahin von seinerlübeckischen Heimat verschlagen worden, Abkömmling eines stolz-en hanisseatischen Handelshauses, das im Laufe der Jahre zussammengefallenwar. Soschrieber den Untergangeines Geschlechts sohielter sich füreinen aus dem bürgerlichen Leben Entwurzelten, der eine neue Lebensform kaum zu findenhofft-e. Eswar dieZeitsderliterarischenDekadenz um dieJahrhundertwende
Der jungeDichterhattees sich gewißnichtträumen lassen, daßdaineiner quäberisschenEpochederUnesntschiedeni heit»einHausbaich des deutschenVolk-es entstand. »Waser webt,dasweißkeinWeber.« DiesWort von Heine trifft auch
, aufeinen Künstlerzu,demMißverstehendezuviel Bewußt- heitoder Absichtlichkeitzuschreibenwollten. Thomas Mann inseinerunsicheren ängstlichenLebenslagewollte damals eine kühle Selbstanalyse gegen sich anstellen. Aber Blut ist dickeralsWasserund auch nochdickeralsTinte. Jnjdemder
Dichternur sich selbst suchte, fanderdiieVergangenheit seiner Familie und deutsche bürgerliche Vergangenheit überhaupt
In aller Unbehaglichkeit sein-es Zustandes füllteer seine
Schilderung mit einer Behaglichkeit, mit einer liebens- würdigen Gegenwart,die dasBuch so anheimselnd fürdas deutscheVolkgemacht hat.
Thomas Manns Rovellen gehörenvielmehrzur Literatur im engeren Sinn, immer erlebte, aber auchartistisch hoch- gietriebene Kunstwerke die msit zarten Händen angefaßt werden müssen.Die,,BUd-denbrooks«sind für jedenda,fürdie Anspruchslosenwie fürdie Anspruchsvollen, fürdie Alten wiefürdieJungen, und eine Generation hatsie schonder anderen in dieHand gegeben. Wir zweifelnnicht,daß sie als köstlichesErbgutnochlang-edauern werden. Es istdas Werk, mit dem Thomas Mann sichdas Vertrauen seines Volkes erworben hat, wie er fünfundzwanzig Jahre später sichseinen- internationalen Ruhmmit»Derzaiuberberg«holte.
Noblesse oblige. Aber Erfolg verpflichtetnicht·weniger.
Es geschahdem Dichter,daßer als Vertrauensmann kdses deutschenVolk-es eingesetztwurde, obgleicheres immer nur mit seinen eigsensten persönlichen Erlebnissenzutun zuhaben glaubte. Deutschlandhateinen Krieg verloren; wir spüren trotz allen Nachwirkungen »dieallmähliche Wiedererhebung Wirhabenvorallem nach demSturzdes persönlichen Regimes die Verantwortung für unser Schicksal selbstübernommen.
Thomas Mann hat sichnachernsteninneren Auseinander- setzungenzurRsepublikund zurDemokratie bekannt. Gerade seinErfolgverpflichteteihn, sichzudenhöchstVerantwort- lichenmit zurechnen,sich,mahnend und sorgewd,aber auch hellrufendund ermutigsensdzu denwahrenPatres patriae zu gesellen. Ein Land ist erst entwaffnet,wenn esgeistig ab- dankt. Deutschlandfühlt sichsheutemehr als jevor derWelt durchseine Dichter, Künstler, Forscher vertreten. Thomas Mann empfängtden Nobelpreis gewißals eine Auszeich-
igidngtdiemehrals eine persönliche Ghrung für ihnallein
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D.LD.
Das amtliche ErgebnisdesVolksbegehrensüberdassogenannte ,,Freiheitsgesetz«liegt noch nichtvor; doch gestattetdievorläufige Zählungmit ausreichender Sicherheit dieprozentualeBeteiligung derBevölkerung innerhalb bestimmterTandesgrenzen festzustellen.
Stimmberechtigt waren 41075459 Personen;davon habensichbe- teiligt 4133 812Personen, dassind10,06v.H. Ein Blickaufdie obenwiedergegebeneKarte zeigt, daßdiegrößte DichtigkeitderEin-.
stxktragungen
ZugunstendesVolksbegehrensinPommernfestzustellen iHist-;es haensichdort durchschnittlichZZ,I2v.H.derStimm- Migten indieListen eingetragen. Jn Ostpreußen betrugdie Beteiligung 20—25 v.H. Dasgleiche Ergebnis zeigt Mecllenburg In denmehrindustriellen Gebieten und im besonderenin den
Volke-wirtschaftlicheTages-fragen
großenStädten istdieAnteilnahme der Bevölkerung wesentlich geringergewesen. Diestärkste Ablehnung aber fanddas Volks- begehrenindenwestlichenUndsüdlichenTeilen desReiches. Die Gebiete, dieeinmal besetztgewesen sindoder denen dieBesatzung einmal einedrohendeGefahrgewesen ist, habendemVolksbegehren dieGefolgschaft verweigert. Im AbstimmungskreisKöln-Aachen haben nur 1,32v.H»im Abstimmungskreis Koblenstrier nur 1,25v.H» im AbstimmungskreisDüsseldorstst nur 2v.H.der Stimmberechtigten zugestimmt. Sehr beachtlich ist auchdas Ver- halten des Abstimmungskreises Oberbayeranchwabem wo nur 4,28v.H.ihreUnterschriftgaben;imAbstimmungsbezirkNieder- bayernwaren es2,63v.H.,imAbstimmungsbezirkderPfalz2,83v.H.
Von Ministerialrat Dr.Feßler.
Dasdeutsche Wirtschaftsleben ist stark bewegtunsdreich an sorgenschiweren Fragen, diederLösung harren. Siealle stehenuntereinander inmehroder minder engemZusammen- hang. Im raschen Laufedes Geschehens wechseltder Grad ihrer Dringlichkeit
die jetztdie Tagesgeschichtestärker beherrschenals and-ere, Vielleicht ähnlich bedeutsame, soll kurz eingegangenwerden.
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Ausdie volkswirtschaftlichenFragen,
Daßdsie bittere Not sder Lan dwirtsch aft ihreWir- kungen aufnahezualle Erwserbsständeaus-übt,istinneuerer Zeit von den weitestenKreiseneingesehenund empfunden worden. Der Arbeiter weiß, daß Schornsteine nichttauchen und damit Arbeitsgelegenheiten wegfallen,wenn der Bauer
»dieindustriellenErzeugnissenichtkaufenkann. Der Mittel- standvermißtdenHandwirt schweralsKäuferundBesteller.