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Die Zukunft, 15. Februar, Jahrg. XXVII, Bd. 104, Nr 19.

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(1)

e Zukunft

Herausgeber

Maximilian Harden

INHALT

Seite

Die A ufgaben des Sozialismus. Von H e i n r i c h S t r o b e l . . 179 M ütter. Von E m a n u e l a v o n M a t t l * L ö w e n k r e u z . . . . 203 Clemenceau. Von C h a r l e s P e g u y ... 205

Nachdruck verboten

E r s c h e i n t j e d e n S o n n a b e n d

Preis vierteljährlich 10,— Mk-, die einzelne Nummer 1,— Mk.

4 ^

X X V II. Jahrg. Berlin, den 15. Februar 1919 Nr. 19

BERLIN

Verlag der Zukunft

GroBbeerenstraße 67 1919

(2)

Abonnementspreis(vierteljährlich) 1^. 10, pro JahrM. 40.—; unter Kreuzbandbe- AlleinigeAnzeigen-Annahme zogen, Deutschlandund CesterreichM. 10.65, pro JahrM. 42.60; AuslandM. 12.80, pro JahrM. 45.20der W°chenscjTr^^Zukunftnur durch BestellungennehmenalleBuchhandlungenund Postanstaltenentgegensowieder PerlinSW68Markgrafenstr 59 VEELAGDERZUKUNFT, BERLINSW. 47, GroßbeerenstraBe67, Fernspr.tzow7724. I FernsprecherAmt Zentrum10809 u.Urt 10.

©EIN- oteii

B E R L I N W

HUTII

J. C. Lutter WeingroßliaBiIIang G. m. b. H.

vorm. Lutter & Wegner * Gegr. 1811

Charlottenslr.

49, Eike Französische Str.

Gutgepflegte Weine = Vorzügliche Küche

BERNHARD KUNZEL

B a n k g e s c h ä f t

BERLIN W8

An- un d V e r k a u f von W e r t p a p i e r e n

K o sten lo se A u sku n ftse rte ilu n g

E D U A R D B E R N S T E I N

A U S D E N J A H R E N M E I N E S E X I L S

E rin n e ru n g e n eines S ozialisten /' T eil I F ü n f t e b i s a c h t e A u f l a g e G eheftet M. 5.50, g e b u n d e n M. 7.—

T iele re r Einblick in allerlei frem de, b eso n d ers englische V erh ältn isse u n d intim e B ek an n tsch aft m it ein er g ro ß en R eihe b ed e u ten d er M enschen — Sozialisten in der M eh rzah l — , das ist es v o r allem , was m an dem B uch zu d a n k e n h at.

( K a r l s r u h e r T a g e b l a t t )

B ild er aus dem H eld e n zeitalter un serer B ew egung. ( L e i p z i g e r V o l k s z e i t u n g )

V o n g rö ß tem In teresse fü r je d e n G e b ild e te n ! ( Z w i e b e l f i s c h . )

L U J O B R E N T A N O

I S T D A S » S Y S T E M B R E N T A N O « Z U S A M M E N G E B R O C H E N ?

U e b e r K athedersozialism us u n d alten u n d n e u en M erkantilism us D r i t t e A u f l a g e / B roschiert M 2.80

ERICH REISS VERLAG, BERLIN W 62

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D ie A ufgaben des Sozialism us

M

anchem klugen Menschen und aufrichtigen Demokraten ist zur furchtbaren Gewißheit geworden, daß sich Deutschland im Zustand der völligen Auflösung befinde. Jeder­

mann öffenbar sei der wirthschaftliche Verfall. Der dritte Monat seit dem Zusammenbruch des alten Reiches sei nun zu Ende und nirgends noch zeige sich ein Ansatz zu schöpferischer Neugestaltung. Die Industrie, die noch Wochen, Monate lang nach dem Bankerot des Militarismus Maschinengewehre und Handgranaten herstellte, hat sich, so sagen sie, noch immer nicht auf die Friedensproduktion einzustellen begonnen. U n­

geheure Bedürfnisse sind zu befriedigen. Millionen von Arbeit­

losen harren der Beschäftigung, die preußische Eisenbahnver­

waltung allein hat für Milliarden Bestellungen vergeben, die W ohnungnoth üst furchtbar: aber der ins Stocken gerathene W irthschaftapparat macht kaum ein paar täppische Anstren­

gungen, um wieder flott zu werden. Gewiß: es fehlt an Roh­

stoffen aller Art; aber selbst Das, was hergestellt werden könnte, wird nicht erzeugt. Die Kohlenproduktion ist auf einen so kleinen Bruchtheil der Normalerzeugung herabgesunken, daß selbst die Betriebe eingeschränkt oder stillgelegt werden müssen, die noch im Gang waren: Eisenbahn, örtliche Verkehrs­

institute, Gas- und Elektrizitätwerke. Die Verminderung des Verkehrs lähmt vollends das Bischen Produktion und Handel,

«las sich schüchtern entfalten wollte. Die Folge davon ist, daß

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180 Die Zukunft

alle Preise die phantastische Höhe halten, die sie während des Krieges erklommen hatten, oder in noch abenteuerlichere H öhe klettern. Die Arbeiter fordern deshalb auch immer höhere Löhne, ohne jede Rücksicht darauf, ob Industrie und Staat solche Erhöhung noch tragen können. Die Unternehmer werden durch die unmöglichen Lohnforderungen von jedem geschäftlichen Wagniß abgeschreckt; und der Staat, der auch seinen Arbeitern und Beamten ungemein hohe Forderungen bewilligen muß, stände vor einem hoffnunglosen Defizit, wenn er die Lasten nicht schleunigst wieder auf das Publikum ab­

wälzte. Die Post erhöht immer wieder Portotaxen und Tele­

phongebühren, die Eisenbahnverwaltung schraubt die Fahr­

kartenpreise und Frachtentarife sch.onunglos hinauf und die Straßenbahnen und Omnibusgesellschaften übertrumpfen noch das staatliche Vorbild.

So wachsen die Ausgaben ins Ungemessene, steigen die Preise ins Märchenhafte, während beinahe nichts produzirt wird. Noch immer leben wir vom Schuldenmachen, wie wäh­

rend der vier Jahre Ides Kriegswahnsinns. Aber die Bankeroteurs des Weltkrieges trösteten sich und das Volk mit der Gewinn«

chance des Sieges, der die Feinde für die aberwitzig gehäuften Schulden zins- und fronpflichtig machen sollte. Das Schulden­

machen auf solche Bürgschaft hin war W ahnsinn; aber welche Thorheit erst, jetzt noch immer neue Schulden zu machen, wo die Entente den Sieg errungen hat und sich anschickt, sich nach Möglichkeit für ihre ungeheuren Kriegsverluste an Deutschland schadlos zu halten! In Groß-Berlin allein erhalten, mehr als zweihunderttausend Personen Arbeitlosenunterstützung.

In den anderen Großstädten das selbe Bild. Dabei fehlt es in den Bergrevieren an Arbeitkräften. Nicht einmal in der Landwirthschaft geschieht das Nothwendige, um auch nur die dürftigste Volksernährung zu sichern. Für die entlassenen und noch zu entlassenden russischen Kriegsgefangenen fehlt der Ersatz an freien Arbeitern. Und eben so fehlt es an la n d w ir t­

schaftlichen Maschinen, an Zugvieh, an Dung. Selbst die künstliche Stickstofferzeugung, die der durch Raubbau ent­

kräfteten Scholle wenigstens einen Theil ihrer Zeugungskraft zurückgeben könnte, liegt danieder, weil die Kohle fehlt So- droht uns der nackte Hunger, wenn '.nicht das Ausland uns, nach Aufhebung der Blockade, Mengen von Lebens- und Futter­

mitteln schickt. Die aber erhalten wir, natürlich, nicht um ­ sonst. Zahlen wir mit Gold, so entwerthen wir vollends unserer

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Valuta; zahlen wir mit Papier, so bleiben Hungersnothpreise und die Schuldenlast wächst abermals um Milliarden.

Und wie im1 Wirthschaftleben die Lethargie, so in der Po­

litik die Anarchie. In den Regirung-Erlassen liest man immer von der „Sozialistischen Republik". Dabei haben wir nicht einmal die gesicherte .Demokratie. Daß es erstes politisches Gebot einer siegreichen Revolution sei, der überwundenen Re­

aktion ihr Machtinstrument, die Armee, zu entreißen, lehrt schon Lassalle in seiner berühmten Rede über Verfassungwesen.

Hat aber die Scheidemann-Regirung auch nur das Geringste gethan, um den zusammenbrechenden preußischen Militaris­

mus auf die Dauer unschädlich zu machen? Im Gegentheil:

sie hat ihn mit heißem Eifer wieder auf gebaut. Hindenburg und Groener sind noch allmächtige Leute. So oft sie sich auch in Gegensatz zu den Anordnungen der Soldatenräthe setzten/ von denen doch die Ebert und Scheidemann selbst ihre revolutionären Vollmachten herleiteten, so oft sie die Ver­

fügungen der Volksbeauftragten selbst ignorirten: niemals wurde ihnen ein Haar gekrümmt. Daß der Militarismus redivivus sich nicht wieder zu einer imperialistischen Gefahr auswächst, dafür würde die Entente sorgen; abfer so lange die Gegenrevo­

lution. sich mit der Niederwerfung des Sozialismus und der De­

mokratie begnügt, wird die von Bolschewikenfurcht gescheuchte Entente schwerlich Veranlassung zur Einmischung nehmen. Ge­

rade die Furcht vor dem deutschen Expansiv- und Offensiv­

drang könnte in pessimistischen Kreisen der Entente, die mehr von, „Sicherungen" als vom Völkerbund halten, das kecke Wie­

deraufleben des deutschen Offiziersgeistes willkommen heißen.

Da rechnet man einfach: „Selbst Wilson mußte schon vor vielen Wochen bekennen, daß die Wandlungen in Deutschland nur institutionelle gewesen seien, die Volksseele selbst aber nicht er­

griffen haben. Und Alles bestätigte seitdem diese Ansicht. Wann hat die neue Regirung, der zur Macht gelangte Mehrheitsozialis­

mus, je ein offenes Bekenntniß der deutschen Kriegsschuld ab­

gelegt, die alte Gewaltpolitik und die ehemaligen Kriegsmetho­

den ehrlich verurtheilt und sich durch die kleinste That zu neuen Grundsätzen bekannt? Rühmte sich nicht noch während des Wahlkampfes der ,Vorwärts' seiner Durchhälter-Politik?

Mißbilligten nicht die Volksbeauftragten die diplomatischen Ent­

hüllungen Eisners? Ueberließ man nicht dem Großmeister der imperialistischen Preßkorruption Erzberger die Führung der Friedenspräliminarien, soll nicht der .Grenzsteinversetzer Schei­

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demann selbst als Partner eines diplomatischen Vertreters des alten Regimes die Friedensdelegation führen? Und hat man im1 Auslandsdienst in Neutralien das Geringste geändert? Hat man nicht an die Stelle des noch Monate lang geduldeten Rom­

berg Herrn Adolf Müller nach Bern geschickt, der Jahre lang Bethmanns offiziöser Geschäftsträger in der Schweiz war? Wenn so selbst unter dem ,revolutionären' Regiment der Sozialisti­

schen Republik' gearbeitet wird, kann man sic h , vorstellen, wie das wieder zur Ruhe gekommene Deutschland aussehen mag. Es ist darum nur erfreulich, daß auch Herr Falkenhayn, der Bestürmer von Verdun, wieder seine angenehme Komman­

dostimme vernehmen läßt, und es belichtet die Situation gleich einem Scheinwerfer, daß Kassel, die Stadt, die Herrn Scheide­

mann in die Nationalversammlung schickt, zugleich Herrn von Hindenburg den Ehrenbürgerbrief überreichte. Nun wissen wir Westvölker, was wir von diesem ,neuen' Deutschland zu halten haben, und werden unsre Friedenspolitik danach einrichten.

Dies Deutschland ist erst unschädlich, wenn es politisch zer­

rissen und w irtschaftlich zur Ohnm acht verdammt ist.“

So wirkt die sozialdemokratische Regirung auf das Ausland.

U nd welche Kräfte löst sie im Inneren aus? Neben denen der Re­

aktion natürlich auch die der Anarchie, des Blanquismus und Bolschewismus. Je bedenkenloser sie sich der Offizierkaste und dem alten Militarismus, als dem Erretter vor dem Spartakismus, in idie Arme wirft, desto rascher verliert sie das Vertrauen der {proletarischen Massen, wenigstens ihres kraftvollsten Kerns, der Arbeiterschaft der industriellen Großbetriebe. Daß man einzelne Putsche niederwirft, in Berlin, Wilhelmshaven, Bremen, daß man die Arbeiter entwaffnet, während man sich aus Offizieren, Unteroffizieren und Studenten eine gefährliche Prätorianergarde formt, sind keine Großthaten, auf die man stolz zu sein braucht.

Denn dadurch, daß man die Massen gewaltsam niederwirft, hat man sie noch lange nicht pazifizirt, in gefügige und willfährige, zu Arbeit bereite Staatsbürger verwandelt. So wenig man die H ydra des Spartakismus vernichtete, indem man ihr die beiden Häupter Liebknecht und Rosa Luxemburg abschlug. Denn der Spartakismus oder Bolschewismus ist eine soziale Massenerschei­

nung, die sich selbst von Liebknecht und Rosa Luxemburg nicht mehr ins Parlamentein zurückzügeln lassen wollte. Sie ist die echte und unausbleibliche Frucht des Krieges: der Wirthschaft- zerrüttung, der Massenverelendung, der Massenverwilderung.

D er imperialistische Machtwahn wurde durch den proletarU

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sehen abgelöst Wie am deutschen Wesen die Welt genesen sollte, so will jetzt die Diktatur proletarischer Schwarmgeister die widerstrebende Welt durch die Gewalt der Fäuste mit dem Kommunismus beglücken. Und je plumper die Scheidemänner draufschlagen und je schneidiger die von ihnen mit der Sparta-;

kistenbändigung beauftragten ehemaligen Epauletteträger im alt­

gewohnten Offiziersjargon dreinwetternj desto verdächtiger und verhaßter werden sie den Massen. Die russische Krankheit frißt um sich. Beweis: die Auflehnung der Soldatenräthe gegen die Neuordnung der Kommandogewalt, die Rebellion der Arbeiter- räthe, die hartnäckige Arbeitverweigerung der Arbeitlosen, die aufs Land oder in die Bergwerke geschickt werden sollen, das immer vernehmlichere Murren und Grollen der industriellen Proletarierschichten. Und Hunderttausende technisch-industrieller Beamter schließen sich ihnen an und verlangen immer stürmi­

scher rascheste Durchführung der Sozialisirung. Man muß an IHeines Gedicht von der „radikalen Rotte" denken: ,,Nicht Glockengeläute^nicht Pfaffengebete noch hochwohlweise Staats­

dekrete, auch nicht Kanonen, viel Hundertpfünder, sie werden Euch helfen, Ihr lieben Kinder!" Auch nicht die Staatsdekrete der Nationalversammlung! Kann sie dem Wirthschaftzerfall Elinhalt gebieten? Kann sie billige Lebensmittel für die Massen herbeizaubern ? Die Millionenarmee der Arbeitlosen zur Arbeit, wohlgemerkt zur Arbeit, nicht zur Arbeitstelle, kommandiren?

Die politische Zerrissenheit und die sozialen Gegensätze aus­

löschen? Den Massen den religiösen Wahn des Bolschewismus aus der Seele reißen ? Sie kann nichts von Alledem! Dann wird sie aber auch die Auflösung Deutschlands nicht hindern können.

Den politischen Zerfall in ohnmächtige Theilstaaten und den wirthschaftlichen Rückfall in einen Zustand, dem wir uns seit mindestens einem Menschenalter entwachsen glaubten. Deutsch­

land ^ ird sich zum Agrarstaat zurückentwickeln. Millionen von Industriearbeitern werden auswandern müssen und mit dem stolzen W achsthum des deutschen Volkes wird es vorbei sein..*

So raunen Schwarzseher, die sich für politische Hellseher halten, darunter, wie gesagt, kluge Menschen und ehrliche De­

mokraten. Und sollten wir uns über diesen Pessimismus hinweg­

setzen mit dem faden Optimismus der Gedankenlosigkeit? Oder wäre es das erste Mal in der Weltgeschichte, daß eine reiche, blühende, machtberauschte Nation vom Schauplatz ihrer Eitel­

keiten abtreten und sich mit der bescheidenen Rolle eines Zu^

schauers begnügen muß? Sollten wir nicht lieber den Ursachen

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des furchtbaren Verfalles nachspüren und all unsere Thatkraft aufbieten, um durch Beseitigung dieser Ursachen ein unheil­

volles Schicksal abzuwenden?

D i e M e h r h e i t s o z i a 1 i s t e n

Der neunte November brachte den inneren Zusammenbruch des deutschen Militarismus, dessen äußerer Zusammenbruch sich bereits seit Monaten im Westen offenbart hatte.

Der Zusammenbruch des neunten November war freilich nicht erst seit etlichen Monaten, sondern seit vollen, vier Jahren vorbereitet worden. Allmählich, aber mit unheimlicher G ründ­

lichkeit und unentrinnbarer Folgerichtigkeit. Millionen von Menschenleben hatte man der Bestie Krieg zum Fraß vorge­

worfen, Millionen zu Krüppeln und Siechen gem acht Das ganze reale Volksvermögen hatte man in Pulverrauch und Gasnebeln aufgehen lassen. Alle Magazine waren entleert, alle Scheunen und Ställe kahl ausgeplündert, alle Werthobjekte für Kriegs­

anleihe verpfändet. Die Massen waren ausgehungert-und durch Seuchen dezimirt. Das läßt sich ein Volk so lange gefallen, wie man ihm das Phantom des Sieges vorgaukeln, es mit den Ver­

heißungen künftiger Größe und ungeheurer Kriegsbeute hyp- notisiren kann. In dem Augenblick aber, wo dies Luftgebäude zusammenbricht, ist es auch um. das alte System, das die Nation dem Verderben geweiht, geschehen. Alle Autorität bricht dann zusammen und die eisernen Ketten der Disziplin reißen wie 6pinngewebe. Wir haben Das erlebt in Kiel, in Berlin und an der ganzen Westfront, wo sich im Nu, auf die erste Kunde der , heimischen Vorgänge hin, die bestdressirte Armee der Welt in ein revolutionäres Heerlager verwandelte, über dem tausend rothe Fahnen flatterten. Der Zusammenbruch lehrte, daß das alte Gewaltsystem, der preußische Militarismus, an seiner eignen Schuld zu Grunde gegangen war und daß auf neuem Grund ein 'neues Reich des Rechtes und der sozialen Gerechtigkeit auf- gebaut werden müsse.

W as konnte einer sozialdemokratischen Regirung näher liegen? Aber freilich: die Hälfte dieser Regirung bestand aus einer Sorte Sozialisten, die dem in Zuckungen liegenden alten System bis zum letzten Augenblick Stärkungtränklein eingeflößt hatten. Vier Jahre lang hatten die Mehrheitsozialisten alle Kriegskredite bewilligt, die Legende des V erteidigungskrieges verbreitet, jede deutsche Kriegsbarbarei beschönigt und nur da Rücksichtlosigkeit bethätigt, wo es galt, den Burgfrieden gegen

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die Auflehnung unabhängiger Parlamentarier, Redakteure und strikender Arbeitermassen zu schützen. Noch in den letzten Tagen vor der berliner Revolution, als sich schon die Marine er­

hoben und ganz Nordwestdeutschland die Republik verkündet hatte, warnte das Centralorgan der Mehrheitler die berliner Proletarier noch immer vor jeder Straßendemonstration. Als, freilich, die berliner Arbeiter und Soldaten, unbekümmert um' diese Warnungen, am neunten November in einem Anlauf den ganzen Plunder über den Haufen geworfen und im Schloß und auf dem Reichstag die rothe Fahne gehißt hatten, wußten sich die Scheidemänner der veränderten Situation eben so plötzlich anzupassen wie in den ersten Augusttagen des Jahres 1914.

Wie sie damals militärfromme Patrioten geworden waren, so wurden sie jetzt, innerhalb weniger Stunden, grimmige Revolu­

tionäre. Die Geschwindigkeit war freilich keine Hexerei; denn diesmal handelte sichs nur um einen Kostümwechsel.

D*äs merkte, zu ihrem Erstaunen, die Demokratie des Aus­

landes, als sie vergebens auf sichtbarliche Lebensbekundungen der neuen revolutionären deutschen Demokratie wartete, die bewiesen hätten, daß dem Personenwechsel in Deutschland auch ein Gesinnungwechsel entsprach. Trotz dem Drängen der „un­

abhängigen"' Regirungmitgliöder, trotz dem Vorstoß des baye­

rischen Ministerpräsidenten Eisner blieb die Leitung des Heeres und des auswärtigen Dienstes in den Händen der alten Heer­

führer und Diplomaten. Der Mann, der den Scheidemann- Liebling Bethmann stürzen half, weil er dem Gedanken des Gewaltfriedens nicht fanatisch genug ergeben war und weil er Absolutismus und Junkerprivilegien nicht bedingunglos schützte, mußte nicht jiur als Brückenheiliger den Rückzug der Truppen über den Rhein schirmen, sondern er steht auch heute noch auf dem ersten Posten der „revolutionären" Armee. Und Herr Solf durfte gemeinsam mit Herrn Erzberger als Funker des Auswärtigen Amtes der Entente moralische Vorlesungen über Humanität und Völkerrecht halten; mit dem selben Erzberger, der für jeden durch englische Waffen gefallenen deutschen Soldaten die Vernichtung einer englischen Stadt durch Zeppelinbomben verlangt hatte. Durften auch wir über Dies und Aehnliches staunen? Nein. W ir kannten ja die Personen und wußten:

Das Tieftragische für Deutschland und den Verlauf der deut­

schen Revolution ist, daß den Mehrheitsozialisten eben jedes O efühl für die Demokratie, für die ganze W eltanschauung

^des Sozialismus fehlt. Sie mimten nicht nur die Hurrapatrioten

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und Militaristen: sie waren es. Sie fühlten sich wohl unter Wilhelm und Hindenburg und fühlen sich auch jetzt noch unter dem Schutz von Offizieren besser geborgen als inmitten revolutionärer Volksmassen. Und eben so wenig besaßen sie ein Verständniß für das Ethos und den ehrlichen Bekenner­

drang Derer, die durch die Empfindung der nationalen Z u­

gehörigkeit nicht das Gewissen in sich ersticken ließen. Wal­

es doch gerade Herr Scheidemann, der in einer berüchtigten Ausschußsitzung sein, patriotisches Philistermüthchen an den ,,Neurasthenikern und Schwachköpfen" Muehlon und Lich- nowski kühlte. Und was war den Sozialisten Scheidemann uncf Genossen vollends die Internationalität? Ein wesenloses Schlag­

wort für die Friedensagitation, eine billige Kongreßfrage, aber kein Kulturband, keine Menschheitsolidarität, wie sie schon die Heroen unserer klassischen Literatur verherrlichten und zu der sich, trotz der Geistesverwirrung dieses wüstesten aller Kriege,, doch so mancher bürgerliche Intellektuelle bekannt hatte.

Bei dieser Geistesverfassung mußte der Mehrheitsozialismus in der Revolution .eben so schmählich versagen, wie er bei Kriegsbeginn versagt hatte. Ohne Ideale, ohne Ideen trieb er abermals die armsäligste Anpassungpolitik, stützte er sich, wie während der Kriegsjahre, auf die Elemente, deren Politik doch gerade zum schmachvollen Bankerot geführt hatte. Statt mit neuen Männern eine neue internationale Politik zu beginnen und durch die That die Bekehrung zur Rechtspolitik und zum Völkerbund glaubhaft zu machen, bediente er sich dreist und verstockt der alten Heuchelmasken der verrufenen Diplomatie von gestern, durch die sich doch kein Australneger mehr täu­

schen läßt. Und statt sofort den Militarismus in eine demo­

kratisch unbedingt zuverlässige Volkswehr umzubilden und da­

mit jede gegenrevolutionäre G efahr auszuschalten, verschacherte man durch heimliche Vereinbarungen mit den ^lten Heer­

führern die Demokratie an den selben Militarismus, dem das deutsche Volk alles Unheil zu danken hatte.

Und die selbe Ideallosigkeit und Gedankenarmuth kenn­

zeichnet jeden Schritt der Regirung. An einen Verfassungent­

wurf wagt sie sich selbst nicht heran : sie läßt ihn durch einen bürgerlichen Demokraten ausarbeiten. Das wäre an sich noch nicht das Schlimmste; schlimm aber ist, daß sie diesen Entwurf sogar vor der preußischen Regirung als Geheimniß bewahrt, sich selbst vor jeder Stellungnahme hütet, den Entwurf einfach als ^Material' vbrlegt und sofort von ihm abrückt, als sich ein

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187 Stürtndien gegen ihn erhebt. Was will man nun eigentlich?

Eine Auftheilung Plreußens oder die Erhaltung des alten Staat­

bestandes? Man könnte vom1 demokratischen Standpunkt aus die Zerschlagung Preußens begreifen, wenn man fest entschlossen wäre, dafür eine straffe Centralisation des Reiches einzutas- schen. Aber eine Auftheilung Preußens und zugleich Kon­

zessionen an den pfahlbürgerlichen Partikularismus Süddeutsch­

lands und allerlei klerikal-reaktionäre Pläne: Das wäre Rückfall in die unselige Kleinstaaterei der vorbismarckischen Periode.

Und man rückt dem Problem, dem staatenpolitisch bedeut­

samsten, nicht entschlossen auf den Leib, man umreißt nicht scharf die Linien des neuen Baues, um dem Volke selbst zu zeigen, wie das neue Volksheim aussieht, und es zu starker Kritik und leidenschaftlicher Mitarbeiterschaft aufzumuntern, son­

dern läßt Alles die Privatangelegenheit des Herrn Dr. Preuß sein, bis die Nationalversammlung selbst die Sache deichselt.

Die Nationalversammlung, die so erschreckend arm an Köpfen ist und sich ihrem Wesen nach fast gar nicht von jenem alten Durchhälterparlament unterscheidet, das Herr Fehrenbach so gern noch einmal zusammentrommeln wollte.

Dieser Mehrheitsozialismus war ein Unglück für das Volk.

Er brachte es außenpolitisch um die Sympathien aller aufrich­

tigen Friedensfreunde und Versöhnungpolitiker, erwirkte dadurch die Verschleppung des Friedens, die Verlängerung der Blockade, des Wirthschaftelends und der Arbeitlosigkeit. Er beschwor die Gefahr gegenrevolutionärer Umtriebe herauf, gefährdete die kaum nothdürftig errungene Demokratie und entfesselte damit einen Sturm der Empörung der sich verrathen und betrogen fühlenden revolutionären Proletariermassen. Wenn nach dem neunten November in Deutschland Bürgerblut floß, so trägt die jeder Klarheit, jedes hinreißenden Gedankens und jedes sitt­

lichen Schwunges bare Politik der Mehrheitsozialisten dafür zum großen Theil die Verantwortung. Und wenn wir aus der Scylla des Weltkrieges in die Charybdis des Bürgerkrieges treibe*

sollten, so geschieht es, weil die Mehrheit des deutschen Volkes so untauglichen Männern das Steuer anvertraute.

S p a r t a k u s

Der Spartakusbund ist das Kind der scheidemännischea Kriegspolitik. Je gewissenloser die sozialistische Mehrheit alle ihre sozialistischen Grundsätze verleugnete, je würdeloser sie sich Nationalismus und Militarismus in die Arme warf, desto-

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Die Zukunft

leidenschaftlicheren Protest mußte sie aus den Reihen der sozi­

alistischen Intellektuellen und Proletarier hervorrufen, die sol­

chen Verrath als brennende Schmach empfanden. Noch steht mir die Szene vor Augen, als ich am Abend des dritten August 1914 aus der entscheidenden Sitzung der Fraktion, der ich als

>,Vorwärts"-Vertreter beigewohnt hatte, in die Redaktion kam und den fassunglosen Kollegen den Beschluß der Kreditbe­

willigung mittheilte. Alle standen unter dem Eindruck einer Katastrophe. Keinen aber traf die Botschaft tiefer ins innerste Mark als Rosa Luxemburg, die damals als Gast in der Rer- daktion weilte. Eine halbe Stunde lang wand sich ihr schwäch­

licher Körper in den heftigsten Weinkrämpfen.

Neben ihr bäumte sich Karl Liebknecht früh gegen die Preisgabe des Sozialismus auf. Eine Weile fügte er sich dem Fraktionzwang; aber aus allerlei Reibungen wurde bald der offene Kriegszustand,, als Liebknecht im Plenum gegen die zweite KreditbeSvilligung stimmte und die Opposition im Lande zu organisiren begann. Was dann im Lauf der Jahre von den Mehrheitlern an niedrigen Insulten und gehässigen Verfol­

gungen gegen Liebknecht gesündigt worden ist, gehört zu den schmählichsten Kapiteln der Parteigeschichte, der politischen Geschichte Deutschlands. Man erinnere sich nur an die wüsten Schimpfkanonaden, mit denen die Scheidemann-Fraktion Lieb­

knecht angriff, als er von der Rednertribüne des Reichstages herab die Schuldigen zur Rechenschaft zog. Und man lese noch einmal Landsbergs Rede zu dem Antrag, Liebknechts Immu­

nität aufzuheben: dann erst wird man erkennen, .welcher En niedrigung der Mehrheitsozialisr|ius fähig war.

Irrig wäre, daraus zu folgern, persönliche Verbitterung habe Liebknecht und Rosa Luxemburg zu r’ücksichtloöer Be­

kämpfung der Scheidemann-Politik getrieben. Solche Klein’

lichkeit lag dem altruistischen Wesen der Beiden völHg fern.

Beide waren als Menschen liebenswerthe Persönlichkeiten, voll von menschlicher Güte und feinem Verständniß für alle Men- lichkeiten; unerbittlich nur in ihren Weltanschauungforderunr gen. Hier waren sie unversöhnliche Fanatiker, Besessene der Idee, jeder Hingabe fähig, aber auch von Anderen bedingung­

lose Hingabe fordernd. Und daß Menschen solcher Art, die das verhaßte System durch brutale Verfolgung zu Märtyrern gestempelt hatte, bei ihren Anhängern eine Verehrung von religiöser Inbrunst genossen, ist dem Psychologen kein Räthsel.

Der Spartakusbund war während des Krieges nur die

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•le id e n sc h a ftlic h ste F o rm d e r p r o le ta r is c h e n A u fle h n u n g g e g e n d a s V e rb re c h e n d e s K rieg e s u n d d ie H e h le rp o litik d e r IV lehrheit- so z ia lis te n . S ie u n te rs c h ie d sic h n u r in d e r N u a n c e v o n d e r P o litik d e r a n d e r e n U n a b h ä n g ig e n . A llm ä h lic h e r s t v o llz o g sic h ( g e r a d e w ä h r e n d d e r Z eit, w o m a n L ie b k n e c h t u n d R o sa L u x e m b u rg d u r c h E in k e rk e ru n g u n s c h ä d lic h g e m a c h t h a tte ) e in W a n d e l. D e r B o lsc h e w ism u s b e g a n n , a u f S p a r ta k u s a b - .z u fä rb e n . In L ie b k n e c h ts K a m p f g e g e n d e n d e u ts c h e n I m ­ p e r ia lis m u s u n d d ie JV iehrheitler h a tte d a s e th is c h e M o m e n t, h a tte n S c h u ld f ra g e u n d K rie g s m e th o d e n g r o ß e B e d e u tu n g g e ­ h a b t. R o s a L u x e m b u rg h a tte in ih r e r J u n iu s -B ro c h u re d a s M ä rc h e n v o m V e r th e id ig u n g s k r ie g e b e n s o s c h o n u n g lo s z e r ­ fe tz t, w ie T ro tz k ij in s e in e r S tre itsc h rift; e in e r g lä n z e n d e n P h ilip p ik a g e g e n d e n d e u ts c h e n Im p e ria lis m u s u n d d e s se n so z ia listisc h e S c h rittm a c h e r. B ald a b e r fa n d e n d ie T ro tz k ij, L e n in u n d R a d e k ih re n ,» p rin z ip ie lle n " S ta n d p u n k t. J e d e E in z e l­

s c h u ld , v o n P e r s o n e n , C liq u e n o d e r N a tio n e n is t h ie r a u s ­ g e lö s c h t, d e r e in z ig e S c h u ld ig e b le ib t d e r K ap italism u s. D ie se r K a p ita lis m u s is t in allen L ä n d e rn u n d Z o n e n u n d u n te r d e n v e r s c h ie d e n s te n w ir t s c h a f t l i c h e n ,und h isto ris c h e n B e d in g u n g e n d a s se lb e D in g u n d e r z e u g t ü b e r a ll d e n se lb e n W e c h s e lb a lg , d e n Im p e ria lis m u s . D e s h a lb ist e s zw e ck lo s, g e g e n ein z e ln e P e r s o n e n o d e r S c h ic h te n A n k la g e zu e r h e b e n ; d a s S y ste m tr ä g t d i e le tz te u n d e ig e n tlic h e S c h u ld : d e r K a p ita lism u s. D iesem S y ste m g ilt d a r u m d e r K a m p f; e s m u ß fa lle n , d e n n so la n g e e s le b t, r e g t sic h a u c h n o c h r a f fg ie r ig d e r I m p e ria lis m u s , d e r S c h ü r e r n e u e r, n o c h s c h e u s ä lig e re r K riege. D e r K a p i­

ta lism u s ist m it d e r W u rz e l a u s z u r o d e n , je d e S c h o n u n g v e r ­ e w ig t d e n V ö lk e rm o rd . A b rü s tu n g , V ö lk e rb u n d u n d S c h ie d s ­ g e r ic h t s in d n u r d ie Illu sio n e n b ü r g e r lic h e r W irrk ö p fe , sin d n ic h ts a ls H e u c h e lp h r a s e n d e s E n te n te -Im p e ria lis m u s , d e r d a ­ h in te r n u r s e in e W e ltb e h e r r s c h u n g p lä n e v e rb irg t. N ic h t m in d e r is t d ie D e m o k r a tie e in e listig e B o u rg o is ie e rfin d u n g , ein k a p i­

ta listisc h e r B e sc h w in d e lu in g v e rsu c h . F o r t d a ru m m it V ö lk e r­

b u n d u n d P a z ifis m u s ! F o r t m it d e r D e m o k ra tie ! D e r w ir k ­ lic h e D a u e rf r ie d e k a n n n u r d u r c h d e n S ie g d e s p ro le ta ris c h e n I n te r n a tio n a lis m u s , d u r c h d ie s o z ia lis tis c h e W e ltre v o lu tio n g e ­ s ic h e r t w e rd e n . D a r u m kein K o m p ro m iß m it d e m K a p ita lism u s u n d d e r D e m o k ra tie . N ie d e r m it d e m P a r la m e n ta ris m u s ! E s le b e d a s R ä th e s y s te m ! A lle M a c h t d e n A rb e ite rn u n d S o ld a te n !

In R u ß la n d s e lb s t h a t m a n s e it fü n fv ie rte l J a h re n n a c h d ie s e r L e h re z u w ir th s c h a fte n v e rs u c h t. U n d n ic h t n u r g la u b -

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190 Die Zukunft

•hafte B ü rg e rlic h e , s o n d e r n a u c h b e w ä h rte , im K a m p f e r p r o b t e G e n o s s e n , M e n sc h e w ik i u n d S o z ia lre v o lu tio n ä re , h a b e n u n s s e itd e m d ie W irk u n g e n d ie s e s a b e n te u e r lic h im p ro v isirte n „ S o ­ z ia lis m u s " g e s c h ild e r t. D ie I n d u s tr ie z e r rü tte t, d e r V e rk e h r in s S to c k e n g e b r a c h t, d ie S tä d te e n tv ö lk e rt, d ie A rb e ite r aufs- L a n d g e trie b e n u n d v e rb a u e r t, d ie B e v ö lk e ru n g a u s g e h u n g e rt, u n d v o m N ö th ig s te n e n tb lö ß t, Z e h n ta u s e n d e im w a h r s te n W o r t­

s in n v e r h u n g e rt, d ie P re ß fr e ih e it u n te rd r ü c k t, je d e O p p o s itio n b lu tig n ie d e r g e s c h la g e n , d e r T e r r o r in s c h r a n k e n lo s e r H e r r ­ s c h a f t. D a ß sic h in e in e m A g ra r la n d m it u n e n tw ic k e lte r I n ­ d u s tr ie , o b e n d r e in n a c h d e m a llg e m e in e n w irth s c h a f tlic h e n u n d m o ra lis c h e n N ie d e r tjr u c h , in e in e m L a n d e m it a c h tz ig P ro z e n t A n a lp h a b e te n n ic h t d u r c h D e k r e te u n d d ie „ S c h ö p f e rk r a f t d e r M a s s e n “ , b in n e n J a h r u n d T a g ein s o z ia lis tis c h e s D o ra d o sc h a ffe n lä ß t, m u ß te Jedfem k la r se in , d e m v o lk s w ir ts c h a f tli c h e T h a ts a c h e n u n d m e n s c h lic h e F ä h ig k e ite n u n d C h a ra k te r e ig e n ­ e ig e n s c h a fte n kein Buteh m it sie b e n S ieg e ln sind< D aß H u n d e r t­

ta u s e n d e d e u ts c h e r A rb e ite r d e m b o lsc h e w istisc h e n E v aq g e liu m g lä u b ig la u s c h te n , is t tr o tz d e m kein W u n d e r . Ih re F ü h r e r d e n e n sie v e r tr a u te n , e r z ä h lte n ih n e n ja g a n z a n d e r e D in g e . D ie V e rle g e n h e ite n d e r B o lsc h e w ik i e n ts p r a n g e n d a n a c h n ic h t d e m S y ste m , d e m ü b e r s tü r z te n E x p e rim e n t, d e r U n re ife d e r s o z ia le n Z u s tä n d e , d e r U n z u lä n g lic h k e it d e r O r g a n is a tio n u n d d e s M e n s c h e n m a te r ia ls , s o n d e r n n u r ä u ß e r e n Z u fä llig k e ite n , d e r U n e r r e ic h b a r k e it v ie le r R o h s to ffq u e lle n a n d d e r S a b o ta g e d e r B o u rg e o isie . V o n d e r b e is p ie llo s e n K n e b e lu n g d e r O e ffe n t- lic h en M e in u n g u n d d e m M a s s e n te rro r e r z ä h lte n d ie A p o ste l d e s B o ls c h e w is m u s d e n d e u ts c h e n A rb e ite rn n ic h ts, um s o m e h r a b e r v o n d e n o r g a n is a to r is c h e n W u n d e r th a te n d e r S o- z ia lis iru n g , f ü r d ie s ie d ic k e B ^ n d e d e r s c h ö n s te n D e k re te als B e le g e b e ib r a c h te n . P a p ie r n e B elege. D ie S c h a tte n s e ite n d e s B o ls c h e w is m u s le rn te n d ie d e u ts c h e n A rb e ite r f a s t n u r d u r c h d ie b ü r g e r lic h e u n d m e h rh e its o z ia lis tis c h e P re s s e k e n n e n . Dies©

P re s s e a b e r h a tte ja v ie r J a h r e la n g s o s y s te m a tis c h d e r U n - 'w a h rh a ftig k e it g e d ie n t, d a ß a u c h je tz t ih re r D a r s te llu n g g e g e n ­ ü b e r je d e s M iß tra u e n g e r e c h tf e r tig t sc h ie n .

M in d e r e r k lä rlic h b le ib t d ie B e k e h r u n g L ie b k n e c h ts u n d R o s a L u x e m b u rg s zu m B o lsc h e w ism u s. W ie w a r e s m ö g lic h , d a ß sc k lu g e u n d k r itis c h e K ö p fe sic h n ic h t g e g e n d ie u n g e h e u r e S im p liz itä t d e r n e u e n H e ils le h re s tr ä u b t e n ? Z u m a l sic h w ä h ­ r e n d d e r H a f t ih r V e r s ta n d u n d m e n s c h lic h e s E m p fin d e n o f t g e n u g d a g e g e n a u f b ä u m te n . N o c h a b e r is t n ic h t d u r c h a u s ­

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g e w iß , d a ß sie w irk lic h in a lle n P u n k te n g e tre u e J ü n g e r L e n in s u n d T ro tz k ijs g e w o r d e n w a re n . Ih re m in n e rs te n E m p fin d e n e n ts p ra c h d ie L o s u n g : W id e r d e n K a p ita lism u s u n d f ü r

■die W e ltre v o lu tio n . A b e r ü b e r d a s T e m p o d e r B e w e g u n g u n d d ie T a k tik d a c h te n s ie v ie lle ic h t d o c h a n d e r s a ls ein T h eil ih r e r A n h ä n g e rs c h a f t. W a r e n s ie d o c h a u f ih re m P a r te ita g s o ­ g a r f ü r d ie W a h l b e t e i l i g u n g u n d f ü r d ie A u s n u tz u n g d e r P a r ­ la m e n ts tr ib ü n e ; d ie M e h rh e it d e r D e le g ir te n m e h rh e it verw arf s o lc h e „ K o m p r o m is s e le i" u n w illig .

D a f ü r, d a ß d e r S p a r ta k is m u s sich' im m e r h e ftig e r g e b e r ­ d e te u n d e s s c h lie ß lic h z u b lu tig e n Z u s a m m e n s tö ß e n k a m , tr ä g t .a b e r a u c h d e r M e h rh e its o z ia lis m u s d ie H a u p tv e r a n tw o r tu n g . H ä tte n P a r te iv o r s ta n d u n d F ra k tio n , h ä tte n d ie P a rte i- u n d G e - w e r k s c h a f tb e a m te n n ic h t b e i K rie g sb e g in n d e n S o z ia lis m u s w ie e i n e u n b e q u e m e B ü r d e v o n s ic h g e w o rfe n , s o n d e r n w ä h r e n d d e s K rie g e s n a c h P a r te is a tz u n g u n d P flic h t f ü r V ö lk e r v e rs tä n ­ d ig u n g u n d D e m o k r a tie u n e r s c h ro c k e n g e k ä m p f t: w ie g a n z a n d e r s h ä tte n sie n a c h d e m Z u s a m m e n b ru c h d e s M ilita ris m u s d e m P r o le ta r ia t g e g e n ü b e r g e s ta n d e n ! H ä tte e in e in G e fa h r e n -erp ro b te, in ih r e n G r u n d s ä tz e n u n b e u g s a m e F ü h r e r s c h a f t d ie A rb e ite r ü b e r d ie I r r th ü m e r u n d G e f a h r e n d e s B o lsc h e w ism u s b e le h r t, ih re W a r n u n g e n w ä r e n n ic h t in d e n W in d g e s c h la g e n w o rd e n . H ä tte sie ih n e n d ie S c h w ie rig k e ite n h a s tig e r S oziali- s ir u n g a u s e in a n d e r g e s e tz t u n d ih n e n b e w ie se n , d a ß d e r k lu g e u n d z ä h e G e b r a u c h d e s W e r k z e u g e s d e r D e m o k ra tie n ic h t n u r s ic h e r , s o n d e r n a u c h am S c h n e lls te n z u r B e fre iu n g d e r A r ­ b e ite rk la s s e f ü h r t, sie h ä tte n in allen K re ise n d e r A rb e ite rs c h a f t d a f ü r V e r s tä n d n iß g e fu n d e n . S o a b e r s ta n d e n d ie s e F ü h r e r v o r d e m so z ia listis c h g e b lie b e n e n , re v o lu tio n ä r e n T h e il d e r A r ­ b e ite rs c h a f t a ls R e n e g a te n u n d zw ie fa c h e K o n ju n k tu rp o litik e r, u n w e r th je d e s V e r tr a u e n s u n d je d e s n e u e n V e r ra th e s v e rd ä c h tig . S e lb s t d a , w o sie e s g a n z e h r lic h m e in te n , h a fte te a n ih n e n d e r F lu c h d e s M iß tra u e n s .

Z u d e r S c h u ld d e r V e rg a n g e n h e it a b e r f ü g te n sie n e u e F e h le r. S ie p a k tir te n m it d e n a lte n G e w a lte n . U n d a l s d ie r a d ik a le A rb e ite rs c h a f t sic h g e g e n e in so z w e i­

d e u tig e s R e g im e n t a u fle h n te , g riff m a n , n a c h d e n M e th o d e n d es P o lize istaates, m it p lu m p e r F a u s t ein . A m fü n fte n D e z e m b e r k o n n te n z w e ita u se n d U n te ro ffiz ie re in g esch lo ssen e m ' Z u g e u n ­ b e h e llig t d u r c h d ie S tra ß e n z ieh e n . A ls a b e r am s e c h s te n D e ­ z e m b e r sp a rta k istisc h e S o ld a te n g r u p p e n d a s s e lb e R e c h t f ü r

« ic h f o r d e r te n , s p e r r te m a n ih n e n d e n Z u tr itt z u m S ta d tin n e re n

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u n d f e u e rte a u f sie, d ie W a ffe n lo se n , m it M a s c h in e n g e w e h re n . A u s d ie se r e r s te n k o p flo se n S ch ie ß erei e n tw ic k e lte n sic h a l le w e ite re n Z u s a m m e n s tö ß e . B o lsc h e w ik isc h e r F a n a tism u s, ein W e - j i i g L o ck sp itze le i u n d m e h rh e itso z ia listisc h e r M a c h tw a h n s c h ü r te n d e n K o n flik t b is zu d e n S tra ß e n k ä m p fe n d e s J a n u a r u n d d e r a b ­ s c h e u lic h e n H in m e tz e lu n g L ie b k n e c h ts u n d d e r L u x e m b u rg .

S c h o n e in m a l e r le b te m a n d a s F iask o d e r G e w a ltp o litik - W ill m a n d u r c h a u s e in n o c h fü rc h te r lic h e r e s e rle b e n ?

D i e U n a b h ä n g i g e n

A m n e u n te n N o v e m b e r b ild e te d ie U n a b h ä n g ig e S o zia l­

d e m o k ra tis c h e P a rte i g e m e in s a m m it d e n M e hrheitsozialisten;

d ie P ro v is o ris c h e R e g iru n g . S ieb e n W o c h e n s p ä te r s a h e n sic h d ie U n a b h ä n g ig e n z u m R ü c k tritt g e z w u n g e n . W a r also d e r E in ­ tr itt in d ie R e g ir.u n g ein f a ls c h e r Z u g g e w e se n ? N e in . E r e n ts p ra c h d e m p o litisc h e n G e b o t d e r S tu n d e ; u n d d e n A u s tritt a u s d e m K a b in e t h a b e n n ic h t e ig e n e , s o n d e r n f re m d e F e h le r b e w irk t.

D ie U n a b h ä n g ig e n s a h e n all ih r e H o ffn u n g e n erfü llt. D e r T h ro n la g z e rs c h m e tte rt, d e r M ilita rism u s w ar z e rb ro c h e n , die S ta a tsg e w a lt h a tte v o r d e r re v o lu tio n ä r e n A rb e ite rs c h a ft k a p itu lirt.

D ie U n a b h ä n g ig e n h a tte n d ie R e v o lu tio n n ic h t „ g e m a c h t" . H e r r Jo ffe h a t m it v ie len M illio n en R u b e ln g e p r a h lt, d u r c h d ie e r d ie R e v o lu tio n in D e u ts c h la n d a u f d ie B e in e g e b r a c h t habe,, u n d d e r V o lk s b e a u ftra g te B a rth h a t sto lz v o n d e n z w e ita u se n d R e v o lv e rn g e s p ro c h e n , m it d e n e n e r die b e r lin e r A rb e ite r b e ­ w a ffn e t h a b e . - I c h d e n k e n ic h t d a ra n , die K ü h n h e it u n d den.

N u tz e n d ie s e r u n d a n d e r e r o r g a n is a to r is c h e r V o rb e re itu n g e n h e r a b z u s e tz e n ; a b e r L ie b k n e c h t k o n n te m it R e c h t B a rth e r ­ w id e rn , e in e s o g ig a n tis c h e U m w ä lz u n g se i n ic h t d u rc h V e r­

s c h w ö r u n g e n u n d P u ts c h e b e w irk t w o rd e n , s o n d e rn , n a c h E r ­ f ü llu n g 'd er re v o lu tio n ä re n V o rb e d in g u n g e n , w ie ein E le m e n ta r- e re ig n iß h e r e in g e b ro c h e n . A b e r d ie U n a b h ä n g ig e n h a tte n dieses.

E re ig n iß se it J a h re n v o ra u s g e s a g t, sie h a tte n d e n e rh o ffte n Sieg;

d e r D e m o k r a tie m it all ih re n K rä fte n v o rb e re ite t, sie h a tte n d e n s tä r k s te n E r b a n s p r u c h a u f d ie p o litis c h e M a c h t.

D e n n o c h w a r e s v e rn ü n ftig , d a ß sie d ie se M a c h t m it den- M e h rh e itle rn th e ilte n . A llein w a re n sie zu sc h w a c h , a n M assen w ie a n F ü h r e r n . N o c h v e rfü g te n d ie M e h rh e itle r ü b e r den*

g r ö ß e r e n A n h a n g u n d d e n s tä rk e re n O rg a n isira p p a ra t. D ie U n ­ a b h ä n g ig e n 'm u ß te n , a u c h n a c h d e m W ille n d e r S o ld a te n , e n t ­ w e d e r <mit d e r M e h rh e it Z u sa m m e n g e h e n o d e r a u f d ie R e g ir u n g verzichten» V e rz ic h te te n sie aber,, s o d r ä n g te n sie d ie M e h rh e itle r

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s o f o rt n ac h re c h ts, in A n s c h lu ß a n d a s B ü rg e r th u m . D ie ein zig e H o ffn u n g , b lie b d a n n ein e zw eite R e v o lu tio n , die, w ie in R ußland^

d ie b ü rg e rlic h -s o z ia lis tis c h e R e g ir u n g s tü r z te u n d d e n lin k en F lü g e l d e s P ro le ta ria te s allein a n s R u d e r b ra c h te . O b a b e r d ie E n tw ic k e lu n g in D e u ts c h la n d bei d e r g a n z a n d e r s g e a rte te n so zialen S tr u k tu r d ie se n V e rla u f n e h m e n w ü rd e , w a r fra g lic h . U n d se lb s t w e n n m it d ie se r T e n d e n z z u m R a d ik a lism u s b e s tim m t zu r e c h n e n g e w e se n w ä r e : d ie H a u p tf r a g e blieb, o b B ü rg e rk rie g o d e r 'B o lsc h ew ism u s d e n n w irk lich so e r s tr e b e n s w e rth e D in g e seien. N ic h ts s ta n d in d ie se m A u g e n b lic k d e r a u fric h tig s te n D e m o k ra tie 'u n d d a m it d e r fe ste ste n F u n d a m e n tir u n g p ro le ta r i­

s c h e r M a c h t im W e g e , n ic h ts d e r a llm ä h lic h e n S o zia lisiru n g . A lle V o rb e d in g u n g e n w a re n g e g e b e n . E s w ä re T h o rh e it, w ä r e R e v o lu tio n is te n ro m a n tik g e w e se n , sic h je d e s E in flu s s e s zu b e ­ g e b e n , u m se in S ch ifflein e r s t e in e r n e u e n W o g e a n z u v e r tra u e n . U e b e r d ie M e h rh e itso z ia liste n b ra u c h te m a n sic h d e s h a lb n o c h keine Illu sio n e n zu m a c h e n . W a s sie w ä h r e n d d e s K rieg e s g e s ü n d ig t, k o n n te u n d d u r f te ih n e n n ic h t v e rg e sse n w e rd e n . D e sh a lb w ar a u c h ein e W ie d e rv e re in ig u n g a u s g e sc h lo sse n u n d n u r e in e A rb e itg e m e in s c h a ft m ö g lich , d ie a u f d e n g e m e in s a m e n d e m o k ra tis c h e n ü n d p ro le ta ris c h e n In te re s s e n fu ß te . D e r P la n d e r U n a b h ä n g ig e n w a r a lso g u t u n d sic h erlic h w ä re ih m a u c h E rfo lg b e s c h ie d e n g e w e se n , w e n n e r u n g e s tö rt d u r c h g e f ü h r t w o rd e n 'und w e n n d ie P a r te i d e r U n a b h ä n g ig e n in n e rlic h e in ig g e w e se n w ä re . L e id e r zerfiel sie in d re i G r u p p e n : K au tsk y , L e d e b o u r, S p a rta k u s . U n d n u r d ie e r s te d ie s e r d re i G ru p p e n h ie lt d e n e rn s tlic h e n V e rs u c h d e r A rb e itg e m e in s c h a ft m it d e n M e h rh e itle rn f ü r g e b o te n . S o fe h lte d e n U n a b h ä n g ig e n in d e r R e g ir u n g v o n v o rn h e re in d ie A u to ritä t, d ie sie g e r a d e s o lc h e n P a r tn e r n g e g e n ü b e r b ra u c h te n . S ta tt sic h m it v o lle r K ra ft ih r e r R e g iru n g a rb e it ‘u n d d e r P r o p a g a n d a f ü r die P a rte i w id m e n zu k ö n n e n , tn u ß te n sich d ie V e rtr e te r d e r M in d e rh e it m it ih re n W id e rs a c h e rn im e ig e n e n L a g e r h e ru m s c h la g e n . D a d u r c h w u r d e ih re W irk e n s k ra ft g e lä h m t, ih re S te llu n g sc h lie ß lich u n h a ltb a r . D ie P a r te ile itu n g se lb s t h a tte d ie Z ü g e l so la n g e sc h leife n lassen, bis d ie S trä n g e sic h v ö llig v e rw irrte n u n d je d e L e n k u n g u n ­ m ö g lic h w a rd . W ie o f t h a tte m a n d e n M e h rh e itle rn v o rg e w o rfe n , d a ß sie die T h e o r ie u n d d ie T h e o re tik e r, e in s t d e r S to lz d e r P a rte i, V ern ac h lässig t h ä tte n , z u G u n s te n d e r P ra k tik e r u n d O rg a n is a tio n le ite r, d ie n.uln b lin d in d e n T a g h in e in w u rs te lte n . J e tz t «ging es se it J a h r u n d T a g bei d e n .U n a b h ä n g ig e n u n g e f ä h r e b e n so zu . F in e g r ü n d lic h e A u s s p ra c h e fn g rö ß e re m Kreis.

(18)

Die Zukunft;

h a tte c s seit d em k o n s titu ire n d e m P a rte ita g n ic h t w ie d e r g e ­ g e b e n 'u n d d ie S itz u n g e n d e r B e zirk sleite r u n d F u n k tio n ä r e b e s c h ä ftig te n s ic h f a s t n u r m it d e n F ra g e n d e r V e rw a ltu n g u n d d e r A g ita tio n . D a s w a r s e h r w ic h tig ; a b e r d ie s e r lö b lic h e Be- th ä tig u n g d ra ,n g m u ß te s te ts u n d ü b e ra ll u n te r d e r D ire k tio n e i n e r 'k laren th e o re tis c h -p o litis c h e n E rk e n tn iß s te h e n . E s g e ­ n ü g te 'nicht, d a ß m a n d ie M a sse in B e w e g u n g s e tz te u n d d ie R e v o lu tio n v o r b e r e ite te ; m a n m u ß te d e r M asse a u c h zeig en , w e lc h e P ro b le m e ih r e r n a c h d e m e rw a rte te n Z u s a m m e n b ru c h d e s a lte n S y ste m s h a r r te , w e lc h e A u fg a b e n sie z u lö se n u n d w elc h e F e h le r sie z u v e rm e id e n h a ^ e .

.A ber n u r d e r S p a rta k is m u s u n d d e r B o lsc h e w ism u s trie b r ü h r i g e P r o p a g a n d a ; d ie w irk lic h so z ia ld e m o k ra tis c h e S c h u lu n g d e r M a ssen u n te rb lie b . U n d w o s ie v e rs u c h t w u rd e , w u r d e sie sa b o tir t. D ie m e is te n P arteiblättej* h ie lte n es f ü r ih re P flic h t u n d d a s b e s te M ittel d e r re v o lu tio n ä re n A n fe u e ru n g , d ie V o r­

g ä n g e in R u ß la n d g a n z 'im S in n d e r L e n in u n d T ro tz k ij d a r z u ­ ste lle n . N o c h , a ls b e w ä h rte G e n o s s e n , e h e m a lig e Z im m e rw a ld e r, e r s c h ü tte r n d e H ilfe ru fe n a c h D e u ts c h la n d s a n d te n , d e n B o l­

s c h e w is m u s als d e n R u in R u ß la n d s u n d d e s ru s s is c h e n S ozi­

a lism u s a n k la g te n u n d a n h a rte n , b lu tig e n T h a ts a c h e n d ie e n t­

se tzlich e S c h re c k e n s h e rrs c h a ft d e s B o lsc h e w ism u s e rw ie sen , v e r­

sc h lo ß sic h d ie P re s s e d e r U n a b h ä n g ig e n d ie s e r W a h r h e it.

B e rn s te in u n d a n d e r e P a rte im itg lie d e r, d ie d e n T e rro ris m u s e in e r M in d e rh e it a u c h d a n n b e k ä m p fe n z u m ü ss e n g la u b te n , w e n n e r v o n S o zia listen a u s g in g , w u rd e n als s e n tim e n ta le P o ­ litik a ste r v e rs p o tte t, ih re A rtik el se lb s t a b e r d e n L ese rn v o re n t­

h a lte n . A ls Kajutsky sic h d u r c h d ie m aß- u n d k ritik lo se B o l­

s c h e w ik e n v e r h e r rlic h u n g g e n ö th ig t sa h , in e in e r a u s g e z e ic h n e te n B r o c h u r e d a s P ro b le m M in d e rh e itd ik ta tu r o d e r D e m o k ra tie in a lle r S c h ä rfe zu s te lle n u n d m it h e rz h a fte r E n ts c h ie d e n h e it zu G u n s te n d e r D e m o k ra tie z u b e a n tw o rte n , w u rd e d ie se S ch rift u n s e re s e r s te n T h e o re tik e rs, d ie z u r A u fh e llu n g d e r v e r d u n ­ k e lte n K ö p fe in H u n d e r tta u s e n d e n v o n E x e m p la re n h ä tte v er­

b r e ite t w e r d e n m ü sse n , n a h e z u to tg e sc h w ie g e n .

D ie F o lg e n b lie b e n n ic h t a u s . N ic h ts sc h ien d e n re v o lu ­ tio n ä re n A rb e ite rs c h ic h te n n a tü rlic h e r a ls d e r V e rsu c h , a u c h in D e u ts c h la n d d ie „ R e v o lu tio n ü b e r sic h h in a u s z u tre ib e n " , w ie d a s m o d is c h e S c h la g w o rt la u te te . M an trie b a u c h p o litisc h e S a b o ta g e u n d d u r c h k r e u z te d ie A b sic h te n d e r u n a b h ä n g ig e n R e g iru n g m itg lie d e r. A u f d e m R e ic h sk o n g re ß d e r A rb e ite r- u n d S o ld a te n - R ä th e le h n te d ie M e h rh e it d e r u n a b h ä n g ig e n V e r­

tr e te r u n te r d e r F ü h r u n g L e d e b o u rs d e n E in tritt in d en C e n tra l-

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