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Der Heimatdienst : Mitteilungen der Reichszentrale für Heimatdienst, 9. Jahrgang, 1. Novemberheft 1929, Nr 21.

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Jahrgang lx Nr.21 - 1.Novemberhefi 1929

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Der Heimaidienst

Staat und Wirtschaft

VonMinisterpräsidentDr.Otto Brau n.

Alles menschlicheSchaffenundnicht zuletzt dieArbeit des Politikers wiedesWirtschaftlers hatzurVoraussetzungeinen ge- wissen Optimismus. Wo diese Grundstimmungnichtgegeben ist,

såthdieletzteunsdstärkste innerste Triebkraft zur konstruktiven reit.

Solch Optimismus enttäuscht letztenEndes auchdennicht,der sichunter den heutigenVerhältnissen Rechenschaft gibtvon dem, was bisher inund für Deutschland erreicht worden ist.Nur ineinerGeneration,fürdiescheinbardieSchreckenderInflations·

zeitundder Ruhrbesetzung,diedamals höchstakute Gefahrdes politischen Auseinanderfallens desReichesunddesVerlustes der Rheinlande, schoninweiteFernedesVergessens gerückt ist,können Menschenundpolitische Gruppen aufstehen,diesichmitstaunen- erregenderUnbelehrbarkeit und Hartnäckigkeit gegenüberallen Er- fahrungenunsererjüngsten Geschichtegegen diesogenannteEr- füllungspolitikwenden. GegeneinePolitik also,mitderDeutsch- lands staatliche Einheitgewahrtgeblieben istundseinemwirtschaft- lichen WiederaufstiegdieWegegeebnetworden sind einem Wiederaufbau, anden heutevor 11Jahren oder auchnur vor 6Jahren niemand geglaubt hätte.Optimismus imhier gemeinten Sinne heißtebennicht,durch einerosafarbeneBrille sehen, heißt vielmehr,dieErkenntnis von demeinzig RichtigenundMöglichen mit demMut zumkonsequenten Handelnundauchmit demnicht geringeren Mutzurzeitweiligen Unpopularität haben.-

Aberauchinanderer Hinsicht erweist sich ein Optimismus, der daran glaubt,daßdieGeschichtederMenschheitzwaroftinKurven, aber dochschließlichin aufwärtssteigenderLinie verläuft,als begründet.

Gegenallefrüheren Staatsorganisationen bedeutet derheutige demokratische Volksstaateinen imposanterscheinenden Fortschritt derMenschheitsgeschichte.Man denkeetwa ichkann hiernur mitStichwortenandeuten —- andasSpartaderklassischshellenischen Zeit,indemeszuweilenvorkam,daßvielehunderteHeloten,also Arme,Besitzlose, Teibeigene, einfach totgeschlagen wurden, weildie wirtschaftlichen VerhältnisseimLandeschlechtwaren undman Esser los werden wollte, arme Hörige,dienichtals Menschen galten, denenderStaat Schutzzuverleihenhatte,sondernalsBesitz, dessen sichderEigentümer jederzeit aufdiebesteundbilligste Weiseent- ledigen konnte.Oder man erinnere sich,Jahrhunderte überspringend, andieunfreienZeitendesdeutschenundeuropäischenMittelalters, dasdenStaat nur als brutalen Steuereintreiber, Kriegsherrn und plünderndenEroberer kannte,weiter andieZeit deutscher Zerrissen- heitnochvor 150 Jahren, wo Tausendevon Landeskindern vom Tandesvater, dermitdemStaat sich identifizierte,Gewinnes halber anausländischeStaaten verkauftwurden. Mitsolchen Geschichts- tatsachen vergleicheman denSatz unsererWeimarer Verfassung, daß alleStaatsgewalt vom Volkeauszugehen habe,undman wird zu-

«geben, daß zwischendamals undheutesicheinimposantesStück MenschheitsgeschichteundMenschheitsentwirllung vollzogen hat.

Derheutige Volksstaatwillnichteinemkleinen Personenkreis dasRelief unbeschränkterMachtfülle geben, sondernerhatdieAuf- gabe,dieGesamtinteressendesinnerhalb seiner Grenzen wohnenden Volkes wahrzunehmen. Erfühlt sich verantwortlich fürallesGe- scheheninihm,ersiehtesalsseine Aufgabean,dieSchwachenzu schützen,dieBefähigtenallerSchichtensichentwickeln zulassen,das GesamtniveauderBevölkerunganGesundheit, Bildung,Wohlstand und menschlicherGesittung zuerhöhen,dieLebensbedingungenin jederHinsichtzuverbessernunddiejenigeninihreSchranken.zu- rückzuweisen,desichaus asozialer GesinnungundGewöhnungmit demGedanken aneinGemeinwohl, demsichjederzubeugen habe, nicht befreundenkönnen. DerWirtschaftalsGesamtheit gegenüber heißtdaslogisch, daßderStaat Vorkehrungentreffen muß,um zu verhindern, daßdas GleichgewichtimVolke durchdaszustarke überwiegenprivatwirtschaftlicherMachtgruppendieseroder jener Art gestörtund das Gesamtwohl dadurchbeeinträchtigtwerde.

Daraus aberfolgt keineswegs, daßnun Staat undWir chaftnot- wendigGegensätzeseinmüssen,und daß fürdieWirt chafteine Oppositionsrolle gegen den modernen demokratischen Staat mit dessenweitem AufgabenkreisunddessenaktiverEinstellunginWirt- schaftsfragendielogischeKonsequenzsein müsse. Im Gegenteil- einerichtig verstandeneund geleitete Wirtschaftkannnur eineZiel- setzung haben, nämlich die:derGesamtheitzudienen. Einmal aus allgemeinerWirtschaftsmoralherausundsodannaus Klugheitund aus derErkenntnis, daß eine prosperievende Wirtschaftnur in einemgeordnetenStaatswesenundaufderBasiseiner wirtschaft- lichgesunden,kaufkrästigen Gesamtheit desVolkes möglich ist.

WirtschaftimrechtenSinne desWortes willja nichtsanderes sein alsdieBedürfnisversorgungderMenschen.Undnur wenn siezum Selbstzweck,zumblindwütigen überhitzten Produzierenum desRe- kordes willen wird,oder derBefriedigungdes Machtbedürfnisses 366

zum Regieren,zumSeiten,Ordnen undFührenda.

und derHerrschgelüsteeinzelner Gruppenund mächtigerMänner dienen soll,wird sieaus einem Segenspender zumUnheil,dassich gegen daseigeneVolkkehrt. HierwäreaufeinWort von Walter Rathenauzuverweisen: »Weram persönlichen Geldgewinn hängt, kann keingroßer Geschäftsmann sein«

DerTypdes,,Rurgeldverdieners«unddesUnternehmers, der mitstarrer Einseitigkeitsein Unternehmen fürdenMittelpunkt des Geschehens hältund mit unversöhnlicher Feindseligkeit alldem gegenüber steht,was vom StandpunktderGesamtheitunddesGe- meinwohls ihm gegenüber geltendgemacht wird,ist verhängnissvoll fürdieVolkswirtschaft. Zumidealen TypdesUnternehmers ge- hörteben heutenichtnur dieGabe desSchöpferischenund der engen persönlichen VerkettungmitseinemwirtschaftlichenLebens- werk,sondern auch EinsichtindieDingeum ihnherum indem Maße, daßerallgemeineInteressenunddasRechtdesStaates auf synthetische Vertretung dieser Gesamtinteressenanerkennt. Ermuß sichdamitabfinden, daßderVolkstaat von heute,dersich nicht auf BajonettestützenundGewaltherrs aft üben, sonderndasVertrauen desVolkes inweitestem Maße erringen will, sich nicht mehrindie vielbespöttelte »Nachtwächterrolle«desmanchesterlichenStaates zu- rückstoßenläßt.DerVolksstaat darfdieDinge nicht laufen lassen, sondern muß sie, seiner Führerrolleundseiner Verantwortung für dasGemeinwohl bewußt,von hoherInteressenwarte aus regeln.

Damit soll selbstverständlichnicht gesagt sein,daßder moderne VolksstaatindieWirtschaft eingreifen will,umsieetwa seine Macht fühlenzu

lafssenoderumihr HindernisseindenWegzulegen.Der Hinweisau denZweckdesStaates als FördererderGesamtheit, zuderja auchdieWirtschaft gehört,unddieErkenntnis von der überaus großen Kompliziertheit dermodernen Wirtschaftmitihren, durchgrobenund willkürlichen Eingriffnurzuleichtzerstörten,aber schwerwiederherzustellendenfeinen Maschenverbietet eine solche unverständige Auffassungvon selbst. Wichtig istnur dieFrage,mit welchenMitteln derStaat die Rolle derWirtschaftimGesamtleben desVolkes regulierenwill. Obdurchdasschwere GeschützderGe- setzeund Verordnungen, oderdurchdiegeschickteArbeit desVer- handelns undderEinwirkung, oderendlich durch Beeinflussungder Preis- undProduzentenpolitik mittels eigener wirtschaftlicherBe-

tätigung. -

DasRechtzurProduktionhatman demStaat desöfterenbe- --’tritten,und meines Erachtens mit gutem Grund dort, wo die staatliche Verwaltungderganzen Natur desWirtschaftszweiges nach ichalsungeeignet,weilzu teuer undzuumständlicharbeitend er- weist,undweilsomit nichtmitdemgeringsten Aufwandderdenk- bargrößte Nutzeffekt fürdieGesamtheitdesVolkes herausgeholt wird. Ineiner großen Anzahlanderer Fälle, z.B.beiderElek- trizitätspolitikdesPreußischen Staates, wirdman deneinmal be- schrittenenWegunbedingt weitergehenmüssen,weil es zuden wichtigstenAufgabenderWirtschaftspolitikunseresStaates gehört, durch dasMittel derstaatlichenElektrizitätspolitik nachdrütklich dafürzuwirken,daßdenKonsumentendieelektrische Kraftnicht verteuert wird,und daßdieVersorgungmit Lichtund Kraftnie- mals ineinerWeisevertrutet undmonopolisiertwerden kann,daß daraus Gefahrenund Ra teile fürdieAllgemeinheit erwachsen.

Gerade Vertreter desrichtigverstandenen Gedankens einer freien Wirtschaft, alsoeinerWirtschaft,dernicht durchübermäßige Privat- monopole dieFreiheit tatsächlichgenommen wird,solltenes be- grüßen,»wenn derStaat hier seine Zurückhaltungaufgibtundaktiv indaswirtschaftliche Geschehen eingreift."

AufgabedesStaates istes, durchÜberwachungderWirt- schaftspolitik, aufdieerkeineswegs verzichten kann, darauf hinzu- wirken,daßman sichderGesamtinteressen nichtnur inschwierigen Zeitenerinnern soll, sondern gerade dann,wenn man imVollbesitz seiner Kräfteunddamit seiner wirtschaftspolitischenDispositions- sähigkeit ist.DerStaat ist nicht lediglichzumSanteren, sondern Erläßt sich nichtlediglichals Retter inderNotheranholem wenn irgendein Zusammenbruch droht,undsich nachherwieder indieEckestellen, alsderMehr,derseineSchuldigkeitgetanhat,von demman sich imübrigeneinHineinredens verbittet,undgegenüberdessenLebens- fragen politischerundstaatsbürgerlicherArtman kühlbisansHerz hinan, undoft sogarbetont feindseligsteht. Das Mindeste,was derStaat von denWirtschaftskreisenfordernkann,dievon ihmver- langen, daßerihreNotauchalsVolksnot anerkenne,ist, daß auch sieihrerseits sich positiv zumStaate einstellenundsichsihrenPflich- tengegendieGesamtheitindieser schwerenundimmer noch krisens reichen Aufbauzeit nichtentziehen. Andererseits kann es dem Staat, derja die Steuergelder desganzen Volkes zuverwalten hat, nicht zugemutet werden, diese ihmanvertrauten Gelder für Sante- rungen zuverwenden,aus denennichteinmal Anerkennunnganki barkeit undTreue fürdenStaat desVolkes erwächst.

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Ver Heimatdieiist

Besonders heftigeVorwürfegegen den Staat werden des öfterenmitderSteuerliast,dieerauferlegen muß,verbunden.Man verkennt hier zuoft,daßinsolchemGegensatzzwischenWirtschaft und Staat fürdenStaat einegewisse Tragikliegt.DerStaat zieht denHauptteilseiner Einnahmen aus dendirektenundindirekten

Steuern, daerjaalleinaus ZöllenundahnlichenAbgabennicht so

.vielerhält,umdamit seine Aufgaben erfullenzukonnen. Er.muß dieWirtschaftundalleKreisedesVolkesz»uSteuern heranziehen.

IngutenZeiten,wo verdient wird,sinddieseSteuern derWirt- schaft erträglich. Inschlechten Zeiten aber, twoderStaat gernder WirtschaftinihremExistenzkampf helfen mochtetundauchinver- stärktem Maßedarum angegangen wird,kannerihrinderSteuer-

-

belastung nichtsoweitentgegenkommen,wie erwill,weil ebenge- rade inKrisenjahren außerordentlichstarkvermehrte Anforderungen undHilferuseaus allenVolksteilen anden Staather-ankommen,so daßersein Budget nicht,wieergernmochte,finanziellermaßigen kann,sonderninvoller HöhedergutenEinkommensjahrezwangss läufigaufrechterhalten,wenn nichtgarerhöhenmuß. Man»kla·gt

dann überihninderWirtschaftals hartnackigund.unverstandig, ohne immer gerechtzuwürdigen,daßderStaathiervor einer Zwangssituation steht,dieerselbst nicht herbeigeführt hat, sondern

alsderenUrhebergroße volkswirtschaftliche Krisenodergarwelt- wirtschaftlicheKonjunkturzusammenhänge,diesich naturgemäß auch inderStaatssinanzwirtschaft auswirken,anerkannt werden müssen.

IngutenJahren aberwiederum kannderStaat eineReserve zum Ausgleich- fürKrisenjahrenichtansammeln, weil man ihmsonst aus derWirtschaft herausmit Recht, vorwerfen würde, daßer«

thesauriere und dadurch dieArbeit derWirtschaftund Kapital-

bildung störe.· .

Häufigwird gegen denStaat vorgebracht,daßerdieSozial- politikzu weittreibe,und daßerdieFürsorge fürdie Arbeiter und Angestellten überspanne.Auch hierfindettiefere Einsicht schnell den richtigen

«

Weg. Die Wirtschaftsmöglichkeiten Deutschlands bauen sich nichtallein auf seinenfachentwickelten technischenEin- richtungen und auf seinen RohstoffenundBodenschäizen auf,aus derenReservoir noch: dazuderKriegmit seinen VerlustenanLand einengroßenundwertvollen Teilherausgebrochenhat.Sieberuhen auch nichtnur aufdenmühsamwiederangeknüpfteginternationalen Verbindungen unddemZufluß fremden Kapitals. inganzwesent- IicherBestandteil unserer Wirtschaftschancenberuht vielmehrauf demgroßen Heer gut ausgebildeter, gelernterFacharbeiter, diege- rade imindustriellen-Deutschland eine, wohl durchkein· anderes Land übertroffeneErziehungzur Oualitätsarbeit genossen haben.

Diese Arbeiterschaftleistungsfähigzuerhalten, isteinGebot derKlugheitund derSelbsterhaltung derIndustrie.

istes,vom Staate aus gesehen,einGebot derelementarstenStaats- moral, dafür einzutreten, daß diese Arbeitermassen durch anständige Bezahlungauch ihrenAnteil andenWerten erhalten, diesie schaffen helfen. DerStaat mußweiter dafür sorgen, daß durch eine,den Anschauungendesmodernen VolksstaatesentsprechendeSozialpolitik dieseMänner und Frauen der Arbeit mit ihren Kindern vor bittersterNot geschütztsind,wenn zeitweilige Arbeitslosigkeit sie aufdieStraße setzt,unddaßdas GespenstdesHungersund der schwersten Sorgevon ihrerSchwelle gebannt wird,wenn derKörper einmal versagtundHandundAuge nicht mehrdenschweren Dienst unter TageimBergschachtoderanderFabrikmaschineundanden anderen Stätten derArbeit verrichtenkönnen.

JederUnternehmer weiß,was esfür eine Fabrik bedeutet,die eine Zeitlang stillgelegtwerden mußte,und deren altgelernter Arbeiterstamm abgewandert istund nichtwieder zurückdirigiert werden kann. Hinlänglichbekannt ist,was Länder,wiebeispiels-

"

Es handelt sich nicht darum, neue Straßenan- gen, Häuserzubauen und Grünflächenzugliedern;es handelt sichum denneuen Menschen,um ein neues Menschentum, um den

neuen Deutschen. Nichts

anderes darfdasProgramm einer weisenundgütigenKommunalverwaltung sein. Selten sieht man esso erfülltoderzummindesten so angestrebt,wieinFrank- furt,deinkleineren, dasanderOder liegt.DurchdasSchicksaldes Kriegesliegtes wenigentferntvon derGrenzegegenPolen; bei- nahe schon Grenzmsark, empfinges durch-solche LagerungdieAuf- gabeeiner SpitzenleistungdeutscherKultur. Und eshatdiese Auf- gabe erfüllt, obgleichesalldieLastenzutragen bekam,.dieihm automatisch zufielen,als dergrausame RißdesFriedensvertrages hundertjährige Wirtschaftsbeziehungen, erprobte Tradition und

BlickübervieOberaufFrankfurt

Und-ebenso»

Einekommuiiale Musterleistuua -

zulegen,plätze einzusprens

weisedieSchweizund indenletztenJahrzehntenauchderindu- strielle italienische Norden,erreichthaben,Länder,diekeineKohle und andere elementar wichtigen Rohstoffebesitzenund dieallein durchdieHeranbildung einer gutenArbeiterschaftzurfein durch- gebildeten Oualitätsarbeit diesesManko ausgeglichenundsichAb- satzmärkteerobert haben. Wer das weiß—- und welcherWirt- schaftlerkennt diese Dinge,diefür ihn Binsenwahrheiten sind,

"

nichtlundtrotzdemsich nicht dazu verstehen will,dieberechtigten wirtschaftlichen ForderungenderArbeiterschaft anzuerkennen,treibt eineaußerordentlich kurzsichtige Politik, die sichbitter anderge- samtenWirtschaft rächen müßte,wenn sie nachdenWünschenener- Kreise Wirklichkeitwürde,undwenn nichtimmer wieder der taat dazwischentreten und ismAllgemeininteressedas Niveau unserer TarifsundSozialpolitikaufdem Stande haltenwürde,deruns allein dieErhaltungeiner intelligenten, geschultenundleistungs- fähigen Arbeiterschaft gewährleistet.

Niemand wird behauptenkönnen, daß die Gewerkschaftenin derVertretungderArbeiterinteressenfrivoloderleichtfertigvor- gehen,indem sie überspannte Forderungen aufstellen und die Leistungsfähigkeitder Wirtschaftleichtsinnigoder bewußt außer acht lassen. Im Gegenteil:diedeutscheWirtschaft darf frohdarüber sein, daß sieindenGewerkschafteneinen diszipliniertenundwirt- schaftswissenschaftlich keineswegs ungeschulten Kontrahenten besitzt, mitdemman ernsthaftundvertrauensvoll verhandeln kann. Und diewirklich verantwortungsbewußten FührerderIndustrie werden im eigenenInteresse der Wirtschaftalles aufbieten, um diesem Kontrahenten das Verhandeln für möglichst große Arbeitermassen zu erleichtern. Gewerkschaftsfeindliche Arbeitgeber treiben die Arbeitermassenins LagerderKommunisten.

Staat und Wirtschaftfind aufeinander angewiesen. yStabile Verhältnisse, die Ruhe und Sicherheit im Innern schaffenund gleichermaßen auchdas alsKreditgeber oderWarenabnehmer auf- tretende Ausland mit Vertrauen erfüllen, sind ebensowie die Sauberkeit undZuverlässigkeitdesganzenStaatsapparates, diedas ZielallunsererVerwaltungsarbeit ist, unerläßliche Vorbedingung fürdieArbeit derWirtschaft; Aufderanderen Seiteisteineall- gemeine Wohlfahrtundsind geordnete Staatsfinanzen nichtdenkbar ohnedieGrundlageeiner gutdurchorganisierten,rationell arbeiten- den,inallenihrenEinzelheiten klug geleiteten Wirtschaft.

Staat undWirtschaft müsseninderErkenntnis ihrerwechsel- seitigenVerbundenheit vertrauensvoll Handin Hand arbeiten.

GroßeTeile derWirtschafthaben sich dennauchzudemGedanken durchgerungen,daßderStaat mitseinem Anspruch auf Aufsichtund demVorbehalt derMöglichkeitvon EingriffenkeineBevormundung erstrebtund keine Schikanen plant, daßdieleitenden Kreisedes Volksstasatesvon heutedurchaus denWert derschaffendenintellek- tuellen KräfteinderWirtschaftundihre BedeutungfürdenStaat richtigzuwürdigen wissen,unddaßdieAufsichtdesStaates über .dieWirtschaftnur um dergroßenGesamtinteressendesganzen

Volkeswillenerstrebtwird undgehandhabtwerden soll.

NichtsbrauchtdiedeutscheWirtschaftmehrals einen Volks- körper,dervon Krisen,schweren wirtschaftlichen Kämpfenund zweifelhaftenwirtschaftlichenundpolitischen Experimentenverschont bleibt. Daherbraucht dieWirtschaft aucheinen starken Staat, derdieMacht hatundgewillt ist,zurFörderungdesGemeinwohls sievor StörungenundSchädigungenzubewahren,indem erdas politische Desperadotumvon rechtsundlinks,dasmitseinem wüstens Treiben dasdeutscheVolknichtzurRuhekommenläßt,mitfester Faustniederhältundinabsehbarer ZeitzumVerschwinden bringt.

(Wirwerden dieBehandlungdesThemasim»Heimatdienst«

fortsetzen.DieSchriftleitung.)

Von -

Robert Breite-.

lebendigeGemeinschaften vernichtete. DieSchwierigkeitendes erstenJahrzehntssolches Neubaus städtischenSeinswaren erheblich.

EinerungewöhnlichenZuwanderungmußteRaum undObdachge-

schaffenwerden,-Mittel waren bereitzustellenund ausgreifende Finanzierungenvorzunehmen, während zugleich gewinnbringende Produktionen«einschliefen,dieWege nachdemerprobten Hinter- lande zerrissenunddies Hinterlsand selbstdieWirtschaftszugehörigs keitwechselte. Frankfurt a.d.Oder istaus demKreislauf der Industrie unddes Warenaustauscheshartherausgerückt worden, und selbstsein Strom hielt ihmnichtdiedurchGenerationen erprobteTreue. DieNäheBerlins bewährt sich hierund daals antreibenderMotor, abersiewirftauch Schatten. Sobleibt der einstigen Stadt derHanseund derMärkte wenigHoffnung,von heutezumorgen wieder einergiebigerUmschlaghaf.en, wieder eine

ZentralstelledesHandels unddesVerkehrszu werden. Siehataus

olcherNoteineTugendgemacht. Selbstverständlich,daß sie nicht versaumte,alles Notwendigezutun,umsicheineneue Wirtschafts-- basis,neue produktion, neue Absatzgebiete,neue Beziehungenzu schaffen.Nicht minder selbstverständlich,daß siederNotdurftihrer 367

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Ver Oeimatdiensi

alten und neuen Bürger gerechtwerden wollte; siebaute ausgedehnteSiedlungen und stellte sie mitgutemstädtebaulichen GefühlineineLandschaft,dieglücklicher- weise Abwechflungunddoch Geschlofsen- heitgenug bietet,umimRahmeneines bewegten Horizontes wohlgegliederte Gruppen,zugleich SammlungundAus- blickzugestalten. Überflüssig,zube- tonen, daß diese Häusergruppenalles-—-

VerschiedeneTypenFrankfurter Siedelungshäuser bieten,was derberechtigteAnspruchs fordert.

Auchfürdas grüneLeben derStadt, im Innern wieanderPeripherie, hatFrank- furt vorbildlich gesorgt;in dem Stadion, dessen gewaltigemOval einSchwimmbecken eingefügt ist,und in den dazugehörigen Spiel-und Sportplätzen, schuf diese mutige Stadt nichtnur eine überragende Anlage moderner Gymnastik,sonderndarüber hin- aus ein Symbol des neuen Menschen.

Dieserneue Mensch,derfreieund selb- ständige,der gesunde,der demokratische und dersoziale,wurde derGrundgedanke dereigentlichen Leistung Frankfurts: eine geistige Grenzmarkpolitik ersten Ranges.

Frankfurt will dem Menschenguter Qualität wohnliche Stätten bereiten, der Jugend unddenErziehern. Hier istneben den Bürgermeistern,dem Dr.Kinne und ,dem Dr. Haldenhoff, der Stadtschulrat Dr.Kretschmannzunennen. Einvortreff- licher Mann, wurzelnd in den Erkennt- nissen neuer Erziehung, aber eigentlich fruchtbar durch seinepersönlichkeitund

durchdieEnergien,dieaus ihm herausftoßen und nichtRuhefinden,bisdasZielerreicht ist. Eines feiner schönstenWerke istdie Hindenburgschule. Ein glitzerndesHaus,ge- baut aus Sauberkeit und Backstein,nicht dürftige Unterkunft fürkleine Proletarier, vielmehr ein lebendiges Instrument des Menschenbildens. Der Baumeister seige- lobt,aber erselbstwird es am wenigsten leugnen, daßder Stadtschulrat an diesem Volkshaus mitgebaut hat. Andiesem Haus eines neuen Volkes, dem derLehrer nicht mehrdieerstepeinlicheBekanntschaftmit der Obrigkeit ist, vielmehr ein entschlossener Führer zur Volksgemeinschaft. Alles in diesemJungvolkhaus ist heiter, aber nichts ist spielerisch-.Hiersollen geradeMenschen wachsen,ein GeschlechtgesicherterZukunft.

NichtzurBedürf- nislofigkeit, son- dern zum berech- tigten Anspruch sollen dieseKnaben und Mädchenge- führtwerden. Jn solchem Geistege- adelter Lebens- freude verwaltet die Stadt Frank- furtihr Erziehers amt, pflegt sieder Minderbegabten in derHilfsschule,wagt sieinVersuchs- klassen kühnere Experimente und ge-

nügtso.demneuen Bildungsideal, wie

es der«preußische Kultusminister Dr.Becker fixierthat: »Die heutige Volksfchule soll nach den Normen einer wissenschaftlich begründeten Pä- dagogik systematisch alle im Kinde liegenden Fähigkeiten soentwickeln, daßes, erwachsen,dieseiner Anlage entsprechendeStelle inderGesellschaft auszufüllen imstande ist, sie sollen nichtnur seinen Jntellekt schulen, sondern auch seine religiöseoder künstlerischeoder technische Anlageundinvoller Harmoniedamit seine körperlichen Kräfteentwickeln.« Derschöp- ferifchen Erziehungzurneuen Volksgemeins schaftdient auchdasbeglückende Jugend- heim,dasFrankfurt inLagow,aufderHöhe eines beherrschendenHügels,am Eingang zurStille einerverzaubertenTandschaftaus Seenund Wäldern,gebauthat.

Solche Leistung berechtigt Frankfurtzur Heimat desMusikheimsund derpädagos gifchenAkademie. Das Musikheim ist so- ebenfertiggeworden: eineweltliche Abtei fürdiemusizierendeSeele derVolksfchul- lehrer, derOrganisten und der pfarrer, aberauch sonstallderer,dieimSingenden Menschen zurTat befreien wollen. Die pädagogifcheAkademieist vorbereitet, siewird dreihundert Studierende versammeln,wirdfür dieKaufftändederStadt eineEinnahmebe- deuten,wirddenSinndieser vorbildlichenKom- munalpolitik enthüllen:denneuen Menschen.

Die Hauptstadt der mittleren Osimark.

Von Dr.F.Simon, Dipl.-Hdl., Frankfurt (Oder).

Dasalte Vrankenvorde mußte einstals Furt- und Brückenstadt anderOder dortentstehen,woaufweitem Umkreiszwei plateaus alsBrückenpfeilerdieversumpfte Niederung am stärksten einengen. Dasich hiereinegroße Zahl alter Handelsstraßen zwecks ÜberschreitungdesFlusses vereinigte, konnte sichmitHilfedesWasserzolls,der Stapelsund Niederlagsrechte dererst1253 urkundlich zur Stadt erhobene Ort zur stolzenHansestadt entwickeln und sichbald stärkerfühlenalsdiebeidenanderen bedeut-

"Z.-x.68-.

samen Oderstädte,Stettin undBreslau. Doch alsesallmählichdiemittelalterlichen Vor- rechte einbüßteundderHandelsverkehr nach derEntdeckungAmerikas dem ,,Zugnach dem Westen« folgte derFriedrich-Wil- helm-Kana!schuf 1669dieVerbindung Bres- lau——Hamburg—, gelang esinfolgeder überaus günstigen Tage dem erstmalig

»Haupt- und Handelsstadt« ge- nannten Ort,sichmitHilfederLandstraßen zum ersten ostdeutschenundinternationalen Meßplatz auszubauenund als solchereine

Ausderåkndenbnrg-Schule.Brausebad,Nähstube,Tischler- werkftatt, seichensaahSpeisezimmernebenderSchultüche

.

Cytaty

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geben, daß das Wirtschaftsprogramm mit einem Schlag alle Arbeitslosen wieder in Arbeit bringen kann. Aber der objektive Beobachter unserer Verhältnisse wird zunächstfeststellen

Auch gute Redner haben oft ihre Not damit, die Zu- hörer wach und bei Laune zu erhalten. fällt es selbst dem geübten Redner schwer, einem breiten Publikum anschaulich zu machen, was

Dagegen sind Sachlieferungen, die lediglich an die Stelle- einer normalen Ausfuhr treten, welche nach menschlichem Ermessen in derselben Weise und Höhe auch ohne die Bezahlung

halten, so würde ich doch. die Artikel, die die künftige Zsuteilung von Kohlen und Kohlenprodukten sowie den künftigen schiffsbau behandeln, streichen. lch würde bestimmt

Aus all diesen Gründen glaubt man, daß Frankreich bei den be- vorstehenden Verhandlungen bereit sein wird, über eine baldige Tösxung der Saarfrage mit sich reden zu lassen, und

ierten bei der Ausführung neue Bedingungen gcsjcllk Und in den klaren Wortlaut der Waffenstillstandsbedingunsgen utnberechtigte Verschärfungen hin-eingebracht. Ent- gegen Artikel

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